Gruber Anni-Ursachen Schimmel

February 15, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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IBN Baubiologie 2011/2012

Ursache von Schimmelschäden

Anni Gruber

Facharbeit Herbst 2012

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Vorwort Mein ursprünglicher Plan war eigentlich, eine Facharbeit zum Thema „Ursachen, Diagnose und Sanierung von Schimmelbefall in Gebäuden“ zu schreiben. Ich stellte bei der Arbeit fest, dass es unmöglich ist, im Rahmen dieser Abschlussarbeit über ein Thema, das so umfangreich ist und über das schon sehr viele Fachbücher geschrieben wurden, mich auf alle drei Punkte zu beziehen. Von daher beschloss ich während der Ausarbeitung, das Thema für mich einzugrenzen und in die Richtung Ursachen zu gehen, wobei ich den Schwerpunkt auf durch Feuchtigkeit bedingte Ursachen gelegt habe. Da das Thema mich aber weiter beschäftigen wird, sowohl beruflich als auch privat, werde ich an dieser nicht vollendeten Facharbeit weiterarbeiten. Mein herzlicher Dank gilt Herrn Thomas Kühlwein, Sachverständiger für Bauschäden und für Schimmelpilzbewertung, Freiburg i.B. und Herrn Dr. Georg Willems, Institut für Angewandte Mykologie und Hygiene, Amöneburg für die wertvollen fachlichen Anregungen sowie Frau Dr. Elisabeth Angerer für die Lektüre und Korrektur dieser Facharbeit.

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Einleitung Schimmelpilze sind allgegenwärtig. Sie sind die am weitesten verbreiteten Organismen und besiedeln unterschiedlichste Substrate und Untergründe. Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit können sie sich innerhalb kürzester Zeit den unterschiedlichsten Bedingungen stellen und Überlebensstrategien entwickeln. So haben Schimmelpilze gelernt, nahezu jede ökologische Nische zu besiedeln. Die meisten Schimmelpilzarten brauchen zum Überleben und zur Sporenbildung bestimmte Temperaturen und Feuchtigkeitsverhältisse. Licht wird in der Regel nicht benötigt und Nährstoffe sind ausreichend vorhanden, da bereits winzige Partikel im Staub schon für das Wachstum genügen. Andere wiederum sind sehr widerstandsfähig auch ohne diese Bedingungen. Über die Sporen werden sie über die Luft verbreitet und suchen sich neue Lebensräume. Über diesen Weg gelangen die Sporen der Schimmelpilze auch in die Gebäude und in die Wohnungen. Die Verbreitung/Verteilung in der Wohnung oder in Gebäuden über mehrere Etagen erfolgt über die Luftbewegung (z.B.Lüftung). Zu den vorkommenden Schimmelpilzen in Wohnungen gehören Fusarium-, Alternaria-, Botrytis-, Trichoderma-, Aspergillus-, Chaetomium-, Cladosporium-, Aureobasidium-, Mucor-, Penicilliumund Stachybotrys-Arten mit ihren Spezies. Ein Teil dieser Schimmelpilze kann als Indikator für Ursachen wie z.B. Feuchtigkeitsschäden herangezogen werden.

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Wie bereits erwähnt, sind Feuchtigkeit und Temperatur die beiden Wachstumsparameter für Schimmelpilze. Besonders beliebt bei ihnen sind feuchte-warme Standorte wie z.B. Saunen, Schwimmbäder, Bäder und Waschküchen, Klimaanlagen und Luftbefeuchter. Sie wachsen auf dauerelastischen Fugen, in Duschen sowie im Anschlussbereich zwischen Wand und Wanne und/oder Wand und Waschbecken sowie auf feuchten Duschvorhängen. Natürlich müssen auch Abflüsse erwähnt werden. Auch in schlecht gelüfteten Schlafzimmern sowie im Küchenbereich finden sich ideale Lebensbedingungen für Schimmelpilze z.B. Lebensmittel, Spülmaschine, Kühlschrank etc. An der kurzen Aufzählung, die natürlich nicht vollständig ist, wird bereits deutlich, dass ein Großteil der Schimmelpilzbelastung durch falsches oder unzureichendes Wohn-und Lüftungsverhalten sowie teilweise fehlende Hygiene verursacht werden kann. Die am häufigsten von Schimmelpilz befallenen Wohnräume sind folgende:

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Schlafzimmer 43% Kinderzimmer 21% Wohnzimmer 15% Bad 11% Küche 7% Sonstige Räume 3%

Das besonders hohe Vorkommen von Schimmelpilzen in Schlafzimmern kann mit dem erhöhten Feuchtigkeitsanteil (Atem, 5

Schweiß) und den in der Regel niedrigen Temperaturen begründet werden. Außerdem werden diese Räume im Allgemeinen tagsüber nicht genutzt und in der Regel selten gelüftet. Laut Statistik werden Schlafzimmer nur einmal am Tag gelüftet und dieses kurz für sechs Minuten in den Morgenstunden nach dem Aufstehen. Demgegenüber gehören Bäder im Allgemeinen zu den am besten gelüfteten Räumen. Ausnahme sind die innenliegenden Bäder mit Zwangsbelüftung. In diesen Räumen liegt in der Regel ein erhöhtes Schimmelpilzrisiko vor. Die angegebenen Beispiele für Schimmelbefall hängen vor allem mit dem Verhalten der Nutzer zusammen. In einem Großteil der Fälle von Schimmelschäden hängt die Ursache jedoch mit Bauschäden zusammen, die auf mangelhafte Planung bzw. mangelhafte Bauausführung zurückzuführen sind. Im folgenden Kapitel, das sich ausführlich mit den durch Feuchtigkeit bedingten Ursachen von Schimmelschäden befasst, wird genauer darauf eingegangen.

