Familie_13-DD - LEOS

January 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Wissenschaft, Gesundheitswissenschaften, Psychiatrie
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Therapie in Systemen Familien Prof. Dr. Friedrich Balck

Med. Psychologie und Med. Soziologie Uniklinikum Dresden [email protected] LIAP Lübecker Institut für Angewandte Psychologie 0171 8391338 [email protected]

Was ist systemische Therapie? Die traditionell auf Familien und Paare ausgerichtete Perspektive der Systemischen Familientherapie wurde im Rahmen der Systemischen Therapie erweitert und auch auf andere soziale Systeme angewandt. Gemeinsam ist allen systemischen Ansätzen die Perspektive - und das unterscheidet sie von den meisten anderen Verfahren -, Probleme und Symptome nicht als Pathologie (»Krankheit«) eines Individuums zu sehen, sondern als Rollen-Definition und –Festschreibung (z. B. als »Sündenbock«) durch ein soziales System (Familie, Paar, Gruppe, Team etc.). Verwandte Begriffe und Verfahren: Psychoanalytisch-systemische Familientherapie, Strategische Familientherapie, Strukturelle Familientherapie, Mehrgenerationentherapie, Familienkonferenz, Systemische Paartherapie, Mediation.

Indikationen zur Familientherapie

• • • •

Psychische Störung eines Mitglieds Strukturprobleme (z. B. Triangulierung) Probleme in der Familienentwicklung Probleme in der Familiendynamik (Kohäsion, Adaptabilität) • Probleme in den gegenseitigen Erwartungen, Wünschen • Unverträglichkeit des Verhaltens

Was ist eine „Familie“?

Eine Gruppe von Personen • mit mindestens zwei Generationen und • besonderen Regeln zwischen und innerhalb dieser Generationen: z. B. - sexuelles Tabu (Eltern - Kind) (Geschwister) - Tabu über kommunikative Inhalte - Fürsorgepflicht

Familie?

Unterschied zwischen „realer“ Familie und der Repräsentation von Familie bei den einzelnen Mitgliedern

Was ist ein System? Zu einem System gehören •Elemente (Merkmale / Personen) und •die Beziehungen zwischen den Personen •Kontext und System Was ist Kontext / was System?

•Begriff des „Holon“ Auf welcher Ebene betrachte ich die Person?

Entwicklung eines Systems • • • •

Homöostase Fluktuation autopoietische Systeme Morphostase und Morphogenese

Homöostase – Fluktuation - Autopoiese • Homöostase: Herstellen von Gleichgewicht durch negatives Feedback (durch Subsysteme, Grenzen, Regeln) Regelkreis mit Soll- und Ist-Werten

• Fließgleichgewicht

Fluktuation

• Fluktuation: Abweichung wird verstärkt durch positives Feedback.

„dissipative Strukturen sind Systeme, die ihre Stabilität und Identität dadurch erhalten, dass sie ständig für Einflüsse von Außen offen sind - ständig im Wandel“ (Briggs u. Peat, 1990) • zwei Arten von Fluktuation: - um den Normwert - weit entfernt vom Normwert

Folgen

Wie erreiche ich eine Fluktuation? • Gespräch als Anregung • Verstärkung von Zuständen weit vom Gleichgewicht

Autopoiese

• „Selbsterzeugung“: Menschliche System sind autopoietische Systeme: sie produzieren und reproduzieren die eigenen Elemente als auch die Organisation der Beziehungen zwischen diesen Elementen in einem selbstrückbezüglichen Prozess. (Selbstreferenz)

Autopoiese Kennzeichen: • Sie sind strukturell determiniert, d.h. die jeweils aktuelle Struktur bestimmt, in welchen Grenzen sich ein Lebewesen verändern kann. • Sie haben keinen anderen Zweck als sich selbst zu reproduzieren. • Sie sind operationell geschlossen, d.h. sie können nur mit ihren Eigenzuständen operieren. Die Außenwelt wird nur soweit zur relevanten Umwelt, wie sie im System Eigenzustände anzustoßen vermag.

Folgerungen

• Autonomie des Patienten: man kann ihn nicht zwingen, Dinge zu tun; anders zu denken; Gefühle zu zeigen, die ihm nicht zugänglich sind • Selbstreferenz: Der Patient schafft sich durch seine Operationen selbst

Therapie nach Schneewind Der Beratungsprozess umfasst drei Stufen: •Erfassung des „Ist-Zustandes“: Auseinandersetzung mit und Verstehen der aktuellen Problemlage •Erfassung des „Soll-Zustandes“: Entwicklung und Bewertung von Zukunftsbildern und präzise Beschreibung der Ziele. •"Soll-Zustand" wird in die Realität umgesetzt. Die Ratsuchenden werden bei der Verwirklichung der Ziele unterstützt.

