Europäisierung südslawischer Sprachen

January 20, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Schreiben, Grammatik
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Europäisierung südslawischer Sprachen Institut für Slawistik Proseminar zur Synchronie des B/K/S (Was ist Bosnisch/Bosniakisch, Kroatisch und Serbisch?) WS 2006/2007 Leitung: Branko Tošović

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Europäisierung südslawischer Sprachen Geltungsbereiche  Bosnisch, Bulgarisch, Kroatisch, Mazedonisch, Serbisch, Slowenisch  B/K/S:  Bulgarisch:  Slowenisch:  Mazedonisch:

insges. ca. 19 Mio. Sprecher 9 Mio. Sprecher 2,2 Mio. Sprecher 1,5 Mio. Sprecher

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Europäisierung südslawischer Sprachen Geltungsbereiche  sprachliche Veränderungen, die wenigstens zum Teil auf Einfluss nicht-slawischer Sprachen zurückzuführen sind

 gesamter südslawischer Bereich  bestimmte südslawische Sprachen  nur bestimmte Länder – Entwicklungen im System der jeweiligen Sprache selbst

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Europäisierung südslawischer Sprachen Veränderungen auf Lexikalischer Ebene/im Wortschatz Anglizismen:  Einflüsse der englischen Sprache  betrifft alle südslawischen Sprachen und  mehr oder weniger auch nicht-slawische Sprachen und kann deswegen als Internationalisierung angesehen werden  werden im Vergleich besonders schnell aufgenommen

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Europäisierung südslawischer Sprachen Anglizismen  in Bulgarien in Zusammenhang mit der Einschränkung der Rolle des Russischen in den letzten Jahren:  nicht mehr obligatorische Fremdsprache an Schulen (nach mehr als 100 Jahren)  starker Rückgang von Übersetzungen aus dem Russischen

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Europäisierung südslawischer Sprachen Anglizismen Veränderungen kommen vor allem aus folgenden Bereichen: 

Wirtschaft



Medizin



Politik



Technologie



Kultureller Bereich, Alltag

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Europäisierung südslawischer Sprachen Anglizismen und betreffen: 

Lexik



Syntax



Morphologie



Phonetik und Phonologie

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Europäisierung südslawischer Sprachen Wirtschaft  Schwerpunkt der Veränderungen  vor allem auf den Wechsel des Wirtschaftssystems zurückzuführen marketing biznis, biznismen menadžer bankomat lizing sponzor komercijalizacija

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Europäisierung südslawischer Sprachen Wirtschaft „Verwirtschaftlichung der Sprache“  Tendenz, wirtschaftssprachliche Lexeme im übertragenen Sinn zu verwenden  inflacija riječi – Inflation der Wörter  devalvacija javnog mnijenja – Devalutation (Wertminderung) der öffentlichen Meinung  ekonomizirati s osjećajima – ökonomisch mit Gefühlen umgehen 9

Europäisierung südslawischer Sprachen Medizin  auch medizinische Ausdrücke gehen häufiger in Alltagssprache über  zurückzuführen auf Aufmerksamkeit, die Medizin in Massenmedien und in Alltagsprache auf sich zieht  financijska injekcija – finanzielle Spritze  naftni šok – Ölschock  kolaps ekonomije – Kollaps der Wirtschaft

 potroška groznica – Verbraucherfieber

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Europäisierung südslawischer Sprachen Medizin neuere Entlehnungen:  reanimacija – Reanimation  metastaze – Metastase

 bajpas – Bypass  banka organa – Organbank  bioenergičar – Bioenergetiker  pejsmejker – Pacemaker – Schrittmacher

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Europäisierung südslawischer Sprachen Politik

 politička elita – politische Elite  privatizacija – Privatisierung  liberalizacija – Liberalisierung

 populizam – Populismus

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Europäisierung südslawischer Sprachen Technologie

 softver – Software  kompjuter – Computer  skaner – Scanner

 faks – Fax(gerät)  modem – Modem  printer – Drucker, Printer

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Europäisierung südslawischer Sprachen Kultureller Bereich, Alltag  sehr großer Einfluss des Englischen  besonders unter Jugendlichen; in der Jugendsprache  di-džej – DJ

