1-Russische Zaren

January 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Geschichte, Weltgeschichte
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Russische Zaren 1682 - 1918

zusammengefasst und illustriert von Heiner Kranz

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Vorbemerkung Die Geschichte des Zarentums wird etwas deutlicher, wenn man die Namen der nachfolgend genannten Personen versteht. Im russischen Sprachgebrauch stehen zuerst der Vorname, dann der Vatersname und dann der Familienname. Der Vatersname wird gebildet aus dem Vornamen des Vaters mit der angehängten Silbe -itsch bei männlichen bzw –owna oder -ewna bei weiblichen Nachkommen. Bei den Zaren lässt man natürlich den Familennamen Romanov oder Romanova weg, weil der ja bekannt ist. Andererseits muss man die Übersetzung der bekanntesten Vornamen kennen: deutsch

russisch

Sohn

Tochter

Alexander

Alexej

Alexewitsch

Alexejewna

Friedrich

Fjodr

Fjodorowitsch

Fjodorowna

Nikolaus

Nikolaj

Nikolajewitsch

Nikolajewna

Paul

Pavel

Pavelowisch

Pawlowna

Peter

Pjotr

Petrowitsch

Petrowna

Katharina

Ekaterina

So war beispielsweise Peter III, Sohn des deutschen Herzogs zunächst Karl Peter Ulrich Herzog von Holstein-Gottorp. Seine Mutter Anna Petrowna, also die Tochter von Peter (Peter-owna = Petrowna). Sie war verheiratet mit Karl Friedrich von Holstein-Gottorp. Der russische Name ihres Sohnes Peter war deshalb Pjotre Fjodorowitsch. Meine Tochter Katharina würde in Russland Ekaterina Gendrichowna Kranzowna heißen – das macht schon was her. Problematisch ist auch die Transscription der kyrillischen Schrift. So wird das russische Рома́нов zu Romanow, Romanov oder Romanoff. An den oben genannten Namen erkennt man noch eine Besonderheit der deutsch-russischen Beziehungen. Die Dynastien waren vielfach miteinander verbunden. Die Romanows heirateten vorzugsweise deutsche Prinzessinnen. In der Zeit ihrer Herrschaft trat die Dynastie in verwandtschaftliche Beziehungen zum Preußischen Königshaus (Alexandra Fjodorowna, 1798-1860), zu den Herzögen von Mecklenburg, zu den Herzögen von Württemberg (Maria Fjodorowna, 1759-1828),

2 zu den Herzögen von Hessen (Natalia Alexejewna, 1755-1776; Maria Alexandrowna, 1824-1880) sowie zu den Markgrafen von Baden-Baden (Jelisaweta Alexejewna, 1799-1826). Eine besondere Rolle am russischen Hofe spielten die Dynastien von Lichtenberg und Oldenburg. Die erste deutsche Prinzessin, die nach St. Petersburg kam, war Sophie Christine Charlotte Kronprinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel (1694-1715). Sie heiratete Zarewitsch Alexej Petrowitsch, den Sohn Peters I., und war die Mutter des russischen Zaren Peter II. (ab 1727). Auch war sie die erste deutsche Prinzessin, die in der Familiengruft der Romanows in der Peter-Pauls-Kathedrale in St. Petersburg beigesetzt wurde. Auch Katharina die Große war eine deutsche Prinzessin (1729-1796). Als Prinzessin Sophie Charlotte Friederike Auguste von Anhalt-Zerbst heiratete sie 1745 den russischen Thronfolger, den künftigen Zaren Peter III. Die Zarin Maria Fjodorowna war eine geborene Prinzessin von Württemberg. Die Gattin von Zar Paul I., Maria Fjodorowna, und Herzogin Friederike, Gattin von Peter Friedrich Ludwig Herzog von Holstein-Oldenburg, waren leibliche Schwestern. Somit war Alexander I, der Sohn von Paul I. und Maria Fjodorowna, zugleich Neffe des Herzogs von Oldenburg. 1809 heiratete Großfürstin Katharina Pawlowna, die Lieblingsschwester Alexanders I., Peter Friedrich Georg Prinz von Oldenburg (1784-1812). Er wurde Mitglied der Kaiserlichen Familie und erhielt den Titel "Kaiserliche Hoheit". 1812 wurde der Sohn Konstantin Friedrich Peter (Pjotr Georgijewitsch) geboren. Die Gattin von Pjotr Georgijewitsch war Theresia Wilhelmine Isabella Charlotte Prinzessin von Oldenburg, geb.von Nassau-Weilburg (1815-1871). Friedrich Konstantin (Alexander Petrowitsch) war Prinz von Oldenburg (1844-1932). Seine Frau war Prinzessin Jewgenija Maximowna von Oldenburg. Die Großfürstin Maria Nikolajewna war eine geborene Herzogin von Leuchtenberg. Maximilian Jewgeni Josef Napoleon (1817-1852) war Herzog von Leuchtenberg, ein Enkel des bayerischen Königs und Ehemann der Großfürstin Maria Nikolajewna. Der Sohn von Prinz Alexander, Pjotr Alexandrowitsch von Oldenburg (1868-1924) war verheiratet mit Olga Alexandrowna (1882-1960), der jüngsten Schwester von Zar Nikolai II. Die letzte deutsche Prinzessin und gleichzeitig die letzte russische Zarin war Alexandra Fjodorowna (Alice Victoria Helen Beatrice Prinzessin von Hessen-Darmstadt 1872-1917), die Gattin von Zar Nikolai II. Sie wurde erst 1998 in der Peter-Pauls-Kathedrale beigesetzt. Mit dem Tod ihres Mannes und ihres Sohnes endete die direkte Erbfolge des Hauses Romanow.

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Regenten der Romanov Dynastie von 1613-1917

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Peter der Große,

30. 5.1672 in Moskau - 28 Jan. 1725, Zar seit 27 Apr. 1682.

Der junge Zar Peter Sohn des Zaren Alexis Mikhailowich (1629 - 1676) und der Zarin von seiner zweiten Ehe Natalia Kirillowna Naryschkina (1651 - 1694). Er war aktiv in Staatsangelegenheiten , militärisch und diplomatisch. Peter war zweimal verheiratet: Seine erste Ehefrau war Eudoxia Fyodorowna Lopukchina (1669 - 1731). Aus dieser Ehe stammt sein erster und einziger Sohn, Aleksej (1690-1718). Seine zweite Ehefrau war Marta Alexeewna Skawronskaja (16831727; spätere Zarin Katharina I.), welche Peters enger Freund Alexander Menschikow, dem Zaren vorstellte. Sie war die Tochter eines litauischen Bauers. Aus dieser Ehe stammen neun Kinder. Alle mit Ausnahme von Anna (1708-1728) und Elizabeth (1709-1761) spätere Zarin Elizabeth, starben im Kindesalter.

Peter war 2.03 Meter groß, breitschultrig und muskulös, mit einem hübschen Gesicht und blauen Augen. Er hatte ein ungestümes und energisches Wesen und eine ungemeine Körperstärke. Von all den Zaren, die Russland regierten, stellte keiner eine so staatliche Erscheinung dar wie Peter der Große. Er schwang selbst die Axt, um eine Kriegsflotte bauen zu helfen und Dienste sogar als Korporal in seiner eigener Armee. Obwohl er in den prächtigen Palästen mit aller Bequemlichkeit leben konnte, wohnte er oft zufrieden in einer kleinen Hütte mit 2 Zimmern. (Haus Peters des Grossen). Der russische Adel umschmeichelte ihn nicht allein wegen seiner kriegerischen Erfolge, er aber suchte die Gesellschaft von Ausländern und einfachen Bauern. Er konnte ein sanfter und strahlender Mensch sein und im nächsten Augenblick wieder Ivan dem Schrecklichen gleichen. Seine Grausamkeit aber hatte das Ziel ein faules, unwissendes und uraltes Russland zu Macht und Größe anzutreiben. Sein ganzes Leben lang, setzte er seine ungeheuere Kraft und seine Energie daran Russland zu modernisieren. Es scheint, als sei die Zeit in Russland stehen geblieben. Die Technik entspricht dem Wissensstand des Mittelalters. Peters Politik zielt auf Modernisierung und Expansion. Seine Anregungen holt er sich in einer Siedlung, die nur fünf Kilometer von Moskau entfernt ist - in der Kolonie der Ausländer. Er schließt Freundschaft mit dem holländischen Kaufmann Franz Timmermann. Mit dessen Hilfe lernt er den Umgang mit

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nautischen Geräten und das Segeln. Seit seiner Kindheit interessierte sich Peter für Segelboote. Er besaß ein eigenes Segelboot und lernte damit umzugehen. Mit den Jahren entwickelte sich eine große Leidenschaft für die Schifffahrt und Navigation. Im Jahre 1694 verlässt erstmals ein russischer Zar das Festland. 1695 gründet Peter schließlich die russische Marine und begann mit dem Aufbau der russischen Flotte, die sich nach dem westlichem Vorbild orientierte. Zwei Jahre später kann der junge Regent seine Seetüchtigkeit in der Kriegsführung einsetzen. Er erobert mit seiner neuen Streitkraft und westlicher Militärtechnik die osmanische Festung Asow am unteren Don. Die geglückte Unterwerfung verhilft dem Zaren nicht nur in Russland zu großer Anerkennung. Auch in Europa wird man auf den 24Jährigen aufmerksam. Peters Wissenshunger wird immer stärker. Er begibt sich in Europa auf die Suche nach neuen Ideen und Techniken, die zur Modernisierung Russland beitragen sollen. 1697 reist er inkognito über Riga, Berlin und Hannover nach Amsterdam. Peter ist begeistert von den einheimischen Schiffsbauern und schickt Hunderte von ihnen nach Russland. Doch, damit nicht genug. Er selbst lernt die Kunst des Schiffsbaus und heuert unter dem Namen Peter Michailow einige Zeit auf einer Werft als einfacher Zimmermann an. Er lässt sich in England in die Geheimnisse der Astronomie einweihen und erforscht er die Neuheiten der Medizin. In der Kunstkammer kann man sogar die von Peter persönlich gezogenen Zähne seiner Patienten sehen. Seine Reise endet allerdings plötzlich mit der Nachricht einer Revolte der traditionellen Strelitzen in der Heimat. In Krakau angekommen, erfährt er, dass der Aufstand bereits niedergeschlagen ist. 1.800 Rebellen sind in Gefangenschaft genommen, viele werden öffentlich hingerichtet. Kurz nach seiner Rückkehr begann Peter seine Ideen, die er während seiner Europareise sammelte zu verwirklichen, und erließ eine Vielzahl an Reformen die das alltägliche Leben betrafen. Peters engster

Seine zweite

Freund und Bera-

Ehegattin und

ter Alexander

spätere Zarin

Menschikow

Katharina I.

Peter als Zimmermann

Peters Wissenshunger wird immer stärker. Er begibt sich in Europa auf der Suche nach neuen Ideen und Techniken, zur Modernisierung Russlands. 1697 reist er inkognito über Riga, Berlin und Hannover nach Amsterdam. Peter ist begeistert von den einheimischen Schiffsbauern und schickt Hunderte von ihnen nach Russ-

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land. Er selbst lernt die Kunst des Schiffsbaus, heuert unter dem Namen Peter Michailow einige Zeit auf einer Werft als einfacher Zimmermann an, lässt sich in England in die Astronomie einweihen und erforscht er Neuheiten der Medizin. In der Kunstkammer kann man von Peter gezogene Zähne seiner Patienten sehen. Seine Reise endet allerdings plötzlich mit der Nachricht einer Revolte der traditionellen Strelitzen in der Heimat. In Krakau angekommen, erfährt er, dass der Aufstand bereits niedergeschlagen ist. 1.800 Rebellen sind in Gefangenschaft genommen, viele werden öffentlich hingerichtet. Kurz nach seiner Rückkehr begann Peter seine Ideen zu verwirklichen, und erließ eine Vielzahl an Reformen die das alltägliche Leben betrafen. "Hier werde ich eine Stadt bauen", so überliefert die Legende das Wort des Zaren von 1703. In der sumpfigen Wildnis des Newa-Deltas plant Peter für sein Volk eine neue Hauptstadt, ein Fenster zum Westen. Dabei kümmert ihn kaum, dass Tausende von russischen Bauarbeitern ihr Leben lassen. Viele sterben an Krankheiten wie Sumpffieber oder Skorbut. St. Petersburg - die Stadt, die auf Schlamm und Menschenknochen erbaut wird. Der 17. Mai 1703 gilt als Geburtstag der neuen Kapitale. An diesem Tag beginnt der Zar mit dem Bau der Peter und Pauls-Festung auf der Haseninsel. Der Herrscher lässt den italienischen Architekten und Städtebauer Domenico Rezzini anreisen, um mit ihm Details abzusprechen. Mit seiner Hilfe entsteht in Russland das "Venedig des Nordens", ein Paradies künstlerischer Vollkommenheit und Schönheit. Eine Vielzahl prächtiger Paläste ziert die Stadt. Am berühmtesten ist der Winterpalast, ein prunkvoller Barockbau, der 1762 fertig gestellt wird. 1712 verlegt Peter den Regierungssitz von Moskau nach St. Petersburg. Im "Großen Nordischen Krieg" gegen den schwedischen König Karl XII. kassiert Peter im Jahre 1700 erstmals eine Niederlage. In der historischen Schlacht von Narwa verliert die russische Armee gegen eine zahlenmäßig unterlegende schwedische Truppe. Der Zar lernt aus seinem Misserfolg. Er lässt neue Uniformen und Ausrüstungen anfertigen und die Glocken der einheimischen Kathedralen für Geschütze einschmelzen. Zudem erweitert er seine Kampftruppe. Bauern und Leibeigene lässt er zu Soldaten ausbilden. Im Juli 1709 treffen die verfeindeten Heere erneut aufeinander. Peter siegt überragend mit einer 40.000 Mann starken Armee. Die nächste Auseinandersetzung findet nicht mit einer fremden Macht statt, sondern mit seinem Sohn Aleksej. Er ist das Gegenteil seines Vaters: tief gläubig und ganz und gar dem alten Russland zugetan. Peter stellt ihn vor die Wahl: Entweder Thron oder Kloster. Der Nachfolger wählt den dritten Weg - er flieht. Doch russische Truppen folgen ihm und bringen ihn in sein Heimatland zurück. Peter ist der Annahme, dass sein eigener Sohn eine Verschwörung plant und verurteilt Aleksej zu 40 Schlägen , die dieser mit dem Tod bezahlt. Peter mit seinem einzigen Sohn Alexej

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Nur einen Tag nach dem Tod seines Sohnes feiert der Zar ausgelassen die siegreiche Schlacht gegen die schwedische Armee. Unter "Peter dem Großen" avanciert das russische Reich zu einer der stärksten Weltmächte. Der ehrgeizige Regent führt 21 lange Jahre Krieg und baut das Imperium immer weiter aus. 1721 nimmt er den Kaiser-Titel an. Sein ruhmreicher Lebensweg endet am 28. Januar 1725. "Peter der Große" stirbt an einer Harnwegsinfektion. Ein Jahr zuvor lässt er seine zweite Frau, Katharina I., zur Kaiserin krönen. Sie herrscht nach seinem Tod über Russland.

