gruner gruppe

February 6, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Architektur
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GRUNER GRUPPE

MAILING.  26

MAILING. 26  INHALT NEST – MODULARE TESTPLATTFORM 

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Entwicklung nachhaltiger Gebäudetechnologien Interview mit Prof. Dr. Arno Schlüter, ETH Zürich

«THE CIRCLE AT ZURICH AIRPORT» 

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Grossprojekt setzt neue Massstäbe

LABOR- UND BÜROGEBÄUDE ACTELION 

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Design und Forschung elegant kombiniert

MEHR PLATZ BEI PLANZER 

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Erweiterungsbau verdoppelt Kapazität

AUF INTERNATIONALEM PARKETT ZU HAUSE 

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Mit Erfahrung und kulturellem Fingerspitzengefühl

ABWASSERPUMPANLAGE NORD-JEDDAH 

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76 m tiefe Schlitzwände mit höchster Präzision erstellt

MEHR POWER DURCH MEHR SPEICHER 

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Doppeltes Speichervolumen durch geringe Staumauererhöhung

NACHHALTIGKEIT BEI GRUNER 

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Interview mit Pierre Güntert, Teamleiter Nachhaltiges Bauen

SCHWEIZWEIT ERSTES HYBRIDKRAFTWERK 

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Angebot und Nachfrage intelligent gesteuert

WOHNÜBERBAUUNG STÖCKACKER SÜD 

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Innovative Gebäudetechnik für 2000-Watt-Areal

SOLAR DECATHLON EUROPE 2014 

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Erfolgreiche Nachwuchsförderung

HÖCHSTER TURM DER SCHWEIZ 

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Interdisziplinarität am Grossprojekt Roche-Turm

SKYLINE PARKING 

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Vertikales Parken in 60 Sekunden

RATHAUS TROGEN 

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Historisches Gebäude optimiert und modernisiert

BIEL WESTAST 

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Bauen in innerstädtischer Umgebung

UNTERFÜHRUNG BUSTRASSEE SUMPF 

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Drei Bauweisen für eine Baugrube

PROJEKT DER SUPERLATIVE 

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Brandschutzmandat Toni-Areal

NEUAUFTRÄGE 

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Querschnitt durch aktuelles Portfolio

STANDPUNKT 

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Schweizer Ingenieurkultur gefährdet?

IMPRESSUM MAILING. der Gruner Gruppe, Ausgabe 26/2014, erscheint einmal jährlich Adresse Gruner AG, Gellertstrasse 55, CH-4020 Basel Autoren Mitarbeitende der Gruner Gruppe Redaktion Sabine Rempert, Marketing, Kommunikation, Gruner AG Gestaltung Brenneisen Theiss Communications, Basel Fotos Friedel Ammann, Basel, Ralph Bensberg, Zürich, Lilli Kehl, Basel, Manfred Richter, Reinach

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EDITORIAL

LIEBE LESERIN LIEBER LESER Als Planungsgruppe tragen wir wesentlich zur Gestaltung der unbebauten und bebauten Umwelt von morgen bei. In enger Zusammenarbeit mit Bauherren, Architekten und Fachplanern entwickeln wir nachhaltige Lösungen für Bauvorhaben. Dabei hält uns der kon­tinuierliche Wissenstransfer mit Bildungs- und Forschungsinstitutionen am Puls der Entwicklung. So zum Beispiel im Rahmen des Projektes NEST (Next Evolution in Sustainable Building Technologies). Das modular aufgebaute Gebäude erlaubt, neue Konzepte und Technologien effizient und unter realen Bedingungen zu prüfen. In der Zusammenarbeit mit der ETH Zürich bringen wir unser profundes Praxis- und Simulationswissen in die Planung des Moduls HiLo ein, das den extremen Leichtbau zum Thema hat. Wie wichtig die Kombination von Praxiswissen und angewandter Forschung ist, zeigt das Interview mit Professor Dr. Arno Schlüter (Institut für Technologie in der Architektur, ETH). Dass wir für jede Anforderung eine nachhaltige Lösung finden, beweisen die ausgewählten Bauprojekte auf den folgenden Seiten. Zu unserem Portfolio zählen Projekte aller Dimen­ sionen. Und jedes davon gehen wir mit Engagement und Freude an. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine abwechslungs­ reiche Lektüre.

Flavio Casanova CEO Gruner Gruppe

Gruner aus Sicht des CEO

GRUNER MAILING. 26 

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AN DER

ZUKUNFT BAUEN Ein Grossteil des schweizerischen Energiebedarfs wird durch Gebäude verursacht und Jahr für Jahr werden zehn Tonnen Baumaterialien pro Person verbaut. Innovationen sind gefragt. Das Projekt NEST ermöglicht, solche praxisnah und kosteneffizient zu testen. Die Entwicklung innovativer Konzepte ist in der Baubranche besonders schwierig. Einer­ seits sind sie mit hohen Investitionskosten verbunden, die über lange Zeiträume amorti­ siert werden müssen. Andererseits besteht eine hohe Regeldichte.

Innovationen von morgen heute erleben Als «Zukunftslabor zum Leben und Arbeiten» bietet NEST die Möglichkeit, zukunftsträchtige Bau- und Gebäudetechnologien unter realen Bedingungen bauen, bewohnen, nutzen und wissenschaftlich begleiten zu lassen. NEST wird als Wohnhaus, Büro- und Konferenzgebäude genutzt. Neuartige Materialien und Komponenten sowie innovative Systeme können so unter Alltagsbedingungen auf Herz und Nieren getestet und weiterentwickelt werden.

Innovationsthemen Die experimentellen Wohn- und Arbeitsbereiche sind thematisch ausgerichtet, um gezielte Entwicklungsschwerpunkte zu setzen und Ideenwettbewerbe zu lancieren: – Leichtbauweise – Flexibilität und Ressourcenschonung – Modulares Bauen – kompakt für urbane Verdichtung – Glasarchitektur – Glas als Zukunftsbaustoff – Natürliches Bauen – nachhaltige Lebensqualität – Digitales Wohnen – intelligente Technik – Büro der Zukunft – für kreatives und vernetztes Arbeiten – Solares Fitness/Wellness – Erholung ohne Energieverbrauch

© Empa/Gramazio & Kohler

Um die Innovationsentwicklung zu fördern, braucht es Möglichkeiten, neue Konzepte und Technologien in einem praxisnahen Umfeld zu prüfen. Genau hier knüpft das Projekt NEST (Next Evolution in Sustainable Building Technologies) an. Es handelt sich dabei um eine modulare Forschungs- und Technologie­ transferplattform, welche die Empa* und ihr Schwesterinstitut, die Eawag**, mit Unterstützung der ETH Zürich und der öffentlichen Hand realisieren. Beteiligt sind ebenso Fach­

hochschulen, in- und ausländische Universitäten sowie führende Branchenplayer. Auch die Gruner Gruppe bringt ihr langjähriges Praxiswissen mit ein.

Plug-and-Play NEST besteht aus einem zentralen «Rückgrat» für die tragenden Strukturen und für die Versorgung mit Wasser, Strom und anderen Medien des Demonstrationsgebäudes. An diese Struktur lassen sich rund 50 austauschbare Wohn- und Arbeitsmodule in einer Art Baukastensystem «andocken», wo­durch NEST sich stetig wechselnden Anforderungen anpassen kann und verschiedene Bau­ innovationen langfristig getestet werden können.

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Engagement der Gruner Gruppe Eines der konstruktiv ambitioniertesten Projekte entsteht auf der obersten Plattform: das HiLo-Modul der ETH Zürich, welches sich dem extremen Leichtbau widmet. Federfüh­ rend sind Arno Schlüter und Philippe Block vom Institut für Technologie in der Architektur (ITA). Das zweistöckige «Penthouse der Zukunft» ist als Plus-Energie-Modul ausgelegt, die bautechnischen Lösungen für Dach und Böden werden völlig neu konzipiert. Die Gruner Gruppe bringt ihr profundes Praxisund Simulationswissen in das Modul ein und arbeitet bei der gebäudetechnischen Planung eng mit den Forschenden zusammen. Getreu ihrer Unternehmensvision: Innovativ für die Welt von morgen.

Interview mit Prof. Dr. Arno Schlüter (ETH ITA) und Manuel Frey (Gruner AG) tionellen Holzschalungen kaum Material benötigt, da alle Elemente wiederverwendet werden können. Die adaptive Solarfassade mit Dünnschicht-PV-Zellen ist auf einem Drahtnetz aufgebracht, jedes einzelne Modul wiegt nur wenige hundert Gramm.

Manuel Frey (links) und Prof. Dr. Arno Schlüter im Gespräch.

Wie kam es zu der Idee einer engen Zusammenarbeit zwischen Forschung und Partnern aus der Praxis? Schlüter: Der Impuls kam von uns an der ETH. Wir haben bereits in vorherigen Projekten zwischen Forschung und Anwendung zusammengearbeitet. Mit dem HiLoModul haben wir die einzigartige Chance, Ergebnisse aus der Forschung in einem realen Gebäude umzusetzen. Hierfür brauchen wir Praxispartner, die unsere Ideen verstehen und helfen können, sie optimal umzusetzen. Was ist einzigartig an der Zusammenarbeit im Projekt HiLo? Schlüter: Hervorzuheben ist die enge Verzahnung zwischen unserer angewandten Forschung und dem Praxiswissen der Planer. So erhalten wir schnelles Feedback zu Umsetzung und Detaillierung unserer Ideen. HiLo muss am Ende ein funktionierendes

Wohnmodul sein, in dem man leben und sich wohlfühlen kann. Frey: Durch die intensive Zusammenarbeit können bereits in frühen Planungsphasen Weichen für die effiziente und effektive Umsetzung hoch innovativer System- und Anlagenkomponenten gestellt werden. Dadurch wird ermöglicht, Forschungsideen rasch in der Praxis umzusetzen und in der Realität zu testen. Was sind die Highlights Ihres Moduls? Schlüter: Der Fokus bei HiLo liegt auf extre­ mem Leichtbau: Die Deckenschale wiegt wesentlich weniger als ein konventionelles Dach und braucht so weniger Beton und Stahl, die beide in der Herstellung viel Energie benötigen und Emissionen verursachen. Die Decke wird mit einem Kabelnetz und eingelegten Textilien geschalt, ein neues Verfahren, welches im Vergleich zu konven-

Wieso ist gerade Ihr ETH-Bereich prädestiniert? Schlüter: Am Institut für Technologie in der Architektur (ITA) kommen alle relevanten Kenntnisse und Fähigkeiten für hoch innovative Bauprojekte zusammen. In diesem Projekt arbeiten die Professuren von Philippe Block und mir zusammen, um integrierte, synergetische Lösungen zu entwickeln, beispielsweise für unser Deckensystem. Herr Frey, Ihre Abteilung unterstützt das Projekt bei der Gebäudetechnik­planung und mit Simulationen. Wie profitiert Gruner von der Mitwirkung in diesem Zukunftsprojekt? Frey: Die Mitarbeit an Pilot- und Forschungsprojekten ausserhalb üblicher Denkschemata stärkt unsere Innovationskraft und Wett­ bewerbsfähigkeit. Sie ermöglicht unseren Mitarbeitenden, am Puls von Entwicklungen in der Baubranche zu bleiben. Gruner unterstützt gerne junge Architekten und Inge­ nieure an den Schweizer Hochschulen und setzt damit den Firmengrundsatz «Innovativ für die Welt von morgen» aktiv um. Für Gruner bietet die Zusammenarbeit mit Hoch­ schulen bei Innovationsprojekten eine inspirierende Erweiterung des Blickwinkels.

* Empa: Eidgenössische technische Materialprüfungsanstalt ** E awag: Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz

nest.empa.ch

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Stephan Rutner

Dipl. Architekt FH Senior Projektleiter Gruner AG, Basel

«THE CIRCLE»

© Flughafen Zürich AG

SETZT NEUE MASSSTÄBE

KENNZAHLEN

Grosses braucht die Besten. Deshalb haben sich die ausge­ wiesensten Fachleute zu einem Team zusammengeschlossen, um gemeinsam das Jahrhundertprojekt in der Schweiz, «The Circle at Zurich Airport», zu stemmen. Zusammen mit S+B Baumanagement AG gründete Gruner die Planungsfirma under construction ag.