šoping – Shopping

 vokmen – Walkman

džoging – Jogging

 sleng – Slang

tok-šou – Talk-Show

 slogan – Slogan

tajm-aut – Time-Out

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Europäisierung südslawischer Sprachen Kultureller Bereich, Alltag  auf Veränderte Verhältnisse im Alltag, bes. die Zunahme der Gewalt verweisen zB:  korupcija – Korruption

 mafija – Mafia  diler – Dealer  fiksati se – (sich) fixen, sich Heroin spritzen  trip – Trip, LSD

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Europäisierung südslawischer Sprachen Kultureller Bereich, Alltag  manche Veränderungen repräsentieren veränderte Wertvorstellungen und Maßstäbe:  imidž – Image

 trend – Trend  europeizacija – Europäisierung koncern – Konzern

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Europäisierung südslawischer Sprachen Veränderungen in der Syntax  kann ebenso als Internationalisierung angesehen werden  Dekomposition des prädikativen Verbs  Ersetzen des Verbs im Prädikat durch 2 Wörter

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Europäisierung südslawischer Sprachen Dekomposition des prädikativen Verbs

 Das Verb im Prädikat wird durch Nomen und Funktionsverb ersetzt antworten – Antwort geben odgovoriti – dati odgovor helfen – Hilfe leisten pomoći – pružiti pomoć analysieren – Analyse durchführen analizirati – vršiti analizu

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Europäisierung südslawischer Sprachen Nominalisierung

 Zunahme präpositionaler Syntagmen anstelle eines Nebensatzes  am häufigsten in der juristischen und politischen Sprache vor,

sowie im  wissenschaftlichen Stil

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Europäisierung südslawischer Sprachen Nominalisierung  kausale Bedeutung: Napravio je to jer je bio ljubomoran.  Napravio je to iz ljubomore. Er hat das gemacht, weil er eifersüchtig war.  Er hat das aus Eifersucht gemacht.

Der Nebensatz jer je bio ljubomaran wird durch präpositionales Syntagma iz

ljubomore ersetzt.

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Europäisierung südslawischer Sprachen Nominalisierung  temporale Bedeutung: Prije nego što je otputovao potpisao je sve ugovore.  Prije putovanja potpisao je sve ugovore. Bevor er abgereist war, hat er alle Verträge unterzeichnet.  Vor der Abreise hat er alle Verträge unterzeichnet.

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Europäisierung südslawischer Sprachen Nominalisierung  konditionale Bedeutung: Ta žrtva je bila beznačajna kad se usporedi s dobitkom.  Ta žrtva je u usporedbi s dobitkom bila beznačajna.

Dieses Opfer war unbedeutend, wenn man es mit dem Gewinn vergleicht.  Dieses Opfer war im Vergleich mit dem Gewinn

unbedeutend.

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Europäisierung südslawischer Sprachen Hilfsverben sein und haben „esse- und habere-Sprachen“  Generell können europäische Sprachen typologisch danach aufgeteilt werden, ob sie in bestimmten Konstruktionen dem Verb sein oder dem Verb haben Vorrang geben.

Es wird betrachtet, wie EXISTENZ und POSSESSIVITÄT ausgedrückt

werden und welches Verb als HILFSVERB verwendet wird.

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Europäisierung südslawischer Sprachen Possessivität  Deutsch: Possessivität wird hauptsächlich durch habere ausgedrückt zB: „Er hat graue Haare.“  Russisch: hauptsächlich esse wortwörtl.: „Bei ihm graue Haare.“

 Südslaw. Sprachen: meistens habere „Ima sjeda kosa.“ 24

Europäisierung südslawischer Sprachen Existenz  auch in diesem Bereich Besonderheiten in südslavischen Sprachen “es gibt…“

im Russischen: durch esse wiedergegeben

im B/K/Sen, Mazedonischen, Bulgarischen: habere

“ima…“

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Europäisierung südslawischer Sprachen Gebrauch des/der Hilfsverbs/en  esse war/ist an sich typisch für alle slawischen Sprachen  im Deutschen, Englischen, Französischen: esse und habere im Russischen: ausschließlich esse

in manchen Nachbarländern von deutschsprachigen Ländern, zB im Tschechischen, Slowakischen, Polnischen tauchen auch