1709 die entscheidende Schlacht bei Poltowa. Der Sieg über die Schwedische Armee

Katharina I. –

1684 - 1727

Zarin 1725 – 1727 Bestieg den Thron nach dem Tod ihres Ehemannes, des Zaren Peters des Großen. Kinder: Anna Petrowna und (spätere Zarin) Elisabeth Petrowna. Anna Petrowna heiratete Karl Friedrich von Holstein und zog nach Holstein. Ihr gemeinsamer Sohn war der spätere Peter III, der Enkel von Peter dem Großen. Nach der ersten gescheiterten Ehe, verband sich Peter mit einer gut aussehenden Litauischen jungen Frau, welche Peters enger Freund Alexander Menschikow, dem Zaren vorstellte. Sie war die Tochter des litauischen Bauers Samuels Skawronskij. Vor ihrer Annahme zum Russisch- Orthodoxen Glauben trug sie den Namen Martha. Sie wurde 1711 Tsaritsa, und 1721 zur Kaiserin erklärt. 1725 bestieg Katharina nach dem Tod ihres Ehemannes Peter dem Gossen, den Thron. Das verdankte Katharina I. vor allem Fürst Menschikow, der dies für sie arrangierte. Es entwickelte sich sogar eine Affäre zwischen den beiden. Obwohl nur zwei Töchter überlebten, führten Peter und Katharina eine glückliche Ehe. Sie war der erste königliche Inhaber von Tsarskoje Selo. Der Große Palast von Tsarskoje Selo wurde später nach ihr in den Katharinen-Palast umbenannt. Seit Peters Tod führte sie jedoch einen ausschweifenden Lebensstiel und stirbt im Alter von 43 Jahren nach einer kurzer Regierungszeit von nur 2 Jahren. Katharina übergab den Thron an ihren Enkel Peter II. (Sohn von Aleksej).

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Zar Peter II., 1715 - 1730 Zar von 1727 - 1730. Sohn von Tsarewitsch Alexej und Prinzessin Charlotte Christina Sophia von Braunschweig. Enkel von Peter dem Großen und Eudoxia Lopukina (1.Gattin). Bestieg den Thron nach dem Tod der Zarin Katharina I. Peter II. war der Sohn des bereits verstorbenen Aleksej, Peters einzigem Sohn. Er schätzte Sankt Petersburg nicht und verlegte den Hof nach Moskau zurück. Moskau wurde für fünf wieder zur Hauptstadt Russlands. 1730 starb er an Pocken. Peter II. wurde als einziger Zar der Grablege der Zarenfamilie Romanow in der Peter -und Paul -Festung nicht beigesetzt, stattdessen in Moskau.

Anna Iwanowna,

1693 – 1740

Zarin 1730 – 1740 Nichte Peters I., Tochter des Zaren Ivan V Alexewitsch (1666-1696) und Tsaritsa Praskowia Fjodorowna Saltykowa (1664-1723). Bestieg den Thron nach dem Tod ihres Neffen, Zaren Peters II. und wurde 1730 zur Zarin gekrönt. Während Annas Regierungszeit wurde Tzarskoje Selo als ein Landwohnsitz und Jagdhütte verwendet, gehörte allerdings Elisabeth. Sie war korpulent und mollig, kümmerte sich wenig um die Regierungsgeschäfte und zog es vor, ihren Vergnügungen nachzugehen wie dem Jagdsport in einem ihrer Parks. Unter der Zarin Anna erhielt St.-Petersburg den Status der Hauptstadt zurück. Während ihrer Regierungszeit wurde die Hauptstadt in 5 Stadtteile geteilt. Das Zentrum der Stadt wanderte von der Petrograder

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Seite zu der Großen Seite bei der Admiralität. 1732 - 1740 wurden hier städtebauliche Probleme gelöst, die für Jahrhunderte die architektonische "Biographie" St.-Petersburg vorherbestimmt haben. Das von Zarin Anna und ihrer Kommission entworfene 3-strahlige Straßensystem im Zentrum der Stadt behielt bis heute seine Struktur: Newski Prospekt, Gorochowaja Uliza und Wosnessenski Prospekt durchschneiden von der Admiralität aus strahlenförmig den historischen Kern. Anna hatte keinen Sohn und bestimmte deshalb ihren Großneffen (den Enkel ihrer älteren Schwester) zu ihrem Nachfolger, den man als Kleinkind unter den Namen Iwan VI zum Zaren ausrief.

Zar Ivan VI. ,

1740 – 1764, Zar von 1740 bis 1741. Iwan Antonowitsch war der Sohn der Prinzessin Anna Leopoldowna von Mecklenburg und des Fürsten Anton Ulrich Braunschweig von Lüneburg. Die Prinzessin Anna Leopoldowna war die Nichte der Zarin Anna Ivanovna. Ihr Wille war es, dass Iwan als Kleinkind nach ihrem Tod Zar werden sollte. Aber mit juristischen Mitteln gelang es seiner Mutter, dass sie sich am 9. November 1740 selbst zu Monarchin von Russland erklären konnte. Anna Leopoldowa, eine entfernte Verwandte der Romanows, wurde später von Elisabeth, der jüngeren Tochter des Zaren Peter I und der Kaiserin Katharina I. entmachtet (s.u.). Mit Gardeoffizeren ritt sie zum Winterpalast, wo der erst 18 Monate alten Iwan mit seiner Mutter Anna lebte. Die Garde verhaftete Annas Ratgeber, Anna und ihre Familie wurden ins Exil abgeschoben, das unschuldige Kind wurde in eine geheime Zelle in die Festung Schlüsselburg (ca. 30 km. östlich von St. Petersburg) gebracht. 23

Jahre verbrachte der unglückliche junge Zar in einsamer Gefangenschaft. Er konnte kaum sprechen und sein Kerkermeister wusste nicht einmal, wer er war. 1764 unternahm ein unzufriedener Infanterieoffizier eine Verschwörung mit dem Ziel, Iwan zu befreien und ihn auf den Thron zu setzen. Beim Gegenangriff der Zarentruppe auf die Festung wurde Iwan von einem Soldaten auf Befehl erdolcht und starb mit 24 Jahren.

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Elisabeth I

Petrowna, 1709 - - 1761,

Zarin von 1741-1761, kam zur Macht durch Entthronen des Zaren Iwans VI. Sie war die jüngere Tochter des Zaren Peter I und der Kaiserin Katharina I. Es war Elisabeth nicht schwer gefallen, die Herzen der Moskowiter zu gewinnen. Von strahlender Schönheit und majestätischer Statur, stellte die Tochter Peters des Grossen in den Augen ihres Volkes die Verkörperung des russischen Geistes dar. Sie war die geliebte "Matuschka", welche Russland von dem deutschen Einfluss ihrer Vorgängerinnen befreit hatte. Elisabeths Tugenden – ihre abergläubische Frömmigkeit, ihre Grosszügigkeit, ihre Natürlichkeit und Herzenswärme – waren ebenso russisch wie ihre Fehler: die Zügellosigkeit und Trägheit, die Unbekümmertheit und Gefrässigkeit. Sie hatte von ihrem Vater eine gute Menschenkenntnis geerbt. Wurde gelegentlich aber Elisabeths Eifersucht geweckt, konnte sie ebenso grausam und launenhaft sein wie ihrer Vater, der seinen eigenen Sohn hatte ermorden lassen. Von ihrer Mutter stammte Elisabeths Weltlichkeit und gesunder Menschenverstand. Die Mutter war einst jenes livländische Bauernmädchen gewesen, das aussergewöhnliche Eigenschaften besessen haben musste, um den schwierigen und treulosen Peter I. zu fesseln, so dass der sie schliesslich nicht nur heiratete, sondern sie unter dem Namen Katharina I. zur Zarin aus eigenem Recht machte. Während der fünfzehn Jahre nach Peters Tod verlor Russland Stück für Stück das so mühsam erworbene Ansehen. So entschlossen sich die Garderegimenter zum handeln. Für sie war klar, wer Russland regieren sollte: Sie kannten Peters energische Tochter nur zu gut, denn Elisabeth liebte es, mit den Gardeoffizieren in den Kasernen zu trinken. Mit stürmischen Bitten überzeugten die Offiziere Elisabeth den Thron zu besteigen. Elisabeth stimmte zu. Nach dem Treue-Schwur der Garde ritt sie mit den Soldaten zum Winterpalast, wo Anna Leopoldowa, eine entfernte Verwandte der Romanows, mit ihrem eineinhalbjährigen Sohn, dem damaligem Zaren Iwan VI, lebte. Die Garde verhaftete Annas Ratgeber und Anna und ihre Familie wurden ins Exil abgeschoben. Das unschuldige Kind (Ivan VI) wurde in eine geheime Zelle in der Festung Schlüsselburg weggebracht (s.o.). Am Anfang ihrer Regierungszeit zeigte Elisabeth viel Interesse für Politik und Architektur. Der Architekt Francesco B. Rastrelli schuf in ihrem Auftrag die schönsten Meisterwerke barocker Baukunst. Elisabeth besaß wie ihr Vater diplomatisches Geschick, gutes Urteilsvermögen, Temperament und viel Scharm. Doch im Verlauf ihrer 21-jährigen Herrschaft neigte sie immer mehr zu Ausschweifungen, ergab sich ihren Launen und war stolz auf ihre Schönheit und ihre 2000 kostbaren Kleider.

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Nach ihrer Krönung befahl Elisabeth den umfassenden Wiederaufbau und die Erweiterung des Großen Palastes in Tsarskoje Selo, den sie später zu Ehren ihrer Mutter in „Katharinen-Palast“ umbenannte. Dann folgte die Anlage des Neuen Parks und die Ausbreitung des Alten Parks sowie der Aufbau des Pavillons. Die gesamten Anlagen standen in ihrem Alleineigentum. Trotz ihrer unzähligen Liebesaffären hatte Elisabeth keine Kinder und übergab den Thron dem einzig übrig geblieben Nachkommen Peter des Großen, ihrem Neffen, Charles Peter Ulrich von Holstein. Er war ein Enkel Peters des Großen und der zukünftige Zar Peter III.

Peter III.

Feodorowitsch, 1728 - 1762 (ermordet), Regierungszeit: 1761 –62

Da Elisabeth, die Tochter Peters des Großen keine Kinder hatte, blieb der als einzige direkter Nachkommen von Peter nur der junge Karl Peter Ulrich übrig. Seine Mutter Anna Petrowna, eine Schwester von Elisabeth, war mit Karl Friedrich von Holstein-Gottorp verheiratet Der russische Name ihres Sohnes Peter war deshalb Pjotre Fjodorowitsch. Anna lebte mit ihrem Sohn in Holstein, wo sie 1728 mit 20 Jahren starb. Zunächst wurde Peter, der spätere Zar Peter III, mit 17 Jahren Großherzog von Holstein. Dort hatte er viel unter den Rohheiten seines Erziehers leiden müssen, der ihn oft bis aufs Blut peitschte. Elisabeth holte ihn von Holstein nach Russland, änderte seinen Namen und zwang ihn, den orthodoxen Glauben anzunehmen. Peter aber verabscheute die Vorgehensweise seiner Tante. Er liebte trotz seiner harten Erziehung seine Heimat Holstein und hasste Russland. Der stete innere Widerstand erschütterte die schwache Gesundheit des Jungen und seine geistige Entfaltung kam zum Stillstand. Vergeblich versuchte man, ihm einiges Wissen beizubringen. Er sträubte sich jedoch dagegen und beschäftigte sich lieber mit seinen Spielsoldaten und verurteilte Ratten, die er dann auch hinrichten ließ. So bot er zeitweise das Bild eines Geisteskranken. Elisabeth hatte von Anfang an den Plan, Peter III mit der deutschen Prinzessin Sophia Friederike Augusta von Anhalt-Zerbst, der späteren Zarin Katharina II. zu verheiraten. So wurde das Paar verlobt, als Peter etwa 16 Jahre alt war. Das „junge Glück“ wurde alsbald auf eine ernste Probe gestellt: Im Dezember 1744, auf einer Reise von Moskau nach St. Petersburg, erkrankte Grossfürst Peter an den gefürchteten Pocken. Bei dieser Gelegenheit zeigte Elisabeth eine Stärke und Willenskraft, die sie zur würdigen Tochter Peters des Grossen machten. Sie vergass ihre Eitelkeit und verbrachte, ohne sich um die Gefahr einer Ansteckung zu kümmern, nahezu zwei Monate in einer primitiven Herberge in einem kleinen, übelriechenden Krankenzimmer. Dort pflegte sie einen jungen Mann, der ihr niemals auch nur die geringste Spur von Zuneigung gezeigt hatte, der jedoch am Leben bleiben musste, um zu verhindern, dass die verhasste Sippe der Braunschweiger, die Nachkommen von Ivan V., den Thron ihres Vaters für sich beanspruchte. Katharina stand durch diese Krankheit am Scheideweg: Sollte Peter

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sterben, musste sie ihre Hoffnungen auf den russischen Thron begraben. Der Grossfürst starb jedoch nicht, und dennoch änderte sich alles. Peter wurde durch die Krankheit entstellt. Ohnehin von Natur nicht gerade ein Adonis, war Katharina nun über seine äussere Erscheinung entsetzt. Beide ahnten wohl intuitiv nach Peters Genesung, dass ihnen in ihrer gegenseitigen Beziehung kein Glück beschieden sein würde. Während Katharina bis zum Dezember 1744 für Peter viel Sympathie empfunden hatte – auch um ihrer selbst willen -, begann danach die Entfremdung, die offene Feindschaft, noch bevor die Ehe zwischen ihnen geschlossen worden war. Obwohl sich Peter III dagegen wehrte, kam es doch dazu. Die Ehe verlief katastrophal. Allen ärztlichen Ratschlägen zum Trotz legte Elisabeth die Hochzeit nach der Genesung Peters auf den 21. August 1745 fest. Sie besass offenbar keine Vorstellung, ob die beiden Jugendlichen in psychischer und biologischer Hinsicht auf die Ehe vorbereitet waren. Der Thronerbe musste gesichert werden – nichts anderes zählte. Elisabeth legte allen Ehrgeiz daran, mit der Hochzeit aus dem rauhen Zeremoniell des petrinischen Hofes heraus zum europäischen Glanz vorzudringen. Der Trauung folgten das Festessen und ein Ball. Die Kaiserin drängte die Brautleute aber bald darauf in das grossfürstliche Schlafgemach. Es wäre übertrieben zu behaupten, dass die Brautleute überhaupt nicht wussten, was sie da gemeinsam in einem Schlafzimmer sollten. Tatsache scheint aber wohl zu sein, dass der junge Ehemann keine Absicht und keine Lust verspürte, sich seiner Angetrauten körperlich zu nähern und die nach allen Berichten nicht aufgeklärte Katharina verübelte ihm dies in keiner Weise. Die Erhebung in den Rang einer Grossfürstin am Tag ihrer Verlobung, Taschengeld und Juwelen in Hülle und Fülle – es schien, als könne die Zarin nicht genug tun, ihre künftige Nichte zu verwöhnen. Vielleicht wollte sie Katharina für Peters physische und geistige Unzulänglichkeit entschädigen. Niemand war sich der Fehler des Grossfürsten deutlicher bewusst als seine Tante. Aber sie war zu träge, um sich der tyrannischen Erzieher und der trinkfreudigen holsteinschen Offiziere zu entledigen, in deren Gesellschaft Peter immer mehr herunterkam. Katharina war ehrlich bemüht, Tante und Neffen zufriedenzustellen, aber sie brauchte all ihre Verstellungskunst, um den Anschein zu erwecken, dass sie Peter gern habe. Schliesslich gelang es ihr sogar, sich selbst davon zu überzeugen und so entwickelte sich zwischen den beiden eine freundschaftliche Beziehung, die mit der Zeit zu einer echten Zuneigung hätte werden können. 1762 besteigt Peter III den Thron. Man merkte ihm seine Unfähigkeit zur Herrschaft deutlich an. In einer Säuferlaune ordnete der neue Zar sogar die Verhaftung seiner Gemahlin Katharina an. Mit Mühe redete man ihm sein Vorhaben aus. Aber auch außenpolitisch kam es zu Spannungen. Peter, der ein großer Verehrer Friedrichs des Großen war, unterzeichnete gleich nach seiner Thronbesetzung einen Friedensvertrag zwischen Russland und Preußen und ließ sich auf einen Krieg gegen Dänemark ein, um ein paar Quadratkilometer Boden für seine alte Heimat Holstein zu gewinnen. Zu guter Letzt ließ er seine schon genug gereizten Offiziere und Truppen preußische Uniformen tragen. Das alles war für Russland zu viel. Nach nur sechsmonatiger Regierungszeit wurde er von einem Coup der Kaiserlichen Garde, die mit dem Einverständnis seiner deutschen Gemahlin entmachtet und abgesetzt.

