Aktuelles Theatermagazin

January 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Darstellende Kunst, Theater
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Frühjahr | Sommer 2016

THEATER OSNABRÜCK

Das Magazin

Vorhang auf: Dürrenmatt DIE PHYSIKER

Gustav Rueb und Stefan Haschke Hinter den Kulissen: Die Operette CLIVIA

Mehr als nur mit Augenmaß Live dabei: Das Theater probt LOHENGRIN

Großes Aufgebot für die große Oper

FUNDUS

Wagners romantische Oper um den Schwanenritter Lohengrin feierte einen rauschenden Premierenerfolg am Theater Osnabrück. Wie in kaum einem anderen Werk steht hier der Chor im Mittelpunkt der Handlung. Bis zum 3. Juni ist die Oper noch im Theater am Domhof zu erleben.

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EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser, wie kommt eine der größten Choropern der Geschichte auf die Osnabrücker Bühne, wie schafft man es, einen Schauspielklassiker der 60er Jahre aktuell und lebendig zu inszenieren, und was macht eigentlich ein technischer Produktionsleiter? Drei große Repertoireklassiker haben unsere Arbeit in den ersten Monaten des neuen Jahres bestimmt: Wagners romantische Oper LOHENGRIN, Dürrenmatts Polit-Komödie DIE PHYSIKER und Nico Dostals Operettenhit CLIVIA. Viele Monate hat Chordirektor Markus Lafleur mit den über 60 Sängerinnen und Sängern des erweiterten Opernchores gearbeitet, um das Märchen vom Schwanenritter musikalisch perfekt auf die Osnabrücker Klangverhältnisse abzustimmen. Bei der Premiere hielt es das begeisterte Publikum nicht mehr auf den Sitzen, gerade auch der Chor wurde mit Ovationen überschüttet – der schönste Lohn für harte Arbeit! Klassiker hin oder her, Dürrenmatts Atomgroteske DIE PHYSIKER ist so aktuell wie bei der Uraufführung vor 55 Jahren. Der angebliche Fortschritt bedroht uns unverändert, Nordkoreas atomare Aufrüstung zeigt das ebenso wie die überwunden geglaubte Konfrontation von Ost und West, die längst neu aufflammt. Ist es die einzige Hoffnung, den Wahnsinn der Welt in ein Irrenhaus zu bannen? Wenigstens bleiben uns die komödiantischen Funken, die Dürrenmatt daraus schlägt. Eine wilde, bunte und mitreißende Operette wie Nico Dostals CLIVIA braucht vor allem eins: perfekte Planung. Dafür sorgen der technische Produktionsleiter Andreas Kaiser und die Spezialisten in den Kostüm- und Dekorationswerkstätten. Lesen Sie, wieviel Detailarbeit es braucht, um rauschende Unterhaltung möglich zu machen. Ihr Theater Osnabrück, mitten im Herzen der Stadt gelegen, ist eine „Traumfabrik“ der besonderen Art – tagtäglich arbeiten 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter daran, große Kunst für Sie zum besonderen Erlebnis zu machen. Lesen Sie im neuen Theatermagazin, was sich hinter den Kulissen tut, um Ihnen immer wieder aufs Neue aufregendes Theater zu bieten. Herzlichst, Ihr

Dr. Ralf Waldschmidt, Intendant Impressum Herausgeber: Städtische Bühnen Osnabrück gGmbH Domhof 10/11, 49074 Osnabrück Verantwortlich i.S.d.P.: Theater Osnabrück, Presse- & Öffentlichkeitsarbeit, Dramaturgie, Nora Vogt Redaktionelle Gestaltung: NOW-Medien GmbH & Co. KG Große Straße 17-19, 49074 Osnabrück Lothar Hausfeld Grafische Gestaltung: MSO Medien-Service GmbH & Co. KG, Große Straße 17-19, 49074 Osnabrück Holger Trentmann Druck: Druck- und Verlagshaus Fromm GmbH & Co. KG Breiter Gang 10-16, 49074 Osnabrück Titelfoto: Jörg Landsberg (zu sehen: Lina Liu, Andrea Baker, LOHENGRIN)

Foto: Jörn Martens

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VORHANG AUF!

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Die Welt in bösartiger Gemütlichkeit untergehen lassen

Das Leben wieder genießen mit modernsten Hörsystemen

Regisseur Gustav Rueb und Schauspieler Stefan Haschke im Interview

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Ergänzen sich perfekt: Rafaële Giovanola und Mauro de Candia.

