Einseitige Weltanschauung Über die Netzhaut ins Gehirn blicken

February 9, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Kommunikation, Marketing
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Marah J. Hardt und Carl Safina be­ schrieben, wie sich die Versauerung der Meere auf deren Fauna auswirkt. (»Ozeane in Gefahr«, Februar­2011, S. 82) Prof. Dr. Dr. Hans E. Müller, Braunschweig: Die Autoren berichten, dass der mittlere pH-Wert in den oberen Wasserschichten der Ozeane seit Beginn der industriellen Revolution um 0,12 auf 8,1 gesunken ist, und schreiben von saurer werdendem Meerwasser. Doch handelt es sich nur um eine leichte Verschiebung im basischen Bereich. Sie ist zweifelsohne partiell dem weltweit gestiegenen CO2-Gehalt in der Atmosphäre geschuldet, und dieser wiederum ist teilweise anthropogen, teilweise aber auch geogen bedingt. Niemand wird die von den Autoren zusammengetragenen Negativeffekte auf heterophobe Lebewesen leugnen. Doch dabei kommen die positiven Effekte etwas zu kurz. Schließlich ist CO2 für Phytoplankton und Algen ein Wachstumsfaktor. CO2 wird gebunden und langfristig wieder in fossile Brennstoffe verwandelt, auf die Deutschland ab 2050 völlig verzichten soll. Weshalb die so genannte Versauerung die Verfügbarkeit von Ei-

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sen für Phytoplankton erschweren soll, ist wenig überzeugend, denn normalerweise steigt die Löslichkeit von Eisen­ ionen mit sinkendem pH-Wert an. Und so keimt beim Leser der Verdacht, dass hier keine ideologiefreie Wissenschaft, sondern die fragwürdige Weltanschauung eines so genannten Klimaschutzes vermittelt werden soll.

Über die Netzhaut ins Gehirn blicken Der Psychiater Karl Deisseroth stellte die von ihm mitentwickelte Methode der Optogenetik vor, die es erlaubt, einzel­ne Nervenzellen anzuregen. (»Lichtschalter im Gehirn«, Februar 2011, S. 22) Dr. Dr. Horst J. Koch, Aue: Der interessante Ansatz von Deisseroth wird sicher die diagnostischen und möglicherweise auch die therapeutischen Optionen in der Nervenheilkunde bereichern. Ganz neu ist der Gedanke optisch aktivierbarer Proteine allerdings nicht. In den 1990er Jahren habe ich, angeregt durch Untersuchungen von Amiram Grinvald (Grinvald, A. et al.: Real-Time Optical Imaging of Naturally Evoked Ac­ tivity in Intact Frog Brain. In: Nature 308, S. 848 – 850, 1984), mit Farbstoffen und intrinsischen elektrischen Signa-

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Darren Braun

Einseitige Weltanschauung

Mehr als nur schöner Schein: Hirnforscher erachten die Opto­genetik bereits als neues Glanzstück in ihrem Methoden­arsenal.

len experimentiert. Dabei bin ich auf die Möglichkeit gestoßen, über die Re­ tina direkt die elektrophysiologischen Eigenschaften von Hirnanteilen zu untersuchen (retinal optical imaging). ­Wegen der Toxizität der eingesetzten Farbstoffe eignen sich Farbstoffe leider

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SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · April 2011

nicht für die praktische Anwendung am Menschen. Hämoglobin oder andere intrinsische spannungssensitive Moleküle könnten hier weiterhelfen. Vielleicht bietet die Retina für die Opto­ genetik einen hilfreichen innovativen Zugangsweg, um die Funktion zentraler Neurone zu beurteilen (Koch, H. J.: Optical Imaging of the Retina Using ­Intrinsic Signals: A Possible Diagnostic Neurological Tool? In: Romanian Journal of Neurology 39, S. 81 – 84, 2001).

