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February 1, 2018 | Author: Anonymous | Category: Wissenschaft, Geowissenschaften, Geologie
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ARBEITSPLATZ ERDE Geoberufe für Frauen

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INHALT

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DIE ERDE VERSTEHEN, NUTZEN & SCHÜTZEN Einführung in die Vielfalt und Verantwortung der Geoberufe und deren Wandel im Laufe der Zeit.

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FRAUEN IM BERGBAU??? AUSDRÜCKLICH ERWÜNSCHT! Unternehmen aus Schweden und Chile als Wegbereiter für einen höheren Frauenanteil im Bergbau.

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DIE BERGBAUINGENIEURIN

DIE GEOPHYSIKERIN

DIE GEOTECHNIKERIN

Ohne mineralische Rohstoffe ist das moderne Leben kaum vorstellbar. Bergbauingenieurinnen planen Bergbaulandschaften und sorgen für eine effektive Rohstoffförderung.

Geophysikerinnen sind moderne Entdecker. Sie gewinnen aus physikalischen Feldern oder Wellen Informationen über die Beschaffenheit des Erdinneren.

Wie müssen Bauwerke beschaffen sein, damit sie auf einem bestimmten Untergrund sicher sind? Diese Frage können Geotechnikerinnen genau beantworten.

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DIE GEOINFORMATIKERIN Täglich werden riesige Mengen an Geodaten aufgenommen. Daraus wichtige Informationen zu gewinnen, ist die Herausforderung der Geoinformatikerin.

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INGENIEURIN FÜR TIEFBOHRTECHNIK, ERDGAS & ERDÖLGEWINNUNG (PETROLEUMINGENIEURIN)

Diese Ingenieurin bewältigt die technisch anspruchsvolle Förderung unseres wichtigsten Rohstoffes.

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DIE GEOLOGIN

DIE GEOÖKOLOGIN

DIE MINERALOGIN

Wo Menschen in den Untergrund eingreifen, sind Geologinnen gefragt, die sich mit dem Aufbau der Erde, ihrer Struktur und Entwicklungsgeschichte auskennen.

Hauptziel der Geoökologin ist es, unsere Umwelt zu schützen und dabei nachhaltig für den Menschen nutzbar zu machen.

In der Halbleiterindustrie oder der Umwelt im Einsatz, beschäftigt sie sich mit Kristallstrukturen und chemischen Bestandteilen von Mineralen und Gesteinen.

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DIE MARKSCHEIDERIN Wo auch immer es Lagerstätten zu finden gibt oder Tunnel zu bauen, ist die Markscheiderin am Werk. Sie kennt sich untertage bestens mit Vermessungen aus.

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STUDIENGÄNGE IN GEOWISSEN SCHAFTEN & INGENIEURWESEN Hier findest Du eine Übersicht über das Studienangebot an der TU Bergakademie Freiberg zu den Geoberufen.

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DIE ERDE VERSTEHEN, NUTZEN & SCHÜTZEN Mehr als 7 Milliarden Menschen nutzen die Erde heute als Lebensraum sowie als Quelle für Lebensmittel, Trinkwasser und mineralische Rohstoffe. Wie können wir diese Lebensgrundlagen allen Menschen zugänglich machen, und zugleich unsere Umwelt gesund und vielfältig erhalten? Das ist eine Frage von großer gesellschaftlicher und ökonomischer Bedeutung, mit der sich Geowissenschaftlerinnen und Geoingenieurinnen beschäftigen. Grundlage ihrer beruflichen Fachkenntnisse ist ein fundiertes naturwissenschaftliches Wissen, denn um mineralische und energetische Rohstoffe zu finden und um während ihrer Nutzung unsere Umwelt zu schützen, muss man die Funktionsweise des Systems Erde verstehen. Geowissenschaftlerinnen von heute benötigen auch ein gutes technisches Verständnis, denn moderne Hightech-Maschinen, satellitengestützte Geofernerkundung sowie computergestützte Methoden der Datenerfassung und -verarbeitung sind für ihre Arbeit unentbehrlich. Auch Kommunikation und Netzwerken haben sehr an Bedeutung gewonnen. Trotzdem werden Geowissenschaftlerinnen oder Geoingenieurinnen nie den Kontakt zur Natur verlieren und lernen deren Kräfte zu schätzen und zu nutzen.

Kannst Du Dir vorstellen einen Geoberuf zu ergreifen? Dieser bietet Dir ein spannendes, vielseitiges und verantwortungsvolles Wirkungsfeld. An der TU Bergakademie Freiberg findest Du ein Ausbildungsspektrum, das Dich für ganz unterschiedliche moderne Berufe in der Geobranche qualifiziert, je nachdem, ob Du Dich mehr für Physik, Chemie, Biologie, Mathematik oder Technik interessierst. Wir möchten uns mit dieser Broschüre ganz besonders an junge Frauen wenden und Euch motivieren, in die Geobranche einzusteigen. Denn die Zukunft unseres Planeten geht uns alle an!

Harte körperliche Arbeit wurde im Zuge der wissenschaftlich-technischen Revolution in fast allen Geoberufen stark reduziert bzw. durch Automatisierung völlig abgeschafft. Deshalb sind die Geoberufe heute keine den Männern vorbehaltene Domäne mehr; ihre körperlichen und fachlichen Anforderungen bieten auch Frauen hoch interessante Berufsfelder. Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann im Computerzeitalter durch Heimarbeitsplätze und flexible Arbeitszeiten gewährleistet werden.

Gewinnung einer Bodenprobe mit Hilfe einer Rammkernsonde. Ein Bohrstab wird mit einem Schlaghammer in den Boden gedrückt und nimmt dort Gesteinsmaterial auf.

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DIE BERGBAUINGENIEURIN Im Laufe seines Lebens verbraucht ein Mensch durchschnittlich 460 t Sand und Kies sowie 99 t Kalkstein allein zum Wohnen und für den Bau von Infrastruktur. Ohne mineralische Rohstoffe gäbe es keine Handys, Computer und Autos. Aber wer stellt diese Rohstoffe zur Verfügung? Ohne Bergleute wäre eine moderne Zivilisation unmöglich! Bergbauingenieurinnen beschäftigen sich mit den komplexen Aufgaben der Planung und des sicheren und effektiven Betriebes von Bergbauen, von der Entwässerung über die Gewinnung und Förderung der Rohstoffe bis zur Rekultivierung der Bergbaulandschaft.

Absetzer, der Abraum auf eine Halde füllt.

KLASSISCHES BERUFSBILD

MODERNES BERUFSBILD

Der Beruf des Bergmanns war schon immer sehr hoch geachtet, da die Bergleute den Reichtum eines Landes unter schwerer körperlicher Belastung erarbeiteten. Die Gewinnung mineralischer Rohstoffe aus festem Gestein war an sich eine harte gesundheitsschädigende Arbeit, die zudem mit ständiger Staub- und Lärmbelastung sowie dem Mangel an Tageslicht in den Tiefbauen verbunden war. Jedoch wurden auch Kinder und Frauen für die Arbeit in Bergwerken eingesetzt, weil sie einerseits billige Arbeitskräfte waren und andererseits aufgrund ihrer geringeren Körpergröße besser in enge Stollen einfahren konnten. 1935 wurde in einer Vereinbarung zur Internationalen Arbeitsorganisation festgelegt, dass „keine Frau, welchen Alters auch immer, unter Tage in einem Bergwerk arbeiten soll“. Diese Vereinbarung wurde auch von Deutschland unterzeichnet, und somit wurde der Beruf des Bergmanns ein reiner Männerberuf. 2008 hat Deutschland dieses Abkommen gekündigt, da es gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung von Männern und Frauen verstößt. Im Zuge der wissenschaftlich-technischen Revolution ist die Förderung von Rohstoffen in vielen Bergwerken technisiert und zum Teil sogar voll automatisiert, so dass sich das Berufsbild der Bergleute grundlegend geändert hat.

