öffentliche Mittwochsvorträge

January 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Sozialwissenschaften, Psychologie, Psychotherapie
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1 Veranstaltungen für das Sommersemester 2015 – 6. Semester in der Gesamtausbildung

09.09.2015 – Hampel 15:15 Vortrag 1: „Ohne Bindung geht es nicht“ – Die Bindungstheorie Bowlbys 17:00 Vertiefungsseminar zum Vortrag 1 Abstract: Die Bindungstheorie Bowlbys ist eine meiner Meinung nach herausragende Theorie, da diese als erste den Anspruch erhob, ihre theoretischen Vorstellungen nicht auf der Grundlage des Verständnisses pathologischer Syndrome oder der Assoziationen von Psychoanalyseoder PsychotherapiepatientInnen zu entwickeln, sondern aus direkter Säuglings- und Kleinkindbeobachtung sowie ethologischen Konzepten. Die Bindungstheorie ist eine offene Theorie. Sie findet ihre Weiterentwicklung u.a. im Austausch mit Mentalisierungskonzepten sowie der relationalen und der Intersubjektivitätstheorie. Die Theorie Bowlbys nimmt Erkenntnisse vorweg, die Jahrzehnte später in weiten Teilen durch Säuglings-, Kleinkind- und neurobiologische Forschungen bestätigt werden konnten. Sie antizipiert oder beeinflusst zahlreiche Annahmen der Selbstpsychologie Kohuts, der relationalen Psychoanalyse, der Intersubjektivitätstheorie sowie der Mentalisierungstheorie.

23.09.2015 – Joisten 15:15 Vortrag 2: „Der Suizid. Ethische Perspektiven“ 17:00 Vertiefungsseminar zum Vortrag 2 Abstract: Der Suizid als Inbegriff des selbst herbeigeführten, vorsätzlichen Todes, ist gesellschaftlich nach wie vor mit einem Tabu belegt. Dies ist umso erstaunlicher als jährlich weltweit über 1000000 Menschen durch Selbstmord sterben. In Deutschland ist die Selbstmordrate sogar mindestens doppelt so hoch wie die Todesfälle, die im Straßenverkehr zu beklagen sind. Umso wichtiger ist es, sich vor Augen zu führen, in welchen Weisen man zum Selbstmord Position beziehen kann und wie diese sich grundlegend unterscheiden. Themenschwerpunkte Ø Ø Ø Ø

Auseinandersetzung mit ethischen Grundpositionen zum Selbstmord Motive für Suizidversuche Stadien der suizidalen Entwicklung Diskussion anhand ausgewählter Fallbeispiele

21.10.2015 - Machleidt 15:15 Vortrag 3: „Identität und Beziehung im interkulturellen Raum“ 17:00 Vertiefungsseminar zum Thema „Migrationsprozess, Identität und Integration“ Abstract zum Vortrag: Was geschieht eigentlich, wenn die Seele heimatlos wird? Welche innerpsychischen Prozesse kommen durch Wanderungen über Kulturgrenzen in Gang? Welches Vorgehen empfiehlt sich bei der psychotherapeutischen Arbeit mit Menschen aus anderen Kulturen? Viele Fragen stellen sich für diejenigen, die sich öffnen für die Beziehungsknüpfung im Behandlungssetting mit den „fremden

