Einfach – lecker Gesunde Ernährung mit Fernsehköchin Sarah

January 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Wissenschaft, Gesundheitswissenschaften
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AUSGABE 04/2015

perspektiven MAGAZIN FÜR BILDUNG UND GESUNDHEIT

Einfach – lecker Gesunde Ernährung mit Fernsehköchin Sarah Wiener und der SRH

MENSCHEN

BILDUNG

GESUNDHEIT

„Manni“ hilft

Beistehen statt dabeistehen

Blaues Wunder im OP

Assistenzarzt mit syrischen Wurzeln behandelt in seiner Freizeit kranke Flüchtlinge.

In brenzligen Situationen einzugreifen, erfordert Zivilcourage. Die lässt sich lernen.

Mit einem neuen Verfahren lassen sich schwierige Knochenbrüche heilen.

Liebe Leserin, lieber Leser, linge. Seine syrischen Wurzeln helfen ihm nicht nur sprachlich, seine Patienten besser zu verstehen. Wie man lernen kann, mit Zivilcourage durchs Leben zu gehen, erfahren Sie auf Seite 10. Den guten alten Gipsverband, auf dem sich der gesamte Freundeskreis verewigen kann, kennen wohl die meisten von Ihnen. Der ist in der Praxis noch nicht passé, für schwierige Ausgangslagen gibt es allerdings längst Alternativen. Eine der neuesten: Heilen mit Blaulicht. Gebrochene Knochen werden mit Kunststoff verbunden und unter blau­ em UV-Licht ausgehärtet. Das SRH Wald-Klinikum Gera ist eine der ersten Einrichtungen, die diese Innovation einsetzen. Mehr dazu auf Seite 20.

zwischen Essen und Ernähren können Welten liegen. Dieses alte Sprichwort bringt das Thema unserer aktuellen Titelgeschichte auf den Punkt: Was macht eine gute Ernährung aus? Und wie bringen wir sie daheim, aber auch in unseren Krankenhäusern und Hochschulen auf den Tisch? Dazu hat die SRH zusammen mit Starköchin Sarah Wiener eine Gesundheitskampagne gestartet. Was es damit auf sich hat, lesen Sie auf Seite 16. Um Engagement und Anteilnahme drehen sich in dieser Ausgabe gleich mehrere Beiträge. Auf Seite 6 stellen wir Ihnen Manhal Al-Ani, genannt „Manni“, vor. Der junge Assistenzarzt am SRH Zen­ tralklinikum Suhl versorgt in seiner Freizeit Flücht­

Eine spannende Lektüre wünscht Ihr

Christof Hettich

Hamburg

SRH im Überblick Die SRH ist ein führender Anbieter von Bildungs- und GesundheitsBerlin

dienstleistungen. Sie betreibt private Hochschulen, Bildungszentren,

Hannover

Schulen und Krankenhäuser. Mit 11.000 Mitarbeitern betreut die

Magdeburg

SRH 700.000 Bildungskunden und Patienten im Jahr und erwirtschaftet einen Umsatz von 800 Mio. Euro. Der Unternehmensverbund

die Lebenschancen ihrer Kunden zu verbessern.

Leipzig Kassel

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Kluge Köpfe, die etwas bewegen möchten, finden im Karriere­center

Bad Hersfeld

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neue Perspektiven: www.srh.de/karriere. Frankfurt Bensheim Trier Heppenheim Mannheim/Ludwigshafen Kaiserslautern Schwetzingen Saarbrücken Wiesloch

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Mörlenbach Heidelberg Neckargemünd

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Berufliche Rehabilitationszentren

Bad Wimpfen Heilbronn Ellwangen

Karlsbad Stuttgart Calw

Kliniken Medizinische Versorgungszentren

Offenburg

Paraguay Freiburg Asunción

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Neresheim

Sigmaringen

Pfullendorf Oberndorf a. N. Riedlingen

Lörrach-Zell Bad Säckingen

Friedrichshafen

Bad Saulgau München

Titelfoto: Christian Kaufmann, Foto: Ulrike Klumpp

mit Sitz in Heidelberg. Ziel der SRH ist es, die Lebensqualität und

Cottbus

Hamm

steht im Eigentum der SRH Holding, einer gemeinnützigen Stiftung

Inhalt MENSCHEN Nur nie aufgeben Monika Kienle will eigentlich bei einem Autounfall helfen. Dann landet die junge Mutter selbst mit lebensgefährlichen Verletzungen im Krankenhaus.

„Manni“ hilft Manhal Al-Ani arbeitet in Suhl als Assistenzarzt und kümmert sich in seiner Freizeit um Flüchtlinge – Menschen, die aus dem Land seiner Eltern kommen.

Gründer aus Leidenschaft Schon mit sieben wusste Artur Steffen, dass er mal sein eigener Chef sein will. Mit 28 hat der SRH Absolvent nun sein zweites Unternehmen gegründet.

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BILDUNG Beistehen statt dabeistehen Ein Verletzter liegt an einer einsamen Straße, Betrunkene belästigen eine Frau – hier einzugreifen, erfordert Zivilcourage. Die lässt sich lernen.

Alles auf einmal E-Mails hier, Telefonate dort, dazwischen Konferenzen, Papierkram & Co. Wie Mit­ arbeiter und Unternehmen den Alltag gestalten, damit Multitasking nützlich bleibt.

Nachrichten Ausgezeichneter Schulhof der Zukunft / Ergotherapeut werden an neuer SRH Fachschule / Selbstorientiertes Lernen an neuer Oberschule

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Fotos: Roger Hagmann, Delf Zeh; Illustration: Chiara Lanzieri

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GESUNDHEIT Einfach – lecker TV-Köchin Sarah Wiener und die SRH zeigen in einer neuen Gesundheitsaktion, wie mit regionalen und saisonalen Bio-Zutaten gesunde Ernährung gelingt.

Blaues Wunder im OP Blaulicht blinkt nicht nur oben auf dem Rettungswagen. Mit ihm lassen sich auch Knochenbrüche heilen.

Nachrichten Suhler Babystation im TV / Dreifache Gefäßkompetenz in Gera / Spatenstich für ein neues Bettenhaus

Leben im Takt

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Menschen, die auf ein Spenderherz warten, benötigen eine intensive Betreuung. Das SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg ist darauf spezialisiert.

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Nur nie aufgeben Monika Kienle will eigentlich bei einem Autounfall helfen. Stattdessen landet die junge Mutter selbst mit lebensgefährlichen Verletzungen im Krankenhaus – und muss sich mühsam zurück ins Leben kämpfen. Text  Frank Hidien  Fotos  Patrick Schmidt

An den 25. Mai 1995 wird sich Monika Kienle ihr Leben lang erinnern. Obwohl: Das gravierende Ereignis des Tages ist aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Die damals 25-Jährige fuhr mit Freunden nach einem Polterabend nach Hause. Da sah sie es: ein anderes Fahrzeug, das gegen einen Baum geprallt war. Sie hielt an, ihre Freunde eilten gleich zum Unfall – und an mehr erinnert sie sich bis heute nicht mehr. „Wahrscheinlich bin ich zum Kofferraum gelaufen, um ein Warndreieck zu holen. In dem Moment fuhr nach den Erzählungen meiner Freunde ein fremdes Fahrzeug in das Unfallauto und wurde auf mein eigenes Auto geschleudert. Ich wurde durch den starken Aufprall meterweit durch die Luft geworfen.“ Monika Kienle erlitt einen Beckenbruch, ihr linker Oberarm war zertrümmert, das linke Knie gebrochen. Die Verletzungen am Kopf waren besonders schwer: Schädelhirntrauma, ein Blutgerinnsel im Gehirn, der Sehnerv am linken Auge war durchtrennt. Ihr Hausarzt kam

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perspektiven 04/2015

Koma-Patientin

sofort zum Unfallort. „Er soll mich aufgrund der schweren Verletzungen nicht erkannt haben.“ Im Krankenhaus Heidenheim versetzte man die junge Frau in ein künstliches  Koma, mehrere Opera­ tionen folgten. Auch an diese Zeit hat Monika Kienle keine Erinnerungen. „Ich hatte nur eine Art Traum, dass meine Verwandten mich besuchten und ich nach ihrer Verabschiedung ans Fenster ging, um ihnen noch zu winken. Aber das wäre natürlich unmöglich gewesen.“ Nach zwei Wochen beendeten die Ärzte das künstliche Koma. „Aus den Erzählungen meiner Mutter weiß ich, dass ich kaum sprechen konnte, da ich durch den Mund intubiert worden war.“ Ihre Stimmbänder sind bis heute beeinträchtigt.

ohne zu zögern wieder Ersthilfe bei einem Unfall leisten. Jener 25. Mai ist für sie eine Art zweiter Geburtstag. So wie damals gibt ihr auch heute ihre Familie viel Kraft. Tochter Franziska ist zwölf, ihr Sohn Michael inzwischen 22 Jahre alt. Er arbeitet als Schornsteinfeger. „Und weil er noch zu Hause lebt, habe ich sowieso immer das Glück im Haus.“ 

Ein künstliches  Koma wird mittels Schmerz- und Schlafmitteln herbeigeführt. Der Patient wird damit gegen stressbehaftete Reize von außen abgeschirmt, um die Erholung des Körpers zu unterstützen. Bei einem Wachkoma kommt es aufgrund schwerer Hirnschädigungen zu einem Zustand, in dem der Patient zwar Wachheit zeigt (offene Augen), jedoch kein Bewusstsein nachzuweisen ist. Patienten mit einem Locked-inSyndrom haben ein ungestörtes Bewusstsein, sind jedoch aufgrund einer fast kompletten Lähmung der Muskulatur bewegungsunfähig. Eine Kommunikation ist über Augenbewegungen möglich.

Energisch durchgebissen Bereits nach acht Wochen konnte die junge Mutter von Heidenheim in das SRH Fachkrankenhaus Neresheim verlegt werden. „Hier konnte ich in der Nähe meines Sohnes sein, um den sich damals meine Mutter kümmerte.“ In der auf schwerste Schädelhirntraumata spezialisierten Einrichtung wurde Monika Kienle noch einmal klar, dass sie noch Glück im Unglück hatte: „Ich hätte auf beiden Augen blind sein können, immer noch im Koma liegen oder schwere Schädigungen davontragen können.“ Der Austausch mit den vielen Schwerstverletzten hat ihr Kraft gegeben – neben ihrem Glauben und der Fürsorge ihrer Familie. Nach acht Wochen kam Monika Kienle zur Reha ins SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach bei Karls­ ruhe. Sechs Monate mühsames Training folgten. „Vor Schmerzen habe ich geschwitzt und geweint, aber es half.“ Den Rollstuhl konnte sie irgendwann gegen Krücken eintauschen, und nach und nach gelang der Weg zurück ins normale Leben. Bereits ein gutes Jahr nach dem verheerenden Autounfall startete Monika Kienle ihre Umschulung bei der AOK zur Bürokauffrau – in ihrem alten Beruf als Drogistin konnte sie aufgrund der Schwerbehinderung nicht mehr arbeiten.