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Ursachen Schimmelpilzbefall in Gebäuden kann vielfältige Ursachen haben. Zum einen kann er durch Baustoffe und Bauweisen verursacht werden, zum anderen durch das Verhalten der Bewohner wie z.B. Wohn- und Lüftungsgewohnheiten sowie durch Pflanzen, Tiere und Nahrung. Er ist jedoch stets mit erhöhter Feuchtigkeit verbunden. Die Ursachen für erhöhte Feuchtigkeit sind vielfältig, lassen sich jedoch in 3 Kategorien einteilen: 1. Feuchtigkeit oder Wasser dringt von außen ins Gebäude ein: 1.1. Regen dringt über ein defektes Dach ein: a.) bei ausgebauten Dächern treten meist Feuchtigkeitsflecken an Decken oder Schrägen auf, bevorzugt im Bereich von Dachöffnungen, wie Kaminen, Entlüftungsrohren, Lichtkuppeln oder Dachfenstern. b.) bei nicht ausgebauten Dachböden bilden sich sichtbare Feuchtigkeitsflecken auf dem Fußboden im Dachboden, ggf. auch Flecken an der Decke in der obersten ausgebauten Etage. Ursachen können sein: a.) die Dachabdeckung bzw. -abdichtung oder Randanschlüsse. Anschlüsse an Schornsteinen, Lichtkuppeln, Dachfenstern, Antennen oder Entlüftungen sind undicht. b.) Die Dachentwässerung funktioniert nicht, z.B. aufgrund verstopfter Regenrinnen oder Fallrohre. 1.1. Regen dringt über den Schornstein ein: a.) Wasser dringt zwischen Dach und Schornstein ins Gebäude ein: Es zeigen sich Verfärbungen, Wasserränder oder Wasserlaufspuren im Bereich der Schornsteine im oberen Geschoss. b.) Regenwasser dringt in den Schornstein ein: Es erfolgt ein Wasseraustritt durch die Revisionsklappen, oft sogar in der

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untersten Etage, oder es tritt messbare Feuchtigkeit im Bereich des Schornsteins, jedoch kein sichtbarer Hinweis auf. Ursache kann sein: a.) Es liegt ein Defekt zwischen dem Dach und Schornstein oder ein Eindringen von Wasser in den Schornstein vor. 1.2. Regen sammelt sich auf Balkonen und Terrassen und drückt gegen die Gebäudewand oder dringt in die Bodenplatte ein. a.) Es tritt erhöhte Feuchtigkeit auf, ggf. auch Feuchtigkeitsflecken oder sichtbarer mikrobieller Befall an den angrenzenden Wänden. b.) Erhöhte Feuchtigkeit zeigt sich im Fußboden im Bereich der Balkon- oder Terrassentür oder entlang der Fenster. Ursachen können sein: a.) Die Anschlüsse oder die Abdichtung zum Gebäude können mangelhaft bzw. beschädigt sein. b.) Die Niederschlagsentwässerung kann defekt sein.

1.3. Schlagregen gegen undichte Fenster oder Türen: a.) Im Bereich der Tür- und Fensterleibungen oder unterhalb von Fensterbänken ist ein mikrobieller Befall sichtbar. b.) Die Schäden entstehen nicht nur im Winter, sondern unabhängig von der Jahreszeit. c.) In tieferen Schichten oder nur zeitweise, insbesondere nach starkem Regen, liegt erhöhte Feuchtigkeit vor. Ursachen können sein: a.) Es muss geprüft werden, ob undichte Stellen zwischen Mauerwerk und Rahmen, zwischen Fensterbänken und Fenstern oder im Bereich von Rollladenkästen existieren.

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b.) Es ist zu klären, ob Regenwasser auf den Fensterbänken stehen bleibt oder ob es abläuft. 1.4. Schlagregen gelangt über die Fassade ins Gebäude: a.) Auf den Außenwänden zeigt sich sichtbarer mikrobieller Befall, nicht nur im Bereich der typischen Wärmebrücken, sonder auch mitten auf den Flächen. Der Befall entsteht nicht nur zur kalten Jahreszeit. b.) Es liegt eine lokale Durchfeuchtung der Außenwände bzw. der Gebäudehülle vor. Die Feuchtigkeit ist insbesondere nach starkem Regen oder Schlagregen messbar, nach Phasen trockenen Wetters jedoch nicht. c.) Salzausblühungen, sichtbare Schäden am Fassadenputz wie Risse und Abplatzungen oder das Ablösen der Fassadenbeschichtung sind weitere Indizien. d.) Putz hat sich innen von der Wand gelöst. Farbschichten lösen sich ab, Putze versanden. Ursachen können sein: a.) Risse haben sich durch Setzungen, Temperatureinfluss, fehlende Dehnungsfugen oder fehlerhafte Auflager gebildet. b.) Fugen, Mauerwerk, Fassadenfarbe oder –putz nehmen bei Regen Feuchtigkeit auf. c.) Die Anschlüsse von Gesimsen, Friesen usw. sind undicht. d.) Wasser gelangt hinter das Verblendmauerwerk bzw. in die Dämmschicht. 1.5. Regen fließt in Richtung Gebäude und dringt ins Gebäude ein: a.) Es liegt hohe Feuchtigkeit vor, evtl. sogar stehendes Wasser im Fußboden bei nicht unterkellerten Gebäuden. b.) Feuchtigkeit steigt in den Außen- und/oder Innenwänden flächig oder lokal hoch.

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c.) Evtl. zeigt sich sichtbarer Befall auf den Wänden nahe dem Fußboden, flächig oder lokal auf Außenwänden und/oder Innenwänden. d.) Bei nicht unterkellerten Gebäuden zeigt sich eine Durchfeuchtung der Außenwände im Keller mit meist höchsten Feuchtigkeitswerten auf Höhe der Geländeoberkante. e.) Es sind versiegelte Flächen bis ans Gebäude mit Gefälle zum Gebäude hin oder zumindest ohne Gefälle vom Gebäude weg vorhanden. Ursache kann sein: a.) Wasser fließt zum Gebäude und belastet Bauteile als drückendes Wasser, die nicht dagegen durch eine entsprechende Abdichtung geschützt sind. 1.6. Spritzwasser: a.) Ein Feuchtigkeitsschaden und/oder mikrobieller Befall ist meist nur in einer Außenwand nahe dem Niveau der Geländeoberkante vorhanden. b.) Eine erhöhte Feuchtigkeit im Bauteil und der Zeitpunkt der Schadensentstehung sind nicht von der Jahreszeit abhängig. c.) Entlang der betroffenen Außenwand befindet sich außen eine versiegelte Fläche; es sind Flecken auf der Fassade erkennbar, die auf Spritzwasser hindeuten.

Ursache kann sein: a.) Regen prasselt nahe der Gebäudehülle auf eine versiegelte Oberfläche und spritzt gegen die Außenwand. Ist diese nicht ausreichend gegen Spritzwasser geschützt, dringt Feuchtigkeit in die Wand ein.

