Dachverband der Bürgerinitiativen gegen die A 39

January 18, 2018 | Author: Anonymous | Category: Wissenschaft, Biologie, Zoologie
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Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. Landesverband Niedersachsen - Pressesprecher : Eckehard Niemann, Varendorferstr.24, 29553 Bienenbüttel T: 0151 - 11 20 16 34, Mail: [email protected]

Pressemitteilung 17.9.2011

Erster deutscher Handelskonzern ohne „Wiesenhof“-Artikel Unter dem Eindruck des ARD-Reports zum „System Wiesenhof“ und der dabei gezeigten Bilder über die Qualhaltung von Tieren hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) an alle Verbraucherinnen und Verbraucher appelliert, vom Kauf agrarindustriell erzeugter Geflügelprodukte konsequent Abstand zu nehmen und deren Auslistung zu fordern. Der niedersächsische AbL-Landesvorsitzende Martin Schulz rief dazu auf, möglichst direkt bei Bauern zu fairen Preisen einzukaufen und in den Supermärkten, Metzgereien, Restaurants und Kantinen sehr nachdrücklich nach Fleisch aus artgerechter Tierhaltung zu fragen. Genügend Platz und Auslauf für die Tiere gebe es z.B. auf Bio- oder Neulandhöfen oder auf „LabelRouge“-Betrieben („Nature & Respect“). Als preisgünstiger Kompromiss akzeptabel seien auch die demnächst angebotenen Erzeugnisse mit dem silbernen Tierschutzsiegel, bei denen die Tiere zumindest mehr Platz und einen Kaltscharr-Raum angeboten werde. „Die Handelsunternehmen haben bereits die Eier aus Käfighaltung aus ihren Regalen verbannt“, so AbL-Landwirt Schulz, „nun muss auch Geflügelfleisch aus Agrarfabriken raus aus den Kühltruhen!“ Die AbL begrüßte die Entscheidung großer Schweizer Handelskonzerne, alle „Wiesenhof“-Produkte auszulisten. In Deutschland sei Coop als erstes deutsches Handelsunternehmen nach eigenen Angaben diesem Beispiel gefolgt. Derzeit laufe eine Flut von E-Mails bei Edeka, Rewe, Aldi, Lidl, Real und anderen Handelskonzernen ein - mit der dringlichen Aufforderung zur Auslistung von „Wiesenhof“-Artikeln.

TOP AGRAR ONLINE Schweizer Händler listen Wiesenhof-Produkte aus [19.09.2011]

Wiesenhof-Produkte Nach der Ausstrahlung der ARD-Reportage „Das System Wiesenhof“ haben die Schweizer Händler Migros, Coop und Denner Wiesenhof-Produkte ausgelistet. Coop sei vom Filmmaterial „sehr betroffen“ und bedauere zutiefst, dass es anscheinend zu diesen Vorfällen gekommen sei. „Aufgrund der erhobenen Vorwürfe gegen Wiesenhof hat Coop als erste Maßnahme unverzüglich einen Belieferungsstopp für Truthahn ausgelöst“, zitiert die Augsburger Allgemeine Zeitung das Unternehmen. Denner nannte seinen Schritt eine vorsorgliche Maßnahme, bis die offenen Fragen geklärt seien. Wiesenhof-Vorstand Peter Wesjohann erklärte der Lebensmittelzeitung unterdessen, man nehme den Vorgang sehr ernst, auch wenn es nicht um große Menge gehe. „Wir brauchen uns in Sachen Tierschutz nicht zu verstecken und stehen mit den Händlern bereits in Gesprächen“, so Wesjohann. Coop bestätigte, dass Wiesenhof bereits Sofortmaßnahmen zugesichert habe. Nur wenn sich die Verhältnisse besserten, was Coop überprüfen will, sei eine künftige Zusammenarbeit möglich. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) rief die Verbraucher unterdessen auf, keine agrarindustriell erzeugten Geflügelprodukte mehr zu kaufen. Nach AbL-Informationen würden auch die Händler Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Real derzeit in unzähligen Mails von den Verbrauchern aufgefordert, ebenfalls WiesenhofArtikel auszulisten. (ad)

http://www.focus.de/finanzen/news/tid-23645/tierfabriken-in-deutschland-gefluegelmaestermachen-selbst-kot-zu-geld_aid_665704.html Tierfabriken in Deutschland

Geflügelmäster machen selbst Kot zu Geld Donnerstag, 15.09.2011, 15:50 · von FOCUS-Online-Autor Konrad Daubek

dpa Viele Bauern verdienen mehr mit den Exkrementen, als mit dem Fleisch der Hühner Ungeachtet der Skandale um den Geflügelkonzern Wiesenhof werden in Deutschland immer neue Mastfabriken aus dem Boden gestampft. Das Geschäft brummt – nicht zuletzt, weil die Exkremente der Hühner bares Geld wert sind. So einen Protest hatte Eberhard Scheuffele nicht erwartet. Im Frühjahr beantragte der Landwirt aus dem Örtchen Baindlkirch im Großraum Augsburg den Bau eines Geflügelstalls. Zweck der Übung: Er will dort im großen Stil Hähnchen mästen. Und zwar für Wiesenhof. Als sein Vorhaben ruchbar wird, avanciert Scheuffele zum Feindbild. Aufgeregte Anwohner laufen Sturm gegen seine Pläne. Binnen Tagen bildet sich eine Bürgerinitiative, Leute kommen auf seinen Hof, auch auf der Straße wird er angesprochen. Der Landwirt versteht die Aufregung nicht. „Wir sind doch auf dem Land. Irgendwo muss der Bauer sein Geld verdienen“, sagt er.

Die erbosten Anwohner sehen das ganz anders. Geld verdienen – ja. Aber bitte nicht hier – und vor allem nicht auf diese Weise, so der Tenor bei den Bürgern. Sie haben Angst, dass Scheuffeles Mastbetrieb nicht der letzte sein könnte. Denn auch in anderen Gemeinden gibt es Bauanträge dieser Art. Und jede Menge Ärger. Bundesweit 900 Hähnchenmastställe geplant Was in Bayern gerade beginnt, ist in anderen Regionen Deutschlands bereits Alltag. Vor allem in Niedersachsen, wo Marktführer Wiesenhof und seine Konkurrenten sitzen, formieren sich immer neue Gruppen und Bürgerinitiativen, um gegen die Bauvorhaben der umliegenden Landwirte vorzugehen. Unter dem Namen „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ hat sich ein Netzwerk aus Bürgerinitiativen, Öko- Bauern und Tierschützern gebildet, das zum bundesweiten Protest aufruft. Eckehard Niemann ist Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft, die sich ebenfalls gegen Mastbetriebe ausspricht. Er kennt sich aus mit der Geflügelindustrie und ihren Gegnern. Insgesamt 70 Bürgerinitiativen gebe es bundesweit, sagt er – und ihre Zahl dürfte noch steigen. Nach seinen Schätzungen werden im Moment bundesweit 900 Ställe geplant und gebaut – da seien die Proteste programmiert. Angst vor Krankheiten und Gestank Und tatsächlich gehen die Bürger immer häufiger auf die Barrikaden. Die Kritik ist überall dieselbe. „Die Anlieger wollen den Gestank nicht und haben Angst vor Krankheiten“, sagt Niemann. Grund für die Panik sind vor allem die Lüftungen der modernen Mastanlagen. Im Stall sollen sie für eine ausreichende Sauerstoffzufuhr der Hühner sorgen. Dabei blasen sie Keime, Pilze, Kotpartikel und Federreste ungefiltert nach draußen, wo der Wind sein Übriges tut. Es gebe Studien, die ein erhöhtes Risiko von Neurodermitis und Atemwegserkrankungen in den entsprechenden Regionen beweisen, erklärt Niemann. Wer an Asthma oder chronischer Bronchitis leide, sei besonders gefährdet. Und auch handfeste wirtschaftliche Sorgen treiben die Anwohner um. Viele haben Angst um den Wert ihrer Immobilien. Denn wer will schon eine Wohnung mieten, oder ein Haus kaufen, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft eine Mega-Mastfabrik arbeitet – mit allen unangenehmen Nebenwirkungen?

Wenn Bauern zu Fabrikanten werden Jörg Hartung kennt all diese Ängste. Doch er hält sie für übertrieben. Hartung leitet das Institut für Tierhygiene der Stiftung Tierärztliche Hochschule in Hannover und beschäftigt sich seit Jahren mit der Keimausbreitung in der Nähe von Mastställen. „Gesicherte Erkenntnisse über ein erhöhtes Krankheitsrisiko gibt es nicht“, so seine Erkenntnis. Richtig sei allerdings, dass Stallarbeiter in entsprechenden Betrieben immer wieder über Atemwegsprobleme klagten. Richtig sei auch, dass es in der Luft von Geflügelmastställen große Mengen an Staub und Keimen gebe, die mit der Abluft in die Stallumgebung gelangten. „Bestimmte Keime können mehrere hundert Meter weit fliegen“, sagt Hartung. Auch die häufig geäußerte Kritik, anliegende Häuser könnten an Wert verlieren, stößt bei manchen Beobachtern auf Unverständnis. Immobilienmakler in der Region zwischen Vechta und Cloppenburg etwa, wo die Zahl der Mastbetriebe besonders hoch ist, sehen keine Anzeichen für sinkende Preise. Auch Ludger Kaup vom Immobilienverband Deutschland hat bisher keine Erfahrungen dieser Art gemacht. „Wir haben in Ost-Westfalen zwar auch viele Mastanlagen, mir ist aber nicht bekannt, dass dort Wertverfall festgestellt werden kann“, sagt

Kaup. In der Regel gebe es strenge Immissionsauflagen, so dass Nachbarn nicht beeinträchtigt würden. Bauern dürfen immer bauen Die Bürger der 3000-Seelen-Gemeinde Ried, zu der Baindlkirch gehört, sehen das anders. „Etwas Schlimmeres als so einen Geflügelmaststall kann man uns nicht vor die Haustür stellen“, sagt Stephan Müller, Sprecher der fünfzigköpfigen Bürgerinitiative. „Wir wollen hier keine Geruchsbelästigung und keine Keime in der Luft.“ Der erste Antrag für ein Bürgerbegehren scheiterte vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht. Im Moment arbeite man an einem neuen Antrag. Grund für den ganzen Frust ist ein Paragraph des Baugesetzbuches, der landwirtschaftliche Bauvorhaben privilegiert behandelt. Das heißt: Die Gemeinde muss grundsätzlich zustimmen – es sei denn, es sprechen sogenannte „öffentliche Belange“ gegen die Genehmigung. Das allerdings ist alles andere als die Regel. Kaum Gesetze gegen Gestank Und auch die Vorgaben des Immissionsschutzgesetzes sind – zumindest aus Sicht der betroffenen Bürger – nicht besonders hilfreich. Ein Stall mit weniger als 40 000 Hühnern gilt als bäuerlicher Landwirtschaftsbetrieb. Und das bedeutet: Er muss lediglich 250 Meter Abstand zum nächsten Wohngebiet halten. Dementsprechend häufig sind Bauanträge für einen Stall, dessen Kapazität knapp unter dieser Grenze liegt. Auch Bauer Scheuffele hat sich die gesetzlichen Regeln zu Nutze gemacht: 39 500 Hühner sollen in seinem Betrieb ihr kurzes Leben fristen. „Diese Richtlinien sind ein Witz“, meint Müller. Zumal spezielle Filter, die die Keimverbreitung verhindern, gesetzlich nicht vorgeschrieben sind. „Veraltete Gesetze, sture Politiker, starke Lobbyisten“ – der Chef der Bürgerinitiative macht seinem Ärger Luft. „Wir werden nicht locker lassen und immer weiter kämpfen.“ Wenn ein Stall gebaut würde, sei es nur eine Frage der Zeit, bis die nächsten dazukämen. Fleisch bringt Verluste – Tierkot Gewinne Unberechtigt ist seine Sorge nicht. Die Bauanträge im süddeutschen Raum mehren sich. Im März 2009 kündigte Wiesenhof an, seine Großschlachterei in Bogen in Niederbayern zu erweitern. Seitdem wirbt der Konzern massiv um neue Vertragsbauern. Über 90 Prozent der in Bayern gemästeten Hähnchen landen in der Wiesenhof-Schlachterei in Bogen. Jeden Tag sollen dort 240 000 Hähnchen geschlachtet werden. Auch andere Geflügelfirmen rüsten auf. „Seit im Jahr 2007 eine neue Firma ins Geflügelgeschäft eingestiegen ist, ist ein harter Konkurrenzkampf entbrannt“, sagt Eckehard Niemann. Die Firmen produzierten viel mehr als nachgefragt werde, um ihre Marktanteile zu verteidigen. „Wir haben eine echte Hähnchenblase“, so Niemann. Auch Hans-Wilhelm Windhorst, Agrarexperte an der Universität Vechta, beobachtet die Entwicklungen in der Geflügelindustrie kritisch. Der Selbstversorgungsgrad in Deutschland liege schon jetzt bei über hundert Prozent, schreibt Windhorst in einem Aufsatz. Der komplette Binnenmarkt in der EU sei schon überversorgt. Trotzdem zeichne sich bis 2014 in Deutschland eine Erhöhung der Schlachtkapazität um 400 000 Tonnen ab. Um die zusätzlichen Mengen an Hähnchenfleisch loszuwerden, müssten die Konzerne in Drittländer exportieren. Doch das gestalte sich immer schwieriger, da China, die USA und Brasilien ihre Produktion ebenfalls steigerten. Falls es den deutschen Firmen nicht gelinge, neue Wachstumsmärkte zu finden, drohe der Zusammenbruch der kompletten Produktionskette.

Bei den Vertragsmästern, die ein hohes Investitionsrisiko trügen, könne das zu finanziellen Schwierigkeiten führen. 24 Hühner pro Quadratmeter Unklar sei auch, ob die Geflügelmast, wie sie bisher in Deutschland erlaubt ist, unverändert fortgeführt werden könne. Auf EU-Ebene stehe zur Debatte, ob der spärliche Raum, den man den Tieren bislang zubilligt, noch zeitgemäß ist. In manchen Mastbetrieben stehen in der Schlussphase bis zu 24 Broiler auf einem Quadratmeter zusammengepfercht. Außerdem diskutiere man im Niedersächsischen Landtag, wie die Umsetzung der Niedersächsischen Brandschutzverordnung in großen Anlagen noch zu erfüllen sei. In Paragraph 20 heißt es dort, es müsse möglich sein, Nutztiere im Brandfall ebenso wie Menschen zu retten. Die meisten Bauern zeigen sich unbeirrt ob der möglichen Probleme und des damit verbundenen Preisdrucks. Nach Niemanns Einschätzung sind sie gar nicht auf üppige Gewinne aus der Hähnchenmast angewiesen. „Viele bauen einen Stall vor allem, um mit dem Hühnerkot ihre Biogasanlage zu füttern“, so Niemann. Zum mageren Gewinn von sechs bis acht Cent pro Hähnchen kämen dann die üppigeren Einspeisevergütungen für den Strom. Das bestätigt auch der Fall in Bayern. „Wenn ich schon einen Stall habe, warum soll ich nicht auch eine Biogasanlage bauen“, sagt Eberhard Scheuffele. Der nächste Aufschrei der Bürgerinitiative ist ihm damit sicher.

TAZ 17.09.2011 Tierschützer fordern Wiesenhof-Boykott

Mehr Druck auf Puten-Quäler Aktivisten starten eine E-Mail-Kampagne gegen den größten deutschen Geflügelfleischkonzern. Supermärkte sollen ihn wegen Quälerei von Puten boykottieren. von JOST MAURIN BERLIN taz | Nach dem jüngsten Skandal um Tierquälerei bei Wiesenhof steigt der Druck auf Deutschlands größten Geflügelfleischlieferanten. Tier- und Umweltschützer appellierten am Freitag an die Bürger, die deutschen Einzelhändler zu einem Boykott von Wiesenhof- und anderen "Tierqual-Produkten" aufzufordern. "Die Leute sollen Mails an Ketten wie Rewe, Edeka oder Aldi schreiben", sagte Agrarindustrieexperte Eckehard Niemann von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) der taz. So äußerte sich auch die Umweltorganisation BUND. Einen ähnlichen Aufruf veröffentlichte der Bundesverband der Tierversuchsgegner auf seiner Internetseite. Die drei umsatzstärksten Supermarktketten der Schweiz, Migros, Coop und Denner, hatten schon vor Tagen erklärt, keine Wiesenhof-Produkte mehr zu kaufen. Damit reagierten die Ketten auf Videoaufnahmen, auf denen von Wiesenhof beauftragte Mitarbeiter einer

Fangkolonne Puten treten, durch die Luft schleudern und in Käfige auf einem Lastwagen werfen. Bereits Anfang 2010 waren ähnliche Bilder aus einem Wiesenhof-Betrieb veröffentlicht worden. Der Konzern hat die aktuellen Anschuldigungen nicht bestritten, bisher aber nur erklärt, dass die Tierquäler nicht mehr für Wiesenhof arbeiten dürften. Generelle Verbesserungen, etwa mehr Platz für die Tiere, soll es aber nicht geben. Dennoch wollten sich die größten deutschen Einzelhändler zunächst nicht auf einen Boykott von Wiesenhof festlegen. Die Nummer eins und zwei der Branche, Edeka und Rewe, etwa verlangten lediglich, dass die Vorwürfe aufgeklärt werden müssten. Wiesenhof-Konkurrenten wie Emsland Frischgeflügel sind AbL-Aktivist Niemann zufolge keineswegs besser. Dennoch hält er es für richtig, nun den Marktführer zu boykottieren. "Wegen des neuen Skandals können wir jetzt Wiesenhof treffen. Das hat einen Ausstrahlungseffekt auf die anderen Unternehmen, denn Wiesenhof ist das größte der Branche", erklärt Niemann. Wenn Wiesenhof die Haltungsbedingungen verbessert, wäre der Druck auf die Konkurrenz so hoch, dass sie folge müsse. Auf andere Produkte ausweichen Geflügelfleischkäufern rät Niemann, auf Bioprodukte auszuweichen. Die Vorschriften für die Ökotierhaltung garantierten mehr Platz und Auslauf als in der konventionellen Branche - auch wenn selbst einige Biobetriebe mittlerweile im industriellen Maßstab produzierten. Eine preisgünstigere Alternative sei Ware mit dem Neuland-Siegel, das eine vorbildliche Haltung allerdings ohne Bio-Futter garantiere. Als vertretbar stuft Niemann ebenfalls die Tiefkühlfleisch-Marke Nature & Respect ein, deren Hähnchen laut Anbieter Kaufland im Freien gehalten werden. Auch die Marke Privathof ist für den AbL-Fachmann ein akzeptabler Kompromiss, da sie auf eine langsamer wachsende Hähnchenrasse, geringere Besatzdichten im Stall und Auslauf im Wintergarten setzt. Niemann: "Privathof ist zwar von Wiesenhof, aber da springen wir mal über unseren Schatten." Der BUND sieht auch Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) in der Pflicht. "Sie muss beliebige Tierwohl-Label und irreführende Markennamen wie ,Wiesenhof', verbieten, die Bauernhofidylle suggerieren", sagte Agrarexpertin Reinhild Benning. Artikel zum Thema 

Dokuformat "ARD-exclusiv"

Ausgebeutet und aufgedeckt



Agrarpolitiker Meyer über Protest gegen Tierfabriken

"Die Grünen sind das Original"



Brutale Praktiken bei Wiesenhof

Die Quälerei geht weiter



Kommentar Wiesenhof

Brutalität zahlt sich aus



Nach Berichten über Tierquälerei

Boykott gegen Wiesenhof-Hähnchen

Nötig seien ehrliche Kennzeichnungsregeln, damit Verbraucher Fleisch aus Massentierhaltung leicht erkennen können. Zudem solle Aigner dazu beitragen, dass Subventionen für die industrielle Fleischproduktion - etwa für Schlachthöfe - gestoppt werden. Stattdessen müssten Bauern mehr bekommen, die besonders tier- und umweltfreundlich wirtschaften

Wochenblatt 14.09.2011 Kelheim (13) Aus Protest gegen Wiesenhof-Zustände

CSU-Merkl gibt Bundesverdienstkreuz zurück

Foto: Ingo Knott Kelheims stellvertretender Landrat, langjährige Landtagsabgeordnete und Ex-Staatssekretär Dr. Gerhard Merkl will sein Bundesverdienstkreuz abgeben. Der Grund: Auch der Eigentümer der kürzlich in die Schlagzeilen geratenen Wiesenhof-Gruppe hat diesen Orden. Tierschützer und Vegetarier Merkl will nicht mit ihm in einer Linie stehen. In der Kolumne Merkls Tiereck, die Merkl und seine Gattin seit vielen Jahren exklusiv für das Wochenblatt im Landkreis Kelheim schreiben, wird immer wieder auf das Leid der Tiere besonders in der Intensivhaltung aufmerksam gemacht. Obwohl verdienter CSUler, scheut Merkl keinen Gegenwind, wenn seine Ehefrau oder er selbst massiv vor den Folgen warnen, die unsere Art der Lebensmittelerzeugung haben. Im Fokus steht dabei immer wieder die Achtung vor der Natur und ihren Geschöpfen, also auch der Tiere. Und so war es naheliegend, dass die Wochenblatt-Redaktion für den Landkreis Kelheim Merkl auch auf die Reportage des Fernsehteams von Report Mainz aufmerksam machte. Dort wurden Aufnahmen gezeigt, die vielen Betrachtern übel aufgestoßen sein mögen Wiesenhof-Mitarbeiter gehen mit äußerster Brutalität ihrem Geschäft nach; Hühnchen werden zertreten und erschlagen. Gerhard Merkl hat sich den Beitrag angesehen und recherchiert - und dabei erfahren müssen, dass der Inhaber der Wiesenhof-Gruppe selbst Bundesverdienstkreuz-Träger ist. Lesen Sie hier, was Merkl in der neuesten Kolumne im Wochenblatt für den Landkreis Kelheim schreibt:

Warum ich die hohe Auszeichnung abgebe

Volksfestzeit -– Hendlzeit – Höhepunkt: das Oktoberfest. Dann werden auf Millionen Hähnchen, die in diesem Jahr auf bayerischen Volksfesten in den Mägen endeten, nochmals Hunderttausende folgen. Aber kein Konsument wird sich über das Produkt, das er da verzehrt, Gedanken machen, sonst würde er es nicht tun, jedenfalls wohl dann nicht, wenn er eine Reportage, Ende August von der ARD ausgestrahlt, gesehen hätte über „Wiesenhof“, einen der größten Geflügelfleischproduzenten Europas. „Wiesenhof“: „Gütesiegel“ für den Verbraucher?

In den 700 Subunternehmen der Firmengruppe werden 4,5 Millionen Hühner pro Woche (rund 270 Millionen pro Jahr) geschlachtet – grausam umgebracht, wie es im Film drastisch gezeigt wird. Hühnern wird das Genick gebrochen, dann werden sie in Transportkisten gepfercht, auch wenn sie noch nicht tot sind, manche werden gegen Wände geschleudert, um sie auf diese Weise zu töten, Hähne mit voller Wucht in Kisten geworfen, wo sie elend zugrunde gehen.

Bis es soweit ist, haben sie ein langes Martyrium hinter sich. Kurz nach dem Schlüpfen kommen sie über Fließbänder zur Aussortierung. Die einen werden lebend zu Tierfutter geschreddert, für die anderen geht es zu Aufzuchtstationen, wo sie bis zur Schlachtung auf engstem Raum vegetieren. Dort ist das Leben für die Tiere die Hölle. Ein Tierarzt, der dies beobachtet hat, spricht von nicht vorstellbarer, grausamer Tierquälerei. Jeder normale Betrachter ekelt sich und ist angewidert von dem, was er sieht: Tote Tiere liegen unter den anderen, z.T. offenbar tagelang, manchen Tieren sieht man an, dass sie krank sind, weil sie sich kaum fortbewegen können, dazwischen Arbeiter, die die Tiere brutal mit Fußtritten zusammentreiben … dann endlich kommt der qualvolle Tod.

Meine Frau und ich sind seit vielen Jahren Vegetarier, weniger, weil Fleisch ungesund ist, aber aus Achtung vor allem Leben, insbesondere, weil Massentierhaltung und Tierquälerei untrennbar miteinander verbunden sind. Wären wir es nicht, wären wir zu solchen nach diesem Film geworden.

Man muss ein für Mitleid und Schmerzempfindung anderen gegenüber gänzlich abgestorbener Mensch sein, wenn man solches Tun wie bei Wiesenhof verantwortet und wenn man dieses Tun auch noch mit dem Motto verkauft: „Verantwortung für Mensch, Tier und Umwelt.“ So der Eigentümer der Wiesenhof -Gruppe, Paul Heinz Wesjohann. Darauf angesprochen, wie brutal es in den Wiesenhof -Betrieben zugeht, entgegnet er: „Ich bin Unternehmer und richte mich nach dem Konsumenten“. Ein wahres Wort, bestimmt doch der Konsument Quantität und Qualität – und weist darauf hin, dass „die moderne Geflügelzucht das ehemalige Luxusprodukt Fleisch erschwinglich gemacht“ hat und deshalb sei dies eine „soziale Tat“.

Das habe wohl auch der Bundespräsident so gesehen, schließt der Bericht, dem ich Letzteres entnommen habe, sarkastisch, Wesjohann sei nämlich mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Welch Hohn! Für mich steht darum fest: Ich gebe mein Bundesverdienstkreuz jetzt zurück.

Beachten Sie hierzu auch unsere Umfrage, die Sie rechts auf der Homepage der WochenblattSeite für den Landkreis Kelheim finden. Autor: Ingo Knott

BTK 12.09.2011 Meldung versenden Tierschutz in der Geflügelhaltung Berlin (BTK) – Aufgrund der aktuellen Diskussion um die Zustände rund um den deutschen Geflügelkonzern PHW (Marke „Wiesenhof“) fordern die Bundestierärztekammer e.V. (BTK) und der Bundesverband der beamteten Tierärzte e.V. (BbT), bundeseinheitliche Vorgaben nicht nur für die Haltung von Masthühnern, sondern auch für Puten, Enten und Elterntiere von Masthühnern und Legehennen zu schaffen. Entsprechende Vorschriften sollten in die Tierschutznutztierhaltungsverordnung aufgenommen werden. Bilder wie sie in der vergangenen Woche in der ARD gezeigt wurden, sind schockierend. Aus Sicht der Tierärzteschaft müssen tierschutzrelevante Veränderungen am Schlachthof, wie Knochenbrüche und Blutergüsse als wesentlicher Indikator für Mängel in der Haltung und im Umgang mit den Tieren erfasst werden. Diese Daten sollten an den Mastbetrieb und an das Veterinäramt gemeldet werden. „Nur so wird die gezielte (risikoorientierte) Kontrolle von auffälligen Betrieben möglich“, erläutert Dr. Martin Hartmann vom BbT. Ein zentrales Problem ist für BTK und BbT die derzeit fehlende Erfassung der Fängerkolonnen, die keine Erlaubnis benötigen und keine Sachkunde nachweisen müssen. Sie sind daher in der Regel den Veterinärämtern nicht bekannt.

Volksstimme Altmark

Geheimes Gutachten und Streit um Mastanlage: Bürgermeister tritt zurück 17.09.2011 05:26 Uhr Von Michael Bock und Ralf Franke

Ralf Bergmann Der Landtagsabgeordnete Ralf Bergmann (SPD) ist als Bürgermeister der Gemeinde Hohenberg-Krusemark (Landkreis Stendal) zurückgetreten. Hintergrund ist ein seit langem schwelender Streit um eine geplante Hähnchenmastanlage. Hohenberg-Krusemark/Magdeburg. Ein Investor will in unmittelbarer Nähe der Ortslage Schwarzholz mit 460000 Mastplätzen eine der größten Hähnchenmastanlagen in Deutschland errichten. Er hat im August beim Landesverwaltungsamt (Halle) einen Bauantrag für das rund sechs Millionen Euro teure Projekt eingereicht. Vorgesehen ist, dass 2012 mit dem Bau begonnen wird. Die Bürgerinitiative Pro-Region will die Mastanlage verhindern. Bei der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend enthüllte der Sprecher der Initiative, Olaf Schmidt, dass die "Stadt und Land Planungsgesellschaft mbH" (Schwerpunkte: Umwelt- und Landschaftsplanung) bereits im März 2010 ein bislang geheimgehaltenes Gutachten für den Investor erstellt habe. Dabei handelte es sich um eine Erfassung von Brutvögeln, Reptilien und Amphibien im Umfeld der geplanten Mastanlage. Politisch hoch brisant: Ralf Bergmann ist seit 1998 geschäftsführender Gesellschafter des Planungsbüros. Und als Bürgermeister, so kritisiert die Bürgerinitiative, habe Bergmann Bedenken gegen das Projekt stets vom Tisch gewischt. Schmidt: "Er hat alles torpediert und negiert." Dass sich Bergmann ausgerechnet vom Investor ein Gutachten habe bezahlen lassen, sei ein "Riesenskandal". Bergmann hätte sich für befangen erklären und nicht mehr an der Mastanlagen-Entscheidung mitwirken dürfen, sagte Schmidt. Stattdessen habe er den Investor unterstützt. Schmidt war durch Recherchen im Bauamt der Gemeinde auf das Gutachten aufmerksam geworden. Bei der Gemeinderatssitzung verbreitete Schmidt die heikle Nachricht. Bergmann war völlig überrascht und ging in der Einwohnerfragestunde nicht auf die Vorwürfe ein. Im Verlauf der Gemeinderatssitzung erklärte der 49-jährige Diplom-Biologe seinen Rücktritt als Bürgermeister. Bergmann habe "einen Fehler eingeräumt", sagte Schmidt. Bergmann war gestern für eine Stellungnahme für die Volksstimme nicht zu erreichen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der gebürtige Dortmunder auch umweltpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion ist. Pikant ist, dass im SPD-

Wahlprogramm 2011 steht: "Überdimensionierte Tiermast-Anlagen lehnen wir ab, weil sie unzumutbare Belastungen für Landbevölkerung und Tourismus bedeuten." Hat der Vorfall Auswirkungen auf Bergmanns Funktion in der Landtagsfraktion? Auf eine entsprechende Volksstimme-Anfrage wollte sich die Fraktionsvorsitzende Katrin Budde gestern nicht äußern. Sie ließ nur mitteilen, dass Bergmann mit ihr gesprochen habe. Budde danach: "Um zukünftige Interessenkollisionen zu vermeiden, hat er mit seinem vorzeitigen Rücktritt als Bürgermeister die notwendigen Konsequenzen gezogen." Meinung I

MDR Stendal 16.9.2011 Hähnchenmastgegner wittern Skandal Empörung gestern abend im Gemeinderat von Hohenberg-Krusemark bei den etwa zwei Dutzend Zuhörern, die vor allem wegen der bei Schwarzholz geplanten Hähnchenmastanlage gekommen waren. Der Grund: Bürgermeister Ralf Bergmann soll mit seinem Planungsbüro ein Gutachten für den Investor erstellt haben. Ratsherr und Hähnchenmast-Gegner Olaf Schmidt, der das aufdeckte, vertrat, daß der Bürgermeister dadurch nicht mehr an der Entscheidung mitwirken dürfe. Bei dem Gutachten handelt es sich um eine Erfassung von Brutvögeln, Reptilien und Amphibien im Umfeld der geplanten Mastanlage, für die der Investor kürzlich die Genehmigung beantragt hat. Dem Vernehmen nach wäre sie mit 460.000 Mastplätzen die größte in Deutschland.. Ralf Bergmann ging in der Einwohnerfragestunde nicht auf die Vorwürfe ein.

Pressemitteilung AbL 17.9.2011 AbL fordert Rücktritt des agrarindustrie-verquickten MdL Bergmann Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hat den sofortigen Rücktritt des SPD-Landtagsabgeordneten Ralf Bergmann von allen politischen Ämtern gefordert, nachdem die Bürgerinitiative Pro Region die Verquickung von Bergmanns geschäftlichen Aktivitäten mit dem Genehmigungsverfahren für einen 460.000er Masthühnerstall in Schwarzholz bei Stendal aufgedeckt hatte. Bergmanns hatte als Geschäftsführer einer privaten Planungsfirma ein bisher geheimes Gutachten für den Investor erstellt, obwohl er in seinem öffentlichen Amt als Bürgermeister der zuständigen Gemeinde HohenbergKrusemark über die Genehmigung der Agrarfabrik zu entscheiden hatte. „Nachdem Bergmann bereits als Bürgermeister zurücktreten musste“, so der für Sachsen-Anhalt zuständige AbL-Landesvorsitzende Peter Hettlich, „ist auch seine Position als Landtagsabgeordneter und sogar als umweltpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion in diesem Licht unhaltbar.“ Hettlich mahnte die Genehmigungsbehörden zu wesentlich mehr Sorgfalt bei der Kontrolle der Genehmigungs-Unterlagen und warnte vor einer zu großen

Nähe politischer und behördlicher Entscheidungsträger zu den Investoren von Agrarfabriken. Er verwies auf die Diskussion um angebliche Versuche der Bestechung einer Bürgermeisterin durch den ehemaligen Landwirtschaftsministers von Sachsen-Anhalt, Helmut Rehhahn, der seit seinem Rücktritt als Wegbereiter für holländische Agrarindustrielle tätig sei. „Die Bürgerinnen und Bürger auch in Sachsen-Anhalt nehmen den Ausbau der agrarindustriellen Tierhaltung mit ihren schlimmen Auswirkungen auf Tiere, Umwelt, Menschen und bäuerliche Strukturen nicht mehr länger hin“, so Hettlich, „es ist höchste Zeit für ein Verbot von Agrarfabriken und für gesetzliche Vorgaben für eine artgerechte Tierhaltung in bäuerlichen Strukturen mit vielen sinnvollen Arbeitsplätzen in lebendigen Regionen.“ Für Schwarzholz forderte Hettlich die vollständige Neuaufnahme des Genehmigungs-Verfahrens mit unabhängigen Gutachtern und unbefangenen Entscheidungsträgern. Das Ergebnis dieses Verfahrens könne nur die Ablehnung dieser 460.000er-Großanlage sein, in der 20 einseitig qualgezüchtete Tiere auf einem Quadratmeter und auf eigenem Kot gehalten würden, so dass die Hühner unter massiven Fußballenentzündungen zu leiden hätten und Natur und Anwohner unter Emissionen und Keimbelastung.

