Broschüre PDF, Gross

February 20, 2018 | Author: Anonymous | Category: Wissenschaft, Umweltwissenschaften, Klimawandel
Share Embed Donate


Short Description

Download Broschüre PDF, Gross...

Description

DER KLIMAWANDEL VOR DER HAUSTÜR EIN JOURNALISTISCHER WETTBEWERB FÜR JUGENDLICHE UND JUNGE MENSCHEN BIS 27 JAHRE

DER KLIMAWANDEL VOR DER HAUSTÜR

DOKUMENTATION DER WETTBEWERBE 2012 / 2013 / 2014 ARBEITSMATERIAL

DAS KLIMA VERÄNDERT SICH. Das war schon immer so. Es gab wärmere und kältere Zeiten, mitunter auch Temperaturschwankungen um mehrere Grade innerhalb weniger Jahre. Das kommt daher, dass das Klima der Erde durch natürliche Rahmenbedingungen wie zum Beispiel die Stärke der Sonneneinstrahlung, die Beschaffenheit der Erdoberfläche, den Gehalt an Treibhausgasen in der Lufthülle bestimmt wird. Mittlerweile sind sich die Wissenschaftler jedoch darüber einig, dass der Mensch das Klima seinerseits beeinflusst. Die ersten Auswirkungen des vom Menschen verursachten Klimawandels sind spürbar. Schlagzeilen wie „Bolivien fürchtet den Verlust der Gletscher“, „In der Südsee zeigt der Treibhauseffekt schon massive Folgen“, „Forscher warnen vor Erderwärmung um vier Grad“, „Wetterextreme drohen Normalität zu werden“ oder „Wüsten breiten sich aus“ sagen uns keine rosige Zukunft auf unserer Erde voraus. Die massive Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl, Erdgas treibt die Konzentration der Treibhausgase in der Lufthülle in die Höhe. Und je mehr Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen, desto mehr Strahlung wird wieder zurück auf die Erde gelangen. Es wird wärmer. Eine globale Erwärmung hat erheblichen Einfluss auf alle Bereiche von Natur und Gesellschaft. Heftigere Niederschläge, Erhöhung der Extremtemperaturen, ein Anstieg der Meeresspiegel (Überflutungen) und langanhaltende Dürreperioden (Wüstenbildung) sind nur eine Auswahl der Veränderungsszenarien, die, wenn nicht bereits eingetreten, so zu erwarten sind. Am schwersten betroffen von den Auswirkungen des Klimawandels sind die Entwicklungsländer. Das liegt zum einen Teil daran, dass ihnen eine gewisse Anpassungsfähigkeit an die größte Herausforderung der Menschheit, dem Klimawandel, fehlt. Des weiteren leben zum Beispiel in Afrika 70 % der Bevölkerung von der Landwirtschaft. Mit den Folgen der Klimaveränderungen ist ihre Ernährungssicherheit und damit ihr Leben gefährdet. . Dürreperioden führen zum Austrocknen von Seen und Versiegung von Flüssen. Der Anstieg der Meerespiegel wiederum führt zur Bedrohung von Siedlungsflächen und Süßwasserreservoiren. Hungersnöte und Wasserknappheit führen zu Konflikten, nicht selten zu Kriegen. Die Gesamtsituation wird zur Migration von Menschen führen, deren Überleben in ihrer Heimat durch die Klimaveränderungen nicht mehr gesichert ist.

2

Doch auch Vietnam ist eines der Länder, die vom Klimawandel schwer betroffen sind. Wenn die Veränderungen des Klimas zum Anstieg des Meerespiegel führen, würden mehr als ein Viertel der Bevölkerung durch die steigenden Fluten vertrieben. China fürchtet einen dramatischen Rückgang der Reisproduktion. „Wenn wir nicht handeln, wird der Klimawandel Chinas langfristige Kornsicherheit in der zweiten Jahrhunderthälfte ernsthaft beeinträchtigen“, haben chinesiche Forscher und Beamte gewarnt. Die globale Erwärmung hat auch Russland zu spüren bekommen: 2013 wurde der Ferne Osten von den schlimmsten Überschwemmungen der jüngsten Vergangenheit heimgesucht. Verursacht wurden sie durch nie dagewesene Regenfälle, und eine Zunahme von Naturkatastrophen werden prognostiziert. Lang anhaltende Hitzwellen lassen weite Gebiete in Kolumbien leiden, in verschiedenen Regionen herrscht akuter Wassermangel, was wiederum zu großen Verlusten in der Landwirtschaft und zu zahllosen Waldbränden führt. Und wir hier in Deutschland? Auch hier werden Folgen für die Landwirtschaft, Hitzwellen, Waldbrände, Flusshochwasser und eine Verminderung des Potentials fürWasserund Windkraft vorausgesagt. Aufzuhalten ist der Klimawandel sicher nicht mehr, doch die schlimmsten Folgen können noch verhindert werden. Dazu müssen weltweit die Treibhausgas-Emissionen reduziert werden. Einen Schritt in die richtige Richtung und ein bedeutendes Signal hat die überraschende Übereinkunft zwischen den USA und China, den beiden weltweit größten TreibhausgasEmitenten, zu ihren Klimaschutzzielen bei einem Gipfel in Peking gezeigt: US-Präsident Barack Obama und Pekings Staats- und Parteichef Xi Jinping einigten sich auf ein gemeinsames Vorgehen gegen den Klimawandel. „Verhandeln Washington und Peking künftig auf den Klimagipfeln konstruktiv, werden sich auch viele andere wichtige Länder, zum Beispiel Klimaschutzbremser Kanada oder Indien bewegen müssen, die sich bisher hinter den Hauptkontrahenten verstecken konnten“, so Joachim Wille, Redakteur bei klimaretter.info, Nov. 2014). Der Klimawandel ist komplex und entgrenzend. Wir sitzen alle in einem Boot. Politik, Wirtschaft und Verbraucher... alle sind gefragt.

KLIMAWANDEL VOR DER HAUSTÜR. UND KLIMASCHUTZ? DER BEGINNT EBEN AUCH GENAU VOR DIESER.

3

Der Klimawandel und die Leute nach Erich Fried und Gertrude Stein

Es gibt keinen Klimawandel sagen die Ignoranten Es gab schon immer Klimawandel sagen die Relativisten Mich wird der Klimawandel nicht mehr betreffen sagen die Egoisten Der Mensch ist nicht schuld am Klimawandel sagen die falschen Humanisten Der Klimawandel hat auch sein Gutes sagen die Zweckoptimisten Der Klimawandel ist der Klimawandel ist der Klimawandel sagen jene, die versuchen, die Wahrheit zu erkennen.

CHRISTIAN ENGELKEN Juli 2011

4

WET

TBE

201 2

WER

B

SEIDOU BILAJETA // Togo / Westafrika // 2. Preis

Klimawandel in Togo Höhere Temperaturen, weniger Niederschläge und ein verrückter Wetterwechsel bekommen wir hier zu spüren. Wir leben von der Landwirtschaft. Unser Klima und unsere Böden sind eigentlich so günstig, dass Hirse, Mais und andere Gemüse gut wachsen. Ich habe jedoch gelesen, dass gerade für Afrika und damit auch für meine Heimat Togo die Klimaprognosen lange Dürreperioden und unsichere Niederschlagsverhältnisse voraussagen. Damit ist die Versorgung der Menschen mit Grundnahrungsmitteln gefährdet. Wenn ich nachdenke, empfinde ich Ungerechtigkeit. Wir hier haben doch am wenigsten zum Klimawandel beigetragen, wir haben geringe Schadstofffreisetzungen und vom Klimawandel werden wir nun am stärksten betroffen sein. Und wir Bauern sind doch unzureichend gebildet, um uns auf die Folgen vorzubereiten oder zumindest darauf zu reagieren. Wenn ich Dürreperioden und Niederschlagszeit und -menge nicht mehr vorhersagen kann, kommt meine Erfahrung als Bauer mir nicht mehr zugute. Die Landnutzung müsste neu gestaltet werden, um die Auswirkungen des Klimawandels aufzufangen. Doch wir Bauern werden uns nicht schnell genug auf die neuen Bedingungen einstellen können. Wir leben von der Landwirtschaft, das meiste, was wir anbauen ist zum Eigenverbrauch. Ich weiß, dass es hier in Togo bereits Schulungen für Bauern gibt, in denen neue Methoden für die Landwirtschaft gelehrt werden, die an die Klimaveränderungen in Togo angepasst sind. Ich bin noch jung, ich kann mich noch schnell an Neues, Fremdes anpassen, aber mein Vater und viele ältere und alte Bauern haben Angst und sind verzweifelt. Aber ich habe in meinem Leben gelernt, das Negatives auch eine Chance sein kann. Neue Anbaumethoden, Anbau von dürreresistenten Maissorten oder statt Ackerbau Viehzucht zu betreiben – all dies sind doch Möglichkeiten all den Veränderungen entgegenzuwirken oder sich mit ihnen zu arrangieren. Mutiges Handeln und Hoffnung wird gefordert sein. Ein afrikanisches Sprichwort der Haya sagt: „Armut ist wie ein Löwe – kämpfst Du nicht, wirst Du gefressen“.