Diagnostik Was ist ein Problem? • Ein Problem ist etwas, das von jemand einerseits als unerwünschter und veränderungsbedürftiger Zustand angesehen wird, andererseits aber auch als prinzipiell veränderbar.

Ziel der systemischen Therapie/Beratung • Problem-Zustand

------ Nicht-Problem-Zustand

Wege: • Neue Prozesse initiieren („neue Zustände“) • bisherige Prozesse anders bewerten („positive Umdeutung“) • Unveränderbarkeit akzeptieren und bearbeiten, wie man am besten zurecht kommt.

Diagnostik in Familien Problem:

a) Schilderung und Erleben des Problems b) Attribuierung: - Ursachen - vermeidbar - Kontrolle („Schuld“)

c) Problemdefinition:

- Wie viele Probleme? - Arbeitsauftrag

Spuren zu anderen Problemen Kontakte zu anderen Institutionen:

Beziehung: Team - Familie

Wer gehört zur Familie?

a) Vollständigkeit b) Geschichte der Familie c) Kontakte zu anderen Personen

Art der Beziehungen?

a) Koalitionen b) Subsysteme

Stabilisierungsprozesse Veränderungsprozesse

Diagnostik in Systemen Familien

• Struktur • Dynamische Anteile

Diagnostik in Familien: In der Diagnostik werden zwei Ebenen unterschieden: I.

- die Struktur des sozialen Systems - die Dynamik im sozialen System

II. Die Struktur des sozialen Systems besteht aus: a.) Elemente (Personen)

b.) Beziehungen

(Qualität der Beziehung)

c ) Subsysteme d ) Grenzen e.) Dreiecke:

f.) Konflikte:

Triangulierung Umleitung Koalition offene

verdeckte

Familienstruktur Beziehungen:

M

V

Konflikte:

offen verdeckt

Grenzen: Bereiche mit gleichen Regeln, Normen Durchlässigkeit

Familienstruktur II Triaden:

M

V

Konflikte Drei Arten: - Triangulierung - Umleitung - Koalition

K

Beispiel einer Familienstruktur

M V

K1 K2

Dynamische Anteile des Systems

• • • •

Adaptabilität Kohäsion Familiengeschichte Muster

Diagnostik der Struktur familiärer Systeme:

(S. Minuchin)

1.

Familienstruktur: Familienstruktur (Beziehungen/ Grenzen), bevorzugte transaktionale Muster und mögliche Alternativen dazu. Strukturplan, Identifizierung von Triaden/ Triangulationen, Umleitungen etc., Beschreibung der familiären Kommunikation.

2.

Adaptabilität: Flexibilität und Kapazität des Familiensystems hinsichtlich einer Neustrukturierung: Welche Möglichkeiten zur Veränderung hat das System? (Umgruppierungen innerhalb von Allianzen/ Koalitionen und Subsystemen bei Veränderungen).

3.

Kohäsion: Resonanz des Familiensystems, seine „Hellhörigkeit“ bezüglich der Aktionen der einzelnen Mitglieder. Bipolare Dimension zwischen extrem hoher Sensibilität der Mitglieder („Verstrickung“) und extrem niedriger Sensibilität („Loslösung“).

4.

Lebenskontext der Familie: Beschreibung des aktuellen Lebensumfeldes, Alltagsgeschehen, soziale Kontakte (auch potentielle andere Hilfen/Helfer), auch „Spuren “ zu anderen als den genannten Problemfeldern, Unterstützungen und Belastungen in der familären Umwelt.

5.

Entwicklungsstufe der Familie: Möglichkeiten und Grenzen der Familie, die anstehenden Entwicklungsaufgaben zu meistern.

6.