Undine Kurth (MdB Grüne) PRESSEMITTEILUNG Datum: 17. September 2011 Nr. 10 Doppelmoral schadet dem Ansehen aller Parteien -------------------------------------------------Bergmann als umweltpolitischer Sprecher unglaubwürdig Undine Kurth, die naturschutz – und tierschutzpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der Grünen hat die SPD-Landtagsfraktion aufgefordert, den Landtagsabgeordneten Ralf Bergmann als umweltpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion zurückzuziehen. Andernfalls macht sich die SPD mit ihrer Umweltpolitik im Lande komplett unglaubwürdig, so Kurth, die auch parlamentarische Geschäftsführerin ihrer Fraktion ist. Undine Kurth: „Es zeugt von politischer Doppelmoral, als Geschäftsmann Umwelt-Gutachten für einen Investor zu erstellen, der einen Betrieb für Massentierhaltung plant, und andererseits als zuständiger Bürgermeister die Proteste vor Ort vom Tisch zu wischen. Im Gegensatz zum politischen Programm der SPD, für das Bergmann gewählt worden ist. Der Abgeordnete Bergmann wusste sehr wohl, was er tat. Er hielt das Gutachten geheim. Zur doppelten Moral sollte der doppelte Verdienst hinzutreten.“

VOLKSSTIMME

Rücktrittsforderung

Bergmann gerät zunehmend unter Druck 19.09.2011 05:39 Uhr

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Von Michael Bock Magdeburg. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft (AbL) hat den sofortigen Rücktritt des SPD-Landtagsabgeordneten Ralf Bergmann von allen politischen Ämtern gefordert. Die Volksstimme hatte am Sonnabend berichtet, dass die "Stadt- und Land Planungsgesellschaft mbh" ein Gutachten für den Investor einer geplanten Hähnchenmastanlage (460000 Plätze) erstellt hatte. Bergmann ist geschäftsführender Gesellschafter dieses Planungsbüros. Als Bürgermeister der Gemeinde Hohenberg-Krusemark (Landkreis Stendal) hatte er das Anliegen des Investors öffentlich unterstützt. Bergmann war am Donnerstag als Bürgermeister zurückgetreten. Der AbL-Landesvorsitzende Peter Hettlich sagte am Wochenende, dass Bergmann auch als Landtagsabgeordneter "unhaltbar" sei. Er warnte vor einer "zu großen Nähe politischer und behördlicher Entscheidungsträger zu den Investoren von Agrarfabriken". Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Undine Kurth forderte die SPD-Landtagsfraktion auf, Bergmann als umweltpolitischen Sprecher zurückzuziehen. Andernfalls mache sich die SPD mit ihrer Umweltpolitik im Land "komplett unglaubwürdig". Kurth: "Es zeugt von politischer Doppelmoral, als Geschäftsmann Umwelt-Gutachten für einen Investor zu erstellen, der einen Betrieb für Massentierhaltung plant, und andererseits als zuständiger Bürgermeister die Proteste vor Ort vom Tisch zu wischen."

MDR Regionalstudio Stendal - Nachrichten um 13:00 Uhr Hohenberg-Krusemark: Bergmann unter Druck Die Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft fordert den Rücktritt Ralf Bergmanns von allen politischen Ämtern. Vorsitzender Hettlich sagte am Wochenende, Bergmann sei "unhaltbar" geworden. Der SPD-Landtagsabgeordnete war am Donnerstag als Bürgermeister von Hohenberg-Krusemark zurückgetreten. Er hatte als Planer ein Gutachten für einen Hähnchen-Mast-Betreiber erstellt und das Vorhaben als Bürgermeister gleichzeitig unterstützt.

IVZ 15.9.2011 Mit Lokalvideo

Vortrag in Recke über gesundheitliche Bedenken gegen Massentierhaltung

Referierte vor mehr als 100 Zuhörern: Dr. Peter Ammann. (Foto: Heinrich Weßling)

Recke. Auf MRSA (Abkürzung für das methicillinresistente Staphylococcus aureus), ein allgegenwärtiger Keim, dessen gefährlichste Variante der sogenannte Krankenhaus-Keim sei, richtete der Mediziner Dr. Peter Ammann aus Billerbeck am Mittwochabend sein Hauptaugenmerk. Auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft für Naturschutz Tecklenburger Land (ANTL) referierte Ammann am Mittwochabend über gesundheitliche Bedenken gegen Massentierhaltung.

Den Vortragsabend organisierte die ANTL vor dem Hintergrund der geplanten Hähnchenmastanlage mit rund 79.000 Mastplätzen am Recker Moor. Wie Rainer Seidl von der ANTL vor Beginn des Vortrags erläuterte, habe das Landesbüro der Naturschutzverbände NRW (LaBü) geraten, die ANTL solle sich auf eine Klage vorbereiten, weil die Situation nirgendwo so krass sei wie in Recke. Schwerpunkte der Kritik seien der Naturschutz (für das Recker Moor sei hinsichtlich Nährstoffanreicherung und Überdüngung der sogenannte critical load bereits um das fünf- bis achtfache überschritten), der Tierschutz (im Foyer des Bürgerhauses hatte die NaturschutzJugend Steinfurt eine Ausstellung über Massentierhaltung aufgebaut) und der Schutz der Bevölkerung.

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Sie schießen mittlerweile wie Pilze aus dem...

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Sie schießen mittlerweile wie Pilze aus dem... Für eine Klage der ANTL gebe es derzeit zahlreiche Unterstützer, darunter 50 Einzelpersonen sowie Organisationen wie BUND und Kommunalbündnis Recke, die bislang 12.715 Euro zugesichert hätten. Nicht nur aus Recke, sondern auch aus neun anderen Orten bis hin nach Lüdinghausen, Billerbeck und Coesfeld komme die Unterstützung. „Peter Ammann wird Sie hier heute nicht in der Selbstzufriedenheit entlassen, durch Ihre Anwesenheit Ihren Protest ausgedrückt zu haben“, wandte sich Rainer Seidl an die mehr als hundert Zuhörer im Saal. „Auch Sie als Verbraucher müssen handeln, sich ändern, vielleicht Ihre Ernährung umstellen.“ Neben dem bekannten Krankenhaus-Keim gebe es noch den CA MRSA, der in der Gesellschaft (CA = community associated) entsteht, und die neueste Form sei der LA MRSA (LA = livestock associated), der in den Stallungen entstehende MRSA. Und der gelange mit feinsten Stäuben (Aerosole) über die Abluft nach außen. Dass sich der überall vorkommende Keim namens Staphylococcus aureus aufgrund von dessen hoher Anpassungsfähigkeit an veränderte Bedingungen in Stallungen zum LA MRSA entwickeln könne, sei auf die Einwirkung von Antibiotika und Desinfektionsmittel zurückzuführen, ohne die man, so Ammann, in der Massentierhaltung nicht auskomme. Laut einer Studie der Uni Utrecht fänden sich MRSA Bakterien vermehrt in einer Entfernung von 1000 Metern um Intensivtierhaltungsbetriebe. Untersuchungen von Lebensmitteln zeigten, dass Geflügelfleisch das höchste Vorkommen von MRSA aufweise. Das LA-MRSA sei in 0,58 Prozent aller im Krankenhaus aufgetretener MRSA-Infektionen beim Menschen die Ursache. In der sich an den Vortrag anschließenden lebhaften Diskussion wurde auch der Einbau von Filteranlagen angesprochen. Einen Teil könne man herausfiltern, „aber nicht alles“, meinte Ammann. Geflügelanlagen seien alle ohne Filteranlagen, bei Schweinemastanlagen gebe es Filter, so der Referent.

Inzwischen sei ein Filter zertifiziert, hieß es aus dem Publikum. VON CORNELIA RUHOLL, IBBENBÜREN

Südkurier Bad Dürrheim 16.09.2011 .

Schweinezuchtanlage: Der Widerstand wächst [2] Der gestrige Abend war ein ganz besonderer Abend: Die Infoveranstaltung der Bürgerinitiative gegen Massentierhaltung auf der Baar und Schweinefabrik in Bad Dürrheim. Das Interesse war groß, doch der Widerstand wächst.

Ramona Löffler Dass gestern Abend ein ganz besonderer in Sunthausen war, war für alle sicht- und spürbar: Die Straßenzüge waren mit Autos zugeparkt, Menschen strömten in Richtung der Turn- und Festhalle. Diese war mit 300 Plätzen bestuhlt. Doch das reichte nicht für die vielen Besucher, die sich gestern Abend bei der Infoveranstaltung der Bürgerinitiative gegen Massentierhaltung auf der Baar und Schweinefabrik in Bad Dürrheim einfanden. Draußen hatten die Veranstalter Lautsprecher aufgebaut und Bistrotische aufgestellt, in der Halle wurden zusätzlich Bierbänke aufgestellt – und trotzdem mussten die Besucher stehen, so groß war das Interesse. Den Abend leitete die Bürgerinitiative ein, indem Rainer Stolz, Geschäftsführer des Feriendorfes Öfingen, die Initiative vorstellte. Er fragte: „Wem nützt diese Anlage? Bad Dürrheim? Nein.“ Stolz betonte, die Bürgerinitiative wolle eine sachliche Diskussion und wolle nicht Landwirt Urban Messner angreifen. Gerold Wölfle verdeutlichte den Besuchern die Dimensionen der geplanten Schweinezucht: „Die Fläche entspricht 100 Einfamilienhäusern.“ Bio-Landwirt und Stadtrat Christoph Trütken informierte in seinem Vortrag über Massentierhaltung. Er zeigte einige Fakten auf, die die Zuhörer erstaunten und teilweise auch schockierten: So erläuterte der Bio-Landwirt, dass die Sauen mit Hormonen behandelt würden, um brünstig zu werden und um die Geburt einzuleiten. Anschließend bekämen die sie ein Langzeitantibiotikum, um Euterentzündungen vorzubeugen. All diese Ausführungen wurden von dem Publikum mit „furchtbar“, „unglaublich“ oder einem ungläubigen Kopfschütteln aufgenommen. Neben dem gesundheitlichen Aspekt trug Trütken vor, dass „Intensiv-Tierhaltung“ nicht artgerecht sei. „Die Tiere könnten ihre inneren Bedürfnisse nicht befriedigen“, erklärte der Agraringenieur. „Dadurch können sich Störungen wie Kannibalismus entwickeln.“

Die gesundheitlichen Gefahren für Menschen verdeutlichte Günter A. Ulmer. Der Präventologe erläuterte, dass durch Gülle Nitrat ins Grundwasser gelange und schließlich den menschlichen Organismus schädige. „Es ist die höchste Bedrohung“, betonte Ulmer. Zumal die Gülle ätzend auf die Atemwege wirke – „und das in einem Kurort wie Bad Dürrheim.“ Auch Bürgermeister Walter Klumpp äußerte sich bei der Veranstaltung. Er sei der Bürgerinitiative für ihr Engagement dankbar und wolle alles daran setzen, die Anlage zu verhindern. In einem Schreiben teilte die CDU Bad Dürrheim gestern ihre kritische Haltung zur Schweinezuchtanlage. Man müsse sich jedoch an Recht und Gesetz binden und gleichzeitig die Interessen der Bürger vertreten. Aus diesem Grund werde die CDU das Thema mit Ortschaftsräten und den Fraktionen beraten. Alle Infos und Bilder zur geplanten Schweinezuchtanlage im Onlinedossier

Schadet die geplante Schweinezuchtanlage der Lebensqualität in Bad Dürrheim? (Ergebnis) Gesamt 414 Stimmen 67,87% - Ja, Grundwasser und Luftqualität sind durch Gülle und Stall-Abluft erheblich beeinträchtigt.

28,02%

- Nein, früher gab es in Unterbaldingen auch 120 Bauern. Die jetzt geplante Anlage bringt nicht mehr Tiere für die Region.

4,11% - Ich habe keine Meinung, hauptsache mein Schnitzel schmeckt.

Was halten Sie von der geplanten, riesigen Ferkelzucht auf der Ostbaar? (Ergebnis) Gesamt 1091 Stimmen 50,32%

- Landwirtschaft ist bei uns auf dem Land wichtig. Derartige Vorhaben sollten auch von der Stadt unterstützt werden.

47,11%

- Ich befürchte, dass die Anlage zu starken Geruchsbelästigungen führen und Touristen abschrecken wird.

2,57% - Ich habe keine Meinung.

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Plan zur Schweinezucht stinkt vielen Die Schweinezuchtanlage Windräder statt Schweine Der Hintergrund Flugblätter gegen Schweine

Neue OZ online 18.09.2011, 19:55 Fenster schliessen drucken Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/lokales/57264495/clusorth-bramharkeine-akzeptanz-fuer-sonderbauflaeche-zur-massentierhaltung Ausgabe: Lingener Tagespost Veröffentlicht am: 15.09.2011

Clusorth-Bramhar: Keine Akzeptanz für Sonderbaufläche zur Massentierhaltung bm Lingen

Lingen. Lautstark demonstrierten über 200 Bürgerinnen und Bürger am Dienstagabend im IT-Zentrum in Lingen gegen die Pläne der Stadt, in Clusorth-Bramhar, auf der Grenze zu Bawinkel, eine Sonderbaufläche (etwa 4,4 Hektar für drei bis fünf Stallanlagen) zur Massentierhaltung auszuweisen (wir berichteten).

Gelbe und rote Karten zeigten Bürger aus Clusorth-Bramhar und Bawinkel der Stadt Lingen. Sie protestierten damit gegen die Pläne der Stadt, auf der Grenze zu Bawinkel eine Fläche ausweisen zu wollen, a Das erste Wort an diesem Abend hatte Oberbürgermeister Dieter Krone, der gleich eingangs erklärte, dass man im Stadtgebiet keine Tierhaltungsanlagen im großen Stil mehr haben wolle. Deshalb sei eine Steuerung, wie das „Lingener Modell“, notwendig, um auf festem rechtlichen Fundament handeln zu können. Beschwichtigend betonte er auch deshalb an die Adresse der Zuhörer: „Eigentlich haben wir doch alle das selbe Ziel – wir wollen keine großen Tierhaltungsanlagen. Allerdings beschreiten wir in dieser Sache nur unterschiedliche Wege.“

Im Anschluss daran erläuterte Lingens Stadtbaurat Georg Lisiecki, dass man ohne das „Lingener Modell“ keine Möglichkeit habe, den Wildwuchs gewerblicher Tierhaltungsanlagen, die die Landschaft zersiedelten und nicht positiv zum Gesamtbild der dörflichen Siedlungsanlagen beitrügen, zu verhindern. „Aus der Verwaltung, der Politik, dem Landvolk, der Landwirtschaftskammer, dem Planungsbüro und der Rechtsberatung hat sich ein Arbeitskreis gebildet, der das Lingener Modell entwickelt hat. Nur damit und nur auf einer städtischen Fläche ist es uns möglich, die bei vielen Menschen auf Ablehnung stoßenden gewerblichen Tierhaltungsanlagen zu steuern“, sagte der Stadtbaurat. Bestätigt wurden diese Ansichten auch von den Planern und dem juristischen Beistand der Stadt. „Hat die Stadt Lingen rücksichtslose Politiker, die eine Sonderbaufläche auch zulasten der Nachbarkommune planen?“, fragten sich die in Teilen aufgebrachten Zuhörer. Unter anderem erklärte Clusorth-Bramhars Ortsbürgermeister Hermann Gebbeken noch einmal, dass man zwar ein Steuerungsmodell brauche, aber die Fläche auf der Grenze zu Bawinkel „definitiv nicht geeignet“ sei. Deutlich wurden außerdem Befürchtungen der Bevölkerung, dass sich auf der ausgewiesenen Fläche ein Großinvestor breitmachen könnte, den die Planungen und möglicherweise guten Absichten der Stadt nicht kümmerten. Keine Akzeptanz fanden nach wie vor die Abstände zwischen der geplanten Fläche für die Stallanlagen und dem Wohnen im Außenbereich. Dazu erklärte Krone, dass man mit den Flächen „keine Wirtschaftsförderung“ betreiben wolle. „Mit den Vergabekriterien, die noch erarbeitet werden müssen, haben wir alle Möglichkeiten einer Steuerung. Zudem wird die Gemeinde Bawinkel ein Mitspracherecht bei der Vergabe an mögliche Investoren erhalten“, versprach der Oberbürgermeister. Vermisst wurde der Anwalt der betroffenen Bürger. Nach Angaben eines Zuhörers ist dieser zurzeit dabei, sich in die Unterlagen zum Feststellungsbeschluss einzuarbeiten. Man werde aber auf jeden Fall den Klageweg beschreiten. Wie eine Sprecherin der Stadt gestern erklärte, seien die Unterlagen bereits seit Freitag öffentlich einsehbar.

MDR 5.9.2011

Massentierhaltung in Nordsachsen Protest gegen Schweine und Hühner Der Umweltverband BUND hat am Dienstag gegen die Agrarpolitik des Landes Sachsen protestiert. Nach der Kabinettssitzung in Torgau übergab BUND-Landeschef Hans-Udo Wieland im Beisein von 50 Aktivisten Umweltminister Frank Kupfer einen Aufruf. Darin fordert der Verband die Abkehr von der derzeitigen Tierhaltung. Die einseitige Konzentration auf industrielle Massenhaltung schade der Umwelt, erklärte Weiland.

Gestank und Keime in der Umwelt

In Nordsachsen gibt es zahlreiche Großmastanlagen. Allein in Krippehna werden 11.000 Schweine gehalten. Weiland kritisiert vor allem die zahlreichen Großanlagen für Schweine- und Hühnerzucht im Raum Nordsachsen. Diese stünden im Widerspruch zu den touristischen Ambitionen der Landesregierung, sagte der Umweltschützer dem MDR. "Hier wird viel Geld in den sogenannten sanften Tourismus in der Dübener Heide oder dem Neuseenland gesteckt. Aber gleichzeitig wird die Region versaut, indem die Abwässer aus den Anlagen ins Grundwasser gelangen und die Felder überdüngt werden." Weiland beklagte zudem Gestank, Keime und fehlende Kontrollen der Anlagen durch die Behörden. Weiland sagte, sein Verband habe der Landesregierung mehrfach Unterstützung angeboten, den Ökolandbau in der Region zu unterstützen. Doch stattdessen erkläre Landwirtschaftsminister Kupfer, im Land würde zu wenig Schweinefleisch produziert, um den eigenen Bedarf zu decken. "Die Wahrheit ist, dass zehn Prozent des Fleisches in den Export gehen", so der BUND-Landeschef. Geht Landesregierung Protesten aus dem Weg? Weiland ärgerte sich auch über das sächsische Kabinett, das einen Bogen um die BUNDProtestler machte. Eigentlich habe er der gesamten Landesregierung den Aufruf übergeben wollen, sagte Weiland. Er habe sich deshalb bewusst am Streckenverlauf des Lutherweges postiert, den das Kabinett anlässlich der Eröffnung ablaufen wollte. Doch statt der gesamten Staatsregierung kamen lediglich Umweltminister Kupfer und der Landrat des Landkreises Nordsachsen, Michael Czupalla, zu Weiland. Der Streckenverlauf sei offenbar kurzfristig verlegt worden, um nicht an den Demonstranten vorbeiziehen zu müssen, vermutet Weiland. Die Staatskanzlei wies die Vorwürfe zurück. Ein Sprecher sagte dem MDR, es sei von vornherein so vereinbart gewesen, dass der Aufruf nur an Minister Kupfer übergeben wird. Die Minister hätten sich entschlossen, "den Weg so zu gehen, wie sie ihn gegangen sind". Zuletzt aktualisiert: 06. September 2011, 22:25 Uhr

AFP Bauernverband: Müssen weg von Ferkelkastration 14.9.2011

Osnabrück — Der Deutsche Bauernverband (DBV) bewegt sich in Sachen Tierschutz: DBVGeneralsekretär Helmut Born sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Wir müssen weg von der Kastration der Ferkel und dem Enthornen der Kälber". Er forderte einen langfristig angelegten Forschungs- und Entwicklungsplan, um verbliebene Tierschutzprobleme binnen 20 Jahren zu lösen - "unter Umständen durch gänzlich neue Haltungsverfahren". Tierschutz müsse aber "am Ende auch seinen Preis haben", sagte Born: Tierfreundliche Ställe seien nur dann möglich, "wenn die höheren Kosten der Bauern über die Verbraucherpreise ausgeglichen werden". Der Generalsekretär des Bauernverbandes räumte ein, dass den Landwirten in Sachen Tierschutz ein "ziemlich rauer Gegenwind" entgegenblase. Er wehrte sich aber dagegen, dass "die bei uns übliche Tierhaltung generell als Massentierhaltung in Misskredit gebracht" werde. Die Haltung von Rindern, Schweinen und Hühnern im Sinne des Tierschutzes sei heute weitaus besser als vor 20 Jahren. Notwendig seien Ställe, in denen sich die Tiere wohlfühlen könnten und die trotzdem die Wettbewerbsfähigkeit und Leistungskraft der deutschen Landwirtschaft erhielten.

Plukon Royale wordt Plukon Food Group Geplaatst: Gisteren - Laatste update: Gisteren Auteur: Sake Moesker 17.9.2011 Wezep – Pluimveevlees-onderneming Plukon Royale verandert zijn naam vanaf 8 oktober in Plukon Food Group. Dat heeft het bedrijf vrijdag bekendgemaakt. De nieuwe naam dekt beter de lading van Plukon’s huidige activiteiten, zo meldt de directie. Plukon is de laatste jaren vooral sterker geworden in de productie en vermarkting van verder bewerkte gemaksproducten. Plukon Royale was een samenvoeging van de namen Plukon Poultry en la Royale, het merk van het door Plukon overgenomen bedrijf Vleesch du Bois. Plukon heeft de afgelopen jaren echter ook de Pingo Group, Flandrex en Maiski overgenomen. De bedrijven van Plukon Food Group zullen een meer herkenbare Plukon-uitstraling krijgen, zo meldt het bedrijf. Dat gaat straks ook gelden voor de Duitse Stolle Groep. Plukon maakte vorige maand bekend dat het dit bedrijf wil overnemen. Deze overname komt naar verwachting voor het eind van deze maand helemaal rond.

TAZ 18.09.2011 Politologe über Bürgerbeteiligung

"Wutbürger sind normale Bürger" Der Wuppertaler Politologe Hans J. Lietzmann über das Risiko politischer Entscheidungen, Bürger als Experten und warum er den Begriff "Wutbürger" zynisch findet.Interview NADINE MICHEL

Wutbürger, mal lauter mal leiser: In Stuttgart eher lauter. Bild: dapd taz: Herr Lietzmann, warum reicht es den Bürgern nicht mehr, einfach nur alle vier Jahre ihr Kreuzchen zu machen? Hans J. Lietzmann: Ich erkläre mir das mit zwei Aspekten. Der erste liegt in der gestiegenen Kompetenz. Wir haben ein Jahr für Jahr steigendes Bildungsniveau und einen Jahr für Jahr besseren Zugang zu Informationen. Dadurch ist das Beurteilungsvermögen unglaublich hoch. Der Streit um Stuttgart 21 hat ja gezeigt, dass Bürgerinitiativen fachlich mit den Experten spielend mithalten können. Und was ist der zweite Aspekte? Wir wissen inzwischen, dass politische Entscheidungen keine objektiven Lösungen sind und oft einen offenen Ausgang haben. Solche riskanten Entscheidungen können Experten allein nicht treffen. Wieso das denn nicht? Das müssen Sie genauer erklären. Nehmen wir doch zum Beispiel den Atomausstieg. Auch der ist mit Risiken verbunden. Ob ich solch ein Risiko eingehen möchte, muss ich sehr persönlich entscheiden. Oder nehmen wir das Beispiel Verkehrspolitik. Einzelne Experten urteilen in der Regel eher nur über einen, zum Beispiel den verkehrlichen, Aspekt, beachten dabei aber weniger die Umweltaspekte oder die sozialen Auswirkungen. HANS J. LIETZMANN 59 Jahre, ist Professor für Politikwissenschaft. An der Bergischen Universität Wuppertal leitet er die "Forschungsstelle Bürgerbeteiligung".

Wenn die Fragen aber so komplex sind, ist es ja auch für den Bürger nicht leicht, eine Antwort zu finden. Was verlangt eine stärkere Beteiligung dem Bürger ab? Klar, der Bürger muss sich sehr sorgfältig mit den verschiedenen Kriterien auseinandersetzen und sich eine Expertise aneignen. Die Menschen sollen ja nicht spontan, aus dem Stand heraus, entscheiden: "Finde ich gut" oder "Finde ich nicht gut". Damit übernehmen die Bürger auch eine größere Verantwortung. Glauben Sie, dass den Leuten, die jetzt mehr Beteiligung fordern, diese neue Verantwortung schon bewusst ist und sie auch bereit sind, diese zu übernehmen? Ob ihnen das bewusst ist, weiß ich nicht. Aber unsere Erfahrung zeigt, dass wenn man ihnen die Verantwortung gibt, sie diese auch kompetent übernehmen. Dabei entscheiden sie sehr gemeinwohl- und kompromissorientiert und jenseits ihrer eigenen, kurzfristigen Interessen. Beteiligung bedeutet nicht nur mehr Verantwortung, sondern auch viel Einsatz. Werden die meisten nicht irgendwann die Nase voll davon haben? Es gibt ja Überlegungen für dauerhafte Bürgerparlamente. Davon halte ich nicht viel. Aber bei so spektakulären Entscheidungen wie etwa über einen Bahnhofsneubau oder Stromtrassen wird es überhaupt kein Problem sein, Leute zu mobilisieren, die sich intensiv und ausgiebig mit Experten beraten und die Bürgerinteressen vertreten. Wird der Wutbürger die Republik nachhaltig verändert haben oder handelt es sich um eine Trendwelle, die bald wieder abebbt? Artikel zum Thema 

Bürger fordern Beteiligung

Vom Wutbürger zum Mutbürger



Buch eines Protest-Bürgers

Herr Ehrholdt empört sich



Pumpspeicherwerk im Schwarzwald

Öko gegen Öko



Stuttgart 21

"Regierung muss die Bahn schützen"



Wer entscheider über die Stadtautobahn A100?

Bürger sollen draußen bleiben

Demokratie verändert sich, seit es sie gibt. Wie das genau geschieht, werden wir sehen. Im Übrigen finde ich es sehr zynisch, von Wutbürgern zu reden. Wir beschweren uns ständig über Politikverdrossenheit und eine Individualisierung der Gesellschaft. Die sogenannten Wutbürger sind aber ganz normale, politisch engagierte Bürger, die genauso mal lauter und mal leiser sind, wie die Parlamentarier in Debatten mal lauter und mal leiser.

IVZ 13.9.2011

Tiere ohne Wertschätzung Lüdinghausen - „Mit zunehmender Erkenntnis werden die Tiere den Menschen immer näher sein. Wenn sie dann wieder so nahe sind wie in den ältesten Mythen, wird es kaum mehr Tiere geben.“ Dieses Zitat des Nobelpreisträgers Elias Canetti zog sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung, zu der das KFD-Dekanatsteam jetzt in das Pfarrheim St. Ludger eingeladen hatte. Zu Gast war Dr. Rainer Hagencord, der das bundesweit erste Institut für Theologische Zoologie gegründet hatte. Als katholischer Priester und Biologe liegt es ihm am Herzen, die Rolle der Tiere in der Theologie und im täglichen Leben zu würdigen. Ausgangspunkt seiner Ausführungen war zunächst die theologische Wertschätzung der Tiere in der Bibel. Verhaltensbiologische und somit wissenschaftliche Ergebnisse erläuterte der Referent im Anschluss. Wie weit sich der heutige Mensch von der biblischen Wertschätzung für Tiere entfernt hat, wurde im abschließenden Kapitel seiner Ausführungen deutlich, als Hagencord das „europäische Verhältnis“ zu den Tieren anschnitt. Diese Denkweise stehe im Gegensatz zu anderen Religionen, in denen Tiere eine deutlich größere Bedeutung haben. Hagencord unterstrich in seinen Ausführungen auch die grundsätzliche Bedeutung des Verhältnisses des Menschen zum Tier für das Gottes-Verständnis. „Ein Irrtum über die Geschöpfe mündet in ein falsches Wissen über Gott und führt den Geist des Menschen von

Gott weg“, zitierte Hagencord Thomas von Aquin. Bereits in ihrer Begrüßung hatte Maria Höwische für das KFD-Team das heutige zwiespältige Verhältnis der Menschen zu den Tieren deutlich gemacht. „Wenn ich so in den Raiffeisenmarkt gehe, frage ich mich, ist das alles nötig. Ganz anders sieht es aus, wenn ich an die Massentierhaltung denke“, brachte sie das ambivalente Verhältnis auf den Punkt. Dass das Thema Massentierhaltung an diesem Abend kein Thema in der Diskussion war, dürfte ebenso zum harmonischen Ausklang der Veranstaltung beigetragen haben, wie die vegetarische Pizza. VON WERNER STORKSBERGER, LÜDINGHAUSEN

LVZ Bad Düben

Bündnisgrüne diskutieren über Hühnerfarm r.