6

// 2012

TRUONG THAN HANG // Vietnam

Eine Frau auf dem Heimweg am späten Nachmittag in Ho Chi Minh Stadt, eine der größten Städte in Vietnam. In den letzten Jahren kam sehr oft an den Nachmittagen Meerwasser in die Stadt, was zu großen Verkehrsproblemen führte.

7

FRANKLIN LEMUS GARIZAO // Kolumbien / Valledupar // 3. Preis

Auf der Suche nach einem Schatz vergisst der Mensch die wahren Schätze, die er hat. Die Menschen in ihrem Eifer, ihre Lebensqualität zu verbessern (sie sehen es aus der Sicht dessen, was man mit Geld kaufen kann) gehen über die wahre Lebensqualität, die sie haben. So drängen sie alle Beteiligten, wie die Natur und ihre ganze Umgebung, in ihren Modus „vivendi“. "Ihren wahren Schatz um leben zu können" Wie die Bilder zeigen, leiten die Männer den natürlichen Lauf eines Flusses um, damit sie etwas Gold finden. Die Suche nach Gold hat die größten Auswirkungen auf die Gewässer, die Flora und Fauna. Die Umleitung des Flusses führt zur Vertreibung von Menschen aus ihrer Heimat. Neben den inakzeptablen Umweltpraktiken, durch die falsche Verwendung von Materialien wie Quecksilber und Zyanid, gibt es zunehmende Abholzung und Bodenerosion. Dies führt zu unberechenbaren Auswirkungen auf die Umwelt.

Tagebau am Stadtrand von Segovia (Antioquia) in Kolumbien

Gegen das Gesetz Obwohl die Umweltbehörden gegen den Bau von Radwegen, Straßen und Fußwegen am rechten Ufer des Flusses Guatapuri waren, trieb die lokale Regierung im Gegensatz zu dem Konzept der Umweltorganisation den Bau dieser Pfade voran. Dies verursachte Belastungen für die Tier- und Pflanzenwelt des Sektors. Wieder einmal wurden die industrielle Entwicklung sowie das Straßen-und Freizeitangebot über den Umweltschutz gestellt. Was gegen das Gesetz ist, weil die Verfassung von 1991, die in Kolumbien gilt, zum Schutz der Umwelt und der natürlichen Ressourcen ist. Ursache dieser Verschmutzung sind die Baumaßnahmen am rechten Ufer des Flusses Guatapuri, im Bezirk Cesar. Franklin ist Jurastudent an der Universität Cesar / Kolumbien.

8

// 2012

NGUYEN VAN THAN // Vietnam // 1. Preis

Das Foto wurde 2010 im Vu Thang Distrikt in der Ha Tinh Provinz in Vietnam aufgenommen. Es gab damals schwere Regenfälle zwischen dem 15. und 19. Oktober 2010. An vielen Stellen stand das Wasser 2 bis 3 Meter hoch. 20 Menschen starben, weitere 20 wurden vermisst. Die Menschen mussten die Dächer ihrer Häuser öffnen, um mit dem Rettungspersonal Kontakt aufzunehmen und Hilfe und Nahrungsmittel zu erhalten.

9

JIBADE KWAME // Togo / Westafrika

Die Wetterlage in Doha Die Auswirkungen und Gefahren des Klimawandels und der globalen Erwärmung sind mittlerweile auch in Afrika angekommen. Vom 26.11. bis 7.12.2012 findet ja bekanntlich die 18. UN-Klimakonferenz in Doha (im arabischen Emirat Katar) statt. Im Augenblick wird natürlich der Klimathematik weltweit eine hohe Aufmerksamkeit geschenkt, als vielleicht sonst. Auch in Afrika ist das Thema ein Thema, jedoch werden die Bemühungen zur Problemlösung mehr oder weniger intensiv angegangen. Katar, dort wo über ein neues Klimaabkommen diskutiert wird, steht, was den Klimaschutz betrifft gar nicht so gut da: "Umweltschutz spielt in der katarischen Politik überhaupt keine Rolle", meint Guido Steinberg, Nahostexperte bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Darin ist er sich einig mit Wael Hmaidan, Direktor von Climate Action Network, eines im Libanon beheimateten Dachverbands internationaler Umweltorganisationen. "Der Klimawandel war nicht auf der politischen Agenda", meint Hmaidan, "bis sich Katar entschlossen hat, die diesjährige Klimakonferenz ausrichten zu wollen." (Zitat aus einem Bericht von Andrea Rönsberg, Deutsche Welle, zzt. in Doha) Ich meine, im Grunde ist es einerlei, warum ein Land in der Welt sich mit dem Klimawandel beschäftigt und sich um Klimaschutz bemüht. Hauptsache ist doch, dass jeder etwas tut. Und zwar wirklich handelt, nicht nur darüber redet. Wird die Klimakonferenz dahingehend etwas erreichen? Ziel der Klimakonferenz soll u.a. eine Begrenzung der Erderwärmung auf max. 2 Grad Celsius sein. Aber selbst führende Klimaforscher nennen dies ein unrealistisches Ziel. Bis 2015 wollen die anwesenden ca. 190 Staaten einen Klimavertrag schließen, der dann 2020 in Kraft treten soll. Ich bin skeptisch. Ich hoffe einfach nur, dass der Klimawandel sich nicht so schlimm gestaltet, wie gedacht. Von Konferenzen erwarte ich nichts. Das ist Politik, und die meisten Politiker schieben doch gerne alles auf die lange Bank. Symbolisch sind sie dabei und interessiert; und meinen es auch in dem Moment ehrlich, was sie sagen. Doch was sind Worte. Und über Worte geht es meistens nicht hinaus oder es dauert zu lange, bis die Worte Taten werden. Und dabei sind sie doch auch Menschen, die mit den Folgen des Klimawandels leben müssen. Jibade ist Student und lebt in Deutschland.

10

// 2012

REN JIAN // China

ZHAO KUN // China // 2. Preis

WANG KE HAN // China // Sachpreis 11

DANA PELAEZ // Kolumbien

Aus der Ferne kann ich erkennen, wie meine Heimat Kolumbien von der globalen Erwärmung betroffen ist. Mein Artikel basiert auf Berichten, die ich in verschiedenen Medien gefunden habe. In den Entwicklungsländern, so auch in Kolumbien, sehen wir bereits die Auswirkungen der Klimaveränderungen. Ich lebe hier in Deutschland und möchte meinen Freunden und Deutschland einen anderen Teil von Kolumbien zeigen.

Ich habe Hoffnung, dass die jungen Leute und die zukünftigen Generationen die Aufgabe erkennen, die wir vor uns liegt. Noch ist es möglich, die verheerenden Auswirkungen dieser Katastrophe zu minimieren. Kolumbien ist ein Land mit vielen landschaftlichen Kontrasten, mit viel Wild und unzähligen Landschaften von Guajira zum Amazonas. Mit natürlichen Reichtümern und sehenswert. Allerdings ist die globale Erwärmung eine Tatsache und Effekte sind im Land bereits sichtbar. Laut dem Institut für Hydrologie Meteorologie und Umweltwissenschaften (IDEAM) stieg die Lufttemperatur zwischen 0,1 und 0,2 ° C, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das deutlichste Zeichen ist der Rückzug der Gletscher des Landes. Im Jahr 1974 hatten sie eine Fläche von etwa 94 Quadratkilometern (km²), 2003 belief sich die Fläche auf 55 km². Jedes Jahr verlieren diese Bereiche zwischen 2% und 3% der Fläche. An den kolumbianischen Küsten gibt es eine steigende Tendenz des mittleren Meeresspiegels, von drei bis vier Millimeter pro Jahr im Pazifik und ein oder zwei Millimeter in der Karibik. Dana ist 16 Jahre alt und lebt in Deutschland.