Die modernen Bergbauingenieurinnen üben einen spannenden Beruf aus, der mit der körperlich schweren Tätigkeit des traditionellen Bergbaus kaum noch Gemeinsamkeiten hat. Sie nutzen Expertensysteme und künstliche Intelligenz, um Grubenbaue so zu planen, dass die Lagerstättenausbeute optimiert und gleichzeitig die Umweltschädigung durch den Bergbau minimiert wird. Sie entwickeln z. B. computergesteuerte, vollautomatische Techniken, bei denen Geräte mit Sensoren die Gesteinseigenschaften erfassen und automatisch die Abbauparameter anpassen. Sie konzipieren Belüftungs- und Entwässerungssysteme in den Gruben so, dass Mitarbeiter und Umwelt nicht durch Abgase und Abwässer geschädigt werden. Außerdem befassen sie sich mit der Sanierung alter Grubenbaue und deren Nutzung z. B. als Untertagedeponien und sind verantwortlich für die Rekultivierung ehemaliger Abbauflächen. Bergbauingenieur innen sind in Behörden ebenso gefragt wie in der Industrie, in Ingenieurbüros und in der Forschung. Bergbaumaschinen aus Deutschland haben auf dem internationalen Markt einen sehr guten Ruf. An der Entwicklung solcher Maschinen arbeiten die Bergbauingenieurinnen mit.

CLAUDIA VEJRAZKA Diplom-Ingenieurin für Geotechnik und Bergbau Mein Wunsch, Ingenieurin zu werden, war verbunden mit dem Verlangen, nicht tagtäglich im Büro zu sitzen. Da war das Bergbaustudium genau das Richtige! Während des Studiums lernte ich schnell, dass Bergbauingenieure international einsetzbar sind und deutsche Absolventen einen sehr guten Ruf im Ausland haben.

Leben auf dem Wasser; Chancen für geflutete Tagebauseen

Anfang 2009 zog ich nach Perth und sammelte für mehr als 2 Jahre Erfahrungen bei der Firma Rio Tinto Iron Ore in einem großen Eisenerz-Tagebau. Mein Lebensstil war geprägt von fly-in-fly-out, wobei ich 9 Tage auf Arbeit und 5 Tage zu Hause war. Ich war in der operativen und der mittelfristigen Planung tätig, erstellte Tagebaupläne und Haldenentwürfe. Hierbei galt es vor allem, »Ich lebe jetzt 5 Stunden westlich von Sidney und kann die Produktion unseres Bergwerks mit der jeden Abend zu Hause sein. Meiner Meinung nach bietet anderer Werke zu koordinieren, damit die der untertägige Bergbau, besonders in kleineren Betrieben, Produktqualität für die Kunden trotz unvorhereinen wesentlich abwechslungsreicheren Berufsalltag.« gesehener Ereignisse stets gleich war. 2011 nahm ich eine Stelle in einem untertägigen Kupfer- und Goldbergwerk bei der Firma Northparkes Mines an. Ich lebe jetzt 5 Stunden westlich von Sidney und kann jeden Abend zu Hause sein. Meiner Meinung nach bietet der untertägige Bergbau, besonders in kleineren Betrieben, einen wesentlich abwechslungsreicheren Berufsalltag.

Ich bin für mittelfristige Produktions- und Vortriebsplanung zuständig, sorge als verantwortliche Wetteringenieurin dafür, dass stets genügend und saubere Luft untertage zur Verfügung steht, und leite die Ingenieure an, welche für die kurzfristige Umsetzung des Produktions- und Abbauplans verantwortlich sind. Als erstes Bergwerk der Welt haben wir den Betrieb der Radlader vollständig automatisiert - ein spannendes Projekt, an dem ich beteiligt war. Auf Grund meiner umfassenden Erfahrungen und einer absolvierten Gesetzesprüfung vor der lokalen Bergbehörde erlangte ich 2014 die Zertifikation eines „Mine Managers“. Damit bin ich berechtigt, in New South Wales ein Bergwerk in zu leiten.

Schwerlastkraftwagen in einem Tagebau. Verlegung des Flusses Inde über die Innenkippe des Braunkohlentagebaus Inden. Die Biodiversität in der Bergbaufolgelandschaft und die Attraktivität erhöhen sich.

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FRAUEN IM BERGBAU??? AUSDRÜCKLICH ERWÜNSCHT! Boliden – Schweden Boliden AB ist ein großes schwedisches Bergbauunternehmen. In vier Bergwerken werden Gold, Silber, Kupfer, Blei und Zink abgebaut und in zwei Hüttenbetrieben verarbeitet. Boliden AB hat einen Umsatz von etwa 4 Milliarden Euro und 4.900 Angestellte. Um eine gute Qualität der Produkte zu gewährleisten und die Akzeptanz in der Gesellschaft zu fördern, legt Boliden Wert auf qualifiziertes Personal. Die Führungskräfte von Boliden wissen, dass Institutionen, die aus gemischt männlichem und weiblichem Personal bestehen, attraktiver, effektiver und produktiver arbeiten. Deshalb hat Boliden sich dem Ziel verpflichtet, bis 2018 20 % Frauen zu beschäftigen! Jede dritte eingestellte Person muss weiblich sein. Ende 2104 hatte die Firma bereits einen Frauenanteil von 17,5 %. Um den Frauen in der Firma tatsächlich ein Arbeitsumfeld zu bieten, mit dem sie sich identifizieren, hat man zuerst die bestehenden Strukturen analysiert: Haben Frauen und Männer gleiche Chancen auf Lohn, Karriereentwicklung und Work-Life-Balance? Typische maskuline Symbole der Bergbauindustrie wurden aus der Firma verbannt, neue Berufsbilder und Karrierebilder wurden erschaffen. boliden.com/Press/News/2014/Boliden-to-break-its-gender-pattern

Grube Gabriela Mistral – Chile Die Grube Gabriela Mistral liegt in der Region Antofagasta in Nordchile und produziert seit 2008 Kupfer. Die Grube ist modern und innovativ: Zu ihr gehört die weltgrößte Thermosolaranlage, die 85 % der benötigten Energie bereitstellt und so den CO2-Ausstoß des Betriebes um 15.000 t/a reduziert. Auch auf dem sozialen Sektor betritt der Betrieb Neuland: Von den ca. 500 Angestellten sind 18 % der Arbeitskräfte in Produktion und Administration Frauen. Die Firmenleitung möchte diesen Anteil auf 20 % erhöhen. Frauen fahren hier große Trucks, Bulldozer oder Bergbaumaschinen und verarbeiten das gewonnene Kupfererz zu Kathoden. Um die Frauen beschäftigen zu können, musste die Firma ihre Infrastruktur erweitern und Arbeitskleidung, Umkleidekabinen und Duschen für Frauen anschaffen. Auch gibt es spezielle Trainingsprogramme für Frauen. Die Firmenleitung verspricht sich neben der professionellen Leistung von den Frauen, dass sie die Arbeitsatmosphäre in der Firma positiv gestalten. Auch soziale Probleme werden reduziert, denn eine Frau im Bergbau erhält fünfmal so viel Lohn wie in traditionellen Frauenberufen. ipsnews.net/2013/04/women-miners-blast-through-barriers-in-chile bnamericas.com/company-profile/en/minera-gaby-sa-codelco-divisiongabriela-mistral

Deckgebirge und Kohleflöz im Tagebau Welzow Süd.

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DIE GEOINFORMATIKERIN

EVELYN BENNEWITZ Diplom-Geoinformatikerin Geoinformatik war 2001 ein ganz neuer Studiengang, der Geowissenschaften und Informatik kombiniert. Eine Geoinformatikerin ist dafür ausgebildet, Software und Datenbanksysteme zu entwickeln und zu erweitern, die in der Geobranche eingesetzt werden, also für die Raum- und Verkehrsplanung, für Umweltschutz, Rohstofferkundung oder Bergbau.