Foto: dpa Was bringt die Hühnerfarm in Laußig? Die Grünen wollen darüber diskutieren. Laußig. Die Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen lädt am kommenden Mittwoch in die Aula der ehemaligen Mittelschule Laußig ein, um über die geplante Hennenaufzuchtanlage in Pristäblich mit 71.000 Plätzen zu diskutieren. Wie Pressereferentin Katrin Richter mitteilte, bringe das Thema eine gewisse Brisanz mit sich. Seitdem bekannt ist, dass die Anlage auf Kirchenland gebaut werden soll, schlagen „die Wellen der Empörung hoch", so Richter weiter. Alles drehe sich um die Frage: Fördert die Kirche Massentierhaltung, wenn sie das Land an den Investor, die Alfra Landwirtschaftliche Produktions GmbH in Mockrehna, abgibt? Der Gemeindekirchenrat hat sich, wie bereits berichtet, Ende April dazu positioniert. Unter Auflagen soll das Land an den Geflügelzuchtbetrieb verpachtet werden. Während die Gegner darin einen Verstoß gegen christliche Glaubenssätze sehen und sich gegen Massentierhaltung wehren, sei laut Richter der Investor „verwundert" über die Aufregung. Zudem ist das Vorhaben bereits öffentlich erörtert worden. Alle Baumaßnahmen sollen den geltenden Standards entsprechen, die in Deutschland streng sind. Die Veranstaltung, deren Eintritt frei ist, beginnt um 19 Uhr und ist öffentlich. © LVZ-Online, 15.09.2011, 13:11 Uhr

NWZ 29.8.2011 Genießen mit gutem Gewissen Kommunalwahl Bärbel Höhn spricht über Lebensmittelproduktion und Energie Die Bundestagsabgeordnete ist gegen Massentierhaltung. Bei der Energieproduktion setzt sie auf länderübergreifende Vernetzung. von Jan Lehmann Lemwerder - Auf ihrer Tour durch Niedersachsen folgte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende des Bundestags von Bündnis 90/Die Grünen, Bärbel Höhn, auch der Einladung der Lemwerderaner Ortsgruppe. Die Landtagsabgeordnete für die Wesermarsch, Ina Korter, Kreisvorstandssprecher Dragos Pancescu sowie Vertreter der Ortsgruppen Lemwerder, Berne, Elsfleth, Butjadingen oder Bürger wie Landwirt Bernd Döhle hatten sich im Restaurant Meteor eingefunden. „Verbraucherschutz und Genuss“ war eines der Themen zu denen die ehemalige nordrheinwestfälische Ministerin Stellung bezog. Bei einem gemeinsamen Essen stellte sie sich den Fragen der Gäste. Unter ihnen waren auch die Christdemokraten Rolf Rosenhagen und Heiner Loock sowie Heinz Feja und Bürgermeister Joachim Beckmann (beide SPD). Als ehemalige Ministerin für Landwirtschaft in NRW sind für sie Massentierhaltung oder Biogasanlagen mit einhergehender Maismonokultur, Pachtpreiserhöhungen und der dadurch bedingten Verdrängung landwirtschaftlicher Betriebe ebenso wichtige Themen wie der Umweltschutz. „Das ist genau der Punkt, an dem sich Niedersachsens CDU-Regierung von der Politik der Grünen unterscheidet. Fördermittel müssten umgeschichtet und zugunsten nachhaltiger Landwirtschaft eingesetzt werden“, erklärte sie. Keine Förderung dürfe es für Massentierhaltung geben. Als Futtermittel benötigen industrielle Betriebe Unmengen an Soja, der weite Wege zurücklegen muss und dessen Anbau nicht selten Regenwälder zum Opfer fallen. „Der heimischen Wirtschaft schadet so etwas nur und beispielsweise die Weservertiefung, die dem Transport des Sojas über den Seeweg dient, hängt damit auch zusammen“, sagte Bärbel Höhn. Schon jetzt werde ausreichend Energie aus Wind oder Sonne produziert, sagte Bärbel Höhn zum Thema Energie. Eine länderübergreifende Produktion könne helfen, Spitzen abzufedern

Ahlener Zeitung 15.9.2011

Streit um mehr Tierschutz

Eignet sich ein verschärftes Tierschutzgesetz als Hebel gegen immer größere Mastanlagen? Darüber gingen die Meinungen im Ausschuss für Umwelt und Landwirtschaft heftig auseinander.Foto: (dpa)

Kreis Steinfurt - Tiere wecken Emotionen - auch in der Politik. Am Mittwochabend verließen die Grünen im Umweltausschuss unter den Protest den Raum. Grund für den theatralischen Auftritt: In einer Vorlage der Verwaltung zur geplanten Einführung des Verbandsklagerechts für Tierschutzvereine in NRW fänden sich „Verunglimpfungen und diskriminierende Äußerungen“. Ein Antrag, die Vorlage „weniger konfrontativ, dafür sachlicher“ neu zu verfassen und den Tagesordnungspunkt vorerst abzusetzen, war zuvor von CDU und FDP abgeschmettert worden. In der Diskussion, die schließlich ohne die Grünen stattfand, bemühte sich Kreisdirektor Dr. Martin Sommer klarzustellen, das es dem Kreis keinesfalls um die „Herabsetzung von Tierschutz-Organisationen“ und ihrer ehrenamtlichen Mitarbeiter gegangen sei. „Öffentlichkeitswirksame Profilierungsversuche“ seien jedoch eine reale Gefahr, wenn den Tierschutzvereinen tatsächlich umfangreiche Klage- und Informationsrechte zugestanden würden. Auch über eine Formulierung in einer Stellungnahme des Landkreistages NRW, dessen Präsident Landrat Thomas Kubendorff ist, echauffierte sich Grünen-Sprecher Helmut Fehr. Im Tierschutz aktive Privatpersonen, so heißt es da, handelten „nicht selten emotional, laienhaft, ohne Sachkunde und sehr einseitig, teilweise querulatorisch.“

Worum geht es? Nach dem Willen des Landes sollen anerkannte Tierschutzverbände „Klagemöglichkeiten zum Wohl der Tiere beispielsweise gegen bau- und immissionsrechtliche Genehmigungsverfahren für Großmastanlagen oder über die Rechtmäßigkeit von Tierschutzversuchsgenehmigungen“ erhalten, wie es in einer Veröffentlichung des Umweltministeriums vom 13. Juli heißt. Das bedeutet vor allem deshalb eine neue Dimension, weil Verbände im Klageverfahren einen längeren Atem und mehr finanzielle und juristische Möglichkeiten haben, als eine einzelne Privatperson. Als Hebel gegen Mastanlagen, so CDU, FDP und Verwaltung im Einklang mit dem Landkreistag, sei ein verschärftes Tierschutzrecht jedoch nicht geeignet. Das angestrebte Verbandsklagerecht greife sehr tief in in die Arbeit der Tierschutzbehörden ein, meinte KreisVeterinär Dr. Christoph Brundiers. Betroffen sei würden eben nicht nur Großprojekte, sondern auch der „tierschutzrechtliche Alltag“. Umfangreiche neue Informations- und Dokumentationspflichten erhöhten die Bürokratie, prophezeite er und verwies auf „deutliche

rechtliche Bedenken.“ Die Zusammenarbeit mit den Tierschützern werde „auf eine schwere Probe“ gestellt, wenn künftig Auseinandersetzungen vor Gericht ausgetragen würden. Zudem binde das erhebliche Behörden-Kapazitäten. Das „Vollzugsdefizit, das es heute schon im Tierschutz gibt, wird dann größer und nicht kleiner“, sagte Brundiers. Das Problem sei nicht die „Verbandsklage per se“, sondern die „extreme Ausgestaltung“, die dazu führen könne, „dass ein großer Hundezwinger in ihrem Garten vom Tierschutzverein Ibbenbüren beklagt werden kann.“ So sahen es auch Vertreter von CDU und FDP. Ausschuss-Vorsitzender Heinrich Herwing (CDU), selber Landwirt, sprach von einem „extremen Weg“ und „Entmündigung der Behörden“: das Gesetz ziele ganz klar gegen die Massentierhaltung. Hermann Holtmann (FDP) meinte: „Unsere Landwirtschaft wird geschwächt“ und fragte: „Tut man den Tieren damit wirklich einen Gefallen?“. Elisabeth Schrameyer (SPD) befand dagegen die Verbandsklage sei „eine gute Sache“, nicht zuletzt im Kampf gegen die großen Hähnchenmastställe. Andreas Neumann (Linke) urteilte, eine Demokratie müsse auch ein solches mühsames Verfahren aushalten. Nur die Grünen sagten nichts - sie schmollten draußen vor der Tür. VON ACHIM GIERSBERG, STEINFURT

Märkische Allgemeine 15.9.2011 WIRTSCHAFT: Mastanlage für 200 000 Hähnchen

Die Agrar GmbH will in Schmergow bauen / Schweinemast-Betrieb will ebenfalls expandieren SCHMERGOW - Die Agrar GmbH Schmergow will auf einer Fläche in der Nähe der Ketziner Siedlung, die zu Schmergow gehört, eine Mastanlage mit vier Ställen für 200 000 Masthähnchen errichten. Das geht aus Planunterlagen hervor. Investor Heinrich Terhorst und die Agrar GmbH waren gestern nicht erreichbar. Die Fläche für die geplante Mastanlage zwischen Schmergow und der Havel wird derzeit als Ackerland genutzt und liegt im Landschaftsschutzgebiet „Brandenburger Osthavelniederung“. Das Vorhaben befindet sich noch in einem Frühstadium, hieß es im Landesumweltamt. Terhorst habe der Behörde seinen Plan mitgeteilt, um zu wissen, welche Unterlagen und Untersuchungen er für das Projekt liefern muss. Bis zu einer Antragstellung könnten bis zu zwei Jahre vergehen, hieß es. Am 22. August sahen sich etliche Behörden- und Firmenvertreter an Ort und Stelle um. Geht der Antrag ein, muss für das Vorhaben ein Verfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung in Gang gesetzt werden. Die Stadt Ketzin auf der anderen Seite der Havel, hat bereits erhebliche Bedenken angemeldet. Man fürchtet den Südwind und den Gestank von Hühner-Kot, der über die Havel wehen könnte. Dementsprechend lehnte der Ketziner Bauausschuss das Projekt jetzt auch ab. Am nördlichen Havelufer, unweit der geplanten Mastanlage, befindet sich ein Restaurant mit Bootsanleger und Wohnbebauung.

Die Untere Naturschutzbehörde fordert in einer ersten Stellungnahme eine tiefgreifende Begründung des Vorhabens, weil sich das betreffende Grundstück in einem Landschaftsschutzgebiet befindet. Bei den Hühnern soll es nicht bleiben. Neben dem Terhorst-Betrieb liegt die Schweinemastanlage von Petra Fouchs. Sie will die Zahl der Tierplätze in der Anlage von derzeit 1300 auf gut 3500 steigern, was der Ketziner Bauausschuss ebenfalls ablehnt. Überdies will Fouchs eine Biogas-Anlage errichten. In der Gemeinde Groß Kreutz (Havel) hält man das Projekt wegen seiner Nähe zur Havel und angrenzenden Orten wie Schmergow für nicht unproblematisch. „Wir sind nicht grundsätzlich dagegen, haben aber wegen der Größe der Hühner-Anlage und der Ballung von Anlagen an dieser Stelle unsere Sorgen“, sagte Bürgermeister Reth Kalsow. Zudem stünden unweit die besonders wertvollen Zuchtbullen der Rinderproduktion RBB. „Deshalb sollen alle Beteiligten mit dem Amtstierarzt erst einmal darüber beraten“, sagte Kalsow. Schließlich habe der Landkreis bereits Bedenken wegen der Konzentration von Tieren geäußert. jst/ei/jewe

Mehr zum Thema » MAZ vom 14.09.2011: Südwind - Jens Steglich über den Broiler an sich, sein Schicksal und unseren Umgang damit Südwind

Jens Steglich über den Broiler an sich, sein Schicksal und unseren Umgang damit Wir haben uns daran gewöhnt, bei Appetit in die Tiefkühltruhe im Supermarkt zu greifen oder beim Grillstand vorbeizuschauen, um ein Brathähnchen einzusacken. Viele Millionen Hähnchen werden in Deutschland alljährlich in Ställen gemästet, damit wir bequem und preiswert zulangen können. Was für eine Industrie dahinter steht und wie es den Tieren dort ergeht, darüber zerbrechen wir uns lieber nicht den Kopf. Das würde womöglich den Appetit verderben. Anders liegen die Dinge, wenn in unmittelbarer Nähe eine Mastanlage entsteht, wie es auf einem Areal bei Schmergow geplant ist. Plötzlich könnte die Hähnchen-Industrie mit ihrer Massentierhaltung den Braten vor unserer Nase produzieren. Und die ist bekanntlich empfindlich. Kein Wunder also, dass etwa die Stadt Ketzin bereits erhebliche Bedenken gegen das Projekt vorbringt – vor allem wegen der Geruchsbelästigung, die bei Südwind droht. Es ist in der Tat keine schöne Vorstellung, wenn der Gestank, den 200 000 Hähnchen auf engem Raum erzeugen, zum Restaurant mit Bootsanleger oder zur nahen Wohnsiedlung weht. Wir akzeptieren diese „Tierproduktion“ so lange, bis ihre Ausdünstungen uns erreichen. Der Broiler, den wir essen, darf ruhig weiter aus der fernen Wiesenhof-Zentrale kommen.

DER WESTEN Tierzucht Bürger formulieren Vorbehalte gegen Hähnchen-Mastanlage Hamminkeln, 12.09.2011, Tobias Appelt

Ein offenes Ohr für die Belange der verschiedenen Interessenparteien hatten der für das Genehmigungsverfahren zuständige Sachbearbeiter Heinrich Somsen (l.), ImmissionsschutzKoordinator Dr. Lothar Krieger (M.) und Günter Harmeling vom Kreisjustiziariat. Foto: Peggy Mendel Hamminkeln. Das Genehmigungsverfahren läuft. Am Montag erörterten Befürworter, Gegner und Vertreter des Kreises das geplante 80 000-Tiere-Projekt. Der geplante Bau einer Hähnchenmastanlage für 80 000 Tiere am Alten Rheder Weg in Nordbrock beschäftigt die Gemüter. Bürgern hatte sich in den vergangenen Wochen die Gelegenheit geboten, ihre Vorbehalte gegen das Projekt zu formulieren. 29 schriftliche Meldungen gingen beim Kreis Wesel ein. Die Einwendungen wurden am Montag bei einem öffentlichen Erörterungstermin im Hamminkelner Rathaus diskutiert. Genehmigungsverfahren Vor dem möglichen Bau der industriellen Mastanlage steht ein Genehmigungsverfahren, das nach den Vorschriften des Bundes-Immissionsschutzgesetzes abläuft. Es gilt als ein sehr anspruchsvolles Verfahren, weil darin sämtliche Umweltauswirkungen, die von der späteren Mastanlage ausgehen könnten, berücksichtigt werden müssen. Und eben dieses Gesetz gibt dem Bürger, den es vor schädlichen Umwelteinwirkungen schützen soll, die Möglichkeit, gegen solche Vorhaben direkte Einwände vorzubringen. „Wer Einwände hat, soll sie äußern können“, sagte Moderator Lothar Krieger, beim Kreis zuständig für immissionsschutzrechtliche Genehmigungen, über das transparente Verfahren. „Der Kreis will so alle relevanten Informationen für eine spätere Entscheidung bekommen.“ Wichtig war Krieger jedoch zu betonen, dass es am gestrigen Montag nicht darum gehen könne, eine Vorab-Entscheidung zu treffen. „Das Verfahren läuft ganz streng nach gesetzlichen Regeln ab, da gibt es keinen Ermessensspielraum. Am Ende heißt es entweder ,Ja’ oder ,Nein’.“ Tierschutz ganz oben Ganz oben auf der Liste der von den Kritikern eingebrachten Einwände stand der Tierschutz. „Erhebliche Bedenken“ darüber, ob Massentierhaltung im Sinne der Bürger und Verbraucher sein könne, äußerte etwa Grünen-Sprecher Johannes Flaswinkel. Nur stand das eben nicht zur Debatte. Immer wieder mischten sich im Laufe des Tages grundlegende Probleme in die Diskussion des konkreten Einzelfalls. „Was hier angesprochen wird, ist Kritik, die sich an die Bundesgesetzgeber richtet“, erinnerte Diskussionsleiter Krieger wiederholt. Dennoch stimmt Flaswinkels Appell an die Landwirte nachdenklich: „Hat ein Bauer heutzutage nicht eine Verantwortung, die über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus geht?“ Doch beim Erörterungstermin ging es zuvorderst um Gesetze, Bestimmungen, Verordnungen und Expertengutachten. Zur Sprache kamen neben dem Tierschutz auch der Artenschutz, das Maß der Belästigungen durch Gerüche und Geräusche, mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Bakterien und Keime, die Aufzucht und Lebensumstände der Masthähnchen, die Entwicklung des allgemeinen Verkehrsaufkommens rings um die geplante Anlage, Brandschutzaspekte, die Entsorgung von Abfall, Tierkadavern und Hühnermist sowie Auswirkungen auf Landschaftsbild und Umwelt.

Sehr sachlich diskutiert Sehr erfreut zeigte sich Krieger nach der Diskussion. „Die Befürworter und die Antragsgegner haben sehr sachlich diskutiert.“ Auch wenn dabei deutlich wurde, dass zwei völlig unterschiedliche Standpunkte aufeinander treffen. Das Planungsverfahren werde nun unter Berücksichtigung der eingebrachten Anträge weiter geprüft. Auch Grünen-Sprecher Flaswinkel war zufrieden. „Es war zu spüren, dass die Einwände ernst genommen werden. Ich hoffe, dass wir dazu beitragen konnten, die Hähnchenmast-Anlage zu verhindern.“ Abwarten. Die endgültige Entscheidung soll spätestens Anfang Februar fallen.

IVZ 12.9.2011 Grüne klären über Mastanlagen auf Coesfeld. Rund um Coesfeld ist in den letzten Jahren die Anzahl von Schweine- und Geflügelmastanlagen stetig gestiegen. Jetzt sollen 364 000 neue Hähnchenmastplätze dazu kommen. Bei sechs bis sieben Durchläufen im Jahr sind das mehr als zwei Millionen Hähnchen, schreiben Coesfelds BündnisGrüne in einer Pressemitteilung. Anlässlich dieser geplanten neuen Anlagen laden die Grünen zu einer Infoveranstaltung am Donnerstag (15..9.) um 19.30 Uhr in das WBK an der Osterwicker Straße ein. Klaus Richter von der Bürgerinitiative Billerbeck wird die rechtliche Seite erläutern und auch auf die Gesundheitsgefahren eingehen. Der grüne Landtagsabgeordnete und Landwirt Norwich Rüße wird die "Sinnhaftigkeit" dieser Entwicklung thematisieren und Alternativen aufzeigen. Eine Unterschriftenliste wird ausgelegt und zudem Beispiele für Bürgereinwendungen angeboten. Wünschenswert wäre, wenn aus der Veranstaltung die Gründung einer überparteilichen Bürgerinitiative hervorgehen würde, so die Veranstalter. Weitere Informationen gibt Erich Prinz unter Telefon 70517.

RP Online Hamminkeln

Hähnchenmast: Gesetz ist das Maß VON BERNFRIED PAUS - zuletzt aktualisiert: 13.09.2011 Hamminkeln (RP). Beim Erörterungstermin zum Bau einer Geflügelmastanlage in Nordbrock saßen sich gestern im Hamminkelner Ratssaal Antragsteller – Recht – und Tierschützer – Moral – gegenüber. Dr. Lothar Krieger vom Kreis: "Wenn alle Vorschriften eingehalten werden, müssen wir genehmigen."

Dr. Lothar Krieger (2.v.l.), Koordinator für Immissionsschutz beim Kreis Wesel, moderierte gestern den Erörterungstermin im Hamminkelner Rathaus. Der Austausch der Argumente nahm fast fünf Stunden in Anspruch. Foto: Bosmann Die Szenerie hatte was – als ginge es im Ratssaal um den Bau eines Großkraftwerkes und nicht um zwei ziemlich große Hühnerställe, die Bauer Erwin Völkner auf seinem Acker in Nordbrock bauen will: auf der einen Seite der Landwirt und seine acht Berater, ihnen gegenüber der Grüne Johannes Flaswinkel im Habitus des redebegabten Advokaten der Natur- und Tierschützer. Der Kreis Wesel hatte zum Erörterungstermin zur Errichtung einer Mastanlage für 80 000 Hähnchen geladen. Eine hoch komplizierte Materie. Der weitgehend sachlich geführte Meinungs- und Informationsaustausch, der Transparenz sichern soll, ging über Stunden. Er nahm damit deutlich weniger Zeit in Anspruch, als Dr. Lothar Krieger, Koordinator für Immissionsschutz beim Kreis Wesel, ursprünglich eingeplant hatte. Und das, obwohl das Verständnis der Kontrahenten zusätzlich an der wie so oft nicht sattelfesten Mikrofonanlage im Rathaus litt. Info Beschwerde Jan Crepaz vom Wittenbrinkhof im Brüner Bruch führt Dienstaufsichtsbeschwerde bei Landrat Dr. Ansgar Müller. Grund: Während die Antragsteller über ausreichend Tischmikrofone verfügten, hätten Einwender quer durch den Saal zu einem Stehpult mit Mikro gehen und mit der Technik kämpfen müssen. Er sehe darin einen "vorsätzlichen Versuch der Einschüchterung". Entscheidung bis Jahresende Eine Entscheidung ist gestern nicht gefallen. Die trifft der Kreis vermutlich bis zum Jahresende. Damit keine falschen Erwartungen aufkommen, stellte Moderator Krieger anfangs klar, dass seine Behörde keinen Ermessensspielraum hat: "Wenn alle Vorschriften erfüllt sind, muss genehmigt werden." 19 Einwendungen sind während der Offenlage eingegangen. Sie gingen vornehmlich kritisch mit Massentierhaltung ins Gericht. Auf Artenschutzbelange des Nabu haben die Antragsteller inzwischen mit einem nachgebesserten ökologischen Ausgleich reagiert. Johannes Flaswinkel erinnerte an die "Verantwortung des Menschen, Tiere als Mitgeschöpfe zu achten".

Landwirt Erwin Völkner (l.) und sein Anwalt Dr. Ronald Steiling. Die ginge über gesetzliche Bestimmungen hinaus. Für ihn steht fest: "Industrielle Großanlagen passen da nicht." Peter Lambotte vom Büro für betrieblichen Umweltschutz – er hat den Antrag für Völkner erarbeitet – hielt dagegen: Maßgeblich seien die vor nicht all zu

langer Zeit erst aktualisierten Bestimmungen der Tiernutzungsverordnung und das entsprechende EU-Recht. "Die Anlage ist rechtlich zulässig, wenn sie sich an die gesetzlichen Grundlagen hält." Auch Entscheider Dr. Krieger hatte mit den "relativ allgemeinen Einwendungen" seine Probleme. Sein Handlungsrahmen werde durch geltendes Recht bestimmt, für ethische Kategorien sei der Gesetzgeber zuständig. Es sei klar, "dass die Art der Tierhaltung problematisch" sei, so Dr. Susanne Diekmann, Veterinärin beim Kreis. Das Problem aber sei vor Ort nicht zu lösen. Diese Sicht teilte Brauerei-Chef Wilhelm Kloppert (CDU). Er hielt insbesondere dem Grünen Flaswinkel vor, "auf dem Rücken des Antragstellers" Politik zu machen. Über Moral entscheide der Verbraucher.

Kommentar: Verbrauchermacht zuletzt aktualisiert: 13.09.2011 Hamminkeln (RP). Massentierhaltung ist nicht sonderlich appetitlich. Man muss sie nicht gut finden. Es gibt gute Gründe, sie kritisch zu sehen. Doch um Fragen der Moral geht es im nüchternen Genehmigungsverfahren für den Bau der Hähnchenmastanlage in Nordbrock und anderswo in diesem Land allenfalls am Rande. Entscheidend ist allein das Gesetz. Ein Antragsteller, der sich daran hält, hat ein Recht darauf, dass er zum Zuge kommt. Wem das nicht gefällt, muss sich an die wenden, die die Gesetze machen. Da ist ein formelles Genehmigungsverfahren allenfalls ein Ort, öffentlich die Verantwortung des Menschen für seine tierischen Mitgeschöpfe zu reklamieren. Nicht mehr und nicht weniger. Den moralischen Zweifel muss sich ein Landwirt, der zwei Mega-Ställe für Masthähnchen bauen will, gefallen lassen. Aber es gibt eine höhere Instanz: Der Verbraucher hat die Macht, die Gesetze des Marktes zu verändern. BP Hamminkeln

Hähnchenmast bedroht Idylle VON BERNFRIED PAUS - zuletzt aktualisiert: 10.09.2011 Hamminkeln (RP). Rainer und Arnika Schürmann sehen ihren Traum vom Leben auf den Land bedroht. Sie erfuhren aus der RP, dass in der Nachbarschaft eine Mast für 80 000 Hähnchen entstehen soll und hoffen, dass der "Wahnsinn" gestoppt wird. Weitere Artikel ARCHIV Nabu will Tierfabrik stoppen Gestern ist die Frist zur Offenlage der Pläne, in Nordbrock zwei Mastställe für 80 000 Hähnchen zu ... mehr

Vor gut fünf Jahren haben sind Arnika (51) und Rainer Schürmann (49) aufs Land gezogen. Sie haben sich am Joostenweg in Nordbrock am Rande der Dingdener Heide einen alten Bauernhof gekauft, um hier in der Idylle mit zwei Dutzend Rassehühnern, drei Pferden, einer Hand voll Enten und einer Schleiereule unterm Dach in vollen Zügen frische Luft zu tanken und himmlische Ruhe zu genießen. Hier ist die Welt in Ordnung. "Noch", sagt Rainer Schürmann. Er und seine Frau sehen ihren Traum bedroht, nachdem sie aus der RP erfahren haben, dass unweit ihres Anwesens eine Mastanlage für 80 000 Hähnchen entstehen soll.

Die Schürmanns wollen sich damit nicht abfinden. Sie haben Widerspruch angemeldet im Genehmigungsverfahren – wie auch andere, unter anderem der Naturschutzbund. Der Kreis Wesel hat für Montagmorgen zum Erörterungstermin ins Rathaus geladen. Dann werden auch die Schürmanns da sein. Keime in der Abluft ? Arnika Schürmann ist Vegetarierin. Sie legt großen Wert auf Ernährung. Als sie auf den Hof kam, stieg sie in die Zucht der vom Aussterben bedrohten Haustierrasse Deutscher Sperber ein. Die schwarz-weiß gefiederten Hühner und der stolze Hahn, der auch am Nachmittag noch kräht, haben auf ihrem Hof großzügig Auslauf. Ihre Freiheit wird nur vom Netz über ihrem Laufstall begrenzt. Kein Vergleich mit der "Massentierhaltung mit 22 Hähnchen pro Quadratmeter". Aber es sind weniger die ethischen Bedenken, die die Bankerin antreibt als die Sorge um die eigene Lebensqualität. "Bei Ostwind wird es Geruchsbelästigung geben", sagt Rainer Schürmann, als Markthändler für Kräuter mit einem feinen Näschen ausgestattet. Weit bedenklicher aber sei das, was die Lüftungsanlage in den 20 m3 Abluft pro Stunde in die Umwelt blase. Seine Gattin, die im Internet recherchiert hat, zitiert aus einem Gutachten, das Tierschützer im Emsland in Auftrag gegeben haben. Da ist von krankmachenden Keimen, Antibiotikarückständen und brisanten Bakterien die Rede, die übers Land verteilt würden. Rainer Schürmann lässt das Kürzel EHEC fallen und zeigt auf die Wiese hinterm Haus, wo gerade eine Schar Wildgänse grast und neulich ein Dutzend Störche Rast gemacht hat: "Die verteilen das kritische Zeug dann global", so der 49-Jährige. Er hofft, dass der "Wahnsinn" von den Behörden gestoppt wird. "Einem Hausbesitzer in der Nähe wird verboten, eine zweite Tür einzubauen, und hier soll für 80 000 Hähnchen das Landschaftsschutzgebiet geöffnet werden." Er hat Fragen über Fragen: "Was passiert mit dem Mist, was mit den statistisch 4000 toten Tieren pro Mast-Durchgang? Und was ist, wenn der Strom ausfällt?" Hamminkeln

Nabu will Tierfabrik stoppen VON BERNFRIED PAUS - zuletzt aktualisiert: 25.08.2011 Hamminkeln (RP). Gestern ist die Frist zur Offenlage der Pläne, in Nordbrock zwei Mastställe für 80 000 Hähnchen zu bauen, abgelaufen. 16 Einwender haben sich gemeldet. Mitte September gibt es einen Erörterungstermin im Rathaus. Info Erörterungstermin Der Kreis Wesel hat den Erörterungstermin für Anregungen und Bedenken auf Montag, 12. September um 9 Uhr im Rathaus Hamminkeln gelegt. Die Veranstaltung ist öffentlich. Bei der Gelegenheit können weitere Eingaben vorgetragen werden. Gestern ist die Offenlage des Antrages auf Errichtung einer Anlage zur "Mast von Broilern", wie es amtlich heißt, geschlossen worden. Nachdem sich anfänglich kaum jemand für die Pläne des Rindviehzüchters Erwin Völkner und seiner Tochter Sabrina in Nordbrock interessierte, waren bis wenige Stunden vor Ende der Frist im Weseler Kreishaus 16 kritische

Stellungnahmen eingegangen. Mit denen muss sich die Verwaltung nun im weiteren Genehmigungsverfahren zum Bau der zwei Ställe für 80 000 Hähnchen auseinandersetzen. Hamminkelns Beigeordneter Hans-Georg Haupt berichtete gestern von einer Unterschriftenliste von Anwohnern, die ihre Sorgen vor der industriellen Mastanlage äußern. Sie befürchten nicht nur Lärm und Geruch, sondern mehr noch, dass sich gefährliche Keime auch in benachbarten Ställen einnisten könnten. Nabu: Laubfrosch nicht gesucht Auch die Stadt und die Grünen haben sich kritisch zu den Investitionsplänen des Landwirtes gestellt (RP berichtete), weil Tierfabriken nicht in die niederrheinische Landschaft passen würden. Juristisch habe man aber nichts in der Hand, räumte Haupt ein: "Eigentlich ist der Gesetzgeber gefragt." Die Nabu-Kreisgruppe hat gestern ihre Eingabe öffentlich gemacht. Klares Ziel: die Hähnchenmast zu verhindern, so Nabu-Sprecher Matthias Bussen, Mitglied im CDUOrtsverband Hamminkeln. Er kritisiert, dass die vorgeschriebene "Artenschutzbegehung" an einem Wintertag stattgefunden hat. Ansonsten sei nach Aktenlage und Auskunft des Investors beurteilt worden. "Das ist fachlich völlig unzureichend", so Vogelkundler Bussen: "Da können nur ein paar Wintergänse angetroffen worden sein." So könnten hier zumindest Laubund Moorfrosch sowie der Kammmolch als "planungsrelevante Arten" vorkommen. Außerdem sei das Naturschutzgebiet Dingdener Heide ganz in der Nähe. Auch ein nahe gelegenes, geschütztes Biotop seit außer Acht geblieben. Hier wachse die Schwaneblume und der Wassernabel – zwei Rote-Liste-Arten. Das einzigartige Refugium sei durch den Mastbetrieb bedroht. Der Nabu setzt auf ökologische Tier- statt auf Käfighaltung und Fütterung mit Tiermehlen – "Antibiotika und Hormone inklusive". "Viel gesünderes Fleisch durch artgerechte Tierhaltung, ist inzwischen relativ günstig", so Bussen: "Und es schmeckt gut."

DEWEZET Aktuelles Aerzen - Emmerthal Maststall-Pläne für fast 80.000 Hühner sorgen für Unruhe Aerzen (cb). Den Einwohnern aus dem kleinen Aerzener Ortsteil Dehrenberg kommen die Planungen einige Nummern zu groß vor. Sie sehen das Dorf am Scheideweg, nachdem weitere große Mastanlagen geplant und nun Überlegungen für Windkraftanlagen am Ortsrand öffentlich bekannt geworden seien. In einem offenen Brief stellen sie die örtliche Politik zur Rede.

Fast zynisch fragen mehrere Bewohner in einem offenen Brief an Bürgermeister Bernhard Wagner sowie die Spitzenkandidaten und Fraktionsvorsitzenden der Parteien: „Wir wollen wissen, wer das dörfliche Idyll in Dehrenberg erhalten will und wer den Wandel zum neuen Agrar- und Windindustriestandort unterstützt.“ Sie sehen das Dorf am Scheideweg, nachdem weitere große Mastanlagen geplant und nun Überlegungen für Windkraftanlagen am Ortsrand

öffentlich bekannt geworden seien. Schon jetzt seien die Einwohner erheblich belastet. Die sechs Unterzeichner aus der Straße „Zur Steinkuhle“ – Familien und Einzelpersonen – erinnern daran, dass bereits seit einigen Jahren ein Maststall mit mehreren Tausend Schweinen mitten im Dorf bestehe. „Einige Anwohner können nun nachts nicht einmal mehr bei offenem Fenster schlafen und müssen diese auch tagsüber oft schließen“, heißt es in dem Schreiben. „Der Geruch ist mittlerweile schon charakteristisch für unser Dorf geworden.“ Zufällig habe die „nichtlandwirtschaftliche Bevölkerung des Dorfes“ davon erfahren, dass ein weiterer Maststall für etwa 40.000 Hühner am Ortsrand geplant sei. Eine Geruchsbelästigung könne der Betreiber bei bestimmten Wetterlagen „nicht sicher ausschließen“, zitieren die Einwohner in dem Brief. Nun gebe es Gerüchte, dass ein Landwirt ein paar hundert Meter weiter einen weiteren Hühnermaststall bauen wolle. „Aufgeschreckt und beunruhigt durch diese Bauvorhaben mit den befürchteten negativen Auswirkungen auf die Bewohner möchten wir die Verantwortlichen um sorgfältige Prüfung der Genehmigungen und vorliegenden Anträge vor allem auch in Bezug auf drohende Gesundheitsschäden unter Einbeziehung der Betroffenen bitten“, heißt es in dem Schreiben. Laut Sandra Lummitsch, Sprecherin des Landkreises, sind derzeit im Vorverfahren die Träger öffentlicher Belange gefragt. Nach ihren Angaben handelt es sich um einen Stall für maximal 79.540 Masthähnchen. Sie kündigte an, dass der Antragsteller Ende September bei einer Veranstaltung die Einwohner über seine Pläne informieren wolle. Artikel vom 01.09.2011 - 18.23 Uhr

Neue OZ online Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/lokales/57169348/neuenkirchenzwei-landwirte-gehen-neue-wege Ausgabe: Bersenbrücker Kreisblatt Veröffentlicht am: 11.09.2011

Neuenkirchen: Zwei Landwirte gehen neue Wege SSJ Neuenkirchen (b. Bramsche)

Neuenkirchen. Für ihre Kooperation haben sie eine gute Basis: Es ist die Freundschaft, die die beiden jungen Landwirte schon lange miteinander verbindet. Allerdings gab es auch andere Gründe, die Michael Seelmeyer, 34 Jahre alt, und Jens Woltering, 36 Jahre alt, aus Neuenkirchen vor einigen Jahren dazu bewogen haben, ihre berufliche Zukunft gemeinsam zu gestalten. Seelmeyer musste nach Entwicklungsmöglichkeiten suchen, weil sein landwirtschaftlicher Betrieb sehr nah am Siedlungsgebiet liegt. Jens Woltering musste sich, bedingt durch einen Betriebsunfall, über Alternativen zur Milchproduktion Gedanken machen.

