Februar 2011 - Verbraucherzentrale NRW

January 22, 2018 | Author: Anonymous | Category: Wissenschaft, Biologie, Ernährung
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Februar 2011 • Heft 1 • 19. Jahrgang

Knack•Punkt Aktuelles für Multiplikatoren im Bereich Ernährung Schwerpunkt

Nachhaltiger Fischkonsum – Fisch in Not

Schwerpunkt

Nachhaltiger Fischkonsum – Fisch in Not

Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen Aktionsprogramm „management@home – Familie gewinnt Zukunft“ Defizite bei der Kennzeichnung von regionalen Lebensmitteln Fragen aus der Beratung Darf eigentlich der Joghurtdeckel abgeleckt werden? Neues aus Wissenschaft und Praxis QR-Codes: Quadratisch, praktisch, schnell Reste verwerten statt in den Müll Schlechte Zeiten für Diätpillen H e ra us geb e r i n : Ve r b ra u ch e r ze n t ra l e N RW f ü r d i e A r b e i t s ge m e i ns cha f t „ Ko o p e ra t i o n Verbraucherinformation im Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen“

Inhaltsverzeichnis

Impressum Herausgeberin: Verbraucherzentrale NRW e. V. Mintropstraße 27 • 40215 Düsseldorf

Seite

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Editorial

3 3 3

Kurzmeldungen Vorsicht mit Erdnüssen in der Schwangerschaft Integriertes Untersuchungsamt Rheinland gegründet Probiotika verkürzen Durchfalldauer

4 4 5

Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen EU-Schulobstprogramm NRW 2011 Lottes Bewegungspause Aktionsprogramm „management@home – Familie gewinnt Zukunft“ Reichlich Trinken kann zu Jodverlust führen Defizite bei der Kennzeichnung von regionalen Lebensmitteln

5 6 8 8 8

Aktionen und Veranstaltungen Von Multikulti zu Interkultureller Kompetenz 2. Regionale Fachkonferenz „NRW Bewegt IN FORM: Bewegung und Ernährung – gezielt!“ Prävention von Übergewicht für türkische Familien

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Fragen aus der Beratung Darf eigentlich der Joghurtdeckel abgeleckt werden?

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Schwerpunkt Fisch in Not

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Neues aus Wissenschaft und Praxis QR-Codes: Quadratisch, praktisch, schnell Nano-Produkte im Alltag Schlechte Zeiten für Diätpillen Reste verwerten statt in den Müll

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Bücher und Medien Kreative Resteküche Mordshunger Der Konsument Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt Ist das Fischstäbchen noch zu retten?

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Quellenverzeichnis

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Internet Interessantes im Netz

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Termine

Federführend für die Arbeitsgemeinschaft „Kooperation Verbraucherinformation im Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen“, gefördert durch das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NordrheinWestfalen. Kooperationspartner: • AOK Nordwest • AOK Rheinland/Hamburg • Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. • Landwirtschaftskammer NRW • Rheinischer LandFrauenverband e. V. • Westfälisch-Lippischer Landfrauenverband e. V. • STADT UND LAND e. V. • Universität Paderborn, Ernährung und Verbraucherbildung • Verbraucherzentrale NRW e. V.

Fachliche Betreuung und Koordination: Verbraucherzentrale NRW e. V. Bereich Spezielle Verbraucherthemen Gruppe Ernährung Redaktion: Verbraucherzentrale NRW e. V. Bernhard Burdick (verantwortlich) Angela Clausen (AC) Telefon: 02 11 / 38 09 – 121, Fax: 02 11 / 38 09 – 238 E-Mail: [email protected] Texte: Ulrike Becker (ul)1, Wulf Bödeker (Boe)2, Angela Clausen (AC)2, Volker Clausen (vc)3 Agnes Echterhoff (AE)4, Mechthild Freier (mf)5, Katharina Kassing (KK)6, Frank Waskow (WF)2 1

Fachjournalistin für Ernährung, Gießen Verbraucherzentrale NRW e. V. Diplom-Biologe / Wissenschaftlicher Dokumentar, Kerpen 4 Westfälisch-Lippischer LandFrauenverband e. V. 5 Fachjournalistin für Ernährung, Korschenbroich 6 Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Naturund Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen 2 3

Vertrieb und Abonnentenbetreuung: Verbraucherzentrale NRW e. V. Christa Kant Telefon: 02 11 / 38 09 – 121, Fax: 02 11 / 38 09 – 238 E-Mail: [email protected] Bezugsbedingungen: Jahresabonnement (6 Hefte) Inland 18,00 €, Ausland 26,00 € inklusive Versand, gegen Rechnung. Das Abonnement verlängert sich um ein Jahr, wenn nicht spätestens zwei Monate vor Jahresende schriftlich gekündigt wird. Die vollständigen Bezugsbedingungen sind unter t www.vz-nrw.de/knackpunkt nachzulesen oder können bei uns angefordert werden. Nächste Ausgabe: April 2011, Redaktionsschluss 15. März 2011 Die Verbreitung unserer Informationen liegt uns sehr am Herzen. Trotzdem müssen wir uns vor Missbrauch schützen. Kein Text darf ohne schriftliche Genehmigung der Herausgeberin abgedruckt werden.

Aktuelles aus der

Vernetzungsstelle Schulverpflegung Nordrhein-Westfalen

3. Jahrgang / Heft 1 / Februar 2011

ISSN 1868-3363

Qualifizierungs- und Zertifizierungskonzept: „Ernährung und Hygiene in der schulischen Gemeinschaftsverpflegung“ Eine vollwertige und hygienisch einwandfreie Schulverpflegung ist die Basis für die Gesundheit der Schüler und garantiert eine gleichbleibende körperliche und geistige Leistungsfähigkeit im schulischen Alltag und darüber hinaus. Zur Sicherung der ernährungsphysiologischen und hygienischen Qualität der Schulverpflegung sind Qualitätsstandards erforderlich. Diese betreffen sowohl den Einsatz von Lebensmitteln auf der Grundlage ernährungswissenschaftlicher Empfehlungen als auch ein umfassendes Hygienemanagement. Dabei werden auch die Aspekte Umweltschonung, Nachhaltigkeit und sensorische Qualität betrachtet. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die mittelbar und unmittelbar in der schulischen Gemeinschaftsverpflegung tätig sind, müssen diesbezüglich qualifiziert sein. Ausgerüstet mit dem notwendigen Wissenspotential werden Verantwortliche und Ausführende in die Lage versetzt, handlungsbefähigt und eigenverantwortlich die Kenntnisse in die Praxis umzusetzen und vertreten zu können. Dies

wird auch in der Lebensmittelhygiene-Verordnung (LHMV) von 2007 verlangt (§4 Schulung (1)): „Leicht verderbliche Lebensmittel dürfen nur von Personen hergestellt, behandelt oder in den Verkehr gebracht werden, die auf Grund einer Schulung über ihrer jeweiligen Tätigkeit entsprechende Fachkenntnisse verfügen. Die Fachkenntnisse nach Satz 1 sind auf Verlangen der zuständigen Behörde nachzuweisen.“ Wenn keine internen Fachkräfte verfügbar sind, kann eine solche Qualifizierung durch Externe erfolgen. Die Professur für Gesundheitsförderung und Verbraucherbildung der TU Dortmund führt diese Fortbildung seit über einem Jahr erfolgreich durch. Bislang wurden 135 Mitarbeiter aus der schulischen Gemeinschaftsverpflegung qualifiziert. Das Fortbildungsprogramm wurde für das Familienbüro Dortmund entwickelt, um die Qualifikation der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Offenen Ganztagsgrundschule (OGS) zu verbessern. Das Qualifizierungs- und Zertifizierungskonzept kann auch in Kitas und Sek I Schulen angewendet werden.

Professur für Gesundheitsförderung und Verbraucherbildung an der TU Dortmund – Prof. Dr. Günter Eissing Das Qualifizierungsseminar Das Fortbildungsseminar besteht aus zwei Terminen, in denen fachliche Schulungen jeweils zur Ernährung und zur Hygiene gegeben werden. Nach einer 4-wöchigen Trainingsphase dient der dritte Termin der Reflexion und des Erfahrungsaustausches in der Anwendung der Instrumente zur Ermittlung der Ernährungsqualität und der Dokumentation der Hygienemaßnahmen. Die jeweilige Dauer der drei Seminarblöcke liegt bei drei Stunden. Die Inhalte: Ernährungskonzepte und Qualitätsstandards für die Schulverpflegung Empfehlungen für die Mittagsmahlzeit in der Schule Speiseplanbewertung /-erstellung bei unterschiedlichen Verpflegungssystemen Sinnvolle Ergänzung der Mittagsmahlzeit (z. B. Schulfrühstück, Kiosk) Hygienemanagement Die ernährungsphysiologischen Standards wurden in Anlehnung an die Qualitätskriterien der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) entwickelt. Die Teilnehmer erhalten eine Qualifizierungsbroschüre und die Sammlung aller Formulare. Die Ausbildung kann in den Weiterbildungsnachweis GanzTag im Modul E4 mit 10 Stunden eingesetzt werden. Die Zertifizierung Im Anschluss an die Qualifizierung der in der Gemeinschaftsverpflegung Tätigen kann ein Zertifikat erworben werden. Hier wird der Einrichtung bescheinigt, dass „das Verpflegungsangebot den Standards zur Ernährungsqualität und Hygiene voll entspricht (Gültigkeit bis xx)“. Durch das Zertifikat wird bescheinigt, dass die Eltern auf eine gute und hygienisch einwandfreie Ernährung ihrer Kinder in der schulischen Einrichtung vertrauen können. Zugleich wird das Ansehen der MitarbeiterInnen im Hauswirtschaftsbereich der jeweiligen Einrichtung bestärkt.

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Knack •Punkt

Dieser Knack•Punkt-Ausgabe ist das Heft 1/2011 der Zeitschrift der Vernetzungsstelle Schulverpflegung NRW mit den Schwerpunktthemen „Qualifizierungs- und Zertifizierungskonzept: ‚Ernährung und Hygiene in der schulischen Gemeinschaftsverpflegung‘“ sowie „Hygienemanagement in der Schulverpflegung“ beigelegt. Wie immer werden die Beiträge ergänzt durch aktuelle Termine und Neuerscheinungen zum Thema Schulverpflegung.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeberin wieder. Gestaltung, Satz, Druck: Verbraucherzentrale NRW e. V. Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier

ISSN 1866-6590 Februar 2011

Bücher und Medien Liebe Leserin, lieber Leser,

„Wir haben es satt“ skandierten 22.000 Verbraucherinnen und Verbraucher am 22. Januar in Berlin, um so ihren Protest gegen den gewissenlosen Umgang mit Lebens- und Futtermitteln zu äußern. Sie wollten damit aber auch ausdrücken, dass wir Verbraucher über unser Essen entscheiden. Das bedeutet nicht zwangsläufig, höherpreisige Lebensmittel einzukaufen, sondern in erster Linie auf Qualität und deren Kennzeichnung zu achten. Eine Hilfe könnten Regionalkennzeichen sein - wenn sie denn einheitlich definiert wären. Wie eine aktuelle Untersuchung im Auftrag der Verbraucherzentralen zeigt, ist dem leider nicht so, hinter jedem Zeichen stecken unterschiedliche Qualitätsansprüche, teilweise nicht einmal über das gesetzliche Mindestmaß hinaus. Mehr dazu erfahren Sie auf S. 6f. Verbraucher wünschen mehr Informationen über Lebensmittel. Dabei klagen die Hersteller bereits jetzt, dass die Pflichtangaben in lesbarer Schriftgröße zu viel Platz auf den Verpackungen benötigen. Abhilfe

Editorial könnten neue Textverschlüsselungssysteme wie der „Quick Response“Code bieten (S. 14f). Mehr Kennzeichnung brauchen wir auch beim Fisch. Zwar werden inzwischen die Fanggebiete ausgewiesen, aber wer weiß schon, welcher Fisch in welchem Gebiet bereits überfischt ist? Auch hier können Informationen und Siegel weiterhelfen - wenn man sie konsequent nutzt. Wir haben das Thema „Fisch in Not“ für Sie in unserem Schwerpunktartikel (S. 10 ff) aufgearbeitet. Nicht nur einige Lebensmittelproduzenten, auch wir Verbraucher gehen nicht immer gut mit unseren Lebensmitteln um. Laut Verbraucherschutzministerin Aigner wandern bei uns jährlich ca. 20 Millionen Tonnen Essen auf dem Müll. Die Hauptgründe für überflüssigen Lebensmittelmüll im Haushalt: Es wird zu viel zubereitet und es wird nicht rechtzeitig genug aufgebraucht. Auch hierzu mehr im Heft (S. 17). Sehr viel Lebensmittelmüll entsteht bereits in Produktion und Handel. Dazu hat Frau Aigner gerade ein neues Forschungsprojekt

Februar 2011 • Heft 1 • 19. Jahrgang

Knack•

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A k t u e l l e s f ü r M u l t i p l i ka t o r e n i m B e r e i ch E r n ä h r u n g Schwerpunkt S chwerpunkt

Nachhaltiger N achhaltiger FFischkonsum ischkonsum – FFisch isch iin nN ot Not

Schwerpunkt

Nachhaltiger Fischkonsum – Fisch in Not

Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen Aktionsprogramm „management@home – Familie gewinnt Zukunft“ Defizite bei der Kennzeichnung von regionalen Lebensmitteln Fragen aus der Beratung Darf eigentlich der Joghurtdeckel abgeleckt werden? Neues aus Wissenschaft und Praxis QR-Codes: Quadratisch, praktisch, schnell Reste verwerten statt in den Müll Schlechte Zeiten für Diätpillen H e r a u s g e b e r i n : Ve r b r a u ch e r ze n t r a l e N R W f ü r d i e A r b e i t s g e m e i n s cha f t „ Ko o p e r a t i o n Verbraucherinformation im Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen“

zur „Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate bei Lebensmitteln in Deutschland“ ausgeschrieben. Eine interessante Lektüre und ein Jahr mit wirklichen politischen und gesetzlichen Konsequenzen aus dem Dioxin-Skandal wünscht Ihre Redaktion

Kurzmeldungen Vorsicht mit Erdnüssen in der Schwangerschaft Bereits 2000 hatte die American Academy of Pediatrics (AAP) Müttern mit einem erhöhten familiären Allergierisiko empfohlen, während der Schwangerschaft auf Erdnüsse zu verzichten. Da eine spätere Cochrane-Analyse in randomisierten klinischen Studien keine Evidenz für die präventive Wirkung der Allergenvermeidung gefunden hatte, war die AAP 2008 von ihrer Empfehlung wieder abgerückt. Eine aktuelle Beobachtungsstudie des Consortium of Food Allergy Research hat jetzt aber doch wieder gezeigt, dass ein Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Erdnüssen in der Schwangerschaft und einer Allergie bestehen könnte. Die Befragung der Mütter ergab, dass der Verzehr von Erdnüssen das Risiko einer Sensibilisierung der Säuglinge fast verdreifachte, bei den Kindern, die niemals gestillt wurden, war das Risiko sogar fast fünffach erhöht. Der kausale Zusammenhang ist zwar weiterhin nicht bewiesen, etwas Februar 2011

