POSTWACHSTUMSPOLITIK WOHLSTAND UND LEBENSQUALITÄT FÜR ALLE IMPULSE ZU POLITIKMAßNAHMEN UND KOMMUNIKATIONSSTRATEGIEN FÜR GESTALTER*INNEN AUS POLITIK, MEDIEN UND ZIVILGESELLSCHAFT
POSTWACHSTUMSPOLITIK – WOHLSTAND UND LEBENSQUALITÄT FÜR ALLE
Inhaltsverzeichnis Vorwort................................................................................................................................... 2 Einleitung – zur Entstehung dieser Broschüre .............................................................................. 3 I.
Politikvorschläge für eine Wirtschaft ohne Wachstum............................................................ 4 1.
Gesamtpolitische Leitbilder ....................................................................................................................4
2.
Umweltpolitische Rahmensetzungen .....................................................................................................5 a) b)
Begrenzung des Ressourcen- und Energieverbrauchs ......................................................................5 Abbau umweltschädlicher Subventionen ..........................................................................................6 Unternehmen und Märkte .......................................................................................................................7
a) b)
Unternehmensverfassung und -förderung .........................................................................................7 Produkt- und Werberegulierung .........................................................................................................7 Arbeit und Soziales ..................................................................................................................................8
a) b) c)
Neue Arbeitsplätze und Arbeitszeitverkürzung .................................................................................9 Umverteilung .......................................................................................................................................9 Soziale Grundsicherung.....................................................................................................................10 Mobilität und Güterverkehr ...................................................................................................................10
a) b) c)
Verkehrsvermeidung .........................................................................................................................11 Regionale Wirtschaftskreisläufe ........................................................................................................11 Internalisierung von Umweltkosten über Steuern ...........................................................................11 Landwirtschaft und Ernährung .............................................................................................................12
a) b) c)
Massentierhaltung abschaffen ..........................................................................................................12 Umstellung auf biologische und solidarische Landwirtschaft.........................................................13 Biologische und pflanzliche Ernährung ............................................................................................14 Demokratie und gesellschaftliche Partizipation ..................................................................................14
a) b) c)
Stärkung demokratischer Strukturen und Verfahren ......................................................................14 Regulierung und Einschränkung von Lobbyismus ..........................................................................15 Stärkung der organisierten Zivilgesellschaft ....................................................................................15 Finanzmärkte .........................................................................................................................................16
a) b)
Verkleinerung, Entflechtung und Stabilisierung des Finanzsektors ...............................................16 Investitionen in öffentliche Hand ......................................................................................................16
3.
4.
5.
6.
7.
8.
II.
Kommunikationswege für eine Wachstumswende ............................................................... 18 1.
Ein Plädoyer für neue Kommunikationsformate..................................................................................18
2.
Beispiele für kreative Kommunikationsformate ..................................................................................20
3.
Die Medien vom Wachstum befreien ....................................................................................................21
4.
Kommunikation in die Politik................................................................................................................24
III. Ausblick: Eine, zwei, viele Enquete-Kommissionen? ............................................................ 26 Literaturverweise .................................................................................................................. 32
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Vorwort Die Frage nach den Alternativen zum allgegenwärtigen Wachstumszwang unserer Wirtschaft hat die Republik niemals mehr bewegt als zu den Zeiten der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ (WWL) im Deutschen Bundestag. In dieser recht kurzen Zeitspanne von Anfang 2011 bis Mitte 2013 wurde das Thema „Wachstum und Wohlstand“ in seiner Gesamtheit oder einzelne Aspekte davon in den meinungsführenden Medien rauf und runter diskutiert. Und was man auch immer von dieser Enquete und ihren Ergebnissen halten mag – eines hat sie geleistet: Sie hat für zwei Jahre eine öffentliche Plattform in Deutschland geschaffen, einen Ort zum Streiten und der Suche nach Lösungen für diese zukunftsentscheidenden Fragen. Die Stille nach der Enquete war erschreckend und führte dazu, dass ich im September 2014 auf der Degrowth-Konferenz in Leipzig ein Brainstorming-Treffen organisierte. Dort wurde diskutiert, wie man das Thema im öffentlichen Diskurs voranbringen könne. Damit folgte ich einer einfachen Idee, die ich schon als damaliges Mitglied des Bundestages und der Enquete für Bündnis 90/Die Grünen skizziert hatte: Wenn es die Politik nicht macht, muss man es halt selber machen! Warum also nicht eine „Zivile Enquete“ einrichten, um dieses Jahrhundertthema im Zusammenwirken mit Aktivist*innen einer Postwachstumsgesellschaft, mit Wissenschaftler*innen, engagierten Politiker*innen und Medienschaffenden zu diskutieren und Lösungen zu entwickeln? Das Feedback beim Brainstorming in Leipzig war positiv und ich bekam das Mandat, ein Folgetreffen zu organisieren. Aus diesem einen sind zehn geworden, das Netzwerk ist auf über 150 Menschen angewachsen und auf den vierteljährlichen Treffen wird heiß zur Wachstums- und Wohlstandsfrage diskutiert.
Seit September 2016 wird die „Zivile Enquete Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ durch das Projekt „Fokus Wachstumswende“ unterstützt, welches im Rahmen der Verbändeförderung durch das Umweltbundesamt (UBA) und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) finanziert wird. Dem UBA gebührt dafür großer Dank. Über den Förderverein Wachstumswende e.V. als Träger konzipieren und koordinieren seitdem Miriam Boschmann (Projektleitung) und Jana Holz die regelmäßigen Netzwerktreffen, die beiden öffentlichen Veranstaltungen im Dezember 2016 (Fishbowl-Diskussion „Politik ohne Wachstum“) und im Juli 2017 (Konferenz „Postwachstums-Politiken in Zeiten des Rechtspopulismus“) sowie die vorliegende Arbeit. Mit ihnen ist all den vielen Menschen zu danken, die sich mit Engagement und Leidenschaft bei der Arbeit im Netzwerk und bei der Erstellung dieser Broschüre beteiligt haben. Darüber hinaus gilt den vielen Institutionen, die direkt oder über ihre Mitarbeiter*innen daran beteiligt waren und sind, unser Dank. Mehr Informationen über die Unterstützer*innen des Projekts finden Sie auf der Webseite: www.fokus-wachstumswende.de. Die Arbeit in und mit der „Zivilen Enquete“ ist eine große Freude – es ist ein Privileg, mit all diesen großartigen Menschen zusammen zu arbeiten. Ich wünsche mir, dass diese Broschüre dazu beiträgt, das Thema einer Postwachstumsgesellschaft dahin zu bringen, wohin es gehört: Auf die offene Bühne, um darüber zu streiten! Prof. Dr. Hermann E. Ott | Schirmherr und Vorsitzender des Beirats von „Fokus Wachstumswende“; Senior Advisor beim Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie; Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde; Präsidium des Deutschen Naturschutzrings |
[email protected]
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Einleitung – zur Entstehung dieser Broschüre Diese Broschüre versteht sich als Impulsgeber für Multiplikator*innen aus Politik, Medien und Zivilgesellschaft. Sie soll Entscheidungsträger*innen dazu einladen, sich inhaltlich mit den aus Postwachstumsperspektive notwendigen Politikmaßnahmen auseinanderzusetzen und überzeugende Vorschläge in ihre politischen Agenden aufzunehmen. Multiplikator*innen können sich inspirieren lassen und Anregungen aufgreifen, um die Idee einer Postwachstumsgesellschaft salonund mehrheitsfähig zu machen. Dieses Papier ist ein Gemeinschaftswerk von vielen Menschen, die sich zwischen Oktober 2016 und Juli 2017 im Rahmen des Projekts Fokus Wachstumswende in der Zivilen Enquete „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ engagiert haben. Das Netzwerk hat sich in diesem Zeitraum während und zwischen den Vernetzungstreffen in fünf Arbeitsgruppen (AG) mit folgenden Fragestellungen befasst: ❖ AG Politikvorschläge: Welche Politikvorschläge ebnen den Weg in eine Postwachstumsgesellschaft? ❖ AG Kommunikationsstrategien: Wie können Elemente der wachstumskritischen Diskussion Eingang in breitere gesellschaftliche Debatten finden? ❖ AG Medien-Kommunikation: Mit welchen Narrativen kann das abstrakte Themenfeld „Postwachstum“ bzw. „Degrowth“ in die Mainstream-Medien transportiert werden? ❖ AG Lobbystrategien: Wie können zivilgesellschaftliche Akteure wachstumskritische Inhalte und entsprechende Politikvorschläge effektiver in den politischen Prozess einspeisen? ❖ AG Enquete-Kommission: Welche Rolle können dabei die Erkenntnisse der letzten Enquete-Kommission (EK) sowie eventuell weitere EK des Bundestages einnehmen?
