Petra Szatmári

January 20, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Schreiben, Grammatik
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ACTA GERMANISTICA SAVARIENSIA ARBEITSMATERIALIEN DES LEHRSTUHLS FÜR GERMANISTIK AN DER WESTUNGARISCHEN UNIVERSITÄT – CAMPUS SAVARIA Sprachwissenschaft

Petra Szatmári

MORPHOLOGIE 3

Das Nomen

2011

DAS NOMEN

DAS NOMEN 1. Allgemeines zum Wesen des Nomens 2. Die nominalen Kategorien 2.1. Das Genus 2.1.1. Prinzipien der Genuszuweisung 2.1.1.1. Die Sexusmarkiertheit 2.1.1.2. Das Leitwortprinzip 2.1.1.3. Formregeln 2.1.1.3.1. Das Kompositionsprinzip 2.1.1.3.2. Das Ableitungsprinzip oder die Suffixregel 2.1.1.4. Phonetisch-phonologische Prinzipien 2.2. Der Numerus 2.3. Der Kasus 3. Entwicklungstendenzen 4. Der Artikel als Begleiter des Nomens Literatur

1. ALLGEMEINES ZUM WESEN DES NOMENS Eine der zahlenmäßig größten Wortarten des Deutschen sind die Nomen (Nomina) oder Substantive (weitere Bezeichnungen sind: Hauptwörter, Dingwörter). Sie sind leicht an ihrer Großschreibung erkennbar, die sich aber erst im 17. Jahrhundert durchgesetzt hat und die auch Reformversuche im 20. Jahrhundert nicht abschaffen konnten.1 Nomen ermöglichen es, Personen, Dinge, Prozesse, Beziehungen, Eigenschaften der Realität, „Gegenstände“ des Denkens und Fühlens sprachlich zu vergegenständlichen. Semantisch lassen sie sich unterteilen in Konkreta, Nomen die eine gegenständliche Bedeutung haben, und Abstrakta, Nomen, die keine gegenständliche Bedeutung haben. Konkreta können wie folgt gegliedert werden: Konkreta

Propria (Eigennamen) 1

Appellativa (Gattungsnamen)

Kollektiva

Massen/Stoffe

In der dänischen Sprache z.B. konnte diese Regel abgeschafft werden und sich die Kleinschreibung durchsetzen. 2

DAS NOMEN

Propria sind Eigennamen, die von Appellativa durch das „Kriterium der ‚eindeutigen Benennung’ von Personen und Gegenständen“ abgegrenzt werden, d.h. sie dienen der eindeutigen Identifizierung belebter oder unbelebter individueller Einheiten (vgl. ERNST 2004: 195).2 Sie können u.a. klassifiziert werden in:  Anthroponymika (Individualnamen – Vorname, Nachname, Beiname: Hans, Brecht, August der Starke, Dürri (Spitzname für F. Dürrenmatt); Gruppennamen – Abstammungs- und Zugehörigkeitsnamen, Herkunftsnamen: Vegetarier);  Toponymika (Kulturraumnamen – Siedlungsnamen, Flurnamen, Verwaltungsnamen: Berlin, die Wachau; Naturraumnamen – Geländenamen, Gegendnamen, Gewässernamen: der Balaton);  Varia (Namen für Naturerscheinungen – Fluss-, Berg-, Planetennamen; Namen für Kulturerscheinungen – Buch-, Filmtitel, Gebäude-, Schiffs-, Fahrzeugnamen usw.): die Donau, Der blaue Engel (vgl. u.a. REUTNER 1999, KAMIANTES 2000, ERNST 2004). Jeder Eigenname war ursprünglich ein Gattungsname und hatte somit appellativische Bedeutung. Deshalb ist es auch nicht überraschend, wenn sich zahlreiche Belege für eine Verwendung bestimmter Eigennamen als Appellativum finden. Sehr häufig, besonders in den unteren Gesellschaftsschichten vorkommende Namen, wie Johann (Hans3) und Grete (Bauern- und Dienstbotennamen) oder Katharina (Trine) (Kellnerin, Dienstbotenname), wurden zur allgemeinen Maßregelung von Personen des entsprechenden Geschlechts (sozusagen als „scheltendes appellativ“, GRIMM Bd. 9: 199) verwendet (z.B. dumme Trine). Daneben gab es auch abgeleitete Nomen, die besonders wahrnehmbare lästige Dauereigenschaften benennen. In erster Linie werden zu deren Bildung suffixartig gebrauchte weibliche (z.B. Suse, Liese) und männliche Vornamen (z.B. Fritz, Michel, Hans, Peter) genutzt, vgl. Mädchen, das bei Spielen (z.B. Kartenspiel) unehrlich 2

Dabei weist Ernst (2004: 195-196) darauf hin, dass die Zuordnung eines Namens zu einem singulären Objekt bei genauer Betrachtung problematisch ist (z.B. bei Doppel- und Mehrfachnennungen wie sie u.a. in Telefonbüchern vorkommen) und dass letztendlich „das in der Linguistik mittels stillschweigender Übereinkunft getroffene Verständnis [bleibt], Eigennamen als Identifikationsmittel für real existierende Personen oder Objekte als Individuen aufzufassen.“ 3 Der Name Hans wurde auch auf Frauen bezogen, wenn sie stur, derb, gewichtig und zugleich keck, männlich auftraten (im Sinne von ‚sie ist ein rechter Hans’) (vgl. GRIMM Bd. 10: 458). 3

DAS NOMEN ist: Schummelliese (Schummellieschen), Schwätzer: Quasselmichel; männliche, schlechtgelaunte Person: Miesepeter. Zu den Appellativa, den Gattungsnamen, gehören Bezeichnungen für  gleichartige Lebewesen/Objekte, entweder um die Vielzahl gleichartiger Lebewesen/Objekte oder um das einzelne Lebewesen/Objekt als Teil dieser Gattung zu benennen: der Student; die Universität; Bezeichnung eines Gegenstands als Teil (Partitiva) der Ast, das Rad oder als Ganzes der Baum, das Fahrrad;  Massen-, Stoffe: der Schnee, die Milch, das Mehl, der Sand, das Silber;4  Kollektiva/Sammelnamen, die im Singular eine Anzahl gleichartiger Einzelerscheinungen benennen: die Ärzteschaft, das Bürgertum, die Familie, die Gesellschaft, die Regierung, das Besteck, das Gebüsch;  Unika: der Mond. Abstrakta sind Nomen, die „Konzepte über Erscheinungen in der Welt und Vorgestelltes“ (RÖMER 2006: 126) benennen. Sie sind in Subklassen unterteilbar: Bezeichnungen für - Handlungen: die Bebauung; der Blick, die Eile, der Sprung, die Strafe, - Vorgänge: die Auszahlung, der Prozess, der Verkauf, das Wachstum; - Zustände: die Armut, das Glück, der Krieg; der Mangel, die Sklaverei, der Trübsinn, - Eigenschaften: die Dummheit, die Freundlichkeit; das Schönsein, die Schwäche, - Beziehungen: der Besitzer, die Ehe, die Freundschaft; - Gefühle: der Hass, die Liebe, die Zuneigung; - geistige Konzepte: die Grammatik, der Idealismus. Nomen sind eine offene Klasse, d.h. durch Substantivierung werden Wörter anderer Wortarten zu Nomen und nehmen dadurch Eigenschaften dieser Wortart an (vgl.: schreien – der Schrei; schön – die Schöne, die Schönheit; heute – das Heute; ich – das Ich). Bei diesen (deverbalen) Wortbildungsprodukten werden häufig auch semantische Aspekte deutlich:  Nomina acti (‚Ereignis’, ‚Zustand’): die Fassung, die Lähmung, die Ordnung, die Verzweiflung, das Verbot, das Erlebte;

4

Diese werden im Singular verwendet. Bei Verwendung mit einem unbestimmten Artikel oder im Plural beziehen sie sich auf unterschiedliche Arten des Materials. 4

DAS NOMEN  Nomina actionis (‚Handlung’, ‚Vorgang’): die Anhörung, die Atmung, die Beerdigung, die Befragung, die Erinnerung, die Hoffnung, die Meldung, die Wertung, das Wirken, das Vortragen, die Anklage, die Lüge, die Rede, die Taufe, die Wende;  Nomina agentis (‚Handelnder’, ‚Ausübender einer Tätigkeit’): der Arbeiter, der Dichter, der Denker, der Leser, der Schneider, der Spieler, der Verkäufer, der Enterich, die Arbeiterin, die Frisörin;  Nomina patientis (‚Erleidender’, ‚Erduldender’): der Lehrling, der Findling, der Säugling, der Füller, der Lutscher (= der Lutscher wird gelutscht), der Schmöker;  Nomina instrumenti (‚Mittel’): der Bohrer. Folgende grammatische Merkmale kennzeichnen die Wortart: Nomen  sind flektierbar (Numerus-/Kasusbildung),  besitzen Genus,  sind artikelfähig,  sind attribuierbar, d.h. sie können Kern (Nukleus) einer substantivischen Wortgruppe (Nominalphrase – NP) sein oder als nachgestellte Genitiv- oder Präpositionalattribute fungieren. Die Identifizierung eines Wortes als Nomen ist dennoch manchmal nicht unproblematisch, denn die Grenzen zwischen dem Nomen und den anderen Wortarten sind oft fließend: vgl.: infrage stellen – in Frage stellen, aufgrund – auf Grund, zugrunde gehen/liegen – zu Grunde gehen/liegen, zugunsten – zu Gunsten, zustande bringen – zu Stande bringen, außerstande sein – außer Stande sein, imstande sein – im Stande sein, instand setzen – in Stand setzen, vonseiten – von Seiten, anstelle – an Stelle, aufseiten – auf Seiten, zuhause sein – zu Hause sein, mithilfe – mit Hilfe, zumute sein – zu Mute sein, ernst nehmen – ernst sein/werden – Ernst machen, Angst haben – jemandem Angst (und Bange) machen – uns ist angst und bange – mir wird angst, (keine) Schuld tragen – er ist schuld daran, recht/Recht haben/geben, jemandem unrecht/Unrecht tun, das Feuer von weitem/Weitem betrachten, der Termin stand seit längerem/Längerem fest…(vgl. entsprechende §§ in der DEUTSCHEN RECHTSCHREIBUNG 2006). Nomen haben die Fähigkeit (a) den einzelnen Gegenstand (= Individualisierung), z.B. Das Gold des Leuchters ist echt. (b) die ganze Klasse bzw. Gattung (= Generalisierung), z.B. Gold ist ein Edelmetall. zu kennzeichnen. Dasselbe Substantiv kann demnach in Abhängigkeit vom Kontext generalisierende bzw. individualisierende Bedeutung haben. 5

DAS NOMEN In der Fachliteratur (u.a. RÖMER 2006: 126ff.) wird zwischen absoluten (avalenten) und relativen Nomen unterschieden. Avalente Nomen besitzen eine „für sich abgeschlossene Bedeutung. Dies sind beispielsweise Bezeichnungen für Lebewesen (Rose, Katze, Frau), für Sachen (Schrank, Auto), für Naturerscheinungen (Regenbogen) und für Allgemeines (Recht)“ (RÖMER 2006: 127, Hervorhebungen im Original). Relative Nomen dagegen stellen für sich keine abgeschlossene Bedeutung dar und sind ergänzungsbedürftig. Verschiedentlich wird zwischen relativen und relationalen Nomen differenziert: Von Verben und Adjektiven abgeleitete Nomen werden dann als relative Nomen und nichtabgeleitete, ergänzungsbedürftige Nomen als relationale Nomen betrachtet. Bei den nominalisierten (relativen) Substantiven kann es zur Argumentvererbung kommen, d.h. sie fordern die Argumente ihrer Basiswortklasse. Dies ist hauptsächlich bei Bedeutungsähnlichkeit der Fall, vgl. hoffen auf eine Besserung – die Hoffnung auf eine Besserung. Bei Bedeutungsveränderung kann es zu einer Argumentvererbung oder Argumentdifferenzierung (z.B. Argumentstellenreduzierung, erweiterung) kommen. In Bezug auf die Valenz gehen SOMMERFELDT/SCHREIBER (1977, zit. nach RÖMER (2006: 128), Beispiele auch dort) von folgenden Substantivvalenzklassen aus: Valenzklasse Substantive ohne Aktanten Substantive mit einem Aktanten Substantive mit zwei Aktanten Substantive mit drei Aktanten

Beispiele das Donnern das Fallen des Laubes das Vertrauen der Schüler zum Lehrer die Lieferung der neuen Ware an das Geschäft durch den Zwischenhändler

2. DIE NOMINALEN KATEGORIEN Nomen/Substantive sind durch drei Kategorien determiniert. Diese können unterschiedlicher Natur sein: (a) morphologischer Natur: das Genus (Pl. Genera), das fest mit dem jeweiligen Substantiv verknüpft ist; (b) syntaktischer Natur: der Kasus (Pl. Kasus), der je nach Gebrauch variiert; (c) semantischer Natur: der Numerus (Pl. Numeri), der ebenfalls je nach Gebrauch variiert.

2.1. DAS GENUS (Pl. die Genera) 6

DAS NOMEN Das Genus (lat. genus ,Geschlecht’, ,Art und Weise’, ,Verhältnis’) ist ein charakteristisches Merkmal des deutschen Nomens. Es hat eine grammatisch ordnende Funktion. Aufgrund der Genusmerkmale sind drei Subklassen voneinander abgrenzbar (Maskulina, Feminina, Neutra), die z.T. über gemeinsame Formmerkmale in der Wortbildung und vor allem in der Flexion verfügen.5 Dem Genus kommen folgende wichtige Funktionen zu: Es dient (1) der Verdeutlichung syntaktischer Beziehungen im Satz, die sich zeigen in (a) der Kongruenz zwischen adjektivischem oder pronominalem Attribut und Substantiv, vgl. jener Bleistift, kleines Kind, und (b) der Satzverflechtung, vgl. Die Arbeit war geschafft, sie hatte sich gelohnt. (2) der Unterscheidung von Homonymen6 (das sind Wörter, die gleiche Form, aber eine unterschiedliche Bedeutung haben; werden umgangs5

Dabei muss man sich allerdings auch der Tatsache bewusst sein, dass das Nebeneinander von Genera durchaus keine seltene Erscheinung ist: „So gibt es schon ahd. das muot, es gibt frnhd. der und das taufe neben die taufe und es gibt schwäbisch oder bayerisch der Butter neben standarddeutschem die Butter“ (DONALIES 2007: 96). 6 Natürlich existieren auch Homonyme gleichen Genus wie z.B. der Ball (kugelförmiger Gegenstand) – der Ball (Tanzveranstaltung). An dieser Stelle sollen jedoch nur weitere Beispiele für Homonyme unterschiedlichen Genus aufgelistet werden (zahlreiche Beispiele und Übungen finden sich bei KOBENKO (2006) unter http://portal.main.tpu.ru:7777/ SHARED/s/SERPENTIS/files/Tab1/23.pdf [2010-0817]): maskulin – neutral der Bauer (Landwirt, Schachfigur) – das/selten: der Bauer (Vogelkäfig) der Erbe (Erbender) – das Erbe (Vermögen) der Gehalt (Inhalt, ideeller Wert) – das/österreichisch: der Gehalt (Lohn) der Korn (Schnaps) – das Korn (Samenkorn) der Laster (Lkw) – das Laster (schlechte Angewohnheit) der Moment (Augenblick) – das Moment (Gesichtspunkt) der Pony (in die Stirn gekämmtes, kurzes Haar) – das Pony (Pferd einer kleinen Rasse, Zwergpferd) der Raster (Rasterung) – das Raster (Testbild) der Schild (Schutzwaffe) – das Schild (Aushängetafel) der Tor (Narr) – das Tor (Einfahrt) der Verdienst (Einkommen) – das Verdienst (anerkennenswerte Tat) maskulin – feminin der Bulle (männliches Rind) – die Bulle (päpstlicher Erlass) der Flur (Hausflur) – die Flur (landwirtschaftliche Nutzfläche) der Heide (Nichtchrist) – die Heide (Ebene) der Hut (Kopfbedeckung) – die Hut (Schutz) der Kiefer (Kinnbacken, Knochen) – die Kiefer (Baum) 7

DAS NOMEN sprachlich auch als „Teekesselchen“ bezeichnet), z.B. die Kiefer – der Kiefer; das Erbe – der Erbe. (3) der Unterscheidung von Paronymen (das sind ähnlich klingende Wörter mit unterschiedlicher Bedeutung), z.B. das Etikett – die Etikette. Exkurs: Paronyme

Nach LÀZÀRESCU (1995: 88) sind Paronyme „Wörter gleicher oder unterschiedlicher Herkunft […], die einander formal sehr stark ähneln und sich eventuell auch semantisch einigermaßen nahe stehen. Es handelt sich u.E. nicht nur um lautgestaltlich, sondern auch um schriftbildmäßig ähnliche Wörter, die aufgrund des Kontrastmangels leicht verwechselbar sind.“ An der von LÀZÀRESCU (1995) vorgeschlagenen Klassifizierung interessieren hier nur die hinsichtlich der Nomen relevanten Kategorien.7 Ihre Klassifizierung der Paronyme erfolgte vor allem unter dem Aspekt der Wortbildung: (a) phonetisch und orthographisch bedingte Paronyme: der Föhn (warmer, trockener Wind) – der Fön (Haartrockner); der Kaffee (Samen des Kaffeebaumes/Getränk aus Kaffeebohnen) – das Café (Kaffeehaus); (b) lexikologisch bedingte Paronyme, die weiter nach Zusammensetzung und Ableitung differenziert werden: 1. Bei der Zusammensetzung spielt das Fugenelement, also dessen Fehlen oder Vorkommen bei gleichen Bestimmungs- und Grundwörtern, bzw. das Auftreten von mehreren Fugenelementen bei denselben Kompositionsgliedern die bestimmende Rolle: die Schifffahrt (Verkehr von Schiffen) – die Schiffsfahrt (Fahrt mit der/österreichische auch: die Kunde (Klient) – die Kunde (Nachricht, Wissensgebiet) der Leiter (Person, die leitet) – die Leiter (Sprossenleiter) der Mangel (Fehlen von Brauchbarem) – die Mangel (Gerät zum Glätten der Wäsche) der Marsch (Marschieren, Musikstück) – die Marsch (fruchtbares Schwemmland an Flüssen oder Meeresufern) feminin – neutral die Koppel (eingezäuntes Weideland) – das Koppel (Ledergürtel) die Plastik (Bildwerk) – das Plastik (Kunststoff) die Steuer (Abgabe) – das Steuer (Lenkrad) die Wehr (Verteidigung) – das Wehr (Staudamm) dreigliedrige homonyme Reihen die Mark (ehemalige deutsche Währung) – die Mark (Gebiet) – das Mark (Gewebe) der Tau (Niederschlag) – das Tau (Seil) – das Tau (Buchstabe des griechischen Alphabets) der Weise (kluger Mensch) – die Weise (Art, Beschaffenheit, Merkmal) – die Weise (Lied, Melodie) Im Gegensatz dazu bedeutet Polysemie ‚Mehrdeutigkeit ein und desselben Wortes’, vgl. der Stock = (a) Holzstück, (b) Spazierstock, (c) Topfpflanze, (d) Etage. 7 Bei der Untergruppe „Grammatisch bedingte Paronyme“ z.B. spielen Nomenpaare keine Rolle, sondern wesentlich sind u.a. Verbpaare (antworten auf – beantworten); oder Lokal- und Temporaladverbien und davon abgeleitete nur attributiv gebrauchte Adjektive (dort – dortig; hier – hiesig; oben – obig; heute – heutig; gestern – gestrig; bisher – bisherig). 8

