Anpassungsstrategien der deutschen Landwirtschaft an den

February 9, 2018 | Author: Anonymous | Category: Wissenschaft, Umweltwissenschaften, Klimawandel
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Anpassungsstrategien der deutschen Landwirtschaft an den Klimawandel Bachelorarbeit im Studiengang Volkswirtschaftslehre Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen - Geislingen vorgelegt von Yvonne Jaksch Ludwigsburg Matrikelnummer: 206813 Sommersemester 2010

Zeitraum:

19. März 2010 bis 19. Juli 2010

Erstprüfer:

Herr Prof. Dr. sc. agr. Roman Lenz

Zweitprüfer:

Herr Dr. Martin Gansneder

Unternehmen:

Allianz Climate Solutions GmbH

Betreuerin:

Frau Katharina Latif

I

Sperrvermerk Die vorliegende Bachelorarbeit beinhaltet interne, vertrauliche Informationen der Allianz Climate Solutions GmbH. Die Weitergabe des Inhaltes der Arbeit und die beigefügten Anlagen sowie die zugrunde liegenden Daten im Gesamten oder in Teilen ist grundsätzlich untersagt. Es dürfen keinerlei Kopien oder Abschriften – auch in digitaler Form – gefertigt werden. Ausnahmen bedürfen der schriftlichen Genehmigung der Allianz Climate Solutions GmbH.

II

Vorwort Mein erster Dank geht an Herrn Professor Dr. sc. agr. Roman Lenz für die Übernahme meiner Bachelorarbeit als Erstprüfer und seine fachliche Betreuung an der Hochschule.

Ich danke Herrn Dr. Martin Gansneder (Allianz Climate Solutions GmbH) für die Möglichkeit, meine Bachelorarbeit in Zusammenarbeit mit der Allianz Climate Solutions GmbH zu verfassen und für die Übernahme des Amtes als Zweitprüfer meiner Arbeit.

Besonderer Dank geht an Frau Katharina Latif (Allianz Climate Solutions GmbH), die mich während meiner Bachelorarbeit ausgezeichnet betreut hat, besonders durch Ihre Unterstützung bei Ideen und Fragen.

Weiterhin bedanke ich mich bei meinen Interviewpartnern, die sich die Zeit nahmen, an den Interviews teilzunehmen. Ohne deren Mitarbeit und Wissen hätte die vorliegende Bachelorarbeit nicht in dieser Form entstehen können. Hier erhielt ich viele interessante Eindrücke und Erkenntnisse zum Thema.

III

„Wenn der Mensch nicht über das nachdenkt, was in ferner Zukunft liegt, wird er das schon in naher Zukunft bereuen“ – Konfuzius (551 - 479 v. Chr.) –

IV

Kurzfassung In der Bachelorarbeit „Anpassungsstrategien der deutschen Landwirtschaft an den Klimawandel“ wird untersucht, wie sich der Klimawandel auf die Landwirtschaft in Deutschland auswirkt und wie sich dieser Wirtschaftssektor an die negativen Folgen anpassen kann. Es erfolgt eine Beschreibung des Klimawandels, der Wichtigkeit von Klimaschutz und Anpassung sowie der zukünftigen Entwicklung durch Klimaszenarien auf globaler und nationaler Ebene. Aus den regionalen Klimaszenarien für Deutschland werden für die Landwirtschaft mögliche Auswirkungen und negative Folgen des Klimawandels abgeleitet. Um aktuelle Meinungen und die Sicht von Experten zum Thema mit einzubeziehen, wurden Experteninterviews innerhalb Deutschlands durchgeführt. Durch diese konnten aktuelle Erkenntnisse darüber gewonnen werden, welche Risiken sich für die Landwirtschaft ergeben und welche Anpassung bzw. welcher Anpassungsbedarf besteht. Es werden verschiedene bereits umgesetzte, aber auch in Zukunft notwendige Anpassungsstrategien für die Landwirtschaftsbetriebe dargestellt. Des Weiteren wird dabei auf die Unterstützung des Staates und der Forschungseinrichtungen eingegangen. Aufgrund der Risiken, die sich in der Landwirtschaft durch den Klimawandel ergeben, ist es in Zukunft unumgänglich, geeignete Anpassungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen.

V

Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis ..................................................................................... VII Abbildungsverzeichnis ..................................................................................... VIII 1

Einführung ..................................................................................................... 1 1.1 Ausgangslage und Problemstellung......................................................... 1 1.2 Gegenstand und Ziel der Arbeit ............................................................... 2 1.3 Aufbau der Arbeit ..................................................................................... 3 1.4 Begriffserklärungen .................................................................................. 4

2

Klimawandel und dessen Folgen................................................................. 6 2.1 Veränderungen des Klimas in der Vergangenheit.................................... 6 2.2 Ursachen des Klimawandels und heutige Situation ................................. 8 2.3 Klimawandel in Deutschland .................................................................... 9

3

Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien ........................................... 11 3.1 Klimaszenarien und Klimamodelle ......................................................... 11 3.2 Grenzen von Klimamodellen .................................................................. 14 3.3 Regionale Klimamodelle und Klimafolgen für Deutschland.................... 15 3.3.1 Temperatur ..................................................................................... 16 3.3.2 Niederschlag ................................................................................... 17 3.3.3 Extremwetterereignisse .................................................................. 19

4

Klimaschutz und Anpassung ..................................................................... 20 4.1 Zusammenhang Klimaschutz und Anpassung ....................................... 20 4.2 Anpassung an den Klimawandel............................................................ 21 4.3 Probleme der Anpassung....................................................................... 22

5

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft............................................................................................. 24 5.1 Die Landwirtschaft in Deutschland ......................................................... 24 5.2 Folgen in der Landwirtschaft durch den Klimawandel ............................ 26 5.2.1 Auswirkungen von Temperaturerhöhungen .................................... 28 5.2.2 Auswirkungen von veränderten Niederschlägen............................. 29 5.2.3 Auswirkungen von veränderten Extremwetterereignissen .............. 30 5.2.4 Auswirkungen von veränderten Schadorganismen (Unkräuter, Schädlinge und Krankheiten) .......................................................... 31 5.3 Regionale Auswirkungen und Folgen für die Landwirtschaft.................. 32 5.3.1 Unterscheidung nach Ausgangsbedingungen der Regionen .......... 32 5.3.2 Unterscheidung nach Höhenlage der Regionen ............................. 34 5.3.3 Unterscheidung der Regionen nach Nord/West/Ost/Süd................ 34

VI 6

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft ................................ 37 6.1 Ausgangssituation und Zielsetzung........................................................ 37 6.2 Experteninterviews................................................................................. 38 6.3 Ergebnisse der Experteninterviews........................................................ 40 6.3.1 Auswertung der Interviews.............................................................. 40 6.3.2 Darstellung der Ergebnisse............................................................. 41 6.3.2.1 Risikoidentifizierung .................................................................... 41 6.3.2.2 Risikobewertung.......................................................................... 46 6.3.2.3 Risikobewältigung ....................................................................... 48

7

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft .......................................... 49 7.1 Anpassungsmöglichkeiten der Landwirtschaftsbetriebe......................... 50 7.1.1 Anpassung des Pflanzenbaus......................................................... 53 7.1.1.1 Auswahl geeigneter Sorten und Kulturen .................................... 53 7.1.1.2 Verschiebung der Aussaattermine .............................................. 55 7.1.1.3 Optimierung des Wasserhaushalts und Bewässerung ................ 55 7.1.1.4 Bodenbearbeitung und Düngung................................................. 57 7.1.1.5 Pflanzenschutz ............................................................................ 57 7.1.2 Anpassung des Risikomanagements.............................................. 58 7.1.2.1 Versicherungen ........................................................................... 59 7.1.2.2 Finanzprodukte............................................................................ 60 7.1.2.3 Rücklagen ................................................................................... 61 7.2 Anpassungsunterstützung durch den Staat ........................................... 62 7.3 Verbesserung der Anpassung durch Wissenstransfer ........................... 64 7.4 Anpassungs- und Forschungsbedarf in der Landwirtschaft ................... 67 7.4.1 Anpassungsbedarf .......................................................................... 67 7.4.2 Forschungsbedarf ........................................................................... 68

8

Zusammenfassung und Fazit..................................................................... 72

Anhang ................................................................................................................ 75 Literatur- und Quellenverzeichnis .................................................................... 85 Ehrenwörtliche Erklärung.................................................................................. 93

VII

Abkürzungsverzeichnis bzw.

beziehungsweise

ca.

circa

CH4

Methan

CLM

Climate Local Model

Co2

Kohlenstoffdioxid

d.h.

das heißt

EU

Europäische Union

ggf.

gegebenenfalls

ha

Hektar

IPCC

Intergovernmental Panel on Climate Change

km2

Quadratkilometer

LF

Landwirtschaftliche genutzte Fläche

Mio.

Millionen

Mrd.

Milliarden

O3

Ozon

pflanzl.

pflanzlichen

PIK

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

ppm

parts per million

REMO

Regionalmodell

STAR

Statistisches Regionalisierungsmodell

tier.

tierischen

u.a.

unter anderem

usw.

und so weiter

vgl.

vergleiche

WETTREG

Wetterlagenbasierte Regionalisierungsmethode

z.B.

zum Beispiel

>

größer als

°C

Temperatur in Grad Celsius

VIII

Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Aufbau der Arbeit ....................................................................................... 4 Abb. 2: Deutschland - Modellvergleich: Jahresmitteltemperatur .......................... 16 Abb. 3: Deutschland - Modellvergleich: Mittlere Niederschlagsmenge im Sommer ............................................................................................................................. 17 Abb. 4: Deutschland - Modellvergleich: Mittlere Niederschlagsmenge im Winter. 18 Abb. 5: Auswertung zur Einschätzung des Klimawandels.................................... 42 Abb. 6: Auswertung zu Extremwetterereignissen ................................................. 43 Abb. 7: Auswertung zur Zunahme von Ertragseinbußen...................................... 47 Abb. 8: Auswertung bereits umgesetzter Anpassungsmaßnahmen ..................... 51 Abb. 9: Auswertung der Unterstützung durch den Staat bei der Anpassung........ 63

Einführung

1

1

Einführung

1.1 Ausgangslage und Problemstellung Der Klimawandel ist nicht nur ein Phänomen, sondern Realität und in vollem Gange. Das zeigen Beobachtungen und Messungen der letzten Jahrzehnte und lassen keinen Zweifel daran, dass sich das Klima ändert. So stellen der Klimawandel und dessen mögliche Auswirkungen eines der größten Umweltprobleme dar, vor dem die Menschheit jemals gestanden ist. Dabei trägt neben den natürlichen Veränderungen des Klimas der Mensch durch seine Eingriffe in das Klimasystem ebenfalls einen Teil zum Klimawandel bei. Neben der Beobachtung eines kontinuierlichen Anstiegs der Treibhausgaskonzentration, vor allem von CO2, zählten die vergangenen Jahrzehnte global zu den wärmsten seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Neben der Temperaturerhöhung zeigen sich bereits heute Veränderungen in den Niederschlagsmustern sowie im Auftreten von Extremwetterereignissen. „Hunderte Quadratkilometer Land unter Wasser – Zehntausend Tote durch Erdbeben – Milliardenschäden durch Hurrikane und Taifune – verheerende Hangrutsche und Schlammströme – Busch- und Waldbrände – Schneechaos – Hitzewellen und Dürren. Noch ist eine Naturkatastrophe nicht aus den Medien verschwunden, da beherrscht schon die nächste die Nachrichten“ (Korn 2007, S. 77). Auch in Deutschland zeichnet sich dieser globale Trend ab. Dabei projizieren regionale Klimamodelle für Deutschland zu welchen Veränderungen es bis zum Ende des 21. Jahrhunderts kommen kann. In Deutschland zeigen sich dabei verschiedene regionale Auswirkungen und Folgen. In Zukunft gilt es daher, verstärkt Klimaschutz zu betreiben und damit die negativen Folgen des Klimawandels zu verringern. Auch müssen bereits heute Anpassungsstrategien an nicht mehr abwendbare Klimaänderungen umgesetzt werden. Durch den Klimawandel sind in Deutschland die privaten Haushalte sowie die verschiedenen Wirtschaftssektoren direkt oder indirekt betroffen. So ergibt sich künftig ein großer Handlungsbedarf.

Die Landwirtschaft als Wirtschaftssektor in Deutschland wird, durch ihre Abhängigkeit von großflächiger Landnutzung, dabei am stärksten und direktesten betroffen. Dabei stellt in Deutschland die Landwirtschaft die flächenmäßig bedeutendste Landnutzungsform dar. In der Landwirtschaft ist gerade das Klima einer der

Einführung

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wichtigsten Standortfaktoren. Denn das Klima, das Wetter und die Witterung sind zentrale landwirtschaftliche Produktionsfaktoren und wirken direkt auf die Pflanzenproduktion und damit auf die Wertschöpfungskette ein. Die Landwirtschaft wird mit einer Veränderung der Temperatur, der Niederschläge und dem veränderten Auftreten von Extremwetterereignissen konfrontiert. Hierbei können laut Eitzinger et al. die Auswirkungen dieser Veränderungen „aus der Sicht des Landwirtes positive, neutrale oder negative Folgen haben, abhängig von den gegebenen klimatischen Standortbedingungen und den verfügbaren natürlichen Ressourcen wie Bodenbedingungen und langlebige Wasserreserven“ (2009, 1 f.). Durch den Klimawandel kann es in Deutschland – regional gesehen – zukünftig Ertragserhöhungen sowie Ertragsverluste geben. Daher ist es für die Landwirtschaft essenziell, sich mit dem Thema Klimawandel auseinanderzusetzen. Hier gilt es, für die jeweiligen landwirtschaftlichen Standorte mögliche Risiken und Chancen zu identifizieren und zu bewerten. Dabei ist es unumgänglich, geeignete Anpassungsstrategien zu entwickeln, um Risiken zu reduzieren bzw. zu vermeiden und Chancen zu ergreifen, denn Vorsorge ist besser als Nachsorge. In Zukunft müssen Chancen genutzt und neue Wege zur Anpassung gefunden werden. Dabei kann das Know-how der Landwirte, des Staates, der Forschungseinrichtungen, aber auch das Know-how von Dienstleistern wie z.B. Versicherungen Hilfe leisten. Für die Landwirtschaft besteht in Zukunft die Herausforderung, sich mit geeigneten Strategien an den Klimawandel und dessen Auswirkungen anzupassen (Heissenhuber/Zehetmeier 2008, S. 8).

1.2 Gegenstand und Ziel der Arbeit Der Klimawandel umfasst ein komplexes Themenfeld zu dem bereits zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten, Bücher und Analysen vorliegen. In diesen werden anschaulich die Klimageschichte sowie die Ursachen für den heutigen Klimawandel beschrieben. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich daher auf die Relevanz der Thematik für die Landwirtschaft in Deutschland. Dabei stehen zum einen die Auswirkungen und Folgen des Klimawandels in der Landwirtschaft und zum anderen die möglichen Handlungsoptionen der Landwirtschaft zur Anpassung an die Risiken aus dem Klimawandel im Fokus. Daraus stellen sich die folgenden Leitfragen:

Einführung

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o Wie wird die deutsche Landwirtschaft durch den Klimawandel betroffen? o Welche Risiken ergeben sich für die deutsche Landwirtschaft aus dem Klimawandel? o Welche Handlungsoptionen stehen der Landwirtschaft zur Anpassung an die Risiken zur Verfügung? o Welche Meinung haben Experten zu dem Thema Klimawandel, Landwirtschaft und Anpassung?

Ziel der Arbeit ist es, die relevanten Risiken, die sich für die Landwirtschaft durch den Klimawandel ergeben, zu identifizieren. Des Weiteren sollen Anpassungsstrategien aufgezeigt werden, durch die der Unternehmenserfolg von Landwirtschaftsbetrieben verbessert werden kann. Durch den Klimawandel können sich ebenfalls Chancen für die Landwirtschaft ergeben, die es zu nutzen gilt. Jedoch liegt, zur thematischen Eingrenzung des Themas, der Fokus dieser Arbeit auf den durch den Klimawandel verursachten Risiken und den möglichen Anpassungsstrategien.

1.3 Aufbau der Arbeit Die vorliegende Arbeit besteht aus acht Kapiteln und gliedert sich, wie in der Abbildung 1 dargestellt, in drei Teile: Teil I gibt einen kurzen Überblick über den Hintergrund des Klimawandels sowie dessen Ursachen und Folgen, um so ein Grundverständnis für die Arbeit aufzubauen. Es erfolgt die Hinführung der Thematik zum Landwirtschaftssektor. Weiterführend werden zukünftige Projektionen des Klimawandels durch Klimaszenarien global sowie regional für Deutschland dargestellt. Abschließend werden die Notwendigkeit und der Zusammenhang von Klimaschutz und Anpassung für das weitere Vorgehen deutlich gemacht. In Teil II wird konkret auf den Landwirtschaftssektor eingegangen. Dabei wird aufgezeigt, wie der Klimawandel die Landwirtschaft in Deutschland beeinflusst und zu welchen Veränderungen es kommen kann. Besonders sollen bestehende und zukünftige Risiken aus dem Klimawandel für den Landwirtschaftssektor identifiziert werden. Um einen Praxisbezug zu erhalten und Experteneinschätzungen hinzuzuziehen, wurden Experteninterviews geführt. Hierfür wurden in ganz Deutschland ausgewählte Institute des Landwirtschaftssektors befragt.

Einführung

4 In Teil III wird auf die Ergebnisse der in Teil II identifizierten Risiken und der Ergebnisse aus den Experteninterviews eingegangen. Den Landwirtschaftsbetrieben sollen Strategien aufgezeigt werden, wie sie sich heute und in Zukunft, insbesondere bis zum Ende des 21. Jahrhunderts, an den stattfindenden Klimawandel anpassen können. Abb. 1: Aufbau der Arbeit (Quelle: Eigene Darstellung)

1.4 Begriffserklärungen Aufgrund unterschiedlicher Interpretationen und Auslegungen der folgenden Begriffe soll hier ein einheitlicher Konsens für die darauf aufbauenden Kapitel erfolgen. Dabei ist es für das weitere Vorgehen wichtig, eine Unterscheidung zwischen Wetter, Witterung, Klima und Extremwetterereignissen zu treffen. Des Weiteren wird eine Begriffserklärung zu Klimawandel, Klimaänderung, Anpassung, Landwirtschaft und Risiko vorgenommen.

Wetter, Witterung und Klima „Als Wetter bezeichnet man den aktuellen Zustand der Atmosphäre, also beispielsweise den Zustand am 24. Dezember 2003 um 12.00 Uhr. Der Begriff Klima beschreibt das gemittelte Wetter über einen bestimmten Zeitraum, wobei dieser im Vergleich zum theoretischen Limit der Wettervorhersage sehr viel länger sein muss“ so Latif (2007 b, S. 41). Präziser wird dies von Burdick erklärt: „Das Klima ist Ausdruck der Mittelwerte und Häufigkeiten aus langjährigen Beobachtungsreihen der meteorologischen Elemente. Anders gesagt: Was sich im Bereich von Stunden oder innerhalb weniger Tage draußen vor dem Fenster abspielt, bezeichnet man als Wetter. Beobachtet man eine Wetterlage über mehrere Tage und Wochen hinweg, so spricht man von Witterung. Als Klima sollte (…) erst bezeichnet

Einführung

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werden, was über wenigstens 30 Jahre beobachtet und gemessen wurde“ (1994, S. 196).

Extremwetterereignisse Als Extremwetterereignisse werden von Binder und Steinreiber Ereignisse eingestuft „wenn sie im Vergleich zu ihrer normalen Ausprägung am Untersuchungsort selten auftreten. Je stärker die Werte des betrachteten Ereignisses vom ortspezifischen Mittelwert abweichen, desto weniger wahrscheinlich, sprich seltener ist es“ (Hrsg., 2005, S. 11). Extremwetterereignisse können z.B. Starkniederschläge, Hochwasser, Muren, Lawinen, Hagel, Stürme oder Trockenheit sein (Binder/Steinreiber 2005, S. 13).

Klimawandel „Der Begriff des Klimawandels ist gemäß der Vieldimensionalität des Klimas überaus komplex und ergibt sich letztlich aus der Sichtweise“ laut Heilig (2009, S. 47). Hier wird unter Klimawandel „die Summe verschiedener Zeitskalen verstanden. Er kann regional unterschiedliche Änderungen sowohl in den Mittelwerten als auch in den Variabilitäten (Temperatur und Niederschlag) oder den Häufigkeiten von Extremereignissen beinhalten, (…). Hierzu gehört auch eine Veränderung der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre, wie die Konzentrationserhöhung der klimawirksamen Gase CO2, CH4 und O3“, so Glauninger und Kresebaum (2009, S. 136).

Klimaänderung Nach dem IPCC bezieht sich Klimaänderung „auf jegliche Klimaänderung im Verlauf der Zeit, sei es aufgrund natürlicher Schwankungen oder als Folge menschlicher Aktivitäten“ (Hrsg., 2007, S. 2).

Anpassung Bei der Anpassung handelt es sich um ein noch junges Forschungsfeld. Dies zeigt sich in der Begriffsbestimmung und Definition zur Anpassung. Es gibt zahlreiche Definitionen und inhaltliche Beschreibungen unterschiedlichster Schwerpunktsetzung und Akzentuierung (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S.16). Für das weitere Vorgehen in der Arbeit wird die Begriffsbestimmung des EU-Grünbuch der Euro-

Klimawandel und dessen Folgen

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päischen Kommission als sinnvoll erachtet. Nach der EU-Kommission dienen Anpassungen „der Bewältigung der Folgen eines sich wandelnden Klimas (z.B. verstärkte Niederschläge, höhere Temperaturen, Wasserknappheit oder häufiger auftretende Stürme) bzw. der Vorwegnahme künftiger solcher Veränderungen“. Des Weiteren zielt die Anpassung „darauf ab, die Risiken und Schäden gegenwärtiger und künftiger negativer Auswirkungen kostenwirksam zu verringern oder potenzielle Vorteile zu nutzen“ (2007, S. 4).

Landwirtschaft Der Brockhaus definiert Landwirtschaft als die „Nutzung der Bodenkräfte zur Erzeugung pflanzl. und tier. Rohstoffe: Ackerbau, Wiesen- und Weidewirtschaft, Viehzucht, Garten- und Weinbau; auch Jagd und Fischerei. Die Hauptzweige Bodennutzung und Viehhaltung ergänzen und fördern sich. Ziel ist Umwandlung, Züchtung und Veredelung der pflanzl. und tier. Produkte“ (Hrsg., 1996, S. 518).

Risiko Nach Christians umfasst ein Risiko „alle Schadensgefahren, durch die eine unmittelbare Vermögensminderung eintritt z.B. Naturkatastrophen“ (2006, S. 203).

2

Klimawandel und dessen Folgen

Das Kapitel gibt einen Überblick über das Klima und den Klimawandel. Dabei wird auf die Veränderungen des Klimas in der Vergangenheit sowie die heutige Situation eingegangen. Dadurch soll ein Grundverständnis für den Klimawandel und die daraus folgenden Auswirkungen und Folgen für die Landwirtschaft in Deutschland geschaffen werden.

2.1 Veränderungen des Klimas in der Vergangenheit Das Klima hat sich im Laufe von Jahrtausenden und Jahrmillionen durch große Schwankungen und Änderungen immer wieder grundlegend verändert. So zeigt die Geschichte, dass das Klima keinen lang andauernden stabilen Zustand aufweist (Burdick 1994, S. 196). Während der letzten zwei Mrd. Jahre kam es zu

Klimawandel und dessen Folgen

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einem mehrfachen Wechsel zwischen Warmklimaepochen und Eiszeitaltern1 auf der Erde (Lang 1999, S. 22). Fundamental bestimmende Kräfte des Klimasystems der Erde sind dabei zum einen die Sonne als Energielieferant und zum anderen die Lage der Erde als Energieempfänger. Ebenfalls ist der Treibhauseffekt für das Klimasystem ein wichtiger Faktor. Durch diesen kommt es zu einer Erwärmung der unteren Luftschichten der Erdatmosphäre, indem die direkte Energieabstrahlung der Erdoberfläche verhindert wird (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 9). Der natürliche Treibhauseffekt ermöglicht eine globale Mitteltemperatur von etwa + 15 °C (Jacobeit 2007, S. 10).

Der Wandel des Klimas wird neben den Veränderungen im Sonnensystem auch durch die langfristigen tektonischen2 Verschiebungen der Erdkruste angetrieben. Im Laufe der Zeit verschieben sich beispielsweise Wasser- und Landmassen, Landmassen heben und senken sich, Gebirge entstehen und die Vegetation verteilt sich um – wodurch es neue Bilanzen im Gasaustausch und in der Verdunstung gibt. Die Eismengen der Erde können sich verkleinern und vergrößern und verändern dabei die Reflexion der Sonnenstrahlung, wodurch eine Veränderung der Atmosphäre und Biosphäre bewirkt wird. Die Meeresströme erhalten neuen Antrieb durch die Bildung und das Schmelzen von Eis in den Ozeanen. Dabei sind wiederum die Verdunstung über den Meeren und auf dem Land sowie die Lage der Gebirge für die Wolkenbildung und damit für die Niederschläge verantwortlich (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 7 f.). Nach heutigem Verständnis ergibt sich das Klima aus einem Wechselspiel der gesamten belebten und unbelebten Natur. Dies geschieht durch eine Interaktion der Sphären, also zwischen Atmosphäre mit Hydrosphäre (Wasser), Lithosphäre (Gestein), Pedosphäre (Boden), Kryosphäre (Eis

und

Schnee)

und

der

Biosphäre

(Pflanzen

und

Tiere)

(Eitzin-

ger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 10). Zu den beschriebenen Ursachen und Wirkungen kommen weitere Einflüsse, wie beispielsweise die Einflüsse der Menschen (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 8), deren Sphäre auch als „Anthroposphäre“ bezeichnet wird. Die Interaktionen und vielfältigen Wechselwirkungen dieser Sphären machen das globale und lokale Klima aus (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 10), vgl. zu diesem Zusammenspiel Anlage 1 im Anhang S. 75.