In dieser Broschüre wurden die Ergebnisse der AGs durch mehrere AG-Mitglieder verarbeitet: Im ersten Kapitel werden zentrale Vorschläge für Politikmaßnahmen aufgeführt, die eine ökologisch nachhaltige Wirtschaft ohne Wachstum ermöglichen würden. Sie sollen der bislang stark wachstumsfixierten Politik und dem TINA-Mantra („There is no Alternative“) Alternativen entgegensetzen, die zeigen, wie eine Postwachstumsgesellschaft politisch gestaltet werden kann. Die Politikvorschläge sollen Entscheidungsträger* innen aus Politik und Zivilgesellschaft als Anregung dienen und neue politische Handlungsoptionen eröffnen. Es handelt sich dabei um Ansätze, die im Postwachstumsdiskurs viel debattiert werden. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit liegt der Fokus auf denjenigen Maßnahmen, die einen deutlichen Bezug zur Wachstumskritik haben. Im zweiten Kapitel werden verschiedene Kommunikationswege aufgezeigt, wie die Visionen und Grundhaltungen, auf denen die Politikvorschläge basieren, in andere Formate und Narrative übersetzt und auf verschiedene Arten und Weisen in Medien, Politik und breitere gesellschaftliche Kreise transportiert werden können. Hier finden sich Erkenntnisse der MedienKommunikationsgruppe und der AG Kommunikationsstrategien wieder. Das dritte Kapitel gibt einen Ausblick in Bezug auf die Möglichkeit, die Wachstumswende in eine neue EK des Bundestags zu tragen. In diesem Rahmen werden verschiedene Teilbereiche des Feldes der Postwachstumspolitiken beleuchtet und auf ihre Anschlussfähigkeit an aktuelle politischen Themen untersucht, um somit die aussichtsreichsten Themenfelder für weitere Enquete-Kommissionen zu identifizieren. Miriam Boschmann | Projektleitung Fokus Wachstumswende |
[email protected]
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I. Politikvorschläge für eine Wirtschaft ohne Wachstum Von: Miriam Boschmann | Gerolf Hanke | Elena Hofmann | Theresa Klostermeyer | Kai Kuhnhenn | Dr. Steffen Lange | Wolfgang Lührsen
1. Gesamtpolitische Leitbilder Mit dem Stabilitäts- und Wachstumsgesetz von 1967 wurde ein „stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum“ als Staatsziel der Bundesrepublik Deutschland festgeschrieben. Im Zuge der Finanzkrise 2008 wurde mit dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz von 2009 versucht, Wachstum zusätzlich zu fördern. Heute sind jedoch viele Expert*innen der Meinung, dass weiteres Wachstum mit den erhofften und tatsächlich zu erwartenden Raten weder möglich („säkulare Stagnation“) noch erstrebenswert ist. Politikmaßnahmen, die ein stetiges Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zum Ziel haben, stehen im Widerspruch zur ökologischen Nachhaltigkeit und sind oft nicht an sozialer Gerechtigkeit ausgerichtet. Wirtschaftliches Wachstum hat sich über die Jahre hinweg in einen Selbstzweck verwandelt, während die Lebensqualität und die Bedürfnisse der Bevölkerung aus dem Blickfeld geraten sind. Zudem forciert die Wachstumslogik in ökologischer Hinsicht eine massive Ressourcenausbeutung, die zu irreparablen, langfristigen Schäden im Ökosystem und zu problematischen Abhängigkeits- und Ausbeutungsverhältnissen in der globalisierten Wirtschaft führt. Der hohe Verbrauch natürlicher Ressourcen und die damit zwangsläufig verbundenen Emissionen, Abfallprodukte und Landschaftsveränderungen sind die Hauptursache für das Überschreiten planetarer Grenzen (Steffen et al. 2015), die eine Gefährdung der Stabilität globaler Ökosysteme signalisieren und somit der Menschheit die
existenzielle Lebensgrundlage entziehen. Eine absolute und erhebliche Senkung des Ressourcenverbrauchs (und damit einhergehend der Emissionen) bei zugleich wachsender Weltbevölkerung und legitimen Wohlstandsansprüchen unterversorgter Weltregionen ist notwendig, um in Zukunft nachhaltig und gerecht innerhalb der planetaren Grenzen zu wirtschaften. Diese Herausforderung betrifft insbesondere die frühindustrialisierten Länder des 'Globalen Nordens', deren Pro-Kopf-Ressourcenverbrauch um ein Mehrfaches über dem global nachhaltigen Maß liegt. Dabei wird auch Zeit eine knappe Ressource: Je länger der bisherige, quantitative Wachstumspfad verfolgt wird, umso massivere politische Eingriffe werden erforderlich sein, um das steigende Belastungsniveau und somit den Umweltverbrauch wieder zu senken. Die Anhänger*innen des „Green Growth“ sind bisher sowohl den theoretischen als auch den praktischen Nachweis darüber, dass weiteres Wachstum des BIPs unter Einhaltung der planetaren Grenzen möglich ist, schuldig geblieben. Als Beleg hierfür kann der ökologische Fußabdruck der EU dienen, der mit 4,9 gha (Globalhektar) pro Person und Jahr weit über dem Zielwert von 1,7 gha liegt (Global footprint network 2017). Zudem liegen die Treibhausgasemissionen Deutschlands trotz Energiewende auch pro Kopf weit über dem europäischen Durchschnitt (European Environment Agency 2016). Daher ist in den Ländern des 'Globalen Nordens' eine wachstumsunabhängige Gestaltung der
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Wirtschaft, Gesellschaft und Politik notwendig, um ein gutes Leben für alle zu ermöglichen. Die Politik sollte darauf ausgerichtet sein, dass gemeinnützige Bereiche (z.B. der Pflegesektor oder der öffentliche Raum) wachsen und das Gemeinwohl schädigende Bereiche (z.B. der Straßenverkehr) sinken. Die Umgestaltung der Politik sollte deshalb durch folgende Leitbilder geprägt sein: 1. Wirtschaftliches Wachstum als Staatsziel ist durch Nachhaltigkeitsziele, die sich an dem Konzept der Umweltgerechtigkeit orientieren, zu ersetzen. 2. Alternative Wohlstandsindikatoren sollen das BIP als Richtschnur für die Politik ablösen. Das BIP hat sich, obwohl es ursprünglich nicht als solcher vorgesehen war, als primärer Indikator für den Wohlstand eines Staates etabliert. Aufgrund seit langem bekannter Schwächen (positive
Berücksichtigung von Schäden, fehlende Berücksichtigung externalisierter Kosten oder unbezahlter Reproduktionsarbeit, teilweisen Schätzungen) ist das BIP durch einen oder mehrere Wohlstandsindikatoren zu ersetzen. Diese alternativen Indikatoren (z.B. Nationaler Wohlfahrtsindex - NWI) sind regelmäßig auf regionaler und nationaler Ebene zu berechnen und bei der Planung und Umsetzung von Gesetzen zu berücksichtigen. Allerdings ändern neue Indikatoren allein noch nicht automatisch die Prioritäten der Politik, da diese von Interessenvertretungen und Mächteverhältnissen beeinflusst werden. Auch gilt es zu bedenken, dass eine ökonomische Inwertsetzung von Natur in Form von „Naturkapital“ nicht unbedingt zu mehr Wertschätzung und Schutz von Ökosystemen führt. Daher ist zu empfehlen, darüber hinaus Methoden der Wertschätzung und Wohlstandserfassung jenseits von Geldwerten zu erarbeiten und einzuführen.
2. Umweltpolitische Rahmensetzungen Es war eine der im Konsens getroffenen und grundlegenden Feststellungen der EnqueteKommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“, dass die Grenzen unserer Erde auch die Grenzen der Politik definieren (vgl. Bundestag 2013: 356 ff.). Bei der Gestaltung aller Politikinstrumente kommt man somit nicht mehr umhin, die planetaren Grenzen und lokalen Umweltüberlastungen ernst zu nehmen. Das Ziel eines nachhaltigen, global gerechten Wirtschaftens kann mit einer Reihe einzelner Politikmaßnahmen in je unterschiedlichen Sektoren und in verschiedenen politischen Arenen verfolgt werden (s. Abschnitt 3 bis 8). Einige grundsätzliche Vorschläge seien vorangestellt:
a) Begrenzung des Ressourcen- und Energieverbrauchs Seit der industriellen Revolution im 18./19. Jahrhundert hat der Umweltverbrauch rasant zugenommen. Dies steht in engem Zusammenhang mit einer ebenfalls rasanten Steigerung der Arbeitsproduktivität. Neue Produktionstechnologien wurden eingeführt. Diese haben auf der einen Seite zu einem erhöhten Einsatz von physischem Kapital und natürlichen Ressourcen geführt. Auf der anderen Seite hatten sie einen geringeren Bedarf an Arbeit pro Wertschöpfungseinheit zur Folge. Eine zentrale Grundvoraussetzung für diese Dynamik ist neben technologischen und organisatorischen Innovationen die preiswerte Verfügbarkeit von Rohstoffen, insb. von Energie.