12

// 2012

MIRIAM RAUH // Deutschland

Auf meinem Foto habe ich die Folgen des Klimawandels positiv aufgezeigt. Natürlich ist das ironisch gemeint, doch ich will die Menschen darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, sparsam mit Strom und Energie umzugehen. Wenn wir nicht schon bald etwas gegen den Klimawandel unternehmen, wird wenig Trinkwasser nicht die einzige Folge sein.

13

AKOUETE C. // Togo / Westafrika

Wir sitzen alle in einem Boot... Wir in Togo haben ganzjährig ein feuchtes Klima mit durchschnittlich 30 Grad im Norden und 27 Grad an der Küste. Nachts gibt es nur eine geringe Abkühlung. Am heißesten ist es im Februar und im März und von Mai bis Oktober ist die Regenzeit, die ihren Höhepunkt im August findet. Der Januar ist der trockenste Monat. Im Süden gibt es zwei Regenzeiten, einmal von April bis Juni und von September bis November. Die regenreichsten Monate sind Juni und Oktober. Am wärmsten ist der März mit durchschnittlich 32 Grad, der kühlste Monat ist der August. Inzwischen wird bei uns über den Klimawandel immer häufiger diskutiert. Unser größtes Problem ist der Schutz der Wälder. Wiederaufforstung und Umweltbildung erfordern unser besonderes Engagement. Im Sommer 2007 hatten wir einen überdurchschnittlich trockenen Sommer, und vielen Bauern vertrocknete die Ernte. Ist dies nun als Folge des Klimawandels oder als Ausnahmeerscheinung zu betrachten? Fakt ist, dass die Bauern feststellen, dass der Wechsel der Jahreszeiten sich anders gestaltet als früher und dass der verstärkte Holzeinschlag dafür verantwortlich ist. Nur was tun? Holz ist bei uns die wichtigste Energiequelle. So muss also folglich unser besonderer Fokus auf Maßnahmen der Wiederaufforstung gerichtet sein. Eine erste Maßnahme sollte die Sensibilisierung der Menschen für dieses Thema sein: durch Umweltbildung an den Schulen und in der breiten Landbevölkerung. Die Regierung muss Programme für den Kampf gegen die Erderwärmung unterstützen. Aufforstungsprogramme werden bereits unterstützt, der illegale Holzeinschlag wird untersagt, doch die vorhandene Korruption in der Forstwirtschaft macht vieles zunichte. Es gilt, Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen. Und das von jedem Menschen, der auf dieser Erde lebt – egal wie stark eine Nation von den Folgen des Klimawandels betroffen ist. Wir sitzen alle in einem Boot.... Vollständiger Name liegt der Redaktion vor.

14

// 2012

TA QUYNH TRANG // Vietnam

Ein Mann in einem Boot vor einer Grundschule. Die Schule ist zur Hälfte in tiefem Wasser. In den mittleren Provinzen in Vietnam gibt es jedes Jahr Stürme, aber in den letzten Jahren wurden die Stürme schwerer und verursachten größere Probleme für das Leben. Das Foto zeigt, wie Kinder in der Schule eingeschlossen sind. Die lokalen Behörden müssen ein Rettungsteam schicken, um sie abzuholen.

15

MACHENDA ALESE // Togo / Westafrika

Menschen(s)kinder Der Mensch hat Einfluss auf die Klimaentwicklung, das ist klar. Aber ist es wirklich so ungewöhnlich, dass sich zum Beispiel der Meeresspiegel erhöht? Gab es das in der Erdgeschichte noch nie? Seit es die Erde gibt, hat sich das Klima doch schon oft verändert. Alle Lebewesen der Erde beeinflussen sich nun mal gegenseitig. Auch haben Klimaveränderungen schon Völkerwanderungen ausgelöst. Also alles normal und ein natürlicher Prozess. Das Problem ist nur, dass der Mensch diesen natürlichen Prozess beschleunigt, sich also „einmischt“. Wenn nun ein natürlicher Prozess künstlich beschleunigt wird, kann dies nichts Gutes bedeuten. Ist wie bei der Geburt eines Kindes. Wenn es reif ist, wird es ganz natürlich den Bauch der Mutter verlassen. Mischt man sich ohne Grund ein, gefährdet man das Leben der Mutter und des Kindes. Die Natur weiß schon, was sie macht. Ist und bleibt also der Mensch gefragt. In Afrika, in Asien, in Europa und überall auf der Welt. Wer sich einbildet, die Natur wird sich rächen, ist im Irrtum. Sie rächt sich nicht, hat sie gar nicht nötig. Die Natur passt sich an. Und das wird sie. An all das, was wir Menschen ihr antun, damit wird sie weiterleben können. Nur werden wir als Menschen dann nicht mehr in und mit ihr leben können, weil uns fehlt, was uns am Leben erhält. Da muss dann etwas Klügeres her. Ein Lebewesen, welches gern und einig, mit und in der Natur sein Dasein genießt. Fern ab von Machtgier und Gewinn. Wenn ein Mensch mit mir das treiben würde, was die Menschen mit der Natur machen, da kann ich Euch sagen, den würde ich ganz, ganz schnell rauswerfen. Der Mensch glaubt, die Natur beherrschen zu können und kann es nicht mal an sich selbst. Stärkt den Blick aus Euren naturtrüben Augen und handelt natur- und lebensnah und rettet, was noch zu retten ist. Machenda ist 17 Jahre alt.

16

// 2012

Nirgendwo: Eine Frau schiebt ihr nicht funktionierendes Motorrad durch eine überflutete Straße von Hanoi. 31. Oktober 2008.

HOUNG ANH // Vietnam

Überflutete Straße: Ein Ladenbesitzer schaut aus seinem überfluteten Laden während der Flut in Hanoi. 31. Oktober 2008.

17

JONAS HESSLING, ISABELL KNEPPER, ANNABELL MAHS, ALEXANDER MONHOFF // Deutschland // 2. Preis Interviews in Kenya Klimawandel vor der Haustür Jonas Hessling (Sozialwissenschaft), Isabell Knepper (Biologie), Annabell Mahs (Sozialwissenschaft) und Alexander Monhoff (Good Governance) sind Studenten aus Rostock. Sie waren im Oktober 2012 für drei Wochen in Archers Post in Kenia. Das Schicksal der dort unter den negativen Auswirkungen des Klimawandels lebenden Menschen veranlasste die Gruppe diesen Film zu produzieren.

18

// 2012

MAX PIETSCHMANN // Deutschland // Sachpreis

Klimaschutz-Kurzfilm http://www.youtube.com/watch?v=IvAga-6J0N8&feature=youtube_gdata Ein Kurzfilm über den Klimawandel und andere durch den Menschen verursachte Umweltprobleme.