Interpretieren einen modernen Klassiker neu: Stefan Haschke (l.) und Regisseur Gustab Rueb erkennen in DIE PHYSIKER Parallelen zur aktuellen Weltsituation.

Der Regisseur Gustav Rueb und Schauspieler Stefan Haschke sprechen über Friedrich Dürrenmatts Komödie DIE PHYSIKER, die am 9. April im Theater Osnabrück Premiere hat. Rueb ist wie Dürrenmatt gebürtiger Schweizer und hat am Theater Osnabrück bereits JENSEITS VON FUKUYAMA und IN ZEITEN DES ABNEHMENDEN LICHTS inszeniert. Der Schauspieler Stefan Haschke übernimmt in dem Stück die Rolle des Physikers Johann Wilhelm Möbius, der die sogenannte Weltformel" entdeckt " hat, die in den falschen Händen zur Vernichtung der Menschheit führen könnte.

Herr Rueb, DIE PHYSIKER gehören zu den größten Theatererfolgen der Nachkriegszeit. Entstanden im Jahr 1961 und zigfach aufgeführt. Denkt man bei einer erneuten Inszenierung „nicht schon wieder“? ueb: Das Stück ist schon sehr zeitverhaftet und viele meinen, das sei einfach blöder Schulstoff. Aber es ist ein moderner Klassiker, da hat es mich schon interessiert, das zu machen. Und DIE PHYSIKER ziehen immer noch das Publikum an. Ein großes Haus wie das Theater Osnabrück muss ja auch gefüllt werden.

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Inwiefern sind DIE PHYSIKER zeitverhaftet? ueb: Es hat einen sehr genauen Bezug zum Atomkrieg und Dürrenmatt hat das Thema auf eine sehr moralische Art betrachtet. Das macht man heute nicht mehr so. Wir sind da zynischer geworden. Dürrenmatt war eine widersprüchliche Person und er wollte das Thema nicht in Harmlosigkeit verhandelt haben.

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VORHANG AUF!

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VORHANG AUF!

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ueb: Ich finde, dass die Sprache durchaus Witz hat, da sie so veraltet ist. Aber das, was Stefan als merkwürdig beschreibt, sind auch in vielen Fällen Helvetismen.

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Sie sind gebürtiger Schweizer. Wollen Sie sagen, dass das Stück gewissermaßen eine Schweizer Ebene besitzt? ueb: Absolut. Und Dürrenmatt spielt damit. Alles hat so eine Lieblichkeit und Nettigkeit, aber eigentlich ist es gar nicht so nett. Das Irrenhaus steht auf einer grünen Wiese, alles ist so ländlich verkorkst. Und auch der auftretende Kommissar ist ja eher der Kleinstadtkommissar. Das hat etwas Provinzielles. Es gibt da auch diese Form von Langsamkeit, alles ist ein bisschen gemütlich – und darin liegt eine gewisse Bösartigkeit und auch das Groteske: Bei gutem Essen werden krasse Dinge verhandelt. Alle sind der Meinung, sie sind dabei Weltgeschichte zu schreiben. Aber sie sitzen im Irrenhaus. Sie sitzen dort und glauben ernsthaft, ihr Beitrag sei ganz wichtig. Dabei ist das Ganze schon gelaufen.

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Wie wollen Sie dieses Groteske in der Inszenierung herausarbeiten? ueb: Ich möchte, dass alle Figuren sehr weit getrieben werden, auch körperlich. Mit einer gewissen Form an Überzeichnung soll es gelingen, aus dem Komödienrealismus herauszutreten. Der merkwürdige Alltag der Physiker und das Setting machen da viel möglich. Aber es ist alles noch sehr im Fluss, wir sind gerade erst dabei, das erste Viertel des Stücks zu proben.

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Eine Schweizer Ebene: Wie Dürrenmatt ist auch Rueb gebürtiger Schweizer – und er erkennt in der vordergründig gemütlichen Langsamkeit eine Form von Groteske und Bösartigkeit.

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Heute haben wir etwa die Klimaerwärmung und stellen fest, dass der Dialog der Religionen nicht mehr funktioniert. Wir haben die Welt seit der Uraufführung von DIE PHYSIKER fünfzig Jahre weiter an den Abgrund getrieben – das macht das Thema aktuell und noch kurioser. Und der Ort, wo Dürrenmatt die Handlung ansiedelt – eine Irrenanstalt – ist schon ein tolles Grundsetting.