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Eine zentrale Ursache für die (zu) billige Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen ist die geringe Besteuerung derselben bei zugleich starker Besteuerung des Produktionsfaktors Arbeit. Abhilfe kann folglich die Verlagerung der Steuerlast von Arbeit auf Ressourcenverbrauch schaffen (zur steuerlichen Entlastung von Arbeit s. Abschnitt 4a.). Das Ausmaß der Ressourcenbesteuerung muss dabei sukzessive soweit angehoben werden, dass der Ressourcenverbrauch auf ein nachhaltiges Maß zurückgeht. Eine ähnliche Wirkung kann durch die absolute Deckelung bestimmter Ressourcen bzw. Umweltbelastungen erzielt werden. Ressourcensteuern oder -deckel können sich entweder direkt auf die Nutzung von Ressourcen (fossile Energieträger, Rohstoffe, Flächen etc.) oder indirekt auf die Belastung von Senken (Emissionen, Gewässerbelastungen etc.) beziehen. Die durch ökologische Steuern generierten Einnahmen sollten zur Finanzierung der sozial-ökologischen Transformation verwendet werden (s. Ökobonus in Abschnitt 4c). Erste Schritte können je nach Kontext auf verschiedenen politischen Ebenen gemacht werden. Mögliche Maßnahmen sind: 1. Umweltschädliche und knappe Rohstoffe möglichst im Boden belassen (in Deutschland und weltweit), bereits extrahierte Rohstoffe vollständig recyceln;
2. Festlegung verbindlicher Emissionsobergrenzen für CO2 (kommunal, national, international) und wirksamer Sanktionen bei Nichteinhaltung 3. Einführung einer CO2 -Steuer mit Zielwert 80€/t CO2 (vgl. co2abgabe.de) als Alternative bzw. Ergänzung zum ineffektiven europäischen Emissionshandel; 4. Flächen- und Baumoratorien einrichten (weitere Versiegelung/Bebauung von Flächen nur bei gleichzeitiger Entsiegelung in gleichem Umfang), wobei die Hierarchie im Naturschutz (Vermeidung vor Minimierung vor Kompensation) zu achten und zu stärken ist.
b) Abbau umweltschädlicher Subventionen Laut Umweltbundesamt gewährte Deutschland allein auf Bundesebene im Jahr 2012 umweltschädliche Subventionen in Höhe von mindestens 57 Mrd. Euro, insbesondere in der Energiewirtschaft, im Verkehrssektor und in der Landwirtschaft (Umweltbundesamt 2016). Dadurch werden umweltorientierte Politikmaßnahmen, etwa im Bereich Klimaschutz, konterkariert und internationale Vereinbarungen (wie insbesondere die Agenda 2030) unterlaufen. Alle umweltschädlichen Subventionen sind daher im Rahmen eines ambitionierten Zeitplans abzubauen und in Maßnahmen der sozial-ökologischen Transformation umzulenken. Dabei ist auf die sozial-gerechte Ausgestaltung der Transformation zu achten. Konkrete Beispiele finden sich in den folgenden Abschnitten.
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3. Unternehmen und Märkte Es ist zentral für die Entwicklung der Wirtschaft, welche Bedingungen auf den Märkten der Volkswirtschaften herrschen und welche Typen von Unternehmen auf ihnen interagieren. Als ein wichtiger Vorschlag für die Gestaltung von Märkten in Postwachstumsökonomien wurde bereits die Begrenzung der Nutzung von Natur, Ressourcen und Senken genannt (s. Abschnitt 2). Die genannten umweltpolitischen Maßnahmen, die die Natur- und Ressourcennutzung für Unternehmen verteuern bzw. erschweren, würden damit kostenbedingte Benachteiligungen ökologisch handelnder Unternehmen im Wettbewerb abbauen. Darüber hinaus müssen weitere Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass ökologische, soziale und demokratische Ausrichtungen von Unternehmen unterstützt bzw. gegenteilige Ausrichtungen verhindert werden. Besonders sollte es um die Förderung von lokal verankerten und gesellschaftlich eingebetteten Unternehmen gehen, die soziale Verantwortung übernehmen. In diesen Umgestaltungsprozess sollten die in den Betrieben Beschäftigten partizipativ eingebunden werden.
a) Unternehmensverfassung und -förderung Die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen unserer Wirtschaft sind derzeit auf sogenannte shareholderorientierte Unternehmen (insbesondere börsennotierte Kapitalgesellschaften) ausgerichtet. Diese Unternehmen nutzen Gewinne vor allem für umsatzsteigernde Investitionen und Dividendenzahlungen. Sie tragen damit sowohl zu wirtschaftlichem Wachstum (durch die hohen Investitionen) als auch zu steigender Ungleichheit bei (da Unternehmensbesitz sehr ungleich verteilt ist). Sozial und ökologisch wirtschaftende Unternehmen haben es unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen hingegen schwerer, da sie mit vielfältigen rechtlichen und
finanziellen Nachteilen konfrontiert sind (Gebauer et al. 2017). Die Wirtschaftspolitik sollte stattdessen darauf ausgerichtet werden, gemeinwohlorientierte Unternehmen besserzustellen und allen Unternehmen Anreize zu bieten, im Sinne des Gemeinwohls zu wirtschaften. Dies beinhaltet folgende Maßnahmen: 1. Reform des Aktiengesetzes, in der die Pflicht zur Gewinnmaximierung aufgehoben und stattdessen das Wohl der Stakeholder und die Erhaltung von Gemeingütern verankert werden (vgl. Bender/Bernholt 2017); 2. eigene oder erweiterte Rechtsform für demokratisch-partizipativ ausgerichtete, nicht primär gewinnorientierte Unternehmen, welche die Binnenlogik dieser Unternehmensformen aufnimmt und zugleich den bürokratischen Aufwand begrenzt (vgl. Reichel 2013 und Zentralverband deutscher Konsumgenossenschaften 2016); 3. verpflichtende Ausrichtung an sozialen, ökologischen und regionalen Kriterien und Bevorzugung demokratisch partizipativ ausgerichteter Betriebe bei der Vergabe öffentlicher Aufträge, Immobilien und Flächen (Auswahl bspw. Anhand eines einheitlichen ReportingSystems für o.g. Kriterien).
b) Produkt- und Werberegulierung Unternehmen in Wachstumsökonomien müssen auf einem Konkurrenzmarkt bestehen und richten daher ihr Handeln primär an der Generierung von Gewinnen aus – worunter die Sinnhaftigkeit oder Qualität der Produkte oft ins Hintertreffen geraten. Dies mündet in Unternehmensstrategien zur Steigerung der Nachfrage nach ihren Produkten. Die Erhöhung der Nachfrage wird von wachstumsorientierten Unternehmen durch eine Kombination mehrerer Ansätze gesteigert, etwa
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eine hohe Frequenz in der Markteinführung neuer Produkte, die limitierte Verfügbarkeit von Einzelund Ersatzteilen oder die Begrenzung der Lebensdauer von Produkten (geplante Obsoleszenz). Zum anderen wird der Absatz von Produkten und insbesondere von neu eingeführten Angeboten durch intensive Werbung befördert. Diese fördert darüber hinaus die ökologisch schädliche Konsum- und Wegwerfkultur und erschwert die Entwicklung suffizienter Konsummuster Anstelle eines möglichst hohen Produktabsatzes rückt der Fokus von Unternehmen mit Postwachstumsansätzen auf die Produktion ökologisch und funktional hochwertiger Produkte mit einer langen Lebensdauer. Unternehmenspraktiken wie ein weitgehender Verzicht auf Werbung, die Schaffung von Reparaturmöglichkeiten und individuelle Beratungsangebote ermöglichen und unterstützen die gesellschaftliche Etablierung eines suffizienten Lebensstils. Um suffizienzorientierte Ansätze von Unternehmen zu fördern, können politische Weichenstellungen insbesondere an fünf Stellschrauben ansetzen:
1. Begrenzung von Anreizen und Möglichkeiten der Platzierung von Werbung durch Aufhebung der direkten Steuerabzugsfähigkeit von Werbeausgaben; 2. Verbot von Außenwerbung im Gemeingut des öffentlichen Raums (wie es bspw. in São Paulo, Brasilien seit 2007 existiert) und stärkere Regulierung von Werbung in Medien, insb. Fernsehen und Social Media; 3. reduzierter Mehrwertsteuersatz für Reparaturleistungen (wie er bspw. in Skandinavien bereits existiert); 4. Unterstützung der Produktion langlebiger und reparabler Produkte durch eine signifikante Verlängerung gesetzlicher Gewährleistungsund privater Garantiezeiten; 5. Stärkung von Reparaturmöglichkeiten, indem Unternehmen in die Pflicht genommen werden, Ersatzteile anzubieten und deren Nachbau durch Open-Source-Modelle zu ermöglichen; 6. Verbot des vorsätzlichen Einbaus minderwertiger Ersatzteile (am Beispiel Frankreichs).
4. Arbeit und Soziales Eine zentrale Aufgabe der Politik ist es, für die Teilhabe aller an gesellschaftlichen Tätigkeiten und gesellschaftlichem Reichtum zu sorgen. Bisher ist diese Teilhabe abhängig vom Wachstum, da sowohl finanzielle soziale Absicherung als auch gesellschaftliche Integration primär über Lohnarbeit organisiert werden. Lohnarbeit wiederum ist – bei konstanten Arbeitszeiten – auf Wirtschaftswachstum angewiesen, um den durch permanente Produktivitätssteigerungen induzierten Wegfall von Arbeitsplätzen ausgleichen zu können. Diese Kopplung von Lohnarbeit, Sicherung und Teilhabe wird in Frage gestellt, wenn wirtschaftliches Wachstum in Zukunft ausbleibt –
unabhängig davon, ob dies aufgrund bereits stattfindender ökonomischer Mechanismen (Stichwort Säkulare Stagnation) oder aufgrund noch einzuführender, starker ökologischer Leitplanken (s. Abschnitt 2) stattfindet. In einer Postwachstumsgesellschaft sollen hingegen möglichst alle Menschen ökonomisch und gesellschaftlich teilhaben können – in höherem Maße als es derzeit der Fall ist.