Eigentümer/Entwickler

Flughafen Zürich AG Co-Investor

Swiss Life AG Architekt

Riken Yamamoto + Field Shop Eröffnung

Das Projektteam S+B Baumanagement AG und Gruner AG wurde von der Flughafen Zürich AG mit der Generalplanung des Gross­ projekts «The Circle» beauftragt. Die zwei erfahrenen Unternehmen konnten die Bauherrschaft in einem mehrstufigen Auswahlverfahren von ihrer Leistungsfähigkeit überzeugen. Geballte Kompetenz In der neu gegründeten under construction ag wird ein Team hoch qualifizierter Fachleute von S+B Baumanagement AG und Gruner AG das Projekt planen. Dabei zeichnet Gruner für die gesamte Palette von Bauspezialisten, welche für ein Projekt in dieser Grösse notwendig 6

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sind, ver­antwortlich. Das umfasst Fachleute aus den Bereichen Architektur/Generalplanung, Haus­technik, Bauingenieurwe­sen, Bau­ physik sowie Si­cherheit und Brandschutz. Der Teufel steckt im Detail Die Bauphase wird mehr als fünf Jahre dauern und von allen beteiligten Fachleuten und Spezialisten ihr ganzes Know-how und Engagement fordern. Per Ende September 2014 wurde das Bauprojekt der Bauherrschaft zur Ausführung übergeben. Aufgrund der Komplexität der Architektur und der damit verbundenen hohen Anforderungen an Design, Ästhetik und Technik wurde in

Geplant 2018 Grundfläche

40 000 m2 Nutzfläche (vermietbar) 2

180 000 m Themenmodule 2

37 000 m

Hotel- und Veranstaltungsbereich 2

46 000 m

Headquarters und Büros 2

76 000 m Parking

18 000 m2

Im März 2012 wurde die Baubewilligung für das grösste Hochbauprojekt der Schweiz erteilt: «The Circle» beim Flughafen Zürich. Im Jahr 2015 folgt der Spatenstich und ab 2018 soll diese aussergewöhnliche Kleinstadt mit den Synergien einer Grossstadt eröffnet werden.

einem für Bauprojekte eher unüblichen, sehr hohen Detaillierungsgrad geplant. So wurden beispielsweise weit über einhundert Details bereits im Massstab 1:10 bzw. 1:5 erarbeitet und koordiniert. Nach Abgabe des Bauprojektes gilt es, für die komplexe Fassade (Closed Cavity = zweischalig, technisch belüfteter Fassadenaufbau) bis Ende 2014 die Ausschreibung zu erstellen. Das Team, bestehend aus Architekten, Fassadenplanern und Spezialisten (Bauphysik), arbeitet derzeit unter Hochdruck an der Erstellung der notwendigen Leitdetails und Leistungsverzeichnisse. Die Fassadenfläche beträgt immerhin rund 90 000 m2, was rund 13 Fussballfeldern entspricht. Parallel zur Fassadenausschreibung wird das Generalplanerteam an weiteren Studien und Varianten zu verschiedenen Teilbereichen im Projekt arbeiten. Ein Grossprojekt stellt grosse Herausforderungen «The Circle» ist für die Bauherrschaft, die Ar­ chitekten und die ausführenden Baufachleute eine einzigartige Herausforderung. under con­ struction ag übernimmt die gesamte Planung und Koordination sämtlicher Aufgaben mit allen beteiligten Spezialisten und garantiert die sorgfältige und effiziente Abwicklung des Projekts. «The Circle» hat eine eigenständige und star­ ke architektonische Identität. Die Architektur wurde in Teamarbeit mit dem japanischen Architekten Riken Yamamoto in Zürich weiter­ entwickelt. Die Zusammenarbeit verlangt von beiden Seiten (Designarchitekt RY/Gene­ral­ planer) einen feinfühligen Umgang in Hinsicht auf den Anspruch einer hochstehenden Architektur und deren Umsetzbarkeit, technisch sowie auch baurechtlich. Die zentrale Aufgabe ist es, das Design und die Qualität des Projektes mit den standortbedingten Ge­

Zürich ein Dienstleistungszentrum mit rund 180 000 m2 Nutzfläche. Von Hotels und Restaurants über Hauptsitz- oder Büroflächen bis zu Event- und Weiterbildungsangeboten bietet «The Circle» einen durchdachten Angebotsmix an einem erstklassigen Standort in Gehdistanz zu den Terminals am Flughafen Zürich. setzen und Normen (CH) und den Regeln der Baukunst in Einklang zu bringen. Durch die räumliche Zusammenarbeit mit den Lead-Design-Architekten aus Japan – welche mit dem Generalplanerteam vor Ort zusam­ menarbeiten – ist der Informationsaustausch mit Riken Yamamoto in Japan sichergestellt. Unterstützend hierzu wurden im Verlaufe des Bauprojektes auch mehrere Workshops (ca. zweimonatlich) – an denen Riken Yamamoto persönlich teilnahm – durchgeführt.

Bei diesem Projekt darf durchaus von einem Grossprojekt gesprochen werden. Im Grunde handelt es sich bei «The Circle» um einen eigenständigen Stadtteil. Die Projektgrösse ist auch für die Gruner Gruppe das «Highlight» in ihrer bisherigen Firmengeschichte. Es handelt sich um ein nicht alltägliches Projekt, welches zumindest in der Schweiz «seinesgleichen» sucht und eine grosse Herausforderung und Verantwor­ tung für alle Projektbeteiligten bedeutet.

Schweizweit einmalig Mit diesem zurzeit grössten Hochbauprojekt in der Schweiz entsteht am Flughafen GRUNER MAILING. 26 

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Hans Bill

Hochbauzeichner Senior Bauleiter Gruner AG, Basel

DESIGN UND FORSCHUNG

ELEGANT KOMBINIERT Die erfolgreiche Realisation eines komplexen Gebäudes bedingt eine ausgewogene Koordination der gestalteri­ schen Ansprüche der Design­ architekten mit den funktio­ nalen und wirtschaftlichen Vorgaben der Bauherrschaft. Ein gutes Beispiel dafür ist das neue Labor- und Büroge­ bäude von Actelion.

Seit der Gründung von Actelion Pharmaceu­ ticals Ltd. im Jahr 1997 begleitet Gruner deren Bauprojekte als Generalplaner. So auch beim neuen Labor- und Bürogebäude H89/ G06, das von Herzog & de Meuron entworfen wurde. In der Verantwortung der General­ planung lag unter anderem die Koordination zwischen den architektonischen und den funk­ tionell bauplanerischen Aspekten. Architektur und Funktion im Einklang Die über die Fassaden auskragenden Geschossplatten sind ein markantes visuelles Merkmal dieses Gebäudes, das durch die feinen Horizontallinien der Geschossplatten eine subtile Gliederung erfährt. Die raumhoch verglasten Fassaden lassen den Innenraum fliessend in den Aussenbereich übergehen. Die umlaufenden Balkone bieten die Möglichkeit für kurze Pausen im Freien und dienen gleichzeitig der einfachen Reinigung der Fassade. Als statischer Sonnenschutz reduzieren sie in Kombination mit der Verjüngung des Gebäudes nach oben die solaren Lasten. Im Gebäudeinnern fällt die wellenförmige Sichtbetondecke auf. In ihr ist die komplexe Haustechnik untergebracht, die so von aussen nicht erkennbar ist. An den Kopfenden aller oberirdischen Geschosse befinden sich Kommunikationszonen. Sie sind mit elegant geschwungenen Wendeltreppen untereinan­ der verbunden. Anspruchsvolle Tragkonstruktion Für die technische Ausführung der architektonischen Ansprüche mussten wir nach flexiblen Lösungen suchen. Insbesondere das komplexe Tragwerk stellte höchste Anforderungen an alle Projektpartner.

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Von der Vision zum Meilenstein Als Generalplaner sind wir auch zuständig für die Ausführungsarchitektur. Dabei sehen wir uns manchmal mit Ideen konfrontiert, für deren Umsetzung noch keine Erfahrungswerte existieren oder die bis ans Limit des Machbaren gehen. Hier sind vor allem unsere Projektleiter als Schnittstelle zwischen Bauherr, Architekt und Ausführenden gefordert. Kreative Zusammenarbeit Eine fundierte Beratung ist das A und O. Wir zeigen zum Beispiel auf, warum etwas technisch nicht umsetzbar ist, und unterbreiten einen realisierbaren Vorschlag. Im Falle des Labor- und Bürogebäudes haben wir zum Beispiel anhand eines detaillierten 1:1-Mock-ups (10 × 10 m) die nötigen Optimierungen mit dem Bauherren und dem Baubegleiter von Herzog & de Meuron besprochen.

In zahlreichen Diskussionen näherten wir uns Schritt für Schritt dem Ziel: der technischen Ausführbarkeit der hohen architektonischen Ansprüche unter Berücksich­ tigung der Funktionalität und der Wirtschaftlichkeit. Innovative Lösungen Solche Entwicklungsprozesse verlaufen nicht immer reibungslos. Aber in der kreativen Auseinandersetzung entstehen innovative Lösungen. Wie für die unglaublich schön geschwungenen Wendel­treppen im Laborgebäude, die mir sehr gut ge­fallen. Dass wir uns immer wieder intensiv und kons­truktiv mit Visionen auseinandersetzen, macht uns letztendlich zum idealen Partner für architek­tonisch anspruchsvolle Bauprojekte.

H89

Laborgebäude 84 390 m3 umbauter Raum Gebäude total 23 252 m2 GF 54 Labore

G06

Bürogebäude 54 880 m3 umbauter Raum Gebäude total 14 924 m2 GF 210 Büroarbeitsplätze

Die Tragstruktur und die Fassade wurden nach funktionalen Abhängigkeiten zu Statik und Haustechnik konzipiert. Dies wird durch die wellenförmigen Deckenquerschnitte erkennbar, welche den Kräfte- und Momentenverlauf der horizontalen und vertikalen Kräfte aufnehmen. Der verstärkte Deckenquerschnitt im Bereich der Stützen gewährleistet die Lasteneinleitung der bis zu 3.25 m auskragenden Geschoss­p latten sowie die Abfangung der versetzten Stützen. Eine besondere Herausforderung stellte die Ausformung der Geometrie der Decken und der Wendeltreppen dar. Diese speziellen Formen der Betonschalungen sind mit vorgefertigten Elementen einer Zimmerei erstellt worden. Weiterer attraktiver Blickfang Die Zusammenarbeit im Team, mit dem Bau­ herren und den Architekten gestaltete sich in diesem Projekt sehr erfreulich. Zudem wur­ den wir innerhalb der Gruner Gruppe in den Bereichen Tiefbau, Vermessung, Tragwerks­ planung, Umwelt, Sicherheit, Brandschutz, Verkehr, Bauphysik und Gebäudetechnik kom­ petent unterstützt. Das Labor- und Bürogebäude ist ein weiterer Blickfang im neuen Actelion Center.

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Sandro Brunella

dipl. Bauing. ETH Abteilungsleiter Tragwerke Gruner AG, Basel

MEHR PLATZ BEI PLANZER

Das Logistikunternehmen Planzer ist auf Expansionskurs. Nur acht Jahre nach Eröffnung des Logistikzentrums in Pratteln wurden die Kapazitäten durch einen Erweiterungsbau mehr als verdoppelt. Das Ingenieurteam von Gruner wurde erneut mit der Tragwerksplanung beauftragt. Da wird der Mensch zum Zwerg: 51 Andockstellen für Lastwagen, zwei zusätzliche Gleisanschlüsse, 14 190 m2 Umschlagfläche, 2280 m2 Bürofläche sowie ein 22 m hohes Hochregallager mit Platz für 27 000 Europaletten. Der neue Erweiterungsbau der Planzer Transport AG ver­ doppelt das Gebäudevolumen des im Jahr 2006 eröffneten Logistikzentrums. Anfang September 2014 wurde der 8-stöckige Logistikanbau im Beisein von 270 geladenen Gästen feierlich eingeweiht.

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Ganz im Sinne der Bauherrin Ein Projekt dieser Grössenordnung ist planungsintensiv. Für die Bauingenieure von Gruner begann die Planung vor rund sechs Jahren. Gefragt war Flexibilität bei gleichzeitiger Präzision der Abläufe. Dem Team ist es gelungen, auch auf kurzfristige Änderungswünsche des Kunden und der Architekten einzugehen. Stets konnten wir intern ge­ nügend Ressourcen aufbringen, um den Bauablauf reibungslos zu bewerkstelligen.

Ein entscheidender Punkt für die Bauherrin war, dass der Betrieb des bestehenden Logistikgebäudes nicht tangiert wurde. Um die ankommenden und wegfahrenden Lastwagen der Planzer Transport AG um die Baustelle herumzuleiten, wurden vorgängig zwei Rampen errichtet. Durch diese in Sichtbetonbauweise errichteten Überfüh­ rungsbauwerke sind die beiden Logistikgebäude heute untereinander erschlossen. Hochregallager als Herausforderung Vor eine schwierige Aufgabe stellte uns das Herzstück des Gebäudes, das Hochregallager. Normalerweise steht ein Hochregallager aufgrund der Sensitivität gegenüber differenziellen Setzungen direkt auf dem Boden. In Pratteln aber steht es im ersten Obergeschoss. Das vollauto­ matisch bewirtschaftete Hochregallager darf sich wegen der sensiblen Fördertechnik nicht verziehen. Dank einer exakten Berechnung der statischen Verformung unter Berücksichtigung sämtlicher Langzeiteinflüsse konnten wir garantieren, dass der Toleranzwert der Verformungen von l/1000 eingehalten wird. Für eine Stahlbetonflachdecke mit einer Spannweite von 8 m und Nutzlasten von 40 kN/m2 ging das an die Grenze der Machbarkeit. Eine ähnliche Lösung ist in der Schweiz nur ganz selten anzu-

Bodenbelastung

40 kN/m

Erweiterungsbau: Länge

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treffen. Besonders an diesem Beispiel zeigte sich, wie gut die Zusammenarbeit funktioniert hat. Das Konzept konn­ te nur in enger Absprache mit der Bauherrschaft und dem Regalplaner erarbeitet werden. Die Erfahrung aus Pratteln wird uns bei ähnlichen Projekten zugutekommen.

155 m 63 m 34 m

Eine mutige Einsparung Die Planzer Transport AG kann nun ihren Kunden Lagerfläche für die unterschiedlichsten Bedürfnisse anbieten. Im Lagergebäude gibt es sowohl eine Tiefkühlzone wie auch Zellen mit Temperaturen zwischen 2 und 8 °C.

Breite

Dass gute Beratung der Bauherrschaft bares Geld bringen kann, zeigte sich bei der umlaufenden Lastwagenrampe. Im Zuge der Rohbauarbeiten schlugen wir vor, entgegen dem Usus auf eine geplante Flüssigkunststoffabdichtung zu verzichten und die rohe Betonplatte als Fahrbahn zu nutzen. Um trotz fehlendem Oberflächenschutz die Qua­ lität dieses Gebäudebereichs sicherzustellen, wurde mit der Bauherrin eine jährliche Begehung im Rahmen eines Wartungsplans vereinbart. Unter dem Strich kommt diese Variante günstiger zu stehen. © Planzer Transport AG

Höhe

Das Beispiel zeigt, dass sich dank offenen Gesprächen neue Lösungen ergeben. Der Projekterfolg basierte da­ rauf, dass Bauherren, Architekten und die am Projekt be­ teiligten Partner am gleichen Strick zogen und sowohl die interne als auch die externe Teamarbeit funktioniert hat.