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1.7. Drückendes Wasser: a.) Erdberührende Bauteile sind durchfeuchtet. b.) Die Feuchtigkeit nimmt in Außenwänden nach außen und im Fußboden nach unten zu. Welche Bauteile betroffen sind, ist von der Ursache abhängig. Ursachen können sein: a.) Die Vertikalsperre fehlt oder ist mangelhaft: Hohe Feuchtigkeit zeigt sich stellenweise oder flächig in Außenwänden. b.) Die Horizontalsperre fehlt oder ist mangelhaft: In den Außenwänden und evtl. den Innenwänden nahe dem Fußboden ist hohe Feuchtigkeit vorhanden. c.) Die Hohlkehle fehlt oder ist mangelhaft: Die Feuchtigkeit in den Außenwänden ist nahe dem Fußboden am höchsten. d.) Die Durchdringungen sind nicht dicht: Hohe Feuchtigkeit liegt im Bereich von Rohrdurchführungen oder anderen Durchdringungen vor. e.) Die Bodenplatte ist nicht abgedichtet: Der Fußboden ist messbarfeucht. f.) Die Dehnungsfugen (nur bei Betonkonstruktionen) sind undicht: Feuchtigkeit zeigt sich im Fußboden. g.) Die Arbeitsfugen (nur bei wasserundurchlässigem Beton (WU-Beton)) sind undicht: Feuchtigkeit tritt im Fußboden auf.

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1.8. Defekte Versorgungsrohrleitungen oder Entwässerungsrohre im Außenbereich: a.) Es liegen Schäden wie bei drückendem Bodenwasser vor, ohne dass solches vorhanden ist. b.) Es bestehen Schäden, die lokal im Bereich bekannter Rohre auftreten und sehr hohe Feuchtigkeit aufweisen. c.) Bei defekten Regenfallrohren oder verstopften Einläufen können die Schäden auch in Bereichen oberhalb der Geländeoberkante auftreten. d.) Evtl. liegt eine Überflutung des Kellers vor. e.) Bei Abwasser besteht eine entsprechende Geruchsbelastung. Ursachen können sein: a.) Die Druckwasserleitungen oder Abwasserrohre vor dem Gebäude sind defekt. b.) Die Regenentwässerungsrohre unter der Erde oder im Bereich der Geländeoberkante sind defekt. c.) Es liegt ein Rückstau in Bodeneinläufen (verstopfter Kanal) vor. d.) Die Rückstauklappe ist defekt. 1.9. Oberflächenwasser (Überflutung) dringt ins Gebäude ein: a.) In diesem Fall ist der Keller oder das Erdgeschoß überflutet. Ursache ist: a.) Ursachen können Hochwasser, Löschwasser usw. sein.

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1.10. Erdfeuchte: a.) Erdberührende Bauteile sind durchfeuchtet. Die Feuchtigkeit nimmt in Außenwänden nach außen und im Fußboden nach unten zu. b.) Die Verteilung kann je nach Ursache unterschiedlich sein. Ursachen können sein: a.) Die Vertikalsperre fehlt oder ist mangelhaft: Feuchtigkeit zeigt sich stellenweise oder flächig in den Außenwänden b.) Die Horizontalsperre fehlt oder ist mangelhaft: Feuchtigkeit zeigt sich in den Außenwänden und evtl. auch in den Innenwänden nahe dem Fußboden. c.) Die Hohlkehle fehlt oder ist mangelhaft: Es liegt Feuchtigkeit in den Außenwänden nahe dem Fußboden vor. d.) Die Durchdringungen sind nicht dicht: Feuchtigkeit ist im Bereich von Rohrdurchführungen oder anderen Durchdringungen vorhanden. e.) Die Bodenplatte ist nicht abgedichtet: Feuchtigkeit zeigt sich im Fußboden. f.) Die Dehnungsfugen (nur bei Betonkonstruktionen) sind undicht: Lokale Feuchtigkeit tritt im Fußboden auf.

1.11. Luftfeuchtigkeit von außen: a.) Hohe Oberflächenfeuchtigkeit zeigt sich während der warmen Jahreszeit auf erdberührenden Bauteilen im Kellergeschoß, in Souterrainräumen oder auf extrem dicken Außenwänden in historischen Gebäuden wie Kirchen mit sichtbarem Schimmelpilzbefall.

Ursachen:

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a.) Warmfeuchte Außenluft gelangt in kühle Räume mit kühlen Oberflächen. Die absolute Luftfeuchtigkeit ist im Sommer bei hohen Temperaturen gewöhnlich hoch. Gelangt diese Außenluft in kühle Räume, wird die Luft dort abgekühlt und die relative Feuchtigkeit steigt. Erreicht diese an kühlen Oberflächen 80% und mehr, kann es zu mikrobiellen Wachstum kommen, bei Erreichen von 100% sogar zur Kondensation. 2. Feuchtigkeit oder Wasser wird im Gebäude freigesetzt: 2.1. Leckagen in Wasserleitungen, Abflussleitungen oder Heizungsrohren a.) Durch Haarrisse, Korrosionsschäden, Rohrbrüche oder undichte Anschlüsse können große Mengen an Wasser austreten. Tritt das Ereignis schlagartig auf, kommt es zu einer Überflutung. Entwickelt sich das Leck allmählich, können Feuchtigkeitsschäden entstehen, die lange nicht bemerkt werden. Oft werden diese sichtbar, wenn in den Wänden (Innenwänden wie Außenwänden) Feuchtigkeit aus dem Fußboden aufsteigt und es auf den Wänden entlang des Fußbodens zu einem sichtbaren Schimmelpilzbefall, evtl. auch nur hinter Fußleisten, oder in der Wohnung zu einem muffigen Geruch kommt. Ursachen: a.) Die Ursachen können in Korrosion, undichten Pressverbindungen oder mechanischer Beschädigung begründet sein.

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2.2. Defekt an wasserführenden Systemen wie Waschmaschinen- oder Geschirrspülerschläuchen usw. a.) Da es sich bei Schläuchen um wasserführende Leitungen handelt, die außerhalb der Bauteile verlegt sind, werden die Schäden meist sofort bemerkt. Bei längerer Abwesenheit, z.B. im Urlaub, sollten Schläuche nicht unter Druck stehen.