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a) Neue Arbeitsplätze und Arbeitszeitverkürzung Auf der einen Seite wird für die nächsten Jahre eine zunehmende Digitalisierung und Automatisierung in vielen Bereichen vorhergesagt. Dies würde bei ausbleibendem Wirtschaftswachstum und gleichbleibenden Arbeitszeiten einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit bedeuten. Diese Entwicklung wird durch Phänomene wie Commonsbased Peer Production und Sharing verstärkt, da hierdurch wirtschaftliche Tätigkeiten zunehmend außerhalb des Marktes stattfinden. Ob ein ökologisch orientierter Strukturwandel mit mehr materiellen und sozialen Dienstleistungen anstelle von Güterproduktion diese Effekte ausgleichen kann, ist nicht sicher. Bei abnehmendem oder stagnierendem Erwerbsarbeitsvolumen einer Gesellschaft jenseits des Wachstums könnte hingegen die individuelle Arbeitszeit verkürzt werden, um allen die Option auf Erwerb einerseits und eine Work-Life-Balance andererseits zu ermöglichen. Folgende Arbeitsmarktpolitiken können dies fördern: 1. Eine Entlastung des Faktors Arbeit in den Lohnnebenkosten (nicht in den Nettolöhnen) insbesondere für niedrige und mittlere Einkommen – v.a. durch eine anderweitige Finanzierung der Sozialversicherungssysteme (bspw. durch höhere Besteuerung von Naturverbrauch, s. Abschnitt 2) und durch geringere Steuern auf niedrige Einkommen; 2. finanzielle Anreize zur Einführung kurzer Vollzeit (ca. 30h) mit Lohnausgleich für untere und mittlere Einkommen; 3. stärkere rechtliche Ansprüche auf Teilzeitarbeit mit garantierten Rückkehrmöglichkeiten und Job-Sharing.
b) Umverteilung Eine verbreitete Annahme ist, dass durch eine wachsende Wirtschaft alle profitieren: „A rising tide lifts all boats“. Obgleich dies in den letzten dreißig Jahren über weite Phasen nicht mehr der Fall war, wird das Problem sozialer Ungleichheit in einer nicht wachsenden Ökonomie potentiell verstärkt. Denn wenn die bestehenden, Ungleichheit verstärkenden wirtschaftlichen Strukturen nicht verändert werden, würden die Wohlhabenden in einer nicht mehr wachsenden Ökonomie immer noch wohlhabender werden. Dies würde gleichzeitig absolute Verluste für die unteren Einkommensschichten unumgänglich machen. Um die sozial-ökologische Transformation gerecht zu gestalten, bedarf es daher einer gerechten Umverteilung von Einkommen und Vermögen. Zentrale Maßnahmen zur Stärkung der sozialen Absicherung und gesellschaftlichen Teilhabe unterer Einkommensschichten und Nichterwerbspersonen, sowie des Erhalts von Mittelschichten sind: 1. Erhöhung von Vermögens-, Kapitalertragsund Erbschaftssteuern auf nationaler und europäischer Ebene, einschließlich einer Finanztransaktionssteuer; 2. Reform der Unternehmenssteuern auf internationaler bzw. europäischer Ebene, um Steuerwettbewerb zu vermeiden und das Steueraufkommen zu erhöhen; 3. Erhöhung staatlicher Ausgaben für Bildung, Gesundheit und Renten für untere Einkommensschichten; 4. Ausbau eines solidarischen Sozialversicherungssystems, in das alle Bürger*innen entsprechend ihrer gesamten Einkommen (Lohneinkommen und Kapitaleinkommen) einzahlen.
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c) Soziale Grundsicherung Innerhalb des Postwachstumdiskurses wird über verschiedene Modelle einer sozialen Grundsicherung nachgedacht. Solche Erwägungen gewinnen vor dem Hintergrund zunehmender Automatisierung durch Digitalisierung nochmals erheblich an Bedeutung. Die grundsätzliche Idee eines Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) findet daher viel Zuspruch. Beim BGE kommen die Argumente zu Arbeit und Umverteilung zusammen: Menschen, die ihre Erwerbsarbeit verlieren, wird eine finanziell abgesicherte Existenzbasis ohne Gesichtsverlust ermöglicht oder der Einstieg in eine andere Tätigkeit erleichtert. Gleichzeitig kann ein BGE eine sozial-ökologische Transformation unterstützen. Der freigesetzte Zeitwohlstand eröffnet ein Experimentierfeld für selbstgewählte Lebensstile jenseits der Wachstumstretmühle „mehr Erwerbsarbeit – mehr Stress – mehr Kompensationskonsum“. Die Einführung eines BGE (in einer Höhe, die wirklich für eine Basissicherung reicht) würde eine starke Veränderung der Arbeits- und Sozialpolitik
darstellen. Folgende erste Schritte können zunächst parallel zum gegenwärtigen System sozialer Sicherung gegangen werden: 1. Garantie eines ausreichenden Einkommens auch bei Teilzeitarbeit durch armutsvermeidende soziale Sicherung (Anpassung bestehender lohnabhängiger Sicherungssysteme oder schrittweiser Umstieg auf ein BGE); 2. Großräumige Modellversuche mit dem BGE, Forschungsprogramme über die ökonomischen, kulturellen und sozialen Auswirkungen; 3. Ausprobieren des Prinzips des individuellen materiellen Rechtsanspruchs durch einen Ökobonus. D.h., jede*r Bürger*in bekommt eine Prämie ausgezahlt, die aus den Einnahmen ökologischer Steuerungsinstrumente generiert wird (s. Abschnitt 2); 4. Entwicklung von Konzepten und Auszahlungsvarianten (z.B. negative Einkommenssteuer) und ihre versuchsweise und/oder sukzessive Einführung.
5. Mobilität und Güterverkehr Der Energieverbrauch sowie die CO2-Emmissionen im Verkehrsbereich steigen ebenso wie der Flächenverbrauch durch Verkehrsinfrastruktur in Deutschland weiter an. Neben den damit verbundenen ökologischen Schäden führt besonders der motorisierte Individualverkehr zu Gesundheitsschäden durch Abgase und zu hohen Risiken für Leib und Leben durch Unfälle. Laut statistischem Bundesamt sind allein im Jahr 2016 in Deutschland etwas mehr als 3200 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen und fast 400.000 verletzt worden (Statistisches Bundesamt 2017). Gleichzeitig nehmen Produktion und Kauf hochmotorisierter Pkw und die Anzahl von Flugreisen
zu. Ein Gegensteuern zu diesen Trends ist sowohl im Nah-, Fern- sowie im Güterverkehr notwendig, um ökologische und soziale Schäden zu verringern. Hierfür liegen eine Reihe von Vorschlägen anderer Akteure vor (vgl. z.B. Wolf 2007, Bracher et al. 2014, Erhard et al., 2014, Brand/Wissen 2017). Um eine Doppelung zu vermeiden, fokussieren wir auf diejenigen verkehrspolitischen Maßnahmen, die besonders starke wachstumskritische Bezüge herstellen.
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a) Verkehrsvermeidung Auch aus dem Blickwinkel des Postwachstumsdiskurses gilt es aus der Trias Vermeidung/Verlagerung/Effizienz alle drei Strategien zu verfolgen. Der Fokus muss allerdings viel stärker als bisher auf die Vermeidung von Verkehr gelegt werden. Für einen nachhaltigen Verkehrssektor ist die Reduktion des Verkehrs durch Siedlungs- und Wirtschaftspolitik entscheidend, nicht jedoch z.B. ein alleiniger Fokus auf der Durchsetzung von Elektromobilität oder Wasserstoffantrieben. Maßnahmen können in diesem Sinne sein: 1. Neuausrichtung und Ausbau des öffentlichen Verkehrs durch Ausbau des ÖPNV (auch im Hinblick auf digital unterstützte, modalübergreifende Mobilitätslösungen), kostenlosen/günstigen ÖPNV, Vergesellschaftung der Bahn und Bahninfrastruktur, Wiedereinführung und Ausbau des Nachtzugverkehrs; 2. Beeinflussung der Pkw-Flottenzusammensetzung durch Abschaffung des Dienstwagenprivilegs, Einführung eines Tempolimits; 3. Erhöhung der Attraktivität des Radverkehrs durch Ausbau der Radverkehrswege, Schaffung von Fahrradabstellmöglichkeiten, Bau von durchgängigen Fahrradnetzen, kostenloser Radverleih und Förderung von Lastenradkollektiven; 4. ordnungsrechtliche Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs durch Einführung autofreier Tage und Ausweitung autofreier Zonen; 5. gerechte Übergangslösungen (just transition) für Arbeiter*innen der motorisierten Mobilitätsindustrie schaffen.