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Als Peter III. von dem Staatsstreich erfuhr, erbat er bei der neuen Kaiserin die Erlaubnis, in sein geliebtes Holstein zurückkehren zu dürfen. Sie erfüllte ihm diesen Wunsch nicht, denn er würde eine ständige Bedrohung darstellen, sondern schickte ihn unter Aufsicht in eines seiner Landhäuser, wo er trank und sich vergnügte. Kurze Zeit später wurde er jedoch bei einem Streit getötet. Es darf angenommen werden, dass Katharina diesen Mord nicht auf dem Gewissen hat.

Katharina II - die Große,

1729 – 1796 ,Zarin von 1762 – 1796

Kam zum Thron durch das Absetzen ihres Ehemannes des Zaren Peter III Fjodorowitsch. Katharina war die als deutsche Prinzessin geborene Sophia Friederike Augusta von Anhalt-Zerbst. Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst. Sie hatte, als sie am 2. Mai 1729 im pommerschen Stettin geboren wurde, nur sehr geringe Chancen, geschichtlich Furore zu machen. Ihr Vater war Christian August von Zerbst-Dornburg. Er diente als Offizier in der preussischen Armee und schien sich überhaupt durch alle Lehrbuchtugenden eines preussischen Offiziers ausgezeichnet zu haben: Ordnung, Disziplin und Frömmigkeit. Immerhin brachte er es bis zum General und Regimentskommandeur und konnte dann eine "standesgemässe" Ehe eingehen, die ihn an die Seite von Johanna Elisabeth von Holstein-Gottrop führte. Er war über 25 Jahre älter als seine Frau und es wird ihm nachgesagt, dass er von begrenztem Verstand und mit wenig Ehrgeiz bescholten war. Er sah sich durchaus bereit, den Rest seines Lebens als Militärgouverneur von Stettin zu verbringen. Das anhaltische Erbrecht, welches kein Erstgeburtstrecht kannte, hatte bereits viele Parzellierungen des Besitzes der Familie von Zerbst verursacht. Als Christian August 1742 nach dem Tode seines Bruders "regierender Fürst" wurde, hatte er alle Mühe, die Armut zumindest nicht in der Öffentlichkeit sichtbar werden zu lassen. Das Fürstentum war unbedeutend und brachte nur sehr geringe Einkommen. Die Mutter Katharinas, Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst war Prinzessin aus dem verzweigten Liniengeflecht des Hauses Holstein-Gottrop. Zeitlebens sah sie sich vom Schicksal benachteiligt. Sie entstammte zwar aus dem vornehmen Hause Holstein und galt als verwandt mit den königlichen Familien Russlands und Schwedens, war jedoch mangels einer Mitgift zu einem bescheidenen, eingeschränkten Dasein als Frau eines unbedeutenden deutschen Offiziers im Dienste des Königs von Preussen verurteilt.

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Die hübsche, weltlich gesinnte Johanna Elisabeth sehnte sich nach weiteren Horizonten, als jene,die das Sumpfland des östlichen Pommern ihr boten. Sie schleppte ihre Familie fortwährend zu Besuch an die norddeutschen Höfe, nach Hamburg, Kiel und Berlin, wo sie sich um die Gunst der bedeutenden Angehörigen der Familie bemühte. Johanna Elisabeth war bei der Geburt Katharinas bitter enttäuscht. Sie hatte sich einen Sohn gewünscht. Die Erstgeborene wurde der Obhut von Ammen und später meist der wohlwollenden Fürsorge der französischen Gouvernante Babette Cardell überlassen. Bis zu ihrem Lebensende sprach Katharina II. mit grosser Achtung und Ehrfurcht von dieser Tochter eines nach Deutschland geflohenen französischen Hugenotten. Babette Cardell erschloss ihr den Reichtum der französischen Sprache, der Literatur und Geschichte und legte wichtige Grundlagen für Katharinas spätere sehr persönliche Zuneigung zur französischen Aufklärung Sophie (Katharina II) galt von klein auf als willensstark, lebhaft, aufgeweckt und selbstbewusst. Sie schien alle Veranlagungen für eine sich selbst behauptende Persönlichkeit zu besitzen. Ihre Eltern ließen sie streng im lutherischen Glauben erziehen und Sophie hielt sich an die damit verbundenen Aufgaben. Sie durfte jedoch auch auf der Strasse spielen und fühlte sich als Anführerin unter den raufenden Dorfkindern und deren Ausgelassenheit angeblich wohler als unter den höfischen Kindern. Bis zu ihrem zehnten Lebensjahr wuchs Sophie unbeschwert und ohne besondere Höhepunkte oder Belastungen heran. Der ihr bis dahin anhaftende Makel der ausgesprochenen Hässlichkeit verging. Sophie entwickelte sich zu einem hübschen jungen Mädchen, schlank anzusehen und von äusserem Liebreiz. 1739 nahmen Christian August und Johanna Elisabeth von Zerbst ihre damals 10 Jahre alte Tochter Katharina zu einem Familienfest der Holsteiner mit nach Kiel. Hier traf Sophie zum ersten Mal jenen Jungen, der zum Trauma ihres Lebens werden sollte: Karl Peter Ulrich von Holstein-Gottrop. Sophie hatte mit Staunen beobachtet, wie alle, angefangen bei ihrer Mutter, sich grösste Mühe gaben, dem blassen, schlaksigen kleinen Jungen zu gefallen. Aus Gesprächen von Verwandten und Hofdamen erfuhr sie bald auch den Grund: Als Thronerbe von Schweden und Russland war Karl Peter Ulrich die beste Partie Europas – weit jenseits dessen, was eine kleine Prinzessin von Zerbst sich erhoffen konnte. Jedoch ihre Mutter schritt zur Tat. Sie pflegte eine rege Korrespondenz zum Erzieher des kürzlich verwaisten jungen Herzogs Karl Peter Ulrich und es wurden Künstler beauftragt, Sophies Portrait zu malen. Eine Verknüpfung von Umständen und politischen Ereignissen bestärkte sie in ihrem Ehrgeiz. Im Jahr 1741 wurde in Russland nach einem militärischen coup d'état die letzte überlebende Tochter Peters des Grossen zur Kaiserin ausgerufen: Elisabeth Petrowna bestieg 32jährig den Thron. Unverzüglich erinnerte Sophies Mutter an die engen Familienbande. Fast wäre sie ja Elisabeths Schwägerin geworden, wenn ihr Bruder nicht kurz vor der Hochzeit an Pocken gestorben wäre. Auch reiste Johanna Elisabeth nach Berlin zum preussischen König Friedrich dem Grossen. Trotz seines allgemein bekannten Scharfsinns liess dieser sich von ihrer Zungenfertigkeit genügend beeindrucken, so dass bald darauf ein gemaltes Bild von Sophie an den preussischen Gesandten am Hof von St. Petersburg geschickt wurde. Dort hielt die Zarin Elisabeth gerade für ihren verwaisten 15-jährigen Neffen Karl Peter Ulrich nach einer Frau Ausschau.

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Der Brief, der im Januar 1744 aus St. Petersburg in Zerbst eintraf, war mit dem Vermerk "geheim und vertraulich" an Johanna Elisabeth gerichtet. Die Zarin Elisabeth Petrowna habe schon "viel Schmeichelhaftes" über Sophie gehört und wünsche, diese nun kennenzulernen. Der Brief übte eine sehr unterschiedliche Wirkung auf das Fürstenpaar aus. Johannas freudige Reaktion wurde durch eine eindeutige Kühle ihres Mannes gedämpft. Er mochte den verstohlenen Charakter der Einladung nicht und war gekränkt, dass man ihn nicht eingeladen hatte, sondern nur seine Tochter und seine Frau bat, Russland zu besuchen. Gleichentags brachte ein Sonderkurier aus Berlin einen Brief von König Friedrich, der klar zum Ausdruck brachte, dass die Einladung der Zarin anzunehmen sei und dass "es ihm eine grosse Genugtuung bereiten würde, Sophie zu einer glänzenden Partie zu verhelfen". Als treuem Vasallen seines Königs blieb Christian August nichts anderes übrig, als sich ins Unvermeidliche zu fügen. Er liebte seine Tochter aufrichtig und war besorgt. Im vergangenen Jahrhundert waren die Erfahrungen deutscher Prinzessinnen, die nach Russland geheiratet hatten, alles andere als beneidenswert gewesen. In einem verfälschten, französischen Deutsch geschrieben, welches damals in Hofkreisen üblich war, übergab er Sophie zum Abschied ein selbstverfasstes Promemoria. Es enthielt Ratschläge, wie sie sich am russischen Zarenhof zu verhalten habe: Sie sollte es vermeiden, sich auf Intrigen einzulassen, sich mit Politik zu befassen, sich in die Angelegenheiten der Regierung ihrer Wahlheimat einzumischen und vor allem sollte sie sich den Wünschen ihres Mannes fügen und eine gute und gehorsame Ehefrau sein. Christian August sah seine Tochter nicht wieder. Er starb bereits im Jahre 1746 und musste nicht mehr mit ansehen, wie seine Tochter jedes seiner Worte nach und nach zu missachten begann. So fuhr Sophie mit ihrer Mutter nach Russland. Die Reise dauerte sechs Wochen, und von Stettin bis Königsberg reisten Johanna Elisabeth und Sophie, die sich als Gräfin und Komtesse Rheinbeck ausgeben mussten, in schweren, altmodischen Kutschen, die auf den schlechten Strassen fortwährend stecken blieben. Es war eisigkalt, und Kaiserin Katharina schrieb später in ihren Memoiren, dass ihre Füsse abends vor Frost so angeschwollen waren, dass man sie aus der Kutsche tragen musste. Die Ankunft in Riga war wie Erwachen aus einem bösen Traum. Das Inkognito wurde von nun an aufgegeben, ebenso die schäbigen, knarrenden Kutschen. Die Fahnen wehten, die Militärkapellen spielten und von den zwiebelförmigen Kirchtürmen ertönten die Glocken. Hohe Offiziere und Zivilbeamte warteten am Stadttor. Die letzte Etappe nach St. Petersburg und weiter nach Moskau fand statt in einem Schlitten wie aus einem russischen Märchen, golden und scharlachrot, mit Zobel ausgeschlagen und die Sitze mit weichen Daunen gepolstert. Von zwölf Pferden gezogen, glitten sie ruhig und schnell durch eine schneebedeckte Landschaft mit riesigen Wäldern, Sümpfen und Seen, wo die einzigen Geräusche das Knirschen von Eis, das Schnauben der Pferde und das Klingeln der Schlittenglocken waren. Etwa auf halbem Weg begegneten Sophie und ihre Mutter einem von Polizei bewachten Zug von mehreren Schlitten, der in die entgegengesetzte Richtung fuhr. Die Schlitten mit Gitterstäben und Brettern vor den Fenstern wirkten düster und anonym. Als Sophie sich neugierig erkundigte, wer dies sei, erhielt sie nur ausweichende, verlegene Antworten. Niemand wagte es,

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ihr die Wahrheit zu sagen, denn die Insassen in diesen Schlitten waren der vierjährige Zar, Ivan VI., sein Vater Anton Ulrich von Braunschweig und seine Mutter, die ehemalige Regentin Anna Leopoldowna, die sechs Monate regiert hatte, ehe eine Palastrevolution die "deutsche Sippe" zugunsten Elisabeths entthronte. Das Kind, dessen einziges Verbrechen darin bestand, von königlichem Geblüt zu sein, war jetzt dazu bestimmt, den Rest seines Lebens als Staatsgefangener in einer Gefängniszelle zu verbringen. Sophie und Johanna Elisabeth trafen schliesslich am 20. Februar in Moskau ein und wurden noch am selben Tag von der Zarin Elisabeth empfangen. Am Zarenhof war Sophie meist völlig auf sich gestellt. Niemand sagte ihr, wie sie sich an diesem Ort, der vielerlei Gefahren in sich barg, zu verhalten hatte. Ihr scharfer Verstand und ihr Ehrgeiz halfen Sophie sich jetzt und auch später zurecht zu finden. In den langen, unglücklichen Jahren, in denen sie um ihre Stellung, ihre Zukunft und manchmal sogar um ihre persönliche Sicherheit kämpfen musste, war ihr ihr Scharfsinn oft eine zuverlässige Hilfe. Sophie hatte drei Lehrer, die sie im Dogma des orthodoxen Glaubens, in russischer Sprache und Geschichte und in russischen Volkstänzen unterrichteten. Sie nahm ihren Unterricht sehr ernst: fest entschlossen, eine perfekte Schülerin zu sein und trotz ihrer deutschen Abstammung eine ebenso echte Russin zu werden wie Elisabeth. Es ist nicht bekannt, wieviel Umstellungsvermögen es die junge Prinzessin wirklich kostete, sich die Riten und Dogmen einer Religion anzueignen, für die ihr klarer, rationaler Geist weder Sympathie noch Verständnis aufbrachte. Sophie war bestürzt zu sehen, dass Peter sich überhaupt keine Mühe gab, jenes Volk zu verstehen oder zu lieben, das er eines Tages regieren sollte. Sie bangte um ihn, wenn er sich über die griechisch-orthodoxe Religion lustig machte oder die russische Sprache verspottete. Von Tag zu Tag verachtete sie ihn mehr, ebenso wie sie sich von Tag zu Tag mehr von ihrer Mutter abwandte, selbstständiger wurde und gleichzeitig immer einsamer in dieser fremden Welt voller lächelnder Höflinge mit kalten, abschätzenden Augen. Als Sophie während einer Erkrankung nicht nach dem protestantischen Pastor, sondern nach ihrem griechischorthodoxen Lehrer und Priester Semjon Todorsky verlangte, war Zarin Elisabeth geradezu entzückt. Sie forcierte die Integration Sophies und für den 28. Juni 1744 wurde dann auch der Übertritt zur orthodoxen Kirche anberaumt. Sophie stand vor der unwiderruflichen Entscheidung, die andere Religion anzunehmen. Vor versammeltem Hof schwor sie ihrem lutherischen Glauben ab und Sophie von Anhalt-Zerbst verschwand aus der Geschichte. Von diesem Augenblick an hiess sie Katharina Alexejewna, hatte den Rang einer russischen Grossfürstin inne und begab sich auf einen langen Weg zur Macht. Grossfürstin Katharina Alexejewna 1758