Menschen

„Vor Schmerzen habe ich geschwitzt und geweint, aber es half.“ Monika Kienle, Patientin am SRH Fachkrankenhaus Neresheim

Das SRH Fachkrankenhaus Neresheim Seit 1995 in Trägerschaft der SRH, ist das SRH Fachkrankenhaus Neresheim (zwischen Aalen und Nördlingen in Baden-Württemberg) mit 50 Betten, 16 Intensivbehand-

Von vorne angefangen

lungsplätzen und einem eigenen OP auf die Behandlung von schwersten Schädel-

„Mit 27 Jahren musste ich zusammen mit jungen Leuten wieder die Schulbank drücken“, erinnert sich Monika Kienle. Sie paukte Mathematik, lernte Stenografie und kämpfte mit ihren Konzentrationsproblemen und ihrem schwachen Kurzzeitgedächtnis als Folgen des Unfalls. Aber sie bestand die Prüfung früher als ihre Mitschüler, ein Jahr wurde ihr erlassen, weil sie ja bereits eine Ausbildung hatte. Trotz des Unfalls, der Spätfolgen und der langen Reha ist Monika Kienle eine lebensbejahende, fröhliche Frau. Sie ist mit sich selbst im Reinen und würde heute

hirntraumata sowie Hirnschädigungen spezialisiert. Das bedeutet, dass – anders als in vielen anderen Kliniken – schon während der Intensivphase, sogar oft bei noch beatmeten Patienten die Rehabilitation losgehen kann. Je früher das passiert, desto besser für den Heilungserfolg. Zur Mobilisierung der Betroffenen setzt die neurologisch-neurochirurgische Klinik modernste Therapiemethoden ein. Als eine von wenigen Einrichtungen in Deutschland bietet das Fachkrankenhaus, das in diesem Jahr 20-jähriges Jubiläum feierte, auch computerassistierte Therapiesysteme.   www.fachkrankenhaus-neresheim.de

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Menschen

Flüchtlingsarzt

„Manni“ hilft

 Dr. Manhal Al-Ani behandelt den Sohn eines irakischen Chris­ ten auf der Pädiatrie-Station im SRH Zentralklinikum Suhl.

Manhal Al-Ani arbeitet am SRH Zentralklinikum Suhl als Assistenzarzt und kümmert sich in seiner Freizeit um Flüchtlinge – Menschen, die aus dem Land seiner Eltern kommen.

 Al-Ani untersucht die Kinder einer sechsköpfigen syrischen Familie, welche seit mehreren Monaten in einem Zimmer im Flüchtlingsheim wohnt.

Text  Kirstin von Elm  Fotos  Roger Hagmann

„Wer bist du eigentlich?“ – über diese Frage eines syri­ schen Flüchtlings hat Manhal Al-Ani vor Kurzem zum ers­ ten Mal nachdenken müssen. Der 29-jährige deutsche Arzt mit dem arabischen Namen arbeitet am  SRH Zentralklinikum Suhl. In seiner Freizeit dolmetscht er für die vielen Arabisch sprechenden Menschen, die in den letzten Monaten in der thüringischen Stadt angekommen sind und oft medizinisch versorgt werden müssen. „Die Leute wundern sich immer, wenn ich sie auf Arabisch anspre­ che“, sagt Al-Ani, dessen Eltern aus Syrien stammen. Er selbst ist in Deutschland geboren und aufge­ wachsen. Und deshalb liegt die Antwort auf die Frage nach seiner Identität für ihn auch eigentlich auf der Hand: „Ich bin ein deutscher Moslem. Außer wunderschönen Sommerferien in der Kindheit hat mir Syrien nichts gege­ ben.“ Seine Schulzeit hat Al-Ani in Arnsberg im Sauerland

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verbracht. Dort betreiben seine Eltern seit vielen Jahren eine Arztpraxis. Studiert hat er – wie sein Vater und seine beiden älteren Brüder – in der Slowakei, nicht zuletzt ein Zugeständnis an den hohen Numerus clausus, der Abitu­ rienten den Zugang zum Medizinstudium hierzulande oft erschwert. Eigentlich schade, findet der angehende HalsNasen-Ohren-Arzt, der am Zentralklinikum auf seinen Facharzttitel hinarbeitet. „Mit 18 Jahren hat man schließ­ lich nicht immer nur seine Noten im Kopf, und ein guter Arzt braucht auch noch andere Fähigkeiten.“ Schon als junger Mann habe er zum Beispiel gerne handwerklich gearbeitet und an Fahrrädern oder Mofas geschraubt. Während seines Medizinstudiums – „übrigens kei­ nen Deut leichter als in Deutschland“ – hat Al-Ani zwar ganz bewusst auch praktische Erfahrungen auf anderen medizinischen Fachgebieten wie Chirurgie und Kinder­

Das  SRH Zentralklinikum Suhl ist mit 603 Betten, 21 Fachdisziplinen und sechs zerti­ fizierten Zentren das größte Krankenhaus Südthüringens. Pro Jahr werden rund 30.000 Patienten stationär und etwa 45.000 ambulant behandelt. Die Klinik ist Akutkrankenhaus und akademisches Lehrkranken­ haus des Uniklinikums Jena. www.zentralklinikum-suhl.de

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heilkunde gesammelt. Doch Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde ist für ihn einfach das perfekte Betätigungsfeld. Einerseits kann er seine Patienten hier auch konservativ, also nichtope­ rativ behandeln. „Aber trotzdem hat man auch anspruchs­ volle OPs und kann mit seinen Händen arbeiten“, sagt er. Für Suhl hat sich der junge Assistenzarzt 2014 ganz be­ wusst entschieden, weil er hier bei einem sehr breiten Spektrum an Operationen assistieren kann und, anders als in anderen Kliniken, wöchentlich im OP-Saal steht. Er freut sich über den Teamgeist und den freundschaftli­ chen Umgang untereinander. „Die meisten Kollegen nen­ nen mich einfach Manni“, erzählt er lachend.

Verständnis für Spannungen Auch wenn Suhl mit seinen rund 36.000 Einwohnern im August wegen einer gewaltsamen Auseinandersetzung unter Asylbewerbern in die Schlagzeilen geriet, kann AlAni die angeblich gerade in Ostdeutschland voranschrei­ tende Ausländerfeindlichkeit nicht bestätigen. Im Gegen­ teil: „Ich bin sehr stolz darauf, Deutscher zu sein, wenn ich sehe, wie hilfsbereit die Menschen hier sind“, sagt er. Allerdings findet er es wichtig, die vielen Flücht­ linge möglichst rasch zu integrieren: „Diese Menschen sind jetzt hier, und viele werden auch bleiben“, sagt er. Davon könne sein Heimatland Deutschland profitieren, voraus­gesetzt Zuwanderung und Eingliederung werden gut organisiert. Hier sieht er durchaus noch Defizite, die schlimmstenfalls – wie im Sommer – in Aggression und Gewalt enden können. So leben im Erstaufnahmelager in Suhl derzeit 1.800 Menschen aus verschiedensten Na­ tionen und mit unterschiedlichen Religionen auf engem Raum zusammen. Fast alle haben Schlimmes erlebt und sorgen sich um ihre Zukunft oder um zurückgelassene An­ gehörige. „Das ist so, als ob Sie 1.800 Fans von verschie­ denen Fußballclubs in ein Haus stecken, wo sie den gan­ zen Tag lang nichts zu tun haben und nicht wissen, wie es morgen für sie weitergeht“, verdeutlicht Al-Ani, „jeder würde in so einer Situation reizbar werden.“

einrichtung würde er sich zusätzliche Dol­ metscher dringend wünschen. Denn auf­ grund von Verständi­ gungsproblemen schi­ cken die Einsatzkräfte dort immer wieder Menschen als Notfälle ins Krankenhaus, die eigentlich nur eine Schmerz­tablet­te oder etwas Ruhe bräuchten. Nicht zuletzt durch die gemeinsame Sprache kommt „Man­ ni“ Al-Ani den Flücht­ lingen sehr nah. Viele seien schüchtern und verängstigt, oftmals so­ gar traumatisiert, weiß er aus vielen Gesprä­ chen. Aber sie tauen schnell auf, zeigen Freude und Dankbarkeit, wenn man ihnen Verständnis entgegenbringt: „Ich bin überzeugt, dass sie sich gut in unsere Gesellschaft integrieren werden­, wenn man ihnen offen begegnet“, sagt er. Im Kleinen lie­ ße sich das schließlich schon heute im Krankenhaus beob­ achten, wo Ärzte verschiedener Nationen und Reli­gionen tagsüber Patienten versorgen und abends als Freunde zusammen ausgehen. Ein syrischer Arzt, der Anfang des Jahres als Flüchtling in Suhl ankam, wird bald im Zentral­ klinikum anfangen, sobald er seine Berufserlaubnis erhal­ ten hat. Der Vertrag ist bereits geschlossen. Manhal AlAni freut sich auf die Verstärkung. 

Der Mediziner spielt im Flüchtlingsheim mit einem syrischen Jungen.

Von hier kommen die meisten Asylbewerber Rund jeder zweite Asylbewerber spricht Arabisch

Gemeinsame Sprache schafft Nähe Nicht zuletzt Verständigungsprobleme sorgen auf allen Seiten für Frust und Stress. In seiner Freizeit betätigt sich der junge Arzt, der fließend Arabisch spricht, deshalb im Krankenhaus und im Flüchtlingsheim als Dolmetscher. Ne­ ben den Flüchtlingen aus Syrien sprechen auch Menschen aus dem Irak und einigen afrikanischen Ländern Arabisch. Auch wenn ihm der ehrenamtliche Einsatz viel Freude macht, stößt Al-Ani zeitlich regelmäßig an seine Grenzen: „Wir sind hier im Krankenhaus nur drei Arabisch sprechende Kollegen. Wenn die anderen im Urlaub oder verhindert sind, dann glüht mein Piepser“, sagt er. Vor al­ lem in der Medizinstation des voll belegten Erstaufnahme­

Sonstige

Syrien

24,9 %

41 %

Serbien 5 % Irak 6,1 % Afghanistan 7 %

Albanien 16 %

Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, 9/2015

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Gründer aus Leidenschaft Schon als Siebenjähriger weiß Artur Steffen, dass er später sein eigener Chef werden will. Mit 28 hat der Berliner SRH Absolvent bereits sein zweites Unternehmen gegründet.

Artur Steffen vor einem Werbeplakat für sein neues Unternehmen: MedLango bietet Dolmetscherdienste für ausländische Patienten in Deutschland an.

Text  Liane Borghardt  Foto  Espen Eichhöfer

Bananen, zuerst fallen ihm Bananen ein, wenn er an sei­ ne Anfangszeit in Deutschland zurückdenkt, sagt Artur Steffen und lacht sein kurzes, tiefes Lachen. Sieben Jahre ist er alt, als er 1995 mit seinen Eltern aus der heutigen kasachischen Hauptstadt Astana nach Berlin zieht. Bana­ nen hat er bis dahin noch nie gegessen, und er kann nicht genug davon bekommen. Die Hälfte der Großfami­ lie lebt schon in Berlin, Aussiedler aus Kasachstan und der Ukraine, „mit Migrationswurzeln, aber deutscher Identi­ tät“, erklärt Steffen. Trotzdem ist dem Jungen Artur erst

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einmal alles fremd. Früchte, Süßigkeiten – für seine Klassenkame­raden ist es normal, dass alles immer ver­ fügbar ist. „Ich kam aus einer ganz anderen Kultur“, erinnert sich der 28-Jährige. Aus einer, in der schon von Grundschul­kindern Disziplin verlangt wird. „Du musst ler­ nen, damit später etwas aus dir wird“, mahnten die Er­ wachsenen ihre Kinder in Kasachstan und meinten damit vor allem materiellen Wohlstand. „In Deutschland heißt ,etwas aus sich machenʹ auch glücklich zu werden“, sagt er. Der Wunsch der eigenen Eltern war für ihn normal,

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Unternehmertum

„Es ist toll, in einer Firma zu arbeiten, die man selbst geschaffen hat.“ Artur Steffen, Gründer und Geschäftsführer von MedLango

der der Deutschen gefiel ihm. Heute hat Artur Steffen bereits seine zweite Firma gegründet, die Liste seiner be­ ruflichen Stationen ist lang. Um diese Leidenschaft zu verstehen, muss man tatsächlich zwei Jahrzehnte zurück­ blenden, zu den prägenden Eindrücken seiner Kindheit.

