Die Sankt - Josef - Kirche in Calw

January 9, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Religionswissenschaft, Katholizismus
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Die Sankt - Josef - Kirche in Calw Links vor der Kirche befindet sich ein gotisches Maßwerk, ein Geschenk der Gemeinde aus Weil der Stadt zum 100jährigen Bestehen der Kirche. Davor steht der heute bepflanzte alte Taufstein. Das Portal: auf dem Regenbogen thront Christus als Pantokrator, aber versehen mit den Wundmalen als Zeichen der Barmherzigkeit Gottes. Die Türgriffe folgen „Zitaten“ aus dem Alten Testament: links Elia (Unterstützung zum Durchhalten), rechts Bileam (Warnung vor dem Bösen). Künstler: Siegfried Haas, Rottweil.

Nach dem Betreten der Kirche trifft man zuerst auf den Taufstein: die Taufe nimmt den Menschen in die „Kirche“ auf. Der Blick nach vorne erkennt in einer Linie das über dem Altar hängende Kruzifix und die dahinter stehende Tabernakelstele. Der Corpus des Kreuzes wird mit angelegten Armen in einem Glassarg von der italienischen Gemeinde am Karfreitag durch die Stadt getragen. Die Tabernakel-Säule stellt die optisch stabilisierende Verbindung zu den Chorfenstern her. Die aramäische Inschrift auf dem Tabernakel „maran atha“ bedeutet „der Herr ist nahe / der Herr wird kommen“ als Hinweis auf die Auferstehung Christi. Die Spirale ist ein Symbol für die Unendlichkeit. Die Chorfenster, (Künstler Josef Karl Huber, 1950) zeigen links die Weihnachtsgeschichte, in der Mitte die Kreuzigung, rechts das Pfingstwunder. (Übrigens: Pfarrer Winter kann man oben im rechten Fenster in der Schar der Apostel entdecken.) Auf der rechten Seite des Chors steht der Sessel des Priesters mit dem Paulus-Zitat „(er sei) der Diener von allen“.

Vor dem Chor steht links der Ambo (Lesepult) und darüber die Figur des Hl. Josef (17. Jh.), des Patrons der Kirche; rechts eine Pieta oder Vesperbild (aus dem Raum des schweizerischen Oberrheins, 16./17. Jh.). Der Sockel „spiegelt“ die Figur; bei Beleuchtung ergibt sich ein berührendes Schattenbild: Mutter mit Kind. Davor steht in Form des „brennenden Dombusch“ der Kerzenleuchter und der Blumentrog mit einem sehr persönlich formulierten „Ave Maria“. Über dem Kerzenleuchter hängt an der Wand das Gnadenbild der Santa Maria delle Grazie (eine Kopie des Gemäldes aus der Kirche des sizilianischen Mirabella lmbaccari, der Heimatstadt sehr vieler hiesiger Italiener). Das im Rückraum hängende Bild des HI. Nikolaus von Bari ehrt den italienischen Nationalheiligen. Die Schiff-Fenster (1976) nehmen in tränen-fließender Form die Farben der Chorfenster auf. Der Travertin-Fußboden ist in „römischem Verbund“ verlegt (unverfugt).

Das heutige Aussehen der Kirche – außen wie innen – hat sich seit der Einweihung in vielem verändert. Gründe dafür waren die liturgische Bewegung, die sich niederschlug bei einer notwendigen Neukonstruktion des Daches (1952, aus einer gewölbten Decke wurde eine Flachdecke) und bei der der Innenraum völlig neu gestaltet wurde; schließlich die Umsetzung der Liturgiereform nach dem 2. Vatikanischen Konzil, die nach einer vorläufigen Änderung (1966) zur heutigen Innengestaltung (1969) führte.

Baugeschichte Auch über die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts hinaus konnte Calw als eine evangelische Stadt bezeichnet werden. Dieser Zustand änderte sich durch den Bahnbau, der eine große Anzahl von Arbeitern, zum Teil mit ihren Familien, an den Ort brachte. Die beim Bahnbau beschäftigten Arbeiter waren zum großen Teil Italiener, weshalb schon 1866 ein regelmäßiger katholischer Gottesdienst angestrebt wurde. Der Gemeinderat stellte dafür den Rathaussaal zur Verfügung. Es war geplant, dass der Gottesdienst monatlich einmal sowie an den vier Hauptfesten durch den Pfarrer aus Weil der Stadt gefeiert würde. Dieser brauchte für den Weg von dort nach Calw zu Fuß 1 3/4 Stunden. Am 7. Juli 1867 fand der erste katholische Gottesdienst im Rathaussaal mit 500 Teilnehmern statt. Wegen der großen Zahl der Bahnarbeiter wurde schon 1867 die Möglichkeit eröffnet, jeden zweiten Sonntag Gottesdienst teils in der Stadtkirche, teils in der Turnhalle zu halten. Dies konnte nur eine Notlösung sein, weshalb man schon 1868 nach einer eigenen katholischen Kirche strebte. 1881 wurde ein Baufond gegründet und Beiträge dafür gesammelt. Zu den Gaben von Privaten kamen Zuschüsse des Staates und des bischöflichen Ordinariats. Ein geeigneter Bauplatz an der Bahnhofstraße wurde am 2. Juli 1883 erworben. Architekt Ludwig Müller aus Schwäbisch Gmünd entwarf einen Bauplan. Die Kosten wurden auf 30 000 Mark veranschlagt (der Baufond belief sich inzwischen auf fast 22 000 Mark). Die Grundsteinlegung fand 1884 statt, der Bau konnte in den Jahren 1884-1886 ausgeführt werden. Die Baukosten beliefen sich zum Schluss auf fast 53 000 Mark. Eine kleine Glocke für den Dachreiter wird vom Fürsten von Zeil gestiftet. Die Kirche wurde am 25. November 1886 unter großer Anteilnahme, auch der evangelischen Bevölkerung, durch den Weihbischof Wilhelm Reiser aus Rottenburg geweiht. Zum Patron der Kirche hatten die Calwer Katholiken St. Josef, den Nährvater Jesu (und Patron der Arbeiter), gewählt. (Quelle: Hans Mettenleiter/Hermann Ehmer)

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