Wie kann man trotz der engen Verknüpfung der Frage nach der Verantwortung der Wissenschaft mit der Atomkrise der 60er Jahre einen Gegenwartsbezug herstellen? ueb: Wir bleiben bei der Inszenierung schon im Physikersystem, aber ich glaube, dass man das weitertreiben, die Weltuntergangsstimmung spürbar machen kann: Diese durchgeknallte Gesellschaft, die sich in der Irrenanstalt trifft und trotz des Gefühls eines be-

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vorstehenden Untergangs rationale Diskussionen führt. Das möchte ich herausarbeiten. Und vor dem Hintergrund, was in den fünfzig Jahren seit der Entstehung des Stückes geschehen ist, ist die Grundsituation noch absurder, noch hoffnungsloser.

Herr Haschke, was ging in Ihnen beim ersten Lesen des Stücks vor? aschke: Ich kannte das Stück bislang tatsächlich nur von diversen schlechten Schulaufführungen. Aber es ist wirklich ein interessanter Stoff. Diese drei Typen sitzen seit Jahren in der Klapse. Das ist ein spannender Ort. Quasi einer mit Geheimnis, wie auch die drei Physiker eines haben. Und so etwas ist für einen Schauspieler ja das Schönste: Wenn die Figuren ein Geheimnis haben. Ich habe das Stück nicht nur gelesen, sondern auch eine Verfilmung aus den 60ern angesehen. Da dachte ich mir nur: Mein Gott, wie geht man mit dieser Sprache um? Die wirkt nämlich schon etwas altbacken. Aber eigentlich sage ich fast nie genau das, was im Text steht.

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aschke: Ich beschäftige mich für die Rolle des Möbius gerade mit den Äußerlichkeiten. Etwa: Wie ist jemand, der seit Jahren in so einem System lebt? Jetzt laufe ich manchmal auf der Straße und probiere Körperlichkeiten aus, etwa ruckartige Kopfbewegungen aus. Ich habe schon ein paar Ideen. „Es soll nicht so harmlos bleiben.“

Und das Bühnenbild? ueb: Das ist eine naive, kindliche Welt. Ein pastellfarbener Pavillon mit Möbeln, Trimm-Dich-Rädern und einer Orgel. Wie so eine kleine Traumwelt, in der die Figuren nicht viel von der Realität mitbekommen.

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Wie weit wollen Sie sich mit der Überzeichnung von einer ganz klassischen Inszenierung entfernen? ueb: Ich verorte mich da in der Mitte. Es ist sinnlos, das Stück total auseinanderzunehmen. Aber ich bin schon dafür, zu bohren und die Frage zu stellen: Was hat das mit uns zu tun? Da möchte ich einen modernen Ansatz finden. Auch darin, wie die Figuren gezeichnet sind. Es soll nicht so harmlos bleiben, wie man das beim Lesen denken könnte.  Text: Heiko Kluge | Fotos: Philipp Hülsmann

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INTERVIEW

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TRI_ANGLE (SWEET SHADOW) Choreografien von Mauro de Candia, Marco Goecke und Stephan Thoss

Foto: Jörg Landsberg

Aktuell im Theater am Domhof

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Hinter den Kulissen

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Hinter den Kulissen

Mehr als nur mit Augenmaß Bühnenbildner und Konstrukteure arbeiten eng zusammen für den Rahmen von CLIVIA Hinter einem Bühnenbild steckt jede Menge Maßarbeit. Von der Einreichung des Konzepts über die Bauprobe und Werkstattabgabe bis hin zur Konstruktion und Produktion vergehen viele spannende Wochen. Eine bunte Operette wie CLIVIA erfordert dabei eine ganz besondere Optik. Damit sich der Zuschauer am Ende in die fiktive südamerikanische Republik Boliguay hinein versetzt fühlt, in der die Handlung um das Jahr 1930 herum angelegt ist, bedarf es verschiedener Arbeitsschritte, die sorgfältig koordiniert und ausgeführt werden müssen. Denn wenn nur ein einziges Teil oder Versatzstück nicht passt, führt das schnell zu einem unheilvollen Dominoeffekt. Dabei spielt auch die Abwägung zwischen dem, was auf der einen Seite künstlerisch gewünscht und auf der anderen Seite technisch machbar und nicht zuletzt auch finanzierbar ist, eine entscheidende Rolle. Einen kühlen Kopf zu bewahren und scharf mit einem vorgegebenen Budget zu kalkulieren, ohne dabei den künstlerischen Anspruch des ursprünglichen Konzepts aus den Augen zu verlieren oder aufs Spiel zu setzen, ist dabei die Aufgabe von

Handwerkliche Umsetzung: Bei der Produktion in den Werkstätten des Theaters.