b) Regionale Wirtschaftskreisläufe Eine zentrale Idee aus Postwachstumsperspektive ist die Förderung regionaler gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Zusammenhänge. Hiermit sind keine „gated communities“, also geschlossene, eingegrenzte Einheiten, gemeint,
sondern eine Regionalisierung von Güterkreisläufen bei gleichzeitiger Offenheit für den Austausch von Personen, Ideen und Kulturen (Open Localism). Eine verkehrsvermeidende Stadt-, Siedlungs- und Wirtschaftspolitik könnte durch folgende Maßnahmen gestaltet werden: 1. Ausbau-Moratorium für den Straßenbau und eine kritische Prüfung aller Projekte des Bundes; Einführung einer ökologischen Bilanzierung für den Bundesverkehrswegeplan; 2. Parkraumverknappung; 3. Regionalisierung der Wirtschaftskreisläufe (z.B. indem die öffentliche Auftragsvergabe an ökologische und räumliche sowie soziale Kriterien gekoppelt wird); 4. Reform der Grunderwerbssteuer mit dem Ziel, die Attraktivität des Grundstückskaufs in Neuerschließungsgebieten zu mindern und den Kauf von Bestandsimmobilien zu fördern.
c) Internalisierung von Umweltkosten Eine weitere zentrale Forderung ist die Internalisierung der Umweltkosten des Verkehrs über die Anpassung und Einführung von Steuern sowie die Abschaffung von Steuererleichterungen (s. Abschnitt 2). Allerdings kann eine Verteuerung des Verkehrs die Unterteilung in diejenigen (reichen) Bevölkerungsteile, die sich Mobilität leisten können und diejenigen (armen) Bevölkerungsteile, deren Mobilität geringer ist, verschärfen. Um dies zu verhindern, muss gleichzeitig der öffentliche Verkehr sowie der nicht-motorisierte Individualverkehr ausgebaut, für alle Menschen zugänglich und attraktiv gemacht werden. Wir schlagen folgende Maßnahmen vor: 1. Reduktion des Flugverkehrs durch Erhöhung der Luftverkehrssteuer und Abschaffung der Steuerbefreiungen im Flugverkehr sowie der Subventionierung von Regionalflughäfen;
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2. Abbau der Subventionierung des motorisierten Individualverkehrs und Güterverkehrs durch Erhöhung der Energiesteuern, umweltgerechte Revision der Kfz-Steuer, Einführung ökologischer Citymaut und Besteuerung von Schweröl.
Die zusätzlichen Einnahmen bzw. gesparten Ausgaben könnten z.B. zur Finanzierung des Ausbaus des Radwegenetzes sowie für kostenlose Leihfahrräder verwendet werden. Auf diese Weise würde auch die gesellschaftliche Akzeptanz dafür erhöht werden.
6. Landwirtschaft und Ernährung Landwirtschaft und Ernährung sind zentrale Lebens- und Wirtschaftsbereiche, die alle Menschen betreffen. Landwirtschaft trägt einen noch größeren Teil zum Klimawandel bei als der Verkehr (vgl. BUND et al. 2013: 31; Goodland/Anhang 2009: 11), hat weitreichende Umweltfolgen und ist besonders stark von einer auf Wirtschaftswachstum ausgerichteten Politik geprägt. Da die Landwirtschaft gleichzeitig für alle Menschen lebensnotwendig ist, ist eine ökologisch und sozial sowie global gerecht gestaltete Agrarwende unabdingbar.
a) Massentierhaltung abschaffen Insbesondere die industrielle Massentierhaltung ist nicht artgerecht. Darüber hinaus produzieren die so gehaltenen Tiere große Mengen an Schadstoffen, die den Klimawandel weiter vorantreiben, die Biodiversität gefährden, die Böden überdüngen und das Grundwasser verseuchen. Die Futtermittel (vor allem Soja) für die Tiere in der europäischen Landwirtschaft werden zum größten Teil aus Südamerika und Afrika importiert. Dort werden sie von wenigen Großkonzernen meist als gentechnisch manipulierte Monokulturen unter hohem Energie-, und Pestizideinsatz produziert. Lokal ansässige Kleinbauern und -bäuerinnen oder Indigene werden oft unrechtmäßig und mit Gewalt von ihrem Land vertrieben (Landgrabbing). Die Äcker werden der
lokalen Bevölkerung als Anbauflächen für Grundnahrungsmittel entzogen. So werden nicht nur Ökosysteme (u.a. Regenwälder) vernichtet und die Umwelt großflächig zerstört, sondern auch fundamentale Menschenrechte missachtet und demokratische Prinzipien verletzt. Fast ein Drittel der weltweiten Getreideernte wird an Tiere verfüttert, wobei ein Großteil der Nährstoffe in dieser Nahrungskette für den Menschen verloren geht. Der hohe Pro-Kopf-Konsum von tierischem Eiweiß in den westlichen Industrienationen und bei den globalen Mittelschichten überall geht also zu Lasten von Welternährung, Menschenrechten und planetarischen Grenzen. Durch den Transport von Futtermitteln nach Europa werden zudem große Mengen Treibstoff verbraucht. Hierzulande wird das Kraftfutter u.a. an Rinder verfüttert. Deren Mägen sind nicht auf eine solch eiweißreiche Nahrung ausgerichtet und produzieren daher zusätzliches Methan, wodurch der Klimawandel weiter angeheizt wird. Die hiesigen Märkte sind zudem längst gesättigt mit tierischen Produkten, da deren Konsum und Nachfrage in den letzten Jahren deutlich abgenommen haben. Dennoch wächst die Produktion tierischer Nahrungsmittel in Deutschland weiter an. Ein großer Teil landet in den Abfalltonnen der Supermärkte und Privathaushalte oder wird exportiert und gefährdet damit die kleinbäuerliche
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Landwirtschaft andernorts. Die industrielle Tierproduktion ist somit nicht nur in vielfacher Hinsicht unethisch, sondern auch eine zentrale Frage globaler Gerechtigkeit. Investitionsbeihilfen der EU z.B. für Stallbauten, die reduzierte Mehrwertsteuer für tierische Nahrungsmittel sowie der Produktionsüberschuss führen zu künstlich verbilligten Preisen. Große Mengen dieser Niedrig-Preis-Produkte werden exportiert und zerstören Absatzmärkte für lokale Erzeuger*innen im 'Globalen Süden'. Auf der einen Seite werden also Futtermittel importiert, deren Anbau im 'Globalen Süden' massive Probleme verursacht. Auf der anderen Seite werden die Tierprodukte aus Deutschland exportiert, was sich wiederum negativ auf die Märkte in anderen Ländern auswirkt. Kaum ein Industriesektor ist so stark von Monopolen geprägt wie der Landwirtschafts- und Lebensmittelsektor, in dem wenige große Konzerne die Märkte dominieren und die Preise und Konditionen diktieren. Eine Agrar- und Wachstumswende ist daher nicht ohne ein Aufbrechen dieser Monopolstrukturen umsetzbar. Wichtige Maßnahmen für eine nachhaltigere Agrarpolitik im Bereich der Tierhaltung sind: 1. Umlenkung von Subventionen für tierische Produkte hin zu pflanzlichen; 2. Anpassung der Mehrwertsteuer: Senkung auf 7% für alle pflanzlichen Lebensmittel und Erhöhung auf 19% für alle tierischen Produkte; 3. Bindung der Tierhaltung an die Fläche (Kreislaufwirtschaft); 4. Abschaffung der Privilegien im Baurecht für große Ställe; 5. Regulierung der Nutzung von Futtermitteln: Importverbot für Kraftfutter, insb. Soja; 6. Beschränkung der Anzahl der Tiere, die pro Flächeneinheit gehalten werden dürfen; 7. klare und verbindliche Regeln für deutlich tiergerechtere Haltungsbedingungen, welche
dem Grundgedanken des Tierschutzgesetzes gerecht werden, fühlenden Lebewesen kein Leid zuzufügen.