2 Anderen“. Es geht zweifellos um vielfältige Herausforderungen und besondere Konflikte. Es müssen z.B. die allgegenwärtigen Fremdheitserfahrungen im Aufnahmeland bewältigt werden, es geht um die Entwicklung einer bi- oder mehrkulturellen Identität, um die Knüpfung tragender Beziehungen u.v.a.m. Wichtig ist nicht zuletzt das angemessene Betrauern von Verlusten, d.h. von all dem, was im Heimatland zurückgelassen wurde wie Teile der Familie, soziale Netzwerke und ein ganzer Abschnitt des eigenen Lebens. Zugespitzt formuliert, muss von Migranten der „Zusammenprall der Kulturen“ im eigenen Selbst und dessen Folgen bewältigt werden, um die Integrationsprozesse im Aufnahmeland die Bindungen, Beziehungen und Vernetzungen - erfolgreich zu gestalten. Das ist entwicklungspsychologisch mindestens so aufwendig wie die normative Adoleszenz, in der ja ungeahnte kreative Kräfte und Ressourcen der aktiven Selbstgestaltung zur Verfügung stehen. Migration ist ein ähnlich starker Stimulus für die Persönlichkeitsentwicklung. Die Integrationsprozesse von Migranten lassen sich deshalb auch treffend als „kulturelle Adoleszenz“ verstehen. Es resultiert eine erhöhte Vulnerabilität für psychische Erkrankungen während diese Individuationsleistungen erbracht werden. Wenn Konflikte und Belastungen nicht mehr bewältigt werden können, ist die interkulturelle Psychotherapie unverzichtbar und eine gut geeignete und wirksame Methode zur erfolgreichen Arbeit mit Menschen aus anderen Kulturen. Machleidt W, Heinz A (Hrsg.): Praxis der interkulturellen Psychiatrie und Psychotherapie. Migration und psychische Gesundheit. Urban und Fischer Elsevier, München, Jena, 612 S., 2011 Machleidt W: Kultur, Migration und psychische Gesundheit. Lindauer Beiträge. Kohlhammer, Stuttgart, 120 S., 2013

Abstract zum Vertiefungsseminar: Die interkulturelle Psychotherapie unterstützt die Integration von Migranten, wo Fehlentwicklungen und Blockaden die Akkulturation in der Aufnahmegesellschaft behindern und psychische Symptome entstehen. Die Entwicklung einer bikulturellen Identität, sowie neuer sozialer Beziehungen und Zugehörigkeiten im interkulturellen Raum ist unverzichtbar für die erfolgreiche Bewältigung von Migrationsprozessen. Die kulturelle Differenz kann beim aktiven Mentalisieren in der therapeutischen Beziehung modellhaft erfahrbar gemacht werden und der Bildung einer neuen individuellen bikulturellen Identität den Weg bereiten. Dadurch können die Sinn- und Bedeutungshorizonte sich ursprünglich „fremder Welten“ in ein neues integratives Verhältnis gesetzt werden. In dem Seminar werden die wesentlichen Grundlagen und Techniken interkultureller Psychotherapie anhand von vielen Praxisbeispielen und Fallvignetten anschaulich vermittelt. Es ist willkommen, wenn die TeilnehmerInnen eigene Interaktions- und Behandlungsepisoden zur Diskussion stellen. Machleidt W, Heinz A (Hrsg.)(2011): Praxis der interkulturellen Psychiatrie und Psychotherapie. Migration und psychische Gesundheit. Urban und Fischer Elsevier, München, Jena, 612 S. Machleidt W (2013): Migration, Kultur und psychische Gesundheit. Kohlhammer, Stuttgart, 120 S. Machleidt W (2014): Identität und Zugehörigkeit im Migrationsprozess. In: Ammon M. und Fabian E.(Hg.): Selbstfindung und Sozialisation., Psychosozial-Verlag, Gießen, S. 71-84.

04.11.2015 - Wollschläger 15:15 Vortrag 5: „Entwicklungslinien der Psychotherapie.“ 17:00 Vertiefungsseminar zum Vortrag 5 Abstract: Psychotherapie hat ihre Geschichte. Psychotherapie liegen komplexe Wissenschaftstheorien zugrunde. Psychotherapie hat Praktiken. - Psychotherapie ist Heilkunde und Heilkunst. Bei all dem ist sie verortet im Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse und Zusammenhänge, wirkt mithin nicht abstrakt, sondern konkret. Das wiederum erfordert ihre Menschen - und weltbildliche Gründung auf philosophischem Fundament: FeinSinn, WahnSinn, UnSinn TiefSinn, RealitätsSinn. Psychotherapie hat sich den Sinnfragen zu stellen.

3 Wir sollten um die geschichtliche Entwicklung der Psychotherapie wissen, um z.B. Scheininnovationen („Des Kaisers neue Kleider“) sicherer erkennen zu können. Die Kenntnis wissenschaftstheoretischer, also, epistemologischer Grundlagen lässt uns unterscheiden, welche Theorien und Erkenntnismittel unserem Fach angemessen sind, und welche nicht. Dies ist aktuell umso wichtiger, weil die Invasion naturwissenschaftlicher Paradigmen u.a. in Gestalt von Neurobiologismen verschiedenster Herkunft und Ausprägung, längst begonnen hat. Als selbsternannte Leitwissenschaft haben sie sich längst in Psychologie und Psychotherapie eingenistet. - Oder, sollte das: „ Anything goes ?“ gelten?

