MAI 2015 - Nationaltheater Mannheim

January 9, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Darstellende Kunst, Theater
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THEATERMAGAZIN

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MAI  2015

Eine Beilage zur Ausgabe vom 25. April 2015

Liebes Publikum! Wie fröhlich-lebendiges Gemüse grüßen die beiden Sängerinnen auf dem Titelbild des Magazins, die StimmSalaBimm, einer Inszenierung der Jungen Oper für die jüngsten Operneinsteiger, entsprungen sind. Aber die Einladung führt nicht zum Wochenmarkt – sondern in ein frühsommerlich frisches Nationaltheater! Allerlei interessante und unterschiedliche (Klang-)Gewächse hat der Monat Mai in unserem Spielplan zu bieten. Zwei Uraufführungen aus Oper und Junger Oper versprechen Hör-Abenteuer: Lucia Ronchettis neues Musiktheaterwerk Esame di mezza­notte, ein klanggewordener Prüfungs-Alptraum, wird vom in Mannheim bestens bekannten Künstler Achim Freyer inszeniert. Solopoly, ein Musiktheater für fünf Schlagzeuger mit Rhythmen verschiedenster Kulturen, entwickeln die kanadische Komponistin Annesley Black und die Regisseurin Andrea Gronemeyer. Die dritte Uraufführung in diesem Monat ist die Ballett-Produktion Body & Language, ein Tanzstück über Kommunikation, choreografiert von dem international renommierten Lukáš Timulak. Mit Spannung erwarten wir auch die Premiere von Thomas Köcks jenseits von fukuyama im Studio, das sich zu diesem Anlass in ein »Institut für Glücks- und Zukunftsforschung« verwandeln wird. Und es ist noch viel mehr los in Ihrem Nationaltheater … Viel Spaß beim Lesen! Ihre Dorothea Krimm – Dramaturgin Musiktheater –

TITEL  Violetta Hellwig und Verena Hilger in STIMM­­­SALABIMM REDAKTION Kristina Bauermeister (kba), Esther Dreesen-Schaback (eds), Elena Garcia-Fernandez (egf), Johannes Gaudet (jg), Lea Gerschwitz (lg), Stefanie Gottfried (sg), Stefanie Hahnemann (V.i.S.d.P.), Johanna Hosenfeld (jh, CvD), Anita Kerzmann (ak), Christine Klotmann (ck), Dr. Dorothea Krimm (dk), Michaela Oswald (mo), Jan-Philipp Possmann (jp), Anne Richter (ari), Linda von Zabienski (lvz) MITARBEIT AN DIESER AUSGABE Freunde und Förderer des ­Nationaltheaters Mannheim e.  V., Julia Olmscheid KONZEPTION Anzinger | Wüschner | Rasp GESTALTUNG Michael J. Böhm FOTOS Hans Jörg Michel, Christian Kleiner ANZEIGEN Doris Horwedel DRUCK Mannheimer Morgen ­Großdruckerei und Verlag GmbH Sämtliche personenbezogenen Bezeichnungen, die in dieser Publikation im Maskulin verwendet werden, sind geschlechtsneutral zu verstehen. Gemeint sind alle Geschlechter. SERVICE Theaterkasse 0621 1680 150 Vorverkauf Schnawwl 0621 1680 302 Abobüro 0621 1680 160 Das Nationaltheater Mannheim, Eigenbetrieb der Stadt Mannheim, wird gefördert durch

Wir stecken überall unsere Nase rein. Die Innovationskraft ist zentral für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens. Deshalb arbeiten wir als nachhaltig ausgerichtetes Energieunternehmen an Lösungen zukunftsfähiger Energieversorgung, insbesondere im Bereich erneuerbare Energien. Mehr unter www.mvv-energie.de/nachhaltigkeit

»EINE KONZERTANTE SITUATION, ÜBER DER EIN TRAUM SCHWEBT« Zur Uraufführung von Lucia Ronchettis neuem Musiktheater Esame di mezzanotte

Skizze der Szenenfolge von Achim Freyer (Ausschnitt)

Es ist ein häufig geträumter Traum, ein typisches Angstszenarium: Das Abitur muss wiederholt werden, doch der Kopf ist leer, alles Wissen plötzlich nicht mehr abrufbar. Panik breitet sich aus und die Gewissheit, die drohende Prüfung nicht bestehen zu können. Welches Alter man auch erreicht haben mag, keiner ist frei von Prüfungsangst. Auch Giro Lamenti nicht, der Protagonist in Lucia Ronchettis neuem Musiktheater Esame di mezzanotte (zu deutsch: Mitternachtsabitur). Mitten in der Nacht wacht er in dem Glauben auf, ein Dekret habe sein Abitur für nichtig erklärt und eine Wiederholung der Prüfung für den nächsten Morgen angeordnet. Doch der Zettel mit dem Prüfungsthema ist unleserlich: »... des 20. Jahrhunderts...« – mehr ist nicht zu entziffern. Auf der Suche nach dem Buch, das ihm das 20. Jahrhundert im Wesentlichen zusammenfassen soll, gerät Giro in eine unterirdische Bibliothek. »Geöffnet ab 24 Uhr. Geschlossen ab 8 Uhr.« Bereits das Eingangsschild lässt vermuten, dass es sich hier um eine besondere Bibliothek handelt, in der eigene Gesetze herrschen. Das gesuchte Buch findet Giro hier nicht. Stattdessen trifft er auf rätselhafte Gestalten in Schlafanzügen, Insekten kriechen aus den Büchern und zwischen den Regalen haust ein echter Orang-Utan. Der Lehrer Natale erzählt von seiner Schlaflosigkeit, die nur am Busen seiner ehemaligen Verlobten Emilia verschwand. Doch als diese herausfand, dass seine »Ja Emilia, für immer«-Bekundungen reine Floskeln waren, die sie in Sicherheit wiegen und ihn möglichst lange an ihrer weichen Brust schlafen lassen sollten, verließ sie ihn. Giro selbst verliebt sich Hals über Kopf in die engelsgleiche Bibliothekarin Iris, verwechselt sie in der Dunkelheit jedoch mit der alten und stark behaarten Griechischlehrerin Albonea Bucato. Über der gesamten Bibliothek herrscht der furchteinflößende Direktor Rasorio mit seinen beiden Gehilfen Santoro und Fischietti, die dafür sorgen, dass in dieser Bibliothek nichts alltäglich und korrekt abläuft. Für Esame di mezzanotte, ein Kompositionsauftrag des Nationaltheaters, hat Lucia Ronchetti einen komischen und doppelbödigen Stoff gewählt. Ermanno Cavazzonis 1991 erschienener Roman Mitternachtsabitur erzählt von einer geschichtslos gewordenen Welt, die auch als Kritik an der derzeitigen politischgesellschaftlichen Situation in Italien gelesen werden kann, an den führenden Köpfen des Landes, die jegliches Bewusstsein für die Geschichte und Kultur ihrer Heimat verloren zu haben scheinen. In Lucia Ronchettis Werkkatalog nehmen unterschiedliche musiktheatrale Formen größte Bedeutung ein. Immer wieder versucht sie, die zur Konvention gewordene Trennung in Musiker und szenisch agierende Sänger aufzulösen. »Drammaturgia« nennt sie Vokalkompositionen, die der Szene gar nicht mehr bedürfen und ihre Erzählkraft allein aus den vokalen Ausdrucksmöglichkeiten erhalten. In einem Gesprächskonzert mit Ronchetti und den Neuen Vocal­