Vorsicht kann aber niemandem schaden. (AC)

genständen und Kosmetika von rund 100 Mitarbeitern untersucht. (AC)

Quelle: Sicherer SH et al.: Maternal consumption of peanut during pregnancy is associated with peanut sensitization in atopic infants. J Allergy Clin Immunol 126 (6):1191-7, 2010, doi: 10.1016/j.jaci.2010.08.036

Quelle: PM MKULNV vom 05.01.2011

Integriertes Untersuchungsamt Rheinland gegründet Ein weiterer Schritt bei der Neuorganisation der Lebensmitteluntersuchungsämter in NRW wurde am 01.01.11 getan: Das neue, integrierte Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Rheinland (CVUA Rheinland) nahm als viertes CVUA (neben Ostwestfalen-Lippe, Rhein-Ruhr-Wupper und Münsterland-Emscher-Lippe) seine Arbeit auf. Zum CVUA Rheinland fusionierten die Untersuchungsämter der Städte Aachen, Bonn, Köln und Leverkusen. Der Einzugsbereich umfasst den gesamten Regierungsbezirk Köln mit rund 4,4 Millionen Einwohnern. In diesem Untersuchungsamt werden jährlich ca. 17.500 amtliche Proben von Lebensmitteln, Bedarfsge-

tt www.cvua-rheinland.de Probiotika verkürzen Durchfalldauer Eine neue Cochrane-Auswertung (Review) von 63 Studien mit insgesamt 8.014 Patienten, davon 56 Studien mit kleinen Kindern, zeigt, dass die Gabe probiotischer Bakterien die Krankheitsdauer bei akutem Durchfall um durchschnittlich einen Tag reduzieren kann. Das Risiko, dass eine Diarrhö länger als vier Tage anhält, reduzierte sich bei Probiotika-Gabe um 59 %. Offen ist noch, welche spezifischen Bakterienstämme am besten gegen Durchfall wirken. Probiotika sind danach eine sinnvolle Unterstützung der Rehydratation, Nebenwirkungen traten keine auf. (AC) Quelle: Allen SJ et al.: Probiotics for treating acute infectious diarrhoea. Cochrane Database of Systematic Reviews 2010, Issue 11. Art. No.: CD003048. DOI: 10.1002/14651858.CD003048. pub3

Knack •Punkt

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Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen Erste Erfahrungen und Perspektiven

EU-Schulobstprogramm NRW 2011

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ereits mehr als 10 Monate gibt es an nordrhein-westfälischen Schulen Schulobst. Im Frühjahr 2010 startete das EU-Schulobstprogramm erfolgreich an 355 Grund- und Förderschulen. Aktuell nehmen 454 Schulen aus ganz NRW an dem Programm teil. Dadurch werden täglich 85.000 Kinder mit einer Extraportion Obst und Gemüse versorgt und lernen gleichzeitig wichtige Grundlagen einer gesunden Ernährung kennen. Zeit für einen ersten Rückblick und die Frage, wie es um die Zukunft des EUSchulobstprogramms in NordrheinWestfalen bestellt ist. Ein erster Erfahrungsaustausch im November 2010, an dem mehr als 60 Schulen teilnahmen, zeigte, dass die Schulen mit dem Programm sehr zufrieden sind und sich eine weitere Teilnahme wünschen. Auch die Kinder sind von „ihrem Schulobst“ begeistert und greifen beherzt zu. Alles wird

ausprobiert, zusammen schmeckt es ja schließlich am besten. Der Erfahrungsaustausch hat gezeigt, dass die erforderliche Organisation und Planung von den Schulen sehr gut bewältigt wird und sich die Abläufe nach einiger Zeit einspielen. Insbesondere das Engagement der Lehrer/ innen und der Eltern und ihr unermüdlicher Einsatz beim „Obst schnibbeln“ tragen zu dem großen Erfolg des Programms bei. Damit ist klar: Das EU-Schulobstprogramm NRW ist eine Erfolgsgeschichte, die fortgeschrieben werden soll. Daher wurden – im Vergleich zum Jahr 2010 – für das Jahr 2011 zusätzliche 500.000,- € im Landeshaushalt angemeldet. Damit stehen im kommenden Jahr allein 2,5 Mio. € an Landesmitteln bereit, um Schulen mit Schulobst beliefern zu können. Den gleichen Anteil gibt es noch einmal von der EU obendrauf. Als die wichtig-

sten Ziele für das Schuljahr 2011/2012 gelten nicht nur die Verstetigung des Programms an den bereits teilnehmenden Schulen sondern auch eine Ausweitung auf neue Schulen. Auch der Ausbau der pädagogischen Begleitmaßnahmen wird in der nächsten Projektphase eine bedeutende Rolle spielen. Die Schulen werden künftig mit noch mehr Unterrichtsmaterialien und einem attraktiven Internetangebot unterstützt. Somit leistet das EU-Schulobstprogramm NRW auch im Jahr 2011 einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zur gesunden Schulverpflegung in Nordrhein-Westfalen. (KK)

Schulmilch-Kampagne

Lottes Bewegungspause

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as Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Naturund Verbraucherschutz des Landes NRW setzt sich gemeinsam mit der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. für eine gesunde

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Knack •Punkt

Lebensweise an Schulen ein. Die Informationen werden durch verschiedene Medien und Aktionsprogramme der Schulmilch-Kampagne vermittelt (s. Knack•Punkt 1/2010, S. 5, Knack•Punkt 4/2009, S. 8). Immer lautet die zentrale Botschaft: Es gibt einen Zusammenhang zwischen guten schulischen Leistungen, guter Schulverpflegung und körperlicher Fitness. Neu im Programm ist jetzt ein Poster mit einer Anleitung von Milch-Maskottchen Kuh Lotte für eine Bewegungspause. Anlässlich des Besuchs von Minister Johannes Remmel hat Lotte höchstpersönlich gemeinsam mit allen Kindern der Holte-Grundschule in Dortmund das Bewegungsprogramm uraufgeführt. In den nächsten Wochen wird Lotte mit dem Bewegungsprogramm in den nächsten Wochen landesweit 30 Schulen mit rund 10.000 Kindern besuchen.

Das Poster ist für alle Schulen in NRW kostenfrei zu beziehen und bietet den Klassen die Gelegenheit, eine aktive Pause in den Unterricht zu integrieren. (AC) Quelle: PM 2/11 LV Milch vom 12.01.11

tt www.genius-milch-nrw.de Februar 2011

Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen Ernährungs- und Alltagskompetenzen nachhaltig stärken

Aktionsprogramm „management@home – Familie gewinnt Zukunft“

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ass das Wissen um gesunde Ernährung und insgesamt die Hauswirtschaft als Alltagskompetenz auch zukünftig gestärkt werden muss, steht außer Frage. Aktuelle Zahlen zu Übergewicht und Adipositas oder stetig zunehmende Verbraucherinsolvenzen belegen dies eindringlich. Dennoch wird wie selbstverständlich angenommen, dass Privathaushalte ohne Probleme ihre Lebenshaltungskosten bestreiten, ihre Daseinsvorsorge

regulieren und ihr Zusammenleben gestalten können. Dabei stellt die Organisation des Alltags den Einzelnen und auch Familien vor immer größere Herausforderungen. Eine ständige Neuorientierung ist notwendig und ohne entsprechende Sach- und Fachkenntnis sind viele Menschen überfordert. Nur wer seinen Alltag im Griff hat, gewinnt Lebensqualität. Dies gilt nicht nur für sozial schwache Haushalte in prekären Lebenssituationen. Der Westfälisch-Lippische und der Rheinische LandFrauenverband rücken mit ihrem Aktionsprogramm

„management@home – Familie gewinnt Zukunft“ Alltagskompetenzen in den Mittelpunkt. Zielgruppe für dieses Bildungsprogramm sind junge Frauen und Frauen in der Familienphase. In erster Linie geht es dabei um eine nachhaltige Organisation des Alltags, die zum Ziel hat, Struktur in den eigenen Haushalt zu bekommen und in verschiedenen Bereichen (Ernährung, Haus & Textil, Garten & Natur, Finanzen, Kommunikation in der Familie) nachhaltig und ressourcenschonend zu wirtschaften. Neben diesem gesellschaftlichen Engagement ist jedoch eine Stärkung der Hauswirtschaft im allgemeinen Bildungsbereich wünschenswert und aus Sicht der LandFrauenverbände dringend geboten. Alltagskompetenz als Pflichtfach lautet die Forderung der LandFrauen, denn genauso wenig wie sich die Gesellschaft Analphabeten leisten kann, kann sie sich Bürgerinnen und Bürger leisten, die nicht nachhaltig wirtschaften können. Die LandFrauenverbände wollen mit ihrem Aktionsprogramm auch zur Profilierung der Hauswirtschaft und zur Anerkennung der Leistungen in den Familien beitragen. Denn Familien und private Haushalte sind die Grundpfeiler unserer Gesellschaft: in ihnen werden Kinder groß gezogen, Menschen gepflegt und versorgt und

Nährstoffversorgung

Reichlich Trinken kann zu Jodverlust führen

V

iel Trinken ist wichtig, das wissen inzwischen die meisten. Aber: Je mehr Menschen trinken, desto mehr Jod scheiden sie über den Harn aus, so das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung des Forschungsinstituts für Kinderernährung – einer der Universität Bonn angegliederten Einrichtung. Fazit der Studie: „Kinder und Erwachsene, die bewusst richtig – also reichlich – trinken, sollten daher ebenso bewusst auf eine jodreiche Ernährung achten.“ Die Verluste sollten durch jodreiche Kost wie Seefisch und vor allem Milch-

Februar 2011

produkte sowie die Verwendung von Jodsalz ausglichen werden. Keinesfalls sollte auf die reichliche Flüssigkeitszufuhr verzichtet werden. Für die Untersuchung mussten sich die neun weiblichen Testperso-

neue Kräfte für den Alltag gesammelt. Familien geben Kindern eine stabile Basis für die Zukunft. Nur 30 % der Fähigkeiten und Kompetenzen werden in der Schule, in Aus- oder Fortbildung und im Beruf erworben; 70 % jedoch an so genannten „informellen Lernorten“, also in der Familie, im Zusammensein mit Freunden, im Verein oder im Ehrenamt. Schlüsselkompetenzen wie Flexibilität, Belastbarkeit, Konfliktbewältigung, Teamfähigkeit oder Verantwortungsbewusstsein werden insbesondere in der Familie entwickelt. Hier wird deutlich, welche enormen Leistungen private Haushalte erbringen. Sie sind laut Dr. MichaelBurkhard Piorkowsky, Professor für Haushalts- und Konsumökonomik an der Universität Bonn, die „sozioökonomischen Basisinstitutionen“ für Wirtschaft und Gesellschaft. Grund genug für die Landfrauenverbände sich für die Hauswirtschaft langfristig und nachhaltig zu engagieren. (AE) tt www.management-at-home.de

In 2011 starten neue Zertifikatskurse zur „managerin@home“ in den Kreisverbänden Ruhr-Lippe, Coesfeld, Recklinghausen, Paderborn, Borken sowie Rhein-Erft und Düren.

nen an einen strikten Diätplan halten, so dass alle die gleiche Menge Jod aufnahmen. Für die Flüssigkeitszufuhr waren nur jodarme Getränke erlaubt. Parallel dazu wurden Studiendaten zur Flüssigkeitsaufnahme und renalen Jodausscheidung von 204 13-18jährigen Jugendlichen ausgewertet. Studienleiter Prof. Dr. Thomas Remer: „Die Verluste sind zwar nicht groß; der durchschnittliche Jodgehalt der Getränke selbst reicht aber üblicherweise nicht, um sie auszugleichen.“ In der Längsschnittuntersuchung war der Effekt bei Mädchen stärker ausgeprägt als bei Jungen. (AC) Quelle: PM Uni Bonn vom 4.1.2011, Johner SA et al.: Higher Urine Volume Results in Additional Renal Iodine Loss. THYROID 20(12): 1391-7, 2010. DOI: 10.1089/thy.2010.0161

Knack •Punkt

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Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen Verbraucherzentrale NRW

Defizite bei der Kennzeichnung von regionalen Lebensmitteln

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egionale Lebensmittel genießen in der Öffentlichkeit ein zunehmendes Interesse, unter anderem, weil Regionalität als Gegentrend zur Globalisierung des Lebensmittelmarktes gesehen wird. Mit der regionalen Herkunft werden auch Qualitätsaspekte wie Frische, Umwelt- und Klimaschutz, kurze Transportwege, direkter Bezug und Identität zur Region verbunden. Regionalität wird häufig auch mit Transparenz, Herkunftsnachweis und Rückverfolgbarkeit gleichgesetzt. Befragungen zeigen, dass Konsumenten zunehmend regionale Produkte bevorzugen. Nach einer Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz achten 65 % der Verbraucherinnen und Verbraucher beim Kauf ihrer Lebensmittel immer oder meistens auf regionale Herkunft. Nach einer repräsentativen Umfrage von Dialego im Jahr 2008 greifen mehr als zwei Drittel der Deutschen gezielt zu regionalen Produkten, um Betriebe in der Region zu unterstützen – und mehr als die Hälfte möchte durch kürzere Transporte Umwelt und Klima entlasten. Fehlende Regeln für „regionale Lebensmittel“ Was der Begriff „Region“ konkret bedeutet, ist mangels einheitlicher gesetzlicher Definition weitgehend offen. So wird „regionale Herkunft“ häufig nicht nur mit dem Ort oder der Region der Verarbeitung und/oder Herstellung verbunden, sondern vor allem mit der Herkunft der Rohstoffe. Die uneinheitliche Definition des Begriffs wird für Verbraucher besonders problematisch, wenn sich hinter der Werbung für Regionalprodukte unterschiedliche Konzepte verbergen: von der sehr kleinräumigen Region mit Direktvermarktung über länderspezifische Regionalkennzeichnung bis hin zum Regionalmarketing für Lebensmittel aus Deutschland. Verbraucher sollen für regionale Produkte häufig mehr bezahlen. Das ist aber nur gerechtfertigt, wenn die Regionalangaben von Lebensmitteln eindeutig, verständlich und nachprüfbar sind und damit auch den Erwartungen der Verbraucher entsprechen.