19

JOHANNES WEBER // Deutschland / Rostock // 1. Preis

Vier, die auszogen, die Ostsee zu schützen Der Klimawandel hinterlässt überall seine Spuren und das auch vor den Türen von Rostock. Das Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Rostock-Warnemünde (IOW) ist eines der deutschen Forschungsinstitute, das sich speziell mit den Auswirkungen auf unser heimisches Meer – die Ostsee – beschäftigt. Das IOW hat 216 Mitarbeiter und ist in vier Fachsektoren aufgeteilt. In der Physikalischen Ozeanographie, Meereschemie, Biologischen Meereskunde und der Marinen Geologie nehmen Wissenschaftler die Natur genauer unter die Lupe. Im Sektor Biologische Meereskunde ist die Arbeitsgruppe „Küsten- und Meeresmanagement“ tätig. Diese befasst sich mit anwendungsorientierter Küsten- und Meeresforschung. Der Klimawandel spielt dabei eine Rolle, wie er sich zum Beispiel auf den Tourismus auswirkt oder welche Maßnahmen zum Schutz der Ostsee getroffen werden müssen. Eine der dort tätigen Wissenschaftler ist Silke Schönwald. Sie arbeitet mit mehreren Kollegen in der Arbeitsgruppe Küsten- und Meeresmanagement. Das Team greift viele unterschiedliche Themengebiete auf. „Ich beschäftige mich mit Indikatoren, die Auskunft geben sollen, wie nachhaltig Küstengemeinden agieren“, erzählt Schönwald. Ein Indikator ist zum Beispiel die Badewasserqualität aber auch soziale und wirtschaftliche Faktoren werden betrachtet. Darüber tauscht sich Schönwald mit Leuten aus anderen europäischen Küstenregionen aus. Im Rahmen eines EU-Projektes erfährt sie, wie deren Strandmanagement aussieht und wie die Einwohner dort auf den Klimawandel reagieren, wenn es z.B. zu Hochwasserereignissen kommt. Nach dem projektinternen Austausch und einer Analyse der Situation werden nun Maßnahmen zur Anpassung an die prognostizierten Folgen des Klimawandels entwickelt. „Wir müssen endlich anfangen, nachhaltig zu wirtschaften, um dem Trend des Klimawandels entgegenwirken zu können“, sagt Schönwald. Neben ihr gehört auch Christian Filies zur Arbeitsgruppe. Der 30-Jährige arbeitet bei der NGO: „EUCC – Die Küsten Union Deutschland“ (EUCC-D), die im Leibniz-Institut untergebracht ist. Sie fördert die nachhaltige Entwicklung der Küsten und Meere durch integriertes Management unter Einbeziehung des globalen Wandels und regionaler Interessen. Christian Filies untersucht dabei die Einflüsse des Klimawandels auf den Tourismus: „Den Entscheidungsträgern im Tourismus versuche ich die Entwicklungen näher zu bringen, die in den nächsten Jahren wahrscheinlich zunehmend Einfluss nehmen werden.“

20

// 2012

Der ehemalige Student der Uni Lüneburg hat, bevor er zu EUCC-D kam, seine Abschlussarbeit für das deutsche Klimaprojekt „RAdOst“ geschrieben. „Wenn ich aber konkrete Prognosen für die Ostsee vorhersagen könnte, würde ich dafür bestimmt einen Nobelpreis kriegen“, sagt er lachend. Jedoch ist ihm aufgefallen, dass eine Saisonverlängerung des Sommers stattfindet. Ein gutes Beispiel ist das dritte Oktoberwochenende in diesem Jahr. Es herrschten bis zu 25 Grad, was ungewöhnlich mitten im Herbst ist. Eine weitere Sache hat Filies beobachtet: „Eine rein subjektive Wahrnehmung von vielen ist, dass die Intensivität der Stürme im Winter zugenommen hat. Die Statistik belegt das nicht, aber einen Meeresspiegel- und Temperaturanstieg gibt es schon, auch wenn das so gering ist, dass man es nicht spürt.“ Allerdings sind die minimalen Veränderungen mit Messgeräten feststellbar. Das EUCC-D-Mitglied ist jedenfalls der Auffassung, dass man deswegen aber nicht in Panik verfallen sollte. Ihm ist es dagegen wichtig, bei den Leuten das Bewusstsein zu schaffen, den Prozess des Klimawandels wahrzunehmen. Ein weiteres Mitglied der Arbeitsgruppe ist Matthias Mossbauer. Er sitzt mit Schönwald in einem Büro. Der Mann mit dem Pferdeschwanz arbeitet am Themengebiet „Strandmanagement“. „Vorher habe ich das Unterwasserpflanzenwachstum entlang der Ostseeküste untersucht. Jetzt habe ich ein Thema, was sich nicht mehr ganz dem Thema Klimawandel zuwendet“, meint Mossbauer. Bei seinen Untersuchungen des Unterwasserpflanzenwachstums hat er festgestellt, dass immer mehr Pflanzen an den Strand getrieben werden. Das nennt man auch „Strandanwurf“ und wird von der Tourismuswirtschaft als Problem gesehen. Es ist ein hoher finanzieller Aufwand, den Strand davon zu befreien. Besonders den Strandbehörden interessieren die Auswirkungen für die nächsten Jahre. Dazu hat Mossbauer mit anderen Forschern eine Ökosystemmodellierung durchgeführt. Sie versuchten damit, das Pflanzenwachstum zu simulieren. Dabei wurde festgestellt, dass sich in den nächsten 50 bis 70 Jahren das Problem des „Strandanwurfs“ vergrößern wird. Keine gute Nachricht für den Tourismus. Er hat für die Zukunft herausgefunden, dass die Wassertemperatur das Unterwasserpflanzenwachstum nicht großartig verändern wird. Seiner Meinung nach wird der Klimawandel an der Ostsee keine so großen Auswirkungen haben, wie in anderen Regionen der Welt. Was für ihn an der Küste ein wichtigeres Problem darstellt, sind die Nährstoffeinträge der Landwirtschaft in die Ostsee. Um die Einträge zu verringern, versichert Mossbauer, habe es aber bereits EU-Maßnahmen gegeben. Für die Zukunft weiß er, gibt es eine weitere Sache die zu beachten ist: „Der durchschnittliche Meeresspiegelanstieg in den nächsten 100 Jahren wird 30 cm betragen und wurde bei der Errichtung von Hochwasserschutzbauten schon » berücksichtigt.“ Ein Schritt von vielen, sich dem Klimawandel anzupassen.

S. 20: Silke Schönwald, Matthias Mossbauer und Christian Filies von der „Arbeitsgruppe Küstenund Meeresmanagement“. S. 21: Die schöne Ostsee verändert sich mit dem Klimawandel.

21

In Zukunft wird sich Matthias Mossbauer weg von Klimawandel begeben. Sein neues Thema lautet: „Müll in der Ostsee“. Das Ziel sei es, Menschen zu sensibilisieren, um sie zu animieren zum Beispiel eine PET-Flasche müllgerecht zu entsorgen. Inga Krämer ist ein weiteres von neun Teammitgliedern. Sie beschäftigt sich mit der Gewässerqualität und den Nährstoffeinträgen in die Ostsee. Diese können eine Eutrophierung der Ostsee bewirken, wobei das Wasser übermäßig mit Nährstoffen versorgt wird. Die Frau, die seit 2009 am IOW ist, schaut dabei, auf welche Ursachen das zurückzuführen ist und welche Ziele verfolgt werden müssen, damit die Nährstoffeinträge verringert werden können. „Wir arbeiten eng mit Modellierern zusammen. Man kann die Zukunft ja nicht vorhersagen, sondern nur mit Modellen nachbauen“, meint Krämer. Sie denkt sich verschiedene Möglichkeiten von Szenarien aus und untersucht, was zum Beispiel passiert, wenn die Wassertemperatur um zwei Grad steigt. In den nächsten 10 bis 20 Jahren werden die Dinge, denen Krämer nachgeht, noch geringe Auswirkungen für die Ostsee haben. Um den Schutz des Meeres zu gewährleisten, wird bis 2020 der „Baltic Sea Action Plan“ umgesetzt. Dieser soll alle Einflüsse und Beeinflussungen auf das Ökosystem des Binnenmeeres und ihrer jeweiligen Verknüpfungen betrachten. „Vor allem spielen in Zukunft die Entscheidungen der Politiker eine wichtige Rolle“, erzählt die 36-Jährige. Genau wie viele andere Forscher auch, wird die „Arbeitsgruppe Küsten- und Meeresmanagement“ weiterhin viele Ergebnisse sammeln und auswerten. Sie begleitet den Wandel der Ostsee ständig und wird feststellen, inwiefern sich der Klimawandel auf das Meer vor den Türen Rostocks auswirkt. Johannes Weber ist 18 Jahre alt und Auszubildender am medien colleg rostock.

GALICIA BENEDETTI // Kolumbien // Sachpreis Der Mensch ist Tag für Tag verantwortlich für die Verschmutzungen. Die Fotografie zeigt die Verklappung von Abwässern, die in vielen Fällen ohne Vorbehandlung direkt in die Flüsse eingeleitet werden. Diese Flüsse sind die Quellen der Wasserversorgung der Menschen, die an den Ufern leben. Und das Traurige daran ist, diese Leute verwenden das Wasser, ohne jede Art von Vorbehandlung zur Zubereitung ihrer täglichen Nahrung. Obwohl Umweltkontrollstandards existieren, werden diese ignoriert ohne zu bemerken, dass man selbst der einzige Geschädigte ist. Denn wenn die Flüsse weiter verschmutzt werden, wird damit auch das umliegende Ökosystem zerstört. In vielen Gemeinden Kolumbiens ist dies häufig zu beobachten.