Früh auf eigenen Füßen Fleißig, selbstständig sein, das lernt Artur Steffen schon als Kind. Die Eltern arbeiten viel, die Mutter als Allgemein­ medizinerin an der Berliner Charité, der Vater in der eige­ nen urologischen Praxis. Nach der Schule ist der Sohn allein zu Hause und macht sauber. Von den abend­lichen Tischgesprächen behält er vor allem eines zurück: Wäh­ rend die Mutter etwa über die Arbeitsbelastung im Kran­ kenhaus klagt, entscheidet der Vater selbst über die Öff­ nungszeiten. „Mir schien es einfacher, sein eigener Chef zu sein“, erinnert sich Steffen. Mit 14 Jahren putzt er fürs Taschengeld die väterli­ che Arztpraxis. Später fotografiert er Touristen am Berliner Fernsehturm, fährt Pizza aus und wirbt für die „Berliner Zeitung“. 500 Passanten am Tag ansprechen, „die Akqui­ se von null auf hundert“, das macht ihm Spaß. „Man hat eine Strategie und weiß nicht, ob sie aufgeht.“ Er mag die Herausforderung und spricht von einer „Challenge“. Der junge Mann wählt seine Worte mit Bedacht. Entfernte osteuropäische Färbung, hier und da ein Angli­ zismus. Die Eltern schicken ihren Sohn ab der neunten Klasse auf eine englische Privatschule, die Berlin British School. Hier glauben sie ihn besser aufs Berufsleben vor­ bereitet. Das Abitur macht Steffen zusammen mit Kindern von Anwälten, Diplomaten und Top-Managern. Sein Geld gibt er für Markenkleider aus, er will zur „Elite“ gehören, reich werden. Sein schneller Blick für Chancen legt eine Karriere im Investmentbanking nahe. Ein Wirtschaftsstudi­ um in London sowie Praktika bei großen Bankhäusern fol­ gen. Und plötzlich beginnt Artur Steffen zu zweifeln. Die Bestverdiener um ihn herum erscheinen ihm „gar nicht so glücklich“. Auch der Job erfüllt ihn nicht. „Banker ist ein anderes Wort für Verkäufer“, sagt er. Statt Menschen et­ was zu verkaufen, will er sie lieber beraten.

Menschen

Mutig in Marktlücken

 Retas Medical Assistance

Nach dem Studium bewirbt er sich in Russland als Broker für Getreide. Doch eine Hitzewelle legt den Handel lahm. In seiner Ratlosigkeit besinnt Steffen sich auf ein echtes Interesse, den Medizintourismus. Um sein Studium zu fi­ nanzieren, hat er wohlhabende Russen als Übersetzer zu Fachärzten begleitet. Für russische Privatpatienten ist Deutschland Ziel Nummer eins. Steffen ergreift die Chan­ ce: Er zieht den Vermittlungsdienst  Retas für russische Patienten in deutsche Krankenhäuser hoch, baut in nur sechs Monaten ein Callcenter auf. Beseelt vom ersten Er­ folg weiß er wieder, was er eigentlich will: ein eigenes Unternehmen professionell planen, aufbauen und führen. Genau das lernt er, zurück in Deutschland, im Stu­ diengang Entrepreneurship an der SRH Hochschule Ber­ lin, seinem „Befreiungsschlag“, wie Steffen die Zeit an der Hochschule nennt. Seine zweite Geschäftsidee führt die erste fort: ein Dolmetscherservice für ausländische Patienten. Für Steffen auch ein persönliches Anliegen: In einer Sprache nicht hundertprozentig zu Hause zu sein, kennt er aus eigener Erfahrung. Patienten aus einer ande­ ren Kultur sind nervös, die Ärzte unter Zeitdruck – eine unselige Mischung. Mit seiner Masterarbeit, in der er sei­ ne Geschäftsidee ausarbeitet, wird Steffen zum „Experten für das eigene Thema“, seit August ist die Online-Platt­ form  MedLango freigeschaltet. Mittlerweile arbeitet Steffen mit rund 800 Dol­ metschern in 40 deutschen Städten zusammen, beschäf­ tigt sieben Mitarbeiter. Ein Einzelkämpfer ist der Jungun­ ternehmer nicht. „Viele Träume lassen sich nur mit einem Team verwirklichen“, sagt er. Zwei Räume seiner Dreizim­merwohnung in Berlin-Charlottenburg hat er zum Büro umfunktioniert, für den Rückzug ins Private bleiben ihm zehn Quadratmeter. Die Einschränkung fällt ihm nicht schwer. „Glück“, sagt er, „bedeutet für mich, von meiner Selbstverwirklichung leben zu können.“ Bingo. 

organisiert für russische Patien­ ten die Behandlung in deut­ schen Krankenhäusern. Mit seiner ersten Firma finanzierte Gründer Artur Steffen sein Mas­ ter-Studium Entrepreneurship an der SRH Hochschule Berlin. www.retas.ru Beim Hamburger Gründerwett­ bewerb Startups@Reeperbahn mit mehr als 100 Bewerbern schaffte es Artur Steffen jüngst mit  MedLango, ­seiner Dol­ metscher-Vermittlung für aus­ ländische Patienten, unter die ersten fünf Platzierten. www.medlango.com

Für Unternehmenslustige Die SRH Hochschule Berlin ermöglicht Studenten mit dem viersemestrigen Masterprogramm Entre­ preneur­ship, eine Geschäftsidee praktisch umzusetzen. Experten begleiten sie dabei. Außerdem vermitteln sie Kontakte zu Kapitalgebern oder helfen, Fördergelder zu beantragen. Dank kleiner Studiengruppen können individuelle Fragen im Gründungsprozess diskutiert werden. Ebenso tauschen Absolventen sich über das Ehemaligen-Netzwerk der Hochschule mit anderen Gründern sowie Dozenten aus. Das Studium beginnt zum Wintersemester, Unterrichtssprache ist Englisch. Studium   Entrepreneurship   www.srh-hochschule-berlin.de  

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Bildung

Zivilcourage

Beistehen statt dabeistehen Ein Verletzter liegt nachts an einer einsamen Landstraße, Betrunkene belästigen eine Frau – in solchen Situationen einzugreifen, erfordert Zivilcourage. Die lässt sich lernen. Text  Kirstin von Elm

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hilfsbedürftige Mädchen. Doch selbst auf dem Dorf, wo die Menschen sich besser kennen, boten rund 70 Prozent der Passanten keinerlei Unterstützung an. Bundesweit sorgt der Bystander-Effekt regelmäßig für traurige Schlagzeilen, wenn mal wieder das Opfer eines Angriffs oder Unfalls einfach sich selbst überlassen wurde.

Wegschauen ist nur allzu menschlich Wer nicht an dieser Barriere im Kopf scheitern will – sei es, um als potenzieller Helfer im richtigen Moment aktiv zu werden oder um als Opfer im Ernstfall erfolgreich Hilfe einzufordern –, der müsse zunächst die psychologischen Zusammenhänge verstehen, erklärt Professor Musolesi. Denn der Bystander-Effekt speist sich weniger aus Bosheit oder Gleichgültigkeit als vielmehr aus drei sozialpsychologischen Komponenten. Da wäre zunächst die Verantwortungsdiffusion: „In Gruppensituationen sinkt das Verant-

Foto: pixelaway – Fotolia

Ein Mädchen sitzt weinend am Straßenrand, am Knie eine blutige Schürfwunde. Sie ist ganz allein – und das bleibt sie auch: Die meisten Passanten, darunter sogar Mütter mit Kindern, laufen einfach vorbei, ignorieren sie. Es klingt hart, doch Prof. Dr. Frank Musolesi, Dekan der Fakultät für Angewandte Psychologie an der SRH Hochschule Heidelberg, wundert die mangelnde Anteilnahme kaum. Seit Jahren untersucht der Professor die verschiedenen Facetten prosozialen Verhaltens. Zum Glück war das Kind nur der Lockvogel in einem Feldversuch, den seine Studenten 2014 durchgeführt haben, die Wunde war nicht echt. Das Experiment belegt einmal mehr: Je anonymer das Umfeld, desto ausgeprägter der sogenannte Bystander-Effekt. So bezeichnen Psychologen das Phänomen des tatenlosen Vorbeigehens oder Dabeistehens in einer offensichtlichen Notsituation. Ähnlich wie bei anderen Versuchen ignorierten mehr als 90 Prozent der Städter das

perspektiven 04/2015

Zivilcourage

Die   SRH Fachschule für Sozialwesen ist eine der 23 Fachschulen der SRH. Seit mehr als 30 Jahren werden hier Jugend- und Heimerzieher ausgebildet. Im Rahmen eines Theaterprojekts drehten Fachschüler ein Video zum Thema Zivilcourage, das der SWR 2014 zeigte (www.swrfernsehen.de, „Spur des Verbrechens Teil 1“ in die Suchfunktion, ab Minute 21) www.fachschulen-soziales.de

wortungsgefühl drastisch, da jeder die Verantwortung bei den anderen sieht“, erklärt der Heidelberger Psychologe. Ein weiteres Hemmnis sei die weitverbreitete Angst, etwas falsch zu machen und sich zu blamieren. Gleichzeitig wirke die Untätigkeit der anderen selbstverstärkend, nach dem Motto: Wenn niemand eingreift, ist die Situation wohl harmlos – in der Psychologie auch als pluralistische Ignoranz bezeichnet. Wer versteht, was im Kopf abläuft, wird bei einer Notsituation bereitwilliger helfen. Und auch als Opfer lässt sich mit diesem Wissen besser Hilfe einfordern. Der wichtigste Tipp: Umstehende gezielt ansprechen. „Zeigen Sie mit dem Finger auf die Person, die Sie meinen, und formulieren Sie Ihren Hilferuf möglichst konkret“, rät Frank Musolesi. „Zum Beispiel: ‚Sie da, mit der blauen Jacke, ich werde bedroht, rufen Sie schnell die Polizei.‘ So kann sich keiner hinter den anderen verstecken oder den Ernst der Lage ignorieren.“ Theoretisch ist jeder Bürger sogar zur Hilfe verpflichtet. Wer bei Unglücksfällen oder bei „gemeiner Gefahr oder Not“ nichts unternimmt, obwohl das erforderlich und zumutbar wäre, muss laut § 232c Strafgesetzbuch sogar mit bis zu einem Jahr Gefängnis rechnen.

Verbündete suchen Wie man sinnvoll Hilfe leistet, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, vermitteln zum Beispiel Zivilcourage-Trainings, wie sie in vielen Städten regelmäßig stattfinden. In Heidelberg bietet etwa der Verein Kommunale Kriminalpräven­ tion Rhein-Neckar unter der Regie einer Theaterpäda­ gogin und zweier Präventionsexperten von der Polizei Heidelberg solche Trainings an. Auch Firmen oder Institutionen können Kurse für Mitarbeiter buchen. Schüler des SRH Berufsbildungswerks Neckargemünd haben bereits mehrfach an so einem Zivilcourage-Kurs teilgenommen.

Bildung

Wie ein Training aussehen kann, zeigt ein Video, das Schüler der   SRH Fachschule für Sozialwesen in Heidelberg zusammen mit der Landesschau des Südwestrundfunks gedreht haben. In der Ausbildung der angehenden Jugend- und Heimerzieher an der Fachschule spielen Zivilcourage und Konfliktverhalten eine wichtige Rolle. Der Film zeigt, wie die Kursteilnehmer in der Gruppe verschiedene Situationen durchspielen, die sich täglich und überall ereignen können: Zwei Männer belästigen eine Frau, auf dem Bahnsteig prügeln sich Jugendliche, ein Zeuge versucht, Hilfe zu rufen. Oberste Regel: Nicht den Helden spielen, sondern sich möglichst Verbündete suchen. „Sagen Sie ganz klar, worum es geht, damit sich Ihre Mitstreiter auf die Situa­ tion einstellen können“, rät Kursleiter Reiner Greulich von der Polizei den Teilnehmern. So lassen sich Aufgaben beispielsweise sinnvoll verteilen: Der kräftige junge Mann hier kommt am besten gleich mit, und die Dame in der roten Jacke ruft die Polizei. Gerade in einer aufgeheizten, gewaltbereiten Situa­tion ist es zudem wichtig, die Täter nicht weiter zu provozieren, sondern sich dem Opfer zuzuwenden und ihm zu signalisieren: Ich helfe dir. Auf keinen Fall sollte man auf den aggressiven Tonfall der Täter eingehen: „Bleiben Sie unbedingt beim Sie, das schafft Distanz“, rät Kriminalhauptkommissar Greulich. So lässt sich bei anderen potenziellen Helfern zugleich der kontraproduktive Eindruck vermeiden, persönlich in die Situation verwickelt und deshalb allein für Hilfe verantwortlich zu sein. Wer ein Zivilcourage-Training besuche, sei anschließend zwar nicht automatisch gerüstet für jeden Fall, so Reiner Greulich. Doch kritische Situationen in einem ­sicheren Umfeld durchzuspielen, kann der erste Schritt zu mehr Zivilcourage im Ernstfall sein. 