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Es wurde der jungen Grossfürstin immer deutlicher zu verstehen gegeben, dass sie ihre Pflicht versäumt habe, einem Thronfolger das Leben zu schenken. Um Katharina an ihre ehelichen Pflichten zu erinnern, ernannte Elisabeth eine ihrer eigenen Verwandten zu ihrer neuen Hofmeisterin. Es war eine gewisse Gräfin Tschoglokow, eine junge, hübsche Frau, die ihrem Mann und ihren Kindern treu ergeben war und allgemein als eine der tugendsamsten Frauen am Hofe galt. Offenbar war die Kaiserin so naiv, anzunehmen, dass Marie Tschoglokows eheliches Glück Katharina ein gutes Vorbild sein werde. Sie schien vergessen zu haben, dass die Grossfürstin jetzt eine erwachsene Frau von zwanzig war, die jegliche Art von Aufsicht hasste und Marie Tschoglokows Dummheit aufreizend und ihre Neugier unerträglich fand. Eine der Aufgaben der Gräfin bestand darin, über das Kommen und Gehen am jungen Hof zu berichten. Es dauerte nicht lange, bis Katharina sich ein Urteil über die Tschoglokows gebildet und erkannt hatte, dass es angesichts ihrer Dummheit nicht schwer sein würde, mit ihnen fertig zu werden. Nichtsdestoweniger musste sie sieben Jahre lang die Gesellschaft dieses selbstgefälligen, engstirnigen Paares ertragen, das ständig ihre Wünsche vereitelte, Widerspruch gegen ihre Befehle erhob und sie dazu trieb, sich in die Einsamkeit ihrer eigenen Zimmer zurückzuziehen, um sich mit Büchern zu befassen, die eine seltsame Lektüre für eine zwanzigjährige Prinzessin darstellten. Aber selbst die schwersten Schriften von Montesquieu und Beccaria waren besser als die fortwährenden Nörgeleien der Tschoglokows Dies waren die Jahre, die Katharinas Charakter stählten, sie kühl, diszipliniert und selbstbeherrscht machten und sie lehrten, ihr Temperament und ihren Stolz zu bändigen. Am schlimmsten von allem war die Eintönigkeit ihres Lebens; die endlose Reihe von Bällen und Vergnügungen; die ständigen Wallfahrten, zu denen die ruhelose Elisabeth den Hof zu jeder Jahreszeit zwang, und die für alle, ausser Elisabeth selbst, die grössten Beschwernisse mit sich brachten. Katharina hasste die Besuche in Moskau. Sie sollte sie ihr ganzes Leben lang hassen, ebenso wie sie die Bewohner von Moskau mit ihrer trägen Art und ihrem orientalischen Fatalismus verachtete. Unter der Regierung Elisabeths war sie vorerst eine Zuschauerin, dennoch hoffte sie, dass die Moskowiter sie einmal ebenso freudig und herzlich begrüssen würden, wie sie jetzt die Zarin begrüßten. Im Frühling 1752 wurden dem jungen Hof zwei neue Kämmerer zugeteilt, die beide aus vornehmen alten Bojarenfamilien stammten. Der ältere und weitaus intelligentere war Leo Naryschkin, der aber trotz all seines Charmes nie danach strebte, etwas anderes als ein amüsanter Gesellschafter zu sein und sich dadurch Katharinas lebenslängliche Freundschaft erwarb. Der jüngere, Sergej Saltykow, war aus völlig anderem Holz geschnitzt. Er war ein verwöhnter junger Schürzenjäger, der Vergnügen daran fand, mit dem Feuer zu spielen; es jedoch ebenso geschickt verstand, Gefahren zu vermeiden. Er wandte alle Mittel an, sich die noch immer in Liebesdingen unerfahrene Katharina gefügig zu machen. Natürlich erfuhr Peter von dem Verhältnis, nahm aber seiner Frau die Untreue gar nicht übel, sondern freute sich im Gegenteil unbändig, dass es Saltykow gelungen war, das Ehepaar Tschoglokow und deren allgegenwärtige Aufsicht zu überlisten. Saltykow hingegen fürchtete die Entdeckung der

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Liaison. Er wäre nicht der erste junge Mann aus Katharinas und Peters Umgebung gewesen, der schwer bestraft worden wäre, weil er ein zu enges Verhältnis zu dem grossfürstlichen Paar unterhielt. Die Sorge war überflüssig. Kaiserin Elisabeth war des Wartens überdrüssig, Sie wollte einen Thronfolger und zwar um jeden Preis. So begann ein Spiel, das nicht mehr entwirrbar ist und verschiedene Zeugungsvarianten für den späteren Kaiser Paul in sich birgt. Katharina glaubte ein paar verzauberte Monate lang, zu lieben und wiedergeliebt zu werden. Saltykows Enthusiasmus begann mit der Zeit nachzulassen. Er war der erste aber nicht der letzte von Katharinas Liebhabern, der von dem Eifer und der Aggressivität ihrer Liebe abgeschreckt wurde. Solange Katharina provozierend und unerreichbar gewesen war, hatte sie ihn viel mehr gereizt als jetzt, da sie besitzergreifend verliebt war. Er hatte nicht damit gerechnet, dass man ihn zu einem Werkzeug des Staates machen, oder dass sogar die Geheimpolizei über jedes seiner Stelldicheins der Kaiserin Elisabeth genauestens Bericht erstatten würde. Katharina erlitt zwei Fehlgeburten, bevor man im Februar 1754 wieder auf einen Thronfolger hoffen konnte. Für die ersten beiden Schwangerschaften war zweifellos Saltykow verantwortlich gewesen. Aber die Frage, wer der Vater des Kindes war, das am 20. September 1754 geboren wurde, ist bis heute nicht geklärt. Paul Petrowitsch glich sowohl physisch wie auch geistig dem Grossfürsten Peter. Er hatte den gleichen Anflug von Anomalität – die guten, ja sogar edlen Instinkte, gepaart mit der Grausamkeit und Bösartigkeit des Schwachen. Diese Eigenschaften sollte später wiederum Pauls zweiter Sohn, der Grossfürst Konstantin, von ihm erben. Der Knabe war kaum gewaschen, da wurde er schon weggetragen: Katharina durfte nach einer schweren Geburt nicht das Glück einer jungen Mutter kennenlernen. Die Kaiserin trug das Kind in ihre Gemächer, und dort sollte es auch bleiben. Das Reich hatte endlich einen Erben und die Kaiserin wollte sich selbst um das Kind – das Reich mühen. Der Vorgang sollte für alle Beteiligten weitreichende Folgen haben – nicht zuletzt für die Entwicklung des Kindes selbst. Katharina liess man allein. Sie gewann den berechtigten Eindruck, sie habe ihre Mission erfüllt. Die minderwertige Qualität des Geschenkes der Kaiserin zur Geburt von Paul war ein Beweis, dass Katharina nicht länger als Person von grösster Wichtigkeit angesehen wurde. Vierzig Tage vergingen, ehe sie ihren Sohn zu sehen bekam."Ich fand ihn sehr niedlich", war ihr einziger Kommentar. Man konnte schwerlich von ihr erwarten, dass sie Liebe zu einem Kind empfand, das sie nur ein einziges Mal in den Armen halten durfte, und zwar beim offiziellen Empfang im November 1754, bei dem sie die Glückwünsche des Hofes und der ausländischen Gesandten entgegennahm. Nach allen Zeugnissen fand sie sich äusserlich relativ gelassen mit der Trennung von ihrem ersten Kind ab. Es ist schwer zu beurteilen, ob Katharina im Interesse eigener Machtambitionen auf den Knaben verzichtete, ob sie tatsächlich wenig innere Interessen und Neigungen zu dem kleinen Paul besass, oder ob sie ihre Sehnsucht nur einfach überspielte. Die Voraussetzungen für ihr künftiges Verhältnis zu Paul waren jedenfalls entwürdigend, sowohl für die Mutter als auch für den Sohn.

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Paul hielt sich in seiner späteren Rache nach dem Tod der Mutter sehr subjektiv an folgende Tatsachen: Katharina sah ihr Kind nur sporadisch und nach dem Willen der Kaiserin Elisabeth, um nicht deren Zorn auf sich zu ziehen. Bis zu seinem achten Lebensjahr hatte Katharina ihrem Sohn nicht enthüllt, wer seine Eltern waren. Seine Erziehung erfolgte getrennt von den Eltern. Katharina dürfte alsbald die Absicht Elisabeths aufgegangen sein, den kleinen Prinzen als Konkurrenten Peters III. aufzubauen. In dem Maß, in dem Paul als Prätendant in Frage kam, dürften auch die Chancen Katharinas, vielleicht selbst den Thron zu besteigen, gesunken sein. Dieser Zwiespalt zwischen Machterbe und Machtverzicht war kein geeigneter Stimulus für den Willen zu herzlicher Mutterliebe. Im Frühjahr 1755 trat mit Sir Charles Hanbury-Williams ein britischer Botschafter seinen Dienst in Russland an, der die Aufgabe hatte, diese realen oder gedachten Eigenschaften Katharinas - wie auch ihre permanente Geldnot - zu nutzen, um sie für die englische Politik zu gewinnen. Er bediente sich des hübschen polnischen Edelmannes Stanislaus Poniatowski und erreichte, dass sich Katharina in den Genannten verliebte. Stanislaus Poniatowski, aus der alten polnischen Adelsfamilie Czartoryski stammend, war nach damaligen Vorstellungen nicht nur ein schöner Mensch, sondern geistreich, gebildet und charmant. Er war weder ein Draufgänger noch ein Zyniker und schon gar kein Mann, der reihenweise Frauen verführte. Katharina sollte für ihn die einzige Frau seines Lebens werden. Katharina liess sich von ihm willig verführen, aber ihre Lebensrolle hatte sich gewandelt: Sie begann, sich nicht mehr benutzen zu lassen, sondern andere für ihre Ziele zu verwenden. So ist kaum zu ermitteln, ob der Charme des jungen Stanislaus oder das Geld des alternden Sir Charles einen grösseren Reiz auf sie ausgeübt haben. Es wird berichtet, dass die gelangweilte und einsame Grossfürstin eines Tages von ihrem Fenster aus einen jungen Leutnant, Gregorj Orlow, sah, der drunten im Hof auf seinen Gefangenen wartete, und sich auf den ersten Blick in ihn verliebte. Sie hatten viele Gelegenheiten, sich zu begegnen. Katharina konnte den jungen Offizier jederzeit einladen, mit ihr und ihrem Hofstaat zu speisen. Es war dann eine huldvolle und patriotische Art, ihre Bewunderung für einen der Helden von Zorndorf und ihre Verachtung für die Preussen-Freundlichkeit ihres Mannes zu zeigen. Orlow war nicht schüchtern und besaß genügend Mut, um die Gunst einer Grossfürstin zu werben, von der man wusste, dass sie sowohl leidenschaftlich als auch zugänglich war. In jedem anderen Land wäre es für einen einfachen Leutnant undenkbar gewesen, sein Ziel so hoch zu stecken. Aber es gab in den Annalen der Romanows zahlreiche solcher Präzedenzfälle. Wie dem auch sei, sicher ist, dass Gregorj Orlow Ende 1759 Katharinas Geliebter war. Ihre Beziehung wurde streng geheim gehalten und selbst vertraute Freunde wussten nichts von dieser Affäre. 1757 besiegte Russland die Preußen. Im Sommer 1759 kam ein Einfluss in Katharinas Leben, vor dem alles andere verblasste. Unter den in Zorndorf gefangen genommenen Offizieren befand sich König Friedrichs Lieblingsadjutant, der sich als privilegierter Kriegsgefangener frei in der Hauptstadt bewegen durfte. Er wurde von Gregorj Orlow, einem gutaussehenden, jungen russischen Gardeoffizier, begleitet. Dieser hatte sich im Kampf ausgezeichnet: nachdem er dreimal in Zorndorf verwundet worden war, holte er trotzdem mit einer verwegenen Kavallerieattacke zu einem siegreichen Schlag gegen den Feind aus. Als Anerkennung

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für seine Tapferkeit hatte man Orlow mit der Bewachung des bedeutendsten aller Gefangenen betraut. Dieser war knapp vierundzwanzig, der zweitälteste von fünf Brüdern. Sie stammten aus einer einfachen Familie. Allesamt waren sie von aussergewöhnlich stattlichem Körperbau, begabt, mit grossem persönlichem Mut und einer aufrichtigen Liebe zueinander, zu ihrem Regiment und ihrem Land. Katharinas Thronbesetzung Katharinas Gemahl Zar Peter III. hatte Bauern, Adlige und nicht zuletzt seine Offiziere durch seine Unfähigkeit zur Herrschaft, Abneigung gegen alles Russische und launenhafte Verordnungen in tiefe Unzufriedenheit versetzt. So drängten einige enge Freunde und Offiziere Katharina, sich des Thrones zu bemächtigen. Während Katharina zögerte, bereiteten ihre Freunde die Verschwörung vor. In der Nacht des 27 Juni 1762, machte einer der Verschwörer im betrunkenem Zustand verräterische Äußerungen. Er wurde daraufhin verhaftet und verhört. Nun war die Zeit knapp, denn unter Folter könnte der Verhaftete alles verraten. Im Morgengrauen schlich Hauptmann Alexej Orlow vom Preobraschenski-Regiment unbemerkt in das Schlafzimmer Katharinas und erklärte, dass es Zeit sei, zu handeln. Angekommen bei den Kasernen traf Katharina auf die bereits instruierten Truppen, die sie mit Jubel empfingen. Ein Priester trat mit einem Kreuz hervor und begann zu beten. Anschließend leisteten die Soldaten den Treueid auf Katharina, die nun angesichts des Kreuzes zur souveränen Herrscherin über Russland wurde. Im ganzen Land läuteten die Glocken, Bürger gingen auf die Strasse und schlossen sich begeistert Katharina und den Truppen an. Peter III. wurde unter Aufsicht in eines seiner Landhäuser bei St. Petersburg verbannt, wo er kurze Zeit später im Streit getötet wurde. Wie alle in Russland regierenden Frauen hatte Katharina sich lange und selbstständig mit dem Problem des Regierens vertraut gemacht. Sie wurde nicht dazu erzogen – sie hatte sich alle Kenntnisse selbst erworben: wie Katharina I. an der Seite des grossen Peter I.; wie Sofja, weil sie nicht als Nonne leben wollte; wie Elisabeth, die sich ihrer Rolle als Tochter Zar Peters bewusst war und immer wieder übergangen wurde. Da die Selbstbildung von vielen Zufällen abhängig war und keinesfalls das ABC des Regierungsgeschäfts enthielt, blieben die Einsichten in die Notwendigkeiten für den Herrschenden entweder sporadisch oder oberflächlich und abstrakt. Nicht anders erging es Katharina II. Sie wollte am Beginn ihrer Herrschaft Ruhm, Glück, Wohlstand und Gerechtigkeit für ihre Untertanen und sie wollte die moralischen Prinzipen der Aufklärer auf Russland anwenden. Katharina hatte viel für die Vorbereitung auf das Herrscheramt getan und sich selbst eine Reihe hehrer Prinzipien zurechtgelegt. Als es soweit war, reichte die Staatskunst vorerst nur zu einer Palastrevolte rauhbeiniger Gardeoffiziere. Aber sie hatte ihr Ziel erreicht: Katharina regiert Russland.