b) Umstellung auf biologische und solidarische Landwirtschaft Der Anbau von Energiepflanzen steht in direkter Konkurrenz zum Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln, da die fruchtbaren Flächen begrenzt sind. Das Agrarland, welches für den Anbau von Energiepflanzen verwendet wird, muss also früher oder später neu hinzugewonnen werden. Daher ist zu erwarten, dass in den nächsten Jahren natürliche Ökosysteme in Agrarland umgewandelt werden, um den zusätzlichen Landbedarf durch Energiepflanzen zu decken. Diese Umnutzung würde große Mengen zusätzliches Kohlendioxid freisetzen. (Searchinger et al. 2015). Energiepflanzen stellen somit keine Lösung zur Klimaproblematik dar, sondern verschärfen diese zusätzlich. Anstelle von Treibstoffgewinnung und Gewinnmaximierung von Konzernen sollte die Landwirtschaft zum Ziel haben, die Ernährungssicherheit der heute und zukünftig lebenden Menschen weltweit zu gewährleisten. Alternative Konzepte wie die Ernährungssouveränität oder die Agrarökologie sollten Möglichkeiten zur Entfaltung bekommen. Die Arbeitsbedingungen in der Agrarindustrie sind meist durch prekäre Werkverträge gekennzeichnet. Zudem sind die Abläufe so stark mechanisiert, dass nur wenige neue Arbeitsplätze im Agrarsektor geschaffen werden, während jährlich tausende von kleineren Agrarbetrieben aufgeben müssen. Für die politische Umsetzung der Agrarwende schlagen wir als konkrete Maßnahmen vor: 1. Einhaltung von verschärften Umwelt- und Sozialauflagen als Bedingung für jegliche Agrarsubventionen;
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2. Subventionsobergrenze für große Agrarunternehmen; 3. Umschichtung der Direktzahlungen pro Fläche durch die EU-Agrarpolitik hin zu Hilfen bei der Umstellung der Betriebe auf ökologischen oder bioveganen Landbau; 4. Förderung von gemeinschaftlichen Produktionsformen wie Kooperativen in der solidarischen Landwirtschaft durch zusätzliche Fördergelder und verbesserte rechtliche Rahmenbedingungen sowie Bevorzugung bei Verpachtung und Verkauf öffentlicher Flächen; 5. Schrumpfung des Anbaus von Energiepflanzen zugunsten von Nahrungsmitteln; 6. faire Handelspolitik: die Erlaubnis zur Erhebung von Schutzzöllen durch Länder des 'Globalen Südens' und zur Bevorzugung der regionalen Absatzmärkte; 7. Förderung von Fruchtfolgen und Mischkulturen statt Monokulturen.
c) Biologische und pflanzliche Ernährung Entgegen dem aktuellen Stand der medizinischen Forschung und den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation wird in Schulen, Kitas und anderen öffentlichen Einrichtungen noch immer eine tierbasierte Ernährung propagiert und überwiegend tierische Nahrungsmittel angeboten. Lebensmittel aus ökologischem Anbau stehen nur selten auf der Speisekarte. Diese Praxis ist aus Gründen des Klima-, Umwelt-, Ressourcenund Tierschutzes nicht länger zeitgemäß. Umsetzbare Maßnahmen wären: 1. Standardmäßiges Angebot pflanzenbasierter Speisen aus ökologischem Anbau in allen öffentlichen Einrichtungen (Vorbildfunktion); 2. Information über die Vorteile biologischer und pflanzlicher Ernährung in Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen; 3. Aufklärung der Verbraucher*innen über die ökologischen, sozialen und gesundheitlichen Nachteile des Fleischkonsums.
7. Demokratie und gesellschaftliche Partizipation In Zeiten sinkenden Vertrauens in Politik und Demokratie, immer weiter wachsender sozialer Ungleichheit und erstarkendem Rechtspopulismus sind solche Politikmaßnahmen notwendig, die zu mehr Demokratie und gesellschaftlicher Partizipation beitragen. Dafür muss unsere Politik mehr auf die Bedürfnisse der Menschen, nicht nur hier und heute, sondern auch zukünftiger Generationen und Menschen in anderen Regionen der Welt, ausgerichtet sein.
kurzfristiges Denken sowie durch eine weitgehende Externalisierung sozialer und ökologischer Kosten geprägt. Die Festschreibung der „Nachhaltigkeit“ als Staatsziel in Artikel 20a GG, dass der Staat auch in Verantwortung für die nachfolgenden Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen schützt, hat nicht ausreichend zur Erhaltung der Umwelt geführt. Daher ist eine „Lobby“ für zukünftige Generationen notwendig.
a) Stärkung demokratischer Strukturen und
1. Promotion des Artikel 20a GG von einem Staatsziel zu einem – einklagbaren – Grundrecht auf Nachhaltigkeit; 2. Einrichtung eines „Zukunftsrats“, der ein Vetorecht bei nichtnachhaltigen Vorhaben erhält;
Verfahren Das bestehende politische System ist stark durch
Wir schlagen folgende Politikmaßnahmen vor:
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3. Etablierung einer Ombudsperson für die Interessenvertretung künftiger Generationen.
c) Stärkung der organisierten Zivilgesellschaft b) Regulierung und Einschränkung von Lobbyismus Politik im Interesse von einzelnen Wirtschaftsakteuren durch Lobbyarbeit, intransparente Parteispenden, Nebeneinkünfte und Wechsel von Politiker*innen in die Wirtschaft zeigen das Ausmaß von Lobbyismus und Lobbyverflechtungen in Deutschland. Problematisch daran ist, dass wirtschaftliche Akteure, die weder demokratisch legitimiert noch dem Gemeinwohl verpflichtet sind, einen starken Einfluss auf politische Entscheidungen ausüben. Mehr Transparenz bzw. Rechenschaftspflicht, Regulierungen und Einschränkungen von Lobbyismus sind ein wichtiger Schritt für mehr soziale Gleichheit, Nachhaltigkeit und eine stärker an den Bürger*innen orientierte Interessenvertretung. Wir schlagen folgende Politikmaßnahmen vor: 1. Verpflichtendes Lobbyregister; 2. dreijährige Karenzzeit, in der ein Wechsel von Politiker*innen in Lobbytätigkeiten generell verboten ist; 3. transparentere und kontrollierte Regulierung der Parteienfinanzierung; 4. keine Beschäftigung externer Mitarbeiter* innen aus der Wirtschaft in den Ministerien (Lobbycontrol 2016).
Um die Interessen der Bürger*innen mehr im Blick zu haben, braucht die organisierte Zivilgesellschaft (gemeinnützige Nichtregierungsorganisationen/NRO, Gewerkschaften, Sozialverbände) eine stärkere Stimme in der Politik. Wir schlagen deshalb vor: 1. Das Verbandsklagerecht für gemeinnützige NRO (im Tier-, Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz, usw.) auf Bundesebene ausweiten; 2. mehr Rechtssicherheit für politische Willensbildung: Die Abgabenordnung muss so geändert werden, dass die politische Willensbildung durch zivilgesellschaftliche Organisationen den angemessenen Rechtsrahmen erhält und alle entsprechenden Ziele als gemeinnützig anerkannt werden (Allianz Rechtssicherheit für politische Willensbildung 2017); 3. Bevorzugung von gemeinnützigen Organisationen bei Vermietung und Verkauf öffentlicher Gebäude; 4. gesellschaftliches Engagement erleichtern: z.B. ehrenamtliches Engagement für Menschen fördern, die Sozialleistungen beziehen, Steuervergünstigungen für Ehrenamt.
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8. Finanzmärkte Das Finanzsystem intensiviert die exzessive Wachstumsdynamik, in welcher sich das gesamte Wirtschaftssystem befindet. Um den materiellen Ressourcenverbrauch der Ökonomie zu reduzieren, ist die Schrumpfung der Wertebene zentral. Eine Entkopplung der Wertebene (Wachstum des BIP) und der stofflichen Ebene ist nicht in ausreichendem Maße möglich. Die Auswirkungen des globalen Finanzsystems auf Gesellschaft, politische Sphäre, Umwelt und Soziales sind somit enorm. Es braucht weitreichende Veränderungen, die über kleine Reformen innerhalb des bestehenden Systems hinausgehen. Zwar handelt es sich hierbei um ein globales Problemfeld, nichtsdestotrotz muss sich die Bunderegierung mit ihrem weitreichenden Einfluss für eine Veränderung massiv einsetzen (vgl. Passadakis/Schmelzer 2011).
a) Verkleinerung, Entflechtung und Stabilisierung des Finanzsektors Es muss zu einer drastischen Reduktion des gesamten Finanzsektors kommen. Besonders rein spekulative Zwecke und die Anhäufung von Forderungen an erst zukünftig zu erwirtschaftende Werte müssen durch strikte Regulierungen zurückgedrängt werden. Ganz grundsätzlich müsste das nach Anlageangeboten suchende, überschüssige private Kapital durch eine solidarische Umverteilungspolitik gemindert werden. Folgende weitere Maßnahmen sind notwendig: 1. Verbot von Kreditausfallversicherungen, Derivaten, Verbriefungen, den gesamten außerbilanziellen Geschäften und des außerbörslichen Handels, Hedgefonds, Privaten Equity Fonds und reinem Investmentbanking; 2. Schließung von Steueroasen und Schattenfinanzplätzen;
3. Trennung der Geschäfts- und Investmentbanken (Trennbankensystem); 4. Entflechtung und Verkleinerung der übergroßen „Too big to fail“-Banken; 5. Einführung einer Finanztransaktionsteuer; 6. eine demokratisch kontrollierte Aufsichtsbehörde, die alle Finanzprodukte daraufhin prüft, ob sie sozial und ökologisch sinnvoll oder gefährlich sind; 7. demokratisch kontrollierte Ratingagenturen, die soziale und ökologische Risiken in ihre Bewertungen einbeziehen; 8. Festsetzung einer höheren Eigenkapitalquote; 9. Einführung einer Mindesthaltefrist für Aktien und andere Finanzprodukte von mindestens einer Sekunde; 10. mehr Transparenz und Rechenschaftspflicht der Europäischen Zentralbank (EZB) gegenüber Parlamenten (vgl. Peukert 2017; Passadakis/Schmelzer 2011).