DAS NOMEN einem Schiff); das Kindbett (Wochenbett) – das Kinderbett (Bett für Kinder); das Geschichtsbuch (Lehrbuch der Geschichte) – das Geschichtenbuch (Sammlung von Erzählungen); 2. Von Paronymen bei Ableitungen spricht sie, wenn zwischen den Ableitungen entweder „Synonymie i.w.S. oder aber nur sehr geringe und ganz feine Bedeutungsunterschiede“ existieren, demzufolge sind durch implizite Ableitung vom selben Stamm entstandene deverbative Substantive als Paronyme aufzufassen, besonders weil zwischen ihnen Bedeutungsunterschiede bestehen, z.B. (binden>) Band – Bund; (schwingen>) Schwang – Schwung; (streichen>) Streich – Strich; (fließen>) Fluß – Floß; (trinken>) Trank – Trunk. Durch explizite Ableitung entstandene Wörter sind Paronyme, wenn es zwischen ihnen „funktional-semantische Oppositionen“ gibt, vgl.  Substantivpaare, gebildet aus suffixlosen Maskulina/Neutra und Feminina auf -e: der/das Band – die Bande; der Zweck – die Zwecke; der Schnitt – die Schnitte; das Tapet – die Tapete; der Ruin – die Ruine;  substantivisch gebrauchte Sprachbezeichnungen auf -isch mit und ohne Suffix -e, die sich im Gebrauch unterscheiden: (das) Englisch – das Englische; (das) Französisch – das Französische, oder Farbbezeichnungen mit oder ohne -e: (das) Blau - das Blaue; (das) Grün – das Grüne;  semantisch differenzierte deadjektivische Derivate auf -e und auf -heit: (hoch>) Höhe – Hoheit; (faul>) Fäule – Faulheit;  einige feminine Substantive auf -(er)ei, bei denen der Unterschied zwischen Ortsangabe und Handlungsbezeichnung sekundär durch das Vorkommen bzw. das Fehlen des Umlauts zum Ausdruck gebracht werden kann: Bäckerei (Ort, wo gebacken (und verkauft) wird) – Backerei (beständiges, als lästig empfundenes Backen); ebenso: Wäscherei – Wascherei;  substantivierte Präsenspartizipien und -er -Derivate wie u.a. (denken>) der Denkende – der Denker; (lesen>) der Lesende – der Leser; (zählen>) der Zählende – der Zähler;  auf ein Verb oder auf das entsprechende Verbalsubstantiv zurückführbare Derivate auf -er: Schneider – Schnitter; Schließer – Schlosser; Reiter – Ritter;  Konkurrenzformen bei von gleicher Basis gebildeten adjektivischen Derivaten auf -heit und -igkeit: Kleinheit – Kleinigkeit; Neuheit – Neuigkeit;  lexikalisierte Doppelbildungen auf -ung und –nis: Gleichung – Gleichnis; Zeugung – Zeugnis;  die (seltenen) Fälle bei Verkleinerungsformen auf -chen und -lein, wo es zu einer Bedeutungsdifferenzierung kommt: Männchen – Männlein; Weibchen – Weiblein; Frauchen – Fräulein; Fähnchen – Fähnlein. (c) Semantisch-stilistische Paronyme werden aufgrund ihrer Bedeutung und Kompatibilität mit den anderen im konkreten Satz aufscheinenden Wörtern angenommen. Sie werden untergliedert in  Termini in Fachtexten wie Laktose – Laktase; Maltose – Maltase; Sulfid – Sulfit usw. (Paronymen dieser Art entsprechen in anderen Sprachen meistens ähnliche Paronyme.)  Paronyme in der deutschen Sprache mit Unterschieden in Bedeutung und Gebrauch, denen aber in anderen Sprachen nur ein einziges (polysemantisches) Wort entspricht; was zu Verwechslung führen kann: Vatermord (Handlung) – Vatermörder (Täter), aber engl. nur parricide, rum. paricid (ebenso: Brudermord – Brudermörder); Marquise (Gemahlin/Tochter eines Marquis) – Markise (Sonnendach), aber frz. nur marquise, rum. Marchizà; Marabu (Kropfstorch) – Marabut (Heiliger des Islams), aber frz. nur marabout, rum. marabu  Wortpaare aus zwei paronymischen Fremdwörtern, wobei eines der Glieder den orthographischen Eigenheiten des Deutschen nicht angepasst wurde: Marokkaner (Bewohner) – Maroquin (frz. ausgesprochen: Lederart); Neapolitaner (Bewohner) – Napolitain (frz. ausgespro9

DAS NOMEN chen: Schokoladetäfelchen); Kommunikation – Kommuniqué (mit Ausnahme des Anfangsbuchstabens frz. geschrieben und ausgesprochen: Verlautbarung) (vgl. LÀZÀRESCU 1995: 88-92).

Daneben erfüllt das Neutrum spezielle Aufgaben wie (a) die Bezeichnung des „Geschlechtslosen“: das Kind, das Junge, das Kalb; (b) die Bezeichnung von Personen „unbekannten“ Geschlechts: Alles herhören! (im Akkusativ Dominanz des Maskulinums: Ich habe jemand Großen gesehen.), (c) das Ausdrücken der Abwertung: das Ekel, das Mensch (mitteldt.). Da das Genus nicht immer an einem charakteristischen Suffix erkennbar ist, gewinnen die Begleiter (der Artikel, Artikelwörter) eine besondere Bedeutung: eine/manche Maus – ein/manches Haus. Die Genuszugehörigkeit (vgl. auch Prinzipien der Genuszuweisung) kann (a) konventionell festgelegt sein, d.h. die Genuszugehörigkeit ist unmotiviert; (b) durch das natürliche Geschlecht (Sexuszugehörigkeit) motiviert sein (= Sexusmarkiertheit); (c) aufgrund der Semantik (= Bedeutung, u.a. Leitwortprinzip) erkennbar sein; (d) an bestimmten formalen Kriterien erkennbar sein (= Formprinzip; phonetisch-phonologische Prinzipien).

2.1.1. PRINZIPIEN DER GENUSZUWEISUNG Die Zugehörigkeit zu einem der drei Genera ist im Deutschen nur partiell vorhersagbar.8 Demzufolge rücken Fragen nach den Prinzipien der Genuszuweisung immer wieder ins Blickfeld.9 In der Fachliteratur konnte nachgewiesen werden, dass Sprecher deutscher Muttersprache über Genuszuweisungssysteme (= Regeln) die Zuordnung des Genus bei einem Nomen vornehmen:

„Solche Zuweisungsregeln werden auf der Grundlage von Informationen entworfen, die das Substantiv bereitstellt. Native speaker des Deutschen nutzen hierfür sowohl phonetisch/phonologische und morphologische als auch semantische Merkmale des Substantivs. Insgesamt läßt sich das Genuszuweisungssystem des Deutschen als ein stochastisches Modell begreifen, in dem Regelkonkurrenz zugelassen ist.“ (OELKERS 1996: 3)

8

HERINGER (1995: 205) meint, dass man bei 50 % von 1000 hochfrequenten deutschen Substantiven das Genus erklären kann. 9 Von dialektalen bzw. regionalen Varianten wie der/das Teller, die/der Butter, 3 der/das Radio (vgl. PITTNER/BERMAN 2008: 16) wird hier abgesehen. 10

DAS NOMEN Traditionell spielt bei der Darstellung der Genuszugehörigkeit das semantische Kriterium, wie es in Form der tradierten Aufstellung von SPITZ (1965) vorgelegt wurde, eine Rolle (vgl. auch HELBIG/BUSCHA 2001: 246-249; tabellarische Übersicht vgl. CHAN 2005: 43-45; für eine kritische Betrachtung vgl. HERINGER 1996: 206 bzw. CHAN 2005: 45-46, WILMOTS/MOONEN 1999: 213-214), vgl. dazu die folgende Übersicht der semantischen Substantivklassen: Semantische Klasse

Beispiele

männliche Lebewesen

der Mann, der Kater

Maskulina

Ausnahmen die Memme, die Drohne (Fachsprache auch der Drohn)

Berufe, Ränge, Titel

der Schreiner, der General, der Dozent Mineralien, der Granit, der Quarz, der Basalt, Gesteine der Schiefer, der Sand, Himmelsrichtungen der Norden, der Süden Winde, Niederschläge der Föhn, der Sturm, der Orkan, der Nebel, der Regen, der Schauer Jahreszeiten, Tageszeiten, der Frühling, der Sommer, der Monate, Wochentage Winter, der Morgen, der Abend, der Mittag, der Januar, der Mai, der Montag, der Mittwoch alkoholische Getränke der Kognak, der Sekt, der Wodka, der Himbeergeist, der Tequila Kaffeesorten der Tchibo, der Eduscho, der Hochland Tabakwaren der Feinschnitt, der Krüll Berge, Gebirge der Ätna, der Brocken, der Fichtelberg, der Olymp, der Harz, der Himalaja, der Kaukasus, der Spessart, Seen, Meere Geldbezeichnungen

10

die Kreide, das Harz die Bora, die Böe (Bö) das Jahr, das Frühjahr, die Nacht, die Woche, das Jahr das Bier, die Bowle, das Feuerwasser

die Zugspitze, das Matterhorn, das Erzgebirge, die Hohe Tatra, die Eifel, die Rhön; Plural: die Alpen, die Anden, die Karpaten, die Pyrenäen der Baikal, der Balaton, der At- die See10 lantik, der Ozean, der Pazifik der Dollar, der Cent, der Euro, der die Mark, das Pfund SterForint, der Pfennig, ling, die Krone, die Lira, die

Die See (= das Meer) hat sich als „lexikalisch ‚redundante’ Form“ erst ab dem 16. Jh. entwickelt (vgl. GROß 2006: 159). 11

DAS NOMEN Drachme der Cha-Cha-Cha, der Foxtrott, der/die Samba, der Lambada, der Tango Rumba der Opel, der BMW, der Honda, der Intercity,

Tänze Autos, Züge

der/die

Feminina

Personen Geschlechts

weiblichen

Tiere weiblichen Geschlechts Zigarettensorten, Zigarren substantivische und substantivierte Kardinalzahlen Schriftarten

die Amme, die Frau, die Dame, die Stute, die Henne

der Backfisch, das Fräulein, das Mädchen, das Mädel, das Weib, das Model das Huhn

die Kent, die Lord, die Brasil, die Eins, die Million

die Antiqua, die Fraktur, die Times Flüsse in Mitteleuropa die Elbe, die Oder, die Donau, die deutsche Flussnamen:11 (deutsche Flussnamen, Elster, die Newa, die Theiß, die der Neckar, der Rhein, der ausländische Flussnamen Wolga Inn, der Main, der Lech auf -a und -e) Schiffe12

die Titanic, die „Bremen“, die der „Kormoran“, der „Flie„Bismarck“, gende Holländer“, das „Krokodil“ Flugzeugtypen die Boeing 747, die TU 104 der Jet, der Airbus, der Jumbo Blumen, Bäume die Nelke, die Rose, die Tanne, die der Ahorn, der Flieder, der Eiche, die Kiefer, die Diestel, Jasmin, der Kaffeebaum, der Kaktus, der Klee, der Lorbeer, der Oleander, der Mohn, das Veilchen, das Vergissmeinnicht Gebiets-, Landschaftsna- die Normandie, die Sahara, die das Elsass, das Pandschab, men (vor allem Lausitz der Balkan, der Peloponnes auf -ei, -ie, -e, -a) 11

Weitere Informationen bietet der Exkurs Gewässernamen (vgl. Kapitel 2.1.1.2. Das Leitwortprinzip). 12 Bei Schiffsnamen wurden folgende Regeln angegeben: Schiffsnamen sind im Allgemeinen feminin, wenn sie nach Städten, Ländern, männlichen Personen bezeichnet wurden, bei Sachbezeichnungen schwankt das Genus zwischen dem der Bezeichnung und Femininum, bei Tierbezeichnungen weist das Genus der Bezeichnung dem Schiffsnamen das Genus zu (zit. n. HORN 1987: 189). 12

DAS NOMEN Mopeds, Motorräder

die Honda, die BMW, die Kawasaki

Bezeichnungen für nichterwachsene Lebewesen Kollektivbegriffe (vor allem Derivate nach dem Muster Ge – Ø/e)

das Baby, das Kind, das Kalb, das Fohlen, das Ferkel, das Lamm das Besteck, das Geäst, das Gebirge, das Geschirr, das Gestirn, das Gebäude, das Geschrei, das Gesinge, das Gekreische das Verb, das Nomen, das Adjektiv, das Numerale das Glas, das Holz das Aluminium, das Chlor, das Eisen, das Gold, das Silber, das Uran das Aschenbrödel, das Fräulein, das Lämmlein, das Müsli, (österr./süddt.: -el: das Kastel) das Byte, das Gramm, das Phon, das Volt, das Watt das A, das ABC das Dur, das Moll das Persil, das Tandil, das Dash

Neutra

Bezeichnungen für Wortarten Stoffe Metalle, Legierungen und chemische Elemente Diminutiva rungen)

(Verkleine-

physikalische und theoretische Einheiten Buchstaben Tonarten Wasch- und Reinigungsmittel Farben Medikamente Sprachen Orte, Länder, Inseln, Kontinente

Brüche

der Welpe, der Bube die Gebühr, der Gewinn, der Geruch, die Geburt, der Gesang, die Gemeinde die Partikel der Stickstoff, der Sauerstoff, der Phosphor, der Schwefel, der Stahl, die Bronze

die Tonne, der/das Liter, der/das Meter, der Zentner

das Blau, das Türkis das Aspirin das Deutsche, das Ungarische das moderne Budapest, das geheim- der Irak, der Iran, der Jemen, nisvolle China, das heutige Haiti, der Kuwait, der Sudan, der das einstige Rügen, das alte Europa Tschad, der Balkan, der Darß; die Antarktis, die Bretagne, die Krim, die Lombardei, die Riviera, die Gobi, die Sahara, die Wachau, die Lausitz, die Pfalz, die Mongolei, die Schweiz, die Ukraine; Plural: die USA, die Niederlande, die Dardanellen, die Karpaten, die Kurilen das Viertel, das Zehntel 13

DAS NOMEN Spiele Hotels, Cafés, Kinos

das Hockey, das Match das Hilton, das Landmann, das die Schauburg, die FilmbühGloria ne, die Kurbel

Mit den semantischen Substantivklassen werden vor allem Konkreta erfasst, wobei zahlreiche Ausnahmen anzugeben sind. Zudem ist diese tradierte Aufstellung nicht unproblematisch, denn die Kategorisierung setzt voraus, dass man weiß, was z.B. alles Mineralien sind (Mineralien = Maskulina). Außerdem sind die Begründungen uneinheitlich: Sie sind teils semantischer, teils morphologischer (Diminutiva), teils syntaktischer Natur (Substantivierungen). Aus diesem Grunde werden hier weitere Prinzipien, d.h. Regeln der Genuszuweisung, angenommen, die bei der Durchschaubarkeit der Genuszugehörigkeit helfen und besonders bei der Entlehnung von Nomen aus anderen Sprachen zum Tragen kommen. Es muss davon ausgegangen werden, dass bei Entlehnungen all diese Prinzipien wirken und welches Prinzip letztendlich die anderen dominiert, entscheidet die Sprachgemeinschaft, wobei man natürlich nicht vergessen darf, dass es auch immer wieder zu Analogiebildungen kommt. Im Einzelnen werden hier folgende Prinzipien besprochen: 1. Sexusmarkiertheit 2. Leitwortprinzip 3. Formregeln 4. phonetisch-phonologische Prinzipien.

2.1.1.1. DIE SEXUSMARKIERTHEIT Typisch für die deutsche Sprache sind die drei grammatischen Geschlechter (Genera), wodurch in der Regel sowohl Konkreta wie auch Abstrakta einem Genus zugeordnet sind und somit der maskulinen, femininen oder neutralen Flexionsklasse angehören. Daneben unterscheidet der deutsche Kulturkreis zwei natürliche Geschlechter (Sexus), die auf der biologischen Unterteilung in männliche und weibliche Lebewesen basieren. Vor diesem Hintergrund stehen sich als Glieder einer Genusopposition gegenüber a) Maskulina ↔ Feminina (der Vater ↔ die Mutter) b) (Maskulina – Feminina) ↔ Neutra ((er – sie)↔ alles/jemand anders/jemand Fremdes) Dabei weist das Maskulinum einen umfassenderen Geltungsbereich auf, so wird z.B. bei Verzicht auf das biologische Geschlecht die allgemeine Grundform des Maskulinums, das sog. generische Maskulinum verwendet. Es gilt somit als Prototyp für beide Sexus und wird gebraucht bei 14

DAS NOMEN a) Berufs-, Tätigkeitsbezeichnungen, Rängen b) Zusammenfassung von männlichen und weiblichen Individuen bei beabsichtigter Nicht-Unterscheidung des Sexus, vgl. Bei uns ist der Kunde König. Jeder Bürger hat das recht auf politische Mitbestimmung. Diese Gebrauchsbedingungen gelten auch für Pronomen (z.B.: wer, der, derjenige, niemand, irgendwer, jedermann): Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht. Gibt es hier noch jemanden, der seine Kinder zweisprachig erzieht? Die Pronomen werden also formal auf die maskuline Form bezogen, wenn beide Geschlechter gemeint sind. Eine Übereinstimmung von Sexus und Genus (= Sexusmarkiertheit) gibt es nur in Ausnahmefällen, und zwar bei (I) Personenbezeichnungen Parallelität von Genus und Sexus (z.B. bei Verwandtschaftsbezeichnungen) (der Vater – die Mutter, der Sohn – die Tochter, der Onkel – die Tante; der Boy, der Gentleman, die Lady, der Daddy; aber: das Weib, die Memme) (II) Tierbezeichnungen, wobei sich folgende Verwendungsweisen unterscheiden lassen: Es existiert (1) Parallelität von Genus und Sexus: der Bär – die Bärin, der Eber – die Sau, der Hahn – die Henne, die Ente – der Enterich, die Maus – der Mäuserich; (2) keine Unterscheidung von Genus und Sexus, wenn die Bezeichnung beide Geschlechter erfasst, m.a.W. zahlreiche Gattungsnamen sind sexusneutral, d.h. die biologisch motivierte Ordnung der Genusnamen wird nicht konsequent eingehalten (Sexusunterschiede werden nur dann exakt eingehalten, wenn sie für den Menschen (Züchter, Jäger) wichtig sind, vgl. die Gans = die Gans – der Gänserich/Ganter die Katze = die Katze – der Kater das Pferd = die Stute – der Hengst das Rind = die Kuh – der Bulle das Reh = die Ricke – der Rehbock In wenigen Fällen ist zur Bezeichnung der beiden Geschlechter lediglich ein Wort vorhanden, vgl. das Wiesel, der Karpfen. (3) die Tendenz, dass Jungtiere überwiegend Neutra sind: das Fohlen, das Küken, das Lamm. Weitaus häufiger werden z.B. zur Differenzierung der Tier- oder Personenbezeichnungen nach dem natürlichen Geschlecht die Möglichkeiten der Wortbildung genutzt (vgl. u.a. RÖSNER 2005). Von besonderer Bedeutung ist die Derivation, d.h. die Motion/Movierung. Bei der Motion handelt es sich um die Ab15

DAS NOMEN leitung eines Substantivs mit andersartigem Geschlecht von einer Personenoder Tierbezeichnung. Es ist zwischen movierten Maskulina und movierten Feminina zu unterscheiden, allerdings gibt es nur wenig movierte Maskulina, d.h. ihre Ableitung ist nicht produktiv. Maskuline Movierungssuffixe sind -erich (Enterich, Gänserich, Mäuserich), -er (Witwer, Ganter).13 Bei Berufsbezeichnungen ist zu beobachten, dass eher neue Wörter gebildet werden als Maskulinmovierung (vgl. eine männliche Hebamme wird nicht als *Hebammer bezeichnet, sondern als Geburtshelfer). Im Gegensatz zur Maskulinmovierung ist die Ableitung femininer Personenund Tierbezeichnungen sehr produktiv. Folgende Movierungssuffixe sind bei der Femininmovierung von Belang: Movierungssuffixe (vgl. RÖSNER 2005) -in-Ableitungen

-euse-Ableitungen -iss/-isse/-ess/-esseAbleitungen -ina/ine-Ableitungen -(i)a/-(i)eAbleitungen -ice-Ableitungen -sche, -se-Ableitungen

13

Basen

Beispiele

bei Maskulina auf -er, -ler, -ner, -iker, (a)tor, --and/-ant/(i)ent, -ier, -ist, -ast, är, -eur

Zauberer – Zauberin, Maler – Malerin, Bote – Botin, Schwede – Schwedin, Sportler –Sportlerin, Künstler – Künstlerin, Redner – Rednerin, Lyriker – Lyrikerin, Zyniker – Zynikerin, Organisator – Organisatorin, Abonnent – Abonnentin, Praktikant – Praktikantin, Drogist – Drogistin, Pianist – Pianistin, Enthusiast - Enthusiastin, Millionär – Millionärin, Aktionär – Aktionärin, maskuline Personen- der Freund – die Freundin, der Storch – die /Tierbezeichnungen Störchin, der Fuchs – die Füchsin, Masseur – Masseuse, daneben auch: Chefeuse, Professeuse Prinz – Prinzess (Prinzessin), Diakon – Diakonisse von männlichen Joseph – Josephina/e, Karl – Karoline, Vornamen Joseph – Josepha, Karl – Karla/Karola nicht produktiv umgangssprachlich, oft abwertend

Direktor – Direktirce, Müllersche, Tippse, Putze

RÖSNER (2005: 362) betont, dass „die Verwendung der Suffixe -er und -erich bei denselben Tierbezeichnungen regional unterschiedlich ist.” 16

DAS NOMEN Daneben bietet die Komposition vielfältige Möglichkeiten, sexusdifferenzierende Nomen zu bilden, vgl. männliches Sexus: Kaufmann14, Frauenheld, (das) Mannsbild, Mädchenhändler, Privatmann, Spitzbub, Freiherr, Kultur/Literaturpapst, Showmaster, Sauf-/Radau-/Tippelbruder, Rabenvater, Stotteronkel, Mistkerl, Witzbold; weibliches Sexus: Kauffrau, Arztfrau, Ehefrau, (das) Frauenzimmer, (das) Kindermädchen, (das) Kräuterweiblein, Zierpuppe, Tagesmutter, Klatschtante, Klosterschwester, Klatschbase15. Das Grundwort kann auch ein männlicher oder weiblicher Personenname (-hans, -august, -maxe, -heini, -fritze, -suse, -trine, -liese usw.) sein, vgl. Prahlhans, Heulfritze/-michel/-peter, Heulsuse/-liese/-trine (vgl. Kap.: 1. Allgemeines zum Wesen des Nomens). Daneben können gängige Familiennamen als Gattungsname zur Bezeichnung von ‚jedermann, jeder beliebige’ werden, dem bestimmte Eigenschaften zugeordnet werden, vgl. Angst-, Bieder-, Kraftmeier (vgl. SCHMIDT 82008: 302). Weniger deutlich ist die Sexusmarkiertheit, wenn die Konstruktion Körperteilbezeichnungen enthält, so ist der Glatzkopf eher auf einen Mann und der Trotzkopf auf ein Mädchen oder eine Frau zu beziehen, andere Komposita wie der Dumm-/Holz-/Hohlkopf, der Langfinger, das Milchgesicht, die Saufgurgel, der Geizhals, das Lügenmaul sind jedoch nicht eindeutig einem Sexus zuzuordnen (vgl. CHERUBIM 1996: 124). Ähnliches lässt sich für Tierbezeichnungen enthaltende Ausdrücke feststellen: auf weibliche Personen festgelegt sind der Backfisch, die Schnattergans, die Naschkatze, die Meckerziege, das dumme Huhn; auf männliche Wesen verwendbar sind der Lackaffe, der Brummbär, der Lustmolch, Streit/Neidhammel; auf beide Geschlechter anwendbar sind der Bücherwurm, der Schmutzfink, der Unglücksrabe, der Spaß-/Pechvogel (CHERUBIM 1996: 124).

