Besuchsdienst leiten - Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste

January 19, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Besuchsdienst leiten – Eine Textsammlung aus der Qualifizierung für ehrenamtliche Besuchsdienstleitungen 2014 Im Rahmen des Projektes Seelsorge im Alter, Dr. Joachim Rückle in Zusammenarbeit mit Projekt Ehrenamt fördern mit System, Brunhilde Clauß Seminar für Seelsorge-Fortbildung, Jochen Schlenker Amt für missionarische Dienste, Wolfgang Fuchs Inhalt: 1. Leitungsaufgaben im Besuchsdienst 2. Besuchsdienstkonzeption 3. Seelsorge und Selbstsorge 4. Ehrenamtskoordination 5. Ehrenamt im Wandel 6. Ehrenamt und Besuchsdienst 7. Bausteine zur Gewinnung Ehrenamtlicher 8. Zum Umgang mit Konflikten 9. Spiritualität in der Besuchsdienstgruppe 10. Fortbildung organisieren 11. Organisation und Delegation

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Leitungsaufgaben im Besuchsdienst 1. Klärung der Ziele (Konzeption, Weiterentwicklung) Mögliche Ziele sind: a) Mitgliederpflege b) Kontaktpflege / Teilhabe c) Diakonische / seelsorgliche Zuwendung d) das Evangelium weitergeben Eng damit verbunden sind die Personengruppen, die besucht werden sollen: a) Geburtstagsjubilare, Neuzugezogene b) Menschen, die den Wunsch nach gelegentlichen Besuchen äußern c) Hilfe- und pflegebedürftige Menschen, die über längere Zeit begleitet und regelmäßig besucht werden d) Goldene KonfirmandInnen, einmalige Besuchsaktionen im Zusammenhang von Veranstaltungen … Von der Zielsetzung hängt außerdem ab, wer für entsprechende Besuche geeignet ist, wie Besuche gestaltet werden und wie oft sie stattfinden und schließlich welche Fortbildungen dafür erforderlich sind. Zu klären ist häufig auch, wer nicht besucht wird, bzw. was nicht Aufgabe des Besuchsdienstes ist, z.B. Betreuung, Hilfe im Haushalt, pflegerische Hilfen. Häufig sind entstehende Probleme oder erkennbare Bedarfe der Anlass zu einer Klärung oder Präzisierung der Ziele. Z.B. wenn neue Ehrenamtliche gebraucht werden oder wenn Anfragen von Angehörigen oder anderen Initiativen kommen. Das Leitungsteam (in der Regel bestehend aus Haupt- und Ehrenamtlichen) prüft, wie weitreichend die zu klärenden Fragen sind und wie ein entsprechender Klärungsprozess gestaltet werden kann. Wichtig ist es zu umreißen, wie viel Spielräume die einzelnen Ehrenamtlichen selbst haben. Das Prinzip sollte hier sein: Ehrenamtliche machen solche Besuche, die am ehesten ihren jeweiligen Zielen, Möglichkeiten und Fähigkeiten entsprechen. Die verschiedenen Ziele der Besuchsdienstarbeit haben ihr je eigenes Recht und ergänzen sich in der Regel.

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Reader Qualifizierung Besuchsdienstleitung 2. Gewinnung und Begleitung von Ehrenamtlichen Die Gewinnung und Begleitung von Ehrenamtlichen setzt voraus, dass die wesentlichen Ziele geklärt sind. Sonst ist es z.B. gar nicht möglich, ein Anforderungsprofil für Ehrenamtliche zu erstellen oder Inhalt, Form und Umfang von Fortbildung zu bestimmen. Die Gewinnung neuer Ehrenamtlicher ist eine anspruchsvolle Aufgabe und sollte nicht zufällig durch einzelne Besuchsdienstmitarbeitende geschehen. Zu prüfen ist z.B., ob es eine kontinuierliche Anfrage zur Mitarbeit oder eine größer angelegte Aktion geben sollte. Weitere Fragen sind: - Wie wird in der Öffentlichkeit geworben? - Gibt es eine Eingangsschulung? - Welche Unterstützungsangebote gibt es für Interessierte als Entscheidungs- und Einstiegshilfe? - Können sich alle Interessierten melden oder werden gezielt geeignete Personen angefragt? Und durch wen? Wer entscheidet am Ende über die Auswahl? - Gibt es regelmäßige Gespräche mit den Ehrenamtlichen und wer führt sie? - Wie sieht hier jeweils die Aufgabenteilung zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen aus? Eine wichtige Aufgabe besteht auch darin, die Bedeutung des eigenen Glaubens für die Besuche aufzuzeigen. Hier geht es auch um die Klärung der eigenen Motivation, der jeweiligen Ziele und der dazu nötigen Haltungen und Einstellungen. Wie kann diese Dimension angesprochen bzw. eingeübt werden?

3. Kommunikation / Öffentlichkeitsarbeit / Vernetzung a) Kommunikation - Welche Informationen brauchen Ehrenamtliche? - Wo können sich Ehrenamtliche austauschen oder Informationen einholen? - Wer ist für welche Themen Ansprechperson? b) Öffentlichkeitsarbeit Die Besuchsdienstarbeit ist auf Bekanntheit angewiesen. Viele Menschen haben zurecht große Vorbehalte gegenüber Haustürkontakten. Ein kirchlicher Besuchsdienst, der den meisten Gemeindegliedern bekannt ist, genießt bei vielen Menschen einen Vertrauensbonus. Wichtig ist Öffentlichkeit bei der Gewinnung neuer Ehrenamtlicher. Öffentlichkeit ist auch im Zusammenhang von Gottesdiensten oder anderen auch kommunalen Veranstaltungen gegeben. Je bekannter und anerkannter ein Besuchsdienst ist, desto leichter öffnen sich die Türen für die Ehrenamtlichen c) Vernetzung Vernetzung heute immer wichtiger, insbesondere wenn es um mehr als um Mitgliederpflege gehen soll. Vernetzung macht aber nur Sinn, wenn klar ist, welchen

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Reader Qualifizierung Besuchsdienstleitung Mehrwert die Zusammenarbeit mit anderen Partnern bietet, z.B. im Bereich von Fortbildungen, Gewinnung neuer Ehrenamtlicher oder der Öffentlichkeitsarbeit. Mögliche Partner sind: Andere Kirchengemeinden, diakonische Dienste und Einrichtungen, Ökumene, andere Vereine und Initiativen, Kommune.

