Investieren als Antwort auf den Klimawandel

January 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Wissenschaft, Umweltwissenschaften, Klimawandel
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08/2015

Nachhaltig investieren als Antwort auf den Klimawandel RobecoSAM setzt sich als Vordenker aktiv mit den globalen Herausforderungen des Klimawandels auseinander und zeigt Investoren gezielte Massnahmen auf, um sich diesem Thema anzunehmen. Im Bereich der fossilen Brennstoffe konzentrieren wir uns auf die effektive und zukunftsorientierte Verminderung des Kohlendioxidausstosses aus unseren Portfolios und suchen nach neuen Wegen, mit Unternehmen einen aktiven Dialog aufzubauen. 1

Im Vorfeld der bevorstehenden Klimakonferenz (UNFCCC ) im Dezember 2015 in Paris, die zu einem globalen Klimaschutzabkommen führen soll, stehen Produzenten von Erdöl, Erdgas und Kohle im Visier von Kampagnen, die Anleger zum Rückzug aus fossilen Brennstoffen aufrufen. Dabei rückt auch die Rolle von Investoren und Vermögensverwaltern ins Rampenlicht. Die Weltbevölkerung wächst, die Durchschnittseinkommen steigen und immer mehr Menschen wollen Zugang zu einem modernen Energiesystem haben. Fossile Brennstoffe tragen am meisten zur Erhöhung der Kohlendioxidkonzentration in der Erdatmosphäre bei. Dessen Niveau ist heute so hoch, dass langfristig schwerwiegende Klimaveränderungen zu befürchten sind. Früher konnte sich das Energiesystem langsam an veränderte Bedingungen anpassen. Änderungen vollzogen sich gewöhnlich über Jahrzehnte hinweg. Das aktuelle Problem erfordert dagegen aufgrund der globalen und langfristigen Auswirkungen des Klimawandels sofortige Massnahmen. Die Investmentbranche hat sich immer noch nicht auf das schier unglaubliche Ausmass dieser Herausforderung eingestellt. Dem Asset Owners Disclosure Project (AODP) zufolge sollen unter den 500 grössten Investoren nur 7 % in der Lage sein, die Emissionen zu berechnen, die mit ihren Portfolios verbunden sind. Lediglich 1,4 % der Investoren haben den Kohlendioxidausstoss ihrer Anlagen gegenüber dem Vorjahr reduziert und knapp 2 % der 2 Investoren haben sich für das kommende Jahr Ziele zur Verringerung der Emissionen gesetzt. RobecoSAM ist der Ansicht, dass der menschenverursachte Klimawandel als grösste und komplexeste gesellschaftliche Herausforderung untrennbar mit anderen Problemen verbunden ist, mit denen wir uns ebenfalls befassen - etwa der Wasserknappheit, der nachhaltigen Agrarwirtschaft und der Ressourceneffizienz. Unser Beitrag zum Klimaschutz soll daher unsere Rolle, unseren Ansatz und unsere Strategien insgesamt widerspiegeln. Der Ansatz von RobecoSAM als Vermögensverwalter wird von unserem Leitbild bestimmt, maximale Erträge bei minimalem Risiko zu erzielen, uns proaktiv mit neuen Fragen auseinanderzusetzen und nachhaltiges Investieren zu fördern. Mehrere unserer thematischen Anlagestrategien berücksichtigen bereits den Klimawandel: Wir suchen und investieren in Unternehmen, die Energie und Rohstoffe effizient gewinnen oder einsetzen. Diesen Ansatz wollen wir jetzt erweitern.

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Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen Asset Owners Disclosure Project, «Global Climate Index 2015»

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Im Juni 2015 trat RobecoSAM der Portfolio Decarbonization Coalition bei. In diesem Rahmen: • • •

prüfen wir die Vorteile eines selektiven Rückzugs aus fossilen Brennstoffen initiieren wir einen aktiven Unternehmensdialog (Engagement) mit den Unternehmen im Energiesektor und konzentrieren uns dabei auf Stromversorger streben wir bis zum 15. Dezember 2015 eine 20-prozentige Reduzierung der Treibhausgasemissionen in unseren breit diversifizierten globalen und europäischen Anlagestrategien an