2.1.1.2. DAS LEITWORTPRINZIP Das Leitwortprinzip ist ein semantisches Prinzip und besagt, dass ein Nomen das Genus eines assoziativ verbundenen Nomens (das somit als Leitwort fungiert) bekommen kann. Einige Autoren sprechen in diesem Zusammenhang von semantischer Analogie, d.h. das Genus richtet sich nach dem grammatischen Geschlecht der nächsten deutschen lexikalischen Entsprechung (vgl. auch SCHLICK (1984)). 14

Eine anregende Untersuchung zu Personenbezeichnungen mit Mann stammt von CHERUBIM 1996. 15 Auch wenn die älteren deutschen Verwandtschaftsbezeichnungen wie Muhme, Oheim/Ohm, Base, Vetter/Vetterin als veraltet gelten und im 17. und 18. Jh. durch die aus dem Französischen stammenden Wörter Tante, Onkel, Cousine, Cousin ersetzt wurden, blieben sie z.B. in Komposita wie Klatschbase oder Vetternwirtschaft erhalten (vgl. GROß 2006: 160). 17

DAS NOMEN Folgende Fälle lassen sich dabei unterscheiden (vgl. u.a. HERINGER 1995: 208; CHAN 2005: 46-47): (a) Das Leitwort (= die Assoziationsbasis) ist ein Oberbegriff oder ein Wortfeldcharakteristikum: Leitwort der Alkohol → der Whisky, der Brandy, der Cocktail, der Gin der Baum → der Flieder, der Ahorn der Berg → der Ätna, der Balkan der Computer → der Portable, der Laptop, der Notebook (war früher: das, also motiviert verstanden) der Fluss → der Nil, der Mississippi die Maschine → die Honda, die Kawasaki die Maschine → die TU 104, die Honda, die Boeing der Tanz16 → der Twist, der Tango, der Lambada, der Blues, der Swing, der New Wave, der Quickstep der Sender → der BBC, der CNN das Spiel → das Match, das Hockey der Strauch → der Jasmin der Wagen → der Honda, der Opel der Wein → der Sekt, der Chianti die Zahncreme → die Signal, die Blendax der Zug → der Hungaria. (b) Individuelle Äquivalente dienen auch als Leitwort: das Bild → das Aquarell, das Rad → das Bike, das Unglück → das Desaster, das Tor → das Goal/das Gate, das Muster/das Modell → das Mannequin/ das Model, das Rätsel → das Puzzle, die Mannschaft → die Crew, die Frucht → die Pampelmuse/die Grapefruit, die Botschaft → die Message, der Laut → der Nasal, der Körper → der Torso, das Hemd → das Trikot, die Kapelle → die Band, die Schachtel → die Box, der Hubschrauber → der Jet, das fehlende Glied (in der Entwicklung vom Affen zum Menschen) → das Missing link; Maskulina: airport (der Flughafen), bacon (der Speck), cake (der Kuchen), club (der Verein), fight (der Kampf), fun (der Spaß), hit (der Schlager), start (der Anfang), stopp (der Halt), spirit (der Geist), teddy (der Bär). Feminina: bill (die Urkunde), company (die Gesellschaft), city (die Innenstadt), crew (die Mannschaft), lobby (die Eingangshalle, die Interessengemeinschaft), pipeline (die Leitung), power (die Kraft), story (die Geschichte), suburb (die Vorstadt), unit (die Einheit). Neutra: comeback (das Zurückkommen), business (das Ge16

Gebildete Sprecher bevorzugen öfter den „Import des Quellgenus gegenüber dem Leitwortprinzip” (HERINGER 1995: 209), vgl. die Rumba, die Place Pigalle. 18

DAS NOMEN

(c)

(d)

(e) (f)

(g)

17

schäft), baby (das Kleinkind), hobby (das Steckenpferd), shirt (das Hemd), need (das Bedürfnis) usw. Das Leitwortprinzip kommt auch bei appellativisch gebrauchten Eigennamen (d.h. der Eigennamen wird als Gattungsname verwendet) zur Anwendung: der X (-Wein) → der Champagner, der Frizzante, der Prosecco; das Thallia (-Theater); das Venus (-Kino); das Landmann (-Café). Verschiedene Substantivierungen lassen sich mithilfe elliptischer Leitwörter erklären: das Helle (Bier) der Klare (Korn/Schnaps) der Doppelte (Korn) die Silberne (Hochzeit) die 500er (Maschine) der 500er (Geldschein) der Sechszylinder (Wagen) das Halbgefrorene (Eis) das Schwarzseidene (Kleid) das kleine Schwarze (Kleid) die Illustrierte (Zeitung) das Gehackte/Geschabte (Fleisch) Eine andere Struktur liegt bei folgenden Wörtern vor: Zwischen ihnen besteht ein appositionelles17 Verhältnis, aus dem das Leitwort eliminiert worden ist: die (Zahl) Eins; der (Monat) Februar/Hornung. Auch der Zusammenhang zwischen Kurzwort (Abkürzung) und Basiswort als Kopf der Langform kann mit dem Leitwortprinzip erklärt werden: der Lastkraftwagen → der LKW (Lkw); die North Atlantic Treaty Organization (Organisation) (Nordaltantikpakt) → die Nato; das Automobil → das Auto; der Sportclub → der SC (vgl. auch Kap. 2.1.1.3.2. Das Ableitungsprinzip oder die Suffixregel).18 Unter das Leitwortprinzip lässt sich weiterhin das sog. Cognate-Prinzip subsumieren. CHAN (2006: 106) zufolge wird nach dem Cognate-Prinzip „ein entlehntes Substantiv dem Genus des mit ihm etymologisch verwandten Nomen im Deutschen (Cognate) [zugeordnet]“. Diese Prinzip greift sowohl bei einfachen wie auch komplexen Ausdrücken, solange ein ent-

Eine Apposition ist ein substantivisches Attribut, das im Kasus mit dem Bezugswort (Nomen oder Pronomen) übereinstimmt. Sie kann locker/nachgestellt (Peter Meier, der Direktor des Kulturzentrums, eröffnete die Sitzung.) oder eng/vorangestellt (Der Direktor des Kulturzentrums Peter Meier eröffnete die Sitzung.; ein Liter Milch; Onkel Peter) sein. Es muss jedoch festgehalten werden, dass zu den Appositionen „bisher keine einheitliche linguistische Auffassung“ existiert (vgl. HELBIG 1992: 23). 18 Demzufolge sind lexikalische Konstrukte, die keine synchrone Vollform haben keine Kurzwörter, z.B. hat sich das nhd. Wort Hexe aus dem ahd. hegizussa durch über Jahrhunderte hinziehende Lautwandelprozesse herausgebildet (vgl. GREULE 1996: 195). 19

DAS NOMEN sprechendes etymologisch verwandtes deutsches Nomen vorhanden ist, vgl. (Beispiele bei CHAN 2005: 107) ein- und mehrsilbige Simplizia Waggon maskulin nach der Wagen Scene feminin nach die Szene Date neutral nach das Datum explizite Ableitungen Action feminin nach die Aktion bzw. Suffix -ion Performance feminin nach die Performanz bzw. Suffix -anz Virtual Reality feminin nach die Realität bzw. Suffix -ität deverbale Konversion Attack feminin nach die Attacke Komposita Backlist feminin nach die Liste Tickfever neutral nach -fever Cognate: das Fieber Eyeword neutral nach -word Cognate: das Wort. Mit der Beurteilung der Genuszuordnung ist ebenfalls sprachgeschichtliches Wissen verbunden, wie anhand der folgenden Beispiele gezeigt werden soll (nach GREGOR 1983): Heute bedeutet das Lexem das Team – 1. (wissenschaftliche) Arbeitsgemeinschaft; 2. Mannschaft (Sport). Auch hier wirkt das Leitwortprinzip: Das Wort wurde Anfang des 20. Jh.s aus dem Englischen in die Sprache des Sports entlehnt. Für den damals aufkommenden Mannschaftssport dürfte die Zusammengehörigkeit der Wettkämpfer, d.h. ihre Paarigkeit, wichtig gewesen sein (vgl. das Paar, das Gespann = engl. team [‚Gespann’]). Team wurde außerdem für Wettkampfpartien mit geringer Spielerzahl verwendet, dafür war damals das dt. Wort Mannschaft, das zur Entlehnungszeit „Soldaten einer Einheit, Abteilung, Besatzung usw.“ bedeutete, nicht angemessen. GREGOR (1983) nimmt an, dass das neutrale Genus aufgrund des Leitwortes dt.: das (Spieler-)Paar zugeordnet wurde. Das neutrale Genus wurde sehr schnell konventionalisiert, so dass es auch bei der Bedeutungserweiterung von Team beibehalten werden konnte. Das überwiegend feminine Genus der Schiffsnamen lässt sich ebenfalls mithilfe des Leitwortprinzips erklären, in der niederdeutschen Seemannssprache wurde nicht das, sondern die Boot gesagt (vgl. HORN 1987). Soziolinguistisch begründet HORN (1987) diese Genuszuweisung damit, dass sie Ausdruck der „Mentalität eines Volkes“ ist, wonach das Schiff für viele deutsche Seeleute ihr Zuhause war und der Schiffsname als „Mutterersatz, als Geliebte, trotz geographischer Ferne 20

DAS NOMEN als Heimat und als robuste und verläßliche Weges- und Kampfgefährtin gegen alle Gefahren“ (HORN 1987: 192) zu verstehen ist.19 Entstehungsgeschichtlich ist auch das grammatische Geschlecht vieler deutscher Flussnamen zu erklären: Ihr grammatisches Geschlecht hängt u.a. mit dem Lateinischen zusammen, z.B. der Rhein von lat. Rhenus (maskulin), die Mosel von lat. Mosella (feminin). Exkurs: Gewässernamen

(Internetrecherche: vgl. Seiten http://www.onomastik.com/gn_gewaesser-namen.php [2010-0810]; vgl. http://www.onomastik.com /gn_gewaesser_ bach.php [2010-08-10]; http://www.gutefrage.net/frage/warum-sind-flussnamen-weiblich [2010-08-16]) Unter dem Begriff Gewässernamen (Hydronym, gr. hydro ‚Wasser’‚ und onym ‚Name’) werden die Namen von fließenden und stehenden Gewässern unabhängig von ihrer Größe vereint (z.B. Meere, Flüsse, Teiche, Seen etc.). Das Genus von Flussnamen lässt sich nicht anhand einer Regel festlegen, sondern ist bei jedem Fluss auch eng mit seiner Geschichte verbunden. Sehr oft liegt ihr Ursprung jedoch im Verborgenen. So sind die deutschen Flussnamen germanischen, slawischen, lateinischen oder keltischen oder griechischen Ursprungs. Gemeinsam ist ihnen, wie der bedeutendste Gewässernamenforscher und Indogermanist Hans KRAHE nachwies, dass die ältesten Gewässernamen indogermanische „Wasserwörter“ sind oder aus diesen abgeleitet wurden, deren Sinngehalt sich immer im Wortfeld „Wasser, fließen, strömen, Fluss, Sumpf/sumpfig, Au usw.“ bewegt, zur Veranschaulichung hier einige Beispiele *el-/*ol- ‚fließen, strömen’: Elbe; *wer-/*wor- ‚Wasser, Regen, Fluss’: Werra; *ser-/*sor- ‚fließen, strömen’: Saar; *ad- ‚Wasserlauf’: Adda (Nfl. des Po), Oder; *aha‚Wasser’: A(a)ch. Bei alten Flussnamen treten verschiedene Besonderheiten auf: Viele der alten Namen enden auf -a, z.B. Albia., was die Forschung auf indoeuropäisch und germanisch Aha ‚Wasser, Flusslauf’ zurückführt (welches auch mit lateinisch Aqua verwandt ist). Eine andere Besonderheit ist der sog. Ablaut, d.h. ein regelmäßiger Wechsel der zum Wortstamm gehörenden Vokale in etymologisch zusammengehörigen Wörtern und Wortteilen (vgl. ringen, rang, gerungen). Dabei ist zwischen quantitativen Ablaut (die Vokallänge wird geändert: Normalstufe tegere, Dehnstufe tegula (langes e)) und qualitativen Ablaut (die Vokale ändern sich lautlich, z.B. Vara, Werra) zu unterscheiden. Diese beiden Namen Vara, Werra gehören direkt zusammen, auch wenn im ersten ein a im Stamm und im zweiten an gleicher Stelle ein e steht, gehen beide auf die gleiche Wurzel (nämlich idg. *wer-) zurück. Früher ging man davon aus, dass die Menschen die Flüsse mit weiblichen Gottheiten bzw. die aus vordeutschen Sprachen stammenden Namen mit männlichen Gottheiten identifizierten (diese wurden auch dementsprechend dargestellt, vgl. der Vater Nil, der Flussgott Tiber). Der Rhein (lateinisch/keltisch Rhenus) geht auf das altgermanische Wort reinos zurück, das ‚großer 19

HORN (1987) weist darauf hin, dass im Englischen wie im Deutschen für Schiffsnamen das feminine Genus dominiert, während in romanischen Sprachen Maskulinum vorherrschend ist, was nach HORN mit der Denkungsart der romanischen Völkern zu erklären sei, denn diese sei „noch stark vom patriarchalischen Prinzip“ bestimmt. 21

DAS NOMEN Fluss’ bedeutet. Das Suffix -os gibt an, dass der Rhein schon bei den Germanen ein Maskulinum war (ähnlich der Inn (lateinisch und älter Aenus), der Main (lat. und älter Moenus), der Lech (lat. und älter Licus) usw.). Feminin dagegen waren u.a. die Flussnamen Elbe (lat. Albia, ‚helles Wasser’), Maas und Mosel (lat. Mosa und Mosella). Verschiedene Flussnamen haben in Analogie zu dem femininen Genus der deutschen Flussnamen ihr Genus gewechselt, so wurde aus dem maskulinen Saravus heute die feminine Saar oder aus dem maskulinen Danubius, der sprachlich mit dem russischen Don verwandt ist (beide gehen auf das indogermanische Wort Danu ‚fließendes Gewässer’ zurück) heute die feminine Donau (was auch als Angleichung an die Au(e) angesehen werden kann). Während die alten Gewässernamen in der Regel Ableitungen (bestehend aus einer Wurzel und einem Suffix (ggf. noch Flexionssuffixen), z.B. *rei-n-os (heute: Rhein)) sind, werden die jüngeren Namen im Deutschen eher komponiert, d.h. aus zwei oder mehreren Namen- bzw. Wortteilen zusammengesetzt, vgl. Burg + graben, Mühl + bach usw., aus diesem Grunde enthalten viele der neueren Gewässernamen im Grundwort -bach, -graben, -kanal o.Ä. und als Bestimmungswort wird ein das Gewässer näher bezeichnendes Wort verwendet wie Braun-, Weiß-, Schnell- usw. Somit werden zur Namenbildung immer die für die Zeit jeweils gängigen Gattungsbegriffe, z.B. „Bach“20 statt dem älterem „Aha“, herangezogen, wodurch es bei den jüngeren Namen auch zu tautologischen Bildungen kommen konnte, indem ein „modernes“ Wasserwort wie -bach an die alten, inzwischen unverstandenen Namen angefügt wurde, vgl. Steinachbach (Steinach war einst Stein-aha, also übersetzt Steinbach, an den nun nochmals -bach angehängt wurde, so dass der Name jetzt eigentlich „Steinbachbach“ bedeutet. Die jüngeren Flussnamen lassen sich nach Bedeutungsgruppen gliedern, und zwar nach:  Eigenschaften des Wassers: Farbeindrücke, Geräusche, Geruch, Geschmack, Tastsinn (nass, kalt, heiß), Reinheit- und Unreinheit, Lauterbach (vgl. geläutert).  der Bewegung des Wassers (schnell, langsam, wild, mild, wut, gut... ): Milde, Wilde, Gutach  Wasserreichtum bzw. -armut: Schwellbach  Eigenschaften des Flussbetts und -ufers: Steinbach  Auffälligkeit des Laufes: Krumme etc.  Flora und Fauna am/im Bach: Biberbach; am/im Bach lebende Tiere: Rossbach, Hengestlachen  relativer Länge: Mittel-, Hinter-, Zwerchbach  menschlicher Tätigkeit: Mühlbach  Besitzer oder Nutznießer: Frohnbach, Nonnenbach  historischen Sachverhalten: Lehnbach, Galgengraben  Siedlung oder Gebäude: Dorfbach, Burgbach. Abschließend lässt sich festhalten, dass von 72 deutschen Flüssen mit einer Länge von mehr als hundert Kilometern nur 8 maskulines Genus haben: der Rhein, der Main, der Inn, der Neckar, der Lech, der Kocher, der Regen und der Rhin.

2.1.1.3. FORMREGELN 20

Nicht uninteressant ist in diesem Zusammenhang, dass Bach früher ein Femininum war, was in verschiedenen Dialekten noch erhalten geblieben ist, so z.B. im Niederdeutschen die Beek(e). 22

DAS NOMEN Formale Regeln beziehen sich in erster Linie auf den Bereich der Wortbildungsmorphologie. Die Wortbildung des Substantivs in der deutschen Sprache gliedert sich in folgende vier Haupttypen, die wiederum in Untertypen geteilt werden können (vgl. CHAN 2005: 48ff.): (1) Komposition

Kopulativkomposition Determinativkomposition

(2) Ableitung

explizite Ableitung implizite Ableitung

(3) Konversion

Verbstammkonversion Infinitivkonversion Wortgruppen- bzw. Satz konversion departizipiale Konversion deadjektivische Konversion sonstige Konversionen

(4) Wortkürzungen u. -kreuzungen

Kurzwörter Akronyme Silbenwörter Wortkreuzungen

Wortbildung des Nomens

Vor diesem Hintergrund lassen sich zwei wichtige Prinzipien in Bezug auf die Genuszuweisung unterscheiden 1) das Kompositionsprinzip, 2) das Ableitungsprinzip oder die Suffixregel.