Diskussion des 3D-Modells einer Erzlagerstätte (gelb: Geländeoberfläche mit Bohrtürmen, blau-grün-rot-Lagerstättenkörper mit Erzgehalten).

Geodaten entstehen täglich in riesigen Mengen, z. B. bei Satellitenaufnahmen oder Messungen der Qualität von Gewässern und Luft. Diesem Sammelsurium von Daten Informationen zu entlocken, ist die Herausforderung, mit der sich die Geoinformatikerinnen befassen. Geoinformatikerinnen wenden Methoden der Informatik auf Geodaten an, um diese zu erfassen, auszuwerten und darzustellen. Dabei muss der Ortsbezug der Daten immer erhalten bleiben, damit man weiß, wo ein Ereignis auftritt. Einsatzgebiete finden Geoinformatikerinnen in der Raumplanung, im Katastrophenschutz, bei der Erkundung von Rohstoffen und erneuerbaren Energien.

KLASSISCHES BERUFSBILD

GEOINFORMATIK IN FREIBERG

Geoinformatikerinnen programmieren Datenbanken, Geoinformationssysteme oder Orientierungssysteme wie open street map. Sie erstellen Software die hilft, Rettungskräfte bei Katastrophen zu koordinieren oder Filialen eines Betriebs optimal zu beliefern. Die Kommunikation von Datensätzen und die Abfrage von Informationen übers Internet spielen eine zunehmende Rolle. So erarbeiten Goinformatikerinnen ausgefeilte Konzepte für die Vergabe von Zugriffsrechten auf Computer und Daten und Methoden zur Web-Visualiserung. Dazu müssen sie Algorithmen und Datenmodelle entwickeln sowie in Software-Pakete implementieren. Dabei berücksichtigen sie alle verfügbaren Daten und integrieren Daten unterschiedlicher Datenformate und Zuverlässigkeit, um deren gemeinsame Verarbeitung ermöglichen.

Die Geoinformatikerinnen in Freiberg wenden die Methoden der Geoinformatik auf die Geowissenschaften an, zum Beispiel zur Beschreibung des geologischen Untergrundes. Deshalb beschäftigen sie sich mit der Erfassung und Auswertung geologischer und geophysikalischer Daten und entwickeln Algorithmen und Software zur Untergrundmodellierung. Ziel ist es dabei, konsistente Untergrundmodelle zu erstellen und mit diesen kompetente Vorhersagen zu treffen, etwa zur Nutzung geothermischer Energie oder von Rohstoffen. Nachhaltige Bodenbewirtschaftung, Optimierung der Wasserwirtschaft und auch Aufgaben des Katastrophenschutzes gehören in das Berufsbild. Geoinformatikerinnen finden interessante Herausforderungen an der Schnittstelle von Mathematik, Informatik und Geowissenschaften.

»Außerdem entwickeln wir die Prognosesoftware advangeo®, die zur Vorhersage von Lagerstätten oder Naturkatastrophen verwendet wird, indem sie Informationen über alle ein Ereignis begünstigende Einflussfaktoren berücksichtigt. « Nach meinem Studium habe ich als Softwareentwickler bei Beak Consultants GmbH gearbeitet. Diese Firma ist ein erfolgreiches mittelständiges Unternehmen, das weltweit auf den Gebieten Geowissenschaften, Geodäsie und Informatik tätig ist. Für diese Tätigkeit entwickeln wir Software wie das Afrikanisch-Europäische Geo-Observationssystem (AEGOS), das für Planungsprojekte benutzt wird. Außerdem befassen wir uns mit der Entwicklung von Fachinformationssystemen (FIS), welche Informationen, die zu einem bestimmten Thema gesammelt werden, zusammenführen und unter verschiedenen Gesichtspunkten abrufbar machen. Wir haben ein FIS zur Pflanzenschutzkontrolle und ein weiteres zur Hydrogeologie entwickelt. Außerdem entwickeln wir die Prognosesoftware advangeo®, die zur Vorhersage von Lagerstätten oder Naturkatastrophen verwendet wird, indem sie Informationen über alle ein Ereignis begünstigende Einflussfaktoren berücksichtigt. Neben der auftragsgebundenen Projektentwicklung gibt es auch marktreife Firmenprodukte, deren Qualität durch einen fachkompetenten Qualitätsbeauftragten sichergestellt wird.

Simulation und Visualisierung eines elektrischen Feldes, das sich im Untergrund ausbreitet, in einem Computer Aided Virtual Environment (CAVE).

Diskussion des 3D-Modells einer Erzlagerstätte (grün-braun-rot: Geländeoberfläche, gelb-grün: Erzkörper, blau-grau: Störung).

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DIE GEOLOGIN

ANKE PENNDORF

Welchen Risiken durch Naturgewalten sind wir ausgesetzt? Wieviel Grundwasser dürfen wir fördern, ohne unsere Lebensgrundlage zu zerstören? Wo findet man Erze? Lohnt sich ihr Abbau? Geologinnen werden überall dort benötigt, wo Menschen in den Untergrund eingreifen oder ihn nutzen. Sie beschäftigen sich mit dem Aufbau der Erde, ihrer Struktur und ihrer Entwicklungsgeschichte. Sie beschreiben die räumliche Verteilung von Gesteinen sowie deren mechanische und chemische Eigenschaften und erkunden die Gesetzmäßigkeiten ihrer Entstehung.

Die Geologin bearbeitet die verwitterte Gesteinsoberfläche mit einem Hammer, um unverwittertes Gestein freizulegen.

KLASSISCHES BERUFSBILD

MODERNES BERUFSBILD

Geologinnen erfassen geologische, bodenkundliche oder ingenieurgeologische Daten im Gelände, beschreiben die Beschaffenheit und Struktur von Gesteinen und dokumentieren diese in thematischen Karten. Außerdem untersuchen sie die physikalischen und chemischen Eigenschaften von Gesteinen im Labor oder am Mikroskop und erforschen die Prozesse der Gesteinsentstehung und -umwandlung. Mit ihren Kenntnissen ermöglichen Geologinnen, Rohstoffe zu finden und zu erschließen, Georisiken wie Vulkanausbrüche oder Gebirgsbewegungen vorherzusagen und Schutzgüter wie Boden und Grundwasser nachhaltig zu nutzen. Sie bewerten die geologische Situation vor Baumaßnahmen, benennen Risikofaktoren und Problemgebiete.

Seit den 1970er Jahren gibt es in den Geowissenschaften einen Trend von beschreibenden Untersuchungen hin zu messenden Methoden. Neben modernen Labormethoden spielt auch die Satellitenfernerkundung zur großräumigen Datenerfassung eine wichtige Rolle. Dabei bildet die Geländeaufnahme der Gesteine nach wie vor die Grundlage für alle Arbeiten. Zur Speicherung der Daten werden heute Geoinformationssysteme und Datenbanken verwendet. Zur Beschreibung der Geometrie und zur Visualisierung werden 3D Untergrundmodelle anstelle von Karten genutzt, so dass die moderne Geologin einen abwechslungsreichen Beruf ausführt, bei dem Gelände-, Labor- und Computerarbeit wechseln.