Funktionalität der Symptome: Einschätzung und Beschreibung der Bedeutung eines Symptoms / einer Symptomatik für die Aufrechterhaltung des Systems / der in der Familie bevorzugten transaktionalen Muster.

allgemeines Familiensystem-Modell nach Balck 1985

Zwei Prozeßkomponenten: • morphogenetischer Prozeß: Potenz des Systems, Anforderungen zu bewältigen (interne, externe) d.h. sich zu verändern

• morphostatischer Prozeß: Potenz die Familie als Ganzes zu erhalten durch Herstellen von Nähe, Besorgtsein um einander, Rigidität, Harmoniebestreben

Bewusstheitsrad Sinneswahrnehmung (ich sehe, höre, rieche, schmecke, spüre)

Handlung, Verhaltensreaktion was ich tat, was ich tue, was ich tun werde (fester Handlungsplan)

Absichten ich will, ich möchte

Zweck:

Interpretation Eindrücke Annahme ich denke, ich vermute

ICH nehme wahr, denke, fühle, möchte, tue, drücke aus

Gefühle ich fühle (auch Körpergefühl)

- Verbesserung von Selbstbewusstsein - Selbstinformation ausdrücken Überverantwortung - Selbstverantwortung anstelle von Unterverantwortung

Instruktion • Bilden sie vier Gruppen: • Ziel: Differenzierung der fünf Elemente • Eine Person spielt einen Patienten, der ihr gut bekannt ist. • Zwei Berater sprechen mit dem „Patienten“, um zu diagnostizieren, wie aktiv jedes der fünf Elemente ist. (Eingangsgespräch)

Diagnostische Mittel

• Fragebögen (FACES II oder III, Olson FAM, Steinhauer et al.) • Familienbrett • Malen der Familie • Familie in Tieren • Skulptur der Familie • Fragetechniken (zirkulär)

Haltungen des Therapeuten/Beraters • Möglichkeiten vergrößern (Hindernisse, Tabus, Denkverbote, Dogmen) • Hypothesenbildung • Zirkularität • Allparteilichkeit ----- Neutralität ----- Neugier • Respektlosigkeit gegenüber Ideen • Therapie als Verstörung

Interventionen mit Familien • Interventionsarten • Fragenarten • Beispiele von Familienkonstellationen

Fragenarten • Zirkuläres Fragen • Fragen, die Unterschiede erzeugen: - Klassifikationsfragen – Prozentfragen – Übereinstimmungsfragen – Subsystemfragen

• Fragen zur Wirklichkeitskonstruktion: Auftrag, Problemkontext • Fragen zur Möglichkeitskonstruktion: lösungsorientierte Fragen, Problemorientierte Fragen (Verschlimmern)

zirkuläre Fragen

• Eine zirkuläre Frage (auch: triadische Frage) ist eine Technik, die in der Systemischen Therapie verwendet wird. Diese Technik besteht darin die Gefühle und Reaktionen, die eine Person A in Folge des Verhaltens von B entwickelt, nicht direkt von Person A zu erfragen, sondern von einer dritten Person C. Beispiel: "Sag mal Hans, was glaubst du, was deine Mutter fühlt, wenn sie deinen Vater so weinen sieht?“.

zirkuläre Fragen 2

• Hierbei gilt es zu beachten, dass die Fragen zugleich - Hypothesen enthalten können bzw. den Kommunikationsraum und - den Bereich der Möglichkeitskonstruktion innerhalb eines Systems beeinflussen und im günstigsten Fall konstruktiv erweitern.

Zirkuläres Fragen • •

Gehen sie von einer Situation aus Wer war direkt an der Situation beteiligt? Wer hat die Situation mitbekommen? • Erfragen sie das Verhalten der einzelnen Personen: (3 Personen) • der ersten beiden Handelnden direkt: Beispiel: Herr M: wenn sie nach der Arbeit nach Hause kommen, was machen sie dann? Was macht ihre Frau? (Antwort) Frau M: Ihr Mann kommt in die Küche und sagt: Das muss ich dir unbedingt erzählen.... Was tun sie? Sabine (10 Jahre): Wenn dein Vater nach Hause kommt und deiner Mami etwas erzählen will und sie sich wegdreht, was machst du dann? (Bewußtseinsrad evtl. weiterfragen)

Fragenarten • Zirkuläres Fragen • Fragen, die Unterschiede erzeugen: - Klassifikationsfragen – Prozentfragen – Übereinstimmungsfragen – Subsystemfragen

• Fragen zur Wirklichkeitskonstruktion: Auftrag, Problemkontext • Fragen zur Möglichkeitskonstruktion: lösungsorientierte Fragen, Problemorientierte Fragen (Verschlimmern)