4. Organisation und Delegation Leitung heißt gerade nicht, sich selbst um alles kümmern zu müssen. Leitung heißt vielmehr zu überlegen und zu klären, wer welche Aufgaben übernehmen kann. Das gilt insbesondere für die vielen praktischen Dinge, die organisiert werden müssen. Z.B. Organisation der Adressen, Auswahl und Verteilung von kleinen Geschenken / Briefen … Leitung ist verantwortlich dafür, dass Zuständigkeiten geklärt und bekannt sind und dass Dinge so einfach und klar wie möglich sind.

5. Konflikte und Probleme bearbeiten Konflikte und Probleme gehören dazu. Zum einen ist es wichtig, Probleme zu vermeiden. Zum anderen sind Konflikte notwendig und eine große Chance, wichtige Klärungen vorzunehmen. Problematisch ist, wenn Konflikte unter der Decke gehalten werden (weil man unter Christen ja nicht streitet). Sie können dann auch nicht bearbeitet werden. Leitung hat die Aufgabe, Konflikte frühzeitig zu erkennen, zu klären, worum es überhaupt geht und wie man zu einer guten Lösung kommen kann. Konflikte und Probleme entstehen meist dann, wenn … - gemeinsame Regeln nicht eingehalten werden - es gegensätzliche Ziele gibt oder Prioritäten unklar sind - vorhandene Gaben und Möglichkeiten nicht den Aufgaben entsprechen oder umgekehrt - einzelne Ehrenamtliche von anderen nicht akzeptiert sind

Raster für ein Besuchsdienstkonzept Vorbemerkung: Fettgedruckte Elemente sollten in jedem Fall Teil eines Besuchsdienstkonzeptes sein. Eine Konzeption darf nicht zu detailliert sein. Als Faustregel kann gelten: Nicht mehr wie zwei normal bedruckte Seiten. Mündlich sollte es möglich sein, das Konzept in fünf Minuten vorzustellen. Gerade im Blick auf die Verständigung mit möglichen Kooperationspartnern kann es sehr hilfreich sein, bestimmte Dinge bewusst offen zu lassen oder mögliche Alternativen zu benennen. Teil eines Konzeptes kann auch sein, Entwicklungsmöglichkeiten zu benennen. Das Raster kann auch als Planungsinstrument genutzt werden, insbesondere mit der Rubrik Bemerkungen, wo festgehalten werden kann, was von wem bis wann zu erledigen oder zu klären ist. Entsprechend der Anzahl solcher Bemerkungen können die einzelnen Punkte in eine zeitlich geordnete To-do-Liste übertragen werden.

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1. 2. 3. 4.

Was Name Träger Weitere Träger Ziele

5.

Zielgruppen

6.

Kooperationspartner

7.

Leitung / Leitungsteam

8.

Gewinnung neuer EA

9.

Begleitung und Schulung der EA

10.

Einbeziehung bisheriger EA im Besuchsdienst

11.

Öffentlichkeitsarbeit

Beispiel Besuchsdienst Altendorf Kirchengemeinde Altendorf Kathol. Kirchengemeinde Altendorf Begleitung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen - Hilfe- und pflegebedürftige Menschen, die zuhause oder im Pflegeheim leben. - Trauernde - vorerst keine Menschen mit starken psychischen Beeinträchtigungen VHS: Fortbildungen Kommune: Öffentlichkeitsarbeit Ev. Erwachsenenbildung: Fortbildungen Ambulante Dienste (DSS): Vermittlung Pflegeheim: Vermittlung, Ehrenamtliche - Diakonin N.N.: Vertretung nach außen, Kooperationen und Vernetzung, Gewinnung Ehrenamtlicher, Organisation Schulung - Frau N.N.(EA) Vermittlung der Besuche, Einführung und Begleitung der EA - Pfarrer N.N.: Vernetzung, Gewinnung Ehrenamtlicher, Seelsorge - öffentliche Werbung - gezielte Ansprache - Informationsabend - 2 Schulungsabende - Individuelle Klärung: wer kommt in Frage, welche Besuche, Einarbeitung - gegenseitige Vereinbarung - Gewinnung EA als kontinuierliche Aufgabe - jährliche Gespräche mit EA - verbindliche Gruppe zum Austausch - Fortbildungen - intensiver Erfahrungsaustausch - frühe Einbeziehung - Klärung, was gemeinsam geht und was in verschiedenen Gruppen sinnvoll ist. - Kirchengemeinde: Gemeindebrief, Gottesdienst - Tageszeitung - Mitteilungsblatt der Gemeinde

Bemerkungen

Vereinbarung KGR 12.6.2014 Beschlossen im KGR 12.6.2014

Abhängig von noch zu gewinnenden Ehrenamtlichen. Vorzugsweise regelmäßige Besuche durch eine Bezugsperson.