22

// 2012

DAO THU TRANG // Vietnam

23

GINA PÉREZ SARMIENTO // Kolumbien

Unsere Vielfalt ist in Gefahr! Ich möchte, dass mein kleiner Sohn Samuel genau wie ich die Gelegenheit hat, zu sehen wie schön Kolumbien ist. Ein Land mit einer schönen biologischen Vielfalt, die jeden Tag beeinflusst wird, weil die Leute eine geringe Sensibilität in der Frage des Klimawandels haben. Ich zeige hier einige Bilder, aus denen jeder seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen kann.

Die INSELN DEL ROSARIO im Bezirk Bolivar Dieses Gebiet wurde wegen der Notwendigkeit zur Erhaltung und zum Schutz der Korallenriffe und der verbundenen Ökosysteme wie Mangroven, Algen und der vielen Arten von Tieren, die sie bewohnen, zum Nationalpark erklärt. LA GUAJIRA ist eine Halbinsel im Norden Kolumbiens, fast eine Wüste voller Kontraste zwischen Meer, Sand, Kohle, Salz, Kakteen und einigen kleinen grünen Oasen. Dies ist die Wiege und die Heimat der Wayuu Kultur. (Kinder der Erde und des Regens)

24

// 2012

CAÑO CRISTALES, wird der Fluss der fünf Farben genannt, weil die auf seinem Grund auftretenden Algen die Farben rot, gelb, blau und grün produzieren. Sie lassen ein buntes Bild auf dem Wasser entstehen. KOLUMBIEN hat eine der schlimmsten Naturkatastrophen in der Geschichte im Jahr 2012 erlebt. Die Auswirkungen des Klimawandels sind in häufigeren und längeren Dürreperioden, sowie Überschwemmungen in weiten Teilen des kolumbianischen Territoriums zu erkennen.

ARSEN GEVORGYAN // Armenien

25

PAUL RAATZ // Deutschland // 1. Preis

Klimawandel Rostock und sein Anteil an der globalen Erwärmung.

26

// 2012

WET

TBE

201 3

WER

B

MARVIN SCHEIPERS // Deutschland // Sachpreis

Klimawandel Sonntag. Picknick. Ein sehr schöner Tag. Sonne, leichte Brise, eine sehr niedrige Temperatur bei ungefähr 50 Grad Celsius. Ich hatte sehr viel Lust auf Picknick. Um raus zum Picknick zu kommen, musste man als erstes die Tür aus den Angeln drücken. Ich musste mich verschätzt haben, weil ich einen Eiszapfen auf den Kopf kriegte. Vielleicht -139° C Celsius. Zu kalt. Kaum in der Wohnung – strahlende Sonne 30° C. Draußen Hurrikan -10° C. Sehr sauer bin ich, also wieder hoch. Oben Sonne. Wieder runter Regen, hoch Sonne, runter Überschwemmung. Oben im 1. Stock immer Sonne. Vor der Tür erst Regen dann Sintflut, Erdbeben, Wüste grüßt Berlin, Hurrikan, Regen und als letztes Eis. Ich blieb oben. Es war sehr heiß. Sonne. Ich öffnete das Fenster einen Spalt weit. Gewitter. Ich knallte das Fenster zu. Sonne. Wegen dem Zuhauen fiel das Fenster auseinander. Sturm. Fenster mit Brettern zugenagelt. Ich reise aus. Koffer packen und tschüss. Sonne. Und dann, Tür auf, dann Flash, Überschwemmung. Hoch, Tür zu, alles zu, immer noch Überschwemmung. Ich schrie „Aaaaa“. Jetzt wollte ich kurz vor dem Nervenzusammenbruch schwimmen. Kaum unten Sonne, hoch Sonne. Perfekt. Picknickkorb nehmen, umziehen, nach unten. Und? SONNE. Endlich, Picknick am Sonntag.

28

// 2013

STEPHANIE APEL // Deutschland // 2. Preis

29

KHANH NGUYEN // Vietnam // 2. Preis

Der Klimawandel vor der Haustür Aufgenommen während eines Sturms in den mittleren Provinzen Vietnams.

30

// 2013

31

KHANH NGUYEN // Vietnam

32

// 2013

33

34

// 2013

35

CLARA DEIFEL // Deutschland // Sachpreis

Wintergäste Im Winter, wenn es schneit, hängen in meiner Nachbarschaft viele Futterhäuschen für die Vögel. Dort beobachte ich die Vögel gerne. Auch meine Oma hat das als Kind oft getan. Die Vögel, die sie damals sah, waren aber nicht unbedingt die Gleichen wie die, die ich heute sehe. Während meine Oma, die auf dem Land lebte, die Amsel als Zugvogel kannte, ist es für mich heute selbstverständlich auch im tiefsten Winter noch Amseln im Garten zu sehen. Schuld ist der Klimawandel. Ich konnte diesen Winter noch kein einziges Mal Schlitten fahren. Als meine Oma Kind war, gab es Ende Februar schon so viel Schnee, dass keiner mehr Spaß am Schlitten fahren hatte. Das merken auch die Vögel. Wenn es im Winter nicht richtig kalt wird brauchen die Vögel, die sowieso nur kurze Strecken ziehen auch nicht mehr auf die gefährliche Reise gehen oder ziehen nur noch viel kürzer und sind auch viel früher wieder da. Hier finden sie auch viel zu fressen. Kaum ein Vogel stirbt wegen der Kälte. Vögel, die sehr weit ziehen, begeben sich aber nach wie vor auf diese lange Reise. Die Reise ist zu fest in ihrem Erbmaterial verankert, deshalb können sie sich nicht so leicht anpassen wie die Kurzstreckenzieher. Sie kommen nach wie vor spät zurück. Aber die Kurzstreckenzieher sind auf die Dauer zu viele, weil kaum ein Vogel auf der Reise oder in der Kälte stirbt. Sie sind früher da und besetzen die guten Nistplätze. Wenn dann die Langstreckenzieher kommen, die sowieso in der Unterzahl sind, weil auf der langen Reise viele Gefahren lauern, können sie nur noch an nicht so geschützten Orten nisten. Das führt zu noch weniger Nachwuchs, von dem viele die lange Reise nicht überleben. Unsere Vogelwelt hat sich verändert und wird sich noch weiter verändern und damit unser ganzes Ökosystem vor der Haustür. Wenn ich eine Oma bin und meinen Enkeln erzähle was ich als Kind für Vögel gesehen habe, dann wird darunter vielleicht die ein oder andere Art sein, die sie überhaupt nicht mehr kennen.

36

// 2013

TATJANA MALLIGSEN // Deutschland

37

ARSEN GEVORGYAN // Armenien // 2. Preis

38

// 2013

39

HENRY LÜCK // Deutschland

DAVID SCHUMACHER // Deutschland

40

// 2013

JENS WAGNER // Deutschland

41

FELIX FISCHER // Deutschland // 1. Preis

Klima https://www.youtube.com/watch?v=bIZcg1bvIl4&feature=youtu.be Rostock und der Klimawandel. Ein Animationsfilm.

42

// 2013

WW ETETTT BEBW EW EREB RB

220011 44

FREIE GRUNDSCHULE BRÖBBEROW // Deutschland // Sachpreis

Projekt: LEBENSRAUM WASSER Der Schul-Garten-Teich – eine Oase der Tiere und Pflanzen in unserem Lebensraum – Geht das überhaupt?