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Knack •Punkt

Durch den mangelnden rechtlichen Rahmen für regionale Herkunftsangaben werden vielfältige Möglichkeiten der Verbrauchertäuschung eröffnet. Das hat unter anderem eine Erhebung in Hessen ergeben: Bis auf eine Ausnahme konnten Verbraucher bei 318 regional gekennzeichneten bzw. beworbenen Lebensmitteln nicht erkennen, ob die Lebensmittel bzw. deren Zutaten aus der ausgelobten Region stammten oder ob beispielsweise nur die Verarbeitung in der Region erfolgte. Auch können regionale Herkunft und Qualitätseigenschaften (z. B. Frische, ohne Gentechnik, artgerechtere Tierhaltung) von Verbrauchern weder am Lebensmittel noch im Handel oder über andere Informationswege überprüft werden. Immer wieder gibt es daher konkrete Fälle von Verbrauchertäuschung: tt Edeka-Südwest wurde von der Verbraucherzentrale BadenWürttemberg abgemahnt, da sie unter ihrer Marke „Gut und Günstig“ unter anderem in Stuttgart und Konstanz Speisequark mit dem Hinweis „Frisch aus unserer Region“ anbot. Hergestellt wurde der Speisequark jedoch in Saarbrücken (Saarland). Das Landgericht Offenburg stellte fest, dass es sich um eine irreführende Werbung im Sinne des §5 UWG (Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb) handelt und verurteilte Edeka zu Unterlassung. In der Begründung heißt es, dass bei der Definition von „Region“ die Auffassung der Verbraucher und nicht die der Unternehmen zugrunde zu legen ist. tt Seit 1. Januar 2004 ist die EU-weit gültige einheitliche Eierkennzeichnung mit Herkunft, Haltung und Frische der Eier vorgeschrieben. Verbraucher können anhand des Zahlencodes auf dem Ei über eine Zahlenkombination das Bundesland ermitteln, aus dem das Ei kommt. In Eierverpackungen mit der Aufschrift „10 dicke

Münsterländer“ waren jedoch laut Stempel Eier aus Bayern enthalten. Der Anbieter, die Rewe Dortmund Vertriebsgesellschaft mbH, wurde von der Verbraucherzentrale NRW abgemahnt. Rewe Dortmund will nun die Kennzeichnung verbessern und dafür sorgen, dass nur noch Eier aus dem Münsterland angeboten werden. tt Die Campina GmbH & Co. KG wurde von der Verbraucherzentrale Berlin wegen irreführender Werbung abgemahnt. Das Unternehmen hatte unter der Bezeichnung „Mark Brandenburg“ in Berlin und den neuen Bundesländern Milch vertrieben, die aus Nordrhein-Westfalen stammte und in Köln abgefüllt wurde. Diese Beispiele für Kennzeichnungsmängel machen deutlich, dass eine gesetzlich verbindliche Regelung für Regionalangaben dringend notwendig ist. Staatliche Landeszeichen für Qualität und Herkunft 2002 hat die EU den Spielraum für Herkunftszeichen und das Gemeinschaftsmarketing deutlich begrenzt. Seither dürfen staatliche Zeichen, die allein auf die Herkunft hinweisen, keine staatlichen (Förder-)Mittel mehr erhalten. Vielmehr müssen Qualitätskriterien (Gütesiegel) im Vordergrund stehen, obwohl die Herkunft für Verbraucher die wichtigste Kernaussage der Landeszeichen darstellt. In zehn Bundesländern gibt es insgesamt 14 verschiedene Landeszeichen, die besondere Anforderungen an Herkunft und Qualität der gekennzeichneten Lebensmittel stellen. 2010 haben die Verbraucherzentralen eine Studie zur Transparenz bei den Landeszeichen in Auftrag gegeben. Obwohl die Verbrauchererwartung an Landeszeichen sicherlich höher ausfällt als bei Siegeln von Herstellern und Handel, sind die Anforderungen an die regionale Herkunft der Lebensmittel sehr unterschiedlich. In Thüringen und Schleswig-Holstein müssen verarbeitete Produkte nur zu 50,1 bzw. 51 % aus Zutaten regionaler Herkunft bestehen, während beispielsweise Februar 2011

Aktuelles aus Nordrhein-Westfalen die Region ausgelobt werden, aus der die beworbenen Produkte stammen. Auch sollte deutlich werden, auf welche Bereiche sich die Regionalkennzeichnung und Werbung bezieht: auf die Verarbeitung, die Herstellung, die Rohstoffe oder ob nur die Rezeptur einen regionalen Bezug besitzt. Die Kennzeichnung und Werbung von regionalen Lebensmitteln ist in ein staatliches Kontrollsystem einzubinden, damit die Herkunftsangaben unabhängig kontrolliert werden. Bei zusammengesetzten Lebensmitteln sollten mindestens 95 % der Zutaten aus der genannten Region stammen. Ist der Prozentanteil geringer, muss die Kennzeichnung klar und eindeutig erkennen lassen, auf welche wertgebende Zutat des Lebensmittels sich die Regionalkennzeichnung bezieht (z. B. Rheinische Reibekuchen mit Kartoffeln aus dem Rheinland). (WF) in Baden-Württemberg für Fleischerzeugnisse eine 100-prozentige Herkunft aus dem Bundesland gefordert wird. Die Konsumenten erwarten von staatlichen Landeszeichen in erster Linie eine gesicherte Herkunft. Aus ihrer Sicht wäre eine bundesweit einheitliche Definition auf möglichst hohem Niveau, insbesondere auch für verarbeitete und zusammengesetzte Lebensmittel, für die unterschiedlichen Landeszeichen wünschenswert. Was die Qualität angeht fordern die meisten Landeszeichen die Einhaltung von Standards, wie QS und Global-GAP, die heute aufgrund ihrer Marktverbreitung als Basiskriterien angesehen werden können. Teilweise wird auf eine integrierte oder kontrollierte Produktion verwiesen, was ein höheres Qualitätsniveau suggeriert – im Wesentlichen wird jedoch nur ein Marktstandard erfüllt. Als Qualitätszeichen haben die Landeszeichen für die Verbraucher bisher kaum einen Mehrwert. Es ist daher zu wünschen, dass die Landeszeichen mit eindeutigen Kriterien ausgestattet werden, die für den Verbraucher erkennbar über dem Marktstandard (Tierschutz, Klimaschutz etc.) liegen. Auch könnten sie langfristig zu qualifizierteren Regionalzeichen weiterentwickelt werden, die etwa die Besonderheiten der Almwirtschaft in Bayern, der Küstenlandschaft in Schleswig-Holstein und Niedersachsen sowie von Grünlandprogrammen mit Förderung der Weidewirtschaft unterstützen. Auch gilt es die Chancen zu prüfen, die sich aus der Verknüpfung des Marketings Februar 2011

von Landeszeichen mit regionalen Spezialitäten ergeben können. Forderungen für eine verbrauchergerechte Regionalkennzeichnung Gravierende Kennzeichnungsmängel machen deutlich, dass eine gesetzlich verbindliche Definition für Regionalangaben bei Lebensmitteln notwendig ist. Für die Kennzeichnung und Werbung mit dem Begriff „Region“ bedarf es aus Verbrauchersicht eines rechtlich verbindlichen Systems, damit die regionale Herkunft und besondere Qualitäten abgesichert, transparent und nachvollziehbar werden. Nur so lassen sich Täuschung und Irreführung vermeiden und können Verbraucher bewusste Kaufentscheidungen für regionale Lebensmittel treffen. Deshalb muss in der Kennzeichnung und Werbung zu regionalen Lebensmitteln zwingend

Quellen: Ermann U: Regionalprodukte – Vernetzung und Grenzziehungen bei der Regionalisierung von Nahrungsmitteln. Franz Steiner Verlag 2005 w Zühlsdorf A, Franz A: Ergebnisbericht über die Durchführung einer Transparenzerhebung der regionalen Landesprogramme im Auftrag der Verbraucherzentralen. Frankfurt, Feb. 2010; Kurzfassung unter: www.vz-nrw.de/ Landeszeichen w Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage div. Abgeordneter, Drucksache 16/13999 zur EU-Lebensmittelinformationsverordnung, Dt. Bundestag Drucksache 16/14073 vom 23.09.09 w Dorandt S: Analyse des Konsumenten- und Anbieterverhaltens am Beispiel von regionalen Lebensmitteln. Ernährungs-Umschau 52: 418ff, 2005 w Kriterien beim Lebensmitteleinkauf; Nestle/Allensbach 2009 w Forsa-Umfrage im Auftrag des BMELV zur biologischen Vielfalt, BMELV 2010 w Dialego: Regionale Produkte: Frisch vom Bauern schmeckt‘s am besten; PM vom 01.08.08 w Positionspapier der Verbraucherzentralen zur verbrauchergerechten Kennzeichnung von regionalen Lebensmitteln vom 30.11.10, Download: www.vz-nrw.de/Regionalkennzeichnung w www. vz-nrw.de/UNIQ129525271518366/link778821A. html (24.8.2010)

tt www.vz-nrw.de/Landeszeichen

EU-Herkunftskennzeichnung Die geographischen Herkunftszeichen der EU gibt es seit 1992. Hierzu gehören die geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) und die geschützte geographische Angabe (g.g.A.). Den Verbrauchererwartungen gerecht wird aber nur die geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.), nur sie informiert über die Herkunft in der gesamten Kette von der Erzeugung bis zum Endprodukt. Die geschützte geographische Angabe (g.g.A.) birgt hingegen Raum für Täuschungen, da nur eine der Herstellungsstufen – also Erzeugung oder Verarbeitung oder Herstellung – in der Region stattfinden muss, was aber für Verbraucher nicht erkennbar ist. Demnächst sollen auf Wunsch der EU-Kommission zwei weitere Zeichen, eines für Produkte aus Bergregionen und ein EU-Label für die Direktvermarktung hinzukommen.

Knack •Punkt

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A k t i o n e n un d Ve ra ns ta l tun ge n Ernährung im interkulturellen Vergleich

Von Multikulti zu Interkultureller Kompetenz

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   ollziehen Sie den Perspektiven„ wechsel, indem Sie versuchen, sich in den Anderen hineinzuversetzen, um ihn zu verstehen“, dies war eine wesentliche Aufforderung an die Fachfrauen für Ernährungs- und Verbraucherbildung der nordrheinwestfälischen LandFrauenverbände wllv und RhLV, die im Dezember an einer Fortbildungsveranstaltung zur interkulturellen Kompetenz teilnahmen. Als Referentinnen gestalteten Sabine Eylert und Ulla Thrän-Lardi vom Verein Ethologie in Schule und Erwachsenenbildung (ESE) e. V. aus Münster das Seminar.

wird deutlich, dass Ernährung kulturell erworben ist. Da Menschen sich in ihrer Kultur unterscheiden und diese auf ihre eigene Weise leben und interpretieren, kann es in interkulturellen Begegnungen zu Missverständnissen kommen. Mögliche Ursachen von Missverständnissen sind fehlende Kenntnisse und Erfahrungen, auseinandergehende Wertevorstellungen und persönliche Schwierigkeiten oder Eigenschaften. Die Teilnehmerinnen diskutierten an Beispielen aus dem Ernährungsbildungsbereich ihre eigenen Erfahrungen.

Annäherung an das Thema „Interkulturelle Kompetenz“ Zunächst führte Sabine Eylert in das Thema ein. Sie definiert interkulturelle Kompetenz als „die in einem Lernprozess erreichte Fähigkeit, im mittelbaren und unmittelbaren Umgang mit Mitgliedern anderer Kulturen einen möglichst hohen Grad an Verständigung und Verstehen zu erreichen“. Dieser Lernprozess ist lebenslang und individuell, daher gibt es für den Umgang mit Menschen aus anderen Kulturkreisen keine allgemeingültigen Patentrezepte.

So beobachteten sie beispielsweise, dass muslimische Kinder im Ramadan nicht am Schulfrühstück teilnehmen, obwohl für Kinder das Fastengebot nicht gilt. In unserem Kulturkreis stößt dies oft auf Unverständnis, da die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt ist. Im Ursprungsland jedoch sind in der Regel die Schultage während des Ramadans kürzer oder die Ferien liegen so, dass sie in den Ramadan fallen. Die Kinder entscheiden häufig selbst, dass auch sie fasten, da sie dafür Anerkennung bekommen und Teil der gelebten Werte im Elternhaus sein wollen.

Ernährung: Kulturelle Wahrnehmung Interessante Einblicke, wie unterschiedlich andere Kulturen die so genannte „typisch deutsche Küche“ bewerten, gab Ulla Thrän-Lardi. Sie stellte eine Studie vor, bei der Einheimische aus Kenia, den USA, Weißrussland und Indien gebeten wurden, verschiedene Speisen zu beschreiben. Sauerkraut wird z. B. von Weißrussen als „ungenießbar“ beschrieben, Indern schmeckt es grundsätzlich gut, sollte aber noch gewürzt werden und die Kenianer stellen fest, dass es „wie Plastik schmeckt“. Hier

Aufgefallen sind auch mangelnde Elternmitarbeit bzw. mangelndes Interesse an den Ernährungsbildungsangeboten in der Ganztagsschule. Hier ist interessant, dass es in vielen Kulturen nicht üblich ist, dass Eltern in die Arbeit von Schule oder Kindergarten eingebunden sind. Sie kennen diese Art der demokratischen Teilhabe nicht, da sie anders sozialisiert sind. Es gilt also, die fehlende Aktivität nicht als Desinteresse zu werten, sondern mit diesem Hintergrundwissen auf die Eltern zuzugehen, mit ihnen

ins Gespräch zu kommen, die Werte unserer Kultur zu besprechen und sie so einzubinden. Handlungsstrategien und Ansatzpunkte Zur Verbesserung und Förderung einer interkulturellen Kompetenz halten die Fachfrauen für ihre Arbeit im Rahmen der Ernährungsbildung folgende Handlungsempfehlungen fest: tt In interkulturellen Begegnungen immer bewusst machen, dass die Auffassungen und Handlungsweisen des Anderen kulturell bestimmt sind und es daher zu Unterschieden kommen kann. Möglicherweise gibt es kulturelle Gründe für das Verhalten, die der Einzelne nicht kennt. tt Informationen über mögliche Hintergründe (z. B. Ernährungsverhalten, Speise- und Lebensmittelauswahl und -verarbeitung) einholen, direkt nachfragen oder Personen einbeziehen, die Erfahrungen haben. tt Ernährungsverhalten und Ernährungsgewohnheiten nicht bewerten, sondern neutral aufnehmen, nachfragen warum es so gemacht wird und ggf. gemeinsam nach Regeln und Umsetzungsmöglichkeiten im Kontext Schule suchen. tt Essen und Heimat als Chance nutzen: darin einen Zugang sehen, den man zueinander finden und haben kann, beispielsweise kann über Essen und gemeinsames Kochen ein Verständnis und die Anerkennung verschiedener Kulturen erreicht werden. tt Das eigene Verhalten überprüfen, Ethnozentrismus (= Phänomen, dazu zu neigen, etwas was fremd ist, zu bewerten) überwinden, sich selbst und seine Kultur reflektieren. tt Missverständnisse in interkulturellen Begegnungen als normal einkalkulieren. (AE)

2. Regionale Fachkonferenz „NRW Bewegt IN FORM: Bewegung und Ernährung – gezielt!“ Die regionalen Fachkonferenzen im Rahmen der Landesinitiative „NRW IN FORM“ sollen Anreize und Hilfestellung bieten, wie man mit ausreichender Bewegung kombiniert mit ausgewogener Ernährung – auch in kleinen Schritten – zu einer Änderung des Lebensstils und so zu mehr Gesundheit und Lebensqualität in der Bevölkerung gelangen kann. Die (kostenfreie) Tagung richtet sich an Vorstände von (Sport)vereinen und Verbänden, an Übungsleitungen, Erzieher/-innen, Lehrkräfte, Multiplikator/-innen im Gesundheitssektor, Ökotropholog/-innen, Gesundheitsämter, Akteur/-innen des Nationalen Aktionsplans, Präventionsstellen, selbstständig Tätige, Interessierte, Gesundheitskonferenzen und viele mehr. Termin: 11. März 2011 in Bielefeld. Online-Anmeldung bis zum 01.03.11 unter t http://veranstaltungen.mfkjks.nrw.de t www.in-form.de/nn_1401570/DE/Service/Termine/Laendertermine/2RegionalFachkonferenzNrwBewegtInForm__11__03__01.html 8