Ursachen: a.) Ursachen sind entweder fehlerhafte Anschlüsse oder Materialversagen. 2.3. Undichte Stellen im Nassbereich, z.B. defekte Abdichtung der Duschwanne oder der Badewanne, im Bereich der Überläufe oder Fugen im Duscharmaturenbereich. a.) Es ist ein muffiger Geruch im Bad wahrnehmbar. b.) Auf den Fliesenfugen im Duschbereich zeigt sich Schimmelpilzbefall. c.) Schimmelpilzbefall ist im angrenzenden Raum auf der Wand zur Dusche oder Badewanne zu erkennen. Ursachen: a.) Es liegt Materialermüdung vor. b.) Die Sanitärausstattung (Duschwannenabdichtung, Badewannenabdichtung, Abdichtung der Armaturen zu den Fliesen) ist nicht dicht eingebaut. c.) Der Fliesenspiegel ist nicht mangelfrei. Fliesen sind gebrochen, Fliesenfugen defekt oder es wurden Bohrungen angebracht, aber nicht abgedichtet.

2.4. Freisetzung von Wasser beim Reinigen der Räume:

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a.) Entweder wird die Freisetzung von Wasser beim Reinigen von Räumen bemerkt und sofort gemeldet, sodass umgehend gehandelt werden kann, oder sie wird vertuscht. Dann kann es zu einem massiven Feuchtigkeitsschaden im Fußboden kommen, ohne dass mit gutachterlichen Messungen die Ursache zu finden ist. Ursachen: a.) Die Ursachen sind in Unachtsamkeit, Missgeschick oder Ignoranz zu sehen.

2.5. Neubaurestfeuchte: a.) Neubaurestfeuchte wird oft durch gesundheitliche Symptome ohne sichtbaren Befall, selten durch Geruchsbelastung bemerkt. b.) Evtl. liegt ein Schimmelpilzbefall hinter Fußleisten vor Außenund/oder Innenwänden vor. Relativ häufig treten im Bereich der Wärmebrücken sekundäre Schäden auf, die als einzige sichtbaren sind und oft dem Nutzer angelastet werden. Ursachen können sein: a.) In Neubauten ist in den ersten 2 bis 3 Jahren mit Restfeuchte aus Wänden und Fußböden zu rechnen. Die größten Mengen an Wasser enthalten meist Ortbeton-Bauteile. Am längsten ist die Feuchtigkeit in Fußböden vorhanden, wenn der Boden nach oben durch einen dichten Belag und nach unten keine Feuchtigkeit abgeben kann, z.B. wenn es sich um die Bodenplatte zum Erdreich handelt. b.) Auch während der Bauphase kommt es nicht selten zu erhöhter Feuchtigkeit, da das Gebäude nicht ausreichend

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gegen Niederschlag geschützt wird, oder es werden teils bereits verschimmelte Bauteile eingebaut.

2.6. Kondensatbildung im Schornstein (Versottung): a.) Es zeigen sich Feuchtigkeitsschäden im Schornsteinbereich, die sich meist durch braune Flecken oder auch durch Schimmelpilzbefall bemerkbar machen. b.) Wird der Schornstein benutzt, dann sind Feuchtigkeitsschäden in der Regel auf eine Kondensatbildung im Schornstein zurückzuführen. Ist dagegen der Schornstein schon länger stillgelegt, wird es sich um eingedrungenes Regenwasser handeln. Ursachen: a.) Werden Heizungen von Hohle, Holz oder Öl auf Gas umgestellt, dann ändert sich die Zusammensetzung des Abgases dramatisch. Je kg verbranntem Gas entstehen ca. 2 bis 3 ltr. Wasser. Bei trockenem Holz werden beim Verbrennen weniger als 0,1 ltr. Wasser je kg., bei Heizöl ca. 0,2 ltr. Je kg. und bei Kohle zwischen 0,1 (Steinkohle) und 0,5 ltr. (Braunkohle) freigesetzt. Zusätzlich ist die Abgastemperatur bei Gas geringer, was den Effekt der Kondensation vor Austritt des Abgases ins Freie verstärkt. 2.7. Erhebliche Freisetzung von Feuchtigkeit bei der Nutzung: a.) Es liegt ein Oberflächenbefall mit Schimmelpilzen im Bereich der Wärmebrücken vor. Bei hoher Feuchtebelastung können auch andere Bauteiloberflächen betroffen sein, evtl. sogar Inventar. Die Schäden sind in der Regel eher klein. Großflächige Schäden deuten darauf hin, dass weitere Ursachen vorliegen.

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Ursachen: Bei Wohnungen ist eine zu hohe Feuchtebelastung meist dann gegeben, wenn kleinere Wohnungen sehr intensiv genutzt werden, d.h. wenn mehrere Bewohner häufig duschen oder baden und viel gekocht wird. Wird die Feuchtigkeit nicht durch technische Entlüftung ins Freie transportiert, entstehen in den kühlsten Räumen im Bereich der Wärmebrücken Schäden. Verstärkt wird der Effekt z.B. durch das Trocknen sehr nasser Wäsche in Wohnräumen. Die Feuchtigkeitsmenge, die von Pflanzen und Aquarien freigesetzt wird, wird meist überschätzt. b.) Bei gewerblichen Objekten ist zu hohe Feuchtigkeit durch die Nutzung in Büroräumen ausgeschlossen. In Produktionsbereichen sind die Ursachen sehr unterschiedlich. a.)

3. Feuchtigkeitsschäden ohne relevante Feuchtigkeitsquellen 3.1. Kühle Oberflächen/Wärmebrücken a.) Es liegt ein mikrobieller Oberflächenbefall im Bereich der Wärmebrücken vor. Je nach Art und Stärke des Wärmebrückeneffektes können Schäden im Eckbereich oder auch flächige Schäden auftreten. Verstärkt wird der Effekt, wenn kritische Bereiche durch Einrichtungsgegenstände zugestellt sind, sodass die Heizungsluft die Wandfläche nicht abströmt. b.) Großflächige Schäden deuten darauf hin, dass weitere Ursachen vorliegen. Ursachen: a.)