18.11.2015 - Drewermann 15:15 bis 17:15 Spezialvortrag 4: Reflexionen zum Thema „Empathie in der Psychotherapie“ Abstract: Der wichtigste Faktor eines gut verlaufenden Gespräches ist aufseiten des Therapeuten die Fähigkeit zur Empathie. Eine gewisse Begabung vorausgesetzt, lässt sie sich durch Übung verfeinern und gezielter einsetzen: Was bedeutet das, was der andere sagt, für ihn selber? Was sagt er von seiner eigenen Person damit aus? Wie verbalisiert man die subjektiven Erlebnisinhalte in den Mitteilungen des Patienten? In welchen Szenen und Zusammenhängen lassen sich seine Äußerungen vorstellen? Empathie ist nicht nur „Gefühl“, sondern auch eine Form kreativen Nachgestaltens und sensibler Nachdenklichkeit.

02.12.2015 - Rehm 15:15 Vortrag 6: „Psychischen Folgen des 2. Weltkriegs und ihre Bedeutung für die Psychotherapie “ 17:00 Vertiefungsseminar zum Vortrag Abstract: Im 2. Weltkrieg haben viele Deutsche anderen Menschen unbeschreibliches Leid zugefügt. Gleichzeitig hat ein Großteil der deutschen Soldaten und der deutschen Bevölkerung auch unbeschreibliches Leid erlitten. Diese Taten und dieses Leid hat psychische Spuren bei den betroffenen als auch den nachfolgenden Generationen hinterlassen. Sowohl über die Täter- als auch die Opferseite wurde wenig bis gar nicht gesprochen. Bis vor wenigen Jahren spielten diese Erfahrungen - dieser Erfahrungshintergrund – in psychotherapeutischen Behandlungen keine Rolle. In dem Vortrag möchte ich ein Verständnis für diese Thematik schaffen. Des Weiteren möchte ich aufzeigen wie mit diesem neue Verständnis in der psychotherapeutischen Praxis gearbeitet werden kann. In dem anschließenden Seminar möchte ich einige Aspekte anhand von Fallbeispielen vertiefen. Auch die Auseinandersetzung mit eigenen Erfahrungen ist möglich.

20.01.2016 - Schmincke 15:15 Vortrag 7: „Atemtherapie als Leibtherapie zwischen Physio- und Psychotherapie“ 17:00 Vertiefungsseminar zum Vortrag Abstract: Die Atemtherapie (nach Glaser) wird einerseits im Unterschied zur konventionell-somatischen Atemtherapie vorgestellt und andererseits im Spektrum der Körperpsychotherapien eingeordnet; zentrale Themen sind Körper-Seele-Dualismus, Leib, Raum, Körperschema, Transsensus und Berührung Vertiefungsseminar: Praktische Übungen, Verständnisfragen und Vertiefungen, z.B. zu Indikatione, Praxiserfahrungen und zum Verhältnis Atemtherapie – TCM (Qigong, Taiqi)

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Referenten: 

Drewermann, Eugen, Dr. theol. Studium der Philosophie (Münster), Theologie (Paderborn) und Psychoanalyse (Göttingen); seit 1972 zunächst Pfarrer der Paderborner Studentengemeinde und später Priester der Sankt-Georgs-Kirche. Nebenbei arbeitete er auch als Psychotherapeut und hielt seit 1979 Vorlesungen in Religionsgeschichte und Dogmatik an der Theologischen Fakultät Paderborn. Bekannt wurde der Querdenker auch als Kritiker der biblischen Dogmen der katholischen Kirche. Beeinflusst von Carl Gustav Jung legt Drewermann biblische Texte vorrangig tiefenpsychologisch aus, wovon auch sein Buch „Tiefenpsychologie und Exegese“ zeugt. Später stützt er sich jedoch mehr auf Sigmund Freud. Eugen Drewermann wollte die Kenntnisse von Theologie und Psychotherapie verbinden. Seine Spezialität ist es, die Geschichten der Bibel mythisch zu deuten, ähnlich wie er Märchen deutet. Er will die Bibel also nicht wort-wörtlich nehmen, sondern die Geschichten als Gleichnisse verstehen. Dr. Eugen Drewermann arbeitet seit dem Entzug seiner Lehrerlaubnis und Suspension vom Priesteramt als Therapeut und Schriftsteller. Er verfasste über 80 Bücher. Zu seinen Hauptwerken gehört das siebenteilige theologische Grundlagenwerk »Glauben in Freiheit« sowie die Kommentierung aller vier Evangelien des Neuen Testaments.