Grenzen des Rückzugs aus fossilen Brennstoffen Eine mögliche Antwort auf die Klimaproblematik wäre ein genereller Rückzug aus fossilen Brennstoffen. Ein grosses Fragezeichen betrifft dabei die Praktikabilität eines derartigen Schrittes sowie Überlegungen, in der Übergangszeit zu einer kohlendioxidarmen Wirtschaft die richtigen Investmententscheidungen zu treffen. Im Portfoliomanagement setzt der Rückzug aus fossilen Brennstoffen die Anwendung genau definierter Ausschlusskriterien voraus. Dabei standen wir vor der praktischen Schwierigkeit, einen umfassenden, effizienten und einheitlichen Ausschlussfilter zu bestimmen. Als wir einige institutionelle Kunden bei der Erfüllung ihrer eigenen Verpflichtungen in diesem Bereich unterstützten (und dabei analysierten, wie ein stimmiger Devestitionsansatz aussehen könnte) entdeckten wir eine Reihe von Herausforderungen, die für eine vorsichtige Herangehensweise sprechen. Insbesondere die nachstehenden Faktoren sind von grosser Bedeutung: Die grössten fossilen Brennstoffreserven gehören Staaten, nicht Unternehmen: Analysen wie die „CarbonUnderground“-Liste, welche die 100 grössten börsennotierten Eigentümer von Öl-, Gas- und Kohlereserven benennt, sind nützliche Informationsquellen. Allerdings verdeutlichen sie nicht die tatsächlichen Eigentümer der fossilen Brennstoffe. Der erste umfassende Überblick zur geografischen Verteilung ungenutzter fossiler Brennstoffe bei der 3 Begrenzung der globalen Erwärmung auf 2°C wurde im Januar 2015 in Nature veröffentlicht. Den Verfassern zufolge dürften ein Drittel der Erdölbestände, die Hälfte der Erdgasvorkommen und 80 % der Kohlereserven im Zeitraum 2010 - 2050 infolge des Bemühens, den Temperaturanstieg in der Atmosphäre auf 2°C zu begrenzen, ungenutzt bleiben. Diese Öl-, Gas- und Kohlevorkommen würden am ehesten Gefahr laufen, sich in so genannte „Stranded Assets“ (verlorene Investitionen) zu verwandeln, weil sie aufgrund der Klimapolitik nicht mehr wirtschaftlich genutzt werden können. Von diesem Schicksal bedroht sind in erster Linie die Kohlereserven in China, Indien, den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und im Nahen Osten. Auch einige fossile Brennstofflager in den USA und Kanada sind mit diesem Risiko konfrontiert. Angesichts des zu erwartenden zeitlichen Rahmens des Energiewandels dürften die meisten Rohstoffe erst nach 2030 aus regulatorischen oder technischen Gründen „stranden“. Dabei gehören die meisten gefährdeten Ressourcen derzeit immer noch Staaten und nicht Unternehmen.

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McGlade & Ekins: «The geographical distribution of fossil fuels unused when limiting global warming to 2°C» («Die geografische Verteilung ungenutzter fossiler Brennstoffe bei Begrenzung der globalen Erwärmung auf 2°C»), Nature, Ausgabe 517, Januar 2015

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Viele Unternehmen, die einen Bezug zu fossilen Brennstoffen aufweisen, werden zu anderen Sektoren gezählt: Ausschlusskriterien, die einzig auf dem Global Industry Classification System (GICS) basieren, können zwar zahlreiche Unternehmen mit einem Bezug zu fossilen Brennstoffen herausfiltern, aber eine beträchtliche Anzahl von Unternehmen in anderen Unterbranchen können durch diesen Ansatz nur erfasst werden, wenn gleichzeitig andere Unternehmen ausgeschlossen werden, die nichts mit fossilen Brennstoffen zu tun haben. Abbildung 1 illustriert diesen Effekt.