Die relative Luftfeuchtigkeit ist von der Temperatur abhängig. Je niedriger die Temperatur ist, desto höher ist die relative

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Feuchtigkeit. Zu jedem Wert der absoluten Luftfeuchtigkeit gibt es genau eine bestimmte Temperatur, bei der die Feuchtigkeit 80% erreicht, und eine Temperatur, bei der sich das gasförmige Wasser in flüssiges umwandelt (Kondensationspunkt, Taupunkttemperatur). Dieser Effekt führt bei ausreichend langem Kontakt von Raumluft mit kühlen Oberflächen zu erhöhter Feuchtigkeit an der Oberfläche des Bauteiles. Kühle Oberflächen sind entweder im Winter die typischen Wärmebrücken als Teil der Gebäudehülle, im oder schlecht gedämmte Kaltwasserleitungen, Bauteile in Klimaanlagen und anderen technisch gekühlte Flächen. 3.2. Anreicherung von Feuchtigkeit in der Raumluft sowie auf oder in Bauteilen aufgrund unzureichenden Transports der Feuchtigkeit ins Freie: a.) In der Regel zeigen sich sichtbare Schäden auf Oberflächen im Bereich der Wärmebrücken . Bei hoher Feuchtebelastung können auch andere Bauteiloberflächen betroffen sein, evtl. sogar Inventar. Die Schäden sind in der Regel eher klein. Großflächige Schäden deuten darauf hin, dass weitere Ursachen vorliegen. Ursachen: a.) Durch normale Nutzung wird ständig Feuchtigkeit freigesetzt. Diese Feuchtigkeit muss aus dem Gebäude ins Freie transportiert werden. Ist der Luftwechsel, d.h. die Menge an Raumluft, die je Zeiteinheit gegen Außenluft ausgetauscht wird, zu gering, nimmt die Menge an Feuchtigkeit im Gebäude oder in Räumen zu. Erreicht die Feuchtigkeit an den Kühlsten Oberflächen den kritischen Punkt von 80% dann ist mit einem Schimmelpilzwachstum zu rechnen.

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3.3. Kondensation von Feuchtigkeit in Dämmschichten und auf Dämmmaterialien: a.) Oft werden die Schäden optisch nicht wahrgenommen und es tritt auch kein Geruch auf. In sehr vielen Fällen kommt es bei den Bewohnern zu gesundheitlichen Beschwerden, insbesondere bei einer raumseitigen Dämmung in viel genutzten Räumen, z.B. im Schlafzimmer. Ursachen: a.) Dämmschichten dienen dazu, die Wärme im Gebäude zu halten, indem der Wärmestrom von innen nach außen behindert wird. Eine geringe Wärmeleitfähigkeit bedeutet einen hohen Dämmwert. Aus physikalischen Gründen liegt die Temperatur an der Dämmlage deshalb auf der Raumseite nahe an der Raumlufttemperatur, die Temperatur auf der Außenseite nahe an der Außentemperatur. In anderen Worten: Innerhalb der Dämmung ist der Temperaturgradient sehr groß und damit auch die Gefahr, dass bei geringen Außentemperaturen in der Dämmlage der Taupunkt erreicht wird. Dies wird unweigerlich zeitweise der Fall sein.

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Viele bauliche Mängel sind unmittelbar zu erkennen, wie Risse in der Fassade, Rohrleckagen usw. ( siehe Fallbeispiel 2 ). Bei anderen baulichen Mängeln sind Messungen erforderlich. Ob eine Raumecke eine kritische Wärmebrücke ist oder nicht, ist in der Regel nicht zu erkennen und nicht anhand von Baubeschreibungen oder Bauplänen festzustellen ( siehe Fallbeispiel 1 ). Wenn Gutachter lediglich Berechnungen aufgrund vorliegender Pläne durchführen, dann kann dies zu theoretisch durchaus richtigen Ergebnissen führen, die aber mit der Wirklichkeit oft nichts gemeinsam haben. Ausschlaggebend für die tatsächlich wirksame Wärmedämmung ist nicht das, was geplant war, sondern das, was umgesetzt wurde. Ausführungsfehler beim Bau sind nichts Ungewöhnliches. Vor allem bei modernen, sehr dichten und sehr gut gedämmten Häusern entstehen extreme Wärmebrücken, wenn z.B. das Dämmmaterial verrutscht oder nicht gemäß den Vorgaben dicht zusammengefügt worden ist oder möglicherweise eine ganze Dämmplatte fehlt, deren Einbau vergessen oder versäumt wurde. Auch eine undichte Stelle, über die kalte Luft in die Hülle eindringt, oder erhöhte Feuchtigkeit in Wänden oder Dämmschalen (thermodynamische Wärmebrücke), können ohne Zutun des Nutzers zu Schäden führen. Derartige Schwachstellen sind jedoch meist mit der problemorientiert gewählten und richtig durchgeführten Messungen zu erkennen.

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Fallbeispiele : Fallbeispiel 1: Schimmelpilzbefall aufgrund mangelhafter Wärmedämmung. Im vorliegenden Beispiel handelt es sich um die Wohnung meiner Eltern. Beide sind über siebzig Jahre alt und kälteempfindlich. Sie heizen punktuell nur bestimmte Räume, weil sie nur eine kleine Rente zur Verfügung haben und Heizkosten einsparen wollen. Mein Vater leidet seit geraumer Zeit unter schwerem Asthma, meine Mutter hat ein geschwächtes Immunsystem. Bei meinem Besuch im Dezember 2011 fiel mir auf, dass mein Vater wesentlich stärkere Asthmabeschwerden hatte als ein halbes Jahr zuvor. Im Wohnzimmer herrschte eine überhöhte Raumtemperatur. Beim Öffnen des Fensters fiel mir ein grüngelblich-schwarzer Belag auf den Fensterlaibungen auf, was für mich ein deutlicher Hinweis auf einen schweren Schimmelbefall war. Dieser fand sich bei genauerem Hinsehen auch in anderen Räumlichkeiten wieder. Daraufhin veranlasste ich, dass ein Gutachten erstellt werden sollte. Dieses Gutachten ergab zur Erleichterung meiner Eltern, dass nicht – wie ursprünglich vermutet – ihr Verhalten ausschlaggebend für die Schimmelbildung war, sondern die mangelhafte bzw. fehlende Dämmung im Außenbereich.