Diplom-Geologin und European Geologist, 2 Kinder Der Einstieg in den Beruf der Geologin gelang mir erst nach einiger Bewerbungszeit über zwei befristete Stellen: zunächst im Jahr 2000 im Ingenieurbüro Dr. Scholle im Bereich Umweltgeologie und Altlasten und dann 2001/2002 in der Thüringer Landesanstalt »Außerdem konnte ich am Aufbau des Nationalen Geofür Umwelt und Geologie. 2003 wurde ich parks ›Inselsberg – Drei Gleichen‹ in Thüringen mit wirken. beim e.t.a. Sachverständigenbüro Reyer einIn einem Geopark sollen geologische Sehenswürdigkeiten, gestellt und konnte mich in verschiedene Aufgabenbereiche einarbeiten, z. B. die Grund- also die Gesteine und Rohstoffe sowie die Entwicklung der Erdgeschichte, erlebbar gemacht werden.« wassererkundung und -überwachung. Wenn Menschen Grundwasser nutzen, z. B. als Trinkwasser, muss man geeignete Stellen für die Förderung erkunden und die Auswirkung der Wasserentnahme auf die Umwelt kontrollieren. Außerdem muss die Qualität des verwendeten Wassers überprüft werden. Dazu werden Grundwassermessstellen installiert. Solche Messstellen habe ich geplant, ihre Errichtung betreut und regelmäßig überprüft und so den Grundwasserspiegel als auch die Grundwasserqualität kontrolliert. Außerdem konnte ich am Aufbau des Nationalen Geoparks „Inselsberg – Drei Gleichen“ in Thüringen mitwirken. In einem Geopark sollen geologische Sehenswürdigkeiten, also die Gesteine und Rohstoffe sowie die Entwicklung der Erdgeschichte, erlebbar gemacht werden. Meine Arbeit beinhaltete Abstimmungen mit Kommunen und Behörden, Erstellung von Schautafeln und Flyern, geologische Führungen sowie die Planung und Errichtung von Georouten.

Gletschersedimente werden in einem Alpenfluss transportiert und färben diesen trübe, setzen sich in stehenden Gewässern jedoch ab, so dass diese aufklaren.

Im Jahr 2012 wechselte ich zur K-UTEC AG Salt Technologies, einer Firma, die sich mit der Erkundung, Planung und Überwachung von Kalisalzbergbau beschäftigt. Hier kam mit der Geophysik ein weiterer Schwerpunkt zu meiner Arbeit hinzu. Derzeit gehören Erschütterungsmessungen in Bergwerken und geophysikalische Erkundungen mit zu meinem Aufgabenbereich. 2013 erhielt ich den Titel European Geologist (EurGeol) als Anerkennung für meine berufliche Expertise und arbeite im internationalen Rahmen bei Lagerstättenprojekten mit.

Ein Bohrgestänge wurde bei einer Rammkernsondierung mit einer Bodenprobe gefüllt. Die oberste Lage wird mit einem Messer abgeschält, um die verschiedenen Bodenschichten sichtbar zu machen.

Ausgestorbene Tiere können als Versteinerungen gefunden werden. Um sie zu rekonstruieren, muss man die Fossilien untersuchen und ihre Bestandteile identifizieren.

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DIE GEOÖKOLOGIN

ANNE KÄSTNER

Einstufung der Farbe einer Bodenprobe mit Hilfe eines Boden-Farbendiagramms

Diplom-Geoökologin, 2 Kinder Bereits zu Schulzeiten liebte ich es, quer zu denken. Mein Geografie-Lehrer stellte in einer Arbeit mal die Frage: „Was macht der Laubfrosch in der Bromelie?“ Während andere fluchten, konnte ich mein Wissen aus dem Geografie- mit dem Biologie-Unterricht kombinieren. Zusammenhänge erkennen, Verknüpfungen ziehen und die Beziehung zwischen verschiedenen Fachrichtungen herstellen, das wollte ich studieren!

Bodenkundliche Probenahme.

Wie viele Menschen verträgt die Erde? Wie kann trotz steigender Bevölkerungszahl unsere natürliche Umwelt gesund und lebensfreundlich erhalten werden? Lässt sich der vom Menschen verursachte Klimawandel aufhalten? Neben solch großen Fragen beschäftigen sich Geoökologinnen mit lokalen und bodenständigen Aufgaben: Wie kann die Qualität der Schutzgüter Boden, Wasser und Luft bewahrt oder renaturiert werden? Die Geoökologie ist eine moderne Fachrichtung, die sich mit Prozessen und Wechselwirkungen in natürlichen Umweltsystemen beschäftigt und damit, wie der Mensch diese beeinflusst. Ein Hauptziel dieser Fachdisziplin ist es, unsere Umwelt zu schützen und dabei nachhaltig für uns Menschen nutzbar zu machen.

MODERNES BERUFSBILD

GEOÖKOLOGIE IN FREIBERG

Geoökologinnen beschäftigen sich mit physikalischen, chemischen und biologischen Prozessen und deren Bedeutung für Ökosysteme. Im Gegensatz zu anderen in Freiberg angebotenen Geoberufen spielen in der Geoökologie Biowissenschaften und Bodenkunde, Atmosphären- und Klimaforschung eine große Rolle. Dazu kommen die Arbeit im Gelände und Labor und das Überwachen von Ökosystemen, z. B. mit Hilfe der satellitengestützten Fernerkundung. Geoökologinnen werden benötigt, um bei Eingriffen des Menschen in die Natur Umweltverträglichkeitsuntersuchungen durchzuführen, bei denen sie sowohl die betroffenen Tier- und Pflanzenarten erfassen als auch artgerechte alternative Lebensräume für die vertriebenen Lebewesen konzipieren oder vorschlagen.

Das Spektrum der Freiberger Geoökologie ist breit aufgestellt. Alle Umweltsphären von der Atmosphäre über die Biosphäre und Oberflächenwasser sowie Grundwässer sind Thema von Lehre und Forschung. Auch Kenntnisse im Umweltmanagement und Umweltrecht werden vermittelt. Freiberger Geoökologinnen werden zu hochkarätigen Wissenschaftlerinnen und nehmen verantwortliche Aufgaben im öffentlichen Dienst, bei Versicherungsunternehmen und in Industriebetrieben wahr. Sie beraten Landwirte und Bauunternehmen und überwachen behördliche Anordnungen zum Einhalten des gesetzlich garantierten Umweltschutzes.

Der Studiengang Geoökologie an der TUBAF bietet all dies. Meinen persönlichen Schwerpunkt setzte ich im Bereich Naturschutz auf die wesentlichen Faktoren, welche Vegetation und Tierwelt beeinflussen: auf »Nach dem Studium machte ich mich als Artexpertin selbBodenkunde (Pedologie) und Wasserkunde (Hydrologie). Nach dem Studium machte ich ständig, hüpfte bei 30 Grad im Schatten über voll besonnte mich als Artexpertin selbständig, hüpfte bei Wiesen und erfasste Schmetterlinge und Heuschrecken im 30 Grad im Schatten über voll besonnte Wie- Rahmen eines Artenmonitorings für das Landesamt für sen und erfasste Schmetterlinge und Heu- Umwelt Landwirtschaft und Geologie.« schrecken im Rahmen eines Artenmonitorings für das Landesamt für Umwelt Landwirtschaft und Geologie. Heute arbeite ich im behördlichen Naturschutz und achte auf Viel draußen sein zu können und dabei meinen eigenen die Einhaltung des Naturschutzgesetzes. Sollen Straßen oder Rhythmus leben zu dürfen, war ein guter Berufseinstieg. Einfamilienhäuser gebaut, Wiesen aufgeforstet oder Gebäude abgerissen werden, können Arten bzw. gesetzlich geschützte Nach zwei Jahren führte ich als Angestellte beim Leibniz-Institut Biotope betroffen sein. Ich beurteile, in wieweit es Alternativen für ökologische Raumentwicklung eine Zustandsanalyse zum gibt. Ich empfehle z. B. einen Straßenverlauf um wenige Meter Naturschutz in Sachsen durch. Meine tiefe Verwurzelung im zu verschieben oder eine Baumaßnahme in der vegetationsehrenamtlichen und Verbandsnaturschutz half mir hier sehr. freien Jahreszeit durchzuführen, um Tötungen, Beeinträchtigungen oder Zerstörung von Arten und Biotopen zu vermeiden. Die sichere Anwendung computergestützter Felderfassung und Datenverarbeitung bestimmen meinen heutigen Berufsalltag. Im Dialog mit den anderen Fachrichtungen ist mein querschnittsorientierter Studienabschluss als Geoökologin von Vorteil.

Bodenkundliches Bewässerungsexperiment.

