Folien - FernUniversität in Hagen

January 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Philosophie
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Hagener Woche der Philosophie 17.11.2014 Gunnar Schumann

Was ist Kausalität? Ein Grundproblem der Theoretischen Philosophie

© FernUniversität in Hagen / Horst Pierdolla

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Was ist Kausalität? – Die Debatte  Überblick:  1. Ausgangspunkt bei Hume  2. Kausalitätsskeptizismus (Russell)  3. Die Regularitätstheorie der Kausalität (Hume, Mackie)  4. Die kontrafaktische Theorie der Kausalität (Lewis)  5. Die interventionistische Theorie der Kausalität (Gasking)  6. Ist Kausalität tatsächlich nicht wahrnehmbar und enthält sie tatsächlich Notwendigkeit? (Anscombe)  7. Zum Selektionsproblem (Hart & Honoré) Feld 2

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 Philosophie wird oft unterteilt in „Theoretische“ und „Praktische Philosophie“:  TP: Metaphysik, Erkenntnistheorie, Philosophie des Geistes, Sprachphilosophie, Philosophie der Logik, Wissenschaftstheorie, Philosophie der Mathematik, Metaethik  PP: Ethik, Rechtsphilosophie, politische Philosophie, Geschichtsphilosophie, Ästhetik, Religionsphilosophie

 Relevanz des Kausalitätsbegriffs  Wissenschaft, Alltag  Zentral in der Philosophie:  Wissenschaftstheorie (Kausalitätsbegriff fundamental für Wissenschaften)  Erkenntnistheorie (Wie lassen sich Kausalverhältnisse erkennen? Kausale Theorien des Wissens, der Wahrnehmung)  Sprachphilosophie (Was bedeutet „Ursache / Wirkung?“ / Kausale Theorien der Bedeutung)  Metaphysik (Gibt es Kausalität „de re“ oder nicht?)  Philosophie des Geistes (Gibt es so etwas wie mentale Verursachung? „Absicht“)  Ethik (Kausalität und Verantwortung)  Geschichtsphilosophie (Gibt es Kausalität in der Geschichte?)

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Was ist Kausalität?  Kausalität = Verhältnis von Ursache und Wirkung  Was bedeutet „Kausalität“? Was meinen wir damit?  Oft Beschränkung auf Ereigniskausalität  Andere Kandidaten: Einzeldinge, Eigenschaften,Tatsachen

 Oft: „Ursache muss Wirkung zeitlich vorausgehen“  besser: „Ursache darf zeitlich nicht später sein als Wirkung“

 Reicht das schon aus?  Nein, wir scheinen mit Ursache-Wirkungsverhältnis mehr zu meinen, als zeitliche Abfolge zweier Ereignisse  Oft: „Eine Ursache zieht eine Wirkung mit Notwendigkeit nach sich“  D.h.: Ursache = hinreichende Bedingung  manchmal: Ursachen sind notwendige Bedingungen

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Humes Skepsis bezüglich der Kausalität  Bei David Hume: Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand (1748), S. 76 heißt es:  „In der Metaphysik werden keine undeutlicheren und dunkleren Begriffe angefunden als die der Macht („power“), Kraft („force“), Energie („energy“) und der der notwendigen Verknüpfung“

 Begründung:  Vorstellungen (Begriffe) sind Abbilder von sinnlichen Eindrücken (impressions) von äußeren Gegenständen  Vorstellungen sind nur dann nicht dunkel und zweideutig, wenn sich zeigen lässt, von welchen ursprünglichen Eindrücken oder Gefühlen sie die Nachbildungen sind Feld 2

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Humes Skepsis bezüglich der Kausalität  Wenn wir uns äußere Ggste. ansehen, und die Wirksamkeit der Ursachen betrachten, so sind wir in keinem einzigen Falle imstande, irgendeine Kraft, Eigenschaft oder notwendige Verknüpfung zu entdecken, die die Wirkung an sich bände  Der Anstoß der einen Billardkugel wird von der Bewegung der anderen Billardkugel begleitet – dies ist alles, was den äußeren Sinnen erscheint; aber unser Geist hat keinen inneren Eindruck von dieser Folge der Gegenstände

 Aus der ersten Erscheinung des Ggst.es lässt sich nie mutmaßen, welche Wirkung aus ihm entspringen wird  Könnte wir die Kraft oder die Energie einer Ursache entdecken, so könnten wir die Wirkung, selbst ohne Erfahrung, vorhersagen  Hume: Aber in Wirklichkeit enthüllt uns kein Stück Materie je durch seine sinnlichen Eigenschaften irgendeine Kraft oder Energie

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Humes Skepsis bezüglich der Kausalität  Sind die Begriffe „Kraft“, „Macht“, „Energie“ und „notw. Verknüpfung“ etwa durch Tätigkeiten aus dem eigenen Geist entsprungen?  Ein Willensakt erzeugt Bewegung unserer Gliedmaßen oder lässt eine neue Vorstellung entstehen  Aber: wir nehmen keine Verknüpfung zwischen unseren Willensakten und unseren Körperbewegungen wahr