Arbeit mit Unterschieden bei Familien 1) Betonung von spezifischem Verhalten in spezifischen Situationen 2) Hervorholen von Verhaltensunterschieden (nicht Eigenschaften) 3) Einstufen eines spezifischen Verhaltens oder einer spezifischen Interaktion durch verschiedene Familienmitglieder 4) Eingehen auf Veränderungen im Beziehungsverhältnis (Verhalten) vor und nach einem Ereignis 5) Unterschiede in Bezug auf hypothetische Situationen

Fragenarten

• Zirkuläres Fragen • Fragen, die Unterschiede erzeugen: - Klassifikationsfragen – Prozentfragen – Übereinstimmungsfragen – Subsystemfragen

• Fragen zur Wirklichkeitskonstruktion: Auftrag, Problemkontext • Fragen zur Möglichkeitskonstruktion: lösungsorientierte Fragen, Problemorientierte Fragen (Verschlimmern)

Therapeutische Techniken • Skalenfragen, zur Verdeutlichung von Unterschieden und Fortschritten

• Positives Konnotieren und Herausarbeiten der positiven Aspekte von problematischen Sachverhalten • Reframing von Sachverhalten, um Bedeutungs- bzw. Interpretationsveränderungen anzuregen • Paradoxe Intervention, i. d. R. Verschreibung des problematischen Verhaltens, um Automatismen zu verändern • Metaphernarbeit, Parabeln und Geschichten als Umgehungstechnik für potentielle „Widerstände“ • Ausnahmen zum beklagten Sachverhalt erfragen, um die Änderbarkeit von als statisch angenommenen Sachverhalten zu verdeutlichen

Skalenfrage • •





. •

Eine Skalenfrage oder auch Skalierungsfrage dient in der Systemischen Therapie, aber auch im Kontext von Beratung, Coaching, Supervision oder Training der Operationalisierung "weicher Realitäten" und subjektiver Wahrnehmung. Die Skalenfrage wird angewendet, indem zunächst zu einem Begriff, der in der Regel nicht objektiv messbar ist, eine Skala gebildet wird. Häufig geht es dabei um Begriffe, die "weiche Realitäten" im Gegensatz zu "harten Fakten" beschreiben, wie zum Beispiel Motivation, Teamfähigkeit oder Zufriedenheit. In der Beratung, Therapie oder anderen helfenden Gesprächskontexten können so Wahrnehmungen, Einschätzungen, Eindrücke, Gefühle und Fortschritte besprochen und verglichen werden. Die am häufigsten verwendete Skala beginnt mit dem Wert 0 und endet mit dem Wert 10. Der Wert 10 repräsentiert üblicherweise die maximale Ausprägung, 0 repräsentiert die minimale Ausprägung des Begriffs. Mit Hilfe eines Wertes zwischen dem niedrigsten und größten Skalenwert kann auf der Skala ein Begriff auf der Grundlage der eigenen subjektiven Wahrnehmung eingeschätzt und gemessen werden. Soll zum Beispiel Motivation quantifiziert werden, bedeutet der Wert 0 keine Motivation, und der Wert 10 maximale Motivation. Mit Hilfe der Skalenfrage "Auf einer Skala von 0 bis 10, wie würden Sie Ihre Motivation im Moment einschätzen?" kann der oder die Befragte eine entsprechende Einschätzung vornehmen, ohne genau definieren zu müssen, was der gewählte Wert auf dieser Skala bedeutet. Die Skalenfrage wird daher eingesetzt um: - über "weiche" Begriffe zu sprechen, ohne sie genau definieren zu müssen, - "weiche" Realitäten oder subjektive Eindrücke vergleichbar zu machen, - Unterschiede und Veränderungen zu fokussieren, - differenzierte Selbstbeobachtung anzuregen.

Reframing



Der Begriff Umdeutung von englisch Reframing, seltener auch Neurahmung oder

Referenztransformation, bezeichnet eine Technik, die aus der Systemischen Familientherapie stammt, und von Virginia Satir eingeführt wurde. • Durch Umdeutung wird einer Situation oder einem Geschehen eine andere Bedeutung oder ein anderer Sinn zugewiesen, und zwar dadurch, dass man versucht, die Situation in einem anderen Kontext ("Rahmen") zu sehen. Die Metapher hinter dem Ausdruck geht darauf zurück, dass ein Bilderrahmen entscheidend dafür sein kann, ob ein Kunstwerk dem Betrachter unscheinbarer oder schöner erscheint. Rahmen bedeutet auch ein Konzept, was unsere Sicht eingrenzt. Verlassen wir diese geistige Festlegung, können neue Vorstellungen und Deutungsmöglichkeiten entstehen. • Einem in der Umdeutung geschulten Menschen ist es durch Kommunikation möglich, Szenen in einem anderen Blickwinkel (Rahmen) erscheinen zu lassen, so dass er es Beteiligten erleichtert, mit der Situation umzugehen.