Millimetergenaue Maßarbeit: Andreas Kaiser sorgt als technischer Produktionsleiter für praktikable Lösungsansätze.

Alles im Kasten: Bei der Premiere sollte es auf der Bühne in etwa so aussehen wie das Modell es vorgegeben hat.

Über sieben Perücken musst du gehen: Allein die Hauptdarstellerin wechselt in Clivia so oft ihr Kostüm mitsamt Frisur.

Andreas Kaiser, der als technischer Produktionsleiter für eine machbare Umsetzung des Bühnenbildkonzepts buchstäblich verantwortlich zeichnet. Denn am Anfang steht die konzeptionelle Arbeit. Die Zeichnungen des vom Theater beauftragten, freischaffenden Bühnenbildners, eine genaue Stückliste und möglichst viele andere Details sind dabei die Arbeitsgrundlage. Dessen Grundrisse, Schnitte und Bauteilansichten gilt es, zunächst überschläglich und passend für die Bühne umzusetzen. Die Ergebnisse müssen nicht nur einer technischen Prüfung standhalten, sondern auch im Hinblick auf verwendbare Materialien, finanzielle Aufwendungen, Produktionszeiten und nicht zuletzt ihre Auswirkungen auf den Proben- und Spielbetrieb abgeklopft werden. Im Fall von CLIVIA hat man es zum Beispiel mit sehr hohen Bauteilen und entsprechend großen Transportmaßen zu tun. Dabei stellt sich dann die Frage, inwieweit auf im Hause bereits vorhandene Materialien zurückgegriffen werden kann oder in welchem Ausmaß

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Sonderanfertigungen in Auftrag gegeben werden müssen und wie der vorhandene Raum optimal genutzt werden kann. Vier Wochen nach der Konzepteinreichung durch den Bühnenbildner steht dann die Bauprobe im Theater an. Sie dient dazu, allen an der Produktion Beteiligten anhand des Bühnenmodells und von Markierungen ein Gefühl für die Sichtund Größenverhältnisse und Machbarkeiten im realen Raum zu vermitteln. Dort werden technische oder bauliche Lösungsansätze durchdacht und verhandelt. Die aus der Bauprobe gewonnenen Erkenntnisse werden in die Präsentation bei der Werkstattabgabe eingearbeitet, der noch einmal eine Konstruktionszeit folgt. Am Rechner werden die Dekorationselemente in den dreidimensionalen Bühnenraum detailliert und umsichtig konstruiert, Zeichnungen für die Produk-



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tionswerkstätten abgeleitet. Für CLIVIA sind dies mehr als 30, größten-teils zweidimensionale Dekorationselemente. Augenmaß allein reicht hier nicht mehr aus. Es handelt sich um echte Millimeterarbeit. Auf dieser Grundlage machen sich dann Tischler, Schlosser, Polsterer, Plastiker und Maler an die Arbeit der passgenauen Produktion. Während in den hauseigenen Werkstätten des Theaters in der Nähe des Hafens Stahl geschweißt, Holz genagelt, getischlert und gemalt wird, werden am Domhof die zahlreichen bunten Kostüme für CLIVIA genäht und die Perücken unter anderem produziert. Allein die Hauptdarstellerin wechselt in der Operette siebenmal komplett ihr Kostüm, was bei anderen Theaterformen eher unüblich ist, wie Christine Saurbier betont, die als Gewandmeisterin die Damenschneiderei des Theaters leitet. Aber es gehört eben zu dem farbenprächtigen, ausstattungsintensiven Stück dazu, dass mit viel Aufwand und mehr als nur Augenmaß auch ein optischer Hochgenuss für die Zuschauer werden soll.   Text: Matthias Liedtke | Fotos: Philipp Hülsmann

LIVE DABEI

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Großes Aufgebot für die große Oper Der Hauschor des Theaters probt gemeinsam mit Extrachor und dem freien Opernchor „coruso“ für LOHENGRIN

Viel Stoff für CLIVIA: In der Schneiderei sorgt man für den richtigen Zuschnitt.

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LIVE DABEI

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Richard Wagners große Oper LOHENGRIN auf die Bühne zu bringen, ist für das Theater eine spannende Herausforderung. Nur mit Hilfe einer Erweiterung des Chores auf mehr als die doppelte Anzahl an Sängern kann sie gestemmt werden. Von der Zusammenarbeit profitieren Akteure und Zuschauer gleichermaßen.

Chordirektor Markus Lafleur koordiniert die zeitaufwändigen Chorproben.