Eingreifen ist nicht selbstverständlich Helfer gefragt, keine Helden Schon Kleinigkeiten können ausreichen, um eine Straftat zu verhindern und

Umfrage unter 1.800 Bundesbürgern über 16 Jahre: „Wie würden Sie bei einem gewaltsamen Übergriff reagieren, etwa wenn ein Mann im Bus verprügelt wird?“

­potenzielle Opfer zu schützen. Niemand muss den Helden spielen, aber einfach wegsehen ist keine Lösung. Deshalb empfiehlt die Polizei:   Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen.   Ich fordere andere aktiv und direkt zur Mithilfe auf.   Ich beobachte genau und präge mir Täter-Merkmale ein.   Ich organisiere Hilfe unter Notruf 110.   Ich kümmere mich um Opfer.   Ich stelle mich als Zeuge zur Verfügung.

42 % „Kommt drauf an.“

15 %

„Ich würde eher nicht eingreifen.“

38 %

„Ich würde eher eingreifen.“

5 % „Ich weiß nicht.“

Mehr unter: www.polizei-beratung.de ( Themen und Tipps  Zivilcourage) Quelle: Roland Rechtsreport 2011

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So klappt Multitasking besser   Routinen helfen: Nur Aufgaben zeitgleich machen, die sich stark vereinfachen lassen, etwa beim Telefonieren nur offensichtliche SpamMails löschen.   Gut planen: Aufgaben, die in zwei Minuten erledigt sind, sofort in An-

griff nehmen, andere notieren und sich später vornehmen.   Tätigkeiten bündeln: Mails beispielsweise konzentriert am Stück bearbeiten. Für andere Aufgaben dann Outlook schließen und Anrufbeantworter anschalten.

den Urlaub. Statt drei Wochen am   Für Abwechslung sorgen: HerStück genügt schon eine Woche, ausfordernde Aufgaben mit ein­ um aufzutanken. fachen Jobs wie Kopieren oder ­Abheften abwechseln. Das steigert   Arbeit im Büro lassen: E-Mails und Anrufe stören das Privatleben, die Leistungsfähigkeit. das man zur Erholung benötigt.   Viele kurze Pausen einschieben: Das gilt für Arbeitstage wie auch für

Multitasking im Job

Bildung

Alles auf einmal E-Mails hier, Telefonate dort, dazwischen Konferenzen, Papierkram, Fristen. Wie Mitarbeiter und Unternehmen den Berufsalltag gestalten können, damit Multitasking nützlich bleibt. Text  Susann Lorenz 

Illustrationen  Chiara Lanzieri

Der Feierabend rückt näher, der Tag war ausgefüllt mit verschiedensten Aktivitäten, aber so richtig vorangekommen ist man nicht, das wichtigste Projekt liegt immer noch brach. Dieses unbefriedigende Gefühl dürften die meisten Menschen kennen. In der Fülle von Aufgaben geht manchmal der Blick für das Wesentliche verloren. Im „Stressreport Deutschland 2012“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin geben 58 Prozent der Befragten an, dass ihre Tätigkeit oft die gleichzeitige Betreuung verschiedenartiger Aufgaben verlangt. Damit steht  Multitasking auf Platz eins der Arbeitsanforderungen. Die meisten Arbeitnehmer schaffen es irgendwie, mit vielen simultanen Anforderungen zurechtzukommen. Ohne die richtigen Rahmenbedingungen und Strategien für Multitasking und Selbstorganisation drohen jedoch Leistungsabfall und Stress. „Die menschliche Informa­ tionsverarbeitung hat ihre Grenzen. Gleichzeitig mehrere anspruchsvolle Aufgaben mit dem besten Ergebnis zu erledigen, funktioniert eigentlich nicht“, sagt Prof. Dr. An­ dreas Zimber, der an der SRH Hochschule Heidelberg lehrt und forscht.  Aktuelle Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Anforderungen moderner (Büro-)Arbeit und Strategien zur erfolgreichen Bewältigung. Studien mit Berufstätigen und Studenten zeigen: Die am häufigsten beschriebenen Konsequenzen von Multitasking sind Veränderungen in der Arbeitsleistung und der erlebten Beanspruchung. Je komplexer und schwieriger eine Aufgabe ist und je länger sie dauert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Leistung und Produktivität leiden. Es passieren häufiger Fehler, und die Ergebnisqualität sinkt. Bei mittelschweren Multi­taskinganforderungen dagegen nehmen Beschäftigte ihre Leistungen eher positiv wahr. Parallele Aufgaben verlangen zusätzliche kognitive Kapazitäten, vor allem im Arbeitsgedächtnis. Menschen kompensieren, indem sie sich stärker anstrengen und

20 Minuten sind nötig, um nach einer Ablenkung wieder die volle Konzentration für die ursprüngliche Tätigkeit aufzubringen.

über sich hinauswachsen. Kurzfristig wirkt Multitasking aktivierend und kann sogar positive Emotionen hervor­ rufen. „Stress entsteht nur, wenn Mitarbeiter keinen Handlungsspielraum haben, also nicht aktiv Einfluss auf die Bearbeitung nehmen können, oder wenn die Ressourcen nicht ausreichen“, sagt Professor Zimber. Zu den langfristigen Folgen von Multitasking seien dagegen noch viele Forschungsfragen offen. Die bishe­ rigen Ergebnisse zeigen aber, dass die Gesundheit leidet, wenn hohe Anforderungen über längere Zeit bestehen bleiben und Erholung ausbleibt.

Mehrere komplexe Aufgaben in einem bestimmten Zeitraum ­parallel erledigen, so definieren Wissenschaftler  Multi­ tasking. Das geht über das ­verbreitete Verständnis hinaus, zwei Dinge gleichzeitig zu tun, wie zum Beispiel Auto zu fahren und dabei ein Gespräch zu führen. Aus dem Arbeitsalltag ist Multitasking nicht wegzudenken, obwohl das Gehirn dies nur eingeschränkt leisten kann.

Freiräume machen leistungsfähig Damit es so weit nicht kommt, müssen Unternehmen und Mitarbeiter am selben Strang ziehen. Zunächst sind Arbeitgeber gefragt, die passenden Rahmenbedingungen für Multitaskingsituationen zu schaffen. Am wichtigsten ist es, dass Führungskräfte regelmäßig mit den Beschäftigten kommunizieren. „Mitarbeitergespräche sind dafür da, Ziele und Anforderungen genau festzulegen und auf die Kompetenzen von Mitarbeitern abzustimmen. Dabei wird häufig vergessen, den erforderlichen Zeitaufwand zu definieren“, betont Jörg Hasenclever, L­ eiter der Crestcom Führungsschulen Deutschland, die bundesweit Businessund Managementtrainings für F­ ührungskräfte anbieten. Das sei allerdings unverzichtbar, ­da­­mit Beschäftigte ihre Aufgaben eigenverantwortlich planen und priorisieren

Die Ergebnisse der neuesten Forschung sind im Ratgeber  „Multitasking. Komplexe Anforderungen im Arbeits­ alltag verstehen, bewerten und bewältigen“ zusammengefasst. (Andreas Zimber, Thomas Rigotti, Verlag Hogrefe, Reihe Managementpsychologie, Band 1, 2015, 163 Seiten, 29,95 Euro)

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Bildung

Multitasking im Job

können. Dazu gehört auch die Frei­heit, Arbeitszeit flexibel einzuteilen. Nicht überall möglich, aber unerlässlich für die Konzentration sind Einzel­büros. Zumindest sollte die Möglichkeit gegeben werden, einen persönlichen Arbeitsbereich abzugrenzen oder sich zurückzuziehen. Ist die optimale Struktur gegeben, liegt es am ­Mitarbeiter, eine individuelle Strategie für Multitasking zu entwickeln. Der erste Schritt zur Besserung ist die Beobachtung der eigenen Arbeitsweise. „Das läuft in der Regel darauf hinaus, dass Zeitdiebe identifiziert werden“, sagt Andreas Zimber. Wer die eigenen Schwächen kennt, kann sie gezielt angehen und das Verhalten langfristig ändern. Ganz oben auf der Maßnahmenliste für Selbstorganisation steht: Prioritäten setzen. Aufgaben müssen nach Notwendigkeit und Dringlichkeit sortiert und gegebenenfalls delegiert werden. „Viele Menschen verwechseln interessante und angenehme Dinge mit notwendigen und wichtigen“, weiß Hasenclever. Im Training rät er Führungskräften sogar, das Wichtigste zuerst zu tun und alles andere gar nicht. Das wäre der Idealfall. Aber auch schon eine stärkere Konzentration auf Prioritäten bringt enorme Fortschritte.

Erholung muss sein Sind die Aufgaben klar, geht es darum, die verfügbare Zeit ergebnisorientiert einzuteilen. Wie viel Zeit wird wann und wofür investiert? Was kann delegiert werden? In einem realistischen Arbeitsplan sind Pufferzeiten unerlässlich, um Unvorhergesehenes abzufedern. Der gefährlichste Gegner für das Einhalten des Arbeitsplans sind Ablenkungen. „Durchschnittlich alle elf Minuten erfolgt eine Störung. Um wieder in die ursprüngliche Arbeit zurückzufinden, dauert es ganze 20 Minuten“, schätzt Hasenclever. Unterbrechungen ganz zu vermeiden, ist utopisch, aber sie können mit einfachen Maßnahmen kontrolliert und reduziert werden (siehe Tipps S. 12). „Mails haben zum Beispiel eine hohe Anziehungskraft und sind deshalb schlecht für das Zeitmanagement. Ein paar Nachrichten lesen, das geht zwar schnell. Häufig ergeben sich daraus aber neue Aufgaben, die aus der aktuellen und wichtigen Tätigkeit herausreißen“, warnt Zimber. Besser sei es, je nach Bedarf zwei- oder dreimal täglich Mails bewusst zu bearbeiten. Das Arbeitsgedächtnis wird durch Multitasking stark beansprucht und sollte deshalb regelmäßig entlastet werden. Neurowissenschaftler empfehlen, im Arbeits­ ablauf bewusst zwischen anspruchsvollen Aufgaben und einfachen Routineaktivitäten zu wechseln. Durch das ausgewogene Verhältnis von Beanspruchung und Erholung

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Analysieren Sie: Wie viel Zeit wird wann und wofür investiert? Was kann delegiert werden? In einem realistischen Arbeitsplan sind Pufferzeiten unerlässlich, um Unvorhergesehenes abzufedern.

werden Ressourcen wiederhergestellt. Das beste Mittel zum Erholen bleiben regelmäßige Pausen, die laut Andreas Zimber aktiv geplant werden sollten bezüglich Zeitpunkt und Dauer. Häufige kurze Pausen von fünf bis zehn Minuten seien am besten geeignet, um Ermüdung entgegenzuwirken. Die Theorie im persönlichen Alltag praktisch um­ zusetzen, ist eine Herausforderung, weiß Zimber. Rückschläge sind dabei ganz normal. „Davon sollte sich aber niemand entmutigen lassen.“  Dieser Beitrag erschien zuerst im Magazin „Gesundheitsmanager“, Ausgabe 4/2015.

perspektiven 04/2015

Nachrichten

Bildung

NACHRICHTEN Ausgezeichneter Schulhof der Zukunft Ein Baumhaus mit Zugang für Rollstuhlfahrer, ein Seilparcours, eine Malwand, ein Garten mit Duftpflanzen und eine „Sitzarena“ – der Schulhof der SRH Stephen-Haw­ king-Schule in Neckargemünd ist alles andere als eine eintönige Betonwüste. Das fanden auch die Stiftung Lebendige Stadt und die Deutsche Umwelthilfe. Sie zeichneten den neu gestalteten Pausenhof als einen von bundesweit zehn Gewinnern ihres Wettbewerbs „Schulhof der Zukunft 2015“ aus. Überzeugt hat die Jury, dass der Schulhof gemeinsam mit den Kindern so geplant und gebaut wurde, dass sich Schüler mit und ohne Körperbehinderung ganz nach ihren eigenen Bedürfnissen auspowern oder ausruhen können. Auch die Pflege wird von den Klassen übernommen. So wird der Pausenhof künftig im Unterricht seinen festen Platz bekommen, zumal er so angelegt ist, dass die Schüler dort den Wechsel der Jahreszeiten miterleben und nachvollziehen können. Die SRH Stephen-Hawking-Schule wird die 2.000 Euro Preisgeld in bewegungsfördernde Spiele investieren.