Knack •Punkt

Februar 2011

A k t i o n e n un d Ve ra ns ta l tun ge n Fachkräfte gesucht

Prävention von Übergewicht für türkische Familien

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m Februar 2011 startet in NordrheinWestfalen eine neue Initiative zur Prävention von Übergewicht, die sich gezielt an türkischstämmige Familien richtet. Hintergrund ist der vergleichsweise hohe Anteil übergewichtiger Kinder und Jugendlicher in dieser Gruppe. Das Projekt wurde vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirt-

schaft, Natur- und Verbraucherschutz (MKULNV) iniitiert, befindet sich in dessen Trägerschaft und wird u. a. durch MKULNV und Mars GmbH finanziert. Mit Hilfe von erfahrenen Partnerorganisationen, darunter die Föderation der türkischen Elternvereine in NRW, die Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Migrantenvertretungen, Gesundheitscampus und der Landessportbund, soll über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg ein aktiver Lebensstil, ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung gefördert werden. Die Verbraucherzentrale NRW wurde vom MKULNV mit den ernährungs-

bildenden Maßnahmen beauftragt. Ein erster Test des Schulungskonzepts hat bereits Ende November stattgefunden. Die Ernährungs- und Bewegungsaufklärung erfolgt in deutscher und türkischer Sprache und soll nicht nur informieren, sondern vor allem motivieren, das Gelernte im Alltag umzusetzen. Zunächst werden jetzt bilinguale Lehrer, Ärzte, Ernährungsund Bewegungsfachkräfte geschult. In einer zweiten Projektphase sollen diese Experten später ihr Wissen in speziellen Kursen an türkische Eltern weitergeben. Derzeit werden noch weitere sowohl türkisch als auch deutsch sprechende Ernährungs- und Bewegungsfachkräfte gesucht, möglichst mit staatlich anerkanntem Berufs- oder Studienabschluss, Berufserfahrung sowie sozialpädagogischen, methodischen und didaktischen Fähigkeiten, die sich für das Projekt interessieren und an einer Schulung teilnehmen möchten. (AC) Infos per Mail gibt es hier: tt [email protected] tt [email protected] Quelle: PM MKULNV vom 09.12.10

Frage

Fragen aus der Beratung

J

Darf eigentlich der Joghurtdeckel abgeleckt werden?

oghurtdeckel bestehen aus mit Kunststoff beschichtetem Aluminium. Seit Jahrzehnten wird in der Beratung immer ´mal wieder die Frage gestellt, ob der Deckel abgeleckt werden darf. Sie konnte bisher und kann noch immer mit „ja“ beantwortet werden. Denn es durften weder nach früherem Recht noch dürfen nach dem heutigen Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) und der derzeit gültigen Rahmenverordnung für Lebensmittelkontaktmaterialien (Verordnung (EG) Nr. 1935/2004) von Lebensmittelverpackungen Bestandteile in Mengen abgegeben werden, die geeignet sind, die menschliche Gesundheit zu gefährden oder eine unvertretbare Veränderung von Lebensmitteln herbeizuführen. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern, selbst wenn Februar 2011

die Entwicklung sogenannter aktiver oder intelligenter Lebensmittelkontaktmaterialien weiter fortschreitet (s. Knack•Punkt 5/2010, S. 9). Bei den aktiven Lebensmittelverpackungen handelt es sich um Materialien oder Gegenstände, die dazu bestimmt sind, die Haltbarkeit eines verpackten Lebensmittels zu verlängern oder dessen Zustand zu erhalten bzw. zu verbessern. Sie können Bestandteile enthalten, die Stoffe an das verpackte Lebensmittel oder an die das Lebensmittel umgebende Umwelt abgeben (z. B. Kohlendioxid) oder dieser entziehen (z. B. Sauerstoff). Die oben erwähnte Verordnung sieht natürlich auch vor, dass aktive Bestandteile von solchen Verpackungen mit den übrigen lebensmittelrechtlichen Regelungen übereinstimmen. Darüber hinaus muss die Verordnung (EG) Nr.

450/2009 der Kommission über aktive und intelligente Lebensmittelkontaktmaterialien eingehalten werden. Sie sieht ein Zulassungsverfahren für bestimmte Stoffe in aktiven und intelligenten Verpackungen vor. Sollte also in Zukunft ein Joghurtdeckel z. B. für eine verlängerte Haltbarkeit einen Konservierungsstoff freisetzen, so muss dieser aktive Stoff nach dem Zusatzstoffrecht zugelassen und auch eventuellen Höchstmengenbeschränkungen entsprechen. Nach Auskunft der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. ist bei Milchprodukten einschließlich Käse die Einführung von aktiven Verpackungsmaterialien derzeit jedoch nicht im Gespräch. (mf) Quellen: Verordnung (EG) Nr. 1935/2004 w Verordnung (EG) Nr. 450/2009 w pers. Mitteilung Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vom 27.12.10 w pers. Mitteilung Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. vom 12.01.11 w aid infodienst: Verpackungen für Lebensmittel, Heft 1496/2010

Knack •Punkt

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Schwerpunkt Nachhaltiger Fischkonsum

Fisch in Not Bewusste Verbraucher und die Ernährungsberatung haben es schwer: Fisch ist ohne Zweifel ein sehr gesundes Lebensmittel, das in allen Empfehlungen zu einer gesunden Ernährung seinen festen Platz hat, denn es gilt als hervorragender Lieferant für Jod und wertvolle Fettsäuren. Doch aus ökologischer Sicht dürfte er eigentlich kaum noch verzehrt werden. Denn die Entwicklung der Fischbestände in den Weltmeeren ist dramatisch. Hier steht also die Ernährungswissenschaft konträr zur Ökologie. Was kann man Verbrauchern noch empfehlen?

Heimischer Fischkonsum Der Fischkonsum steigt in Deutschland seit Jahren an. Kein Wunder, empfiehlt doch die Ernährungsberatung seit langem, dass er für die Versorgung mit Jod und Omega-3Fettsäuren regelmäßig auf den Tisch gehört. Zwar schwindet die Zahl derjenigen, die noch wissen, wie man einen Fisch fachgerecht zubereitet. Dennoch muss keiner auf Fischgerichte verzichten – das Angebot an Convenience-Produkten ist enorm. Fisch wird zu 34 % tiefgekühlt und nur noch zu 9 % frisch eingekauft. Neben den klassischen Fischstäbchen sind längst raffinierte und in hohem Maße verarbeitete Fischfertigprodukte wie Blätterteigrolle mit Lachs oder frittierte Garnelen im Supermarkt zu finden. Kein Wunder also, dass immer öfter Fisch auf dem Teller landet. Insgesamt wurden in Deutschland im Jahr 2009 1,28 Millionen Tonnen Fisch und Fischereierzeugnisse verspeist. 87 % davon müssen importiert werden. Pro Kopf ist das ein Verbrauch von 15,7 kg (Fanggewicht) und ein neuer Höchststand. Der globale Durchschnitt liegt sogar bei 17,4 kg

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Knack •Punkt

Fisch (Fanggewicht). Die beliebtesten Fische hierzulande sind Alaska-Seelachs (20,1 %), Hering (18,6 %), Lachs (12,8 %) und Thunfisch (9,6 %). Stark im Kommen ist auch der weit gereiste Exot Pangasius (6,5 %), der meist aus Aquakulturen in Südostasien stammt. Die Meere werden leerer Die steigende Nachfrage ist für die Fischgründe fatal. Nach aktuellen Schätzungen der Umweltschutzorganisation WWF sind 80 % der weltweiten Fischbestände von Überfischung bedroht. In Europa gelten sogar 88 % der Fischbestände als überfischt, etwa 30 % können sich vermutlich nicht mehr erholen. Umweltorganisationen wie Greenpeace, NABU, fairfish oder der WWF machen schon lange darauf aufmerksam, dass nur ein sorgsam ausgewählter Fischgenuss zu empfehlen ist. Denn hierzulande werde doppelt so viel Fisch gegessen, wie sich nachhaltig produzieren lasse. Neben ökologischen Problemen hat die Überfischung auch eine soziale Dimension. Denn durch den boomenden Fischmarkt wird nicht nur den Fischen das Überleben schwer gemacht, sondern auch der Bevölkerung beispielsweise in Senegal oder auf den Philippinen ein wichtiges Grundnahrungsmittel vor der Nase weggefischt. Die traditionelle Küstenfischerei mit ihren kleinen Booten hat den großen Hochseetrawlern nichts entgegenzusetzen. Nicht außer Acht gelassen

werden sollte dabei, dass wir hierzulande auf Fisch als Eiweißquelle gut verzichten könnten. Anders sieht das für Menschen in den Entwicklungsländern aus. Dort ist Fisch vielfach die wichtigste Eiweißquelle. Weltweit liefern Fischprodukte für mehr als 2,8 Milliarden Menschen etwa 20 % ihrer täglichen Aufnahme an tierischem Eiweiß, so Prof. Volker Hilge, Institut für Fischereiökologie, Ahrensburg. Ein weiteres Problem der modernen Hochseefischerei ist der Beifang, also Lebewesen, die beim Fischfang ungewollt mit aus dem Meer geholt werden. Darunter sind zum einen Delfine, Wale, Meeresschildkröten oder auch Seevögel, zum anderen nicht gewünschte Fischarten oder zu kleine Jungfische, die noch keine Nachkommen produziert haben. Der Beifang wird vielfach wieder über Bord geworfen – meist überleben die verletzten Tiere das nicht – oder an Fischmehlhersteller verkauft. Laut WWF sind das mindestens 40 % aller gefangenen Fische. Je nach Fischart und Fangmethode ist die Beifangmenge unterschiedlich, bei Seezunge (Solea solea) beispielsweise beträgt der Beifang 6 kg pro Kilogramm Fisch. Dieser Beifang taucht in keiner Statistik auf und geht so an den festgelegten Fangquoten vorbei, die ohnehin von Umweltorganisationen als zu hoch eingestuft werden. Illegal arbeitende Fischer verschärfen das Problem der Überfischung noch. Catherine Zucco, Fischexpertin vom WWF, hält 30 % der weltweiten Fänge für illegal. So soll jeder Dritte Blauflossenthunfisch aus dem Mittelmeer ungesetzlich in die Netze gehen. Sind Aquakulturen eine Alternative? Wenn die Meere leer gefischt sind, scheint es ideal, das beliebte Lebensmittel in Fischfarmen zu kultivieren. Februar 2011

Schwerpunkt Aufgrund des gestiegenen Appetits auf Fisch ist ein Boom bei dem Angebot aus Aquakulturen zu verzeichnen. Mit Wachstumsraten von 9 % sind sie der am schnellsten wachsende Bereich in der Nahrungsmittelbranche. Fast 90 % der gesamten Produktion findet in Asien statt, vor allem in China. In Europa und Amerika sind es derzeit nur jeweils rund 4 %. Schon fast die Hälfte des insgesamt verzehrten Fischs stammt aus Zuchtanlagen. Doch das rasante Wachstum von Aquakulturen bringt eine Reihe von Problemen mit sich. Aspekte wie der Eintrag von Chemikalien und Arzneimitteln, die Zerstörung von küstennahen Gewässern oder zu hohe Besatzdichten reißen das Problem nur an (s. Knack•Punkt 4/2009, S. 10ff). Insbesondere die Futtermittel stehen in der Kritik. Fleischfressende Fische erhalten Fischmehl im Futter, das von wildlebenden Artgenossen stammt. Dabei kommt es zu enormen Veredelungsverlusten: Zur Produktion von 1 kg Lachs werden laut Greenpeace bis zu 5 kg wild gefangener Fisch, für 1 kg Thunfisch sogar ca. 20 kg Futter benötigt. Unter entsprechenden Bedingungen sehen Umweltorganisationen die Aquakultur aber als eine mögliche Lösung, die wachsende Fischnachfrage zu befriedigen und die Wildbestände zu schonen. Voraussetzung sind strenge Standards für eine nachhaltige Bewirtschaftung. Der WWF arbeitet analog zum MSC-Siegel für Wildfisch an einem Aquakultur-Siegel, dem „Aquaculture Stewardship Council“ (ASC). In sogenannten Aquakultur-Dialogen entwickeln derzeit rund 2.000 Fischzüchter, Umweltschützer, Regierungsvertreter und andere Interessengruppen gemeinsame Standards für nachhaltige Aquakulturen. Die ersten Produkte mit dem neuen ASC-Siegel wird es voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2011 geben. Schon jetzt ist die Nachfrage nach Erzeugnissen aus ökologischer Aquakultur in Deutschland im internationalen Vergleich am stärksten. Eine aktuelle Marktanalyse für Bio-Aquakultur-Erzeugnisse bescheinigt dieser Sparte sehr gute Wachstumschancen. Die dafür befragten Unternehmen Februar 2011

rechnen allerdings damit, dass die Nachfrage das nur langsam wachsende Angebot bald übersteigen wird. Kennzeichnung von Fisch Verbraucher sollten nur solchen Fisch kaufen, bei dem sichergestellt ist, dass die Bestände nicht überfischt sind und die angewendete Fangmethode die Meeresumwelt nicht schädigt. So lautet die Forderung der Um-

weltschutzorganisation Greenpeace. Doch dazu braucht es jede Menge Informationen. Was die Sache für Verbraucher so kompliziert macht, sind die vielen unterschiedlichen Fischarten, die aus unterschiedlichen Fanggebieten mit ganz abweichenden Bedingungen stammen können. So kann es für das Überleben einer einzelnen Fischart in verschiedenen Fanggebieten ganz unterschiedlich aussehen. Das Fischetikettierungsg e setz (Umsetzung der VO (EG) Nr. 104/2000) schreibt vor, dass neben der Handelsbezeichnung und der Produktionsmethode (Wildfang, Aquakultur) auch das Fanggebiet genannt werden muss. Nach Einstufung der Welternährungsorganisation FAO gibt es weltweit 19 großräumige Fanggebiete. Eine genauere Bezeichnung des Fanggebiets ist bislang freiwillig. Das Fanggebiet allein sagt allerdings wenig über den Zustand einer Fischart aus. Denn innerhalb des riesiges Areals eines Fanggebietes gibt es wiederum verschiedene Ökoregionen. Im Fanggebiet des Nordostatlantik sind das unter anderem das Barentsmeer, die Nordsee und die Norwegische See. Der Bestand einer Fischart kann innerhalb der verschiedenen Ökoregionen in ganz unterschiedlichem Zustand sein. Deshalb sind unbedingt detaillierte Informationen nötig.

