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Griast Eich aus Südtirol!
Gratwanderungen?!
Herr Professor, was halten Sie von der Misteltherapie?
Zur Wertigkeit von komplementären Behandlungsformen in der Brustkrebsbehandlung
Vor jeder Beurteilung von Behandlungswegen: Jeder Mensch hat zwei Meinungen zu seiner Krankheit: Eine, wenn er noch gesund ist,
und eine, wenn er krank ist.
Was sind komplementäre Behandlungsmethoden? Es handelt sich um Behandlungsmethoden, die in der Krebsbehandlung zusätzlich und in Ergänzung zu schulmedizinischen Verfahren angewandt werden Die Bezeichnung „Alternativ-Therapien“ ist nicht richtig! Sie läßt einen gleichwertigen Therapieweg unter Umgehung der etablierten Behandlungen vermuten. Beispiele für zusätzliche Behandlungen:
Misteltherapie, Spurenelemente, Enzymtherapie, Hyperthermie
Beispiele für begleitende Behandlungen:
Ernährung, Sport, Psychoonkologie
Wie häufig komplementäre Behandlungsmethoden? Wieviele Frauen mit Brustkrebs wenden zusätzlich zur Schulmedizin komplementäre Behandlungsmethoden an? Mindestens jede zweite Frau Wieviel wird pro Jahr für komplementäre Krebsbehandlungsmethoden ausgegeben? Mindestens soviel wie für Schulmedizin
Warum sind Zusatzmethoden so populär? Betroffene fühlen sich oft unverstanden Sie möchten selbst ihr Schicksal in die Hand nehmen Sie möchten zusätzlich zu Schulmethoden etwas für ihre Gesundung tun Ärzte, die „alternative“ medizinische Methoden vertreten, finden bei Betroffenen leichter Akzeptanz als Schulmediziner
Was kann Komplementärtherapie in der Krebsbehandlung erreichen? Zusammen mit der Schulmedizin und anderen Behandlungsverfahren Abschwächung der Nebenwirkungen der Schulmedizin Steigerung der Lebensqualität Erhöhung der Raten für die Ausheilung vom Tumor? Verbesserung der Wirkungen der Schulmedizin?
Kann Komplementärtherapie auch schaden? Allgemeine Überlegungen
Auch Naturprodukte und Pflanzen können giftig sein! Wechselwirkung mit anderen Medikamenten Herabsetzung der Wirksamkeit der Bestrahlung Beeinflussung der Wirkungen der Chemotherapie Herabsetzung der Wirkungen einer antihormonellen Behandlung Wechselwirkungen der Komplementär-Präparate untereinander
Spezielle Bedenken
Möglicher Wachstumsreiz auf Leukämie- und Lymphomzellen? Potentielle Wachstumsförderung von Brustkrebszellen durch Phytohormone?
Vorsicht: Methodendschungel! Mistel, Selen, Vitamine, Enzyme, Hyperthermie Hildegard von Bingen, Dr.Rath, Aloe, Curcuma, grüner Tee, Ukrain, Enzyme, Fiebertherapie, Tai Chi, Simonton Training, Kneipp, Recancostat, Glutathion, Carnitin, Betacarotin, Vitamin C, Lycopin, Phytoöstrogene, Sauerstofftherapie, Eigenblut, Vitamin D, Calcium, Ordnungstherapie, Noni, Heilfasten, Chi Gong, Gerson Diät, Edelsteine, Kaffeeeinläufe, Polyerga, Galavit, Meditation, Kombucha, Ginseng, Thymus, Faktor AF2, Haifischknorpel, Darmreinigung, Gelum Tropfen, Eleutherokokk, Melatonin, Schwedenkräuter, Yoga, Zitruspektine, Krallendorn, PC-Spes, Ayurveda, Schlangentoxine, Laetrile, Vitamin E, Magnesium, Squalen, Makrobiotik, Eigenurin, Blutgruppendiät, Edelsteine, Krebskur nach Breuss, Grapefruitkerne
Wie wirkt Komplementärtherapie? Stimulation des Immunsystems
Stimulation des geordneten Zelluntergangs
ō --
Verbessertes Ansprechen auf schulmedizinische Behandlung Verminderte Nebenwirkungen
Wachstumshemmung von Tumorzellen
Wirkmechanismen Orthomolekulare Medizin
Mineralstoffe (Zink, Magnesium, Selen) Therapeutischer Ausgleich verschiedener Molekülen im Körper Antioxidative Vitamine (C,E,Betacarotin) Fettsäuren, Aminosäuren Ubichinom (Coenzym Q10)
