Ernährung und Verdauung
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Ernährung und Verdauung 1. Mechanismen der Säurebildung im Magen 2. Regulation pH-Profil im GI-Trakt 3. Sekretion im Pankreas und Sekretion im Darm 4. Magenentleerung, Magenmotilität 5. Helicobakter pylori
Ernährung und Verdauung - Mechanismen der Säurebildung im Magen und ihre Regulation
Säurebildung Zellen des Magens Charakteristika der Belegzelle Säuresekretion der Belegzelle Magenschutz Schleimbildung „unstirred layer“
Säurebildung
Überblick: Zellen des Magens
Zelltyp
Funktion
Belegzellen
HCl- Sekretion, Intrinsic- Faktor
Nebenzellen
Schleimbildung
Hauptzellen
Sekretion von Pepsinogen
G-Zellen
Bildung von Gastrin
Oberflächenepithel
Bicarbonat und Schleim sezernierend
Charakteristika der Belegzelle
Säuresekretion in der Belegzelle
Magenschutz
Schutzmechanismen
•
Schleimbildung
•
„Unstirred Layer“
„Unstirred“ Layer zum Schutz des Magens
Ernährung und Verdauung - pH-Profil im GI-Trakt
pH-Werte im Verdauungssystem Regulation der Magensäuresekretion Kephale Phase Gastrale Phase Intestinale Phase Helicobakter Pylori
pH- Werte im Verdauungssystem: • Speichel ~ 6,5 • Magensäure 0,8; mit Speisebrei 1,8-4,0 • Pankreassekret 8,5-9,0 • Gallensekret 8,0-8,5 • Dünndarmsekret 8,0 • Stuhl 6,5-7,0
HCl ← → HCO3-
Regulation der Magensäuresekretion
• neurale Regulation, Neurotransmitter • humorale Regulation:
- endokrine Hormone - parakrin wirksame Stoffe
• Kephale Phase • Gastrale Phase • Intestinale Phase
Kephale Phase • Anblick, Geruch, Geschmack der Speise • Chemorezeptoren, taktile und propriozeptive Reize • Reizung des Parasympatikus → Speichelsekretion → bis zu 40% der Magensäuresekretion • Acetylcholin à muskarinische Rezeptoren der sekretorischen Zellen (direkt) → Freisetzung von Gastrin → Freisetzung von Histamin
indirekt
Gastrale Phase • Dehnungsreize, chemische Reize →Gastrinfreisetzung • „gastrokolischer Reflex“, Defäkationsdrang • Ansäuerung des Mageninhalts bis pH 2 • Hemmung weiterer Säuresekretion durch Somatostatin
Intestinale Phase Saurer Chymus im Duodenum: • Aktivierung der Pankreassekretion • Kontraktion der Gallenblase • Hemmung der Magensekretion → Enterogastrischer Hemmreflex
Humorale Regulation durch Zellen in Duodenum und Jejunum: • Sekretin
pH < 4,5
+ bicarbonatreiche, wässrige Sekretion - Gastrin
• CCK
lange FS
+ Pankreassekretion, Gallenkontraktion
AS
- Magenentleerung à Sattheitsgefühl
Glucose, pH
+ Insulin
• GIP
- Magensaftsekretion
Ernährung und Verdauung - Sekretion im Pankreas
Pankreassekretion - Mechanismen der Sekretion - Steuerung der Sekretion Darmsekretion - Sekretion im Dünndarm - Sekretion im Dickdarm
Pankreassekretion Pankreassekret: • etwa 1-1,5 l pro Tag • über Ductus pancreaticus → Papilla duodeni major → Duodenum • Hauptbestandteile: •Pankreasenzyme → Aufspaltung der Nahrungsbestandteile •Bicarbonat → Neutralisation des Magensaftes
Pankreasenzyme •
Aus Azini des Pankreas durch Exozytose freigesetzt
•
Lipase, Amylase und Ribonuclease in aktiver Form sezerniert
•
Proteolytische Enzyme in Form inaktiver Vorstufen sezerniert → Schutz vor Selbstverdauung
•
Trypsininhibitor → verhindert vorzeitige Trypsinaktivierung im Ausführungsgang
•
Enteropeptidasen im Duodenum → Umwandlung von Trypsinogen in Trypsin → Trypsin aktiviert weitere Enzymvorstufen
Pankreasenzyme Name
Wirkung
α-Amylase
Polysaccharidspaltung zu Maltose
Lipase
Triglyceridspaltung zu Fettsäuren u. Glycerin
Phospholipase A
Lysolecithin- bzw. -kephalin- u. Fettsäurebildung
Phospholipase B
Glycerophosphorylcholin- u. Fettsäurebildung aus Lysolecithin