Schwalbenschwanz

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DIE GEOPHYSIKERIN

JUDITH KIRCHNER

Du hast davon geträumt Entdecker zu werden? Das geht heute leider nicht mehr? Falsch! Geophysikerinnen sind moderne Entdecker. Sie gewinnen aus physikalischen Feldern oder Wellen Informationen über die Beschaffenheit des Erdinneren. Geophysik ist die Wissenschaft von der Physik der Erde. Mit Hilfe geophysikalischer Messgeräte registrieren Geophysikerinnen für menschliche Sinne oft nicht wahrnehmbare physikalische Felder. Diese Felder enthalten Informationen über Struktur und physikalische Eigenschaften der Erde, die wirtschaftlich von großem Interesse sind, z. B. für die Rohstofferkundung, den Tunnelbau oder für die Lösung von Umweltproblemen.

Messwagen zur Analyse der Ergebnisse einer geophysikalischen Messung

KLASSISCHES BERUFSBILD

MODERNES BERUFSBILD

Aufgabe der Geophysikerinnen ist es, jene Bereiche der Erde zu erkunden, die nicht direkt zugänglich sind. Dazu setzen sie vorwiegend zerstörungsfreie magnetische, elektrische oder gravimetrische Messverfahren ein. Die Geophysikerinnen entscheiden bevor sie mit der Erkundung beginnen, welche messbaren physikalischen Eigenschaften am besten Antwort auf die Frage des Auftraggebers geben. Sucht der z. B. Grundwasser, misst man die Leitfähigkeit im Boden. Eine Eisenerzlagerstätte verrät sich durch ihr Magnetfeld. Aus den gemessenen Daten entwickeln die Geophysikerinnen ein Modell, das die Verteilung von Gesteinen im Erdinneren zeigt. Das Modell muss so beschaffen sein, dass es das gemessene physikalische Feld möglichst gut erklärt.

Zielstellung bei solchen Erkundungsarbeiten ist es, ein möglichst realistisches Untergrundmodell aus den Felddaten abzuleiten, so dass z. B. Erdölbohrungen richtig platziert oder Störungszonen frühzeitig erkannt werden. Dazu muss ein Satz partieller Differentialgleichungen gelöst werden, wobei keine eindeutige Lösung existiert. Im Laufe der vergangen Jahre hat deshalb die Arbeit am Computer enorm an Bedeutung gewonnen, so dass mit Hilfe mathematischer und numerischer Verfahren hochauflösende Untergrundmodelle erstellt werden können. Da diese nur dann realistisch sind, wenn sie die richtigen physikalischen Parameter verwenden, haben auch Laborexperimente zur Bestimmung der physikalischen Gesteinsparameter an Bedeutung gewonnen.

Diplom-Geophysikerin

Unsere Aufgabe im Tunnelbau beinhaltet die Vorerkundung der Trasse vor Baubeginn und die vortriebsbegleitende Erkundung, damit sicherheitsrelevante Maßnahmen rechtzeitig ergriffen werden können. Die besondere Herausforderung hierbei ist, die große Datenmenge schnellstmöglich zu bearbeiten, denn beim Tunnelbau spielen zwei Faktoren eine Rolle: Die Sicherheit im Untergrund, um Menschen und Maschinen nicht zu gefährden, und ein zügiger Baufortschritt, um Projektzeit und -kosten nicht zu überschreiten.

Hubschrauber transportieren Messgeräte oder führen luftgestützte geophysikalische Messungen aus

Je nach Art des Untergrundes unter- Wir werden eigentlich auf jeder Baustelle freundlich begrüßt scheiden sich auch die möglichen und die Menschen helfen uns, wo sie nur können. Da das Gefahrenpotentiale, sodass wir derzeit Baustellenpersonal international ist und nicht alle Englisch zwei Vorauserkundungssysteme haben. sprechen, ist es auch nicht immer einfach sich zu verständigen. Das ISP (Integrated Seismic Prediction) Doch es ist erstaunlich, wie gut man sich mit Händen und kommt im Hartgestein zum Einsatz. Bei diesem Füssen verstehen kann. Verfahren wird durch einen Hammerschlag auf die Tunnelwand eine seismische Welle »Im Schneiderad zu stehen und das Gebirge direkt sehen erzeugt. Trifft sie im Gebirge auf ein Hindernis und anfassen zu können, zu hören wie es arbeitet – das ist – einen Dichteunterschied im Fels – kann durch mit das Genialste.« die reflektierte Welle eine „Antwort“ generiert werden. Stark geklüfteter Fels oder eine wassergefüllte Auf der Tunnelbohrmaschine zu stehen, während sich diese Kluft / Höhle werden so vorab erkannt. Das SSP (Sonic Soft- durch das anstehende Gebirge arbeitet – dieses Gefühl ist ground Probing) findet Anwendung im heterogenen Baugrund einfach unbeschreiblich. Die Zeit vergeht wie im Flug. Im (z. B. Sand, Kies) zur Detektion von Findlingen, Spundwänden Schneiderad zu stehen und das Gebirge direkt sehen und oder Schächten, da diese die Maschine beschädigen können. anfassen zu können, zu hören wie es arbeitet – das ist mit das Genialste. Abgesehen von den Baustelleneinsätzen arbeite ich im Büro. Dort werten wir die Daten von den einzelnen Baustellen aus, leisten Support, wenn eine Baustelle ein Problem meldet, und warten bzw. entwickeln die Systeme weiter.

Feldarbeiten in unwegsamem Gelände

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DIE GEOTECHNIKERIN

LIVIA PETZOLDT Diplom-Ingenieurin für Geotechnik und Bergbau, 1 Kind Von 2005 bis 2011 habe ich Geotechnik an der TU Bergakademie Freiberg studiert. Der Einstieg ins Berufsleben gelang mir direkt im Anschluss an das Studium.

Druckpresse für den Biegezugversuch im Hintergrund. Das Bruchmuster am Probenkörper wird untersucht.

Hält der Staudamm bei Hochwasser? Wie groß müssen Grubenpfeiler sein, damit ein Bergwerk sicher ist? Wie muss ein Eisenbahntunnel verschalt werden, um funktional und sicher zu sein?

Drei Tage nach der Diplomverteidigung hatte ich meinen ersten Arbeitstag bei der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) in Hamburg. Die BAW ist eine technisch-wissenschaftliche BundesScherversuch an einem Geogitter. Es wird geschaut, oberbehörde im Geschäftsbereich des wie sich das Geogitter unter Belastung verhält. Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. Sie berät die Dienststellen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung beim Aus- und Neu- »Zu meinen Aufgaben als verantwortliche Projektleiterin gehöbau, beim Betrieb und der Unterhaltung der ren die Planung, Durchführung und Auswertung von LaborunterBundeswasserstraßen (z. B. Kanäle, Flüsse suchungen und Naturmessungen. Aber auch das Erstellen von und Schleusen). In diesem Zusammenhang Computermodellen, die die gewonnenen Messdaten beinhalführt die BAW auch praxisorientierte Forten, oder das Präsentieren der neusten Forschungsergebnisse schungs- und Entwicklungsprojekte (FuE) auf Kolloquien und Konferenzen sind Teil meiner Arbeit. « durch. Meine Hauptaufgabe ist die Bearbeitung eines solchen FuE-Projektes, das sich mit Deckwerken an Seeschifffahrtsstraßen beschäftigt. Als Deckwerk wird die äußere Schicht von Uferbauwerken bezeichnet, die dem Schutz der Böschung vor Erosion dient. Zu meinen Aufgaben als verantwortliche Projektleiterin gehören die Planung, Durchführung und Auswertung von Laboruntersuchungen und Naturmessungen. So wurden im Rahmen des Projektes Versuche mit Wasserbausteinen in einer Strömungsrinne oder Messungen der hydraulischen Einflussgrößen (Wellen und Strömungen) auf das Deckwerk mit autarken Strömungs- und Wasserdrucksonden an der Elbe durchgeführt. Aber auch das Erstellen von Computermodellen, die die gewonnenen Messdaten beinhalten, oder das Präsentieren der neusten Forschungsergebnisse auf Kolloquien und Konferenzen sind Teil meiner Arbeit. Neben der Arbeit am FuE-Projekt bin ich außerdem an der Projektarbeit beteiligt. Dies beinhaltet die Beratung der Wasser- und Schifffahrtsämter zu geotechnischen Fragestellungen, z. B. in Form von Stellungnahmen oder Gutachten.