44

// 2014

45

JULE WIPPICH // Deutschland // 3. Preis

Der Klimawandel vor der Haustür Meine Beobachtungen/Recherchen: Ich wohne seit 9 Jahren in Riesa/Sachsen. Riesa liegt an einem der größten deutschen Flüsse, der Elbe. In den letzten Jahren (2002, 2006, 2013) erlebte Riesa, wie auch andere Elbstädte, drei schlimme Hochwasser. Der Höchstpegelstand der Elbe aus dem Jahr 1845 (8,77 m) wurde 2002 deutlich überstiegen (9,47 m) oder in den Jahren 2006 und 2013 annähernd erreicht. Riesa und Umgebung traf schlimmes Leid. Von vielen Familien wurden Häuser zerstört, Straßen überflutet, Existenzen vernichtet. Insgesamt erlebte unsere Region binnen weniger Jahre drei Extremhochwasser mit Rekordpegelständen. Foto: Jule Wippich 06/2013

Die kurzen Abstände und die Stärke der Hochwasser haben mich überrascht und nachdenklich gestimmt. „Sind dies bereits Folgen des Klimawandels?“, frage ich mich. Werden wir in Zukunft immer häufiger solche Hochwasser befürchten müssen? Vergleicht man die Elbpegelstände der letzten Jahrhunderte (siehe Balkenschema „Hochwasser-Pegelstände der Elbe“ auf S. 4) wird schnell deutlich, dass es vor der Industrialisierung nur selten Hochwasser mit derartigen Extrempegelständen gab, währenddessen zu Zeiten der Industrialisierung vermehrt starke Hochwasser auftraten. Betrachtet man das untenstehende Schema wird der Zusammenhang zwischen Industrialisierung und gestiegenen Pegelständen deutlich. Erklärung Schema: Die Lufttemperatur reguliert, wie viel Wasser verdunsten kann. Der Wassergehalt wiederum ist abhängig von der Temperatur. Je höher die Temperatur, desto mehr Wasser kann verdunsten. Je höher die Temperatur durch den Klimawandel steigt, desto mehr steigt die Gefahr von schweren Starkregenfällen (Hochwassergefahr). Quelle: Wirkschema gezeichnet von Jule Wippich am 15.10.2014 in Anlehnung an http:// wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/ Starkniederschl%C3%A4ge_und_Hochwasser [Stand: 27.10.2014].

46

// 2014

Der im Rahmen der Industrialisierung gestiegene Ausstoß von Kohlendioxid (Treibhausgasen) erwärmt die Luft unnatürlich viel / oft / stark. Die Gefahr von Wetterextremen (Dürren, Hochwasser) steigt. Inwieweit nun die Häufigkeit der Hochwasser mit dem Klimawandel unmittelbar in Zusammenhang steht, darüber streiten sich die Klimaforscher. Einige Fachleute sehen kaum Veränderungen in der Langzeitauswertung der verschiedensten Wetterdaten. Wahrscheinlich ist der Klimawandel nur in Teilen der Grund für die extremen aktuellen Hochwasserlagen. Unumstritten ist jedoch die Tatsache, dass das wirtschaftliche Streben nach Maximalertrag auf Kosten unserer Umwelt geführt wird und letztlich Extremhochwasser auch darin ihre Ursache finden können. Einige Beispiele sollen diese Aussage bekräftigen: > Die wachsende Industrie stößt immer mehr Kohlendioxid aus, welches die Umwelt belastet und Extremwetterlagen begünstigt. Einig sind sich alle Staaten, dass der Kohlendioxidausstoß drastisch reduziert werden muss. Dennoch unterzeichneten große CO2 – Ausstoßstaaten wie die USA das Kyotoprotokoll nicht. Wirtschaftliche Interessen stehen noch vor dem Nachhaltigkeitsgedanken! Insofern verwundert es nicht, dass das Kyotoprotokoll ausgelaufen ist und bis heute kein Nachfolgeprotokoll existiert. > Speziell am Beispiel der Elbe führte der Flussausbau (der Fluss wurde begradigt, um die Fließgeschwindigkeit zu erhöhen und somit auch die Transportgeschwindigkeit der Güter zu beschleunigen) zum Entfernen wichtiger Auenlandschaften. Das Bebauen und Abschirmen von elbnahen Gebieten führten zum Verlust wichtiger natürlicher Überschwemmungsbereiche. Das Ergebnis sind „eigenverschuldete“ Hochwasser.

47

Letztendlich lässt sich nicht genau bestimmen, welches die Hauptursache für die vielen Hochwasser ist. Viel wichtiger, als das genaue Finden von Ursachen bzw. von „Schuldigen“ ist für mich, ein ernstes Bewusstsein für unsere Umwelt zu entwickeln. Umweltschutz und Nachhaltigkeit fängt im täglichen Handeln eines Jeden an! Wir alle können aktiv zum Behüten unseres Planeten beitragen! Ich wünsche mir, dass die modernen und finanzkräftigen Staaten Vorbilder im Umweltschutz für Staaten, wie China und Indien sind. Ich wünsche mir auch, dass CO2-Emissionen minimiert, erneuerbare Energien weltweit gefördert und die Energieeffizienzbilanzen aktueller Kraftwerke deutlich verbessert werden. Doch vor allem wünsche ich mir, dass wir alle unser Umweltbewusstsein verändern. Muss ich täglich mit dem Auto in die Schule gebracht werden? Können wir nicht auch mit dem Zug in den Urlaub fahren? Muss der Einkauf stets mit dem Auto erfolgen oder kann er nicht auch zu Fuß / Rad bewältigt werden? Muss ich Äpfel aus Chile kaufen oder kann ich auch auf regionale Waren ausweichen? Sollte man beim Kauf von Elektrogeräten nicht bereit sein ein paar Euro mehr auszugeben, um umweltfreundliche A+++ Geräte zu verwenden?

NO Energiefresser? zu häufig Autofahren? Äpfel aus Chile? Abholzung der Wälder? Emissionsankauf?

YES AAA+++ ! Radfahren, laufen! Frisch und regional kaufen! Aufforstungsprojekte! CO2-Emission reduzieren!

Mein Fazit: Wenn sich jeder Einzelne öfters diese Fragen stellt und etwas bewusster lebt, könnte unsere Umwelt für uns und folgende Generationen lebenswerter werden. Vielleicht könnte durch diese Maßnahmen auch das nächste schlimme Hochwasser in meiner Heimatstadt Riesa verhindert werden.

48

// 2014

ELISAWETA KUZMINA // Russland / Moskau // 3. Preis

Einfache Ideen ändern die Welt Der globale Klimawandel ist zu einem großen Problem geworden, eines, was direkt vor unserer Haustür liegt. Es gibt viele Wege der CO2-Reduzierung: ein Weg zum Beispiel wäre das Stromsparen. Es werden Kohle und Lebensmittel verbrannt, entsprechend viel CO2 gerät in die Atmosphäre. Mit der Elektrizität wird oft verschwenderisch umgegangen. Hier in Moskau zum Beispiel brennen in den Treppenhäusern die Lampen 24 Stunden, also Tag und Nacht! Wozu? Entsprechend unseren Berechnungen werden hier 9/10 der Energie verschwendet. Wer braucht Licht im Treppenhaus, wenn der Tag genug Helligkeit bietet. Und nachts? Vielleicht für den Moment, den man braucht, um von der Haustür über die Treppe in die Wohnung zu gelangen und seinen Schlüssel in der Tasche zu finden. Verschwendung von Elektrizität hat negativen Einfluss auf die Ökologie. In unserem Haus verbrauchen die Lämpchen insgesamt 4 Kilowatt, für ganz Moskau wären das 160 Kilowatt. Daran muss sich etwas ändern. Deshalb habe ich eine einfache und billige Variante, die Stromverschwendung zu verhindern: Der Einbau eines Zeitsensors, der nur für 5 bis 7 Minuten das Licht brennen lässt, kann das Problem effektiv lösen. Auch eine Energiesparlampe verbraucht zehnmal weniger Strom als die momentan eingebauten Glühlampen. Es scheinen Kleinigkeiten zu sein. Man muss nur handeln. Wenn wir Energie sparsam verbrauchen, wird unsere Umwelt besser! So gewinnt die Natur, so gewinnen wir! Elisaweta ist 14 Jahre alt.

49

TRICKFILM AG DER KARL-WAGENFELD-REALSCHULE MÜNSTER // Deutschland // 2. Preis Einfall statt Abfall http://www.youtube.com/watch?v=yAMZWKwpuEo 10 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Trickfilm AG der Karl Wagenfeld Realschule Münster waren an dem Film „Einfall statt Abfall“ beteiligt. Unsere Idee, einen Film über ein Problem wie es an vielen Schulen existiert „viele Menschen – viel Abfall“ (Müllprobleme an der Schule) zu drehen, fand bei allen Beteiligten große Zustimmung. Die Schülerinnen und Schüler haben zwar keine Lösung dafür gefunden, wie sich der Müll verhindern lässt, jedoch eine originelle und dazu noch sehr kreative Idee entwickelt, wie man ihn nutzen könnte. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen – dass sich wunderschöne Produkte aus wertvollen Materialien herstellen lassen, die sonst achtlos in der Mülltonne verschwinden würden und man für deren Herstellung auch am Freitagnachmittag gerne noch einmal zur Schule geht.