solisten am 7. Juni werden einige dieser Werke zu erleben sein. In Esame di mezzanotte wird die übliche Hierarchie zwischen Bühne und Graben durchlässig: Einzelne Instrumentalisten befinden sich als Charaktere auf der Bühne, während ein Teil des Chores mit Noten und Pulten quasi konzertant agiert. »Eine Uraufführung soll das Stück zunächst einmal präzise umsetzen«, sagt Achim Freyer. Das Interpretieren möchte er daher Regisseuren überlassen, die das Stück nach ihm noch einmal inszenieren werden. Stattdessen will er versuchen, sichtbar zu machen, was in Ronchettis farbenreicher Musik zu hören ist. Auch in seiner Konzeption verwischen die Grenzen zwischen Musizierenden und Schauspielenden, zwischen Theater und Konzert. Eingebettet in eine riesige Spirale agieren Sänger, Sprecher, Opern- und Kinderchor, großes Orchester und solistische Instrumente, als wären sie allesamt Teil des eigenartigen Kosmos Bibliothek. »Eine konzertante Situation, über der ein Traum schwebt«, so beschreibt Freyer seinen Bühnenentwurf. Die Rede ist von Giros (Alp-)traum, der zugleich auch der unsrige sein könnte ...  egf

ESAME DI MEZZANOTTE von Lucia Ronchetti (Musik) / Ermanno Cavazzoni (Text) in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln Uraufführung am 29. Mai 2015 um 19.30 Uhr im Opernhaus anschließend Premierenfeier im Theatercafé Musikalische Leitung  Johannes Kalitzke  |  Inszenierung / Bühne / Kostüme Achim Freyer | Mitarbeit Bühne und Kostüme Moritz Nitsche Licht Sebastian Alphons | Dramaturgie  Elena Garcia-Fernandez Chor Anton Tremmel | Kinderchor  Anke-Christine Kober Mit Vera Lotte Böcker; Philipp Alexander Mehr, Ziad Nehme, Sebastian Pilgrim/Magnus Piontek, Matthew Shaw, Reuben Willcox, Christoph Wittmann; Paulina Geißler/Valentin Geißler/Theodor Wagner Nächste Vorstellungen  7., 11., 17. und 20. Juni sowie zum letzten Mal in dieser Spielzeit am 17. Juli 2015 Kompositionsauftrag finanziert durch die  Die Uraufführung wird gefördert von der Stiftung NTM

STAATSMINISTERIN ZU  GAST  AM  NTM

THOMAS  SIFFLING’S  NIGHTMOVES  IM  MAI Bevor sich die Nightmoves am 8. Juni 2015 mit dem Sommerspecial Classic meets Cuba II in die Sommerpause verabschieden, wandelt sich das Theatercafé auch im Mai noch zweimal in eine gemütliche Jazz-Lounge.

Kulturbürgermeister Grötsch bei der Begrüßung der Staatsministerin.

Die Staatsministerin für Kultur und Medien Prof. Monika Grütters hat im Rahmen einer Theaterreise zum Thema »Theaterlandschaft Deutschland – In der Region, exemplarisch, innovativ« Mitte April das Nationaltheater Mannheim besucht. In Gesprächsrunden mit dem Intendantenteam, geladenen Theaterkollegen aus Südwestdeutschland und Journalisten stand in Mannheim »Innovationen im Stadttheater – Neue Leitung, neue Stoffe, neues Publikum« im Mittelpunkt der Diskussionen. Vorgestellt und diskutiert wurden das neue Leitungsmodell am NTM, Formen von Autorenschaft im Theater sowie innovative Ansätze für Kinder- und Jugendtheater. Im Anschluss an die Gespräche besuchte die Staatsministerin eine Vorstellung der Inszenierung Das schwarze Wasser im Schauspielhaus.  ck

Am 4. Mai 2015 wird Stephanie Neigel mit ihrem neuen Album »Capture Time« eigens komponierte Momentaufnahmen ihres Lebens präsentieren. Alles handmade, versteht sich. Jazz, Soul und Blues finden unter ihren Fingern zu einer ganz eigenen Mischung, die sich mal in sanften Country-Beats offenStephanie Neigel © Marius Engels bart, mal an den Soul der 70er Jahre erinnert. Sie singt, scattet, lacht und tanzt ihr Publikum in Begeisterung und macht es bei jedem Konzert zum Teil ihres Arrangements und sorgt für einen berührenden und erfrischenden Abend. Am 18. Mai 2015 lädt Dirik Schilgen JazzGrooves zum Miterleben ferner Kultur ein. Geprägt von den musikalischen Begegnungen seiner vielen Reisen, zaubert der Heidelberger Schlagzeuger mit viel Charme, Freude und Harmonie auf seinem dritten Album »On the Move« eine facettenreiche Dirik Schilgen  © Gabriele Schilgen Mischung aus Jazz, Soul, lateinamerikanischer Musik und brasilianischen Rhythmen. Ein komplexes und wunderbar stimmiges Album mit viel Raum für experimentierfreudige Improvisationen.  kba

6. KAMMERMUSIKMATINEE FRÜHSTÜCKEN  MIT SCHREKER & CO LUCIA  RONCHETTI am 3. Mai 2015 um 11.00 Uhr im Oberen Foyer

Mit Vorfreude auf die Premiere von Franz Schrekers Der ferne Klang am 10. Juli 2015 haben sich Nikolaus Friedrich (Klarinette), Evgenia Sverdlova (Violine), Stefan Berrang (Horn), Fritjof von Gagern (Violoncello) und Lorenzo Di Toro N. Friedrich, L. Di Toro, S. Berrang, F. v. Gagern (Klavier) schon jetzt zusammengefunden, um mit Kammermusikwerken von Franz Schreker selbst, seinem Kompositionslehrer Robert Fuchs und einem seiner Schüler, Ernst Krenek, einzutauchen in die Welt dieses heute viel zu wenig bekannten K ­ omponisten. Zu Duo-Kompositionen wie Schrekers Violinsonate, Fuchs’ Cellosonate und Kreneks Kleiner Suite op. 28 für Klarinette und Klavier gesellt sich Schrekers Quintett in der aparten gemischten Besetzung für Violine, Klarinette, Horn, Violoncello und Klavier. Das ätherische Werk trägt den Titel Der Wind und entstand 1908/1909, etwa drei Jahre vor dem Fernen Klang, als »Tanzallegorie« nach einer Dichtung der Tänzerin Grete Wiesenthal. Johannes Brahms’ musikalisches Erbe ist in der frühen Violinsonate Schrekers, aber auch im Werk von Robert Fuchs zu hören, der neben Schreker auch Gustav Mahler, Richard Strauss, Alexander Zemlinsky, Hugo Wolf und Jean Sibelius unterrichtete. Ernst Krenek, Vertreter der Schülergeneration, geht dagegen neue Wege.  dk