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Martin Brotzer

dipl. Bauing. ETH Mitglied der Gruppenleitung, Leiter International Gruner AG, Basel

AUF DEM INTERNATIONALEN PARKETT

ZU HAUSE  

Eine erfolgreiche Beratungs- und Planungsleistung für Gross­ projekte in der ganzen Welt erfordert langjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit internationalen Teams sowie kulturelle Sensibilität. Gruner bietet sich als idealer Partner für internationale Bauvorhaben an. Für Unternehmen, die bereits international aufgestellt sind oder sich für ein internationales Bauvorhaben engagieren wollen, sind wir der richtige Projektpartner. Denn der Aufbau von ausländischen Produktionsstätten oder komplexen Hochbauten ist kein leichtes Unterfangen. Andere Randbedingungen und Projektabläufe, länderspezifische Normen und Verordnungen sowie sprachliche und kulturelle Unterschiede erfordern entsprechende Kenntnisse. Indem wir unser Fachwissen, unsere Dienstleistungen sowie unser von Erfahrung geprägtes kulturelles Fingerspitzengefühl geschickt kombinieren, bieten wir dem Bauherrn eine optimale Gesamt­ lösung an.

Internationaler Projektquerschnitt Ob im nahen Europa oder in der fernen Mongolei – wir setzen uns für jedes Projekt mit grossem Engagement und Freude ein. Mit Begeisterung projektieren wir aktuell zum Beispiel ein Kindersportland in St. Corona, Österreich, je eine Zementfabrik in Nigeria und Saudi-Arabien, den Ausbau des Volks­ wagenwerkes in Kaluga, Russland, sowie die Swiss Green Towers in China.

© driendl*architects, Wien

Vielfältiges Leistungsspektrum Dank unserer langjährigen Erfahrung auf dem internationalen Parkett kennen wir uns mit vielen länderspezifischen Gegebenhei-

ten aus. So kann unser Projektmanagement den Bauherrn bereits von der ersten Studie an kompetent beraten und unterstützen. Dies schliesst auch vorgelagerte Abklärungen wie zum Beispiel Baugrunduntersuchungen und Vermessungsarbeiten mit ein. Als Prüfingenieure und Experten werden wir oft von den Bauherrn zur Sicherstellung der vertraglich vereinbarten Qualitätsanforderungen in der Projektierung durch Dritte beigezogen.

Wettbewerb Convention and Exhibition Center in Nanjing, China. Lead driendl*architects, Wien, Österreich.

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Volkswagenwerk in Kaluga, Russland.

Mehrwert Ein günstiger Leistungseinkauf ist nicht ein Garant für eine günstige Realisierung des Bauvorhabens. Nebst Termintreue ist die qualitativ einwandfreie und wirtschaftlich optimierte Projektierungsumsetzung von massgebender Kostenrelevanz. Unsere lang­ jährigen Kunden wissen um unsere Qualität und welchen Mehrwert respektive welche Kostenminderung wir für ihre Bauvorhaben generieren können.

Cane Cekerevac

Dr., dipl. Bauing. EPFL Abteilungsleiter Untertagbau, Geotechnik Stucky SA, Renens

MIT HÖCHSTER PRÄZISION

IN DIE TIEFE Jedes Projekt stellt eine einzigartige Erfahrung dar – das macht unseren Beruf so beson­ ders und weckt Begeisterung. Wir kommen mit interessanten Leuten aus der ganzen Welt in Kontakt und erweitern unser Know-how mit jeder Herausforderung, die wir meistern. So auch bei diesem Projekt, das wir für Abul­ jadayel, eines der grössten Bauunternehmen in Saudi-Arabien, ausführen durften. Die Sicherung der 65 m tiefen Baugruben mit Schlitz­wänden, der aussergewöhnlich grosse Aushub und die spezielle Betonierung der Bodenplatte stellten hohe technische und baulogistische Herausforderungen an alle Beteiligten. Die 76.5 m tiefen Schlitzwände wurden mit höchster Präzision in einem Zug von der Ober­ fläche aus erstellt. Dies war nur mit hoch ent­ wickelten Maschinen, die importiert werden mussten, und erfahrenen Maschinenführern aus Europa möglich. Danach folgte der gigan­ tische Aushub von rund 450  000  m3 Sand, Kies und Sandstein. Die 6 m dicke Bodenplatte erforderte wiederum eine spezielle Bau­ weise: Damit keine Risse entstehen

konnten, wurde sie in neun verschiedene Segmente aufgeteilt und in drei Schichten betoniert. Vor jeder Betonierung wurde die oberste Schicht speziell behandelt. Dank der exakt gesetzten Schlitzwandabschnitte und der geringen Durch­lässigkeit des Untergrundes mussten wir übrigens während der Bauarbeiten nur etwa 10 l Grundwasser pro Minute abpumpen.

Ein weiteres Highlight im internationalen Auftragsportfolio der Gruner Gruppe war das Mandat für die zweittiefste Abwasser­ pumpanlage der Welt in der saudi-arabischen Stadt Jeddah.

Ich blicke mit Stolz auf dieses Projekt zurück, das wir im Oktober 2013 nach fast fünf Jahren Planungs- und Bauzeit erfolgreich ab­ schliessen konnten. Die von Stucky erbrachten Leistungen umfassten die numerische Modellierung der herrschenden Untergrundverhältnisse, die Ausführungsplanung (Sicherung und Aushub), die Projektierung der inneren Konstruktion sowie der Bauten auf den drei Schächten. Unser Know-how und die Erfahrung aus verschiedenen Projekten im Ausland sind sicher mit ein Grund, dass wir bereits mit einem weiteren Projekt in Saudi-Arabien betraut wurden: dem Abwasserstollen in der Stadt Mekka.

KENNZAHLEN

Tiefe

65

 m

Durchmesser

45

 m

450 000

m3

Aushub

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76.5

 m

tiefe Schlitzwände

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Stefan Mützenberg

Dr. sc. nat., dipl. Geologe ETH Mitglied der Gruppenleitung Vorsitzender Geschäftsleiter Stucky SA Stucky SA, Renens

Olivier Vallotton dipl. Bauing. EPFL Projektleiter Stucky SA, Renens

MEHR POWER

DURCH MEHR SPEICHER Es muss nicht immer ein Neubau sein. Bereits eine verhältnismässig geringe Erhöhung einer bestehenden Staumauer kann das Speichervolumen verdoppeln. Das Resultat: Nant de Drance – eines der leistungsfä­ higsten Pumpspeicherkraftwerke Europas. Am Nant de Drance im Kanton Wallis sind die Bauarbeiten für eines der leistungsstärksten Pumpspeicherkraftwerke Europas im Gange. Mit 900 Megawatt Turbinier- und Pump­leis­ tung wird es nach Inbetriebnahme Ende 2018 rund 2.5 Milliarden kWh Spitzenstrom erzeu­ gen. Während der Planungsarbeiten für das unterirdische Pumpspeicherkraftwerk wurde eine Steigerung der Gesamtleistung von 600 auf 900 Megawatt beschlossen. Diese Leistungssteigerung erforderte jedoch die Vergrösserung des Reser­voirvolumens im Oberwasserbecken Vieux Emosson. Stucky

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erhielt das Planungsmandat für die Erhöhung der Staumauer, damit die an­gesteuerte Leistung erbracht werden kann. Von der Schwergewichtszur Bogenstaumauer Im Rahmen der Planungs- und Projektarbeiten erstellte Stucky unter anderem eine digitale 3-D-Modellierung der bestehenden und der erhöhten Staumauer und beurteilte die Auswirkungen auf die übrigen Konstruktionen. Bereits mit einer Erhöhung um 21.6 m auf 76.5 m wird die Verdoppelung des Speicher-

volumens (24.6 Millionen m3) erreicht. Dabei wird der Dammtyp von einer einfach gekrümmten Schwergewichts- zu einer doppelt gekrümmten Bogenstaumauer geändert. Um die korrekte Anschlussgeometrie zu erreichen, musste zuerst der obere Teil der Staumauer abgebrochen werden (15 000 m3). Die Bauarbeiten schreiten gut voran. Der Abschluss ist auf Frühling 2015 geplant.

nant-de-drance.ch

WASSERKRAFT MIT ZUKUNFT Die Energiestrategie 2050 des Bundes setzt unter anderem auf eine ausgewogene Ausschöpfung der vorhandenen Potenziale der Wasserkraft. Wie kann sich die Gruner Gruppe in diese Entwicklung einbringen? Interview mit Dr. Stefan Mützenberg

Stefan Mützenberg, hat die Schweiz noch Potenzial für neue Talsperren? Neue Talsperren werden zurzeit kaum noch erstellt. Das wirtschaftlich rentable Wasserkraftpotenzial in der Schweiz ist zu einem grossen Teil ausgeschöpft. Zudem sind die Anforderungen an Umweltschutz und Erholungsraum höher geworden. Allerdings öffnen sich durch den Gletscherrückzug Geländekammern, die für neue Speicherseen geeignet sind. Bis diese Projekte ausführungsreif sind, wird es aber noch Jahre dauern. Aktuell wird vermehrt auf Um- und Ausbauten gesetzt.

involviert. In den letzten Jahren wurden wir mit Gutachten zu verschiedensten Stauanlagen sowie mit der Ausarbeitung spezifischer Lösungen zur Nachrüstung von Anlagen mit unzureichender Erdbeben- oder Hochwassersicherheit beauftragt. Und wie ist die Lage in Europa und international? In vielen Regionen der Welt ist das ungenutzte Wasserkraftpotenzial noch enorm gross. Stucky ist schon seit Langem in inter­ nationale Wasserkraftprojekte involviert – von Machbarkeitsstudien bis zur Ausführung

«DIE WASSERKRAFT WIRD AUCH IM KÜNFTIGEN MARKT EINE ENTSCHEIDENDE ROLLE SPIELEN, DAMIT DIE HOHE FLEXIBILITÄT UND STETIGE VERFÜGBARKEIT UNSERER STROMVERSORGUNG GARANTIERT WERDEN KANN.»

KENNZAHLEN

76.5 m 70 000 m3 Neue Staumauerhöhe

Betonvolumen

24.6 Millionen m

3

Neues Stauvolumen

1  2 Millionen m

3

Alleine das Mehr an Volumen generiert so viel Strom, dass jede Woche der jährliche Energieverbrauch von 2500 Haushalten in der Schweiz gedeckt werden könnte.

Lässt sich mit den bestehenden Anlagen der steigende Bedarf an Energie decken? Eine Steigerung der Wasserkraftproduktion ist mittels Um- und Ausbauten bestehender Anlagen zu einem gewissen Masse möglich. Zum Beispiel mit dem Einbau von neuen Turbinen und Generatoren mit höherem Wirkungsgrad. Auch die Erhöhung von Staumauern schafft eine Leistungssteigerung und mehr Flexibilität in der Stromproduktion. Stucky konnte unter anderem mit der Erhöhung der Bogenstaumauern Luzzone im Tessin, Cambambe in Angola und aktuell Vieux Emosson im Wallis bereits mehrere solcher anspruchsvollen Projekte zur Ausführung bringen. Viele Talsperren sind seit Jahrzehnten in Betrieb. Wie kann ihre Stabilität und Erdbebensicherheit gewährleistet werden? Die Schweiz hat ein sehr bewährtes Konzept für die Überwachung von Talsperren. Zudem hat der Bund Richtlinien für den Nachweis der Erdbebensicherheit bei bestehenden Stauanlagen herausgegeben. Stucky war bei deren Erarbeitung von Anfang an

und zur Bauleitung. Die lange Tradition und die hohe Qualität der Schweizer Inge­nieur­ dienstleistungen in diesem Bereich sind im Ausland nach wie vor gefragt. Die Expertise von Stucky reicht weit zurück. Wie auch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Gruner. Wie kam es dazu? Unser Firmengründer Alfred Stucky war von 1916 bis 1927 Bauingenieur und später Teilhaber im Ingenieurbüro von Heinrich Eduard Gruner in Basel. In dessen Auftrag entwickelte er eine neue mathematische Berechnungsmethode für Bogenstaumauern. Die Staumauer Montsalvens (1920), ein Planungsauftrag an das Ingenieurbüro Gruner, war die erste Europas, die mit dieser neuen, sicheren Methode berechnet wurde. Bis heute arbeiten unsere Ingenieure in verschiedenen Gremien mit, damit die Berechnungen von Stauanlagen stets mit den neuesten technologischen Entwicklungen und Sicherheitsanforderungen Schritt halten können.

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Pierre Güntert

Dipl. Ing. HTL/FH, Betriebswirtschafter STV Teamleiter Nachhaltiges Bauen Gruner AG, Basel

HEUTE WICHTIG,

MORGEN UMSO MEHR Nachhaltiges Bauen lässt sich nicht mehr auf ökologische Belange reduzieren. Ökonomische und gesellschaftliche Aspekte sind heute genauso wichtig. Nachhaltig Bauen heisst verantwor­ tungsvoll und ganzheitlich denken und handeln.