Absprachen durch Diakonin N.N. bis 10.2014

Genaue Aufgabenteilung erfolgt durch Absprache der drei Mitglieder des Leitungsteams und wird schriftlich festgehalten und im KGR und in der Besuchsdienstgruppe kommuniziert. Bis 12.2014

Leitungsteam erarbeitet dafür bis 12.2014 eigenes Konzept, Durchführung der Schulung bis 5/2015 Start der neuen Gruppe 9/2015

Genauere Klärung zusammen mit allen EA

Leitungsteam

Leitungsteam

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Raster Besuchsdienstkonzeption Stichworte 1.

Name

2.

Träger

3.

Weitere Träger

4.

Ziele

5.

Zielgruppen

6.

Kooperationspartner

7.

Leitung / Leitungsteam

8.

Gewinnung neuer EA

9.

Begleitung und Schulung der EA

10.

Einbeziehung bisheriger EA im Besuchsdienst

11.

Öffentlichkeitsarbeit

Bemerkungen

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Seelsorge und Selbstsorge 1. EBENEN DER SELBSTFÜRSORGE Ebenen, auf den schwere Erfahrungen berühren und auf denen man für sich selbst sorgen muss: Körperlich Emotional Kognitiv Spirituell 2. METHODEN DER SELBSTFÜRSORGE Individuell professionelle Psychohygiene:  Physisch (Schlaf, Ernährung, Bewegung)  Psychophysisch (Entspannung, Balance, Naturkontakt, Meditation)  Kreativer Ausdruck  Ausgleichende Aktivität  Spiritualität  Humor  Freundeskreis Professionelle Psychohygiene:  Ausbildung, Selbsterfahrung  Setzen von Grenzen  Supervision  Lektüre  Erholungszeiten Soziale Psychohygiene:  Kollegiale Unterstützung  Soziales Klima  Fachgesellschaften, Netzwerke Literatur:  REDDEMANN, LUISE, Eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt. Seelische Kräfte entwickeln und fördern, Freiburg 92007  REDDEMANN, LUISE, Imagination als heilsame Kraft. Zur Behandlung von Traumafolgen mit ressourcenorientierten Verfahren, Stuttgart 2007

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3. SÄULEN DER SELBSTFÜRSORGE    

Selbstachtsamkeit Selbstwertgefühl Selbstakzeptanz Entspannung und Genuss

4. FRAGEN ZUR SELBSTFÜRSORGE 1. Was finde ich in meinem ehrenamtlichen Dienst besonders belastend? 2. Wie gehe ich mit meinen Belastungen um? 3. Was sind meine wichtigsten Kraftquellen bei Belastungen? 4. Was würde ich gerne verändern, um noch besser mit Belastungen umgehen zu können?

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Ehrenamtskoordination (Brunhilde Clauß)

1. EA-Koordination in Besuchsdiensten Ehrenamtskoordination beinhaltet die Planung und Umsetzung von Schritten zur Aufgabenbeschreibung, Gewinnung und Auswahl, Einsetzung,Begleitung und Förderung, Verabschiedung und Auswertung Ehrenamtlicher und ist Aufgabe der Leitung. Wer gezielte Ehrenamtsförderung betreiben will, muss sich dafür bewusst entscheiden und bereit sein, sich fachlich mit Themen zeitgemäßer Ehrenamtsförderung auseinanderzusetzen (vgl. Altes-Neues Ehrenamt). Voraussetzung dafür ist, dass genügend Zeit eingeplant wird und dass eine Haltung der Offenheit seitens der Leitenden besteht. Vorausschauende, gezielte Planung von Ehrenamtsförderung mit System nimmt alle beteiligten Ehrenamtlichen innerhalb des Besuchsdienstes und im Umfeld desselben in den Blick und versucht darüber hinaus rechtzeitig weitere Ehrenamtliche zur Mitarbeit im Besuchsdienst zu motivieren. Dabei orientiert sich die Leitung am jeweiligen Konzept und Zielen für den Besuchsdienst. Eine besondere Herausforderung der Koordination von Ehrenamtlichen ist dabei einerseits langjährige Ehrenamtliche gut zu pflegen, diese ihren Gaben und Kompetenzen entsprechend wahrzunehmen und einzusetzen. Andererseits sollte gleichzeitig der Boden bereitet werden für die Mitarbeit neuer Ehrenamtlicher, die ihrerseits jedoch langfristig andere Rahmenbedingungen und Gestaltungsspielräume erwarten. Adäquate Anerkennung und Würdigung im Sinn einer passenden „Dankeskultur“ sind dabei ein sensibles Feld. In Besuchsdiensten, wo Menschen oft langjährig engagiert sind und eine hohe Identifikation mit den ehrenamtlichen Tätigkeiten Besuchen gewachsen ist, ist die Gestaltung des Ausstiegs/Abschlusses des Ehrenamts oft sehr bedeutend. Hier liegt eine Chance und Risiko für die Gewinnung neuer Ehrenamtlicher. Zufriedene Ehrenamtlichen sind die besten Werbeträger für den Besuchsdienst und für potentielle neue Ehrenamtliche. Was beinhaltet Ehrenamtskoordination? planen (z.B. Ausgangslage und Umfeld erfassen, Bedarfe und Veränderungen im Umfeld des Besuchsdienstes beobachten, analysieren, definieren und rechtzeitig rückmelden bei der Hautamtlichen Leitung und in Leitungsgremien, Ausstiege von Ehrenamtlichen langfristig vorbereiten, evtl. zeitliche Begrenzungen der Mitarbeit einführen) organisieren (z.B. Besuchspläne machen und dabei bewusst Gaben und Kompetenzen berücksichtigen, die Bedürfnisse Ehrenamtlicher der Mitarbeit nach begrenzten Aufgaben und Einsatz ermöglichen) informieren (z.B. Informationen regelmäßig weitergeben an Ehrenamtliche und Gremien, Transparenz herstellen über Abläufe für alle Ehrenamtlichen) vernetzen und bündeln (z.B. parochieübergreifend und ökumenisch denken und handeln, Überschneidungen mit anderen Trägern erkennen, Kooperationen eingehen z.B. mit Kommune, Synergien und Angebote anderer Träger mit nutzen z.B. in der Öffentlichkeitsarbeit, lokale Ehrenamtsbörsen) 9