Auf dem barrierefreien Schulhof der SRH Stephen-Hawking-Schule finden Kinder mit und ohne Körperbehinderung Plätze zum Spielen, Verstecken oder Klönen.

  www.stephenhawkingschule.de

Fotos: SRH

Ergotherapeut werden an neuer SRH Fachschule Ergotherapeuten unterstützen Menschen, die durch Behinderung oder Krankheit körperlich oder geistig eingeschränkt sind, zum Beispiel nach einem Schlaganfall oder bei Demenz. Oder sie helfen Kindern über Lernschwierigkeiten, Entwicklungsverzögerungen und Koordinationsschwächen hinweg. Sie sind also sehr gefragt und haben einen abwechslungsreichen Beruf. Die dreijährige Ausbildung dafür bietet die SRH Schulleiterin Susanne Breuer und Simon Ruf, jetzt auch in Heidelberg an. Dort hat die Geschäftsführer SRH Fachschulen GmbH SRH zum 1. Oktober die Domus Therapiae Fachschule für Ergotherapie übernommen. „Die Fachschule ist eine ideale Ergänzung für unser Ausbildungsangebot in der Metropolregion Rhein-Neckar. Gleichzeitig profitieren unsere neuen Mitarbeiter und Fachschüler von den Kooperationsmöglichkeiten mit den SRH Kliniken und Hochschulen“, sagt Simon Ruf, Geschäftsführer der SRH Fachschulen GmbH. Die Domus Therapiae Fachschule wurde 1994 als erste Ergotherapeutenschule in Heidelberg gegründet. Derzeit lernen dort 41 Fachschüler.   www.fachschulen-gesundheit.de

Selbstorientiertes Lernen an neuer Oberschule In Dresden war die SRH mit der SRH Montessori-Grundschule bisher schon mit einem Bildungsangebot für Erstbis Viertklässler präsent. Pünktlich zum Start des Schuljahres 2015/2016 ist nun auch eines für Schüler der Klassen fünf bis zehn an den Start gegangen. Die neue SRH Oberschule Dresden bildet bis zum Realschulabschluss aus und stellt selbstorganisiertes, forschendes, vernetztes und praxisbezogenes Lernen in den Mittelpunkt. Über ein Lerntagebuch und wöchentliche Rückblicke üben die Kinder beispielsweise selbstorientiertes Lernen ein, fächerverbindender Unterricht und Arbeiten in Projekten öffnen ihren Blick für Zusammenhänge und das große Ganze. Schüler, die im Anschluss das Abitur machen möchten, können ab 2021 das angegliederte Berufliche Gymnasium besuchen. Zurzeit lernen die Schüler der Oberschule in den Räumen der Montessori-Grundschule. 2017 sollen sie in die Lockwitzer Schule, die bis dahin umfangreich saniert wird, umziehen.   www.srh-oberschule.de

perspektiven 03/2015

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Gesundheit

SRH Aktion zu gesunder Ernährung

 Sarah Wiener, 53, ist eine der bekanntesten Köchinnen Deutschlands und setzt sich für eine nachhaltige regionale und saisonale Küche und Lebensmittelproduktion ein. Aus dem Fernsehen kennt man sie etwa durch ihre „Kulinarischen Abenteuer“Reisen auf ARTE oder „Kerners Köche“ im ZDF. Sie führt eine Catering-Firma und das Sarah Wiener Café und Restaurant in Berlin, vertreibt nachhaltige Lebensmittel und betreibt einen Biohof in Brandenburg. Jüngst hat ihre Stiftung zusammen mit der Krankenkasse Barmer GEK die Initiative „Ich kann kochen!“ gestartet, die Kinder für gesunde Ernährung und Kochen begeistern will.

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perspektiven 04/2015

SRH Aktion zu gesunder Ernährung

Gesundheit

Einfach – lecker Krankenhausküche neu gedacht: TV-Köchin Sarah Wiener und die SRH zeigen in einer gemeinsamen Initiative, wie mit regionalen und saisonalen Bio-Zutaten gesunde Ernährung gelingt. Text  Ulrike Heitze

Dunkellila und goldgelb glänzt es in der Riesenpfanne auf dem Edelstahlherd. Auberginen- und Kartoffelwürfel brutzeln leise in etwas Rapsöl vor sich hin. Nebenan kochen Zwiebeln, Tomaten, Oregano, Thymian und Chili zu einer dicklichen Masse ein. Ein Koch vermischt Petersilie und frische Minze mit Honig – das Dressing für einen bunten Obstsalat. Ein Hauch von Toskana liegt in der Luft. In der Großküche des SRH Zentralklinikums Suhl entstehen an diesem Morgen im November zwei Dutzend vegetarische Haupt- und Nachspeisen aus vorwiegend ­saisonalen und regionalen Bio-Zutaten: geschmorte Auberginen mit Tomaten und Esskastanien, Kürbis-KartoffelRagout mit Bergkäse und Kürbiskernen, aber auch Exo­ tischeres wie marokkanische Linsensuppe und gekochter Spinat mit indischem Käse. Unterm Strich wohl kaum davon etwas, was man sich gemeinhin unter Krankenhauskost vorstellt. Und doch werden genau diese Gerichte in den kommenden Monaten in elf SRH Krankenhäusern regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Wer möchte, kann sich vor Ort Rezeptkarten fürs Nachkochen mitnehmen oder sie aus dem Internet herunterladen (siehe S. 19).

Fotos: Andreas Friedrich / fredmcfar.com

Frisch, regional, saisonal & bio Die Gerichte machen den Kern der aktuellen Gesundheits­ initiative der SRH aus: In Zusammenarbeit mit Fernseh­ köchin Sarah Wiener haben die SRH Kliniken erstmals eine vegetarische Bio-Menüserie speziell fürs Krankenhaus entwickelt. „Die SRH ist 2016 seit einem halben Jahrhundert im Gesundheitswesen tätig. Daher wissen wir, dass eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten wichtig ist, und dazu gehört eben auch eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung“, erklärt Werner Stalla, Geschäftsführer der SRH Kliniken. „Mit der Aktion möchten wir das Bewusstsein für dieses so wichtige Thema schärfen und zudem zeigen, dass nachhaltige Küche auch in der Gemeinschaftsverpflegung möglich ist.“ Geboren worden war die Idee zur gemeinsamen Sache auf dem Deutschen Stiftungstag in Hamburg. „Die SRH als Stiftung war dort ebenso zu Gast wie Sarah Wiener mit ihrer Stiftung. Und im Gespräch zeigte sich, dass

Sarah Wiener (3.v.l.) mit SRH Team (v. l.: Andreas Rausch, Ilona Hohnhäuser, Werner Stalla, Simone Kuhn, Frederic Hachmeister)

wir eine ganz ähnliche Sicht auf unsere Verantwortung in der Öffentlichkeit haben“, berichtet Simone Kuhn, Leiterin Marketing und Förderstiftung bei der SRH Holding. „Warum also nicht unsere Kompetenzen zusammentun?“ Im November gab es in den SRH Kliniken bereits eine ganze Woche lang täglich eine Sarah-Wiener-Mahlzeit zur Auswahl, bis Mai 2016 dann einmal wöchentlich. „Ich finde, dass gerade kranke Menschen eine ­gesunde und schmackhafte Nahrung verdienen. Jeder, der mal krank war, weiß, wie man sich da fühlt und was einen wieder aufbaut“, meint Fernsehköchin Wiener, die sich sehr für einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln und Ressourcen einsetzt (siehe Interview S.18). Deshalb kommen im Rahmen der SRH Aktion ausschließlich frische regionale und saisonale Bio-Zutaten zum Einsatz. Die Menü-Auswahl ist so gestaltet, dass sie ebenso in einem Restaurant zu finden sein könnte. Alles wird frisch zubereitet. „Bei der Zusammenstellung bin ich zum einen nach dem gegangen, was ich persönlich in so einer Situation gerne essen würde“, erklärt Sarah Wiener. „Zum anderen sollte es bekömmlich sein und gleichzeitig Kraft geben.“ Und nicht zuletzt müssen alle Speisen in ei-

So wird Ernährung vollwertig Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät: 1. Abwechslungsreich essen. Nur mit einem variantenreichen Speiseplan bekommt man alle Nährstoffe, die der Körper braucht. Tipp: Überwiegend pflanzliche Lebensmittel wählen. 2. Reichlich Getreidepro­ dukte und Kartoffeln. Brot, Getreide, Nudeln, Reis (alles am besten aus Vollkorn) und Kartoffeln enthalten viele Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe. 3. Fünfmal Obst und Gemüse am Tag. Ideal: fünf Portionen – jeweils eine gut gehäufte Hand voll – Obst und Gemüse pro Tag. Möglichst frisch, nur kurz gegart, hin und wieder auch als Saft oder Smoothie. 

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NACHGEFRAGT

SRH perspektiven: Was ist für Sie eine gute Ernährung? Sarah Wiener: Vor allem muss sie sinnlich, schmackhaft und köstlich sein. Unser Handicap dabei ist: Wir haben verlernt zu schmecken. Unser Geschmacksgedächtnis kennt nur noch künstliche Aromen, die unsere Wahrnehmung manipulieren. Wir kennen gar nicht mehr den wahren Geschmack vieler Dinge. Und wir lassen unsere Kinder schon mit so einem Nachteil ins Leben starten. Was muss sich ändern? Die Grundvoraussetzung ist, dass wir wieder selbst und frisch kochen. Mit frischen Lebensmitteln. Anders haben Sie gar nicht unter Kontrolle, was in Ihrem Essen steckt. Und Bio für alle? Haben wir denn eine Wahl? Wenn man sich mit Herstellungsweisen unserer Lebensmittel befasst, sieht man schnell, dass dafür rund um den Globus massenweise Ressourcen verschleudert und Existenzen zerstört werden. Den Preis für unsere billigen Lebensmittel zahlen vor allem andere. Nicht zuletzt die nachfolgenden Generationen. Deshalb müssen wir viel mehr ökologisch produzieren. Nur das ist nachhaltig.

4. Milch täglich, Fisch zweimal pro Woche, Fleisch und Eier seltener. Milchprodukte (bis zu einem Viertelliter pro Tag, fettarm) liefern wichtiges Calcium, Seefisch (nachhaltiger Herkunft) bringt Jod, Selen und Omega-3-Fettsäuren. Fleisch und Wurst auf 300 bis 600 Gramm pro Woche begrenzen. Weißes Fleisch (BioGeflügel) ist unterm Strich gesünder als rotes (Rind, Schwein).

ner Großküche umsetzbar sein. Denn Gerichte in wirklich großen Stückzahlen herzustellen, ist etwas ganz anderes als für das heimische Esszimmer oder für ein Restaurant. Vom Frühstück bis zum Abendessen benötigen die SRH Kliniken allein für die Patienten 6.000 Mahlzeiten täglich. Zählt man die Klinikmitarbeiter sowie die Belegschaft und die Kunden an den Bildungseinrichtungen hinzu, so hat die SRH Dienstleistungen GmbH, die die meisten SRH Küchen unter ihren Fittichen hat, stolze 13.000 Mahlzeiten pro Tag zuzubereiten.