Orthomolekuläre Therapie
Orthomolekulare Medizin Linus Pauling (1901-1994) Therapeutische Substanzen: Zur Anzeige w ird der QuickTime™ Dekompressor „TIFF (LZW)“ – Vitamine benötigt. – Mineralstoffe – Spurenelemente – Aminosäuren – Fettsäuren – Enzyme – Vitaminähnliche Substanzen
Wie wirkt orthomolekulare Medizin? Molekulare Ziele von Pflanzeninhaltsstoffen und Nahrungsbestandteilen
Hemmung der Zellverdoppelung im Zellzyklus Geordneter Zelluntergang (Apoptose) Hemmung der Gefäßbildung (Antiangiogenese) Hemmung der Hormonrezeptoren Hemmung der Wachstumsfaktor-Rezeptoren
Wie wirkt Hyperthermie? Wärmestrahlen gegen Tumorzellen
Ganzkörperhyperthermie Anwendung in Verbindung mit Chemotherapie Komplizierte, teilweise unbekannte Wechselwirkungen Experimentelle Therapie in der klinischen Prüfung
Die Misteltherapie
Zur Anzeige w ird der QuickTime™ Dekompressor „TIFF (LZW)“ benötigt.
Misteltherapie • wurde schon von Hippokrates empfohlen • heiliges Allheilmittel bei Galliern und Germanen • Arzneimittel der Volksmedizin
Wie wirkt Mistel? Allgemeine (unspezifische) Stärkung des Immunsystems - Wirkstoffe Lektin und Viskotoxin können unspezifisch Immunabwehr anregen
Förderung des programmierten Absterbens von Krebszellen Lektine lösen die Selbstzerstörung der
Krebszelle aus Viscotoxine führen zur Auflösung der Zellmembrane
Direkte tumorzerstörende Wirkung
Meinungen zur Misteltherapie „Nicht hinreichend bewiesene Wirksamkeit“ „Nicht ausreichend bewiesene Unbedenklichkeit!“ „Standardisierung der Aufbereitungen fehlt!“ „Isolierung und Strukturaufklärung von Wirkungskomponenten sind notwendig“ „Herstellung der relevanten Wirkkomponenten muß auf synthetischem Wege möglich sein“
Was ist gezeigt für die Misteltherapie? • Zahlreiche
Studien unterschiedlichster Qualität mit widersprüchlichen Ergebnissen Gezeigt werden konnte (mit Einschränkung!): • Verbesserung der Lebensqualität • Verminderung von Tumorschmerz • Bessere Toleranz von Chemotherapie
Nicht gezeigt werden konnte: • Verlängerung der Lebenserwartung • Verminderung der Raten des Wiederauftauchen von Tumoren • Bessere Ausheilungschancen
Bewertung der Misteltherapie Studien zur phytotherapeutischen Misteltherapie Studie
Level
EBM
RCT
Ib
RCT
Ib
RCT
Ib
RCT RCT Kohorte
1A
Metaanalyse RCTs
1B
mindestens 1 RCT
Tumor
Mamma Ca
2A
QoL
Publikation
+
+*
Anticancer Res. (2004)
Metaanalyse Kohortenstudien
2Kopf-Hals B mindestens 1 Kohortenstudie Eur.J.Cancer (2001) PEC Glioblastom
+*
+
Anticancer Res. (2000)
CRC
+*
+
Onkologie (1998)
3A
Metaanalyse nicht-RCTs
3B
mindestens 1 nicht-RCTAnticancer Res. (1994)
Mamma Ca
IIb
IM
+*
+
4MammaFallbeschreibung Ca. +* 5
Anticancer Res.(2003))
Expertenaussage
IM: Immunmodulation; QoL: Quality of Life; EBM: Evidence-based Medicine +: verbessert (+* signifikant verbessert)
Ergebnisse einer Studie zur Misteltherapie Kompensation von Nebenwirkungen 90
80
70
60
50
40
30
20
10
0 KG
Erbrechen
EG
KG
EG
Übelkei t
KG
EG
Tumorschmerzen
KG
Depression
EG
KG
Kopfschmerzen
EG
Bewertung der Misteltherapie GEBA (Gemeinsamen Bundesausschuß zur Verordnung von Arzneimitteln in der vertragsärztlichen Versorgung):
Es liegen Studien für die Verbesserung der Lebensqualität unter Misteltherapie vor, die bei phytotherapeutischen Zubereitungen eine für eine positive Bewertung ausreichende Evidenz aufweisen. BAnz. 155 (2004) S. 11, Dtsch. Ärztebl. 101 (2004) B798
Mistelextrakte sind nach Ziffer 16.4 AMR in der Therapie von malignen Tumoren zur Verbesserung der Lebensqualität verordnungsfähig!