Reader Qualifizierung Besuchsdienstleitung motivieren (z.B. Ehrenamtliche persönlich ansprechen, gezielt nach fragen, sich interessieren dafür, was diese umtreibt, praktische Unterstützung geben durch fachliche Begleitung und niederschwelliges Umsetzen der Besuche ) Ehrenamtliche suchen/kennenlernen/einführen/qualifizieren: (z.B: innovativ und einladend suchen, Ehrenamtliche ihren Gaben/Kompetenzen gemäß einsetzen, auf die „Passung“ achten) Ehrenamtskoordination erfordert Umsicht und aktuelles fachliches Wissen zur gegenwärtigen Situation der Arbeit mit Ehrenamtlichen. Die Ausführung gelingt optimal im Miteinander von ehrenamtlicher Leitung und den zuständigen Hautamtlichen/Gremien, die die Arbeit mit Ehrenamtlichen gemeinsam konzeptionell weiter entwickeln.

Gemeindeentwicklung und Gottesdienst - Projekt „Ehrenamt fördern mit System“ Projektleitung: Brunhilde Clauß Projektsekretariat: Angelika Reißing Tel. 0711 45 80 4-94 52 Tel. 0711 45 80 4-94 21 [email protected] [email protected] www.ehrenamt-foerdern-mit-system.elk-wue.de

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Ehrenamt im Wandel: „Alter“ Typus Ehrenamt

„Neuer“ Typus Ehrenamt

- Geselligkeit und Zusammengehörigkeit haben einen hohen Stellenwert für das Engagement

- Ein Aspekt der Organisation fordert zum Engagement heraus

- Engagementbereitschaft über längeren Zeitraum

- Punktuelles Engagement

- Altruistische Motive

- Bewusste Entscheidung, altruistischer Individualismus

- Nimmt vorhandene, freie Engagementbereiche wahr

- Sucht nach Entfaltungsfreiräumen und ist bereit, sich solche neu zu erschließen

- Findet sich ein in rhythmisierte und gegebene Angebote und Abläufe

- Braucht Freiraum für spontane Initiativen, schafft Neues

- Steht für Kontinuität

- Steht für Kreativität

- „anderen treu sein“ hat für diesen Typ hohe Wertigkeit

- „sich selbst treu sein“ steht oben auf der Prioritätenliste

Quelle: Dr. Barbara Hanusa Mai 2014

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Wichtige Erfahrungen und Hintergründe zum Thema Ehrenamt und Besuchsdienst Zusammen gestellt von Joachim Rückle 1. Die Zahl der ehrenamtlich Engagierten wächst besonders stark bei den 6574Jährigen (von 26 % 1999 auf 33 % in 2009), aber auch bei den Hochbetagten ( von 17 % auf 20%) Eine besonders große Bedeutung für das Engagement hat der kirchliche Bereich bei Menschen über 75 Jahren. Je älter desto kirchlicher das Engagement. 2. Das Engagementpotential ist über alle Altersphasen hinweg seit 1999 stark gestiegen – es schlägt sich aber nicht in tatsächlichem Engagement nieder. (soziale Erwünschtheit) 3. Das Interesse der Menschen sich im sozialen Nahbereich zu engagieren ist groß. Ältere Menschen leisten in großem Umfang informelle Hilfe (z.B. in der Nachbarschaft). 4. Die wesentlichen Motive für ein Engagement sind seit vielen Jahren dieselben: Es soll Spaß machen und es soll für eine gute Sache sein. Ein wesentlicher Aspekt ist außerdem die Erwartung sympathische Menschen kennen zu lernen. Die Erwartung einer Ehrung oder einer öffentlichen Anerkennung nimmt an Bedeutung ab. 5. Berufstätige sind zwar häufiger engagiert als nicht Berufstätige. Es zeichnet sich aber ab, dass die starke berufliche Beanspruchung freiwilliges Engagement zunehmend erschwert, insbesondere bei älteren Arbeitnehmern. 6. Bei älteren Menschen hat der Bildungsgrad einen wesentlichen Einfluss auf ihr Engagementverhalten: Je höher die Bildung, desto größer das Engagement. 7. Um das Engagement der Alten zu fördern, müssen deren Fertigkeiten gezielt angesprochen werden. Ältere Menschen sind mehr daran interessiert ihre Erfahrung und ihr Wissen weiterzugeben als selbst umfangreiche Weiterbildung zu erhalten. 8. Für das Engagement älterer Menschen ist eine klare, abgegrenzte Aufgabenstellung und die Akzeptanz von Rücktrittsoptionen besonders wichtig. 9. Trotz der medialen Präsenz und der öffentlichen Werbung für das Ehrenamt und freiwilliges Engagement ist die persönliche Anfrage vorzugsweise durch Leitungspersonen nach wie vor der mit Abstand wichtigste Anstoß sich freiwillig zu engagieren. Im kirchlichen Bereich sogar stärker als in anderen Tätigkeitsfeldern. Eine persönliche Einladung zur Mitarbeit bedeutet Wertschätzung und kann am besten mögliche Bedenken ausräumen. Die Hinweise aus solchen Gesprächen sind sehr wertvoll für die Gestaltung der Rahmenbedingungen. Eigene persönliche Erfahrungen und Betroffenheit werden als Anlass für ein Engagement ebenfalls immer wichtiger. Insgesamt muss heute für die Gewinnung Ehrenamtlicher mehr getan werden. 12