Verarbeitete Fischerzeugnisse wie Schlemmerfilets, panierte Fischerzeugnisse oder solche mit Soße, Fischmarinaden oder Konserven sind bisher von der gesetzlichen Kennzeichnungspflicht ausgenommen. Das heißt, beim Dosenthunfisch erfährt der Verbraucher nichts über die Herkunft, obwohl 40 % der Thunfischbestände bedroht sind. Die Fangmethode muss generell nicht angegeben werden. Im Sommer 2008 haben die Mitglieder des Bundesverbandes der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels eine freiwillige detailliertere Fanggebiets-Kennzeichnung von Fisch und Fischerzeugnissen vereinbart. Neben der Herkunft soll so auch die Rückverfolgung der Produkte gewährleistet werden. Tatsächlich nimmt die freiwillige Kennzeichnung des Handels zu. Dr. Matthias Keller vom Fisch-Informationszentrum e. V., Hamburg: „Mit Stand 1. Januar 2011 sind 1.600 Artikel mit der genaueren Fanggebietsangabe gekennzeichnet. Wir erwarten, dass in den nächsten Wochen noch weitere Artikel hinzukommen, da in vielen Unternehmen die Umsetzung schrittweise erfolgt.“ Um dem Handel Impulse für einen nachhaltigen Fischeinkauf zu geben, werden seit Januar 2010 in einem neu geschaffenen Internetportal Informationen über den aktuellen Zustand kommerziell genutzter Fischbestände ins Netz gestellt [1]. Die Daten werden vom Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI), dem Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, erarbeitet und jährlich aktualisiert. Unterstützt wird das Portal vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), dem Lebensmittelhandel und der Fischwirtschaft. Derzeit finden sich ausführliche Informationen zu 13 Fischbeständen von

Positiv: Detaillierte Angaben zu Fanggebiet und -methode

Knack •Punkt

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Schwerpunkt sieben Fischarten, die für den deutschen Markt eine Rolle spielen. Bis Ende 2012 sollen 130 Bestände von 30 Arten aus aller Welt abrufbar sein. Empfehlungen werden nicht ausgesprochen. Umweltbewusste Konsumenten könnten sich also bei ihrem Fischeinkauf die Nummer des Fanggebiets merken und im Internet nachschauen, wie es dort um die entsprechenden Fischbestände steht. In erster Linie ist das Portal aber wichtig für den Handel, damit sich dieser ausreichend informieren kann und tatsächlich nur Fisch aus unproblematischen Fischbeständen anbietet. Zudem soll und kann der Handel dem Verbraucher so transparent machen, woher der angebotene Fisch stammt. MSC-Siegel erleichtert Orientierung Viele Verbraucher sind nicht dazu bereit, mühsam auf der Verpackung nach Informationen zu suchen, im Internet zu recherchieren oder auch nur an der Fischtheke nachzufragen. Dafür bietet das MSC-Siegel, das es mittlerweile seit 13 Jahren gibt, eine wichtige Orientierung. 200 Experten haben unter Federführung des WWF und des Unilever-Konzerns Standards für nachhaltige Fischereien mit dem Ziel entwickelt, die weltweiten Wildfischbestände zu sichern. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet die Organisation unabhängig und finanziert sich etwa je zur Hälfte über Spenden und Lizenzgebühren. Die Prinzipien sind einfach: Es darf nur so viel gefischt werden, wie nachwächst. Überfischte Bestände sind so zu bewirtschaften, dass eine Erholung möglich ist. Die Ökosysteme müssen geschützt werden und der Managementplan muss bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Fisch mit MSC-Siegel wird mittlerweile in 69 Ländern angeboten. Weltweit sind derzeit 99 Fischereien im MSC-Programm, 133 weitere werden momentan geprüft. Derzeit stammen mehr als 7 % des weltweit gefangenen Fischs aus MSC-Fischerei. Das Angebot an Produkten mit dem blauen Fischlogo ist in Deutschland im internationalen Vergleich am größten, der Marktanteil liegt bereits bei 20 %. 12

Knack •Punkt

Mittlerweile gibt es mehr als 600 Produkte mit MSC-Logo im Handel, vor allem bei Tiefkühlfisch und abgepackten Fischprodukten. An Fischtheken ist das Logo bisher nur selten zu sehen, insbesondere bei Seelachs, Matjes, Bückling und Scholle. Es gibt allerdings auch Kritik am MSC-Siegel. So wird bei der Zertifizierung der Fischereien keine Fangmethode generell ausgeschlossen, auch nicht die Fischerei mit Grundschleppnetzen, die als besonders verheerend für den Meeresboden gilt. Der MSC prüft vielmehr Einzelfälle. Für die Umweltschutzorganisation Greenpeace ist das der Grund, nur wenige MSC-Produkte zu empfehlen. Zudem hält sie es für problematisch, dass es ausreicht, für überfischte Bestände einen Erholungsplan vorzulegen, um das Zertifikat zu bekommen. Damit werde das Vorsorgeprinzip als Kerngedanke der nachhaltigen Fischerei nicht anerkannt. Hier kontert der MSC, dass nur zertifiziert würde, wer die festgelegten Standards erfüllt. Die Aktionspläne, die Fischereien vorlegen müssen, motivieren zudem zu ständigen Verbesserungen. Lässt sich das in der jährlichen Überprüfung nicht belegen, droht die Aberkennung des Siegels. So habe sich beispielsweise der Bestand des Hoki (LangschwanzSeehecht, Tiefseefisch aus Gewässern der südlichen Halbkugel) wieder erholt, dessen Befischung zuvor für massive Kritik anderer Umweltorganisationen gesorgt hatte. Der WWF hält das MSC-Siegel daher auch für das robusteste Siegel im Markt, das tatsächlich dazu geeignet sei, Bewegung in die Fischwirtschaft zu bringen. Biosiegel – eine gute Wahl Beim Kauf von Zuchtfisch, also Fisch aus Teichwirtschaft bzw. Aquakulturen, hilft das Bio-Siegel. Bio-Fisch ist seit 01.01.09 durch die EU-Öko-Verordnung (VO (EG) Nr. 834/2007 vom 28.06.07) geregelt. Hierbei handelt es sich immer um Fisch aus Aquakulturen, Wildfisch ist ausgenommen. Die ökologischen Anbauverbände kritisieren die Verordnung allerdings als halbherzig. So seien die Besatzdichten viel zu hoch, strittige Chemikalien für die Imprägnierung der Netzgehege erlaubt und

das Fischfutter dürfe notfalls auch aus konventioneller Fischerei stammen. Immerhin: Ein positives Signal für mehr Nachhaltigkeit in der Fischzucht wird dennoch erwartet. Im deutschen Handel ist Fisch mit dem europäischen Biosiegel bisher noch selten zu finden. Die Deutsche See, nationaler Marktführer für Fisch und Meeresfrüchte, verwendet es, wobei der Anteil von Bioprodukten unter 5 % liegt. Der Anbauverband Naturland setzt sich schon seit 13 Jahren für ökologische Fischzucht ein. Das Angebot an Fisch mit dem NaturlandZeichen, welches für die Erfüllung strenger Kriterien steht, hat sich in dieser Zeit enorm erweitert. Begann es ursprünglich mit Bio-Forellen aus Teichwirtschaft, ist das NaturlandZeichen inzwischen auf Lachs aus Irland und Schottland, Forelle aus Italien, Wolfsbarsch, Dorade und Adlerfisch aus Griechenland und Kroatien, Shrimps aus Brasilien und Ecuador (Western White) sowie Bangladesch, Vietnam und Indien (Black Tiger- und Süßwassergarnele) und anderem mehr zu finden. Seit 2009 gibt es auch Viktoriabarsch mit dem neuen Naturland Wildfisch-Logo aus einem Pilot-Fischereiprojekt in Tansania. Hierbei handelt es sich um eine reine Naturland-Zertifizierung mit von Naturland erarbeiteten Kriterien, da die EU-Öko-Verordnung nur die ökologische Aquakultur regelt. Bewusst nur auf Bio-Karpfen konzentriert sich der Anbauverband Bioland, da diese mit pflanzlicher Nahrung auskommen. Bei Bedarf können die Fische ergänzend Roggen, Weizen oder Lupinen aus Bioanbau bekommen. Da nach Bioland-Richtlinien Fischmehl und Fischöl im Futter verboten sind, ist die Haltung der räuberischen Forellen nicht möglich. Bei fellowfish ist der Name Programm. Über einen Code, den sogenannten „Online-TrackingCode“, lässt sich die Herkunft des Fisches der Fish & more GmbH konsequent zurückverfolgen. Dazu muss dieser Code im Internet eingegeben werden und der Verbraucher bekommt die gewünschte Information, mittels internetfähigem Handy auch direkt im Supermarkt. Die Tiefkühlprodukte stammen allesamt aus BioAquakultur oder sind MSC-zertifiziert. Februar 2011

Schwerpunkt Aufgrund der Zusammenarbeit mit dem WWF tragen die Verpackungen das WWF-Panda-Logo. Die Produkte sind im konventionellen Handel u. a. bei tegut, Edeka, Rewe, Karstadt, Globus und Wasgau zu finden. Im Lebensmittelhandel bewegt sich was Das Thema nachhaltiger Fischkonsum ist auch im Lebensmitteleinzelhandel angekommen. Die großen Lebensmittelketten haben Leitlinien für einen nachhaltigen Fischeinkauf entwickelt und ihre Ankündigungen klingen vielversprechend. Edeka setzt ganz auf die Zusammenarbeit mit dem WWF und will bis 2012 nur noch Fisch mit dem MSC-Siegel anbieten. Auch REWE teilt mit, dass Produkte von stark gefährdeten Fischbeständen nach und nach aus den Märkten verschwinden und mehr MSC-zertifizierte Eigenmarkenprodukte angeboten werden sollen. Real hat eine Prioritätenliste für die Fischherkunft erstellt und verpflichtet sich, keinen Fisch aus bedrohten Beständen zu verkaufen. Norma geht noch einen Schritt weiter und bietet per Internet die Rückverfolgbarkeit seiner Fischprodukte an. Über einen Code kann der Kunde sich informieren, aus welchem Fanggebiet sein Fisch stammt. Im aktuellen Supermarkt-Ranking von Dezember 2010 hat Greenpeace elf Supermarktketten und Discounter hinsichtlich ihres verantwortungsbewussten Umgangs mit Fisch genauer unter die Lupe genommen. Auch die Umweltschützer bescheinigen dem Lebensmittelhandel insgesamt positive Bemühungen. Zehn der elf geprüften Unternehmen hätten inzwischen gute Richtlinien für ihren Fischeinkauf festgelegt. Sie bemängeln aber gleichzeitig bei allen die konkreten Inhalte der Einkaufspolitik sowie deren noch unzureichende Umsetzung. Neben Kaufland, Bünting und Norma erhielten REWE, Lidl und Aldi Süd eine orangefarbene Bewertung, das heißt, es seien gute Ansätze erkennbar, aber gezielte Maßnahmen noch nötig. Am schlechtesten schnitten Aldi Nord, Kaiser’s Tengelmann sowie die Metro-Gruppe ab. Besonders angemahnt werden die Unternehmen, die Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung der Produkte zu verbessern, an einer nachhaltigen Sortimentsgestaltung und dem Einhalten von Sozialstandards zu arbeiten. Februar 2011

Weniger Fisch essen – und aus nachhaltiger Fischerei Sowohl Greenpeace als auch der WWF geben Einkaufsführer für Fisch heraus, die die in Deutschland am meisten verzehrten Fischarten beinhalten. Bei beiden Organisationen gibt es eine Kurzversion für den alltäglichen Einkauf und im Internet ausführliche Informationen zu den jeweiligen Fischbeständen; beim WWF sind sie mit einem Ampelsystem bewertet. Beide erheben für sich den Anspruch, die Empfehlungen nach wissenschaftlichen Kriterien festzulegen. In einigen Bewertungen unterscheiden sich die beiden Einkaufsführer allerdings deutlich. Greenpeace lehnt beispielsweise die Grundschleppnetzfischerei generell ab, während der WWF das für das jeweilige Fanggebiet gesondert bewertet. Für mehr Klarheit bei den Verbrauchern sorgt diese unterschiedliche Bewertung ganz sicher nicht. Dr. Christopher Zimmermann, vTI, hält pauschale Bewertungen von Fischarten oder Fangmethoden generell für problematisch. Allein für den Kabeljau im Nordostatlantik beispielsweise gebe es 13 verschiedene Bestände, die sich völlig unterschiedlich entwickeln. Während es den großen Beständen im Barentsmeer, um Island und in der östlichen Ostsee ausgezeichnet gehe, stehe es um die kleineren Bestände z. B. in der Nordsee oder den westbritischen Gebieten sehr schlecht. Die Empfehlung, keinen Kabeljau zu essen, sei daher wenig hilfreich. Auch bei den Fangmethoden müsse differenziert werden. Denn es gebe auch Gebiete, in denen die von Greenpeace abgelehnten Grundschleppnetze die ökologisch beste Wahl sei. Das Bewertungsschema vom WWF hält Zimmermann insgesamt für ausgereifter und nachvollziehbarer, kritisiert aber, dass der WWF die zu Grunde liegenden Bewertungen nicht veröffentlicht. Wer nicht mit einem der Einkaufsführer losziehen möchte, der sollte sich am Bio-, Naturland- oder Bioland-Logo orientieren oder nach dem MSC-Siegel Ausschau halten. So kann die weitere Entwicklung einer nachhaltigen Fischwirtschaft unterstützt werden. Bewusste Konsumenten sollten zudem beim Einkauf immer wieder hartnäckig nachfragen, woher der Fisch genau stammt und so Druck auf den Handel aufbauen, flächendeckend eine differenziertere

Als empfehlenswert stuft der WWF 2010 z. B. folgende Fische ein: tt Alaska-Seelachs: Wild, MSC tt Bio-Dorade: Zucht tt Bio-Forelle: Zucht tt Bio-Garnele: Zucht tt Garnele: Wild, Eismeer, MSC tt Hering: Nordost-Atlantik oder MSC tt Kabeljau: östliche Ostsee oder MSC tt Karpfen: Zucht tt Bio-Lachs: Zucht oder Wildfang OstPazifik/USA tt Alaska-Wildlachs: MSC tt Makrele: Nord-Atlantik oder MSC tt Bio-Pangasius: Zucht tt Scholle: MSC tt Seelachs: Nordost-Atlantik oder MSC tt Weißer Thunfisch: MSC tt Zander: Ostsee, Westeuropa oder MSC

Herkunftskennzeichnung als bisher vorzunehmen. Außerdem sollte die Frage erlaubt sein: Muss es immer mehr Fisch sein? Aus ernährungsphysiologischer Sicht eigentlich nicht. Nach WHO-Einstufung gilt Deutschland nicht mehr als Jodmangelgebiet, wenn auch auf niedrigem Niveau. Und die Nationale Verzehrsstudie II und eine Studie an der Universität Rostock haben gezeigt, dass die Jodversorgung in Deutschland hauptsächlich über jodiertes Kochsalz, Milch und Milchprodukte sowie Fleisch gedeckt wird. Protein nehmen die Bundesbürger ohnehin mehr als genug auf. Und der Bedarf an Omega-3-Fettsäuren kann nach Aussage des Bundesinstituts für Risikobewertung über pflanzliche Quellen wie Raps-, Lein- und Walnussöl sowie Leinsamen und Walnüsse gut gedeckt werden. Ernährungs- und umweltbewusste Verbraucher sollten also lieber seltener und wenn dann zu Fisch aus nachhaltiger Fischerei greifen. Und die Ernährungsgesellschaften sollten die standardisierte Ernährungsempfehlung, ein bis zwei Fischmahlzeiten pro Woche zu verzehren, angesichts der Fischbestände zur Diskussion stellen. (ul) Quellen: S. 19

tt [1] http://fischbestaende.portal-fischerei. de tt www.msc.org/de tt www.portal-fischerei.de tt www.fischverband.de tt www.fischinfo.de tt www.wwf.de/fischratgeber tt www.greenpeace.de/themen/meere/ fischerei tt www.greenpeace.de/themen/meere/ nachrichten/artikel/supermarktranking