Trypsin
Spaltung v.a. der denaturierten Proteine; als »Trypsinogen« sezerniert
Chymotrypsin
ähnl. wie Trypsin spaltend
Carboxypeptidasen
Abspaltung endständiger Aminosäure
Ribonucleasen
Spaltung von 3'-Bindungen
Desoxyribonucleasen
spezif. Phosphodiesterase; Endprodukte: Oligodesoxynucleotide
Elastase
Aufspaltung elastischer bzw. kollagener Fasern
Kollagenase Kallikrein
Freisetzung von Kininen
Sterinesterhydrolase
Spaltung von Sterinfettsäureestern
Elektrolyte des Pankreassekrets Hauptanionen:
Cl¯ Bicarbonat
Hauptkationen:
Na+ und K+
•
Konzentration: 300 mosmol/l → isoton zum Blutplasma
•
[Anionen] = [Kationen] ≈ 150 mmol/l
•
Sekretionssteigerung: → Kationenkonzentration bleibt gleich → [Cl¯] und [Bicarbonat] verändern sich gegenläufig - Anionenkonzentration bleibt somit auch konstant - bei max. Sekretion: [Bicarbonat] bis zu 140mmol/l pH= 8,2 → Austausch von Chlorid und Bicarbonat im Ausführungsgang
Sekretionsmechanismen Azinuszellen: •
produzieren chloridreiches Primärsekret basolateral → Na+-K+-2Cl¯-Kotransport luminal
→ Cl¯-Kanäle
Epithelzellen der Ausführungsgänge: •
sezernieren bicarbonatreiches alkalisches Sekret
•
Stimulation durch Sekretin H+- Na+- Antiport aktiviert (basolateral) ↓ Cl¯-Bicarbonat-Antiport (luminal) ↓ Bicarbonat reichert sich im Lumen an → Chloridkonzentration sinkt ↓ Wasser und Na+ folgen passiv parazellulär (Sekret bleibt somit isotonisch)
Steuerung der Sekretion
Parasympathikus und Cholecystokinin → fördern Produktion eines enzymreichen Sekrets Sekretin → fördert Produktion eines bicarbonatreichen Sekrets
Interdigestive Phase ( Verdauungsruhe): •
nur geringe Basalsekretion → ca. 5ml/h
Digestive Phase ( nach Nahrungseinnahme): •
reichliche Sekretion → 8ml/min
•
3 Aktivierungsphasen:
Kephale Phase: –
Bicarbonatkonzentration und Enzymausstoß steigen an
–
ausgelöst durch N. vagus ( VIP/ GRP, Acetylcholin)
Gastrale Phase: –
Sekretionsteigerung durch
→
Dehnung der Magenwand vagovagale Reflexe Gastrinfreisetzung
Intestinale Phase: –
Sekretionssteigerung durch gastrointestinale Hormone
Sekretin: - von den S-Zellen der Schleimhaut ausgeschüttet - stimuliert Bicarbonat-Sekretion in Gangepithelien → Neutralisation des Chymus Cholecystokinin: - aus endokrinen Zellen der Darmmucosa - bewirkt in Azinuszellen Exozytose von Proenzymen und Enzymen
Darmsekretion
Dünndarm: - weitere Zerlegung der Nahrungsbestandteile - Spaltprodukte isoosmotisch resorbiert - Oberflächenvergrößerung durch:
Falten Zotten/ Krypten Mikrovilli
Kolon: durch Wasserresorption Stuhl weiter eingedickt
Dünndarmsekretion •
Mucosa sezerniert 2,5-3 l/d
•
Sekret muzin- und bicarbonatreich
•
Praktisch keine Enzyme im Sekret
Becherzellen und Brunnerdrüsen: - produzieren Muzine, die Epithel gelartig überziehen - zum Schutz und für ein reibungsloses Gleiten des Stuhls Hauptzellen: - sezernieren plasmaisotonische NaCl-Lösung Na+-K+-2Cl¯-Kotransporter ( basolateral) ↓ Cl¯- Kanal (luminal) ↓ Wasser und Na+ folgen passiv Brunnerdrüsen: - sezernieren muzin- und bicarbonatreiches Sekret - Anreicherung über Cl¯-Bicarbonat-Antiport
Pathologie: sekretorischer Diarrhoe ( Durchfall) Ursache:
bakterielle Gifte Bsp: Toxine von Salmonellen, Cholera-Vibrionen, pathogenen Coli-Bakterien
Folgen: Aktivierung der Cl¯-Kanäle → Chloridsekretion stark gesteigert → Wasser folgt passiv → somit Flüssigkeitssekretion gesteigert → beschleunigte Darmpassage
→ Auch nicht konjugierte Dihydroxygallensäuren und VIP können diese Auswirkungen haben → Reaktionen erfolgen cAMP vermittelt
Regulation der Dünndarmsekretion
1.