am 30. Mai 2015 um 11.00 Uhr im Oberen Foyer Lassen Sie die Uraufführung Esame di mezzanotte am nächsten Morgen bei einem leckeren Frühstück nachklingen – zusammen mit der Komponistin Lucia Ronchetti und Beteiligten der Produktion. Neben ungezwungenen Gesprächen erklingen kammermusikalische Kompositionen von Lucia Ronchetti, darunter auch eine Uraufführung für Pauke, die die Komponistin eigens für Stefan Rupp, Solo-Pauker des Nationaltheaterorchesters, komponierte. Das Werk heißt Lacus timoris und nimmt das Bild des sein Instrument stimmenden, über der Schlagfläche horchenden Paukers zum Anlass, einen dunklen, nächtlichen »See der Furcht« zu evozieren, dessen stille Oberfläche unruhige Lucia Ronchetti ©Stefano Corso Gefühle aufkommen lässt. Im Mittelpunkt steht aber nicht nur ihre Musik, sondern Lucia Ronchetti selbst: eine faszinierende Frau, eine ungeheuer fleißige Komponistin, die 2015 nun schon die dritte Musiktheater-Uraufführung innerhalb weniger Monate erlebt, nach dem Radiospiel Fiore di campo (Deutschlandradio Kultur) und der Kammeroper Mise en Abyme (Semperoper Dresden). Sie wurde vielfach ausgezeichnet und erhielt zuletzt den »Heidelberger Künstlerinnenpreis« und den »Music Theatre Now Prize« des International Theatre Institute.  dk

AUSDRUCKS-FORMEN Lukáš Timulak kreiert mit »Body & Language« ein Tanzstück über Sprache, Ausdruck und Kommunikation.

Ballettensemble

»Jeder hat seine Sprache. Aber sie ist durch viele Einflüsse, durch andere Sprachen geprägt.« Kommunikation kann es nicht alleine geben. Immer geht es um die Beschreibung von Beziehungen. Die Analogie von Buchstabe zu Wort und von Schritt zu Choreografie liegt nahe, wenn ein Schriftgestalter und ein Schrittgestalter zusammenarbeiten. »Wir haben uns gegenseitig in unsere Welten eingeladen, unsere Ideen zusammengetan und es dann betrachtet«, so Lukáš Timulak über die Arbeit mit dem Designer Peter Bil’ak, mit dem er seit 2004 an neuen Formen für zeitgenössischen Tanz arbeitet. Lange schon beschäftigt sich der Choreograf mit dem Thema Sprache. Für ihn steht dabei die Verflechtung mit der Umwelt im Vordergrund. Das Ergebnis ist die Idee eines dreidimensionalen Buches. Das Stück ist unterteilt in Buchstaben-Sequenzen. Diese Buchstaben setzen sich aus verschiedenen Bühnenelementen zusammen und sind betanzbarer Bestandteil des Bühnenraumes. Jeder Blickwinkel ergibt eine völlig andere Ansicht. So ist das »A« bei frontaler Ansicht ein gängiger, bekannter Buchstabe. Betrachtet man die Bühne allerdings von der Seite, ist der Buchstabe in Einzelteile zerlegt. Die einzelnen Elemente, in diesem Fall Geraden, sind auch in die Tiefe der Bühne erstreckt. Das heißt, der Betrachter muss die Elemente gedanklich selber zusammensetzen. Lukáš Timulak nimmt Bezug zu der räumlichen Gestalt. Die Verschmelzung von tanzendem Körper und Sprachkörper verdeutlicht den Ansatz des Choreografen. Sprache und Kommunikation funktionieren nur in der Interaktion zwischen Sprecher und

Adressat. Die Tänzer auf der Bühne stehen in ständigem Zwiegespräch zueinander, sie nehmen unaufhörlich Bezug zueinander. Nicht nur Tänzern steht eine körperliche ­Ausdrucksform zur Verfügung. Jedes Individuum hat durch seinen speziellen Körper einen individuellen Körperausdruck, eine eigene Körpersprache, in der der ganze Mensch in Erscheinung tritt. Für Lukáš Timulak vereint Sprache die visuelle und emotionale Facette in sich. Was die choreografische Sprache von Lukáš Timulak betrifft, so tritt seine zehnjährige Schaffensphase als Tänzer und später dann als Choreograf am Nederlands Dans Theater deutlich zu Tage. Er choreografiert kraftvoll, geschmeidig und hat ein ausgesprochen gutes Gespür für räumliche Energie. Jede Sequenz baut eine ganz eigene Spannung auf und macht immer wieder unterschiedliche Perspektiven von Zeit und Raum sichtbar. Body & Language ist die erste abendfüllende Arbeit für das Kevin O’Day Ballett. Lukáš Timulak war 2007 bereits mit dem kurzen Stück »Due a Due« in Mannheim zu Gast. eds

BODY & LANGUAGE  (UA) Tanzstück von Lukáš Timulak Premiere am 21. Mai 2015 um 19.30 Uhr im Schauspielhaus anschließend Premierenfeier im Theatercafé Choreografie Lukáš Timulak | Musik  Henry Vega, Hauschka, Peter Broderick, Moondog  |  Bühne Peter Bil’ak | Kostüme  Bregje van Balen Licht  Loes Schakenbos Mit  Zoulfia Choniiazowa, Malthe Clemens, Nadège Cotta, Viola Daus, Miguel González Muelas, Julia Headley, Davidson Jaconello, Veronika Kornová-Cardizzaro, Dávid Kristóf, Hitomi Kuhara, Tyrel Larson, Brian McNeal, Julie Pécard, Luis Eduardo Sayago, Jura Wanga Preview  3. Mai 2015 im Schauspielhaus Nächste Vorstellung  27. Mai 2015

Lukáš Timulak bei der Arbeit zu »Body & Language«

AUTORENTREFF MIT AKIN E. SIPAL am 9. Mai 2015 um ca. 21.45 Uhr in der Lobby Werkhaus

I N T E R E S S E N GE M E I N S C H A F T K Ä F E R TA L E R V E R E I N E E .V.

Mai 2015

05

(PRIEMDESIGN DE)

Akın E. Sipal

Krankheit, so Akın E. Sipal, sei ein schneller Weg zur Wahrheit. Denn das Grundlegende werde angegriffen: der Körper. Diese Tiefe mache das Thema Krankheit auch für die Kunst interessant. Santa Monica ist ein sehr poetisches Stück, das die Krankheits- und Familiengeschichte um einen Jungen mit Leukämie leicht und humorvoll erzählt. Es wurde im März dieses Jahres in der Regie von Tarik G ­ oetzke im Studio uraufgeführt. Im Anschluss an eine Vorstellung gibt es die Möglichkeit, mit dem Autor über seinen sehr persönlichen Theatertext ins Gespräch zu kommen. Akın E. Sipal wurde 1991 in Essen geboren und wuchs in Gelsenkirchen und Istanbul auf. Für Santa Monica erhielt er den Förderpreis Literatur der Hamburger Kulturbehörde. Er studiert Film an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg.  lg Eintritt frei

Kulturhaus Mannheim Käfertal

Autorentreff Spezial

EURODRAM: NEUE  DRAMEN  AUS  EUROPA

Do | 28.05. An Evening with 20 Uhr Swing and Tap IV

AN EVENING WITH SWING AND TAP

Zum vierten Mal in Folge gelingt es dem Heidelberger Steptänzer Kurt Albert, eine Schar internationaler Künstler in das Kulturhaus Käfertal einzuladen. Drei Steptänzer um den amerikanischen Star Josh Hilberman und ein Jazz Quartett um den renommierten New Yorker Bassisten Joe Fonda versprechen einen Abend mit Swing Jazz vom Feinsten. Musikalisch unterstützt werden sie diesmal von der deutschlandweit bekannten Sängerin Nicole Metzger und dem Urgestein der Nürnberger Jazzscene, dem Pianisten Budde Thiem.