 Hume: Und da wir keine Vorstellung von etwas haben können, dass sich nie den äußeren oder dem inneren Sinn darbot, so ist die notw. Schlussfolgerung: Wir haben überhaupt keine Vorstellung von der „notwendigen Verknüpfung“ oder „Kraft“ und dass diese Wörter gänzlich ohne Sinn sind, ob in Philosophie oder Alltagssprache (S. 90)

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Humes Skepsis bezüglich der Kausalität  Ereignisse erscheinen durchaus unzusammenhängend und vereinzelt  Oder besser: die Ereignisse scheinen zusammenhängend, doch nie verknüpft

 Hume: Nur Gewohnheit bleibt übrig als dasjenige, was die „Verknüpfung“ herstellt  Als wir das erste Mal einen Veränderungsprozess beobachtet haben, da sahen wir nur einen Zusammenhang, durch Gewohnheit wird daraus die Verknüpfung  Gewohnheit bringt es mit sich, dass man zwei Ereignisse als in seiner Einbildung verknüpft empfindet und leicht das Dasein von B aus dem Auftreten von A vorhersagen kann

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Humes Regularitätstheorie der Kausalität  S. 92, Def. von „Ursache“:  „ein Ggst. dem ein anderer folgt, wobei allen Ggst.en, die dem ersten gleichartig sind, Ggst.e folgen, die dem zweiten gleichartig sind. Oder, m. a. W.: wobei, wenn der erste Ggst. nicht bestanden hätte, der zweite nie ins Dasein getreten wäre“  Grob gesagt: C verursacht E gdw. es immer so ist, dass Cartige Ereignisse von E-artigen Ereignissen gefolgt werden

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Humes Regularitätstheorie der Kausalität  zwei Punkte sind zu bemerken:  1. Hume unterscheidet zwischen singulären und generischen Kausalaussagen:  Zwischen singulären Ereignissen:  „Nachdem ich diese Aspirintablette genommen hatte, verging mein Kopfweh“

 Generisch: Zwischen Ereignisarten  „Die Einnahme von Aspirin vertreibt Kopfweh“

 Hume: eine sing. Kausalaussage ist wahr aufgrund einer generischen (beinhält diese)  Eine generische Kausalaussage ist reduzierbar auf die RegelmäßigeAbfolge-These  Hume ist damit der erste Regularitätstheoretiker der Kausalität Folie 10

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Humes Regularitätstheorie der Kausalität  Einwände gegen Hume:  1) Wenn das Öffnen der Autotür das Hochgehen der Bombe verursachte, dann doch nicht deshalb, weil das Öffnen der Autotür in der Regel von Bombenexplosionen gefolgt wird  2) nicht auf jede Einnahme von Aspirin folgt eine Schmerzlinderung

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Humes Regularitätstheorie der Kausalität  Entgegnung auf Einwand:  Man muss relevante Umstände ins Spiel bringen:  1) wenn ein Auslöser für eine Bombe an der Autotür angebracht ist, dann schon

 2) nur, wenn die Schmerzen nicht zu stark sind, etc.  John L. Mackie („Causes and Conditions“, Cement of the Universe) hat diese Verbesserungen durchgeführt und sein Konzept der INUSBedingungen entwickelt

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Humes Regularitätstheorie der Kausalität  2. Punkt:  Hume wendet sich mit seiner Auffassung von Kausalität gegen rationalistische K.-Konzepte (wie den Spinozas), nach denen der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung in einer objektiven, notwendigen Verknüpfung in den Dingen selbst liege  In Wirklichkeit sei die Kausalität nur ein Produkt unserer Assoziation und psychologischen Gewöhnung an Regularitäten  Einwand: damit wäre die Vorstellung von Kausalität selber kausal erklärt, setzt also schon einen Begriff von Kausalität voraus

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Russells Skepsis bezüglich der Kausalität  Russell in „On the notion of cause“ (1912)  Russell meinte, dass, wie die britische Monarchie, der Kausalitätsbegriff nur überlebt hat, weil man fälschlicherweise annahm, er würde nicht schaden  Er schlug vor, “Ursache“ aus dem Wortschatz der Philosophie und der Wissenschaften zu streichen  rufe viele irreführende Assoziationen vor  in emp. Wissensch. sei ohnehin nicht mehr von „Ursachen“ die Rede  Ursachen gibt es gar nicht, die Physik sucht gar nicht danach