Erdbeben als Auslöser Der Geograf Kenneth Hewitt erörterte die möglichen Ursachen für die giganti­ schen Bergstürze im Karakorum. (»Nützliche Katastrophen«, Februar 2011, S. 72) Ditmar Friendli, Witterswil (Schweiz): Im Alpenraum, wo sich seit der letzten Vergletscherung ebenfalls dramatische Bergstürze ereignet haben, gilt der Rückzug der Gletscher als häufige Ursache: Hänge wurden nicht mehr vom Eis gestützt und glitten zu Tal. Dies könnte durchaus auch für das in der Kaltzeit von Gletschern durchflossene Industal zutreffen. Zudem ist dort vorstellbar, dass Talflanken durch die Tiefenerosion der Gebirgsflüsse zu steil werden und nach einem Erdbeben oder Starkniederschlag abrutschen. Schließlich darf man auch nicht das Auftauen des Permafrosts infolge der Klimaerwärmung vergessen. Der im ­Artikel erwähnte Bergsturz von Randa ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass das Eis in den Klüften des Talhangs das Felsgestein nicht mehr zusammenhielt. Für mich kommen Beben eher als Auslöser und nicht so sehr als primäre Ursache für die Bergstürze in Betracht. Antwort des Autors Kenneth Hewitt, Wilfried Laurier University, Waterloo (Kanada): Sie haben Recht: Auch die von Ihnen aufgelisteten Phänomene können das Grundgestein Hunderte von Metern tief destabilisieren und somit Bergstürwww.spektrum.de

ze und Muren auslösen – doch manche erst im Lauf von Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden. Jener Felslawine im Gebiet des Bualtar-Gletschers vom August 1986 etwa, die mein Interesse an dem Thema weckte, ging kein Erdbeben voraus. Wahrscheinlich war das Gestein durch den schwindenden Gletscher, vielleicht auch durch auftauenden Permafrost allmählich brüchig geworden. Als unmittelbarer Auslöser kommen auch extreme Schmelzwasser nach einem außergewöhnlich schneereichen Winter und Frühling sowie heftige Niederschläge im Sommer in Frage. Damals rutschten gut 20 Millionen Kubikmeter zu Tal. Megabergstürze, deren Volumen um mindestens den Faktor 100 größer ist, erfordern aber tiefer gehende Störungen des Grundgesteins und vor allen Dingen weit mächtigere »Trigger«. Erdbeben sind ein guter Kandidat dafür, insbesondere solche der Stärke 8 und mehr auf der Richterskala. In diesen könnten sich tektonische Spannungen auf einmal entladen, die sich über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende aufgebaut haben. Das würde auch besser erklären, warum Megabergstürze in der Vergangenheit des Karakorum Cluster bildeten, also zur gleichen Zeit im ganzen Gebiet auftraten. Wohlgemerkt ist das derzeit nur ein Modell – doch es passt gut zu den bisherigen Daten und Beobachtungen.

Es geht nicht ohne klinische Studien Hans Lehrach und Urban Wiesing diskutierten, ob eine individualisierte Medizin auf Grundlage der Genom­ sequenz möglich ist. (»Der modellierte Patient«, Januar 2011, S. 60) Christian Monnerjahn, Magdeburg: Herrn Lehrach geht es darum, die ge­ netische Disposition eines Tumors zu bestimmen und im Abgleich mit einer ­Effizienz-Datenbank das vermutlich optimale Medikament auszuwählen. Dieser Ansatz ist im Grunde positiv – sowohl für den einzelnen Patienten, der zumindest weniger zum »Versuchskaninchen« wird, als auch für die Kran-

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kenkassen, da der Einsatz teurer Krebsmedikamente effizienter erfolgen sollte – sofern das Verfahren funktioniert. Das hängt von der Qualität der zu erstellenden Datenbank ab. Hier stellt sich die Frage, woher die Daten kommen. Letztlich können sie nur auf klinischen Studien beruhen, bei denen die Tumoren der einzelnen Pa­ tienten genetisch untersucht wurden. Das ist problematisch, wenn einer solchen »Weiterverwendung« der Daten von den Patienten nicht zugestimmt wurde. Datenschutz und Datenmanagement sind somit zentrale Herausfor­ derungen. Hier bietet die EU-Gesetzgebung für klinische Forschung durchaus einen Rahmen. Ferner ist eine Erfolgskontrolle nötig – und die kann nur wieder in klinischen Studien erfolgen.

B r i e f e a n d i e r e da k t i o n … sind willkommen! Schreiben Sie uns auf www.spektrum.de/leserbriefe oder schreiben Sie mit Ihrer kompletten Adresse an: Spektrum der Wissenschaft Leserbriefe Sigrid Spies Postfach 10 48 40 69038 Heidelberg E-Mail: [email protected] Die vollständigen Leserbriefe finden Sie ebenfalls unter www.spektrum.de/leserbriefe

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