50

// 2014

PAUL DORLOFF // Deutschland // 3. Preis

TAURUS 2.4 – Synopsis

In einer immer weiter technisierten, schneller werdenden und globalisierten Welt wird es immer schwieriger, den aktuellen Bedarf an Fleisch befriedigen zu können. Daher macht sich das „Institut fur innovative Nutztierforschung“ unter Leitung des Tausendsassas Dr. Jens Bock, auf, mit Hilfe von genmanipulierten Rindern diesem Problem eine ökonomisch sinnvolle Methode entgegenzustellen. Ein Drehteam begleitet seine Forschung und will herausfinden, was es mit TAURUS 2.4 auf sich hat und in wie fern es dem Klima schaden könnte.

51

ANNA VANESSA JICHA // Deutschland / Plön // Sachpreis

Die Erde liegt in unseren Händen – Retten wir sie!

Bild und Text: Anna Vanessa Jicha

Um etwas Großes zu erreichen, muss man klein anfangen! Du willst einen Eisberg erklimmen, ja hoch hinaus? Weißt aber, dass er schmilzt, immer kleiner wird und bald verschwindet? Willst ihn retten, doch es geht nicht. Alleine bist du zu schwach. Als einfacher Bürger. „Die Menschen mit den richtigen Mitteln müssen sich darum kümmern. Politiker, Unternehmer, …, es liegt alles in ihrer Hand. Ich als kleiner Mensch, als alleinerziehende Mutter mit drei Kindern, bin froh, wenn ich meine Kinder ernähren kann und gerade so über die Runden komme. Ich habe gar keine Zeit, geschweige denn finanzielle Mittel, um etwas wirklich Effektives ins Rollen zu bringen.“ „Wie soll ich die Welt dazu bringen, sich zu verändern, wenn sich keiner für meine Worte interessiert? Als Schüler. Ich tue, was in meiner Macht liegt, möchte meine Mitschüler informieren und dazu auffordern, zu handeln. Deshalb schreibe ich Artikel für die Schülerzeitung. Doch ich habe nicht das Gefühl, dass irgendjemand daran glaubt, den Klimawandel stoppen zu können. Alle nehmen es einfach so hin, sind sich der Folgen bewusst und denken, dass es zu spät ist oder einfach nichts bringt, wenn sie etwas tun.“ „Was bringt es, wenn ich vermeide, mit dem Flugzeug zu verreisen, um unsere Umwelt zu schützen. Was bringt es denn, dass ich auf meinen Lebenskomfort verzichte, wenn das Flugzeug doch sowieso fliegen wird. Ob ich nun dabei bin oder nicht. Es hebt so oder so ab. Wenn ich nicht mitfliege tut es ein anderer. Ich verreise auch nur einmal im Jahr. Andere fliegen fünf, sechsmal im Jahr in den Urlaub. Die sollen mal ein bisschen was wegstecken. Meinen Familienurlaub auf Mallorca lasse ich mir doch nicht nehmen.“ „Klimawandel hin oder her. Alle machen so eine Panik. Es ist total übertrieben. Meine Generation wird von den prognostizierten Folgen nicht viel mitbekommen. Schließlich wird es doch noch ‘ne Ewigkeit dauern, bis tatsächlich etwas Negatives spürbar wird. Wir haben alle Zeit der Welt, also keinen Stress. Unseren Kindern wird es garantiert auch nicht schlechter gehen als uns, ganz im Gegenteil.“

52

// 2014

Wir sind alle sehr unterschiedlich und denken somit auch über Probleme unterschiedlich nach. Doch eines dürfen wir nie vergessen: Wir haben nur eine Erde. Diese gibt uns alles, was wir zum Leben brauchen. Darüber sollten wir uns freuen und uns im Gegenzug um sie kümmern. Es gibt viele Menschen, die sich kümmern wollen! Auch mir geht es so. Manchmal hat man aber das Gefühl, dass das, was man tun kann, nicht viel bringt. Manchmal denke ich dann: Wenn nicht alle Menschen zusammenarbeiten, ist es unmöglich, unsere Erde zu retten. Da nicht alle Menschen eine Bereitschaft zeigen, empfinde ich die Lage manchmal als hoffnungslos, doch das ist nicht richtig. Ein sehr weiser Mensch (Konfuzius) hat mal gesagt: „Der Mann, der den Berg abtrug, war derselbe, der anfing, kleine Steine wegzutragen.“ Das trifft das, was ich eigentlich aussagen möchte, genau auf den Punkt. Kleine Schritte, kleine Handlungen, wie zum Beispiel beim Einkauf auf eine Plastiktüte zu verzichten, führen dazu, dass wir irgendwann einen großen Fortschritt erkennen können. Die Erde liegt in unseren Händen und nur wir können sie retten!

EVA DAUBARAITE // Litauen

53

CLARA DEIFEL // Deutschland

Was muss ich tun? „Du musst was tun!“, ertönt eine Stimme. Ich schaue um mich, aber ich sehe niemanden. Wahrscheinlich habe ich mir alles nur eingebildet! Ich konzentriere mich wieder auf meine Geographie-Hausaufgaben. Klimawandel, auch das noch! „Du musst was tun! Bald ist es zu spät!“, fordert die Stimme nun eindringlicher. Ich schaue mich wieder um, aber da ist immer noch nichts – oder doch …? Mein Blick bleibt am Spiegel hängen. Ich blicke in die dunklen Augen einer älteren Frau. An irgend jemand erinnert mich diese Frau, aber ich komme nicht darauf an wen. Verwirrt stottere ich: „Was muss ich tun?“ „Die Leute wachrütteln! Sie vor den Gefahren des Klimawandels warnen, die Politiker, die Wirtschaftsbosse, die ganze Welt! Wenn es die Erwachsenen nicht tun, dann müsst ihr jungen Menschen es tun. Es ist eure Zukunft!“, erklärt mir die Frau, doch ich verstehe immer noch nur Bahnhof: „Wieso sollte ich?“ Nun regt sich die Frau aber auf: „Weil dir deine Zukunft wichtig ist? Weil du Kinder habe willst, die auf einem lebenswerten Planeten leben können? Weil du nicht egoistisch bist, sondern an die Opfer von Naturkatastrophen denkst?“ „Hm.“, meine ich. Die Frau wettert weiter: „Faul bist du, sonst nichts! Dir ist dein gemütliches „Jetzt“ so wichtig, dass du dafür in Kauf nimmst, dass deine Nachkommen hier nicht mehr leben können! Faul ist das und egoistisch! So war ich früher auch, so ist die ganze Menschheit. An eure Bequemlichkeit denkt ihr alle – und ans Geld. Aber wenn das Wasser vor euren Häusern steht, dann nützt euch das Geld auch nicht mehr! Ich sage dir: Du wirst es bereuen und der Rest der Menschheit auch!“ „Hm, glaube ich nicht. Wieso so ein Stress?“ „Aber ich weiß ganz genau, dass du es bereuen wirst. Ich weiß es nicht nur, ich spüre es am eigenen Leib! Spätestens in 50 Jahren wirst du es bereuen!“, erwidert die Frau kühl. Ich zucke zusammen. „Wer bist du?“ Mehr bringe ich nicht heraus. Die Gesichtszüge der Frau entspannen sich: „Ich bin du! Du in 50 Jahren!“