5. Fett sparen. Nicht mehr als 60 Gramm Fett pro Tag bei Frauen, 80 Gramm bei Männern. Statt tierische Fette (enthalten viel von den für Herz und Kreislauf schädlichen gesättigten Fettsäuren) lieber pflanzliche nehmen (ideal: un­gesättigt). Fast Food, Fertig­gerichte, Milchund Süßwaren enthalten meist mehr Fett als vermutet.

Akribische Vorplanung nötig

6. Zucker und Salz in Maßen. Lebensmittel und Getränke mit viel Zucker sollte es nur hin und wieder geben (Limit: 50 Gramm 

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„Wir haben im Vorfeld für jedes Gericht der Menüserie alle Fertigungsschritte durchspielen müssen“, berichtet Frederic Hachmeister, der das Catering bei der SRH Dienst­leistungen leitet. Deshalb fand im November auch der eingangs beschriebene Kochmarathon mit allen SRH Klinikküchenchefs statt. „Wir mussten klären, wie die Zutaten vom Lieferanten kommen und welche Arbeitsschritte bei uns nötig sind“, erklärt Hachmeister. Die Bio-Gerichte erfordern zum Beispiel etwas mehr Zeit und zusätzliche Handgriffe, etwa weil es längst noch nicht alle Bio-Gemüse frisch gewürfelt im Großhandel zu kaufen gibt. „Und dann ging es natürlich darum, welche Mengen an Gemüse, Kräutern und Gewürzen benötigen

wir eigentlich pro Gericht? Dies von den Zutaten für eine Portion durch ­reines Multiplizieren auf 300 Mahlzeiten hochzurechnen, funk­tioniert erfahrungsgemäß nicht.“ Die größte Herausforderung beim Bekochen von Patienten sind allerdings die Strecken und Zeiten, die ein Gericht von der Küche bis zum Krankenbett zurückzulegen hat. Der Gast sitzt schließlich nicht wie im Restaurant gleich vor der Küchentür. Je nach Klinik ist das Essen 30 bis 90 Minuten unterwegs, bis es den Patienten erreicht. Und dort soll es dann ansehnlich, schmackhaft und nahrhaft sein. Dank modernster Küchentechnik lassen sich solche Hürden inzwischen gut nehmen. So werden Gerichte zum Beispiel nur halb fertig gegart, dann schnell stark ­abgekühlt, um den Garprozess zu stoppen. Erst auf dem Weg zum Patienten wird die Mahlzeit in speziellen Servierwagen oder alternativ in den Stationsküchen auf den Punkt gegart. „Das Verfahren ist anspruchsvoll“, stellt Cateringchef Hachmeister fest. „Aber wir haben Spezialisten, die ein Händchen für das richtige Timing haben. Dennoch mussten wir für alle Gerichte austesten, wie weit vorgegart werden muss und wie groß unsere Spielräume sind.“ Im Zuge der Aktion sind nun alle SRH Klinikküchen nach Bio-Standard zertifiziert. Das bedeutet etwa, dass Bio- und konventionelle Lebensmittel strikt getrennt voneinander gelagert werden müssen. Die Bio-Qualität der Zutaten wird beim Einkauf durch das sechseckige Bio-Siegel nach EG-Öko-Verordnung gewährleistet. „Mengenverpflegung ist ein wirklich komplexes Thema“, weiß auch Sarah Wiener als Chefin eines Catering-Unternehmens. „Und es besteht immer Kostendruck. Umso höher ist es der SRH anzurechnen, dass sie sich auch hier für eine nachhaltigere Ernährung einsetzt.“

Studierende für gute Ernährung begeistern Aber nicht nur in den SRH Krankenhäusern hat gesunde Ernährung einen hohen Stellenwert, sondern auch in den Bildungsunternehmen. An der SRH Fernhochschule Riedlingen beispielsweise ist sie folgerichtig Schwerpunktthema im Bachelorstudiengang Lebensmittelmanagement und -technologie. In der Mensa „Cube“ der SRH Hochschule auf dem Heidelberger SRH Campus haben Studierende und Mitarbeiter schon seit Jahren täglich auch mindestens ein vegetarisches Gericht zur Wahl. Und die SRH Fachhochschule für Gesundheit Gera, die Spezialisten für den Wachstumsmarkt Gesundheit ausbildet, verankert das Thema „Gesundheit leben“ bei Studierenden und Mitarbeitern durch monatliche Aktionen. So veranstalten beispielsweise die angehenden Medizinpädagogen einen Gesundheitstag mit Gemüse und gesunden Dips. Regelmäßig zum Semesterstart gibt es ein gesundes Frühstück von Studenten für Studenten. Ein anderes Mal stehen einen ganzen Monat lang für alle kostenlos frisches Obst oder Ingwer- und Zitronentee bereit,

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Foto: Andreas Friedrich / fredmcfar.com

„Wir haben verlernt zu schmecken.“

SRH Aktion zu gesunder Ernährung

begleitet von Rezepten für den Studentenhaushalt. Bleibt die Frage, warum sich die Menschen mit gesunder Ernährung überhaupt so schwertun. Warum lässt einen der innere Schweinehund immer wieder zu Fast Food statt zum Apfel greifen? Waltraud Eggstein, Leiterin der SRH Fachschulen für Diätassistenz in Heidelberg, sieht zwei Ursachen: „Zum einen ist es immer schwierig, Verhalten zu ändern.“ Wer nicht schon von klein auf mit vollwertiger Ernährung vertraut ist, für den ist es im Erwachsenenalter schwierig, sich neue Gewohnheiten zuzulegen. Viele wüssten gar nicht mehr, wie gesunde E­ rnährung geht. Und: „In unserer Überflussgesellschaft haben wir die Verlockungen ständig vor der Nase. Hier ein Schokoriegel, da ein Softdrink. Alles ganz einfach zu haben. Da fällt es schwer, immer Nein zu sagen.“ Mit der Gesundheits­ aktion der SRH und Sarah Wiener gibt es nun ein paar Verlockungen mehr – nur diesmal gesunde. 

Zucker pro Tag), Gleiches gilt für Salz. Lieber zu Kräutern und Gewürzen greifen. 7. Viel trinken. 1,5 Liter Flüssigkeit am Tag sollten es mindestens sein. Ideal: Wasser und energiearme Getränke wie ungesüßte Früchte- und Kräutertees. Gezuckerte Getränke und Alkohol dagegen nur gelegentlich und in kleinen Mengen.

Gesundheit

9. Nieder mit der Hast. Körper und Geist haben mehr vom Essen, wenn man sich Zeit dafür nimmt. Das fördert auch das Sättigungsgefühl. 10. In Bewegung bleiben. Wer gute Ernährung mit aus­ reichend Sport (30 bis 60 Mi­ nuten pro Tag) kombiniert, ­behält sein Gewicht besser unter Kontrolle und bleibt fit.

8. Schonend zubereiten. Geschmack und Nährstoffe ­bleiben besser im Essen, wenn die Lebensmittel bei niedrigen Temperaturen möglichst kurz, mit wenig Wasser und wenig Fett gegart werden.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung

www.srh-kliniken.de

„Mit der Aktion möchten wir das Bewusstsein für das so wichtige Thema ‚Gesunde Ernährung‘ schärfen.“ Werner Stalla, Geschäftsführer der SRH Kliniken

PIKANTE KICHERERBSEN MIT FRISCHEM GEMÜSE UND SESAM Zutaten: 2 Zucchini 2 Paprika gelb 4 Tomaten 2 Zwiebeln 6 EL Sesam, ungeschält 6 EL Rapsöl

1 Dose Kichererbsen (Abtropfgewicht 800 g)

2 TL gemahlener Kreuzkümmel schwarzer Pfeffer aus der Mühle 1 TL gemahlener Zimt

unbehandeltes Salz

1 Prise getrockneter Chili

6 EL Sauerrahm

So geht’s: 1. Das Gemüse waschen, putzen – beziehungsweise pellen – und in haselnussgroße Würfel schneiden. Den Sesam in einer Pfanne trocken anrösten. 2. Das Öl in einem Topf erhitzen und das Gemüse sowie die Gewürze darin anrösten. 100 ml Wasser dazugeben und bei geschlossenem Deckel auf kleiner Flamme etwa 20 Minuten köcheln lassen. 3. Die Kichererbsen dazugeben und bei offenem Deckel so lange einkochen, bis sich eine sämige Soße ähnlich einem Ragout bildet. Mit Pfeffer und Salz abschmecken. Fotos: Lutz Jaekel, SRH

4. Die Kichererbsen auf Tellern anrichten, mit Sauerrahm garnieren und mit dem Sesam bestreuen. Die Rezepte zu allen Hauptgerichten aus der SRH Aktion zum Im Vorfeld kochten die Küchenchefs alle Gerichte zur Probe, um die richtigen Mengen und Garzeiten zu finden (rechts: das Kürbis-Kartoffel-Ragout).

Herunterladen und Nachkochen: www.srh-kliniken.de/sarah-wiener-bei-srh.html

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Gesundheit

Neues Verfahren bei Knochenbrüchen

Blaues Wunder im OP

Chefarzt Oberbeck im Nachsorge-Gespräch mit seinem Patienten Siegfried Hilbert

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Foto: Jens Voigt

Blaulicht blinkt nicht nur oben auf dem Rettungswagen. Mit ihm lassen sich auch Knochenbrüche heilen. Das SRH Wald-Klinikum Gera ist bundesweit eine der ersten Einrichtungen, die mit dieser Methode arbeiten.

Neues Verfahren bei Knochenbrüchen

Gesundheit

Illustrationen: IlluminOss Medical, Inc.

Text  Julian Kerkhoff

Ein ausgiebiger Spaziergang, der Gang zum Supermarkt um die Ecke oder die Arbeiten im Haushalt – für die meisten Menschen sind solche Aktivitäten selbstverständlich. Siegfried Hilbert dagegen weiß seine Mobilität jeden Tag aufs Neue zu schätzen. Was es nämlich bedeutet, plötzlich nicht mehr laufen zu können, ist dem 79-Jährigen im vergangenen Jahr schmerzlich bewusst geworden. „Ich ging mit meinem Hund spazieren und knickte mit meinem linken Fuß um. Es gab einen lauten Knacks, und das war es dann“, erinnert sich der Rentner. Der Hausarzt stellte einen Wadenbeinbruch fest und schickte ihn ins Krankenhaus. „Nie hätte ich gedacht, dass man sich so leicht die Knochen brechen kann“, sagt Siegfried Hilbert. „Im hohen Alter werden die Knochen poröser, und damit steigt auch das Risiko für Knochenbrüche“, erklärt Prof. Dr. Reiner Oberbeck, Chefarzt der Klinik für Unfall­ chirurgie am SRH Wald-Klinikum Gera. „Mittlerweile ist mehr als jeder zweite Knochenbruch-Patient bei uns älter als 60 Jahre“, so Oberbeck. Dabei reichen bei älteren Menschen oft schon kleinere Unfälle. Ursache ist häufig die im Alter deutlich höhere Sturzgefahr verbunden mit einer dünneren Knochenstruktur, der sogenannten  Osteoporose. Das ist eine Erkrankung des Skelettsystems, die häufig ältere Menschen trifft und die Knochen schleichend ihrer Festigkeit beraubt. Sehr selten kann auch ein Tumor den Knochen befallen und seine Stabilität so beeinträchtigen, dass er schon bei Normalbelastung bricht. Wenn solche Brüche dann operiert werden müssen, wird es mit herkömmlichen Methoden oft schwierig. „Sowohl bei Osteoporose als auch bei Tumorerkrankungen bieten die Knochenstrukturen aufgrund ihrer geringen Dichte häufig nicht genügend Halt, um einen Bruch in herkömmlicher Weise mit Schrauben, Nägeln und Platten zu stabilisieren“, erklärt der Chefarzt. Bei alten Menschen kommt hinzu, dass hier die oft 15 bis 20 Zentimeter langen Operationswunden wegen schlechter Durchblutung, Vorerkrankungen wie der Blutzucker-Krankheit oder einfach wegen der dünnen und schlecht belastbaren Haut nicht gut heilen. Auch diese Faktoren können zu schweren Komplikationen führen. Zudem besteht die Gefahr von Verletzungen an Blutgefäßen und Nervenbahnen.