Pierre Güntert, Sie sind bei der Gruner Gruppe Teamleiter im Bereich Nachhaltiges Bauen. Sind Sie ein Idealist? Ja und Nein. Ja, weil ich mich für Nachhaltigkeitsaspekte starkmache, obwohl mein Tätigkeitsgebiet nicht selten als abgehoben oder sogar als Kür angesehen wird. Nein, weil nachhaltiges Bauen in Projekten und Ausschreibungen zunehmend verlangt wird. Warum ist dieser Aspekt im Bauwesen so wichtig? Die Bauwirtschaft in der Schweiz ist für den grossen Boden- und Ressourcenverbrauch sowie für die Hälfte der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Ein Grund mehr, dass nachhaltiges Denken und Handeln bei Bauvorhaben zum Standard wird. Das heisst also nicht nur «grün», sondern «ganzheitlich» denken und handeln? Der Ursprung des Nachhaltigkeitsgedankens liegt im Umweltbereich. Die Nachhaltigkeitslabels der 1. Generation wie LEED und BREEAM haben ihren Fokus in der Ökologie. Die Labels und Standards der 2. Generation wie DGNB/SGNI oder SNBS beziehen 16

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jedoch gesellschaftliche, prozessorientierte und langzeitökonomische Aspekte (LCC) mit ein. Damit wird dem ganzheitlichen Ansatz einer nachhaltigen Entwicklung besser Rechnung getragen. Wie positioniert sich die Gruner Gruppe gegenüber nachhaltigem Bauen? Als eines der grössten und traditionsreichsten Ingenieur- und Planungsunternehmen in der Schweiz hat die Gruner Gruppe vor drei Jahren mit dem Aufbau des Bereichs gezeigt, dass sie sich der Verantwortung für die Auswirkungen ihres Handelns bewusst ist. Unsere Vision ist, das Gros der Bau­ vorhaben in nachhaltigere Bahnen lenken zu können. Hier setzt auch unser interner Standard an, den wir entwickeln und der in Zukunft bereits in unsere Grundleistungen integriert sein wird. Gruner entwickelt einen eigenen Qualitätsstandard? Wir legen grossen Wert auf ein zukunfts­ fähiges Dienstleistungsangebot. Mit der Anwendung des Gruner Qualitätsstandards wollen wir ganzheitliche Aspekte in fachli-

Gruner Dienstleistungen im nachhaltigen Bauen

– Bauherrenunterstützung Portfolioanalyse, Wettbewerbsvorbereitung, Fachexperte, Bedarfsplanung, Zieldefinition, Planer Ausschreibung – Wettbewerbsunterstützung für Architekten, Generalplaner, Schulung/Sensibilisierung, Erstbeurteilung, Potenzialanalyse, Optimierungsmassnahmen – Ganzheitliche Machbarkeitsstudien Erstbeurteilung, Grob- und Feinanalysen, Szenarien, Energiekonzepte, Zielvereinbarung Nachhaltigkeit – Zielformulierungsprozess Datenmanagement, Moderation, Workshop, Master-Pflichtenheft – Erweiterte Nachhaltigkeitsbegleitung Teamorientiertes Planen, Phasenabschluss, übergeordnete Qualitäts­ sicherung, Projekt-Qualitätsmanagement, Erstbeurteilung, Nachhaltigkeit im Quartierbereich (SMEO) – Zertifizierungsbegleitung Minergie-Eco, 2000-Watt-Areale, SNBS, DGNB/SGNI u.a.m.

Mehrwert durch den Einsatz von Nachhaltigkeits-Tools

«NACHHALTIGES BAUEN IST EINE GRUNDPHILOSOPHIE, EIN PRAGMATISCHER ANSATZ, DER VON DER GANZHEITLICHKEIT UND DER VERANTWORTLICHKEIT FÜR DAS EIGENE HANDELN GEPRÄGT IST.»

– Economic Sustainability Indicator – ESI Nachhaltige Beurteilung von Immobilien mit direkter Verbindung auf Discounted-Cash-Flow-Methode (DCF) – Gutes Innenraumklima – GI Umfangreiche Messungen und Überprüfung im Betrieb mit Zertifizierung für gesundes Innenraumklima speziell in sensiblen Bereichen (Altersheime, Spitäler, Grossraumbüros etc.) – SIA 112/1 Nachhaltiges Bauen – Hochbau Checklisten zur Zielvereinbarung Nachhaltigkeit im Hochbau – SIA 112/2 Nachhaltiges Bauen – Tiefbau und Infrastrukturen Checklisten zur Zielvereinbarung Nachhaltigkeit im Tiefbau und Infrastrukturen (in Vernehmlassung) – Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS)

Pierre Güntert

haltigkeitsberaters bereits beim Projektstart als Teil des Kernteams ausschlaggebend für den Erfolg. Die grossen Weichen für ein zukunftsfähiges Projekt werden in den frühen Phasen gestellt. Nachhaltigkeit lässt sich nicht einfach am Schluss noch «überstülpen».

Pierre Güntert und Roger Minder bilden das Kernteam Nachhaltiges Bauen. Unterstützt werden sie projektspezifisch durch die weiteren Fachteams der Gruner Gruppe.

cher wie auch in prozessbezogener Hinsicht in die täglichen Arbeitsabläufe integrieren und damit gegenüber unseren Mitbewerbern einen Schritt voraus sein. Mit welchen Tools arbeiten Sie heute? Wir arbeiten erfolgreich mit einem inhouse entwickelten Erstbeurteilungsinstrument, das in sehr frühen Phasen zum Einsatz kommt. Für die Zielvereinbarung und für die Qualitätskontrolle arbeiten wir mit Hilfs­ mitteln und Checklisten gemäss SIA112/1, SNBS, DGNB/SGNI, 2000-Watt-Areale usw. Mit der «erweiterten Nachhaltigkeitsbegleitung» unterstützen wir den Kunden auch prozessbezogen. Auf Wunsch bis zur Zertifizierung.

Inwiefern kann der Bauherr von der Nachhaltigkeitsbegleitung durch Gruner profitieren? Einerseits verfügen wir über ein breites Know-how der fachspezifischen Kriterien zur Nachhaltigkeit. Andererseits garantiert ein richtig aufgegleistes Projekt mit klaren, im Team erarbeiteten und gegenseitig getragenen Zielvorgaben einen schlankeren Planungsprozess. Mit entsprechenden Qualitätskontrollen im Projektablauf wirkt das risiko- und kostenmindernd. Wie sieht die ideale Projektmitarbeit aus? Enormer Zeitdruck und eine steigende Komplexität prägen die moderne Projektarbeit. Deshalb ist der Einbezug des Nach­

Welche konkreten Vorteile bietet eine Zertifizierung dem Kunden? Sie führt durch stark kontrollierte Massnahmen zu einigen Features bei der Energie­ effizienz, den Betriebskosten, der Umweltbelastung sowohl im Bau als auch im Betrieb. Nachhaltige Immobilien haben zudem einen höheren Marktwert und können besser vermietet werden. Damit verringern sich der Leerstand und das Investment­ risiko. Nicht zuletzt erhält der Kunde einen Imagegewinn und eine vollständige und umfangreiche Objektdokumentation. Nehmen wir an, der Nachhaltigkeitsgedanke würde in alle Bauprojekte einfliessen. Wie sähe die Welt im Jahr 2050 aus? Es würde sicher weniger gebaut und mehr Bestehendes unterhalten und umgenutzt. Der Hauptteil des Materialeinsatzes stammt aus einem mehrstufigen Recyclingprozess. Gebäude, Quartiere und Städte wären vermehrt energieautark und generieren ihren Energiebedarf im unmittelbaren Umfeld selber. Zunehmend würden Gebäude zu Plus-Energie-Quellen und können überschüssige Energie abgeben. In Zukunft ist mehr Brainleistung und weniger Ressour­ ceneinsatz gefragt.

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Christian Gally

BSc Gebäudetechnik HLK FH Projektleiter Energieanlagen Gruner Gruneko AG, Basel

ANGEBOT UND NACHFRAGE

INTELLIGENT GESTEUERT Im Rahmen der Energiestrategie 2050 des Bundes macht Regio Energie Solothurn mit dem schweizweit ersten Hybridkraftwerk einen wegweisen­ den Schritt. Gruner wurde mit der Vorstudie, der Planung und der Um­ setzung beauftragt.

99.999% aussergewöhnlich hohe

Reinheit des gewonnenen Wasserstoffes.

Mit dem Hybridkraftwerk Aarmatt in Zuchwil werden die unabhängigen Energienetze Strom, Gas und Fernwärme an einem Ort zu­ sammengeschlossen. Die Zielsetzungen sind klar formuliert: das Angebot saisonaler Strom­ speichermöglichkeiten, die Umwandlung von Strom zu Gas sowie der Ausgleich der Prognoseabweichungen beim Stromeinkauf. In einer Vorstudie haben die Spezialisten von Gruner innovative technische Lösungen aufgezeigt und analysiert. Mit dem Einsatz von Wärmezentrale, Blockheizkraftwerk, Elektro­ lyseur (Power-to-Gas) und Speichermöglich­ keiten sollen die Ziele etappenweise bis Ende 2015 erreicht werden. Kombination von effizienten Technologien Zur Unterstützung des Fernwärmenetzes wur­de in einem ersten Schritt eine 6-MWHeizzentrale inklusive dreier Wärmespeicher erstellt. Sie verfügen über eine Kapazität von je 5.5 MWh. In einem weiteren Schritt erfolgt gegenwärtig der Bau des ersten von insgesamt drei geplanten Blockheizkraftwerken mit 1.2 MW Leistung. Dieses wird Wärme und Strom gleichzeitig produzieren. Alle Ener­ gieanlagen zusammen bilden eine leistungsstarke Wärmekraftkoppelungsanlage (WKK). Herzstück des Hybridwerks ist ein PEMElektrolyseur (proton exchange membrane), der in einem Power-to-Gas-Verfahren den

Die Spezialisten von Gruner haben unser interdisziplinäres Projekt­team moderiert und mit ihm Lösungen erarbeitet, haben diese plausi­bilisiert, vertieft und geprüft, was letzt­ lich dazu führte, dass nun alle drei Energieträger auf ideale Weise zusammengeführt werden. Felix Strässle Direktor Regio Energie Solothurn

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überschüssigen erneuerbaren Strom in Was­ serstoff umwandelt. Die PEM-Variante ist gegenüber dem herkömmlichen Alkali-Elektrolyseur wesentlich einfacher im Unterhalt. Weiter sind Massnahmen zur Betriebssicher­ heit (Explosionsschutz) einfacher lösbar. Der generierte Wasserstoff erreicht mit der gewählten Technologie ohne aufwendige Reinigung eine hohe Reinheit (99.999 Prozent). Er lässt sich dosiert ins Gasnetz einspeisen oder im Zwischenspeicher einlagern. Im Kon­ zept angedacht sind weitere Komponenten

wie Methanisierungsanlage, Batteriespeicher oder Druckluftspeicher. Ergänzende Techno­ logien können Power-to-Heat und eine Holzvergasungsanlage sein. Das Pilotprojekt wird sowohl für den Kunden als auch für Gruner wertvolle Erfahrungswer­ te liefern für künftige Projekte im Rahmen der Energiestrategie 2050.

hybridwerk.ch

Jan Voigt

Dipl. Ing. Energie-/Umwelttechnik FH Projektleiter Gebäudetechnik Gruner Roschi AG, Köniz

VIEL VERANTWORTUNG IM NEULAND

Die Siedlung Stöckacker Süd in Bern ist eines der ersten zertifi­ zierten 2000-Watt-Areale. Neben sparsamem Umgang mit Energie sollen auch Abwasser und Biomasse sinnvoll genutzt werden. Die Gebäude­technik stammt von Gruner. Soziale Durchmischung soll in der Siedlung Stöckacker Süd keine leere Floskel bleiben. Anfang dieses Jahres wurde mit dem Bau der 32 Alterswohnungen, 26 Town-Houses sowie 88 Geschosswohnungen begonnen. Die neue Überbauung mit ihren total 146 Wohnungen ersetzt eine sanierungsbedürftige Siedlung mit 106 Wohnungen aus den 1940er-Jahren. In der Pflicht für Nachhaltigkeit Neben sozialen Aspekten legte die Stadt Bern als Bauherrin auch hohe Anforderungen an die Ressourcennutzung fest. Die Gebäude müssen den Standard Minergie ® -P-ECO sowie die Anforderungen der 2000-Watt-Gesellschaft erfüllen. Das Team von Gruner hat die Gesamtprojektleitung Gebäudetechnik inne. Neben der Gesamtplanung und der Koor­ dination der beteiligten Fachleute bedeutet

das in diesem Fall auch: Verantwortung für das Erreichen des Minergie ® -P-ECO-Zertifikats und von Fördergeldern. Innovative Gebäudetechnik Nebst der Nutzung von Erdsondenwärme wird ein Grossteil des Warmwassers mittels Sonnenkollektoren erzeugt. Ausserdem wird überlegt, das anfallende Biogas aus der Biomassenanlage zum Betrieb einer Grillstation zu verwenden. Wir sind stolz auf das Vertrau­en, das der Bauherr mit der Auftragsvergabe in Gruner gesetzt hat. Die hohe architektonische Qualität hat auch die Bevölkerung überzeugt: Die Berner Stimm­ berechtigten haben das Projekt mit grossem Mehr unterstützt. Die ersten Wohnungen sollen 2016 bezogen werden können.

Stichwort 2000-Watt-Areale

Bis zum Jahr 2050 sollen die Gebäude in der Schweiz nur noch halb so viel Energie verbrauchen und 80 Prozent weniger CO 2 verursachen wie heute. Das Zertifikat für 2000Watt-Areale belegt, dass eine Überbauung schon heute diese strengen Ziele erfüllt. Das Zertifikat berücksichtigt zudem die Bereiche Mobilität, Ver- und Entsorgung sowie Management, Kommunikation und Kooperation. Das Label wurde erstmals im September 2012 verliehen. Voraussetzungen sind: ein klar definierter räumlicher Perimeter, eine eigene Identität sowie eine Mindestfläche von 10 000 m2.