Konstruktionen im Perfekt auf, die habere beinhalten

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Europäisierung südslawischer Sprachen Gebrauch des/der Hilfsverbs/en Neue Entwicklung im südslawischen Bereich  Mazedonisch: Gebrauch von habere im Perfekt stark vorhanden  Status als neues Hilfsverb wurde dort anerkannt  auch keine Einschränkungen, die für deutsches haben als Hilfsverb gelten

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Europäisierung südslawischer Sprachen Gebrauch des/der Hilfsverbs/en Neue Entwicklung im südslawischen Bereich  Bulgarisch: habere im Perfekt in der Umgangssprache  aber noch nicht standardsprachlich zugelassen  im Norden also am häufigsten nicht einmal Possissivität durch habere ausgedrückt – auf der anderen Seite Mazedonisch – sowohl

Possissivität als auch Existenz werden durch habere ausgedrückt

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Europäisierung südslawischer Sprachen Verbaler Modus  betrifft Bulgarisch und Mazedonisch Indirekte Rede: Hans behauptet, dass er nichts gewusst habe.  gewusst habe drückt Konjunktiv aus  in den meisten slawischen Sprachen gibt es keinen Konjunktiv als Form der indirekten Rede

 wird von direkter Rede nicht durch besonderen Modus (wie im Deutschen) unterschieden 29

Europäisierung südslawischer Sprachen Verbaler Modus Bulgarisch hat besondere Formen, um auf Fremdbericht zu verweisen:

1. Renarrativ, Modus relativus

 spezieller Verbmodus zur Wiedergabe von indirekter Rede oder Vermutungen im Ostbaltischen, Bulgarischen und Mazedonischen  wird mit infinitiver Verbform (meist Partizipien) ausgedrückt  unterscheidet sich durch das Fehlen des Hilfsverbs

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Europäisierung südslawischer Sprachen Verbaler Modus

Е чел. – Er hat gelesen.

Чел. – Er habe gelesen.

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Europäisierung südslawischer Sprachen Verbaler Modus 2. Inapperzeptiv  System von Präteritalformen um direkt über Handlungen zu berichten,

die man nicht selbst beobachtet hat  wird in normgebenden Grammatik des Bulgarischen häufig gar nicht erwähnt

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Europäisierung südslawischer Sprachen Verbaler Modus Mazedonisch  altes esse-Perfekt wird durch das neue habere-Perfekt ersetzt

 altes Perfekt entwickelt eine neue Funktion!  und zwar die des Konjunktivs der indirekten Rede bzw. die des Renarrativs

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Europäisierung südslawischer Sprachen Tempora, Ausdruck der Zeitformen

 Russisch: 3 Tempora

 B/K/S: 7 Tempora (davon drücken 4 die Vergangenheit aus)  Bulgarisch: 9 Tempora

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Europäisierung südslawischer Sprachen Tempora, Ausdruck der Zeitformen  Tendenz, ein einziges Tempus für Vergangenheit zu gebrauchen.  übrige drei werden durch Präteritum (= Imperfekt) ausgedrückt  außerdem: Aorist und besonders Impferfekt werden stark eingeschränkt

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Europäisierung südslawischer Sprachen Modal- und Phasenverben  Modalverben: dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wollen  brauchen unbedingt Ergänzung  im Deutschen und den meisten slawischen Sprachen in Form des Infinitivs  das gleiche gilt für

Phasenverben, zB anfangen, aufhören

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Europäisierung südslawischer Sprachen Modal- und Phasenverben

Bulgarisch, Mazedonisch:  Infinitiv wurde völlig aufgegeben  als verbale Ergänzung wird dort ein Nebensatz verwendet, der durch

Konjunktion „dass“ eingeleitet wird und ein Verb im Präsens enthält

Slowenisch: Gebrauch von Infinitiv als Ergänzung

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Europäisierung südslawischer Sprachen Modal- und Phasenverben B/K/S:  stellt Überganszone dar  Im Süden wird neue Konstruktion (mit Nebensatz) häufiger gebraucht, während  im Westen der Infinitiv häufiger gebraucht wird. Moram da radim. – Moram raditi.