Knack •Punkt

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Neues aus Wissenschaft und Praxis Grafische Links für das mobile Internet

QR-Codes: Quadratisch, praktisch, schnell

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ie Allgegenwärtigkeit des Internets verbunden mit der gesteigerten Bereitschaft, die gebotenen Möglichkeiten der Informationsbeschaffung auch zu nutzen, mag vielfach von Skepsis begleitet sein, aufzuhalten ist die Entwicklung aber sicher nicht. Deshalb sind ständige Anpassungen von Informationsangeboten an die sich ändernden Bedürfnisse von Verbraucherinnen und Verbrauchern erforderlich, um neue Möglichkeiten für alle Beteiligten gewinnbringend auszunutzen. Mehr und mehr begegnen uns im täglichen Leben kleine quadratische Grafiken, die aus einem scheinbar wirren Durcheinander von schwarzen Klötzchen bestehen. Und doch beinhalten sie strukturierte Informationen. Surfen mit dem Handy Mobiles Internet auf Handy oder Smartphone heißt vor allem: Kleiner Bildschirm und kleine, oft unpraktische Tastatur. Manuelle Eingaben sollten daher dem mobilen Nutzer wenn irgend möglich erspart bleiben. Hier besteht offenkundig ein Konflikt, denn Informationen im Internet verbergen sich hinter oft kryptischen und langen Adressen (den sogenannten URL´s), über deren Eingabe in die Adressleiste des Browsers, egal ob auf dem PC oder dem Smartphone, die gewünschte Website aufzurufen ist. Auch im Knack•Punkt wird oft auf Internet-Quellen verwiesen, deren Adressen eine beachtliche Anzahl von Zeichen aufweisen können. Hilfreich wäre eine Unterstützung des mobilen Internet-Nutzers mit dem Ziel, Texteingaben möglichst zu verMit Erscheinen von Heft 6 im Dezember 2010 hat der Knack•Punkt QRCodes als Serviceangebot für seine Leserinnen und Leser eingeführt. Vor allem unübersichtliche URL´s werden künftig zusätzlich in der 2D-Codierung abgedruckt und können somit einfach und schnell mit einem internetfähigen Mobiltelefon abgerufen werden. Im Jahresinhaltsverzeichnis 2010, welches Heft 6/2010 beiliegt, finden sich die Adressen zum Download der sechs PDF-Ausgaben des Jahrgangs 2009 in Form von QRCodes.

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Knack •Punkt

meiden, aber dennoch schnell an die vermittelte Information zu gelangen. Durch geschickte Kombination von gedruckten und elektronischen Quellen gibt es seit relativ kurzer Zeit ein System, das nicht zuletzt auch über den Faktor Spaß die Motivation fördert, dargebotene Informationen zu nutzen. Kurz gesagt liegt die Lösung in einer maschinenlesbaren grafischen Textcodierung, die von der Kamera eines Smartphones erfasst und von geeigneter Software verarbeitet werden kann. Diese Art von Informationsverarbeitung wird auch mit dem Begriff Mobile Tagging umschrieben. „Getarnte“ Textinformationen Die wohl bekannteste Form von codierten Textinformationen stellen die EAN-Strich-(Bar)codes dar, die sich heutzutage auch auf jeder Lebensmittelverpackung finden und unter anderem für die Kaufabwicklung mit modernen Scannerkassen genutzt werden. Die mittlerweile veraltete, aber dennoch geläufige Abkürzung steht für European Article Number, diese wurde 2009 von der globalen Artikelidentnummer GTIN (Global Trade Item Number) abgelöst. Ziel war und ist die konsistente Verwendung von Techniken zur automatischen Identifikation und Datenerfassung. Über das Internet lassen sich solche GTIN, ehemals EAN, abfragen. Hierzu bietet t www.gepir.de spannende Informationen. Neben diesen linearen Barcodes existieren auch zweidimensionale Verschlüsselungscodes. So wird für das elektronische Briefporto der Data-Matrix-Code genutzt, oder der Aztec-Code für das Online-Ticket der Deutschen Bahn. In ihrer typischen Anordnung von schwarzen Punkten

codieren sie umfangreiche Textinformationen. Mit ihnen kann eine wesentlich größere Textmenge als mit einfachen Strichcodes grafisch und maschinenlesbar aufbereitet werden. Ein zweidimensionaler Code muss von einem Kamerasystem erfasst und ausgewertet werden, herkömmliche Strichcodeleser sind nicht nutzbar. Der QR-Code Ein weiterer Typ der zweidimensionalen Codes begegnet uns in Form der sogenannten QR-Codes, die seit Ende 2007 in Deutschland verwendet werden. Die Abkürzung QR steht dabei für den Begriff Quick Response – und der Name ist Programm. Typisch für den QR-Code sind die Suchmuster in drei der vier Ecken der quadratischen Grafik, die ihn von anderen MatrixCodes unterscheiden. Der QR-Standard regelt die Verschlüsselung von über 4.000 alphanumerischen Zeichen in einer zweidimensionalen Grafik. Jeder beliebige Text kann mit einer entsprechenden Encoder-Software in einen grafischen QR-Code umgewandelt, gedruckt und natürlich in Verbindung mit einem entsprechenden Lesegerät wieder in lesbaren Klartext zurückverwandelt werden. Der praktische Nutzen Ein QR-Code auf einem Handzettel oder einer Zeitschriftenseite, ja sogar auf einer Plakatwand kann Informationen jeglicher Art enthalten: Weboder Mailadressen, Telefonnummern oder einfache Textbotschaften. Moderne Smartphones, die derzeit im Begriff sind, einfache Mobiltelefone als Standard abzulösen (jedes dritte neue Mobiltelefon in 2010 war laut Hochrechnung von BITKOM ein Smartphone), bieten Programme zur Decodierung und Weiterverarbeitung der Informationen. Dank ihrer eingebauten Fotokameras fungieren sie gleichzeitig als Erfassungssystem. Das Mobiltelefon verbindet den Anwender also – ein entsprechendes Angebot in Form eines QR-Code vorausgesetzt – mit weiterführenden Informationsquellen, und das bequem, schnell und fehlerfrei. Grafische URL´s als Wegweiser in das mobile Internet Die verbreitetste Nutzung von QRCodes besteht in der Weitergabe von komplizierten Webadressen (URL´s). Der Anbieter erzeugt aus der KlartextFebruar 2011

Neues aus Wissenschaft und Praxis adresse die Grafik mit Hilfe geeigneter Software und druckt sie auf das Etikett, in den Zeitschriftenartikel oder auf das Werbeplakat. Möchte der Leser einen Blick auf die angebotene Information werfen, startet er das Erfassungsprogramm auf seinem Mobiltelefon und richtet die Handy-Kamera auf die QR-Grafik. Das Programm scannt und entschlüsselt die Information: Eine Webadresse wird an den Webbrowser des Geräts weitergegeben, der dann die Verbindung zum Internet herstellt – dadurch entfällt das mühevolle und fehleranfällige Abtippen der URL. Erkennt die Software eine Telefonnummer, wird diese der Telefonanwendung übergeben und (auf Wunsch!) eine Verbindung hergestellt. Eine Mailadresse wiederum startet die E-Mail-Anwendung des Mobiltelefons, ein einfacher Text wird als solcher im Display angezeigt. Achten sollte der Anwender auf jeden Fall auf die richtige Konfiguration der Lesesoftware: Nach dem Einlesen des QR-Codes schützt nur eine Sicherheitsabfrage vor der ungewollten Verbindung mit einer 0190-Telefonnummer oder einer zweifelhaften Website – denn was sich letztendlich wirklich hinter dem Punkteraster verbirgt, kann nur das Programm entschlüsseln. Eine vom Anwender per Tastenclick zu gebende Bestätigung der Verarbeitung der erkannten Information schützt hier vor denkbaren bösen Überraschungen. Die Nutzung von QR-Codes mit dem Handy? Nicht zuletzt wegen der großen Vielfalt auf dem Handymarkt fällt der Einstieg in diese faszinierende Nutzungsvariante von Mobiltelefonen nicht ganz leicht. Handys werden je nach Hersteller mit den verschiedensten Betriebssystemen ausgestattet, und selbst die einzelnen Hersteller bieten Geräte mit unterschiedlicher Software an. Der Markt der sogenannten Smartphones befindet sich momentan in einer atemberaubenden Entwicklung.

Betriebssysteme wie das iOS von Apples iPhone, Googles Android, Symbian oder Windows Mobile sind nur die bekanntesten Vertreter eines sich entwickelnden Marktes. Auf den verschiedenen Verkaufsplattformen im Internet finden sich zahlreiche oft auch kostenlose Barcode- oder QRCode-Scanner für fast alle Betriebssysteme. Wer sich auf diese Spielart der grenzenlosen Kommunikation einlassen möchte, muss lediglich eine kleine Hürde in Form einer notwendigen Softwareinstallation auf dem genutzten Handy oder Smartphone überwinden. Iphone-Besitzer werden in Apples Appstore schnell fündig, auch der Android-Markt bietet zahlreiche Varianten verschiedenster Scanner-Applikationen. Eine Google-Recherche Mitte Januar 2010 ergab nach Eingabe der beiden Begriffe „QR-Code“ und „App“ die enorme Zahl von 2,3 Mio. Treffern. Ist die Software bereit, steht einer bequemen Nutzung von QR- und anderen Codes nichts mehr im Weg. Neues vom Lebensmittelmarkt Jüngstes Beispiel ist das System des Fleischproduzenten eines führenden Lebensmitteldiscounters, der seine Frischfleischprodukte seit kurzem mit 2D-Codes versieht. Damit soll die Rückverfolgung von Fleisch direkt an der Supermarkttheke ermöglicht werden. Die Werbung verspricht „größtmögliche Transparenz bei der Herkunft Ihrer Fleischprodukte vom Bauernhof bis zur Verkaufsstelle“. Mit einer entsprechenden Applikation auf dem Smartphone lassen sich damit umfangreiche Informationen zur Herkunft des Produkts abfragen. Ausblick Diesen Ansatz kann man noch vertiefen: Mit Hilfe von QR-Codes können bis zu 4.296 Zeichen verschlüsselt werden – jede Menge Platz, um all die Informationen, die Verbraucher sich zusätzlich zu den gesetzlichen Vorgaben über ein Lebensmittel wünschen, darin unterzubringen. (Noch) zu viel

Viele der angebotenen Scanner-Programme bieten einen für Verbraucher durchaus lohnenden Nebenaspekt. So wird nämlich auf Wunsch nach dem Scannen eines EAN-Strichcodes eine Verbindung zum Internet aufgebaut und das gescannte Produkt ausfindig gemacht. Je nach Güte der verwendeten Software, wobei auch Gratisprogramme hier oft Hervorragendes leisten, erhält der Nutzer eine Auflistung von Anbietern des gescannten Artikels, natürlich mit den dazugehörigen Preisen. So kann direkt am Verkaufsregal auf komfortable Weise der Preis eines angebotenen Produkts verglichen werden – für ein eventuelles Verkaufsgespräch oft eine gute Argumentationshilfe. Februar 2011

Mehrseitige Informationen zu Fleischprodukten bietet die iPhone-App FTrace

für ein heutiges Mobiltelefon, aber das Grafik-Kästchen, auf dem Preisschild am Regal angebracht, könnte auch mit einem im Supermarkt bereitgestellten Scanner gelesen werden – ohne Internet-Verbindungskosten und ohne Funklöcher. Ob nun mit dem eigenen Smartphone oder einem im Einkaufsmarkt bereitgestellten Handscanner: Die Zeiten, in denen Hersteller und Handel den mangelnden Platz auf der Verpackung beklagen und als Grund für eine oft unzureichende Information der Verbraucher anführen, könnten schon recht bald der Vergangenheit angehören. QR-Codes mit ihrem Spektrum an möglichen Nutzungskonzepten ermöglichen eine optimierte Kundeninformation direkt am Einkaufsregal. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten den Bedarf an zusätzlichem Informationsservice durch reichliche Nutzung der bisher schon vorhandenen Angebote von allen Anbietern einfordern. (vc) Quellen: Smartphones erobern den Massenmarkt. PM Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. – www.bitkom.org/de/ presse/64255_62420.aspx

t www.bitkom.org/de/ presse/64255_62420.aspx

t www.gepir.de

tt www.ftrace.de

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Neues aus Wissenschaft und Praxis BUND-Nanodatenbank

Nano-Produkte im Alltag

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ahlreiche Alltagsprodukte – auch Lebensmittel und Bedarfsgegenstände – enthalten bereits Nanomaterialien (s. Knack•Punkt 4/2007, S. 11ff). Bisher gibt es keine Verpflichtung zur Kennzeichnung, so dass sie für Verbraucherinnen und Verbraucher schwer zu erkennen sind. Die Verbraucherzentralen setzen sich für staatliche Zulassung, Registrierung und eine Kennzeichnungspflicht ein. In den USA gibt es seit vielen Jahren eine nichtstaatliche Datenbank [1], sie basiert auf Marktbeobachtung und Herstellerangaben.

Bessere Übersicht für deutsche Verbraucher soll jetzt die neue NanoDatenbank des BUND schaffen. Bisher sind rund 200 in Deutschland verfügbare Produkte verzeichnet, die laut Anbieter Nanomaterialien enthalten. Weitere Produkte sollen folgen. Die Datenbank kann nach Hersteller, Anwendungsbereich und enthaltenen Nanomaterialien durchsucht werden. Konnten anhand der Anbieterangaben Rückschlüsse auf die enthaltenen Nanomaterialien gezogen werden, wurde dies ebenso wie Hinweise der Anbieter zur Sicherheit und zur si-

Zulassungen zurückgezogen oder verweigert

Schlechte Zeiten für Diätpillen

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ereits Anfang 2010 wurde das verschreibungspflichtige Schlankheitsmittel Sibutramin (Reductil®) (s. Knack•Punkt 2/2010, S. 3) in Europa vom Markt genommen, nachdem die Europäische Arzneibehörde EMA aufgrund des schlechten Risiko-NutzenVerhältnisses das Ruhen der Zulassung empfohlen hatte. Inzwischen ist Sibutramin praktisch weltweit vom Markt genommen, zuletzt im Oktober in den USA. Im Herbst 2010 hatte die US-amerikanische Arzneibehörde FDA (Food and Drug Administration) zwei weiteren Diätpillen eine Absage erteilt: Lorcaserin (Arena Pharmaceuticals) und der Kombination aus Diphentermin/Topiramat (Qnexa®) wurde die Zulassung verweigert. Beim Appetitzügler Lorcaserin fehlen noch immer die abschließenden Studienergebnisse. Außerdem liegen aus Tierexperimenten Hinweise auf ein erhöhtes Brustkrebs-Risiko durch das Diätmedikament vor.