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Fallbeispiel 2: Schimmelbefall aufgrund von Baumängeln, Risse in der Fassade. Im vorliegenden Beispiel geht es um das Haus einer Kundin, die mich beauftragt hat, ihre Wohnung zu streichen. Während meiner Arbeit stellte ich Feuchtigkeit und Schimmelbefall an einer Außenwand im Innenbereich fest. Auf die Bitte meiner Kundin versuchte ich die Ursache ausfindig zu machen und stellte verschiedene Arten von Rissen in der Fassade sowie ein defektes Regenfallrohr fest. Die Kundin teilte mir mit, dass bereits seit geraumer Zeit ein Gerichtsverfahren zum gütlichen Vergleich anhängig sei aufgrund von erheblichen Baumängeln. Da bisher noch nie ein Gutachten eingeholt worden war, riet ich der Kundin, einen Gutachter einzubeziehen, um einen genauen Überblick über die Schäden zu erhalten und ein Gutachten für eine Sanierung des ganzen Hauses im Außenbereich zu erstellen. Das Gutachten ergab, dass gleich mehrere gravierende Baumängel festzustellen waren: …………….. Aufgrund der Aussagen des Gutachtens wurde eine Vollsanierung des Hauses durchgeführt: Es wurde eine Dämmung angebracht, die Fensternischen wurden gedämmt, die Fliesen wurden entfernt und neu verlegt, die fehlenden Dichtmatten an den Fassaden wurden angebracht etc. Es war für mich beeindruckend, dass im Innenbereich vor der Sanierung eine Oberflächentemperatur von 7,5° und nach der Sanierung eine Oberflächentemperatur von knapp 16° vorhanden war. Mit der gründlichen Sanierung dürfte einem erneuten Schimmelbefall vorgebeugt sein, sofern das Nutzerverhalten den Erfordernissen entspricht (ausreichendes Lüften und Heizen).

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Sachverständigen Gutachten 13/ 11 - 10

in Sachen :

N.N.

gegen :

Bauträger

wegen :

Beweisverfahren

Objekt :

Aufgabenstellung : Beweis er-

Wohnhaus,

Es soll im Beweissicherungsverfahren hoben werden durch Einholung eines schriftlichen Sachverständigengutachtens über folgende Beweis

Behauptungen des Antragstellers : Am gesamten Anwesen sind Risse an der Außen – Fassade zu konstatieren. Desweiteren sind starke 40

Schäden im Bereich der Hauseingangsseite durch Nitrat/Sulfat Ausblühungen vorhanden, welch das Mauerwerk massiv schädigen.

Im Bereich der Balkonterrasse – 1. OG. löst sich der Fliesenbelag vom Unterboden ab. Durch Undichtigkeiten sind Schäden am Parkettbelag entstanden. Die genannten Schäden sind noch im Rahmen der 10 jährigen Garantieleistung zu beheben. Ortstermin :

Samstag der 13.10.2010

Anwesende:

Frau Anni Gruber, als Beraterin der Antragstellerin Herr Thomas Kühlwein – als Dipl.Sachverständiger (Baubiologe IBN)

Allgemeine Vormerkung: sich

Bei dem streitgegenständlichen Gebäude handelt es Um ein Wohngebäude in Massivbauweise. Das Gebäude wurde vor ca. 8 – 9 Jahren erbaut.

Örtliche Feststellung: Ortsbegehung

Der Sachverständige hat im Rahmen der ersten Die Flächen visuell und orientierende

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Feuchtemessungen durchgeführt. Umlaufend sind deutliche Rissbildungen zu erkennen.

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Der Sachverständige geht nicht auf jede Schadenstelle ein sondern hat im Gutachten nur einen Abriss der vorhandenen Unzulänglichkeiten abgegeben. Bei Bedarf können hier noch weiterführende Feststellungen getätigt werden. Sämtliche, dem Sachverständigen anlässlich der Ortsbegehung gemachten Angaben über Zustand, Altersangaben, Genehmigungen etc. werden vom Sachverständigen nicht überprüft. Der Sachverständige geht von der Richtigkeit der von den Parteien getätigten Angaben aus. Neben einer ganzen Anzahl von Deckenschubrissen, die durch thermische Veränderung entstehen sind auch weitere riss auslösende Ursachen vorhanden. Der Sachverständige hat keine Bauteilöffnung vorgenommen, geht aber davon aus, dass im Bereich der Deckenauflager keine riss überbrückende Gewebeeinlage in die Putzlagen mit eingearbeitet sind. Diese Gewebeeinlagen dienen zur Aufnahme von Spannungen und verhindern die jetzt aufgetretene und sichtbare Rissbildung. Beim Einbau der Rolladenkästen sind die seitlich überstehenden Aluminium Abschlußschienen auf das Einbaumaß zu kappen. Wird dies wie im vorliegenden Streitfall nicht getan, verursacht die Längenausdehnung der Aluminiumschiene Zwängungen die zum aufplatzen und abreißen des Putzträgers führt. In den vorliegenden Schadensbildern ist dies ganz deutlich zu erkennen Im Eingangsbereich ist ein Regenfallrohr ins Erdreich geführt. Die gemessene Feuchtigkeit ist erheblich abweichend von vermeintlich nicht beschädigten Bereichen. Der Sachverständige geht hier davon aus, dass sich die Rohrführung im Erdbereich gelöst hat und bei Regen Wasser ungeführt an das Gebäude fließt und die jetzt sichtbaren Schäden verursacht. Hier ist dringender Handlungsbedarf gegeben. Im Bereich des Treppenturms sind mehrere Abplatzungen zu konstatieren. Es wurden geringere Durchmesser bei der Bohrung als dann Schlussendlich verwendete Schraubenstärken verwendet. Durch die Zwängung und vermutlich durch eindringende Feuchtigkeit kommt es zu Aufplatzungen.