Juni 2015

06

Lesung, Diskussion und Vorstellung des Netzwerks am 31. Mai 2015 um19.00 Uhr in der Lobby Werkhaus

So | 28.06. | 13 Uhr Abschlussfest im Kulturhaus

Sprachen, die verbinden Ein Kulturprojekt für Flüchtlinge

EURODRAM ist ein europaweites Netzwerk für Theatertexte in Übersetzung. Seine Sprach­ komitees stellen jedes Jahr eine Auswahl aus Stücken zusammen, die sie den Zuschauern und Theatermachern ihrer Heimatländer gezielt vorstellen wollen. Das deutschsprachige Komitee von EURODRAM hat aus über 70 Einsendungen aus 22 Ländern drei Stücke ausgewählt. Am 31. Mai wird diese Auswahl in Lesungen mit Schauspielern des Nationaltheaters sowie in Diskussionen mit Mitgliedern des Netzwerks dem Publikum präsentiert.  sg www.eurodram.wordpress.com

VORGESTELLTE TEXTE Stefano Massini: Eine nicht umerziehbare Frau. (Aus dem Italienischen von Sabine Heymann) Malgorzata Sikorska-Miszczuk: Der Koffer. (Aus dem Polnischen von Andreas Volk) Maria Tryti Vennerød: Die Prüfung. (Aus dem Norwegischen von Nelly Winterhalder)

13 Uhr | Internationales Suppenmeeting 15 Uhr | „Wasser-Menschenrecht“ Performance der WorkshopTeilnehmerInnen, danach Party > Eintritt frei, Spenden erbeten Unterstützt von: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg; Kulturamt Mannheim und Geschäftsstelle für kulturelle Stadtentwicklung Mannheim Veranstalter: IG Käfertaler Vereine e.V. in Kooperation mit KulturQuer QuerKultur Rhein Neckar e.V.

Juli 2015

07

Do | 23.07. | 20 Uhr

May Ayim

– eine musikalische Lesung Die Stuttgarter

Einrichtung der Lesungen: Inka Neubert, Sandra Schüddekopf

Sängerin Lisa Tuyala und die Mannheimer Perkussionistin Cris Gavazzoni zeigen, ausgehend von den Texten der afro-deutschen Dichterin May Ayim, eine bewegende Collage aus Liedern, perkussiven Stücken, Klangteppichen und gesprochenem Wort.

FRÜHSTÜCKEN  am 17. Mai 2015 im Theatercafé ab 10.00 Uhr Frühstück  |  ab 11.00 Uhr Lesung Frau Müller muss weg von Lutz Hübner Am Schuljahresende zeigt sich, wer den Sprung ins Gymnasium schafft und wer nicht – ein entscheidender Punkt in der schulischen Laufbahn eines jeden Kindes. Vielleicht noch entscheidender für die Eltern. Die besorgte Elternschaft der Klasse 4b hat Klassenlehrerin Frau Müller um einen Termin gebeten, denn offenbar gibt es Probleme. Mit den Schülern hat das aus Sicht der Eltern allerdings gar nichts zu tun. Die sind weder unkonzentriert noch unbegabt oder einfach faul. Für die fünf Erwachsenen auf Kinderstühlen ist längst entschieden, wer Schuld an der Misere hat: Die Lehrerin ist überfordert und den pädagogischen Anforderungen nicht gewachsen. Die Kinder dürfen auf ihrem Karriereweg nicht aufgehalten werden. Völlig klar, wer dabei das Hindernis ist. »Am Elternabend zeigt sich, wie solidarisch eine Gesellschaft wirklich ist und wie sie mit Erfolg und Niederlagen umgeht«, sagt Lutz Hübner. Der Autor zählt mit seinem umfangreichen und vielfältigen Stückrepertoire zu den meistgespielten Gegenwartsdramatikern auf deutschen Bühnen. Die Komödie Frau Müller muss weg kam dieses Jahr in der Regie von Sönke Wortmann auch in die deutschen Kinos. lg

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01.04.15 19:06

UND WAS, WENN DOCH ALLES EINE SUPPE IST? »[…] Wer will noch regieren? Wer noch gehorchen? […] Kein Hirt und Eine Heerde! Jeder will das Gleiche, Jeder ist gleich: wer anders fühlt, geht freiwillig in’s Irrenhaus. […]«   (Nietzsche)

BU 

Im Angstraum II

(Das ist übrigens auch einer der Orte, an dem unser Stück spielt)

Thomas Köck hat dieses Stück geschrieben. Es ist ein Stück, das uns alle angeht. Eine Bestandsaufnahme. Politisch. Heute. 2015. Deutschland. jenseits von fukuyama heißt das Stück. Francis Fukuyama heißt der Mann, der 1992 sein Buch vom Ende der Geschichte veröffentlicht hat. Gedacht hat er es schon 1989. In einem Jahr, mit dem man (auch!) die Auflösung der Sowjetunion verbindet und in einem Jahr, in dem in Deutschland die Mauer fiel. »[…] Wir […] können uns heute schwerlich eine Welt vorstellen, die von Grund auf besser ist als die, in der wir leben, oder uns eine Zukunft ausmalen, die nicht demokratisch und kapitalistisch geprägt ist […] In anderen, weniger nachdenklichen Zeitaltern glaubten die Menschen zwar auch, sie lebten in der besten aller möglichen Welten, doch wir gelangen zu diesem Schluß, nachdem wir sozusagen erschöpft sind durch die Verfolgung von Alternativen, die wir für besser hielten als die liberale Demokratie. […]« (Francis Fukuyama) Das Ende der Geschichte ist ausgerufen, die Ereignisse stoppen nicht. Innerstaatliche Konflikte eskalieren seit Mitte der Neunziger, Gewalt wird privatisiert, Kriegsökonomien expandieren, Terrorismus wird transnational. »[…] Was lässt ein Ich zu der Entscheidung gelangen, sich auf eine Konzeption des Guten zu verpflichten? […]« (Simon Critchley) Im Englischen, Fukuyama ist amerikanischer Staatsbürger, heißt das Buch The End of History and the Last Man. Der Letzte Mensch. Über den hat Nietzsche geschrieben. Wir kennen von Nietzsche eher den Übermenschen. Zu Recht ein umstrittener Begriff. »[…] Gott ist todt! […] Und wir haben ihn getödtet! […] Müssen wir nicht selber zu Göttern werden, um nur ihrer würdig zu erscheinen? Es gab nie eine grössere That, – und wer nur immer nach uns geboren wird, gehört um dieser That willen in eine höhere Geschichte, als alle Geschichte bisher war! […] Ich komme zu früh, […] ich bin noch nicht an der Zeit. Diess ungeheure Ereigniss ist noch unterwegs und wandert […]« (Nietzsche) Interessant auch im Köck’schen Stücktitel: jenseits. Ein Begriff der laut Wikipedia (und wer guckt da inzwischen nicht zuerst nach) – zumindest als Substantiv – »seit dem Beginn der Moderne geläufig ist zur Bezeichnung einer ›anderen