1

2

Wird definiert als Periode in der eine ganzjährige Eisbildung auf der Erdoberfläche möglich ist. Eine Eiszeit kann dabei als eine besonders kalte Periode während des Eiszeitalters eintreten (Lang 1999, S. 22). Tektonisch definiert Brockhaus als „den Bau der Erdkruste“ (Hrsg., 1996, S. 899).

Klimawandel und dessen Folgen

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Dabei muss berücksichtigt werden, dass in der Vergangenheit die Änderungen des Klimas durch natürliche Faktoren angetrieben wurden und nicht anthropogener3 Natur waren (Burdick 1994, S. 196).

2.2 Ursachen des Klimawandels und heutige Situation Während vor 25 Jahren die Frage, ob überhaupt ein Klimawandel stattfindet, umstritten war, steht heute fest, dass sich das Klima ändert. Ebenfalls ist mittlerweile unbestritten, dass der Mensch seit Mitte des 20. Jahrhunderts einen beträchtlichen Beitrag zur Erhöhung der mittleren globalen Temperatur leistet. Dies zeigt auch der veröffentlichte IPCC4-Bericht (2007) (Umweltbundesamt 2008 b, S. 1; Deutsche Bank Research, 2007 b, online, S. 3). Der Mensch greift zunehmend durch seine Aktivitäten in die Prozesse und Wechselwirkungen des Klimas ein (Heilig 2009, S. 46). Bereits seit der Industrialisierung im 18. Jahrhundert beeinflusst der Mensch die Zusammensetzung der Atmosphäre (Umweltbundesamt 2008 a, S. 4). Die ersten Eingriffe des Menschen in die Umwelt stellten die Rodungen der Wälder für die zunehmende ackerbauliche Nutzung der gewonnenen Flächen dar. Die anthropogenen Einflüsse nahmen durch die Industrialisierung erheblich zu. Seit dem 19. Jahrhundert werden in großem Umfang fossile Rohstoffe verbrannt oder weiterverarbeitet (Burdick 1994, S. 36). Die Freisetzung von klimawirksamen Treibhausgasen ist durch die Aktivitäten des Menschen drastisch angestiegen. Dabei liegen die Hauptursachen des durch menschliche Einflüsse beschleunigten Klimawandels (Burdick 1994, S. 37) in dem Verbrauch von fossilen Brennstoffen, der Abholzung von Wäldern sowie der Änderungen der Landnutzung wie z.B. durch Flächenversiegelung (Umweltbundesamt 2008 a, S. 4). Treibhausgase5 sind z.B. Wasserdampf, Kohlenstoffdioxid, Methan, Lachgas und Ozon (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 10). Der Anstieg von Emissionen aus solchen Gasen führt zu einer Verstärkung des Treibhauseffektes und damit zu einer Erhöhung der Temperatur der Erdoberfläche und der unteren Atmosphäre (Lang 1999, S. 16). Dadurch hat sich in den vergangenen 100 Jahren das Klima deutlich erwärmt (Umweltbundesamt 2008 a, S. 4). So kommt es zu einer Veränderung des Klimas durch natürliche und menschliche Einflüsse, wobei seit Beginn der Indust3

Anthropogen bedeutet „durch den Mensch verursacht“ gemäß dem Umweltbundesamt (Hrsg., 2009, S. 4). Der IPCC ist ein zwischenstaatlicher Ausschuss für die Klimaänderungen. Dessen Hauptaufgaben bestehen darin Risiken des Klimawandels zu beurteilen und Vermeidungsstrategien zu entwickeln (Schaller/Weigl 2007, S. 16). 5 Treibhausgase sind Gasmoleküle der Atmosphäre die drei oder mehr Atome besitzen. Dabei haben diese die Eigenschaft langwellige Wärmestrahlung die von der Erde abgestrahlt wird zu absorbieren und in Wärme umzuwandeln. Kurzwelliges Sonnenlicht wird dabei fast vollständig durchgelassen (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 9). 4

Klimawandel und dessen Folgen

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rialisierung ein großer Anteil auf die anthropogenen Treibhausgasemissionen zurückzuführen ist (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2004, S. 20).

Beobachtungen zeigen, dass zwischen 1906 und 2005 die globale bodennahe Mitteltemperatur um 0,74 °C angestiegen ist. Diese Veränderung zeigt sich auf allen Kontinenten der Erde (vgl. auch Anlage 2 im Anhang auf S. 76). Dadurch nahmen im Mittel die Gebirgsgletscher sowie die Schneebedeckung auf der Nordund Südhalbkugel ab. Im 20. Jahrhundert stieg der Meeresspiegel im globalen Mittel um 17 Zentimeter an (Umweltbundesamt 2008 a, S. 4). Als weitere Folge der Temperaturerhöhung kommt es zu einem höheren Wasserdampfgehalt der Atmosphäre. Dies kann zu einer Veränderung der Niederschlagsmuster und damit auch zu häufigeren Extremwetterereignissen führen (Korn 2007, S. 94).

2.3 Klimawandel in Deutschland Auch in Deutschland macht sich der Klimawandel bemerkbar und hat gravierende Folgen für Mensch und Umwelt (Umweltbundesamt 2008 a, S. 5). Deutschland folgt dabei dem globalen Trend des Klimawandels. Jedoch kommt es zu regional unterschiedlichen Ausprägungen. Seit etwa 1900 ist die jährliche Durchschnittstemperatur in Deutschland um 0,9 °C angestiegen (We igel 2008, S. 103). Im Südwesten gab es seit 1950 sogar einen Anstieg der durchschnittlichen Temperatur um 1,5 °C (Link 2007, S. 129). Laut des Umweltbunde samtes waren die letzten zehn Jahre die Wärmsten des 20. Jahrhunderts (Hrsg., 2008 a, S. 5). Besonders ausgeprägt war dieser Anstieg im Sommer (Weigel 2008, S. 103). Neben Temperaturveränderungen zeigt sich der Klimawandel auch in der Veränderung des Niederschlags (Umweltbundesamt 2008 a, S. 5). Dabei hat seit etwa 1900 die jährliche Durchschnittsniederschlagsmenge leicht zugenommen. Wobei sich in den Sommermonaten deutschlandweit eine Abnahme der Niederschläge zeigt. Dies ist jedoch regional differenziert zu betrachten, denn beispielsweise haben die Sommerniederschläge im Nordosten und Südwesten Deutschlands abgenommen (bis - 14%), im Nordwesten und in Bayern jedoch leicht zugenommen (bis + 5,5%). Dagegen haben die Winterniederschläge in Deutschland mit ca. + 20% im Mittel deutlich zugenommen (Weigel 2008, S. 103).

Klimawandel und dessen Folgen

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Gleichzeitig zeigen sich in besonderem Ausmaß Extremwetterereignisse (Umweltbundesamt 2008 a, S. 5). Seit den letzten Jahren häufen sich die Berichte über extreme Wetterereignisse, wie z.B. Dürren, Waldbrände, Stürme, Überschwemmungen und sintflutartige Niederschläge. „Von zehn in Europa gemessenen größten Hochwasserereignissen fallen neun auf die letzten zehn Jahre“ laut Latif (2007 b, S. 7). Dieser Trend zeigt sich in Deutschland ebenfalls darin, dass seit den 50er-Jahren die Schäden aus Naturkatastrophen kontinuierlich ansteigen (Korn 2007, S. 80). Durch den voranschreitenden Klimawandel ist eine deutliche Zunahme der Anzahl und Heftigkeit von Extremwetterereignissen zu verzeichnen (Korn 2007, S. 82). Analysen der Münchener Rückversicherung bestätigen dies hier haben die Zahlen der Naturkatastrophen sowie die der versicherten Schadenssummen in den letzten Jahren stark zugenommen. Allein in den vergangenen zwei Jahrzehnten ergaben sich in Deutschland aufgrund von Extremwetterereignissen volkswirtschaftliche Schäden in Höhe von mehr als 18,5 Milliarden Euro. Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft wetter- und klimabedingte Schadenskosten weiter stark ansteigen dürften (Umweltbundesamt 2008 b, S. 1).

Dabei sind zahlreiche Wirtschaftssektoren in Deutschland durch den Klimawandel betroffen und spüren dessen Auswirkungen innerhalb ihres Tätigkeitsfeldes. Besonders abhängig von den Klimabedingungen sind die Land- und Forstwirtschaft, die Fischerei, das Gesundheitswesen, die Finanzdienstleistungen, der Versicherungssektor sowie der Bade- und Wintersporttourismus. Beispielsweise Wasserknappheit, höhere Temperaturen, häufigere und heftigere Stürme, Starkniederschläge sowie Trockenheit treffen die Wirtschaftssektoren direkt oder auch indirekt (Europäische Kommission 2007, S. 7). Die Auswirkungen des Klimawandels sind besonders für den Landwirtschaftsektor nicht zu übersehen. „Unwetter verhageln den Bauern jetzt schon überall auf der Welt die Ernten, anderswo sorgen extreme Dürren für Ernteausfälle“ so Latif (2007 b, S. 109). In Deutschland hat z.B. die Sommertrockenheit in 2003 und die Julihitze in 2006 durch regionale Ernteausfälle (bis zu 50%) und Futtermittelknappheit gezeigt, dass auch in der Landwirtschaft neue Strategien entwickelt werden müssen, um sich an die Veränderungen des Klimas anzupassen (Link 2007, S. 128).

Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien

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Die Landwirtschaft wird dabei mit steigenden Kosten konfrontiert, die zum einen aus den notwendigen Anpassungen und zum anderen aus der zukünftig geringeren Planungssicherheit entstehen. Zwar wird es auch Regionen geben, die höhere Ernteerträge durch den Klimawandel erwirtschaften können, jedoch dürften unter dem Strich die negativen Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland für die Landwirtschaft überwiegen (Deutsche Bank Research, 2007 a, online, S. 16).

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Zukunftsprojektionen durch Klimaszenarien

Wie in Kapitel 2 beschrieben, zeigen klimatische Trends bereits heute, dass es zu einer Veränderung des Klimas kommt. Dabei stellen sich die Fragen, wie sich das Klima in Zukunft verändert und welche Folgen für Deutschland daraus entstehen. In diesem Kapitel wird eine kurze allgemeine Erklärung zu den Klimaszenarien und -modellen gegeben, um damit die Grundlage für das Verständnis von regionalen Klimaszenarien und Klimafolgen für Deutschland zu schaffen. Dieses wird benötigt, um die Auswirkungen und Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft in Deutschland abschätzen zu können.

3.1 Klimaszenarien und Klimamodelle Klimaszenarien sind keine Prognosen, sondern stellen Projektionen verschiedener möglicher zukünftiger Veränderungen der Klimaparameter dar (Stock/Walkenhorst 2009, S. 2). Eine präzise Prognose oder Vorhersage einer künftigen Klimaentwicklung ist grundsätzlich nicht möglich. Dies liegt zum einen an dem nichtlinearen Charakter des Klimas und zum anderen an der Unvollständigkeit der Bekanntheit aller Randbedingungen der zukünftigen Entwicklung, wie z.B. über den Anstieg der Treibhausgaskonzentration. Daher wird bei einer Abschätzung der zukünftigen Entwicklung des Klimas von Szenarien gesprochen. Ein Szenarium ist nach PIK „die Wiedergabe zeitlicher und/oder räumlicher charakteristischer Zustände eines Systems auf der Basis definierter Ausgangsbedingungen sowie mehrerer dieses System beschreibender Parameter“ (2005, online, S. 21 f.). Somit stellt ein Szenarium eine mögliche Entwicklung des Klimas dar, unter der Annahme bestimmter beeinflussender Faktoren wie z.B. der zukünftigen Zunahme von Kohlenstoffdioxid (PIK, 2005, online, S. 22).

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Um Klimaszenarien erstellen zu können, werden Klimamodelle benötigt. Durch Klimamodelle wird versucht, mittels physikalischer Gesetze das Klimasystem der Erde zu beschreiben. Hierbei müssen die Vorgänge und Wechselwirkungen der verschiedenen Klimakomponenten wie der Ozeane, der Atmosphäre, den Schneeund

Eisdecken

wie

auch

des

Bodens

berechnet

werden

(Eitzin-

ger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 24). Dabei sollen die räumliche Verteilung und der zeitliche Verlauf von Temperatur, Niederschlag und anderen meteorologischen Größen möglichst wirklichkeitsgetreu wiedergeben werden. Bei einem globalen Klimamodell wird die ganze Erde als ein abgeschlossenes System abgebildet (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 25). Zur Darstellung wird ein dreidimensionales Gitternetz über den Globus gelegt, an dessen Schnittpunkte meteorologische Größen wie z.B. Temperatur, Feuchte und Wind für jeden simulierten Zeitschritt berechnet werden. Die Auflösung des Modells ist umso feiner, je enger das Netz ist (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 24). Derzeit liegen die Gitterboxen des Netzes bei 100 mal 100 Kilometern mal 100 Metern (Biebler/Mahammadzadeh 2009, S. 10). Globale Klimamodelle müssen auch die zeitliche Entwicklung der globalen Mitteltemperatur des letzten Jahrhunderts reproduzieren können. Dazu wurde im letzten IPCC-Bericht (2007) ein Experiment durchgeführt (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 25). Durch das Ergebnis wurde gezeigt, dass die globalen Klimamodelle alle relevanten Prozesse beinhalten, da sie die zeitliche Entwicklung der Temperatur im 20. Jahrhundert gut reproduzieren konnten. Ebenfalls wurde deutlich, dass die Erwärmung, besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, nur mit einem Anstieg der Treibhausgase erklärt werden konnte (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 27), vgl. hierzu auch Anlage 2 auf S. 76 im Anhang.

Realistische Klimamodelle sind jedoch nur eine Komponente um Klimaszenarien erstellen zu können. Als zweite Komponente werden Annahmen über die Veränderung in der Zukunft benötigt, also darüber, wie sich die treibenden Kräfte innerhalb der Klimamodelle entwickeln. An dieser Stelle kommt der Faktor Mensch ins Spiel, da dieser durch seine Aktivitäten z.B. die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre und die Landnutzung verändert (Eitzinger/Kersebaum/ Formayer 2009, S. 27). Natürlich kann niemand voraussagen, wie sich die Treibhausgasemissionen in den kommenden Jahren tatsächlich entwickeln werden.

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Dies ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig, wie z.B. der Entwicklung der Weltwirtschaft, dem technischen Fortschritt oder auch der Bevölkerungsentwicklung. Gerade aufgrund dieser Unsicherheiten über die zukünftige Entwicklung der Menschheit und ihrer Aktivitäten, hat der IPCC eine ganze Reihe von möglichen zukünftigen Entwicklungen als Emissionsszenarien6 entwickelt, aus denen unterschiedliche Konzentrationen an Treibhausgasen resultieren (Biebler/Mahammadzadeh 2009, S. 8). Die am häufigsten für Klimaszenarien verwendeten Emissionsszenarien sind das Szenario B1, A1B und A2, wobei das Szenario A1B als „realistischstes“ Szenario interpretiert wird. In diesem Szenario steigen bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts die globalen Emissionen stark an. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts kommt es zu einer Reduktion der globalen Emissionen, was in erster Linie auf die technische Entwicklung zurückzuführen ist. So liegt am Ende des Jahrhunderts die CO2-Konzentration bei etwa 700 ppm. Bis 2050 ergibt sich unter Verwendung des A1B Emissionsszenarios eine mittlere globale Erwärmung von etwa 1,8 °C (Siegmund 2008, S. 7), am Ende des 21. Jahrhunderts von rund 2,8 °C (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 29). Im Vergleich dazu steht das B1-Szenario für eine optimistischere Entwicklung und einen Temperaturanstieg bis zum Ende des 21. Jahrhunderts von etwa 1,8 °C. Das A2-Szenario steht für eine pessimistischere „Weitermachen-wie-Bisher“ Entwicklung mit einem Temperaturanstieg von rund 3,6 °C (Paeth 2007, S. 50).

Durch die Änderung der Temperatur werden auch andere Klimavariablen wie beispielsweise der Niederschlag verändert (Paeth 2007, S. 50). Dabei sind Aussagen zur Niederschlagsentwicklung im 21. Jahrhundert wesentlich unsicherer als die zur Temperatur. Dies liegt u.a. daran, dass verschiedene Prozesse für die Niederschlagsentstehung in Frage kommen, wie beispielsweise kleinräumige Wärmegewitter oder großräumige frontale Niederschläge. Der Großteil der relevanten Prozesse für die Niederschlagsentstehung liegt unter der räumlichen Auflösung der globalen Klimamodelle. Daher werden in globalen Klimamodellen die Niederschläge aus Größen geschätzt, die das Klimamodell berechnet. Da es in den verschiedenen globalen Klimamodellen Unterschiede gibt, zeigen sich deutlich größere Abweichungen bei den Resultaten (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 30). Während die Temperatur durch die Klimaänderung überall das gleiche Vorzeichen 6

Auf die Emissionsszenarien soll hier nicht näher eingegangen werden, diese sind im IPCC Bericht 2007 näher erläutert (vgl. hierzu u.a. IPCC 2007, S. 18).

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besitzt, ergibt sich für die Niederschlagsmenge und -muster ein stark differenziertes Bild. Im Gesamten zeigen die globalen Klimamodelle jedoch tendenziell eine Zunahme der sommerlichen und winterlichen Niederschläge in den höheren Breiten beider Erdhalbkugeln sowie der inneren Tropen. Die subtropischen Bereiche sind demgegenüber durch trockenere Klimabedingungen gekennzeichnet (Paeth 2007, S. 51). Für Mitteleuropa hingegen dürfte im Winter mit einer Niederschlagszunahme und im Sommer mit einer Abnahme gerechnet werden. Jedoch ist auch dies regional differenziert zu betrachten, so dass für das weitere Vorgehen regionale Klimamodelle nötig sind (Eitzinger/Kersebaum/Formayer 2009, S. 30).

3.2 Grenzen von Klimamodellen Bei der Verwendung von Klimamodellen muss beachtet werden, dass viele Prozesse des realen Klimasystems nur durch Parametrisierungen erfasst werden können, die Unsicherheiten unterliegen. Dies liegt zum einen an unserem unvollkommenen Verständnis des irdischen Klimasystems und zum anderen an den begrenzten Computerressourcen, die für die Modellberechnungen zur Verfügung stehen (Paeth 2007, S. 55). Ebenfalls bestehen zahlreiche Unsicherheiten bei den vorliegenden Emissionsszenarien hinsichtlich der demographischen, ökonomischen und technologischen Entwicklung der Gesellschaft (Paeth 2007, S. 53). Jedoch ist es trotz der Unsicherheiten möglich, Tendenzen der Klimaentwicklung abzuschätzen. Tendieren dabei mehrere Klimamodelle innerhalb ihrer Resultate in dieselbe Richtung, steigt die Wahrscheinlichkeit deutlich an, dass diese auch eintreten können. Dies zeigt sich besonders bei der Entwicklung der Temperatur, hier weisen alle Modelle eine Tendenz in die gleiche Richtung auf. Bei den Entwicklungen des Niederschlags bestehen noch Unterschiede, jedoch haben sich die Unsicherheitsbereiche von Modellgeneration zu Modellgeneration bereits deutlich verringert (Gerstengarbe/Werner 2007, S. 59). Erfolgt ein bewusster Umgang mit den bestehenden Unsicherheiten bei der Abschätzung der Klimafolgen, erlauben uns Klimaszenarien einen Blick in eine mögliche klimatische Zukunft und zeigen notwendigen Anpassungsbedarf auf (Gerstengarbe/Werner 2007, S. 59). Im Folgenden werden daher die regionalen Klimamodelle in vorliegender Form angenommen, da derzeit nur mit ihrer Hilfe eine Trendabschätzung für die Zukunft erfolgen kann.

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3.3 Regionale Klimamodelle und Klimafolgen für Deutschland Wie bereits in Kapitel 3.1 beschrieben, ist die räumliche Auflösung der globalen Klimamodelle zu grob, daher sind Regionalisierungsverfahren notwendig, um regional differenzierte Aussagen für Deutschland treffen zu können. Bei diesen Regionalisierungsverfahren werden sowohl statistische als auch dynamische regionale Klimamodelle sowie Informationen aus den Berechnungen der Globalmodelle eingesetzt. Die Unterscheidung liegt darin, dass dynamische Regionalmodelle eine Regionalisierung der globalen Klimaprojektionen vornehmen, indem sie die regionalen Klimamodelle in die Gitterpunkte von Globalmodellen einbetten. Dadurch entstehen feinere räumliche Gitterboxen mit derzeit bis zu etwa 10 mal 10 Kilometer räumlicher Auflösung (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 10). Hingegen projizieren die statistischen Regionalmodelle zusätzlich meteorologische Zeitreihen von ausgewählten Klimastationen in Deutschland mit statistischen Verfahren in die Zukunft (Biebler/Mahammadzadeh 2009, S. 14). In Deutschland werden derzeit vier regionale Klimamodelle eingesetzt. Dazu zählen die beiden dynamischen Klimamodelle REMO und CLM sowie die beiden statistischen Klimamodelle STAR und WETTREG. Der Ausgangspunkt für ein regionales Klimamodell ist in jedem Fall ein globales Klimamodell, welches die Randdaten des Modells liefert, sowie die Betrachtung der unterschiedlichen Emissionsszenarien des IPCC (Stock/Walkenhorst 2009, S. 10). Im Weiteren sollen für Deutschland die Ergebnisse aus den Projektionen der regionalen Klimamodelle aufgezeigt werden. Dabei wird auf das IPCC Emissionsszenario A1B, wie unter Kapitel 3.1 beschrieben, zurückgegriffen, da es als das realistischste Szenario betrachtet wird. Hier wurden mittels des Deutschen Wetterdienstes und der Aufstellung der Bundesregierung die vier (REMO, CLM, WETTREG und STAR) bisher für Deutschland vorliegenden Klimamodelle gegenübergestellt. Dabei handelt es sich um drei Abbildungen: für die Jahresmitteltemperatur (Abb. 2), die mittlere Niederschlagsmenge im Sommer (Abb. 3) und die mittlere Niederschlagsmenge im Winter (Abb. 4). Die Projektionen gelten für die Perioden 2021 - 2050 (siehe obere Reihe in den Abbildungen) und 2071 - 2100 (siehe untere Reihe in den Abbildungen) im Vergleich zum modellspezifischen Kontrollzeitraum 1961 - 1990.

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3.3.1 Temperatur

Abb. 2: Deutschland - Modellvergleich: Jahresmitteltemperatur (Quelle: Die Bundesregierung, 2008, online, S. 11)

Die vier vorliegenden regionalen Klimamodelle für Deutschland projizieren einen deutlichen Trend bei der Veränderung der Jahresmitteltemperatur für das 21. Jahrhundert (siehe Abbildung 2). Wie sich zeigt, wird die Jahresmitteltemperatur in Deutschland bis zum Ende des 21. Jahrhunderts im Vergleich zur Referenzperiode von 1961 - 1990 deutlich zunehmen. Die Klimamodelle REMO und CLM weisen für den Zeitraum 2021 - 2050 eine Erwärmung um ca. 1 °C und für den Zeitraum 2071 - 2100 um bis zu 3,5 °C aus. Einen etwas geringeren Temperaturanstieg projizieren die Modelle WETTREG und STAR. Für den Zeitraum 2021 - 2050 ergibt sich eine Erwärmung um etwa 0,5 °C bei WETTR EG und ca. 2 °C bei STAR. In dem Zeitraum 2071 - 2100 ergibt sich bei WETTREG eine Erwärmung um etwa 2 °C, bei STAR kann keine Aussage getroffen werden (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 10 f.). Die Spannweite liegt bis 2050 zwischen den Modellen bei ca. 0,5 °C bis 1 °C und bis 2100 bei ca. 1,5 °C . Wird die räumliche Verteilung der Erwärmung betrachtet, so stimmen die dynamischen und die statistischen Klimamodelle hinsichtlich der Struktur weitestgehend überein. Es kommt zu einer verstärkten Erwärmung nach Süddeutschland hin (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 10). So können im Sommer die Temperaturen in den südlichen und östlichen Teilen stärker ansteigen als in den nördlichen und westlichen Teilen

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Deutschlands (Biebler/Mahammadzadeh 2009, S. 14). Ebenfalls zeigen alle Modelle, dass besonders die Wintermonate von der Erwärmung am stärksten betroffen sind (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 11).

3.3.2 Niederschlag

Abb. 3: Deutschland - Modellvergleich: Mittlere Niederschlagsmenge im Sommer (Quelle: Die Bundesregierung, 2008, online, S. 12)

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Abb. 4: Deutschland - Modellvergleich: Mittlere Niederschlagsmenge im Winter (Quelle: Die Bundesregierung, 2008, online, S. 13)

Ebenfalls erfolgte diese Zusammenstellung für die mittlere Niederschlagsmenge in Deutschland im Sommer (siehe Abbildung 3) und im Winter (siehe Abbildung 4). Werden die mittleren Niederschlagsmengen betrachtet, so bleiben diese aufs Jahr gerechnet annähernd konstant. Es muss jedoch mit einer Verschiebung der Niederschlagsmuster in Deutschland gerechnet werden. Alle vier Klimamodelle zeigen in ihren Ergebnissen, dass im Sommer die Niederschläge um bis zu 40% abnehmen können, wobei besonders stark der Südwesten Deutschlands betroffen sein könnte (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 11). Über die Jahrhundertmitte hinaus, werden die Veränderungen der Niederschläge größer. Dabei können die Sommerniederschläge in Nordostdeutschland und in Süd- und Südwestdeutschland weiter deutlich zurückgehen (Biebler/Mahammadzadeh 2009, S. 15). Die Niederschlagsmengen im Winter können dabei je nach Modell um bis zu 40% zunehmen. Das Klimamodell WETTREG zeigt in der Mittelgebirgsregion der Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen und der nordöstlichen Landesteilen Bayerns, dass in bestimmten Gebieten die Winterniederschläge für den Zeitraum von 2071 2100 sogar um bis zu 70% ansteigen könnten. Die Klimamodelle REMO und CLM deuten auf einen zusätzlichen Anstieg der Niederschlagsmenge im Frühjahr hin, die jedoch im Vergleich zu den Wintermonaten geringer ausfällt (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 11).