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Der Terrassenbelag ist undicht und hinterläufig. Teilweise lösen sich Fliesen bereits von selbst. Im Einlaufbereich des Wasserablaufs ist der vorhandene Fliesenkleber schon total zersetzt und mürbe. Hier dringt schon über einen längeren Zeitraum Feuchtigkeit unterhalb dem Fliesenbelag. In wieweit die Abdichtungsebene bereits in Mitleidenschaft gezogen ist, wurde vom Sachverständigen im Rahmen der jetzigen Prüfung nicht bewertet. Im Bereich der Terrassentüre ist keine Stauhöhe, welche vorhandenes Wasser hätte abhalten können vorgesehen. Normalerweise ist hier eine Schwelle mit einer Höhe von 12 cm vorzusehen. Wird dies nicht gewünscht, muss ein bodenbündiger Ablauf installiert sein. All dies ist nicht berücksichtigt. Die gesamte Rissproblematik ist nur durch das komplette Überarbeiten der Fassadenfläche dauerhaft in Gri! zu bekommen. Im Bereich der Terrasse sind gegebenenfalls zusätzliche, statische Maßnahmen erforderlich um ein schieben der Terrassenummauerung zu verhindern. Die Aluminiumschienen der Rolladenkästen sind zu trennen. Danach wird die Gesamtfläche nach entsprechender Vorbehandlung mit einem Armierungskleber, in das ein zugelassenes Armierungsgewebe eingelegt wird, überarbeitet. Auf die Armierungslagen kann dann wie vorhanden ein Filzputz aufgetragen und farblich gestaltet werden. Nur durch die tiefgreifende Maßnahme ist eine dauerhafte Rissvermeidung und Abplatzungen etc. zu verhindern. Bei entsprechender Ausführung im Neubau wäre diese starke Rissthematik zu verhindern gewesen. Die Entwässerung des Regenfallrohrs muss geprüft und gegebenenfalls ausgetauscht werden. Der gesamte betro!ene Bereich muss freigelegt und getrocknet werden. Salzbelasteter Putz muss gänzlich entfernt werden. Nach entsprechender Vorbereitung kann hier dann wieder entsprechend der Verarbeitungsrichtlinien der Verputz mit entsprechenden Abdichtungen aufgebracht werden. Der jetzt vorhandene Fliesenbelag auf der Terrasse ist nicht zu retten. Hier muss der Belag rückgebaut, die Abdichtung

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gegebenenfalls überarbeitet und ein neuer Fliesenaufbau aufgebracht werden. Entsprechende Gefälle hin zum Bodenablauf (2% Neigung) sind vorzusehen.

Bedingt durch Unzulänglichkeiten bereits in der Errichtungsphase sind jetzt gravierende Mängel aufgetreten die nach Ansicht des Sachverständigen vollumfänglich im Rahmen der Gewährleistung nachzubehandeln sind.

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Fallbeispiel 3: Schimmelbefall aufgrund von Baumängeln und aufgrund von Fehlverhalten der Nutzer. Im vorliegenden, sehr speziellen Fall wurde ich bereits vor zwei Jahren zu einer Schimmelsanierung in zwei Bädern gerufen. Diese Sanierung habe ich durchgeführt mit dem schriftlichen Hinweis, dass die Fassade im Außenbereich Risse aufweist und diese dringendst instand gesetzt werden müssen, um einen erneuten Schimmelbefall zu vermeiden. Dieses ist nicht geschehen. Zwei Jahre später wurde ich wieder gerufen, da in den Bädern und im Wäscheraum erneut Schimmelbildung vorlag. Da mir vorgeworfen wurde, eine falsche Farbe verwendet zu haben und dies der Grund für das erneute Auftreten des Schimmels sein sollte, schaltete ich einen Gutachter ein. Dieser stellte fest, dass meine Sanierung und meine verwendeten Materialien völlig korrekt waren, dass aber die Risse in der Fassade, auf die ich schon vor zwei Jahren schriftlich hingewiesen hatte, nur oberflächlich behoben worden waren. Es sind erneut wieder Risse aufgetreten, die eine Sanierung der Fassade in Zusammenarbeit zwischen Gutachter und Malerfirma notwendig machen. Neben den Baumängeln als Ursache für Schimmelbefall kann hier auch ein nutzerbedingtes Fehlverhalten festgestellt werden: Der Schimmelbefall im Bad des Sohnes ist nicht auf Baumängel, sondern auf häufiges Duschen ohne ausreichendes Lüften zurückzuführen. Die hohe Luftfeuchtigkeit schlägt sich als Kondensat auf die Wände sowie auf die Fliesen nieder und begünstigt die Schimmelbildung. Hier ist eine Änderung des Nutzerverhaltens ausschlaggebend für den nachhaltigen Erfolg der Schimmelsanierung.

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Sachverständigen Gutachten 02 / 04 – 11

in Sachen:

N.N.GmbH

gegen:

Bauträger / Planung

wegen:

Beweisverfahren

Objekt:

Wohn und Geschäftshaus / Neubau

Aufgabenstellung: Es soll im Beweissicherungsverfahren Beweis erhoben werden durch Einholung eines schriftlichen Sachverständigen-Gutachtens über folgende Beweisbehauptungen des Antragstellers: Die Ausführungen der Arbeiten sind teilweise Mangelhaft. Es zeigt sich im Bereich der Obergeschoße deutliche Risse welche über das Maß der Toleranz im Hochbau hinausgehen. In zwei Badezimmern sowie im Wäschezimmer innerhalb der Wohnung kommt es zu erheblicher Schimmelpilzbelastung. Dies ist ebenfalls auf bauliche Mängel zurückzuführen.

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Abschließend wäre noch zu erwähnen, dass eine fachgerechte Sanierung nur von einer autorisierten Firma gemacht werden sollte. Diese sollte auch damit einverstanden sein, dass ein zweites Gutachten erstellt wird. Die Problematik des Schimmelpilzbefalls sollte auf keinen Fall auf die leichte Schulter genommen werden, dafür sind die gesundheitlichen Risiken einfach zu groß. Im Anschluss noch ein paar Beispiele, mit welchen gesundheitlichen Risiken sowohl bei der Benutzung der befallenen Räumlichkeiten als auch bei der Sanierung zu rechnen ist. Anhang 1

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Können Schimmelpilze krank machen? Die Sporen der Schimmelpilze gehören zu den wichtigsten Innenraumallergenen. Syncephalastrum In einigen wissenschaftlichen racemasum Untersuchungen konnte nachgewiesen Schimmelpilz im werden, dass Bewohner und Lichtmikroskop bei Arbeitgeber/Arbeitnehmer nach intensivem 400-facher und langem Schimmelpilzkontakt nachweislich ein erhöhtes Gesundheitsrisiko Vergrößerung haben. Schimmelpilze können sowohl körperliche Reaktionen auslösen, wenn sie in entsprechender Häufung auftreten, als auch giftige Verbindungen (Mykotoxine, MVOC). Als typische Erkrankungen bei körperlichen Reaktionen sind zu nennen: Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege Bronchitis Atemnot Husten Fieber Reizerscheinungen der Augen Reizungen der Haut (Neurodermitis) erhöhte Infektanfälligkeit chronischer Erschöpfungszustand Konzentrationsstörungen Muskelschmerzen Magen-Darm-Beschwerden und Allergien