KENNZAHLEN Gebäude

3

Wohnungen

146

Heizung

100% Erdsonden und

Wärmepumpe

Immobilien Stadt Bern

Warmwasser

stoeckackersued.ch

2000watt.ch

50% Solarkollektoren 27% Biogas 23% Erdsonden und Wärmepumpe

Strom

1   00% Ökostrom

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Manuel Frey

B. Eng. Gebäudeklimatik Projektleiter Bauklimatik, Simulationen Gruner Roschi AG, Köniz

MY ROOM OUR ROOM YOUR ROOM Zum ersten Mal hatte sich ein Schweizer Team für die Teilnahme am Wettbewerb «Solar Decathlon Europe» qualifiziert. Mit seinem innovativen Architektur- und Gebäudetechnikkonzept «smart sharing» erreichte das Team «Lucerne-Suisse» in der Gesamtwertung den 5. Platz.

Das Team «Lucerne-Suisse» vor seinem Prototyp your+, der im Kleinen repräsentiert, was für das Grosse angedacht ist: Sharing!

Raumtyp III

your room (öffentlicher Bereich)

Raumtyp I

my room © Markus Käch, Hochschule Luzern

(Privatbereich)

Raumtyp II

our room

© Markus Käch, Hochschule Luzern

© Markus Käch, Hochschule Luzern

(halb öffentlicher Bereich)

Die drei entwickelten Raumtypen als Grundlage des Prinzips «smart sharing».

«Entwickeln Sie ein architektonisch und tech­ nisch innovatives, energieeffizientes Solarhaus mit grossem Wohnkomfort.» Dies war die Aufgabenstellung an die 20 internationalen Hochschulteams, die sich für die Teilnahme am «Solar Decathlon Europe 2014» qualifizieren konnten. Das Team «Lucerne-Suisse» konnte mit seinem Gebäudetechnikkonzept des Prototyps your+ überzeugen. Studierende der Hochschule Luzern – Technik & Architektur entwarfen einen Wettbewerbsprototypen, der innovative Bautechnologie mit dem klugen Sharing-Gedanken verbindet. Zusammenarbeit nicht mehr wegzudenken Der Solar Decathlon ist ein anspruchsvoller universitärer Wettbewerb im Bereich des nach­ haltigen Bauens. Er wird jedes Jahr alternierend in Europa und Amerika ausgetragen. Die

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Gruner Gruppe ist seit Jahren Partner der Hochschule Luzern. Als Sponsor und Unterstützer des Teams «Lucerne-Suisse» freuen wir uns auch über die in der Einzelbewertung erreichten Spitzenplätze und gratulieren dem Team zum Wettbewerbserfolg mit seinem zukunftsweisenden Projekt. Am Prototyp your+ hat das Team eindrücklich demonstriert, wie wichtig interdisziplinäre Zu­sammenarbeit für Innovationen für morgen ist. Der Prototyp your+ ist nun auf dem Campus der Hochschule Luzern aufgebaut und steht offen für alle Interessierten. Vision und Konzeptideen sind auf der Website solardecathlon.ch dokumentiert und illustriert. Ein Blick darauf lohnt sich.

KENNZAHLEN

5.

Platzierung des Teams «Lucerne-Suisse»

35

Studierende im Kernteam

30 000

aufgewendete Stunden des Kernteams

1  0

beteiligte Fachrichtungen insgesamt Gebäudetechnik, Bautechnik, Wirtschaftsingenieure, Departement Design + Kunst, Departement Musik

80 000

Besucher des Solar Decathlon Europe 2014

solardecathlon.ch

Laurent Pitteloud

dipl. Bauing. ETH Abteilungsleiter Geotechnik Gruner AG, Basel

René Iten

dipl. Elektrotechniker HF/Wirtschaftstechniker FH Mitglied der Geschäftsleitung Gruner Kiwi AG, Dübendorf/Basel

René Kress

BSc Forst- und Umweltwissenschaften Projektleiter Umwelt Gruner AG, Basel

GELEBTE INTERDISZIPLINARITÄT

AM GROSSPROJEKT Anfang Februar 2011 haben die Bauarbeiten für das Bürohoch­ haus Bau 1 des Pharmakonzerns F. Hoffmann-La Roche AG in Basel begonnen. Nach Fertigstellung des Rohbaus im November 2014 wird der Roche-Turm mit 178 m das höchste Gebäude der Schweiz sein. Die Gruner Gruppe wirkt bei diesem Projekt bereits seit Beginn erfolgreich mit.

Über 9000 Mitarbeitende von Roche arbeiten am Standort Basel /Kaiseraugst sowie an verschiedenen Aussenstellen. Rund 2000 von ihnen werden im Jahr 2015 im Bau 1 auf 35 Stockwerken attraktive Büro­arbeitsplätze mit hohem Standard beziehen können. Im RocheTurm, von Herzog & de Meuron entworfen, sind weiter ein grosses Auditorium mit 500 Sitzplätzen, Kommunikationszonen, ein Mitar­ beiterrestaurant, eine Cafeteria mit Aussen­ terrasse sowie eine Topfloor-Cafeteria geplant. Im Rahmen des Projektes erhielt Gruner das Planungsmandat für die Baugrube und die Fundation, den Abbruch vom Bestand, die Beweissicherung, das Monitoring, die Erschütterungsüberwachung, die Umwelt­ baubegleitung sowie für die Elektrotechnik und die Gebäudeautomation.  >

Gewicht des Turms

210 000 t 178 m 41 2000 Höhe des Turms

© Herzog & de Meuron

Stockwerke

Büroarbeitsplätze ca.

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GEOTECHNIK

Roche baut auf Gruner Die 20 Meter tiefe Baugrube grenzte an drei Seiten direkt an die bestehenden Labor- und Bürobauten. Aufgrund des anstehenden Grund­ wassers und der zu schützenden Nachbargebäude sah das Baugrubenkonzept eine wasserdichte, überschnittene Bohrpfahlwand vor, die von bis zu vier Ankerlagern zurückge­ halten wurde. Dabei konnten wir nach einer intensiven Versuchsphase im Vorfeld der Bau­ ausführung mit der optimalen Lösung rund 200 Anker einsparen. Innerhalb der Baugrube wurde das Grundwasser mittels Filterbrunnen abgesenkt. Nur wenige Millimeter Setzung Ebenfalls im Vorfeld haben wir aufwendige Verformungsberechnungen mittels FE-Methode angestellt. Ziel war, die Beeinflussung der Baugrubenherstellung auf die 62 m hohe Nachbarbebauung, Bau 52, abschätzen zu können. Die Berechnungsergebnisse zeigten zum Teil unzulässige Mitnahmesetzungen, die erst durch Zusatzmassnahmen auf ein akzep­ tables Mass zurückgeführt werden konnten. Feinstzementinjektionen, die in mehreren Durchgängen ausgeführt wurden, in Kombination mit dem Konzept einer verformungsarmen Baugrubenwand, führten zu einem sehr positiven Ergebnis: Der Bau 52 setzte sich nur um wenige Millimeter und erfuhr keine Verkantung.

Erdbebensichere Pfahl-Plattenfundation Nach verschiedenen Variantenstudien entschlossen wir uns im Fundationskonzept für die kombinierte Pfahl-Plattenfundation (KPP). Durch Sondierbohrungen, eine komplexe Mo­ dellierung sowie statische Pfahlversuche er­ hielten wir die nötigen Daten, um die Bettungsmoduli für die Boden­platte (Stahlbeton C30/37, Stärke 1.5–2.5 m) festzulegen und die Pfähle (Betongüte C30/37, 15–24 m) zu bemessen. Die KPP nutzt in optimaler Wei­ se die Fundamentplatte und die 143 Grossbohrpfähle aus, um die Hochhausverformung und die Mitnahmesetzung der Nachbarbebauung gering zu halten. Das optimierte Fun­ dationssystem wurde bisher noch selten in der Schweiz eingesetzt. Dank der KPP reagiert der Baugrund steifer und die Gebäudelast wird sowohl über Bodenpressungen durch die Bodenplatte wie auch über die Pfähle übernommen. Aussergewöhnlich war der Wunsch des Bauherrn, das Hochhaus für ein Erdbeben mit einer

Wiederkehrperiode von 2000 Jahren auszulegen, was weit über die üblichen normativen Anforderungen hinausgeht (üblicherweise werden 475 Jahre zugrunde gelegt). Deshalb musste die kombinierte Pfahl-Plattenfundation des sehr schlanken Hochhauses verstärkt werden. Nichts dem Zufall überlassen Wir haben bei diesem Projekt konsequent Versuche vorgezogen, um die daraus gewon­ nenen Erkenntnisse in die Planung mit einzubeziehen. Dank dieses Vorgehens konnten wir Vorteile für den Bauherrn im Bereich Termine, Kosten und Bauablauf erreichen. Nach der Fertigstellung des Rohbaus werden alle Messergebnisse zur kombinierten Pfahl-Plattenfundation vorliegen, die wir bis zu diesem Zeitpunkt durchführen. Sie werden uns unter anderem wichtige Erkenntnisse für die optimierte Bemessung von wei­ teren Hochhausfundationen in der Basler Molasse oder ähnlichen Baugrundverhältnissen geben.

«WIR KÖNNEN TAGTÄGLICH MITVERFOLGEN, WIE DER ROCHETURM STOCKWERK FÜR STOCKWERK ZUM HÖCHSTEN GEBÄUDE DER SCHWEIZ HERANWÄCHST. WERDEN UNSERE PROGNOSEN ZUM FUNDAMENT DURCH DAS UMFANGREICHE MONITORING BESTÄTIGT, MACHT UNS DAS AUCH EIN BISSCHEN STOLZ.» Laurent Pitteloud

220

Pfähle für die überschnittene Bohrpfahlwand

490 1  43 Anker

© F. Hoffmann-La Roche AG

Grossbohrpfähle mit einem Durchmesser von 1.2 m und einer Länge von bis zu 24m

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ELEKTROTECHNIK, GEBÄUDEAUTOMATION

Hoher Komfort durch individuelle Raumautomation Die Planung der Elektrotechnik und der Gebäudeautomation bei grossen Bauvorhaben wie dem Roche-Turm gestaltet sich sehr komplex. Zum einen bilden die Grösse des Objektes respektive der Umfang des Projektes eine Herausforderung. Zum anderen gilt es, die hohen Ansprüche an die Architektur, die Technik und die Minergie-Bauweise zu erfüllen. Die Gebäudeautomation im RocheTurm umfasst viele verschiedene Technologien und weist eine grosse Integrationstiefe auf. Die Planung erfolgte stets mit Fokus auf die Bedürfnisse der Endnutzer sowie der künftigen Investitions- und Betriebskosten.

Dabei suchte das Team von Gruner immer nach interdisziplinären Lösungen. Gebäude als System im Fokus Die Bürolandschaft im Roche-Turm zeichnet sich durch attraktive Arbeitsplätze mit hohem Raumkomfort und einer grossen Flexibilität aus. Unterstützt wird dies durch ein durchgängiges Gebäudeautomationssystem mit einer individuellen und nutzungsabhängigen Raumsteuerung respektive -regelung. Jeder Mitarbeitende wird Licht, Storen und Temperatur von seinem Arbeitsplatz aus mit beeinflussen können. Um die hohen Anfor-

derungen an die Energieeffizienz, die CO 2 Reduktion sowie an die Nachhaltigkeit zu er­­ füllen, wird der ganze Turm unter anderem mit LED-Leuchten und Präsenzmeldern aus­ge­ stattet. Das Leistungsportfolio im Bereich Elektrotechnik und Gebäudeautomation umfasst für dieses Projekt Variantenstudien, die Entwick­ lung von Konzepten, die Planung der Projekt­ phasen Conceptual Design, Basic Design und Detail Design, die Begleitung der Ausführung (Field Engineering) sowie das Spacemanagement im Bereich Elektro mit 3-D-CAD-Tool.

1   0 000 3   400 2   900 2   000 LED-Leuchten

PIR (davon 2700 DALI)

Storenmotoren

© Herzog & de Meuron

neu designte enOceanRaumbedienungs­geräte plus ca. 500 enOceanTempe­ratursensoren

UMWELTBAUBEGLEITUNG

Von der Planung bis zur Realisierung Ziel unseres Auftrages ist die Sicherstellung und die Dokumentation der Umweltauflagen und der umweltrechtlichen Vorschriften während der Realisierung des Roche-Turms. Dabei ist es uns sehr wichtig, den Bauherrn und die Unternehmer entsprechend zu beraten und eng zu begleiten. Der Fokus des Auftrages liegt auf der Lufthygiene. Die Auflagen der zuständigen Behörde sind aufgrund der innerstädtischen Lage sehr anspruchsvoll. Verlangt werden unter anderem ein erhöhter Staubschutz, der Einsatz von Partikelfiltern auf Baumaschinen und die Reduktion von Transportemissionen durch den Einsatz von Trans­ portfahrzeugen mit Abgasnorm ≥ Euro-5.

Lufthygiene im Fokus Gruner konnte bereits in der Planungsphase mit einem Umweltverträglichkeitsbericht auf die Relevanz im Bereich Lufthygiene eingehen und die Bauherrschaft bei der Erfüllung der ersten Auflagen (Konzeptphase) unterstützen. Für die Ausführungsphase erarbeiteten wir zudem Kontrollpläne, erstellten Instruk­tions­ unterlagen und tätigten, nach Rücksprache mit der Bauherrschaft, Abklärungen mit der zuständigen amtlichen Fachstelle. Um die Anliegen der Lufthygiene sinn­voll platzieren zu können, führten wir vor Baubeginn eine Schu­lung bei den für die Ausführung des Bauwerks verantwortlichen Personen durch.