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3.3.3 Extremwetterereignisse Über die Ausprägung von Extremwetterereignissen für die Zukunft, können Abschätzungen nur einen tendenziellen Charakter haben. Aus einer Vergleichsstudie von WETTREG und REMO zu Extremwetterereignissen in Deutschland geht hervor, dass es zukünftig zu einer Steigerung und Häufung kommen kann (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 12). Dabei zeigt sich für die Temperatur recht systematisch eine Zunahme extrem warmer Ereignisse auf Kosten extrem kalter Ereignisse (Schönwiese 2007, S. 65). Bis zum Ende des Jahrhunderts kann sich z.B. die Anzahl von Sommertagen mit einer Temperatur > 25 °C verdoppeln und die Anzahl von heißen Tagen mit einer Temperatur > 30 °C sogar verdreifachen (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 12). Dabei werden lang anhaltende Trockenperioden und die Wahrscheinlichkeit für heftige Gewitter und riesige Hagelkörner zunehmen. Frost und Schnee hingegen erhalten eher Seltenheitswert und strenge Winter werden höchstens einmal pro Jahrzehnt auftreten (Latif 2007 b, S. 8). Diese Tendenz hat auch die Entwicklung der letzten Jahrzehnte gezeigt, in denen es zu weniger Frosttagen und zu einer Zunahme von andauernden Hitzewellen kam (Weigel 2008, S. 105). Besonders im Winter kann es zu häufigeren Stürmen kommen und es ist mit heftigeren Gewittern und Hagelereignissen zu rechnen (Latif 2007 b, S. 113). Für den Niederschlag gestalten sich Aussagen aufgrund regionaler und jahreszeitlicher Besonderheiten komplizierter. Jedoch ist ein Trend zu mehr Starkniederschlägen im Winter und den Übergangsjahreszeiten zu erkennen; dies gilt auch für Süddeutschland im Sommer (Schönwiese 2007, S. 65). In Deutschland muss daher in Zukunft mit einer verstärkten Zunahme von Wetterextremen gerechnet werden (Latif 2007 b, S. 112).

Die Landwirtschaft gehört aufgrund ihrer unmittelbaren Abhängigkeit von Klima, Wetter und Witterung zu einem der sensibelsten Sektoren, der durch den Klimawandel betroffen ist. Da der Klimawandel immer deutlicher wird, besteht für die Landwirtschaft die Herausforderung, sich diesem Wandel zu stellen (Weigel 2008, S. 103). Treten die projizierten Veränderungen ein, muss mit einer zukünftigen Änderung der Ertragsentwicklung gerechnet werden. Denn die Landwirtschaft wird direkt von den Klimaänderungen in der Quantität und Qualität der pflanzlichen und tierischen Produktion sowie in den benötigten Produktionsfaktoren betroffen sein. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Ertragsstabilität im Landwirtschaftssektor.

Klimaschutz und Anpassung

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Aufgrund der projizierten zunehmenden Extremwetterereignisse ist damit zu rechnen, dass es zu steigenden Ertragsschwankungen zwischen den Einzeljahren kommen kann (LfULG 2009, S. 42). Es ist für den landwirtschaftlichen Sektor von großer Bedeutung, sich im Hinblick auf die projizierten Veränderungen zum einen mit dem Klimaschutz und zum anderen mit geeigneten Anpassungsstrategien auseinanderzusetzen.

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Klimaschutz und Anpassung

In diesem Kapitel soll der Zusammenhang von Klimaschutz und Anpassung deutlich gemacht werden. Dabei wird auf die Notwendigkeit der Anpassung an den Klimawandel sowie auf bestehende Probleme eingegangen. Dies stellt die Grundlage für die Wichtigkeit der Umsetzung von Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft dar.

4.1 Zusammenhang Klimaschutz und Anpassung Durch den Klimawandel wird die Menschheit vor eine doppelte Herausforderung gestellt. Eine Herausforderung liegt darin, durch den Klimaschutz die schwerwiegenden Folgen des Klimawandels durch eine frühzeitige und drastische Verringerung der Emissionen aus Treibhausgasen abzumildern (Europäische Kommission 2007, S. 4). Klar ist, dass selbst wenn das durch weltweite Klimaschutzmaßnahmen angestrebte Ziel, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf maximal 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Temperatu rniveau zu begrenzen, erreicht wird, der Klimawandel nicht vollständig gestoppt werden kann. Eine weitere Herausforderung liegt darin, durch geeignete Anpassungsstrategien, Schäden möglichst gering zu halten und Verbesserungen zu erzielen (BMU 2009, S. 6). Würde es zu einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von über 2 °C kommen, steigt das Risiko einer gefährlichen und unvorhersehbaren Klimaänderung deutlich an und die Kosten der notwendigen Anpassungen könnten explodieren (Europäische Kommission 2007, S. 4). Unter dieser Betrachtung ist die Umsetzung des Klimaschutzes dringend notwendig. Dabei ist es unerlässlich, Anpassungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen (Umweltbundesamt 2008 a, S. 4). Denn auch wenn die weltweiten Klimaschutzmaßnahmen in den kommenden

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Jahrzehnten erfolgreich sein sollten, ist ein bestimmtes Maß an Klimawandel nicht aufzuhalten (Europäische Kommission 2007, S. 4), da dieser kein kurzlebiges Phänomen ist. Zudem muss mit einer längeren Zeitspanne gerechnet werden, die zwischen der Durchführung von Klimaschutzmaßnahmen und deren Wirksamkeit liegt, so ergibt sich daraus eine grundlegende Notwendigkeit zur Anpassung an die veränderten Klimabedingungen (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 17).

4.2 Anpassung an den Klimawandel „Wenn der Mensch nicht über das nachdenkt, was in ferner Zukunft liegt, wird er das schon in naher Zukunft bereuen“ erkannte der chinesische Philosoph Konfuzius (551 - 479 v. Chr.). Die Anpassung ist daher, wie in Kapitel 4.1 beschrieben, untrennbar mit dem Klimaschutz verbunden. Umso besser die Klimaschutzmaßnahmen greifen und Schäden in der Zukunft vermieden werden können, umso geringer sind die Anpassungskosten (BMU 2009, S. 7). Deshalb ist es wichtig, dass Anpassungsmaßnahmen mit den Klimaschutzmaßnahmen im Einklang stehen und umgekehrt (Europäische Kommission 2007, S. 5). Um mit Veränderungen des Klimas und der Wetterextremen besser umgehen zu können, müssen effektive Anpassungsstrategien mit dem Ziel entwickelt und umgesetzt werden, Schäden zu verringern bzw. zu vermeiden und für die Zukunft Vorsorge zu leisten (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2004, S. 19). Dadurch können aus dem Klimawandel neben den Risiken auch Chancen entstehen (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 65). Die Klimaanpassung ist dabei eine gesellschaftliche Aufgabe, denn sowohl der Privatsektor, die Wirtschaft und der Staat sind mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert (Umweltbundesamt 2008 a, S. 8). Die Anpassungsprozesse sind komplex, denn sie sind von Region zu Region unterschiedlich. Daher ist es wichtig, dass alle Akteure (wie z.B. Bürger, Wirtschaft und Staat) beteiligt werden. Dabei sollten Maßnahmen immer auf der geeignetsten Ebene getroffen werden (Europäische Kommission 2007, S. 13).

Bei der Durchführung von Anpassungsmaßnahmen sind zuerst auf regionaler und sektoraler Ebene klimabedingte Anfälligkeiten und die sich daraus ergebenden Risiken zu analysieren. Danach erfolgt eine Identifizierung, Planung und Umsetzung von möglichen Anpassungsstrategien für die betroffenen Sektoren (Umweltbundesamt 2008 a, S. 8). Die Anpassungsfähigkeit ist dabei ein zusammenfas-

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sendes Maß für die Anzahl, Qualität sowie Durchführbarkeit der verschiedenen zur Verfügung stehenden Anpassungsmöglichkeiten (PIK, 2005, online, S. 14). Die Anpassungsfähigkeit kann jedoch nicht generell festgelegt werden. Diese wird anhand der drei folgenden Fragen auf den Untersuchungsgegenstand spezifiziert: o Welche administrativen Ebenen werden berücksichtigt? o Welcher Sektor wird untersucht? o Welche Klimaereignisse werden berücksichtigt? (PIK, 2005, online, S. 14).

Zur Ermittlung der Anpassungsfähigkeit stehen zwei Ansätze zur Verfügung, die im Folgenden kurz erläutert werden. Bei dem Objektivistischen Ansatz werden objektive Indikatoren über den Anpassungsprozess durch geeignete Methoden aggregiert und zu einem Anpassungsfähigkeits-Index zusammengefasst. Bei dem Subjektivistischen Ansatz werden von Entscheidungsträgern subjektiv wahrgenommene Risiken und Anpassungsmöglichkeiten ermittelt. Dies erfolgt beispielsweise durch Experteninterviews und Fragebögen, in denen Fragen zu den wahrgenommenen Risiken mit Priorisierung nach Wichtigkeit und Wahrscheinlichkeit erfolgen sowie möglicher und wahrgenommener Anpassungsmaßnahmen. Anschließend werden die erhaltenen qualitativen Antworten analysiert und dargestellt (PIK, 2005, online, S. 14). Für das weitere Vorgehen in dieser Arbeit (siehe Kapitel 6) wurde der Subjektivistische Ansatz für die Ermittlung der Risiken und Anpassungsmaßnahmen des Landwirtschaftssektors gewählt. So kann ein direkter Dialog mit den Experten zu der aktuellen Situation von Risiken und Anpassungsmöglichkeiten erfolgen.

4.3 Probleme der Anpassung Da es sich bei dem Forschungsfeld der Anpassung um ein noch junges Gebiet handelt, sind die Erfahrungen über wirksame Anpassungsstrategien und Durchführungsvorschriften sowie das spezielle Fachwissen begrenzt (Europäische Kommission 2007, S. 14). Hindernisse in der Umsetzung von Anpassungen ergeben sich aus dem unsicheren Wissen über den Zeitpunkt und das Ausmaß des Auftretens von Klimaänderungen sowie des Investitionsbedarfs zur Klimaanpassung (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 61). Notwendige Anpassungsmaßnah-

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men sind schwerer fassbar zu machen als die Klimaschutzmaßnahmen, da für diese meist bezifferte Zielgrößen wie z.B. die Menge der Treibhausgasemissionen festgelegt sind. Die Anpassungsmaßnahmen betreffen hingegen eine Vielzahl von Akteuren und Ebenen sowie deren Wechselwirkungen (BMU 2009, S. 7), so dass sich eine Vorgabe von Zielgrößen als schwierig gestaltet.

Ein weiteres Hindernis stellt der Erinnerungshorizont des Menschen dar. Da dieser meist sehr kurz ist, ist die Wahrnehmung des Klimawandels schwierig. Häufig ergibt sich als Vergleichsrahmen das vorangegangene Jahr. So wird vom Mensch meistens nur unmittelbar das Wetter wahrgenommen. Dieses wird umso stärker wahrgenommen, je auffälliger es sich über Tage und Wochen zu einem prägnanten Witterungstyp entwickelt. Beispielsweise die Kälteperiode im Januar 2006 sowie der außergewöhnlich heiße und trockene Sommer in 2003 haben sich stärker in die Erinnerung eingeprägt (Heilig 2009, S. 47). Meist nicht wahrgenommen werden dabei die allmählichen Veränderungen der Mittelwerte in solchen Phasen, deren statistische signifikante langzeitliche Änderung letztlich für den Ausdruck eines Klimawandels bedeutend sind (Heilig 2009, S. 48). Deshalb werden der langsam voranschreitende Klimawandel sowie die Notwendigkeit einer Anpassung vom Menschen zumeist nicht erkannt.

Aufgrund der Unsicherheiten in Klimamodellen und Klimaszenarien (wie in Kapitel 3.2 beschrieben) ist es wichtig, mit diesen bewusst umzugehen und handlungsfähig zu bleiben. Entscheidungen müssen auch unter Unsicherheiten getroffen werden. Daher sollten bei der Auswahl von geeigneten Anpassungsmaßnahmen solche bevorzugt werden, welche flexible Nachsteuerungen ermöglichen und bestehende Unsicherheiten berücksichtigen (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 14). Ebenfalls treten immer wieder Ereignisse ein, die nicht vorhersehbar oder bislang nur selten aufgetreten sind, dies führt dazu, „dass der Anpassungsprozess niemals abgeschlossen ist, sondern ein immerwährender Vorgang zur Bewältigung von Herausforderungen ist“ laut Holawe (2009, S. 78).

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft

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Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft

Kaum ein Wirtschaftssektor in Deutschland ist so unmittelbar und existenziell vom Klimawandel betroffen wie die Landwirtschaft. In diesem Kapitel werden die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft in Deutschland erläutert. Dabei werden mögliche Folgen der projizierten Veränderungen für die Landwirtschaft und insbesondere für den Pflanzenbau aufgezeigt.

5.1 Die Landwirtschaft in Deutschland Die Landwirtschaft hat als Wirtschaftssektor in Deutschland einen großen Stellenwert. Nahezu 80% (357.092,90 km2) der Fläche in Deutschland wird durch die Land- und Forstwirtschaft genutzt. Die Landwirtschaft stellt dabei die flächenmäßig bedeutendste Landnutzungsform dar (Chmielewski 2007, S. 75). „Im Jahr 2007 bewirtschafteten 374 500 landwirtschaftliche Betriebe rund 17 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche7 (LF)“ laut des Statistischen Bundesamtes (Hrsg., 2009, S. 5). Dabei beschäftigte die deutsche Landwirtschaft knapp 1,3 Millionen Arbeitskräfte (Statistisches Bundesamt 2009, S. 9). Deutschland gehört zu den größten Agrarproduzenten innerhalb der EU und ist bei Agrarprodukten wie z.B. Getreide, Zuckerrüben, Kartoffeln, Rind-/ Schweinefleisch und Milch einer der bedeutendsten Exporteure (Statistisches Bundesamt 2009, S. 3). Die Landwirtschaft in Deutschland lässt sich in die Bereiche Pflanzenbau und Tierhaltung aufteilen. Aufgrund der Betroffenheit durch den Klimawandel soll im Folgenden der Fokus auf den Pflanzenbau gelegt werden. Der Bereich der Tierhaltung ist ebenfalls durch den Klimawandel betroffen und zeigt eine Sensitivität gegenüber klimatischen Einflüssen, jedoch nicht in solch unmittelbarem Ausmaß wie der Pflanzenbau. Denn die Pflanzen sind von Änderungen des Klimas und der Witterung direkt betroffen und reagieren auf komplexe Art und Weise. So kann der projizierte Klimawandel zu erheblichen Veränderungen im bisherigen Pflanzenbau führen.

Im Jahr 2008 entfielen in Deutschland, durch landwirtschaftliche Betriebe bewirtschaftete Flächen, etwa 70,5% auf Ackerland und 28,3% auf Dauergrünland (d.h. 7

Die landwirtschaftlich genutzte Fläche umfasst: Ackerland, Dauergrünland sowie Dauerkulturen. Damit alle bewirtschafteten Flächen in Deutschland (Statistisches Bundesamt 2009, S. 5).

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Wiesen und Weiden) (Statistisches Bundesamt 2009, S. 13). Der restliche Anteil von etwa 1,2% stellten Sonderkulturen wie Nutzgarten- und Obstanlagen, Baumschulen sowie Rebland dar (Schaller/Weigel 2007, S. 33). Im Folgenden soll aufgrund des Schwerpunktes der Bereich des Ackerlandes näher betrachtet werden. Im Ackerlandbau machte im Jahr 2008 der Getreideanbau den größten Anteil aus (siehe hierzu Anhang - Anlage 3 S. 77). Dabei nahm Getreide wie z.B. Weizen (dabei überwiegend Winterweizen), Gerste und Roggen etwa 7 Mio. ha, also rund 59% der Fläche des Ackerlandes ein. Angebaut wurden zudem etwa 2,3 Mio. ha Futterpflanzen (19%), 1,4 Mio. ha Ölfrüchte (12%) dabei überwiegend Winterraps und 636.400 ha Hackfrüchte (5%) – hiervon fast ausschließlich Zuckerrüben (58%) und Kartoffeln (41%). Des Weiteren beanspruchten Gemüse, Erdbeeren und andere Gartengewächse 131.000 ha und Hülsenfrüchte wie Futtererbsen, Ackerbohnen und Lupinen 84.400 ha. Somit waren in 2008 die wichtigsten Produkte: Getreide, Futterpflanzen und Ölfrüchte (Statistisches Bundesamt 2009, S. 14). Der wirtschaftliche Nutzen einer Kultur wird dabei nach der Preisentwicklung, Vermarktungsmöglichkeit, Ertragshöhe, Ertragssicherheit sowie dem Qualitätsrisiko gemessen. Ertragsschwankungen und Ertragssicherheit in Bezug auf den Klimawandel spielen dabei eine zunehmend wichtige Rolle für die Landwirtschaft (Statistisches Bundesamt 2009, S. 15).

Die Landwirtschaft nimmt in der Diskussion um den Klimawandel eine Sonderstellung ein. Zum einen produziert die Landwirtschaft klimabelastende Treibhausgase und gehört somit zu den Verursachern des Klimawandels zum anderen ist die landwirtschaftliche Produktion direkt durch den projizierten Klimawandel betroffen (Heissenhuber/Zehetmeier 2008, S. 7). In dieser Arbeit wird die Landwirtschaft in ihrer Rolle als Betroffene durch den Klimawandel betrachtet. Im Weiteren sollen die Folgen, mit denen die Landwirtschaft durch den Klimawandel konfrontiert wird, aufgezeigt werden. Dies erfolgt zuerst auf Basis der Fachliteratur und wird in Kapitel 6 durch die Ergebnisse aus den Experteninterviews erweitert. In Kapitel 7 werden mögliche Strategien entwickelt, die aufzeigen sollen, wie sich die Landwirtschaft an die aktuellen sowie zukünftig veränderten Bedingungen und damit an die Folgen des Klimawandels anpassen kann.

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft

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5.2 Folgen in der Landwirtschaft durch den Klimawandel Zu den wichtigsten Standortfaktoren der Landwirtschaft gehören das Klima und der Boden. Das Klima ist maßgeblich für die Verbreitungsgrenzen der natürlichen Vegetation und somit für die Anbaueignung und -form für landwirtschaftliche Kulturpflanzen. Das Klima und der Boden sind dabei eng über den Wasserhaushalt (Niederschlag, Verdunstung und Bodenwassergehalt) miteinander verknüpft. Die klimatischen Standortfaktoren haben direkten Einfluss auf Wachstums-, Entwicklungs- und Reproduktionsvermögen der Pflanzen und somit auf ihr Ertragspotenzial. Kommt es zu einer Veränderung des Klimas, ändern sich ebenfalls die Standortbedingungen und damit die Wachstums- und Entwicklungsbedingungen für die regional etablierten Kulturpflanzen. Dabei können sich je nach klimatischer Veränderung die Bedingungen für die Kulturpflanzen verbessern oder verschlechtern. Dadurch werden im Ergebnis die Ertragshöhe, Stabilität sowie Qualität beeinflusst (Chmielewski 2007, S. 76), siehe hierzu die Ertragsbestimmenden Parameter im Pflanzenbau in Anlage 4 im Anhang S. 78. Wobei ein erhöhter CO2-Gehalt in der Atmosphäre, laut Klima- und Agrarforschern, zu Ertragssteigerungen bei den Kulturpflanzen führen kann (LfULG 2009, S. 39). So mag der Klimawandel in Teilen Deutschlands einige positive Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Erzeugung haben, jedoch wird davon ausgegangen, dass die negativen Folgen überwiegen (Europäische Kommission 2007, S. 8). Im Weiteren werden die negativen Folgen für die Landwirtschaft im Fokus der Betrachtung stehen.

Dabei lassen sich die Klimafolgen für die Landwirtschaft durch den Klimawandel laut der Bundesregierung in drei Gruppen unterteilen: o In Folgen, die durch eine kontinuierliche Veränderung hervorgerufen werden, wie z.B. die Verschiebung der Vegetationsperiode (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 15), wodurch es zu einer Veränderung der Aussaat- und Erntetermine sowie größeren Schwankungen bei den Ernteerträgen kommen kann (Deutsche Bank Research, 2007 a, online, S. 13). o In Folgen, die durch ein verstärktes und/oder häufigeres Auftreten von extremen Wetterereignissen hervorgerufen werden, wie z.B. Hitze- oder Trockenperioden, Starkregen sowie Stürme und Sturmfluten (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 15). Darunter leidet grundsätzlich die Planungssicherheit der Landwirte, da diese nicht von Witterungsbedingungen in einem Jahr auf ähnliche im

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nächsten Jahr schließen können (Deutsche Bank Research, 2007 a, online, S.13). o In Folgen, aufgrund zunehmender Klimavariabilität8, so dass Schwankungen des Klimas bereits auch kurzfristig Bedeutung erlangen können, wie z.B. wenn Dürren in kurzer zeitlicher Folge auftreten und damit die Bewältigungskapazität der Landwirtschaft überfordern (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 15). Gerade solch eine Entwicklung hätte für die Landwirtschaft katastrophale Folgen (Paeth 2007, S. 53).

Somit wird durch den voranschreitenden Klimawandel das voraussichtliche Risikopotenzial im Landwirtschaftssektor erhöht. Neben Licht und Nährstoffen spielen die Temperatur, der Niederschlag sowie das Auftreten von Extremwetterereignissen eine zentrale Rolle für den Pflanzenbau (PIK, 2005, online, S. 8; Rahmann 2008, S. 212). Projektionen über die Folgen des Klimawandels für Deutschland zeigen (wie in Kapitel 3.3 beschrieben), dass es zu höheren Temperaturen, weniger Sommerniederschläge, einer Zunahme der Niederschläge im Winter sowie einer

Zunahme

von

Extremwetterereignissen

kommen

kann

(Heissenhu-

ber/Zehetmeier 2008, S. 7 f.). Ebenfalls kann es zu einer allgemein veränderten Schadenorganismussituation für die Kulturpflanzen kommen (PIK, 2005, online, S. 7). Im Folgenden sollen die Auswirkungen der Faktoren Temperatur, Niederschlag, Extremwetterereignisse sowie Schadorganismen auf die Landwirtschaft und insbesondere dem Pflanzenbau genauer untersucht werden, welche aus den in Kapitel 3.3 beschriebenen Modellergebnissen abgeleitet werden. Diese sind als plausibel anzunehmen, solange die reale Klimaentwicklung auch über längere Zeiträume den Tendenzen der Projektionen folgt (Die Bundesregierung, 2008, online, S. 14).

Bei der Betrachtung der Auswirkungen der genannten Faktoren stellt gerade das Fehlen von verlässlichen regionalen Projektionen des Klimawandels ein Problem dar. In der Literatur werden derzeit meist nur qualitative Aussagen zu möglichen Entwicklungen in spezifischen Regionen über mögliche Auswirkungen der Veränderung von einzelnen Faktoren beschrieben. Über Kombinationen oder Rückkopp8

Nach dem BMU bezeichnet die Klimavariabilität „die zeitlichen und räumlichen Schwankungen des Klimas um einen mittleren Zustand herum. Die Variabilität kann durch natürliche Prozesse innerhalb des Klimasystems zustande kommen (interne Variabilität) oder durch menschliche Einflüsse verursacht sein (externe Variabilität)“ (Hrsg., 2009, S. 66).

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft

28

lungseffekte können dabei, bezogen auf eine bestimmte Region, nur tendenzielle Aussagen getroffen werden. Viele der folgenden Aussagen stellen daher nur eine Bandbreite möglicher Reaktionen dar (Burdick 1994, S. 221). Für jede einzelne Kulturpflanze ergibt sich ein weitaus differenzierteres Bild. So haben bereits verschiedene Kulturen oder auch verschiedene Sorten einer Kultur sehr spezifische Ansprüche an die einzelnen Faktoren oder deren Kombination, so dass diese ganz unterschiedlich auf bestimmte klimatische Veränderungen reagieren. Dabei sind Informationen im Detail für die meisten Kulturpflanzen nicht bekannt. In dieser Arbeit können aufgrund der Vielzahl von Möglichkeiten auch nur einige generelle Aussagen getroffen werden. Hier wird auf die weiterführende Literatur verwiesen (vgl. Burdick 1994, S. 234 und Glauninger/Kresebaun 2009, S. 138).