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10. Im Bereich der Kirche engagieren sich ältere Menschen überwiegend und vorzugsweise im Bereich der geselligen Freizeitgestaltung. 11. Nur 4 % der älteren in der Kirche Engagierten sind im Bereich Diakonie oder Besuchsdienst aktiv. 7 % haben Interesse sich in diesem Bereich zu engagieren. 12. Die Teilnahme und das Engagement in der Generation 60plus sind kerngemeindlich strukturiert. Die Mitarbeit im klassischen Besuchsdienst mit dem Schwerpunkt der Geburtstagsbesuche setzt eine hohe Identifikation mit Kirche und Gemeinde voraus. 13. Bei der Frage nach Gestaltungsfreiheit und Selbstbestimmtheit gibt es große Unterschiede. Das klassische eher aufgabenorientierte alte Ehrenamt spricht nach wie vor traditionelle Milieus in den Kirchengemeinden an. Jüngere Menschen und Menschen mit höherem Bildungsabschluss, die sich selbst oft nicht zur Kerngemeinde zählen, legen im Sinne des neuen Ehrenamtes Wert auf Mitgestaltungsmöglichkeiten. 14. Die meisten Ehrenamtlichen im Besuchsdienst bewegen sich in der Altersgruppe zwischen 60 und 75 Jahren. In dieser Altersgruppe ist die Wahrscheinlichkeit am größten neue Ehrenamtliche zu gewinnen. (eigene Beschäftigung mit dem Thema Alter, Ende der Berufstätigkeit, Interesse an sozialen Kontakten, eigene Besuchspraxis) Quellen (u.a.): Ahrens, Petra-Angela. Uns geht’s gut. Generation 60plus. Religiosität und kirchliche Bindung. Berlin 2011. BMFSFJ. Monitor Engagement. Wie und wofür engagieren sich ältere Menschen? Ausgabe Nr. 4, 2011. Seidelmann, Stephan (SWI EKD): Evangelische engagiert – Tendenz steigend. Sonderauswertung des dritten Freiwilligensurveys für die evangelische Kirche. Hannover 2012

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Bausteine zur Gewinnung Ehrenamtlicher 1. Klärung: Wer kommt in Frage?  Welche Kompetenzen sind erforderlich?  Regel: Je mehr Kompetenzen erforderlich, desto gezielter die Anfrage  Zielgruppen identifizieren (z.B. Angehörige oder ehemalige MA Pflegeheim, Konfieltern, Konfirmanden, junge Senioren / goldene Konfirmanden …)  Wer sind gute Multiplikatoren? Wer kennt viele potenzielle EA? Wer ist gut vernetzt in der Kommune? Wer zieht andere EA an? Wichtig gerade bei Männern.  Einbeziehung der bisherigen Ehrenamtlichen: Erfahrungen nutzen, aber auch um Verständnis werben, wenn die Vielfalt in der Gruppe größer wird 2. Klärung: Wer macht was?  Aufgabenteilung im Leitungsteam frühzeitig klären auf Basis eines gemeinsam entwickelten Konzeptes (inklusive Zeitplan)  Klärung, wer direkte Anfragen übernimmt  mögliche Kooperationen bei der Gewinnung von Ehrenamtlichen (bei Veranstaltungen, EA-Börsen, Gottesdienste …)  Wie werden Kontaktdaten und relevante Informationen gesammelt?  (Ehrenamts-Kartei, Konzept für regelmäßige Suche nach EA)  wer entscheidet über Mitarbeit und ist Kontaktperson für Interessierte? 3. Werbung / Öffentlichkeitsarbeit  Was sind geeignete Medien (Flyer, Amtsblatt, Gemeindebrief)?  Wann wird mit welchem Medium geworben?  Welche Veranstaltungen werden genutzt?  Welche Kooperationen sind sinnvoll? 4. Vorbereitung von persönlichen Anfragen  den Nutzen einer Mitarbeit für EA thematisieren (Erfahrungen einbringen, Erfahrungen machen, Gemeinschaft, bei Jüngeren: für berufliche Entwicklung profitieren, Zertifikat  was sind Erwartungen an EA im Blick auf Kompetenzen und zeitlichen Einsatz? Wo können EA selbst gestalten, was ist vorgegeben?  Einstiegshilfen 5. Auf dem Weg zur Mitarbeit  Gibt es eine Eingangsschulung oder spezielle Schulungen für bestimmte Zielgruppen?  Wie sieht der Einstieg aus? (Schnupperphase, Mentorin, Sozialführerschein)  Wann sollten sich EA für oder gegen Mitarbeit entscheiden?  Wie lange ist Zeit für eigene Klärung? (z.B. Gespräch nach einem Jahr)

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Zum Umgang mit Konflikten 1. Vorbemerkungen: Konflikte sind normal, häufig sogar notwendig. Entscheidend ist, ob und wie sie bearbeitet werden. Eine gute Konfliktbearbeitung dient der Klärung und ist Katalysator für notwendige Veränderungen. Die Bearbeitung von Konflikten ist eine wichtige Aufgabe der Leitung. Erster Schritt der Konfliktbearbeitung ist immer eine Klärung: - Worum geht es überhaupt? - Wer sind die Konfliktpartner? - Wer ist durch den Konflikt betroffen? - Wen geht der Konflikt etwas an? - Wer sollte die Initiative für eine Konfliktbearbeitung ergreifen? Eine nötige Intervention der Leitung (z.B. auf Grund einer Regelverletzung) kann Konflikte verursachen oder sie verschärfen. Konfliktvermeidung darf deshalb nicht oberstes Ziel der Leitung sein, wohl aber eine gute und angemessene Bearbeitung von Konflikten. Beispiel: Zwei ehrenamtliche Mitarbeiterinnen im Besuchsdienst sind auf Grund von Erbstreitigkeiten seit vielen Jahren zerstritten. In der Besuchsdienstgruppe reden sie nicht miteinander und gehen sich aus dem Weg. Wann wäre ein Punkt erreicht, an dem die Besuchsdienstleitung eingreifen sollte?