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Russells Skepsis bezüglich der Kausalität  Russell: es gibt in Wahrheit keine Regelmäßigkeit unter Ereignissen:  der Eindruck, dass es Regelmäßigkeiten in der Welt gibt, ist, dass wir Ereignisse ungenau charakterisieren  je genauer wir zwei Ereignisse charakterisieren, desto unwahrscheinlicher wird es, dass wir sie zur selben Art gehörig auffassen können  die Wissenschaften werden im Laufe ihrer Entwicklung immer genauer, so dass man immer weniger Kausalgesetze konstruieren können wird  daher kommen in den modernen Wiss. auch nur noch Korrelationen von Messwerten vor, das Kausalgesetz über den freien Fall von Körpern wird vom Gravitationsgesetz abgelöst, in dem nur noch Lage und Masse zweier Körper zueinander in Beziehung gesetzt werden  in diesem Gesetz gibt es gar nichts mehr, was sich als Ursache bzw. Wirkung beschreiben ließe Folie 15

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Russells Skepsis bezüglich der Kausalität  Reichen Russells Gründe für eine Verabschiedung der Kausalität?  Nein, denn:

 1. Gegeneinwand: dass Ereignisse immer spezifischer beschrieben werden könnten, ändert nichts an ihren allgemeinen Charakteristika  Auch wenn das Zerbrechen einer Fensterscheibe durch einen geworfenen Stein sehr spezifisch beschrieben werden kann, so lassen sich doch Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Ereignissen des Steinwerfens und Zerbrechens finden, so dass man sagen darf, dass das Zerbrechen der Scheibe durch Steinwürfe (einer bestimmten Art verursacht werden) Folie 16

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Russells Skepsis bezüglich der Kausalität  2. Es gibt eine besondere Beziehung zwischen Ursache und Wirkung – im Vergleich zur Beziehung des Früheren zum Späteren

 3. Kausalaussagen sind sehr wohl in den Resultaten als auch in den Methoden wiss. Forschung eingebettet  sing. Kausalaussagen sind in fast jedem Experimentierprotokoll enthalten: „Das-und-das getan zu haben, produzierte die-und-die Wirkung“

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Mackies Verfeinerung der Regularitätstheorie  John L. Mackie (1965) war es dann, der den Begriff der Ursache als INUS-Bedingung formulierte: eine Ursache ist ein notwendiges, aber nicht hinreichendes Element einer Menge einer nicht-notwendigen, aber hinreichenden Bedingung

 Bsp: ein Haus brannte, die Feuerwehr sagt: „Der Hausbrand wurde durch einen Kurzschluss verursacht“  Sicherlich sagt sie nicht, dass der Kurzschluss eine notw. Bedingung war, denn auch ein überhitzter Ofen hätte den Brand verursachen können  Sicherlich sagt sie nicht, dass der Kurzschluss eine hinr. Bedingung war, denn wenn etwa nichtentflammbares Material (oder auch eine Sprinkleranlage) gewesen wäre, wäre es nicht zu dem Hausbrand gekommen Folie 18

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Mackies Verfeinerung der Regularitätstheorie  In welchem Sinn also ist der Kurzschluss die Ursache des Brandes?  Ein Teil der Antwort ist: es gibt eine Menge von Bedingungen (einige positiv: Anwesenheit entflammbaren Materials, andere negativ: Abwesenheit einer Sprinkleranlage, usw.), die zusammengenommen hinreichend für den Ausbruch des Feuers waren  hinreichend, aber nicht notwendig

 innerhalb dieser Menge stellt der Kurzschluss aber eine notwendige Bedingung dar – ohne sie wäre kein Feuer ausgebrochen

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Mackies Verfeinerung der Regularitätstheorie  eine Ursache ist also: ein nicht-hinreichender, aber notwendiger Teil einer insgesamt nicht-notwendigen, aber hinreichenden Bedingung für die Wirkung (S. 34)  „Insufficient, Necessary part of a Unnecessary, but Sufficient condition”  anhand der Anfangsbuchstaben dieser Bedingung soll sie „INUS-Bedingung“ heißen

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Mackies Verfeinerung der Regularitätstheorie

 Kausalaussagen haben „kausale Felder“  sing. Kausalaussage: „Was verursacht den Hautkrebs dieses Patienten?“  „Was verursacht den Hautkrebs dieses Patienten?“ mag bedeuten: 1) „Was verursacht den Hautkrebs dieses Patienten jetzt – wo er ihn doch vorher nicht hatte?“  Es mag aber auch bedeuten: 2) „Warum bekam dieser Patient Hautkrebs, wenn andere Patienten, die auch Strahlung ausgesetzt waren, keine bekamen?“  1) hier ist das kausale Feld die Lebensgeschichte des Mannes – in dieser suchen wir den Unterschied zwischen der Zeit als er Hautkrebs hatte und als er ihn nicht hatte  2) hier ist das kausale Feld die Menge an Patienten, die Strahlung ausgesetzt waren

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Mackies Verfeinerung der Regularitätstheorie  was die Ursache im Verhältnis zu einem bestimmten Feld ist, mag nicht die Ursache in einem Verhältnis zu einem anderen Feld sein