Füllungen wie beim Zahnarzt Auch bei Siegfried Hilberts altersporösen Knochen und seiner durch frühere Operationen geschädigten Haut kamen die gängigen Maßnahmen nicht infrage. Doch statt einer Stahlplatte mit vielen Schrauben bekam Hilbert als einer der ersten Knochenbruch-Patienten in Deutschland eine neue Behandlungsmethode: die Intramedulläre

 Osteoporose ist eine chronische Erkrankung, bei der sich die Knochenmasse viel schneller als normal verringert. In der Folge werden die Knochen zunehmend porös und können dadurch bereits bei alltäglichen Belastungen brechen. Besonders gefährdet

sind die Wirbelsäule, der hüftnahe Oberschenkel und der Unterarm. In Deutschland sind 26 Prozent der über 50-Jährigen von Osteoporose betroffen, insgesamt 7,8 Millionen Menschen. Von diesen erleiden jedes Jahr vier bis fünf Prozent eine Fraktur.

So funktioniert das innovative Blaulicht-Verfahren 







Bei einer Blaulicht-OP wird zu Beginn des Eingriffs zunächst der gebrochene Knochen bis über die Bruchlinie hinaus mit einem Bohrer geöffnet. Dabei entsteht ein knöcherner Kanal. In ihn wird der zusammengefaltete Ballon-Katheter eingeführt und innerhalb des Knochenhohlraums bis hinter den Bruch geschoben.

Im zweiten Schritt wird der Ballon-Katheter mit dem flüssigen Spezialkunststoff aufgefüllt. Hierdurch dehnt sich der Ballon aus, bis er den gesamten Knochenhohlraum ausfüllt und so den Knochen von innen heraus stabilisiert.

Nun wird mithilfe eines im Katheter befindlichen Lichtleiters UV-Licht bis ans Ende des Implantats geleitet. Dieses führt eine photochemische Reaktion herbei, unter der der flüssige Kunststoff innerhalb von sechs bis zehn Minuten vollständig aushärtet. Den Knochen stabilisiert jetzt eine feste Plastikschiene, die quasi knochenhart ist.

Im letzten Schritt der Operation wird der Lichtleiter aus dem Knochen entfernt, sodass nur der ausgehärtete Plastikkörper im Knochen verbleibt. Dann kann die Wunde verschlossen werden.

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Gesundheit

Neues Verfahren bei Knochenbrüchen

Polymerosteosynthese, bei der die gebrochenen Knochenteile durch Kunststoff stabilisiert werden. Hierzu wird ein Spezialballon in den Innenraum der Knochen eingebracht. Dieser wird anschließend mit Kunststoff aufgefüllt und mit blau schimmerndem UV-Licht ausgehärtet, sodass aus dem flüssigkeitsgefüllten Ballon ein passgenauer, stabiler Kunststoffkörper entsteht, der den Knochen stabilisiert (Grafik S. 21). Ein Vorgang, der in der Zahnmedizin bereits

Prof. Dr. Reiner Oberbeck, Chefarzt Unfallchirurgie

seit 50 Jahren in ähnlicher Weise für die Aushärtung von Kunststofffüllungen zur Anwendung kommt. Gegenüber herkömmlichen Verfahren hat die „Blaulicht-OP“ einige Vorteile: Es sind keine großen Schnitte mehr nötig. Zudem bieten die Kunststoff-Implantate auch bei Brüchen Halt, bei denen Nägel und Schrauben nur unsicher verankert werden können. Wenn nötig, können Schrauben und Platten eingebracht werden, die dann nicht im Knochen, sondern im Kunststoff fest verankert werden. Und da, wo keine zusätzlichen Halterungen aus Metall nötig sind, muss das Kunststoff-Implantat nicht mehr aus dem Körper entfernt werden. Weitere Operationen werden dem Patienten so erspart. „Als der Chefarzt mir dieses Verfahren vorschlug, habe ich gar nicht lange überlegen müssen und gleich eingewilligt. Ich hab doch Vertrauen in die Ärzte hier“, bekräftigt Siegfried Hilbert. Auch der Chefarzt ist von dem noch jungen Blaulicht-Verfahren begeistert. „Die Einsatzmöglichkeiten kristallisieren sich zunehmend heraus“, beobachtet Reiner Oberbeck. In Gera wird die Methode seit wenigen Monaten angewandt, zwölf poröse Knochenbrüche konnten bereits damit gekittet werden. Patienten mit ansonsten stabilen Knochen und guten Weichteilen können auch weiterhin mit den etablierten OP-Verfahren gut versorgt werden, so Oberbeck. Zudem kommen die Kunststoff-Implantate auch nicht für alle Knochen infrage. So beschränkt sich die Anwendung aktuell auf bestimmte Brüche an Ober- und Unterarm, Wadenbein und Becken. Und schließlich sei die aufwendi-

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Prof. Dr. Reiner Oberbeck demonstriert an einem gläsernen Modellknochen die Wirkung des Blaulichts.

ge Methode derzeit auch noch relativ teuer. „Ich bin aber zuversichtlich, dass Blaulicht-OPs dank des medizinischen Fortschritts günstiger werden und auch bei anderen Brüchen Anwendung finden“, sagt Oberbeck, in dessen Unfallklinik rund 2.400 Unfallopfer pro Jahr operiert werden. Für Siegfried Hilbert jedenfalls war das BlaulichtVerfahren ein voller Erfolg. Schon zehn Tage nach dem Unfall konnte er wieder wie gewohnt laufen. Zurück blieben bei ihm statt langer Narben lediglich kleine Wund­ male­. „Vor Kurzem erst habe ich wieder eine ganze Woche lang jeden Tag auf der Leiter gestanden und Äpfel gepflückt“, freut sich der Rentner. „Und gleich gehe ich noch eine Runde mit dem Hund.“  www.waldklinikumgera.de

So lässt sich Osteoporose vorbeugen  Auf regelmäßige körperliche Betätigung achten. Vor allem Krafttraining kann das Osteoporose-Risiko senken.  Genügend Calcium zu sich nehmen. Besonders Milch, Sojabohnen, Mineralwasser, Brokkoli, Nüsse, Grünkohl und Rucola helfen, Zähne und Knochen stabil zu halten.  Vitamin-D-Mangel vermeiden, etwa durch ausreichend Sonnenlicht oder Lebensmittel wie Hering, Lachs und Sardinen, aber auch Avocado und Eier. ­Vitamin D wird benötigt, um Calcium in die Knochen einbauen zu können.  Übermäßigen Alkoholgenuss vermeiden, denn dieser hat eine schädliche Wirkung auf Zellen, die für den Aufbau von Knochensubstanz zuständig sind.  Mit dem Rauchen aufhören, weil Tabakrauch die Knochendichte verringert. Quelle: Dachverband Osteologie e. V.

Foto: SRH

„Die Einsatzmöglichkeiten des noch jungen Verfahrens kristallisieren sich zunehmend heraus.“

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Nachrichten

Gesundheit

NACHRICHTEN Suhler Babystation im TV

Fachärztin Esther Hannes-Simon begleitete die Dreharbeiten und gab fachliche Auskunft

Klein, niedlich und hilfsbedürftig – Babys lassen Herzen höher schlagen. Deshalb sind Geburtsstationen in Krankenhäusern beliebte Drehorte. Gleich zwei TV-Sender waren deshalb in den vergangenen ­Monaten zu Gast in der Geburtsklinik des SRH Zentralklinikums Suhl. Sie wollten den Alltag in einer Geburtsklinik doku­ mentieren. Den Anfang machte RTL II mit Dreharbeiten für das Format „Die Baby­ station – Jeden Tag ein kleines Wunder“. Die Sendung begleitet werdende Mütter während der Geburt und zeigt die ersten Schritte als Familie. Der Sender SAT.1 wie­ derum filmte für seine Reportagereihe „24 Stunden“ vor allem den Arbeitsalltag des Klinikpersonals. „Es war spannend,

Fotos: SRH, Eva Teicher / SRH

Dreifache Gefäßkompetenz in Gera Aller guten Dinge sind drei: Das Gefäßzentrum am SRH Wald-Klinikum Gera ist von den Deutschen Fachgesell­ schaften für Angiologie (DGA), für Radiologie (DRG) und für Gefäßchirurgie (DGG) zum zweiten Mal in Folge seit 2010 zum Inter­ disziplinären Gefäßzentrum gekürt worden. In Thürin­ gen ist das Gefäßzentrum in Gera derzeit die einzige Ein­ richtung mit einem solchen Oberarzt Tobias Kroeßner untersucht bei einer Dreierzertifikat. Es garantiert Patientin die Bauchschlagader per Ultraschall. Patienten mit Erkrankungen der Arterien oder Venen eine fachübergrei­ trum eine Mindestzahl von 800 Gefäß­ fende Zusammenarbeit von Gefäßchirur­ patienten jährlich versorgen kann und eine gen, Internisten und Radiologen. Je nach Betreuung rund um die Uhr sichergestellt Stadium der Krankheit, dem Alter und dem ist. Insgesamt gibt es deutschlandweit 41 Allgemeinzustand können Betroffene so Einrichtungen, die von der DGA, der DGG medikamentös, mittels minimalinvasiver und der DRG als Interdisziplinäre Gefäß­ Katheterverfahren oder operativ behandelt zentren geführt werden. werden. Darüber hinaus wird durch die Zertifizierung bescheinigt, dass das Zen­   www.waldklinikumgera.de

bei den Dreharbeiten dabei zu sein – auch für die Eltern und unsere Mitarbeiter, ­denen wir für ihre Bereitschaft sehr dan­ ken“, sagt Klinikumssprecher Christian ­Jacob. Bei RTL II wurden die in der Klinik gedrehten Folgen im September ausge­ strahlt. Der SAT.1-Beitrag wurde Anfang Dezember gezeigt. Im SRH Zentralklini­ kum Suhl kommen pro Jahr rund 750 Kin­ der zur Welt. Mit dem Perinatalzentrum Level 1 für die Versorgung von Frühchen und der breiten interdisziplinären Zusam­ menarbeit bei der Behandlung von Babys und Kindern ist das SRH Zentralklinikum Suhl in Südthüringen einzigartig.   www.zentralklinikum-suhl.de

Spatenstich für neues Bettenhaus Viel Platz, modern und hell – so soll das neue Betten­ haus am SRH Krankenhaus Bad Saulgau einmal aus­ sehen. Die SRH investiert daher 7,7 Millionen Euro in den Umbau. Das Gebäude und die Patientenzimmer werden modernisiert. Künftig werden maximal zwei Pa­tien­ten gemeinsam untergebracht. In jedes Zimmer ist ein Bad integriert. „Sowohl im medizinischen Be­ reich als auch bei der Gestaltung der Räume legen wir großen Wert auf hochwertige Ausstattung. Das gilt auch für kleine Standorte“, erklärt Werner Stalla, Ge­ schäftsführer der SRH Kliniken. Nach dem Spatenstich im Oktober entsteht in Bad Saulgau bis zum Frühjahr 2017 ein neues Bettenhaus mit drei Etagen, insgesamt 52 Betten für Patienten der Fachabteilungen Innere Medizin und Chirurgie sowie Therapieräumen. Ebenso investiert die SRH in die medizintechnische Ausstat­ tung: Künftig erweitern ein Computertomograf und eine neue Röntgenanlage die Behandlungsmöglichkei­ ten. Derzeit betreut das SRH Krankenhaus Bad Saulgau jährlich etwa 16.000 Patienten.

  www.kliniken-sigmaringen.de

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Gesundheit

Kunstherz

Leben im Takt Menschen, die auf ein Spenderherz warten, benötigen eine intensive Betreuung. Das SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg ist darauf spezialisiert, Patienten vor und nach einer Transplantation zu betreuen – insbesondere, wenn sie ein Kunstherz haben. Text  Melanie Rübartsch  Fotos  Martin Leissl

Einige Jahre hat Suzana Visic auf ein neues Herz warten müssen. Ein Kunstherz half, die Zeit zu überbrücken. Heute lebt sie gut mit einem Spenderorgan.