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In einer weiteren Zusammenschau wurden viele Studien zur Auswirkung des Auftretens von Schimmelpilzen im Wohnbereich auf Erkrankungen der Atemwege analysiert. Es wurde ein um den Faktor 1,5 bis 3,5 höheres Risiko für Kinder, die in pilzbelasteten Wohnungen wohnten, errechnet - im Vergleich mit Kindern in nicht mit Schimmelpilzen belasteten Wohnungen. Eine Studie konnte beispielhaft zeigen, dass eine erhöhte Raumluftkonzentration von Penicillium-Arten signifikant mit kindlichem Asthma bronchiale miteinander in Wechselbeziehung stehen. Leider wird eine Schimmelpilzallergie nicht sofort erkannt, da es erst für wenige Schimmelpilze Extrakte für die Allergietestung gibt. Zu den allergischen Symptomen, die durch Schimmelpilze ausgelöst werden, zählen z.B. Rhinitis (heuschnupfenähnliche Symptome), Asthma und allergische Alveolitis (Hypersensitivitätspneumonie). Diese können sich unmittelbar und innerhalb von Minuten nach Sporenkontakt oder erst nach 4 bis 8 Stunden bzw. 24 bis 48 Stunden entwickeln. Rhinitis- und Asthma-Anfälle treten innerhalb weniger Minuten nach dem Kontakt mit Schimmelpilzen auf. Das bedeutet, dass bei bereits sensibilisierten Personen auch geringe Schimmelpilzkonzentrationen, wie sie in niedrig belasteten Innenräumen vorkommen, ausreichend sein können, um allergische Reaktionen (z.B. Asthmaanfälle) auszulösen. (Quelle - SchimmelpilzLeitfaden Innenraumlufthygienekommission des Umweltbundesamtes Berlin). Bestimmte Schimmelpilze, wie z.B. Stachybotrys atra, Aspergillus spp, Penicillium spp., Trichoderma, Paecilomyces können sehr potente Giftstoffe produzieren. Diese sind hauptsächlich in den Sporen enthalten und können unter bestimmten Umweltbedingungen leicht luftgängig werden. In neuesten klinischen Untersuchungen werden nun auch Zeichen einer inhalationsbedingten Intoxikation (= Vergiftung durch schädliche Einwirkung von mikrobiologischen und bakteriellen Giftstoffen) beschrieben. Der Zusammenhang zwischen neurotoxischen Symptomen und dem Vorhandensein von toxinbildenden Schimmelpilzen war Gegenstand vieler Studien. Die 69

sich daraus ergebenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Störungen stellten sich unter anderem durch extreme Müdigkeit und schwere Wahrnehmungsstörungen dar. Übersicht über Krankheiten, die durch Schimmelpilze hervorgerufen werden können: Invasive Aspergillose (IA)

Infektion eines Gewebes durch Aspergillus-Arten

Aspergillom

kugeliges Myzelwachstum in einer Körperhöhlung z. B. Nasennebenhöhlen

Exogen-allergische Alveolitis (EAA)

Chronische Entzündung der Lungenbläschen mit allergischen Reaktionen

Candidiasis

Infektion mit Candida-Hefen

Sick Building Syndrome gebäudebezogene Störung des (SBS) Allgemeinbefindens Zygomykosen

Infektion mit Zygomyzeten

Histoplasmose

Infektion mit Histoplasma capsulatum

Sporotrichose

Infektion mit Sporothrix schenkii

Blastomykose

Mykose durch Blastomyces dermatitidis

Mykotoxikosen

Vergiftung durch Mykotoxine

Endophthalmitis

Infektion/Entzündung der Netzhaut

Konjunktivitis

Infektion/Entzündung der Bindehaut des Auges

Dermatomykose

Hautmykose

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Onychomykose

Nagelmykose

Otomykose oder Otitits externa

Ohrmykose

Phaeohyphomykose

Mykosen durch braun pigmentierte Schimmelpilzhyphen

Chromoblastomykose

Mykosen durch Schwärzepilze mit Knotenbildung in der Unterhaut

Myzetom

Blasige, eitrige Schimmelpilzinfektion des Unterhautgewebes

Subkutane Mykose

Mykose des Unterhautgewebes

Sinusitis

Infektion der Nasen- und Stirnhöhlen

Opportunistische Mykosen

Mykosen, die bei immungeschwächten Personen auftreten

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Blutuntersuchungen: Nachgewiesene ! ! ! ! !

Altenaria alternata Aspergillus fumigatus Aspergillus versicolor Cladosporium cladosporion Cladosporium herbarum

Aspergillus fumigatus

Aspergillus versicolor

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Cladosporium Sphaerospermum 74

Literatur:

Feuchtigkeit und Schimmelbildung in Wohnräumen. Hrsg. v. Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. Berlin. Köllen Druck + Verlag GmbH. Bonn 2010 Frössel, Frank: Schimmelpilze in Wohnungen. Wenn der Pilz zur Untermiete wohnt. Baulino Verlag. Waldshut-Tiengen 2010 Hankammer, Gunter und Lorenz, Wolfgang: Schimmelpilze und Bakterien in Gebäuden. Erkennen und Beurteilen von Symptomen und Ursachen. Rudolf Müller GmbH & Co. Köln 2007 Kühlwein, Thomas: Sachverständigengutachten vom 13. November 2010, vom 02. April 2011 und vom 26. Februar 2012 Lorenz, Wolfgang: Praxis-Handbuch Schimmelpilzschäden. Diagnose und Sanierung. Rudolf Müller GmbH & Co. Köln 2012 Willems, Georg: Schimmelpilze in Innenräumen. Vortrag im Rahmen des Lehrgangs IBN Baubiologie 2011/12 am 06. April 2012 in Schlanders www.arbmed.med.uni-rostock.de/bkvo/m4201.htm, abgerufen am 16.09.2012, 15.00h www.schimmel-schimmelpilze.de/exogen-allergische-alveolitis.html, abgerufen am 16.09.2012, 14.30h

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