5.2.1 Auswirkungen von Temperaturerhöhungen Kommt es zu steigenden Durchschnittstemperaturen und zunehmend auftretenden Extremtemperaturen in Deutschland, kann es zu unterschiedlichen Auswirkungen auf den Stoffwechsel und das Wachstum der Pflanzen kommen (Weigel 2008, S. 106). Bei vielen heimischen Kulturen in Deutschland ergibt sich der höchste Ernteertrag bei unter 20 °C (Biebeler/Maham madzadeh 2009, S. 29). Das Temperaturoptimum9 für z.B. Kartoffeln liegt zwischen 15 - 20 °C und Winterweizen zwischen 17 - 23 °C (Chmielewski 2007, S. 77). Bei Getreidearten wie z.B. Weizen können wärmere Temperaturen die Entwicklung beschleunigen, jedoch wird dadurch in der Regel das Ertragspotenzial reduziert. Beispielsweise liegt der optimale Temperaturbereich für die größtmögliche Ernte von Weizen bei etwa 15 °C. Erhöht sich hier die Temperatur um etwa 1 °C fü hrt das zu einer Verkürzung der Kornfüllungsphase um ca. 5% und damit zu einem Ertragsverlust von etwa 10% (Weigel 2008, S. 107). So kann es bei zunehmenden Temperaturen zu Ertragseinbußen kommen. Diese Auswirkung zeigte bereits der außergewöhnlich heiße und trockene Sommer in 2003, in dem es vor allem bei Getreide zu Ernteeinbußen von bis zu 30% kam (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2004, S. 20). Ebenfalls problematisch und kostspielig kann dabei der künftige Bedarf an Bewässerung sein, besonders dort, wo weniger Niederschlag und stärkere

9

Das Temperaturoptimum wird definiert als der Temperaturbereich „in dem das Pflanzenwachstum oder der Ertrag innerhalb von 10% des maximal erreichbaren Wertes liegt (…). Bei Überschreiten des optimalen Temperaturbereichs erfolgt häufig ein abrupter Rückgang in Wachstum und Ertrag“. Wobei eine Temperaturerhöhung unterhalb des Optimums prinzipiell zu einer Leistungssteigerung führen kann laut Schaller/Weigel (2007, S. 83).

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft

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Verdunstung durch höhere Temperaturen gegeben sind (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 29).

Bei der Betrachtung von Temperaturextremen wie z.B. Hitzeextreme mit Hitzetagen (> 30 °C) oder Hitzewellen, lässt sich bereits heute ein eindeutiger Trend feststellen. Deren Eintreten hat sich in den letzten hundert Jahren besonders in den Sommermonaten Juli und August in fast ganz Deutschland erhöht (Schaller/Weigel 2007, S. 25). Gleichzeitig verlängert sich durch die Temperaturerhöhung die derzeitig rund neunmonatige Vegetationsperiode bis zur Jahrhundertmitte um etwa einen Monat (Biebler/Mahammadzadeh 2009, S. 15). Neben der Verlängerung der Vegetationsperiode kann es zu einem früheren Beginn der Entwicklung der Anbaukulturen kommen. Aufgrund des früheren Vegetationsbeginns steigt die Gefahr durch Spätfröste (Schaller/Weigel 2007, S. 86). Ein weiteres Problem stellt eine höhere Temperatur im Herbst dar, dadurch können besonders Winterkulturen durch hohe Saatbeettemperaturen beeinträchtigt und die notwendigen Abhärtungsprozesse gefährdet werden (Schaller/Weigel 2007, S. 86). So ergeben sich voraussichtlich aus dem Anstieg der Temperaturen für die Landwirtschaft die größten monetären Schäden (Lang 1999, S. 2).

5.2.2 Auswirkungen von veränderten Niederschlägen Nach Davies (2006) ist innerhalb einer relativ weiten Temperaturspanne letztlich der Niederschlag bzw. der Wasserhaushalt der ausschlaggebende Faktor für den erfolgreichen Anbau einer Kultur. Bereits geringe Änderungen des Niederschlagsverhaltens können sich auf die Produktivität des Ökosystems auswirken (Schaller/Weigel 2007, S. 106). Daher ist der Niederschlag bzw. der Wasserhaushalt einer Region ein entscheidender Produktionsfaktor für die Landwirtschaft. Ausreichend Niederschlag ist eine Voraussetzung für Wachstum- bzw. Ertragssteigerungen. Bei den projizierten höheren Temperaturen werden daher höhere Niederschläge benötigt, um die entstehende Verdunstung auszugleichen, da es sonst zu Trockenheit kommt (Schaller/Weigel 2007, S. 83). Es ist zu befürchten, dass ausgetrocknete Böden die selteneren Niederschläge nicht mehr aufnehmen können. Besonders dort wo geringe Niederschläge und Böden mit geringer Wasserspeicherkapazität, wie z.B. sandige Böden oder Regionen, die bereits heute unter Wasserknappheit leiden, zusammentreffen, kann es zu einer drastischen Ver-

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft

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schlechterung der Anbaueignung kommen (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 30). Kommt es laut Hoffmann (1985) zu einem akuten Wassermangel der Pflanze durch z.B. das Ausbleiben der Niederschläge und hohen Temperaturen, führt dies zu Wachstumsstörungen, dem Welken oder gar der Notreife der Pflanze. Herrscht eine anhaltende Trockenheit kann dies zum verdorren und absterben der Pflanze führen (Burdick 1994, S. 231). In diesem Zuge wird die Wichtigkeit von Bewässerungssystemen massiv zunehmen, da besonders bei fehlenden Niederschlägen Wasser eine knappe Ressource darstellt (Deutsche Bank Research, 2007 a, online, S. 14). Daher ist davon auszugehen, dass es künftig zu einer Zunahme der Ertragsvariabilität aufgrund des häufigeren Auftretens längerer Trockenphasen in Verbindung mit hohen Temperaturen kommen kann (PIK, 2005, online, S. 63). Im Winter stellen dagegen die erwarteten häufigeren Niederschläge und die geringere Verdunstung ein Problem dar, da es so zu einer Wassersättigung und damit zu einer natürlichen Versiegelung des Bodens kommen kann. Die Kulturpflanzen können so durch Staunässe und Überschwemmungen geschädigt werden (Korn 2007, S. 95).

5.2.3 Auswirkungen von veränderten Extremwetterereignissen Kommt es im Zuge des Klimawandels zu vermehrten bzw. intensiveren Extremwetterereignissen wie z.B. Dürrephasen, Hagel und Starkregen stellt dies eine große Bedrohung für die Produktion in der Landwirtschaft dar. Extremwetterereignisse können zu Ertragseinbußen unterschiedlicher Höhe führen oder im schlimmsten Fall sogar die Ernten komplett vernichten. Ebenfalls steigt die Gefahr der Bodenerosion10 z.B. im Sommer durch Wind und im Winter durch Wasser (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 30). Wird das Temperaturmaximum bei Pflanzen überschritten, spielt Hitzestress und die damit verbundenen Hitzeschäden eine wichtige Rolle. Diese treten vor allem dann auf, wenn Trockenstress hinzukommt (Schaller/Weigel 2007, S. 86). Demgegenüber können z.B. heftige Niederschläge die Keimpflanzen verschlammen oder entwurzeln. Ebenfalls können z.B. durch Hagel oder Starkniederschläge, direkte Verletzungen an den Pflanzen verursacht werden. Dies erhöht zum einen die Infektionsanfälligkeit der Pflanze durch offene Wunden und erschwert zum anderen die Ernte (Burdick 1994, S.

10

Darunter werden die Ablösung und der Transport von Bodenteilchen entlang der Bodenoberfläche verstanden. Dabei wird je nach Transportmedium zwischen Wasser- oder Winderosionen unterschieden (Costa et al. 2009, S. 41).

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233). Treten gerade solche Extremwetterereignisse während der Vegetationsperiode vermehrt auf, muss gegenüber den heutigen Verhältnissen mit relativ großen Schäden in der Zukunft gerechnet werden (Schaller/Weigel 2007, S. 87). Gerade aufgrund zunehmender Wetterextreme und der wachsenden Klimavariabilität wird insgesamt die Ertragssicherheit und -stabilität in der Landwirtschaft in ganz Deutschland abnehmen (Schaller/Weigel 2007, S. 148).

5.2.4 Auswirkungen von veränderten Schadorganismen (Unkräuter, Schädlinge und Krankheiten) Neben den bisher beschriebenen direkten Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion sind auch mögliche indirekte Auswirkungen des Klimawandels zu berücksichtigen. Eine Temperaturerhöhung führt bei Nutzpflanzen zu einer Verschiebung der bestehenden Anbaugrenzen und zu einer Veränderung von Anbauund Ernteterminen sowie möglicher Mangelsituationen in bestimmten Entwicklungsabschnitten. Dies kann in den Regionen zu einer Verschiebung sowie einer Erhöhung der Anfälligkeit gegenüber bestimmter Schadorganismen führen (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 137). Ein entscheidender Faktor ist der Befall mit Unkräutern, Schädlingen und Krankheiten für die landwirtschaftlichen Kulturen (Schaller/Weigel 2007, S. 123). Hier spielt das Klima für sämtliche Organismen, bei deren Etablierung, eine entscheidende Rolle. So beeinflussen Temperatur, Niederschlag, Witterungsschwankungen sowie Wetterextreme die Entwicklung und Größe der jeweiligen Population (Schaller/Weigel 2007, S. 126). Eine Zunahme von wärmeliebenden Ackerunkräutern wurde in Deutschland bereits beobachtet (Schaller/Weigel 2007, S. 125). Leicht vorherzusagen ist ebenfalls, dass es zu einer Erhöhung der Belastung durch Schädlinge und Krankheiten kommen kann, da sich diese aufgrund der höheren Temperaturen und milderen Winter leichter verbreiten können. Besonders Pflanzen, für die Wärme und Trockenheit eine hohe Belastung darstellen, können in ihren Abwehrmechanismen geschwächt werden und leichter anfällig für Schädlinge und Krankheiten sein (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 30 f). Ebenfalls begünstigt eine allgemeine Erwärmung in Deutschland den Lebensraum für eingewanderte oder eingeschleppte Organismen aus mediterranen und subtropischen Gebieten (Weigel 2008, S. 114). So stellen besonders Schädlinge und Krankheiten eine bedeutende Ursache für zukünftig Ernteverluste in der Landwirtschaft dar (Schaller/Weigel 2007, S. 126).

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5.3 Regionale Auswirkungen und Folgen für die Landwirtschaft Wie sich bereits heute erkennen lässt, kommt es zu regional unterschiedlichen Auswirkungen des Klimawandels in der Landwirtschaft in Deutschland. Dabei kommt es insgesamt in allen Regionen zu einer Verschiebung der agrarökologischen Zonen bzw. der typischen Anbauregionen aufgrund der Erwärmung. Die Auswirkungen und Folgen sind dabei regional stark von den jeweiligen Ausgangsbedingungen und der Höhenlage abhängig (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 162).

5.3.1 Unterscheidung nach Ausgangsbedingungen der Regionen Hinsichtlich der Ausgangsbedingungen kann in Regionen unterschieden werden, bei denen es sich um einen wärmelimitierten oder wasserlimitierten Standort handelt. Werden beispielsweise innerhalb einer Region die Auswirkungen einer zukünftigen Temperaturerhöhung betrachtet, können sich unterschiedliche Folgen ergeben (Schaller/Weigel 2007, S. 83). Bei einem bisher wärmelimitierten Standort kann eine Klimaerwärmung zu Ertragssteigerungen führen, solange die Temperatursteigerung das Temperaturoptimum der dort angebauten Kulturpflanzen nicht übersteigt (Schaller/Weigel 2007, S. 109). Handelt es sich jedoch um einen bereits wärmeren Standort und kommt es zu einem weiteren Temperaturanstieg über das Temperaturoptimum der dort angebauten Kulturpflanzen hinaus, kann dies zu Ertragsverlusten führen (AEA Energy & Environment 2007, S. 27). Des Weiteren kann die Wasserversorgung einen limitierenden Faktor darstellen (Schaller/Weigel 2007, S. 109). Besonders an Trockenstandorten, die bereits durch die Wasserversorgung limitiert sind, spielen die Temperatur und der Niederschlag eine entscheidende Rolle für die Erträge der Kulturenpflanzen (Schaller/Weigel 2007, S. 86). Kommt es bei einer Temperaturerhöhung nicht gleichzeitig zu höheren Niederschlägen, um die gesteigerte Verdunstung des Bodens und der Pflanze auszugleichen, kann die daraus entstehende Trockenheit negativ auf Wachstum und Ertrag wirken (Schaller/Weigel 2007, S. 83). So muss besonders an bereits wasserlimitierten Standorten mit Einbußen in der Landwirtschaft gerechnet werden (Schaller/Weigel 2007, S. 84). Positive Wirkungen einer Temperaturerhöhung auf das Wachstum der Pflanze sind generell nur bei einem konstanten bzw. steigenden Bodenwassergehalt und somit bei gleichzeitig steigenden Niederschlägen zu erwarten (Burdick 1994, S. 227). Daher können sich Temperaturerhöhungen sowie

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Verschiebungen des Niederschlags je nach Ausgangsbedingungen eines Standortes positiv oder negativ auf die landwirtschaftliche Produktion auswirken (Schaller/Weigel 2007, S. 86). Besonders trockenstressempfindliche Sommerkulturen oder Sommerkulturen mit geringeren Temperaturansprüchen wie z.B. Sommergetreide, Kartoffeln, Zuckerrüben usw. können durch den zunehmenden Wassermangel bzw. Hitzestress und Trockenschäden betroffen sein. Dabei kann das Ertragspotenzial stagnieren oder sogar zurückgehen, besonders auf Böden mit einer geringen Wasserspeicherkapazität. Wärmeliebende Sommerkulturen wie z.B. Mais, Sojabohnen, Sonnenblumen usw. können dagegen von zunehmenden Temperaturen im Ertragspotenzial profitieren, jedoch nur solange die Wasserversorgung nicht limitierend wirkt. Kommt es zu vermehrtem Trockenstress kann ebenfalls die Höhe und Stabilität der Erträge negativ beeinflusst werden. So kann der Wasserbedarf bei bereits bewässerten Kulturen künftig ansteigen oder bei bisher nicht bewässerten Kulturen regional der Bedarf an Bewässerung zunehmen. Hingegen werden Winterkulturen wie z.B. Winterweizen aufgrund der Winterfeuchte in den Böden in ihrem mittleren Ertragspotenzial eher leicht zunehmen wobei nasse Standorte oder niederschlagsreiche Regionen eine steigende Gefahr von Staunässe aufweisen. Dadurch können die Kulturen ebenfalls geschädigt werden (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 193).

Des Weiteren können die Ausgangsbedingungen nach der Wasserspeicherkapazität des vorhandenen Bodens unterschieden werden. Regionale Unterschiede im Ertragspotenzial nehmen generell durch eine unterschiedliche Wasserversorgung der Böden zu. Standorte mit schlecht wasserspeichernden Böden sind gegenüber Standorten

mit

gut

wasserspeichernden

Böden

im

Nachteil

(Glaunin-

ger/Kresebaum 2009, S. 193). Durch den Klimawandel sind Regionen mit leichten Sandböden oder flachgründigen Verwitterungsböden besonders negativ betroffen. Kommt es hier zu einer Abnahme der Niederschläge, können diese in Bereiche fallen, die für das Pflanzenwachstum nicht mehr ausreichend sind. Besonders sandige Standorte zeigen eine höhere Empfindlichkeit gegenüber Trockenheit (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 171). Bei unbewässerten Kulturen stellt die im Boden für Pflanzen verfügbare speicherbare Wassermenge den wichtigsten limitierenden Faktor für das Wachstum und das Ertragspotenzial dar (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 173 f.). Beispielsweise können in Zukunft auf dem sandi-

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gen Trockenstandort Müncheberg die Erträge von Weizen aufgrund der fehlenden Niederschläge und der weiter zunehmenden Sommertrockenheit zurückgehen (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 177). In Zukunft wird daher bei zunehmender Trockenheit besonders in der Vegetationsperiode das Wasserspeichervermögen eines Standortes eine ausschlaggebende Bedeutung für die Höhe und Stabilität der Erträge erlangen (LfULG 2009, S. 47).

5.3.2 Unterscheidung nach Höhenlage der Regionen Die Regionen haben mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die Landwirtschaft zu rechnen, je nachdem welche klimatische und landwirtschaftliche Ausgangsbedingung vorliegt. Des Weiteren können die Auswirkungen nach Regionen in Hochlagen und niedrigen Breiten unterschieden werden. Gerade in niedrigen Breiten so Kohlmaier (1992) können die Anbaumöglichkeiten durch einen Temperaturanstieg zunehmend eingeschränkt oder die Erträge deutlich reduziert werden, da hier vielfach das Temperaturoptimum der angebauten Kulturpflanzen bereits erreicht ist (Burdick 1994, S. 228). Dabei können Regionen in kühleren Hochlagen von einer Erwärmung profitieren, hier wird zum Teil von deutlichen Ertragssteigerungen ausgegangen (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 160). So kann es durch die Erwärmung zu einer Verschiebung der klimatischen Anbauzonen wärmeliebender Kulturen auch in höheren Lagen kommen (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 162). Daher ist durchaus anzunehmen, dass gerade in höher gelegenen kühleren Regionen das Ertragspotenzial von z.B. Getreide durch den Klimawandel eher zunimmt, wohingegen trockenere, wärmere Regionen in niedrigen Breiten eher einen abnehmenden Trend zu erwarten haben (Glauninger/Kresebaum 2009, S. 167).

5.3.3 Unterscheidung der Regionen nach Nord/West/Ost/Süd Werden nun die Auswirkungen und Folgen der Klimaänderung verglichen, zeigt sich innerhalb Deutschlands ein Nord/Süd- bzw. ein West/Ost-Gefälle (Schaller/Weigel 2007, S. 143). Dabei zeigen verfügbare Studien für Deutschland von z.B. Zebisch (Umweltbundesamt 2005), dass es im Durchschnitt mittelfristig im Nord-Westen zu einer positiven Auswirkung des Klimawandels auf das Ertragspotenzial der Pflanzenproduktion kommt und im Nord-Osten sowie Süd-Westen zu einer eher negativen Auswirkung. Dabei ist durch die zunehmenden Wetterextreme mit Ertragsunsicherheiten in Abhängigkeit von den Standortvoraussetzungen

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft

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in ganz Deutschland zu rechnen (Heissenhuber/Zehetmeier 2008, S. 8). Im Folgenden sollen die Trends für die nördlichen/westlichen/östlichen/südlichen Regionen in Deutschland aufgezeigt werden. Diese ergeben sich aus den regionalen Klimamodellen wie unter Kapitel 3.3 beschrieben. Ebenfalls sind die Unterscheidungen aus Kapitel 5.3.1 und 5.3.2, nach Ausgangsbedingungen und Höhenlagen zu berücksichtigen. Jedoch können nur tendenzielle Aussagen getroffen werden, da sich auch in den nördlichen, westlichen, östlichen und südlichen Regionen die jeweiligen Ausgangsbedingungen sowie die Höhenlagen unterscheiden. Es kann kein einheitlicher Trend für z.B. ein bestimmtes Bundesland getroffen werden. Erste Bundesländer wie z.B. Sachsen sind bereits aktiv und erstellen individuelle regionale Analysen und Studien zur Situation, den Auswirkungen und Folgen.

Nördliche Regionen Deutschlands Die nördlichen Regionen Deutschlands, wie z.B. die Bundesländer SchleswigHolstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen gelten als bisher eher wärmelimitierte Regionen und können damit zunächst laut Zebisch (2005) von der Klimaerwärmung profitieren. Dies gilt solange die Erwärmung das Temperaturoptimum der angebauten Kulturpflanzen nicht überschreitet (Schaller/Weigel 2007, S. 148). Daher werden in den nördlichen Regionen Deutschlands die geringsten Risiken durch den Klimawandel gesehen, da durch das bisher sehr gemäßigte Klima für die Kulturpflanzen ein relativ hoher Toleranzbereich der Temperaturen besteht (Umweltbundesamt 2005, S. 167).

Westliche Regionen Deutschlands Die westlichen Regionen Deutschlands, wie z.B. die Bundesländer NordrheinWestfalen, Rheinland-Pfalz, das Saarland sowie Teile Hessens, können im Vergleich zu den nördlichen Regionen rascher das Temperaturoptimum für die bisher etablierten Kulturen erreichen. Die westlichen Regionen sind dagegen feuchter und kühler als z.B. östliche und südliche Regionen, so dass sich in westlichen Regionen eher positive Auswirkungen des Klimawandels ergeben können. Jedoch können die westlichen Regionen aufgrund des Übergangs von Dauer- auf Starkregen vermehrt Bodenerosionen aufweisen oder durch diese ganze Ernten verlieren (Schaller/Weigel 2007, S. 148).

Auswirkungen des projizierten Klimawandels auf die deutsche Landwirtschaft

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Östliche Regionen Deutschlands Besonders die östlichen Regionen, wie z.B. die Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, verfügen bereits heute über nur geringe Niederschläge und eine ungünstige klimatische Wasserbilanz. Bereits heute stellt die Wasserverfügbarkeit einen limitierenden Faktor dar. Durch den Klimawandel kann es in Zukunft zu einer noch geringeren Wasserverfügbarkeit durch die erwartenden niedrigeren Sommerniederschläge sowie der erhöhten Verdunstung als Folge von steigenden Temperaturen kommen (Umweltbundesamt 2005, S. 166). Besonders der Nordosten, wie z.B. Brandenburg und Sachsen-Anhalt insbesondere die Magdeburger Börde, verfügen über sandige Böden mit geringer Wasserspeicherkapazität wodurch die Lage der Landwirtschaft zusätzlich verschlechtert wird (Schaller/Weigel 2007, S. 106). Laut Mirschel (2005) können hier in Zukunft über 40% der landwirtschaftlichen Flächen dürregefährdet sein und die Erträge je nach Anbaubedingungen regional um ca. 5 - 15% abnehmen (Schaller/Weigel 2007, S. 148). Der Großteil der Ertragseinbußen in östlichen Regionen wird daher weniger durch ein Überschreiten des Temperaturoptimums der dort etablierten Kulturpflanzen verursacht sein, als durch eine zunehmende Sommertrockenheit (Glauninger/ Kresebaum 2009, S. 169).

Südliche Regionen Deutschlands In den südlichen Regionen Deutschlands, wie z.B. in den Bundesländern BadenWürttemberg, Bayern und Teile von Hessen, werden bereits heute die höchsten Temperaturen in Deutschland gemessen. So stellt in Zukunft vor allem der Temperaturanstieg in diesen Regionen ein Problem dar. Hier zeigen auch die betrachteten regionalen Klimamodelle für Deutschland (siehe Kapitel 3.3), dass im südlichen Teil Deutschlands in Zukunft mit der stärksten Temperaturerhöhung gerechnet werden muss. Des Weiteren zeigt sich für den Süden/Südwesten Deutschlands eine negative Verschiebung der Niederschlagsmuster (Umweltbundesamt 2005, S. 166). Bei diesen Regionen handelt es sich aufgrund des Wassermangels bereits heute um wasserlimitierte Standorte. Zudem verfügen Teile Südwestdeutschlands wie z.B. der Oberrheingraben über sandige Böden mit geringer Wasserspeicherkapazität, so dass es wie in Kapitel 3.3 beschrieben durch abnehmende Sommerniederschläge und einer erhöhten Verdunstung durch den Temperaturanstieg zu ernsthaften Problemen in der Landwirtschaft kommen kann.

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft

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Ebenfalls kann das Temperaturoptimum für die bisher angepassten Kulturen schneller erreicht werden (Schaller/Weigel 2007, S. 148). Gerade Pflanzen mit einem hohen Wasserbedarf können künftig weniger in südlichen Regionen angebaut werden (Deutsche Bank Research, 2007 a, online, S. 13).

Wie sich aus Kapitel 5.2 ergibt, bestehen unterschiedliche Auswirkungen und negative Folgen für die Landwirtschaft durch den Klimawandel. Diese sind wiederum, wie in Kapitel 5.3 beschrieben, in ihrem Eintreten und ihrer Intensität von den Ausgangsbedingungen der jeweiligen Region abhängig. Nach Betrachtung der möglichen Folgen des projizierten Klimawandels für die Landwirtschaft mittels der Literatur, soll im folgenden Kapitel 6 auf die aus den Experteninterviews ermittelten Auswirkungen und Folgen eingegangen werden. Hieraus sollen zum einen aktuelle Auswirkungen und Folgen für die Landwirtschaft und zum anderen Parallelen zur Literatur aufgezeigt werden.

6

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft

6.1 Ausgangssituation und Zielsetzung In der bisherigen Arbeit wurden die Informationen und Ergebnisse aus der Literatur aufbereitet und dargestellt. Um jedoch noch detaillierter auf das Thema „Anpassungsstrategien der deutschen Landwirtschaft an den Klimawandel“ einzugehen und aktuelle Informationen einzubeziehen, ist eine eigene Studie in Form eines Experteninterviews nötig. Dadurch soll ein Praxisbezug hergestellt werden. Ziel der Experteninterviews ist es Einschätzungen und Meinungen von Experten, die z.B. in Landwirtschaftskammern, Ministerien usw. tätig sind, zum Thema Klimawandel in Bezug auf die Landwirtschaft zu erhalten. Auch sollen aktuelle sowie zukünftige Anpassungsstrategien aufgezeigt werden. Das Ergebnis soll zeigen, wie die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft aktuell eingeschätzt werden und welche Strategien durch den Landwirtschaftssektor getroffen werden bzw. in Zukunft getroffen werden können, um sich an den Klimawandel anzupassen.