Sechs gute Teamarbeiter: Maria und Franz Woltering, Jens Woltering, Michael Seelmeyer und Ulrich und Karola Seelmeyer (von links). Von Sigrid Schüler-Juckenack Michael Seelmeyer beschäftigte sich bereits vor sechs Jahren in seiner Meisterarbeit mit dem Thema Aussiedlung und verglich dabei seinen bisherigen Betriebszweig Bullenmast mit der Hähnchenmast. Unterm Strich sei die Hähnchenmast lukrativer, so Seelmeyer, und so habe ihn der Gedanke, im Außenbereich eine neue Anlage zu bauen, nicht losgelassen. Mit seinem Freund Jens habe er darüber gesprochen, das Projekt gemeinsam anzugehen, aber konkreter seien die Pläne erst geworden, als für Jens Woltering gesundheitsbedingt das Melken seiner Kühe nicht mehr infrage kam. Nach dessen Reha-Maßnahme sei dann die Entscheidung gefallen, gemeinsam eine KG zu gründen und eine Hähnchenmastanlage zu bauen. Zwei Ställe mit je 90000 Mastplätzen für Hähnchen wurden in den Jahren 2007 und 2009 gebaut. Sie liegen etwa eineinhalb Kilometer vom alten Hofgebäude der Seelmeyers entfernt. Die Hähnchenmastanlage betreiben die jungen Landwirte als gleichberechtigte Partner, dazu hat aber auch jeder noch zwischen 220 und 230 Mastbullen, die er auf eigene Rechnung mästet. Zusätzlich zur Tierhaltung bewirtschaftet jeder noch etwa 100 Hektar Land, auf dem das Bullenfutter produziert wird. „Am Anfang hat jeder von uns alles gemacht“, erzählt Jens Woltering. „Aber wir sind nun mal unterschiedlich, und jeder hat seine eigenen Vorlieben, was die Arbeit betrifft.“ Deswegen gingen die beiden rasch zum Job-Sharing über: Seelmeyer kümmert sich um die Mastbullen auf beiden Betrieben, Woltering kümmert sich um die Hähnchenmastanlage. „Wir ergänzen uns gut“, lautet das Fazit ihrer Zusammenarbeit. Zum ordnungsgemäßen Betrieb der Mastanlage gehört ein striktes Hygieneprogramm. Betriebsfremde Personen dürfen den Stall nicht betreten, und der Vorraum ist in Zonen unterteilt, die dafür sorgen, dass niemand mit Straßenschuhen oder Straßenkleidung den Stall betritt. Selbst für den Tierarzt gibt es eigene Gummistiefel. Der Hähnchenbestand ist nämlich salmonellenfrei, und dieser Status soll unbedingt gehalten werden. Die Gesundheit des Tierbestandes ist wichtig. „Medikamente setzen wir nur ein, wenn es nötig ist. Deshalb brauchen wir im Stall zur Tierbeobachtung viel Zeit, damit wir schnell reagieren können, wenn etwas nicht stimmt“, erklärt Michael Seelmeyer. Die Versorgungssysteme des Stalls werden zudem elektronisch überwacht. Wenn die Technik nicht ordnungsgemäß funktioniert,

kommt sofort Alarm. „Das kann natürlich auch mitten in der Nacht passieren. Man hat also eine Bereitschaft rund um die Uhr.“ Die Kooperation bietet den beiden Landwirten viele Vorteile, und zwar nicht nur, dass sie das finanzielle Risiko des Neubaus nicht allein tragen müssen. „In Verhandlungen mit Geschäftspartnern ist man nie allein. Man kann sich vorab beraten und gemeinsam eine Idee entwickeln, wo man hinmöchte.“ Die Büroarbeit, die viel Zeit der Betriebsleiter beansprucht, teilen sie sich. Zudem können sie ihre Freizeit besser planen und sich im Urlaub oder bei Krankheit gegenseitig vertreten. „Es ist gut zu wissen, dass noch jemand da ist, der sich hundertprozentig auskennt“, fasst Seelmeyer zusammen. Der einzige Nachteil, den die Kooperation habe, sei der, dass sie nicht mehr zusammen in Urlaub fahren können, meinen beide lachend. Die verschiedenen Betriebsstandorte unter einen Hut zu fassen sei eine Herausforderung gewesen, ebenso die Umstellung vom allein verantwortlichen Betriebsleiter zu einem gleichberechtigten Teilhaber. „Entscheidungen, die man vorher allein getroffen hat, muss man nun absprechen. Und man muss lernen, dem anderen zu vertrauen, auch wenn der vielleicht mal eine Aufgabe anders anpackt, als man das selber gemacht hätte“, erklärt Jens Woltering. Maria und Franz Woltering sowie Karola und Ulrich Seelmeyer, die Eltern der beiden, haben die Pläne ihrer Söhne unterstützt. Das war sowohl für Michael als auch für Jens sehr wichtig. Fragt man die beiden nach den Perspektiven, die sie für sich und ihre Landwirtschaft für die Zukunft sehen, so lautet die Antwort: „Wir müssen durch Leistung wachsen und das, was wir haben, optimieren.“ Und: Sie würden alles so wieder machen. Gut.

Hamburger Abendblatt Mecklenburg-Vorpommern Betrug bei Hähnchenmast? Strafanzeige gegen Investoren 09.09.2011, 15:52 Uhr Eine Bürgerinitiative hat Anzeige erstattet. Es geht um angeblich künstliche Firmenstrukturen zur Abgreifung der maximalen Fördersummen. Schwerin. Gegner der in Klein Daberkow (Mecklenburgische Seenplatte) geplanten großen Hähnchenmastanlagen haben Strafanzeige gegen die Investoren gestellt. Sie vermuten, dass das Investitionsvorhaben künstlich in zwei Firmen geteilt wurde, um so die maximale Fördersumme abzuschöpfen und Höchstgrenzen zu umgehen. Wie der Anwalt der Bürgerinitiative "Pro Landleben Brohmer Berge", Karsten Förster, am Freitag sagte, wurde der Sachverhalt der Staatsanwaltschaft Schwerin zur Prüfung wegen des Verdachts auf Fördermittelbetrugs übergeben. Das Agrarministerium sei informiert. Die Investoren waren zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Nach Angaben Försters sollen die Mastanlagen der Firmen Mecklenburger Hähnchen GmbH und der Kreckower Agrar GmbH auf einem Grundstück entstehen. Die Firmen seien aber an einer Adresse gemeldet und produzierten dasselbe. „Für uns ist völlig ausgeschlossen, dass sie sich Konkurrenz machen“, sagte Förster. Würden die Firmen zusammen behandelt werden, bekämen die Investoren vom Land keine Subventionen. „Die formale Aufteilung der

Gesamtanlage in zwei unterschiedliche Antragsteller ist eine offensichtliche Umgehung des Fördermittelrechtes“, hieß es. Die Firmen waren zunächst nicht zu erreichen. Nach früheren Angaben von Agrarminister Till Backhaus (SPD) werden nur Anlagen mit einer maximalen Investitionssumme von zwei Millionen Euro gefördert. Von 3,75 Millionen Euro an gebe es keine Zuschüsse mehr. Die acht geplanten Ställe für je 50 000 Hähnchen in Klein Daberkow wären danach nicht förderfähig. Die beiden Betriebe wollen zusammen rund sechs Millionen Euro investieren. Die Rostocker Staatsanwaltschaft hat wegen des gleichen Vorwurfs Anklage gegen den Investor der Yachthafenresidenz Hohe Düne in Rostock-Warnemünde, Per Harald Løkkevik, erhoben. Dieser soll durch künstliche Aufspaltung des 100-Millionen-Euro-Projektes und falsche Angaben insgesamt rund 13,5 Millionen Euro Fördermittel zu Unrecht bekommen zu haben. Allerdings sind diese Subventionen aus Sicht des Schweriner Wirtschaftsministeriums korrekt verlaufen, auch Løkkevik bestreitet die Vorwürfe. (dpa)

Hamburger Abendblatt Stade Von Energie bis Autobahn: Das wollen die Parteien 06.09.2011, 06:00 Uhr Fabian Schindler Die Positionen der Parteien zu Elbvertiefung, Erneuerbaren Energien, Massentierhaltung, Autobahnen - und zu den maroden Finanzen. Stade/Buxtehude. Wie wird der künftige Kreistag aussehen? Diese Frage beschäftigt die Bürger, aber auch alle Parteien, denn der Ausgang der Wahl ist so gut wie nicht vorhersagbar. Ganz gleich, wie sich der neue Kreistag zusammensetzt, die Aufgaben, die auf die Abgeordneten warten, sind mannigfaltig. Die Folgen einer möglichen Elbvertiefung, die angeschlagenen Kreisfinanzen, der Ausbau der Autobahnen, der Bau von Mastställen und die zukünftige energetische Ausrichtung der Region sind einige der zentralen Themen, die in den kommenden Jahren klare Positionierungen erfordern. Der Kreistag setzt sich aus den 52 Kreistagsabgeordneten und dem Landrat zusammen. Unterstützt wird der Kreistag in seiner politischen Arbeit vom Kreisausschuss und von Fachausschüssen. Die werden überwiegend aus Kreistagsmitgliedern gebildet. Dort werden die jeweiligen Themen beraten und die Beschlussvorlagen für den Rat vorbereitet. Die CDU ist derzeit die stärkste Fraktion im Kreistag mit 21 Sitzen, gefolgt von der SPD mit 18 Sitzen. Die Freie Wählergemeinschaft (FWG) und die Grünen haben jeweils vier Sitze, die FDP zwei Sitze. Benjamin Koch-Böhnke von der Linken sowie der ehemalige CDU-Politiker Hinrich Rohbohm, jetzt in der Partei der Vernunft, und Adolf Dammann, NPD, haben je einen Sitz.

Elbvertiefung

Hier sind die Positionen klar. Eine weitere Vertiefung der Elbfahrrinne, wie sie Hamburg fordert, wird von den meisten Parteien als überflüssig und zu riskant abgelehnt. Die Linke ist strikt gegen die Elbvertiefung, sie sei aus wirtschaftlicher Sicht für Hamburg nicht notwendig, da sie lediglich drei Prozent aller Schiffe nützen würde. "Diese Schiffe können aber bereits jetzt den Hafen anlaufen", sagt Koch-Böhnke. Auch die Freie Wählergemeinschaft und die Grünen sehen keine Notwendigkeit, nochmals in den Verlauf der Elbe einzugreifen. Die Grünen um Spitzenkandidat Ulrich Hemke befürchten ökologische Konsequenzen, eine Gefährdung der Deichsicherheit und eine Versalzung von Böden. Anders die FDP. Sie ist nicht strikt gegen das Projekt, will aber Garantien. "Die Deichsicherheit geht vor. Wir brauchen vernünftige Regeln und einen Interessenausgleich mit den Obstbauern", sagt FDP-Spitzenkandidat Serkan Tören. Gefahren für Anwohner müssten vermieden werden. Die SPD ist gegen eine Elbvertiefung und sieht die Zukunft der Großcontainerschiffe bei Wilhelmshaven. Dazu müsste ein guter Feeder-Verkehr von und nach Hamburg aufgebaut werden. Für CDU-Spitzenkandidat Helmut Dammann-Tamke haben Deichsicherheit und berechtigte Interessen der Anwohner oberste Priorität. Nur wenn diese gewährleistet seien, sei eine Elbvertiefung denkbar.

Erneuerbare Energien Alle Parteien begrüßen, die Windparks zu erneuern und künftig noch stärker auf erneuerbare Energien wie Biogas und Solarenergie zu setzen. Die Linke befürwortet, etwa künftig mehr Bürgerwindparks zu errichten, auch weil diese ein gutes wirtschaftliches Standbein für Kommunen seien. Die SPD will Erneuerbare Energien fördern, aber nicht auf herkömmliche Energieträger wie Kohle verzichten. Die Union will vor allem auf Energieeinsparung und Energieeffizienz setzen. Bei der Windkraft habe der Kreis seine Hausaufgaben gemacht. Die Landesvorgabe von mindestens 150 Megawatt Strom aus Windenergie im Landkreis sei mit aktuell 300 Megawatt und mit 600 Megawatt, wenn alle Möglichkeiten über Repowering genutzt sind, sogar mehr als doppelt erfüllt. Nun müsse die Energieeffizienz von Gebäuden gestärkt werden.

Kreisfinanzen Die angeschlagenen Kreisfinanzen sorgen bei allen Parteien für Nachdenklichkeit. Sparpotenzial gibt es wenig, da die meisten Ausgaben des Kreises Pflichtaufgaben sind. Die Sozialdemokraten und auch die CDU wollen einen konsequenten Schuldenabbau. Viel Spielraum gibt es dafür aber nicht. Mittelfristig sieht die SPD dennoch Einsparmöglichkeiten in den Verwaltungsabläufen des Kreises, indem mehr Eigenverantwortung auf die Sachbearbeitungsebene gelegt wird und die Vorgesetztenebene auf reine Führungsaufgaben reduziert wird. Die FDP macht sich für eine Senkung der Kreisumlage stark. "Diese ist unverhältnismäßig hoch", sagt Tören. Der Kreis dürfe nicht zum Abstellplatz von Aufgaben werden, die Städte und Gemeinden tragen müssten. Die Grünen lehnen eine Senkung der Kreisumlage ab, finanzielle Versprechungen seien einfach nicht zu machen. Die FWG will unter anderem keine weitere Aufstockung des Verwaltungspersonals, sondern eine Straffung von Verwaltungsabläufen und Flexibilisierung des Personaleinsatzes, um die Kosten zu senken. Auch eine Privatisierung der Altenheime und Kultureinrichtungen müsse erwogen werden.

Massentierhaltung Relativ einig sind sich die Kreistagsparteien bei der Frage nach Sinn oder Unsinn von großen Mastanlagen für Tiere, wie in Hedendorf. Die Grünen wollen eine andere Agrarwirtschaft und würden dem ganzen am liebsten einen Riegel vorschieben. "Wir haben da zumindest ein sehr ungutes Gefühl", sagt Ulrich Hemke. Auch die FDP findet die Entwicklungen problematisch. "Wir sind gegen die Massentierhaltung, aber für eine Stärkung der Landwirtschaft", sagt Serkan Tören. Mit dieser Position können sich auch die Linke und die FWG identifizieren. Eine artgerechte Haltung wollen die CDU und SPD auf alle Fälle in der Landwirtschaft garantiert wissen. Die Landwirtschaft müsse trotz aller Kritik an den Mastbetrieben gestärkt werden. Sie sei ein bedeutender Wirtschaftsfaktor im Kreis.

Autobahnen Streitthema bleibt die Autobahn. Die Grünen sind gegen den Bau der A 20. "Wir sehen auch eine A 26 nach Drochtersen als unzumutbar an", sagt Ulrich Hemke. Diese führe zu dicht an Wohngebieten vorbei, zudem fehle Geld für das Projekt. "Die A 26 von Stade nach Hamburg ist faktisch geschaffen und braucht nun eine Anbindung nach Hamburg, auch wenn wir die A2 6 nicht gutheißen können", sagt Hemke. Für die FDP kann die Autobahn gar nicht schnell genug kommen. "Die Anschlussstellen der A26 müssen schnell geklärt werden, ebenso muss der Bau der A 20 schnellstmöglich realisiert werden", sagt Serkan Tören. Die Freien Wähler haben sich für eine westliche Variante der A 20 ausgesprochen. Sie wollen eine sinnvolle Verbindung der A 26 mit der A 20. Das will auch die SPD. Die Sozialdemokraten möchten beide Autobahnprojekte vorantreiben und die Frage nach der Buxtehuder Autobahnanbindung, wie die FDP, endgültig lösen. Die CDU will weiterhin die beiden großen Verkehrsprojekte unterstützen. Sie sieht den Erhalt und den bedarfgerechten Ausbau des Straßennetzes für wichtig an. Anders die Linke. "Wir waren noch nie für die A 26, auch weil die Erklärung, dass Hamburg verkehrlich entlastet würde, nicht stimmt", sagt Koch-Böhnke.

Ahlener Zeitung 7.9.2011

Beschränkung der Intensivmastanlagen

Zu einem Gedankenaustausch trafen sich Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen aus Nottuln, Billerbeck und Havixbeck im Sudhues.Foto: (Dieter Klein)

Havixbeck - „Der Schulkompromiss in NRW ist aus Sicht der Grünen ein guter, der einen Schlusspunkt hinter die Strukturdebatte setzt. Er macht den Weg frei, sich inhaltlichen Fragen der Qualität in der Schule zuzuwenden“, erklärte Norwich Rüße, Landtagsabgeordneter und stellvertretendes Mitglied des Schulausschusses im Landtag, am Dienstagabend im Sudhues. Dort trafen sich zu einem Gedankenaustausch die Mitglieder der Ortsverbände Nottuln, Billerbeck und Havixbeck von Bündnis 90/Die Grünen. Rüße ging damit auf das Anliegen der Havixbecker Grünen ein, dass die Klassenstärke in den Grundschulen im neuen Schulgesetz mit den rückläufigen Kinderzahlen kleiner werden sollen. Die Billerbecker Grünen plädierten dafür, dass ihr Billerbecker Modell einer Gemeinschaftsschule nach dem Schulkompromiss nun nicht in einer Sackgasse enden dürfe. Für die Gemeinde Nottuln war Beigeordneter Klaus Fallberg zum Treffen gekommen. Er berichtete, dass Rat und Gemeinde derzeit prüfen, ob sich gemeinsam mit dem Bistum Münster eine Sekundarschule unter kirchlicher Trägerschaft in Nottuln gründen lässt, die mit dem Gymnasium Nottuln kooperiert. Fragezeichen setzte Fallberg noch in finanzieller Hinsicht, weil hohe bauliche Investitionen notwendig werden, die das Bistum durch die Gemeinde Nottuln abgedeckt sähe. Fallberg griff die Anregung der Grünen auf, wonach es in Zukunft Sinn mache, wenn alle drei Orte gemeinsam eine gymnasiale Oberstufe bildeten. Das zweite große Thema des Abends waren die Großmastställe industriellen Ausmaßes, die sich vor allem in Billerbeck konzentrieren, aber auch in Nottuln immer mehr beantragt werden, heißt es in dem Bericht. Aktuell sind im Kreis Coesfeld Ställe für weitere 500 000 Hühner und 21 000 Schweine neu beantragt. Vor diesem Hintergrund plädierten die Billerbecker Grünen für eine klare Beschränkung der Intensivmastanlagen. Norwich Rüße berichtete, dass im Landtag aktuell ein Antrag von Grünen und SPD beraten werde, der genau dieses zum Ziel habe. Man wolle einen weiteren Ausbau dieser Mastanlagen stoppen, den Anwohnerschutz verbessern und den Tierschutz stärker berücksichtigt sehen. Vor dem Hintergrund der aktuellen EU-Richtlinie für die Schweinehaltung stelle sich aus grüner Sicht auch die Frage, ob deren Anforderungen bei Neubauten ausreichend berücksichtigt werden. Zukünftig sei es wichtig, über eine eindeutige Kennzeichnung wie bei Eiern den Verbrauchern die Wahl zwischen Produkten aus Massentierhaltung oder artgerechter Haltung zu erleichtern.

DAPD 183 Hühnerflügel in zwölf Minuten 05.09.2011, 6:30 Uhr

Klein, aber oho: Nur 45 Kilo wiegt Sonya Thomas aus den USA, aber Hühnerflügel kann sie wie niemand anderes verschlingen (Foto: Reuters) Bei einem Wettessen in den USA hat die als "Schwarze Witwe" bekannte Sonya Thomas in nur zwölf Minuten 183 Hühnerflügel verschlungen. Damit brach sie ihren eigenen Rekord aus dem Vorjahr. Beim jährlichen "National Buffalo Wings Festival" im USStaat New York schaffte Joey "Jaws" Chestnut auf den zweiten Platz, indem er 174 Flügel verzerrte. Die nur 45 Kilo schwere gebürtige Südkoreanerin aus Virginia hatte bereits im vergangenen Jahr den Wettbewerb gewonnen, damals hatte sie 181 Flügel verschlungen. Der Sieger des Wettessens erhält 1500 Dollar, der Zweitplatzierte 750 Dollar. Sonya Thomas wird deshalb "Schwarze Witwe" genannt, weil sie bei Wettessen häufiger besser abschneidet als ihre männlichen Herausforderer.

KREISZEITUNG Branche setzt auf Mega-Ställe und -Schlachtereien / Auch Antrag aus Dötlingen liegt im Landkreis vor Hunger auf Hähnchen unersättlich? 009.09.11|Dötlingen||6 Dötlingen - Anlass zur Sorge für ortsansässige Tierschützer ist zurzeit ein Genehmigungsantrag für einen Maststall für 278 000 Hähnchen, der dem Landkreis Oldenburg von einem Landwirt aus der Gemeinde Dötlingen vorliegt. Das Bündnis „Mut – Mensch, Umwelt, Tier“, das sich am 23. August im Gut Moorbeck konstituierte, spricht von einem „beantragten Mega-Stall der Familie Höfel aus BrettorfHaidhäuser“, wie Mut-Mitglied Christina Poppe aus Dötlingen unserer Zeitung mitteilte. Im Landkreis wird bestätigt, dass ein Antrag aus Dötlingen vorliegt. Der betreffende Landwirt betreibe seit 2002 Mast ställe für insgesamt 76 000 Hähnchen. Weitere 202 000 Mastställe habe er 2008 beantragt, diesen Antrag jedoch selbst eine Zeit lang wieder zurück gestellt, da er den Bau einer Biogasanlage zu seiner Priorität machte. Diese Anlage ist seit gut einem Jahr in Betrieb. „Nun ist der Antrag von 2008 wieder in Bewegung“, erklärte Amtsleiter Peter Nieslony auf Anfrage unserer Zeitung. „Wir haben die

Landwirtschaftskammer Niedersachsen beauftragt, eine Umweltverträglichkeitsstudie durchzuführen.“ Die sei gerade im Gange. Wann genau die Gutachten vorliegen, sei nicht abzuschätzen. „Wir legen großen Wert auf Sorgfältigkeit bei der Studie“, betonte Nieslony. Falls die Prüfer grünes Licht geben, komme der Antrag in die nächste Stufe. „Dann wird es eine öffentliche Bekanntmachung geben.“ Die Tierschutzgruppe „Mut“ ist über ein Vorhaben dieser Größenordnung mehr als beunruhigt. Poppe betont: „Unsere Gesundheit wird durch die Luftbelastung und bei der Aufzucht von Hähnchen eingesetztes Antibiotika aufs Spiel gesetzt. Und landwirtschaftliche Flächen werden durch die Gülle kontaminiert.“ Darüber hinaus werde „in solchen Fabriken mit lebenden Tieren so umgegangen, als wenn es sich um maschinell hergestellte Produkte handelt“. In diesem Zusammenhang verweist das „Bündnis Mut“ auf seiner Internetseite mittels eines Youtube-Videos auf die ARD-Reportage über Wiesenhof, in der unter anderem Verstöße gegen das Tierschutzrecht in Hähnchenmastställen angeprangert werden. Christina Poppe bemängelt weiterhin: „Die Finanzierung der Großmastanlagen können in der Regel kaum noch von den Bauern selbst durchgeführt werden. Auch bei dem Antrag aus Dötlingen steckt mit Sicherheit ein großer Fleischproduzent dahinter.“ Der neue GeflügelGroßschlachthof des Konzerns Rothkötter, der am Montag seinen Betrieb in Wietze bei Hannover aufnahm, müsse ja zum Beispiel ausgelastet werden. Gegen den Schlachthof läuft eine Klage des NABU. Er besitzt eine Kapazität von 27 000 Hähnchen pro Stunde¨– also 432 000 am Tag, 2,6 Millionen pro Woche und 134,8 Millionen im Jahr. „Um diesen Bedarf zu decken, müssten allein im Umkreis von 100 Kilometern 420 neue Mastanlagen mit Stallplätzen für jeweils 40 000 Tiere gebaut werden“, so der NABU. Die gegenwärtige Situation im Landkreis Oldenburg: 27 Genehmigungsverfahren für Geflügelmastanlagen laufen. Darunter 1 395 095 Mastplätze für Hähnchen, 243 302 Legehennen und 55 500 Puten. Der betreffende Antrag aus Dötlingen ist das größte Vorhaben. Zum Vergleich: Vor vier Jahren wurde mit einem Maststall mit 100 000 Plätzen die größte Anlage in Niedersachsen beantragt. Er wurde kürzlich wegen „nicht ausreichender Erschließung“ abgelehnt. Die Branche scheint von einem gewaltigen Hunger der Deutschen auf Hähnchen auszugehen. Sind Mega-Mastställe die unausweichliche Folge? Eckehard Niemann, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), hält den Hähnchenboom und die Euphorie der Produzenten für übertrieben. Er geht davon aus, dass in Deutschland etwa 900 Ställe – mit je 40 000 Mastplätzen – gebaut werden, von denen aber nur 80 wirklich gebraucht würden. Poppe appelliert: „Es muss wieder Bauern geben, die ihre Produkte zu Preisen an den Handel geben können, die ihr Überleben sichern. Der Verbraucher muss bereit sein, diese Preise zu zahlen. Wenn es nur einmal in der Woche Fleisch gibt, wie früher den Sonntagsbraten, dann kann sich jeder Qualität leisten. Der Aufbau weiterer Mast ställe erfolgt ja nicht für eine hungernde Bevölkerung.“ · an

Neue OZ online 18.09.2011, 20:45 Fenster schliessen drucken Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/lokales/56634355/vision-2020-vonlandratskandidat-schuette-zur-wick-das-emsland-hat-energiewerke-mit-

vorbildcharakter Ausgabe: Meppener Tagespost Veröffentlicht am: 24.08.2011

Vision 2020 von Landratskandidat Schütte zur Wick: „Das Emsland hat Energiewerke mit Vorbildcharakter“ hh Meppen

Meppen. Gleich für acht Jahre wählen 256000 Emsländer am 11. September einen neuen Landrat. Grund genug, die drei Landratskandidaten Reinhard Winter (CDU), Dr. Friedhelm Wolski-Prenger (SPD) und Nikolaus Schütte zur Wick (Grüne) aufzufordern, eine Vision für das Emsland im Jahr 2020 zu entwickeln. Lesen Sie nachfolgend, welche Vorstellungen der GrünenKandidat aus Papenburg, Nikolaus Schütte zur Wick, für das Emsland in neun Jahren hat. „In den ersten Tagen nach dem erdrutschartigen Sieg des neuen grünen Landrates 2011 ging auch im Emsland weiter die Sonne auf. Die befürchteten massiven Abwanderungen durch CDU-Mitglieder blieben aus, da die CDU zu der konstruktiven, bürgerfreundlichen Politik des neuen Landrates keine besseren Vorschläge hatte. Es haben sich mittlerweile viele Betriebe aus dem Sektor „erneuerbare Energien“ angesiedelt. Dadurch konnten viele neue Arbeitsplätze mit Bestand geschaffen werden. Seit dem Jahr 2015 produzierte der Landkreis bereits zu 100 Prozent erneuerbare Energien für den Eigenverbrauch. Die nach der Wahl nach genossenschaftlichem Vorbild neu gegründeten emsländischen Energiewerke, an deren Einrichtung die Bürger von Anfang an beteiligt wurden, schreiben nicht nur schwarze Zahlen, sondern haben auch Vorbildcharakter für andere Landkreise. In Lingen wurde das Atomkraftwerk drei Jahre früher als geplant endgütig abgeschaltet. Die dortigen Arbeitnehmer fanden bei Ökofirmen neue Arbeitsplätze. Die AtomkraftwerkAbschaltparty war mit über 80000 Teilnehmern die größte Veranstaltung, die je in der Region stattgefunden hat. Der SV Meppen ist schon seit vier Jahren wieder in der Zweiten Liga. Durch das Sponsoring von finanzstarken Ökobetrieben konnte in den letzten Jahren immer sinnvoll in neue Spieler investiert werden. Im letzten Jahr wurde nur knapp der Aufstieg in die Erste Liga verpasst. In Papenburg regiert schon längst ein Bündnis aus verschiedenen Parteien, an dem die Grünen beteiligt sind. Durch die Mehrheiten jenseits der CDU sind die Streitigkeiten der vergangenen Jahre einer allseitigen Harmonie gewichen. Die Baumrodungen im Stadtgebiet haben ein Ende gefunden, und der Klüngel und Filz ist nur noch in den Heimatbüchern der Stadt Papenburgs dokumentiert. Der ehemalige Landrat Bröring bekam kurz nach meiner Wahl zum Bürgerlandrat 2011 einen Beratervertrag bei der RWE mit dem Auftrag, nun doch noch ein Kohlekraftwerk in Dörpen zu installieren. Diesem wurde nach Bürgerbefragungen, durch den neuen grünen Landrat eingeführt, eine Absage erteilt.

Die vielen Junglandwirte haben sich für eine neue grünere Landwirtschaftspolitik entschieden. Die Politik der Landwirtschaftslobbyisten, die allein auf „Wachsen oder Weichen“ setzten, vor allem auf industrielle Mastanlagen, ist im Emsland schon lange kein Thema mehr, und diese Vorstellungen sind nur noch auf dem Misthaufen der Geschichte zu finden. Auch im Emsland wird immer stärker regional vermarktet, immer mehr Biobetriebe breiten sich aus. Die Landwirte bekommen endlich ihren fairen Preis. Dadurch, dass die Politik nicht mehr von oben herab gemacht wird, sondern gemeinsam mit den Bürgern, hat sich die Wahlbeteiligung wieder deutlich erhöht. Der Kreis Emsland hat seinen lebenswerten und liebenswerten Charakter deutlich erhöht.“

Ahlener Zeitung 9.9.2011 Wir wollen reine Luft haben“

Ein Luftbild aus dem Jahre 2009: Die Interessen von Landwirtschaft und Gemeinden - hier Heiden - in Einklang zu bringen, ist ein Ziel. (Foto: GeoBasis.nrw/Kreis Borken)

HEIDEN (hhk). „Immer mehr Mastställe in Heiden - wann ist es genug?“ Um diese Frage und viele weitere rund um die artgerechte Tierhaltung ging es in der Podiumsdiskussion, zu der der SPD-Ortsverein Heiden am Donnerstag interessierte Bürger in den Gasthof Dunckhöfner eingeladen hatte. Zwischen der Begrüßung und der Verabschiedung durch den SPD-Ortsvereins-Vorsitzenden Georg Meirick lagen informationsreiche 150 Minuten. Am Ende wertete Meirick, dass es keinen Königsweg gebe, eine Antwort auf die Eingangsfrage umstritten bleibe, aber es eine politische Steuerung per Baurecht möglichst in Nordrhein-Westfalen geben müsse. „Davon sind wir in der SPD überzeugt“, sagte Meirick, denn die Entwicklung zur gewerblichen Landwirtschaft „bereitet vielen von uns Unbehagen“. Auf dem Podium diskutierten unter der Leitung von Hans-Peter Kemper Norwich Rüße (Bündnis 90/Die Grünen) sowie der Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Borken, Jörg Sümpelmann, und erläuterten ihre Positionen. Etwas später gesellte sich

Bürgermeister Heiner Buß dazu. Frank Sundermann (SPD, MdL) hatte wegen Erkrankung nicht kommen können. Fotostrecke

Über 100 Interessierte folgten der Einladung...

Über 100 Interessierte folgten der Einladung...

Über 100 Interessierte folgten der Einladung...

Auf dem Podium (v.l.) in Heiden: Jörg Sümpelmann, Hans-Peter Kemper und Norwich Rüße. (Foto: Konert)

Rüße sprach sich für bäuerliche Familienbetriebe mit verträglichen Tierbeständen aus. „Wir wollen keine Betriebe mit 10.000 Tieren“, sagte der Bauer im Nebenerwerb, der für die Grünen im Düsseldorfer Landtag sitzt. Zunehmend fänden die großen Stallbauten in der Bevölkerung keine Akzeptanz mehr. Jörg Sümpelmann sagte, ein gesundes Wachstum sei möglich. Es gebe aber auch im Berufsstand eine lebhafte Diskussion über die Größenklassen von Betrieben. Klar sei, die Landschaft dürfe durch Satellitenställe in der Prärie nicht zersiedelt werden, sagte Sümpelmann. Fragesteller Siegmund Kempmann bekannte nach eingehenden Statements, er sei angelockt worden, weil er wissen wolle, ob der Ort von Massentierhaltung industrieller Art umzingelt

werden könne und ob die Wohnqualität durch das Aufstocken auf 100.000 Legehennen beeinträchtigt werden könne. „Wir wollen reine Luft haben“, unterstrich Dorfbewohner Josef Temminghoff ergänzend. Viele rümpften im Dorf die Nase, wenn sie von Bauanträgen erführen und einen „weiteren Stinker“ befürchteten. Aber was sollten die jungen Leute auf den Höfen denn machen, die offenbar erweitern müssten, um zu überleben, rang Temminghoff um Verständnis. Landwirt Bernhard Brun sagte, er wisse auch nicht, wie groß die Ställe werden sollten und dürften. Aber das, was in der Landwirtschaft gemacht werde, sei „nicht nur übel und böse“. Bürgermeister Heiner Buß sagte auf die Frage, ob Belästigungen für Bürger eintreten könnten, es sei nicht einfach für einen Landwirt einen neuen Stall zu bauen. Ein Antrag werde „nicht einfach durchgewunken“. Der Landwirt müsse die Immissionssituation belegen. Die Genehmigungsbehörde und die Gemeinde prüften sehr genau, ob die Werte eingehalten würden. Der Schutz der Bürger sei gewährleistet, sagte Buß. Zwangsläufig sei es notwendig, dass ein Landwirt, der etwas näher an der Wohnbebauung liege, einen Filter einbauen müsse. Das gebiete der Schutz der Allgemeinheit. Der Landwirt müsse dann eben mit etwas höheren Kosten rechnen. Hier und da, ergänzte Buß, würde eine etwas klarere gesetzliche Regelung für die Kommunen Not tun. Sümpelmann und Buß setzen im Kreis auf eine Branchenvereinbarung von Kommunen und Landwirtschaft, die in Arbeitsgruppen derzeit erarbeitet wird und im Frühjahr kommenden Jahres unterschriftsreif sein soll. Sie soll den Belangen aller gerecht werden. Das Spektrum der Fragen reichte vom Medikamenteneinsatz, Futtermitteln und dem Klimawandel, über den Export von Hühnerfleisch nach Afrika, Europäischer Förderung sowie der Tierkörperbeseitigung bis hin zum Konsumverhalten, Nahrungsmittelpreisen, erneuerbaren Energien und frittierten Mehlwürmern. Thema wird demnächst in Heiden sein, wie auf der Kläranlage eine Biogasanlage betrieben werden könnte, die Klärschlämme vergären kann.