b) Investitionen in öffentliche Hand Investitionen stellen einen zentralen Faktor im Schrumpfungsprozess der Wertebene dar. Die Investitionen für den notwendigen sozial-ökologischen Ausbau der gemeinwohlorientierten Teile der Ökonomie, für kollektive öffentliche Güter und für die Entschärfung bestehender sowie zukünftiger Zerstörungen können dem Ziel hoher Renditen nicht gerecht werden. Dies gilt auch für den Rückbau von nicht sozialen und ökologischen Infrastrukturen sowie für die notwendigen, massiven finanziellen Transfers für den 'Globalen Süden'. Öffentlichen Investitionen kommt daher eine Schlüsselrolle zu. Hierfür braucht es Institutionen, die in den Prozess von Investition und Desinvestition eingreifen: 1. Demokratisch kontrollierte, föderale, öffentliche Bankinstitute, die lokal, regional oder national operieren;
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2. Sonderfonds, die den sozial-ökologischen Umbau in bestimmten Sektoren mit organisieren; 3. steuerfinanzierte Investitionsprogramme, die die Einnahmen sozial-ökologisch lenken; 4. wirtschaftsdemokratische Verfahren wie bspw. regionale Investitionsräte, die die bedürfnisorientierte Verteilung der zu investierenden Überschüsse kontrollieren; 5. eine demokratisch kontrollierte Aufsichtsbehörde, die mittels eines Finanz-TÜVs alle Finanzprodukte auf ihre Umwelt- und Sozialverträglichkeit hin prüft; 6. öffentliche, demokratisch kontrollierte Ratingagenturen, die soziale und ökologische Risiken in ihre Bewertungen einbeziehen (vgl.: Schmelzer/Passadakis 2011). Zentral ist zudem die Problematisierung der zunehmenden Ökonomisierung aller Lebensbereiche. Es sollten Schritte hin zu einer verstärkten De-Monetarisierung bzw. De-Kommodifizierung durch die staatliche bzw. kommunale Bereitstellung kostenloser sozialer Infrastruktur vorgenommen werden. So kann dem Geld die Möglichkeit des starken Einflusses genommen werden, über Leben und die Verwendung von Lebenszeit zu entscheiden.
Autor*innen: Miriam Boschmann Projektleitung Fokus Wachstumswende
[email protected] Gerolf Hanke Vorstandsmitglied beim Förderverein Wachstumwende und bei der Vereinigung für Ökologische Ökonomie
[email protected] Elena Hofmann Projektmitarbeiterin beim Deutschen Naturschutzring
[email protected] Theresa Klostermeyer Referentin beim Deutschen Naturschutzring
[email protected] Kai Kuhnhenn Referent beim Konzeptwerk Neue Ökonomie
[email protected] Dr. Steffen Lange Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung
[email protected] Wolfgang Lührsen BUND Hamburg
[email protected]
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II. Kommunikationswege für eine Wachstumswende Die Kritik an der Wachstumsideologie und Vorschläge in Richtung neuer, wachstumsunabhängiger Wohlstandsmodelle tasten tief verankerte Überzeugungen an. Ein grundlegendes neues Denken und Handeln, das auf ein verändertes gesellschaftliches Selbstverständnis abzielt, erfordert auch neue Kommunikationswege, Strukturen und Gewohnheiten. Deshalb gilt es, Formate und Narrative zu finden, die alte Formen nicht einfach mit anderen Inhalten füllen, sondern Form und Inhalt gemeinsam verändern. Aus diesem Grund widmet sich das folgende Plädoyer der Relevanz neuer und vor allem positiv besetzter Erzählformate und Praxisbeispiele. Der zweite
darauf folgende Text identifiziert Strukturen und Zwänge innerhalb der Medienbranche, die hinderlich sind, um wachstumskritische Haltungen und Informationen zu vermitteln. Anschließend folgen Beispiele für kreative Kommunikationsformate. Zuletzt werden einige grundlegende Überlegungen angeführt, wie die in dieser Broschüre dargelegten gesellschaftlichen Zielsetzungen effektiv in den politischen Prozess eingebracht werden können.
1. Ein Plädoyer für neue Kommunikationsformate Von: Annette Jensen Artenschwund, Klimawandel, 60 Millionen Geflüchtete weltweit, Finanz- und Verschuldungskrisen, wachsende Ungleichheit, Kriege, Ressourcenverbrauch, Atommüll – an Informationen über globale Megakrisen herrscht kein Mangel. Klar ist auch: Der ökologische Fußabdruck des deutschen Durchschnittsbürgers ist viel zu groß. Die Bewohner*innen Deutschlands verursachen jährlich jeweils mehr als neun Tonnen CO2. Klimaverträglich sind aber maximal zwei Tonnen pro Erdenbürger*in. Jedes Jahr wandert der Tag, an dem die Menschheit rechnerisch so viel Natur verbraucht hat, wie binnen eines Jahres nachwachsen kann, im Kalender weiter nach vorne. 2016 war der Erdüberlastungstag bereits am 8. August erreicht. Auf Kosten anderer Menschen, kommender Generationen und der Natur zu leben, lässt sich im Prinzip nur durch Verdrängung ertragen. Die Probleme sind so umfassend und komplex, dass
Ohnmachtsgefühle, Fatalismus und Ignoranz weit verbreitet sind. Obwohl offensichtlich ist, dass die vielfältigen Krisen durch die Wachstumsnotwendigkeit des Wirtschaftssystems (mit-)verursacht sind, scheint es unmöglich, etwas grundsätzlich daran zu ändern: Erwerbsarbeit und soziale Sicherung hängen heute davon ab – und damit die Existenzgrundlage der meisten Bürger*innen. Zwar sind Sachinformationen über die extrem bedrohlichen Entwicklungen ohne Zweifel eine notwendige Voraussetzung für Veränderungen, die weg vom Abgrund führen. Doch Fakten reichen nicht aus, um notwendige Handlungen auszulösen. Einen wichtigen Hinweis dafür liefert die Kognitionsforschung, die die Bedeutung von Frames (Deutungsrahmen) für unsere politische Meinungsbildung und unser Engagement herausgearbeitet hat (Wehling 2016). So steht ein Zukunftsbild, das sich auf „weniger CO2“ und „weniger Müll“ fokussiert, nicht nur in der Gefahr, als moralischer Verzichtsappell wahrgenommen zu werden. Der Frame „Reduzierung“ signalisiert
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auch das Zurückfahren von Aktivitäten – also Passivität. Weit verbreitet ist ebenfalls die Hoffnung, dass kluge Ingenieur*innen schon technische Lösungen finden würden und Verhaltensänderungen damit überflüssig werden. Was bei alledem nicht entsteht, sind Bilder einer wünschenswerten Zukunft, in der es die „Kinder einmal besser haben werden“. Vorstellungen eines guten Lebens sind in der Lage, das Engagement von Menschen anzuregen und ihre Phantasie zu beflügeln, was sie selbst zu einem Umsteuern beitragen können. Vielfältige Experimente, Suchbewegungen und ein reger Austausch über dabei gemachte Erfahrungen könnten angesichts der Komplexität der heutigen Probleme geeigneter sein als das Aufstellen von globalen Masterplänen um Veränderungen in Richtung einer enkeltauglichen Zukunft voranzutreiben. Die Aufgabe der Politik besteht darin, förderliche Rahmenbedingungen - quasi den Humus – für solche dezentralen, modularen, vielfältig vernetzten Entwicklungen zu organisieren. Der Kompass für diesen Prozess muss nicht neu erfunden werden. Zum einen geht es darum, die planetaren Grenzen einzuhalten, zum anderen geht es um die Werte, die in den ersten Artikeln des Grundgesetzes festgeschrieben sind. Die 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Agenda 2030) beschreiben die vielfältigen Themenfelder, auf denen geackert werden muss. Was bedeutet das für die Bereitstellung und Verbreitung von Informationen? Kritik am Bestehenden und Fakten reichen nicht aus, um uns einer enkeltauglichen Zukunft näher zu bringen. Ergänzt werden müssen sie um konstruktive, lösungsorientierte Informationen, die sowohl den Rahmen einer zukunftsfähigen, ökologisch tragfähigen Lebensweise beschreiben als auch um Beispiele und konkrete Schritte, die in diese Richtung weisen. Ein wünschenswertes Ziel kann wesentlich mehr positive Energie und Phantasie