54

// 2014

MILDA JURKUTE // Litauen // 2. Preis

55

EGLE KARPAUSKAITE // Litauen

56

// 2014

JOSIANNE CHRISTA SOFIA STANGE // Deutschland / Hannover

Ein Thema, das mich angeht Das Gras im Garten ist grün, die Rosen ranken sich die Fassaden hinauf und blühen beinahe provozierend rot. Der Himmel ist blau, weiße Wolken ziehen vorbei, lassen nichts hinter sich, außer vielleicht ab und an einen kleinen Schauer. Vater und Mutter arbeiten, bieten dir ein behütetes Zuhause. Die beste Freundin holt dich zu einer Einkaufstour ab, in allen Schaufenstern prangt das Wort Sommerschlussverkauf. Im Fernseher schaltest du bei den Nachrichten weiter auf einen Spielfilm, produziert in Hollywood. Der Ort, an dem alles möglich ist. Der Ort, an dem du dir wünschst zu sein, denn dort ist mit Sicherheit alles besser als hier, in Deutschland. Wie oft hast du dir das in deinen Träumen vorgestellt: Du wohnst im strahlenden Los Angeles, machst Karriere, wohnst neben reichen, schönen Schauspielern und Sängern. Aber du bist hier. Vor dem Fernseher, den du umschaltest, weil du den Report über Afrika nicht sehen willst. Weil du die halbverhungerten Kinder nicht sehen willst. Weil niemand halbverhungerte Kinder sehen will. Und das, was du nicht sehen willst, siehst du auch nicht. Klimawandel heißt für dich Naturkatastrophe. Klimawandel heißt für dich, es gibt Tsunamis in Südostasien und Erdbeben in Chile. Dinge, die es hier nicht gibt. Dinge, die du nicht kennst. Was du nicht kennst, geht dich nichts an. Um das arme menschliche Gewissen zu beruhigen, spendest du fünf Euro. Damit ist die Sache erledigt. Klimawandel, der Wandel des Klimas, der Natur. Für das Verhalten der Natur kann man keine Schuld tragen. Oder? Was ist mit dem politischen Klimawandel? In Klimawandel steckt das Wort Wandel. Die Welt befindet sich im Wandel. Jeder spricht vom zweiten Weltkrieg, von etwas Vergangenem. Wozu über etwas nachdenken, das es schon lange nicht mehr gibt? Du warst nicht dabei, du hättest natürlich etwas unternommen. Du hättest anders gedacht als die Menschen damals, du hättest anders gehandelt. Du hättest die anderen überzeugt, nicht stumm zuzusehen. Doch wozu so viele Gedanken verschwenden? Es wird ohnehin nie wieder so weit kommen, denn die Menschen wissen nun, zu was sie fähig sind. Die Menschen entwickeln sich weiter, niemand würde heutzutage so handeln wie die Nazis damals. Die Skin-Heads, die unschuldige Menschen terrorisieren, die gegenüber von deiner Freundin Marie wohnen, hast du wohl vergessen. Oder ist das etwas anderes? Tragen sie nicht die Hakenkreuze auf ihren T-Shirts und waren sie es nicht, die den behinderten Jungen geärgert haben, weil er anders ist als andere Kinder in seinem Alter? Du kennst die Skin-Heads nicht, du hast nichts gesehen, nichts gewusst. Du hast nichts mit ihnen zu schaffen. »

57

Sind das nicht die gleichen Argumente, die damals die Anwohner vorgebracht haben? Die geleugnet haben, zu wissen, was in ihrer Nachbarschaft vor sich ging? Viele sagen, Vergangenes sollte vergangen bleiben. Vergangenes geht dich nichts an. Doch was ist mit dem Krieg, der im Irak und in Syrien tobt? Du siehst die Bilder täglich im Fernsehen, denkst: so etwas passiert hier nicht. Diese Länder sind weit entfernt von Deutschland, wie sollte so ein Streit hierher finden? Der Herd aller Probleme? Die einzigen, die sich berufen fühlen müssten? Ganz klar: Die Politiker. Schließlich sind sie vom Volk gewählt, um alles besser zu machen. Oder? Sind es nicht vielleicht nur Menschen wie du und ich? Menschen, die Fehler machen. Wie du und ich. Die meisten Menschen, die Fehler machen, suchen diese lieber bei anderen. Was ist denn mit dir, wieso tust du nichts gegen das Elend dieser Welt? Engagierst dich nicht für Hilfsorganisationen, interessierst dich nicht für Politik, trennst nicht einmal deinen Müll. Warum nicht? Weil einer allein nichts ausrichten kann. Sagt wer? Derjenige, der nicht aus seiner Komfortzone herauszutreten will, um etwas zu wagen. Dir geht es hier und jetzt ganz gut. Du hast keine großen Sorgen, dennoch siehst du die anderen auf dieser Welt nicht an. Was geht vor sich? Wie ergeht es den Menschen in Krisengebieten? Du verschwendest keinen Gedanken daran, denn diese Menschen sind nicht hier. Du siehst sie nicht, also gehen sie dich nichts an. Existieren sie überhaupt? Dass im Nachbardorf Demonstrationen aufgezogen werden, siehst du nicht einmal, hörst nichts davon, weißt nicht, wovon sie handeln und wer beteiligt ist. Das Wetter spielt verrückt, Stürme zerstören deine Nachbarhäuser, heftige Regengüsse setzen deinen Keller und die Straße, in der du wohnst, unter Wasser. Nichts Ungewöhnliches heutzutage, denkst du. Klimawandel betrifft ebenso deine Nachbarn und auch die kümmern sich nicht um irgendetwas. Wieso solltest du es also? Du nimmst das Wüten der Natur einfach hin, bis jetzt bist du vor dem Schlimmsten, dem Tod, immer verschont geblieben. Er hat dich in keiner Weise berührt. Wieso sollte sich das ändern? Du kennst den Tod nicht, hast ihn nie gesehen, hast nie mit ihm gehadert. Der Tod geht dich nichts an. Die Welt, das Geschehen, das Leben sind immerzu im Wandel. Von einem Tag auf den anderen kann sich alles ändern. Deine kleine Schwester kommt aus der Grundschule, ist allein unterwegs, gerät versehentlich in das Epizentrum der Demonstration im Nachbardorf. Die Demonstranten sind bewaffnet, wissen sich nicht mehr anders zu helfen, werden ja doch nie angehört. All das siehst du nicht, denn du glaubst, es geht dich nichts an.

58

// 2014

Du bekommst einen Anruf von der Polizei. Deine Nummer war als Notfallnummer im Handy deiner Schwester eingespeichert. Es tut ihnen sehr leid, jede Hilfe kam zu spät. Hilfe für was? Hilfe von wem? Niemand sah sich dazu angehalten, sie aus der Menge zu befördern. Sie ging niemanden etwas an. Warum nur geht heutzutage niemanden mehr irgendetwas an? Diese Frage stellst du dir nun. Zu spät. Die Trauer, die du jetzt spürst, spürst nur du. Du fühlst dich allein. Deine Glieder sind vor Wut, Trauer und Hilflosigkeit wie gelähmt. Du denkst: Das ist mehr, als ein Mensch ertragen kann. Warum ausgerechnet du? Warum hat niemand etwas unternommen? Du fragst dich, was das ist, was dieses Gefühl ist, das dir Atem, Schlaf und Seele raubt. Das ist das Gefühl, das du bekommst, wenn du es endlich erkennst. Es geht dich eben doch etwas an.

Sonnenuntergang in Baven bei Hermannsburg, Foto: Josianne Stange Josianne ist 19 Jahre alt.

59

IMPRESSUM

DER KLIMAWANDEL VOR DER HAUSTÜR WWW.CLIMATEPROJECT.DE

GEFÖRDERT VON ENGAGEMENT GLOBAL IM AUFTRAG DES

Ein Projekt des elements. Bildung und Kultur in der Einen Welt e.V. Kurt-Schumacher-Ring 86 18146 Rostock, Deutschland [email protected] www.elements-ev.org Konzeption und Projektleitung: Thomas Pätzold Mitarbeit in der Jury: Tino Höfert, Lore Bellmann, Matthias Spehr, Andreas Ehrig, Youssef Farhat Übersetzungen: Rosana Perez de la Cruz, Luc Abot, Thomas Pätzold Redaktion: Thomas Pätzold, Hartmut Porsch, Friedhelm Röttgerding, Marlis Petschow

PARTNER:

Text Einleitung: Birgit Pätzold Texte Website: Thomas Pätzold Inhalte: AutorInnen der Bild- und Textbeiträge wie angegeben Der Herausgeber ist für den Inhalt allein verantwortlich. Grafik / Layout: Heike Bräuer, G4 Grafikdesign Rostock Druck: Adiant Druck Roggentin gedruckt auf Recyclingpapier Circle matt white Herausgeber: elements. Bildung und Kultur in der Einen Welt e.V. © Rostock 2015 Abdruck der Wettbewerbsbeiträge mit freundlicher Genehmigung der AutorInnen

klimadetektive-mv

WWW.CLIMATEPROJECT.DE

View more...

Comments

Copyright � 2017 NANOPDF Inc.
SUPPORT NANOPDF