Zahl der Unternehmen

Abbildung 1: Folgen eines umfassenden Rückzugs aus fossilen Brennstoffen im vorgelagerten Bereich in den einzelnen Unterbranchen 80 70 60 50 40 30 20 10 0

Einbezogen Ausgeschlossen

Quelle: RobecoSAM

Geschäftsmodelle stellen eine grössere und unmittelbarere Gefahr dar als „Stranded Assets“: Der Fokus auf „Stranded Assets“ hilft den Unternehmen im Primärenergiesektor derzeit wohl nicht bei der Debatte über fossile Brennstoffe. Die Notwendigkeit, Geschäftsmodelle radikal neu auszurichten, das heisst Unternehmensbereiche zu veräussern, Personal abzubauen, in neue Anlagen (auch alternative Energiequellen) zu investieren, neue Kundensegmente und neue Lieferketten aufzubauen, ist heute die grösste Hürde für den Wandel im Energiesektor. Betroffen sind integrierte Öl- und Gaskonzerne, unabhängige Explorations- und Produktionsunternehmen, Midstream-Infrastrukturunternehmen, Raffineriegesellschaften, Öl- und Gasserviceunternehmen, Bergbaugesellschaften und Transportunternehmen. Die Notwendigkeit erstreckt sich auch auf Stromversorger und potenziell auch auf Automobilhersteller. Der Erfolg der Neuausrichtung dürfte die Renditen von Investitionen in diesen Sektoren wesentlich beeinflussen.

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Wie sind Ausschluss-Kriterien demnach abzugrenzen? Es gilt zu bestimmen, wo in der langen und komplexen Energiewertschöpfungskette die Grenze zu ziehen ist. Abbildung 2 verdeutlicht in einem vereinfachten Schema die Unterschiede zwischen den vorgelagerten (Auffinden, Entwickeln und Fördern) und den nachgelagerten Aktivitäten (Transport, Verarbeitung und Vertrieb) der Öl- und Gaswertschöpfungskette.

Abbildung 2: Verschiedene Ebenen der vor- und nachgelagerten Aktivitäten in der Öl- und Gaswertschöpfungskette

Quelle: RobecoSAM

Die Kohleindustrie stützt sich auf eine kürzere Wertschöpfungskette. Sie besteht ebenfalls aus einem vorgelagerten (Exploration und Abbau) und einem nachgelagerten Segment (Transport), bevor die Kohle zur Stromerzeugung verbrannt wird. Beteiligungen im vorgelagerten Bereich der fossilen Brennstoffe sind relativ einfach zu ermitteln, denn die Unternehmen müssen ihre Reserven angeben und ihre dortigen Tätigkeiten offenlegen. Wesentlich schwieriger ist es jedoch, die Beteiligung von Unternehmen zu bestimmen, die im nachgelagerten Bereich agieren oder den Sektor unterstützen. Bei einigen Unternehmen ist die Grenze klar, bei anderen nicht, weil sie zwar nur zum Teil, aber doch wesentlich an der Wertschöpfungskette der fossilen Brennstoffe beteiligt sind. (Letztlich nehmen wir alle an der Wertschöpfungskette teil, weil wir heizen und Auto fahren.) Welcher Devestitionsansatz auch immer zur Anwendung kommt, Ausschlussfilter müssen eine Schwelle definieren. Wir haben uns für die erste Phase der Verarbeitung oder des Verbrauchs entschieden. Diese Entscheidung mag willkürlich anmuten, weil sie Stromerzeuger, Grossverbraucher, Automobilhersteller und die Konsumenten, die selbst von fossilen Brennstoffen abhängig sind, ausnimmt, ist aber aus pragmatischen Gründen durchaus gerechtfertigt. Im Rahmen unserer Devestitionsanalyse haben wir mit den rund 3‘000 Unternehmen begonnen, die wir im Rahmen des jährlichen RobecoSAM Corporate Sustainability Assessment (CSA) bewerten. Aus Effizienzgründen konzentrierten wir uns auf diejenigen Sektoren mit den engsten Verbindungen zum Primärenergiesektor beziehungsweise dem Rest der Energiewertschöpfungskette. Im vorgelagerten (Upstream) Segment identifizierten wir 182 Unternehmen, von denen 111 zur Unterbranche „fossile Brennstoffe“ nach dem Global Industry Classification System (GICS) gehören, und 81 Firmen, die in andere GICS-Unterbranchen fallen. Im nachgelagerten (Downstream) Segment fanden wir weitere 133 auszuschliessende Unternehmen, von denen 106 zur Unterbranche „fossile Brennstoffe“ gehören und 27, die in andere Unterbranchen fallen. Der Rückzug aus fossilen Brennstoffen setzt ein deutliches Signal für die Anlagepolitik. Unsere Arbeit hat uns geholfen, die Ausschlusskandidaten in einer Reihe von Sektoren zu identifizieren. Es ist jedoch schwierig, einen Ausschlussfilter zu formulieren, der die Akteure mit den höchsten Kohlendioxidemissionen erfasst, und gleichzeitig in sich stimmig ist und auf einer klar definierten Grenze beruht. Zu berücksichtigen wären zudem Faktoren wie das Investieren als Antwort auf den Klimawandel • RobecoSAM • 4