Reframing • Ein Beispiel hierfür ist die Umdeutung der Rolle als Opfer ("Die Sucht überkommt mich einfach") in eine aktive Rolle, aus der heraus andere Entscheidungen als bisher getroffen werden können ("Wie sehen die Situationen aus, in denen Sie sich dazu entscheiden, nun die Droge einzunehmen?").

Reframing Andere Beispiele sind die Umdeutung eines als negativ wahrgenommenen Verhaltens ("Meine Mutter mischt sich ständig in mein Leben ein.") in ein positives ("Ihre Mutter möchte Sie also beschützen"), oder eine Sensibilisierung dahingehend, dass ein "gut gemeintes" Verhalten beim Adressaten negative Effekte auslöst.

Paradoxe Intervention • Die Paradoxe Intervention ist eine psychotherapeutische Methode, die in den 1970er Jahren besonders in der systemischen Therapie als Mittel eingeführt wurde, um paradoxe Kommunikation aufzulösen (Palazzoli).

paradoxe Intervention: Ziel und Methoden

Durch die paradoxe Intervention soll eine festgefahrene Sichtweise erschüttert werden, um so eine Problemlösung möglich zu machen. Methoden sind z. B.: • Symptomverschreibung • Reframing (positive Umdeutung des Symptoms) • Rückfallvorhersage • Utilisation eines Symptoms

Kritik an der paradoxen Intervention • Das mit der paradoxen Intervention ausgedrückte Verständnis besagt, dass das menschliche Verhalten berechenbar ist. Die Maßnahme dient der Manipulation der Klienten und ist schwer zu kontrollieren. Entsprechend wird sie inzwischen nur noch selten eingesetzt.

Metaphern-Arbeit

Die Metapher (vom griechischen μεταφορά, wörtlich „Übertragung“ von meta-phorein „übertragen, übersetzen, transportieren“) ist eine rhetorische Figur, bei der ein Wort nicht in seiner wörtlichen, sondern in einer übertragenen Bedeutung gebraucht wird, und zwar so, dass zwischen der wörtlich bezeichneten Sache und der übertragen gemeinten eine Beziehung der Ähnlichkeit besteht.

Metaphern-Arbeit

• Parabeln und Geschichten als Umgehungstechnik für nicht zugängliche Sachverhalte, Geschehnisse, Erleben etc.

Therapeutische Techniken • Skalenfragen, zur Verdeutlichung von Unterschieden und Fortschritten

• Positives Konnotieren und Herausarbeiten der positiven Aspekte von problematischen Sachverhalten • Reframing von Sachverhalten, um Bedeutungs- bzw. Interpretationsveränderungen anzuregen • Paradoxe Intervention, i. d. R. Verschreibung des problematischen Verhaltens, um Automatismen zu verändern • Hausaufgaben diverser und individuell angepasster Art zur Erledigung zwischen den Sitzungen

• Metaphernarbeit, Parabeln und Geschichten als Umgehungstechnik für potentielle „Widerstände“ • Ausnahmen zum beklagten Sachverhalt erfragen, um die Änderbarkeit von als statisch angenommenen Sachverhalten zu verdeutlichen

Therapeutische Möglichkeiten der Neustrukturierung komplexer Systeme nach Minuchin „Neustrukturierende Maßnahmen sind solche therapeutischen Interventionen, die Familie herausfordern, und zwar in dem Versuch, einen therapeutischen Wandel (herbei zu führen)... Es gibt mindestens sieben Kategorien neu strukturierender Manöver...Jeder Therapeut gibt bestimmten Techniken den Vorzug vor anderen und setzt sie entsprechend seiner Persönlichkeit und seinen Ressourcen und entsprechend den Persönlichkeiten und Ressourcen der einzelnen Familie, die er behandelt, wieder anders ein.“ Minuchin, 1981 1.

Die Aktualisierung der transaktionalen Muster der Familie - Die Inszenierung der transaktionalen Muster - Wiederbelebung der Kommunikationskanäle - Manipulation der räumlichen Gegebenheiten

2.

Die klare Kennzeichnung der Grenzen - Die Beschreibung individueller Grenzen - Grenzen der Subsysteme - Die Identifikation rigider Triaden

3.