Komplementärtherapie: Wie ist die Datenlage? Mitgeteilte Studienergebnisse für jede der komplementären Therapien sind vielfältig und widersprüchlich Unklar ist bis heute noch die klinische Bedeutung vieler gezeigter Effekte für die Erkrankung Es liegen bislang keine eindeutigen Belege für die Wirksamkeit der Komplementärtherapien auf den Tumor und seinen Verlauf vor
Meine Bewertung der Komplementärtherapie Eine „zusätzliche und selbstgesteuerte Therapie“ kommt vielen Betroffenen entgegen Der Beweis einer therapeutischen Wirksamkeit genügt nicht den wissenschaftlichen Standards Jedoch ist evidenzbasierte Medizin nicht alles! Ergebnisse der Erfahrungsmedizin müssen ebenfalls gewürdigt werden Sie sollen in ein umfassendes und ganzheitliches Behandlungskonzept mit einfliessen
Meine Bewertung der Komplementärtherapie Vielen von uns hilft es, sich zusätzlich mit komplementärer Therapie „Gutes zu tun“ Dieser (psychologische?) Effekt kann für die Gesundung wichtiger sein als manche objektivierbaren Wirkungen im Labor Denn was Kopf und Seele zusammen in harter Arbeit schaffen, erreicht keine Behandlungsmethode allein! Deshalb sollen Schulmedizin und komplementäre Medizin zusammen und nicht gegeneinander angewandt werden!
Meine Empfehlungen für die Komplementärtherapie Komplementäre Therapie ist dann richtig, wenn sie zusammen mit schulmedizinischen Methoden angewandt wird Komplementäre Therapie kennt andere Wirkprinzipien als die konventionelle Behandlung - sie ergänzt deshalb vorteilhaft das Behandlungsspektrum Nicht Unmengen an Zusatztherapien anwenden (Prinzip „Viel hilft viel“), sondern einige wenige Behandlungswege zusätzlich zur Schulmedizin („Weniger ist mehr“)!
Behandlungsvorschläge bei Brustkrebs Schulmedizinische Behandlungswege
Komplementärtherapie
Ergänzende Behandlungsmaßnahmen
Neoadjuvant
Selen 100-300 mg/Tag Misteltherapie Vitamine, Spurenelemente
Ernährung Sport Psychoonkologie
Operativ
Selen 100-300 mg/Tag
Adjuvant
Selen 100-300 mg/Tag Misteltherapie Vitamine, Spurenelemente
Ernährung Sport Psychoonkologie
Rehabilitation
Selen Misteltherapie
RehabilitationsMaßnahmen Sport, Ernährung, Psychoonkologie
Ganzheitliche Behandlung Lebensführung
Psychoonkologie Komplementäre Therapie Schulmedizin
Sport Ernährung
„Innere Einstellung“
Wege zur Gesundung!
Mein Fazit Ziel aller Krebsforschung ist und bleibt es, Mittel und Wege zu finden, die Krankheit zu besiegen Und dabei sind viele (nicht alle!) Wege recht und viele (nicht alle!) Wege zu beschreiten! Weiterführende Literatur: Kaufmann, Loibl: Brustkrebs, Frankfurt 2006
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