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Europäisierung südslawischer Sprachen Veränderungen in der Morphologie Endungen als morphologische Ausdrucksmittel, Kasus  In slawischen Sätzen spielen morphologische Mittel wichtigere Rolle beim Ausdruck von Relationen als in deutschen oder englischen.  d.h. zB Subjekt und Objekt werden in slawischen Sprachen durch Endungen gekennzeichnet  im Englischen: durch Wortfolge

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Europäisierung südslawischer Sprachen Veränderungen in der Morphologie Endungen als morphologische Ausdrucksmittel, Kasus  Bulgarisch und Mazedonisch: Endungen als Ausdrucksmittel wurden aufgegeben  nur ein morphologischer Kasus des Substantivs  während andere slawische Sprachen über sechs bzw. sieben Kasus der Substantive verfügen  sehr große Veränderung 40

Europäisierung südslawischer Sprachen Veränderungen in der Morphologie Vokativ, Anredeform  Tendenz zur Aufgabe des Vokativs  durch Veränderungen in Anreden verstärkt im Bulgarischen (als

Folge der politischen Wende in den 90er Jahren)  Einige sehr häufige Substantive sind aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verschwunden.

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Europäisierung südslawischer Sprachen Vokativ

zB die Anreden: Genosse, Genossin – bulg.: drugarju, drugarko: früher: Drugarju ministăr – Genosse Minister heute: Gospodin ministăr – Herr Minister  „Herr“ ist dabei gar nicht morphologisch markiert!

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Europäisierung südslawischer Sprachen Deklination der Kardinalzahlen

 Anzahl der Kasus ist stabil (7 B/K/S, 6 Slowenisch)

 Deklinierbarkeit bestimmter Wortgruppen aber nicht  betrifft in erster Linie Kardinalzahlen

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Europäisierung südslawischer Sprachen Deklination der Kardinalzahlen  im Deutschen wird nur die Kardinalzahl eins dekliniert  im Russischen: fast alle Kardinalzahlen in allen Kasus werden dekliniert  Südslawien: Instabilität der Deklination der Kardinalia

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Europäisierung südslawischer Sprachen Deklination der Kardinalzahlen  Slowenisch: fast alle Kardinalzahlen deklinierbar, in gesprochener Sprache ab 5 nicht mehr dekliniert  B/K/S: Kardinalzahlen ab 5 sind gar nicht deklinierbar  eins, zwei, drei und vier sind zwar deklinierbar, aber  in der Praxis wird nur die Zahl eins dekliniert

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Europäisierung südslawischer Sprachen Deklination der Kardinalzahlen  2, 3, und 4 sowohl in der gesprochener als auch in geschriebener Sprache kaum dekliniert, obwohl  Deklination von Norm in Kroatien verlangt wird  Norm in Jugoslawien hingegen hat zugegeben, dass diese Zahlen selten dekliniert werden

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Europäisierung südslawischer Sprachen Zuwachs weiblicher Berufsbezeichnungen  weitere Entwicklung in der Europäisierung  B/K/S: an sich maskuline Formen noch immer für beide Geschlechter gebräuchlich  Äquivalente der deutschen Endung –in werden immer mehr verwendet

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Europäisierung südslawischer Sprachen Zuwachs weiblicher Berufsbezeichnungen Beispiele:  policajka – Polizistin  vozačica – Fahrerin  profersorica/profesorka – Professorin  provoditeljka – Dolmetscherin  nobelovka – Nobelpreisträgerin  pušačica – Raucherin  etc.

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Europäisierung südslawischer Sprachen Zuwachs weiblicher Berufsbezeichnungen für viele Bezeichnungen gibt es noch keine feminine Markierung:

 akademik – Akademiker, Mitglied der Akademie vođa – Leiter, Führer ekspert, stručnjak – Experte

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Europäisierung südslawischer Sprachen Ausdruck der Unpersönlichkeit, Verallgemeinerung  im Deutschen durch „man“ ausgedrückt  sein Äquivalent in slawischen Sprachen unterliegt zusätzlichen Einschränkungen  dadurch man-Sätze viel seltener als im Deutschen  im Süden aber Zunahme solcher Sätze im gesprochenen B/K/S in letzter Zeit

