DIE STREUWIESE - Lebensraum für viele bedrohte Arten

January 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Wissenschaft, Geowissenschaften, Biogeographie
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School of Education, Didaktik der Naturwissenschaften

DIE STREUWIESE

- Ein Hobby-Biologe erzählt …

DIE ERSTEN WIESEN

Hallo, ich bin der Franz und ich bin Hobby-Biologe. Ich darf dir heute etwas über meine Wiesen erzählen. Aber bevor ich beginne: Hast du eigentlich gewusst, dass es ohne uns Menschen all die bunten Blumenwiesen gar nicht geben würde? Nach der Eiszeit, vor ca. 10 000 Jahren, gab es Wiesen nur oberhalb der Baumgrenze, in Mooren und an Meeresküsten.

WIESEN HEUTE

Eigentlich würde hier Wald wachsen. Diese Wiese ist - genau wie die umliegenden Wiesen auch - erst durch den Menschen entstanden, weil er sie immer wieder gemäht hat. Wenn du genau hinsiehst, erkennst du besondere Gräser. Diese wachsen nicht auf allen Wiesen. Sie sind so hart und haben nur ganz wenige Mineralstoffe, dass sie vom Vieh nicht gefressen werden. Wenn du zwischen Schnitzel und Salat wählen könntest, würdest du vermutlich auch das Schnitzel wählen, stimmt´s? Genau so machen es die Kühe auch…

LANDSCHAFTSWANDEL Leider hat sich die Landwirtschaft in den letzten hundert Jahren stark verändert. Ausschlaggebend war die Erfindung des künstlichen Mineraldüngers im 19. Jahrhundert. Man konnte mit Hilfe von Dünger und Pflug rasch neues Ackerland gewinnen. Grünflächen, die nicht so einfach mit dem Pflug zu bewirtschaften waren, weil sie z. B. zu nass oder zu steil waren, wurden aufgegeben. Artenreiche Streuwiesen wurden vielfach zu Intensivwiesen oder wieder zu Wald.

WIESE IST NICHT GLEICH WIESE Schau mal durch mein Fernglas: du wirst erkennen, dass sich die Wiesen links und rechts des Weges deutlich voneinander unterscheiden, oder? Wiese ist nämlich nicht gleich Wiese…

INTENSIVWIESE Die Fläche links des Weges ist eine Intensivwiese, die der Bauer mindestens dreimal, manchmal sogar sechsmal im Jahr mäht und dazwischen immer wieder düngt. Sie ist also reich an Nährstoffen und bietet dem Vieh gutes Futter. Auf dieser Wiese findest du maximal 10-20 verschiedene Pflanzenarten, auch die Tierwelt ist nur mit wenigen Arten vertreten.

STREUWIESE Rechts vom Weg siehst du eine ehemalige Streuwiese, die einige Zeit nicht gepflegt wurde und deshalb dicht mit Schilf bewachsen ist. Man mäht eine Streuwiese normalerweise ganz spät im Jahr, wenn schon alles braun ist und verwendet das Mähgut als „Einstreu“ oder kurz Streu, d. h. man streut es auf den Boden im Stall. Die Streu saugt die Ausscheidungen der Tiere auf. Daher kommt auch der Name „Streuwiese“. Für die Pflanzen hat der späte Mähzeitpunkt auch einen Vorteil: spät blühende Arten bekommen so die Chance auch noch Samen auszubilden. Solche Wiesen sind heute schon sehr selten. In Salzburg kannst du sie zum Beispiel im Vorfeld des Untersberges, aber auch im Freilichtmuseum finden.

Wenn du einige Zeit lang ruhig sitzen bleibst und ganz genau hinsiehst, kannst du auf meiner Streuwiese zahlreiche Tiere entdecken: Bläulinge, das sind seltene Schmetterlinge, die Heide-Libelle, Heuschrecken und Spinnen. Aber auch Amphibien, wie den Laubfrosch und Vögel, die in der Wiese brüten, wie den Kiebitz. Hin und wieder kommt auch das Reh vorbei, wenn es frische Kräuter zum Fressen sucht.

© Hans Hillewaert

© Richard Bartz

LEBENSRAUM FÜR TIERE

… UND SELTENE PFLANZEN Streuwiesen sind Rückzugsort für viele seltene Pflanzenarten, die so langsam wachsen, dass sie sich gegen andere wie z. B. den Löwenzahn nicht durchsetzen können. Sie haben aber den Vorteil , dass sie mit wenig Mineralstoffen auskommen und können daher auf diesen Wiesen wachsen, wo Löwenzahn und Kuckuckslichtnelke „verhungern“ würden. Viele von ihnen sind schon so selten, teilweise sogar vom Aussterben bedroht, dass sie geschützt werden müssen. Hier siehst du z. B. den stark gefährdeten Lungenenzian.

WIESE IN GEFAHR Wie ich dir vorher schon erzählt habe, haben heute nur mehr wenige Landwirte Interesse daran eine Streuwiese zu erhalten, da sie nur wenig Ertrag bringt und heute Einstreu kaum noch benötigt wird. Daher werden viele Streuwiesen gedüngt und in eine Intensivwiese umgewandelt. Wird die Wiese jedoch einmal gedüngt, gehen die seltenen Arten verloren und man kann den Verlust nicht mehr rückgängig machen. Auch Gräben zur Entwässerung, tiefe Fahrspuren von Maschinen, oder abgelagerte Pflanzenreste können das sensible Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen.

SCHUTZMASSNAHMEN Weil sie Lebensraum für zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten sind, sollten Streuwiesen unbedingt erhalten werden. Um eine Streuwiese zu schützen, ist es unbedingt notwendig diese einmal im Jahr (im Herbst) zu mähen, so wie ich es mache. Außerdem darf sie niemals gedüngt werden – du weißt ja, sonst gehen die seltenen Arten verloren. Oft ist diese Arbeit mühsam und muss mit der Hand durchgeführt werden, weil z. B. jahrelang auf eine Mahd verzichtet wurde und Schilf sich ausbreiten konnte, wie hier auf dem Bild. Doch die harte Arbeit lohnt sich auf jeden Fall!

STREUOBSTWIESE Und noch was: Eine Streuwiese ist übrigens nicht das gleiche wie eine Streuobstwiese. Hier wachsen verschiedene Obstbäume auf einer Wiese, wie der Name schon verrät. Die Wiese darunter wird zwei Mal im Jahr gemäht. Das Besondere an der Streuobstwiese ist, dass die Bäume nicht mit Insektenschutzmittel behandelt werden. Daher finden hier viele Tiere sowohl in den Bäumen als auch auf der Wiese einen Lebensraum. Viele der Tiere sind sogar gefährdet .

NA, ALLES KLAR?

Jetzt habe ich dir sehr viel über Wiesen erzählt. Ich hoffe, du weißt jetzt warum mir meine Streuwiese so am Herzen liegt!

Impressum Universität Salzburg School of Education Didaktik der Naturwissenschaften A-5020 Salzburg , Hellbrunnerstr. 34 · Autorin: MMMag. Angelika Vago Redaktion und Umsetzung: Ao.Univ.Prof.Mag.Dr. Ulrike Unterbruner, Alessia Maraun © School of Education, Salzburg 2013

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