 Mackie: es ist im Allgemeinen eine zufällige Angelegenheit, ob ein bestimmtes Merkmal als ein möglicher kausaler Faktor angesehen wird oder als Teil des Feldes – aber es kann nicht als beides gleichzeitig angesehen werden

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Mackies Verfeinerung der Regularitätstheorie  Auch bei Mackie nehmen singuläre Kausalurteile indirekt auf allgemeine Kausalurteile Bezug:  „Der Kurzschluss ist eine notwendige Bedingung für den Brand“ impliziert: „Alle Fälle von Brand in diesem Haus sind Fälle von Kurzschluss hier“  „Der Kurzschluss ist eine hinreichende Bedingung für den Brand“ impliziert : „Alle Fälle von Kurzschluss hier sind Fälle von Brand in diesem Haus.“

 Mackie: Die INUS-Bed.-Analyse ist eine Regularitätstheorie der Kausalität, da die involvierten Kausalgesetze universale Aussagen sind (die aber komplex sein können und nicht bis ins einzelne expliziert).

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Mackies Verfeinerung der Regularitätstheorie  Probleme für Mackie:  Problem 1:

 Ob es tatsächlich im Allgemeinen eine zufällige Angelegenheit ist, ob ein bestimmtes Merkmal als die Ursache angesehen wird oder als Teil des kausalen Feldes, kann bezweifelt werden  Problem 2:

 Mackie folgt Hume darin, dass sing. Kausalaussagen allg. Kausalaussagen implizieren  D.h. „Ein Kurzschluss verursachte den Hausbrand“ impliziert: „Immer, wenn hier ein Kurzschluss auftritt, folgte ein Hausbrand“

 auch Mackie ist also ein Regularitätstheoretiker der Kausalität – und dagegen mag es gute Einwände geben Folie 24

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Mackies Verfeinerung der Regularitätstheorie  Für Mackie können auch 1) hinreichende Bedingungen und 2) notwendige Bedingungen Ursachen sein, aber:

 Problem 3:  Aber dass der Schürhaken rot glüht, ist auch ein hinreichende Bedingung dafür, dass der Schürhaken heiß ist, aber: dass der Schürhaken rot glüht, ist nicht die Ursache dafür dass der Schürhaken heiß ist

 Problem 4:  Wenn zwei Kugeln hinreichend für den Tod einer Person sind, dann ist keine für sich genommen notwendig, also auch kein kausaler Faktor Folie 25

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Lewis‘ kontrafaktische Theorie der Kausalität  Lewis, David: “Causation” (1973)

 Hume hat Kausalität zweimal definiert  Einmal als: ein Objekt, gefolgt von einem weiteren, wobei alle Objekte, die dem ersten ähnlich sind, von Objekten, die dem zweiten ähnlich sind, gefolgt werden (Regularität)  Ein andermal als: wenn das erste nicht gewesen / aufgetreten wäre, wäre das zweite auch nicht gewesen / aufgetreten

 Einige Probleme hat die Regularitätsanalyse überwunden, aber andere bleiben  Die Aussichten sind einfach dunkel und daher wird es vllt. Zeit, einen Neuansatz zu machen  Dafür muss man nicht weit gucken: Humes andere Def. – die kontrafaktische Definition  Ursachen müssen einen Unterschied machen, d.h. hätte sie gefehlt, dann hätten auch (einige) ihrer Wirkungen gefehlt Folie 26

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Lewis‘ kontrafaktische Theorie der Kausalität  Ereignis e hängt kausal von Ereignis c ab gdw.: wäre c passiert, dann wäre e passiert und wäre c nicht passiert, dann wäre auch e nicht passiert.  

„Wäre c passiert, dann wäre auch e passiert“ heißt: „Jede Welt, in der c und e passiert sind, ist näher an W ist als jede Welt, in der c, aber nicht e passiert sind.“

 

„Wäre c nicht passiert, dann wäre auch e nicht passiert“ heißt: „Jede Welt, in der c und e passiert sind, ist näher an w ist als jede Welt, in der e, aber nicht c passiert ist.“

 Kausalität wird also anhand von kontrafaktischen Verhältnissen definiert und diese wiederum anhand der Ähnlichkeit von möglichen Welten Folie 27

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Lewis‘ kontrafaktische Theorie der Kausalität  Lewis kann bspw. mit dieser Bestimmung Kausalität klar von bloßer zeitlicher Abfolge unterscheiden  Probleme:  1. es ist nicht klar, was es heißen soll, dass sich zwei Welten „ähnlich“ sind oder nicht. „Ähnlich“ kann bspw. nicht heißen, dass in der anderen Welt dieselben Kausalverhältnisse herrschen wie in unserer Welt, denn dann wäre die Definition der Kausalität bei Lewis zirkulär  2. Überdetermination:  Angenommen, c1 verursacht e und wenn es c1 nicht gegeben hätten, hätte es c2 gegeben, das auch e verursacht und umgekehrt  Dann ist e weder von c1 noch von c2 kausal abhängig (nach obiger Definition), denn wenn c1 nicht gewesen wäre, hätte c2 e verursacht und umgekehrt Folie 28