© ARTE Info

Wirklichkeit‹, die sich nach mythischen, religiösen und mancherorts esoterischen Vorstellungen« bemisst. Wirklichkeit: auch kein gesicherter Begriff (mehr) – im Zeitalter von Big Data. Auch darum geht’s. »[…] Alle Zeichen deuten auf ein vollkommenes Verschwinden des Menschen: das soziale Koma seiner totalen Verwaltung, seine Betäubung durch die Effekte der Massenmedien und die Möglichkeit seiner genetischen Selbstherstellung – oder seiner nuklearen Selbstvernichtung. Aber vielleicht […] sind die Gleichgültigkeitseffekte, die die Medien […] in uns provozieren, Zeichen dafür, daß wir, weit entfernt, unser Verschwinden zu fürchten, es vielmehr als Gnade erhoffen –[…]« (Norbert Bolz) Und trotzdem: Gibt es ein Jenseits, muss zumindest die Vorstellung von einem Diesseits vorhanden sein. Nur: Wo stehen wir dann heute? Heute, in Deutschland, dem viertreichsten Land, in dem die Armutsquote noch nie so hoch war und die regionale Zerrissenheit noch nie so tief? Wo sind sie – UNSERE Zeit-, Handlungs-, Spielräume? »[…] Weil es immer konkurrierende Interpretationen der demokratischen Prinzipien von Freiheit und Gleichheit geben wird, wird es folgerichtig ebenfalls ständig konkurrierende Interpretationen von einer demokratischen Staatsbürgerschaft geben. […]« (Chantal Mouffe) – Und was, wenn doch alles eine Suppe ist?

– End of History –  JENSEITS VON FUKUYAMA von Thomas Köck Premiere am 20. Mai 2015 um 20.00 Uhr im Studio anschließend Premierenfeier im Casino Inszenierung Dominic Friedel | Bühne und Kostüme  Peter Schickart Licht Wolfgang Schüle | Dramaturgie  Stefanie Gottfried Mit  Michaela Klamminger, Anne-Marie Lux, Maria Munkert; Sven Prietz, Matthias Thömmes Nächste Vorstellung  23. Mai 2015

sg

UTOPIE STATION– WELCOME TO THE PLEASUREDOME Kiffen  für  eine  bessere  Welt – Die  Utopie  Station  berauscht  sich am 21. Mai 2015 in der Lobby Werkhaus und B-Boys. Was dem einen sein Kraut oder sein Schnaps, sind dem anderen seine Pillen. Der Club als Zufluchts- und Selbstfindungsort der Jugendkultur war immer der Ort, von dem man gemeinsam zu Bewusstseinsreisen aufbrach. Diese kleinen Fluchten waren auch immer Gegenentwurf und Kritik an den Zwängen und Idealen der kapitalistischen Gesellschaft. Aber der Rausch hat weder den Kapitalismus zu Fall gebracht, noch konnte er das große Clubsterben seit der Jahrtausendwende verhindern. Die Time Warp ist in ihrem 21. Jahr auch ein Dinosaurier. Das Internet und ein geändertes Gesundheitsbewusstsein haben das Freizeitverhalten gründlich verändert. Wo findet die Jugend heute ihr Utopia? Im Fitnessstudio? Auf dem Sofa?  jp

Gerade erst fand die diesjährige Time Warp, Europas traditionsreichster Technorave, soweit man so was von einem Rave überhaupt sagen darf, in Mannheim statt. 17.000 Raver beamten sich am Osterwochenende mit Bass und Lasereffekten in eine andere Sphäre. Ob sie zur Insel Utopia gefunden haben? Musik wurde schon immer als Rauschmittel eingesetzt, aber echte Psychonauten, Bewusstseinsreisende, setzen meist noch andere Fortbewegungsmittel ein. So eng wie Musik und Extase seit je her, sind auch Popkultur und Drogen miteinander verbunden: Schon die Jazzer der Swingära setzten auf die damals gängigen Opiate, genauso die Rocker und Freaks der 60er, die Discodiven, Raver

vom 12. bis 20. Juni 2015 im NTM

Eine Veranstaltungsreihe des ­Nationaltheaters Mannheim in Kooperation mit dem Ernst-Bloch-Zentrum Ludwigshafen und der Heinrich Böll Stiftung (Bundesstiftung und Landesstiftung Baden-Württemberg) und dem Kulturbüro der MRN.

BB Promotion GmbH präsentiert eine Bill Kenwright Produktion in Übereinkunft mit The Really Useful Group Ltd.

H U R R A!

T H E O F F IC I A L MU S IC A L P R OD U C T IO N OF

ANDREW LLOYD WEBBER A N D TIM RICE

Unter dem Motto »Geschlossene Gesellschaft« wird das Nationaltheater Mannheim wieder für neun Tage zum Treffpunkt für Künstler und Besucher aus aller Welt. Die 18. Internationalen Schillertage beschäftigen sich 2015 vor dem Hintergrund von Schillers Freiheitsbegriff mit den heutigen räumlichen, sozialen und kulturellen Grenzen. Alle zwei Jahre präsentiert das Festival internationale Gastspiele, Auftrags-, Ko- und Eigenproduktionen rund um den ersten Mannheimer Hausautor Friedrich Schiller. Dabei werden sowohl Interpretationen der Klassiker von renommierten Regisseuren gezeigt als auch zeitgenössische Theaterarbeiten, die das kulturphilosophische Werk des Dramatikers Schiller aufgreifen. Das Rahmenprogramm beinhaltet Diskussionsrunden, ein Stipendiatenprogramm für den Theaternachwuchs sowie die Schill-Outs – die legendäre Partyreihe mit Konzerten und DJs.  lg Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem gesonderten Programmheft und dem Schillertage-Leporello sowie der Internetseite www.schillertage.de.

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DER VORVERKAUF LÄUFT!

  Die 18. Internationalen Schillertage werden unter anderem ermöglicht und gefördert durch die Stadt Mannheim, das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

04. – 09.08.15 NATIONALTHEATER MANNHEIM TICKETS: 0621 - 10 10 11 · 01806 - 10 10 11* www.jesus-christ-superstar-musical.de

*0,20 €/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max 0,60 €/Anruf

18. INTERNATIONALE  SCHILLERTAGE

Mit dem legendären Heidelberger Psychonauten und Verleger Werner Pieper (Die Grüne Kraft), der Literaturwissenschaftlerin Andrea Gnam und dem Poptheoretiker und Autor Thomas Meinecke (Look­ © Time Warp alikes, suhrkamp). Musik: Mine  ·  Moderation: Adrienne Goehler & Jan-Philipp Possmann