Schwäbische Post Dorffrieden ist gerettet Einvernehmliche Lösung für Hähnchenmaststall in Beuren Für den geplanten Hähnchenmaststall in Beuren gibt es eine einvernehmliche Lösung zwischen Landwirt und Investor Karl Dambacher und der örtlichen Bürgerinitiative. Gebaut wird ab Frühjahr im Gewann „Oberes Feld“. Am Runden Tisch am Donnerstag haben sich beide Parteien gefreut, dass der Dorffrieden gerettet ist. Ulrike Schneider



beuren1a.eps Aalen-Beuren. Seinen Hähnchenmaststall für knapp 40 000 Hähnchen kann Landwirt Karl Dambacher im Nordwesten von Beuren – im Gewann Oberes Feld – bauen. Weder die Behörden haben einen Einwand für sein Vorhaben (der Standort und die Außenhülle sind genehmigt). Noch die örtliche Bürgerinitiative um Julia Gröber. Auch die signalisiert jetzt Zustimmung. Das ist das Ergebnis eines Runden Tisches, den Ortsvorsteher Herbert „Jo“ Brenner initiiert hat, nachdem Unmut aufgekommen war wegen des zunächst geplanten Standortes. Der lag im Südwesten von Beuren in den Kreuzäckern und damit direkt in der Hauptwindrichtung des Dorfes. „Das hätte für uns eine enorme Geruchsbelästigung bedeutet“, sagt BürgerinitiativenSprecherin Julia Gröber. Gemeinsam mit Alois Diemer als unabhängigen Berater haben Brenner, Dambacher und sie um eine für die Beurener Bürgerinnen und Bürger akzeptable Lösung gerungen. „Die findet man immer, wenn man miteinander spricht“, begründet Brenner den Erfolg. Allerdings sei es durchaus schwierig gewesen, den neuen Standort zu finden – wegen der vielen Biotope und anderer schützenswerter Flächen rund um den Ort, erinnert Karl Dambacher. Von diesen müssen die beiden geplanten Gebäude, der Maststall selbst und die Maschinenhalle, mindestens 250 Meter entfernt sein. Das trifft auf den Alternativstandort im „Oberen Feld“ zu. „Mit dem sind wir raus aus der Hauptwindrichtung“, sagt Dambachers Tochter Annemarie. Und nicht nur sie zeigt mit dieser Lösung sehr zufrieden. „Wir haben damit den Dorffrieden gerettet“, betont Julia Gröber. So kann im Frühjahr mit den Bauarbeiten für den Hähnchenmaststall begonnen werden. © Schwäbische Post 15.09.2011

Neue OZ online 18.09.2011, 20:54 Fenster schliessen drucken Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/lokales/57202823/cdu-holt-absolutemehrheit-zurueck Ausgabe: Neue Osnabrücker Zeitung Veröffentlicht am: 12.09.2011

CDU holt absolute Mehrheit zurück sh Bad Iburg

Bad Iburg. Die Grünen sind in Bad Iburg die klaren Gewinner der Kommunalwahl. Sie können die Zahl der Sitze im Stadtrat von drei auf fünf steigern. Die CDU konnte zwar ihr Ergebnis von 2006 (49,46 Prozent) verbessern und einen Sitz dazugewinnen (jetzt 15), doch bei der Wahl 2006 war noch die von der CDU abgespaltene Gemeinschaft für Bad Iburg angetreten und hatte vier Sitze bekommen.

SPD und Grüne sind jetzt mit jeweils fünf Sitzen fast gleichauf. Die FDP kann zwar ihre zwei Sitze im Stadtrat behalten, doch an Prozentpunkten ging es um 1,1 Prozent zurück. Während der Kandidat der Linken den Sprung in den Stadtrat nicht geschafft hat, kann Roland Mohrmann nach 40 Jahren Ratsarbeit weiter in diesem Gremium mitwirken, auch wenn er als Parteiloser – er war nie Mitglied einer Partei – nicht mehr in der Fraktion der Grünen ist. Die Wahlbeteiligung lag mit 55,49 Prozent nur unwesentlich unter der Beteiligung von 2006. Für den Zugewinn der Grünen sieht Daniel Schneider viele Faktoren. Neben der Bundespolitik sei vor allen die eindeutige Positionierung beim Thema Hähnchenmastställe in Bad Iburg maßgebend. Aber insgesamt hätten die Grünen in der Vergangenheit eine gute Politik gemacht. Und die vier von fünf Direktmandate zeigten, dass die Kommunalwahl vorwiegend eine Personenwahl sei. Für Ludwig Fischer ist das Ergebnis der CDU auf jeden Fall „zufriedenstellend“, Denn seine Partei habe die absolute Mehrheit zurückgeholt. Der Trend der überregionalen Politik zeige Einbußen bei der Union. Die Bad Iburger CDU werde in ihrer Kontinuität fortfahren und angefangene Projekte realisieren, natürlich neben der Bildungspolitik. Mitglieder im neuen Rat: CDU: Ludwig Fischer (735), Hubert Boymann (884), Iris Borreck (176), Hubertus KleineHartlage (311), Annette Beckmann (224), Thomas Walgern (266), Erika Nowak (38), Ralf Siebe (266), Thomas Rudzinski (161), Heinrich Rahe (399), Ralf Ostendarp (489) SPD: Hans-Josef Geesen (456), Annemarie Hein (113), Nazih Musharbash (1020), Heinz Ewald Wallenstein (46), Werner Völler ( 256) Grüne: Renate Ralle (185), Detlef Ziegelscheck (417), Daniel Schneider (l 353), Ulrich Texter (203), Annette Listl (210) FDP: Matthias Seestern-Pauly (485), Burkhart Winnighoff (78) Einzelbewerber: Roland Mohrmann (458)

DIE HARKE / NIENBURG „Die Lebensqualität ist schon eingeschränkt“ Streit In Jenhorst ärgert man sich über den Schwerlastverkehr/ Dirk Mayland-Quellhorst wehrt sich Unmut in Jenhorst: Eine Interessengemeinschaft beklagt das wachsende Aufkommen von Schwerlastverkehr im Zusammenhang mit einer Biogasanlage in Höfen. Der Betreiber ist sich aber keiner Schuld bewusst.

 Jenhorst. Das Feuerwehrgerätehaus in Jenhorst war am Donnerstagabend bis auf den letzten Platz gefüllt. Es ging um ein Thema, dass in Jenhorst seit schon seit einigen Jahren die Gemüter erhitzt: Der Schwerlastverkehr, der Tag für Tag durchs beschauliche Dorf rollt. Dabei konzentriert sich die Wut der Anwohner besonders auf die nahe gelegene Biogasanlage in Höfen, die von Dirk Mayland-Quellhorst und Uwe Hormann betrieben wird. Die Biogasanlage steht unmittelbar an der Ortsgrenze. Dabei sind es nicht die Emissionen durch vergorenen Mais (Gülle), die den Jenhorstern stinken, sondern vielmehr der intensive Lieferverkehr zur Höfener Biogasanlage auf einigen wenigen, relativ engen Gemeindeverbindungsstraßen. Allgemeiner Tenor: Die schweren Schlepper mit Hänger und einer Breite von drei Metern machten die Flanken der Straßen kaputt; die Fahrer der landwirtschaftlichen Fahrzeuge führen viel zu schnell und nähmen wenig Rücksicht bei Begegnungsverkehr; die Sicherheit der Schulkinder, die morgens und mittags zur Bushaltestelle und zurück müssten, sei aufgrund der Dimensionen der Schlepper und der Breite der Fahrbahn nicht gewährleistet; gleiches gelte für Fußgänger und Radfahrer. „Ich sehe nicht mehr ein, dass wir uns das alles gefallen lassen sollten“, sagte Kareen Heineking-Schütte. „Wenn die Sicherheit unser Kinder nicht mehr gegeben ist hört es auf.“ Heineking-Schütte ist so etwas wie die Vorsitzende der „Interessengemeinschaft Verkehr in Jenhorst“. „Die Grenze des Erträglichen ist für mich schon überschritten“, ärgert sie sich. „Die Lebensqualität ist schon so eingeschränkt, dass man das nicht weiter hinnehmen darf.“ Besonders sauer stößt den Jenhorstern auf, dass sie es ja im Guten versucht hätten. Vor vier Jahren war das Problem schon im Gemeinderat behandelt worden. Damals konnte sich der Rat aber lediglich zu einer Selbstbeschränkung des Betreibers durchringen. Der Betreiber sollte die Geschwindigkeit der Erntefahrzeuge in der geschlossenen Ortschaft erheblich reduzieren, die Hin- und Rückfahrt auf verschiedene Straßen aufteilen (Ringfahrt) und Schäden an Straßen schnellstmöglich beheben. „Herr Mayland-Quellhorst hält sich nicht daran“, sagt Heineking Schütte. „Er benutzt weiter die kleinen Straßen, und die Anwohner sind angefressen.“ Für sie sei überhaupt nicht nachvollziehbar, wieso der gesamte Verkehr durch Jenhorst rolle. Manche Lastwagen würden sogar auf der Bundesstraße erst an Höfen vorbeifahren, um dann durch Jenhorst und zur Biogasanlage zurückzufahren. Die Jenhorster vermuten, dass der Schwerlastverkehr extra nicht durch Höfen fahren soll, damit die Lage des familieneigenen Hofcafés bei Hof Frien nicht beeinträchtigt wird. Besonders die neuen Hähnchenställe, die nun im Bau sind, sorgen für weiteren Ärger. Es wird befürchtet, dass das Lkw-Aufkommen deutlich zunimmt. Deshalb soll ein Antrag in den Gemeinderat eingebracht werden, der ortsfremden Schwerlastverkehr über 12 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht verbietet. Dirk Mayland-Quellhorst kann die ganze Aufregung nicht so recht verstehen. Er habe sich an die damalige Vereinbarung gehalten und den Fahrern gesagt, dass in der Ortschaft langsam gefahren werden soll. Außerdem werde im Kreisverkehr gefahren, und Schäden, die an den Straßen enstehen, würden umgehend wieder aufgeschottert. „Es stimmt nicht, dass die Lastwagen nicht durch Höfen fahren sollen“, sagte Mayland-Quellhorst. „Alles, was mit Hähnchen zu tun hat, fährt durch Höfen.“ Neben der Biogasanlage gibt es zwei Hähnchenmastställe mit derzeit 66 000 Tieren. Zwei weitere Ställe sollen dazukommen, eine vorläufige Baugenehmigung vom Landkreis liege vor.

Mayland-Quellhorst bestreitet nicht, dass sich mal einer der Betonmischer nach Jenhorst verirrt, wenn sich ortsunkundige Fahrer an das Navigationssystem halten. Ansonsten sagt er: Wirklich hohes Verkehrsaufkommen herrsche eigentlich nur während der Mais- ernte. „Das ist ein Problem, das gebe ich zu. Aber es geht in diesem Zeitraum nicht anders.“ Da sich die eigenen Flächen nun einmal fast ausschließlich im Süden befinden, sei es die einzig vertretbare Route. Aber das seien ja nur etwa zehn Tage pro Jahr. Rückblickend bereut er, an diesem Standort 1997 den ersten Hähnchenstall errichtet zu haben. „Mit dem heutigen Wissen hätten wir es anders gemacht und die Flächen direkt an der Bundesstraße genommen.“ Aber jetzt gebe es kein Zurück mehr. Mayland-Quellhorst ist es langsam leid, dass ihm immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen werden: „Wir haben uns alles selbst erarbeitet, sind sieben Tage die Woche im Einsatz. Alles, was dort passiert, habe ich mir schließlich genehmigen lassen.“ vom 10.09.2011 | Ausgabe-Nr. 212

http://www.weser-kurier.de/Artikel/Region/Landkreis-Verden/434082/Schweinemaststalldarf-gebaut-werden.html Thedinghauser Gemeinderat nickt Antrag eines Morsumer Landwirtes ab / Kein Zuschuss für Morsumer Schützen - 25.08.2011

Schweinemaststall darf gebaut werden Von Lars Köppler Thedinghausen. Mit einer ellenlangen Tagesordnung hat sich der Rat der Gemeinde Thedinghausen in seiner jüngsten Sitzung befassen müssen. Grünes Licht, wenn auch nicht unumstritten, gab es für die Bauvoranfrage des Landwirts Mathias Röpke, der an der Morsumer Holtchaussee einen Schweinemaststall für 1496 Tierplätze bauen will. Gleiches hatte der Mann bereits 2005 - in Verbindung mit dem Bau eines Güllebehälters - erfolgreich beantragt, hatte damals aber nur mit 1250 Mastplätzen geplant.

Weil Röpke jedoch nur den Güllebehälter bauen ließ und die Geltungsdauer für das privilegierte Vorhaben abgelaufen ist, musste sich der Rat nun erneut mit diesem Thema beschäftigen. Für Schröder war das Ja zum Schweinemaststall eine klare und logische Sache: Röpke sei aufgrund seiner Größe und Struktur ein landwirtschaftlicher Betrieb nach dem Baugesetzbuch, so dass er grundsätzlich die Privilegierung in Anspruch nehmen könne, argumentierte Schröder. Auch die Erschließung sei gesichert, da das Grundstück direkt an einer öffentlichen Straße liege. Während die Sozialdemokraten Hans-Albert Kurzhals ("Ich sehe keine Möglichkeit, den moderaten Ausbau des Betriebes zu verweigern") und Hans-Michael Künnemeyer ("Wir müssen uns an das geltende Recht halten") der Argumentation folgten, sahen Grünen-Chef Dieter Mensen und Parteikollege Dirk Jacobs die Sache anders. "Die Gemeinde muss das Einvernehmen verweigern, weil sich die Voraussetzungen geändert haben", so Mensen. Jacobs beantragte indes eine weitere Beratung im Bauausschuss, konnte sich damit aber nicht

durchsetzen. Letztlich stimmten zehn der 15 Ratsmitglieder für den Schweinemaststall in Morsum. .Gescheitert ist hingegen der Schützenverein Morsum mit dem Versuch, einen Zuschuss für die Bepflanzung des ehemals maroden Lärmschutzwalls am Schützen-Centrum von der Gemeinde Thedinghausen zu bekommen. Mittlerweile sei der Wall zwar "in einem sehr schönen und ansehnlichen Zustand", wie Gerd Schröder betonte, dennoch sollen die entstandenen Mehrkosten nicht bezuschusst werden. Der Schützenverein hatte die Bepflanzung mit Unterstützung des Gartenbaubetriebes Pfeiffer aus Beppen wieder auf Vordermann gebracht, sich aber bei der Kostenkalkulation - statt 700 nunmehr 2100 Euro massiv verschätzt. "Wir sind gegen den Zuschuss. Plötzlich stellt der Verein fest, dass es teurer wird. Es darf keine nachträgliche Bezuschussung geben", formulierte Künnemeyer den Standpunkt der Sozialdemokraten. "Wir müssen das ablehnen. Das wäre sonst ungerecht gegenüber den Vereinen", meinte die parteilose Ratsfrau Gabriele Artelt-Marquardt. SPD-Mann Rolf Grieme gehörte zu den sieben Fürsprechern, lobte die gute Arbeit ("Der Bereich sieht jetzt sehr gut aus") der Morsumer Grünröcke und des Gartenbaubetriebes. Ändern konnten seine lobenden Worte den für die Schützen negativen Beschluss aber auch nicht.

KREISZEITUNG 1496 Tiere an der Holtchaussee in Morsum / Klage gegen Veränderungssperre Gemeinderat gibt grünes Licht für Stallneubau 025.08.11|Thedinghausen||2

Thedinghausen - Das Thema Tiermastställe bestimmte große Teile der Thedinghauser Ratssitzung am Dienstagabend im Gasthaus Niedersachsen. Neben diesem Güllesilo an der Holtchaussee soll ein Schweinemaststall gebaut werden. · So gab Gemeindedirektor Gerd Schröder einleitend bekannt, dass gegen die in der vorherigen Sitzung beschlossene Veränderungssperre für den B-Plan-Bereich „Windpark Holtorf“ eine Normenkontrollklage beim Oberverwaltungsgericht Lüneburg eingereicht worden sei. Dem Landwirt, der in diesem Bereich einen Schweinemaststall für 6000 Tiere bauen will (wir berichteten ausführlich) hält die Veränderungssperre für nicht gesetzeskonform. Man geht davon dass eine Entscheidung in dieser Sache noch in diesem Jahr fallen wird. Nichtsdestotrotz beschloss der Gemeinderat zwei weitere Veränderungssperren – für den bereits bestehenden B-Plan „Windpark Beppener Bruch“ sowie für den künftigen B-Plan „Eyterniederung/Beppener Bruch“. Dadurch will die Gemeinde die Planungshoheit über dieses Gebiet behalten. Vorrangig geht es dabei um die Möglichkeit, einen Wildwuchs von baulichen Anlagen, vor allem Mastställe, zu verhindern. Schon bei einem weiteren Tagesordnungspunkt der Sitzung stand diese Veränderungssperre auf dem Prüfstand. Für den geplanten Neubau eines Boxenlaufstalles für Kühe mit Strohstall und Siloplatte in Lunsen war eine gemeindliche Stellungnahme abzugeben. Das Bauvorhaben liegt zu einem Teil in dem „Sperrgebiet“.

„Gerade erst die Veränderungssperre erlassen, und jetzt schon eine Ausnahme“, schimpfte Dieter Mensen (Grüne). Wie er sahen auch die meisten Vertreter der anderen Fraktionen noch Klärungsbedarf, beispielsweise in Punkto Erschließung. Das Thema wurde deswegen an den Bauausschuss verwiesen, wobei keine ablehnende Grundtendenz zu erkennen war. Der Bauausschuss soll die offenen Fragen klären, bevor der Rat sich erneut mit dem Boxenlaufstall-Neubau beschäftigen wird. Ohne „Umwege“ gab der Rat hingegen seine gemeindliche Zustimmung zu dem Bauvorhaben eines Morsumer Landwirtes. Dieser beabsichtigt an der Holtchaussee, neben dem dort bereits stehenden Güllebehälter, einen Schweinemaststall für 1496 Tiere im privilegierten Außenbereich zu errichten. Für dieses Vorhaben hatte der Landwirt bereits 2005 grünes Licht von der damaligen Gemeinde Morsum und vom Landkreis erhalten (seinerzeit mit 1250 Mastplätzen). Die Geltungsdauer dieser Genehmigung war jedoch inzwischen abgelaufen. Die Entfernung zur nächsten Wohnbebauung beträgt 430 Meter. Die Ratsmehrheit hatte keine Einwände gegen das Vorhaben. „Es spielt keine Rolle, ob mir der Stall gefällt“, meinte Dr. Hans-Michael Künnemeyer (SPD). „Es gibt für uns keine rechtliche Handhabe dazu Nein zu sagen.“ Claus Lefers (CDU) meinte: „Es handelt es sich hier um eine moderate Weiterentwicklung eines bäuerlichen Familienbetriebes.“ Diese Auffassung teilte auch Dr. Hans-Albert Kurzhals (SPD). Einwände hatten die Grünen. Dieter Mensen „Vier von diesen Ställen würden ebenfalls 6000 Tiere beherbergen. Auch die Lage des Stalles an einer Straße, die zur Schule führt, ist ungünstig.“ Letzteren Einwand konterte Gemeindedirektor Schröder: „Auf öffentlichen Straßen dürfen auch Bauern fahren.“ Bei beiden Stall-Bauvorhaben hat letztlich der Landkreis das letzte Wort. Die erlassenen Veränderungssperren hingegen können nur von einem Gericht gekippt werden. · sp

http://www.weser-kurier.de/Artikel/Region/Landkreis-Verden/434192/%22Dieser-Antrag-isteine-Schweinerei%22.html Politik lehnt größeren Maststall ab - 25.08.2011

"Dieser Antrag ist eine Schweinerei" Von Ralf Michel Achim. In Baden soll ein bestehender Schweinemaststall von bislang 750 auf 1342 Plätze erweitert werden. Dabei handelt es sich laut Baugesetz um ein privilegierstes Bauvorhaben, was bedeutet, dass die Stadt aus rechtlicher Sicht ihr Einvernehmen erklären muss. Genau dies hatte die Stadtverwaltung vor, doch die Politik sieht das anders, will den größeren Maststall verhindern und scheut dafür weder Mühe noch Kosten: Flächendeckend für ganz Achim sollen Vorranggebiete ausgewiesen werden, in denen allein künftig Bauvorhaben wie Mastställe oder auch Biogasanlagen erlaubt sind.

Dass dieses überaus sensible Thema am Dienstag im Fachausschuss für Stadtentwicklung überhaupt öffentlich behandelt wurde, geht auf die SPD zurück. Die Verwaltung wollte

darüber nichtöffentlich beraten, wogegen SPD-Mann Hans-Jürgen Wächter mit Erfolg Einspruch erhob. Sein Fraktionskollege Jürgen Harder zog anschließend gehörig vom Leder: Der Antrag des Landwirtes sei eine Schweinerei. Wenn der Wind am Verdener Berg ungünstig stehe, sei der Gestank dort für die angrenzenden Wohngebiete schon heute unerträglich. Zustimmung bei Wolfgang Heckel (WGA). Man könne manchmal nicht im Garten sitzen, so sehr stinke es. Die Lage des Bauvorhabens im Außenbereich sei eindeutig und auch im Flächennutzungsplan sei das Gebiet als "Fläche für Landwirtschaft" ausgewiesen, hielt Stadtplaner Rainer Rowohlt dagegen. Kurzfristig mit planungsrechtlichen Vorgaben könne so ein Bauantrag ohnehin nicht verhindert werden. Dafür sei die Untersuchung des gesamten Stadtgebietes notwendig, wo man künftig Vorranggebiete für Mastställe oder auch Biogasanlagen ausweisen wolle. Ein aufwendiges Verfahren, für das zudem "einiges Geld" in die Hand genommen werden müsse. Was den Fachausschuss nicht abschrecken konnte: "Wenn man sich zu diesem Thema grundsätzlich Gedanken machen muss, dann tun wir das eben", plädierte Harder dafür "alle Möglichkeiten auszuschöpfen". Wenn man den Maststall verhindern wolle, müsse man auch konsequent sein, stimmte Michael Schröter (Grüne) zu. Alles andere wäre reiner Aktivismus. Beschlossen wurde letztlich der Auftrag an die Verwaltung, Wege aufzeigen, um in Sachen Schweinemast Rechtssicherheit für das gesamte Stadtgebiet zu erlangen, zum Beispiel durch Ausweisung von Vorranggebieten. Vor diesem Hintergrund soll dann dem konkreten Bauantrag in Baden per Veränderungssperre ein Riegel vorgeschoben werden.

SHZ Bürgerinitiative gegen Ferkelstall 12. September 2011 | 06:25 Uhr | Von ami

Gegner werfen der Gemeindevertretung Passivität vor und fordern mehr Unterstützung / Investor sucht nach Ersatzfläche Die Hoffnung des Landwirts Michael Roskothen, dass seine Informationsveranstaltung zum Bau eines Ferkelstalls für 5720 Ferkel zur Beruhigung beitragen werde, hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil. Kam der Protest bisher noch unorganisiert aus den Reihen der Anlieger, hat sich die Protestgemeinschaft jetzt als Bürgerinitiative "Es reicht - kein Schweinestall in Satrup-West" organisiert. Im Sprecherrat sind Dr. Joachim Nufer, Gunnar Paulsen, Holger Carstensen, Horst Gehrke und Michael Heilmann. Die erste Versammlung der Initiative im Satrup-Krog machte deutlich, dass die Zahl der Gegner dieser Baumaßnahme wächst und dass der Zorn über die erwarteten Belästigungen groß ist. Unverhohlene Kritik gab es aber auch an Satrups Gemeindevertretung, denen Sprecher der Bürgerinitiative vorwerfen, zu passiv zu sein und die Gegner der Massentierhaltung nicht genügend zu unterstützen. "Die Haltung der politischen Gemeinde ist sehr fragwürdig", meinte Joachim Nufer und forderte von den Gemeindevertretern, die Interessen der Bürgerinitiative zu vertreten und Beziehungen und Kontakte zu nutzen, um den Ferkelstall im Ortsteil Obdrup zu verhindern.

Nufer ging auf das Genehmigungsverfahren ein, und meinte, dass es an den Bürgern vorbei laufe. "Diese Gemeindevertretung macht einen hilflosen Eindruck", stellte Michael Heilmann fest. Einzig der SSW-Vertreter im Gemeinderat, Hermann Paulsen, zeigte Flagge und machte deutlich, dass das Verfahren auch an der Gemeindevertretung vorbei laufe und die Mitglieder über den Verlauf des Verfahrens nicht glücklich seien, ihnen aber die Gemeindeordnung Grenzen setze. Warum es den Bürgern "reicht", machte Michael Heilmann deutlich. Man habe es hingenommen, dass in den vergangenen Jahren die Belastungen für die Bürger in Satrup durch immer mehr Gülle und immer neue Stallungen für die Massentierhaltung gewachsen seien. "Nun sind wir an einem Punkt angekommen, an dem wir nicht länger bereit sind, wegzuschauen und die Belästigungen zu ertragen." Mit einem Gefühl der Hilflosigkeit monierte Holger Carstensen, dass der Mensch offenbar weniger zähle als ein Stück Wald, denn das werde beim Genehmigungsverfahren berücksichtigt. Den Investor Michael Roskothen forderte die Bürgerinitiative auf, seiner Verantwortung als Mensch, Mitbürger und Nachbar gerecht zu werden und sich daran zu erinnern, dass er nur wenige hundert Meter vom geplanten Stall entfernt an 68 junge Familien Bauland verkauft habe. Damals habe seine Werbebotschaft gelautet: "Inmitten der wunderschönen Landschaft Angeln". Diese Botschaft scheine ihm heute egal zu sein, schreibt die Bürgerinitiative in einem Flugblatt. Die Nachbarschaft der Wohnhäuser zur Schweinemastanlage entwerte die Grundstücke erheblich. Aber auch ein Stückchen Hoffnung gab es an diesem Abend. Michael Roskothen sei weiter gesprächsbereit und habe zugesichert, sich um eine Ersatzfläche für die Stallanlage zu bemühen, hieß es. Das nächste Treffen der Bürgerinitiative ist am Mittwoch, 28. September, ab 20 Uhr wieder im Satrup-Krog.

Neue OZ online 18.09.2011, 21:06 Fenster schliessen drucken Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/lokales/57132925/gemeinderatdohren-feiert-sieg Ausgabe: Meppener Tagespost Veröffentlicht am: 09.09.2011

Gemeinderat Dohren feiert „Sieg“ gm Meppen

Meppen. Zum Auftakt der Gemeinderatssitzung in Dohren hat Bürgermeister Johannes Dieker die Ratsmitglieder mit einem Glas Sekt überrascht. „Wir haben heute etwas zu feiern“, gab er bekannt. Die Gemeinde Dohren hat den fast fünf Jahre währenden Rechtstreit um die Errichtung einer Schweinemastanlage mit 9900 Mast-, 1200 Sauen- und 4500 Ferkelplätzen endgültig gewonnen. „Der diesbezüglich aufgestellte

Bebauungsplan ist rechtskräftig und die Frist zur Einreichung einer Normenkontrollklage ist abgelaufen“, ergänzte Gemeindedirektor Ludwig Pleus. Im Mittelpunkt der anschließenden Sitzung stand eine Power-Point-Präsentation über den Naturpark „Terra Vita“. Die Gemeinde Dohren hatte im Februar 2010 beschlossen, Mitglied in diesem Naturpark zu werden. Dessen Geschäftsführer Hartmut Escher berichtete über die Vorteile einer Mitgliedschaft. Die Förderhöhe für Maßnahmen im Naturpark liegt bei 80 Prozent, in Leaderregionen bei maximal 50 Prozent der Nettokosten. „Im Gemeindegebiet Dohren und Herzlake liegen attraktive Flächen des Hahnenmoores, die touristisch noch besser genutzt werden könnten“, sagte Escher und versprach, diesbezüglich Hilfestellung zu leisten. Im Lauf der Sitzung stimmte der Gemeinderat einer überplanmäßigen Ausgabe in Höhe von rund 3700 Euro zu, die aufgrund Mehrkosten beim Endausbau des Baugebietes „Auf der Ahe Teil IV“ Moorkamp entstanden sind. Alle Ratsmitglieder zeigten sich mit dem Endausbau sehr zufrieden, auch Anwohner sprachen von einer gelungenen Maßnahme. Weiterhin beschloss der Rat einstimmig die Außenbereichssatzung „Andruper Straße/Finkenweg“. Der bisherige Geltungsbereich wurde geringfügig erweitert. Bürgermeister Dieker bedankte sich bei allen Akteuren, die zum dritten Platz beim Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ beigetragen haben. Außerdem bedankte er sich bei allen Helfern und dem Förderverein der Grundschule Dohren, die ehrenamtlich eine 50Meter-Laufbahn mit Weitsprunggrube auf dem Schulgelände errichtet haben.

NDR NDR 1 Radio MV Stand: 13.09.2011 07:10 Uhr

Streit um Hähnchenmastanlage geht weiter 400.000 Hähnchen sollen in Klein Daberkow gemästet werden. Geld vom Land aber gibt es nach Abschluss der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen. Der Streit um zwei geplante Hähnchenmastanlagen in Klein Daberkow im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte geht in eine neue Runde. Umweltschützer werfen den zwei Investoren vor, Fördermittel zu erschleichen.

Anzeige erstattet Demnach haben die Investoren statt einer großen Mastanlage zwei kleinere direkt nebeneinander geplant und dafür zwei Firmen gegründet. Auf diese Weise hätten sie versucht, höchstmögliche Förderung vom Land zu erhalten. Deshalb erstatteten die Gegner der Anlage Anzeige.

Vorwürfe unbegründet Eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums sagte, beide Anlagen seien überprüft worden. Die Projekte liefen unabhängig voneinander und seien beide förderfähig. Trotzdem werde das Ministerium mit dem Auszahlen der Fördermittel warten, bis die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abgeschlossen sind.

Die Investoren wollten noch im September mit dem Bau der Anlage beginnen. Insgesamt 400.000 Hähnchen sollen dort gemästet werden.

MVZ 13.9.2011 Geplante Mast in Nordbrock: Mehr „Großpolitik“ als konkrete Einwände

Anwälte, Gutachter und Sachverständige unterstützten Landwirt Erwin Völkner bei dem Erörterungstermin. (Fotos: Stefan Pingel)

Hamminkeln - Die Gegner saßen einer ganzen Phalanx von Gutachtern, Rechtsanwälten und Sachverständigen gegenüber, die nötig waren, um die Hähnchenmastanlage am Alten Rheder Weg zu beantragen. Acht Fachleute flankierten gestern beim Erörterungstermin Landwirt Erwin Völkner, um Einwände gegen die geplante Anlage auszuräumen. Ebenso viele Sachverständige des Kreises Wesel saßen als Entscheidungsträger auf der Schiedsrichterbank. Die Bank der Gegener war mit Anwohnerin Arnika Schürmann, Grünen-Fraktionschef Johannes Flaswinkel und Tierschützerin Silja Meyer-Suchsland vergleichsweise schmal besetzt. Völkner will auf seinem Hof zwei Ställe für jeweils 40.000 Hähnchen bauen, dazu sind noch zwei Flüssiggastanks vorgesehen. Das Verfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) hat in den vergangenen Wochen vor allem Natur- und Tierschützer auf den Plan gerufen. Die brachten bei der öffentlichen Erörterung gestern im Ratssaal viele Einwände vor, die sich allerdings mehr mit der „Großpolitik“ beschäftigten. Das kritisierte zum Beispiel Wilhelm Kloppert (CDU), darauf wiesen aber auch die Sachbearbeiter des Kreises oft hin. Die Ethik der Massentierhaltung oder der illegale Einsatz von Antibiotika seien nicht Gegenstand des Verfahrens. Kreisveterinär Dr. Antonius Dicke wurde da fast zum Verteidiger des Antrags: „Diese Art der Tierhaltung ist rechtlich zulässig“, stellte er fest. Und weiter: „Illegalität möchte ich keinem unterstellen im Rahmen eines Genehmigungsverfahrens.“

Arnika Schürmann (v. li.), Johannes Flaswinkel und Silja Meyer-Suchsland stritten gegen die Anlage. (Fotos: Stefan Pingel)

Flaswinkel, der sich schon früh als Gegner positioniert hatte, bezweifelte unter anderem, dass es rechtlich zulässig sei, im Landschaftsschutzgebiet solche Anlagen zu bauen. Er sprach auch die artenschutzrechtlichen Bedenken des Naturschutzbundes Wesel an, wunderte sich gleichzeitig aber, dass kein Nabu-Vertreter bei der Erörterung persönlich anwesend war. Flaswinkel kritisierte auch, dass die Gutachter des Antragstellers im laufenden Verfahren Pläne zu Kompensationsmaßnahmen geändert hatten. Peter Lambotte vom Büro für betrieblichen Umweltschutz und Rechtsanwalt Dr. Ronald Steiling erklärten allerdings, dass dies ein ganz normales Vorgehen sei. Bei der Kompensationsmaßnahme für den Küpersbach habe man zudem ja auf Bedenken des Nabu reagiert: „Drehen Sie uns daraus jetzt nicht einen Strick“, bat Lambotte. Der Vorsitzende Dr. Lothar Krieger vom Kreis Wesel hatte zu Beginn festgestellt, dass die Entscheidung erst später fallen werde. Die Genehmigung nach BImSchG sei aber nicht statisch. Verschärfen sich die Vorschriften, muss auch Völkner darauf reagieren. VON STEFAN PINGEL

MZ WEB Mansfeld-Südharz

Halbzeit für Millionen-Projekt VON DANIELA KAINZ, 15.09.11, 19:42h, aktualisiert 15.09.11, 22:53h "Im Januar standen wir hier noch an einem Schlammloch." Ralf Hägele, Vorstandsvorsitzender des Agrarunternehmens Barnstädt (Saalekreis), erinnerte am Donnerstag an die widrigen Umstände zum Baustart für die neue Biogasanlage am Industriezubringer bei Stedten. Sein Dank zum Richtfest galt deshalb vor allem den Bauleuten, die das Problem mit dem hohen Grundwasser meisterten. STEDTEN/MZ.