Gesünder und erträglicher Dass die Einhaltung von Umweltauflagen ver­ meintlich im Konflikt mit dem Terminprogramm und den Baukosten steht, ist bekannt. Für Roche war dies jedoch nie ein Thema. Wenn immer notwendig, konnten wir mit vollster Rückendeckung rechnen. Es ist ein tolles Gefühl, sich bei einem Grossprojekt wie dem Roche-Turm aktiv für den Umweltschutz und die Lufthygiene einsetzen zu können. Wir freuen uns, wenn durch unseren Einsatz die Bauphase für die Mitarbeitenden von Roche, die Anwohnenden und die Arbeiter erträglicher und gesünder gestaltet werden kann. GRUNER MAILING. 26 

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Stefan Nievergelt

dipl. Bauing. ETH, EMBA UZH Abteilungsleiter konstruktiver Ingenieurbau Gruner Wepf AG, Zürich

CLEVER

GENUTZTER PLATZ Der AutoTower ist das neue Wahrzeichen von auto züri west in Schlieren. Das vollautomatische Parkhaus kann bis zu 128 Autos beherbergen. Gruner steuerte die Bauingenieurleistungen für das Tragwerk und die Fundation bei. Parkflächen sind nicht unbedingt das Erste, was einem beim Stichwort «verdichtetes Bauen» in den Sinn kommt. Doch knapper Boden macht auch in diesem Bereich erfinderisch. Der Autohändler auto züri west wollte auf seinem 40 × 80 m grossen Areal in Schlieren expandieren. Mehr als 100 Autos fanden auf der Fläche aber nicht Platz. Zudem suchte das Unternehmen eine Lösung für die Büroräume, die bislang in Containern untergebracht waren. Lösung auf 32 × 24 Metern Mit dem 24 m hohen AutoTower von häfele schmid architekten ag fand sich eine Lösung, die durch ihre Cleverness auf allen Ebenen überzeugt. Zum einen konnte die Kapazität an Parkplätzen auf dem gesamten Areal verdoppelt werden. Zum anderen beherbergt der Turm in seinem Sockelgeschoss von 32 m Durchmesser Büroräume, einen Showroom,

«DIE HOHE KOMPLEXITÄT DIESES PROJEKTES LIEGT IM PERFEKT ABGESTIMMTEN ZUSAMMENSPIEL VON TRAGWERK, MASCHINE UND MENSCH. DIE VOM MASCHINENBAU VERLANGTEN KLEINEN TOLERANZBEREICHE WAREN FÜR DAS TRAGWERK EIN MUSS UND FÜR EIN VOLLUMFÄNGLICH AUTOMATISCH FUNKTIONIERENDES PARKSYSTEM ESSENZIELL.» Stefan Nievergelt

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eine Ein-/Ausfahrbox, eine (in das Parksystem integrierte) Autowaschanlage sowie drei Boxen zur Fahrzeugaufbereitung. Die Dach­ terras­se des ersten Obergeschosses dient ebenfalls als Ausstellungsfläche. Alles in allem: viel neuer Raum für das wachsende Un­ ternehmen. Und ein markanter Blickfang für das Autohaus vor den Toren Zürichs. Effizient ist neben der Platznutzung auch die Beförderungstechnik, die von der Skyline Parking AG stammt. Auf Knopfdruck gelangen die Fahrzeuge automatisch von der Zufahrtsbox im Erdgeschoss auf ihren Stellplatz und wieder zurück. So können die Autohänd­ ler in höchstens 60 Sekunden das gewünsch­ te Objekt quasi aus dem Regal holen. Die Autos können in der Waschanlage im Erdgeschoss ebenfalls automatisch gewaschen werden – eine Nacht würde für alle Fahrzeuge reichen. Konstruktion und Fundation Die exzentrische Position des Turms auf dem Untergeschoss erklärt sich durch das Baurecht: Während auf der Westseite ein Näher­ baurecht besteht, musste auf der Ostseite der übliche Grenzabstand eingehalten werden. Liftgrube, Liftschacht und die Stahlkon­ struktion mit den Plattformen diktierten die Form des Bauwerks. Bauform und Nutzung stellten das Team von Gruner vor anspruchsvolle Aufgaben. Der vieleckige Turm verlangte äusserste Genauigkeit bei Vermessung, Konstruktion und Endmontage. Der Autolift mit den ständigen Lastwechseln stellte zusätzlich zur Wind- und Erdbeben­sicherheit weitreichende Anforderungen an das Tragwerk. Um die Funktionalität des Liftes gewährleisten zu können, musste beim Bau mit den halben der vom SIA vorgegebenen Toleranzen gearbeitet werden.

60

Sekunden So lange dauert der gesamte Parkprozess pro Fahrzeug.

Aufmerksamkeit verlangte auch der Baugrund. Um die Baukosten tief zu halten, wur­ de das Untergeschoss inklusive Liftunterfahrt so klein gehalten wie nur möglich. Somit kam die Fundation des Tragwerkes mehrheitlich in den schlecht tragfähigen Deckschichten zu liegen. Zudem hatte der tiefer befindliche Limmatschotter eine nur sehr geringe Mäch­tigkeit. Neben diesen geo­ technischen Rahmenbedingungen waren auch die vom Maschinenbau geforderten niedrigen Setzungsdifferenzen entscheidend für die Wahl einer Tiefenfundation mittels 75 Injektionsrammpfählen. Der Grundwasserspiegel liegt – 800 Meter vom Limmatufer entfernt – relativ hoch, im Durchschnitt einen halben Meter unter dem Untergeschoss. Bei Hochwasser steht die Liftunterfahrt bis zu einem Meter im Wasser. Im Untergeschoss sind deshalb nur wenige Technik- und Lager­ räume untergebracht. Präzision gefragt Der Zeitplan der Realisierung war ehrgeizig. Vom Spatenstich bis zur Fertigstellung des Beton- und Stahlbaus waren fünf bis sechs Monate vorgesehen.

Der Stahlbau wurde just in time zusammen mit der Fördertechnik und den Parkplattformen aufgerichtet: Wenn jeweils der Stahlbau mit einer Etage fertig war, konnten die Stellplätze und Stellplatzförderer eingebaut werden. Nach der obersten Parketage wurde zunächst der Parklift als eigentliches Herzstück der Anlage montiert. Die Dachkonstruktion mit der Liftüberfahrt konnte auf dem Parkplatz neben dem Turm komplett vormontiert und schliesslich mit dem Kran hochgehoben und platziert werden. Das knappe Zeitbudget erforderte eine enor­ me Präzision punkto Planung, Fertigung und Montage. Der Einbau der Fördertechnik und der Funktionselemente wie Tore, Fahrzeugführung, Sicherheitsbalken usw. musste exakt auf den Baufortschritt abgestimmt werden. Dank gutem Zusammenspiel und offener Kollegialität konnte der AutoTower termingerecht im April 2013 fertiggestellt werden. Danach folgten noch abschliessende Arbeiten an der Parktechnik. Trotz seiner offenen Fassade hat der AutoTower auch den ersten Winter gut überstanden.

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Manuel Streule

dipl. Ing. FH Projektleiter konstruktiver Ingenieurbau Gruner Wepf AG, St. Gallen Niederlassung Teufen

Markus Dierauer

dipl. Bauing. FH Mitglied der Geschäftsleitung Gruner Wepf AG, St. Gallen Niederlassung Teufen

OPTIMIERT UND

MODERNISIERT Historische Gebäude um- und auszubauen, erfordert gute Kenntnisse der Bausubstanz, der Konstruktion und des bau­ physikalischen Verhaltens. Für den Einbau eines Liftes in das über 200-jährige Rathaus in Trogen war Gruner der ideale Partner.

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Herrenhaus – Rathaus – Sitz von Gericht und Polizei. Das altehrwürdige Haus in Trogen (Baujahr 1803–1805) könnte über seine Nutzung viele Geschichten erzählen. Seit Dezember 2013 nun ist das Kantonsgericht von Appenzell Ausserrhoden neuer Hausherr. Im Rahmen einer vorgängigen Optimierung des Gebäudes erhielt Gruner vom Hochbauamt Appenzell Ausserrhoden den nicht alltäglichen Auftrag, einen Lift in das historische Ge­ mäuer einzubauen. Er sollte künftig die sieben Geschosse (UG bis 1. Dachgeschoss) vertikal erschliessen. 3-D-Vermessung als Planungsbasis Um- und Ausbau historischer Gebäude stellen an Planer und Ingenieure spezielle Heraus­ forderungen. Oft gestaltet sich bereits die Grundlagenbeschaffung als schwierig. So auch beim Rathaus Trogen: Dokumentationen der Renovationsarbeiten, die über Jahrhunderte ausgeführt worden waren, existierten nicht; Pläne des Ingenieurs sowie über Materialisierung oder Materialkennwerte fehlten. Wo­rauf sollten wir uns in der Planung beziehen? Die Bauherrschaft fand die Lösung: eine 3-D- Vermessung des Gebäudes. Daraus wurden exakte Pläne erstellt, die uns als Grundlage dienten und die sich bei der Ausführung als erstaunlich genau herausstellten. Bausubstanz und Auflagen mit Tücken Die Bausubstanz des Rathauses konnte anspruchsvoller nicht sein: die Tragwände aus Bruchsteinmauerwerk; die Decken über dem Unter- und dem Erdgeschoss massive Bruch­ steinkreuz- und Tonnengewölbekonstruktio-

trogen.ch

Als Architekt muss ich mich auf meine planenden und ausführenden Projekt­ partner verlassen können. Das Team von Gruner hat die hohen terminlichen, architektonischen und tech­ni­schen Anforderungen optimal erfüllt. Thomas Künzle dipl. Architekt HTL, Gais

nen; die überliegenden Decken massive Voll­ holzdecken. Zudem erhielten wir gewisse Auflagen der Denkmalpflege. Um die optima­ le Vorgehensweise zu eruieren, war ein intensives Variantenstudium nötig. Es zeigte sich, dass in zwei Geschossen gemauerte Kreuzgewölbedecken teilweise oder ganz aus­ gebrochen werden mussten. Ein Gewölbe ersetzten wir durch eine Stahlbetondecke; bei einem anderen musste lediglich ein Betonkranz betoniert werden. Um die bestehen­ den Gipsstuckaturen und Sandsteinböden nicht zu beschädigen, wendeten wir eine spezielle Spriessung an. Aufgrund von Abfangwänden und der veränderten Druckbogenkonstruktion waren zwei Geschosse kom­ plett zu spriessen. Die Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege gestaltete sich über alle Bauphasen hinweg sehr intensiv und kons­ truktiv, sodass wir uns im Falle der Stahlbetondecke einigen konnten. 28 Tonnen am Stück versetzt Für den öffentlichen, hindernisfreien Zugang zum Gebäude sah der Architekt Thomas Künz­ le eine Kombination von Treppe und Rampe vor. Aufgrund der speziellen Geometrie und der hohen Anforderungen an den Sichtbeton gab es nur einen Weg: Wir liessen die 10 m lange Rampe mit einem Eigengewicht von 28 t vorfabrizieren und am Stück versetzen. Gruner war in diesem Projekt für die Statik von Bau-, Montage- und Endzustand verantwortlich.

Vor Überraschungen nicht gefeit Während des ganzen Umbaus zeigten die Projektleiter von Gruner eine hohe Baustellenpräsenz, denn bei historischen Gebäuden ist immer mit Überraschungen zu rechnen. Zum Beispiel stellte sich beim Umbau heraus, dass lokal die Balken der Vollholzdecke komplett durchgefault waren infolge einer undich­ ten Wasserleitung. Und es stellte sich beim Abbruch der Bruchsteingewölbedecke heraus, dass die Bruchsteine so gut ineinander eingepasst worden waren, dass diese nur mit grossem Aufwand auszubrechen waren, und das Gewölbe auch nach grösseren Ausbrüchen noch immer stabil war. Die Leistungen des Gruner Teams umfassten das Vorprojekt inklusive Kostenschätzung, das Bauprojekt inklusive Submission von Baumeister und Holzbauer sowie die erfolgreiche Ausführung bis Ende 2013. Zudem erhielt Gruner den Auftrag für eine vertiefte Erdbebenbeurteilung gemäss SIA 2018, inklusive Ertüchtigungskonzept und Kostenschätzung. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt, der uns sehr wichtig ist: der wertschätzende und sorgfältige Umgang mit dem einmaligen historischen Bestand. In diesem Sinne ist es gelungen, den historischen Bestand weitgehend zu schützen und gleichzeitig den moder­ nen Lift so einzubauen, dass er nicht auffällt.