Die gewollte Eskalation von Belastungen - Die Blockierung transaktionaler Muster - Betonung der Unterschiede - Sichtbarmachen verborgener Konflikte - Anschluss der Therapeuten: Bündnisse oder Koalitionen

Therapeutische Möglichkeiten der Neustrukturierung komplexer Systeme nach Minuchin II 4.

Die Erteilung von Aufgaben - Aufgaben während der Sitzung - Hausaufgaben

5.

Der bewusste Einsatz der Symptome - Konzentration auf das Symptom - Bewusste Übertreibung des Symptoms - Herunterspielen des Symptoms - Überwechseln zu einem neuen Symptom - Neuetikettierung des Symptoms - Veränderung der affektiven Seite des Symptoms

6.

Die Manipulation/Veränderung der Gemütslage

7.

Unterstützung/Erziehung/Anleitung

Arbeit an der Interaktion / Muster 1. Welches Muster ist beschreibbar? (kommunikative Ebene, komplexere Ebene) 2. Wie bewußt ist dem Paar/ der Fam. das Muster? - Tritt es auch in anderen Situationen auf? - Welche Konsequenzen entstehen durch das Muster? 3. Welche früheren Situationen korrespondieren mit dem Muster? 4. Welche Situationselemente / welches Verhalten beim Partner aktiviert das Muster? 5. Welche Interventionen können verändernt wirken?

Arbeiten mit der Struktur • Struktur betonen (immer am Beginn) • Gewichtsverschiebung durch Koalitionen • Perspektivenwechsel: - Rollenspiel mit vertauschten Ebenen - Rollenspiel mit anderer Position • Musterblockade: - Muster erarbeiten (Situationsspezifisch); - Alternativen im Ablauf; - neuen Ablauf proben - Muster erarbeiten; Stoppen: wie könnte es weiter laufen??

Arbeit mit den Beziehungen:

Skulptur

- Nähe / Distanz - Hierarchie (3. Dimension) - Unterschiede innerhalb einer Familienstruktur - Nach Gefühlen fragen - Unterschiedliche Wahrnehmung der Familie - Wünsche (eine Sache verändern) Anleitung - Konflikt aufdeckendes Familienmitglied (ganz gut Kind) - Blickrichtung, Hände, Körperhaltung

Bewegung - Familienskulptur hypothetisch ( vor / nach einem Ereignis)

Arbeit an den Grenzen I

Die klare Kennzeichnung der Grenzen bei fehlenden Grenzen - Die Beschreibung individueller Grenzen - Grenzen der Subsysteme - Die Identifikation rigider Triaden

Arbeit an den Grenzen II

Interventionen bei starren Grenzen - gemeinsame Aktivitäten - positive Grundstimmung: gegenseitige Anerkennung - Aufgabenverteilung initiieren - den Tag strukturieren - elterliche Verantwortung herstellen - „wir“: Betonung der Ähnlichkeiten

Arbeit mit Eskalation

Die gewollte Eskalation von Belastungen

- Die Blockierung transaktionaler Muster - Betonung der Unterschiede - Sichtbarmachen verborgener Konflikte - Anschluss der Therapeuten: Bündnisse oder Koalitionen

Arbeit mit Aufgaben

Die Erteilung von Aufgaben - Aufgaben während der Sitzung - Hausaufgaben:

Beispiele: • gemeinsames Essen • gemeinsame Gesprächsrunden (Familienkonferenz) • Unternehmungen planen und durchführen • Verteilen von instrumentellen Aufgaben

Arbeit mit Symptomen

Der bewusste Einsatz der Symptome - Konzentration auf das Symptom - Bewusste Übertreibung des Symptoms - Herunterspielen des Symptoms - Überwechseln zu einem neuen Symptom - Neuetikettierung des Symptoms - Veränderung der affektiven Seite des Symptoms

Symptomverschreibung

• Bei der Symptomverschreibung wird das als problematisch verstandene Verhalten gefördert. • So kann z. B. die therapeutische Verschreibung in einer Paartherapie, in dem sie ihm vorwirft im Haushalt nichts zu machen, in folgender Anweisung an ihn bestehen: Bis zu unserer Sitzung unterlassen Sie jede Tätigkeit im Haushalt. Das eigentliche Problem (nämlich der Gedanke, dass er dauernd etwas tun muss) löst sich dadurch auf.