2. Verschiedene Konfliktlinien Interne Konflikte a) Zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen in der Leitung (ausführlich nächste Seite) b) Zwischen Haupt- und anderen Ehrenamtlichen c) Unter Ehrenamtlichen d) Zwischen ehrenamtlicher Leitung und anderen Ehrenamtlichen externe Konflikte a) Zwischen Besuchsdienst und Gemeinde- oder Einrichtungsleitung b) Konflikte mit Kooperationspartnern c) Konflikte mit anderen Akteuren im Sozialraum (Konkurrenz) Konflikte mit und bei den Besuchten a) Besuchte mit Ehrenamtlichen b) Angehörige mit Ehrenamtlichen c) innerfamiliäre Konflikte

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Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen

Hauptamtlichen

und

Ehrenamtlichen

Konfliktträchtiges Verhalten

Was die Zusammenarbeit stärkt

Konfliktträchtiges Verhalten

Ziele ändern ohne Absprache

Ziele werden gemeinsam geklärt

Ziele nicht beachten

Misstrauen, Kontrollbedürfnis, will über EA verfügen

Gegenseitige Loyalität

Konkurrenzverhalten, Stimmung machen gegen Hauptamtliche

Vertrauensbrüche, Absprachen werden nicht eingehalten

Zuverlässigkeit Verbindlichkeit

Unzuverlässigkeit

Nichtbeachten des Seelsorgegeheimnisses

Verschwiegenheit

Vertrauliches weitererzählen

Nicht erreichbar, keine Zeit für Besprechungen

Gegenseitige Ansprechbarkeit

Nicht erreichbar

Verantwortung wird nicht wahrgenommen ohne Rücksprache Aufgaben weiter delegieren Verschweigen wichtiger Sachverhalte

Gemeinsam Verantwortung wahrnehmen

Unbequemes den Hauptamtlichen überlassen

Klare Aufgabenverteilung

ohne Rücksprache Aufgaben weiter delegieren

Transparenz

Keine Kritik üben, hintenherum reden

Informationen nicht weitergeben

Guter Informationsfluss

Zu viele Infos weitergeben

Maßstab von Hauptamtlichen an EA anlegen

Verständnis für aktuelle Situation des anderen

Zu hohe Erwartungen an Hauptamtliche

Den anderen „erziehen“ wollen

Akzeptanz von Verschiedenheit

moralisieren

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Spiritualität in der Besuchsdienstgruppe 1. Zur Bedeutung von Spiritualität in der Gruppe Die Ehrenamtlichen im Besuchsdienst werden bei ihren Besuchen mit vielen existenziellen Fragen wie die nach Leiden, Sterben, Lebenssinn konfrontiert. Ausgesprochen oder nicht stellt sich damit auch die Frage nach Gott und die nach dem eigenen Vertrauen oder dem eigenen (Ver)zweifeln. Diese Tiefendimension mancher seelsorglicher Gespräche erfordert eine angemessene Begleitung in der Gruppe. Dazu gehört der Erfahrungsaustausch, die theologisch / biblische Reflexion, aber auch geistliche Übungen oder Rituale. Hinzu kommt, dass auch Ehrenamtliche selbst in Lebenssituationen geraten können, die belastend sind und die z.B. dazu führen, dass jemand seine Mitarbeit beenden möchte. Mitarbeitende begleiten bedeutet deshalb, sie nicht nur in ihrer Funktion, sondern sie vor allem als Mensch wahrzunehmen. Entsprechend können verschiedene Formen oder Zugänge zur Spiritualität unterschieden werden. Insgesamt muss man damit rechnen, dass Mitarbeitende sehr unterschiedlich gewohnt und bereit sind, diese spirituelle Dimension zu thematisieren oder zu gestalten. Entsprechend behutsam sollte die Leitung vorgehen und niemanden überfordern. 2. Spiritualität im Zusammenhang von Fortbildung Sowohl bei Fallbesprechungen, als auch bei möglichen thematischen Einheiten wie Trauerbegleitung, Gebet, Trost, Seelsorge … wird die spirituelle oder religiöse Dimension zwischenmenschlicher Begegnungen thematisiert. In entsprechenden Fortbildungen kann beispielhaft gezeigt werden, in welcher Form auch die religiös weniger Musikalischen spirituelle Themen aufgreifen können. Z.B. mit Hilfe des Gesangbuches oder Gebetssammlungen. 3. Rituale und regelmäßige Übungen Besuchsdiensttreffen können ganz bewusst mit kleinen geistlichen Ritualen gestaltet und strukturiert werden, z.B. durch  Ein Lied, einen Impuls zu Beginn (z.B. aus andere Zeiten, für jeden neuen Tag …)  Eine kleine Abendliturgie zum Abschluss  Durch ein regelmäßiges gemeinsames Lesen und Besprechen von Bibelworten  Durch Gebete am Anfang oder Ende  Durch eine entsprechende Gestaltung von Übergängen (Geburtstage, Einstieg, Ausstieg)  Jährliche Mitgestaltung eines Gemeindegottesdienstes Bei diesen „Übungen“ können viele eingebunden werden 4. Einzelelemente mit einer spirituellen Dimension  Bibel teilen  Abendmahl feiern  Bezüge zum Kirchenjahr herstellen

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Reader Qualifizierung Besuchsdienstleitung 

Kreativ sein: Bodenbilder, Eglifiguren, Bildbetrachtungen, poetische Texte und Geschichten. Vieles regt an, sich auf die spirituelle Dimension einzulassen.