Qnexa® hat sich in Studien zwar als doppelt so wirksam erwiesen wie Sibutramin oder Lorcaserin, die Gewichtsreduktion liegt im Schnitt bei 10 %. Allerdings sind die möglichen Nebenwirkungen der beiden, einzeln zugelassenen Wirkstoffe erheblich: Phentermin (Appetitzügler) erhöht die Herzfrequenz, Topiramat (stark gewichtsreduzierendes Antiepileptikum, in Deutschland seit den 1970er Jahren nicht mehr zugelassen) kann Konzentration und Gedächtnis beeinträchtigen, das Suizidrisiko erhöhen, eine metabolische Azidose und Nierensteine verursachen und steht im Verdacht erbgutschädigend (teratogen) zu sein. Trotzdem hofft der Hersteller noch auf eine Zulassung in 2011. Bereits vor drei Jahren wurde der Wirkstoff Rimonabant (Acomplia®) wegen eines erhöhten Suizidrisikos vom Markt genommen (s. Knack•Punkt 5/2007, S. 3). Derzeit ist zur medikamentösen Gewichtsreduktion nur noch der Wirkstoff Orlistat (Xenical®, Alli®) erhältlich, dessen Nebenwirkungen in der Regel eher unangenehmer Art (Steatorrhoe) sind. Allerdings berichtete die FDA im August 2009 von insgesamt 32 Fällen ernsthafter Leberschäden während der Einnahme des

cheren Anwendung in die Datenbank aufgenommen. Die Datenbank soll kontinuierlich aktualisiert und erweitert werden. Dabei setzt der BUND auf die Mithilfe von Verbrauchern. Weitere Produkte, aber auch Fehler in der Datenbank, können gemeldet werden. Für den europäischen Markt gibt es eine ähnliche Datenbank der europäischen Verbraucherorganisation BEUC. Unter dem Punkt „Health & Fitness“ finden sich beispielsweise diverse Nahrungsergänzungsmittel. Die Verwendung von Nanomaterialien in Lebensmitteln lehnen die Verbraucherzentralen ab. (AC) [1] t www.nanotechproject.org tt www.bund.net/nanodatenbank tt www.beuc.eu/beucnoframe/ Common/OpenFile.asp tt www.vz-nrw.de/nano

Wirkstoffs in den letzten 10 Jahren. Nach FDA-Angaben können die Produkte (zunächst) ohne Einschränkungen weiter nach Vorschrift genommen werden. Als Symptome für die Leberschädigungen werden Gelbsucht, allgemeine Schwäche und Bauch-/Unterleibsschmerzen genannt. Im Dezember 2010 beriet die FDA über ein weiteres Diätmedikament: Contrave®, eine Kombination aus Bupropion (Anti-Depressivum) und Naltrexon (Opioidantagonist zum Einsatz bei Opioid- oder Alkoholentwöhnungen). Auch hier gibt es Sicherheitsbedenken, Naltrexon kann den Blutdruck erhöhen und hat dosisabhängig das Risiko von epileptischen Anfällen erhöht. Bei Bupropion muss wie bei allen Antidepressiva in der Fachinformation vor einer erhöhten Suizidalität gewarnt werden. Trotz dieser Bedenken haben sich die externen Gutachter der FDA für eine Zulassung von Contrave® ausgesprochen, die Entscheidung sollte Ende Januar fallen. Allerdings ist die gewichtsreduzierende Wirkung nicht sehr groß, in den klinischen Studien betrug sie gerade 4,2 % nach 56 Wochen. Bei 35 % der Studienteilnehmer wurden die geforderten 5 % erreicht. Für eine Zulassung könnten noch weitere Studien nötig sein, in denen die kardiovaskuläre Unbedenklichkeit des Medikaments belegt werden müsste. (AC)

Quellen: www.aerzteblatt.de/nachrichten/43304 vom 29.10.10 w http://invest.arenapharm.com/ releasedetail.cfm?ReleaseID=521977 vom 23.10.10 w www.fda.gov/NewsEvents/Newsroom/ PressAnnouncements/ucm180057.htm vom 24.08.09 w www.fda.gov, eingesehen am 10.11.10 w www.aerzteblatt.de/nachrichten/43847 vom 08.12.10

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Neues aus Wissenschaft und Praxis Wertschätzung von Lebensmitteln

Reste verwerten statt in den Müll

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aben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie viele Lebensmittel(reste) in Ihrem Haushalt im Müll landen: mehr oder weniger genießbare Küchenabfälle aus der Vorbereitung von Obst, Gemüse und Fleisch, Teller- und Tischreste, Verdorbenes aus Kühlschrank und Keller bis hin zu Lebensmitteln, die wegen eines abgelaufenen Mindesthaltbarkeits(MHD) oder Verzehrsdatums im Müll entsorgt werden? Möchten Sie Ihr persönliches Lebensmittelmüllaufkommen genauer ermitteln? Eine englischsprachige Tagebuchvorlage dazu bietet die britische Initiative „Love Food, Hate Waste“ auf ihrer Homepage. In Tabellenform können Sie pro Mahlzeit notieren, wie viel Sie von welchen Lebensmitteln aus welchen Gründen wie/wo entsorgt haben. Die Website informiert auch darüber, wie Lebensmittelmüll im Haushalt vermieden werden kann. Und das ist erstaunlich viel: In Großbritannien wandern jedes Jahr 8,3 Mio. Tonnen Lebensmittel aus den Privathaushalten in den Müll. Das meiste davon wäre noch essbar. Die beiden Hauptgründe für diesen überflüssigen Müll: Es wird zu viel zubereitet (2,2 Mio Tonnen) und es wird nicht rechtzeitig genug aufgebraucht (2,9 Mio. Tonnen). Die jährlichen Kosten belaufen sich auf 480 GBP (ca. 565 €) für den Durchschnittshaushalt und 680 GBP (ca. 800 €) für Haushalte mit Kindern. Für die USA wird in einer Studie aus 2010 geschätzt, dass 27 % des

genießbaren Essens im Jahr 1995 im Müll landeten. Für Österreich beschäftigt sich das Institut für Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur, Wien (BOKU) schon seit einigen Jahren mit dem Thema Lebensmittelmüll. Mit Hilfe von Müllsortieranalysen konnte ein Überblick über die Abfallmengen, die Zusammensetzung (z. B. originale oder angebrochene Lebensmittel), die Entsorgungsgründe (z. B. abgelaufenes MHD) sowie deren monetären Wert gewonnen werden. So ergab eine Analyse des Restmülls in 226 Einfamilienhäusern im Bundesland Salzburg in 2007, dass der Wert der entsorgten originalen und angebrochenen Lebensmitteln durchschnittlich 227 € pro Haushalt und Jahr beträgt. Speise- und Zubereitungsreste sind hier noch nicht inbegriffen, ebenso nicht die Lebensmittel(reste), die über den Biomüll, den eigenen Komposter oder durch Verfütterung an Haustiere entsorgt wurden. Aufschluss über die Zusammensetzung der weggeworfenen Lebensmittel gab 2009 eine Untersuchung in Oberösterreich. Danach machen Speisereste nur 14 % des Lebensmittelabfalls aus, während originale Lebensmittel oder originale Verpackungen zusammen auf 33 % und angebrochene Lebensmittel oder –verpackungen auf 49 % kommen. Die Zusammensetzung nach Lebensmittelgruppen zeigt Abb. 1. Den größten Anteil machen Gemüse, Brot und Gebäck, Süß- und Backwaren sowie Fleisch aus. In einer weiteren Untersuchung wurde den Gründen für die Entsorgung nachgegangen. In 30 Haushalten wurden die Lebensmittelabfälle über einen Zeitraum von vier Wochen protokolliert: 41 % der Lebensmittel wurden aufgrund von „übermäßigen Warenzugängen“ entsorgt. Mit anderen Worten: Es wurde Abb. 1: Zusammensetzung der Lebensmittel und Speisereste in Oberösterreich, zu viel eingekauft, Quelle: Institut für Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur, Wien. und der Überblick

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über die Vorräte ging verloren. 38 % der vernichteten Lebensmittel sind aufgrund individueller Vorstellungen von Frische und Geschmack oder mangelnder Bereitschaft, dasselbe öfters zu essen, weggeworfen worden. Falsche Lagerung machte nur 3 % der entsorgten Lebensmittel aus. Nun auch Thema in Deutschland Bei uns hat die Politik das Thema der Lebensmittelvernichtung aktuell aufgegriffen. Es geht aber nicht nur um Lebensmittel im Haushaltsmüll, sondern auch um Lebensmittelvernichtung in der Wertschöpfungskette, wie etwa das Unterpflügen von Salat, der nicht gewinnbringend am Markt abgesetzt werden kann, oder um Lebensmittelabfälle, die in Verarbeitung, Handwerk, Industrie, Handel und Gastronomie anfallen. Wie hoch die „Lebensmittelverluste“ von der Erzeugung bis zum Konsum in den verschiedenen Bereichen sind, ist bis heute nicht bekannt – es liegen keine gesicherten Daten für Deutschland vor. Laut Bundesverbraucherschutzministerin Aigner landen in Deutschland schätzungsweise 20 Mio. Tonnen Lebensmittel im Müll. Im Dezember 2010 hat NRWVerbraucherminister Johannes Remmel Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Wohlfahrtspflege und Verbraucherverbänden zu einem Runden Tisch eingeladen. Die Beteiligten – darunter auch die Verbraucherzentrale NRW – vereinbarten in einem ersten Schritt die Datenbasis und den Status Quo zur Lebensmittelvernichtung mit Hilfe eines Forschungsprojektes über die gesamte Wertschöpfungskette zu erheben. In einem zweiten Schritt sollen Ursachen analysiert und Lösungen zur Eindämmung der Lebensmittelvernichtung entwickelt und umgesetzt werden. Was können Verbraucherinnen und Verbraucher tun? Bei optimaler Speisenplanung einschließlich Einkauf, Lagerung und Resteverwertung lässt sich der individuelle Essens-Müll erheblich reduzieren. Damit können Ressourcen geschont, Klima und Umwelt weniger belastet und schließlich auch noch Geld gespart werden. Tipps für ein „rest-loses“ Genießen gibt der neue Ratgeber „Kreative Resteküche“ der Verbraucherzentrale NRW, den wir auf S. 18 vorstellen. (mf) Quellen: S. 19

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Bücher und Medien Verbraucherzentrale NRW

Kreative Resteküche

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n welchem Haushalt kommt es nicht vor: Obst oder Gemüse haben die besten Tage hinter sich, im Kühlschrank ist ein Rest Crème fraîche in die hinterste Ecke gerutscht und muss nun schnell verbraucht werden, vom Vortag ist noch eine Portion Nudeln übrig, im Vorratsschrank finden sich Dosen und Tüten mit fast abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum. Der Weg in den Müll ist dafür zu schade und zu teuer. Es geht auch anders: Auf 230 Seiten zeigt die „Kreative Resteküche“, wie bedarfsgerecht eingekauft, mit Köpfchen bevorratet und mit Kreativität und ein bisschen Mut übrig gebliebene Reste zu leckeren Gerichten verarbeitet werden können. Dabei geht der Ratgeber ganz praktisch vor und bietet verschiedene Ansätze zum Nachschlagen: „Einfach – schnell – günstig“. Im ersten, allgemeinen Teil gibt es Basisinformationen rund um`s Kochen mit Resten. Es werden übliche Portionsmengen vorgestellt, Tipps J. Feyder

zum Aufwärmen geaustauscht – so wie geben und in einer es eben vorkommt, Tabelle präsentiert, wenn man Reste verzu welchen Gemübrauchen möchte. searten, Fleisch und Schließlich zeiFischsorten welche gen viele Tipps, wie Gewürze passen. bei Einkauf und VorEine große Resratshaltung Zeit und teverwertungstabelGeld gespart und le schließt sich an. überflüssige Reste Sie enthält Tipps für durch kluge Planung die schnelle Verwervermieden werden tung der am häukönnen. Im Anhang figsten anfallenden finden sich ein SaiReste. Die Tabelle ist sonkalender für Obst unterteilt nach Leund Gemüse sowie bensmittelgruppen ein Reste- und ein und innerhalb dieser Verbraucherzentrale NRW e. V.: Kreative Rezeptregister. Resteküche. Einfach – schnell – günstig, alphabetisch geglie- 230 Seiten, 9,90 €. Bestellung: Verbraudert, zeigt Möglich- cherzentrale NRW e. V., Versandservice, Ein Ratgeber, der keiten der „Ruck- Aderstr. 78, 40215 Düsseldorf, www.vz- selbst weniger geratgeber.de, [email protected] Zuck-Ver wer tung“ übte Köchinnen und auf und enthält Verweise auf den Re- Köche motiviert, aus Resten leckere zeptteil des Buches. Die über 80 Re- Gerichte zu zaubern. Gleichzeitig laszepte gelingen auch, wenn man sich sen sich nicht nur Ressourcen und nicht auf das Gramm genau an die Zu- Umwelt, sondern auch der eigene tatenliste hält bzw. einzelne Zutaten Geldbeutel schonen. (mf)

den Verlust an landwirtschaftlicher Fläche durch Klimawandel und andeMordshunger re Gründe ein. Gegenstand des dritten er Hunger in der Welt ist auf viele Abschnitts sind die wichtigsten AkUrsachen zurückzuführen, und teure und ihre Rolle in der Entwicklung seine Bekämpfung kann nur erfolg- zur derzeitigen Situation: EU, USA, reich sein, wenn viele Maßnahmen in- die Schwellenländer, Agrotreibstoffe, einander greifen. Der Autor – tätig in Biotechnologien, transnationale Unverschiedenen leitenden Funktionen ternehmen, land grabbing (Landanbei WHO, WTO und UNCTAT (Vereinte eignung) in Afrika und schließlich die Nationen für Handel und Entwick- Rolle von Nichtregierungsorganisatiolung) – hat sich dieses Themas aus- nen und Bauernverbänden. In den Schlussfolgeführlich und systemarungen wird nochmals tisch angenommen. deutlich, wie sehr, Zunächst stellt trotz aller Solidarier das Ausmaß der tätsbekundungen, Ernährungskrise dar das wirtschaftliche und geht ihren GrünStreben der Indusden nach: Vernachlästrieländer bisher zu sigung der LandwirtLasten der Entwickschaft, Finanzkrise, lungsländer geht und Entwicklungsund dass ein politisches Handelspolitik, unUmdenken auf allen fairer Wettbewerb Ebenen erforderlich auf dem Weltmarkt ist. Jean-Claude Junu. a. Im zweiten Teil cker mahnt in seiwendet sich Feyder nem Vorwort, dass den Lösungsmöglichdie Industrienationen keiten zu. Er nimmt unabhängig von ihrer Stellung zum Recht moralischen Verantauf Nahrung, dem Zuwortung auch aus reigang zu Boden oder Jean Feyder: Mordshunger – Wer profider nachhaltigen tiert vom Elend der armen Länder, 336 nem Eigennutz sich Landwirtschaft. Da- S., Westend-Verlag, Frankfurt 2010, um eine faire Entwicklung der armen bei geht er auch auf ISBN 978-3-938060-53-7, 24,95 €