Der Bauherr geht angesichts des aktuellen Baufortschrittes davon aus, dass die Anlage, die auf einer rund drei Hektar großen Fläche auf ehemaligem Tagebaugelände entsteht, Ende des Jahres in Betrieb genommen werden kann. Für das zwischen zehn bis 20 Millionen Euro teure Projekt hat sich die Barnstädter Agrargenossenschaft als Partner unter anderem die Gruppe Agri.Capital aus Münster sowie

die ortsansässigen Unternehmen Rowind und die Alfra-Hähnchenmastanlage an die Seite genommen. So wird beispielsweise Alfra rund 20 000 Tonnen Hähnchenmist pro Jahr als Rohstoff für die Biogasanlage liefern. Von der Schweinemastanlage Etzdorf sollen in diesem Zeitraum rund 18.000 Tonnen Gülle kommen. Noch einmal 38.000 Tonnen nachwachsende Rohstoffe wie Maissilage sollen ebenfalls verarbeitet werden. Den Mais will das Agrarunternehmen unter anderem auf einer eigenen Fläche anbauen. Zur Zwischenlagerung der nachwachsenden Rohstoffe entsteht ein Silo mit einem Fassungsvermögen vorn 15.000 Kubikmetern. Das Biogas, das beim Gärprozess entsteht, wird vor Ort veredelt. "Es hat Erdgasqualität und wird in das örtliche Erdgasnetz des Mitgas-Unternehmens eingespeist", so Hägele. Mit der avisierten Einspeisekapazität von rund 50 Millionen Kilowattstunden pro Jahr können künftig rund 2.500 Haushalte mit Heizenergie versorgt werden. Verwendung gibt es auch für die anfallenden Gärreste. Vorstandsvorsitzender Hägele kündigte an, dass sie als Dünger auf den eigenen Flächen untergepflügt werden.

SHZ NORDFRIESLAND TAGEBLATT Agrarfabriken auf Vormarsch? 13. September 2011 | Von hn Wollen große Geflügel- und Schweinemäster aus Niedersachsen nach Nordfriesland expandieren? Die Grünen haben Hinweise darauf und bringen deshalb einen Antrag in die Kreistags-Sitzung am Freitag (16.) ein. Agrarfabriken haben nach Informationen der Fraktion in Niedersachsen zunehmend Probleme bei der Vergrößerung ihrer Betriebe, insbesondere was Schadstoffeinträge in die Umwelt angeht. Fraktions-Chef Uwe Schwalm: "Offenbar ist für diese ganz großen Schlachtfirmen Schleswig-Holstein besonders interessant, weil es hier noch relativ wenige Agrarfabriken gibt und der damit einhergehende Krankheitsdruck gering ist." Die Kreisverwaltung soll nun mögliche Folgen einschätzen und legale Instrumente für Land, Kreise und Gemeinden aufzeigen, "die Ansiedlung von Großmastanlagen zu erschweren oder zu verhindern", so die Abgeordnete Kerstin Mock-Hofeditz.

TURUS.NET Erobert die Piratenpartei das Berliner Abgeordnetenhaus? Dienstag, den 13. September 2011 um 12:36 Uhr Marco Bertram Bereich: Magazin Gesellschaft

Die Umfragewerte steigen. Lag die Piratenpartei laut Infratest dimap am 10. August 2011 noch bei drei Prozent, so waren es am 08. September bereits 6,5 Prozent. Auch andere Umfragen belegen eindeutig: Die Piraten sind drauf und dran die 5Prozent-Hürde bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus zu packen. Die Forschungsgruppe Wahlen gibt einen aktuellen Umfragewert von 5,5 Prozent an. Piraten statt FDP – das wäre der aktuelle Stand der Dinge. Des weiteren eine SPD, die derzeit rund 30 Prozent der Wählerstimmen für sich verbuchen kann.

Die CDU und die Grünen liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz zwei in der Wählergunst, die Linken würden derzeit rund 11 Prozent der Stimmen bekommen. Nicht zu vergessen: Schätzungsweise acht Prozent der Wähler würden einer anderen, kleineren Partei die Stimme gegen. Angefangen von der NPD und der BIG Partei Berlin über die Grauen (Generationspartei) bis hin zur DKP und zu pro Deutschland. Exotische Parteien wie die Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands und die Bergpartei / die „ÜberPartei“ treten nur in einzelnen Bezirken an. Unter „Sonstige“ war noch vor kurzer Zeit die Piratenpartei zu finden. Bei der Europawahl am 07. Juni 2009 konnte sie 1,4 Prozent der Wählerstimmen für sich gewinnen. Knapp drei Monate später waren es bei der Bundestagswahl 2009 in Berlin bereits immerhin 3,4 Prozent. Neben dem guten aktuellen Umfragewert in Berlin wird das Ganze durch die respektablen Ergebnisse bei den Kommunalwahlen in Niedersachsen beflügelt. Nach Stand der Dinge erhalten die Piraten dort 56 Mandate. Im Schnitt wurden drei Prozent erreicht, in einigen Stadtbezirken um die sechs Prozent, im Ortsrat von Ilsede sogar über 13 Prozent. Bei der Bürgermeisterwahl in Wolfsburg kam der Piraten-Kandidat Svante Evenburg auf 4,7 Prozent.

Die Piratenpartei hat bundesweit mittlerweile über 11.000 Mitglieder, die einen Altersdurchschnitt von 31 Jahren haben. Eine Partei für junge Wähler? Keine Frage, bei den Jugendlichen ist die Piratenpartei durchaus beliebt. Bei der Jugendwahl U18 haben in Berlin 26.705 ihre Stimme abgegeben, neun Prozent von ihnen machten ein Kreuzchen bei den Piraten. Stärkste Partei wurden die Grünen mit einem Stimmenanteil von 23,53 Prozent. Am Rande: Die Tierschutzpartei erhielt ebenfalls wie die Piraten knapp neun Prozent. Umweltschutz, Tierschutz sowie Suchtpolitik, Integrationspolitik und Bildungspolitik – das sind Themen, die den Jugendlichen vor allen Dingen am Herzen liegen. Zwar werden Jugendliche nicht ihre Stimme am 18. September bei der Wahl in Berlin abgeben dürfen, doch auch in der Altersgruppe 18 bis Mitte 30 werden die Piraten reichlich Stimmen abfassen

können. Was genau möchte jedoch eigentlich die Piratenpartei, die in Berlin überall diese markanten Plakate an die Laternenmasten gehängt hat? „Piratenpartei 847.860 Wählern gefällt das“, „Warum häng ich hier eigentlich, ihr geht ja eh nicht wählen.“, „Suchtpolitik statt Drogenkrieg“, „Wir sind die mit den Fragen. Ihr seid die mit den Antworten“. Ein Blick in das Grundsatzprogramm. In Auszügen. Zum Thema Suchtpolitik: „Von alters her sind Rausch und Sucht Bestandteil jeder Kultur. Diese Tatsache erfordert es, sich vorurteilsfrei mit dem Konsum von Genussmitteln und dessen Folgen auseinanderzusetzen, um mit einer pragmatischen Suchtpolitik Schaden von der Gesellschaft abzuwenden.“ Zum Thema Tierschutz: „Nutztierhaltung: Bauernhöfe statt Agrarfabriken Wir setzen uns für die allgemeine, gesetzliche Festschreibung höherer Mindeststandards in der Nutztierhaltung ein. Als erste Grundlage sollen die bisher für die Biozertifizierung zählenden, bereits festgelegten Kriterien gelten, die eine artgerechtere Tierhaltung ermöglichen.“ Wichtiges Thema der Piratenpartei: „Für eine transparente Politik und Verwaltung Demokratie steht und fällt mit der Möglichkeit der Bürger, sich frei zu informieren, politische Arbeit zu prüfen und sich auf dieser Grundlage aktiv am demokratischen Prozess zu beteiligen. Ebenso können stete Verbesserungen der administrativen …“ Ein Auszug aus dem Grundsatzprogramm Religion: „Für die Trennung von Staat und Religion Freiheit und Vielfalt der kulturellen, religiösen und weltanschaulichen Einstellungen kennzeichnen die modernen Gesellschaften. Diese Freiheiten zu garantieren, ist Verpflichtung für das Staatswesen.“

Um noch mehr zu erfahren, lohnt sich ein Blick in das Wahlprogramm. Eines der Kernthemen der Piraten schlechthin: Netze. Die Piraten setzen sich laut Wahlprogramm „für einen freien Zugang zu Wissen und digitalen Informationen ein.“ Ein weiterer interessanter Punkt: „Wir werden den Aufbau eines Freifunknetzes in Berlin unterstützen. Das auf der W-LAN-Technologie basierende Netz ist unabhängig von staatlicher Kontrolle und Zensur, zeitlich unbegrenzt verfügbar. Freifunknetze sind in der Nutzung kostenfrei und ermöglichen daher auch sozial benachteiligten Bevölkerungsschichten die Teilnahme am Netz.“ Des Weiteren setzen sich die Piraten für die Erweiterung des Spektrums ein: „Wir werden uns im Bundesrat dafür einsetzen, das zur Verfügung stehende, technisch nutzbare Frequenzspektrum zu erweitern, um die freie Nutzung des Internets zu gewährleisten.“ Wer nicht nur das 51-seitige Wahlprogramm der Piraten studieren möchte, sondern sich auch einen persönlichen Eindruck verschaffen möchte, der kann dies bereits heute Abend um 19 Uhr tun. In Berlin Charlottenburg an der Ecke Kudamm / Joachimstaler Straße wird es eine offene Talkrunde geben. Das „Gläserne Mobil“ wird die kommenden Tage noch in Steglitz und Reinickendorf Station machen. Im Tempelhofer Hafen in Tempelhof-Schöneberg wird es zudem am heutigen Dienstag um 16 Uhr eine Floßaktion geben. Noch ein Termin wurde im Kalender der Piraten Berlin vermerkt: 19. September 2011.

„Wahlplakate einsammeln. Der Termin ist bestätigt! Wir müssen die Plakate innerhalb von 7 Tagen nach der Wahl eingesammelt haben.“ ...

http://www.weser-kurier.de/Artikel/Bremen/Vermischtes/448475/Warum-werfen-wir-Essenauf-den-Muell%3F.html Film "Taste the Waste" im Cinema Ostertor - 18.09.2011

Warum werfen wir Essen auf den Müll? Von Sebastian Manz Bremen. 90 Millionen Tonnen Lebensmittel landen in der EU jedes Jahr auf dem Müll. Der Dokumentarfilm "Taste the Waste", gerade in den deutschen Kinos angelaufen, begibt sich auf die Suche nach den Ursachen dieser gigantischen Verschwendung. Fündig werden die Filmemacher auf Äckern, in Supermärkten und Kühlschränken. Das Konsumverhalten - vor allem in der westlichen Welt - hat einen unappetitlichen Teufelskreis hervorgebracht. Dabei könnten wir von einem würdigeren Umgang mit unserer Nahrung durchaus profitieren.

Es sind sehr nüchterne Bilder, mit denen Regisseur Valentin Thurn seinen Zuschauern die Misere näherbringt: Die Kamera begleitet Mitarbeiter eines französischen Großhandels, die gerade dabei sind, 8000 Kilo Orangen wegzuwerfen. Die Früchte sind nicht verdorben, sondern für die Maßstäbe der Händler zu reif. In einem japanischen Supermarkt folgt das Filmteam einer Angestellten, die frisches Sushi entsorgt, weil es optischen Vorgaben nicht genügt. Und schließlich dokumentiert Thurn die Ernte auf einem deutschen Kartoffelacker, bei der fast die Hälfte aller Feldfrüchte aussortiert wird, weil sie in Größe und Norm nicht den Ansprüchen von Handel und Verbrauchern entspricht. "Taste the Waste" ist kein anklagender Film. Er passt sich in seinem Stil dem Thema an, das er behandelt. Die gigantische Verschwendung von Lebensmitteln geschieht in unserer Gesellschaft ganz routiniert, unaufgeregt und planvoll. Eine gewichtige Rolle spielt dabei der Handel. Er gibt den Produzenten vor, wie die Ware auszusehen und zu schmecken hat. Computer überprüfen, ob Tomaten verkaufsförderliche Farben haben, Erntehelfer vermessen den korrekten Krümmungsgrad von Salatgurken, Maschinen sortieren Äpfel aus, die die geforderte Größennorm nicht erfüllen. Nur Frucht-Elite für den Supermarkt Im Supermarkt landet schließlich nur eine Frucht-Elite, die den Idealvorstellungen der Verbrauchermehrheit am nächsten kommt. "Der Handel orientiert sich am Konsumverhalten seiner Kunden", sagt der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Peter Rose. Die Obst- und Gemüseabteilung sei der Blickfang eines Supermarktes. Dort könne am deutlichsten demonstriert werden, dass man für Frische und Appetitlichkeit stehe. "Das ist mit abgepackter Ware nicht zu machen", erklärt der Marketingexperte. Entsprechend akribisch arbeite das Personal daran, dass die Warenpräsentation ansprechend wirke. Mit der Folge, dass Früchte, die nicht der optischen Norm entsprechen, aussortiert würden. "Es gibt Studien, die zweifelsfrei belegen, dass potenzielle Kunden einen Supermarkt sogar verlassen, wenn sie den Anblick der Obst- und Gemüseabteilung nicht ästhetisch genug finden", sagt Rose.

Fast 50 Prozent der gesamten Obst- und Gemüseernte in der EU landen Jahr für Jahr auf dem Müll, hat die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, FAO, ermittelt. 20 Prozent der Nahrung werden demnach bereits bei den Bauern vernichtet, zehn Prozent im Einzelhandel und 20 Prozent in den Haushalten der Konsumenten. Doch nicht nur frische Früchte wandern Tag für Tag in Mengen auf den Müll. Auch abgepackte Ware, die sich ihrem Mindesthaltbarkeitsdatum nähert, wird aussortiert bisweilen Wochen vor dem Stichtag. "Die Kunden achten penibel auf das Mindesthaltbarkeitsdatum", sagt Rose. Sobald frischere Ware im Regal stünde, verkauften sich die alten Chargen kaum noch. Knappe Ressourcen verschwendet "Es geht um einen grundlegenden Widerspruch zwischen einzelwirtschaftlicher und gesamtwirtschaftlicher Rationalität", sagt der Bremer Ökonom Hans Heinrich Bass. Aus einzelwirtschaftlicher Sicht sei es durchaus rational, einen Teil der Produktion wegzuwerfen, um einen höheren Gewinn zu erzielen. Global gesehen seit dieses Verhalten jedoch weder rational noch ethisch vertretbar. Es führe dazu, dass knappe Ressourcen verschwendet würden, die Natur noch weiter zerstört werde und der Weltbevölkerung insgesamt weniger Nahrung zur Verfügung stehe. "Was wir hier sehen, sind die Auswüchse der freien Marktwirtschaft, ergänzt durch falsche Anreize, die die Agrarlobby der Politik aufgeschwatzt hat", sagt Bass. Allerdings habe in der Vergangenheit die Alternative zu diesem System, die planwirtschaftliche Produktion, noch weniger funktioniert. Deshalb stehe vor allem die Politik in der Pflicht. Es müssten Anreize geschaffen werden, die weniger als bisher die Agrarindustrie und viel deutlicher die bäuerliche Landwirtschaft stärken, findet Bass. Ein Politikwechsel kann die Verschwendung von Lebensmitteln zwar drosseln, ganz verhindern kann er sie nicht. Doch auch bei der Entsorgung von Nahrungsabfällen gibt es bessere und schlechtere Alternativen. Die denkbar schlechteste Variante ist der klassische Hausmüll. Auf Deponien erzeugt der organische Abfall Methangas, das um ein Vielfaches klimaschädlicher ist als Kohlendioxid. In Japan werden weggeworfene Nahrungsmittel im großen Stil zu Tierfutter weiterverarbeitet. In der EU ist es hingegen verboten, aus Speiseabfällen Tierfutter zu fabrizieren. Das Bremer Entsorgungsunternehmen Nehlsen hat dennoch eine Möglichkeit gefunden, Jahr für Jahr Tausende Tonnen an weggeworfener Nahrung aus Bremer Kantinen, Großmärkten und Geschäften sinnvoll zu nutzen: Der Abfall dient als Treibstoff für Biogasanlagen. Die größte Macht, an der Lebensmittelverschwendung etwas zu verändern, liegt jedoch in den Händen der Verbraucher. Etwa indem sie sich Erzeuger-Verbraucher-Kooperativen anschließen oder einfach Nahrungsmittel kaufen, die ästhetischen Standards nicht genügen. Hans Heinrich Bass: "In einer Marktwirtschaft ist nichts und niemand so mächtig wie das Portemonnaie." Der Dokumentarfilm "Taste the Waste" (Regie Valentin Thurn) ist in Bremen im Cinema Ostertor, Ostertorsteinweg 105, zu sehen. Am heutigen Sonntag um 18 Uhr, montags und mittwochs jeweils um 19 Uhr.

STERN 2. September 2011, 13:43 Uhr

24.000 Legehennen in den Niederlanden verbrannt In den Niederlanden haben mehr als 24.000 Legehennen den Brand ihrer Scheune nicht überlebt. Die Lege-Batterie in der Nähe der im Südwesten gelegenen Gemeinde Rucphen war nach Polizeiangaben in der Nacht zum Freitag in Flammen aufgegangen. Als die Feuerwehr um 03.00 Uhr morgens eintraf, konnte sie für die Hennen nichts mehr tun. Es dauerte mehr als vier Stunden, bis der Brand gelöscht war. Die Ursache für das Feuer war zunächst unklar.

Neue OZ online 18.09.2011, 21:27 Fenster schliessen drucken Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/lokales/56683954/kein-platz-fuerlegehennen-in-bramsche Ausgabe: Lingener Tagespost Veröffentlicht am: 27.08.2011

Kein Platz für Legehennen in Bramsche bm Lingen

Lingen. Aufgrund einer Veränderungssperre können in Bramsche-Mundersum und Bramsche-Rottum zwei geplante Tierhaltungsanlagen für Legehennen mit einer Kapazität von 27000 und 44000 Plätzen vorerst noch nicht gebaut werden. Das beschlossen jetzt einstimmig die Mitglieder des Planungs- und Bauausschusses (PBA) der Stadt Lingen. Am Donnerstag stimmte auch der Rat der Stadt der Empfehlung des PBA einstimmig zu. Nach Angaben von Planungsamtsleiter Peter Krämer sind die Flächen, auf denen die Tierhaltungsanlagen gebaut werden sollten, als Vorranggebiete für die ruhige Erholung in Natur und Landschaft ausgewiesen. Zudem werde das Gebiet von einem regional bedeutsamen Radwanderweg durchquert. Um eine Veränderungssperre beschließen zu können, musste der Ausschuss und im Anschluss der Rat zunächst einen Bebauungsplan aufstellen, um das oben beschriebene Areal auch planungsrechtlich abzusichern. Die Außenmaße der Stallanlagen in dem einen Fall betragen 50 mal 95 Meter bei einer Höhe von rund 8 Metern und einem Schornstein von 12,50 Metern und in dem anderen Fall 26 mal 126 Meter bei einer Höhe von 6,40 Metern und einem Schornstein von etwa 12 Metern. Seitens der CDU erklärte Uwe Hilling, dass seine Partei dieser Veränderungssperre zustimmen werde, um einer weiteren Zersiedelung des Außenbereiches entgegenzuwirken. Der Außenbereich der Stadt sei bereits durch eine Vielzahl von Intensiv-Tierhaltungsanlagen stark beansprucht.

Als einen „Schritt in die richtige Richtung, aber nicht zielführend“, wertete Birgit Kemmer (B90/Die Grünen) die Veränderungssperre.Zugleich erklärte die Ratsfrau, dass derartige Massentierhaltungsanlagen nichts mehr mit bäuerlicher Landwirtschaft zu tun hättenund es „schlimm genug ist, dass wir so etwas ertragen müssen“. Nachdem auch die SPD der Sperre zugestimmt hatte, erklärte Jens Beeck für die FDP, dass man diese Steuerungsmöglichkeit zwar erst sehr spät in die Hand bekommen habe, aber man jetzt damit auf dem richtigen Wege sei.

RNZ ONLINE 23.8.2011 "Die Legehennen waren sofort tot"

Spur der Verwüstung: Ein Durcheinander der Überreste der Käfiganlagen und einzelne stehen gebliebene tragende Mauern prägen das Bild an der Unglücksstelle, im Hintergrund die benachbarte Stallanlage. Foto: Schüle Von Oliver Schüle Bad Rappenau-Obergimpern. Zwei Tage nach einem der verheerendsten Brände der letzten Zeit herrscht in der Region allgemeine Betroffenheit und Anteilnahme. Der Besitzer der Hühnerfarm, Klaus Riehle, dem am frühen Samstagmorgen bei einem weithin sichtbaren Großfeuer etwa 70 000 Legehennen verendeten, trieb es am Montag die Tränen in die Augen: "Es war überwältigend, wie uns Kollegen und Partnerfirmen spontan ihre Hilfe angeboten haben", so Riehle nebst Sohn Tobias gegenüber der RNZ. Auch aus Obergimpern selbst sind mittlerweile viele Einwohner zur Unglücksstelle gekommen. "Alle waren sehr betroffen über das schreckliche Ereignis und den wirtschaftlichen Schaden", beschreibt Riehle die Reaktionen. "Die Hühnerfarm gehört einfach zu unserem Ort", habe ihm eine Frau gesagt.

Über die genaue Brandursache herrscht weiterhin noch Unklarheit. Bereits am Samstagvormittag wurde das völlig niedergebrannte Stallgebäude per Hubschrauber mit einer Wärmebildkamera untersucht. Kopfzerbrechen bereitet dem Besitzer nach wie vor die Aussage des RNZ-Mitarbeiters: Der war noch vor den Einsatzkräften am Unglücksort und hat den Hauptherd des Feuers in der Mitte der Stallung mit der Kamera dokumentiert. "Da ist eigentlich keine große Stromquelle", weiß Riehle. Gestern Vormittag waren Experten des Landeskriminalamts vor Ort, um die Brandstelle zu untersuchen. Laut Polizei wird jedoch Brandstiftung nahezu ausgeschlossen. Das verheerende Feuer am frühen Samstagmorgen muss sich nach ersten Rekonstruktionen mit einer rasenden Geschwindigkeit ausgebreitet haben. Denn zwischen dem Alarm der Steuerungsanlage wegen überhöhter Temperatur und dem Eintreffen der ersten Löschtrupps lagen nur wenige Minuten. "Der mittig sitzende Temperaturfühler spricht schon ab 34 Grad an", sagt Klaus Riehle. Die zusätzliche Alarmierung der Feuerwehr sei auch umgehend nach dem Auslösen des Gefahrenalarms durch einen Mitarbeiter vor Ort erfolgt. "Wir glauben, dass die Tiere nicht sehr viel mitbekommen haben, es ist auch keine Panik im Stall ausgebrochen", meint Silvia Jodas, Lebenspartnerin des Besitzers. Eine Einschätzung, die sich auch mit den Wahrnehmungen des RNZ-Mitarbeiters deckt: Er hatte außer dem grausigen Züngeln der riesigen Feuerwalze keine weiteren Geräusche an der Unglücksstelle wahrgenommen, "es war trotz des Großfeuers an der Unglücksstelle gespenstisch still". "Hühner sind sehr empfindlich gegenüber Kohlenmonoxid", betont Silvia Jodas. Man gehe davon aus, dass die meisten Hühner durch das explosionsartige Auftreten der Rauchgase bewusstlos oder schon hierdurch getötet wurden. Die Tiere der beiden nur 15 Meter entfernt liegenden Stallungen waren während des Brandes ruhig auf ihren Stangen gesessen. Die derzeitigen Sommertemperaturen treiben Riehle wegen der vielen verbrannten Tierkadaver auf dem noch unberührten Unglücksort die Sorgenfalten auf die Stirn. Sie liegen am äußeren Rand rund um die Brandstelle. "Wir haben das Veterinäramt gebeten, die Sache zu beschleunigen", so der Besitzer gestern. Er wolle möglichst schnell mit dem Aufräumen und dem Einsammeln der Kadaver beginnen, die dann über eine Spezialfirma entsorgt werden müssen. Einige Arbeiten erfordern auch die beiden benachbarten Ställe. So muss der Mittelteil des durch das Feuer unterbrochenen Eiertransportbands schnellstá †möglich ersetzt werden, ebenso ein beschädigtes Band für den Hühnermist. Die unterbrochene Frischwasser- und Stromversorgung wurde noch am Samstagmorgen wiederhergestellt. Der Produktionsausfall der gerade erst in die Legereife gekommenen Hennen beträgt etwa 55 000 Eier pro Tag. Unterdessen lief gestern die Produktion weiter und auch Klaus Riehle blickt verhalten in die Zukunft: "Es muss irgendwie weitergehen". Schon einmal gab es im Kraichgau ein Großfeuer auf einem Hühnerhof. Im Sommer 1983 brannten die Stallungen des Eierproduzenten Heitlinger in Eppingen-Rohrbach. Damals kamen in den Flammen 12 000 Legehennen ums Leben, über 5 000 mussten zusätzlich noch notgeschlachtet werden.

DER WESTEN Offene Pforte im Hühnerstall Siegen, 11.09.2011, Jürgen Schade Yannik und Manuel waren begeistert inmitten von zahlreichen zahmen Hühnern zu sitzen und sie zu füttern. Freudenberg-Bühl. Angefangen haben Frank und Elke Ohrndorf aus der Bühler Straße mit 45 Hühnern. Das war 1999. Heute hat das Ehepaar mit ihrer Nebenerwerbslandwirtschaft den einzigen Biohühnerhof und Legehennenbetrieb im Siegerland. „Ich wollte das einmal machen, was andere nicht machen“ sagt Frank Ohrndorf. So fing er mit den 45 Hennen, damals noch in Niederholzklau wohnend, an. Heute hat er einen Mobilhühnerstall in Bühl, in dem etwa 1000 Legehennen biologisch korrekt untergebracht sind. Abends werden die Hühner wie bei einem „Almabtrieb“ in den Hühnerstall getrieben. Morgens kommen sie wieder raus ,nachdem sie in dem mobilen Stall ihre Eier gelegt haben. Dabei geht alles voll automatisch. Im Stall sind die Hühner natürlich nicht in Käfigen untergebracht, sondern laufen frei herum. Zum Eierlegen gehen sie in eine Legebox, so dass die Eier nicht im Schmutz oder Kot liegen. Letzteres wird automatisiert entsorgt, ebenso erfolgt über eine Computersteuerung die Fütterung und die Wasser zufuhr. Anschließend geht es auf die grüne Wiese, und hier stehen den Tieren rund 5000 Quadratmeter zur Verfügung. Die Hühner sind so artgerecht untergebracht. Der Mobilstall biete einen schnellen Einstieg in die Freilandhaltung von Legehennen. Der bewegliche Stall ist kom-plett isoliert und damit wetterbeständig und für den Winterbetrieb geeignet.Wie das alles funktioniert, hat das Ehepaar bei einem „Tag des offenen Hühnerstalls“ gezeigt. Angeschlossen ist der Hof auch an den Biokreis Ökologischer Landbau dem Verband für ökologischen Landbau und gesunde Ernährung e.V. Auf dem Biokreis-Hof bewirtschaften Elke und Frank Ohrndorf rund 65 Hektar Ökoflächen in Kombination mit Mutterkuh- und Legehennenhaltung. Mit etwa 1000 Biohennen stellt der Hof eine Besonderheit in der ansonsten von Rinderhaltung geprägten Grünlandregion Siegen-Wittgenstein dar.

RHEIN-ZEITUNG 24.8.2011 Wegen Hühnerstall: Schönstatt-Priester fürchten um Existenz ihres Bildungshauses Simmern - Die Gemeinschaft der Schönstatt-Diözesanpriester in Simmern bangt um die Wirtschaftlichkeit ihres Priester- und Bildungshauses Berg Moriah, wenn unweit ihrer Tagungsstätte tatsächlich der geplante Hühnerstall für 14.500 Legehennen gebaut werden

sollte. Die Eigentümer, das Schönstatt-Institut Diözesanpriester, sind sich sicher, dass diese Anlage spürbar negative Auswirkungen auf die Belegung der Einrichtung haben wird und damit auch Arbeitsplätze in Gefahr geraten. Das Priester- und Bildungshaus Berg Moriah der Schönstatt Diözesanpriester in Simmern. Ein Stück entfernt davon soll der Hühnerstall entstehen. Er läge damit im Blickfeld der Einrichtung. Christel Debusmann Die Tagungsstätte Berg Moriah ist Eigentum des Schönstatt-Instituts Diözesanpriester. Diese international verbreitete Gemeinschaft von Priestern, die als Pfarrer arbeiten oder in ihren Diözesen andere Aufgaben wahrnehmen, benötigt das Haus einerseits für ihre Treffen. Die Mitglieder kommen in Simmern zu Tagungen Exerzitien, Schulungen und Freizeiten zusammen. Da der Tagungsort von ihnen nicht das ganze Jahre über benötigt wird, ist es für den wirtschaftlichen Betrieb andererseits erforderlich, dass weitere Veranstalter ihn buchen. Vor allem Gruppen anderer kirchlicher Institutionen, aber auch von staatlichen Stellen und Vereinen nutzen die Begegnungsstätte gelegentlich. Mehrere Hundert Gäste werden jährlich verzeichnet. Hans Schnocks, Hausrektor der Einrichtung Berg Moriah, und Pfarrer Heinz-Martin Zipfel, Leiter der Moriah-Kommission, legen in einer Erklärung dar, warum sie befürchten, dass der geplante Hühnerstall mit 14 500 Legehennen ihr Priester- und Bildungshaus beeinträchtigen wird. Im Umkreis von rund fünf Kilometern im Raum Vallendar bestehen mehrere gleichwertige Tagungsstätten, die miteinander in Konkurrenz stehen. Potentielle Veranstalter werden sich ihrer Ansicht nach nicht damit befassen, wie geruchsfrei die Anlage mit dem Federvieh ist. Das Risiko dieser Nachbarschaft wollen sie erst gar nicht eingehen, da sie auf so viele Teilnehmer wie möglich angewiesen sind. Interessenten streben immer an, ein gutes und einladendes Haus in angenehmer Umgebung anzubieten. Die ruhige Lage in der freien Natur zählte bisher zu den Vorteilen des Tagungsorts Berg Moriah, die mit dem Hühnerhof verloren gehen. Leidtragende wären dann auch die 26 Mitarbeiter, die zu zwei Dritteln aus Simmern stammen. Wenn die Buchungen zurückgehen, bestehen für sie geringere Einsatzmöglichkeiten als Haus- und Küchenpersonal. Oskar Bühler, pensionierter Pfarrer und Vorgänger von Hans Schnocks als Hausrektor in Simmern, der jetzt Mitglied der Moriah-Kommission ist, gab im Gespräch mit der WZ weitere Erläuterungen. Er betonte, dass die Schönstatt-Priester an diesen Ort gebunden sind, weil sonst das internationale Zentrum rund um Vallendar auseinandergerissen wird. Er unterstrich, dass man keinen Streit mit den Nachbarn wolle. Die Entscheidungsträger sollten aber informiert sein, deswegen habe man die Erklärung auch an die Ortsgemeinde Simmern und die Verbandsgemeinde Montabaur weitergeleitet. Juristische Möglichkeiten gegen den Hühnerstall vorzugehen, hat die Gemeinschaft nicht. Von unserer Redakteurin Christel Debusmann

Märkische Allgemeine 31.8.2011

PROJEKT: Hier entsteht die Legehennenanlage

Der Bau bei Volkwig hat begonnen / Die Grundplatte wird gegossen VOLKWIG - Der Bau der Legehennenanlage bei Volkwig hat begonnen. Gestern waren Arbeiter damit beschäftigt, die Grundplatte herzustellen. Wenn der weitere Bau planmäßig verläuft, wird die Anlage voraussichtlich im November fertig sein. Das hat Heinrich Tiemann von der Wiesengold Landei GmbH auf MAZ-Nachfrage mitgeteilt. Er unterstützt Landwirt Hans-Heinrich Grünhagen aus Wernikow bei seinem Bauvorhaben. 40 000 Tiere sollen dort künftig in einem 120 Meter langen und 25 Meter breiten Flachbau untergebracht werden. Die Legehennen werden in Freilandhaltung leben. Das heißt, sie werden sich viel draußen aufhalten, die Eier aber im Stall legen. Wenn die Hennen eingestallt werden, sind sie 19 Wochen alt, denn in diesem Alter beginnen sie zu legen. Ein Jahr lang bleiben die Hennen in der Anlage, bevor sie zu Suppenhühnern verarbeitet werden und eine neue Generation einzieht. Eine identische Legehennenanlage soll demnächst auch bei Wulfersdorf entstehen (die MAZ berichtete). Neben der Eierproduktion ist für Landwirt Grünhagen auch der anfallende Mist wichtig, der die Ackerböden mit Nährstoffen versorgt. (Von Björn Wagener)

THEMEN DER ZEIT Die Schweiz und die Kuhhörner 15.09.2011 Schweizer Parlament berät über Kuhhörner. Bei Demeter ist die Verstümmelung verboten. Auswirkung des Enthornens auf Stoffwechsel nachgewiesen - Qualität und Bekömmlichkeit der Milch leidet von Ruth Zbinden NNA - Das Schweizer Parlament wird sich demnächst mit der Frage befassen müssen, ob Kühe Hörner tragen müssen oder nicht. Eine Initiative von Schweizer Bürgern hat dazu jetzt einen Gesetzesvorschlag vorgelegt, der von erstaunlich foto: © schloss-hamborn vielen Menschen unterstützt wird. Sie setzen sich für eine artgerechte Tierhaltung ein und wollen die immer weiter um sich greifende Verstümmelung der Kühe nicht akzeptieren. Landwirte, deren Tiere ihre Hörner behalten dürfen, sollen danach mit einem Schweizer Franken pro Kuh und Tag von der Regierung entschädigt werden.