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft

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6.2 Experteninterviews Zur Erhebung der Informationen bzw. Daten wird auf die Primärforschung zurückgegriffen. Dabei werden originäre Daten für den speziellen Untersuchungszweck erhoben (Fantapié Altobelli 2007, S. 35), da zum speziellen Untersuchungszweck noch keine direkten Daten vorliegen auf die mittels einer Sekundärerhebung11 zurückgegriffen werden könnte (Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 39). Die Befragung und die Beobachtung stellen die zwei grundlegenden Techniken für die Datenerhebung in der Primärforschung dar (Fantapié Altobelli 2007, S. 35). Für die vorliegende Bachelorarbeit wurde die Form der Befragung gewählt. Da eine Beobachtung zu diesem Sachverhalt zum einen zu wenig Informationen geliefert hätte und zum anderen aufgrund der Distanz nur mit einem hohen Kostenaufwand durchführbar gewesen wäre. Der methodische Ansatz ist dabei qualitativ. Es wird also nicht versucht, ein repräsentatives Ergebnis für die Grundgesamtheit zu erzielen, sondern eine kleine ausgewählte Gruppe soll zum Untersuchungszweck umfassend analysiert werden (Fantapié Altobelli 2007, S. 23). Dabei stellen sich die Fragen „Wer befragt werden soll bzw. wessen Antworten von Interesse sind?“ sowie „Wie viele Befragungen durchgeführt werden sollen?“ (Berekoven/Eckert/ Ellenrieder 2009, S. 43). Um möglichst aussagekräftige und informative Ergebnisse zu erhalten, wurde als Form der Befragung das explorative12 Interview in Form einer Expertenbefragung gewählt. Die Interviewpartner stellen Experten13 dar und können somit wichtige Informationen zu den Themen Klimawandel, Klimarisiken, Landwirtschaft und Anpassungsstrategien liefern. Durch das Experteninterview entsteht ein direkter Kontakt zum Interviewpartner, dadurch kann sich an dessen Individualität angepasst sowie eine gesteigerte Aussagewilligkeit und Spontanität erzeugt werden. Als Befragungsanzahl für das qualitative Experteninterview ergeben sich ca. 20 - 30 durchzuführende Interviews (Berekoven/Eckert/ Ellenrieder 2009, S. 89). Da es sich um keine standardisierte Befragung handelt, wurde für das Experteninterview ein Interview-Leitfaden erstellt, also eine Teil- bzw. Halbstandardisierung des Interviews vorgenommen, um dadurch eine Skizze für das Vorgehen vorzugeben (Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 93). So soll auch 11

„Unter einer Sekundärerhebung versteht man die Sammlung und Auswertung von Daten, die zu einem früheren Zeitpunkt, ggf. auch zu einem anderen Zweck bereits erhoben wurden“ Fantapié Altobelli (2007, S. 28). Bei dem explorativen Interview handelt es sich um eine offene und weitgehend nicht-standardisierte Befragung in dieser der Interviewer den Ablauf des Gesprächs mitgestaltet. Dadurch sollen subjektiv relevante Informationen der Befragten zum Untersuchungsgegenstand ermittelt werden (Fantapié Altobelli 2007, S. 44). 13 Als Experte gilt eine Person die über ein besonderes Fachwissen bzw. Erfahrung im Hinblick auf den Untersuchungsgegenstand verfügt (Fantapié Altobelli 2007, S. 385). 12

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft

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die Vergleichbarkeit der einzelnen Interviews sichergestellt sowie ein gewisses Maß an Strukturierung erzielt werden (Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 90). Der Interviewer kann so den Interviewpartner zum angestrebten Thema hinleiten sowie den Gesprächsablauf soweit notwendig lenken, um eine vielfältige Einsicht in die Denk-, Empfindungs- und Handlungsweise der Interviewpartner zu erhalten (Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 89). Der Aufbau des Leitfadens gliedert sich wie folgt: Eine kurze Einführung soll den Interviewpartner über den Sinn und Zweck der Befragung informieren, um eine höhere Akzeptanz zur Beantwortung der Fragen zu erreichen. Die darauf folgenden Fragen gliedern sich innerhalb zweier Themenblöcke: o Klimawandel und Landwirtschaft o Anpassungsstrategien der Landwirtschaft

Im ersten Themenblock erfolgt eine Klimarisiko-Analyse (Hasenmüller 2009, S. 91). Hier sollen zum einen potenzielle Risiken mittels des Expertengesprächs identifiziert werden. Zum anderen soll eine Bewertung der potenziellen Risiken hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit des Auftretens und des Schadensausmaßes erfolgen. Im zweiten Themenblock geht es um die Steuerung und Handhabung der identifizierten Risiken (Hasenmüller 2009, S.89). Durch die Experten sollen bereits bestehende sowie mögliche neue Anpassungsstrategien aufgezeigt werden, um so erfolgsversprechende Maßnahmen auszuwählen und in die spätere Auswertung der Anpassungsstrategien (siehe Kapitel 7) einfließen zu lassen. Der Leitfaden zum Experteninterview befindet sich im Anhang als Anlage 5 auf Seite 79.

Für die Durchführung der Befragung wurden als Untersuchungseinheiten u.a. verschiedene Landwirtschaftsinstitute, -ämter, -ministerien, -verbände sowie Versicherungen ausgewählt, um ein möglichst umfassendes Bild für die Anforderungen der Landwirtschaft und deren Anpassungsstrategien zu gewinnen. Um regionale Unterschiede in Deutschland mit einzubeziehen, wird das Experteninterview über verschiedene Bundesländern durchgeführt. Daher wird auf die Telefonbefragung14 zurückgegriffen, um die Befragung problemlos in ganz Deutschland durchführen zu können. Vorteil ist dabei, dass mit dem verantwortlichen Interviewpartner per 14

Bei einer Telefonbefragung handelt es sich um ein fernmündliches Interview (Heidel 2008, S. 301).

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft

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Telefon relativ schnell das Interview durchgeführt werden kann (Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 103). Rückfragen oder Verdeutlichungen können schneller beantwortet werden, als bei einer schriftlichen Befragung. Die Interviewpartner sind stärker auf das Gespräch konzentriert und es treten seltener verfälschte Antworten auf als bei einer Face-to-face-Erhebung15 (Berekoven/Eckert/ Ellenrieder 2009, S. 103). Die Telefonbefragung wird durch die „Paper and Pencil Methode“ unterstützt, wobei der Interviewer während der Befragung den Fragebogen schriftlich ausfüllt (Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 98).

6.3 Ergebnisse der Experteninterviews 6.3.1 Auswertung der Interviews Wie in Kapitel 6.2 beschrieben, wurden in verschiedenen Regionen Deutschlands Experteninterviews durchgeführt. Die Bewertungen zu den potenziellen Auswirkungen und Folgen des Klimawandels sowie möglicher Anpassungsstrategien liegen für die Landwirtschaft in Deutschland sowie im Speziellen für die Bundesländer Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, NordrheinWestfalen, Rheinland-Pfalz, das Saarland, Brandenburg, Sachsen, Thüringen, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen vor. Die Interviews wurden mit überregionalen und regionalen Experten aus den jeweils bereichsspezifischen Fachressorts durchgeführt. Insgesamt wurden 47 Anfragen u.a. an Institute, Einrichtungen, Verbänden und Unternehmen gerichtet. Es ergaben sich 12 Absagen, da hier keine Aussagen zum Klimawandel in Kombination mit dem Landwirtschaftssektor gemacht werden konnten. Bei 13 Anfragen konnte kein Interview durchgeführt werden, da dieses nicht innerhalb des Zeitrahmens der Bachelorarbeit durchführbar gewesen wäre. Insgesamt konnten aufgrund der Kenntnisse und des Zeitrahmens 22 Interviews durchgeführt werden. Darunter waren eine Landesanstalt, ein Landesumweltamt, ein Landesamt, fünf Landwirtschaftskammern, ein Landesbetrieb, zwei Ministerien für Landwirtschaft, ein Landwirtschaftlicher Hauptverband, zwei Bauernverbände, eine Hochschule, ein Landwirtschaftliches Technologiezentrum, drei Forschungsinstitute, eine meteorologische Einrichtung, ein Landhandel sowie ein Versicherungsverband. Alle Interviewpartner gaben an, sich mit dem Bereich Landwirtschaft und Klimawandel zu beschäftigen. Daher sind die 15

Die Face-to-face Erhebung stellt eine klassische Befragung im persönlichen Gegenüber von Befragten und Interviewer dar (Berekoven/Eckert/Ellenrieder 2009, S. 98).

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft

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Einschätzungen der Befragten geeignet, um einen Eindruck über die Bewertung praxisnaher, bereichs- und regionalspezifischer wichtiger Auswirkungen, Folgen sowie möglicher Anpassungsstrategien aufzuzeigen. Da jedoch die Einblicke und Erkenntnisse der Experteninterviews zahlenmäßig eine kleine Stichprobe darstellen, kann ihnen kein statistisch repräsentativer Charakter beigemessen werden. Jedoch sprachen generell die Ansichten der Experten eine deutliche Sprache woraus klare Aussagen ableitbar sind. Im Folgenden wird daher eine Auswertung der erhaltenen Informationen aus den Interviews vorgenommen, die Ergebnisse dargestellt sowie entsprechende Rückschlüsse gezogen. Aus den Ergebnissen der Interviews sowie des Kapitels 5, werden im Kapitel 7 mögliche Anpassungsstrategien für die deutsche Landwirtschaft abgeleitet.

6.3.2 Darstellung der Ergebnisse Bei der Darstellung der Ergebnisse wird auf die Vertraulichkeit und Anonymität besonders großen Wert gelegt. Verständlicherweise erfolgt daher keine namentlich Nennung der befragten Personen und Institute in dieser Arbeit, denn ohne die Zusicherung von Anonymität hätte diese Arbeit nicht entstehen können. Werden die Aussagen regional betrachtet, ergeben sich fünf Interviews aus südlichen Regionen, fünf Interviews aus östlichen Regionen, drei Interviews aus nördlichen Regionen, vier Interviews aus westlichen Regionen und fünf Interviews auf Gesamtdeutschland bezogen. Zur Darstellung erfolgt eine Einteilung nach dem Interviewleitfaden in Risikoidentifizierung, Risikobewertung und Risikobewältigung. 6.3.2.1 Risikoidentifizierung Einschätzung des Klimawandels Bei der Einleitungsfrage des Interviews zur Risikoidentifizierung geben alle Befragten an, dass der Klimawandel für sie ein Thema darstellt. Bei der Einstufung der Einschätzung des Klimawandels ergeben sich unterschiedliche Meinungen, dies zeigt Abbildung 5.

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft

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Ergebnis der Frage 1: Einschätzung des Klimawandels

Sicher

9% 0% 32%

Praktisch sicher Wahrscheinlich

41%

Wahrscheinlich bis praktisch sicher 18%

Unwahrscheinlich

Abb. 5: Auswertung zur Einschätzung des Klimawandels (Quelle: Eigene Darstellung)

Von den 22 Befragten halten 32% den Klimawandel für sicher, 18% für praktisch sicher, 41% für wahrscheinlich und 9% von wahrscheinlich bis praktisch sicher. Es zeigt sich, dass keiner der Befragten den Klimawandel für unwahrscheinlich hält.

Auswirkungen auf die Landwirtschaft in Deutschland Hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft ergibt sich aus den Interviews (Frage 2) ein übereinstimmender Konsens der Befragten: Der Klimawandel hat Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Dabei wird darauf verwiesen, dass die Auswirkungen je nach Ausgangsbedingungen unterschiedlich sein können. Zu den am häufigsten genannten Auswirkungen zählen der Temperaturanstieg sowie die Veränderung der Niederschläge hinsichtlich Menge und Verteilung. Aufgrund der Veränderung von Temperatur und Niederschlag wird im Besonderen auf eine zunehmende Trockenheit und somit mögliche Wasserknappheit, eine Veränderung und Verlängerung der Vegetationsperiode sowie eine mögliche Zunahme bzw. Verschiebung von Schadorganismen verwiesen. Ebenfalls wird angegeben, dass es zu einer Veränderung im Pflanzenbau kommen kann, wie z.B. die Umstellung von Sorten aufgrund des Klimawandels. Als weitere wichtige Auswirkungen auf die Landwirtschaft wird die Zunahme von Extremwetterereignissen genannt und damit auch eine Veränderung der Ertragssicherheit. Jedoch sehen die Befragten nicht nur Risiken, sondern auch Chancen im Klimawandel z.B. durch den erhöhten CO2-Gehalt in der Atmosphäre.

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft

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Auswirkungen durch veränderte Extremwetterereignissen Gerade in der Landwirtschaft spielen Extremwetterereignisse eine wichtige Rolle (wie bereits in Kapitel 5 beschrieben). Daraus ergab sich die Frage in den Interviews zur Einschätzung einer zukünftigen Zunahme bzw. Abnahme von Extremwetterereignissen in Deutschland aufgrund des Klimawandels (Frage 5). Die Mehrheit der Befragten gibt dabei als Trend eine Zunahme der Extreme an. Die Abbildung 6 zeigt die Einschätzungen zu den einzelnen abgefragten Ereignissen. Ergebnis der Frage 5: Entwicklung von Extremwetterereignissen

Extremwetterereignisse

Länger andauernde Trockenperioden Starkniederschläge Hagelereignisse Hitzewellen Stürme Überschwemmungen Länger andauernde Niederschlagsperioden Frostereignisse 0%

20%

40%

60%

80%

100%

Antworten in % Zunahme

Keine Veränderung bis Abnahme

Keine Aussage möglich

Abb. 6: Auswertung zu Extremwetterereignissen (Quelle: Eigene Darstellung)

Hieraus ergibt sich, dass die Mehrheit der Befragten eine Zunahme erwartet bei: länger andauernden Trockenperioden, Starkniederschläge, Hagelereignissen sowie Hitzewellen. Ein umgekehrtes Bild zeigt sich bei der Zunahme von Stürmen, Überschwemmungen sowie länger andauernden Niederschlagsperioden, diese halten weniger als die Hälfte der Befragten für möglich. Bei Frostereignissen konnten keine Aussagen getroffen werden oder es wurde keine Veränderung bis Abnahme gesehen. Wobei angegeben wird, dass aufgrund der Verfrühung der Vegetationsperiode die Gefahr von Spätfrösten steigt, besonders für sensible Kulturen. So sehen die Befragten bei den Extremwetterereignissen für die Landwirtschaft die größten Risiken in der Zunahme von länger andauernden Trockenperioden, Starkniederschlägen, Hagelereignissen sowie Hitzewellen.

Regional Auswirkungen auf die Landwirtschaft Werden die Auswirkungen regional differenziert betrachtet (Frage 8) zeigt sich, dass von allen Befragten angegeben wird, dass sich der Klimawandel in Deutsch-

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft

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land unterschiedlich auswirkt. Die Auswirkungen auf die Landwirtschaft sind dabei von den jeweiligen Ausgangsbedingungen abhängig (dies wurde in Kapitel 5.3 dargestellt). Dabei wird für die nördlichen und westlichen Regionen angegeben, dass diese vom Klimawandel profitieren können, wobei ein negativer Einfluss aus der Zunahme und Verschiebung von Schadorganismen ausgehen könnte. Gerade die östlichen und südlichen Regionen sehen die Befragten als am stärksten betroffen an. Besonders Nordostdeutschland aufgrund der Veränderung der Niederschläge und der somit entstehenden Trockenheit sowie der zumeist schlecht wasserspeicherfähigen Böden. Des Weiteren in den südlichen Regionen, besonders die südwestlichen Regionen, aufgrund der zunehmenden Temperaturen und der abnehmenden Niederschläge vor allem im Sommer. Hinsichtlich zunehmender Extremwetterereignisse lassen sich derzeit keine regionalen Aussagen treffen, durch diese sind alle Regionen betroffen. Zusammenfassend ergibt sich, dass sich jede Region Veränderungen durch den Klimawandel gegenübersieht und dabei die Auswirkungen, ob positiv oder negativ stark von den jeweiligen Ausgangsbedingungen abhängig sind.

Folgen in der Landwirtschaft durch den Klimawandel Nach Identifizierung der Auswirkungen, sollen nun die Folgen aus diesen genauer betrachtet werden. Ein eindeutiges Ergebnis ergibt sich dabei bei der Frage des am stärksten betroffenen Bereiches durch den Klimawandel in der Landwirtschaft (Frage 7). Hier geben alle Befragten an, dass der am stärksten betroffene Bereich der Pflanzenbau ist und gerade dabei der Ackerbau, die Sonderkulturen sowie das Dauergrünland. Ebenfalls wird auf die Viehhaltung verwiesen, besonders in der Reaktionskette des Pflanzenbaus. Jedoch wird dort keine derart starke Betroffenheit wie im Pflanzenanbau gesehen. Dies spiegelt die Annahmen zur Betroffenheit des Pflanzenbaus von Kapitel 5.1 wieder.

Ebenfalls zeigt sich ein eindeutiges Ergebnis unter den Befragten bei der Frage zu dem größten Risiko (Frage 6), das sich durch den Klimawandel für die Landwirtschaft ergibt. Hier wird für Deutschland eindeutig als größtes Risiko die zunehmende Trockenheit aufgrund der Veränderung der Niederschläge und Temperaturen gesehen. Von den Befragten wird angegeben, dass der daraus entstehende Wasserbedarf in Zukunft ein ernstes Problem darstellen kann, denn bereits heute

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft

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zeigt sich ein Trend für einen zunehmenden Bewässerungsbedarf. Zu beachten ist, dass Bewässerungssysteme für den Landwirt kostspielig sind und nur dann genutzt werden können, wenn genügend Grundwasser vorhanden ist. Als ein weiteres Risiko wird die Zunahme der Extremwetterereignisse angegeben, insbesondere die Zunahme von Starkniederschlägen. Durch diese steigt die zukünftige Planungsunsicherheit der Landwirte. Ebenfalls wird die Veränderung und Zunahme von Schädlingen und Pflanzenkrankheiten aufgrund zunehmender Temperaturen als ein Risiko eingestuft.

Werden die Risiken nun differenziert nach nördlichen, westlichen, östlichen und südlichen Aussagen der Regionen betrachtet, zeigen sich durch die Befragten in den jeweiligen Regionen unterschiedliche Schwerpunkte. Bei den Einschätzungen müssen die jeweiligen Ausgangsbedingungen berücksichtigt werden. Die Befragten sehen in allen Regionen die zunehmende Trockenheit und den daraus resultierenden Wasserbedarf als das größte Risiko an. Die Befragten von östlichen und westlichen Regionen sehen neben der Trockenheit die Zunahme von Starkniederschlägen als ein weiteres großes Risiko an. Hingegen sehen die Befragten von nördlichen und südlichen Regionen ein großes Risiko in der Verschiebung und Zunahme von Schadorganismen aufgrund der steigenden Temperaturen. Hier wird z.B. angegeben, dass der Maiszünsler als Schädling immer weiter in nördliche Regionen vorwandert und Schäden verursacht. Südliche Regionen sind dabei von eingeschleppten Schadorganismen aus wärmeren Ländern betroffen. Die Aussagen zu Extremwetterereignissen gestalten sich überregional und werden in allen Regionen als bedrohlich betrachtet, denn diese sind unvorhersehbar und führen zu steigenden Ertragsunsicherheiten.

Nach der Darstellung der Ergebnisse über die Auswirkungen und Folgen, stellt sich die Frage, ob sich die Landwirtschaftsbetriebe durch diese betroffen fühlen. Hierzu gibt Frage 3 einen Einblick. Interessanterweise lässt sich zusammenfassend ableiten, dass sich die Landwirtschaftsbetriebe durch den Klimawandel überwiegend nicht direkt betroffen fühlen bzw. hier noch kein direktes Bewusstsein in Bezug auf den Klimawandel vorhanden ist. Quasi noch keine Alarmstimmung herrscht. Auch kann keine Unterscheidung in Bezug auf die Betroffenheit von großen oder kleinen Landwirtschaftsbetrieben angegeben werden (Frage 4). Dabei

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft

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wird betont, dass die Landwirte natürlich die Veränderungen des Wetters und der Witterung sowie eine Veränderung der Vegetationsperiode und das veränderte Sortenverhalten wahrnehmen, dies jedoch überwiegend nicht im direkten Zusammenhang mit dem Klimawandel sehen. Einen Bezug zum Klimawandel stellen zumeist die stärker betroffenen Landwirtschaftsbetriebe in den Regionen Sachsen, Brandenburg und Niedersachsen fest. Aus diesen Bundesländern geben die Befragten an, dass sich die Landwirte durch den Klimawandel bereits direkt betroffen fühlen. So ergibt sich eine differenzierte Betrachtung der Betroffenheit für den Landwirtschaftssektor. Dabei ist das Thema Klimawandel für die meisten Landwirtschaftsbetriebe in vielen Regionen noch schwer fassbar und mit Unsicherheiten behaftet. Grundsätzliches Interesse der Landwirte an diesem Thema besteht jedoch. Der Bereich der Forschung steht allerdings noch am Anfang. 6.3.2.2 Risikobewertung Schäden und Verluste durch den Klimawandel in der Landwirtschaft Wird nun die Risikobewertung betrachtet, stellte sich die Frage, ob die Schäden und damit Verluste in der Landwirtschaft durch den Klimawandel zunehmen werden (Frage 9). Darauf antwortete die Mehrheit der Befragten mit einem „Ja“. Die Begründungen sind dabei differenziert. Aus diesen gehen jedoch zwei wichtige Punkte über das Ausmaß der Schäden und damit der Verluste hervor. Zum einen wird angegeben, dass die Schäden und Verluste davon abhängen, wie gut sich die Landwirte anpassen können. Das bedeutet, wenn sich die Landwirte z.B. an Veränderungen gut anpassen, können auch die Schäden und Verluste in Zukunft gering gehalten werden. Zum anderen wird angegeben, dass ebenfalls die Chancen, die durch den Klimawandel in der Landwirtschaft entstehen können, einbezogen werden müssen. So werden zwar Schäden verursacht, aber diese stehen Chancen gegenüber und so entstehen in der Summe entweder keine Verluste oder geringere Verluste.

Veränderung der Ertragseinbußen und Verluste am Betriebseinkommen In Frage 10 wurde gezielt gefragt, bei welchen der Ereignisse die Befragten es für wahrscheinlich halten, dass es zu einer Zunahme der Ertragseinbußen durch den Klimawandel kommen kann. Des Weiteren wurde gefragt, wie insgesamt der Verlust am Betriebseinkommen eingeschätzt wird. Zu diesen Fragen ergeben sich

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft

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unterschiedliche Antworten. Im Folgenden werden zuerst die Antworten zu den Ertragseinbußen prozentual in die jeweiligen Gruppen zusammengefasst. In Abbildung 7 sind diese Ergebnisse zusammengefasst dargestellt. Von den insgesamt 22 Befragten können 18% keine Aussage zu dieser Frage treffen und 23% können dies nicht für die Einzelfälle, sondern nur im Gesamten mit einem zunehmenden Trend abschätzen. Werden nun die Ergebnisse der Befragten betrachtet, die eine Aussage auch zu den Einzelfällen treffen können, zeigt sich mit 92%, dass die Mehrheit bei Trockenheit und Hitzestress eine zukünftige Zunahme der Ertragseinbußen sehen. Danach kommt es zu einer Abstufung: 77% der Befragten sehen bei Hagelereignissen, 69% bei Pflanzenkrankheiten, Schädlingsbefall und Starkniederschlägen sowie 54% bei Stürmen, dass es zukünftig zu einer Zunahme der Ertragseinbußen kommen kann. Bei Überschwemmungen und Frost, insbesondere durch Spätfröste, sehen eine Zunahme der Ertragseinbußen lediglich 38% der Befragten. Frage 10: Zunahme der Ertragseinbußen bei: Trockenheit

92%

Hitzestress

92%

Ereignis

Hagelereignissen

77%

Pflanzenkrankheiten

69%

Schädlingsbefall

69%

Starkniederschläge

69%

Stürme

54%

Überschwemmungen

38%

Frost

38% 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Zustimmung in % Prozent der Befragten

Abb. 7: Auswertung zur Zunahme von Ertragseinbußen (Quelle: Eigene Darstellung)

Bei der Einschätzung der Verluste am Betriebseinkommen werden die Aussagen ungenauer bzw. für viele der Befragten schwierig einschätzbar. Daher können 44% der Befragten keine Aussage treffen. Von den Befragten die eine Aussage treffen können, schätzen 23% die Verluste am Betriebseinkommen für gering ein, 9% für mittel, 5% für gering bis mittel, 5% für groß, 5% für mittel bis groß und 9% für gering bis groß. Hier zeigt sich ein stark differenziertes Bild, wodurch keine grundsätzliche Aussage ableitbar ist. Dies zeigen ebenfalls die jeweiligen

Befragung zum Klimawandel in der Landwirtschaft

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Begründungen zu den Einschätzungen. So sind die Verluste am Betriebseinkommen davon abhängig, welches Ausmaß ein Schaden hat und damit einen Verlust am Betriebseinkommen bewirkt, z.B. wenn ein Hagelereignis den kompletten Anbaubestand eines Betriebes vernichtet, ergibt sich als Schaden ein Totalausfall und dementsprechend groß ist der Verlust der daraus entsteht. Eine weitere Unterscheidung ergibt sich aus der geschädigten Kultur – handelt es sich z.B. um eine einjährig angebaute Kultur, betrifft der Schaden und damit der Verlust nur das laufende Jahr. Kommt es zu einem Schaden an einer Dauerkultur wie z.B. Wein, kann dies auch Verluste in den kommenden Jahren nach sich ziehen. Ebenfalls können die Schäden und damit Verluste zeitlich differenziert betrachtet werden, denn kommt es in Zukunft zu einer stärkeren Veränderung durch den Klimawandel können dementsprechend auch die Schäden und damit Verluste in Zukunft stärker ansteigen. So zeigt sich bei dieser Frage, dass genau betrachtet werden muss, welches Ausmaß an Schaden vorliegt und wie sich daraus individuell die Verluste gestalten. Zusammenfassend lässt sich daher zum heutigen Zeitpunkt noch keine eindeutige Aussage ableiten, hier stehen die Untersuchungen noch am Anfang.