»MUSIZIEREN IST WIE MENSCHSEIN – ALLEINE UND DOCH ZUSAMMEN«  Solopoly (UA) - Ein Musiktheater für 5 unterschiedliche Schlagzeuger Solopoly, die neue Musiktheaterproduktion der Jungen Oper, ist eine Gemeinschaftsproduktion der kanadischen Komponistin Annesley Black und der Regisseurin Andrea Gronemeyer. Das Format lebt vor allem von seinen Akteuren, deren vielfältige und unterschiedliche musikalische Traditionen/Stilrichtungen und Persönlichkeiten großen Einfluss auf die Produktion nehmen. Trommelklänge der iranischen Tombak begegnen Klängen der indischen Tabla. Klangexperimente klassischer Schlagzeuger verschmelzen mit brasilianischen Rhythmen. Fünf Schlagzeuger aus unterschiedlichen Ländern und Musikkulturen treffen aufeinander und beginnen, den Raum, sich selbst und die Gruppe klanglich zu erkunden. Sie ziehen sich magisch an, stoßen sich ab und treffen in immer neuen Konstellationen aufeinander. Wer verbündet sich mit wem? Und gegen wen? Beim Wetteifern um die Gunst des Anderen und des Publikums entsteht ein ergreifendes musiktheatrales Beziehungsspiel zu den Themen Begegnung, Freundschaft, Liebe, Abgrenzung und Toleranz. Dabei steht komponierte und improvisierte Ensemblemusik in ständigem Dialog mit improvisierten Solos. INDIVIDUUM KOLLEKTIVUM Ausgangspunkt der Produktion ist ein Grundthema menschlichen, wie auch musikalischen Daseins: die Auseinandersetzung zwischen Individuum und Kollektiv. In der Erarbeitung des Stückes flossen hierzu Fragen um die eigene Persönlichkeitsbildung ein: »Wer bin ich?«, »Wie will ich selber sein?«, »Wie soll mich meine Umgebung, wie sollen mich meine Mitmenschen wahrnehmen?«

Probenfoto: Peter Hinz, Rie Watanabe

Fragen, die uns nicht erst als Erwachsene beschäftigen, sondern ständige Begleiter der Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen sind. Von Beginn an erkennen Kinder, dass sie einerseits als Individuum in der Welt agieren und diese andererseits im Kollektiv gestalten. Für jeden Einzelnen stellt sich die Frage, welche Stellung er oder sie innerhalb der Gruppe innehalten und wie er oder sie von den Mitmenschen als Einzelner wahrgenommen werden möchte. Man möchte sich von seinen Mitmenschen abheben, einen eigenen Fingerabdruck haben und seine erkennbaren Spuren hinterlassen. Es entwickeln sich quirlige, überraschende, zurückhaltende, ernsthafte und humorvolle Menschen, die alle für sich interessant sind und trotzdem innerhalb einer Gemeinschaft existieren. Denn das Gemeinsame beschützt uns, gibt uns Sicherheit und Vertrauen. Aber wie viel möchten und müssen wir von unserer Persönlichkeit abtreten, wie viel von unserem Fingerabdruck verwischen, um in der Gemeinschaft zu existieren? Dieses zutiefst menschliche Thema ist gleichzeitig auch eine zentrale musikalische Thematik. Denn natürlich kann jeder für sich selbst Musik machen, jedoch ist Musik immer auch ein gemeinsames Erlebnis. Ein Solist musiziert für seine Zuhörer und ein Ensemble oder Orchester interpretiert gemeinsam die Noten der Partitur. Ein Orchester voller Solisten würde niemals brillant, virtuos und makellos zusammen erklingen. Im besten Falle fühlen, denken und erfahren Musiker Musik gemeinsam. Dafür sollten sie einander vertrauen, zusam-

Probenfoto: Thorsten Gellings, Cris Gavazzoni

men hören und vor allem gemeinsam ATMEN. Trotzdem muss jeder der Musiker individuelle Klasse haben und stets bereit sein, der Pilot des Ensembles zu sein. Denn Musik ist niemals führungslos. EIN Musiker sticht immer mit seinem Instrument und seiner besonderen Melodie heraus, hebt sich ab, führt an und sagt wohin die Reise geht. Und das ist gut so! Während er steuert, bereiten seine Mitmusiker ihm höflich und dienend den Weg. Sie begleiten ihn, arbeiten ihm zu und geben seinem Solo den nötigen Raum mit der richtigen Ausstattung. Musizieren ist also wie Menschsein. Alleine und immer auch zusammen. DIE OHREN ÖFFNEN! So könnte man das zentrale Anliegen der Jungen Oper benennen. Für bereits bekannte Musik und neue Klänge, für die Geräusche unserer Umwelt und für die Stille: Denn erst aus ihr können Klänge erwachsen. Nichts klingt einfach, wie es klingt, sondern alles klingt, wie ich es höre. Um die Musik unmittelbar und anders zu erleben, öffnet die experimentierfreudige Komponistin Annesley Black neue Klangräume. Blacks Musik spielt mit der Vertrautheit und Fremdheit von Klängen, die sich oftmals aus sportlichen Bewegungsabläufen und Wettkämpfen generieren. Sie schafft es geschickt, die Trommelkünste eines Klangentdeckers, eines Weltmusikers, einer brasilianischen Sambamusikerin, eines arabischen Handtrommlers und einer klassischen Schlagzeugerin aus Japan miteinander zu verbinden. Traditionelle arabische Trommelkunst verschmilzt mit hurmorvollen Klängen von Aufziehspielfiguren. Bodypercussion und Stimme werden in den Gesang von Whistlebirds und von dort aus weiter in den verliebten Gesang der Lotusflöte überführt. Lateinamerikanische Trommelrhythmen werden von den Klängen riesiger Metallplatten und Glocken vereinnahmt. Ein Ohren- und Augenschmaus für Klein und Groß, der den Blick auf sich selbst und sein Umfeld, sowie die musikalische Wahrnehmung verändert.  jg

SOLOPOLY  (UA) Musiktheater für 5 Schlagzeuger von Annesley Black und Andrea Gronemeyer Ab ca. 7 Jahren  |  2. – 6. Klasse Uraufführung  am 17. Mai 2015 um 16.00 Uhr im Schnawwl Musik Annesley Black | Regie Andrea Gronemeyer | Bühne Christian Thurm | Kostüme Melanie Riester | Dramaturgie  Johannes Gaudet Mit  Cris Gavazzoni, Rie Watanabe; Thorsten Gellings, Peter Hinz, Joss Turnbull Öffentliche Voraufführung am14. Mai 2015 um 16.00 Uhr im Schnawwl im Anschluss Publikumsgespräch

DIE FREUNDE UND FÖRDERER BERICHTEN welchen innovativen Ideen die NThusiasten unter dem Motto »Wir nehmen Dich mit!« ihr junges Publikum gewinnen und halten. Verlangt war außerdem, dass das Konzept auf andere Vereine übertragbar war. Beworben hatten sich rund 60 junge Förder­ vereine.

Miriam Tscholl © Matthias Horn

BEI UNSERER NÄCHSTEN BEGEGNUNG am 20. Mai im Anna-Reiss-Saal des rem geht es um den Beitrag der Bürgerbühne zu den 18. Internationalen Schillertagen, die das Schauspiel des National­theaters vom 12. bis 20. Juni ausrichtet. Regisseurin Miriam Tscholl und Moderatorin Steffi Bub sprechen über das Stück Kriegerinnen, das die Bürgerbühne in Anlehnung an Schillers Die Jungfrau von Orleans während des Festivals aufführt.