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Europäisierung südslawischer Sprachen Ausdruck der Unpersönlichkeit, Verallgemeinerung  Bedeutung des Äquivalents zu man, im B/K/Sen čovjek, ändert sich:  Bedeutung in älteren Wörterbüchern: „erwachsener Mann“

 auch in Verallgemeinerungen war čovjek nicht vom männlichen Geschlecht befreit (zumindest in Assoziation)  (neues) Wörterbuch von Anić: keine von 4 Bedeutungen enthält Vermerk über Begrenztheit auf männliches Geschlecht

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Europäisierung südslawischer Sprachen Ausdruck der Unpersönlichkeit, Verallgemeinerung  anscheinend also Entwicklung zur Ungebundenheit an das männliche Geschlecht des Wortes čovjek  an sich steht čovjek in vollkommen gängigen Sätzen aber für eine „männliche erwachsene Person“  aus dem modernen Gebrauch verschwindet das referentielle čovjek mit

der Bedeutung „Ehemann“

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Europäisierung südslawischer Sprachen Ausdruck der Un-/Bestimmtheit in südslawischen Sprachen

 Unbestimmtheit und Bestimmtheit werden im Deutschen, Englischen, Französischen und vielen anderen Sprachen durch den Artikel ausgedrückt.  Die Mehrheit der slawischen Sprachen verfügt über keinen Artikel.

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Europäisierung südslawischer Sprachen Ausdruck der Un-/Bestimmtheit in südslawischen Sprachen Ausnahme:  Das Bulgarische und Mazedonische haben aber einen bestimmten Artikel entwickelt

 stammt von Demonstrativpronomen  wird dem Substantiv nachgestellt bzw. als Morphem an das Substantiv angehängt

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Europäisierung südslawischer Sprachen Ausdruck der Un-/Bestimmtheit in südslawischen Sprachen Zur Kennzeichnung der Unbestimmtheit hingegen verfügen diese Sprachen über keinen Artikel.

Allerdings:

 Tendenz, das Äquvalent der Kardinalzahl eins immer mehr zu verwenden  in Positionen, die für den unbestimmten Artikel im Deutsch, etc. typisch sind

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Europäisierung südslawischer Sprachen Ausdruck der Un-/Bestimmtheit in südslawischen Sprachen B/K/S

Unbestimmtheit und Bestimmtheit werden durch kurze und lange Endungen ausgedrückt. (stammt aus dem Urslawischen)

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Europäisierung südslawischer Sprachen Ausdruck der Un-/Bestimmtheit in südslawischen Sprachen  in der Sprachpraxis Tendenz, Unterschied der zwei Adjektivflexionen nur im Nominativ Maskulinum Singular beizubehalten

 in anderen Fällen und Geschlechtern Tendenz, lange Endungen zu verwenden, ohne Rücksicht auf Bestimmtheit und Unbestimmtheit

 Norm in Jugoslawien hat diesen Zustand anerkannt

 Norm in Kroatien will Impuls zum Gebrauch der kurzen Endungen zu geben

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Europäisierung südslawischer Sprachen Neuer Synkretismus zwischen Genitiv und Akkusativ im B/K/S  belebte maskuline Nomina in allen slawischen Sprachen: selbe Endung wie im Genitiv Singular

 phonologische Veränderungen im Urslawischen führten zum Synkretismus zwischen Nominativ und Akkusativ

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Europäisierung südslawischer Sprachen Neuer Synkretismus zwischen Genitiv und Akkusativ im B/K/S  dieser Synkretismus, d.h. Verwendung der selben Endung im Nom. und im Akk. bedeutete Erschwernis in der Kommunikation – Subjekt unterscheidet sich nicht von Objekt

 Solchen Sätzen können zwei verschiedene Bedeutungen zugeschrieben werden, je nachdem, welches Nomen als „agens“ (lat. das Tuende) verstanden wird.

 Vor allem, wenn beide Nomina Lebewesen, insbes. Personen, sind.

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Europäisierung südslawischer Sprachen Neuer Synkretismus zwischen Genitiv und Akkusativ im B/K/S  Diese Zweideutigkeit wurde durch Gebrauch der Genitivform als Akkusativ beseitigt.

 Wiederherstellung der Unterscheidung zwischen Nom. und Akk. ging also auf Kosten der Unterscheidung von Gen. und Akk. und

 führte zu neuem Synkretismus zwischen Gen. und Akk.