Christian Butscher ist Präsident des Vereins für biologisch dynamische Landwirtschaft sowie im Vorstand und Leiter von Bio-Suisse. Seit mehr als zwei Jahrzehnten bewirtschaftet er seinen Hof. Wenn abends seine Kühe auf die Weide geführt werden, kann man sie bewundern. Es ist offensichtlich, dass eine Kuh mit den wunderschön gebogenen Hörnern ein anderes Erscheinungsbild abgibt als ein bedauernswertes hornloses Rindvieh. Man kann auch die These vertreten, dass eine Kuh von Christian Butscher sich mit Hörnern auch anders fühlt; mit mehr Selbstwertgefühl, zum Beispiel! Sie ist ja jemand und nicht nur ein ausgenütztes Tier. Tiere haben Hufe und einige sogar Hörner oder Geweihe. Sie brauchen sie als Werkzeuge um sich den Weg zu bahnen, Futter zu beschaffen und natürlich auch, um sich zu verteidigen. Die meisten Leser dieses Texts haben an jedem Finger einen Fingernagel. Wozu denn eigentlich? Um den Mitmenschen die Augen aus-zukratzen? So ein Gedanke erscheint uns absurd. Die Fingernägel sind doch ganz wichtige und nützliche Instrumente und vervollkommnen unsere Feinmotorik aufs beste und niemand käme auf die Idee, sie heraus-zuoperieren, weil man damit auch kratzen kann. Wenn Kühe in der konventionellen Landwirtschaft in zu kleinen Ställen gehalten werden und kaum Auslauf haben, ist sicherlich eine Verletzungsgefahr gegeben. Da würden wir ja auch aggressiv. Aber sollten wir als Konsumenten nicht ein Interesse an artgerechter Tierhaltung haben? Seit Jahrhunderten spenden uns brave und geduldige Milchkühe durch ihre Milchproduktion wertvolle Mineralien. Konsumenten sorgen mit ihrem Kaufverhalten dafür, wie es diesen treuen Tieren geht. Sie können fordern, dass die Tierhaltung für wenig Geld und Aufwand quantitativ viel hervorbringt, ob das aber die Qualität ist, die wir wollen, steht auf einem andere Blatt. Zufriedene und artgerecht gehaltene Tiere liefern bessere und gesündere Produkte. Beim biodynamischen und biologischen Landbau ist man daher der Meinung, dass Tieren ihre Eigenart belassen werden soll. Das Enthornen der Kühe ist bei der Bewirtschaftung nach den Demeter-Richtlinien nicht erlaubt; es ist sogar vorgeschrieben, dass Kühe Hörner tragen müssen. Der Begründer des biologisch-dynamischen Landbaus, Rudolf Steiner, hat bereits 1924 in einem Vortrag auf Gut Koberwitz in Schlesien darauf hingewiesen, dass das Horn als wichtiges Organ anzusehen ist und dass ein Zusammenhang mit dem Stoffwechsel besteht. Sowohl für die Qualität der Milch als auch für ihre Verträglichkeit spielt es eine Rolle, ob Kühe enthornt sind oder nicht. Das war auch das Ergebnis eines Milchsymposions des Demeter-Bundes in Deutschland. (siehe Links) In der Schweiz begann das „Enthornen" in den 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts, zur Zeit der allgemeinen Intensivierung der Landwirtschaft. Bereits früher wurde dies jedoch in Argentinien durchgeführt, wo es ja vor allem um die Fleischzucht geht. In der Presse erscheinen immer wieder Meldungen mit gegenteiligen Meinungen – für oder gegen das Hörner-Absägen. Als Konsumenten können wir durch unser Kaufverhalten Stellung nehmen, ob wir Tiere nur als reine Nahrungsmittellieferanten ansehen und entsprechend behandeln oder ob wir sie als wertvolle Kreatur erhalten wollen. Links: Milch-Symposium Demeter http://www.zalp.ch/aktuell/suppen/suppe_2003_05/su_ho.html

http://www.bioring-allgaeu.de/hoerner.htm

MDR FERNSEHEN

Exakt exklusiv: Eckehard Niemann Unser Experte Eckehard Niemann von der AG Bäuerliche Landwirtschaft erklärt, wie man tragische Unfälle bei der Tierhaltung durch defekte Belüftungssysteme vermeiden kann. 14.09.2011, 21:07 Uhr | 03:05 min Zuletzt aktualisiert: 15. September 2011, 13:14 Uhr

Aktuelles aus Land und Forst Ripke verspricht praktikable Lösung 14. September 2011 BispingenDie Symbolik war eindeutig: Mit Trauerkranz und schwarzen Anzügen drückten Sauenhalter ihre Gefühle aus. Diese Nachricht war an Niedersachsens Agrarstaatsekretär Friedrich-Otto Ripke gerichtet, der auf Einladung des Landvolk Kreisverbandes Lüneburger Heide zu den Themen Tierschutz und Tierhaltung Stellung nahm. Der Diskussionsbedarf über den Tierschutzplan und die Merkblätter war groß. Im Saal des Behringer Hotels „Zur Grünen Eiche“ drängten sich über 250 Mitglieder aus dem Heidekreis und dem Landkreis Harburg. Sie erwarteten Antworten von Friedrich-Otto Ripke, warum den Schweinehaltern in einer wirtschaftlich angespannten Zeit zusätzliche Auflagen aufgebrummt werden. Die Situation der Sauenhalter im Wirtschaftsjahr 2010/2011 übertrifft in seiner Dramatik noch 2008, stellte VzF-Geschäftsführer Heiko Plate fest und erläuterte die Negativentwicklung. Ripke zeigte sich emotional betroffen, da er viele aktive Landwirte im Saal persönlich kannte. „Wir wollen die Produktion von Fleisch nicht nach außen verlagern“, stellte er klar. Dennoch sei Niedersachsen gegenüber der EU zu Verbesserungen in Tierhaltung und Tierschutz verpflichtet. Derzeit läuft ein Beschwerdeverfahren. „Wir wollen Brüssel was liefern“, sagte Ripke in Bezug auf die Merkblätter zum Schwänzekupieren und zur Sauenhaltung. Er bedauerte die „Missverständnisse“, die entstanden seien und die „unglückliche zeitliche Verkettung“ mit dem Tierschutzplan.

Die Kreisveterinäre Dr. Astrid Krüger (Harburg) und Dr. Thomas Krull (Heidekreis) gaben sich nicht als Hardliner. Sie forderten die Landwirte aber auf, die Anstrengungen bezüglich Beschäftigungsmaterial, Stallklima und Bestandsdichte zu dokumentieren. „Das ist machbar, Sie können das leisten“, sagte Dr. Krüger. Den niedersächsischen Tierschutzplan stellte Ripke als Instrument dar, um einen gesellschaftlichen Konsens zu finden, ohne Rentabilität abzugeben. „Wie sollen wir dem Tierschutzbund oder Verbrauchern gegenüber treten, wenn wir keine stichhaltigen Argumente haben?“, fragte der Staatssekretär. Sein Ministerium will Versuche in Auftrag geben, um anschließend die Tierschutzplanvorgaben in der Praxis zu testen. „Wir werden beweisen, dass Tierschutz nichts mit Stallgröße zu tun hat. Wenn sich im Ergebnis zeigen sollte, dass manche Dinge nicht gehen, dann können wir anders entscheiden“, sagte Ripke. Er erhofft sich dadurch auch Argumente gegenüber Brüssel. „Es soll kein Alleingang sein – das soll in ganz Deutschland und sogar in Europa gelten“, machte der Staatssekretär die angestrebte Harmonisierung deutlich. Er ging damit auf den Beschluss des Landvolk-Landesvorstandes ein, der praktikable und umsetzbare Lösungen gefordert hatte. Markus Kappmeyer, Referent für Vieh und Fleisch beim Landvolk Niedersachsen, hatte den Zuhörern das Engagement des Verbandes erläutert. Nach zweieinhalb Stunden intensiver Diskussion schienen die Wogen auf beiden Seiten etwas geglättet. Allerdings blieb die Frage nach der planbaren Zukunft offen, trübe wirtschaftliche Aussichten drückten auf die Stimmung der Sauenhalter. Landvolk-Vorsitzender Heiner Beermann appellierte an die Solidarität des Berufsstandes, „sonst erreichen wir keine Akzeptanz in der Bevölkerung“. Sabine Hildebrandt

BÖHME-ZEITUNG Sonntag, 18. September 2011 - 17:50 Uhr Bauern in Beerdigungskluft Landvolk-Diskussion zu niedersächsischem Tierschutzplan – Schweinehalter am Ende?

Die Sauenhalter Gudrun und Philipp Lütjens (rechts) haben einen Trauerkranz zur LandvolkVeranstaltung mitgebracht. Autor: Vorwerk Reinhard

Leserbrief zu „Bauern in Beerdigungskluft“ in Böhme-Zeitung vom 19.9.2011 : Preissteigernder Überschuss-Abbau mit Akzeptanz Gut, dass die Schweine- und Sauenhalter die Öffentlichkeit auf die seit mehr als 2 Jahren anhaltende ruinöse Marktlage aufmerksam machen. Wenn man aber wirklich eine bessere Situation erreichen will, muss man die richtigen Ursachen und Verursacher der Misere erkennen und nennen. Und das ist natürlich mitnichten der Tierschutz: Die ruinöse Überschussproduktion wird seit langem durch die großen Schlachtkonzerne systematisch angeheizt, die nach der Sättigung der deutschen und europäischen Märkte nun den so genannten „Weltmarkt“ erobern wollen. Die Preise auf dem „Weltmarkt“ aber werden bestimmt durch die riesigen Fleischkonzerne aus Brasilien und den USA, mit deren Niedrigpreisen und ökologisch-sozialen Standards die deutschen und europäischen Bauern nun perspektivlos mitkonkurrieren sollen. Das aber macht bestenfalls Sinn für die Manager der hiesigen Fleischkonzerne, die ja nach Umsatz bezahlt werden und nicht nach den ausgezahlten Erzeugerpreisen der Bauern. Einige große Schweinekonzerne, die oft mit Futtermittel- und Zuchtkonzernen verflochten sind, sehen ihre Chance jetzt darin, weitere Agrarfabriken aufbauen und die mittelständischen, bäuerlichen Betriebe zu verdrängen. Etwa zwei Drittel der deutschen Fleisch-Exporte gehen nach Russland, das binnen weniger Jahre und mit Hilfe holländischer, dänischer und deutscher Investoren seine Selbstversorgung erreichen will und dann sogar selber exportieren wird. Auch Deutschlands größter Fleischkonzern Tönnies baut in Russland derzeit viele riesige Schweineanlagen auf. Auch Hongkong, derzeit zweitgrößter Empfänger von deutschem Schweinefleisch, wird in absehbarer Zeit von China beliefert werden. Fazit: Die Überschussproduktion für den Weltmarkt ist absolut perspektivlos und ruinös für die Landwirte. Schlimm, dass der Bauernverband dies alles mitmacht und dass Landvolk-Präsident Hilse diese Strategie als Aufsichtsrat des größten europäischen Fleischkonzerns Vion mit propagiert. Die Schweinehalter sollten sich nicht mehr vor diesen agrarindustriellen Karren spannen lassen. In anderen Ländern fordern die Schweinehalter längst eine preiserhöhende Einschränkung des Angebots. Die Forderung der niederländischen Schweinehalter nach einer Deckelung der Schweineproduktion durch eine Quote geht ja richtig davon aus, dass auf dem Markt bei stagnierender Nachfrage nur über ein geringeres Angebot höhere Erzeugerpreise zu erzielen sind. Im Gegensatz zum deutschen Schweinehalterverband ISN nennen die Holländer als Verantwortliche nicht nur den üblichen Watschenmann Lebensmittel-Einzelhandel (denn welcher Bauer verkauft direkt an Aldi?), sondern die „stark konzentrierten und umsatz-getriebenen Schlachtunternehmen“. Allerdings werden die Holländer ihre Forderung nach Quoten und die Belgier ihre Forderungen nach staatlichen Sauen-Rauskauf-Aktionen nicht durchsetzen, weil es dafür öffentlich und politisch an Akzeptanz fehlt bzw. weil diese Maßnahmen nicht dauerhaft wirken. Die Lösung des Problems, so überraschend es klingen mag, bieten die

Tierschutzauflagen, weil sie dauerhaft die Überschüsse verringern und dies mit gesellschaftlicher Akzeptanz: Die EU drängt die Mitgliedsstaaten bereits jetzt massiv zur Umsetzung der EU-Richtlinien, wonach das Kupieren der Schwänze verboten ist und wonach Schweine Zugang zu Stroh haben müssen. Diese Regelungen werden kommen, und zwar EU-weit - und damit ohne Wettbewerbsverzerrungen. Es wird höchste Zeit, dass die landwirtschaftlichen Verbände die laufende Debatte aktiv und konstruktiv nutzen: Damit die Schweine sich ihre nicht kupierten Schwänze nicht gegenseitig abbeißen, muss man ihnen mehr Platz und Stroh und möglichst einen begrenzten Auslauf (wie bei Neuland) anbieten. Eine solche Haltung können Großanlagen mit mehreren Tausend Mastplätzen und ohne eigene Flächen kaum umsetzen – deren Überschuss-Anteile fallen dann weg. Diese Art der Haltung schafft also mittelständischen Betrieben ein Privileg. Außerdem ist damit – ebenso mit der absehbaren Agrarreform-Vorschrift zu 20% Leguminosen in der Fruchtfolge – eine deutliche Mengenreduzierung verbunden. So kommt man mit gesellschaftlich hoch akzeptierten Tierschutzmaßnahmen dauerhaft zu überproportional höheren Erzeugerpreisen. Dazu braucht es Übergangsfristen und Umbau-Förderprogramme, wie sie Bauernverband und AbL für die Gruppenhaltung der Sauen fordern. Das Verbot gewerblicher Agrarfabriken steht ebenso auf der Tagesordnung. Wenn sich die EU mit einem solchen Überschuss-Abbau auf ihre eigenen Märkte beschränkt und somit nicht mehr die brasilianischen und US-Fleischkonzerne auf dem Weltmarkt stört, dann lässt sich ein Außenschutz durchaus heraushandeln. Man muss nur wollen und die Interessenvertretung der Landwirte von den Interessen der Schlachtkonzerne trennen. Eckehard Niemann, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft –AbL, 29553 Varendorf, 0151-11201634

TOP AGRAR ONLINE Ripke rechtfertigt Tierschutzplan [15.09.2011] Die Symbolik war eindeutig: Mit Trauerkranz und schwarzen Anzügen drückten Sauenhalter ihre Gefühlelage aus. Diese Nachricht war an Niedersachsens Agrarstaatsekretär FriedrichOtto Ripke gerichtet, der auf Einladung des Landvolk Kreisverbandes Lüneburger Heide zu den Themen Tierschutz und Tierhaltung Stellung nahm. Die 250 anwesenden Mitglieder erwarteten Antworten von Friedrich-Otto Ripke, warum den Schweinehaltern in einer wirtschaftlich angespannten Zeit zusätzliche Auflagen aufgebrummt werden. Die Situation der Sauenhalter im Wirtschaftsjahr 2010/2011 übertrifft in seiner Dramatik noch 2008, stellte VzF-Geschäftsführer Heiko Plate fest und erläuterte die Negativentwicklung.

Ripke zeigte sich emotional betroffen, da er viele aktive Landwirte im Saal persönlich kannte. „Wir wollen die Produktion von Fleisch nicht nach außen verlagern“, stellte er klar. Dennoch sei Niedersachsen gegenüber der EU zu Verbesserungen in Tierhaltung und Tierschutz verpflichtet. Derzeit läuft ein Beschwerdeverfahren. „Wir wollen Brüssel was liefern“, sagte Ripke in Bezug auf die Merkblätter zum Schwänzekupieren und zur Sauenhaltung. Er bedauerte die „Missverständnisse“, die entstanden seien und die „unglückliche zeitliche Verkettung“ mit dem Tierschutzplan. Die Kreisveterinäre Dr. Astrid Krüger (Harburg) und Dr. Thomas Krull (Heidekreis) gaben sich nicht als Hardliner. Sie forderten die Landwirte aber auf, die Anstrengungen bezüglich Beschäftigungsmaterial, Stallklima und Bestandsdichte zu dokumentieren. „Das ist machbar, Sie können das leisten“, sagte Dr. Krüger. Den niedersächsischen Tierschutzplan stellte Ripke als Instrument dar, um einen gesellschaftlichen Konsens zu finden, ohne Rentabilität abzugeben. „Wie sollen wir dem Tierschutzbund oder Verbrauchern gegenüber treten, wenn wir keine stichhaltigen Argumente haben?“, fragte der Staatssekretär. Sein Ministerium will Versuche in Auftrag geben, um anschließend die Tierschutzplanvorgaben in der Praxis zu testen. „Wir werden beweisen, dass Tierschutz nichts mit Stallgröße zu tun hat. Wenn sich im Ergebnis zeigen sollte, dass manche Dinge nicht gehen, dann können wir anders entscheiden“, sagte Ripke. Er erhofft sich dadurch auch Argumente gegenüber Brüssel. „Es soll kein Alleingang sein – das soll in ganz Deutschland und sogar in Europa gelten“, machte der Staatssekretär die angestrebte Harmonisierung deutlich.

Aktuelles aus Land und Forst Seelsorger mit Gewissenskonflikt 14. September 2011 OtterndorfAlljährlich treffen sich Pastorinnen und Pastoren des Sprengels Stade mit Landwirten und Landfrauen zum Gespräch. In diesem Jahr hatte der Kreisbauernverband Land Hadeln eingeladen, um über das Thema „Konventionelle Tierhaltung und Tierschutz – ein Widerspruch?“ zu diskutieren. Vorsitzender Volker Kamps konnte über 60 Gäste begrüßen, die zunächst im Betrieb von Jens-Otto Bulle zwei Hähnchenmastställe mit zusammen 70.000 Plätzen besichtigten. Der Betriebsleiter und seine Frau Birgit berichteten, dass sie sich für die Geflügelmast entschieden haben, weil sie in der Ausdehnung der Milchproduktion keine ausreichende Perspektive für den Hof gesehen haben, der die Familie und die beiden „Alternteiler“ ernähren muss. Mit den frischen Eindrücken ging es in die Diskussion. Wie viel verdient ein Mäster? Wohin wird exportiert? Warum ist diese hohe Tierzahl nötig? Wie groß sind die Verluste? Die Fragen der Geistlichen, die überwiegend im ländlichen Raum tätig sind, kamen gezielt. „Wir Pastoren befinden uns zurzeit in einem für uns neuen Gewissenskonflikt: Sowohl die Bauern und ihre Familien als auch die Mitglieder der Bürgerinitiativen gehören gleichberechtigt zu unseren Kirchengemeinden“, schilderte einer der Teilnehmer die Zwickmühle, in der er sich

sieht. Joost Meyerholz, Vorsitzender des Landvolk-Bezirksverbandes Stade, räumte ein: „Vielleicht haben wir es versäumt, auch öffentlich über unser Selbstverständnis als bäuerliche Familienbetriebe zu reden. Intern diskutieren wir darüber schon lange.“ Zugleich äußerte er Zweifel, ob es richtig ist, wie stark die öffentliche Meinung politische Entscheidungen beeinflusst, ohne die Details zu kennen. Pastor Karl-Heinz Friebe vom Kirchlichen Dienst auf dem Lande sieht es als gemeinsamen Auftrag an, sich verstärkt der Frage zu stellen, wie die Gesellschaft die Landwirtschaft wahrnimmt. Dazu sei es zuallererst nötig, sich von „Kampfbegriffen“ zu verabschieden: „Fortschritt ist weder bäuerlich noch industriell, sondern normal“, begründete er. Friebe empfahl auch den Landwirten, besser auf ihre Wortwahl zu achten: „Was wir vorhin in den Ställen gesehen haben, ist für mich die Haltung von lebenden Tieren – es ist keine Produktion von Fleisch. Für die ethische Verantwortung macht das einen gewaltigen Unterschied aus.“ Der Landessuperintendent für den Sprengel Stade, Dr. Hans Christian Brandy, wertete das Treffen als „ein Stück gelungener Öffentlichkeitsarbeit“. Den Bauern riet er, mit ihren Bemühungen um Aufklärung nicht nachzulassen, den Pastoren, das in Otterndorf Gesehene und Gehörte in die Predigten zum Erntedank einfließen zu lassen. Im nächsten Jahr lädt die Kirchenseite ein, um die Gespräche fortzusetzen. ste 14.09.2011 | 09:51 Defizite keine Frage großer Bestände Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann ist angetreten, um den „Tierschutzplan Niedersachsen“ umzusetzen. Tierhalter befürchten, die darin enthaltenen Maßnahmen könnten eher einer emotionalisierten öffentlichen Diskussion als wissenschaftlich belegten Tatsachen geschuldet sein. Gegenüber der LAND & Forst setzt sich der Minister mit den Bedenken auseinander. Welche Gründe gab es, den Tierschutzplan Niedersachsen gerade in dieser ohnehin turbulenten Zeit ins Leben zu rufen? Die landwirtschaftliche Nutztierhaltung erfüllt bereits heute hohe Standards hinsichtlich Tier-, Verbraucher-, Umweltund Arbeitsschutz. Ihre Entwicklung hat in den zurückliegenden Jahrzehnten im Lichte eines zunehmenden Wettbewerbs zu einer erfolgreichen Produktionssteigerung Landwirtschaftsminister Gert geführt, durch die den Verbraucherinnen und Verbrauchern Lindemann eine breite Palette qualitativ hochwertiger Lebensmittel zu niedrigen Preisen angeboten werden kann. Und sie ist gerade in Niedersachsen von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Dennoch werden die heutigen Produktionsmethoden der Nutztierhaltung zunehmend kritisch hinterfragt. Kritiker der modernen Nutztierhaltung sind der Auffassung, dass moderne Haltungsverfahren nicht mehr den gegenwärtigen gesellschaftlichen Vorstellungen von Tierschutz entsprechen. Heutige landwirtschaftlicher Tierhaltung wird nicht nur infrage gestellt, sondern bedauerlicherweise undifferenziert mit dem Begriff „industrielle

Massentierhaltung“ umschrieben. Tierschutzdefizite pauschal auf große Tierzahlen in einem Bestand zurückzuführen, ist jedoch schlichtweg falsch. Solchen Irrtümern soll der Tierschutzplan also entgegenwirken? Eine Lösung lässt sich in diesem Konfliktfeld aus meiner Sicht nur unter Einbindung aller maßgeblich Beteiligten, zum Beispiel der Landwirte und der Verbraucher, finden. Diesem Anliegen dient der „Tierschutzplan Niedersachsen“. Der Plan umfasst rund 40 Maßnahmen für zwölf Tiergruppen, innerhalb von bestimmten Zeithorizonten unter Einbindung von Tierhaltern und Vertretern anderer gesellschaftlich relevanter Institutionen bis 2018 möglichst konsensual, also im Einvernehmen, einer Lösung zuzuführen. Von „Schnellschüssen“ beziehungsweise vorschnellen Verschärfungen des geltenden Rechts als Reaktion auf Vorbehalte gegenüber der Nutztierhaltung in Teilen der Bevölkerung halte ich dabei nichts. Aufgabe des zur Umsetzung des Tierschutzplans eingerichteten Lenkungsausschusses ist, den gesellschaftlichen Konsens in Bezug auf einzelne Kritikpunkte möglichst weitgehend zu erreichen. Dem Lenkungsausschuss gehören Vertreter relevanter Institutionen, Einrichtungen und Verbände an, darunter landwirtschaftliche Interessenverbände, Deutscher Tierschutzbund, Kirchen, Wissenschaft. Treffen die im Tierschutzplan aufgelisteten Schwerpunktthemen nur für Niedersachsen zu? Nein. Die Diskussion zur Nutztierhaltung findet nicht nur in Niedersachsen, sondern bundesbzw. EU-weit statt. Die Ziele des Tierschutzplans stehen in Übereinstimmung mit bereits jetzt schon festgelegten allgemeinen Tierschutzanforderungen im EU-Recht beziehungsweise im nationalen Recht. Die im Tierschutzplan aufgelisteten Themen sind keine Kür, sondern aufgrund des aktuellen Rechts bereits in weiten Bereichen Pflicht. Niedersachsen hat von Anfang an angestrebt, den Tierschutzplan mit anderen Aktivitäten auf Bundesebene zu verknüpfen. Diese Verknüpfung ist bereits erfolgt, beispielsweise mit der Tätigkeit der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft „Landwirtschaftliche Erzeugung und Markt“, die durch Beschluss der Agrarministerkonferenz vom 8. Oktober 2010 beauftragt worden ist, die gegenwärtigen Fragen in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung aufzugreifen und diesbezüglich Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Eine daraufhin eingerichtete Bund/LänderArbeitsgruppe hat die Schwerpunktthemen des „Tierschutzplans Niedersachsen“ zu ihren Diskussionsschwerpunkten gemacht. Auf diese Weise sind auch Vertreter aus anderen Ländern in das Aufzeigen von Lösungsansätzen eingebunden. Darüber hinaus besteht unter anderem ein inhaltlicher Bezug zu der von Frau Bundesministerin Ilse Aigner initiierten „Charta für Landwirtschaft und Verbraucher“. Im Übrigen werden auch Forschungsaktivitäten als naturwissenschaftlicher Beitrag zur Lösungsfindung an die neuen Herausforderungen angepasst und aufeinander abgestimmt. Inwieweit sind die im Tierschutzplan genannten Zeithorizonte veränderbar und die Arbeiten ergebnisoffen? Die Zeithorizonte beschreiben für die sieben Arbeitsgruppen, bis wann praxis-taugliche Lösungen für eine erfolgreiche Umsetzung in landwirtschaftlichen Betrieben erarbeitet und umgesetzt werden sollen. Innerhalb dieser Spanne soll unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse und Erfahrungen in landwirtschaftlichen Betrieben getestet werden, wie die Möglichkeiten zur Erreichung der Ziele in Praxisbetrieben sind. Für dabei

entstehende Kosten sollen Haushaltsmittel bereitgestellt werden. Ich begrüße in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Bereitschaft landwirtschaftlicher Betriebe, hierbei mitzuwirken. Die Facharbeitsgruppen sollen dem Lenkungsausschuss überdies zusammen mit ihren Lösungsvorschlägen eine Folgeabschätzung zum jeweiligen Schwerpunktthema zuleiten, in der unter anderem die wirtschaftlichen Auswirkungen, die Tierschutzeffekte und der Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit dargestellt werden. Sollte am Schluss aller Bemühungen herauskommen, dass die gesetzlichen Vorgaben in der Praxis nicht realisierbar sind und sie den Tieren beziehungsweise ihren Bedürfnissen nicht gerecht werden, werde ich entsprechende Änderungen des Rechts initiieren. Dies schließt Initiativen zur EU-weiten Harmonisierung der Umsetzung ein. Wodurch ist ein ausreichender Bezug zur landwirtschaftlichen Praxis gewährleistet? Die von den Facharbeitsgruppen, in denen praktizierende Landwirte vertreten sind, erarbeiteten Lösungsvorschläge sollen in der Praxis umsetzbar sein. Ergänzend dazu sind unter Einbindung sowohl von Praktikern als auch von Wissenschaftlern mehrere Pilotprojekte in Praxisbetrieben vorgesehen. Welche Rolle spielen dabei die wirtschaftlichen Belange? Bei der Umsetzung des Tierschutzplans wird darauf zu achten sein, dass die Wettbewerbsfähigkeit hiesiger Nutztier haltender Betriebe gewährleistet bleibt und die Rahmenbedingungen der Tierhaltung Berücksichtigung finden. Es nutzt am Ende niemandem, wenn die Produktion von Lebensmitteln tierischer Herkunft an ausländische Standorte abwandert, die nicht den Bestimmungen des nationalen oder europäischen Rechts unterliegen und in denen ein europäischer Tierschutzstandard nicht gewährleistet ist. Welche Zukunftschancen verbinden Sie mit dem Tierschutzplan Niedersachsen? Mit unserem Tierschutzplan ist nach meiner festen Überzeugung die Chance verbunden, den Kritikern in unserer Gesellschaft zu vermitteln, dass auch und gerade in größeren Tierbeständen effektiver Tierschutz möglich ist. Ich gehe außerdem auch davon aus, dass mit dem Tierschutzplan die Akzeptanz der Verbraucherinnen und Verbraucher für die in Niedersachsen produzierten Lebensmittel tierischen Ursprungs nachhaltig verbessert und gesichert werden kann. Diese Hoffnung teile ich sicherlich mit allen Nutztierhaltern. red

Ldw. Wochenblatt Westfalen-Lippe 37/2011 Tierschutz hat viele Gesichter Auf der Tierschutztagung in Hannover wurde unter anderem auch über das Enthornen von Kälber diskutiert. Foto: Huntemann

Der Tierschutz stand zwei Tage lang im Mittelpunkt des Interesses bei einer Tagung in Hannover. Hierzu hatte die Akademie für tierärztliche Fortbildung sowie das Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover eingeladen. Während sich am Donnerstag vergangener Woche die Vorträge schwerpunktmäßig um Kleintiere, Pferde und Rinder drehten, wurden am Freitag überwiegend Themen aus der Putenzucht und -haltung diskutiert Eingriffe an Nutztieren Seit einiger Zeit werden Eingriffe an landwirtschaftlichen Nutztieren kritisch in der Öffentlichkeit diskutiert. Wie Prof. Dr. Ute Knierim von der Universität Kassel sagte, muss bei diesen Eingriffen immer die Fragestellung erlaubt sein, ob sie wirklich notwendig sind und ob die damit verbundenen Schmerzen vermieden werden können. „Obwohl das Tierschutzgesetz die Eingriffe bereits einschränkend formuliert, spiegelt dies nicht die Praxis wider. Hier muss die Diskussion aus meiner Sicht ehrlicher geführt werden“, forderte die Veterinärin. Ein Hemmnis sei neben den erhöhten Kosten durch die tierärztliche Betäubungsdurchführung auch das fehlende Problembewusstsein der Tierhalter. „Kühe waren in freier Natur Beutetiere und zeigen daher wenig Schmerzen im Vergleich zu anderen Tieren. Dies wird dann falsch interpretiert“, so Knierim. Sie sprach sich gerade beim Enthornen von Rindern für einen Sachkundenachweis bei Landwirten aus, da diese Tätigkeit in der Ausbildung in der Regel zu kurz kommt. Private Heimtierhaltungen Obwohl Verbraucher gerne die Nutztierhaltung in der Landwirtschaft kritisieren, haben einige von ihnen die Heimtierhaltung nicht im Griff. Wie die Amtstierärztin Dr. Karin Jung berichtete, wächst zum Beispiel die Anzahl privater Heimtierhalter in der 145.000 Einwohner großen Stadt Darmstadt zwar stetig – mit ihnen ebenfalls die Anzahl der Beschwerden über Tierhalter. Immer häufiger treffen Amtstierärzte in Wohnungen auf Hunde und Katzen, die nicht nur zu wenig gefüttert, sondern unter schlechten Bedingungen gehalten werden. „Auch unter Tierhaltern gibt es sogenannte Messies“, so Jung. Problematisch ist nach ihren Worten, dass Besitzer ihre beschlagnahmten Tiere in der Regel zurückholen können, wenn die festgestellten Mängel in der Haltung beseitigt werden. Die Erfahrungen der Amtstierärztin zeigen, dass Personen, denen Tiere weggenommen werden, sich häufig neue anschaffen würden. Selbst wenn ein Haltungsverbot ausgesprochen wird, wird dies über „Strohmänner“ umgangen. KB Den ausführlichen Wochenblatt-Bericht lesen Sie in Folge 37/2011, S. 44.