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Länder kümmern müssten und warnt vor einer interkontinentalen Bevölkerungswanderung in Richtung der reichen Länder. (mf) N. Gasteiger

Der Konsument – Verbraucherbilder in Werbung, Konsumkritik und Verbraucherschutz 1945-1989

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er Verbraucher ist die Schlüsselfigur der modernen Konsumgesellschaft. Der Autor analysiert die verschiedenen Theorien und Modelle über Konsumenten und Konsum zwischen 1945 und 1989. So ist die Definition des „Verbrauchers“ je nach Sichtweise eine völlig unterschiedliche, an der sich nicht nur Psychologen, Soziologen und Ökonomen beteiligten, sondern auch Marktforscher, Werbeexperten und Verbraucherschützer. Diese wechselnden Betrachtungsweisen, teilweise geradezu Paradigmenwechsel, hatten Folgen für die Gesellschaft und vor allem Einfluss auf Marktforschung, Werbung, Marketingtheorien, Konsumkritik und Verbraucherschutz. (AC) Nepomuk Gasteiger: Der Konsument – Verbraucherbilder in Werbung, Konsumkritik und Verbraucherschutz 1945-1989, 291 Seiten, Campus Verlag Frankfurt 2010, ISBN 978-3-593-39161-8, 34,90 €

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Bücher und Medien

Quellenverzeichnis

R.H. Thaler und C.R. Sunstein

„Fisch in Not“, S. 10ff

Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt

w w w.g re e n p ea ce .d e / f i l ea d m i n / g p d / u s e r _ upload/themen/meere/Hintergrundpapier_ Supermarktranking_IV_16.12.10.pdf  w  Clausen A: Retter in der Not? Fisch aus Aquakulturen. KnackPunkt (4), 10-3, 2009 w Zucco C: Fisch - Wie ökologisch sind Öko-Label? Vortrag UGB-Tagung, Gießen, 17.05.08 w Hilge V: Fisch aus Fang und Kultur – ein Nahrungsmittel mit Zukunft. 9. DGE-BW-Forum Fisch, Universität Hohenheim, 25.03.10  w  www.edeka.de/EDEKA/Content/ Presse/Spezial/Fischerei/index.jsp, www.rewe. de/index.php?id=msch-fischerei-siegel-1, www. norma24.de/_a_/_sortiment_/_transparente-fi scherei_/?PHPSESSID=8ecpm8ti097vaf939a8a r3epi3, www.fjordkrone.de, www.bio-siegel.de/ unternehmensportraets/uebersicht/deutsche-seegmbh, alle eingesehen am 15.11.10 w Tel. Auskünfte von G. Geltinger (MSC), F. König (WWF), Dr. Welling (vTI), alle Nov. 2010 w Pers. Mitt. Dr. M. Keller, FischInformationszentrum vom 18.11.10 w Pers. Mitt. Dr. C. Zimmermann, vTI, vom 24.11.10 w Stiftung Warentest: Nachhaltig gefangener Fisch: Seit 10 Jahren mit MSC-Siegel, 23.04.2010, www. test.de/themen/essen-trinken/meldung/ Nachhaltig-gefangener-Fisch-Seit-10-Jahrenmit-MSC-Siegel-1859896-2859896/ (eingesehen am 15.11.10) w Stiftung Warentest: Ratgeber Fischkauf: Arten schützen, Qualität erkennen, 02.11.10 www.test.de/themen/essen-trinken/ meldung/Ratgeber-Fischkauf-Arten-schuetzenQualitaet-erkennen-1746195-2746195/ (eingesehen am 15.11.10) w http://ec.europa.eu/research/ research-eu/62/article_6226_de.html  w  http:// ec.europa.eu/fisheries/reform/index_de.htm (alle eingesehen am 16.11.10) w Hampel R: Jodgehalt von Getränken in Deutschland. Ernährungs-Umschau (2): 73-7, 2010 w Ueberschär B: Fischkonsum im Einklang mit der Ökologie. VFEDaktuell (117), 7-11, 2010 w Stamer A: Ökologische Aquakultur. Der kritische Agrarbericht 2010, S. 94-8 w Lasner T et al.: Marktanalyse für ökologische Aquakulturerzeugnisse, www.orgprints.org/17160 (eingesehen am 23.11.10) w www.msc.org/ where-to-buy/msc-labelled-seafood-in-shopsand-restaurants/germany (eingesehen am 16.11.10) w  www.verbraucherzentrale-bremen.de/ themen/ernaehrung/fischkennzeichnung.html (eingesehen am 15.11.2010), www.wwf.de/themen/ meere-kuesten/fischerei-und-fischzucht/fischerei/ beifang/beifangrechner, http://whqlibdoc.who. int/publications/2004/9241592001.pdf, www.bfr. bund.de/cm/208/muessen_fischverzehrer_ihre_ ernaehrung_durch_fischoel_kapseln_ergaenzen. pdf (alle eingesehen am 17.1.11)

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it einem „Nudge“ – einem kleinen Schubs – Menschen dazu bringen, das Richtige zu tun, richtige Entscheidungen zu treffen, das ist der neue Ansatz der Verhaltensökonomie. Da sich Menschen in der Regel nicht rational verhalten, sondern häufig aus dem Bauch heraus entscheiden, muss man sie mit einer Portion List dazu bringen, vernünftig zu handeln. Die Autoren sind davon überzeugt: „Ein Entscheidungsarchitekt kann Entscheidungsfreiheit gewähren und dennoch Menschen in eine bestimmte Richtung schubsen und damit ihr Leben verbessern.“ Anschaulich und unterhaltsam präsentieren sie Ideen und Tricks, die helfen können, Verbraucher in ein umweltbewusstes Leben zu „drängen“ oder sie animieren, sich gesund zu ernähren. (AC)

Fisch-Informationszentrum e.V. und Verlag ZeitBild Wissen

Ist das Fischstäbchen noch zu retten?

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ie neue kostenlos erhältliche Broschüre „Fischkonsum und Nachhaltigkeit“ knüpft – passend zu unserem Schwerpunkt-Artikel – an aktuelle Debatten an. Es handelt sich um didaktisch ausgearbeitete Unterrichtsund Lernmaterialien (35 Seiten) für

Fisch-Informationszentrum (FIZ) e. V. – Sandra Kess – Große Elbstraße 133 – 22767 Hamburg. Tel.: 040 / 389 25 97. Fax: 040 / 389 85 54. E-Mail: [email protected] tt www.zeitbild.de/2011/01/06/fischkonsum-undnachhaltigkeit

Februar 2011

Richard H. Thaler, Cass R. Sunstein: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, 390 S., Ullstein Taschenbuch Berlin 2011, ISBN 978-3-54837366-9, 9,95 €

Schüler/-innen etwa der Klassen 9 bis 10. Sie lassen sich im Fach Biologie, aber auch im Politik- und Sozialkundeunterricht, oder fächerübergreifend bzw. in Themenwochen einsetzen. Wichtig für Lehrkräfte ist, dass es sich z. T. um interessensgeleitete Fachinformationen handelt mit manchmal problemverkürzenden, zumindest verharmlosenden Bewertungen. So wird nicht dargestellt, dass die Fangquoten teilweise erheblich von den Empfehlungen der Wissenschaftler abweichen, es wird nicht hinsichtlich Regionen oder Fischarten differenziert. Das Kapitel „Welcher Einkaufs-Typ sind Sie“ gibt bereits eine Beurteilung vor und erschwert damit die im Unterricht geforderte eigene Urteilsbildung der Schüler/-innen. Materialien zur Beurteilung von Nachhaltigkeitssiegeln wie etwa MSC fehlen. Das Material ist methodisch recht gut aufbereitet, anschaulich und altersgerecht. Der Arbeitsteil ermöglicht eine überwiegend sachgerechte und ebenfalls anschauliche Bearbeitung in Einzel- oder Partnerarbeit. Am Ende finden sich Lösungen für die Lückentexte, Kreuzworträtsel usw. Es werden vor allem die Anforderungsbereiche der Erarbeitung von Wissen (Reproduktion) und ihre Anwendung abgedeckt. Ob das Material einen „handlungsorientierten Unterricht“ unterstützt, sei dahingestellt. Die Broschüre steht auch im Internet zum kostenlosen Download (21 MB) zur Verfügung. (Boe)

„Reste verwerten statt in den Müll“, S. 17 www.boku.ac.at  w  www.lovefoodhatewaste. com w www.wrap.org.uk w Cuéllar AD, Webber ME: Wasted Food, Wasted Energy: The Embedded Energy in Food Waste in the United States, in: Environ. Sci. Technol. 44, 6464-9, 2010 w Bernhofer V: Monetäre Bewertung von Lebensmittelabfällen im Restmüll aus Konsumentensicht im Untersuchungsgebiet Salzburg, Diplomarbeit, Wien, Mai 2009 w Selzer MM: Die Entsorgung von Lebensmitteln in Haushalten: Ursachen – Flüsse- Zusammenhänge, Diplomarbeit, Wien, Januar 2010 w Amt der oberösterreichischen Landesregierung: Abfallbericht 2008 w Saarbrücker Zeitung: Aigner kritisiert vorschnelles Wegwerfen von Lebensmitteln, Beitrag vom 21.12.10 w MKULNV: PM vom 17.12.10: Remmel fordert: „Neue Wertschätzung für Lebensmittel“

Abbildungsnachweis: Titelbild: Angela Clausen S. 4 unten links: Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V., S. 5 unten: DAK/Schläger, S. 6: Verbraucherzentrale NRW, S. 9: Türkischer Elternverein, Düsseldorf, S. 10 oben: Alexander Hauk/bayern-nachrichten.de/pixelio.de, S. 10 unten/S. 11 oben: Fisch-Informationszentrum e. V., Hamburg, S. 11 unten/S. 13: Angela Clausen, S. 16: AOK-Bilderservice, S. 17: Land Oberösterreich, Amt der Oö. Landesregierung, Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft, Abteilung Umweltschutz, Linz

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Interessantes im Netz

Te r m i n e • Bundesweit • 07. März 2011 – Tag der gesunden Ernährung – www.vfed.de • Bonn • 14. März 2011 – DGE-Seminar: Fehl- und Mangelernährung – Prävention und Therapie ernährungsmitbedingter Krankheiten – www.dge.de (t Menü t Fortbildung t Seminare) • Bundesweit • 15. März 2011 – Weltverbrauchertag – www.vzbv.de • Wiesbaden • 17./18. März 2011 – Deutscher Lebensmittelrechtstag – www.wrp.de/termine/pdf/27.pdf • Potsdam • 16.-18. März 2011 – 48. wissenschaftlicher Kongress der DGE: Ernährungswissenschaft - Vom Experiment zur Praxis. Anmeldungen: 1. Januar bis 8. März 2011 – www.dge.de/wk48 • Weltweit • 22. März 2011 – Weltwassertag – www.vdg-online.de • Berlin • 26./27. März 2011 – Internationale Vitalkostmesse – www.rohvolution.de • Bonn • 28. März 2011 – DGE-Auffrischungsseminar zur Aktualisierung und Vertiefung des Fachwissens – www.dge.de (t Menü t Fortbildung t Seminare) • Bonn • 6. April 2011 – Intensivseminar „Nachhaltiges Management“ – www.ifnm.net/images/stories/Flyer_ifnm_Intensivseminar.pdf • München • 13./14. April 2011 – Corporate Health Convention – 2. Europäische Fachmesse für betriebliche Gesundheitsförderung und Demografie – www.corporate-healthconvention.com • Bonn • 3. Mai 2011 – DGE-Seminar: Ernährungswissen aus dem Internet – Effektives Recherchieren für Ernährungsfachkräfte – www.dge.de (t Menü t Fortbildung t Seminare) • Gießen • 6./7. Mai 2011 – Ernährung aktuell – 30 Jahre UGB, Jubiläums-Tagung – www.ugb.de/tagung • Gießen • 13. Mai 2011 – VDOE-Jahrestagung „Rund um den Globus – Ernährung und Oecotrophologie international“ – www.vdoe.de/jahrestagung • Kiel • 19./20. Mai 2011 – Gemeinsames Symposium von DGL, DGE, GDL: Funktionelle Lebensmittel – www.dlg.org/functionalfood • Köln • 20./21. Mai 2011 – Leichter abnehmen mit der richtigen Bewegung – Motivationsansätze zur Bewegung für Übergewichtige (Fortbildung für Multiplikatoren) – https://dienste1.stadt-koeln.de/vhs/index. php?page=Kursinfo&kc=155700 • Bonn • 24./25. Mai 2011 – DGE-Seminar: Kinderernährung - „Zwischen DONALD und McDonald's“ – www.dge.de (t Menü t Fortbildung t Seminare) Die Partner der Arbeitsgemeinschaft „Kooperation Verbraucherinformation im Ernährungsbereich in Nordrhein-Westfalen“ im Internet: • AOK Nordwest t www.aok.de/nordwest • AOK Rheinland/Hamburg t www.aok.de/rheinland-hamburg

Etikettenschwindel im Supermarkt (Handy-geeignet) www.vz-nrw.de/ etikettenschwindel-mobil

Gesundheitsinformation Spezial: Laktose-Intoleranz mit Merkblatt, Einkaufstipps und Calcium-Rechner www.gesundheitsinformation. de/ernaehrung.644.56.de.html

Gesund essen trotz Hartz IV www.was-wir-essen.de/gesund/ preiswert.php

Online-Recherchesystem für medizinische Labortests für Patienten und Ärzte mit praxisrelevanten Informationen von der Bedeutung jedes Tests bis hin zu speziellen Fragen www.labtestonline.de

BfR: Fragen und Antworten zu Pflanzenschutzmittel-Rückständen in Lebensmitteln www.bfr.bund.de/cd/8823

BfR: Fragen und Antworten zu Dioxinen in Lebensmitteln www.bfr.bund.de/cd/53704

BfR-Abschlussbericht „Umweltkontaminanten in Lebensmitteln“ www.bfr.bund.de/ cm/238/aufnahme_von_ umweltkontaminanten_ueber_ lebensmittel.pdf

• Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. t www.milch-nrw.de • Landwirtschaftskammer NRW t www.landwirtschaftskammer.de • Rheinischer LandFrauenverband e. V. t www.rheinische-landfrauen.de • Westfälisch-Lippischer Landfrauenverband e. V. t www.wllv.de • STADT UND LAND e. V. t www.stadtundland-nrw.de

Marktinformationen der Landwirtschaftskammer NordrheinWestfalen www.agrarmarkt-nrw.de

• Universität Paderborn, Ernährung und Verbraucherbildung t http://dsg.uni-paderborn.de • Verbraucherzentrale NRW e. V. t www.verbraucherzentrale-nrw.de 20

Knack •Punkt

August 2009 Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier

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