Fast alle Bauwerke werden in Gesteine, Fels oder Lockergestein, gebaut. Die Beschaffenheit des geologischen Untergrundes beeinflusst wesentlich, wie haltbar die Bauwerke sind. Geotechnikerinnen befassen sich mit der Frage, wie der geologische Untergrund mit Bauwerken interagiert und unter welchen Bedingungen er für die Aufnahme eines Bauwerkes geeignet ist.

KLASSISCHES BERUFSBILD

MODERNES BERUFSBILD

Geotechnikerinnen erkunden, beurteilen und klassifizieren Boden und Gebirge im Vorfeld von Baumaßnahmen. Dazu bestimmen sie gesteinsmechanische Eigenschaften und Stoffgesetze im Gelände und Labor. Auf Grundlage dieser Untersuchungen konzipieren sie Tunnel, Stollen, Stauseen, Dämme, Böschungen und Bergwerke. Sie treffen Aussagen, welche Dimension ein Bauwerk haben muss, mit welchen Verfahren es gebaut werden darf und ob die Tragfähigkeit oder Standsicherheit des Untergrundes künstlich verbessert werden muss, z. B. durch Verankerungen, Spritzbeton oder Geokunststoffe. Auch die Überwachung fertiggestellter Bauwerke fällt in den Aufgabenbereich der Geotechnikerinnen. Ihre fachlichen Grundlagen sind Boden- und Felsmechanik sowie Ingenieurgeologie.

Während die Geotechnikerinnen ihre Entscheidungen früher auf Näherungslösungen und Erfahrungswerte gründeten, stehen heute moderne numerische Methoden zur Verfügung, mit deren Hilfe auch für komplexe Bauwerke deren statische und dynamische Belastung berechnet werden kann. Mit Hilfe der Computersimulationen können schnell und preiswert verschiedene Szenarien der Bauausführung getestet werden, so dass das Urteil der Geotechnikerin heute viel fundierter ausfällt. Damit ist die Geotechnik zu einem familienfreundlichen Beruf geworden, der flexible Arbeitszeiten und -plätze zulässt und kaum noch mit körperlichen Belastungen verbunden ist. Geotechnikerinnen arbeiten in Ingenieurbüros, Firmen des Bauwesens und Bergbaus, in Ämtern und wissenschaftlichen Einrichtungen.

Dauerlastversuchsstand mit Salzprobe, die sich unter Belastung deformiert. In den Ringen sind Wegmesser enthalten.

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INGENIEURIN FÜR TIEFBOHRTECHNIK, ERDGAS & ERDÖLGEWINNUNG (PETROLEUMINGENIEURIN)

Erdölbohrplattform in der Nordsee.

Die Hälfte des Welt-Energieaufkommens wird von Erdöl und Erdgas bestritten. Das wird auch in den nächsten 30 Jahren so bleiben. Zudem gilt Erdöl als einer der wichtigsten Grundrohstoffe verschiedenster Industriezweige und ist aus unserem täglichen Leben nicht mehr weg zu denken. Erdöl und Erdgas werden gewonnen, indem man mehrere Kilometer tiefe Bohrungen in den Untergrund vortreibt und die Rohstoffe durch die entstandenen Bohrlöcher zu Tage fördert. Sowohl die Herstellung der Bohrung als auch die Förderung sind technisch anspruchsvolle Prozesse, die nur unter Einsatz hochmoderner Technologien wirtschaftlich zu bewerkstelligen sind.

KLASSISCHES BERUFSBILD

MODERNES BERUFSBILD

Petroleum-Ingenieurinnen befassen sich mit der Förderung von Erdöl und Erdgas, den wichtigsten Rohstoffen für unsere Gesellschaft überhaupt. Der Begriff Petroleum-Ingenieurin ist eine Sammelbezeichnung für Tiefbohr-, Förder- und Lagerstätteningenieurinnen. Alle drei Berufsgruppen arbeiten eng zusammen. Tiefbohringenieurinnen beschäftigen sich mit der Planung von Tiefbohrungen und Bohrlochmessungen, sie überwachen die Bohr- und Messarbeiten. Förderingenieurinnen planen die Förderausrüstungen für Erdöl- und Erdgasbohrungen, nehmen die Bohrung in Betrieb und beaufsichtigen die Aufbereitungsanlagen, sie analysieren und optimieren das Förderverhalten der Bohrung und veranlassen Reparatur- oder Wartungsarbeiten. Lagerstätteningenieurinnen erstellen Lagerstättenmodelle, simulieren Förderverläufe, erstellen Förderprognosen und wählen Verfahren zur Verbesserung der Ausbeute aus.

Petroleum-Ingenieurinnen nutzen viele innovative Methoden der Mess- und Computertechnik, um die Erdölgewinnung zu optimieren. Numerische Simulationen helfen die räumliche Verteilung der Lagerstätteneigenschaften zu modellieren sowie die Bohrungen optimal in der Lagerstätte zu platzieren und abzuschätzen, welche Bohrwerkzeuge benötigt werden. Sensoren in der Bohrgarnitur liefern Aussagen über den Zustand des Bohrwerkzeuges aber auch über die physikalischen Eigenschaften des durchbohrten Gesteins und erfordern aufwändige Methoden der Datenübertragung. Zur Optimierung des Entölungsgrades kommen sogenannte Enhanced Oil Recovery-Methoden zum Einsatz, die aufgrund physikalischer, chemischer und/ oder mikrobieller Vorgänge dazu beitragen, die Ausbeute von Lagerstätten zu erhöhen.

PRISKA LANGE Diplom-Ingenieurin für Geotechnik und Bergbau Während meines Studiums Geotechnik und Bergbau spezialisierte ich mich in dem Bereich Tiefbohrtechnik, Erdgas- und Erdölgewinnung. Neben ingenieur- und geowissenschaftlichen Grundlagen wurde Wissen rund um die Bohrtechnik, Lagerstättenlehre und Produktion von Kohlenwasserstoffen vermittelt.

Druckpresse mit Versuchszelle, bei der Temperaturen und Umgebungsdruck variiert werden können.

Mein Berufsleben startete ich daraufhin im Absolventenprogramm der Wintershall Holding GmbH im Bereich Bohrtechnik. In diesem Programm werden wir in den ersten zwei Berufsjahren in verschiedenen Lokationen eingesetzt, um auf Bohranlagen praktische Erfahrungen zu sammeln. Zugleich absolvieren wir ein Kompetenzprogramm mit Weiterbil- rung und dem Testen eines Bohrlochs zur Erdöl- oder Erdgasdungen, die auf die speziellen Bereiche der gewinnung sowie dem Betrieb einer Bohranlage auf See Bohrtechnik eingehen und eine Grundlage für unsere spätere zusammenhängen. Immer zwei Wochen lang lebte und arbeiArbeit bilden. Dazwischen unterstützen wir für einige Tage im tete ich auf der Offshore Einrichtung im Schichtbetrieb. Büro die Bohringenieure in der Planung, »Die internationale Atmosphäre und das technisch Durchführung oder Auswertung aktueller Bohrprojekte. Genau diese Tätigkeit wird anspruchsvolle Umfeld fand ich unglaublich spannend. Und nach dem Einstiegsprogramm unsere Haupt- wer kann schon behaupten einmal mit dem Hubschrauber aufgabe sein. auf die Arbeit geflogen zu sein!« In meinem ersten Jahr wurde ich in der holländischen Niederlassung eingesetzt. Dort verbrachte ich einen Großteil meiner Zeit auf Offshore Bohranlagen und stand dem Bohrungssupervisor tatkräftig zur Seite. Bei der Überprüfung von angeliefertem Material, der Anfertigung von Tagesberichten, Logistik- und Einbaulisten, der Überwachung von Drucktests und speziellen Operationen bekam ich detaillierte Einblicke in die kleinsten Abläufe, die mit dem Bohren, der Komplettie-

Am Hubschrauberlandeplatz einer Bohrplattform

Dort traf ich Menschen aus vielen Ländern der Welt und lernte die verschiedensten Aufgabenbereiche kennen, die mit der Tiefbohrtechnik und der gesamten Offshore Industrie verbunden sind. Die internationale Atmosphäre und das technisch anspruchsvolle Umfeld fand ich unglaublich spannend. Und wer kann schon behaupten einmal mit dem Hubschrauber auf die Arbeit geflogen zu sein!