Verschreibung • Dabei ist der Ausgangsgedanke, dass jedes Verhalten seine soziale Funktion in dem System hat. • Problematische Verhaltensweisen sind eine Reaktion auf paradoxe Kommunikation und dienen als Beitrag zum Bestehen des Systems, auch wenn die Mitglieder darunter leiden. • Ziel dieser Strategie ist es, durch die Verschreibung die Funktion des problematischen Verhaltens den Systemmitgliedern in seiner Paradoxie bewusst zu machen. • Zudem soll deutlich werden, dass dieses Verhalten keineswegs spontan oder unkontrollierbar ist, sondern durchaus gesteuert werden kann.

Arbeit mit Gemütslage

Die Manipulation/Veränderung der Gemütslage • einzelner Mitglieder: z. B. Betonung von Bedrohung Herausstellen einer Emotion • von Dyaden: z. B. Qualität der Beziehung

Entpathologisierung

• Unterstützung • Erziehung • Anleitung

Lösungsorientierung fördern

• Ausnahmen zum beklagten Sachverhalt erfragen, um die Änderbarkeit von als statisch angenommenen Sachverhalten zu verdeutlichen. • Verwendung von Konjunktiven zu Fokussierung auf Optionen und Möglichkeiten • Positives Konnotieren und Herausarbeiten der positiven Aspekte von problematischen Sachverhalten

Interventionen Beispiele: Bei Familien: - mit Konflikt Kind – Erwachsene: Erziehungsverhalten; Leistungsproblemen; Sucht, Depression - in Übergangssituationen: Verlust eines Erwachsenen z. B. Trennung/Scheidung Jugendlicher und Trennung von Zuhause - in Belastungssituationen: z. B. chronische Krankheit des Kindes; der Eltern

Depressiver Jugendlicher – Familie • Was ist das Besondere in diesen Familien? • Rollenspiel: Ziel: 1. Wie ist die Struktur und die Verhaltensmuster in diesen Familien? 2. Wie ist die Emotionalität der Familienmitglieder? 3. Was führt zu Veränderungsblockaden? 4. Welche Konsequenzen stellen sich ein? 5. Welche therapeutischen Schritte lassen sich ableiten?

mit Konflikt Kind – Erwachsene • Was ist das Besondere in diesen Familienmit einem pubertierenden Jugendlichen? • Rollenspiel: Ziel: 1. Wie ist die Struktur und die Verhaltensmuster in diesen Familien? 2. Wie ist die Emotionalität der Familienmitglieder? 3. Was führt zu Veränderungsblockaden? 4. Welche Konsequenzen stellen sich ein? 5. Welche therapeutischen Schritte lassen sich ableiten?

mit Konflikt Kind – Erwachsene • Interventionen: • 1. „Problembeschreibung “ der Therapeuten. - Problem als Übergangsproblem definieren - Aufgaben bei diesem Übergang (Pubertät) - ausprobierte Lösungen - Blockaden bei dieser spezifischen Situation

• 2. "Nichtproblembereiche" in der Familie 3. Erklärungen der Familie für dieses spezielle Problem 4. "Was wäre wenn?" 5. Wie wurden Probleme früher gelöst? 6. Beispiele für Lösungen (für diese spezifische Situation)

Übergangssituation: Kind - Erwachsene • Was ist das Besondere in diesen Familien? • 1. „Eltern“. - Auffassung von Erziehung; Erziehungsrollen - Aufgabenverteilung in Bezug auf Erziehung - Regelungen im Konfliktfall zwischen den Eltern - „wir“ als Eltern: als Eltern handeln, Elternrolle stärken, Konsequenzen

• 2. Annäherung an die Familie ermöglichen - Abstoßung verringern: (über Streitverhalten); Einüben von Kommunikationund Konfliktverhalten, Attraktivität der Familie? durch Unterstützung

3. Paarebene betrachten: Anerkennung, Zuneigung, Hilfe etc. wiederherstellen

Übergangssituation: Mutter neuer Freund • Was ist das Besondere in diesen Familien? • Rollenspiel: Ziel: 1. Wie ist die Struktur und die Verhaltensmuster in diesen Familien? 2. Wie ist die Emotionalität der Familienmitglieder? 3. Was führt zu Veränderungsblockaden? 4. Welche Konsequenzen stellen sich ein? 5. Welche therapeutischen Schritte lassen sich ableiten?