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Die Krönung sollte so prunkvoll und stimmungsreich sein, dass sie mit einem Schlag die Identität der Herrscherin mit Russlands ruhmreicher Geschichte demonstrierte. Katharina wollte nicht nur ein Schauspiel, sondern auch wirklich beweisen, dass sie nun die alleinige Herrscherin war. Die Krönung Katharinas II. am 22. September 1777 erfolgte tradtionsgemäss in der MariäHimmelfahrts-Kathedrale des Moskauer Kreml. In der Mitte der Kathedrale wurde ein Podest mit zwölf sich nach unten verbreiternden Stufen errichtet. Auf den Stufen standen Herolde in prunkvollen Gewändern mit Heroldstäben. Auf dem Podest wurde ein Sessel, der mit Edelsteinen geschmückte, sogenannte Persische Thron aufgestellt. Daneben stand ein Tisch für die Insignien der Zaren, und darüber ein Baldachin. Entlang der Seitenwände der Kathedrale wurden hölzerne Galerien für ausländische Diplomaten und Mitglieder des Hofes errichtet. Nach einem erst unter Peter dem Grossen eingeführten Brauch wurden nur geladene Gäste mit schriftlichen Einladungen eingelassen. Auf dem Gemälde von Stefano Torelli ist der Höhepunkt der Krönungszeremonie dargestellt: die Übergabe der Kroninsignien. Der Erzbischof von Nowgorod, Dimitrij, reichte Katharina die Krone, die sie sich selbst auf das Haupt setzte. Sie nahm in die rechte Hand das Zepter, in die linke Hand den Reichsapfel und setzte sich auf den Thron. In diesem Moment erklang, unter Lobgesängen, das Glockengeläut und der Salut der Kanonen huldigte die neue Zarin. Einen Tag nach ihrer Thronbesteigung gab Katharina ihren Sekretären bereits Anweisung, ihr jeden Morgen einen ausführlichen Bericht über die Depeschen und ministeriellen Agenden zu bringen, die am Tag zuvor eingegangen waren. Sowohl Elisabeth als auch ihr Neffe Peter hatten eine so ausgesprochene Abneigung gegen jegliche Art von Lektüre gezeigt, dass ihnen selbst die kürzesten Zusammenfassungen der Regierungsberichte oft zu mühsam zu lesen erschienen waren. Aber Katharina liebte Arbeit um der Arbeit willen; sie war nie glücklicher, als wenn sie eine Feder in der Hand hielt. Ihre Energie und Konzentrationsfähigkeit überstiegen bei weitem die ihrer sämtlichen Minister. Katharina II gab Unsummen für den Luxus aus und lebte dennoch persönlich recht bescheiden. Ihre Art von Luxus unterschied sich von dem Elisabeths beträchtlich. Natürlich gab es auch bei Katharina grosszügige Bälle, Feste und Geschenke. Aber sie legte das Geld in wertbeständigen Kunstgegenständen an. Sie liebte Bücher und Bibliotheken. Da eine unaufgeklärte Nation wie "eine Schafherde ohne Leithammel ist", war Bildung eigene Lebensmaxime und politisches Programm. Ständig las Katharina, notierte sich wichtige Gedanken und schrieb selbst aktiv in vielen Genres. Den grössten Reichtum verschaffte sie dem Land und den Menschen durch ihre Bildungspolitik. Die Kaiserin gründete Schulen - für jedes Bildungsniveau und für viele Berufe. Ohne Zweifel hatten auch die ihr vo-

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rausgegangenen Zaren einiges für die Bildung des Volkes getan. Aber selbst als Katharina starb, gab es in Russland noch immer weit mehr Analphabeten als Wissenskundige. Dennoch ragen Katharinas historische Leistungen gerade durch ihre eigene Anstrengung auf diesem Gebiet heraus. Die Bildungspolitik verband sich sinnvoll mit den allgemeinen politischen Zielen der Kaiserin. Katharina II. auf dem Zarenthron gemalt von Fjodor S. Rokotow 1763

Katharina kniete sich mit unglaublicher Intensität in jede nur mögliche Form der Staatsgeschäfte und durchschaute sehr schnell, dass diese sich in haarsträubender Unordnung befanden. Das russischer Verwaltungssystem wurde durch ihren anerzogenen

protestantischen

Ordnungssinn

und

ihren

westeuropäischen

praktischen

Geschäftssinn

kräftig

durcheinander gerüttelt. Sie gab niemals wirklich die Macht aus der Hand. Sie "regelte" mit gleichem Eifer den Strassenbau, die Ausbildung von Hebammen, die Verwaltungsstruktur, die Spesenabrechnungen von Beamten oder die staatlichen Monopole auf wichtige Naturprodukte und Exportartikel. Nicht müde wurde sie in ihrem Elan, sondern immer häufiger zornig über das Unmass von Schlamperei, welches im Reich ihrer Träume herrschte. Aus dem vielschichtigen Geflecht von Träumen, Ansprüchen und Wirklichkeit ragt der rote Faden für den aufgeklärten Absolutismus, ja Despotismus Katharinas II. heraus. Soziale Utopien haben sich in der Geschichte noch niemals mit rauer Machtpolitik vertragen, sondern nur den einfachen Menschen im Volk geschadet. Nicht anders ist es Katharina ergangen. Sie schwärmte für die Ideen der Aufklärung, auch für die Befreiung der Bauern aus der Leibeigenschaft. Als es jedoch galt, den Idealen reformerisch Gestalt zu verleihen, kapitulierte die Kaiserin vor den praktischen Hürden und vor dem Willen des Adels, ihrer stärksten Stütze im Reich. Dennoch wollte sie im Westen gar zu gern als der "Voltaire Russlands" gelten. Der Hang zur Aufklärung aber, der vor allem im Westen wirken sollte, scheint ein Alibi zur Abschwächung der Proteste gegen die Thronusurpation gewesen zu sein. Katharina war eine leidenschaftliche Frau und hatte viele Liebhaber, die sie bei der Regierungsherrschaft unterstützten. Ihr ganzes Leben hindurch fand sie Gefallen an den Männern an ihrem Hof. Diese Tatsache ist gut durch Historiker und durch ihre Memoiren dokumentiert. Ihre (bekannten) Liebhaber waren 1752 Sergej Saltykov, 1756 Stanislaus Poniatovski, 1758 Gregorj Orlov, 1772 Alexander Vassichikov, 1774 Gregorj Potemkin, 1776 Peter Zavandovski, 1777 Simon Zorich, 1778 Ivan Rimski-Korsakov, 1780 Alexander Lanskoi, 1783 Alexander Ermolov, 1786 Alexander Mamonov, 1789 Platon Zubov

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Sie befasste sich gern mit Philosophie und war besonders angetan von dem französischen Philosophen Voltair. Auch mit Montesquieu, d Álembert und Diderot hatte sie ständigen Briefkontakt.. Auch dadurch kam die französische Sprache unter den russischen Gelehrten und dem Adel in Mode. Katharina erhob sogar Französisch zur Hofsprache. Unter ihrer Regierungszeit erfuhr Russland das goldene Zeitalter des Adels. Tzarskoje Selo war der begünstigte Sommerwohnsitz von Katharina II. 1777 schenkte sie ihrem Sohn Paul und seiner Gemahlin Maria ein Gut am Ufer des Slawjanka-Flusses, 30 km südlich St. Petersburg, das zukünftige Pawlowsk. Katharina war der Überzeugung, dass die Autokratie die einzig mögliche Regierungsform sei. „Die Französische Revolution“ von 1789 versetzte die Zarin daher in Furcht und Schrecken und bewirkte in ihr einen Wandel. Während ihrer letzten Lebensjahre änderte sie ihre Innenpolitik. Erstmals in ihrer Regierungszeit kam es zur massiven Verfolgung von Intellektuellen. Sie verbannte jeden, der Kritik an der Leibeigenschaft ausübte. Unter Katharinas Herrschaft dehnte sich Russland fast auf ihr Maximum aus. Die Zarin wurde in ganz Europa geachtet und „Katharina die Große” genannt. 1773, noch zu Lebzeiten Katharinas, wurde im Garten vor dem Alexandrinski-Theater, ein Denkmal für sie enthüllt. 1796 starb Katharina und übergab den Thron ihrem einzigen Sohn Paul.

Lebensdaten von Katharina der Grossen 1729

Prinzessin Sophie Friederike Auguste von Anhalt-Zerbst, die spätere Katharina II. wird in Stettin, Deutschland geboren.

1743

Sophie wird von Zarin Elisabeth I. aufgefordert, nach Russland zu kommen.

1744

Sophie und ihre Mutter erreichen am 9. Februar Moskau. Sophie tritt zum orthodoxen Glauben über und wird zu Ekaterinaharina Alexejewna.

1745

Katharina heiratet Peter Feodorowitsch, den Herzog von Holstein-Gottrop, Thronerbe von Russland, in St. Petersburg.

1746

Katharinas Vater, Christian August von Anhalt-Zerbst, stirbt.

1752

Katharina nimmt Sergej Saltykow zu ihrem ersten Liebhaber.

1754

Katharina gebärt einen Sohn: Paul, den Thronerben von Russland.

1757

Russland besiegt die Preussen.

1760

Katharina ist die Geliebte von Gregorj Orlow. Ihre Mutter, Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst stirbt verarmt.

1761

Zarin Elisabeth stirbt am 25. Dezember und Katharinas Ehemann Peter wird zum Zar ausgerufen.

1762

Zum Missfallen des russischen Adels unterzeichnet Peter III. am 24. April einen Friedensvertrag mit König Friedrich von Preussen. Katharina stürzt Peter III. mit Hilfe der Gardeoffiziere und wird Zarin Katharina II. Peter III. stirbt während der Gefangenschaft; Katharina verneint Mittäterschaft.

26 1763

Katharina bestätigt Privilegien des Adel. Sie sammelt Kunst aus allen Bereichen Europas in der neu erbauten Eremitage; Russland fällt in Litauen ein.

1764

Katharina gründet Schulen (Smolnj Institut für junge Mädchen in St. Petersburg) und Universitäten und führt die europäische Erziehung ein.

1766

Katharina schreibt ihre Nakaz. Sie reformiert die lokale Verwaltung von St. Petersburg. Ein Friedensvertrag mit England kommt zustande.

1767

Durch die französische Aufklärung beeinflusst, formiert Katharina eine Kommission für eine Justizreform.

1768

Russland erklärt der Türkei den Krieg.

1771

Russland erobert die Krim.

1772

Vertragsunterzeichung mit Polen und Österreich zur Frage der Aufteilung Polens. Waffenstillstand mit der Türkei

1773

der französische Schriftsteller Denis Diderot besucht Katharina; Bauernaufstand im Wolgabecken an; Orlow verliert die Gunst der Kaiserin

1774

Potemkin wird Katharinas Liebhaber; die Bildung eines Magistrats, welcher 1786 zur Staats-Duma wird; Krieg gegen Türken geht zu Ende

1775

Prozess und Tod von Pugatschew. Katharina reformiert den ländlichen Verwaltungsapparat

1777

Allianz mit Preussen. Probleme auf der Krim.

1778

Katharina erlangt nach dem Tod Voltaires seine vollständige Bibliothek.

1781

Allianz zwischen Russland und Österreich.

1783

Potemkin annektiert die Krim von der Türkei.

1787

Katharina macht eine Reise auf die Krim (Potemikinsche Dörfer). Die Türkei erklärt Russland den Krieg.

1788

Katharina richtet ein Protektorat in Polen ein. Krieg mit Schweden.

1790

Friede mit Schweden.

1791

Tod von Potemkin.

1793

Zweite Teilung Polens.

1794

Dritte Teilung Polens.

1796

Katharina stirbt an den Folgen eines Schlaganfalles.

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Paul I.

Petrowitsch, 1754 – 1801, Regierungszeit 1796 – 1801

Sohn des Zaren Peter III und Katherina II, zwei Mal verheiratet. Erste Ehe (1773) mit der deutschen Prinzessin Wilhelmina Luisa von Hessen-Darmstadt, die nach der Annahme des Russisch-Orthodoxen Glaubens Natalja Alexejewna hieß. Starb 1776 während der Geburt. Zweite Ehe (1776) mit der deutschen Prinzessin Sophia Dorothea Augusta Luisa von Württemberg (1759 - 1828), die nach der Annahme des Russisch-Orthodoxen Glaubens Maria Fjodorowna hieß. Sie hatte 10 Kinder geboren, 4 Söhne und 6 Töchter. Unter ihnen der zukünftige Zar Alexander I., der älteste Sohn und sein Bruder, der zukünftige Zar Nikolaus I.

Paul wird am 20.9.1754 als einziger Sohn des Grossfürsten Peter Feodorowitsch III. und dessen Frau Katharina Alexejewna in St. Petersburg geboren. Kaum war er geboren, wurde er von der Grosstante Peter III., der Kaiserin Elisabeth, den Eltern weggenommen. Sie sorgte von nun an für Pauls Erziehung und Pflege. Der Mutter Katharina blieb lediglich das Besuchsrecht. Zu seinem Vater hatte Paul überhaupt keine Beziehung - Peter III. machte sich kaum Gedanken um die Erziehung seines Sohnes – man munkelte, dass Paul, obwohl als Peters legitimer Sohn anerkannt, gar nicht der leibliche Sohn gewesen sei. Zwischen Vater und Sohn stand, solange Elisabeth lebte, stets die Frage, wer ihr auf den Thron folgen würde. Kaiserin Elisabeth betrachtete Paul von Anfang an als Anwärter zum russischen Thron, da sie dafür Grossfürst Peter nicht als geeignet betrachtete. Sie erzog ihn zum politischen Rivalen des Grossfürstenpaares. Paul genoss eine ausgezeichnete Bildung. Er war ein durchaus begabter und kluger Schüler, zeigte jedoch schon damals einen Mangel an Geduld, war gereizt und launisch. Unter der Obhut der Kaiserin Elisabeth entwickelte er keine eigene Persönlichkeit. Am 28. Juni 1762 fand das Endprodukt sehr konkreter machtpolitischer Überlegungen statt: der Staatsstreich, der Katharina auf den Thron brachte. Gemeinsam mit der Erhebung Katharinas wurde ihr Sohn Paul zum Thronerben erklärt. Nach 1762 gab sich Katharina II. alle erdenkliche Mühe, Paul eine gute Erziehung angedeihen zu lassen und vor allem sein Herz und sein Vertrauen zu gewinnen. Je älter Paul jedoch wurde, desto mehr hörte er auf die Stimmen in seiner Umgebung, welche ihn mehr oder weniger diskret auf seine eigentliche, angestammte Rolle als wahrer Zar hinwiesen. Es festigte sich der Gedanke in Paul, dass seine Mutter ihm den Thron wissentlich vorenthalte, seinen Vater Peter III. umgebracht habe und nur eine gewissenlose Usurpatorin sei. Katharina hatte versprochen, am Tage der Volljährigkeit Pauls, ihm zugunsten abzudanken. Dies tat sie aber nicht. Aus Angst um die Macht und weil ihr der Sohn immer mehr entglitt, begann sie zielstrebig, Pauls ohnehin labile Persönlichkeit zu zerstören.