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SOPHIE PEYSA

DIE MARKSCHEIDERIN

Diplom-Ingenieurin und Assessorin des Markscheidefaches, 2 Kinder Nach dem Abitur habe ich in Freiberg „Markscheidewesen und Geodäsie” studiert. Ich wollte Vermessung studieren und wusste ganz ehrlich nicht, was Markscheidewesen ist. Umso größer war die Überraschung, dass sich wirklich ein interessantes Fachgebiet hinter diesem Begriff verbirgt. Parallel zum Studium habe ich die Beflissenenausbildung beim Sächsischen Oberbergamt gemacht. Dazu müssen 200 Tage Praktikum im Bergbau absolviert werden. Diese Ausbildung ist Voraussetzung für die Referendarinnenausbildung, ohne die man keine anerkannte Markscheiderin werden kann.

Polygonzugmessung unter Tage mit optischem Messgerät, das auf einen Vermessungsfixpunkt zielt.

Du fragst Dich, wie Bergleute in den Tiefen der Erde zu wertvollen Lagerstätten finden? Es hat Dich schon immer fasziniert, wie man beim Tunnelbau an der richtigen Stelle herauskommt? Mit Hilfe der Markscheiderinnen! Die Markscheidekunde ist eine Ingenieurdisziplin, die zwischen Geodäsie, Bergbau und Geologie angesiedelt ist. Sie umfasst die für den Bergbau auszuführenden Messungen und deren Verarbeitung und bildet die Grundlage für den geordneten Grubenbau. Während im übertägigen Bereich heute modernste Messtechnik, wie GPS-Messungen und Fotogrammmetrie eingesetzt werden, werden unter Tage teilweise noch optisch-mechanische Messgeräte verwendet.

KLASSISCHES BERUFSBILD

MODERNES BERUFSBILD

Die Markscheiderinnen wenden die Methoden der Geodäsie, also der Erdvermessung, im Bergwerk an und stellen ihre Erkenntnisse über die Raumlage der Lagerstätte und Grubenbaue sowie von Klüften und Gängen im Risswerk dar. In Deutschland muss nach dem Bundesberggesetz in jeder Grube ein Risswerk, bestehend aus Karten, Plänen und Handbüchern, geführt werden. Darüber hinaus erstellen die Markscheiderinnen zusätzliche betriebliche Unterlagen für das Bergwerk, zum Beispiel Zuschnittsplanungen und Vorratsbewertungen. Die Markscheiderinnen sind für die Sicherheit im Bergwerk verantwortlich. Sie müssen staatlich anerkannt sein, um ihre verantwortungsvolle Aufgabe ausführen zu dürfen, die Rohstoffgewinnung effektiv, umweltschonend und sicher zu planen.

Datenerfassung, -auswertung, Modellierung und animierte 3D-Visualisierung im Bereich der Energie- und Rohstoffwirtschaft sind Kernaufgaben der Markscheiderinnen von heute. Für ihre vielfältigen unter- und übertägigen Arbeiten nutzen sie moderne Messgeräte, Geoinformationssysteme aber auch Methoden der Satellitenfernerkundung. In den letzten Jahren hat die Beurteilung der Einwirkungen des Bergbaus auf die Umwelt immer größere Bedeutung gewonnen. Mit Hilfe von Simulationsprogrammen prognostizieren Markscheiderinnen die zu erwartenden Auswirkungen der Rohstoffgewinnung auf Mensch und Natur. Die Markscheiderinnen sind zu Fragen des Abbaus und der Bergschäden Ansprechpartner für Unternehmen und bergbaugeschädigte Haus- und Grundbesitzer.

Richtungsmessung am Schachtbereich eines Bergwerks

»Ich wollte Vermessung studieren und wusste ganz ehrlich nicht, was Markscheidewesen ist. Umso größer war die Überraschung, dass sich wirklich ein interessantes Fachgebiet hinter diesem Begriff verbirgt.« Ab 2005 war ich Referendarin des Markscheidefachs und lernte die berg- und verwaltungsrechtlichen Aspekte meines Berufes kennen. Nach dem 2. Staatsexamen begann ich 2007 für die Kupferschiefer Lausitz GmbH zu arbeiten, die Kupfererzvorräte in der Lausitz erkundet. Anfänglich kümmerte ich mich um alle ingenieurtechnischen Belange und die Erkundung der Lagerstätte, später bekam ich immer mehr Kollegen und mein Aufgabenfeld konzentrierte sich auf die behördlichen Genehmigungsverfahren. Leider hat die Kupferpreisentwicklung das Projekt, in der Lausitz Kupfererze abzubauen, stark „ausgebremst”. Seit 2012 bin ich Werksmarkscheiderin bei der Südwestdeutschen Salzwerke AG. Hier leite ich die Markscheiderei, bin verantwortlich für das Risswerk und muss regelmäßig unter Tage Richtungsangaben für den Abbau und Abbaukammern vermessen. Weiterhin gehören zu meinen Aufgaben Abbauplanung, Verfüllplanung sowie das Monitoring der Tagesoberfläche, des Grubengebäudes und der Sprengerschütterungen. Da ich im „Messtrupp” unter Tage arbeite und Richtungsangaben an die Decke des Abbaus hänge, musste ich noch den Staplerführerschein machen. Auch eine interessante Erfahrung! Meine männlichen Kollegen haben sich nach anfänglichen kritischen und ungläubigen Blicken daran gewöhnt, dass eine Frau mit ins Bergwerk einfährt. Seit September 2011 bin ich ehrenamtlich Schatzmeister im Vorstand des Deutschen Markscheider Vereins e.V.

Erfassung der Werte aus einer manuellen Richtungsmessung

Abstecken von Bohransatzpunkten für einen Bohrwagen auf einer Tunnelbaustelle

Neigungsmessung mit Gradbogen und Lot

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DIE MINERALOGIN Gesteine und ihre Bestandteile, die Minerale, dienen uns als Werkstoffe, Rohstoffe für die Erzgewinnung und Baumaterial. Doch Gesteine existieren nicht ewig, sie nehmen an einem ständigen Kreislauf von Verwitterung, Ablagerung, Aufschmelzung und Kristallisation teil. Die Mineralogie erkundet den stofflichen Aufbau der festen Erde. Sie beschäftigt sich mit den Eigenschaften, der Struktur, der Entstehung und Umwandlung der Minerale und Gesteine. Dabei vereint sie Physik, Chemie und Geowissenschaften, indem sie sowohl die Kristallstruktur als auch die chemischen Bestandteile der Minerale betrachtet.

Mikroskopische Untersuchung von Gesteinsproben mit digitaler Bildverarbeitung

Um Mineralproben aufzulösen, müssen diese häufig in säuredichten Behältern tagelang erhitzt werden

Uranglimmer

JASMARIA WOJATSCHKE Master of Geosciences, Vertiefungsrichtung Mineralogie Das Studium der Geologie mit Vertiefung in die Mineralogie hat mir aufgrund seiner Praxisnähe sehr viel Freude bereitet. Seit meinem Studium habe ich den Spagat zwischen beiden Disziplinen beibehalten, denn mich interessieren mineralogische Fragestellungen, die einen starken Bezug zur Geologie haben. Mikroskopisch kleine Tonminerale in einer geologischen Störungszone.

