«Einmal werden wir doch wieder Menschen und nicht nur Juden sein»

January 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Musik, Musiktheorie
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Zürichsee-Zeitung Obersee Montag, 21. März 2016

Beachtenswerte Umsetzung einer bemerkenswerten Komposition: Der Teamchor Jona und das Orchester Sinfonietta Vorarlberg führen das Oratorium «Annelies» auf, begleitet von der Pianistin Claudia Dischl (links).

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Bilder David Baer

«Einmal werden wir doch wieder Menschen und nicht nur Juden sein» jona Unter der Leitung von Max Aeberli wurde am Samstag in der katholischen Kirche das Oratorium «Annelies» von James Whitbourn aufgeführt. Die Vertonung von Anne Franks Tagebuch hinterliess einen bleibenden Eindruck. «Solange all das existiert, dieser Sonnenschein und der wolkenlose Himmel, wie könnte ich da traurig sein?», schrieb Annelies Marie Frank am 23. Februar 1944 im Haus Prinsengracht in Amsterdam in ihr berühmtes Tagebuch. Anlässlich der Schweizer Uraufführung des programmatischen Werks «Annelies» für Solosopran, Chor und Orchester von James Whitbourn berührte am Samstag auch dieser Satz das Publikum. Unter der Leitung von Max Aeberli wagte sich der Teamchor Jona in der ausverkauften katholischen Pfarrkirche von Jona an das aufwühlende Projekt, das in den Augen des Komponisten als Oratorium zu bezeichnen ist.

Intensive Stimmung Aufgrund der anhaltenden stehenden Beifallsbekundungen war eindeutig, dass das Publikum die Umsetzung der ambitionierten Vertonung als gelungen betrach-

tete. Nicht zuletzt die Inszenierung trug dazu bei, dass das beklemmende Werk trotz einiger leichter Momente für ein besonderes Erlebnis sorgte. Dass zu Beginn das Kirchenlicht ausgeschaltet wurde, während Anne Franks Bild bei totaler Stille eingeblendet wurde, liess intensive Stimmung aufkommen. Sprecherin Marlene Burlet las jeweils eindrücklich Auszüge aus den vertonten Textstellen aus Franks Tagebuch vor, bevor Chor und Orchester in Erscheinung traten. Begeisternd trat die amerikanische Solosopranistin Arianna Zukerman in Erscheinung, die auch auf der Referenzaufnahme des Stücks zu hören ist. Die auf dem renommierten Plattenlabel Naxos veröffentlichte Vertonung war 2013 für einen Grammy nominiert. Mit ihrem dramatischen Vibrato hauchte sie den Texten Leben ein. Dass ihre eigene Familiengeschichte vom Holocaust geprägt wurde, dürfte die Schweizer

Uraufführung auch für sie selber bedeutend gemacht haben. Unter der Leitung von Aeberli überzeugte der Teamchor, der sich intensiv mit den Texten und ihrer musikalischen Umsetzung auseinandergesetzt hat. Das hervorragend aufspielende Orchester Sinfonietta Vorarlberg punktete sowohl in ruhigen wie in virtuosen Momenten mit seinem Spiel. Am Piano trat Claudia Dischl in Erscheinung, die in ruhigen Momenten schöne Akzente setzten.

Dynamische Interpretation Aeberli schaffte es, eine dynamische Interpretation umzusetzen, die in ruhigen Momenten einlullen konnte, um bei schreckhaften Ausbrüchen das Publikum direkt zu konfrontieren. Die beachtenswerte Umsetzung einer bemerkenswerten Komposition war programmatischer Natur. Ob Frank die Bombardierung Amsterdams beschrieb oder einen jener aussergewöhnlichen Hoffnungsschimmer aufkommen liess, die Musik versuchte die jeweilige Stimmung pointiert umzusetzen. «Eines Tages wird

Unter der Leitung von Max Aeberli begeisterte die Solosopranistin Arianna Zukerman das Publikum.

dieser schreckliche Krieg vorbei sein, und wir werden wieder Menschen sein, nicht mehr nur Juden», erklang es in der katholischen Kirche.

Mit dem Wissen, dass Frank im Frühjahr 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen sterben sollte, entfalteten solche Aussagen besondere Wirkung. Dass

nach der Aufführung betretene Stille herrschte und erneut das Bild von Frank gezeigt wurde, bildete den angebrachten Schlusspunkt. Markus Richter

Kein Kandidat schaffte die Wahl in der ersten Runde

Kaltbrunn Es kommt zu einer zweiten Runde um den freien Sitz im Gemeinderat Kaltbrunn: Keiner der drei Kandidaten erreichte im ersten Wahlgang das absolute Mehr. Ruedi Gmür und Daniela Brunner treten zum zweiten Wahlgang an. Das Ergebnis des ersten Wahlgangs für den frei werdenden Gemeinderatssitz in Kaltbrunn überrascht kaum: Keiner der drei Anwärter schaffte den Einzug in die Exekutive in der ersten Runde. Damit kommt es am 24. April zu einem zweiten Wahlgang. Am besten schnitt in der ersten Runde Ruedi Gmür (SVP) ab. Der 61-jährige Landwirt erreichte 478 Stimmen und klassierte sich damit vor der CVP-Kandidatin Daniela Brunner. Die 48-jährige Kommunikationsfachfrau er-

reichte exakt 400 Stimmen. Deutlich zurück liegt Jacqueline Hämmerli (FDP). Die 49-jährige Administrationsleiterin erreichte nur 190 Stimmen. Das absolute Mehr lag bei 543 Stimmen, die Stimmbeteiligung bei lediglich 36 Prozent. «Ich habe mit diesem Resultat gerechnet und werde wieder antreten», sagte Ruedi Gmür. Sehr zufrieden zeigte sich Daniela Brunner aufgrund ihrer hohen Stimmenzahl: «Meine Chancen, in der zweiten Runde gewählt zu

werden, sind intakt.» Es sei gut möglich, dass ein Teil der Stimmen, die Hämmerli holte, auf sie fallen werden – wegen des Frauenbonus. Jacqueline Hämmerli verzichtet auf eine Teilnahme am zweiten Wahlgang: «Der Rückstand auf die beiden anderen Kandidaten ist zu gross.» Weil Kaltbrunn eine CVP- und SVPHochburg sei, habe sie als FDPFrau keine grosse Chance gehabt, die Wahl zu gewinnen, glaubt Hämmerli. Magnus Leibundgut

Der zweite Wahlgang findet am 24. April statt. Wahlvorschläge sind bis 29. März, 16.30 Uhr, bei der Gemeindekanzlei Kaltbrunn einzureichen.

Jacqueline Hämmerli (FDP) holte 190 Stimmen.

Ruedi Gmür (SVP) erreichte 478 Stimmen.

Daniela Brunner (CVP) erhielt Bilder zvg 400 Stimmen.

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