KOMMENTAR Einfacher wird es nicht Anselm Richard

Machen wir uns nichts vor: Dass das neue Gesetz über das Verbandsklagerecht für Tierschutzvereine den Landtag passieren wird, daran besteht kein Zweifel. Zwar wehrt sich die Opposition lautstark und mit Nachdruck dagegen, aber die Mehrheitsverhältnisse im Düsseldorfer Parlament sind eindeutig. Neben den Abgeordneten der Regierungskoalition werden auch die Linken für den Gesetzentwurf stimmen. Ob dahinter echter politischer Konsens steht oder Opportunismus, ist egal. Massive Behinderung für tierhaltende Landwirte? Tierhalter und Landwirtschaftsverbände befürchten Schlimmes, wenn Anfang des kommenden Jahres die neuen Spielregeln zum Beispiel für Stallneubauten gelten. Sie prophezeien, dass die Entwicklung der landwirtschaftlichen Tierhaltung massiv behindert wird und sowohl Bauern als auch Behörden in einen Kleinkrieg mit den Tierschutzvereinen hineingezogen werden. Denn diese Gruppierungen sollen nach dem Willen der Landesregierung künftig bei allen bau- und immissionsschutzrechtlichen Genehmigungen mitwirken und gegebenenfalls klageberechtigt sein – als Treuhänder der Tierinteressen. Im Wochenblatt-Interview, nachzulesen in dieser Ausgabe, bemüht sich Umweltminister Johannes Remmel zwar, die Wogen zu glätten. Das Gesetz richte sich nicht gegen die Landwirte, man begleite die Bauern positiv. Außerdem werde das Tierschutzrecht an sich doch gar nicht verändert. Die befürchtete Klageflut werde ausbleiben. Diese Beschwichtigungspolitik wird aber nicht die Probleme lösen, die sich ankündigen. Denn selbst wenn man dem Minister den besten Willen unterstellt: Entscheidend ist, was die Praxis demnächst zu spüren bekommt. Das ist nicht unbedingt deckungsgleich mit dem, was Johannes Remmel sagt oder will. Geht es wirklich nur um reine Formfragen, die in anderen Rechtsbereichen schon eine Selbstverständlichkeit darstellen? Wohl kaum. Zu erwarten ist eher, dass sich schon bald jeder Bauherr, der einen Stall für Rinder, Schweine oder Geflügel plant, auch konkret mit den Einwendungen des organisierten Tierschutzes auseinandersetzen muss. Und wer eine Ausnahmegenehmigung für das Kürzen von Schnabelspitzen beantragt oder erhalten hat, dem geht es genauso. Genehmigungsverfahren in die Länge ziehen Recht hat Johannes Remmel, wenn er an den Fortbestand der geltenden Vorschriften erinnert. Tierschutzgesetz und -verordnungen werden nicht angetastet. Die Strategie der Tierschutzvereine wird deshalb auch nicht sein, auf dem Klageweg andere Haltungsformen oder -systeme durchzusetzen. Sie werden vielmehr darauf setzen, Genehmigungsverfahren durch ihre „Mitwirkung“ in die Länge zu ziehen, die korrekte Einhaltung der einschlägigen Bestimmungen permanent infrage zu stellen und durch mehr oder weniger öffentlichen Widerspruch und Protest Negativwerbung für die betroffenen Tierhalter zu betreiben. Auch und gerade dafür bietet der Gesetzentwurf die Grundlage. Die Zermürbungstaktik wirkt oft besser als klare Verbote. Irgendwann vergeht den Bauern die Lust... Bauamtsmitarbeiter und Amtsveterinäre sehen sich künftig häufiger mit den Einwendungen der Tierschützer konfrontiert und müssen sich gründlich damit auseinandersetzen. Denn im Zweifelsfall werden nicht die Landwirte vor den Verwaltungsgerichten verklagt, sondern die kommunalen Behörden. Absehbare Folge: Im vorauseilenden Gehorsam werden die Tierschutzvorschriften, wo immer Ermessensspielraum besteht, möglichst streng ausgelegt,

um Scherereien gleich auszuschließen. Mit den Konsequenzen müssen die Tierhalter leben. Stimmung gegen intensive Tierhaltung Offiziell nennen Landesregierung und Abgeordnete der Partei Bündnis90/Die Grünen rein formale Begründungen für die Gesetzesinitiative. Da ist die Rede von Rechtssicherheit, gesellschaftlicher Beteiligung und Augenhöhe zwischen Tierhalter- und Tierinteressen. Ihre Kollegen im Bundestag oder auch anderswo polemisieren zur selben Zeit weiter gegen „Massentierhaltung, Agrarlobby und Agrarindustrie“. Die glühendsten Gegner intensiver Tierhaltung sind mit Remmels Parteifreunden vernetzt und organisatorisch verflochten. Auch Johannes Remmel selbst sprach bei der Vorstellung des Gesetzentwurfs von den Tieren, die bald „nicht mehr rechtlos den Interessen der Tierhalter ausgeliefert“ seien. Man muss Düsseldorf gar keine „perfide Kampagne zu Lasten der Tierhalter“ vorwerfen, wie es im Landtag der CDU-Agrarsprecher Rainer Deppe tat. Nicht wegzudiskutieren ist, dass sich die Rahmenbedingungen für Schweine-, Rinder- und Geflügelhalter weiter zum Negativen verändern. Der organisierte Tierschutz wird als zusätzliche Kontrollinstanz den fachkundigen Amtstierärzten an die Seite gestellt, um nicht zu sagen vorgesetzt: Ehrenamtlich-ehrgeizig und hochmotiviert – aber eben von Laien geführt. Einfacher wird es damit nicht.

AKTUELLES 14. September 2011 Schwanzbeißer: Ein Blick nach China Schon seit längerem wird über das Thema Schwänze kürzen bei Ferkeln diskutiert. Hierzu gibt es seit dem 1. Januar dieses Jahres einen Erlass mit neuen Regeln für NRW. Dennoch ist das Thema längst noch nicht abgeschlossen. Auch beim 4. NRWTierärztetag in Essen am Samstag vergangener Woche wurde über das Schwänze kürzen gesprochen. Nordrhein-Westfalens oberster Tierarzt, Prof. Dr. Friedhelm Jaeger vom nordrhein-westfälischen Landwirtschaftsministerium, nutzte die Gelegenheit, hierüber mit „Berufskollegen“ zu diskutieren. Wie Jaeger erzählte, hat das Ministerium verschiedene Studien in Auftrag gegeben, von denen in Essen einige Ergebnisse vorgestellt wurden: 



Die Literaturstudie in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Soest hat ergeben, dass mit Beginn der „Pubertät“ bei Schweinen – also im Gewichtsbereich 60 bis 80 kg – die kritische Phase bei Kannibalismus erreicht wird. Die aktiveren Beißer sind die weiblichen Tiere. Bei einer Fragebogen-Aktion, die von der Universität Berlin begleitet wurde, wurden Landwirte und Tierärzte über Kannibalismus im Zeitraum vom 1. April bis Ende Juli dieses Jahres befragt. Nach den Worten Jaegers wurden über 300 Fragebogen beantwortet. Hierbei wurde festgestellt, dass die Fütterung ein entscheidendes Element bei einer bestimmten Form des Kannibalismus ist. Daneben spielt die Stabilität der Rangordnung eine Rolle. Auch die Belichtung beeinflusst Kannibalismus.

Die Agrarstudentin Sophia Schulze Geisthövel von der Universität Bonn verbrachte vier Monate in der chinesichen Provinz Sichuan, um die vom Ministerium angeregte Studie vor Ort zu begleiten. Hierfür besuchte die Studentin rund 40 Schweine haltende Betriebe, von den etwa die Hälfte entweder Tiere mit kupierten oder langen Schwänzen mästen. Wie die Studentin erzählte, werden in China rund 460 Mio. Schweine gehalten – etwa dreimal so viel wie in der EU. Im Gegensatz zur EU gibt es in China kein Tierschutzgesetz. Dennoch werden Schweine mit langen Schwänzen gemästet, da diese einen Marktwert von rund 1,30 € besitzen. Hierzu muss man wissen, dass Schwänze in China gegessen werden. Nach den Worten Schulze Geisthövels handelt es sich bei den besuchten Betrieben größtenteils um moderne Höfe. So mästen etwa 95 % der Betriebe, die nicht kürzen, bis zu 500 Schweine. Rund 90 % der 40 Betriebe arbeiten mit einer Gebrauchskreuzung (Landrasse x Piétrain). Die Luft in den Ställen war nach Aussage der Deutschen gut, es gab keine Zugluft. Bis auf einen Betrieb wurde den Schweinen kein Beschäftigungsmaterial gegeben. Knapp 68 % der Betriebe mischten das Futter selbst, unter anderem auch Gemüse und Essensreste. Der Großteil der Betriebe fütterte zweimal täglich rationiert. Schwanzbeisser konnten aufgrund der zahlreichen Mitarbeiter in einem Stall bei Identifikation für ein paar Tage isoliert und später wieder in die Gruppe integriert werden. Die Verlustrate bei den nicht kupierenden Betrieben betrug unter 5 % und war niedriger als bei den Betrieben, die Ferkel mit gekürzten Schwänzen hielten, so Schulze Geisthövel. Jaeger zeigte sich zuversichtlich, dass es möglich ist, auch in der heimischen Schweinehaltung an den Stellschrauben zu drehen, ohne an einen völligen Systemwechsel zu denken. So bräuchten Schweine Strukturfutter und zwar nach der Fütterung in Form von Rübenschnitzeln, Apfelbaumreisig oder Stroh/Heu. Dadurch könnte der Spieltrieb befriedigt werden. Ketten, Bälle und Autoreifen gelten als ungeeignet, da sie nicht verformbar sind. „Trotz aller Verbesserungen werden wir auf das Schwänze kupieren nie völlig verzichten können, aber wir können es reduzieren“, betonte Jaeger. Es sei auch nicht den Landwirten gegenüber fair, sie mit dem „Restrisiko“ allein zu lassen. KB

AKTUELLES 14. September 2011 "Die Klagewelle bleibt aus" NRW-Umweltminister Johannes Remmel. Foto: B. Lütke Hockenbeck Die Landesregierung hat ein Gesetz über das Verbandsklagerecht und Mitwirkungsrechte für Tierschutzvereine auf den Weg gebracht. Landwirte sehen das äußerst skeptisch. Wir fragten NRW-Umweltminister Johannes Remmel nach den Gründen für die Initiative und den Folgen für die Bauern.

Wochenblatt: Herr Remmel, Ihr Gesetzentwurf sieht umfassende Mitwirkungs- und Klagerechte für Tierschutzvereine mit Blick auf die Tierhaltung vor. Die Einhaltung der einschlägigen Gesetze und Verordnungen zum Tierschutz wird aber von den

Veterinärbehörden ohnehin kontrolliert. Warum halten Sie solch ein Gesetz überhaupt für notwendig? Remmel: Das Gesetz über das Verbandsklagerecht spiegelt nur eine Rechtsentwicklung wider, wie wir sie auch in anderen Bereichen haben. Der Widerspruch gegen und die gerichtliche Überprüfung von Verwaltungsakten ist gang und gäbe. Das Tierschutzrecht stellt bislang insofern eine Ausnahme dar, weil solche Überprüfungen mangels geeigneter Kläger nicht möglich sind. Das wollen wir ändern. Wochenblatt: Gibt es denn irgendwelche Hinweise darauf, dass im Bereich der Landwirtschaft wesentliche Verstöße gegen die Vorschriften überhaupt vorkommen oder nicht ausreichend verfolgt werden? Remmel: Dazu liegen mir keine Auswertungen vor. Ich glaube auch nicht, dass dies die entscheidende Frage ist. Die „Bandbreite“ des Gesetzentwurfs ist viel größer. Es geht beileibe nicht nur um die Landwirtschaft, sondern um Tierhaltung schlechthin. Zirkusse, Börsen für exotische Tiere, Tierversuche in Forschungseinrichtungen usw. gehören auch dazu. Manche Reaktion aus Kreisen der Landwirtschaft auf den Gesetzentwurf erstaunt mich und ist mir unerklärlich. Die neuen Vorschriften richten sich doch nicht gegen die Landwirtschaft! Man könnte natürlich auch sagen: „Ein getroffener Hund bellt“. Aber ich glaube gar nicht, dass „der Hund“, wenn man dieses Bild wählen will, getroffen ist. Wochenblatt: Die Tierschutzvorschriften sind auch wichtig mit Blick auf die Direktzahlungen der Europäischen Union. Und jeder Landwirt geht schon im eigenen Interesse sorgsam mit den Tieren um, von deren Produkten er leben möchte. Die Bauern fühlen sich gegängelt. Remmel: Zunächst geht es einmal darum, im Rechtssystem eine Kraft zu verankern, die stellvertretend die Interessen der Tiere in Tierhaltungen vertreten kann. Die Belange der frei lebenden Tiere und Pflanzen vertreten heute schon die Naturschutzverbände. Die Erfahrungen mit dem Verbandsklagerecht in diesem Bereich lassen übrigens keine Klagewelle erwarten. Das können sich die Verbände auch gar nicht leisten. Ich glaube, dass kein Landwirt Angst haben muss, wenn dieses Gesetz Wirklichkeit wird. Wochenblatt: Widerstand gibt es auch von anderer Seite. Der Landkreistag übt Kritik an dem Gesetzentwurf, und mehrere Amtstierärzte haben sich schon eindeutig negativ geäußert. Sie sehen sich in ihrer Arbeit – auch im Sinne des Tierschutzes – behindert. Der Gesetzentwurf erhebt Gruppen von Laien – Tierschutzvereine – in den Rang eines Experten, der beamtete Tierärzte quasi beaufsichtigt. Remmel: Das sehe ich völlig anders. Recht muss zunächst in allen Bereichen einheitlich ausgestaltet sein. Und die Möglichkeit der juristische Überprüfung von behördlichen Entscheidungen ist bei uns die Regel, nicht die Ausnahme. In einem Rechtsstaat ist dies an sich eine Selbstverständlichkeit. Im Übrigen haben wir auch positive Rückmeldungen von Tierärzten erhalten. Diejenigen Verbände und Vereine, die klageberechtigt sein sollen, müssen zunächst vom Ministerium anerkannt werden. Voraussetzung für die Anerkennung ist die Einhaltung klarer Kriterien. Das ausführliche Interview lesen Sie in Wochenblatt-Folge 27/2011, S. 14/15

AKTUELLES 13. September 2011 Belgien: Ferkelkastration nur mit Betäubung Vom 1. Januar 2012 an wird die chirurgische Ferkelkastration ohne Verabreichung von Betäubungsmitteln in Belgien nicht mehr toleriert. Das meldet das Internetportal „belgianmeat.com“ und beruft sich dabei auf eine Pressemeldung des Verbandes der belgischen Schlachthöfe und Zerlegebetriebe (FEBEV). Damit setzt der FEBEV sein Versprechen aus dem vergangenen Jahr um, die chirurgische Kastration ohne Betäubungsmittel bis 2012 einzustellen. Ab 2018 soll die Kastration dann komplett untersagt werden. Das Verbot sei eine Reaktion auf Untersuchungen des belgischen Instituts für Agrar- und Fischereiforschung (ILVO) zum Thema Tierwohl und stelle außerdem die nationale und internationale Vermarktung von belgischem Schweinefleisch sicher. Es handelt sich hierbei um eine freiwillige Initiative der belgischen Fleischverarbeiter, die damit zum Beispiel auf dem deutschen Markt punkten wollen. Agravis: Holzenkamp ist neuer stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender

Franz-Josef Holzenkamp. Foto: Niehues Franz-Josef Holzenkamp ist neuer stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Agravis Raiffeisen AG. Das Kontrollgremium wählte den 51-jährigen CDUBundestagsabgeordneten und Vizepräsidenten des Landvolks Niedersachsen vergangene Woche in Hannover in die Leitungsposition. Holzenkamp war im Mai dieses Jahres von der Agravis-Hauptversammlung in den Aufsichtsrat gewählt worden. Dort ist er nun neben Wolf-Dieter Schergun, der als stellvertretender Vorsitzender die Arbeitnehmerinteressen in dem Gremium vertritt, an verantwortlicher Stelle für das Agrarhandels- und Dienstleistungsunternehmen tätig.

Aufsichtschef bleibt der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) und Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Franz-Josef Möllers.

AKTUELLES 06. September 2011 Mehr als die Hälfte der Landwirte düngt mit Gülle

2010 wurden hierzulande 191 Mio. qm flüssiger Wirtschaftsdünger ausgebracht. Foto: Naumceski Rund 166.000 landwirtschaftliche Betriebe haben im Jahr 2010 auf ihre Flächen flüssigen Wirtschaftsdünger, also Gülle, Jauche oder flüssigen Gärrest aus der Biogasanlage ausgebracht. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen weiter mitteilt, waren das 56 % aller Betriebe in Deutschland, die im Jahr 2010 landwirtschaftliche Flächen bewirtschafteten. Zwei Drittel aufs Ackerland Insgesamt wurden 191 Mio. m3 flüssiger Wirtschaftsdünger auf 7,5 Mio. ha landwirtschaftlich genutzte Fläche ausgebracht. Das entsprach etwa 45 % der im Jahr 2010 landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland. Rund zwei Drittel des flüssigen Wirtschaftsdüngers wurden auf Ackerland, etwa ein Drittel auf Dauergrünland verteilt. Mit einem Anteil von rund 60 % wurde am häufigsten mit Rindergülle gedüngt. Aber auch Schweinegülle (19 %) und flüssiger Gärrest aus Biogasanlagen (17 %) wurden oft benutzt. Die restlichen 4 % entfielen auf Jauche und sonstige Gülle. Breitverteiler ist vorherrschende Ausbringungstechnik Die am weitesten verbreitete Ausbringungstechnik im Jahr 2010 war der Breitverteiler, bei dem Gülle breitflächig auf die Boden- oder die Pflanzenoberfläche verteilt wird. Rund 133 Mio. m3 flüssiger Wirtschaftsdünger wurden mit dieser Technik auf deutschen Äckern und Wiesen ausgebracht. Rund 58 Mio. m3 wurden mittels Schleppschlauch, Schleppschuh, Schlitzverfahren oder Güllegrubber verteilt. Neben flüssigem wurde auch fester Wirtschaftsdünger, insbesondere Festmist, zum Düngen genutzt. Etwa 132.000 landwirtschaftliche Betriebe brachten im Jahr 2010 circa 26 Mio. t

Festmist aus. Ingesamt wurde eine Fläche von rund 2 Mio. ha mit Festmist gedüngt - das entsprach etwa 12 % der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland.

BWagrar Schweinebranche bezieht Position - Aktionsbündnis fordert höhere Erlöse Das Aktionsbündnis für Schweinehaltung in Baden-Württemberg fordert höhere Erlöse. BWagrar berichtet in Heft 37/2011. Die Schweinefleischerzeugung in Deutschland seit über 10 Jahren auf einem erfolgreichen Expansionskurs. Durch eine sehr effektive und leistungsstarke (c) Amstutz Produktionskette mit höchsten Qualitätsstandards ist Deutschland in der Branche weltweit führend. Die weiter steigende Nachfrage nach Nahrungsmitteln wird auch für die Schweinefleischerzeugung Chancen mit sich bringen. Besondere Herausforderungen erfordern gemeinsames Handeln Die Wertschöpfungskette ist entschlossen, diese bestmöglich zu nutzen. Allerdings steht die Schweinehaltung in Deutschland und insbesondere in Baden-Württemberg vor besonderen Herausforderungen, deren Bewältigung ein gemeinsames Handeln der Akteure voraussetzt. Aktionsbündnis erarbeitet Positionspapier zur Zukunft der Schweinehaltung in BadenWürttemberg Das Aktionsbündnis für Schweinehaltung in Baden-Württemberg hat ein Positionspapier zur Zukunft der Schweinehaltung im Land erarbeitet. Beteiligt waren alle Stufen von der Landwirtschaft über den Viehhandel bis hin zu den Schlachtunternehmen. Mit dem Papier hat sich die Branche auf gemeinsame Antworten zu wichtigen Frage in der Schweinehaltung verständigt. Adressaten der Branchenpositionen sind vor allem die Politik und der Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Schweinebranche muss gegenüber Handel und Öffentlichkeit geeignete Antworten finden Vor dem Hintergrund der intensiven Diskussion über die Tierhaltung muss die Branche gegenüber Handel und Öffentlichkeit geeignete Antworten zu brennenden Themen wie Tierschutz oder Betriebsgröße geben. In ersten Gesprächen zeigt sich das große Interesse des LEH an Antworten von der Produktionskette. Umsetzung des Tierschutzes darf nicht zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit der Schweinehalter gehen Tierschutz ist keine Frage der Betriebsgröße und so fordert das Bündnis alle Wirtschaftsbeteiligten und die Politik auf der häufig undifferenzierten, negativen Berichterstattung in den Medien, die Vorzüge der heimischen Fleischproduktion entgegenzusetzen. Den zunehmenden Forderungen von Verbraucherseite nach mehr Prozessqualität stellt sich die Branche. Allerdings kann eine Umsetzung des Tierschutzes nicht zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Schweinehalter erfolgreich sein.

Für Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration ausreichend Zeit für Forschung und Entwicklung einräumen So dürfen beispielsweise mögliche Alternativen der betäubungslosen Ferkelkastration in der Schweinehaltung keine produktionstechnischen und ökonomischen Nachteile für den landwirtschaftlichen Betrieb mit sich bringen. Die Vermarktung muss eine wirtschaftlich erfolgreiche Ferkel- und Schlachtschweineproduktion in Baden-Württemberg zulassen. Um tragfähige und gute Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration zu etablieren, muss ausreichend Zeit für Forschung und Entwicklung eingeräumt werden. Dafür möchte sich das Bündnis auch gegenüber den Abnehmern von Schweinefleisch einsetzen. Zielgerichtete Investitionsförderung für baden-württembergische Schweinehalter unverzichtbar Um im Wettbewerb bestehen und die steigenden Anforderungen in der Tierhaltung erfüllen zu können, sehen die Beteiligten eine zielgerichtete Investitionsförderung für badenwürttembergische Schweinehalter als unverzichtbar an. Zum Erhalt der Schweinefleischproduktion höhere Erlöse für Ferkelerzeuger und Schweinemäster notwendig Seit einigen Jahren führen erhebliche Schwankungen an den Agrarrohstoffmärkten zu erhöhten Ein- und Verkaufsrisiken der Veredelungsbetriebe. Insbesondere steigende Futtermittel- und Energiekosten verteuerten die Schweinehaltung. Das Bündnis sieht in hier noch die Notwendigkeit, den LEH stärker über diese Entwicklungen aufzuklären. Alle Beteiligten sind sich einig: Zum Erhalt und einer Weiterentwicklung der Schweinefleischproduktion müssen den Ferkelerzeugern und Schweinemästern höhere Erlöse ermöglicht werden. Eine höhere Wertschöpfung für die Schweinefleischerzeugung in BadenWürttemberg kann nur gemeinsam mit dem Lebensmittelhandel erzielt werden. Grundlage einer erfolgreichen Zusammenarbeit aller Beteiligten vom Landwirt bis zur Ladentheke ist eine innovative Produktentwicklung auf Basis regionaler Rohstoffe durch den Lebensmitteleinzelhandel. Weiterentwicklung der Schweinehaltung in Baden-Württemberg 





Eine nachhaltige Entwicklung der Schweinehaltung als Produktionsgrundlage der baden-württembergischen Schweinefleischerzeugung wird nur gelingen, wenn die gesamte Wertschöpfungskette den gestiegenen Risiken im Ein- und Verkauf landwirtschaftlicher Betriebe Rechnung trägt. Hierfür sind bestehende Vermarktungswege und -möglichkeiten auf Verbesserungspotentiale hin zu prüfen. Eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Schweinehaltung ist nur im Konsens mit der Gesellschaft möglich. Dieser ist durch eine sachgerechte Diskussion auf Grundlage wissenschaftlicher Ergebnisse über die Tierhaltung auf allen wirtschaftlichen und politischen Ebenen zu erzielen. Die Wettbewerbsfähigkeit der Schweinehaltung in Deutschland darf nicht weiter durch wachsende Auflagen eingeschränkt werden. Um den gesellschaftlichen Anforderungen an die Fleischproduktion gerecht zu werden, müssen für Importware vergleichbare Standards gelten.













Die Wirtschaftsbeteiligten stehen für einen freien Markt ein. Für die Produktion werden unbürokratische und praktikable Vorgaben eingefordert. Politische Eingriffe nur nach dem Motto: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Die Landesregierung wird aufgefordert, die notwendigen politischen Weichen für die Weiterentwicklung der Schweinehaltung - basierend auf fachlich, sachlichen Inhalten - zu stellen und emotional getriebenen Diskussionen entgegenzutreten. Forschung und Entwicklung bilden das Fundament einer leistungs- und zukunftsfähigen Schweinefleischerzeugung in Baden-Württemberg. Hierfür sind weiterhin ausreichend Fördermittel durch das Land bereitzustellen. Um im Wettbewerb bestehen und die steigenden Anforderungen in der Tierhaltung erfüllen zu können, ist eine zielgerichtete Investitionsförderung für badenwürttembergische Schweinehalter unverzichtbar. Die Investitionsförderung hilft auch, das Angebot regionaler Schweinefleischprodukte voran zu bringen. Die Wirtschaftsbeteiligten sehen im mittelständisch geprägten Familienbetrieb auch zukünftig ein wettbewerbsfähiges Unternehmensmodell. Die Kooperation der landwirtschaftlichen Betriebe in der baden-württembergischen Schweinehaltung ist eine sehr gute Möglichkeit, der Marktentwicklung zu begegnen. Die Vorteile einer Arbeitsteilung in der übrigen Wirtschaft sind auch in der Landwirtschaft durch Spezialisierung nutzbar. Voraussetzung einer regional geschlossenen Wertschöpfungskette sind auskömmliche Erlöse der einzelnen Produktionsbereiche. Die seit einigen Jahren wirtschaftlich sehr schwierige Situation der Ferkelerzeuger bedroht die bisher noch weitgehend intakte Produktionskette in Baden-Württemberg. Für den Erhalt der gesamten Wertschöpfungskette im Land sind dringend positive Signale am Markt erforderlich.

Mitglieder des Aktionsbündnisses für Schweinehaltung in Baden-Württemberg            

Landesbauernverband in Baden-Württemberg e. V. (LBV) Schweinezuchtverband Baden-Württemberg e. V. Badischer Landwirtschaftlicher Hauptverband e. V. Viehzentrale Südwest GmbH UEG Hohenlohe-Franken w. V. Schleker Ferkel- und Schweinehandels GmbH Gaißmaier Schweinehandel GmbH Müller-Gruppe Vion GmbH Verband der Agrargewerblichen Wirtschaft e. V. Landesverband Baden-Württemberg für Leistungsprüfungen in der Tierzucht e. V. Beratungsdienst Schweinehaltung und Schweinezucht e. V.

Das vollständige Positionspapier des Aktionsbündnisses für Schweinehaltung in BadenWürttemberg zur Zukunft der Schweinehaltung im Land finden Sie anbei. Downloads: (Download Adobe Reader) Positionspapier des Aktionsbündnisses für Schweinehaltung in BadenWürttemberg_LBV_September 2011 (PDF) Autor:Marco Eberle, Referat Produktion und Markt, LBV 13.09.2011

Niederländische Schweinhalter starten Aktion gegen negative Presse Sie haben genug von negativer Presse, deshalb trafen sich Anfang September 500 niederländische Schweineproduzenten in Boekel (NL), um die Initiative ‘Varkens Vandaag’ (zu deutsch: Schweine heute) zu gründen, meldet die Interessensgemeinschaft der Schweinehlater in Deutschland (ISN). Zweck der Initiative ist es, positiven Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung der Schweinehaltung zu nehmen. Speziell sollen Bürger in der Region Ost-Brabant sowie Nord- und Mittellimburg angesprochen werden. Die niederländischen Initiatoren werden das Gefühl nicht los, dass die Medien sie generell als Tierquäler und Umweltverschmutzer portraitieren und nicht als wertvollen Teil der Lebensmittelwertschöpfungskette. Spezielle oder gute Faktoren der Produktion könnten nur schwerlich an die konventionellen Medien vermittelt werden. Das Team von ‘Varkens Vandaag’ konnte bei der Auftaktveranstaltung bereits 50.000 Euro sammeln. Nun sucht die Initiative weitere Sponsoren aus dem vor- und nachgelagertem Bereich der Schweineproduktion, die die Aktionen finanziell und ideell unterstützen. Über den Kauf von "Sternen" kann jeder einen Beitrag leisten. Ein "Stern" kostet 250€. (c) Wolfish / Pixelio.de

09.09.2011

TOP AGRAR ONLINE UPB meldet Insolvenz an [12.09.2011] Die United Pig Breeders Deutschland GmbH aus dem westfälischen Drensteinfurt ist zahlungsunfähig. Deshalb wurde am 31. August 2011 das Insolvenzverfahren über das Vermögen des Zuchtunternehmens am Amtsgericht Münster eröffnet. Wie das Gericht mitteilt, sind Forderungen der Insolvenzgläubiger bis zum 07. Oktober 2011 unter Beachtung des § 174 InsO beim Insolvenzverwalter anzumelden. (rk)

Klamroth kritisiert Begriff „Mehrfamilienbetriebe“ [19.09.2011] Positiv zu den Brüsseler Plänen für eine degressive Ausgestaltung und Deckelung der EUDirektzahlungen hat sich der Deutsche Bauernbund (DBB) geäußert. Eine Kürzung der Prämien für Großunternehmen sei berechtigt, sagte DBB-Präsident Kurt-Henning Klamroth vergangene Woche in Quedlinburg. Dies gelte auch für eine mögliche Beschränkung der Zahlungen auf aktive ortsansässige Landwirte. Klamroth sprach von „notwendigen Schritten, um bäuerliche Strukturen zu stärken und den Ausverkauf der ostdeutschen Landwirtschaft an Geldanleger zu bremsen“. Gleichzeitig

kritisierte er die Bezeichnung der Nachfolgeunternehmen als „Mehrfamilienbetriebe“. „Das Kunstwort Mehrfamilienbetriebe ist eine bewusste Irreführung der Öffentlichkeit, weil es suggeriert, hier hätten sich Bauernfamilien freiwillig zusammengeschlossen“, so der Bauernbund-Präsident. Tatsächlich handle es sich bei den agrarindustriellen Großbetrieben um die Nachfolger der durch Zwangskollektivierung entstandenen landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG), „die nach der Wende durch politische Begünstigung und oftmals auch durch Unkorrektheiten in die Hände weniger Genossen gelangt sind und heute vielfach von Finanzinvestoren übernommen werden“. (AgE)

Ostfriesenzeitung Detern

Von billigem Fleisch und teuren Problemen VON SEBASTIAN BETE

19. September 2011

Rund 50 Gäste kamen zur Informations-Veranstaltung der Bürgerinitiative Detern. Dr. Thomas Fein aus der Krummhörn stellte am Freitagabend seine Studie "Gesundheitsgefährdung durch Hähnchenmastanlagen der Intensivtierhaltung" vor.

Rund 50 Gäste waren der Einladung der Bürgerinitiative nach Detern gefolgt.

Bild: bete

Detern - Die Botschaft des Abends steckt Dr. Thomas Fein in die letzte Seite seiner Präsentation. Ganz an das Ende. Knapp eineinhalb Stunden lang hat er bereits gesprochen. Über Pilze und Bakterien, über diverse Krankheiten und den massiven Einsatz von Antibiotika - und immer wieder darüber, dass zum Beispiel zigtausende Hühner auf wenigen Quadratmetern zusammengesperrt werden. Der Arzt ist extra aus der Krummhörn nach Detern gereist, stellt dort seine Studie zur Massentierhaltung vor. Der Titel: "Gesundheitsgefährdung durch Hähnchenmastanlagen der Intensivtierhaltung". Ein heißes Thema. Auch in Jümme. Am Ende fasst Fein seine Ausführungen noch einmal zusammen, zeigt seine letzte Folie. Dort steht schwarz auf weiß: "Das billige Fleisch kommt uns teuer zu stehen."

Rund 50 Gäste haben im Deterner Krug Platz genommen, als Martina Schroijens, Sprecherin der Bürgerinitiative (BI) "Keine Legehennenställe in Detern", zum Mikrofon greift. "Jeder Landwirt bei uns, der Massentierhaltung betreiben will, muss mit unserem Widerstand rechnen", sagt sie. Beifall in den Reihen. Wie auch Schroijens zeigt Fein Alternativen auf, spricht über artgerechte Haltung der Tiere, darüber, dass das Fleisch teurer werden müsse und die Fleischtheken von Discountern gemieden werden sollten. Er sagt zum Abschluss: "Wenn jeder hier im Saal ab sofort kein Fleisch mehr beim Discounter kauft, ist wieder ein Schritt getan." Weitere Informationen über die Bürgerinitiative "Keine Legehennenställe in Detern" gibt es auch im Internet auf der Seite www.detern.info. Eine Sprecherin der Initiative ist Martina Schroijens. Sie ist per E-Mail unter der Adresse [email protected] zu erreichen.

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