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Drei Wochen vor der Premiere: Bühnenprobe mit Chor im Theater am Domhof.

Mit vereinter Stimmkraft für den Lohengrin: (von links) Luise und Marc Selige und Markus Wetzlich aus dem Extrachor und César del Rio, Mitglied des Opernchors.

Wenn Sachsen und Brabanter vielstimmig gegeneinander ansingen, sind vor allem eine Menge kräftiger Männerstimmen nötig, um die gewaltige Intensität der großen Geschichte um Macht, Mord und Rache auf die Bühnenbretter zu bringen. Regisseurin Yona Kim hat alle Hände voll zu tun, als sie bei der zweiten Chorprobe auf der großen Hauptbühne des Theaters die insgesamt mehr als 60 Sängerinnen und Sänger auf ihre jeweilige Position bringen muss. Doch damit ist es nicht getan. Ungewöhnlich viel Bewegung ist in der Handlung, so dass Auf- und Abläufe, Zu- und Abgänge sowie Übergaben von Flaggen, Flinten und anderen Objekten sorgfältig koordiniert werden müssen. Da der Orchestergraben für die Auftritte der Solisten genutzt wird, sind die Orchestermusiker in den hinteren Bühnenteil versetzt worden, wo sie durch einen transparenten Schleier vom gesanglichen und schauspielerischen Geschehen getrennt sind. Auch der Dirigent befindet sich somit im Rücken der Sänger und kann nur über Monitore verfolgt werden, die für den Zuschauer unmerklich an verschiedenen Stellen um die Bühne herum positioniert sind. Auch und gerade für die Mitglieder des Extrachores, der für größere Produktionen regelmäßig angefordert wird, ist diese indirekte Form der Leitung jedoch nichts Ungewöhnliches. Es sind vielmehr der hohe musikalische Anspruch sowie die umfänglichen Chorpartien und Choreografien, die den bunt gemischten Chor in besonderer Weise herausfordern. Als „schwer, aber machbar“ fasst der spanische Tenor César del Rio die Aufgabe zusammen, der als festes Chormitglied am Theater angestellt ist und es nur selten mit so ungewöhnlichen Tonlagen zu tun hat, wie sie im LOHENGRIN gefordert

werden. Unterstützt wird der 23-köpfige Hauschor dabei nicht nur vom semiprofessionellen Extrachor, sondern auch von acht Herren des freien Opernchores „coruso“, der bundesweit bei größeren Projekten professionell aushilft.

Ohne Eitelkeiten wird Wagners Wagnis zum lohnenden LOHENGRIN „Seitenlange Fortissimo“, die duellierende „Doppelchörigkeit“ und andere „Extrem- und Randbereiche“ des Chorgesangs, die der LOHENGRIN als großes, ambitioniertes Musiktheater streift, betrachtet nicht nur Marc Selige als große Herausforderung. Gemeinsam mit seiner Frau und Mezzosopranistin Luise Selige singt er im Extrachor. „Teil einer Handlung zu sein“ und samt Kostüm und Maske „in eine völlig andere Haut zu schlüpfen“ begeistert ihn besonders am Mitwirken an der großen Oper, wo im Gegensatz zum „normalen Chor“ eben auch „Gefühle und Gemütslagen“ dargestellt werden müssten. „Man empfindet mehr mit“, pflichtet ihm sein Bass-Kollege Markus Wetzlich beim Gespräch im Chorprobenraum bei, wo man sich über die „Suchtgefahr“ der ganz speziellen Choraufgaben einig ist: „Die Grenzen zwischen den professionellen Sängern und denen, die dazu kommen, spielen dabei sehr schnell keine Rolle mehr und verschwimmen zu einer einzigen großen Gemeinschaft.“ Auch Chordirektor Markus Lafleur, der für die Koordination der Chorproben unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Andreas Hotz verantwortlich ist, zeigt sich froh darüber, dass der mittlerweile auf über 30 Mitglieder angewachsene Extrachor „mit so viel Liebe und Herzblut“ nicht nur dabei, sondern auch voll integriert ist – insbesondere bei einer Produktion wie LOHENGRIN, die auch einen „enormen Zeitaufwand“ erfordert. Gemeinsam hängen sich aber alle Beteiligten mit viel Ehrgeiz und ohne falsche Eitelkeiten so in das Projekt hinein, dass das Wagnis Wagner am Ende zu einem lohnenden LOHENGRIN wird.  Text: Matthias Liedtke | Fotos: Matthias Liedtke/Philipp Hülsmann

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