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Lewis‘ kontrafaktische Theorie der Kausalität  3. Epiphänomene (Begleitphänomene)  Wäre der Eisenbarren nicht weißglühend gewesen, dann wäre der Eisenbarren auch nicht flüssig gewesen  Aber das Weißglühen des Eisenbarrens ist nicht die Ursache für sein Flüssigsein

 4. Unzureichende Differenzierung von logischen und kausalen Verhältnissen  „Wäre gestern nicht Sonntag gewesen, wäre heute nicht Montag.“  „Wenn meine Schwester kein Kind bekommen hätte, wäre ich kein Onkel“  aber dies sind keine Kausalbeziehungen

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Lewis‘ kontrafaktische Theorie der Kausalität  5. Lewis sagt nichts zum Problem, wie wir zwischen Ursache und Kontextfaktoren unterscheiden (Selektionsproblem)  Der unachtsame Camper kann sich nicht darauf berufen, dass die Anwesenheit von Luftsauerstoff genauso eine Ursache für den Waldbrand war wie sein schlecht gelöschtes Lagerfeuer

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Die interventionistische Theorie der Kausalität  Gasking, Douglas: “Causation and Recipes”, in: Mind 64 (1955), S. 479-487.  Die Regularitätstheorie besagt: : „A verursacht B, wenn B auf A immer folgt“  Man kann B aus A ableiten

 Aber:  Daraus dass heute Montag lässt sich ableiten, dass morgen Dienstag ist – aber kein Kausalverhältnis  Aus der Tatsache, dass der Eisenbarren jetzt glüht, kann man ableiten, dass er mind. 1000°C heiß sein muss, aber das Glühen verursacht nicht die Temperatur – sondern umgekehrt Folie 31

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Die interventionistische Theorie der Kausalität  Warum reden wir von „verursachen“ nur in manchen Fällen, in denen wir B aus A ableiten können?  Gasking: Man kann sich vorstellen, dass man viele Stoffe durch Bescheinen von Licht zum Glühen bringen könnte und dass speziell beim Eisen zusätzlich der Effekt eintritt, dass es heiß wird, so dass man sagen kann: das Glühen verursacht die Erhitzung

 Was lässt uns in diesem Fall sagen, dass das Glühen die Ursache für seine Erhitzung ist und im anderen Fall, dass die Erhitzung die Ursache für sein Glühen ist?  Antwort: Dass wir eine allgemeine manipulative Technik haben, mit der wir eine Wirkung hervorrufen

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Die interventionistische Theorie der Kausalität  Der Begriff der Verursachung hängt aufs engste mit dem Manipulieren von Dingen zusammen  Grob gesagt: „Eine Temperaturerhöhung im Eisen verursacht sein Glühen“ bedeutet so viel wie „Durch die allg. Methode des Erhitzens wird man es auch zum Glühen bringen“  Eine Kausalaussage hat also Ähnlichkeit mit einem Rezept, etwas hervorzubringen oder etwas zu verhindern  Einwand:  „Das Schmelzen der Polkappen verursacht einen Anstieg des Meeresspiegels“ – aber wir schmelzen nicht die Polkappen  Gasking: aber damit man so was zurecht sagen kann, muss es wenigstens die Methode geben, durch das Schmelzen von Eiswürfeln in einer Schüssel einen Anstieg zu produzieren

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Die interventionistische Theorie der Kausalität  Eine Kausalaussage hat also mehr Ähnlichkeit mit: „Ereignisse der B-Art können herbeigeführt werden durch Ereignisse der A-Sorte“  dieses Konzept von Kausalität passt zu dem Prinzip, dass eine Wirkung ihrer Ursache zeitl. nicht vorhergehen kann, denn man kann nicht die Vergangenheit ändern  (es ist eine logische Wahrheit)

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Die interventionistische Theorie der Kausalität  Es ist wahr, dass Wissenschaftler ihre Erkenntnisse oft in funktionalen Gesetzen ausdrücken, (bspw. R = U / I), die reine „Inference-Tickets“ sind, keine Rezepte (zumindest explizit)  R = U / I sagt uns drei Dinge: R, U und I lassen sich bestimmen, wenn die beiden anderen jeweils gegeben sind – keines von ihnen eher als ein anderes  Es funktioniert als Ableitung in alle Richtungen

 Aber: während wir sagen würden, dass eine Stromstärke von 3 Ampere durch eine Spannung von 6 Volt verursacht wurde, würden wir nicht davon sprechen, dass ein elektrischer Widerstand von 2 Ohm in dem Schaltkreis durch eine Spannung von 6 Volt und eine Stromstärke von 3 Ampere hervorgerufen wurde Folie 35