Fortbildung organisieren 1. Zur Bedeutung von Fortbildung in der Besuchsdienstarbeit Es ist Aufgabe der Leitung zu prüfen, in welcher Form und in welchem Umfang Fortbildung für die Besuchsdienstarbeit notwendig ist. Auch die Organisation oder die Vermittlung von Fortbildung ist in der Regel Aufgabe der Leitung. Bei der Planung von Fortbildung sollte auf mögliche Effekte und Signalwirkungen geachtet werden. Zunächst einmal sollte als Grundannahme gelten: Jeder Mensch mit einiger Lebenserfahrung ist in der Lage einen Besuch zu machen und mit einem Menschen, den er bis dahin nicht gekannt hat, ins Gespräch zu kommen. Wer eine sehr umfangreiche Schulung zur Voraussetzung für die Mitarbeit im Besuchsdienst macht, signalisiert damit: Die Besuche sind anspruchsvoll, Lebenserfahrung und Aufgeschlossenheit reichen nicht aus. Außerdem muss man damit rechnen, dass an einer Mitarbeit Interessierte sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Fortbildungen haben. Deshalb sollte das Thema Fortbildung sehr früh thematisiert werden. In der Regel sind Zwangsverpflichtungen eher schwierig. Engagierte sollten sehr früh für sich entdecken, dass sie von unterschiedlichen Formen der Fortbildung profitieren können – für sich persönlich, genauso wie für die Besuchspraxis. Die Notwendigkeit zu Fortbildungen hängt außerdem von den Zielgruppen und den Zielen der Besuche ab. Im geronto-psychiatrischen Bereich sind Fortbildungen ein Muss. Auf Dauer gesehen tragen Fortbildungen erheblich dazu bei, dass Engagierte bewusster ihre Besuche gestalten und auch mit schwierigen Situationen besser umgehen können. Das sorgt für Zufriedenheit und Motivation und verbessert insgesamt die Akzeptanz der Besuchsdienstarbeit.

2. Formen der Fortbildung 2.1. Grundschulung Die klassische Form einer Grund- oder Eingangsschulung, wie sie auch in der Landeskirche seit Jahrzehnten bewährt ist, umfasst zwei bis vier Abende, bzw. auch mal einen Halbtag am Samstag. Meist geht es um Grundregeln der Gesprächsführung, um die eigene Rolle, um ganz praktische Fragen. Die Grundschulung ist für alle Interessierten gedacht und hat auch die Funktion einer Selbstprüfung (Ist das was für mich?) Sie wird 18

Reader Qualifizierung Besuchsdienstleitung häufig in Kooperation mit anderen Gemeinden angeboten. Einer Grundschulung sollte eine intensive Werbephase vorausgehen, die möglichst auch persönliche Anfragen beinhaltet. Ansprechpartner ist der Besuchsdienstreferent der Landeskirche, Wolfgang Fuchs. Grundschulungen können aber auch mit anderen Partnern wie der Erwachsenenbildung, der Krankenhaus- oder Pflegeheimseelsorge…, diakonischen Einrichtungen und Diensten geplant und durchgeführt werden. 2.2. Themenspezifische Schulungsangebote Diese haben meist vertiefenden Charakter und setzen in der Regel eigene Erfahrungen voraus. Klassische Themen sind z.B.: Trauerbegleitung, Depression, Demenz, Spiritualität, Gebet, Bibel … Die Form dieser Angebote kann sehr verschieden sein. Man braucht nicht für jedes Thema eine externe Expertin. Man kann z.B. sehr schlicht einen entsprechenden Artikel aus einer Besuchsdienstzeitschrift für alle kopieren und diesen gemeinsam besprechen. Viel zu wenig wird die Möglichkeit genutzt, auf Distrikts- oder Kirchenbezirksebene solche Schulungsangebote anzubieten. Ganz nebenbei kommt man so in einen Erfahrungsaustausch mit anderen Besuchsdiensten, der sehr befruchtend wirken kann. Referent_innen sollten nach Möglichkeit vor Ort gesucht werden, z.B. in der Krankenhausoder Pflegeheimseelsorge, bei der Erwachsenenbildung, bei der diakonischen Bezirksstelle oder der Kreisdiakonie, bei Diakoniepfarrer_innen oder der LAGES (Lebensalter gestalten. Ev. Senioren in Wü). Auch einzelne Diakon_innen und Pfarrer_innen haben besondere Qualifizierungen und Erfahrungen, die sie zu interessanten Referent_innen machen. 2.3. Fallbesprechungen Eine im Bereich der Erwachsenenbildung sehr geeignete Methode ist die Fallbesprechung. Ausgehend von einer Situation, die jemand einbringt, wird das vorhandene Wissen der Gruppe genutzt, um die Situation zu bewerten und Verhaltensmöglichkeiten zu erörtern. Es kann hier zunächst auch mit neutralen Gesprächsprotokollen gearbeitet werden, die typische Situationen beschreiben. Dabei geht es darum, die eigene Wahrnehmung zu schulen und das eigene Verhaltensrepertoire zu erweitern. Meist zeigt sich hier, dass es kein einfaches richtig oder falsch gibt und dass die eigene Person eine zentrale Rolle spielt. Wichtig ist, dass diese Fallbesprechungen moderiert werden. Insgesamt muss sehr darauf geachtet werden, dass Besprochenes vertraulich bleibt und möglichst keine Rückschlüsse auf die besuchten Personen möglich sind. Die Erstellung von eigenen Gesprächsprotokollen ist hilfreich, dürfte aber nicht wenige Engagierte überfordern. 2.4. Ergänzende Angebote Dazu sollte die Leitung immer wieder hinweisen, bzw. auch einzelne EA daraufhin ansprechen. 2.4.1. KESS (Kurse für ehrenamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorge) Wechselnd in verschiedenen Regionen der Landeskirche angebotene Kurse, die ca 1-1,5 Jahr dauern und ca 80 Stunden umfassen. Kontakt: Jochen Schlenker 2.4.2. Wochenendschulungen zu verschiedenen Themen (KSA)