Abschließend zur Risikobewertung wurde die Frage gestellt (Frage 11), welches Risiko den größten Schaden und damit Verlust in der Landwirtschaft verursachen könnte. Dabei ergibt sich dasselbe Ergebnis wie in Frage 6. Für Deutschland werden die zunehmende Trockenheit und der damit verbundene Wasserbedarf, die Zunahme von Extremwetterereignissen sowie die Zunahme und Veränderung von Schädlingen und Pflanzenkrankheiten als die Risiken gesehen durch die die größten Schäden und damit Verluste verursacht werden können. Wie hoch die jeweiligen Schäden und Verluste aus diesen Risiken sind, hängt dabei von den jeweiligen Ausgangsbedingungen und der umgesetzten Anpassungen durch die Landwirtschaftsbetriebe ab. 6.3.2.3 Risikobewältigung Wird nun die Risikobewältigung, also die Durchführung von Anpassungsstrategien betrachtet, ergeben sich unterschiedliche Bereiche. In den Interviews erfolgte dabei eine Abfrage zu bereits umgesetzten sowie notwendigen Anpassungen durch die Landwirtschaftsbetriebe und durch die Unterstützung des Staates. Ebenfalls sollte bestehender Anpassungsbedarf aufgezeigt werden. Die Ergebnisse aus den

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft

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Fragen zur Risikobewältigung werden in Kapitel 7 dargestellt, da diese direkt in Verbindung mit möglichen Anpassungsstrategien aufgezeigt werden.

7

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft

Entscheidend für die Konsequenzen die sich aus dem Klimawandel für die Landwirtschaft ergeben, ist die Entwicklung und Anwendung von Anpassungsstrategien. Die Anpassung an den Klimawandel kann dabei entweder eine natürliche Reaktion auf das veränderte Klima bzw. eine geplante reaktive Handlung oder eine proaktive Gegenmaßnahme sein, um die erwarteten negativen Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern oder zu vermindern. Grundsätzlich können dabei nur proaktive Anpassungsmaßnahmen Schäden verhindern oder mindern, wohingegen reaktive Maßnahmen auf einen bereits eingetretenen Schaden reagieren oder versuchen, diesen zu reparieren. Daher sind bei der Anpassung proaktive Maßnahmen zu bevorzugen (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 259). Es gibt Anpassungsstrategien die von den Landwirten selbständig durchgeführt werden können. Bei längerfristigen und insbesondere strukturellen Maßnahmen sollten jedoch seitens des Staates und der Wissenschaft gezielte Vorgaben gesetzt werden. Schwierig zu realisieren sind dabei Anpassungen an die zunehmende Klimavariabilität bzw. an Extremwetterereignisse (Weigel 2008, S. 117). An den langsam stattfindenden Prozess des Klimawandels kann sich die Landwirtschaft gut anpassen (Rahmann 2008, S. 216). Extreme sind jedoch kaum vorhersagbar und führen zu Planungsunsicherheiten (Rahmann 2008, S. 217). Eine Strategie stellt dabei das langfristig ausgerichtete und planvolle Anstreben eines Zieles dar. Hierbei ist es wichtig aufeinander abgestimmte Anpassungsmaßnahmen innerhalb einer Strategie umzusetzen. Für die Landwirtschaftsbetriebe steht dabei das Ziel der langfristigen Sicherung des Unternehmenserfolgs im Vordergrund. Um dieses Ziel zu erreichen, muss in Zukunft eine Anpassung an die Risiken, die sich aus dem Klimawandel ergeben, erfolgen.

Im Folgenden ergibt sich eine Untergliederung in Anpassungsmöglichkeiten der Landwirtschaftsbetriebe, Anpassungsunterstützung durch den Staat, Verbesserung der Anpassung durch Wissenstransfer sowie Anpassungs- und Forschungs-

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft

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bedarf in der Landwirtschaft. Diese Schwerpunkte und die darin vorgestellten Strategien werden aus den Ergebnissen der Experteninterviews abgeleitet und sollen daher im Mittelpunkt der weiteren Betrachtung stehen. Dabei erfolgt eine Ergänzung durch die Fachliteratur.

7.1 Anpassungsmöglichkeiten der Landwirtschaftsbetriebe Die Anpassungsmöglichkeiten müssen differenziert betrachtet werden, einerseits nach den kalkulierbaren mittel- bis langfristigen Klimaänderungen und andererseits nach den kurzfristigen und damit unkalkulierbaren Extremwetterereignissen (Rahmann 2008, S. 208). Zudem ist es wichtig, Unternehmensbereiche oder Aktivitäten auf ihre Sensibilität von Klimaänderungen zu prüfen. Momentane Auswirkungen, die nur einen geringen oder keinen unmittelbaren Handlungsbedarf verlangen, können zu einem späteren Zeitpunkt einen kritischen Wert überschreiten und damit zu massiven Ernteertragsrisiken führen (Hasenmüller 2009, S. 106 f.). Werden dazu die Ergebnisse der Interviews betrachtet, ergeben sich Anpassungsmöglichkeiten im Pflanzenbau und im Risikomanagement durch die Landwirtschaftsbetriebe.

Zunächst soll jedoch betrachtet werden, ob bereits Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel durch die Landwirtschaftsbetriebe umgesetzt werden. Als Ergebnis der Interviews (Frage 12) geben dabei 86% der Befragten an, dass bereits Anpassungsmaßnahmen durch die Landwirtschaftsbetriebe umgesetzt werden. Die restlichen 14% der Befragten können derzeit keine Aussage treffen. Als Trend geht dabei aus den Begründungen hervor, dass bei den bereits umgesetzten Anpassungsmaßnahmen nicht der Klimawandel im Vordergrund steht, sondern eine unbewusste Anpassung an die Veränderungen erfolgt. Aus der Abfrage zu den Anpassungsmaßnahmen für die einzelnen Ereignisse ergibt sich ein differenziertes Bild, so dass hier keine eindeutige Aussage ableitbar ist. Gerade durch diese Frage zeigt sich, dass eine wirklich bewusste Anpassung an den Klimawandel durch die Landwirtschaftsbetriebe noch nicht umgesetzt wird. Es erfolgt vielmehr eine Anpassung an die aktuelle Situation und die Veränderungen die bereits zu spüren sind. In Abbildung 8 ist das Ergebnis dargestellt.

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft

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Ergebnis Frage 12: Bereits umgesetzte Anpassungsmaßnahmen Trockenheit Hagel Ereignis

Schädlinge und Pflanzenkrankheiten Hitzestress Frost Starkniederschläge Stürme Überschwemmung 0%

20%

40%

60%

80%

100%

Antworten in % Ja

Nein

Keine Aussage möglich

Abb. 8: Auswertung bereits umgesetzter Anpassungsmaßnahmen (Quelle: Eigene Darstellung)

Es zeigt sich, dass bei Trockenheit, Hagel sowie Schädlingen und Pflanzenkrankheiten die Mehrheit angibt, dass bereits Anpassungsmaßnahmen getroffen werden. Bei Hitzestress, Frost, Starkniederschlägen, Stürme und Überschwemmungen stimmt nur noch eine Minderheit zu, so dass hier die Mehrheit entweder keine bereits umgesetzten Anpassungsmaßnahmen nennen bzw. keine Aussage treffen kann. Werden die Aussagen zu den bereits umgesetzten Anpassungsmaßnahmen zu den einzelnen Bereichen zusammengefasst ergibt sich für: o Trockenheit: Sortenwahl, Veränderung der Aussaat-/Erntetermine und Einsatz von Bewässerung. o Hagel: Versicherungen und Anbringung von Hagelschutznetzen. o Schädlinge und Pflanzenkrankheiten: Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. o Hitzestress: Sortenwahl, Verdunstungsschutz und Einsatz von Bewässerung. o Frost: Warnsysteme, Abdeckung und frostresistente Sorten. o Starkniederschläge: Humus- oder Mulchdecke und Bodenbearbeitung. o Stürme: Bodenbearbeitung und Feldrandgehölz. o Überschwemmung: Allgemeiner Hochwasserschutz und Rückhaltebecken.

Zusammenfassend lässt sich aus den Aussagen der Interviews ableiten, dass zwar in den einzelnen Bereichen bereits Anpassungsmaßnahmen getroffen werden, jedoch für die Zukunft und besonders im Hinblick auf den voranschreitenden Klimawandel noch Anpassungsbedarf in allen Bereichen besteht. Im Folgenden

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft

52

werden verschiedene Anpassungsstrategien, die durch die Landwirtschaftsbetriebe umgesetzt werden können, für die wichtigsten Bereiche aufgezeigt.

In diesem Zusammenhang wurde der Anpassungsbedarf auf Seiten der Landwirtschaftsbetriebe (Frage 18) in den Interviews erfragt. Es werden dabei verschiedene Möglichkeiten durch die Befragten aufgezeigt: o Die Mehrheit der Befragten gibt an, dass es wichtig ist, dass sich die Landwirte informieren sowie die angebotene Beratung in Anspruch nehmen. Besonders zu neuen Anpassungsmöglichkeiten, neuen geeigneten Sorten aber auch hinsichtlich verschiedener Wetterprognosemöglichkeiten. o Ebenfalls wird von der Mehrheit der Befragten angegeben, dass eine Umstellung der Anbaustrategie durch die Landwirte erforderlich sei. Hierzu nennen die Befragten: die Prüfung eines Sortenwechsels, den Anbau verschiedener Sorten, den Anbau von trockenresistenten Sorten, eine Umstellung der Bodenbearbeitung, Veränderung der Düngung sowie die Prüfung der Aussaat und Erntetermine aufgrund der Veränderung der Vegetationsperiode. o In diesem Zusammenhang wird von den Befragten als wichtig erachtet, dass die Bewässerungsmöglichkeiten geprüft werden, gerade im Hinblick auf die zunehmende Trockenheit. Ebenfalls muss der Einsatz neuer Pflanzenschutzmittel für neue bzw. veränderte Schadorganismen untersucht werden. o Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt der aus den Interviews hervorgeht ist, dass die Landwirtschaftsbetriebe ihr Risikomanagement weiter ausbauen und im Hinblick auf den Klimawandel verbessern sollten. Als wichtige Aspekte werden zum einen die Risikostreuung genannt, also der Anbau von verschiedenen Kulturen bzw. Sorten, um somit eine breitere Aufstellung zu gewährleisten. Wenn möglich, sollte auch eine regionale Verteilung der Anbauflächen erfolgen, so dass falls beispielsweise ein Hagelereignis eintritt nicht der komplette Anbaubestand eines Betriebes geschädigt wird. Zum anderen die finanzielle Absicherung, hier im Besonderen durch Versicherungen oder durch die Bildung von Rücklagen, so dass auch Ausfälle und Verluste überstanden werden können.

Zusammenfassend ergeben sich daraus eine Reihe verschiedener Strategien wie sich die Landwirtschaftsbetriebe an die Auswirkungen und Folgen des Klimawandels anpassen können. Diese Anpassungsstrategien werden nun im Folgenden

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft

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näher betrachtet. Als Resultat aus Kapitel 6.3.2.1 Risikoidentifizierung und Kapitel 6.3.2.2 Risikobewertung liegt dabei der Schwerpunkt in der Anpassung an die Veränderung der Temperatur, Niederschläge, Extremwetterereignisse sowie Schadorganismen.

7.1.1 Anpassung des Pflanzenbaus Hier werden die wichtigsten Anpassungsstrategien, die sich aus den Ergebnissen der Interviews ergeben, aufgezeigt. In dieser Arbeit sollen die Anregungen aus den Interviews im Mittelpunkt stehen. Um sich an die Auswirkungen und Folgen einer Veränderung der Temperatur, der Niederschläge sowie veränderter Schadorganismen anzupassen sind Änderungen im Pflanzenbau möglich. 7.1.1.1 Auswahl geeigneter Sorten und Kulturen Die Temperaturerhöhung und Bodenwasserabnahme durch verringerte Niederschläge sowie die Zunahme von Extremwetterereignissen können das Pflanzenwachstum beeinträchtigen und zu Schäden an den Pflanzen führen (Burdick 1994, S. 254). Daher wird in den Interviews häufig auf die Auswahl und Umstellung von geeigneten Sorten und Kulturen als Anpassungsmaßnahme verwiesen (Frage 12 und 18). Es gibt dabei verschiedene Anpassungsstrategien, um mögliche Ertragsausfälle und Qualitätseinbußen aufgrund von zunehmender Trockenheit sowie Hitzestress durch geeignete Sorten und Kulturen zu vermeiden. Um der zunehmenden sommerlichen Trockenheit und der Hitzeperioden zu entgehen, können frühreife Sorten angebaut werden. Frühreife Sorten haben den Vorteil, dass sie durch die verkürzte Entwicklungsphase weniger durch die Sommertrockenheit betroffen sind und einen geringeren Wasserverbrauch aufweisen. Einer vorsommerlichen Trockenheit kann hingegen durch den verstärkten Anbau von Winterkulturen entgangen werden, wodurch die Winterfeuchte im Boden besser genutzt werden kann (Schaller/Weigel 2007, S. 165). Des Weiteren können sich Landwirte an die Trockenheit durch den Anbau von hitze- und trockenheitstoleranten oder tief wurzelnden Sorten anpassen (Schaller/Weigel 2007, S. 165). So dass die Pflanzenzucht zukünftig einen wichtigen Beitrag leisten muss. Ebenfalls kann aufgrund der zunehmenden Klimavariabilität in Zukunft der Trend zu robusteren Sorten gehen, wie z.B. der Sommergerste. Diese weist eine weitgehende Ertragsstabilität gegenüber extremen klimatischen Bedingungen auf (Schaller/Weigel 2007,

Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft

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S. 166). Daher ist die Auswahl von robusten Sorten, die eine hohe Klimatoleranz sowie eine geringe Anfälligkeit gegenüber Schädlingen und Krankheiten aufweisen, in Zukunft eine wichtige Anpassungsstrategie für die Landwirtschaftsbetriebe (Umweltbundesamt 2005, S. 77). Diese Strategien sind, wie aus den Interviews hervorgeht, aufgrund der zunehmenden Trockenheit besonders für südliche und östliche Regionen Deutschlands von Interesse.

Eine weitere Anpassungsstrategie stellt der Wechsel auf andere Kulturen dar. Durch die höheren Temperaturen kommt es zu einer Verlängerung der Vegetationsperiode und zu einer Beschleunigung der Entwicklung und Reifung der Kulturpflanzen innerhalb der Vegetationsperiode. Daher lassen sich in Zukunft vermehrt wärmeliebende Kulturen anbauen (Burdick 1994, S. 252). Es kann zu einer Ausbreitung von Kulturen die bereits heute in wärmeren Regionen angebaut werden in Richtung Norden oder auch in höhere Lagen kommen (Schaller/Weigel 2007, S. 166). Die Verschiebung der Anbaugrenzen von Mais in nördliche Regionen wird dabei häufig in den Interviews als Beispiel für eine solche Kultur genannt. So dass diese Strategie der Anpassung gerade für die nördlichen Regionen in Deutschland in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird. In südlichen Regionen Deutschlands kann dabei der Anbau von Kulturen z.B. aus Ländern des Mittelmeerraums in Zukunft erfolgreich sein.

Bei den aufgezeigten Anpassungsstrategien ist es wichtig, dass sich die Landwirte informieren und kontinuierlich eine Auswahl standortangepasster Sorten und Kulturen vornehmen. Also die Auswahl und der Anbau standortabhängig ausgerichtet wird und Empfehlungen für den jeweiligen Standort genutzt werden (LfULG 2009, S. 102). Dabei reduziert grundsätzlich der Anbau verschiedener Sorten und Kulturen mit unterschiedlichen Klimaansprüchen und zeitlichen Entwicklungen das Produktionsrisiko sowie das Risiko von Totalausfällen (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 287). Ebenfalls können aufgrund einer größeren Risikostreuung durch verschiedene Sorten und Kulturen die Verluste durch Schädlinge und Pflanzenkrankheiten reduziert werden, da diese oftmals von einer bestimmten Wirtspflanze abhängig sind (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 284). Dieses Ergebnis lässt sich ebenfalls aus den durchgeführten Interviews (Frage 12 und 18) ableiten, so dass für Landwirtschaftsbetriebe zukünftig eine breitere Risikostreuung innerhalb ihrer angebauten

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Sorten und Kulturen als Anpassungsstrategie zu empfehlen ist. Die Risikostreuung wird dabei als Vorteil von größeren Betrieben gegenüber kleineren gesehen, denn diese können durch z.B. Kapital und Fachpersonal mehrere Sorten und Kulturen anbauen sowie die Anbauflächen stärker dezentralisieren (Frage 4). 7.1.1.2 Verschiebung der Aussaattermine Die Verschiebung der Aussaattermine im Frühjahr oder Herbst ist eine weitgehend kostenneutrale Anpassungsstrategie für die Landwirtschaftsbetriebe an ein wärmeres Klima. Dies wirkt einer durch höhere Temperaturen beschleunigten Entwicklung der Pflanzen entgegen. Denn bei steigenden Temperaturen wird die Wachstums- und die Ertragsbildungsphase im Mittel verkürzt, da sich die Entwicklung der Pflanzen beschleunigt. Durch eine vorverlegte Saat entsteht somit eine positive Ertragswirkung aufgrund einer längeren Wachstumsperiode (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 276). So könnten die bisher angebauten Sommerkulturen früher ausgesät werden. Ein weiterer Vorteil ist dabei, dass die höhere Bodenfeuchte im Frühjahr genutzt werden kann. Winterkulturen hingegen sollten aufgrund der steigenden Temperaturen erst später im Jahr als momentan üblich ausgesät werden. Dadurch werden Schäden durch zu hohe Saatbeettemperaturen und Auswinterungen sowie Risiken durch Krankheiten reduziert (Schaller/Weigel 2007, S. 165). Diese Anpassungsstrategie eignet sich für alle Regionen Deutschlands, da sich die Vegetationsperiode in allen Regionen aufgrund der zunehmenden Temperatur verändert. In den Interviews wurde angegeben, dass diese Strategie bereits teilweise umgesetzt wird. Dabei geben die Befragten an, dass besonders die südlichen Regionen Deutschlands, bei denen die stärkste Temperaturerhöhung erwartet wird, sich bereits frühzeitig mit dieser Anpassungsstrategie auseinandersetzen sollten. 7.1.1.3 Optimierung des Wasserhaushalts und Bewässerung Neben der genetischen Verbesserung z.B. der Pflanzensorten gibt es im Hinblick auf die Optimierung des Wasserhaushaltes von Pflanzenbeständen eine Reihe weiterer Maßnahmen für eine effektive Wassernutzung. Besonders in Gebieten in denen steigende Temperaturen bei abnehmenden Niederschlägen zu einer zunehmenden Trockenheit führen. Dabei handelt es sich um ein Schadensereignis in der Landwirtschaft welches langsam eintritt und kontinuierlich zunimmt. Oft wird

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gerade eine solche Gefahr die sich langsam entwickelt zu spät erkannt, wenn bereits Wassermangel herrscht. Anstelle einer reaktiven Maßnahme wäre daher eine proaktive Maßnahme sinnvoller. Diese erfordert jedoch Planung und Voraussicht von den Landwirtschaftsbetrieben. Bereits heute sollte im Hinblick auf die künftig zunehmende Trockenheit z.B. sparsam mit Wasser umgegangen oder bereits entsprechende Wasserreserven angelegt werden (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 259). Neben diesen Möglichkeiten spielt in den Interviews die Prüfung von geeigneten Bewässerungssystemen eine wichtige Rolle. Denn reichen die wassersparenden Produktionsmethoden nicht aus, um den Wasserbedarf von bestimmten Kulturpflanzen ohne größere Ertragseinbußen zu decken, muss bewässert werden. Alternativ muss geprüft werden, ob die Kosten für die Bewässerungsanlage hinsichtlich der erwarteten Ertragseinbußen ohne Bewässerung gerechtfertigt sind. Des Weiteren ist die Wasserverfügbarkeit von Bedeutung und ob die regionalen Wasserressourcen für die Bewässerung ausreichend sind (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 281 f.). Bei heute bereits bewässerten Pflanzen muss mit einem steigenden Wasserverbrauch und damit höheren Produktionskosten in Zukunft gerechnet werden, wie z.B. bei Zuckerrüben und Kartoffeln (Schaller/Weigel 2007, S. 168). Es ist wichtig, dass bereits bei der Bewässerungsplanung geeignete Methoden mit einer hohen Wassernutzungseffizienz je Standort durchdacht werden. Denn die zunehmende Trockenheit wird von den Befragten für alle Regionen Deutschlands als das größte Risiko eingestuft. Die Landwirte müssen daher geeignete Anpassungsstrategien für eine effiziente Wassernutzung und effektive Bewässerung entwickeln und umsetzen.

Besonders in Trockengebieten oder Gebieten mit leichten Böden ist eine möglichst effektive Nutzung und Speicherung des vorhandenen Bodenwassers wichtig. Hier kann z.B. durch humusaufbauende Maßnahmen die Bodenwasserspeicherfähigkeit je nach Bodenart deutlich erhöht werden. Ebenfalls spielt die Verdunstung an der Bodenoberfläche eine wichtige Rolle für den Wasserverbrauch eines Feldes. Beispielsweise kann durch eine reduzierte Bodenbearbeitung oder auch durch Mulch- oder Direktsaatverfahren in Verbindung mit einer aufliegenden Mulch- oder Deckschicht aus organischen Resten die Bodenverdunstung erheblich verringert werden (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 280). Diese Anpassungen halten die Befragten, gerade bei Trockenstandorten mit leichten Böden und zur

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Vorbeugung gegen Bodenerosionen, für sinnvoll (Frage 12 und 18). Daher wird diese Strategie in Zukunft vor allem in den östlichen Regionen mit leichten Böden z.B. wie in Brandenburg an Wichtigkeit gewinnen. 7.1.1.4 Bodenbearbeitung und Düngung Bei der Bodenbearbeitung sollte zukünftig darauf geachtet werden, dass eine gute Bodenstruktur mit der Fähigkeit hohe Wassermengen rasch aufzunehmen und zu speichern erhalten wird. Dadurch kann die Bodenwasserspeicherfähigkeit erhöht und es können die Erosionswirkungen z.B. durch Starkniederschläge reduziert werden. Dies ist besonders im Hinblick auf die zunehmende Trockenheit wichtig. In den Interviews wird angegeben, dass besonders die zunehmenden Starkniederschläge für die östlichen und westlichen Regionen Deutschlands ein Risiko darstellen. So dass in diesen Regionen hinsichtlich der Anpassung eine gute Bodenstruktur im Vordergrund stehen sollte. Des Weiteren sollte zur Erhaltung der Wasseraufnahmefähigkeit der Böden eine Bodenverdichtung z.B. durch schwere Radlasten verhindert werden. Jede Bodenbearbeitung sollte zielgerichtet erfolgen, denn sie kostet Wasser (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 285 f.).

Gerade aufgrund der zunehmenden Extremwetterereignisse und der wachsenden Klimavariabilität werden die Nährstoffentzüge und damit der Düngebedarf künftig größeren Schwankungen unterworfen. Daher ist es wichtig Düngesysteme zu entwickeln und anzuwenden, die flexibel während der Wachstumsperiode der Pflanzen auf die Witterungsbedingungen reagieren (LfULG 2009, S. 103). Es müssen Methoden entwickelt werden, durch die eine Anpassung der Düngung an den tatsächlichen Bedarf möglich ist. Besonders um eine Stabilisierung der Ertragsbildung unter zunehmend trockenen Bedingungen zu gewährleisten (LfULG 2009, S. 106). Entsprechend werden künftig regional differenzierte Anpassungsstrategien bei der Düngung im Hinblick auf Menge, Form und zeitliche Verteilung notwendig sein (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 287). 7.1.1.5 Pflanzenschutz Besonders beim bisherigen Pflanzenschutz erfordert das Auftreten eines höheren Schädlings-, Krankheits- und Unkrautdrucks eine Anpassung. Es müssen für die neuen

bzw.

eingeschleppten

Schadorganismen

Befalls-Verlust-Relationen

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aufgestellt werden, um die potenziellen Schäden abschätzen zu können. Hier müssen die bereits bestehenden Diagnose- und Prognosemethoden angepasst bzw. neue entwickelt werden. Besonders in regional stärker betroffenen Problemgebieten wird sich die Notwendigkeit einer Anpassung schneller ergeben. In den Interviews werden dabei vor allem die nördlichen und südlichen Regionen angegeben. Als Anpassungen ergeben sich z.B. der intensivere Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die Veränderung des Pflanzenschutzmittelspektrums und des Anwendungszeitpunktes sowie der Bekämpfungsverfahren. Gerade im Hinblick auf die zunehmende Trockenheit sind geeignete Zusatzstoffe zu entwickeln und einzusetzen, um eine bessere Wirkung der Pflanzenschutzmittel zu erzielen (LfULG 2009, S. 107). Das Auftreten neuer Schädlinge und Krankheiten in den Regionen erfordert die Entwicklung und Einführung von Methoden und Systemen für eine effiziente Überwachung und Erfassung. Auch müssen bereits verfügbare Methoden wie z.B. Pflanzenschutzwarnsysteme durch die Landwirte in Zukunft angepasst und verbessert werden (Eitzinger/Kersebaum 2009, S. 283).