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Die interventionistische Theorie der Kausalität  Warum nicht? Weil wir den Widerstand in einem Schaltkreis manipulieren können: wir können bei einer gegebenen Spannung von 6 Volt eine Stromstärke von 3 Ampere hervorrufen, in dem wir den Widerstand auf 2 Ohm bringen – man kann aber nicht den Widerstand des Schaltkreises 2 Ohm machen, in dem man eine Stromstärke von 3 Ampere erzeugt

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Anscombes Kritik an der Regularitätstheorie  Anscombe, G. E. M.: “Causality and Determination” (1971)  Notwendige Verknüpfung: auch von Laien wird das oft als entscheidendes Charakteristikum der Kausalität gesehen  Schon etwa Aristoteles, Spinoza und Hobbes sprechen von Notwendigkeit in Zusammenhang mit Kausalität  Aber sie sehen Kausalität als eine Form logischer Verbindung: die Wirkung folge aus den Antezedenzien  de re Notwendigkeit

 Hume räumt mit diesem Missverständnis auf: es gibt im Allg. keinen Widerspruch in der Annahme, dass C auftaucht, E aber nicht Folie 37

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Anscombes Kritik an der Regularitätstheorie  aber Hume hat kurioserweise die Gleichsetzung von Kausalität mit Nezessitierung befördert – mit seiner Idee, dass Notwendigkeit ein wesentlicher Teil der Idee der Verbindung von Ursache und Wirkung ist  nur, dass diese nicht in den Dingen, sondern im Geiste gefunden werden müsse: überzugehen von einer Idee des einen zur Idee des anderen

 Nach Hume hat niemand mehr die Gleichsetzung von Kausalität und Notwendigkeit in Frage gestellt  Auch Kant hat die Gleichsetzung von Kausalität mit Nezessitierung befördert, diesmal sogar a priori Folie 38

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Anscombes Kritik an der Regularitätstheorie  Anscombe: es ist nicht schwer zu zeigen, dass es falsch ist, Kausalität mit Notwendigkeit oder Allgemeinheit zu verknüpfen  Denn es ist viel leichter, Ursachen von Wirkungen aus aufzusuchen, als Wirkungen von Ursachen her vorherzusagen  Und wir kennen oft die Ursache, ohne dass wir eine ausnahmslose Verallgemeinerung kennen oder ob es eine Notwendigkeit gibt  Wenn ich mit jemandem Kontakt hatte, der eine ansteckende Krankheit hat und ich sie danach bekomme, ist die Ursache klar – aber wenn ich Kontakt zu ihr hatte, aber noch keine Symptome zeige und dann den Arzt frage, ob ich auch krank sein werde, dann wird er antworten: „Ich weiß es nicht. Vielleicht – vielleicht auch nicht“  Hier wird eingewendet, dass die Kenntnis der Ursachen hier nur zum Teil besteht: Ärzte kennen nicht die Bedingungen unter denen man unweigerlich die Krankheit bekommt

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Anscombes Kritik an der Regularitätstheorie  Anscombe: Aber selbst wenn es hier überhaupt etwas für die Ärzte zu wissen gibt, wir können von dem Kontakt als Ursache sprechen, ohne die Frage, ob es hier etwas zu wissen gibt oder nicht, entschieden zu haben  Kausalität sollte nicht mit Nezessitierung identifiziert werden  Wenn A von B kommt, dann impliziert das nicht, dass jedes Aartige Ding / Ereignis von einem B-artigen Ding / Ereignis kommt, oder dass, gegeben B, A passieren musste  Diese mögen zwar wahr sein, aber dann sind sie zusätzliche Tatsachen, nicht enthalten in dem „A kommt von B“

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Anscombes Kritik an der Regularitätstheorie  Aber Hume wendet ein: wir können keine Kausalität im singulären Fall wahrnehmen, so dass der Grund, weshalb wir Ursache und Wirkung verknüpfen, irgendwo anders liegen muss: nämlich in der beobachteten Regularität  Anscombe hat dazu zwei Dinge zu sagen:  1. Zum Punkt: Wir können Kausalität nicht wahrnehmen  Anscombe: Wenn man so argumentiert, dann kann man auch nicht zwei sich aneinander annähernde Billardkugeln wahrnehmen (sondern nur eine konstante Verknüpfung von sukzessiven Positionen in unserem Gesichtsfeld)  Wenn man aber erlauben muss, dass man die Bewegung von Billardkugeln sieht, warum dann nicht auch Kausalität? Welche Theorie der Wahrnehmung will das verbieten? Folie 41

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Anscombes Kritik an der Regularitätstheorie  Woher haben wir unser primäres Wissen von Kausalität? Weil wir eine Menge kausaler Begriffe erlernt haben  Viele von ihnen sind transitive und andere Verben, die zum Berichten dessen, was beobachtet wird, gebraucht werden 