Gesamtvolumen der Devestition sowie mögliche Ungleichgewichte, die dadurch bei der Portfoliokonstruktion entstehen. Infolgedessen bevorzugen wir einen differenzierten Ansatz, der auf einer sorgfältigen Auswahl und weniger strengen Kriterien beruht.

Beginn des aktiven Dialogs mit Unternehmen Eine Reihe grosser Investoren, unter anderen der staatliche Pensionsfonds Norwegens „Norwegian Government Pension Fund Global“ und die kalifornische Pensionskasse „CalPERS“, haben sich für den aktiven Dialog mit Unternehmen entschieden, um dem Klimawandel zu begegnen. Zudem haben beispielsweise der UN Global Compact, die Institutional Investor Group on Climate Change und das Climate Standards Disclosure Board Rahmensetzungen veröffentlicht. Diese gelten als Massstab für einen aktiven Dialog mit Unternehmen aus dem Primärenergiesektor. Solche Ansätze wurden in jüngster Zeit auch von Aktionären aufgegriffen. Die Anteilseigner von Royal Dutch Shell und BP beschlossen im Rahmen der britische Kampagne „Aiming for A“ die Offenlegung der Klimastrategie und der Widerstandsfähigkeit des Betriebsvermögens. Die Generalversammlung von Statoil fasste einen ähnlichen Beschluss. Diese Rahmensetzungen umfassen unter anderem Themen wie: • • • • •

Potenzial für geschäftliche Veränderungen und Systembrüche Bewertung der Geschäftsmodelle, Strategien, Risiken und Chancen Governance und der Standpunkt der Geschäftsführung Offenlegungsrichtlinien Beteiligung an der öffentlichen politischen Debatte

Obwohl sich ein Konsens abzeichnet, wie der Rahmen für einen aktiven Dialog aussehen könnte, müssen die spezifischen Bedingungen dafür noch näher definiert werden. Eine engere Zusammenarbeit zwischen den Investoren dürfte unseres Erachtens sicherstellen, dass die betreffenden Unternehmen ihren Verpflichtungen nachkommen und Aktionärsbeschlüsse unterstützen. Im Automobilsektor, dem Bergbau und der Zementindustrie hat das RobecoSAM Governance & Active Ownership Team bereits einen aktiven Dialog mit Unternehmen aufgebaut und sie zum stärkeren Abbau der Kohlendioxidemissionen veranlasst. Gegenwärtig zielt das Team in dieser Frage auf zwei weitere wichtige Sektoren. Die Stromversorgung haben wir gewählt, weil regulatorische Änderungen bereits einen starken Druck auf deren Geschäftsmodelle ausüben. Die Langlebigkeit von Kraftwerken führt dazu, dass viele Investitionen frühzeitig unwirtschaftlich werden. Im Rahmen unseres Dialogs fördern wir die Einführung aktiver, ambitionierter Umweltstrategien, die operative Exzellenz bei der thermischen Stromerzeugung, eine innovative Neuausrichtung des Geschäftsmodells und die Beteiligung an der öffentlichen politischen Debatte. Wir erwarten, dass die Stromversorger auch aktive Schritte zur Dekarbonisierung ihrer Stromerzeugung unternehmen. Im Bereich der Einzelhandels-Immobilienfonds (REITs) richtet sich unser Engagement-Programm auf Klimaschutz, Betriebszulassung („license to operate“), Umweltmanagementsysteme, die Beziehung zwischen Eigentümer und Nutzern, und die Reduzierung des Energieverbrauchs und der Kohlendioxidemissionen.