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Reader Qualifizierung Besuchsdienstleitung 2.4.3. Schulungen im Rahmen von Projekten (z.B. Seelsorge im Alter) 2.4.4. Tagungen (z.B. zum Thema Kriegskinder …) 2.4.5. Fortbildungen im Rahmen der Altenpflegeheimseelsorge 2.4.6. Ehrenamt fördern mit System (www.ehrenamt-foerdern-mit-system.elk-wue.de) 2.5. Informationen im Internet : www.bildungsportal-kirche.de www.seelsorge-im-alter.de www.seminar-seelsorge-fortbildung.de

Organisation und Delegation 1. Vorbemerkungen Im Rahmen der Besuchsdienstarbeit gibt es viele praktische Dinge zu organisieren und zu klären. Die Gefahr ist, dass Dinge zu schlecht organisiert sind und bei den einzelnen Mitarbeitenden große Unklarheit herrscht. Das verdirbt die Freude und schreckt ab. Es gibt aber auch ein Zuviel an Organisation, wenn Kleinigkeiten wie die Frage nach geeigneten Mitbringsel zu lange und zu breit diskutiert werden. Deshalb sollte in organisatorischen Fragen der Grundsatz gelten: So einfach wie möglich, so differenziert wie nötig. Wichtig ist es frühzeitig zu erkennen, wo Dinge nicht gut funktionieren. Es sollte normal sein, dass man kontinuierlich Abläufe und Zuständigkeiten klärt und verbessert. Und bei allen Regelungen, die dazu nötig sind, sollte genügend Raum bleiben für Unvorhergesehenes und Überraschendes. 2. Zentrale organisatorische Fragen, die geklärt sein sollten  Wer besucht wen? Grundregel: Je anspruchsvoller die Besuche sind (z.B. bei psychiatrischen Erkrankungen), desto wichtiger ist eine fachkundige Vermittlung. Bei Geburtstagsbesuchen ist das in der Regel nicht erforderlich.  Was nehmen wir mit? Bei Geburtstagsbesuchen im Sinne der Mitgliederpflege braucht es einen Gruß der Kirchengemeinde. Bei häufigeren Besuchen ist es besser, nichts mitzubringen. Schließlich bringt man das Wichtigste mit: Zeit und ein offenes Ohr. Sinnvoll kann es sein, kleine Schriften für besondere Lebenssituationen dabei zu haben, die man dann gegebenenfalls am Ende eines Besuches weitergeben kann.  Wer organisiert Vertretung? Oder was passiert, wenn ich längere Zeit ausfalle? Ehrenamtliche sollten wissen, wie das jeweils geregelt ist oder wie man damit umgehen kann (z.B. kurzes Telefonat oder kleines Kärtchen, wenn niemand da war). Eine zu uneinheitliche Praxis sollte vermieden werden.  Wie werden Informationen verlässlich weitergegeben und welche? Auch hier besteht die Kunst darin, das rechte Maß zu finden. Am wenigsten aufwändig sind Rundmails, aber in vielen Besuchsdienstgruppen nicht realistisch. Sinnvoll ist z.B. eine Jahresübersicht mit allen wichtigen Terminen und Hinweisen, z.B. auf

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Fortbildungen und Veranstaltungen. Außerdem sollte klar sein, bei wem man welche Informationen bekommt. Welche Regeln müssen für alle verbindlich sein? Das ist ein genauso heikler wie wichtiger Punkt. Geregelt sollte z.B. sein, dass der Besuchsdienst keine praktischen Arbeiten oder Dienstleistungen übernimmt, dass keine Geldgeschenke persönlich angenommen werden dürfen, bzw. diese weitergeleitet werden, dass keine Geschenke privat besorgt werden können oder kein Material von esoterischen Heilslehrern oder zweifelhaften Predigern weitergegeben wird … Es ist hilfreich und entlastend, wenn solche Regeln schriftlich fixiert werden. Gleichzeitig sollte es möglich sein, diese Regeln auch zu ändern, wenn sie nicht mehr nachvollziehbar sind.

3. Aufgaben delegieren Leitung muss nicht für alles verantwortlich sein. Einzelne Aufgaben (z.B. Auswahl von kleinen Mitbringseln) können an Personen delegiert werden, die daran Freude und dazu Geschick haben. Insbesondere die Besuchsdiensttreffen profitieren davon, wenn sich viele einbringen, z.B. beim Raum Herrichten, bei einem kleinen Imbiss oder Getränken, beim Schreiben von Geburtstagskarten … Das setzt allerdings voraus, dass die Leitung im Gespräch mit den Ehrenamtlichen ist und einschätzen kann, wer gerne welche Aufgabe übernehmen würde und auch übernehmen könnte.

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