Hampel, Uwe, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie; Dozent, Lehrtherapeut und Supervisor (TP, VT am ZAP und Winnicott-Institut); Schwerpunkte: Säuglingsforschung, Bindungstheorie, Selbstpsychologie, Intersubjektive Theorie Uwe Hampel Bachstraße 13 32756 Detmold Te. 05231.3010515 Mail: [email protected]



Joisten, Karen, Prof. Dr., Professorin für Philosophie, Mitarbeiterin an der Wilhelm-SchappForschungsstelle, Arbeitsschwerpunkte u.a. angewandte Ethik (u.a. Medizin und Psychologie), narrative Philosophie, Philosophie des Leibes, Kulturphilosophie Tannenkamp 37, 34346 Hann.Münden Mail: [email protected] Telefon: 05541.999160 oder Handy: 0151.21503376



Machleidt, Wielant, Prof.Dr. nach dem Studium der Medizin folgte eine Ausbildung zum Psychiater und Psychotherapeuten sowie zum Psychoanalytiker. 1983 Habilitation. Darauf Venia Legendi für das Fach Psychiatrie und Berufung zum C2-Professor an der Abteilung Sozialpsychiatrie. 1988 Professur an der Psychiatrischen Klinik der Universität Köln (stellvertretender Klinikdirektor).

5 Seit 1994 Professur für Sozialpsychiatrie an der MHH. Leitung der Abteilung für Sozialpsychiatrie und Psychotherapie. Leiter des Referats für Transkulturelle Psychiatrie der DGPPN und Vorstandsvorsitzender des Ethno-Medizinischen Zentrums (EMZ) Hannover. Prof. Dr. med. Wielant Machleidt Ludwig-Barnay-Str. 6 30175 Hannover E-Mail: [email protected]

Rehm, Hans-Georg Dipl.-Psych. psychologischer Psychotherapeut Verhaltenstherapie Systemischer Therapeut und Berater (SG) seit 2003 tätig im Gemeindepsychiatrischen Zentrum (gpz) in Detmold, seit 2004 bis heute in der Tagesklinik für Erwachsene des gpz Hans-Georg Rehm Kontaktdaten werden noch ergänzt Email: [email protected]



Schmincke, Bernhard Helmut, Dipl. Physiker, Facharzt für Allgemeinmedizin, Arzt für Naturheilverfahren; seit über 20 Jahren als Hausarzt tätig (Allgemeinarzt mit internistischer Weiterbildung); zuvor Studium sowohl der Physik/Mathematik (Diplom) als auch der Soziologie/Philosophie/Wissenschaftsgeschichte (mehrere Aufsätze/Bücher), Dipl. Atemtherapeut/Dipl. Atempädagoge; Arzt für Akupunktur (TCM), Diagnostik und Therapie nach Dr.F.X. Mayr Arbeitsschwerpunkte: Integration von Naturheilkunde und Psychotherapie auf dem Boden der Anthropologischen Medizin, u.a. mit der Methode der Atemtherapie nach Glaser (Psychotonik). Bernhard Helmut Schmincke Bruchstr. 34 32756 Detmold Tel. 05231/24962 Fax 05231/38272 Email: [email protected]



Wollschläger, Martin, Dr.phil.,Dipl.-Psych., Psychotherapeut und Supervisor Lehr-und Publikationstätigkeit. LWL Klinikum Gütersloh Buxelstr. 50 33334 Gütersloh Mail: [email protected]

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