7.1.2 Anpassung des Risikomanagements Für die Landwirtschaftsbetriebe ist es unausweichlich, sich zur Sicherung ihres Unternehmenserfolgs bereits heute und vor allem in der Zukunft intensiv mit den Risiken durch den Klimawandel auseinanderzusetzen (Hasenmüller 2009, S. 3). Da die Risiken mit Unsicherheiten über die künftige Entwicklung verbunden sind, ist es wichtig, nicht nur die Folgen von bereits eingetretenen Ereignissen zu betrachten, sondern sich auch mit möglichen Gefahren in der Zukunft zu befassen (Hasenmüller 2009, S. 11). Dabei müssen sich die Landwirtschaftsbetriebe die klimainduzierten unternehmerischen Risiken bewusst machen, um so auch neue Geschäftschancen realisieren zu können (Hasenmüller 2009, S. 3). Erfolgt keine rechtzeitige Erkennung oder Beachtung von Risiken kann dies zu einer Existenzgefährdung des Betriebes führen (Hasenmüller 2009, S. 10). Daher ist es für Landwirtschaftsbetriebe wichtig, ein Risikomanagementsystem einzurichten, das ebenfalls die durch den Klimawandel verursachten Risiken mit einbezieht. Bei dem Risikomanagement kommt dabei in Zukunft eine zunehmende Bedeutung den bereits aufgeführten Anpassungsstrategien durch die Landwirtschaftsbetriebe zu. Dabei handelt es sich um Strategien zur Risikoreduzierung bzw. Risikovermeidung. Im Folgenden wird nun auf die Möglichkeit der Risikoüberwälzung mittels

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Versicherungen und Finanzprodukten eingegangen. Diese stellen außerbetriebliche Risikomanagementinstrumente dar, durch die ein Risiko auf Dritte übertragen wird. Ebenfalls spielt die Sicherung der Liquidität durch Rücklagen innerhalb des Risikomanagementsystems eine wichtige Rolle. 7.1.2.1 Versicherungen Gerade die Absicherung von Extremwetterereignissen spielt für Landwirtschaftsbetriebe eine zentrale Rolle, so dass hier eine Versicherung sinnvoll sein kann (Rahmann 2008, S. 217). In Deutschland spielt dabei die klassische Hagelversicherung zur Absicherung von Ertragsausfällen durch Extremwetterereignisse eine tragende Rolle (Schaller/Weigel 2007, S. 181). Durch die erwartete Zunahme der Extremwetterereignisse kann in Zukunft auch die finanzielle Absicherung von Ernteeinbußen z.B. durch Trockenheit, Starkregen oder Hitzewellen notwendig werden (Ministerium des Landes Nordrhein-Westfalen 2009, S. 58).

Aus diesem Grund ergab sich in den Interviews die Frage (Frage 13), bei welchen Risiken eine Versicherung sinnvoll ist und ob seitens der Versicherer noch mehr getan werden könnte. Zu diesem Thema gibt es differenzierte Meinungen. Dabei nennen fast alle Befragten die Hagelversicherung als Beispiel. Hinsichtlich der Frage ob noch mehr getan werden könnte, gibt es unterschiedliche Ansichten. Die Mehrheit der Befragten ist der Meinung, dass noch mehr seitens der Versicherungen getan werden könnte. Vor allem im Bereich der Mehrgefahrenversicherungen. Die Tendenz der Befragten zeigt dabei, dass es sinnvoll ist mehrer Risiken innerhalb einer Versicherung zu bündeln. Jedoch besteht zu der Mehrgefahrenversicherung die einheitliche Meinung, dass diese derzeit für die einzelnen Landwirte zu teuer sei und hier auf die Unterstützung des Staates verwiesen wird. Dabei sind Versicherungen oft die einzige Möglichkeit, um sich an Extremwetterereignisse anpassen zu können, da z.B. bei einem Hagelereignis oder bei Starkniederschlägen oft keine ausreichende Anpassung seitens der Landwirtschaftsbetriebe möglich ist, da diese zumeist unvorhersehbar sind und großen Schaden anrichten können, so ein befragter Versicherungsverband. Ein befragtes Landesumweltamt macht den Vorschlag, dass Versicherungen in allen Bereichen für die Landwirtschaft angeboten werden sollten. Die Landwirte könnten dann selbst entscheiden, ob sie diese Versicherungen nutzen oder nicht. Laut einer befragten Hochschule

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könnten z.B. Versicherungslösungen, die bereits in anderen Ländern bestehen, auch in Deutschland angeboten werden, wodurch sich zeigt, ob ein neuer Markt entstehen könnte. Ebenfalls eine interessante Bemerkung ist die, dass Versicherungen quasi einen Mechanismus auslösen können. Gibt es beispielsweise keine Versicherungslösung für ein bestimmtes Risiko oder eine Region, werden die Landwirte versuchen, sich selbst an das Risiko anzupassen, um dieses zu vermeiden oder zu reduzieren. So besteht gerade in diesem Bereich noch Forschungsbedarf, wie ein befragtes Institut angibt.

Ein einheitlicher Konsens ergibt sich unter den Befragten hinsichtlich des Abschlusses einer Versicherung (Frage 14). Hier geben die Befragten an, dass Landwirte Versicherungen nur abschließen, wenn sie dies auch für notwendig erachten, also je nach Ausmaß und Häufigkeit des Risikos. So kann sich natürlich der Bedarf in Zukunft verändern, wenn z.B. ein bisher seltenes Risiko nun häufiger eintritt. Ebenfalls stellt sich die Frage des Ausmaßes, ob es sich um ein existenzgefährdendes Risiko handelt. Dies ist von der Region sowie der Aufstellung des Betriebes abhängig. Daher sollte eine Prüfung für alle relevanten Risiken durch die Landwirtschaftsbetriebe erfolgen. Neben der Notwendigkeit, hängt die Entscheidung des Landwirtes für eine Versicherung von deren Preis ab. Daher handelt es sich bei einer Versicherung ganz klar um eine Preis-Nutzen Entscheidung. 7.1.2.2 Finanzprodukte Ebenfalls wurde im Interview eine Frage (Frage 15) zu Finanzprodukten, wie z.B. Wetterderivate, gestellt. Diese stellen eine neue Klasse von Instrumenten zur Absicherung von Wetterrisiken dar und basieren auf einem Wetterindex wie z.B. Temperatur oder Niederschlag. Diese Art der Risikominderung ist nicht direkt auf die Kompensation von Ertragsverlusten bezogen, sondern auf den Witterungsverlauf, welcher jedoch mit dem Ertragsverlust korreliert sein sollte. Bei dem Erwerb von Wetterderivaten kommt es zu einer Ausgleichzahlung im Falle einer ungünstigen Witterungsentwicklung (Gandorfer/Gröbmaier/Heißenhuber 2009, S. 303). Zu dieser Frage kann jedoch von der Mehrheit mit 73% keine Angabe getroffen werden. Die restlichen 27% der Befragten sehen dabei keinen Bedarf für Finanzprodukte in der Landwirtschaft. Zum einen wird angegeben, dass die Landwirte zwar an Termingeschäften sowie der Preisentwicklung für Agrargüter an der Börse inte-

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ressiert sind, jedoch fraglich ist, ob in Finanzprodukte investiert werden würde. Da gerade in diesem Bereich die Kenntnisse der Landwirte zumeist begrenzt sind. Zum anderen wäre die Investition in Finanzprodukte mit einem zusätzlichen Einarbeitungsbedarf und Zeitaufwand verbunden, was die Landwirte abschrecken könnte. Daher ist es fraglich, ob für Finanzprodukte ein neuer Markt im Landwirtschaftssektor entstehen würde. Deren Wirksamkeit ist zudem noch weitgehend unbekannt, so dass ein weiterer Forschungsbedarf besteht, laut eines befragten Instituts.

Dieses Ergebnis wird durch Frage 16 bestätigt, ob Versicherungen oder Finanzprodukte interessanter für die Landwirtschaftsbetriebe seien. Dazu können 27% der Befragten derzeit keine Aussage treffen. Die Mehrheit mit 73% gibt an, dass Landwirte eher zu Versicherungen tendieren als zu Finanzprodukten. Hier werden als Gründe genannt, dass z.B. Finanzprodukte zum einen aufgrund der Finanzmarktkrise, aber zum anderen auch aufgrund der Komplexität eher abschrecken. Ebenfalls genannt wird, dass Versicherungen bekannter sind. Viele Landwirte sind konservativ eingestellt und tendieren daher zu den bereits bewährten Versicherungen. Jedoch geben auch zwei der Befragten an, dass gerade größere Betriebe risikofreudiger sind und für diese Finanzprodukte von Interesse sein könnten. So lässt sich zusammenfassend für Versicherungen und Finanzprodukte sagen, dass in der Landwirtschaft der Trend hin zu Versicherungen geht. Finanzprodukte sind nur in Einzelfällen und nur für besonders risikofreudige Betriebe von Interesse, für die Mehrheit der Landwirte wird jedoch kein Bedarf gesehen. Es gilt abzuwarten, welche neuen Versicherungs- und Finanzprodukte in Zukunft in Bezug auf den Klimawandel im Bereich der Landwirtschaft angeboten werden und wie sich diese für die Landwirte ausgestalten. Dabei steht die Entwicklung in Deutschland noch am Anfang, so die Aussagen der befragten Institute und des Versicherungsverbandes. 7.1.2.3 Rücklagen Rücklagen als strategisches Instrument zur Sicherung der Liquidität spielen für die Landwirtschaftsbetriebe z.B. für Extremwetterereignisse sowie der zunehmenden Klimavariabilität zukünftig eine wichtige Rolle. Durch deren Bildung können im Bedarfsfall Liquiditätsengpässe vermieden (LfULG 2009, S. 134) und Ertragseinbu-

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ßen oder -ausfälle aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse abgepuffert werden. Rücklagen sind nicht nur aufgrund neuer Risiken durch klimatische Veränderungen notwendig, sondern sollten Bestandteil jedes unternehmerischen Denkens sein. Sie sind somit auch für Landwirtschaftsbetriebe eine absolut notwendige Risikominderungsstrategie (Gandorfer/Gröbmaier/Heißenhuber 2009, S. 305). Die Wichtigkeit von Rücklagen zeigt sich auch bei den Aussagen der Befragten in Frage 18 zu den Anpassungsmaßnahmen durch die Landwirtschaftsbetriebe. Hier wird mehrmals die Bildung von Rücklagen angegeben. Jedoch wird in diesem Zusammenhang auch genannt, dass viele Landwirtschaftsbetriebe kaum die Möglichkeit hätten, Rücklagen zu bilden, da frei zu Verfügung stehendes Kapital oft fehlt. Es ergibt sich aus Frage 4, dass dabei große Landwirtschaftsbetriebe gegenüber kleinen Landwirtschaftsbetrieben hinsichtlich der Kapitalbildung im Vorteil sein könnten. Als ein weiteres Hindernis zur Bildung von Rücklagen wird deren derzeitige Besteuerung genannt und der Handlungsbedarf für den Staat aufgezeigt. Dabei ist derzeit der Vorschlag des Deutsche Bauernverbandes zur Einführung einer Risikoausgleichsrücklage im Gespräch, um Ertragsschwankungen durch Wetter- und Marktrisiken auszugleichen. Es muss geprüft werden, wie sinnvoll dieser Vorschlag für die Landwirtschaft ist.

Wie sich zeigt gibt es verschiedene Möglichkeiten innerhalb des Instrumentariums des Risikomanagements zur Reaktion auf klimatische Veränderungen. Zur optimalen Anpassung an das zukünftige erhöhte Produktionsrisiko sollte durch die Landwirte ein betriebsindividueller Strategiemix erfolgen. Dieser Mix sollte aus einer Kombination von Anpassungen im Pflanzenbau durch z.B. Sorten- und Bewässerungsstrategien und des Risikomanagements durch z.B. Versicherungen und Rücklagen bestehen (Gandorfer/Gröbmaier/Heißenhuber 2009, S. 306). Dadurch könnte eine Anpassung an mittel- bis langfristige Klimaänderungen sowie kurzfristige Extremwetterereignisse erfolgen.

7.2 Anpassungsunterstützung durch den Staat Zum Eingreifen bzw. der Unterstützung des Staates in das Geschehen gibt es unterschiedliche Meinungen. Dies zeigte sich in der Frage der Interviews, bei welchen Risiken der Staat unterstützend wirken sollte (Frage 17). Als Ergebnis zeigt sich in der Abbildung 9, dass die Mehrheit mit 64% der Befragten angibt, dass der

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Staat unterstützend bei der Anpassung der Landwirtschaftsbetriebe an den Klimawandel wirken sollte. Besonders wichtig ist den Befragten die Unterstützung des Staates bei der Forschung und Einführung neuer Technologien wie z.B. Bewässerungssysteme, die Unterstützung der angewandten Forschung sowie die Züchtung von neuen bzw. angepassten Kulturen und Sorten. Denn solche Analysen und Versuche können nicht auf Einzelbetriebsebene, schon allein aufgrund des Kapitalbedarfs, durchgeführt werden. Eine weitere wichtige Aufgabe die dem Staat zukommt ist, dass die bestehenden Rahmenbedingungen an die zukünftigen Veränderungen angepasst werden, z.B. dass Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel in Zukunft beschleunigt werden. Gerade für die Planung und Umsetzung von langfristigen Anpassungsmaßnahmen kann die Unterstützung durch entsprechende Institutionen bzw. die Schaffung von geeigneten Rahmenbedingungen notwendig werden. Anpassungsmaßnahmen werden häufig erst durch klare Signale der Märkte und Institutionen ermöglicht (Schaller/Weigel 2007, S. 163).

Abb. 9: Auswertung der Unterstützung durch den Staat bei der Anpassung (Quelle: Eigene Darstellung)

Im Hinblick auf das Risikomanagement nennen die Befragten als eine Unterstützung des Staates zum einen die Bezuschussung bzw. die Reduzierung der Besteuerung von Mehrgefahrenversicherungen, da diese sonst aufgrund der finanziellen Belastung kaum von den Landwirten abgeschlossen werden könnten. Zum anderen nennen sie die Möglichkeit einer steuerfreien Rücklagenbildung. Die weiteren 18% der Befragten halten die Unterstützung des Staates bei überregionalen

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bzw. katastrophalen Ereignissen für sinnvoll, jedoch sollte sich der Staat darüber hinaus heraushalten und die Landwirtschaftsbetriebe in den Vordergrund stellen. Der Rest der Befragten mit 18% gibt an, dass ein Eingriff des Staates eher skeptisch zu sehen ist und eine Anpassung durch die Landwirtschaftsbetriebe erfolgen sollte. Als weitere Meinung wird angegeben, dass der Staat nicht die Symptome, sondern die Ursachen des Klimawandels bekämpfen sollte. So ergibt sich zusammenfassend, dass die Mehrheit der Befragten eine Unterstützung des Staates in Form der genannten Maßnahmen oder in Form von Hilfeleistungen bei überregionalen bzw. katastrophalen Ereignissen als sinnvoll erachtet. Jedoch wird klar, dass der Staat darüber hinaus in den Hintergrund treten sollte. Die Landwirtschaftsbetriebe sollten in Zukunft aktiv in den Prozess der Anpassung eingebunden werden.

7.3 Verbesserung der Anpassung durch Wissenstransfer Ein guter Wissensstand der Landwirte über zukünftige Veränderungen der Bedingungen und den Umgang mit möglichen Risiken kann helfen, Chancen zu nutzen und Risiken zu vermeiden. In der Landwirtschaft ist daher der Wissenstransfer ein wichtiger Ansatzpunkt für die Anpassung (Biebeler/Mahammadzadeh 2009, S. 62). Eine Studie in Großbritannien (ADAS - 2005) zeigte, dass besser informierte Landwirte eher Anpassungen planen als schlecht informierte Landwirte (Schaller/Weigel 2007, S. 147). Die Wissensgrundlage und Informationsbasis geben die Befragten in den Interviews als einen wichtigen Faktor für die Umsetzung von Anpassungsstrategien an. Im Folgenden werden die Anregungen dargestellt.

Von den Befragten wird die Forschung und Entwicklung von Modellen für die Analyse und Darstellung der Auswirkungen des Klimawandels besonders für die einzelnen Regionen Deutschlands als wichtig erachtet. Wenn den Landwirten genauere Ergebnisse vorliegen, könnten diese darauf besser ihre Anpassungsstrategien ausrichten. Dabei steht die Forschung in Deutschland jedoch erst am Anfang, so die Aussagen innerhalb der Interviews. Besonders in vorhandenen Folgeabschätzungen bestehen noch Unsicherheiten aufgrund der noch weitgehenden unbekannten Interaktionen verschiedener Klimaelemente (Schaller/Weigel 2007, S. 152). So dass es für die einzelnen Landwirtschaftsbetriebe schwierig ist, den Klimawandel zu fassen bzw. geeignete Anpassungsstrategien auf Veränderungen zu

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treffen, die mit Unsicherheiten behaftet sind. Daher ist es wichtig, neben der Ausarbeitung von überregionalen Anpassungsstrategien auch regionale Projekte zu fördern, die regionale Auswirkungen und Folgen untersuchen und die regionale Anpassungen der Landwirtschaft an bereits beobachtete und künftige Klimaänderungen einer Region zum Ziel haben (Schaller/Weigel 2007, S. 162). Hierzu gibt es bereits die ersten Analysen von den Bundesländern wie z.B. Sachsen, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern.

Hinsichtlich neuer Projekte und Modelle in diesem Bereich benennen die Befragten beispielsweise das Projekt LandCaRe 2020 der Technischen Universität Dresden. Dieses steht derzeit als erste Testversion im Internet online. Als Projektschwerpunkt wird auf den Klimawandel und die ländlichen Räume eingegangen. Durch die Bereitstellung der Wissensplattform LandCaRe-DSS sollen den Landwirtschaftsbetrieben verschiedene Maßnahmen aufgezeigt werden, wie diese den Auswirkungen des Klimawandels begegnen können. Es können unterschiedliche Analysemöglichkeiten genutzt werden, z.B. Messdaten und Szenarien von unterschiedlichen Witterungsverläufen und Klimatrends zur landwirtschaftlichen Produktion in Abhängigkeit von Arten-/Sortenwahl und Standort und zu verschiedenen Handlungsoptionen in Abhängigkeit von wirtschaftlichen und agrarpolitischen Rahmenbedingungen auf regionaler Ebene. Derzeit stehen dafür die zwei Pilotregionen die Uckermark (Brandenburg) und der Weißeritzkreis (Sachsen) zur Verfügung (LandCaRe, 2010, online). Den Landwirten werden für diese Pilotregionen durch verschiedene Simulationen Informationen zur Verfügung gestellt, aus denen sie geeignete Anpassungsstrategien ableiten können.

Als ein weiteres Beispiel geben die Befragten die Agrarklimatologie des Deutschen Wetterdienstes an. Der Bereich der Agrarklimatologie entstand, da in den letzten Jahren das Interesse an Fragestellungen gewachsen ist, die sich mit den Auswirkungen zukünftiger Klimaverhältnisse auf die Landwirtschaft befassen. Denn die globalen und regionalen Klimamodelle sind, um explizite Aussagen für bestimmte landwirtschaftliche Standorte zu treffen, noch zu grobmaschig bzw. zu ungenau. Die Agrarklimatologie befasst sich dabei mit der statistischen Auswertung langer agrarmeteorologischer Zeitreihen. Vor allem die Erfassung von Extremwerten und die Beschreibung von zeitlichen Verhaltensmustern liefern hier

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wichtige Hinweise für die Risikoabschätzung in der Landwirtschaft. Die Agrarklimatologie kann vor allem für die langfristige Planung eines standortgerechten Kulturanbaus verwendet werden. Neben den langfristigen Planungsaspekten liefert diese auch kurzfristige Anwendungsvarianten, indem sie tagesaktuelle agrarmeteorologische Situationen vor dem Hintergrund langjähriger Mittelwerte zu bewerten hilft (Deutscher Wetterdienst, 2010, online). Die Agrarklimatologie befindet sich ebenfalls noch im Aufbau, die Landwirte können jedoch erste Informationen abfragen und dadurch ihre Anpassungsstrategien spezifischer ausrichten, so ein befragtes Institut.

Des Weiteren geht aus den Interviews hervor, dass bei dem Wissenstransfer die Pflanzenzüchtung eine wichtige Rolle spielt. Da gerade die Auswahl von standortgeeigneten Sorten und Kulturen als Anpassungsstrategie durch die Landwirtschaftsbetriebe in Zukunft einen entscheidenden Aspekt darstellt. Besonders wichtig ist, dass die Institute wie z.B. Universitäten, private Züchtungsunternehmen und Forschungseinrichtungen die an der Pflanzenzüchtung arbeiten Informationen an die Landwirtschaftsbetriebe weitergeben und dabei Empfehlungen für Standort, Sorten und Kulturen abgeben. In diesem Zusammenhang sind auch die Versuchsergebnisse und Empfehlungen der Landwirtschaftseinrichtungen der jeweiligen Bundesländer wichtig. So dass in Zukunft ein verstärkter Wissensaustausch zwischen der Pflanzenzüchtung, den Versuchseinrichtungen und den Landwirtschaftsbetrieben erfolgen sollte.

Besonders die Beratung spielt beim Wissenstransfer in der Landwirtschaft eine entscheidende Rolle. Aus diesem Grund wurde ebenfalls in den Interviews gefragt (Frage 20), ob eine Beratung der Landwirtschaftsbetriebe zu dem Klimawandel und den möglichen Anpassungsstrategien erfolgt. Dabei gibt die Hälfte der Befragten an, dass sie Landwirtschaftsbetriebe zu diesem Thema beraten, besonders in den Bereichen Bewässerung, Sortenwahl, Düngung, Pflanzenschutz, Feldversuche und der Agrarpolitik. Dabei wird darauf verwiesen, dass nur die am Thema interessierten Landwirte die Beratung oder angebotenen Informationen in Anspruch nehmen. In Zukunft besteht daher weiterer Beratungsbedarf für Landwirte die nicht selbst aktiv die angebotene Beratung in Anspruch nehmen. Die andere Hälfte der Befragten gibt an, dass sie keine direkte Beratung für Landwirtschafts-

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betriebe anbieten, sondern übergeordneten Instituten, Einrichtungen oder Kammern zuarbeiten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in Zukunft im Bereich Klimawandel besonders bei den Folgen und Anpassungen in der Landwirtschaft Beratungsbedarf besteht. Daher ist die Forschung und Beratung (durch z.B. Landwirtschaftskammern) gefragt, den Landwirten das Thema und die damit verbundenen Auswirkungen und Risiken näher zu bringen. Dabei sind die Forschung und Beratung eng miteinander verbunden, denn die Beratung kann nur so gut sein, wie Wissen durch die Forschung vermittelt wird. Es ist daher in Zukunft unerlässlich, dass die Forschung und Beratung eng zusammenarbeiten und den Landwirten neue Erkenntnisse direkt vermittelt werden.

7.4 Anpassungs- und Forschungsbedarf in der Landwirtschaft 7.4.1 Anpassungsbedarf Der Anpassungsbedarf, ob in der Landwirtschaft bereits genug getan wird, um sich an den Klimawandel anzupassen, wurde in den Interviews in Frage 19 erörtert. Die Aussagen der Befragten lassen sich dabei in drei Kategorien unterteilen. Es geben 77% der Befragten an, dass aus ihrer Sicht zum heutigen Zeitpunkt eine ausreichende Anpassung durch die Landwirtschaftsbetriebe erfolgt. Des Weiteren geben 27% der Befragten an, dass die Anpassung jedoch nicht aktiv auf den Klimawandel zurückzuführen ist, sondern dass die Landwirte z.B. ein verändertes Verhalten der Sorten spüren und daher beispielsweise die Nachfrage nach frühreifen Sorten steigt. Ebenfalls wird angegeben, dass sich das Bewusstsein der Landwirte für den Klimawandel und damit die Anpassung erst langsam entwickelt. Besonders wenn es zu einer Beschleunigung des Klimawandels kommt und die Veränderungen schneller eintreten, können die Landwirtschaftsbetriebe Schwierigkeiten haben Schritt zu halten. So sieht die Mehrheit mit 91% der Befragten, dass in Zukunft weiterer Anpassungsbedarf in der Landwirtschaft besteht. Denn die Landwirtschaftsbetriebe müssen sich an die veränderten Bedingungen anpassen, um überlebensfähig zu bleiben. Landwirtschaftsbetriebe die das Risiko das vom Klimawandel ausgeht, noch nicht erkannt haben, stehen in Zukunft einem großen Anpassungsbedarf gegenüber. Dabei wird in den Interviews besonders im Hinblick auf die Anpassung auf einen zunehmenden Forschungsbedarf hingewiesen.

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7.4.2 Forschungsbedarf Im Zusammenhang mit dem Anpassungsbedarf in der Landwirtschaft wird von der Mehrheit mit 59% der Befragten in den Interviews (Frage 19) angegeben, dass in Zukunft neben den bisher genannten Anpassungsstrategien besonders in der Forschung ein großer Bedarf besteht. Im Folgenden werden die wichtigsten Bereiche aufgezeigt, die in den Interviews genannt werden.

Ein großer Forschungsbedarf in Deutschland besteht generell zum Thema Klimawandel und dessen Auswirkungen in der Landwirtschaft. Besonders zu den künftigen Auswirkungen und Folgen des Klimawandels einzelner Regionen. Dies zeigt sich ebenfalls an der derzeitig verfügbaren Literatur. Gerade zu regionalen Auswirkungen und Folgen durch den Klimawandel in der Landwirtschaft liegt diese nur in begrenztem Umfang vor. Bisher bestehende regionale Klimamodelle sind meist zu grob, um genaue Aussagen für eine Region ableiten zu können. Ebenfalls muss beachtet werden, dass in den Klimaszenarien noch erhebliche Unsicherheiten (siehe Kapitel 3.1 und 3.2) bestehen. Trotz der bereits vorhandenen Forschungsanstrengungen auf dem Gebiet der Klimaforschung besteht noch ein erheblicher Forschungsbedarf. Zuverlässige Aussagen über die zukünftige Entwicklung von Klimaänderungen und deren Auswirkungen sind derzeit nicht im gewünschten Umfang und der notwendigen Genauigkeit möglich (Burdick 1994, S. 404). Für Landwirtschaftsbetriebe ist es jedoch zur Entwicklung von geeigneten Anpassungsstrategien wichtig, spezifische regionale Informationen über die zukünftigen Auswirkungen und Folgen zu erhalten. Derzeit existieren nur für eine begrenzte Anzahl von Bundesländern bzw. Naturräumen (siehe Kapitel 7.3) regionale Studien über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft, in welchen bestenfalls theoretische Anpassungsmaßnahmen aufgezeigt werden (Schaller/Weigel 2007, S. 191). Daher besteht weiterhin Forschungsbedarf bei der Weiterentwicklung und Verbesserung regionaler Klimamodelle und der Analyse zu Anpassungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft. Dabei liegt es an der Forschung, in Zukunft bestehende Unsicherheiten der Modelle und Szenarien zu reduzieren.