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Großfürstin Maria Fiodorowna 1780/90 1773 wurde Paul verheiratet mit der Prinzessin Auguste von Hessen-Darmstadt. Sie starb jedoch 1776 im Kindbett. Der nüchternen Tatsache folgend, dass die natürliche Erbfolge gesichert sein musste, verheiratete Katharina ihren Sohn ein zweites Mal und zwar mit der Prinzessin Sophie-Dorothea von Württemberg-Mömpelgard. Marija Feodorowna, wie sie nach dem Übertritt zum orthodoxen Glauben hiess, schenkte ihm 10 Kinder. Den 1777 erstgeborenen Alexander und sein ihm nachfolgender Bruder Konstantin nahm Katharina II. unter ihre Fittiche, gleich der Kaiserin Elisabeth damals Paul. Katharina II. schenkte ihrem Sohn Paul nach Geburt der Tochter das Schloss Gatschina und verbannte ihn somit gleichzeitig von ihrem Hof. In Gatschina entwickelte Paul seine eigene Hofhaltung und prägte dort seine absonderlichen Charaktereigenschaften weiter aus. Unter anderem war er von der preussischen Heerführung sehr angetan wie einst sein Vater Peter III. und liess es sich nicht nehmen, seine kleine Privatarmee stundenlang in militärischen Übungen selbst zu befehligen. Er hoffte, dereinst sein errichtetes militärisch-konservatives Regiment auf ganz Russland ausdehnen zu können. Im November 1796 erlitt Katharina II. ihren 2. Schlaganfall und Paul zog als neuer Zar ins Winterpalais ein. Er bestieg als Paul I. im Alter von 42 Jahren den Thron. Paul wurde als geisteskranker Wüterich bezeichnet und war wegen seiner schlechten Charaktereigenschaften überall verhasst. Obwohl er Gerüchten zur Folge nicht der Sohn Peters des III, sondern der eines der Liebhaber von Katharina gewesen sein soll, deutet aber sein Charakter doch darauf hin, dass er Peters Sohn war. Wenn nicht, wäre der Stammbaum der Romanows hier zu Ende. Paul mochte seine Mutter (Kathrina II) nicht, genauso wenig wie ihre Affären. Er gab ihr die Schuld an dem Tod seines Vaters (Peter III). Ebenso wenig mochte er Zarskoje Selo, die Zarenresidenz und das Heim seiner Mutter, und zog es vor, während seiner Regierungszeit Pawlowsk und Gatschina zur Residenz zu machen. Vor seinem Schloss ließ Paul I. das Reiterstandbild Peters des Großen aufzustellen mit der Inschrift: "Dem Urgroßvater vom Urgroßenkel". Mit eiserner Energie nahm er die Zügel des Staates in die Hand. Kaum war Katharina II. beerdigt, überschwemmte er das Land mit strengen Regeln. Die Freiheiten der vormals aufgeklärten Zarin waren Vergangenheit. Es hatte nicht der Erfahrung der Französischen Revolution bedurft, ihm jeden Gedanken an eine liberale Reformierung Russlands im Sinne der Aufklärung auszutreiben. Dafür hatte seine Mutter selbst gesorgt. Paul stand fest in der Überzeugung, Autokratie sei die einzig richtige Regierungsform für ein Land wie Russland. Er führte den Adel zu seinen Dienstpflichten zurück, die Geistlichkeit hatte die reine orthodoxe Lehre zu verkünden und die Leibeigenschaft war zu festigen.

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Paul hatte nicht das feine Gespür seiner Mutter, die realen Machtverhältnisse und Interessenlagen der unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen innerhalb seines Reiches zu erkennen. Er unterschätzte die oppositionellen Strömungen im grundbesitzenden Adel und vor allem in der Garde. Die extreme Sucht, alle Untertanen reglementieren und disziplinieren zu müssen, wurde immer mehr zu einer Manie. Wie kein Zar zuvor hatte Paul rigoros mit den Traditionen seiner Vorgängerin gebrochen und den in ihn gesetzten reformerischen Hoffnungen widersprochen. Außenpolitisch wollte Paul den Geist der Französischen Revolution bannen und die internationale Grossmachtstellung Russlands festigen. Dies schuf die Voraussetzung, dass sein Sohn Alexander I. später zu einer wichtigen anti-napoleonischen Kraft in Europa wurde. Pauls Politik war sprunghaft und irrational. Anfänglich proklamierte er eine Politik der Nichteinmischung. Durch Eintritt in den Malteserorden und der späteren Übernahme des Amtes des Grossmeisters änderte er seine Politik und bezog Stellung, "das westliche Europa gegen die Überflutung durch die Revolution zu schützen". 1799 ging das russisch-österreichische Bündnis zu Ende. Ebenso brachte ein russisches Embargo die britisch-russischen Handelsbeziehungen zum Erliegen. Paul hielt nach dem Bruch mit diesen beiden Mächten nach einem neuen Koalitionspartner Ausschau, um die Politik des europäischen Gleichgewichts weiterzuführen. Frankreich wurde nach der Ernennung Napoleons zum Konsul als neuer Verbündeter gehandelt. Diesen plötzlichen Wechsel in seiner aussenpolitischen Orientierung konnte Paul seiner Umgebung mehr schlecht als recht plausibel machen. Genauso wie sein Vater fühlte Paul eine manische Liebe zum Militär. Schon der Vater hatte seine Truppen mit immer verrückteren Einfällen geschockt. Das machte ihn sowohl gefürchtet als auch gehasst. Aufgrund der vielen Morddrohungen, ließ sich Paul zur eigenen Sicherheit ein massives Hochsicherheitsschloss bauen (das heutige Michaels-Schloss beim Platz der Künste). Es befand sich auf einer kleinen Kanal-Insel, die von den Flüssen Fontanka, Moika und zwei Kanälen gebildet wurde. Nach nur sechs Jahren Bauzeit wurde der Palast am 1. November 1800 der offizielle Wohnsitz der Zarenfamilie. Das moderne Schloss mit seinen Zugbrücken, Wachen, den vielen Räumen, Gängen, Ebenen und jeder Menge Sicherheitsanlagen, half Paul I. nicht. Als er sich weigerte, auf Druck der Offiziere seine Abdankung zu unterschreiben, wurde er in der Nacht vom 11. März 1801 in seinem Schlafzimmer brutal erschlagen und erdrosselt. Die Täter waren angestellte Verschwörer, die im Schloss gearbeitet haben. Die Absetzung soll mit dem stummen Einverständnis Alexanders I., seinem ältesten Sohn, geschehen sein. Alexander I. Pawlowitsch, Sohn Pauls I. Die Todesnachricht löste in der Hauptstadt einen Freudentaumel aus. Es wurde nie richtig bewiesen, ob der Thronfolger Alexander in das Vorhaben eingeweiht worden war. Ohne sein Einverständnis wäre ein Umsturz jedoch sinnlos gewesen, meinen die meisten Historiker.

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Alexander I. Pawlowitsch Romanow, 1777 –1825, Regierungszeit 1801-1825. Ältester Sohn des Zaren Paul, Mutter: Maria Fjodorowna (Aus zweiter Ehe des Zaren Pauls) Alexander I. kam nach der Ermordung seines Vaters an den Thron und die Zarenfamilie kehrte zum Winterpalast zurück. Alexander heiratete die deutsche Prinzessin Luisa Maria Augusta von Baden-Baden (geb.1779 - 1826), die kurz darauf als Elisabeth Alexejewna den Russisch-Orthodoxen Glauben annahm. Sie bekam zwei Töchter die im Kindesalter starben. Kam zum Thron nach dem Mord seines Vaters, Zar Paul I. Während seiner Herrschaft, wurde "Zarskoje Selo" wieder zur Regierungsresidenz der Zaren. Alexander ließ in "Zarskoje Selo eine Eliteschule für Jungen aus höheren Ständen einrichten. Diese besuchte 1811 der 12 jährige Alexander Puschkin. Von Alexander I. erbten die späteren Zaren die blauen Augen und den zarten Körperbau. Als Zar Alexander 1., der Enkel Katharinas der Großen, 1801 den Thron bestieg, zeigte er sich entschlossen, die Lage der Leibeigenen endlich zu bessern. Er folgte auf seinen Vater, den Zaren Paul I., einem geisteskranken Wüterich, der durch eine Palastrevolution sein Ende gefunden hatte. Alexander schaffte die Geheimpolizei ab, begnadigte Tausende von politischen Gefangenen, untersagte die Folter und Prügelstrafe und öffnete Russland, das sich unter Katharina und Paul so verschlossen hatte, liberalen ausländischen Ideen. Studenten durften wieder ins Ausland reisen, westliche Bücher fanden Eingang in Russland und in russischen Verlagen erschienen Werke, die zur Grundlage einer neuen russischen Literatur und Kultur wurden. Alexander war der Lieblingsenkel von Katherina der Großen, die ihm viel Zeit widmete. Er bekam eine ordentliche Erziehung und lernte viel über Politik und Autokratie. Alexander war zu Beginn sehr zielstrebig, ideenreich, voller Energie und hatte das große Bedürfnis sein Land zu liberalisieren. Das Ziel Alexanders war, eine klare Gewaltenteilung in gesetzgebende, ausübende und richterliche Funktion unter Mitwirkung von Vertretern des ganzen Volkes, sogar der Bauern-Klasse, herbeizuführen. Es war eine Zeit historischer Spannung. Konnte und würde Alexander trotz der Widerstände des Adels Russland einen Weg in eine neue Freiheit zeigen? Doch er wurde von Napoleon abgelenkt. Obwohl Alexander friedlicher Natur war und sich zuerst aus der großen Auseinandersetzung zwischen Frankreich und den anderen Ländern heraushalten wollte, gelangte er schließlich immer mehr zu der Überzeugung, dass er eine göttliche Mission zu erfüllen habe im Widerstand gegen „den Unterdrücker Europas und den Weltfriedensstörer“. Als Napoleon in der Hoffnung, Herr über Europas zu werden, wenn er Russland besiegte, zum großen Schlag ausholte und sich den Weg nach Moskau erkämpfte, musste er sich während des russischen Winters geplagt von Hunger, Kälte und Überraschungsangriffe der Russen geschlagen zurückziehen. Nun aber trieb Alexander, erfüllt vom Gefühl eines göttlichen Auftrags, seine Armeen an. Er sammelte um sich eine Koalition der europäischen Mächte, erzielte eine ganze Reihe militärischer Erfolge und marschierte schließlich am 31. März 1814 triumphierend in Paris ein, wo er zusammen mit den anderen verbündeten Monarchen Napoleon absetzte. Im Pariser Frieden vom 30.5.1814 wurde eine Zusammenkunft der Monarchen und Vertreter der wichtigsten Staaten zur politi-

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schen Neuordnung Europas nach den Napoleonischen Kriegen vereinbart. Diese Zusammenkunft in Wien vom 18.9.1814-9.6.1815 wurde als Wiener Kongress bezeichnet. Im Jahr 1815 traf sich Zar Alexander I., verheiratet mit Prinzessin Luise von Baden, außerdem mit mehreren gekrönten Häuptern in Heidelberg. In die Stadtchronik ging dieser Tag unter der Bezeichnung "Einzug der Russen" ein. Der Wiener Kongress wurde aus russischer Sicht einer der glänzendsten Höhepunkte in der Laufbahn Alexanders, denn es gelang ihm, ein Bündnis zustande zu bringen, das seinen ureigensten Stempel tragen sollte. Er konnte nun heimziehen und Russland einen neuen Frieden geben. Aber wieder einmal in der Geschichte Russlands wurden die leeren Versprechen nicht erfüllt. In den vierundzwanzig Jahren von Alexanders Regierung erlangten nur 47.000 der zwei Millionen Leibeigenen ihre Freiheit. Die Verfassung mir der Aufhebung der Leibeigenschaft vermoderte in einem Aktenregal. Russlands Kultur war noch nicht weit fortgeschritten, trotz seiner jungen Adligen, trotz der Dichter und der Journalisten. Hätte Alexander die Leibeigenschaft durch einen Erlass beseitigt und die Aristokraten ihrer Feldarbeiter und Hausdiener beraubt, so hätte er seinen Kopf verloren. Und obwohl er die Absicht hegte, eine konstitutionelle Regierung zu errichten, konnte er sich doch nie zu einer wirklich entscheidenden Tat aufraffen, blieb sein Wesen gespalten und niemand vermochte je zu sagen, was er wirklich dachte. So hörte Alexander auf, die Hoffnung seines Landes zu sein, und immer mehr Menschen fanden sich nun, die von Revolution flüsterten, denn ein Windhauch der Freiheit wehte noch immer in der Welt. Alexander, niedergedrückt von den enttäuschenden Fehlschlägen seiner Innenpolitik, begann von Abdankung zu sprechen. Das Geheimnis um Alexander Er war achtundvierzig Jahre alt, als ihn ein schweres Fieber befiel, und am 1. Dezember 1825 wurde bekannt gegeben, dass er in Taganrog auf der Krim gestorben sei. Jener Hauch des Mystisch-Geheimnisvollen, von dem Alexander sein ganzes Leben umgeben gewesen war, endete nicht mit seinem Tod. Beharrlich hielt sich unter dem Volk die Überlieferung, Alexander sei nicht gestorben, sondern habe seinen Tod vortäuschen lassen, um fortan das Leben eines heiligen Pilgers zu führen. Mehrfach hörte man von einem Einsiedler namens Fedor Kusmitsch, dem von dem nachfolgenden Zaren angeblich eine unerklärbare Ehrerbietung entgegengebracht worden sei und der seine Tage als heiliger Mann im Jahre 1864 in Sibirien beschloss. Niemand wird die Wahrheit dieser Legende nachprüfen können, doch ging immerhin in den Jahren nach 1920 eine Nachricht durch die Presse, dass die bolschewistische Regierung den Sarg Alexanders 1. habe öffnen lassen und dieser leer gewesen sei. Alexanders Tod oder Verschwinden ließ Russland für den Augenblick in einer schweren Verwirrung zurück. Alexander konnte sich bis zu seinem Lebensende nicht verzeihen, seinen eigenen Vater durch sein stummes Einverständnis zum Komplott vom Thron gestoßen zu haben und so an seinem Tod mitverantwortlich zu sein. Alexander blieb kinderlos und so ging der Thron an seinen Bruder Nikolaus.