Mikroskopische Untersuchung von Gesteinsproben mit digitaler Bildverarbeitung

KLASSISCHES BERUFSBILD

MODERNES BERUFSBILD

Mineraloginnen nehmen im Gelände Gesteinsproben und analysieren diese mit mineralogisch-chemischen Methoden. Sie führen auch Experimente durch, welche die Umwandlung von Mineralen bei hohen Drücken, Temperaturveränderungen und Verwitterung untersuchen. Dabei betrachten sie grundsätzliche Fragen der Mineral- und Gesteinsumwandlung: Wie entstehen Schmelzen und Kristalle? Unter welchen Bedingungen werden Minerale instabil? Welche chemischen Elemente werden zuerst frei gesetzt, welche zurückgehalten? Solche Untersuchungen werden genutzt, um Lagerstätten zu erkunden, die Erzgewinnung zu maximieren und um Minerale mit bestimmten Eigenschaften technisch zu nutzen, z. B. für Hochleistungswerkstoffe, in der optischen Industrie oder zur Abdichtung von Abfalldeponien.

Den Mineraloginnen stehen heute Hightech-Geräte wie Elektronenmikroskope oder Röntgendiffraktometer zur Verfügung. Deshalb erfordert ihr Beruf technisches Verständnis für die Maschinen und handwerkliches Geschick zur Probenbearbeitung. Technische Entwicklungen, z. B. in der Halbleiterindustrie und Mikroelektronik, stellen Mineraloginnen vor neue Aufgaben. So müssen neue Stoffe, wie z. B. Lithium und seltene Erden, erkundet und gewinnbar gemacht werden. Fragen der Umweltmineralogie, z. B. ob Gesteinsstäube giftig sind und wie sie in Boden und Wasser transportiert werden, müssen ebenfalls betrachtet werden. Auch die Entwicklung leistungsfähiger Prozessoren aus gezüchteten Kristallen fällt in das Aufgabengebiet der Mineraloginnen.

Momentan untersuche ich Tonminerale in StöDie Farbkodierung zeigt nicht verbundene Mineralpartikel an rungszonen, die u. a. für Erdbeben und Bewegungen von Flüssigkeiten im Untergrund, z. B. Erdöl, mitverantwortlich sind. Finanziert wurde ich zunächst aus Pro»Es ist immer wieder spannend und begeisternd, Tonminerajektgeldern zwischen der Universität Greifswald und der Central European Petroleum le, die zum Teil kleiner als die Dicke eines menschlichen (CEP, Kanadisch-Deutsche Öl-Firma). Nach Haares sind, im Rasterelektronenmikroskop abzubilden und Ablauf der Projektlaufzeit bin ich momentan damit einen Beitrag zu leisten, um gewaltige Prozesse wie als wissenschaftliche Hilfskraft angestellt und die Entstehung von Erdbeben besser zu verstehen.« arbeite parallel als Selbstständige für das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklen- Lage der Minerale und der Porenräume rekonstruiert, um burg-Vorpommern. Rückschlüsse auf neu gebildete Minerale und Fluidtransportwege ziehen zu können. Es ist immer wieder spannend und Um herauszufinden, welche Tonminerale sich in einem begeisternd, Tonminerale, die zum Teil kleiner als die Dicke Gestein befinden, nutze ich ein Röntgendiffraktometer. Unter- eines menschlichen Haares sind, im Rasterelektronenmikroskop stützend verwende ich ein Rasterelektronenmikroskop, aus- abzubilden, und damit einen Beitrag zu leisten, um gewaltige gerüstet mit einem fokussierten Ionenstrahl. Hiermit kann ich Prozesse wie die Entstehung von Erdbeben besser zu verstehen. Proben in dünne Scheiben schneiden und aus den Aufnahmen (Bildern und chemischen Analysen) dreidimensionale Abbil- Auch wenn es zeitweise nicht einfach werden kann eine dungen erstellen. In diesen Bildern werden anschließend die durchgehende Anstellung zu finden, lohnt sich das Studium der Mineralogie, besonders wenn man sich stark für Forschung und Entwicklung begeistert.

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STUDIENGÄNGE IN GEOWISSENSCHAFTEN & GEOINGENIEURWESEN AN DER TU BERGAKADEMIE FREIBERG Hat Dich einer der vorgestellten Berufe begeistert? Dann kommt ein Studium an der Fakultät für Geowissenschaften, Geotechnik und Bergbau an der TU Bergakademie Freiberg in Frage. Bei der Ausbildung unserer Studenten legen wir großen Wert darauf, fundierte theoretische Grundlagen zu vermitteln, mit deren Hilfe die Absolventen die Herausforderungen des Berufes meistern können. Aber auch Praxisnähe ist uns wichtig, so dass das Studium zahlreiche Praktika in universitären Einrichtungen und Industriebetrieben vorsieht.

Weiterführende Informationen findest Du: › auf unserer Webseite unter: tu-freiberg.de/studium/studienangebot/studiengaenge › bei unserer Studienberatung: TU Bergakademie Freiberg Dekanatsrätin Andrea Docekal Gustav-Zeuner-Straße 12 09599 Freiberg Tel: +49 3731 39-2059 E-Mail: [email protected] sowie bei unseren Tagen der offenen Tür im Januar und Mai / Juni.

Im Folgenden siehst Du eine Übersicht der angebotenen Studiengänge:

GEOTECHNIK UND BERGBAU

Diplom-Studiengang, 9 Semester Regelstudienzeit

Vertiefungsrichtungen: › Bergbau/Tagebau › Geotechnik › Spezialtiefbau › Tiefbohrtechnik, Erdgas- und Erdölgewinnung

GEOLOGIE /MINERALOGIE

Bachelor- und Masterstudiengang, 6 + 4 Semester Regelstudienzeit

Vertiefungsrichtungen: › Hydrogeologie/Ingenieurgeologie › Lagerstättenlehre › Mineralogie › Paläontologie/Stratigraphie › Sedimentologie/Vulkanologie

MARKSCHEIDEWESEN UND ANGEWANDTE GEODÄSIE

Bachelor- Diplom-Studiengang, 10 Semester Regelstudienzeit

GEOPHYSIK UND GEOINFORMATIK

› Tektonophysik/Geochronologie

Bildnachweis: branislavpudar (shutterstock): S. 2 (mitte links) Carsten Drebenstedt: S. 7 (oben & unten rechts) Ines Görz: S. 11 (unten), S. 13 (oben) Olaf Hellwig: S. 16, S. 17 (unten) Martin Herbst: S. 17 (oben), S. 23 (drittes von oben) Tommy Kästner: S. 15 (unten rechts)

GEOÖKOLOGIE

Kite_rin (shutterstock): Cover

Bachelor- und Masterstudiengang, 6 + 4 Semester Regelstudienzeit

Moritz Kliche: S. 6, S. 8

Vertiefungsrichtungen:

Jürgen Lösel: S. 13 (unten links), S. 25 (oben mitte), S. 27

› Flussgebietsmanagement

Priska Lange: S. 20, S. 21 (unten)

Bachelor- und Masterstudiengang, 6 + 4 Semester Regelstudienzeit

› Klima und Umwelt › Umwelt- und Geobiotechnologien

Detlef Müller: S. 5, S. 10, S. 11 (oben), S. 12, S. 13 (unten rechts), S. 14, S. 15 (oben & unten links), S. 18, S. 19 (beide), S. 21 (oben), S. 23 (oben, zweites von oben & unteres), S. 24, S. 25 (oben links & oben rechts)

Vertiefungsrichtungen:

› Wasserwirtschaft

TUBS (Wikimedia Commons): S. 9 (beide)

› Geoinformatik

› Ökosystem- und Landschaftsmanagement

Claudia Vejrazka: S. 7 (unten links)

› Geophysik

Jörg Wittig: S. 22 Jasmaria Wojatschke: S. 25 (unten)

Holzmodelle von Mineralkristallen

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