2.1.1.3.1. DAS KOMPOSITIONSPRINZIP Bei der Komposition handelt es sich um die Kombination zweier Lexeme zu einem neuen Wort. Am häufigsten ist im Deutschen die Determinativkomposition. Bei diesem Wortbildungsprozess wird die zweite Konstituente durch die erste in seiner Bedeutung bestimmt, d.h. determiniert. Die zweite Konstituente (auch als Grundwort, Determinatum bezeichnet) ordnet das Nomen kategorial ein, d.h. sie bestimmt die Wortart, den Numerus, die Flexionsklasse und das Genus. Ein determinatives Verhältnis besteht ebenfalls bei den Possessivkomposita (exozentrische Komposita, Bahuvrihi (ind. ‚viel Reis habend’). Allerdings 23

DAS NOMEN bezeichnet die zweite Konstituente keinen Oberbegriff, so dass sich die Bedeutung nicht aus den einzelnen Konstituenten erschließt, sondern beide Konstituenten sich zu einer neuen Bedeutung verbinden, d.h. im Kompositum bezieht sich das Grundwort auf eine sich außerhalb der Komposition befindenden Entität (bei endozentrischen Komposita wird die Bezugsgröße innerhalb der Bildung genannt). Meist werden mit Possessivkomposita (Personen-, Pflanzen-, Tierbezeichnungen) charakteristische Merkmale hervorgehoben, z.B. ist ein Spitzbauch kein Bauch, sondern eine Person, die einen spitzen Bauch hat. Seltener werden im Deutschen Kopulativkomposita gebildet. Bei diesen Wortbildungen besteht ein Koordinationsverhältnis zwischen den Konstituenten, so dass beide additiv den neuen Begriff ergeben, vgl. Fürstbischof, Hosenrock, Strumpfhose, Schneeregen, Café-Restaurant.21 Die Genuszugehörigkeit von nominalen Determinativ-, Possessiv- und Kopulativkomposita im Deutschen lässt sich mit dem Kompositionsprinzip erklären. Dies besagt, dass in der Regel das letzte Glied (Grundwort) das Genus festlegt, deshalb wird diese Prinzip auch als Letzt-Glied-Prinzip bezeichnet (vgl. CHAN 2005: 50-51). Damit ist allerdings verbunden, dass der Lerner (a) das Grundwortgenus kennen muss, (b) die Transparenz und innere Struktur des Substantivs erkennen muss (was z.B. bei verdunkelten Komposita wie das Viertel/Drittel schwierig ist, weil der Lerner diese nicht auf Anhieb durchschaut). Das Kompositionsprinzip kann somit folgenden Bergnamen zugrunde liegen: der Feldberg, die Zugspitze (Deutschland.), das Matterhorn (Schweiz), der Dachstein (Österreich). Ausnahmen bilden die Ortsbezeichnungen, die ohne Rücksicht auf das Basiswort Neutra sind, z.B. Ludwigshafen, Ludwigslust, Nürnberg, Frankfurt, Ingolfstadt.

2.1.1.3.2. DAS ABLEITUNGSPRINZIP ODER DIE SUFFIXREGEL Bei der Ableitung/Derivation ist zwischen expliziter und impliziter Ableitung zu differenzieren. Explizite Ableitungen sind Wortbildungen mithilfe von Affixen, die einer Lexembasis angefügt werden. Dabei können das reine Lexem oder aber dessen phonologische Varianten als Basis fungieren (vgl. HERINGER 2009: 91), vgl. fahren – Fahrt, Fahrer, Fuhre (Ablaut). Bei den Ableitungsaffixen sind vor allem drei Sorten zu unterscheiden: a) Präfixe, die links von der Basis stehen (der Un-fall, das Un-glück, die Un-tat), b) Suffixe, die rechts von der Basis stehen 21

MEINEKE (1996) verwendet für solche Wortbildungen auch den Begriff Dvandvakompositum („Das Dvandvakompositum bezeichnet ein Einziges, das zwei Eigenschaften auf sich vereinigt.“ MEINEKE (1996: 162)). 24

DAS NOMEN (die Freund-lich-keit, das Mäd-chen) und c) Zirkumfixe, die um die Basis herum stehen (das Ge-dräng-e, das Ge-hops-e, das Ge-red-e, das Ge-stöhn-e).22 Das rechtsperiphere (letzte) Suffix bestimmt die Wortart der Ableitung und weist damit ganze Paradigmen zu (vgl. HERINGER 2009: 91). In Bezug auf die Genuszuweisung sind die Suffixe von außerordentlicher Bedeutung: SubstantivSuffixe weisen Genus zu. Dabei ist die Kenntnis der Wortbildungsanalyse notwendig, denn der Lerner muss sicher sein, ob es sich tatsächlich um ein Suffix handelt oder ob nicht eine bloße Endung vorliegt, vgl. der Lehrer – das Zimmer – der Vater – die Mutter. Das Ableitungsprinzip/die Suffixregel besagt, dass sich das Genus des abgeleiteten Nomens nach dem Suffix richtet. Folgendermaßen legen die indigenen (nativen) bzw. entlehnten Suffixe im Deutschen das Genus fest (u.a. vgl. CHAN 2005: 52-54): Suffix -bold -el -er -ig -ich -ler -ner -ling -(e)rich -s -e -(er)ei -heit -keit -in 22

Beispiele

Gegenbeispiele Indigene Suffixe Maskulina der Kobold, der Lügenbold der Deckel, der Ärmel der Lehrer, der Bohrer, der Fernseher der Honig, der Käfig das Reisig der Teppich der Sportler der Redner der Jüngling, der Prüfling die Reling der Enterich, der Gänserich, der Mäuserich der Knicks Feminina die Leuchte, die Süße, die Tiefe das Ende, das Interesse23 die Bücherei, die Metzgerei, die Konditorei, die Wäscherei die Kindheit, die Menschheit, die Freiheit die Freundlichkeit, die Flüssigkeit die Ärztin, die Bärin, die Freundin, die Soldatin

DONALIES (2007: 79) weist im Zusammenhang mit den Ge-…-e-Ableitungen darauf hin, dass „die älteren heute invitalen Formen ohne -e Parallelen [häufig] zu den hochaktiven aktuellen mit -e [sind]: Geheul und Geheule, Gestöhn und Gestöhne.“ 23 Verschiedene Maskulina enden ebenfalls auf -e: z.B. der Buchstabe, der Friede, der Funke, der Gedanke, der Glaube, der Name, der Wille oder Wörter die männliche Lebewesen bezeichnen wie der Knabe, der Bube, der Bursche, der Junge. 25

DAS NOMEN -schaft -ung -t -chen/lein/-le -sel -nis -tel -tum

-(i)an -and/-end -ant -är -ast -eur/-ör -(i)ent -ier [ie:] -ier [i:ɐ] -iker -ismus -ist -(l)oge -or -us -a -ade -age -ance -anz/-enz -erie -ette

die Bereitschaft, die Freundschaft, die Herrschaft, die Hochschülerschaft, die Landschaft die Bedeutung, die Werbung, die Sammlung die Antwort, die Fahrt, die Pacht, die Sucht, die Sicht Neutra das Mädchen, das Häuschen, das Fräulein, das Büchlein, das Büble das Rätsel, das Anhängsel das Ergebnis, das Erlebnis, das Geheimnis das Drittel, das Viertel das Bürgertum, das Beamtentum, das Eigentum, das Fürstentum Lehnsuffixe Maskulina der Grobian, der Kaplan der Doktorand, der Diplomand der Informant, der Musikant der Kommissär der Gymnasiast der Friseur, der Likör der Patient, der Student, der Referent

der Hornung der Dienst, der Durst, der Frost, das Gift

der/das Stöpsel, die Kapsel die Erlaubnis, die Finsternis der Reichtum, der Irrtum (nur zwei Nomen)

das Militär, das Salär das Talent, das Kontingent, das Prozent das Kollier, das Metier

der Bankier, der Routinier der Offizier, der Kavalier der Mechaniker der Idealismus der Artist, der Jurist der Astrologe, der Pädagoge der Humor, der Mentor, der Ventilator, der Doktor der Numerus, der Modus, der Zyklus das Genus, der/das Virus Feminina die Kamera, die Aula die Marmelade, die Fassade, die Olympiade die Blamage, die Garage, die Etage die Contenance, die Renaissance die Bilanz, die Eleganz, die Audienz, die Existenz die Drogerie, die Galerie die Tablette, die Zigarette 26

DAS NOMEN -ie [iə] -ie [i:] -ik -ille -(at)ion

die Furie, die Glorie, die Historie die Kolonie, die Biologie, die Lotterie die Mathematik, die Politik, die Musik die Kamille die Nation, die Reduktion,

-ine -isse -itis -ive -ose -sis -(i)tät -(at)ur

die Blondine, die Maschine die Hornisse, die Kulisse, die Prämisse die Bronchitis, die Gastritis die Alternative, die Defensive die Neurose, die Tuberkulose die Basis, die Dosis die Universität, die Qualität die Figur, die Frisur, die Kandidatur, die Natur

-at -ett -in -ma -ment -tron -(i)um -al -ar -at -it -ee

das Genie das Mosaik, der Katholik der/das Lampion, der Spion, das Stadion

der Matrose, der Virtuose das Futur, das Abitur, der Azur

Neutra das Dekanat, das Sekretariat das Ballett, das Kabinett, das Tablett der Kadett das Benzin, das Insulin, das Nikotin, das Koffein das Dogma, das Thema, das Rhema die Firma, der Pyjama das Engagement, das Dokument, das Sakrament der Zement das Elektron, das Neutron das Datum, das Studium, das Zentrum der Konsum Lehnsuffixe mit zwei Genera Maskulina/Neutra der Choral, das Personal der Bibliothekar, das Vokabular der Stipendiat, das Diktat der Bandit, das Kolorit Feminina/Neutra die Armee, das Resümee

Bei der Entlehnung fremder Wörter, besonders aus dem Angloamerikanischen, ins Deutsche spielt die Suffixanalogie eine große Rolle: z.B. -er dient im Deutschen – ähnlich wie im Englischen – zur Bildung von Nomina agentis (Lehrer : teacher) und Nomina instrumenti (Brenner : burner), die im Deutschen Maskulina sind. Demzufolge werden auch neuere Entlehnungen analog zugeordnet: der Hardliner (Politik, Ideologie, Militärwesen) der Shampooner/Shamponierer (Teppichpflegegerät im Haushalt) der Curler (Haarpflege, semantische Analogie Locken-Wickler) 27

DAS NOMEN Das Suffix -er indiziert Maskulinum: dealer, killer, thriller, timer, printer, computer, oldtimer, kicker, ghostbuster usw.; ebenso die Suffixe -or, -ik, -ist: der sponsor, traktor, transistor, economist, lobbyist usw. Das Suffix -ing indiziert Neutrum: doping, dumping, brainstorming, hearing, kidnapping usw. Das Suffix -ment indiziert Neutrum: appeasement, agreement, entertainment, investment, management usw. Das Suffix -ness indiziert Femininum (analog zu -heit/-keit im Deutschen): fitness, fairness, happiness (Ausnahme: business, das nach dem Leitwortprinzip funktioniert). Implizite Ableitungen sind Ableitungen ohne Affixe (vgl. u.a. KES2 24 SEL/REIMANN 2008: 111). Basis impliziter Ableitungen sind die unregelmäßigen Verben, bei denen eine Änderung des Vokals im Verbstamm (= Ablaut) auftritt. Sprachgeschichtlich hängt sie mit der Flexion der starken Verben zusammen, was heute nicht immer nachvollziehbar ist. Diese Nomen besitzen maskulines Genus, vgl. beiß(en) → Biss; brech(en) → Bruch; genieß(en) → Genuss; find(en) → Fund; kling(en)→ Klang, sprech(en)→ Spruch; trink(en) → Trank; zieh(en)→ Zug. Auch komplexe Verben wie Partikel- bzw. Präfixverben können als Derivationsbasen fungieren und sogar reihenbildend sein: frei-/zusprech(en) → Frei/Zuspruch; an-/aus-/einsteig(en) → An-/Aus-/Einstieg, umzieh(en) → Umzug; hinauswerf(en) → Hinauswurf; ersetz(en) → Ersatz. (vgl. KESSEL/REIMANN 22008: 111; LOHDE 2006: 51) Aber auch der Wortartwechsel ohne jedwede morphologische Markierung, die Konversion, ist im Hinblick auf die Genuszuweisung bedeutsam. Da jede Wortart konversionsfähig ist, sind hinsichtlich der Genuszuweisung in Anlehnung an CHAN (2005: 48) folgende Konversionen von Bedeutung:  Verbstammkonversionen: dabei entfällt die -en-Endung, diese Nomen haben maskulines Genus, vgl. ruf(en) → der Ruf, lauf(en) → der Lauf, beginn(en) → der Beginn25  Infinitivkonversion (= substantivierte Infinitive): bei dieser Konversion entstehen Neutra, vgl. das Abarbeiten, das Essen, das Lesen, das Tadeln, das Trödeln  deverbale Wortgruppen- bzw. Satzkonversionen wie das Sich-selbst-Finden, diese sind neutral  departizipiale Konversionen bekommen ihr Genus entsprechend dem natürlichen Geschlecht zugewiesen, wenn sie Personen bezeichnen, und 24

Nach DONALIES (2007: 95) z.B. sind Wörter wie Wurf „Konversionen aus Präteritumsstämmen”. 25 4 In der Fachliteratur (wie z.B. DUDEN 1984: 388) findet sich verschiedentlich die Auffassung, den Begriff implizite Ableitung auch auf Bildungen wie schlagen – der Schlag anzuwenden. 28

DAS NOMEN





sind neutral, wenn es sich um Nicht-Personenbezeichnungen (Abstrakta) handelt, vgl. o Partizip I: der/die Auszubildende, der/die Heranwachsende, der/die Genesende, der/die Leidtragende, der/die Reisende, der/die Schlafende, der/die Überlebende, der/die Vorsitzende – das Anziehende, das Ausschlaggebende, das Folgende, auf dem Laufenden sein o Partizip II: der/die Angestellte; der/die Betrogene, der/die Betrunkene, der/die Gefangene, der/die Geliebte, der/die Verheiratete, der/die Vermisste, der/die Vorgesetzte, der/die Gelehrte – das Gelehrte, das Erreichte, das Gelesene, das Gedruckte, das Gewünschte26 deadjektivische Konversionen sind nach dem natürlichen Geschlecht Maskulina oder Feminina, wenn Personen bezeichnet werden, und Neutra, wenn Nicht-Personen (Abstrakta) bezeichnet werden: vgl. der/die Schöne – das Schöne, der/die Alte – das Alte sonstige Konversionen, d.h. Substantivierungen anderer Formen und Wortarten, führen zu Nomen mit neutralem Genus, vgl. das Hoch, das Hier, das Du, das Lesen, das Rot, das Hundert.27

Bei Wortkürzung, in deren Ergebnis Kurzwörter entstehen, bzw. Wortkreuzung (Verschmelzung, Kontamination) richtet sich das Genus nach dem Kernwort der Vollform, das an verschiedenen Positionen im Wort stehen kann, vgl. (u.a. CHAN 2005: 57-59, ERNST 2004: 120)  Bei Kürzungen werden Wortteile, meist Silben, verwendet. Kurzwörter sind Dubletten ihrer Vollform, d.h. bei dieser Kurzwortbildung kommt es einerseits zu keinem Wortartwechsel und andererseits bleibt die Bedeutung weitgehend erhalten. Die Fachwelt unterscheidet das unisegmental gekürzte, par26

Eine interessante Form ist das substantivierte Partizip II des selten gebrauchten Verbs beamten [‚mit einem Amt versehen’], vgl. Wird ein Beamteter durch einen Dienstunfall verletzt, so wird ihm, im Falle seines Todes seinen Hinterbliebenen, Unfallfürsorge gewährt. (http://www.bezreg-koeln.nrw.de/brk_internet/organisation/ abteilung04/dezernat_47/dienstunfaelle/dienstunfall/ [2010-07-16]). Durchgesetzt scheint sich aber die ebenfalls wie ein substantiviertes Adjektiv zu deklinierende Kurzform der Beamte/ein Beamter zu haben. Dadurch ist es auch möglich, neben die Beamte eine weibliche Personenbezeichnung mit dem Movierungssuffix -in zu bilden, vgl. die Beamtin. 27 Zur Verdeutlichung sei an dieser Stelle die Bildung von Nomen aus Adjektiven überblicksmäßig erfasst: (a) Konversion: das Rot, das Tief, das Hoch, das Deutsch; der/die/das Gelehrte, der/die/das Deutsche; (b) Suffixregel -e: die Breite, die Höhe, die Tiefe, die Wache; (c) Leitwortprinzip: das Helle, der Doppelte, die Illustrierte. 29

DAS NOMEN tiell gekürzte und multisegmental gekürzte Kurzwort. Unisegmental gekürzte Kurzwörter sind nur in einem Segment gekürzt und lassen drei Kürzungsarten zu: die Bildung von (a) Kopfwörtern (Anfang der Vollform – das Abi zu das Abitur, der Prof zu der Professor, (b) Schwanzwörtern (Ende der Vollform – der Bus zu der Omnibus, die Bahn zu die Eisenbahn, das Fax zu das Telefax) und (c) Rumpfwörtern (Mitte der Vollform: Lisa zu Elisabeth). Die Vollform für ein partiell gekürztes Kurzwort ist meist ein etabliertes Determinativkompositum, dessen linke Einheit (= das Determinans) auf den Anfangsbuchstaben gekürzt wird und dessen rechte Einheit (= das Determinatum) erhalten bleibt: der O-Saft zu der Orangensaft, gelegentlich gibt es auch verkürzte Silben wie in der Schukostecker zu der Schutzkontaktstecker. Das Determinatum legt das Genus fest.28 Multisegmental gekürzte Kurzwörter sind Kürzungen, bei denen an mehreren Segmenten diskontinuierlich gekürzt wird, vgl. Kita zu Kindertagesstätte, Bafög zu Bundesausbildungsförderungsgesetz, die Kripo zu die Kriminalpolizei, der Bierdeckel zu der Bierglasdeckel, die Obstblüte (ebenso: Kirsch-, Apfelblüte) zu die Obstbaumblüte; das Fernamt zu das Fernsprechamt.  Akronyme/Buchstabenwörter (= Initialwörter) sind Abkürzungen, die in der Regel aus den Anfangsbuchstaben ihrer Vollformen (Nomen oder Phrasen) gebildet werden, es gibt aber auch Mischformen wie Dax (= Deutscher Aktienindex) oder Btx (= Bildschirmtext). Hinsichtlich ihrer Aussprache gilt zu beachten, dass diese Kurzwörter (a) wie andere als phonetische Einheit (also silbisch) meist mit Anfangsbetonung ausgesprochen werden (IDS/IdS = Institut für deutsche Sprache; KLAGE = Kölner Linguistische Arbeiten – Germanistik;29 Erasmus = European Region Action Scheme for the Mobility of University Students; Laser = Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation) oder (b) Buchstabenaussprache mit Endbetonung haben, d.h. die Buchstabenkette wird ausbuchstabiert, wobei es sich in der 28

In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass es sich bei Wörtern wie Rehaklinik/Reha-Klinik oder Rehamaßnahme um Komposita mit Kurzwort handelt, denn ihnen liegen keine etablierten Komposita zugrunde (vgl. DONALIES 2007: 101) 29 DONALIES (2007: 103, Beispiele auch dort) weist darauf hin, dass gegenwärtig die Bildung von Buchstaben- und Silbenwörtern mit Homonymen zu etablierten Lexemen häufig ist, vgl. MAUSI zu Marderultraschallsicherung, OBST zu Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie, Ver.di zu Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft. Häufig werden diese Kurzwörter ohne Artikel gebraucht, wobei im Kontext der Genusbezug deutlich wird, vgl. So kann ver.di ihre Mitglieder in fachlichen und beruflichen Fragen umfassend betreuen. (http://international.verdi.de/ ver.di_ fremdsprachig/was_ist_ ver.di_eine_einfuehrung [2010-07-12]). 30

DAS NOMEN Regel um zwei- oder dreielementige Buchstabenwörter handelt (VW = Volkswagen; LKW/Lkw = Lastkraftwagen; ABS = Antiblockiersystem in Fahrzeugen, AGB = Allgemeine Geschäftsbedingungen; ABRV = Allgemeine Bedingungen für die Reise-Rücktrittskosten-Versicherung).  Abkürzungen (= Abbreviationen) sind in der Schriftsprache gekürzte Wortformen (meist mit Abkürzungspunkt versehen), die als Vollform aus gesprochen werden, Dr. (sprich: Doktor), Prof. (sprich: Professor), b.w. (= bitte wenden).  Wortkreuzungen (= Kontamination, Blending, Portmanteau-Wort, Kunstwort) sind eine Sonderform der Wortbildung, bei der zwei oder mehr Wörter zusammengezogen werden, wobei beliebige Teile ausgelassen werden: Bei Verschmelzungen, die keine gemeinsame Laut- bzw. Buchstabenfolgen haben, ist nach DONALIES (2007: 66) das Kriterium der Aussprechbarkeit von Bedeutung, bei Einheiten mit gemeinsamen Lautbzw. Buchstabenfolgen kommt es zu Überschneidungen, vgl. der Kurlaub aus Kur und Urlaub; Microsoft aus Microcomputer und Software, Smog aus smoke und fog, Menseria aus Mensa und Cafeteria, Teuro aus teuer und Euro, Wortspielhölle aus Wortspiel und Spielhölle.30 Nach DONALIES (2007: 67) haben Kontaminate aus Wörtern gleicher Wortart im Gegensatz zu Kontaminaten aus Wörtern unterschiedlicher Wortarten eine kopulative Lesart (dabei gibt es Kreuzungen realer Mischwesen wie die Schiege aus Schaf und Ziege oder

30

Interessant ist der Umgang mit (sicher selten gebildeten) Kontaminaten wie Brangelina, wo ein männlicher und ein weiblicher Vorname verschmelzen. Eine Internetrecherche zeigt, dass dieses Kontaminat z.B. in Titeln sowohl als pluralische wie auch singularische Form vorkommen kann, wobei es sogar auch eine -s-PluralForm gab:  Brangelina zeigt sich sehr verliebt – aller Gerüchte zum Trotz (Titel 14.12.2009) (http://au.eonline.com/uberblog/b157801_brangelina_zeigt_sich_sehr_verliebt.ht ml#ixzz0tXukz6JY [2010-07-13])  Wo waren eigentlich „Brangelina“? (Titel 25.05.2009) (http://www.spox.com/ de/sport/formel1/0905/Artikel/monaco-top-8-angelina-jolie-brad-pitt-nicolescherzinger-hochzeit.html [2010-07-13])  Brangelina zieht es in die Provence (Titel: 26.05.2008) (http://www.tagesspiegel.de/ weltspiegel/brangelina-zieht-es-in-dieprovence/1242844.html [2010-07-13])  „Brangelinas” ziehen Haiti-Adoption in Erwägung (Titel 15.02.2010) (http://latinapress.com/news/13088-brangelinas-ziehen-haiti-adoption-in-erwaegung/ [201007-13]) 31

DAS NOMEN phantasieweltliche wie das Kamedar ist sowohl Kamel als auch Dromedar, vgl. DONALIES 2007: 67).31 Nur selten kommt es bei diesen Wortbildungen zu einer Genusänderung: das Kino ← der Kinematograph, das Foto ← die Fotographie, der Frust ← die Frustration, der Bund ← die Bundeswehr. Dieser Wechsel wird in der Fachliteratur mit einer Verselbständigung der Wörter erklärt, die dazu führt, dass diese Wörter nicht mehr als Abkürzungen aufgefasst werden (vgl. CHAN 2005: 59).