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Nikolaus I.,

1796 - 1855, Regierungszeit: 1825-1855

Der dritte Sohn des Zaren Pauls I und Zarin Maria Fyodorowna. Kam zum Thron nach dem Tod seines älteren Bruders, des Zaren

Alexander I. (1777-1825) und infolge des Thronverzichtes

seines zweitältesten Bruders Konstantin. Heiratete 1817 die Preußische Prinzessin Frederica Luisa Charlotte Wilhelmine, die nach der Annahme des Russisch-Orthoxen Glaubens zu Alexandra Fyodorowna umbenannt wurde. Sie hatten 7 Kinder, unter ihnen den zukünftigen Zaren Alexander II. Nach Alexanders plötzlichem Tod war es eine Zeit sehr unklar wer den zukünftigen Thron besteigen sollte. Der zweitälteste Bruder Konstantin, der glücklich und verheiratet in Polen lebte und bewusst auf den Thron verzichtete, oder der jüngste und beim Volke unbeliebtere Nikolaus, der ebenfalls auf den Thron nicht scharf war. Diese Verwirrung aber schuf die Gelegenheit, zur einen Revolution, die von jungen Offizieren und ihren Gefährten geplant wurde. Während den Napoleonkriegen in Frankreich nestelten sich bei den jungen russ. Offizieren die Revolutionsideen ein. (bereits 1789 "Französische Revolution"). Der Thron ging schließlich an Nikolaus I., der einen Ruf als ein autokratisch sturer Esel hatte. Es sollte die erste Revolution in der russischen Geschichte sein. Am 26. Dezember 1825 erzählten die Offiziere den Soldaten, dass Nikolaus versuche, Konstantin um den Thron zu betrügen, und auf Drängen der Offiziere schreiten die Truppen: »Konstantin und Verfassung!" 3000 Soldaten verweigerten dem neuen Zaren den Treueid. Der Aufstand wurde

mit Kanonen beschos-

sen und schließlich niedergeschlagen. Nikolaus selbst nahm an den Untersuchungen teil, und es gelang ihm, den Aufrührern ein volles Geständnis zu entlocken. In den monatelangen Nachuntersuchungen, die noch folgten, wurden an die sechshundert Personen verhaftet und hunderteinundzwanzig in einen Prozess verwickelt. Fünf Organisatoren wurden zum Tode verurteilt. Der Dekabristenaufstand bestärkte den reaktionären Nikolaus in seiner Überzeugung, Russland müsse mit eiserner Hand regiert werden. Nikolaus organisierte Polizeitruppen, die rigorose staatliche Kontrollen ausübten und im ganzen Land operierten. Das Aufkeimen revolutionärer Ideen unterband man durch eine strenge Pressezensur. Gleichzeitig wurde Russen verboten, ins Ausland zu reisen, und Ausländern machte man die Einreise schwer. Die Reaktion auf diese neue Unfreiheit rief sämtliche Organisationen der intellektuellen Oberschicht. 19 Aug. 1951 fuhr der Zar mit seiner Familie als erster Gast auf der fertigen Eisenbahnstrecke von St.-Petersburg nach Moskau. Am 1.Nov folgte der regelmäßige Verkehr. Zu Beginn seiner Herrschaft erwarb er von den Christen bewohntes Teilkolaus befreite damals die Griechen von der Türkenherrschaft

gebiet Armeniens, das zu Persien gehörte und errang einen Sieg über die Türken. Ni-

und annektierte fast den gesamten Kaukasus, das sich als sehr kräftezerrend erwies. 1831 be-

schwor der Aufstand in Polen eine Krise herauf, wurde aber niedergeschlagen. 1849 intervenierte Russland in Ungarn.

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1853 - 56 erlebte Nikolaus hingegen ein militärisches Fiasko im Krimkrieg,

wo sich Russland einer Allianz von Engländern und Franzosen gegenüber- stellen

musste, die durch die russischen Expansionsgelüste alarmiert wurden und der Türkei zur Hilfe eilten. In drei Jahreszehn einer despotischen Regierung war es Nikolaus I. nicht gelungen, jene Unruhen zu unterdrücken, die mit dem Dekabristenaufstand ihren Ausgang genommen hatten. Das Land lag verarmt, die Verwaltung war rückständig und verderbt und voller Furcht vor einem Aufstand der Leibeigenen. Russlands innere Schwäche führte auch zu jener schweren Niederlage im so genannten Krimkrieg, in den Nikolaus sein Land verwickelt hatte. Noch während des Krieges musste Alexander II. nach dem Tode seines Vaters schweres Erbe antreten, und sich demütigende Friedensverträge aufzwingen lassen. Nikolaus I. starb im März 1855. 1859 wurde in der Mitte des Isaaks-Platzes ein Denkmal für Nikolaus I. enthüllt.

Alexander II., 1818 – 1881, Alexander Nikolaewich, Regierungszeit 1855 - 1881 Ältester Sohn des Zaren Nikolaus I. (1796-1855) und Alexandra Fjodorowna (1798-1860). Heiratete die deutsche Prinzessin Maximiliana Wilhelma Augusta Maria von Hessen-Darmstadt (1824 - 1880) die den RussischOrthodoxen Glauben annahm und zu Maria Alexandrowna wurde. Acht Kinder stammen aus dieser Ehe unter ihnen der zukünftige Alexander III. Er war ein Aktivist, Reformer, Diplomat Frühling 1861. Durch ganz Russland eilten die Ausrufer, um in den schlammigen Dorfplätzen ein neues Gesetz des Zaren bekannt zugeben, das dieser am 13. März 1861, am Jahrestag seiner Thronbesteigung, unterzeichnet hatte. Millionen von Leibeigenen konnten es noch nicht fassen und hörten misstrauisch die Rufe: Zar Alexander II., der Sohn des Zaren Nikolaus I., hob die Leibeigenschaft auf. Er wagte das geradezu Unmögliche, weil sich für ihn sonst kein anderer Weg bot. In drei Jahreszehn einer despotischen Regierung war es Nikolaus I. nicht gelungen, jene Unruhen zu unterdrücken, die mit dem Dekabristenaufstand ihren Ausgang genommen hatten. Das Land lag verarmt, die Verwaltung war rückständig und verderbt und voller Furcht vor einem Aufstand der Leibeigenen. Russlands innere Schwäche führte auch zu jener schweren Niederlage im so genannten Krimkrieg, in den Nikolaus sein Land verwickelt hatte. Der Versuch des Zaren, damals die Türkei niederzuwerfen, war infolge des Eingreifens in England und Frankreich kläglich gescheitert. Noch während des Krieges musste Alexander II. nach dem Tode seines Vaters schwere Erbe antreten. Die Niederlagen aber ließen den Trend und zahlreiche andere kritisch denkende Russen erkennen, dass Russland aufhören würde, weiterhin als eine bedeutende europäische Macht zu gelten, wenn es nicht seine soziale und ökonomische Struktur von Grund auf wandelte. Die Grundlage aber für diese Struktur bildete die Leibeigenschaft, und Alexander zerstörte sie. Er gab damit seinem Volke ein geradezu ungeheuerliches Versprechen. Er schien auch bereit, es wirklich zu erfüllen, als er zugleich den Anstoß zu anderen Reformen gab. Aber er schuf sich damit nur selbst immer neue Probleme und Schwierigkeiten.

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Die Russen hatten die Freiheit kostet, und nun kam erst der richtige Appetit. Die Befreiung der Leibeigenen wandelte die meisten Bauern in Pächter, die zu wenig Land verfügten; der Rest blieb an Kollektivfarmen gebunden. Und die früheren Leibeigenen schreiten nun laut nach einer zweiten Neuordnung, die ihnen mehr Land und weitere Freiheiten bringen sollte. Alexander II. befreite Russlands Leibeigene. Aber auch er konnte das Land nicht mehr retten. Die Adligen dagegen forderten eine Verfassung und eine Legislative. Hier gebot Alexander Halt. Und bald erkannten die Russen, dass es keine zweite Emanzipation, keine freien Reden, keine Legislative geben würde. Einigen radikalen Studenten schien daher eine gewaltsame Revolution und nicht eine Reform die einzige Hoffnung für ein neues Russland zu sein. Am 16. April 1866, als Alexander in St. Petersburg seinen Wagen bestieg, schoss ein Student namens Dmitrij Karakoso mit einer Pistole auf ihn. Der Schuss verfehlte sein Ziel, aber er löste neue Unterdrückungen aus. Und damit begann der Kampf zwischen den Revolutionären und den Zaren, der bis 1917 dauerte. Studenten, die wegen ihrer radikalen Ideen der Universitäten verwiesen wurden, bildeten geheime Zellen mit dem Ziel der Errichtung eines demokratischen Regimes oder gar eines sozialistischen Staates. Die radikalsten Forderungen erhoben die »Nihilisten«, die den »fürchterlichen, völligen, allgemeinen und mitleidlosen Untergang der Gesellschaft« predigten, und die »völlige Emanzipation und Glückseligkeit des Vollerstrebten. Geheime Druckpressen schütteten das Propagandamaterial aus, geheime Werkstätten fälschten Reisepässe. die höchsten Regierungskreise gelang es den Revolutionseinzudringen. So gehörte auch die zarte Tochter des Generalgouverneurs von St. Petersburg, Sofja Per6wskaja, zu den Tihilisten. Verschwörungen lösten Unterdrückungen aus, Unterdrückungen brachte neue Verschwörungen. Eine Mine wurde unter Alexanders Zug gelegt, doch der Zar blieb unverletzt. Ein Revolutionär schmuggelte eine Dynamitbombe in den Winterpalast und zündete sie, als Alexander gerade Gäste erwartete. Die Bombe tötete und verwundete vierzig Wachsoldaten, der Zar entging wiederum dem Anschlag. Während sich der revolutionäre Geist immer weiter ausbreitete, bewogen Alexanders Ratgeber diesen, doch endlich eine gesetzgebende Versammlung einzuberufen, um die Unterstützung des Volkes zurückzugewinnen. Der Zar stimmte zu und unterzeichnete am 13. März 1881 das Dokument, das Russland ein großes Stück weiter auf dem Wege zur Demokratie führen sollte. Doch es war zu spät. Am gleichen Tage besichtigte Alexander verschiedene Truppeneinheiten, und als er in seinem Wagen zum Winterpalais zurückkehren wollte, warf ein Nihilist eine Bombe. Sie verwundete mehrere Kosaken der Leibgarde. Der Zar verließ seine Equipage, um den Verwundeten beizustehen und mit dem Attentäter zu sprechen. Als sich ein Offizier nach seinem Befinden erkundigte, sagte er: »Ich bin, Gott sei Dank, unverletzt.« In diesem Augenblick schrie ein junger Mann: »Es ist zu früh, Gott zu danken!«, und warf eine zweite Bombe aus kürzester Entfernung. Alexander wurde schwer verletzt zu Boden geworfen und befahl nur noch: »Nach Hause - sterben.« Dann verlor er das Bewusstsein. Zwei Stunden später stellten die Arzte seinen Tod fest. Unter den fünf Attentätern, die man verhaftete und hinrichtete, war auch Sofja Perowskaja. Auf dem Platze wo Alexander tödlich verblutete, wurde die Erlöserkirche im russischem Still zu Ehren Alexanders erbaut.

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Die Ermordung Alexanders II. kündete neue Gewalttaten an. Dieses Bild verfolgte die zwei Zaren nach Alexander wie ein Gespenst.

Alexander III.,

1845 – 1894, Alexander III Alexandrovich, Regierungszeit: 1881 – 1894

Zweiter Sohn des Zaren Alexander II und seiner Gattin Maria Alexandrowna. Kam zum Thron nach dem politischem Terroranschlag auf seinen Vater. Heiratete die dänische Prinzessin Maria Sophia Frederica Dagmar (1847 - 1928), die als Maria Fjodorowna bekannt wurde als sie den russ.-orth. Glauben annahm. Alexander III. und Maria hatten 6 Kinder, unter ihnen auch den zukünftigen Zaren Nikolaus II. (1868 - 1918) Die Ermordung Alexanders II. verfolgte die nächsten zwei Zaren wie ein Gespenst. So zog der neue Zar mit seiner Familie in ein gut bewachtes Hochsicherheitsschloss in den Petersburger Vorort Gatschina. Ein kluger neuer Zar hätte leicht alle revolutionären Umtriebe ersticken können, denn der Mordanschlag an seinem Vater löste eine Welle von Zuneigung und Treue zur Krone aus. Doch hatte Alexander II ein Erbe hinterlassen, das sich schon weit von dem unterschied, was ihm selbst einst übertragen worden war. Für Russland begann damals eine Blütezeit von Kunst und Wissenschaft. Alexander III. glaubte nicht an eine Revolution und liebte keine Reformen. Er hob beinahe alle Verbesserungsvorschläge seines Vaters auf, obwohl er die Leibeigenschaft nicht wieder einführen konnte. Er erweiterte die Machtbefugnisse der Polizei, und zunehmend mehr Anarchisten, Populisten uns sozialistische Revolutionäre wurden kurzerhand nach Sibirien deportiert. Allmählich zog sich so die Feindschaft aller Klassen in Russland zu. Erneut flackerte überall der Terror auf. 1887 folgte ein Attentat auf den Zaren dem Alexander III knapp entging. 1898 fand die Eröffnung des Eröffnung des "Russischen Museums" statt, auf Initiative des Zaren Alexander III. Während seiner Herrschaft erlebte Russland das Zeitalter der Industrialisierung. Russland hatte unter seiner Herrschaft Landgewinne in Zentralasien und im Fernem Osten am Pazifik zu verzeichnen. Während seiner 13 jährigen Herrschaft entstand die Transsibirische Eisenbahnstrecke, die größte der Welt, die den europäischen Teil Russlands mit seinen Ostgebieten verband. Alexander III starb 1894. Der Thron ging an seinen Sohn Nikolaus II. Hinter dem Marmorpalast befindet sich das Denkmal für Alexander III.

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Nikolaus II. Alexandrovitsch, 1868 – 1918, Regierungszeit: 1894 - 1917 Ältester Sohn des Zaren Alexanders III. und Zarin Maria Fjodorowna.

18. Mai 1868: Nikolaus wird als ältester Sohn des russischen Kronprinzen Alexander und seiner Frau, Prinzessin Dagmar von Dänemark, in Zarskoje Selo (Puschkin) geboren. Nikolaus erhält eine Privaterziehung und wird politisch geschult. 1885 - 90 besucht Nikolaus das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Petersburgs, wo er zugleich militärische Ausbildung an der Akademie

des Generalstabs ausübet.

Am 1. November 1894, nach dem Tod seines Vaters wird der Kronprinz als Nikolaus II. Zar von Russland. Am 26. November heiratet Nikolaus die deutsche Prinzessin Alexandra aus Hessen-Darmstadt. Nach der Annahme des Russisch-Orthodoxen Glaubens, wurde sie zu Alexandra Fjodorowna. Es gab 5 Kinder in dieser Ehe: Töchter Olga (1895-1918), Tatjana (1897-1918), Maria (1899-1918) und Anastasia (1901-1918), und ein Sohn, Kronprinz Alexis (1904-1918). Als Alexander III., erschöpft durch seine Bemühungen, die Autokratie aufrechtzuerhalten, am 1. November 1894 gestorben war, verkündete der neue Zar Nikolaus II, gleich zu Beginn seiner Regierung, dass sich an dem autokratischen System nichts ändern werde. „Mögen nun alle wissen, dass ich meine Kräfte dem Wohle des Volkes widmen, das Prinzip der Selbstherrschaft aber ebenso fest und unbeugsam hochhalten werde, wie es mein unvergesslicher Vater getan.“ Alexanders Sohn Nikolaus II. war nicht der Herrscher, der auch nur ahnte, dass der Wettlauf fortdauerte. Ein hübscher, junger Mann, freundlich und sanftmütig, fast schwächlich könnte man sagen, sehr religiös, bis zu einem gewissen Grad von Glaubensschwärmerei, heiratete er die schöne Prinzessin Alix von Hessen-Darmstadt, die ebenso fromme und dem Mystizismus ergebene Enkelin der Königin Viktoria von England.

