Die Wahrheiten 1 + 2

January 19, 2018 | Author: Anonymous | Category: Wissenschaft, Geowissenschaften, Biogeographie
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Die grundlegendsten Unterweisungen des Buddha sind die Vier edlen Wahrheiten. Es ist das Dharma, das Buddha seinen ersten fünf Schülern unterrichtete. Nicht nur sind das die grundlegendsten Unterweisungen des Buddha, sondern die Essenz aller Unterweisungen des Buddha ist darin enthalten. Kurz ausgedrückt sind es vier Punkte: Wahrheit des Leids, Wahrheit des Ursprungs, Wahrheit der Beseitigung und Wahrheit des Weges.

Die Wahrheit des Leids Die Wahrheit des Leides beschreibt unsere gegenwärtige Situation. Das bedeutet aber nicht, daß unsere gegenwärtige Lage nur aus Schmerzen und Traurigkeit besteht. Buddha hat deutlich gemacht, daß es drei Ebenen von Leid gibt. Diese werden Leid der Schmerzen, Leid der Veränderung und allumfassendes Leid genannt. Das, was wir Menschen und auch die Tiere als Leid erkennen, ist diese erste Ebene von Leid, das Leid der Schmerzen. Das sind Krankheiten und Leiden, Schmerzen des Körpers und Traurigkeit, körperliche und geistige Schmerzen. Viele Arten von Erfahrungen, die wir im allgemeinen als Glück bezeichnen, gehören zur zweiten Art von Leid. Auch davon gibt es sowohl körperliches als auch geistiges Leid. Das ist zum Beispiel das Wohlbehagen der Wärme, wenn wir frieren, das Wohlbehagen der Kühlung, wenn uns zu heiß ist, das Wohlbehagen des Essens, wenn wir hungrig sind, und so weiter. Auch geistiges Wohlbehagen, das wir aufgrund von Reichtum, von gesellschaftlich guter Stellung und gutem Ruf oder einer Begleitung erfahren. Das ist geistiges Glück. Diese Erfahrungen sind zweifellos nicht schmerzhaft. Was Buddha deutlich macht, ist, daß diese Erfahrungen jedoch kein reines Glück sind. Vielmehr haben diese Erfahrungen die Eigenschaft, daß wir das Abnehmen eines vorher vorhandenen Leides als Glück erfahren. Wenn wir zum Beispiel hungrig sind und Nahrung einnehmen, wird mit fortschreitender Einnahme von Nahrung das Unbehagen des Hungers abnehmen; und das erfahren wir als Glück. Aber das ist kein bleibendes und kein reines Glück. Denn diese Erfahrung hat eine Grenze. Wenn die Grenze überschritten wird, wird die gleiche Erfahrung leidvoll. Aus diesem Grund hat Buddha diese Art von Erfahrung als veränderliches Leid bezeichnet. Buddha hat nicht gesagt, daß diese Art von Glück nicht erfahren werden darf, sondern vielmehr macht er deutlich, daß diese Erfahrungen eine Grenze und eine Verbindung mit Leid haben und wir sie deshalb nicht als wirkliches Glück mißverstehen sollen und beim Erfahren dieser Art von Glück bedacht vorgehen müssen. Wenn wir dieses Glück mit Zufriedenheit und Genügsamkeit verwenden, kann es nützlich sein; wenn es ohne Zufriedenheit und Genügsamkeit angestrebt wird, wird es zusätzliches Leid erzeugen. Da diese Erfahrungen nicht vollständig frei von Leid sind, werden sie als Leid der Veränderung bezeichnet. Diese Tatsache kann man nur verstehen, wenn man eine etwas schärfere Intelligenz besitzt. Ein Tier zum Beispiel ist nicht in der Lage, diesen Zusammenhang zu erkennen. Nicht nur das, selbst die meisten Menschen

betrachten diese Art von Erfahrung als das eigentliche, erstrebenswerte und höchste Glück. Nun die dritte Art von Leid: sie ist die Basis der ersten zwei Arten von Leid. Ein Dasein ohne Freiheit ist darunter zu verstehen. Es ist die Tatsache, daß wir über unsere Geburt, über die grundlegenden Erfahrungen während unseres Lebens, über unser Alter und über unseren Tod keine Freiheit besitzen und darüber nicht nach Wunsch bestimmen können. Daß unsere Geburt und unser Tod nicht entsprechend unseren Wünschen verlaufen, ist klar zu sehen. Mit dem Ende des Lebens hört das Dasein jedoch nicht auf, sondern man nimmt wieder Geburt. Nun, wo man Geburt nimmt, in welcher Umgebung, ist wiederum nicht durch den eigenen Willen bestimmbar. Diese Tatsache, daß wir zwar wohl gegenwärtige Freiheit, aber keine grundlegende Freiheit besitzen, wird als umfassendes Leid bezeichnet. Und auf dieser Grundlage erfahren wir in unserem Dasein die anderen Arten von Leid. Um diese dritte Art von Leid erkennen zu können, muß man präzisen Überlegungen folgen. Das war eine kurze Beschreibung der grundlegenden Situation unseres Daseins, der Wahrheit des Leides.