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20 Minuten auf dem Trimmrad. So lange hält Suzana Visic inzwischen durch. Auch die Spaziergänge im Park des SRH Kurpfalzkrankenhauses Heidelberg werden immer länger. Bisweilen beschwert sich sogar ihr Mann, sie gehe zu schnell. „Das habe ich ganz lange nicht erlebt“, lacht die 43-Jährige. Schritt für Schritt kämpft sie sich in den Alltag zurück, entdeckt ein völlig neues Lebensgefühl. Ein Leben, in dem ein gesundes Herz in ihrer Brust klopft – ganz ­ruhig, ganz gleichmäßig. Am 28. Juli 2015 hat Suzana ­Visic ein neues Herz bekommen. Dieses Datum steht nun gleich­berechtigt mit ihrem Geburtstag im Kalender. Bereits mit 27 erhielt die Stuttgarterin die Diagnose Herzschwäche. Damals war der Defekt noch mit Medikamenten gut im Griff zu halten. Doch ihr allgemeiner Gesundheitszustand verschlechterte sich, das Herz wurde schwächer. Mit 39 Jahren kam sie nach einem Herzinfarkt zum ersten Mal ins Herzzentrum an der Uniklinik Heidelberg – und auf die Warteliste für ein Spenderherz. Dieses Jahr im April brach sie erneut zusammen, musste per Helikopter nach Heidelberg gebracht werden. Aufgrund der Herzschwäche waren viele ihrer Organe bereits schwer beeinträchtigt. Die Ärzte in Heidelberg rieten ihr dringend zu einem   Kunstherzen – es sollte die Funktionen der restlichen Organe und ihre Gesamtkons­ titution stabilisieren. „Das Kunstherz war Voraussetzung dafür, dass Suzana Visic eine Transplantation überhaupt gut überstehen konnte“, erklärt Dr. Philipp Ehlermann. Der Kardiologe leitet die Innere Medizin des SRH Kurpfalzkrankenhauses und ist zugleich in der Uniklinik Heidelberg tätig, einem der größten Herztransplantationszentren in Deutschland. Beide Krankenhäuser arbeiten Hand in Hand, wenn es um schwere Herzerkrankungen geht. Patienten, die in der Uniklinik behandelt werden, werden in der Regel vorher und nachher auf der anderen Seite des Neckars im Kurpfalzkrankenhaus engmaschig betreut. „Wir sind unter anderem darauf spezialisiert, Kunstherzpatienten zu versorgen“, betont Dr. Ehlermann – eine Disziplin, die viele andere Kliniken aus Mangel an Praxis eher scheuen. Für Suzana Visic folgte im Sommer dann die gute Nachricht: Ein Spenderherz war gefunden. Sie erinnert sich noch genau an das überwältigende Gefühl, als sie nach der Transplantation aus der Narkose aufwachte. „Es fühlte sich überhaupt nicht wie ein Fremdkörper an. Es passte einfach – und es hat vor allem so normal geschlagen.“ Suzana Visic hat insgesamt beinahe ein halbes Jahr in den beiden Krankenhäusern verbracht – den Großteil davon in der SRH Klinik. Sie lobt die persönliche Betreuung in dem übersichtlichen 102-Betten-Haus. „Als ich nach der Transplantation wieder hierhin verlegt wurde,

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Kunstherz

empfing man mich beinahe wie ein Familienmitglied“, ­erinnert sie sich. „Diese Wohlfühlatmosphäre und das hohe Vertrauen, das ich in die Ärzte hatte, haben sicher besonders dazu beigetragen, dass alles so gut geklappt hat.“

Warten mit einem Kunstherzen Rund 20 Herztransplantationen stehen in der Heidelberger Uniklinik pro Jahr auf dem OP-Plan. Fünf bis sechs der Patienten hatten zuvor ein Kunstherz – so wie Heinrich Brixius. Der 60-Jährige hat seit Ende Juli ein künstliches Herz, seit September wird er in der Kurpfalzklinik betreut. Nach einer Herzmuskelentzündung vor elf Jahren hatte sich seine Herzfunktion Schritt für Schritt verringert. Niere und Leber waren bereits in Mitleidenschaft gezogen. „­Zunächst wollte ich kein Kunstherz, heute bin ich sehr dankbar dafür“, sagt er. „Was nützt mir schließlich später die Transplantation, wenn die Niere bis dahin so kaputt ist, dass ich dreimal pro Woche zur Dialyse muss.“

 In Sachen Kunstherz arbeiten die Ärzte des SRH Kurpfalzkrankenhauses unter anderem mit dem Modell Berlin Heart Excor: Mit diesem System können beide Herzkammern gleichzeitig unterstützt werden. Vier daumendicke Schläuche werden

Gesundheit

durch eine Öffnung im Brustkorb direkt mit den großen Blutgefäßen am Herzen verbunden. Außerhalb des Körpers sind die Schläuche mit zwei Kompres­ soren verbunden, die das Blut über die Schläuche pulsierend in den Blutkreislauf pumpen.

„Zunächst wollte ich kein Kunstherz, heute bin ich sehr dankbar dafür.“ Heinrich Brixius, Patient

Viele Menschen in der Warteschleife

1.815 1.491 1.315

Quelle: Eurotransplant, 2015

Leber

Niere

40 35 34

459 425 417

10.931 Wartende auf Organe 10.526 Wartende auf Organe 10.325 Wartende auf Organe

Pankreas

2012 2013 2014

Lunge

Herz

972 904 842

7.645 7.671 7.717

So viele Personen benötigten ein neues Organ

Die Kompressoren, die Blut durch sein Kunstherz pumpen, muss Heinrich Brixius immer dabeihaben. Dank der Rollen kann er trotzdem mobil sein.

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Gesundheit

Kunstherz

Sein Herz wird von rund 15 Kilogramm schweren Akkus angetrieben. Die schiebt Heinrich Brixius auf einem Trolley vor sich her – und bleibt daher weitgehend mobil. „Man gewöhnt sich daran“, versichert er. Ebenso an die Schläuche und an das monotone „Klick-Klack“ des Geräts. Seit 2014 steht er auf der Warteliste für ein Spenderherz. Nach der Kunstherz-OP kam es zu einem Schlaganfall, weil sich trotz maximaler Blutverdünnung wiederholt Gerinnsel im Kunstherzen gebildet hatten. Den Schlaganfall hat Brixius fast vollständig weggesteckt, doch der Zeitdruck für eine Transplantation stieg dadurch. Daher stellte das Herztransplantationsteam der Uniklinik für ihn bei Eurotransplant einen Antrag auf High-Urgent-Status (HU), der von einem unabhängigen Gutachterteam auch genehmigt wurde. Bis ein Spenderherz zur Verfügung steht – und das kann bei dem großen Mangel an Organen noch viele Monate dauern –, muss sich Brixius jetzt im nahen Umkreis der Klinik aufhalten. „Bis eines gefunden ist, das zu meiner Blutgruppe und meiner Körpergröße passt, bleibe ich also im Zweifel im Kurpfalzkrankenhaus“, fasst der ehemalige Bauleiter zusammen. Das Klinikteam weiß, wie die Schlaucheingänge im Brustkorb zu versorgen sind, die Kompressoren gewechselt werden oder welche Komplikationen auftreten können. Die Fachleute kennen die mög­ lichen Wechselwirkungen von Medikamenten.

Immer weniger Transplantationen So viele Organe wurden jeweils* verpflanzt

Herz

246 239 224

Lunge

287 278 230 1.190 1.146 1.186

Niere 677 665 648

Leber

Pankreas

2013 2014 2015

96 84 84

2.501 transplantierte Organe 2.418 transplantierte Organe 2.373 transplantierte Organe

*2013 bis 2015, jeweils Januar bis September, ohne Transplantationen nach Lebendspende (2015 vorläufige Zahlen). Quelle: Deutsche Stiftung Organtransplantation, 2015

Notstand bei Spenderorganen „Zurzeit sind Kunstherz-OPs noch eher die Ausnahme. Das könnte sich aber bald ändern“, prophezeit Kardiologe Ehlermann. Grund ist, dass sich das Verhältnis zwischen Herzpatienten und Spendern zunehmend verschlechtert. 2015 wurden nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation in den ersten neun Monaten 224 Herztransplantationen durchgeführt (siehe Grafik oben). Dem gegenüber standen laut Eurotransplant Ende September 781 Menschen, die auf ein Organ warteten. „Für eine optimale Versorgung bräuchten wir im Grunde zehnmal so viele Herzen wie in Deutschland verfügbar sind“, kalkuliert Ehlermann. „Die Warterei ist das Schlimmste“, sagt Brixius, „man muss mental wirklich stabil sein.“ Er hat sich einen festen Tagesrhythmus geschaffen und versucht, sich immer neue Ziele zu setzen. Das hat auch Suzana Visic geholfen. „Ich wollte wieder gehen können, ohne nach zwei Schritten Luft holen zu müssen“, sagt sie. Außerdem möchte sie schon bald wieder in ihren Job als Versicherungskauffrau zurück. Jetzt geht sie erst einmal für drei bis fünf Wochen in die Reha nach Bad Schönborn. „Und dann freue ich mich riesig auf meine Wohnung in Stuttgart, die ich ein halbes Jahr nicht gesehen habe“, strahlt sie. Auch die werde sie bestimmt mit ganz neuen Augen sehen. So wie sie derzeit alles um sich herum viel intensiver wahrnimmt. 

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SRH Kurpfalzkrankenhaus Das SRH Kurpfalzkrankenhaus in Heidelberg ist ein Fachkrankenhaus für Innere Me­ dizin, Neurologie und Dialyse. Es hat 102 Betten und zwölf Dialysestellplätze und beschäftigt 200 Mitarbeiter. Das Hämophiliezentrum der Klinik gehört zu den bundesweit größten für die Behandlung von Bluter-Krankheiten. Eine weitere Besonderheit ist die Spezialeinheit für die neurologische Frührehabilitation, in die Patienten nach Schlaganfall und anderen Schädigungen des Nervensystems aufgenommen werden. In einer interdisziplinären Intensivstation können jederzeit kritische Fälle versorgt werden. Die Klinik ist akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg.   www.kurpfalzkrankenhaus.de

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Impressum Herausgeber:  SRH Holding (SdbR), Bonhoefferstraße 1, 69123 Heidelberg, Internet: www.srh.de Nils Birschmann, Direktor Kommunikation Redaktion (SRH) und Kontakt: Christiane Wolf, SRH Holding, Telefon: 0 62 21/82 23-123, Fax: 0 62 21/82 23-06123, E-Mail: [email protected] Redaktion und Gestaltung: Siccma Media GmbH, Köln, Internet: www.siccmamedia.de Redaktion: Ulrike Heitze, Julian Kerkhoff, Liane Borghardt, Kirstin von Elm, Frank Hidien, Susann Lorenz, Melanie Rübartsch Art-Direction: Ulrich Schmidt-Contoli Gestaltung: Periodical.de, Bildredaktion: Karin Aneser Icons:

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vier Ausgaben pro Jahr (28.000 Exemplare)

Alle Rechte vorbehalten. Reproduktion nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers und der Redaktion. Für unverlangt eingesandtes Material übernimmt die Redaktion keine Gewähr. Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 4. Dezember. Die nächste Ausgabe von perspektiven erscheint im März 2016.

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ZU GUTER LETZT

Illustration: Ulrich Schmidt-Contoli, Fotos: SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach

Schöne Bescherung:

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Wer will da nicht mal anfassen?

Schon allein Sockes Präsenz baut in Therapiesitzungen Barrieren ab.

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