neuronal: - Chemo- und Mechanorezeptoren in Submucosa - N.vagus → Steigerung - efferente Neurone (Plexus myentericus) - postganglionäre sympathische Fasern → Hemmung
2.
humoral: - über gastrointestinale Hormone
Dickdarmsekretion •
Mucosa bildet nur wenig Sekret
•
muzinhaltig
•
Bicarbonat über Bicarbonat-Cl¯-Antiport sezerniert
•
K+-Ionen gelangen z.T. über luminalen K+-Kanal der Epithelzellen (der Krypten) aber hauptsächlich parazellulär ins Lumen
Ernährung und Verdauung - Magenentleerung, Magenmotilität (glatte Muskulatur, slow waves, Schrittmacher)
1. Der Schluckakt 2. Das GIT-Rohr 3. Magenmotilität 4. Magenentleerung
1. Der Schluckakt - Orale Phase (willkürlich) - Pharyngeale Phase - Ösophageale Phase - Mageneintritt
1. Der Schluckakt
2. Das GIT-Rohr
2. Das GIT-Rohr
3. Magenmotilität proximaler Magen - beim Schlucken → proximaler Magen wird kurzzeitig dilatiert → Innendruck steigt durch Füllung kaum an. - tonische Kontraktion (keine Peristaltik) - dient als Speicher
distaler Magen - Schrittmacherzone - „slow waves“ richtung Pylorus → Peristaltik
3. Magenmotilität
3. Magenmotilität
3. Magenmotilität
4. Magenentleerung - Die Magenentleerung wird vom Kontraktionsgrad des Pylorus gesteuert. - Er ist kein Sphinkter hat jedoch eine verdickte Muskelwand - meist so stark kontrahiert, dass nur Flüssigkeit passieren kann - durch Kontraktion der Antrummuskulatur und Erschlaffen des Pylorus gelangt der Speisebrei ins Duodenum
4. Magenentleerung Die Magenentleerung wird gefördert durch: - Parasympathikus - Dehnung des Magens - Gastrin und gehemmt durch: - Sympathikus - Dehung des Duodenums (Vermeidung von Überladung)
- Cholecystokinin und GIP (Gastric inhibitory peptide)
- Sekretin - hohe Osmolarität im Bulbus duodeni
4. Magenentleerung Erbrechen: - das Zwerchfell wird in Inspirationsstellung fixiert - die Bauchmuskeln kontrahieren sich rasch - gleichzeitig kontrahiert das Duodenum und die Ösophagussphinkter erschlaffen. - durch den hohen Druck auf den Magen entleert sich der Mageninhalt via Ösophagus
4. Magenentleerung
Anwendung auf Helicobacter pylori – Infektion: • Helicobacter pylori vermindert u.a. die Somatostatinbildenden DZellen der Magenschleimhaut → Hypergastrinämie → Hyperazidität → beschleunigte Magenentleerung
Medikamente gegen die übermäßige Säurebildung: • Säurehemmer: kompetitive Hemmung der H2-Rezeptoren • Protonenpumpenhemmer : irreversible Hemmung der K+/H+ ATPase • Prostaglandinanaloga für Bicarbonatbildung
Klinischer Fall:
Ulcus ventriculi: Häufigkeiten • Betrifft Männer häufiger als Frauen • ca. 10% der Bevölkerung haben im Laufe ihres Lebens ein Magengeschwür • In Deutschland ca. 40.000 Fälle jährlich
Bakterielle Infektionen des Magens? • Bis in die 80er Jahre umstritten → pH = 1 –2!
J. Robin Warren
Barry J. Marshall
Nobelpreis 2005
Ulcus ventriculi: Ursachen • Vorschädigung durch: – Alkohol – Nikotin – Stress
• Auslöser: Helicobacter pylori – 75% der Magengeschwüre – 95% der Duodenalgeschwüre
Entstehung des Geschwürs
Entstehung des Geschwürs
Danke fürs Zuhören
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