2.1.1.4. PHONETISCH-PHONOLOGISCHE REGELN Eng mit der Form sind phonetisch-phonologische Regeln verbunden. Diese Regeln basieren auf statistischen Auswertungen. Es sind Tendenzregeln, wie z.B. (1) die sog. Köpcke-Regel (benannt nach dem Sprachwissenschaftler KlausMichael Köpcke): Einsilber mit initialen und finalen Konsonanten(häufungen) tendieren zum maskulinen Genus (87% der einsilbigen deutschen Substantive sind Maskulinum), vgl. der Knirps, der Tisch, der Stuhl; der Topf; so auch beat, bob, boom, chip, clan, club, deal, drink, lift, flop, trend, smog, brunch, lunch, crash, slash usw. Dies entspricht der Tendenz der deutschen Wörter (WEGENER, vgl. CHAN (2005: 66) schlägt vor, diese Tendenz als „Einsilber-Prinzip“ zu formulieren). (2) die Auslautregel, die sich in erster Linie auf mehrsilbige Substantive bezieht, besagt, dass (a) Substantive auf -e und -a meist feminin sind: die Birke, die Rose, die Woche, deshalb auch die Memme, die Matra, die Hohe Tatra, die Riviera. (b) Substantive auf -en oft maskulines Genus haben: der Wagen, der Magen, der Rasen. (c) Substantive auf -b maskulines oder neutrales Genus haben (vgl. RÖMER 2006: 121): der Dieb, der Korb, der Stab, das Laub, das Lob, das Kalb, das Weib. Exkurs: Pseudosuffixe Pseudosuffixe sind homonyme Endungen, d.h. sie stimmen in Form und Lautung mit echten Suffixen überein. Da sie aber keine suffixalen Wortbildungsmorpheme sind, haben sie auch keinen Einfluss auf die Genuszuweisung (vgl. CHAN 2005: 62ff.). Im Deutschen sind in Bezug 31

Determinative Lesart haben die seltener vorkommenden Verschmelzungen aus Wörtern unterschiedlicher Wortarten, vgl. ein Greenager, der ein grüner Teenager ist (vgl. DONALIES 2007: 67). 32

DAS NOMEN auf die Genuszuweisung wichtige Pseudosuffixe -e, -er, -el und –en32 (Tabelle nach CHAN 2005: 63):

-el -er -e

Suffixale Ableitungen der Deckel, der Ärmel der Maler, der Bohrer die Weite

Wörter mit Pseudosuffixen die Gabel (die Gabeln), die Schüssel (die Schüsseln), die Regel (die Regeln), die Hummel (die Hummeln), die Nadel (die Nadeln), der Himmel, das Segel die Faser (die Fasern), die Feder (die Federn), die Kiefer (die Kiefern), das Messer, das Zimmer der Name, der Löwe, das Auge

Trotz dieser Ausnahmen bei Wörtern mit Pseudosuffixen haben Untersuchungen ergeben, dass die Pseudosuffixe häufig mit dem Genus der echten nominalen Suffixe korrelieren: Die Pseudosuffixe -er und -el zeigen eine Tendenz zu Maskulinum und das Pseudosuffix -e korreliert mit dem Femininum (auch Schwa-Regel genannt). Da es sich um Pseudosuffixe handelt, besitzen sie eine gewisse „Offenheit für andere Genusformen“, die sich auch damit erklären lässt, das eine andere Genuszuweisungsregel dominiert, z.B. ist die Kiefer ein Femininum in Analogie zu den Nadelbäumen die Fichte, die Tanne.

Wie bereits erwähnt, kommen diese Prinzipien bei jedem Wort, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaße, zur Anwendung. So kann es bei entlehnten Wörtern sein, dass ein Prinzip überwiegt, vgl. le bagage (mask.) ist feminin die Bagage (das Reisegepäck, das Pack, das Gesindel), weil die Auslautregel dominiert.33 Es kann daneben aber auch vorkommen, dass mehrere Prinzipien für ein Genus sprechen: z.B. die Tante = Bezeichnung für eine weibliche Person (Sexusmarkiertheit), lautet auf -e aus (Auslautregel), Quellgenus: feminin: la tante. 32

CHAN (2005: 63) weist darauf hin, dass es im Deutschen kein transparentes -enAbleitungssuffix gibt, so dass man bei der Endung -en eigentlich auch nicht von einem Pseudosuffix sprechen könnte, dennoch ist „seine starke Korrelation mit dem Maskulinum nicht zu übersehen, zumal es viele Substantive im Erbwortschatz erfasst, wie z.B. der Wagen und der Boden.“ 33 Bei vielen Fremdwörtern lassen sich für die Festlegung des Genus keine formalen oder inhaltlichen Kriterien ermitteln; „daraus ergeben sich dann häufig Unsicherheiten im Artikelgebrauch (die/der [?] Couch, der/die/das [?] Yoghurt, der/die/das [?] Dschungel). Genusschwankungen treten auch dann auf, wenn es zwei sinnverwandte deutsche Wörter mit verschiedenem Genus gibt (z.B. der oder das Match, nach der Wettkampf oder das Wettspiel) oder wenn Zweifel bestehen, ob man das fremde Genus beibehalten oder das des entsprechenden deutschen Wortes wählen soll. So heißt es trotz des franz. Femininums la place neben die Place de la Concorde auch der Place [...] nach der Platz. Ähnlich die Banco di Credito nach die Bank neben der Banco [...] nach dem ital. Maskulinum il banco“ (vgl. ULM SANFORD 1998). 33

DAS NOMEN Die zwischen den genusbestimmenden Kräften existierende Konkurrenz/Rivalität kann dazu führen, dass es (a) zu Schwankungen, Unsicherheiten und in der Folge zu Doppelformen kommen kann, vgl. der Speed (WAHRIG nur mask.) bzw. die Speed (Leitwortprinzip: die Geschwindigkeit); viele Entlehnungen aus dem Englischen bzw. Amerikanischen haben schwankendes Genus: der/das Brunch (einsilbig/das Frühstück); der/das Job (einsilbig, ?); die/das Limit (die Grenze, das ?); der/das Look (einsilbig, das Aussehen); der/das Lunch (einsilbig, das Mittagessen); der/das Megaevent, das/die Open-air; der/das Pop, (einsilbig); der/die Slang; der/das Spray (einsilbig, das Sprühmittel); der/das Workshop (shop: einsilbig, das Geschäft). (b) zum Wechsel des Genus kommt, z.B. der Pantoffel, der Stachel, die früher Feminina waren (erkennbar noch an der Pluralform); (c) die Genuszuweisung in Analogie zu ähnlichen Wörtern erfolgt, so dass es z.B. vorkommen kann, dass nicht das Chanson, sondern der Chanson gesagt wird, obwohl es laut Duden das Chanson wäre. In solchen Fällen denken die Sprecher vielleicht an die zahlreichen Ableitungen auf -on, die im Deutschen Maskulinum sind (der Diakon, der Dämon) oder an männliche Namen auf -on (wie etwa Platon, Pluton, etc.). Dabei ist es für diese Sprechergruppen unwichtig, dass diese Ableitungen auf -on unterschiedlichen etymologischen Ursprungs sind. Daraus lässt sich für die Bildungsweise des Wortes die Tendenz festhalten, dass allen Wörtern mit derselben Endung auch das gleiche Genus gegeben wird, z.B. -age: die Menage, Kartonage, Jumelage usw.; ing: das Happening, Aquaplaning usw.; -ion: die Eskalation, Diversifikation, Frustration usw. Aufgaben (1) Versuchen Sie die Genuszuweisung bei folgenden Substantiven zu erklären, nutzen Sie dazu diverse Nachschlagewerke: die Nichte, der Cousin, der/das Sakko, die/das Quart, der Moment – das Moment, die Heide – der Heide, der Mangel – die Mangel, der Ruin – die Ruine, der Socken – die Socke, der Zeh – die Zehe, das Bridge – die Tower-Bridge, das Hockey. (2) Weisen Sie folgenden Nomen ein Genus zu und kontrollieren Sie das Genus in einem etymologischen Wörterbuch: Abscheu, Ahn/Ahne, Amme, Banause, Bredouille, Dilemma, Diner, Elfe/Elf, Erbe, Erika, Exempel, Fläz, Fleiß, Flieder, Genick, Hummer, Humpen, Husar, Kittchen, Kitz, Kobold, Memme, Menuett, Miete, Milieu, Mob, Mokka, Monokel, Nuckel, Nulpe, Palaver, Paletot, Palme, Parterre, Sammelsurium, Schoppen, Schöps, Schramme, Staffel, Steppke, Sud, Theke, 34

DAS NOMEN Tümpel, Tundra, Urheber, Vakanz, Veilchen, Verdikt, Vettel, Vetter, Weck/Wecken, Weise, Wuchs, Zither. (3) Die Überschrift eines Artikels im WM-Kurier vom 23. Juni 2010, S. 34 lautet „Nordkorealitätsverlust“. Erklären Sie Wortbildung, Lesart und Genuszuweisung! (4) Erklären Sie Wortbildung, Lesart und Genuszuweisung folgender Paronyme: (4a) Gasthaus – Gästehaus; Volkskunde – Völkerkunde; Lehrerfamilie – Lehrersfamilie (4b) Rakete – Racket; Fond – Fonds; Ruin – Ruine; Etikett – Etikette; Inventar – Inventur; Termin – Terminus

2.2. DER NUMERUS (Pl. die Numeri) Die grammatische Kategorie des Numerus ist in erster Linie eine Kategorie des Nomens und des Pronomens, denn diese werden durch Numerusmerkmale semantisch bestimmt; sie kennzeichnen, ob es von dem Bezeichneten eins oder mehrere gibt. Die Opposition Singular (Einzahl) : Plural (Mehrzahl) bezieht sich auf eine sprachunabhängige Eigenschaft der objektiven Realität, nämlich die Gegliedertheit des durch das Nomen Bezeichneten. Der Singular als unmarkiertes Glied besitzt einen umfassenderen Geltungsbereich als das markierte Glied, der Plural. Formal können Singular und Plural auf dreierlei Weise gekennzeichnet werden (1) durch Flexive mit oder ohne Veränderung des Stammvokals: Mutter – Mütter, Heft – Hefte, Haus – Häuser (2) durch den bestimmten Artikel: das Gebäude – die Gebäude, das Fenster – die Fenster (3) durch den unbestimmten Artikel, durch Pronomen bzw. Zahladjektive: ein Auto – mehrere Autos, meine Tochter – drei Töchter, keine Mauer – viele Mauern, dieser Bus – hundert Busse. Die Numeri dürfen jedoch nicht mit Einzahl bzw. Mehrzahl gleichgesetzt werden. So kann der Singular z.B. Kollektives (Der Wal ist ein Säugetier. Der Delphin ist kein Fisch. Der Feind stand vor den Toren der Stadt.)34 oder ungegliederte Vielheiten (der Staub, das Gebüsch, das Laub, die Marine) zum Ausdruck bringen. Fernerhin kann der Plural nicht die Vielheit, sondern die Gegliedertheit eines Gegenstands 34

MEINEKE (1996: 159) stellt dazu fest: „Wenn hier, obwohl eine Allheit oder ein Kollektiv gemeint ist, der Plural nicht verwandt zu werden braucht, weil bereits die Singularform die generalisierende oder kollektivierende Funktion übernimmt, liegt Neutralisation des Numerus vor.” 35

DAS NOMEN (die Alpen, die Wirren) bezeichnen. Nomen, die nur Ungegliedertes bezeichnen und demzufolge nur im Singular erscheinen, nennt man Singulariatantum (Sg. das Singularetantum); stets Gegliedertes bezeichnende Nomen, die nur im Plural vorkommen, sind Pluraliatantum (Sg. das Pluraletantum). Die meisten Nomen haben beide Numeri. Substantivgruppen, die gewissen Numerusbeschränkungen unterworfen sind, lassen sich folgendermaßen differenzieren: Singulariatantum (Nomen, bei denen von der Vorstellung einer Ungegliedertheit, Unzählbarkeit, Einheit ausgegangen wird) Materialbzw. (1) Bezeichnungen für Stoffe natürlichen Vorkommens (cheStoffnamen mische Elemente: der Sauerstoff, der Schwefel, das Eisen, das Gold; Mineralien: der Quarz) (2) Bezeichnungen für Stoffe natürlichen Entstehens (Witterungsprodukte: der Tau, der Schnee, der Hagel; der Staub; pflanzliche und tierische Produkte: die Wolle, die Milch35, der/das Gummi) (3) Bezeichnungen für viele von Menschen erzeugte Stoffe: die Butter, der Käse, das Mehl, der Quark, der Reis, die Schokolade Zur Unterscheidung einzelner Stoffarten wird Plural verwendet (a) bei fachsprachlichen Benennungen: Es gab verschiedene Stähle zur Auswahl. Die Sände wiesen unterschiedlichen Siliziumgehalt auf. (b) bei Gattungsbezeichnungen: Ungarische Weine mag ich sehr. (c) bei Benennungen von Einzelstücken: Das liegen zwei Brote. Die Gräser wiegen sich im Wind. Eigennamen (1) Personennamen: Loriot (2) Rufnamen der Haustiere: Rex, Pfifi, Hansi (3) Länder-, Fluss-, Ortsnamen: die Republik Ungarn, das Flussbett des Amazonas, das heutige L.A. (4) Namen von Produkten der menschlichen Kultur und Technik (Buchtitel; Namen von Schiffen und Zügen; Betriebs-, 35

Während es in der Alltagssprache nicht üblich ist, Nomen wie Wolle oder Milch im Plural zu verwenden, wird in der Fachsprache dennoch gelegentlich der Plural gebildet, z.B. wenn es um die Varietät einer Qualität, d.h. um eine bestimmte Mich-, Blei- oder Zementsorte geht (die Milche(n), die Bleie, die Zemente). Ist der morphologische Plural nicht möglich, werden die Möglichkeiten der Wortbildung genutzt, wie beim Sortenplural Buttersorten. Bei Wolle lässt die Norm z.B. beides zu: die Wollen, die Wollsorten/Wollarten (vgl. MEINEKE 1996: 160). Unter dem Terminus Sortenplural (Artenplural) ist zu verstehen, dass dieser Plural als „Bezeichnung für verschiedene Unterarten, z.B. Weine als Weinsorten“ zu interpretieren ist (vgl. BUßMANN 1990:99). 36

DAS NOMEN Gaststätten-, Kino, Theater-, Gebäudenamen) die Oper „Aida“, der Luxusdampfer „Europa“, der Hueber Verlag, das „Landmann“ in Wien Plural wird verwendet, wenn der Eigenname als Gattungsname aufgefasst wird, wenn mehrere Vertreter oder die Familie angesprochen sind, vgl. Wir sind keine Krösusse. Goethes werden selten geboren. Die Geschichte der Hohenzollern ist berühmt. Unser Vermieter sind die Meyers. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es mehrere Wiecks. (Ortschaft) Kollektiva (1) Bezeichnung für zahlreiche Personengruppen: der Adel, die Armee, die Bourgeoisie, die Familie, die Flotte, die Geistlichkeit, die Marine, das Publikum, die Regierung, die Studentenschaft, die Verwandtschaft, das Volk (2) Bezeichnungen für Tier- und Pflanzenklassen: das Geflügel, das Wild, das Vieh; das Gemüse, das Getreide, das Obst, das Wurzelwerk, das Laub (3) Bezeichnung für Sachgruppen: die Konfektion, das Mobiliar, der Schmuck Auch ist in bestimmten Fällen Plural zu verwenden, wenn es darum geht, diese Sammelnamen anderen Gruppen gegenüberzustellen oder sie von diesen zu unterscheiden: Beide Mannschaften haben ihr erstes Gruppenspiel verloren. Die Gebirge waren nicht leicht zu überwinden. Ist das Nomen nicht pluralfähig, wird dieser mit lexikalischen Mitteln gebildet, d.h. mithilfe von pluralfähigen Nebenformen, z.B. das Getreide – die Getreidesorten/-körner; der Schmuck – die Schmückwaren/Schmuckstücke; die Polizei – die Polizeieinheiten/-beamte (Sg. Polizeibeamter); Abstrakta (wenn Ohne Fleiß kein Preis. Eine Gemeinheit ist das! Nichts als Ärger hatten sie ungegliederte wir heute. Essen und Trinken waren erstklassig. Der Kinoerfolg heimst Allgemeinbegriffe vor allem wegen seiner erstklassigen Besetzung zahlreiches Kritikerlob ein. beinhalten) (Teletext – RTL II, 3.6.2010) Ebenso: der Aufbau, die Angst, der Bedarf, das Bewusstsein, der Durst, die Eifersucht, die Gesundheit, das Glück, der Hass, der Hunger, die Liebe, der Streit, der Ursprung, das Unrecht, das Vertrauen, die Wärme, die Wut usw. Auch von diesen Lexemen kann der Plural gebildet werden, wenn es um die Bezeichnung der einzelnen Erscheinungsformen geht, auch hier steht bei einzelnen Lexemen nur eine pluralfähige Nebenform zur Verfügung, vgl. das Alter – die Altersgruppen/stufen, der Ärger – die Ärgernisse, der Atem – die Atemzüge, der Bau – die Bauten, der Betrug – die Betrügereien (jur. auch: Betrüge), das Bestreben – die Bestrebungen, der Dank – die Danksagungen, der Hass – die Hassgefühle, die Kälte – die Kältegrade (auch als Syntagma: die Grade der Kälte), die Liebe – die Liebeleien/die Liebschaften, der Rat – die Ratschläge, der Regen – die Regengüsse/Regenfälle, der Reis – die Reisarten, der Schutz – die Schutzmaßnahmen, der Streit – die Streitigkeiten, das Unglück – die Unglücksfälle, der Verdacht – die Verdachtsmomente, der 37