Das Beherrschen des Begriffs „Kausalität“ setzt das Beherrschen vieler anderer, spezieller Kausalwörter voraus: kratzen, drücken, befeuchten, tragen, essen, brennen, umstoßen, fernhalten, zerquetschen, machen (Lärm, Papierschiffchen), verletzen



wir können es sehen, wenn etwas etwas zerbricht, faltet, zerreißt, zieht, quetscht, verbrennt, nass macht, usw. Wir wirken auf Ggste. ein – Woher wissen wir, dass wir tatsächlich die Ursache waren? Wir wiederholen den Vorgang – aber die Wiederholung dient dazu, zu bestätigen, dass wir es waren, die die Veränderung herbeigeführt haben Und sie dient nicht dazu, eine Regularität zu entdecken, aus der folgen würde, dass unsere Handlung die Ursache der Veränderung war

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Anscombes Kritik an der Regularitätstheorie  2. Zum Punkt: Regularität  Die oft angebrachten Bspe. sind nicht sehr gewöhnlich:  „In allen bisher beobachteten Fällen wurde die Bewegung der einen Kugel von der Bewegung der anderen gefolgt“

 Anscombe: aber in der Regel ist es mit Universalisierungen sehr schwierig: „Immer, gegeben A, folgt B“ – dazu wird es eine Menge Ausnahmen geben – man muss die Abwesenheit der Umstände beschreiben, in denen A B nicht hervorbringt – aber diese Aufgabe kann nicht erfüllt werden  Für die Erklärung dafür, dass sich ein Streichholz entzündet, ist der Entzündungspunkt von Stoffen wichtig – den Entzündungspunkt könnte man ein Naturgesetz nennen – aber es hat gar nicht die Form: „Immer wenn ein solcher Stoff auf eine solche Temperatur gebracht wird, entzündet sie sich“, sondern eher „Wenn ein solcher Stoff auf eine solche Temperatur gebracht wird, und er sich nicht entzündet, muss es dafür eine Ursache geben“ Folie 43

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Anscombes Kritik an der Regularitätstheorie  Nur wenn nix dazwischen kommt oder die Umstände „normal“ sind, entzündet sich ein Streichholz  Aber „normale Umstände“ ist ein vager Begriff

 Oder etwa: Medizin ist nicht an dem hoffnungslosen Unterfangen interessiert, eine Liste aller Bedingungen aufzustellen, unter denen Leute immer eine bestimmte Krankheit bekommen, sondern nur, was immer dabei ist, wenn Leute eine bestimmte Krankheit bekommen

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Anscombes Kritik an der Regularitätstheorie  Wir müssen also nicht erst auf die Verifizierung einer potentiell unendlichen Menge von Einzelfällen warten, bevor wir sagen können, dass die Bewegung der einen Billardkugel die Ursache für die Bewegung der anderen war  M.a.W.: sing. Kausalaussagen müssen gar nicht generelle Kausalaussagen enthalten  Oder : Kausalaussagen implizieren gar keine Universalgesetze und sind auch nicht notwendig  Etwas kann die Ursache einer Wirkung sein, ohne dass die Wirkung mit Notwendigkeit auf die Ursache folgt  Vs. Hume, Kant, Hempel, Mackie

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 Wie aber sollten wir dann Ursache-Wirkungs-Verhältnisse von bloßen Zeitliche-Abfolge-Verhältnissen unterscheiden?

 Hume hatte als weiteres Kriterium für Kausalität neben Regularität noch raum-zeitliche Benachbarung vorgeschlagen  in deren Zentrum steht die Idee, dass etwas mit etwas agiert (sth. act upon sth.) und diese Handlungen physischen Kontakt beinhalten:  biegen, brechen, schneiden, schütteln, auflösen, kratzen, drehen, zerschmettern, tropfen, stolpern, rühren, u. v. a.

 mit diesen Alltagsbegriffen soll klar werden, dass bloß konstantes Aufeinanderfolgen inadäquat für Kausalität ist, denn es geht an der zentralen Eigenschaft des acting upon vorbei  Es gibt zwar Fernwirkungen (Gravitation der Planeten) – Aber das sind Derivate der alltägl. Kausalbegriffe (ziehen, drücken, festhalten)

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 Rundle: Hume präsentiert seine Behauptung, dass sich keine Verknüpfung entdecken lässt als emp. Behauptung  Was Hume macht, ist nur, dass er sagt, dass es keine Verknüpfung gibt – während es doch, gewöhnliche Maßstäbe zugrunde gelegt, sehr wohl Verknüpfungen gibt

 wir kennen schon unzählige kausale Wahrheiten („Feuer verursacht Zerstörungen von Dingen“) und wenn sie es einmal nicht tun, dann suchen wir nach Faktoren, die das Eintreten der Wirkung verhindert haben  Aber wir behandeln es nicht als Falsifikation des Kausalurteils, dass Feuer Zerstörungen verursacht  (Wir sagen nicht: „Etwas anderes als das Feuer muss die Ggst.e für gewöhnlich zerstören, wenn sie brennen, denn es gab einen Fall, wo etwas nicht zerstört wurde, obwohl es brannte)“, sondern eher: „Was hat gemacht, dass das Feuer den Ggst. diesmal nicht zerstörte?“