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Laurent Pitteloud

dipl. Bauing. ETH Abteilungsleiter Geotechnik Gruner AG, Basel

MITTENDRIN

© Tiefbauamt des Kantons Bern

IN DICHT BESIEDELTER UMGEBUNG

Bauen in innerstädtischer Umgebung nimmt aufgrund der infrastrukturellen Bedürfnisse zu. Dass hier unter erschwerten Bedingungen geplant werden muss, zeigt das komplexe Teilprojekt Westast der Umfah­ rung A5 Biel. Gruner ist mit seinen Spezialisten im Planungsmandat involviert. Die steigende Mobilität führt vermehrt zu Engpässen auf Autobahnen in Agglomerationsgebieten. Gut durchdachte, verkehrsoptimierende Infrastrukturprojekte sind gefragt, wie zum Beispiel die Umfahrung A5 Biel. Ihr letzter Teilabschnitt Westast stellt durch seine innerstädtische Lage besondere Anforderungen an die Planung und die Ausführung. Generelles Projekt Westast Das generelle Projekt Westast zeichnet sich durch eine sehr hohe trassierungs- und verkehrstechnische Komplexität aus. Denn einerseits führt die Linienführung durch städtisches Gebiet; andererseits müssen auf einem sehr beengten Raum ein Voll- und ein Halbanschluss konzipiert werden. Von 2010 bis 2012 waren wir hier unter anderem mit einem umfang­reichen Variantenstudium involviert. Anschluss Bienne Centre Innerhalb einer starken Ingenieurgemeinschaft konnten wir nun das Planungsmandat für den Anschluss Bienne Centre gewinnen. Das Projekt umfasst den offenen Vollanschluss im Zentrum von Biel, der die beiden Tagbautunnel City und Weidteile verbindet. Es ist mit Abstand das aufwendigste und komplexeste Bauwerk des A5-Westastes. Mit den Planungsarbeiten konnten wir bereits Anfang Jahr beginnen; die Inbetriebnahme soll ab dem Jahr 2028 erfolgen. 28

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Hohe Anforderungen an die Geotechnik Laurent Pitteloud, was macht den Westast so anspruchsvoll? Die Baugrundverhältnisse sind äusserst schwierig. Der Boden ist sehr weich und wir haben einen hohen Grundwasserstand. Zudem müssen wir die angrenzenden Gebäude sowie die Bahnlinien der SBB und der BTI (Vorortbahn) berücksichtigen. Auch der Baulärm ist aufgrund der dichten Besiedelung ein Thema. Wie begegnen Sie diesen Herausforderungen? Bevor wir überhaupt mit der Planung beginnen können, ist eine aufwendige Grundlagenbeschaffung nötig. Es braucht zahlreiche Besprechungen, denn es gibt viele Schnittstellen und Abhängigkeiten. Zudem müssen wir kon­zeptuell und mittels Simulationen die Techniken eruieren, die den Anforderungen entsprechen. Gibt es keine Standardlösung? Die Verhältnisse sind so spezifisch, dass man kaum auf eine pfannenfertige Lösung zurückgreifen kann. Das Projekt erfordert in allen Bereichen eine exakt darauf zugeschnittene Vorgehensweise. Dafür werden wir intern weitere Kompetenzen involvieren, wie die Bereiche Akustik, Erschütterungsschutz und Monitoring. Und natürlich auch die Bereiche Verkehrsplanung, Umweltbaubegleitung und Vermessung, die ohnehin bereits be­auftragt sind.

Melven Hürlimann

dipl. Bauleiter Tiefbau Senior Bau- und Projektleiter Tiefbau Gruner Berchtold Eicher AG, Zug

UNTENDURCH IM WAHRSTEN SINNE DES WORTES Bauen in schwierigsten Bauverhältnissen ist heute keine Seltenheit mehr. Hier sind flexible und nicht alltägliche Lösungen gefragt, wie zum Beispiel beim Projekt «Bustrassee Unterführung Sumpf». Was haben Taucher auf einer Baustelle zu suchen? Das wird sich so mancher gefragt haben, der die Bauarbeiten an der Unterführung für das neue Bustrassee beobachtet hat. Aber beginnen wir von vorne. Die Baudirektion des Kantons Zug realisierte in den Jahren 2012 bis 2014 eine neue Busverbindung zwischen der Gemeinde Cham und der Stadt Zug. Ein Teilstück bildet die Unterführung zur Unterquerung der SBB-Linie Zug–Affoltern– Zürich im Gebiet Sumpf. Wie der Name im­ pliziert, ist das Bauumfeld auf diesem Gebiet sehr anspruchsvoll. Auch die Bodenverhältnisse waren schwierig. Diese Kombination erforderte ein variantenreiches Vorgehen.

– Auf der unbebauten Seite wurde die Baugrube konventionell mit Spundwänden und mit bis zu drei Spriesslagen ausgehoben. Zwei Sperrwochenenden für die SBB-Linie Eine besondere Herausforderung waren die Arbeiten an zwei Wochenenden, an denen die SBB-Strecke für die Bauarbeiten gesperrt wurde. Das erforderte eine exakte Planung und Terminierung, denn eine Verzögerung hätte massive Kosten generiert. Die Zeit zwi­ schen den Sperrwochenenden haben wir genutzt, um ein ca. 100 t schweres Brücken­ element auf dem Installationsplatz vorzubereiten. Parallel dazu wurden die restlichen Spundwände in den Baugrund eingebracht. Termingerecht konnte das Brückenelement am zweiten Sperrwochenende mit einem grossen Mobilkran auf die vorbereiteten Spundwände, als provisorische Widerlager, versetzt werden.

Länge

Drei Bauweisen für die Baugrube Um das Projekt in den vorgegebenen Umge­ bungs- und Rahmenbedingungen realisieren zu können, wendeten wir drei verschiedene Bauweisen an: – Auf der bebauten Seite wurden die eingesetzten «kurzen» gepressten Spundwände durch eine Jettingsohle als Verbesserung des weichen Baugrundes gestützt. Der anschliessend eingebrachte Unterwasser­ beton diente als Spriessplatte. Bei diesem schwierigen Betoneinbau im Grundwasser kamen Bautaucher zum Einsatz. – Im Bereich der SBB kam die Deckelbauweise zur Ausführung. Dazu wurden während eines Wochenendes 26 m lange Spundwände in den Baugrund einvibriert. Anschliessend wurden die Schutzgerüste beidseitig der Gleise auf vorgefertigte Konsolen montiert.

231 m Breite 6.5 m Lichte Höhe 5 m

Des Rätsels Lösung: Die Bautaucher führten Kontrollarbeiten vor dem Einbringen des Unterwasserbetons durch und verlegten die Bewehrung.

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Florent Lushta

Dipl. Ing. FH Abteilungsleiter Brandschutz, Ingenieurmethoden Gruner AG, Basel

EIN PROJEKT DER SUPERLATIVE Komplexe und innovative Bauvorhaben mit speziel­ len Nutzungen erfordern den frühzeitigen Einbe­ zug erfahrener Brandschutzexperten. Beim Projekt Toni-Areal war Gruner mit einem umfassenden Brandschutzmandat von der Umplanungsphase bis zur Realisierung und zur Inbetriebnahme dabei.

Gruner durfte die Ausführungsplanung, die Umsetzung des Brandschutzkonzeptes sowie die brandschutztechnische Inbetriebnahme beratend und koordinierend leiten. Aufgrund der anspruchsvollen Kombination aus Grösse und Komplexität war es in intensiven Projektphasen, insbesondere während der Inbetriebnahme, notwendig, dass sich rund 10 Mitarbeitende des Geschäftsbereichs Brandschutz gleichzeitig engagierten, um die Projektziele des Brandschutzes zu erreichen. Spezielle Herausforderungen an das Planungsteam Die Integration der bestehenden Tragstruktur mit begrenzter Tragfähigkeit hat das gesamte Planungsteam mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Zum einen musste das neu erforderliche Tragwerk möglichst leicht, überwiegend in Stahlbauweise realisiert und somit brandschutztechnisch aufwendig mit Sonderprodukten wie Spritzputz und Brandschutzanstrich geschützt werden. Zum anderen galt es, auch beim Innenausbau Gewicht zu sparen. Das führte dazu, dass die Neugestaltung überwiegend in einem noch nie dagewesenen Umfang in Trockenbauwei­ se ausgeführt wurde. Bedingt durch diese Bauweise war es äusserst anspruchsvoll, die teilweise konträren Bedürfnisse des Brandschutzes, der Bauphysik und der Akustik in Einklang zu bringen. So kam im Bereich der 30

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Hörsäle, Musikübungsräume oder Konzertsäle eine Vielzahl von aufwendigen Sonderlösungen zum Einsatz. Es mussten im Spannungsfeld zwischen Bauherr, Architekt, Fachplanern und Behörden entsprechend viele Einzelzulassungen erwirkt werden. Hinzu kam die Konzeption der Fluchtwege. Alleine der Schulbetrieb umfasst ca. 5000 Studierende, Dozierende und Mitarbeitende. Dazu kommen die Nutzer der öffentlich zugänglichen Bereiche sowie der Wohnungen. Eine der grössten Herausforderungen war eine architektonische Anforderung: Die Brandschutzmassnahmen sollen so ausgeführt sein, dass sie während des Normalbetriebs möglichst nicht oder wenig erkennbar sind. Besondere Aufgaben erfordern besondere Lösungen Neben den festgelegten Anforderungen war es in diesem Projekt erforderlich, leistungsorientierte innovative Massnahmen – zum Beispiel bei der Auslegung von Alternativkonzepten im Bereich der Entrauchung – zu treffen. Der Nachweis dieser Massnahmen erfolgte mittels moderner Ingenieurmethoden des Brandschutzes. Gruner setzt diese Methoden ein, um sichere, wirtschaftliche und ästhetisch ansprechende Lösungen für den Kunden zu ermöglichen.

Hierbei kamen unter anderem computerbasierte Brandsimulationen zur Beurteilung von Rauchgasausbreitung im Brandfall sowie zur Auslegung der Entrauchungsanlage in der grossen, mehrgeschossigen Kaskade zum Einsatz. Weiter wurden im Zuge der Inbetriebnahme erfolgreich Real-Rauchversuche (Warmrauch­

Von der Industrieanlage zum Hochschul-Campus

Wer kennt es nicht, das Toni-Joghurt im Glas? Erfunden und produziert im grössten Milchverarbeitungsbetrieb Europas, der Toni-Molkerei in Zürich. Seit ihrer Schliessung aus wirtschaftlichen Gründen sind 15 Jahre vergangen. Nach kulturellen Zwischennutzungen und rund sieben Jahren Planungsund Bauzeit hat sich die ehemalige Molkerei zu einem Zentrum für Bildung und Wissenschaft, Kunst und Kultur gemausert. Das gesamte Gebäude wurde im Rahmen einer Neugestaltung und Umnutzung durch das Unternehmen Allreal umgebaut und erweitert. Dazu wurde das Gebäude nahezu vollständig entkernt. Das daraus entstandene Toni-Areal, ein gigantischer Gebäudekomplex, besteht aus einem Hochhaus und einem Flachbau. Entworfen wurde er vom Zürcher Architekturbüro EM2N. Um den Bedürfnissen der allgemeinen sowie der Hochschulnutzung zu entsprechen, wurden inklusive Ausstattung insgesamt über 700 Millionen Franken in das Projekt Toni-Areal investiert.

Auf einer Nutzfläche von über 90 000 m2 sind seit Sommer 2014 zwei Departemente der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) im neuen «Hochschul-Campus» eingemietet. Dazu kommen 100 Wohnungen, mehrere Konzert- und Kinosäle, Aufnahmestudios, ein Parking, Restaurants, Cafés, ein Kinderhort, Werkstätten und vieles mehr. Als eine von vielen architektonischen Besonderheiten ist die mehr­geschossige, sogenannte grosse Kaskade zu erwähnen, welche grosse Gebäudeteile erschliesst und als Begegnungszone dient.

Die Anforderungen an den Brandschutz waren sehr umfangreich und komplex. Die Gruner Brandschutzspezialisten haben dazu innovative Lösungsansätze entwickelt und umgesetzt. Dabei konnte Allreal von der Erfahrung des Gruner Teams aus zahlreichen Grossprojekten enorm profitieren. Pascal Petschen Projektleiter Planung, Allreal Gesamtunternehmung AG

versuche) zur Überprüfung der Wirksamkeit der Entrauchung im Bereich der zweigeschossigen Bibliothek durchgeführt. Mit unserer patentierten mobilen Rauchversuchs­ einrichtung, welche an einer renommierten Prüfanstalt kalibriert wurde, konnten Brand­ szenarien unterschiedlicher Grösse dargestellt werden. Die Energiefreisetzungsraten der Versuchseinheit lassen sich somit auf reale Brandszenarien übertragen. Qualitätssicherung Brandschutz Um sicherzustellen, dass die geplanten Massnahmen aus dem Brandschutzkonzept fachgerecht umgesetzt und somit wirksam werden, war eine Qualitätssicherung Brandschutz unabdingbar. Im Zuge der Ausführung wurden daher mehr als 100 Baustellenbegehungen im Sinne von

Real-Rauchversuche mit patentierter mobiler Einrichtung.

brandschutztechnischen Teilabnahmen durch­ geführt. Viele dieser Teilabnahmen wurden zusätzlich durch die Feuerpolizei und die Feuerwehr begleitet. Nur so konnte angesichts von Gebäudegrösse und -komplexität erreicht werden, dass ein brandschutztechnisch einwandfreies Gebäude entsteht.