Die Befragten benennen im Weiteren den Bedarf an Pflanzenforschung, z.B. die Erforschung des Wasserbedarfs von Pflanzen – in welchen Phasen der Entwicklung braucht eine bestimmte Pflanze eine bestimmte Menge an Wasser und wann

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kann auf Wasser verzichtet werden. So besteht Forschungsbedarf zu dem Verhalten und dem Wasserbedarf der verschiedenen Sorten und Kulturen. Auch wurde angegeben, dass die Wirkung von Extremwetterereignissen auf die angebauten Sorten und Kulturen in Zukunft verstärkt untersucht werden sollte. Dabei sind vor allem die regionalen Unterschiede von Interesse. Für Deutschland existieren bisher noch keine aktuellen realen Feldexperimente, bei denen die Auswirkungen von beispielsweise kombinierten Klimaelementen untersucht werden (Schaller/Weigel 2007, S. 111). Um konkrete Anpassungsstrategien entwickeln zu können, ist eine präzisere Kenntnis des Zusammenspiels der verschiedenen Klimaelemente und der Auswirkungen auf die Pflanzenproduktion und das Pflanzenverhalten notwendig (Burdick 1994, S. 403).

Des Weiteren ergab sich die Frage zu welchen Auswirkungen es durch den Klimawandel auf den Pflanzenbau kommt. Hierzu zeigte sich bereits bei den möglichen Anpassungsstrategien in Kapitel 7.1.1, dass in fast allen Bereichen Forschungsbedarf besteht. Die Forschung in der Landwirtschaft bezogen auf den Klimawandel steht dabei in vielen Bereichen noch am Anfang, wie die befragten Forschungsinstitute angeben. Forschungsbedarf besteht laut der Befragten besonders in den Bereichen der Pflanzenzüchtung, der effizienten Bewässerung, des Pflanzenschutzes sowie des Risikomanagements. Diese werden im Folgenden kurz dargestellt.

Im Zuge der Klimaänderung werden die Anbaubedingungen insgesamt kritischer. Daher wird gerade beim Pflanzenbau große Hoffnung in die Pflanzenzüchtung gesetzt. So dass ein beträchtlicher Teil zur Anpassung den Forschungseinrichtungen der Pflanzenzüchtung zukommt (Schaller/Weigel 2007, S. 172). Gerade die regional differenzierten Auswirkungen des Klimawandels erhöhen die Anforderungen an die Pflanzenzüchtung. Daher ist es wichtig, durch die Züchtung z.B. die Sorten an die unterschiedlichen Standortverhältnisse anzupassen. Problematisch ist jedoch, dass die Züchtung einer neuen Sorte häufig mehr als 10 Jahre dauert. Falls daher die Auswirkungen des Klimawandels schneller eintreten als erwartet, ist es für die Pflanzenzüchtung umso schwerer darauf zu reagieren, da derzeit aufgrund der bestehenden Unsicherheiten noch keine klaren Zuchtziele festgelegt werden können (Burdick 1994, S. 403). Eine der größten Herausforderungen und

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ein aktives Zuchtziel stellt dabei die Anpassung des Sortenspektrums an die zunehmenden Extremwetterereignisse wie z.B. Dürreperioden oder Starkniederschläge dar (Schaller/Weigel 2007, S. 173). So besteht in Zukunft die Gefahr, dass bei kurzfristigem Bedarf angepasster Sorten die Pflanzenzüchtung noch kein Ergebnis vorlegen kann. Daher besteht in der Pflanzenzüchtung ein großer Forschungsbedarf, um die Züchtungen auch kurzfristig an Veränderungen anpassen zu können.

Besonders im Bereich der Wasserversorgung und Bewässerung ist es wichtig die Forschung voranzutreiben, da die Befragten für ganz Deutschland die zunehmende Trockenheit und den damit entstehenden Bewässerungsbedarf als das größte Risiko einstufen. Gerade in diesem Bereich zeigen sich bereits heute die ersten Veränderungen und ein zunehmender Bedarf an Bewässerung. Daher gilt es für die Forschung Strategien für eine möglichst effiziente Nutzung und Speicherung des vorhandenen Bodenwassers zu entwickeln. Für Gebiete in denen diese Möglichkeit zur Wasserversorgung der Kulturpflanzen nicht ausreicht, müssen Bewässerungssysteme geprüft werden. Hier besteht in Zukunft Bedarf an Bewässerungssystemen die die vorhandenen knappen Wasserressourcen möglichst effizient nutzen. Daher muss die Forschung Methoden und Techniken entwickeln, durch die Wasser eingespart werden kann, jedoch auch die Kosten-Nutzen Aspekte stimmen, da Bewässerungsanlagen für Landwirte eine kostspielige Angelegenheit sind. Methoden und Techniken wären von Interesse, durch die eine exakte Berechnung oder Messung des Wasserhaushaltes eines Pflanzenbestandes vorgenommen werden kann. Dadurch könnte die Bewässerung effektiver geplant und durchgeführt und damit der Wasserbedarf erheblich reduzieren werden (Eitzinger/ Kersebaum 2009, S. 282).

Der Pflanzenschutz wird in Zukunft durch das Auftreten von neuen und veränderten Schadorganismen vor neue Herausforderungen gestellt. Gerade im Bereich des Pflanzenschutzes ergibt sich mittel- bis langfristig ein großer Entwicklungsund Forschungsbedarf, sowohl durch die angewandte Forschung als auch im Hochschulbereich (LfULG 2009, S. 108). Die Sicherung einer ausreichenden Versuchs- und Untersuchungskapazität auf diesem Gebiet sollte gewährleistet sein. Dabei liegt zum einen die Wichtigkeit in der Entwicklung und Erforschung von

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neuen Pflanzenschutzmitteln sowie Zusatzstoffen und zum anderen müssen Überwachungsverfahren für neue und potenziell gefährliche Schadorganismen sowie schnellere und sicherere Diagnose- und Prognosemethoden entwickelt werden. Ebenfalls sind dabei die Auswirkungen von Extremwetterereignissen auf Schadorganismen von Interesse (LfULG 2009, S. 109). So sieht sich der Pflanzenschutz in Zukunft einem großen Forschungsbedarf gegenüber.

Neben dem Bedarf im Pflanzenbau besteht auch innerhalb des Risikomanagements der Landwirtschaftsbetriebe in Zukunft Forschungsbedarf. Dabei gilt es, die Möglichkeiten von Versicherungen, Finanzprodukten und Rücklagen zu untersuchen. Gerade bei der Risikoüberwälzung auf Versicherungen und Finanzprodukte spielen die Versicherungen eine wichtige Rolle. Dennoch besteht auch bei den Finanzprodukten in Zukunft Entwicklungs- und Forschungsbedarf hinsichtlich neuer Produkte für die Landwirtschaft.

Bei den Versicherungen sollte in Zukunft verstärkt in den Bereichen Landwirtschaft und Klimawandel entwickelt und geforscht werden. Versicherungsunternehmen müssen dabei verstehen, wie der Klimawandel mit seinen Auswirkungen und Folgen die Landwirtschaft in ihrem Tätigkeitsfeld beeinflusst (Association of British Insurers 2007, S. 32). Dafür müssen sich die Versicherungsunternehmen bei der Entwicklung neuer Produkte verstärkt mit den Ergebnissen der bestehenden Klimamodelle für Deutschland sowie den Folgen auf die heimischen Kulturpflanzen auseinandersetzen. Dadurch kann ein besseres Verständnis für die Betroffenheit im Landwirtschaftsbereich entwickelt werden. Wünschenswert wäre dabei, dass durch die Versicherungen in Zukunft z.B. regional spezialisierte Produkte für Landwirtschaftsbetriebe angeboten werden. So kann besser auf die jeweiligen Bedürfnisse einer Region bzw. der dort ansässigen Landwirtschaftsbetriebe eingegangen werden. Denn die Regionen und Naturräume in Deutschland, wie sich aus der Literatur und den Experteninterviews zeigt, sind durch den Klimawandel in unterschiedlicher Art und Weise betroffen. Daraus ergibt sich ein differenzierter Bedarf für Versicherungsprodukte. Ein weiterer Untersuchungspunkt bei Versicherungen, der sich aus den Interviews ergibt, stellt die Mehrgefahrenversicherung dar. Zu dieser wird angegeben, dass grundsätzlich eine Bündelung von Risiken für die Landwirtschaft sinnvoll ist. Jedoch besteht das Problem, dass Mehrgefahrenversi-

Zusammenfassung und Fazit

72

cherungen ohne eine staatliche Beteiligung oder eine Steuerreduzierung für Landwirtschaftsbetriebe kaum finanzierbar sind. Daher sollte in Zukunft in diesem Bereich weitere Forschung seitens der Versicherungsunternehmen betrieben werden, um Mehrgefahrenversicherungen zu einem für die Landwirte bezahlbaren Instrument zu machen. Denn für Landwirtschaftsbetriebe sind Versicherungen ein wichtiges Instrument, um sich in Zukunft gegen zunehmende Extremwetterereignisse abzusichern.

Auch der Aufbau von Rücklagen spielt in diesem Zusammenhang zur Risikominderung eine wichtige Rolle. Dabei besteht auch hier in Zukunft zur deren Gestaltung und Umsetzung Forschungsbedarf. Ebenfalls ist fraglich, ob dieses Instrument für sich bereits eine genügende Vorsorge der Landwirtschaftsbetriebe gegenüber dem Klimawandel darstellt. Gerade das Zusammenspiel von verschiedenen Instrumenten innerhalb des Risikomanagements wie z.B. Versicherungen, Finanzprodukte und Rücklagen sollte in Zukunft im Hinblick auf den Klimawandel verstärkt untersucht werden, um den Landwirtschaftsbetrieben eine optimale Kombination innerhalb ihres Risikomanagements aufzuzeigen. Denn Landwirtschaftsbetriebe haben oft nicht das benötigte Know-how in diesem Bereich. So kommt gerade der Beratung von Forschungseinrichtungen, aber auch von Finanzdienstleistern in Zukunft diese unterstützende Rolle verstärkt zu.

8

Zusammenfassung und Fazit

Die Landwirtschaft steht durch den Klimawandel gravierenden Veränderungen gegenüber. Dies zeigt sich aus den Ergebnissen in der Literatur und aus den Experteninterviews. In Deutschland ist davon auszugehen, dass die negativen Folgen des Klimawandels in der Landwirtschaft in Zukunft überwiegen werden. Dabei wirken die Veränderungen der Temperatur, der Niederschläge sowie der Extremwetterereignisse direkt auf die Landwirtschaft ein. In den Experteninterviews werden die zunehmende Trockenheit, die Veränderung der Vegetationsperiode, die Zunahme von Extremwetterereignissen sowie die Veränderung von Schadorganismen als die größten Risiken für die Landwirtschaft angesehen. Die Folgen sind allerdings nicht deutschlandweit einheitlich. Es muss auf die jeweiligen Ausgangs-

Zusammenfassung und Fazit

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bedingungen der Regionen eingegangen werden. So können durch die Veränderungen in den jeweiligen Regionen Deutschlands unterschiedliche Risiken und Chancen entstehen. Die Schwierigkeit liegt darin, dass die Regionen und Naturräume sowie die dort heimischen Kulturpflanzen vielfältig sind. Eine einheitliche Aussage hinsichtlich der Auswirkungen und Folgen durch den Klimawandel in Deutschland auf die Landwirtschaft kann derzeit daher noch nicht abgeleitet werden. Hier besteht in Zukunft ein noch erheblicher Forschungsbedarf.

Gerade aufgrund der bereits bestehenden und zukünftigen Risiken, die sich aus dem Klimawandel für die Landwirtschaft ergeben, ist es wichtig, dass geeignete Anpassungsstrategien entwickelt werden. Denn so können in Zukunft neue Chancen genutzt werden. Dabei zeigt sich für die identifizierten Risiken ganz eindeutig, dass die Landwirtschaftsbetriebe bereits heute geeignete Anpassungsstrategien entwickeln müssen, um künftig handlungsfähig und konkurrenzfähig zu bleiben. Landwirtschaftsbetriebe setzen zwar erste Anpassungsmaßnahmen um, jedoch selten unter dem Aspekt des Klimawandels. Daher ist es wichtig, den Landwirten die Auswirkungen und Folgen des Klimawandels näher zu bringen, um so das Bewusstsein für den bestehenden Anpassungsbedarf zu wecken. Dies sollte verstärkt durch die Beratung der Landwirte beispielsweise durch Landwirtschaftskammern, z.B. mit Informationsmaterial, Beratungskampagnen oder Beratern vor Ort, erfolgen. Daneben spielt die Beratung durch Forschungseinrichtungen und durch den Staat eine weitere wichtige Rolle. Schließlich hängt der zukünftige Erfolg eines Landwirtschaftsbetriebes davon ab, wie gut er sich an die veränderten Klimabedingungen anpassen kann. Dabei ist vor allem eine gute Wissensbasis und Flexibilität der Landwirtschaftsbetriebe gefragt, um sich an die kurzfristigen und langfristigen Veränderungen durch den Klimawandel anzupassen. Dieser Prozess stellt dabei nichts Neues für die Landwirtschaft dar, denn diese musste sich schon immer an sich verändernde Bedingungen anpassen. Durch den Klimawandel stellt sich jedoch die Herausforderung, ob dies auch bei schnelleren und gravierenden Veränderungen gelingt.

Aus den möglichen Folgen und Anpassungsstrategien in der Landwirtschaft ergibt sich ein sehr komplexes Bild. Da verschiedenste Aspekte und Einflüsse berücksichtigt werden müssen und in vielen Bereichen Unsicherheiten mit einem

Zusammenfassung und Fazit

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künftigen großen Forschungsbedarf bestehen. In Zukunft stellt daher die Forschung bei der Anpassung der Landwirtschaft einen wichtigen Teil dar. Denn durch Erkenntnisse und Ergebnisse der Forschung können die Auswirkungen und Folgen in der Landwirtschaft besser dargestellt und verstanden werden. Dies ist wichtig, denn nur so können in Zukunft geeignete Anpassungsstrategien abgeleitet werden. Ebenfalls besteht auch im Bereich der Anpassung, hinsichtlich der verschiedenen Möglichkeiten, in der Landwirtschaft in Zukunft ein großer Forschungs- und Beratungsbedarf. So dass derzeit noch keine abschließend eindeutige Aussage zu den Anpassungsstrategien getroffen werden kann. Mögliche wichtige und sinnvolle Anpassungsstrategien wurden in Kapitel 7 auf Basis der Experteninterviews und Fachliteratur vorgestellt. Diese sollten unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden, um eine optimale Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel zu ermöglichen. Bei der Entwicklung von geeigneten Anpassungsstrategien stehen dabei verschiedene Ebenen, wie z.B. Landwirtschaft, Staat, Wirtschaft und Forschung miteinander in Interaktion. Aus diesem Grund kann eine Anpassung nicht nur allein seitens der Landwirtschaftsbetriebe erfolgen. Um eine optimale Anpassung der Landwirtschaft zu erreichen, muss vielmehr alles zur Verfügung stehende Wissen der Landwirte und der Experten genutzt werden. Daher sollte in Zukunft eine verstärkte Zusammenarbeit von Landwirtschaftsbetrieben, dem Staat sowie der Forschung und Beratung erfolgen. Es muss ein kontinuierlicher Wissenstransfer an die Landwirtschaftsbetriebe gewährleistet sein. So dass die Landwirte einen optimalen Anpassungsstrategiemix entwickeln können, der Anpassungsstrategien des Pflanzenbaus, des Risikomanagements und Leistungen des Staates beinhaltet. Dabei sollte dieser Prozess fortlaufend durch den Wissenstransfer, die Beratung und Forschung optimiert werden.

Ein Fortschreiten des Klimawandels ist unvermeidbar, auch wenn weiterhin verstärkt Klimaschutzmaßnahmen eingeleitet und umgesetzt werden. Es wäre fahrlässig, erst auf den Klimawandel zu reagieren, wenn bereits erhebliche negative Folgen für die Landwirtschaft entstanden sind (Umweltbundesamt 2005, S. 17). Daher müssen von den Landwirtschaftsbetrieben, der Politik, der Wissenschaft und der Wirtschaft bereits heute Hand in Hand geeignete Anpassungsstrategien entwickelt und umgesetzt werden

Anhang

75

Anhang Anlage 1:

Schematische Darstellung des Klimasystems der Erde

(Quelle: Deutscher Wetterdienst 2008, S. 25)

Anhang Anlage 2:

76 Darstellung der Globalen und Kontinentalen Temperaturveränderung

(Quelle: IPCC 2007, S. 11)

Die Abbildung zeigt die Berechnung der Mitteltemperatur des 20. Jahrhunderts (global und kontinental) durch globale Klimamodelle aufgrund natürlicher (blaue Linie) und mit Berücksichtigung anthropogener (rosa Linie) Veränderungen. Die schwarze Linie stellt die Beobachtungen dar (IPCC 2007, S. 11).

Anhang Anlage 3:

77 Anbau

auf

Ackerland

in

1998/2003/2008

(Quelle: Statistisches Bundesamt 2009, S. 14)

Deutschland

im

Vergleich

Anhang Anlage 4:

78 Ertragsbestimmende Parameter im Pflanzenbau

(Quelle: Chmielewski 2007, S. 75)

Anhang Anlage 5:

79 Leitfaden zum Experteninterview

Experteninterview zur Bachelorarbeit:

„Anpassungsstrategien der deutschen Landwirtschaft an den Klimawandel“

Verfasser: Yvonne Jaksch

Anhang

80

Screening

Guten Tag, mein Name ist Yvonne Jaksch von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Könnte ich bitte mit einem Experten für Landwirtschaft in Verbindung mit Klimawandel sprechen?

Ich führe derzeit eine Befragung zu meiner Bachelorarbeit „Anpassungsstrategien der deutschen Landwirtschaft an den Klimawandel“ durch und würde Ihnen gerne einige Fragen dazu stellen. Es stehen die Folgen und Risiken des Klimawandels für die deutsche Landwirtschaft im Vordergrund. Ebenfalls möchte ich Ihnen hierzu noch einige Fragen zu möglichen Anpassungsmaßnahmen der Landwirtschaft an den Klimawandel stellen.

Das telefonische Interview dauert ca. 45 Minuten. Dabei ergeben sich 20 fachliche Fragen. Die Beantwortung der Fragen wird vertraulich behandelt. Innerhalb der Bachelorarbeit erfolgt eine Anonymisierung der Daten. Dürfte ich gleich mit dem Experteninterview beginnen?

Interview ->

Termin ->

Ausfall (Grund notieren) ->

Anhang

81

Phase 1: Einleitung

1. Welche Aufgabenstellung haben Sie im Unternehmen?

2. Mit welchem Bereich beschäftigen Sie sich bezüglich der Thematik Klimawandel und Landwirtschaft?

3. Mit welcher Region (räumlich gesehen - global oder regional) beschäftigen Sie sich mit diesem Thema?

Phase 2: Klimawandel und Landwirtschaft

Risikoidentifizierung

1. Ist Klimawandel für Sie ein Thema? Wenn ja, für wie wahrscheinlich halten Sie diesen: Praktisch Sicher / Wahrscheinlich / Unwahrscheinlich

2. Denken Sie, dass der Klimawandel Auswirkungen auf die Landwirtschaft hat? Wenn ja, welche Auswirkungen hat der Klimawandel Ihrer Ansicht nach auf die Landwirtschaft?

3. Denken Sie, dass sich die Landwirtschaftsbetriebe vom Klimawandel betroffen fühlen?

4. Denken Sie, dass große Landwirtschaftsbetriebe stärker durch den Klimawandel betroffen sind als kleine Landwirtschaftsbetriebe?

5. Wie denken Sie, werden sich extreme Wetterereignisse in Deutschland zukünftig durch den Klimawandel entwickeln? Zunahme / Abnahme? Bei welchen der folgenden extremen Wetterereignisse wird es zu einer Zunahme kommen? Hagelereignisse, länger andauernde Trockenperioden, Frostereignisse, Starkniederschläge, Hitzewellen, Stürme, länger andauernde Niederschlagsperioden, Überschwemmungen.

Anhang

82

6. Was sehen Sie als das größte Risiko für die Landwirtschaftsbetriebe durch den Klimawandel an?

7. Welche Bereiche in der Landwirtschaft sind Ihrer Meinung nach am stärksten durch den Klimawandel betroffen?

8. Denken Sie, der Klimawandel wird sich in Deutschland unterschiedlich auswirken? Wenn ja, welche Regionen denken Sie, sind am stärksten durch den Klimawandel betroffen?

Risikobewertung

9. Denken Sie, dass Schäden und damit die Verluste in der Landwirtschaft aufgrund des Klimawandels zunehmen werden?

10. Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass es durch die folgenden Ereignisse zu mehr Ertragseinbußen in der Landwirtschaft kommen wird? Wie schätzen Sie dabei den Verlust am Betriebseinkommen der Landwirte ein? Gering / Mittel / Groß

a) Mehr Ertragseinbußen durch Hagelereignisse: nicht wahrscheinlich

wahrscheinlich

sehr wahrscheinlich

b) Mehr Ertragseinbußen aufgrund von Trockenheit: nicht wahrscheinlich

wahrscheinlich

sehr wahrscheinlich

c) Mehr Ertragseinbußen aufgrund von Frost: nicht wahrscheinlich

wahrscheinlich

sehr wahrscheinlich

d) Mehr Ertragseinbußen durch Starkniederschläge: nicht wahrscheinlich

wahrscheinlich

sehr wahrscheinlich

e) Mehr Ertragseinbußen aufgrund von Hitzestress: nicht wahrscheinlich

wahrscheinlich

sehr wahrscheinlich

Anhang

83

f) Mehr Ertragseinbußen aufgrund von Stürmen: nicht wahrscheinlich

wahrscheinlich

sehr wahrscheinlich

g) Mehr Ertragseinbußen durch Überschwemmungen: nicht wahrscheinlich

wahrscheinlich

sehr wahrscheinlich

h) Verstärkung des Schädlingsbefalls: nicht wahrscheinlich

wahrscheinlich

sehr wahrscheinlich

i) Zunahme von Pflanzenkrankheiten: nicht wahrscheinlich

wahrscheinlich

sehr wahrscheinlich

11. Welches Risiko wird Ihrer Meinung nach den größten Schaden und damit Verlust in der Landwirtschaft verursachen?

Phase 3: Anpassungsstrategien der Landwirtschaft

Risikobewältigung

1. Denken Sie, dass bereits Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in der Landwirtschaft getroffen werden? Wenn ja, welche?

a) Hagel: b) Trockenheit: c) Frost: d) Starkniederschläge: e) Hitzestress: f) Stürme: g) Überschwemmungen: h) Schädlingsbefall: i) Pflanzenkrankheiten: j) Sonstige:

Anhang

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2. Bei welchen Risiken sehen Sie eine Versicherung als sinnvoll? Könnte hier seitens der Versicherer noch mehr getan werden?

3. Wann denken Sie, sind Landwirte bereit Versicherungen abzuschließen?

4. Bei welchen Risiken sehen Sie Finanzprodukte als sinnvoll? Könnten hier noch weitere Produkte sinnvoll unterstützend wirken?

5. Denken Sie, für die Landwirte sind Versicherungen oder Finanzprodukte interessanter?

6. Bei welchen Risiken sollte der Staat unterstützend wirken?

7. Bei welchen Risiken sollte eine Anpassung durch die Landwirtschaftsbetriebe erfolgen bzw. wie kann vorgesorgt werden?

8. Wird aus Ihrer Sicht in der Landwirtschaft bereits genug getan, um sich an den Klimawandel anzupassen?

9. Beraten Sie Landwirtschaftsbetriebe zum Klimawandel und möglichen Anpassungsstrategien?

Phase 4: Abschluss

1. Haben Sie noch weitere Anmerkungen zum Thema?

2. Möchten Sie das Ergebnis der Studie erhalten?

Ich bedanke mich recht herzlich für Ihre Mitarbeit. Sie haben mir sehr weitergeholfen.

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Ehrenwörtliche Erklärung

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Ehrenwörtliche Erklärung Ich erkläre hiermit ehrenwörtlich:

1. dass ich meine Bachelorarbeit selbständig und ohne fremde Hilfe angefertigt habe 2. dass ich die Übernahme wörtlicher Zitate aus der Literatur sowie die Verwendung der Gedanken anderer Autoren an den entsprechenden Stellen innerhalb der Arbeit gekennzeichnet habe.

Ich bin mir im Weitern darüber im Klaren, dass die Unrichtigkeit dieser Erklärung zur Folge haben kann, dass ich von der Ableistung weiterer Prüfungsleistungen nach § 15 Abs. 4 SPO (Bachelor) ausgeschlossen werden und dadurch die Zulassung zum Studiengang verlieren kann.

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Ort, Datum

Yvonne Jaksch

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