Übergangssituation: Mutter neuer Freund • Was ist das Besondere in diesen Familien? • 1. Gewöhnung: - Alltagsaktivitäten » - gemeinsame Unternehmungen » (gemeinsames Gespräch – Hausaufgaben)

• 2. Ehepaar: Welche Rolle nimmt der Partner ein? Erörterung der Rolle des Freundes aus Sicht der Mutter, des Freundes; Konsequenzen für alle Weichenstellung : (Paar + Kinder) oder ( „Familie“)

3. Konkurrenz / Regeln: Finden der alten Regeln; Aufstellen neuer Regeln

4. Aufbau neuer Rituale

in Übergangssituationen: z. B. Jugendlicher und Trennung von Zuhause misslingt

• Was ist das Besondere in diesen Familien? • Rollenspiel: Ziel: 1. Wie ist die Struktur und die Verhaltensmuster in diesen Familien? 2. Wie ist die Emotionalität der Familienmitglieder? 3. Was führt zu Veränderungsblockaden? 4. Welche Konsequenzen stellen sich ein? 5. Welche therapeutischen Schritte lassen sich ableiten?

in Übergangssituationen: z. B. Jugendlicher und Trennung von Zuhause misslingt • Was bindet den Jugendlichen an die Familie? - aus seiner Sicht - aus Sicht der anderen Familienmitglieder • Was könnte die „Trennung“ erleichtern? Für wen? • Wie hoch ist die Bindung generell in der Familie? • Hat schon ein Fam.-Mitglied die Familie verlassen? Wie gestaltete sich dies? • Wie könnte die Familie die „Trennung“ gestalten? (sukzessive, rituell)

in Belastungssituationen: z. B. chronische Krankheit des Kindes

• Was ist das Besondere in diesen Familien? • Rollenspiel: Ziel: 1. Wie ist die Struktur und die Verhaltensmuster in diesen Familien? 2. Wie ist die Emotionalität der Familienmitglieder? 3. Was führt zu Veränderungsblockaden? 4. Welche Konsequenzen stellen sich ein? 5. Welche therapeutischen Schritte lassen sich ableiten?

Interventionen bei Belastungen

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Belastungen identifizieren änderbare, nicht änderbare Belastungen Belastungsunterschiede Erwartungen untereinander Konsequenzen der Belastung Einzelner Hilfsmöglichkeiten: in der Familie; von außen Hilfsmittel Kompetenzerhöhung

Literatur • • • • • • • • • •

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Andrea Brandl-Nebehay et.al. (Hrsg.): Systemische Familientherapie. Grundlagen, Methoden und aktuelle Trends. Facultas, Wien 1998,. Jürgen Hargens: *Aller Anfang ist ein Anfang. Gestaltungsmöglichkeiten hilfreicher systemischer Gespräche. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2004. Jürgen Kriz: Systemtheorie für Psychotherapeuten, Psychologen und Mediziner. Eine Einführung. 3. Auflage, Facultas, Wien, Stuttgart 1999. Rudolf Klein, Andreas Kannicht: Einführung in die Praxis der systemischen Therapie und Beratung. Erste Auflage, Carl-Auer Verlag, Heidelberg 2007 Kurt Ludewig: Systemische Therapie, Klett-Cotta, Stuttgart 1992, 1997 4. Auflage. Klaus Mücke: Probleme sind Lösungen. Systemische Beratung und Psychotherapie – ein pragmatischer Ansatz. 3. Auflage, Potsdam, 2003. M. Selvini Palazzoli, L. Boscolo, G. Cecchin, G. Prata: Paradoxon und Gegenparadoxon. Ein neues Therapiemodell für die Familie mit schizophrener Störung, 2. Auflage, Stuttgart: KlettCotta, 1978. Arist von Schlippe, Jochen Schweitzer: Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung.9. Auflage, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003. Kirstin von Sydow, Stefan Beher, Rüdiger Retzlaff: Die Wirksamkeit der Systemischen Therapie/Familientherapie. Hogrefe-Verlag, Göttingen 2006. Christiane und Alexander Sautter: Alltagswege zur Liebe. Familienstellen als Erkenntnisprozess. Eine Einführung in die systemische Arbeit nach Virginia Satir. Schwerpunkt: Systemaufstellung mit Familiensystemen. (hat nichts mit Familienstellen nach Bert Hellinger zu tun), überarbeitete Auflage, Ibera Verlag, Wien 2006. Günter Schiepek: Die Grundlagen der Systemischen Therapie, Vandenhoeck & Ruprecht, 1999 Insa Sparrer: Wunder, Lösung und System, Heidelberg: Carl Auer 2004 (3. Auflage)

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