Dekarbonisierung des Portfolios Im April 2015 startete RobecoSAM eine Impact Investing-Plattform mit einem Environmental Impact Monitoring Tool - der ersten „Impact Investing“-Lösung von RobecoSAM. Zweck des Environmental Impact Monitoring Tool ist es, die Umweltauswirkungen von Portfolios aus börsennotierten Aktien und Unternehmensanleihen zu quantifizieren, zu kommunizieren und zu optimieren. Gemessen werden Treibhausgasemissionen, Energieverbrauch, Wasserverbrauch und Abfallaufkommen. Ausgangspunkt des Environmental Impact Monitoring Tool ist das RobecoSAM Corporate Sustainability Assessment (CSA), eine jährliche Nachhaltigkeits-Bewertung von mehr als 3‘000 börsennotierten Unternehmen. Mithilfe des CSA konnten wir in den letzten 15 Jahren eine der weltweit grössten Datenbanken zum Thema Corporate Sustainability - mit wichtigen Umwelt- und Sozialindikatoren für jedes Unternehmen - erstellen. Sie bildet die Grundlage für die Messung, Überwachung und Steuerung der Umweltauswirkungen eines Anlageportfolios.

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Basierend auf diesen Daten wird der ökologische Fussabdruck aller Titel eines Portfolios bestimmt. Bei Treibhausgasen messen wir die direkten Emissionen aus Quellen, die dem Unternehmen gehören oder die von ihm kontrolliert werden (Scope-1-Emissionen), sowie die indirekten Emissionen aus der Erzeugung zugekaufter Elektrizität oder Wärme (Scope-2-Emissionen). Die Umweltbelastung durch die einzelnen Titel im Portfolio wird auf Basis des Gesamtkapitals (Unternehmenswert) sowie der jeweiligen Beteiligung im Portfolio bestimmt. Das bedeutet, dass wir das Environmental Impact Monitoring Tool sowohl für Aktien- als auch für Anleiheportfolios verwenden können. Anhand der Umweltbelastung durch die einzelnen Unternehmen wird dann die Gesamtauswirkung des Portfolios ermittelt. Eine Attributionsanalyse in Bezug auf die ausgewählte Benchmark des Portfolios hilft zu bestimmen, ob die Umweltauswirkungen des Portfolios auf die Sektorallokation oder die Titelauswahl zurückzuführen sind. Die Grafik in Abbildung 3 zeigt eine solche Zuweisung für ein Musterportfolio.

Abbildung 3: Beispiel Sektorattribution Treibhausgasemissionen – Scope 1 & 2

Aktive Gewichtung

Allokation

Selektion

Wechselwirkung

Total

Nicht-Basiskonsumgüter Basiskonsumgüter Energie Finanzwesen Gesundheit Industrie Informationstechnologie Grundstoffe Telekommunikationsdienste Versorger Total

Quelle: RobecoSAM

Unsere Arbeit hat ergeben, dass man sich zwecks Dekarbonisierung eines Portfolios auf eine kleine Zahl von Sektoren und Unterbranchen konzentrieren sollte, die in einem typischen Aktienportfolio rund 80 % der Treibhausgasemissionen ausmachen. Wie in Abbildung 4 dargestellt, bilden die Versorgungsunternehmen aufgrund der Verbrennung von Kohle und Erdgas zur Stromerzeugung den bedeutendsten Sektor. An zweiter Stelle steht der Rohstoffsektor wegen des hohen Verbrauchs zugekaufter Energie sowie der Nebenprodukte von industriellen Verfahren. Wir identifizierten zudem Unternehmen, die fossile Brennstoffe produzieren, als verantwortlich für einen wesentlichen Anteil an den direkten oder indirekten Treibhausgasemissionen.

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Abbildung 4: Quelle von Treibhausgasemissionen im MSCI World Index

Treibhausgasemissionen (t CO2 / Mio. USD EV) Rest 21% Versorger 33%

Transport 11%

Energie 12%

Rohstoffe 23%

Quelle: RobecoSAM

Wenn es darum geht, in einem Portfolio auf der Basis des MSCI World Index den Kohlendioxidausstoss wesentlich zu reduzieren, sollten Unternehmen, die in den vier am stärksten exponierten Sektoren den höchsten Beitrag zu den Kohlendioxidemissionen leisten, durch weniger emissionsintensive Unternehmen ersetzt werden.