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Außerdem:

 Hume’sche Philosophen nehmen Ereigniskausalität als Prototyp  Das Brennen des Holzes – Das Holz brannte  Das Zerbrechen der Scheibe – Die Scheibe zerbrach

 Es ist offenbar, dass die Beschreibung des Ereignisses durch den Aussagesatz gegeben wird und dass die Ereignisbezeichnung durch eine Nominalisierung des Verbs des Aussagesatzes von dem Satz abhängt  Wenn wir uns immer nur auf Ereigniskausalität konzentrieren, scheint es, dass die Kausalrelation selbst unbeobachtbar ist:

 Wir können nicht sehen, dass E1 E2 verursacht: das Verb „verursachen“ steht für nichts Beobachtbares

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 Aber: Wir beobachten und nehmen in kausalen Transaktionen teil  Wir fühlen, wie das Feuer unsere Hände wärmt  Wir fühlen den Schlag, der uns umwirft  Wir bewegen Dinge, in dem wir sie aufnehmen und irgendwo anders abstellen  Wir sehen, wie der Regen die Straße nass macht und wie ein Auto die Dose zerquetscht  ich muss nicht erst auf die Verifikation allg. Gesetze warten  Das geht insbesondere gegen Mackie, der meinte: ich kann nicht sehen, dass das Messer die Kartoffelschale abgehen lässt, sondern ich urteile so (weil ich Notwendigkeit nicht wahrnehmen kann) (S. 72) Feld 2

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Zum Selektionsproblem 

Willkür   



Unsere Wahl, etwas Bestimmtes „Ursache“ zu nennen und die anderen Bedingungen „Bedingungen“ ist einfach nur willkürlich Es gibt keinen wiss. Grund So schon Mill, aber auch heute Lewis (der zum Selektionsproblem nix zu sagen hat, alles ist möglich)

Hart und Honoré, (Causation in the Law, 2nd ed., Oxford: Clarendon, 1985) sagen: es ist keine Willkür, denn wir als kompetente Sprachbenutzer würden nicht sagen, dass es der Luftsauerstoff gewesen ist, der die Ursache für den Waldbrand war, sondern der Blitzschlag oder die weggeworfene Zigarette 

Für Hart und Honoré sind anormale Situationen und freie Handlungen Ursachen, während normale Situationen und nicht-Akteur-Faktoren Bedingungen sind 



das passt gut zur Akteurstheorie der Kausalität: Ursachen sind eben das, was einen Unterschied im normalen, natürlichen Lauf der Dinge macht

Hart und Honoré: „Der Kontrast von Ursachen mit bloßen Bedingungen ist ein wesentliches Charakteristikum allen kausalen Denkens und mitkonstituiert die Bedeutung kausaler Ausdrücke“ Feld 2

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Zum Selektionsproblem  Ein indischer Bauer mag als Ursache für eine große Hungersnot die Dürre angeben, die World Food Administration aber das Versäumnis der indischen Regierung, Nahrungsreserven anzulegen  Der Untersuchungskontext bestimmt, was als Ursache, was als Bedingung zählt  Dies geht gegen die Annahme, dass Kausalität ein natürliche Relation ist

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Zum Selektionsproblem  kausale Aussagen sind nicht so ein natürliches Phänomen, sondern manchmal abhängig von normativen Gesichtspunkten:  Ursache für den Tod des Patienten war, dass der Doktor keine Medikamente verabreicht hat, nicht, dass der Krankenhaushausmeister keine Medikamente verabreicht hat (weil es nicht seine Pflicht war)

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Zusammenfassung  Hume: Kausalität impliziert Notwendigkeit, aber nur psychologische Gewöhnung, Kausalität impliziert Regularität  Russell: Kausalität gibt es gar nicht, denn es gibt keine Regularitäten  Mackie, Hempel: Kausalität impliziert Regularität  Lewis: Kausalität impliziert Kontrafaktizität  Interventionisten: Kausalität impliziert also keine Notwendigkeit oder strikte Allgemeinheit, sondern nur die Idee, dass C etwas macht, etwas hervorruft – nämlich E     Folie 53

Dies kann man in der Regel beobachten Trifft nicht nur auf Ereignisse zu Hält zeitl. Reihenfolge ein Erlaubt eine Unterscheidung zwischen Ursache und Epiphänomen 13.04.2015

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Zusammenfassung  Erlaubt Unterscheidung zwischen kausalen und logischen Beziehungen  Ist in Übereinstimmung mit unserem kausalen Vokabular  Passt zur angemessenen Lösung des Selektionsproblems

Folie 54

13.04.2015

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