Die Wahrheit des Ursprungs Unter der zweiten edlen Wahrheit, der Wahrheit des Ursprungs, versteht man die Ursachen für die Situation, in der wir uns befinden. Um eine leidvolle Situation verändern zu können, ist es äußerst wichtig, die präzisen Ursachen dieser Situation zu kennen. Vielen von uns scheint es so, als ob die Ursachen für unsere Erfahrungen von Glück und Leid Objekte außerhalb der eigenen Person seien. Wir sehen entweder andere Wesen, die Gesellschaft oder unbelebte Gegenstände oder selbst das Wetter als die eigentlichen Ursachen für unser Glück und Leid. Manche kommen zu besonderen Auffassungen und betrachten übernatürliche gute und schlechte Wesen als Quelle ihres Glücks und Leids. Aber der größte Teil dieser äußeren Objekte entspringt unserer Fantasie und hat keinerlei Beziehung zu unseren Erfahrungen von Glück und Leid. Diejenigen äußeren Objekte, die tatsächlich unser Glück und Leid beeinflussen, sind lediglich ein Faktor in dieser Erfahrung, aber nicht die eigentliche Ursache. Ein Faktor ist etwas Veränderliches. So kann ein und dieselbe Person für den einen ein Faktor des Glücks und für den anderen ein Faktor des Leids sein. Was heute ein Faktor von Glück ist, kann morgen ein Faktor von Leid sein, und auch umgekehrt. Was ist die letztliche Ursache für unsere Erfahrungen von Glück und Leid? Buddha machte deutlich, daß diese Ursachen nicht außerhalb der Person, sondern in einem selbst liegen. Es sind zwei Ursachen; diese werden Karma und Klescha genannt. Karma sind die Handlungen von Körper, Rede und Geist. Kleschas sind die Verblendungen des Geistes. Die eigentliche, tiefste Wurzel unseres Leides sind die Verblendungen unseres Geistes. Verblendungen sind Zustände unseres Geistes, die uns recht gut bekannt sind, wie Begierde, Haß, Stolz, Eifersucht und Geiz. Die

Wurzel aller Verblendungen sind Egoismus und Unerkenntnis. Es gibt zwei Arten von Unerkenntnis: Das Unverständnis des Gesetzes von Ursache und Wirkung und die Unerkenntnis der letztlichen Art des Bestehens der Objekte. Alles Leid, das wir erfahren, hat seine Wurzel in unseren Verblendungen und den Handlungen, die wir durch den Einfluß der Verblendungen ausführen. Als die eigentliche Ursache unseres Glücks betrachten wir andere Personen, Orte, Besitz oder bestimmte Gegenstände. Die ersehnten Objekte versuchen wir zu bekommen oder zu verändern. Diese Objekte sind jedoch lediglich Faktoren für die Erfahrung von Glück. Die wirklichen Ursachen für Glück sind Zustände des eigenen Geistes wie Zufriedenheit, Genügsamkeit, Liebe, Erbarmen, Wertschätzen anderer, Weisheit und ebenso die Handlungen, die unter dem Einfluß solcher Faktoren ausgeführt werden. Diese Aussage, daß sich die Ursachen sowohl für das individuelle als auch das kollektive Glück und Leid im eigenen Geist befinden, ist eine der wichtigsten Aussagen des Buddhismus. Wenn die Ursachen für Glück im eigenen Geist stark und stabil sind, dann wird selbst in Situationen, wo die äußeren Umstände schwierig und unangenehm sind, eine Person ihre geistige Ruhe und Zufriedenheit nicht verlieren. Wenn dagegen die Ursachen für Leid in einer Person stark und dominant sind, dann wird selbst in einer sehr angenehmen Umgebung, in der alle Faktoren für Glück und Wohlbehagen vorhanden sind, vor allem Leid und nur selten Glück erfahren werden. Das war eine kurze Beschreibung der edlen Wahrheit der Ursprungs.

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