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Abbildung 5 illustriert anhand eines Musteruniversums von 1'600 Aktien, das auf dem MSCI World Index basiert, wie dies in der Praxis funktioniert. Sie zeigt, wie sich die Anhebung der Schwelle für die Spitzentitel in ihrer Klasse („Bestin-Class“) in den vier Sektoren, die fossilen Brennstoffen am stärksten ausgesetzt sind – Versorger, Rohstoffe, Energie und Transport – auf das Treibhausgasprofil des gesamten Portfolios auswirkt. Die waagrechte Achse zeigt den Anteil der Papiere, die wir aus diesen Sektoren ausgeschlossen (im Bereich von 0 – 100 %) und durch Aktien mit geringeren Treibhausgasemissionen ersetzt haben. Der Kurvenverlauf verdeutlicht die Verminderung der Treibhausgasemissionen für das gesamte Portfolio, die mit den einzelnen Schwellen für die Spitzentitel erreicht wird und ist auf der linken Achse abzulesen. Die Säulen illustrieren die Gesamtzahl der Aktien aus den vier Hauptsektoren, die wir aus dem Portfolio entfernt haben, sowie die Zahl der Aktien, die im Anlageuniversum verbleiben.

90%

1800

80%

1600

70%

1400

60%

1200

50%

1000

40%

800

30%

600

20%

400

10%

200

0%

Zahl der ausgeschlossenen Titel

Auswirkungen: Verminderung von Treibhausgasemissionen

Abbildung 5: Auswirkungen des „Best-in-Class“-Ansatzes zur Dekarbonisierung eines auf dem MSCI World Index aufgebauten Portfolios

0

Schwelle für den Ausschluss aufgrund von Treibhausgasemissionen Auswählbare Aktien Zahl der ausgeschlossenen Aktien aus vier Schlüsselsektoren Impact: Verminderung von Treibhausgasemissionen Quelle: RobecoSAM

Es genügt, 10 % der Unternehmen mit den höchsten Treibhausgasemissionen aus wenigen Branchen (die fossilen Brennstoffen am stärksten ausgesetzt sind) auszuschliessen, um die spezifischen Treibhausgasemissionen eines auf dem MSCI World Index aufgebauten Portfolios um 20 % zu senken. Mit einer massvollen Anpassung der Portfoliokonstruktion kann also eine deutliche Dekarbonisierung erzielt werden. Dabei wird die Sektorallokation des Portfolios insgesamt kaum verändert und das Risiko-Rendite-Profil infolgedessen nicht modifiziert. Die Dekarbonisierung erfolgt durch den Ausschluss der grössten Treibhausgasemittenten, ohne das Gleichgewicht des Portfolios zu zerstören, wie dies bei einem vollständigen Rückzug aus fossilen Brennstoffen der Fall wäre. Ferner untersuchen wir, wie sich die einzelnen Unternehmen mit dem Klimawandel auseinandersetzen, um die eher qualitativen Aspekte zu verstehen, die zur Kohlendioxidbilanz eines Portfolios beitragen. Wir wollen vorausschauend handeln und Unternehmen würdigen, die konkrete und überzeugende Pläne zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen haben. Dank der Nachhaltigkeitsbewertung auf Basis des CSA verstehen wir, wie die Unternehmen im Hinblick auf Klimaschutz und Kohlendioxidmanagement einzustufen sind.

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Fazit Der Klimawandel ist die grösste und komplexeste Herausforderung der Gegenwart und hängt mit vielen anderen Nachhaltigkeitsfragen zusammen. Geleitet von den Prinzipien des nachhaltigen Investierens, nehmen wir die Herausforderung des Klimawandels an und setzen uns mit diesem Thema proaktiv auseinander: •

Mit unserer unternehmenseigenen Corporate Sustainability Assessment-Datenbank und unserem neu eingeführten Environmental Impact Monitoring Tool reduzieren wir die Kohlendioxidbilanz unserer KernAnlagestrategien deutlich und kontrollieren zugleich die Sektorallokation sowie das Risiko-Rendite-Profil. Die Dekarbonisierung stützt sich auf die systematischen Messung, Steuerung und Überwachung der Kohlendioxidemissionen, die mit diesen Portfolios verbunden sind.