DAS NOMEN Wahn – die Wahnvorstellungen, der Zank – die Zänkereien. Wenn der Allgemeinbegriff die verschiedenen Erscheinungsformen beinhaltet, können Abstrakta beide Numeri bilden: Er zögerte mit der Antwort. Seine Antworten waren immer korrekt. Ebenso: der Beschluss, die Bewegung, die Eigenschaft, der Gegensatz, das Gefühl, die Krankheit, der Traum, der Zufall, der Zweck usw. Pluralfähig sind die Abstrakta, die eine konkrete Bedeutung erhalten haben, vgl. das Leiden (allgemein) – die Leiden (verschiedene Krankheiten); die Freiheit (allgemein) – die Freiheiten (er nimmt sich viele Freiheiten). Pluraliatantum (diesen Nomen liegt die Vorstellung von der Gegliedertheit, der Zählbarkeit, Vielheit zugrunde): geographische die USA, die Niederlande; die Anden, die Karpaten, die Rocky MounBezeichnungen tains; die Antillen, die Azoren, die Bermudas, die Tropen (Länder, Gebirge, Inseln) Personengruppen die Eltern, die Gebrüder, die Geschwister, die Konsorten, die Leute Zeitbegriffe die Ferien, die Flitterwochen; im Gegenwartdeutsch werden Ostern, Pfingsten und Weihnachten nicht mehr als Pluralform empfunden, sondern als neutrales Substantiv im Singular und mit Nullartikel gebraucht: Er kommt doch jedes Weihnachten in dieser Aufmachung. Lediglich in Wunschformeln ist Plural üblich: Gesegnete Weihnachten! Frohe Ostern! einige Krankheiten die Masern, die Röteln, die Pocken Sammelbegriffe im die Lebensmittel, die Naturalien, die Rauchwaren, die Strickwaren, die Handel und in der Spirituosen, die Textilien Wirtschaft Rechtsund die Alimente, die Aktiva, die Passiva, die Diäten, die Kosten, die UnBankbegriffe kosten, die Einkünfte, die Auslagen, die Personalien, die Immobilien, die Zinsen Begriffe des die Allüren, die Fisimatenten, die Ränke, die Schliche, die Sperenzien menschlichen Verhaltens Sonstiges die Eingeweide, die Makkaroni, die Memoiren, die Moneten, die Realien, die Shorts, die Spaghetti, die Spikes, die Trümmer, die Utensilien, die Wirren Einige Pluraliatantum können im Singular gebraucht werden. dieser Gebrauch ist selten und oft mir einer ironisch-scherzhaften Wirkung verbunden, vgl. die Wehen – die Wehe; die Streusel – der/das Streusel; die Nudeln – die Nudel; die Gewissensbisse – der Gewissensbiss

38

DAS NOMEN (4) In Bezug auf die Pluralbildung des Nomens36 lassen sich im Deutschen fünf Deklinationstypen unterscheiden (vgl. u.a. KESSEL/REIMANN 22008: 74f.; ENGEL 21992):

36

BRAUN (1997: 5) führt für das Deutsche eine Beispielgruppe mit Zootieren zur Veranschaulichung der neun unterschiedlichen Pluralflexive an: Rinder – Nashörner – Vögel – Löwen – Kamele – Elefanten – Gänse – Zebras – TigerØ. 39

DAS NOMEN Beispiele einsilbige maskuline No- der Brief die Briefe, der Knirps – die Knirpse, der men, werden häufig umge- Stoff – die Stoffe, der Tag – die Tage, der Bach – die lautet Bäche, der Raum – die Räume, der Fluss – die Flüsse, der Schnaps – die Schnäpse einsilbige neutrale Nomen, das Boot – die Boote, aber: das Floß – die Flöße, werden selten umgelautet einsilbige feminine Nomen, die Frucht – die Früchte, werden meist umgelautet mehrsilbige maskuline No- der Monat – die Monate, men, werden nicht umgelautet mehrsilbige von zusam- -lassen: der Anlass- die Anlässe mengesetzten Verben abge- -stehen: der Abstand – die Abstände leitete maskuline Nomen, -tragen: der Antrag – die Anträge werden umgelautet -wenden: der Einwand – die Einwände -drucken: der Abdruck – die Abdrücke, der Ausdruck – die Ausdrücke -drucken (!): der Abdruck – die Abdrucke, der Ausdruck – die Ausdrucke Nomen auf -ling, -nis (mit der Lehrling – die Lehrlinge, das Ergebnis – die Verdoppelung des Endkon- Ergebnisse, die Erkenntnis – die Erkenntnisse, der sonanten), -an, -ar, -är, -at, - Dekan - die Dekane, der Kommissar – die Kommiseur, -ier [i:ɐ], -il, -iv, -us (mit sare, der Sekretär – die Sekretäre, das Referat – die Verdoppelung des Endkon- Referate, der Masseur – die Masseure, der Offizier – die Offiziere, das Klavier – die Klaviere, das Ventil – sonanten), -ment, --on die Ventile, das Motiv – die Motive, der Bus – die Busse, der Moment – die Momente, der Balkon – die Balkone37 einige einsilbige maskuline der Gott – die Götter, der Mann – die Männer, Nomen, werden umgelautet etliche einsilbige neutrale das Bild – die Bilder, das Kind – die Kinder, das Nomen, werden umgelautet Buch – die Bücher, das Volk – die Völker, Nomen auf -tum das Eigentum – die Eigentümer, das Herzogtum – die Herzogtümer, der Reichtum – die Reichtümer,

er-Plural (nur Maskulina und Neutra, ± Umlautung)

e-Plural (± Umlautung)

Pluralflexiv

37

Für das -e-Pluralflexiv bei -ment und -on ist deren deutsche Aussprache von Bedeutung, werden sie nasaliert gesprochen, bekommen sie das -s-Pluralflexiv: das Abonnement – die Abonnements, der Balkon – die Balkone/Balkons; der Ballon – die Ballone/Ballons. 40

DAS NOMEN

sPlural39

Ø-Plural

(e)n-Plural (nur bei Feminina)

einige Fremdwörter

38

alle Feminina auf -e Nomen mit den Suffixen (er)ei, -heit, -keit, -in (mit Verdoppelung des Endkonsonanten), -schaft, -ung, -t Nomen mit den Suffixen ade, -age, -anz/-enz, -erie, -ette, -ie [iə], -ie [i:], -ik, -(at)ion, ine, -isse, --ive, -ose, -sis, -(i)tät, -(at)ur

alle maskulinen und neutralen Nomen auf -el, -en, -er (einige Maskulina werden umgelautet, nur ein neutrales Nomen wird umgelautet)38 Neutrale Nomen auf -chen, lein, -sel viele auf einen Vokal endende Fremdwörter

das Hospital – die Hospitäler, das Regiment – die Regimenter die Frage – die Fragen, die Nelke – die Nelken die Bücherei – die Büchereien, die Gemeinheit – die Gemeinheiten, Kleinigkeit – die Kleinigkeiten, die Schülerin – die Schülerinnen, die Mannschaft – die Mannschaften, die Bedeutung – die Bedeutungen die Fassade – die Fassaden, die Etage – die Etagen, die Bilanz – die Bilanzen, die Drogerie – die Drogerien, die Tablette – die Tabletten, die Arie – die Arien, die Kolonie – die Kolonien, die Plastik – die Plastiken, die Nation – die Nationen, die Blondine – die Blondinen, die Hornisse – die Hornissen, die Alternative – die Alternativen, die Neurose – die Neurosen, die Universität – die Universitäten, die Figur – die Figuren der Apfel – die Äpfel, der Säbel – die Säbel, das Mädel – die Mädel, das Segel – die Segel, der Tunnel – die Tunnel, der Garten – die Gärten, der Wagen – die Wagen, der Streifen – die Streifen, das Kissen – die Kissen das Häuschen – die Häuschen, das Büchlein – die Büchlein, das Mitbringsel – die Mitbringsel das Auto – die Autos, die Kamera – die Kameras, der Park – die Parks, das Baby – die Babys

Dagegen bilden die Nomen der Muskel, der Stachel, der Pantoffel ihren Plural mit -n, (die Muskeln, die Stacheln, die Pantoffeln). Als Ausnahmen sind zwei feminine Nomen die Mutter und die Tochter zu betrachten, die kein Pluralflexiv bekommen, sondern nur umgelautet werden (die Mütter, die Töchter). 39 Das s-Pluralflexiv gelangte mit dem 15. Jh. aus dem Französischen ins Deutsche. Daneben gibt es auch die Ansicht, dass es aus dem Mittelniederdeutschen kommt. Häufig ist es im kindlichen Spracherwerb (die Dackels, die Tigers) (vgl. 2 GLÜCK/SAUER 1997: 56f.). Daneben findet es sich bei zahlreichen Kurzwörtern auf -i bzw. -o: die Studis, die Profis, die Promis, die Realos. 41

DAS NOMEN

Besonderheiten

einige deutsche Lexeme

a) aus dem Niederdeutschen (vor allem aus der Seemannssprache stammende Lexeme): das Deck – die Decks, das Wrack – die Wracks, das Tief – die Tiefs (Begriff aus der Meteorologie) b) auf einen (klingenden) Vokal endende Lexeme: die Mutti – die Muttis, die Oma – die Omas, der Uhu – die Uhus, das Echo – die Echos, c) Satznamen von verbalen bzw. nicht verbalen Formen: das Stelldichein (= „Verabredung“, Imperativ: Stell dich ein!) – die Stelldicheins, der Dreikäsehoch (= „kleines Kind“, drei Käse hoch) – die Dreikäsehochs, d) umgangssprachliche Verwendung: der Junge – die Jungens/Jungs, das Mädel – die Mädels, das Fräulein – die Fräuleins substantivische Kurzwörter die CD – die CDs, der LKW/Lkw – die LKWs/Lkws, die Lok – die Loks, unregelmäßige Pluralfor- der Bau – die Bauten, der Sporn – die Sporen, men: unregelmäßige Pluralfor- das Band – die Bänder (zum Binden) – die Bande men mit (der Freundschaft), der Band – die Bände (Bücher); Beutungsunterschieden bei die Bank – die Bänke (zum Sitzen) – die Banken gleichem Genus (Geldinstitute); der Block – die Blöcke (Steinblock) – die Blocks (Notizblock); das Gesicht – die Gesichter (Antlitze) – die Gesichte (Visionen); der Mann – die Männer – die Mannen (Gefolgsleute); die Mutter – die Mütter – die Muttern (Schrauben); das Schild – die Schilde (Schutz) – die Schilder (Türschild); der Strauß – die Sträuße (Blumen) – die Strauße (Vogel); das Tuch – die Tücher (einzelne Tücher) – die Tuche (Tucharten); das Wort – die Wörter (einzelne; Wörterbuch) – die Worte (zusammenhängende); der Zins – die Zinse (Miet- und Pachtzinse) – die Zinsen (Kapitalzinsen)

42

DAS NOMEN mit -mann zusammengesetzte Nomen bilden ihren Plural mit -leute, wenn die Gattung bezeichnet wird, ansonsten (besonders wenn das Geschlecht betont werden soll) regulär mit männer; gelegentlich sind beide Pluralbildungen möglich40

der Biedermann – die Biedermänner, der Ehemann – die Ehemänner (die Eheleute = Mann und Frau), der Ersatzmann – die Ersatzmänner, der Medizinmann – die Medizinmänner, der Milchmann – die Milchmänner, der Staatsmann – die Staatsmänner, der Strohmann – die Strohmänner, der Weihnachtsmann – die Weihnachtsmänner; der Fahrensmann – die Fahrensleute, der Spielmann – die Spielleute, der Fachmann – die Fachleute, der Kaufmann – die Kaufleute, der Schutzmann – die Schutzleute; der Seemann – die Seemänner/Seeleute; der Feuerwehrmann – die Feuerwehrmänner/Feuerwehrleute, der Sportsmann – die Sportsmänner/Sportsleute verschiedene Fremdwörter -a → -en: die Firma – die Firmen, das Thema – die haben eigene Pluralflexive: Themen -a → -ata: das Koma – die Komata, das Schema – die Schemata -al → -alien: das Mineral – die Mineralien, -as → -anten: der Atlas – die Atlanten -ium → -ien: das Ministerium – die Ministerien -il → -ilien: das Fossil – die Fossilien -um → -en: das Album – die Alben, das Zentrum – die Zentren, das Museum – die Museen, das Kriterium – die Kriterien, das Jubiläum – die Jubiläen -um → -a: Abstraktum – die Abstrakta -us → -i: der Modus – die Modi -us → -ora: das Tempus – die Tempora -us → -era: das Genus – die Genera

Bei der Pluralbildung von Fremdwörtern gilt es den Grad der Eindeutschung zu berücksichtigen. Je nach diesem Grad stehen nebeneinander die Ableitungsfor40

MEINEKE (1996: 163) macht in diesem Zusammenhang auf folgende Annahme aufmerksam: „Der Fall, daß eine Gruppe, die aus Mitgliedern verschiedener Gestalt besteht, mit einem Wort bezeichnet wird, das sich eines ganz anderen Grundmorphems bedient, kann auf den Umstand hinweisen, daß überhaupt die Möglichkeit besteht, die Mehrzahl von einzelnen Dingen nicht auf dem Wege der grammatischen Kategorie Plural, sondern mit einem anderen Lexem zu bezeichnen. Also etwa noch Mann und die lexikalische Mehrzahlbezeichnung Leute. Aufgrund der Forschungen der allgemeinen Sprachwissenschaft besteht Grund zu der Annahme, daß dieses Verfahren das früheste ist, mit dem in der menschlichen Sprache eine Mehrzahl von Dingen bezeichnet wurde.“ 43

DAS NOMEN men der Ausgangssprache und Formen, „durch die das betreffende Lexem in eines der Pluralparadigmata des Deutschen eingegliedert wird“ (GLÜCK/SAUER 2 1997: 55, Beispiele auch dort): der Atlas – die Atlanten/Atlasse, der Espresso – die Espressi/Espressos, der Kaktus – die Kakteen/Kaktusse, der Kodex/Codex – die Kodizes/Kodices/Kodexe/Codici. Von Interesse ist die Pluralbildung bei Maß- und Mengenbezeichnungen: Maskulina und Neutra stehen in Kombination mit Zahlwörtern in der Regel im Singular (30 Sack Weizen, 20 Fass Bier, 150 Gramm Mehl, 3 Esslöffel Milch, 12 Stück Eier), Feminina dagegen werden im Plural gebraucht (zwei Tassen Mehl, 5 Kannen Wein). Besonderheiten weisen auch die Münzbezeichnungen hinsichtlich der Pluralbildung auf. In Kombination mit Zahlwörtern werden in der Regel nur die Feminina in den Plural gesetzt, die übrigen Münzbezeichnungen bleiben meist unverändert: 20 Rupien, 100 Kronen, 100 Drachmen, 100 Lire; 4 Millionen Euro, 100 Dollar, 20 Cent (aber: 20 Pesos, 20 Cruzeiros), ohne Zahlwort zur Bezeichnung des konkreten Gegenstands aber kann das Pluralflexiv aufgenommen werden: mit den geerbten Dollars, seine schwer verdienten Euro/Euros, er hatte nur noch wenige Pfennige. Aufgaben (1) Geben Sie bei folgenden Nomen das Pluralflexiv an (kontrollieren Sie Ihre Entscheidung in einem Nachschlagewerk) und begründen Sie es: der Boss, die City, das Ding, die Lok, der Lift, der/das Poster. Erklären Sie die Pluralbildung bei folgenden Fremdwörtern: das Konto – die Konti/Konten/Kontos; die Pizza – die Pizze/Pizzen/Pizzas; das Tempo – die Tempi/Tempos.

2.3. DER KASUS (Pl. die Kasus [u:]) Von den ursprünglichen acht Kasusformen des Indogermanischen blieben im Deutschen vier erhalten: der Nominativ (der Wer-Fall), der Genitiv (der WesFall), der Dativ (der Wem-Fall) und der Akkusativ (der Wen-Fall). Der Nominativ wird auch als casus rectus (syntaktisch unabhängiger, unflektierter Kasus) bezeichnet, während die anderen drei casus obliqui (Sg. casus obliquus) (abhängige, flektierte Kasus) sind. Ferner wird zwischen direktem und indirektem Objekt differenziert, direktes Objekt bezieht sich dabei in erster Linie auf im Akkusativ kodierte Entitäten, die durch die im Verb ausgedrückte Handlung direkt betroffen ist, indirekt von der im Verb ausgedrückten Handlung betroffen sind vor allem im Dativ (aber auch im Genitiv) kodierte Entitäten (indirekte Objekte). 44

DAS NOMEN Die Funktion der Kasus liegt RÖMER (2006: 122) zufolge „in der Satz- und Phrasenorganisation, sie zeigen die syntaktischen Rollen und bringen die Beziehungen der Wörter zueinander zum Ausdruck.“ Nach GALLMANN (1996: 285) ist von folgenden sechs Paradigmen der Kasusflexive auszugehen, die teilweise noch in Subparadigmen untergliedert werden können:

Nominativ Genitiv Dativ Akkusativ Nominativ Genitiv Dativ Akkusativ

Paradigma 1 die Frucht

Paradigma 2

Paradigma 4

Paradigma 5

Paradigma 6

der Wald

Paradigma 3 die Tage

Anna

der Planet

der Haufe

der Frucht der Frucht die Frucht

des Waldes dem Wald[e] den Wald

der Tage den Tagen die Tage

Annas Anna Anna

des Planeten dem Planeten den Planeten

des Haufens dem Haufen den Haufen

die Straße

das Muster

die Tests

Frankreich

der Bote

das Herz

der Straße der Straße die Straße

des Musters dem Muster das Muster

der Tests den Tests die Tests

Frankreichs Frankreich Frankreich

des Boten dem Boten den Boten

des Herzens dam Herzen das Herz

GALLMANN geht davon aus, dass die lexikalisch gesteuerte Wahl des Paradigmas auf folgenden „drei allgemeinen (unmarkierten) Distributionsregeln [beruht]: 1. Feminine Nomen im Singular bilden ihre Kasusformen nach Paradigma 1. 2. Maskuline und neutrale Nomen im Singular bilden ihre Kasusformen nach Paradigma 2 (traditionell: starke Deklination). Kennformen: Genitiv mit Suffix -es oder -s […]; Dativ mit Suffix -e oder endungslos. 3. Nomen im Plural bilden ihre Kasusformen nach Paradigma 3. Kennform: Dativ mit Suffix -n, sofern der Nominativ auf -e, -er, -el ausgeht, sonst endungslos“ (GALLMANN 1996: 285, Hervorhebungen im Original). Daneben gibt es „drei markierte Distributionsregeln (‚Ausnahmen’ der allgemeinen Regeln, markierte Paradigmen): 4. Artikellose Eigennamen im Singular (alle Genera) bilden ihre Kasusformen nach Paradigma 4. Kennform: Genitiv mit Suffix -s (nie -es). 5. Gewisse maskuline Nomen im Singular bilden ihre Kasusformen nach Paradigma 5 (traditionell: schwache Deklination). Kennformen: Genitiv, Dativ und Akkusativ mit Suffix -en oder -n.41 41

Weitere Nomen sind: Maskulina auf -e, -ent, -ant, -aph, -ast, -at, -ist, -nom, -et, soph, -ot: der Affe, der Junge, der Kollege, der Löwe, der Franzose, der Präsident, der Lieferant, der Biograph, der Gymnasiast, der Soldat, der Automat, der Bürokrat, 45

DAS NOMEN 6. Aufzählbar wenige maskuline Nomen und das Unikum Herz im Singular bilden ihre Kasusformen nach Paradigma 6.42 (Bei diesem Paradigma handelt es sich um einen durch Sprachpflege künstlich erhaltenen Anachronismus; vgl. die aus den diachronen Gesetzmäßigkeiten zu erwartenden Nebenformen mit Nominativ auf-en: der Haufen.)“ (GALLMANN 1996: 285f., Hervorhebungen im Original) Es gibt Bestrebungen, den Zusammenhang zwischen Genus und Kasus (Deklination) durch Regeln zu erfassen: So formulieren z.B. WIMOTS/MOONEN (1999) für die Substantivdeklination im Singular folgende Hauptregel (die sog. Genus-Hauptregel): „Für die meisten deutschen Wörter gilt, daß die Deklination mit dem Genus zusammenhängt, und zwar folgendermaßen: die-Wörter bleiben in den vier Kasus unverändert, das- und der-Wörter bekommen -(e)s im Genitiv, bleiben aber ansonsten unverändert“ (WIMOTS/MOONEN 1999: 214).