DIE NTHUSIASTEN, die jungen Freunde des Nationaltheaters, haben in Berlin eine bemerkenswerte Auszeichnung errungen. Sie gewannen gegen starke Konkurrenz den ersten Preis im Sonderwettbewerb »Junge Ideen«, den der Freundeskreis Kultur der »Stiftung Zukunft« ausgeschrieben hatte. Markus Mertens und Josephine Thomer – beide NThusiasten – gelang es, innerhalb der vorgeschriebenen fünf Minuten das Mannheimer Konzept überzeugend zu präsentieren. Sie konnten darlegen, mit

DIE STIFTUNG NATIONALTHEATER unterstützt das »Europäische Festival Musiktheater für junges Publikum«, das anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Jungen Oper Mannheim im Juli 2016 stattfinden wird. Das Festival wird das erste deutsche Festival sein, das neue Produktionen dieser relativ jungen Sparte zeigt. Das Festival, dem ein Fachforum angeschlossen werden soll, wird von den Sparten Oper und Schnawwl des Nationaltheaters vorbereitet.

wissenschaft und Germanistik eine erfolgreiche journalistische Karriere, ehe der Einstieg in die Musikszene als Konzertdramaturg an der Staatsoper Hannover erfolgte. An die gleichzeitige Leitung der Rheinischen Philharmonie Koblenz sowie der Staatsphilharmonie in Ludwigshafen schloss sich nach einem kurzen Zwischenspiel in Dortmund der Wechsel nach Mannheim an. Nach langen Jahren der Betreuung von Konzertorchestern zeigt sich Rainer Neumann jetzt beeindruckt von der Flexibilität und der Erfahrung des Mannheimer Orchesters.

UNSERE NÄCHSTE THEATERFÜHRUNG bietet am 9. Mai um 15 Uhr einen Blick hinter die Kulissen mit Doris Brachmann. Treffpunkt ist die Lobby im Werkhaus, Mozartstraße. Eintritt frei, auch Nichtmitglieder sind herzlich willkommen. Anmeldung nur an Doris Brachmann, Tel. 0621 1680 532 · doris. [email protected]

DIE DVD-BOX ZUM »RING DES NIBELUNGEN« ist ab sofort im Handel erhältlich, außerdem an der Theaterkasse und am Büchertisch des NTM. Die von Achim Freyer inszenierte und unter der Leitung von Dan Ettinger 2013 aufgeführte Tetralogie ist von einem Filmteam um Regisseur Georg Wübbolt komplett aufgezeichnet worden. Das Filmprojekt wurde von unserem Verein finanziell unterstützt.

NACHLESE. Unterstützt von fünf Bläsern des Orchesters und interviewt von der Operndramaturgin Elena Garcia-Fernandez präsentierte sich der neue Orchesterdirektor Rainer Neumann bei unserer jüngsten Begegnung als schlagfertiger und interessant erzählender Gast. Der ausgebildete Klarinettist schaffte nach Studien der Musik-

Freunde und Förderer des Nationaltheaters Mannheim e. V. c/o Nationaltheater Mannheim Mozartstr. 9 · 68161 Mannheim Fax 06 21 16 80 434 [email protected] www.freunde.nationaltheater.de Geschäftsführer R. Dietmann, Tel. 06 21 73 47 21

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»VON ELF BIS ELF« CLUB DER FLANEURE Das Wetter wird schöner – und wir gehen raus! Flaniert wird in der Literatur traditionellerweise in Paris oder Berlin, wir testen Mannheim auf sein Potenzial als Ort zum Flanieren. Werfen wir einen Blick auf unsere eigene Stadt: Welche Kunstwerke lassen sich auf abgeblätterten Plakatwänden entdecken, welche Erinnerungen kommen uns beim Hören des Rathaus-Glockenspiels oder beim Riechen des Grillgeruchs auf der Neckarwiese und welches geheime Doppelleben führt so ein Mannheimer Karnickel möglicherweise? Das Theater ist immer schon da, findet um uns herum statt, wir müssen nur hinschauen (und vielleicht manchmal noch ein bisschen nachhelfen). Ausgehend von Wahrnehmungs- und Gehübungen verlassen wir die vier Wände von R4, um draußen neue Erfahrungen zu sammeln. Üben wir uns im Alltagstourismus, im Schauen und im Wundern, gehen wir, lassen wir uns gehen, schweifen wir aus und ab! Entdecken wir die Poesie im Profanen und kultivieren wir das Flanieren! sb 8 Termine (immer dienstags, 18.30 bis 20.30 Uhr): 5.5. / 12.5. / 19.5. / 2.6. / 9.6. / 23.6. / 30.6. / 7.7.2015 Kosten: 40 Euro, im Preis inbegriffen sind zwei Vorstellungsbesuche im NTM Leitung: Steffi Bub Anmeldung unter [email protected]

WAS, WIE, WARUM INSZENIEREN?

Schnawwl und Junge Oper sind dabei! »Kultur am Alten Messplatz« am 10. Mai 2015 von 11.00 bis 23.00 Uhr Rund um den Alten Messplatz pulsiert das kulturelle Leben. Die Initiative »Kultur am Alten Messplatz« will dieses kulturelle Potential der Neckarstadt sichtbar und erlebbar machen und lädt am 10. Mai 2015 zu verschiedenen kulturellen Veranstaltungen rund um den Alten Messplatz ein: Theater, Musik, Ausstellungen, Lesungen, Tanz, Bildende Kunst – an diesem Tag stehen den Besuchern die Türen der teilnehmenden Einrichtungen offen und bieten ein vielfältiges Programm für alle Altersgruppen. Auch der Schnawwl und die Junge Oper beteiligen sich und zeigen zwei Inszenierungen für kleine und große Kulturfreunde: mo FRECHE FLÄCHE – MOBIL 11.00 – 11.45 Uhr im Einraumhaus, Eintritt frei

INSTRUMENTEN AUF DER SPUR: DAS KLAVIER – SPEZIAL – 15.00 – 15.30 Uhr im Schnawwl Foyer, Eintritt frei

Workshop am 8. und 21. Mai von 18.00 bis 20.30 Uhr Was soll auf dem Spielplan eines deutschen Stadttheaters einer mittleren Großstadt – sagen wir Mannheim – eigentlich stehen? Was sind unsere Fragen? Was drängt? Was treibt uns um? Bei einem ersten Treffen wollen wir gemeinsam genau das herausfinden und dabei auch die Aufgaben der Dramaturgen bei der Spielplangestaltung unter die Lupe nehmen. Mit dabei sind auch schon der Regisseur Tarik Goetzke und die Bühnen- und Kostümbildnerin Marcela Snaselova (beide verantwortlich für die Inszenierung Santa Monica (UA) im Studio des NTM). Die beiden werden dann an einem zweiten Termin mit den Workshop-Teilnehmern einen Entwurf ausarbeiten, ein Konzept für eine Inszenierung, die auf so einem Spielplan stehen könnte. Dabei sollen weder die an der Regiearbeit noch die an der Bühnen- und Kostümgestaltung Interessierten zu kurz kommen. Ein gemeinsamer Vorstellungsbesuch von Santa Monica (UA) zum Abschluss rundet den Workshop ab. sg

Alle Informationen zum Programm auch online unter www.altermessplatz.de

SWR KONZERTREIHE MANNHEIM | ABO 5 Fr 22. Mai 2015 | Rosengarten, 19.30 Uhr

Der Workshop besteht aus zwei aufeinander aufbauenden Terminen: 8. Mai 2015, 18.00 bis 20.30 Uhr | 21. Mai 2015, 18.00 bis 20.30 Uhr Treffpunkt R 4, 5 – 7 Vorstellungsbesuch Santa Monica (UA) am 24. Mai 2015, 20.00 bis 21.40 Uhr Keine Vorkenntnisse erforderlich. | Begrenzte Teilnehmerzahl! Fr. Verk./€ 10,- für Workshop inkl. Vorstellungsbesuch Nur mit Voranmeldung bei [email protected]