Unser Dialog mit Stromversorgungsunternehmen soll die Einführung aktiver und ambitionierter Umweltstrategien, die operative Exzellenz bei der thermischen Stromerzeugung, die innovative Neuausrichtung des Geschäftsmodells sowie die Beteiligung an der öffentlichen politischen Debatte fördern. Zudem führen wir ein Engagement-Programm im Immobiliensektor, um zur Minderung der Kohlendioxidemissionen beizutragen.



Im Rahmen unserer massgeschneiderten Lösungen unterstützen wir unsere Kunden beim Ausschluss fossiler Brennstoffe.

Wenn es um Treibhausgasemissionen geht, ist heute Wandel die einzige Gewissheit. RobecoSAM wird die Trends im Energiesektor und der Investmentbranche weiter genau verfolgen und im Interesse unserer Kunden neue „Sustainability-Investing“-Ansätze bereitstellen.

Francis Condon Senior Sustainability Investing Analyst RobecoSAM

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Über RobecoSAM RobecoSAM, gegründet 1995, ist ein Vermögensverwalter mit exklusivem Fokus auf Sustainability Investing. Das Angebot umfasst Asset Management, Indizes, aktiver Unternehmensdialog, Stimmrechtsausübung, ImpactAnalysen und Nachhaltigkeitsbewertungen sowie Benchmarking Services. RobecoSAM offeriert institutionellen Anlegern und Finanzintermediären Zugang zu ESG-integrierten Investmentlösungen (sowohl für börsennotierte Aktien als auch Private Equity); mit einem langjährigen Erfolgsausweis im Investitionsthema „Ressourceneffizienz“. In Kooperation mit S&P Dow Jones Indices publiziert RobecoSAM die weltweit anerkannten Dow Jones Sustainability Indices (DJSI). Im Rahmen seines Corporate Sustainability Assessment analysiert RobecoSAM jährlich die Nachhaltigkeitsleistung von 2‘900 börsennotierten Unternehmen. Dadurch entstand über die Jahre eine der weltweit umfassendsten Datenbanken für finanziell relevante Nachhaltigkeitsinformationen. RobecoSAM gehört zu Robeco, dem global aktiven Asset Manager, der 1929 gegründet wurde und das Kompetenzzentrum für Asset Management innerhalb der ORIX Corporation ist. Als Vorreiter nachhaltiger Investmentlösungen und deren Verbreitung gehört RobecoSAM zu den Unterzeichnern der UNPRI und engagiert sich in Institutionen wie Eurosif, ASrIA und Ceres. Die in Zürich ansässige RobecoSAM beschäftigt rund 130 Mitarbeitende. Per 30. Juni 2014 verwaltete RobecoSAM über direkte und indirekte Aktien- und Private-Equity*Mandate (Beratungs- und Lizenzvereinbarungen) Vermögenswerte in Höhe von 10,7 Milliarden USD. Darüber hinaus betreute das RobecoSAM Governance & Active Ownership Team** ein Vermögen von 85,1 Milliarden USD in Assets under Engagement und 53 Milliarden USD in Assets under Voting.

Wichtige rechtliche Hinweise: Die Angaben in diesem Dokument stellen kein Angebot dar und dienen ausschliesslich Informationszwecken. Für die Richtigkeit und Genauigkeit dieser Angaben wird keine Gewähr übernommen. Es ist möglich, aber nicht zwingend, dass die hier genannten und beschriebenen Wertpapiere für Beratungsmandate erworben, verkauft oder empfohlen werden. Es besteht keine Gewähr dafür, dass eine Anlage in diese Wertpapiere in der Vergangenheit oder Zukunft profitabel war bzw. ist. *RobecoSAM Private Equity ist der Markenname der zusammengeführten Private Equity-Einheiten von Robeco Institutional Asset Management B.V. (‚Robeco‘) und deren hundertprozentiger Tochtergesellschaft RobecoSAM AG (‚RobecoSAM‘). Alle von RobecoSAM Private Equity vermarkteten Fonds und Dienstleistungen werden von Robeco verwaltet und vertrieben, wobei bestimmte Anlageberatungsfunktionen von Robeco an RobecoSAM delegiert worden sein können. **Das Governance & Active Ownership Team von RobecoSAM ist ein Markenname von Robeco. Copyright © 2014 RobecoSAM – alle Rechte vorbehalten.

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