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Europäisierung südslawischer Sprachen Neuer Synkretismus zwischen Genitiv und Akkusativ im B/K/S  Veränderung umfasste zuerst maskuline Nomina als Personenbezeichnungen und

 weitete sich dann auf alle maskulinen Nomina aus, die etwas Belebtes bezeichnen

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Europäisierung südslawischer Sprachen Neuer Synkretismus zwischen Genitiv und Akkusativ im B/K/S  heutige slawische Sprachen: ungleichmäßige Verbreitung dieses Synkretismus:

 in manchen auf mask. Sg. beschränkt  in anderen auch bei übrigen Geschlechtern und Numeri  in einigen Sprachen Tendenz, Synkretismus auch auf maskuline Nomina auszuweiten, die nichts Belebtes bezeichnen (zB Ukrainisch, Weißrussisch, Polnisch, Slowakisch)

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Europäisierung südslawischer Sprachen Neuer Synkretismus zwischen Genitiv und Akkusativ im B/K/S  im B/K/S: Tendenz, Genitivform für den Akkusativ des Unbelebten auch am Relativpronomen (koji, etc.; welcher/der, etc.) zu verwenden

 stark ausgeprägte Abweichung von der Norm

 Relativpronomen nimmt Genitivform auch dann ein, wenn es bei Substantiven völlig ausgeschlossen ist  Neutrum Akkusativ

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Europäisierung südslawischer Sprachen Neuer Synkretismus zwischen Genitiv und Akkusativ im B/K/S  Slawische Sprachen unterscheiden sich in Bezug darauf voneinander, ob possessiver Genitiv des Relativpronomens vor oder nach dem Nomen auftritt.

 B/K/S, Slowenisch, Polnisch: bewahren ursprüngliche Wortfolge mit Relativpronomen vor dem Nomen

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Europäisierung südslawischer Sprachen Neuer Synkretismus zwischen Genitiv und Akkusativ im B/K/S  gegenwärtiger Sprachgebrauch im B/K/Sen zeigt allerdings Tendenz zur umgekehrten Wortfolge

 und geht somit zur anderen Gruppe der slavischen Sprachen über (Bulgarisch, Mazedonisch, Russisch, Weißrussusch, Ukrainisch)

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Europäisierung südslawischer Sprachen Veränderungen in Phonetik, Phonologie

1. Fast alle slawischen und die Mehrheit der nicht-slawischen Sprachen in Europa verfügen über nur einen Akzent.

Dagegen 4 Akzente im B/K/S und zusätzlich eine unbetonte Länge.

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Europäisierung südslawischer Sprachen Veränderungen in Phonetik, Phonologie In der Praxis aber mehr oder weniger phonologisch überflüssig:

 Unterschied zwischen kurzen Akzenten nicht bemerkbar  dasselbe gilt für die unbetonte Länge  B/K/S-Akzentsystem vereinfacht sich offensichtlich  seitens der Norm aber nicht anerkannt

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Europäisierung südslawischer Sprachen Veränderungen in Phonetik, Phonologie 2. Unterschiede von č und ć und đ und dž

 während im Russischen nur ein Phonem

 im B/K/Sen zwei solche Phoneme, die sich in ihrer Härte voneinander unterscheiden

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Europäisierung südslawischer Sprachen Veränderungen in Phonetik, Phonologie

 in der Sprachpraxis wird aber eigentlich nicht zwischen den jeweils zwei Phonemen unterschieden und

 die Mehrheit der Sprecher kann diesen Unterschied nicht aussprechen bzw. dann in der geschriebener Sprache wiedergeben

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Europäisierung südslawischer Sprachen Veränderungen in Phonetik, Phonologie

 in der Sprachpraxis wird aber eigentlich nicht zwischen den jeweils zwei Phonemen unterschieden und

 die Mehrheit der Sprecher kann diesen Unterschied nicht aussprechen bzw. dann in der geschriebener Sprache wiedergeben

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Europäisierung südslawischer Sprachen Quellennachweis Snježana Kordić (2000), Aktuelle Europäisierung südslavischer Sprachen, in: Zeitschrift für Balkanologie 36/1, S. 167-177

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