Dies ist für didaktische Zwecke vorteilhaft. Die Regel erfasst allerdings nur einen Teil der Nomen, so dass für die übrigen Fälle verschiedene Tendenzen angegeben werden müssen: „Bei der-Wörtern auf -us entfällt die Genitivendung: des Rhythmus, des Organismus, des Kaktus“ (WIMOTS/MOONEN 1999: 214). Über den Kasus drücken sich Beziehungen aus, die das Nomen zu anderen Elementen des Satzes eingeht. Neben den morphologischen Mitteln, den Kasus, können diese Beziehungen auch über Präpositionen, über die Intonation und Wortstellung zum Ausdruck gebracht werden. Im Deutschen spielen die vier (reinen) Kasus (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ) und die Präpositionalkasus eine bedeutende Rolle. Da gleiche Beziehungen einmal über den reinen Kasus, ein anderes Mal über Präpositionen umgesetzt werden, lassen sich kaum semantische und syntaktische Unterschiede zwischen beiden feststellen, vgl. Er schreibt dem Freund einen Brief. vs. Er schreibt an den Freund einen Brief. Der Kasus des Nomens ist im Allgemeinen vom Verb abhängig: singen → der Tenor (Nominativ) → eine Arie (Akkusativ) der Polizist, der Ökonom, der Prophet, der Athlet, der Philosoph, der Patriot, der Pilot sowie u.a. folgende wichtige Nomen: der Bauer (Landwirt), der Bär, der Bayer, der Christ, der Fels (daneben: der Felsen), der Fink, der Fürst, der Graf, der Held, der Herr, der Hirt, der Kosak, der Lump, der Mensch, der Mohr, der Narr, der Prinz, der Steinmetz, der Tor, der Tatar, der Vorfahr, der Veteran, der Zar. 42 Hierher gehören Nomen wie der Name, der Buchstabe, der Gedanke, der Wille, der Friede (daneben: der Frieden), der Funke (daneben: der Funken), der Glaube (daneben: der Glauben). 46

DAS NOMEN gedenken → der Opfer (Genitiv) helfen → dem Verletzten (Dativ) treffen → den Künstler (Akkusativ). Überdies bestimmen auch die Valenz des Substantivs und die des Adjektivs den Kasus: (a) Valenz des Substantivs das Interesse → der Touristen (Genitiv) die Abhängigkeit → von der Politik (Präpositionalkasus) (b) Valenz des Adjektivs überdrüssig sein → einer Sache (Genitiv) angenehm sein → dem Patienten (Dativ) leid sein → den Aufwand (Akkusativ) erpicht sein → auf die Position (Präpositionalkasus). In der Regel drücken einzelne morphologische Kasus eine Vielzahl semantischer Relationen aus, deshalb kann es auch keine exakte Zuordnung eines Kasus zu jeweils einem bestimmten Verwendungsbereich geben, wie das folgende Beispiel verdeutlicht: reine Form -(e)s -(e)n -er

syntaktische Kategorie

außersprachlicher Sachverhalt Agens: der Vortrag des Studenten Patiens: die Rettung des Kindes Besitzer: das Haus der Eltern

Genitiv -Ø -(e)ns

Ganzes: das Dach des Hauses Qualität: die Höflichkeit des Gastes

Im Folgenden werden ausgewählte syntaktische Funktionen der einzelnen Kasus vorgestellt: der Nominativ Subjekt

Agens (Täter): Die Frau schreibt… Vorgangs-/Zustandsträger: Die Blume blüht. Träger einer Eigenschaft: Das Blatt ist weiß. Nominalergändient der Identifikation, Klassifikation, Wertung usw.: zung (Prädika- Das ist mein Mann. 47

DAS NOMEN tivum) Attribut/ Apposition Modalbestimmung des Vergleichs außerhalb des Satzverbandes

Meine Nachbarin wird Lehrerin. Der Wagen, ein Porsche, kam von der Straße ab. Du benimmst dich wie ein Kind. Anredekasus (Vokativ): Sabine, komm doch mal helfen. Nennfall (dient der bloßen Benennung): Ein schöner Morgen. Satzapposition43 (wirkt als unvollständiger Teilsatz, was durch Paraphrasierung – Umformung in einen Kopulasatz – verdeutlicht werden kann): Die Familie will nun doch auswandern, kein leichter Entschluss. […, das ist kein leichter Entschluss]; Sie trafen sich auf der Party: Reiner Zufall.

der Genitiv Genitivergänzung

(a) zum Verb: Er gedachte seines Freundes. Sie bedürfen einiger Ermunterung. bei einigen sichAkk-Verben: sich annehmen, sich bedienen, sich bemächtigen, sich brüsten, sich enthalten, sich entledigen, sich erinnern, sich rühmen usw. in festen Verbindungen: sich eines Besseren besinnen, jeder Grundlage entbehren, der Ruhe pflegen, jeder Beschreibung spotten, des Amtes walten usw. bei Verben der Rechtssprechung (in Kombination mit der Akkusativergänzung): ihn des Raubes anklagen/verdächtigen/beschuldigen/ überführen, ihn des Amtes entbinden (b) zum prädikativen Adjektiv (zur Angabe des Inhaltes, Mangels, der Anteilnahme): Er ist des Weges kundig. Sie ist aller Sorgen ledig. Die alte Frau ist der Hilfe bedürftig. Weitere Adjektive: bewusst (seiner Stärke), fähig (der Tat), gewiss (seiner Unterstützung), mächtig (der Sprache), überdrüssig (dessen/seiner/des Wartens), verdächtig (des Verbrechens), voll (des Lobes), wert (der Mühe), würdig (des Beifalls) usw. Prädikativ zur Subjektsprädikativ44: Er ist guten Mutes/schlechter Laune/der Meinung. Bezeichnung Objektsprädikativ: die Behauptungen sollten ihn nicht anderen Sinnes eines Merkmals machen. 43

Hierfür findet sich in den Grammatiken auch die Bezeichnung absoluter Nominativ. Die Bezeichnung Satzapposition wird hier in Anlehnung an HELBIG (1992) verwendet, der sie als Sondertyp der Apposition auffasst und als charakteristische Merkmale anführt: a) ein ganzer Satz als Bezugselement; b) Möglichkeit der Einfügung von übrigens als Indikator (wie bei prototypischen Appositionen) und c) Möglichkeit der Umformung in einen Kopulasatz (vgl. HELBIG 1992: 28). 44 Unterscheidung vgl. FREUND/SUNDQVIST (1997). 48

DAS NOMEN Adverbialbestimmung45

Apposition Attribut (als Attribut kennzeichnet der Genitiv die Beziehungen eines Nomen zu einem anderen; kommt in dieser Funktion sehr häufig vor; er ist dabei ein Mittel der Prädikatsverdichtung)

der Dativ Dativergänzung

45

Grund: Hungers sterben lokal: seiner Wege gehen temporal: Eines Abends/eines Nachts/eines Tages kam er… modal: Er geht schnellen Schrittes/erhobenen Hauptes. Sie verließ das Geschäft unverrichteter Dinge. Sie sprach schweren Herzens von ihrer Vergangenheit. Ich erinnere mich oft des 4. Januars, des Tages, an dem der Unfall geschah. Angabe des Besitzers (Genitivus possessivus, haben-Relation): das Auto des Lehrers (der Lehrer hat ein Auto) Angabe des Täters/Vorgangsträgers: (Genitivus subiectivus): das Sausen des Sturms (der Sturm saust); die Interpretation des Dozenten (der Dozent interpretiert) Angabe des Patiens einer Handlung (Genitivus obiectivus): die Belagerung der Stadt (man belagert die Stadt/die Stadt wird belagert) (die Unterscheidung von Genitivus subiectivus und Genitivus obiectivus ist nicht immer leicht, denn es gibt homonyme Varianten: die Befragung der Teilnehmer (über die Paraphrasierung mit durch wird die Form eindeutig) → die Befragung durch die Teilnehmer ….→ die Teilnehmer wurden befragt Angabe des Trägers einer Eigenschaft (Genitivus qualitatis): die Schönheit der Landschaft (die Landschaft ist schön) Angabe des Schöpfers (Genitivus auctoris): die Werke Schillers Angabe der Herkunft: die Weine Frankreichs Angabe der Ganzheit eines Gegenstands oder Stoffes, wovon das Kernwort einen Teil bezeichnet (Genitivus partitivus): das Dach des Hauses, die Hälfte der Strecke, mancher der Anwesenden, einige der Freunde Erläuternder Genitiv (Genitivus explicativus): das Elend des Rauchens Genitiv der Steigerung: das Buch der Bücher (a) zu zwei. und mehrwertigen Verben: jdm ähneln, jdm helfen, jdm fehlen, jdm gefallen, jdm etwasAkk geben, jdm etwasAkk erzählen usw.

FREUND/SUNDQVIST (1997: 213) weisen u.a. darauf hin, dass Konstruktionen dieser Art häufig zu Adverbien übergegangen sind, z.B. geraden Weges → gerade(n)wegs (schweiz.: geradeswegs); gleichentags/anderntags/heutigentags (schweiz.: heutigestags), günstigenfalls (günstigen Falls bis 1971 belegbar); bestenfalls (besten Falls bis 1961 belegbar) bzw. gegebenenfalls (gegebenen Falls bis 1954 belegbar). 49

DAS NOMEN (b) zum nominalen Prädikat: Der Besuch war dem Kranken nicht unangenehm. Sie ist ihm gehorsam. (nur wenige Adjektive wie ihm ähnlich, angeboren, bange, feind, fremd sein) sog. freie Dati- Dativ des Interesses/des Nutzens/der Beteiligung (Dativus ve46 commodi, Vorteilsdativ, Glücksrabe-Dativ, Ersatz: für-Phrase): Er trägt ihr den Koffer. Sie kocht ihrem Mann eine Suppe. Sie singt dem Sohn ein Lied. (Verben regieren in vielen Fällen eine Akkusativergänzung, wird lediglich der Nutznießer genannt, steht nur die fürPhrase: Sie kocht für ihn.) Dativ des Schadens (Dativus incommodi, Nachteilsdativ, Pechvogel-Dativ): Er hat ihr den Wagen kaputtgefahren. Sie knallte dem Mann die Tür vor der Nase zu. Dativ der Zugehörigkeit (Pertinenzdativ, Dativus possessivus, Ersatz: Possessivpronomen, Genitivattribut): Der Kopf schmerzt mir. Sie bügelte ihrem Sohn das Hemd. Ich wasche mir die Hände. Dativ des Maßstabs (Dativus iudicantis, Ersatz: für-Phrase, die aber nicht den Nutznießer bezeichnet): Er spricht mir zu schnell. Das war ihm egal. Der Tee ist mir zu heiß. Sie läuft der Oma zu schnell. Dativ der Anteilnahme (Dativus ethicus): Fall mir ja nicht hin. Wenn er mir nur pünktlich nach Hause kommt! Apposition Er half Frau Fritz, unserer neuen Nachbarin. der Akkusativ Akkusativergän- (a) bei zwei- und mehrwertigen Verben: Der Lehrer lobt den Schüzung ler. Sie brät ihm den Fisch. Sie gab der Mutter eine schnippische Antwort. (b) bei Adjektiven wie alt, dick, hoch, lang, schwer, stark, weit, wert47 usw. 46

Die Bezeichnung freier Dativ, entstanden vor allem im Rahmen der klassischen Dependenz- und Valenzgrammatik, zielt in erster Linie darauf ab, dass diese DativNPn nicht im Valenzrahmen des jeweiligen Verbs enthalten sind. Diese Ansicht wird in neueren Arbeiten präzisiert bzw. revidiert (vgl. u.a. PELOUŠKOVÁ 2007, SMAILAGIĆ 2009; mehr dazu im Rahmen der Syntax). 47 Das Adjektiv wert regiert neben dem Akkusativ auch Dativ und Genitiv: Sind selbstgemachte Faschingskostüme den Aufwand wert? Weil ich es mir wert bin. Er ist des Lobes nicht wert. Mit dem Akkusativ ist die Interpretation verbunden ‚der Aufwand lohnt sich, ‚einen bestimmten Wert haben’ (Budapest ist eine Reise wert. Das ist einen Versuch wert.), mit dem Genitiv wird ‚einer Sache würdig sein, ‚verdienen’ zum Ausdruck gebracht (Er ist unserer Achtung/unseres Zuspruchs wert.). Allerdings lassen sich viele Lexeme mit wert kombinieren, so dass letztlich nur die Sprecherintention über Akkusativ- bzw. Genitivgebrauch entscheidet: Die Sache ist die Mühe wert. (Es lohnt sich, sich für die Sache zu bemühen/anzustrengen) bzw. Die Sache ist der Mühe wert. (Die Sache ist so gut, dass man darum bemüht/die Sache verdient es). 50

DAS NOMEN Das Baby ist einen Monat alt. Die Gasse ist einen Kilometer lang. Das ist die Mühe wert. Nominalergännach Verben wie heißen, finden, nennen, schelten, schimpfen, schmähen, zung (Gleichset- taufen; bezeichnen als zungsakkusativ) Er nennt den Schüler einen fleißigen Burschen. Er bezeichnet den Schüler als einen fleißigen Burschen. Passivbildung: Der Schüler wird ein fleißiger Bursche genannt. Der Schüler wird als ein fleißiger Bursche bezeichnet. Apposition Der Direktor begrüßt Herrn Schmidt, den Vertreter des Instituts für Angewandte Linguistik. inkorporiertes Klavier spielen, Auto fahren, Dank sagen, Objekt (Akkusativ hat keine eigene Referentialität) sog. freie Akku- nur bei intransitiven Verben: einen schweren Gang gehen, einen ungleisative (Intensi- chen Kampf kämpfen, einen schönen Traum träumen, den Schlaf der Gerechvierung des In- ten schlafen, Blut (und Wasser) schwitzen, halts der Verbalhandlung)48 absoluter Akku- Er döste, die Arme hinter dem Kopf. sativ

3. ENTWICKLUNGSTENDENZEN IM BEREICH DES KASUS Im Indoeuropäischen standen acht Kasus zur Verfügung: Nominativ, Vokativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Instrumental, Lokativ, Ablativ.49 Über deren Grund48

MEINEKE (1996) bezeichnet diesen Akkusativ, der hinsichtlich seiner lexikalischen Bedeutung mit dem Verb übereinstimmt, auch als „inneren Akkusativ“. 49 Hierzu kann man bei Meineke (1996: 169-170) lesen: „Diese acht Kasus sind nur im Altindischen voll erhalten. Im Lateinischen erscheinen noch sechs Kasus, im Griechischen noch fünf, wie anfangs auch noch im Germanischen. Neben dem Nominativ als dem Kasus des berichteten oder, falls er am Pronomen erscheint, sogar des handelnden und sprechenden Subjekts und dem Akkusativ als unmittelbarem oder berichtetem Gegenüber des Handelnden, indem es durch dessen Handlung unmittelbar betroffen wird, erscheint drittens der Dativ. Im Dativ wird ein Gegenüber genannt, das von der Verbalhandlung indirekt betroffen wird oder für das sie vorgenommen wird. […] Im Genitiv erscheint das Ding als Integriertes, als Einbezogenes […]. Im Vokativ erscheint das Ding als Angeredetes, etwa domine in der Bedeutung ‚O Herr’. […]Der Ablativ ist der Kasus der Trennung. Das heißt in ihm erscheint das Ding, von dem weg sich etwas bewegt: a domino ‚von dem Herrn’. […] Im Instru51

DAS NOMEN bedeutung besteht noch keine restlose Klarheit. Heute gibt es vier Kasus. Zu diesem Zusammenfall der Kasus (Synkretismus) kam es u.a. aus folgenden Gründen:  Verschiedene Kasus wurden aufgrund der Überlappung von Bedeutungen überflüssig.  Durch die Abschwächung der Endsilben (bis zum Abfall) war es nicht mehr möglich, die Kasus voneinander zu unterscheiden. Dieser Zusammenfall führte zum Aufkommen der Präpositionalkasus, was mit einer Beschleunigung der Bildung von Präpositionen einherging. Die sog. primären Präpositionen entwickelten sich aus Ortsadverbien wie ab, an, bei, durch, in, mit, ob, um, unter, über, vor, wider. Diese traten ursprünglich nur zu Verben. Trat daneben noch ein Kasus auf, war dieser vom Verb abhängig; damals hatte das Adverb lediglich die Funktion, die Raumverhältnisse, die durch den Kasus angezeigt wurden, zu präzisieren. Davon ausgehend war eine doppelte Entwicklung möglich: eine Annäherung an das Verb, was zur Herausbildung der trennbaren bzw. untrennbaren Verben50 führte, oder eine an den Kasus, wodurch es sich zur Präposition wurde. In der heutigen gesprochenen Sprache – zum Teil auch in der Schriftsprache – zeigt sich die Tendenz, dass verschiedene Kasusflexive nicht mehr realisiert werden. Dieser sog. Kasusverfall ist, wie WEGENER (1994: 155) meint, aus folgenden Gründen wichtig: 1. Noch bzw. nicht mehr vorhandene Kasusflexive beeinflussen den Kasusaufbau beim Lerner. 2. Der Abbau der nominalen Kasusflexive ist mit bestimmten Phänomenen wie Flexion von sog. Artikelwörtern bzw. Adjektiven verknüpft.

mentalis steht das Ding, das Mittel für etwas ist. Dieser Kasus ist noch zu Anfang des Althochdeutschen überliefert, etwa wortu ‚mit dem Wort’. […] Schließlich ist für die indogermanische Ursprache ein Kasus Lokativ anzunehmen. In Lokativ erscheint das Ding als Ortsstelle oder als Zeitpunkt, an dem man sich befindet. […] Im Griechischen und im Deutschen ist der Lokativ […] im Dativ aufgegangen.“ 50 Verbpräfixe sind entscheidend für die Verteilung der kasuellen Ergänzungen, d.h. sie sind maßgebend für die syntaktische Struktur. Das untrennbare Präfix –be, das auf wortsemantischer Ebene die Bedeutung des Basisverbs nicht verändert, auf morphosyntaktischer Ebene das Basisverb transitiviert bzw. transitive desubstantivische und deadjektivische Verbableitungen bildet (vgl. EGGELTE 2008: 137), scheint bevorzugt folgende Modelle zu erzeugen: 1. Akkusativ Instrumental (jemanden mit etwas beauftragen; bedecken, bekleiden, bestreichen, bespritzen); 2. Akkusativ Genitiv (jemanden der Freiheit berauben; beschuldigen). 52

DAS NOMEN 3. Der Verlust der Kasusmarkierung geht einher mit einem Ausbau der Numerusoppositionen und damit mit einem Abbau an Homonymien, wodurch sich die Transparenz und Funktionalität der einzelnen Kasusflexive erhöht. Am deutlichsten zeigt sich der Kasusverfall beim Genitiv. Der Forschungsliteratur (u.a. GALLMANN 1994; WEGENER 1994, ÁGEL 2008) zufolge sind von der Nichtmarkierung des Genitivs besonders folgende Substantivklassen betroffen: a.) Eigennamen und davon abgeleitete Appellativa: der Kurs des Dollar, die Werke des jungen Goethe, der Chef des Kreml(s), die Regierung des Kongo, der Gipfel des Himalaja, die Leistung des Diesel, ein Vertreter des Vatikan,51 an den Ufern des Mississippi b.) nicht-integrierte Fremdwörter und Nomen mit fremden Wortausgang: die Veränderung des Klima, die Besucher des Festival, die Endung des Dativ, die Zahlen des Mittwochslotto c.) Zitierwörter und Substantivierungen: das Anbieten des eigenen Know-how, Ansichten eines modernen Deutsch(s) d.) Abkürzungen und Kurzwörter: die Ergebnisse des EKG, die Leistungen des Akku, die Abgase des Mofa e.) Zeitbezeichnungen und Kunststile: am Abend des Mittwoch, der Schnee des Januar(s), Anfang des letzten Jahrhundert, die Kirchen des Barock(s) f.) mehrwortige Fügungen (Nomen in Juxtaposition52): die Endungen des Konjunktiv Perfekt, der Gebrauch des Genitiv Plural g.) Nomen auf -el, -en, -er: nach Meinung des Sprecher, die Anschaffung eines zweiten Laserdrucker, die Notwendigkeit eines Verständigungsmittel h.) Nomen auf -s nach unbetonter Endsilbe (Markierung des Genitivs unterbleibt aus phonotaktischen Gründen): das Ende des Naturalismus. Nach WEGENER (1994) sind unter den angeführten Nomen viele, die ihren Plural mit -s bilden, was sie zu folgender Erklärung für den Genitivverfall veranlasst: „Weil diese Nomina ihre Pluralform mit ‚s’ bilden, gehen sie dazu über, die 51