Erfolgreicher Abschluss und Folgemandat Dass das komplexe Brandschutzmandat am Ende erfolgreich abgeschlossen werden konnte, ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Zum einen hat das hoch motivierte abteilungsübergreifende Projektteam des Ge­ schäftsbereichs Brandschutz hervorragende Arbeit geleistet. Auch war die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Gruner internen und externen Fachkräften sehr effektiv. Auf der anderen Seite war die enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber, der die Belange des Brandschutzes vorbildlich ernst genommen hat, sowie der Feuerpolizei und der Feuerwehr sehr konstruktiv. So konnten wir sowohl proaktiv als auch zur richtigen Zeit Stossrichtungen vorgeben und Reibungsverluste an vielen schwierigen Schnittstellen vermeiden. Am Ende konnten wir die Konformitätserklärung über die Umsetzung der Brandschutzmassnahmen ausstellen und somit die Bezugsfreigabe durch die Brandschutzbehörde Zürich erwirken. Obwohl es manchmal recht intensiv war, haben wir das anspruchsvolle Mandat mit grosser Freude ausgeführt. Derzeit werden die Vorarbeiten für die Brandschutzbegleitung im Betrieb durch Gruner getroffen.  >

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Achim Ernst

Dipl. Chemie Ing. TU Teamleiter Brandschutz, Brandfallsteuerung Gruner AG, Basel

Brandschutz bis ins Detail geplant Als Planer Brandfallsteuerung war ich dafür verantwortlich, dass die definierten Schutzziele mit Hinblick auf den anlagentechnischen Brandschutz erreicht werden konnten. Die Leistungen meines Teams umfassten – grob zusammengefasst – ein Konzept zur Philosophie der Brandfallsteuerung, die Begleitung der Erstellung der Brandfallmatrix sowie die Planung, die Begleitung und die Dokumentation der integralen Tests. Kleine Matrix – grosser Vorteil Oft wünschen sich Kunden für jeden Raum das optimale Auslösemuster. Aber stellen Sie sich vor, Sie haben mehrere Hundert Auslösemuster, die Sie technisch um­ setzen und warten müssen. Dies wird selbst in einem 90 000 m2 grossen Gebäude wie dem Toni-Areal sehr kompliziert. Deshalb haben wir von Anfang an die Philo­ sophie verfolgt: So einfach und robust wie möglich, nur so differenziert (und damit kompliziert) wie nötig. Allreal hat den Vorteil erkannt und wir konnten eine Brandfallmatrix mit «nur» knapp 70 verschiedenen Auslösemustern erarbeiten.

Türen sind komplexer, als man landläufig meint Eine weitere Herausforderung waren die über 300 brandfallgesteuerten Türen. Sie stellten aufgrund ihrer Funktionsvielfalt ein komplexes Teilobjekt in diesem Gebäude dar. Wir mussten uns mit rund 10 verschieden­en Funktionsmodellen, die unterschiedliche Bedürfnisse deckten, auseinandersetzen. In Zusammenarbeit mit dem Fachplaner konnten wir diese Herausforderungen erfolgreich lösen. Ich war ca. 1.5 Jahre im Projekt involviert. Während der intensivsten und sehr spannenden Phase, die ca. 2 Monate dauerte, war ich quasi nonstop auf der Baustelle. Aber die Zeit war enorm spannend, selbst ich als alter Hase konnte noch dazulernen und aufgrund des Erfolges hat sich der Einsatz sowieso gelohnt.

KENNZAHLEN

ca.

20 000 m2 25 70 1  00 2000 300 40 000 70 Grundfläche der Fluchtwege

über über über

über über ca. über

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Treppenanlagen

Behördensitzungen

brandschutztechnische Abnahmebegehungen Räume

brandfallgesteuerte Türen Brandabschottungen

Entrauchungsanlagen

NEUAUFTRÄGE DER GRUNER GRUPPE Der Querschnitt neuer Aufträge zeigt die Vielfalt unserer Leistungen. ENERGIE

GENERALPLANUNG

KONSTRUKTION

Projektbezeichnung

Projektbezeichnung

Projektbezeichnung

3. RHONEKORREKTION – KNIE VON MARTIGNY

PRIMARSCHULE BETTINGEN – ERWEITERUNG, SANIERUNG UND HARMOS-ANPASSUNGEN

ROCHE – HOME FOR IT, KAISERAUGST

Aufgabe Projektierung der prioritären Sicherungsmassnahmen im Bereich des Knies von Martigny im Rahmen der 3. Rhonekorrektion Auftraggeber Kanton Wallis, Dienststelle für Strassen, Verkehr und Flussbau, Sektion Hochwasserschutz Rhone Projektleiterin Stéphanie André Projektbezeichnung

WASSERKRAFTWERK TSABLARI 2, GEORGIEN Aufgabe Projektierung des Wasserkraftwerkes Tsablari 2 vom Projekt-Review bis zum Ausführungsprojekt; optional Bauleitung und Inbetriebnahme Auftraggeber Georgian Green Power Ltd Projektleiter Sébastien Micheloud

Aufgabe Generalplanerdienstleistungen Auftraggeber Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt, Basel Projektleiter Thomas Bertschmann

Projektbezeichnung

ROCHE KAISERAUGST HIT, BD-CC Aufgabe Neubau Bürogebäude Auftraggeber F. Hoffmann-La Roche AG, Basel Projektleiter Dominic Widmer Projektbezeichnung

MB-MICROTEC, NIEDERWANGEN Aufgabe Umbau/Erweiterung Produktions- und Verwaltungsgebäude, HLKS und Fachkoordination Auftraggeber mb-microtec ag, Niederwangen Projektleiter Matthias Rudin

Bauherrschaft F. Hoffmann-La Roche AG, Basel Projektleiter Reto Troxler Projektbezeichnung

Projektbezeichnung

WOHN- UND GESCHÄFTSHAUS, KORNHAUSGASSE 2, BASEL Aufgabe Gesamtkonzept Auftraggeber UBS Fund Management (Switzerland) AG, Basel

NOVARTIS – WSH 2055, SCHWEIZERHALLE Aufgabe Erdbeben- und Dolinenüberprüfung Auftraggeber Novartis Pharma Schweizerhalle AG, Basel Projektleiter Roland Marty

Projektleiter Jürg Fink

SICHERHEIT INFRASTRUKTUR Projektbezeichnung

GEBÄUDETECHNIK

Aufgabe Neubau von vier fünfgeschossigen IT-Bürogebäuden, Tragwerksplanung

HOCHWASSERSCHUTZ WOHLEN, AUSFÜHRUNG Aufgabe Teilausbau Bünz in Wohlen, mit Brückenbauten Auftraggeber Kanton Aargau Projektleiter Reto Gysin Projektbezeichnung

GESAMTVERKEHRSKONZEPT DIETIKON Aufgabe Entwicklung eines städtischen Gesamtverkehrskonzeptes für die Stadt Dietikon Auftraggeber Stadt Dietikon Projektleiter Marco Richner

Projektbezeichnung

GROSS-WASSERKRAFTWERK LINTHAL Aufgabe Brandschutztechnische Begleitung und Beratung beim Neubau des Wasserkraftwerkes Auftraggeber Astoris GmbH, Dallenwil Projektleiter Sirko Radicke

UMWELT Projektbezeichnung

ZEB OLTEN–AARAU INTEGRALE 4-SPUR (EPPENBERGTUNNEL) Aufgabe Umweltbaubegleitung Auftraggeber SBB Infrastruktur, Projekte Region Olten, Engineering & Bau, Umwelt Projektleiter Daniel Scheidegger

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Flavio Casanova

dipl. Bauing. ETH CEO Gruner Gruppe Gruner AG, Basel

STANDPUNKT

GEFÄHRDET DAS ÖFFENTLICHE BESCHAFFUNGSWESEN

DIE SCHWEIZER INGENIEURKULTUR? Die Schweiz steht vor grossen Herausforderungen. Die Infrastruk­ tur muss erweitert oder saniert werden. Zudem stehen wichtige Fragen im Bereich Energie an. Die Herausforderungen sind insbe­ sondere unter Berücksichtigung knapper Finanzmittel gross. Inge­nieure erarbeiten Lösungen für diese Fragestellungen und sichern die Innovationskraft unseres Landes. Das ist doch wunderbar, werden Sie denken. Aber das ist es eben nicht. Denn der Beruf des Ingenieurs hat in den letzten Jahrzehnten an Attraktivität verloren. Dies, obwohl das Bedürfnis nach seiner Innovationskraft unver­ ändert vorhanden ist. Eigentlich unverständlich angesichts des interessanten, breiten Einsatzspektrums, das dieser Beruf bietet. Anderseits gut nachvollziehbar, wenn man die zwei wesentlichen Entwicklungen im Bau-

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wesen betrachtet: Erstens hat sich seit der Einführung des Vergaberechtes (WTO-Übereinkommen, 1996) die Vergabe der öffent­li­ chen Aufträge verändert. Zweitens haben sich die Baukultur sowie das Innovationsund Leistungsverhalten der Ingenieur- und Planungsbüros einem eher unvorteilhaften Wan­del unterzogen. Drei Thesen sollen dies unter­streichen.

1 Von hoher Qualität zum Mittelmass Vor der Einführung des öffentlichen Beschaf­ fungswesens hat die öffentliche Hand die Planungsleistungsaufträge an ihr bekann­te Firmen vergeben. Vergabekriterien waren die Erfahrungswerte der Vergabebehörde bezüglich Qualität der Firma im angefragten Bereich, das Vertrauen in zur Verfügung stehende Projektleiter sowie die Berücksich­ti­ gung der Kenntnisse der lokalen Planer im Projektgebiet.

Die heute angewendeten Ausschreibungsme­ chanismen fokussieren weniger die Qualität als den Preis: Zum einen werden Referenzen der Schlüsselpersonen und der Firmen, das Qualitätsmanagementsystem und vieles mehr beurteilt. Die Qualität der zu erwartenden Er­ gebnisse der offerierten Teams spielt dabei eine kleine Nebenrolle. Sie kann ja nicht im Voraus gemessen werden. Zum anderen for­ ciert die gesetzlich festgeschriebene Gleichbehandlung beim Vergabeentscheid den reinen Preiswettbewerb. Der Erfahrungswert mit den einzelnen Anbietern erhält kaum mehr Gewicht; die Qualität der Dienstleistung spielt eine untergeordnete Rolle. Und zu guter Letzt wählen, da intellektuelle Dienstleistungen nicht genügend genau beschrieben werden können, die vergebenden Behörden vermehrt die Variante der Stundenausschreibung. Das Nachsehen haben erfahrene Fachleute mit einer raschen Auffassungsgabe. Denn aufgrund ihres effizienten Arbeitens können sie logischerweise we­ niger Stunden verrechnen. Das ist noch nicht alles: In der Regel beziehen diese begabten Ingenieure ein höheres Salär. Zählt nur der (zu) tiefe Stundenansatz und nicht die Anzahl der geleisteten Stunden und die Qua­lität der Arbeiten, sehen sich die Unternehmen nicht mehr in der Lage, in diesem Marktumfeld die besten Spezialisten anzubieten.

2 Von der Innovation zur Demotivation Vor der Einführung des öffentlichen Beschaf­ fungswesens gehörte es zum guten Ruf eines Büros, aus freien Stücken Projektideen zu ent­ werfen und diese den Behörden vorzustellen.

Junge Ingenieure und Planer wurden animiert, Ideen zu generieren und diese gemeinsam mit ihren Chefs weiterzuentwickeln. Die Be­ hörden nahmen die guten Projektideen auf und erteilten auf dieser Basis oft Gesamtauf­ träge. Es herrschte eine kooperative Zusammenarbeit. Das öffentliche Beschaffungswesen lässt die Erteilung von Direktaufträgen auf Basis von unaufgeforderten Projektideen nur in wenigen Ausnahmefällen zu. Ingenieure haben aufgrund der auf Tiefpreise fokussierten Vergabelogik keine Motivation mehr, aus eigenem Ansporn der Gesellschaft innovative Ideen zur Verfügung zu stellen.

3 Von der Vielfalt zur Einseitigkeit Vor der Einführung des öffentlichen Beschaf­ fungswesens besassen Ingenieure vielseitige Referenzen und konnten Ihre Erfahrungen bei zahlreichen verschiedenen Projekten einbrin­ gen. Es war keine Seltenheit, dass ein erfah­ rener Ingenieur sich sowohl mit der Planung und dem Bau von Strassentunnels als auch von Brücken und von Kläranlagen auskannte. Mit der Einführung des öffentlichen Beschaf­ fungswesens wurden die hoch qualifizierten Generalisten zurückgestuft. Bevor ein Auftrag vergeben wird, werden heute beim Gesamtprojektleiter mindestens drei Referenzprojek­ te des angefragten Objekttyps verlangt. Es ist nicht nachvollziehbar, warum ein erfahrener Projektleiter eines Staudammprojektes nicht auch ein Strassenbauprojekt managen könn­te. Mit dieser Vorgehensweise nehmen sich die Auslober die Chance, hocherfahrene,

interdis­ziplinär denkende Pro­jektleiter zu mandatieren. Die Schweiz verliert somit ihre hoch­ gelobte Qualität der guten Generalisten und Projektmanager. Zurück zur guten Ingenieurkultur Zusammenfassend kann man festhalten, dass Qualität, Innovation und Vielseitigkeit verdrängt wurden von einer Tiefpreispolitik und einer demotivierenden Vergabelogik. Kurzfris­ tig gesehen mag die Philosophie profitabel sein. Langfristig wird die Gesellschaft die volks­ wirtschaftlichen Folgen tragen müssen. Die Schweiz hat seit Jahrhunderten einen sehr guten Ruf für Ingenieure in allen Branchen. Mit dem Erlass des Gesetzes zum öffentlichen Beschaffungswesen begann indes die indirekte Gefährdung dieser guten Ingenieur­kul­ tur. Den Erschaffern des Gesetzes mögen die schädlichen Nebenwirkungen damals nicht bewusst gewesen sein. Heute wissen wir alle mehr. Es ist daher höchste Zeit, zu handeln. Denn hervorragende Ausbildungsstätten, Wohlstand und die Erkenntnis, dass ein Land ohne Rohstoffe gezielt in Infrastruk­tur investieren muss, bilden ein fruchtbares Um­ feld für Innovation. Um davon profitieren zu können, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Intellektuelle Dienstleistungen werden künftig unter angemessener Berück­sichti­gung der Qualität und ihres volkswirtschaftlichen Nutzens vergeben; Ingenieur- und Planungsbüros sowie die Verbände übernehmen ihrerseits Verantwortung, damit der Beruf des Ingenieurs an Attraktivität gewinnt. Wir dürfen nicht vergessen: Heute gestalten wir die Umwelt von morgen. Flavio Casanova CEO Gruner Gruppe

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