Die Zarenfamilie

Die ersten Jahre seiner Regierung verliefen verhältnismäßig friedlich. Seine von ihm sehr geliebte, aber zugleich auch herrschsüchtige Ehefrau Alexandra, gebar vier Töchter. Um so mehr freute sich das Herrscherpaar, als ihnen am 30. Juli 1904 endlich ein Sohn geschenkt wurde. Ihre Freude sollte aber nur von kurzer Dauer sein, denn bald stellte sich heraus, dass der Knabe an einer von der mütterlichen Familie vererbten Blutkrankheit litt. Bei dieser Krankheit vermochte das Blut nicht zu gerinnen, und der Knabe konnte bereits an einer kleinen Wunde verbluten. Nikolaus und Alexandra beteten täglich um ein Wunder. Das Wunder

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kam am 1. November I905 in Gestalt eines einfachen Bauers, der sich als heiligen Mönch und Prophet ausgab und den Namen Rasputin trug. Rasputin half den Jungen, auch wenn er die Krankheit nicht heilen konnte. Zunehmend gewann er Einfluss auf die Zarenfamilie, und schadete ihren Ruf. Tatsächlich sagte Rasputin den 1.Weltkrieg und den Tod der Zarenfamilie voraus. Nach der militärischen Niederlage de Russisch-Japanischen Krieges breitet sich im Innland eine gewaltvolle Protestwelle gegen die Politik des Zaren aus. Ein Generalstreik der sozialistisch organisierten Arbeiter legt das öffentliche Leben lahm. 17. Oktober 1905 veranlassen die revolutionären Unruhen Nikolaus II., Grundrechte und eine gesetzgebende Volksvertretung (Duma) auf der Grundlage des allgemeinen Wahlrechts einzuführen (Oktobermanifest). Nikolaus löste das Parlament auf, wann immer es ihm passte und schränkte das Wahlrecht zugunsten besitzender Schichten ein. Seine Überheblichkeit und die unbeliebte Freundschaft der Zarenfamilie zu Rasputin schadeten den Ruf des Romanows. 1914 geht Russland in den Ersten Weltkrieg ein. Nach großen Niederlagen übernimmt Nikolaus den Oberbefehl über die Streitkräfte. Aufgrund der militärischen Niederlagen, der Versorgungsnot im Reich und der Unzufriedenheit der Bevölkerung kommt es landesweit zu Arbeiteraufständen und Meutereien der Soldaten. Am 28. Februar 1917 bilden die bürgerlichen Parteien der Duma ein Komitee, aus dem eine provisorische Regierung hervorgeht. Am 11. März befiehlt der Zar die Auflösung der Duma und einen Schießbefehl gegen die Aufständischen. Die Soldaten verweigern sich der Anordnung. Vier Tage später dankt Nikolaus II auf Druck der Generalität, zugunsten seines Bruders, des Großfürsten Michail, ab. Dieser weist jedoch die Krone zurück. Am 21. März werden Nikolaus II. und seine Familie unter Arrest gestellt, eine Zeit lang im Alexander Palast gehalten, später nach Sibirien verbannt. Am 16. Juli 1918 wird Nikolaus II. zusammen mit seiner Familie in Jekaterinburg (zwischenzeitlich: Swerdlowsk) von bolschewistischen Truppen ermordet. Nikolaus II. mit seiner Ehegattin Alexandra Fjodorowna.

ihre Töchter Maria und Olga

ihr einziger Sohn Alexis

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Nachfahrenliste des ältesten Romanow, Zar Michael l. Bereits in der 4. Generation heiratet eine Romanow Karl Leopold von Mecklenburg. Eine Generation später nimmt Zarewitsch Alexej Petrovic die deutsche Prinzessin Sophie Charlotte von Braunschweig-Wolfenbüttel zur Frau. Später mischt sich immer mehr deutsches Blut in die russische Zarenfamilie. In 7. Generation heiratet Anna Pavlovna in das holländische Königsgeschlecht der Nassau-Oranier ein und wird Königin von Holland Nachfahrenliste: Romanow Michael l. 1 Romanow Michael l., Zar von Russland 1613-45 * 1596

† 1645

Alter: 49 J

1. Ehe mit:

Dolgorukaja Maria † 1625.

2. Ehe mit:

Streschnewa Eudoxia † 1645.

Kind 2. Ehe:

Romanow Alexej Michaelovich, Zar 1645-76 (siehe 2.1)

2.1 Romanow Alexej Michaelovich, Zar von Russland 1645-76 (Sohn von 1) * 1629

† 1676

1. Ehe

Miloslawskaja Maria * 1625 † 1668.

2. Ehe

Naryschkina Nathalie Kirillowna * 1651 † 1694.

Kinder 1. Ehe:

1.

Romanowa Sophie, Mitregentin von 1682-89, * 1657 † 1704

2.

Romanow Feodor lll., Zar von Russland 1676-82,* 1661 † 1682

3.

Romanow Iwan V., Mitregent von 1682-89 (siehe 3.1)

4.

Romanow Peter l. (der Grosse), Zar 1689-1725 (siehe 3.2)

Kind 2. Ehe:

Alter: 47 J

3.1 Romanow Iwan V., Mitregent von 1682-89 (Sohn von 2.1) * 1666

† 1696

Alter: 30 J

1. Ehe

Praskowja Saltykowa * 1664 † 1723.

Kinder:

1.

Romanow Katharina (siehe 4.1)

2.

Romanow Anna Iwanowa, Zarin 1730-1740, * 1693 † 1740 verheiratet mit Kurland von, Friedrich Wilhelm

3.2 Romanow Peter l. (der Grosse), Zar von Russland 1689-1725 (Sohn von 2.1) * 30.05.1672 Moskau † 28.01.1725

Alter: 52 J 7 M 29 T

1. Ehe mit:

Lopuchina Eudoxia Fyodorowna * 1669 † 1731.

2. Ehe mit:

Skawronskaja Martha Alexeevna (Katharina l.) * 1684 † 1727.

Kinder 1. Ehe:

1.

Romanow Alexej Petrovic, Zarewitsch (siehe 4.2)

2.

Romanowa Anna (siehe 4.3)

3.

Romanowa Elisabeth, Zarin von Russland von 1741-1762 * 1709 † 1762, verheiratet mit Rasumowskij Alexej.

4.1 Romanowa Katharina (Tochter von 3.1) * 1692

† 1733

Ehe mit:

Mecklenburg von, Karl Leopold * 1678 † 1747.

Kind:

Alter: 41 J

Mecklenburg-Schwerin von, Elisabeth (Anna Karlowna) Regentin von 1740-41, (siehe 5.1)

39

4.2 Romanow Alexej Petrovic, Zarewitsch (Sohn von 3.2) * 1690

† 1718

Ehe mit:

Braunschweig-Wolfenbüttel von, Sophie Charlotte

Kind:

Alter: 28 J

Romanow Peter ll., Zar von Russland 1727-30, * 1715 † 1730

4.3 Romanowa Anna (Tochter von 3.2) * 02.01.1708

† 15.05.1728

Alter: 20 J 4 M 13 T

Ehe mit:

Holstein-Gottorp von, Karl Friedrich

Kind

Romanow Peter lll. (Karl Peter Ulrich), Zar von Russland 1762 (s. 5.2)

5.1 Mecklenburg-Schwerin von Elisabeth (Anna Karlowna), Reg. 1740-41, (Tochter v 4.1) * 08.12.1718 Rostock † 03.1746, Ehe mit:

Alter: 27 J 3 M

Braunschweig-Wolfenbüttel von, Anton Ulrich

Kind:

Braunschweig-Wolfenbüttel von Iwan Vl., Zar von 1740-41 * 23.08.1740 St. Petersb., † 16.07.1764 ermordet in Schlüsselb.

5.2 Romanow Peter lll. (Karl Peter Ulrich), Zar von Russland 1762 (Sohn von 4.3) * 1728

† 1762 ermordet

Alter: 34 J

Ehe mit

Romanow (Anhalt-Zerbst von) Ekaterina (Sophie Auguste Friederike) Kind: Romanow Paul l., Zar von Russland 1796-1801 (siehe 6.1)

6.1 Romanow Paul l., Zar von Russland 1796-1801 (Sohn von 5.2) * 1754

† 1801 ermordet

Alter: 47 J

1. Ehe mit:

Hessen-Darmstadt von, Wilhelmina Louisa (Natalja Alexejewna)

2. Ehe mit:

Würtemberg von, Sophia Dorothea Augusta Louisa (Maria Fijodorowna) Kin-

der 2. Ehe:

1

Romanow Alexander Pavlovich, Zar von Russland 1801-1825

2

Romanow Konstantin Pavlovich, Grossherzog, * 08.05.1779

3

Romanowa Alexandra Pavlovna, Grossherzogin, * 09.08.1783

4

Romanowa Elena Pavlovna, Grossherzogin, * 24.12.1784

5

Romanowa Maria Pavlovna, Grossherzogin, * 16.02.1786

6

Romanowa Katharina Pavlovna, Grossherzogin, * 21.05.1788

7

Romanowa Olga Pavlovna, Grosserhogin, * 22.07.1792

8

Romanowa Anna Pavlovna, Königin der Niederlande (siehe 7.1)

9

Romanow Nikolai l. Pavlovich, Zar von Russland 1825-55 (s 7.2)

10

Romanow Michael Pavlovich, Grossherzog, * 08.02.1798

7.1 Romanowa Anna Pavlovna, Königin der Niederlande (Tochter von 6.1) * 18.07.1795

† 01.03.1865

Alter: 69 J 7 M 11 T

Ehe mit:

Nassau-Oranien von, Wilhelm ll.

Kind:

Nassau-Oranien von, Wilhelm lll. Alexander Paul, König d NL (s. 8.1)

7.2 Romanow

Nikolai l. Pavlovich, Zar von Russland 1825-1855 (Sohn von 6.1)

* 06.07.1796

† 18.02.1855

Ehe mit

Preussen von, Charlotte (Alexandra Fedorovna) * 13.07.1798.

Alter: 58 J 7 M 12 T

40

Kinder:

1

Romanow Alexander ll. Nikolaevich, Zar v Russl. 1855-81 (s.8.2)

2

Romanowa Maria Nikolaevna, Grossherzogin (siehe 8.3)

3

Romanowa Tochter (* 22.07.1820 † 22.07.1820)

4

Romanowa Olga Nikolaevna, Grossherzogin, * 11.09.1822

5

Romanowa Tochter (* 23.10.1823 † 23.10.1823)

6

Romanowa Alexandra Nikolaevna, Grossherzogin (* 24.06.1825)

7

Romanow Konstantin Nikolaevich, Grossherzog,* 21.09.1827

8

Romanow Tochter, * 05.10.1829 † 05.10.1829

9

Romanow Nikolai Nikolaevich, Grossherzog, * 08.08.1831

10

Romanow Michael Nikolaevich, Grossherzog, * 25.10.1832

8.1 Nassau-Oranien von Wilhelm lll. Alexander Paul, König der Niederlande (Sohn v 7.1) * 19.02.1817

† 23.11.1890, Alter: 73 J 9 M 4 T

1. Ehe mit

Württemberg von, Sophie * 1818 Stuttgart, † 1877 Den Haag.

2. Ehe mit

Waldeck-Pyrmont von, Emma * 02.08.1858 † 20.03.1934.

Kinder 1. Ehe:

1

Nassau-Oranien von, Wilhelm, * 1840 † 1879

2

Nassau-Oranien von, Moritz, * 1843 † 1850

3

Nassau-Oranien von, Alexander, * 1851 † 1884

4

Nassau-Oranien von, Wilhelmina Helena P., Königin d NL (9.1)

Kind 2. Ehe:

8.2 Romanow Alexander ll. Nikolaevich, Zar von Russland 1855-1881 (Sohn von 7.2) * 29.04.1818

† 13.03.1881

Alter: 62 J 10 M 12 T

1. Ehe

Hessen-Darmstadt von, Maximiliana Wilhelma Augusta Maria (Maria Alexandrowna) * 08.08.1824.

2. Ehe

Dolgorukaja Katharina Michaelovna * 14.11.1847.

Kinder 1. Ehe:

1

Romanowa Alexandra Alexandrowna, Grosherzogin

2

Romanow Nikolai Alexandrovich, Zarevich

3

Romanow Alexander lll. Alexandrovich, Zar v Russl 1881-94 (9.2)

4

Romanow Vladimir Alexandrovich, Grossherzog, * 22.04.1847

5

Romanow Alexei Alexandrovich, Grossherzog, * 14.01.1850

6

Romanowa Maria Alexandrovna, Grossherzogin, * 17.10.1853

7

Romanow Sergei Alexandrovich, Grossherzog, * 10.05.1857

8

Romanow Paul Alexandrovich, Grossherzog, * 03.10.1860

9

Romanow Georgi Alexandrovich, Prinz,* 12.05.1872

10

Romanowa Olga Alexandrovna, Prinzesssin, * 7.11.74

11

Romanow Boris Alexandrovich, Prinz, * 23.02.1876

12

Romanow Katherina Alexandrovna, Prinzessin *21.9.78

Kinder 2. Ehe:

8.3 Romanow Maria Nikolaevna, Grossherzogin (Tochter von 7.2) * 18.08.1819 Ehe mit

Leuchtenberg von, Maximilian

Kinder:

1

Leuchtenbg v, Maria, * 1841 † 1914, verh mit Baden von, Wilhelm.

2

Leuchtenbg v, Georg, * 1852 † 1912, verh mit Montenegro v, Anastasia

41

9.1 Nassau-Oranien von Wilhelmina Helena Pauline, Königin d Niederl. (Tochter v 8.1) * 31.08.1880

† 28.11.1962

Ehe mit

Mecklenburg-Schwerin von, Heinrich Wladimir Albrecht * 1876 † 1934.

Kind:

Alter: 82 J 2 M 28 T

Nassau-Oranien von, Juliana Louise Emma, Königin NL (10.1)

9.2 Romanow Alexander lll. Alexandrovich, Zar von Russland 1881-1894 (Sohn von 8.2) * 10.03.1845

† 01.11.1894

Alter: 49 J 7 M 22 T

Ehe mit

Dänemark von, Marie Sophie Frederikke Dagmar

Kinder:

1

Romanow Nikolai ll. Alexandrovich, Zar v Russl 1894-1917 (10.2)

2

Romanow Alexander Alexandrovich, Grossherzog, * 07.06.1869

3

Romanow George Juri Alexandrovich, Grossherzog, * 06.05.1871

4

Romanowa Xenia Alexandrovna, Grossherzogin, * 06.04.1875

5

Romanow Michael Misha Alexandrovich, Grossherzog, * 4.12.1878

6

Romanowa Olga Alexandrovna, Grossherzogin, * 13.06.1882

10.1 Nassau-Oranien von Juliana Louise Emma Maria, Königin d NL (Tochter v 9.1) * 30.04.1909 Ehe mit

Lippe-Biesterfeld zu, Bernhard Leopold Friedrich * 29.06.1911.

Kinder:

1

Nassau-Oranien von, Beatrix Wilhelmine Armgard Königin der Niederlande (siehe 11.1)

2

Nassau-Oranien von Irene, * 1939

3

Nassau-Oranien von Margriet, * 1943

4

Nassau-Oranien von Christina, * 1947

10.2 Romanow Nikolai ll. Alexandrovich, Zar von Russland von 1894-1917 (Sohn von 9.2) * 18.05.1868

† 17.07.1918

Alter: 50 J 1 M 29 T

Ehe mit

Hessen-Darmstadt von, Alix Victoria Helena Louise Beatrice (Alexandra Fedorovna) * 6.6.1872 Darmstadt, † 17.7.1918 Jekatbg

Kinder:

1

Romanowa Olga Nikolaevna, Grossherzogin, * 1895 - 1918

2

Romanowa Tatjana Nikolaevna, Grossherzogin, * 1897 - 1918

3

Romanowa Maria Nikolaevna, Grossherzogin, * 1899 - 1918

4

Romanowa Anastasia Nikolaevna, Grossherzogin, * 1901 - 1918

5

Romanow Alexei Nikolaevich, Zarevich, * 1904 - 1918

11.1 Nassau-Oranien von Beatrix Wilhelmine Armgard, Königin d NL (Tochter von 10.1) * 31.01.1938

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