Welche Unsicherheiten in diesem Bereich bestehen, verdeutlicht auch die OnlineRecherche (Bunte.de vom 13.05.2009), wo in einem Artikel beide Formen vertreten sind: Auf der Weltpremiere sah ein Vertreter des „Osservatore romano“, eine Art Sprachrohr des Vatikans, den Film. […] „Dreherlaubnis in Kirchen für kommerzielle Zwecke wird generell nur in Ausnahmefällen erteilt“, sagte ein Vertreter des Vatikan BUNTE Online. (http://www.bunte.de/szene/wahr-oder-pr-aktion-illuminati-vsvatikan-_aid_9692.html [2010-06-30]). 52 Juxtapositionen sind enge (vorangestellte) Appositionen wie Aufschwung Ost (vgl. 3 EISENBERG 2006: 430). 53

DAS NOMEN Genitivmarkierung ausschließlich am Determinans vorzunehmen, um somit Homonymien zwischen der Form des Genitiv Singular und der des Plurals zu vermeiden. Der Kasusverfall trägt hier also zur höheren Transparenz der Numerusunterscheidung bei, er ist funktional“ (WEGENER 1994: 156): Interessant sind in diesem Zusammenhang Erscheinungen beim Genitivus partitivus (partitive Konstruktionen). Wenn zu diesen Formen ein Adjektivattribut tritt, muss dieses flektiert werden. Verschiedene widersprüchliche Beschreibungen finden sich in der Fachliteratur (hier einige Beschreibungen zit. n. HENTSCHEL 1993: 323): HELBIG/BUSCHA nehmen an, dass in der Regel Parallelflexion erfolgt; EISENBERG meint, dass beim Dativ Parallelflexion verwendet wird, sonst steht nach freier Wahl auch Akkusativ und Nominativ; ENGEL nimmt einen zunehmenden Gebrauch des Dativs an, den er als „generellen Kasus obliquus“ bezeichnet. HENTSCHEL (1993) betont deshalb die Notwendigkeit der Analyse empirischen Materials. Sie ließ Versuchspersonen einen Fragebogen ausfüllen, d.h. Sätze ergänzen, wie sie sie im Alltag verwenden würden. Ihre empirische Untersuchung brachte folgendes Ergebnis (Beispiele auch dort): Er hatte einen StapelAkkusativ alter Zeitungen unterm Arm. (Genitiv, 58% der Versuchspersonen) Er hatte einen StapelAkkusativ alte Zeitungen unterm Arm. (Nominativ/Akkusativ, 42%) Ich hätte gern ein GlasAkkusativ kalten Zitronentee. (= Akkusativ, 97%) Man löste etwas Honig in einer TasseDativ heißer Milch auf. (Dativ/Genitiv, 91%) Sie kam mit einem StapelDativ ausländischer Zeitungen an. (Genitiv, 90%) In der Ecke stand eine RolleNominativ grauer Teppichboden. (Nominativ, 74%) Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass (a) im Plural generell der Genitiv bevorzugt wird, im Singular zeigt sich eine Tendenz zur Parallelflexion; (b) der Akkusativ des direkten Objekts eine stärkere Tendenz zur Parallelflexion bewirkt, als dies bei einem präpositionalen Dativ der Fall ist. Bei einem präpositionalen Dativ zeigt sich deutlich die Tendenz zum Gebrauch des Genitivs; (c) der Gebrauch eines parallelen Nominativs überwiegt, wenn das übergeordnete Wort im Nominativ steht, daneben tritt ein (auch am Nomen markierter) Genitiv auf (vgl. HENTSCHEL 1993: 324-326).

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DAS NOMEN Eine weitere Entwicklung macht sich hinsichtlich der Dativmarkierung bemerkbar. Der Wegfall des singularischen -e-Dativflexivs kann nahezu als abgeschlossen angesehen werden, sein Setzen ist stilistisch markiert. Die Dativmarkierung tritt nur noch in schriftlichen Texten sowie festen Wendungen und Sprichwörtern in Erscheinung: sich in kleinem Kreise äußern, in hohem Maße, zu Hause, bei Tage, zu Wasser und zu Lande. Auch hier sieht WEGENER (1994) den Grund dafür darin, dass es oft ambige Formen mit dem -e-Plural gibt. Aber auch das -n des Dativ Plural scheint mehr und mehr zu verschwinden: Leber mit Zwiebel und Kartoffel, Essen auf Räder, Familie mit zwei Kinder sucht Wohnung. Vom Kasusverfall sind ebenfalls die Flexive zur Markierung der obliquen Kasus bei den schwachen Nomen betroffen: mit dem Teddybär, beim Fotograf, beim Täter handelt es sich um einen 21jährigen Student. Auch hier wird als Ursache dafür der Umstand angenommen, dass -en als Pluralflexiv interpretiert werden könnte, d.h. die Kasusmarkierung entfällt, weil dadurch die Singularbedeutung des Nomen eindeutig erkennbar ist. Der Wegfall der Kasusmarkierungen (Genitiv-s, Sg. Dativ-e, Pl. Dativ-n, -en Genitiv/Dativ/Akkusativ bei schwachen Nomen) beseitigt die Homonymie zwischen diesen und den gleichlautenden Pluralflexiven. Dadurch werden die Formen eindeutiger und das System transparenter. Beim Numerus dagegen zeigt sich eine entgegengesetzte Tendenz, und zwar die Anzeige des Plurals bei Maskulina und Neutra durch Flexive und/oder Umlaut. Hier folgt die Sprache einem ihrer Strukturierungsprinzipien, dem ikonischen Prinzip der Quantität. Das Quantitätsprinzip meint, dass wir tendenziell ein Mehr an sprachlichen Formen mit einem Mehr an Bedeutungen gleichsetzen bzw. umgekehrt weniger Form mit weniger Bedeutung. Das Quantitätsprinzip ist somit eine Strategie, durch ein Mehr der sprachlichen Form Pluralität auszudrücken (das Pluralmorphem ist somit eine zusätzliche sprachliche Form), m.a.W., ein semantisches Mehr wird auch durch ein Mehr an phonologischer Substanz ausgedrückt. Die Nullplurale werden besonders durch -s oder -n besetzt: (Norddeutschland:) Kumpels, Fräuleins, Onkels; (Österreich/Süddeutschland:) Onkeln, Spiegeln, Spargeln. Auch darin sieht WEGENER (1994: 158) Vorteile in Bezug auf die Numeruskennzeichnung. Die Fachliteratur versucht diese Phänomene in ihrer Geregeltheit zu erfassen, so geht z.B. ÁGEL (2008: 71f., Beispiele auch dort) von folgenden Beispielen aus: 1) Japan versorgt Europa mit diesem Stahl(e) 2) Japan versorgt Europa mit billigem Stahl(e) 3) *Japan versorgt Europa mit Stahle. 4) Japan versorgt Europa mit diesem Stahl., 55

DAS NOMEN um an ihnen die Grundregel für die Grundstruktur der Kasusrealisierungen bei Gattungs- und Stoffnamen abzuleiten. Die Grundregel besagt, dass

„das Substantivflexiv im Singular das Begleiterflexiv, also die Endung am Artikel (siehe 1)) oder am Adjektiv (siehe 2)), impliziert. M.a.W., das singularische Substantivflexiv kann nur realisiert werden, wenn auch das Begleiterflexiv realisiert wird, weshalb 3) ungrammatisch ist.“ (ÁGEL 2008: 71)

Diese Grundregel gilt auch für folgende Beispiele: 5) Fahrkarten am Automat 6) Als Mensch mag ich ihn nicht. 7) Ohne Mensch kein Hochwasser? 8) ohne Wunsch und Wille 9) zwischen Herr und Sklave 10) eine Tasse duftenden Kaffees 11) eine Tasse Kaffee 12) *eine Tasse Kaffees (vgl. ÁGEL 2008: 71-72, ohne Übernahme der Quellenangaben). Aufgaben: (1) Interpretieren Sie das folgende Schema von WEGENER (1994: 158): Kasusabbau – Numerusaufbau alt: das Mofa – des Mofas neu: das Mofa – des Mofa

Nom Sg ↔ Gen Sg: Kasus -

alt: des Mofas – der Mofas neu: des Mofa – der Mofas

Gen Sg ↔ Gen Pl: Numerus +

alt: der Hund – dem Hunde neu: der Hund – dem Hund

Nom Sg ↔ Dat Sg: Kasus -

alt: dem Hunde – die Hunde neu: dem Hund – die Hunde

Dat Sg ↔ Nom Pl: Numerus +

alt: der Student – den Studenten neu: der Student – den Student

Nom Sg ↔ Akk Sg: Kasus -

alt: den Studenten – die Studenten neu: den Student – die Studenten

Akk Sg ↔ Akk Pl: Numerus +

(2) Analysieren Sie in dem folgenden Text alle Nomen grammatisch, d.h. nach Genus, Numerus und Kasus:

(1) Während sie die Straße entlangging, blickte Paula auf das bunt gefärbte Laub der Bäume und dachte nach. (2) Die Geschichte ließ sie nicht los. (3) Obwohl sie 56

DAS NOMEN nichts Weltbewegendes erfahren hatte, spürte sie, dass unter der Oberfläche noch einiges Verborgenes schlummerte. […] (4) Mit ihren schulterlangen Haaren und den Kleidern, die nicht zum Wetter passten, wirkte die Frau sehr jung. (5) Es hatte den Anschein, als wollte sie mit allen Mitteln den Sommer verlängern. (6) Sie war offenbar kurz zuvor in den Süden gereist und war trotz der Kälte leicht bekleidet. (7) Ihre Füße in den Sandalen waren nackt. (8) In der Hand trug sie eine voll gestopfte Tasche, in die sie hastig noch einen Stapel Post schob. (9) Paula dankte dem Schicksal für diese Begegnung, ging auf die Frau zu und streckte die Hand aus. (entnommen: Tabet, Sirpa (2005): Der Schattenmann. Ein Fall für Paula Mikkola. München: btb 73446)

4. DER ARTIKEL ALS BEGLEITER DES NOMENS Der Artikel (das Geschlechtswort) ist der häufigste Begleiter des Nomens. Im Rahmen dieses Kapitels geht es in erster Linie um die Verwendung des bestimmten (definiten), unbestimmten (indefiniten) und Null-Artikels.53 Der bestimmte Artikel hat sich aus dem Demonstrativpronomen entwickelt, während der unbestimmte Artikel aus dem Numerale hervorgegangen ist – ein Zusammenhang, der in einigen Verwendungsweisen zum Tragen kommt.54 Der Artikelgebrauch ist eng mit der Identifizierung bzw. Nichtidentifizierung eines Gegenstandes durch Sprecher und Hörer verbunden, vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies, dass bei Identifizierung eines Gegenstandes der bestimmte Artikel bzw. bei Nichtidentifizierung eines Gegenstandes der unbestimmte Artikel zu setzen ist. Der bestimmte Artikel55 wird verwendet, wenn 53

Zur Erinnerung sei hier noch einmal darauf hingewiesen, dass nach HEL8 ( 1984: 357-358, ) der Artikel zusammen mit adjektivischen Demonstrativpronomen (dieses Haus), adjektivischen Possessivpronomen (mein Haus), adjektivischen Interrogativpronomen (welches Haus), adjektivischen Indefinitpronomen (irgendein Haus), adjektivischen Indefinitnumerale (aller Anfang; etliche, mehrere 4 Häuser) zu der Wortart Artikelwörter gehört; im DUDEN ( 1984: 89f.) bilden Artikel und Pronomen als ‚Begleiter und Stellvertreter des Substantivs’ eine Wortart. 54 So wird z.B. bei elliptischem Gebrauch nicht der bestimmte Artikel, sondern das Demonstrativum: Ich möchte den Mitarbeitern aus der Buchhandlung und denen [= den Mitarbeitern] aus dem Versand herzlich danken! (vgl. Boettcher 2009: 82). 55 Die Übersicht zu den Artikeln beruht in erster Linie auf den vom Herder-Institut 4 herausgegebenen Übungen zu Schwerpunkten der deutschen Grammatik ( 1982, 1986). 57 BIG/BUSCHA

DAS NOMEN  eine Identifizierung (= Eindeutigmachung) vor allem durch Individualisierung und Generalisierung erfolgt, dabei kann das Nomen (a) durch den sprachlichen Kontext identifiziert sein, d.h. (a1) durch vorherige sprachliche Erwähnung (Es war einmal ein König. Der König hatte drei Söhne.), (a2) durch ein Attribut (Die alte Uhr ging nicht mehr. Die Uhr der Großmutter hütet er wie seinen Augapfel. Die Uhr, die der Oma gehörte, blieb an jenem Tag stehen.) oder (a3) dadurch, dass es nur einmal existiert (Superlativ: Das war die schönste Zeit ihres Lebens. Ordinalzahl: Die zweite Zwischenprüfung hat er ohne Schwierigkeiten geschafft.); (b) durch den außersprachlichen Kontext (Der Baum ist umgestürzt. vs. Ein Baum ist umgestürzt.).  es um Bezeichnungen geht, die nur einmal in dieser Qualität vorhanden sind, wie (1) nichtneutrale Länder- und Landschaftsnamen, (2) Länder-, Städte- und Landschaftsnamen, wenn sie mit einem Attribut versehen sind, (3) Bezeichnungen von Gebirgen, Bergen, Meeren, Seen, Flüssen Gestirnen, (4) Bezeichnungen von Straßen, Gebäuden, Einrichtungen, Bäumen, Schiffen, Flugzeugen, Zügen, (4) Bezeichnungen von inländischen Zeitungen und Zeitschriften, (5) Bezeichnungen für Jahreszeiten, Monate, Tageszeiten, (6) Bezeichnungen von Mahlzeiten, vgl. Er stammt aus der Schweiz/aus der Lausitz. Das schöne Budapest lockt viele Touristen an. Ganz deutlich konnte man die Tatra/den Großglockner/den Atlantik/die Müritz/die Elbe/den Mars erkennen. Er suchte die Schillerstraße/das Bauhaus/die Mensa/die Tannen/die „Störtebeker“/die Boeing 747/den Railjet nach Budapest. Sie abonnierte die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Die Kinder haben den Sommer/den Juli/den Abend bei der Oma verbracht. Sie hat das Mittagessen in der Mensa eingenommen.  der Personenname mit einem Attribut verbunden ist: Sie hat der kleinen Else eine Puppe geschenkt. BOETTCHER (2009: 81, Beispiele auch dort) meint, dass der bestimmte Artikel zur „Regulierung von Beziehungen“ genutzt wird, indem er „Distanzverkleinerungen (‚Näheerschleichung’)“ dient. Er nennt folgende Situationstypen: Überspringen der kommunikativen Distanz (bei Gesprächsbeginn mit einer unbekannten Person): Ich bin der Paul (statt: Ich bin Paul.); Überspringen der hierarchischen Distanz (‚Entthronung’): (a) als Schüler dem Lehrer gegenüber (= Statusdistanz): der Meier; (b) Bekanntheitsdistanz: der Goethe.56  das Nomen durch Generalisierung identifiziert ist, d.h. es steht für die gesamte Klasse (Das Gold ist ein Edelmetall. Der Delphin ist ein Säugetier.). 56

Um Distanzvergrößerung handle es sich jedoch bei folgendem Beispiel: Mein Nachbar hat mal wieder Arger gemacht. Da geht dieser Herr doch einfach in meinen Garten und … (vgl. BOETTCHER 2009: 81, Beispiel dort). 58

DAS NOMEN  die grammatische Form (Genitiv, Dativ) verdeutlicht werden sollen (inhaltlich bestünde hier keine Notwendigkeit, den bestimmten Artikel zu setzen), Er bedarf der Ruhe. Sie zieht Kakao dem Tee vor. Der unbestimmte Artikel, der Nichtidentifizierung zum Ausdruck bringt, wird verwendet, wenn  das Vergegenständlichte als einer Klasse zugehörig empfunden wird, und zwar bei (a) erstmaliger Erwähnung (Es war einmal ein König. Der König hatte ….), (b) bei Nichtidentifizierung trotz mehrfach wiederholter Nennung (Schenk ihr ein Gemälde. Ein Gemälde ist immer etwas Schönes.), (c) bei Attribuierung im Sinne von „einer/eine/eines von vielen“ (Das war ein schöner Tag. Das war eine Prüfung, die ich nie vergessen werde.).  das Nomen die Klasse benennt, in die ein Einzelobjekt eingegliedert wird (Satztyp: Nom+sein+Nom: Der Delphin ist ein Säugetier.).  das Nomen als Charakterbezeichnung gebraucht wird (Er ist ein Lügner. Es ist ein Schlaumeier. (= weiß alles besser) Er ist ein Schulmeister. (= will alle belehren).  eine bestimmte Menge von etwas gemeint ist (Möchtest du einen Tee? (= eine Tasse Tee) vs. Möchtest du Tee?) Der Nullartikel wird verwendet, wenn  bei Nomen im Plural, wenn diese im Singular mit dem unbestimmten Artikel stehen (Das waren Prüfungen, die ich nie vergessen werde.).  vor dem Nomen ein Zahladjektiv (Er hat schon zwei/etliche Prüfungen abgelegt.) oder ein vorangestellter Genitiv (Er glaubte, Mariannes Figur zu erkennen.) steht.  es sich um Eigennamen handelt, vgl. (1) Personennamen ohne Attribut, (2) geographische Namen ohne Attribut, (3) Namen kirchlicher Feste, (4) Namen von Unterrichts-/Studienfächern: Monika lebt in Berlin. Die Ungarndeutschen pflegen die alten Volksbräuche zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten. Er hat eine zwei in Biologie geschrieben.  es sich um bestimmte semantische Substantivgruppen handelt wie (1) Stoffbezeichnungen im Singular, die (a) die gesamte Klasse angeben (Geh Holz hacken.) bzw. (b) eine bestimmte Menge des Stoffes benennen (Ich esse gern Nugatschokolade.), (2) Bezeichnungen des Berufs, der Funktion, der Nationalität, der Weltanschauung (Satztyp: Nom+sein/bleiben/werden+Nom: Sie ist Hebamme/Mutter/Deutsche/Idealistin. Satztyp: Nom+Verb+als+Nom: Sie arbeitet als Verkäuferin.) 59

DAS NOMEN  Abstrakta allgemein eine Eigenschaft, einen Zustand/Vorgang bezeichnen, Gutes Ergebnis beruht auf ehrlicher Arbeit im Interesse der Kunden. (InternetRecherche)  bestimmte syntaktische Kombinationen angewendet werden, vgl. (1) Akkusativ+Verb (in engster semantischer Einheit = Verb): Er holt tief Atem/Luft. (= atmet tief), (2) Akkusativ+Verb = Adjektiv: Er hat Durst. (= ist durstig)  Nomen vorkommen in (1) Präpositionalgefügen modaler oder kausaler Art (Sie weinte vor Freude. Sie hat die Tat aus Eifersucht begangen.), (2) bestimmten (hochgradig idiomatischen) Funktionsverbgefügen (Der Zug setzte sich in Bewegung.), (3) Zwillingsformeln (Sie las den Text Satz für Satz. Er fuhr mit Kind und Kegel ins Wochenende. Die Kinder gingen von Tür zu Tür.), (4) Sprichwörtern (Auf Regen folgt Sonnenschein. Lügen haben kurze Beine.). Aufgaben: Analysieren Sie in dem folgenden Text den Artikelgebrauch:

Der Kaiser und der Metzger Kaiser Karl der Große hatte einst gehört, dass in der Abtei Fulda sehr witzige Männer lebten. Er wollte den Geist dieser Klosterherren auf die Probe stellen, und so schrieb er ihnen, dass er binnen vierzehn Tagen kommen und die Auflösung folgender dreier Fragen vernehmen wolle, nämlich: 1. Wie tief allenthalben das Meer sei? 2. Wie viel der Kaiser wert sei? 3. Was der Kaiser bei seiner Ankunft denke? Als der Kaiser gekommen, sprach der Abt zu ihm: „Das Meer ist allenthalben einen Steinwurf tief. Der Kaiser ist 29 Schillinge wert, indem derselbe wahrlich nicht teurer sein will als Jesus Christus, welcher um 30 Schillinge verkauft ward. Der Kaiser denkt mit dem Abt zu sprechen. Ich bin aber der Abt nicht, sondern der Metzger des Klosters, bekleidet mit dem Anzug des wirklichen Abtes.“ Kaiser Karl, innerlich vergnügt über diesen, wohlgeratenen Scherz, beschenkte den Metzger mit kaiserlicher Gabe. (entnommen: Berger, Karl Heinz/Püschel, Walter (1964): Die Schaubude. Deutsche Anekdoten, Schwänke und Kalendergeschichten. Berlin: Verlag neues Leben. Der neuen Rechtschreibung angeglichen.)

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