SCHNAWWL MIT »ZAUBERMÜHLE« BEI DEN MÜLHEIMER THEATERTAGEN Muss der Mensch wirklich alles erschaffen, was er erschaffen kann? Wer übernimmt die Verantwortung für eine Erfindung? Was bedeutet Fortschritt für eine Gesellschaft? Mit diesen Fragen setzte sich die Autorin Katrin Lange in Zaubermühle, das auf dem finnischen Nationalepos Kalevala basiert, auseinander. Direkt nach der Uraufführung wurde Zaubermühle nun zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen und wird dort am 19. Mai zweimal zu sehen sein. Das Stück ist damit im Rennen um den »KinderStückePreis«, der am Ende des Festivals vergeben wird. Die »KinderStücke« sind ein Forum deutschsprachiger Gegenwartsdramatik für Kinder. Die Auswahl der Nominierten trifft ein unabhängiges Gremium aus den in der jeweiligen Saison uraufgeführten deutschsprachigen Stücken. mo Im Mai steht Zaubermühle auch wieder im Schnawwl auf dem Spielplan: Die nächsten Vorstellungen: 3. Mai (15.00 Uhr), 4. Mai und 5. Mai 2015 (11.00 Uhr) im Schnawwl Zum letzten Mal in dieser Spielzeit: 6. Mai um 10.00 Uhr im Schnawwl

Bernhard Gander »hukl« für Orchester Sergej Rachmaninow Variationen über ein Thema von Corelli Sergej Rachmaninow Rhapsodie über ein Thema von Paganini Edward Elgar Enigma-Variationen Boris Berezowsky, Klavier SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg Dirigent: François-Xavier Roth Tickets ab € 19,– | Schüler/Studenten € 7,– SWR2 Kulturservice: 07221 300 200 Onlinebuchung: swr2kulturservice.de

MENSCHEN IM NTM DIESMAL MIT CORNELIA ALTMOOS, MASKENBILDNERIN AM NATIONALTHEATER MANNHEIM Wie bist du zum Beruf der Maskenbildnerin gekommen? Dazu kam ich eigentlich schon in der Schulzeit. Ich war auf der Waldorfschule und habe da eine Jahresarbeit über die vier Temperamente gemacht, bei der ich Masken aus Ton geformt habe. Wir hatten auch eine Theater-AG. Mich hat das Geschehen hinter der Bühne schon immer am meisten fasziniert. Auf der Bühne stehen wollte ich dagegen nie. Für mich war klar, dass ich diese Theateratmosphäre auch gerne mit ins Berufsleben nehmen möchte. Toll fand ich an der Maske immer, wie sehr man die Leute damit verändern kann. Sie nehmen eine ganz neue Haltung an, bewegen sich anders und erkennen sich selbst kaum wieder. Ich habe am Nationaltheater meine Ausbildung gemacht, war zwischenzeitlich am Badischen Staatstheater in Karlsruhe und am Pfalztheater in Kaiserslautern und bin dann wieder nach Mannheim zurückgekommen. Hast du in dieser Tätigkeit deinen Traumberuf gefunden? Insgesamt finde ich meinen Beruf sehr abwechslungsreich. Natürlich gibt es auch Einschränkungen durch die Arbeitszeiten, weil wir oft abends oder auch am Wochenende und an Feiertagen gebraucht werden. Aber es wird nie langweilig. Jedes Jahr kommen neue Leute und neue Stücke und es gibt immer etwas Neues vorzubereiten. Für mich ist es schon mein Traumberuf. Was genau passiert, wenn die Darsteller zu dir in die Maske kommen? Das kommt natürlich immer auf das Stück an. Ich arbeite hauptsächlich im Herren-Opernsolo. Die Darsteller erhalten immer eine Grundschminke von uns. Manche werden je nach Rolle älter geschminkt; die Heldentenöre sollen oft besonders schön und jung aussehen und bekommen häufig Perücken auf. Manchmal gibt es auch ausgefallenere Masken. Die Köchin aus Die Liebe zu drei Orangen bekommt zum Beispiel eine sehr auffällige Frauenschminke und eine riesige Perücke. Man erkennt den männlichen Darsteller dann gar nicht mehr. In der Regel brauchen wir pro Darsteller rund 20 Minuten Zeit für die Maske. Die Solisten nutzen das gerne als Entspannungszeit, bevor es dann auf die Bühne geht. Die Statisten kommen auch in die Maske. Da sie aber meistens in größeren Gruppen auf der Bühne auftreten, bekommen sie meistens nur die Grundschminke, zum Beispiel einen Lidstrich oder nachgemalte Augenbrauen. Woher weißt du, wie du die Leute schminken musst? Der Grundgedanke für die Maske in einer Inszenierung kommt vom Regisseur. Zusammen mit den Kostümbildnern haben wir immer eine Vorbesprechung, bei der Figurinen gezeigt werden. Wir überlegen gemeinsam, ob die Veränderungen auch zu den

Gibt es ein Stück, das dir besonders viel Spaß macht? Bei jedem Stück gibt es etwas Besonderes, das einen fasziniert. Lustig ist es immer, wenn wir hinter der Bühne zu tun haben. Dann muss es immer relativ schnell gehen. Manchmal muss sich der Darsteller nur umziehen, ein anderes Mal müssen wir die Haare wieder kämmen, weil sie verstrubbelt wurden oder einen Bart ankleben. Oft arbeiten wir dann mit der Schneiderei zusammen.

Cornelia Altmoos

ausgewählten Sängern und Schauspielern passen. An die Vorgaben, die dann vereinbart werden, halten wir uns für die Vorstellungen.

Im Mai wird am NTM die Oper Turandot wiederaufgenommen. Welche Herausforderungen erwarten dich da als Maskenbildnerin? Bei Turandot spielen im Herrensolo u. a. Ping, Pang und Pong. Sie bekommen für die Aufführung Glatzen geklebt. Das übernehmen häufig unsere Auszubildenden im dritten Lehrjahr als Übung für ihre Prüfung. Die Sänger fühlen sich mit der Glatze wie ein anderer Mensch, weil plötzlich die Haare fehlen. Im Herrenchor bekommen die acht Weisen Altmasken aus Kobracast. Das ist ein Netzstoff, überzogen mit Kunststoff. Wenn man ihn in heißes Wasser legt, wird er ganz flexibel und dann auf ein Gipsgesicht gezogen. Nach dem Erkalten erstarrt die Maske. Sie wird dann coloriert und wir kleben weiße Haare an. Wir verwenden die Masken für die schnelle Alterung im Stück, weil die Zeit einfach nicht reicht, um das zu schminken. Wenn man die Chorsänger anschließend mit den Masken auf den Türmen stehen sieht, erkennt man aus der Entfernung nicht, dass es sich um Masken handelt. Das Interview führte Julia Olmscheid.

TURANDOT von Giacomo Puccini

DAS SPIELZEITHEFT FÜR DIE SPIELZEIT 2015/2016 ERSCHEINT AM 15. MAI 2015.

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