freisetzen als die Konzentration auf die destruktiven Entwicklungen der Gegenwart – zumal jeder Versuch dagegen vorzugehen sofort den Widerstand von Lobbygruppen hervorruft und so am Ende häufig nur fragwürdige Kompromisse dabei herauskommen. Nichts ist überzeugender als das gelebte Beispiel, das belegt, dass etwas funktioniert. Überall auf der Welt haben Menschen angefangen, Projekte und Betriebe aufzubauen, die sich an anderen Kriterien ausrichten als im Kapitalismus üblich: Kooperation statt Konkurrenz, Bedarfsstatt Geldorientierung, Open Source statt Patente, Orientierung an den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft der Natur statt an Ressourcenverbrauch in Form einer EinbahnstraßenSackgassenwirtschaft. Diese Initiativen sind vielfältig, kleinteilig, oft regional angepasst und häufig auch untereinander vernetzt. Sie suchen keine Lösungen für die ganze Welt, sondern orientieren sich an den Wünschen und Bedarfen der Beteiligten und ihrer Umgebung. Gerade hierin lassen sich vielfältige Elemente einer klimaschonenden, ressourcensparenden, gesundheitsfördernden und bodenverbessernden Ökonomie entdecken. Wachsen diese Strukturen in modularer Form, könnten sie immer mehr an Bedeutung gewinnen – vor allem, weil sie durch den hohen Grad an Selbstbestimmung und Identifikation lustvoll für die Beteiligten und damit attraktiv für Nachahmer*innen sind. Solche Motivationen könnten dem Klimaschutz viel mehr Unterstützung verleihen als der bisher dominante Diskurs, der stark an einer bürokratischen Berechnungs- und Grenzwertperspektive ausgerichtet ist. Aktive sind bereits auf allen Ebenen zu finden – in Dörfern und Städten, unter Armen und Wohlhabenden, in der Verwaltung und der Zivilgesellschaft, in Betrieben, Initiativen, Selbsthilfegruppen und Netzwerken. Damit wird auch der zentrale Gedanke der 17 UN-Entwicklungsziele greifbarer: „Niemand soll zurückgelassen werden.“
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Anders gesagt: Es kommt auf jede und jeden an – und das nicht als passive*r Empfänger*in von Almosen oder Hilfsprogrammen, sondern als Mitgestalter*in. Die Aussicht, sich an wünschenswerten Entwicklungsprozessen beteiligen und die je eigenen Kompetenzen und Erfahrungen einbringen zu können, regt Selbstdenken und Verantwortungsübernahme an und stärkt die Demokratie. Zur Verbreitung solcher Ansätze bedarf es nicht in erster Linie klassischer Medien wie Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehsender, deren nachrichtliche Themenauswahl sich überwiegend an Kriterien wie Aktualität von Ereignissen, Kritik an politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen, spektakulären Bildern, Beteiligung von Promi-
nenten, Exklusivität und Skandalisierbarkeit ausrichtet. Vielmehr erscheint es sinnvoll, neue Formen, Formate und Verbreitungswege für derartige Informationen über Projekte und innovative Ansätze zu suchen. Warum nicht in den Wartebereichen von Einwohnermeldeämtern oder Arbeitsagenturen Videos zeigen? In Rathäusern oder Kulturzentren könnten langsam rotierende Ausstellungen hängen, bei denen jede Woche ein neues gutes Beispiel hinzukommt und ein schon seit längerer Zeit gezeigtes verschwindet. Auch Comics, Bildergeschichten und Exkursionen, Betriebs- und Schulausflüge oder Vernetzungstreffen, neuartige Messen oder Datenbanken könnten sinnvoll sein, um die Verbreitung entsprechender Informationen zu unterstützen.
2. Beispiele für kreative Kommunikationsformate Eine kurze Geschichte der Erde Es ist etwa 4.600.000.000 Jahre her, dass die Erde entstanden ist. In der Anfangszeit landeten noch viele Meteoriten auf unserem Planeten, inzwischen passiert das äußerst selten – und so kommt kein neues Material auf die Erde. Irgendwann entstanden die ersten Mikroben. Nach und nach wurde das Leben immer vielfältiger und bunter. Was in der belebten Natur passiert ist eine Art permanentes Upcycling: Vorhandenes Material wird allein mit Hilfe der Sonnenenergie immer und immer wieder genutzt und ständig umgebaut. Dabei entstehen zunehmend komplexe Wesen und Lebensräume. Müll gibt es nicht: Was das eine Wesen ausscheidet, ist Existenzgrundlage für andere. Das Wasser bleibt in dieser vernetzten Kreislaufwirtschaft immer sauber. Schon seit etwa 3.300.000.000 Jahren funktioniert das so und kann deshalb wohl als erfolgreich gelten. Die menschliche Wachstumswirtschaft existiert dagegen erst seit etwa 150 bis 200 Jahren. Sie ist aufgebaut nach dem Prinzip „Einbahnstraße-Sackgasse“: Kohle, Öl, Metalle und Mineralien werden ausgegraben, zu Produkten verarbeitet und nach der Nutzungsphase sind sie Müll, der für andere Wesen oft hochgradig giftig ist. Auch Wasser ist inzwischen in vielen Regionen lebensbedrohlich verschmutzt. Viele Tier- und Pflanzenarten sind bereits ausgestorben, und so verschwinden auch die Lebensgrundlagen für andere – ein rasanter Downcyclingprozess. Der menschliche Produktions- und Verbrauchsprozess läuft immer schneller und schneller ab und verwandelt in zunehmendem Tempo Rohstoffe in Müll. Dass das auf Dauer nicht funktionieren kann, versteht jede*r Grundschüler*in. So weiterzumachen wie bisher heißt nicht nur, dass bald kein Material mehr auffindbar sein wird, um neue Smartphones zu bauen. Die Vergiftung von Wasser, Boden und Luft vernichtet auch die Lebensgrundlagen von Pflanzen und Tieren - und damit von uns selbst. Kurzum: Sich die Natur untertan machen zu wollen, war keine besonders schlaue Idee. Sie sollte möglichst schnell begraben werden. Die einzige Möglichkeit für die Menschheit, auch längerfristig dabei zu sein, besteht in der Kooperation mit der Natur. Das muss keineswegs das Ende von Wachstum und Erfindergeist bedeuten. Die Natur hat schließlich seit 3.300.000.000 Jahren vorgemacht, dass bei einer kleinteiligen und regional angepassten Wirtschaftsweise sowohl Biomasse als auch Vielfalt ständig zunehmen können. Auch ist die Natur extrem erfinderisch, wie Giraffe, Pimpinelle, Blutegel, Schaumzikade, Ahorn, Hallimasch und Grottenmolch belegen, um nur einige Mitbewohner*innen zu nennen. Die Natur wird überleben – sie ist kreativ. Ob die Menschheit längerfristig dabei sein wird, ist unsere Entscheidung.
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FUTURZWEI.Stiftung Zukunftsfähigkeit Bei Futurzwei finden sich Geschichten des Gelingens aus dem deutschsprachigen Raum, die zeigen, dass heute schon anderes Wirtschaften möglich ist. Die Beispiele sind vielfältig und stellen Menschen, Projekte und Betriebe vor. Gerade weil die Beteiligten „ganz ihr Ding“ machen, sind sie hochmotiviert. https://futurzwei.org/ Das reicht von Architekt*innen, die mit Strohballen bauen (Humburg 2012) über die Putzfrau, die allergisch auf Chemikalien reagierte und deshalb in ihrer Küche ein Rote-Bete-Putzmittel entwickelt hat (Jensen 2012) bis zum Aussteiger bei Vattenfall, der jetzt kleine Stromproduzent*innen und -abnehmer*innen organisiert (Scheub 2012a). Ein türkischstämmiger Schuster in Berlin repariert jeden Treter (Gräf 2014), ein Chemiker stellt die Grundlagen seiner Profession auf den Kopf (Jensen 2013). Wie man die Erde immer fruchtbarer macht und damit zugleich das Klima schützt, zeigen Winzer im Wallis (Scheub 2012b). Wie man Altherrenüberzeugungen zum Privatauto überwindet, zeigen Studierende, die eine neue Form von Carsharing entwickelt haben (Jensen 2017). Nicht alles gelingt – und kann doch ein Erfolg sein, so wie der Versuch, die Basler Mensa auf vegetarisch umzustellen (Hansen 2017). Autorin: Annette Jensen Journalistin und Autorin
[email protected]
3. Die Medien vom Wachstum befreien Von: Anja Humburg | Annette Jensen | Ute Scheub | Leonie Sontheimer | Nina Treu Die vielfältige Debatte über eine Wachstumswende findet keinen Einzug in die Medienlandschaft. Es gibt zwei Möglichkeiten mit diesem Mangel umzugehen. Wünschenswert wäre, wenn die etablierten Medien eine veränderte, auf die weiter unten aufgeführten Fallstricke und Probleme einer Wachstumswende abgestimmte Berichterstattung anstreben würden. Es gibt aber auch eine andere Strategie und zwar neue, eigene Medien zu schaffen, die selbst die Logik des wachstumsbasieren Wirtschaftens verlassen und Prinzipien wie Solidarität, Commoning und Dezentralität praktizieren. Die AG Medien-Kommunikation der Zivilen Enquete identifizierte drei Fallstricke, an denen die Berichterstattung über die Debatte der Wachstumswende in den etablierten Medien scheitert und die hier als Diskussionsaufschlag dargestellt werden:
Erstens verschließt die Medienlogik selbst oftmals Türen. Strukturelle Faktoren wie Platz, Zeit und Geld schränken eine tiefgehende und umfassende Berichterstattung über das komplexe Thema Wachstum ein. Etablierte Formate und Regeln, führen beispielsweise dazu, dass Haltungen und Werte der Schreibenden nicht explizit thematisiert werden. Die typischen Nachrichtenfaktoren wie Anlass, Aktualität, Relevanz usw. werden vom Wachstumsthema nicht immer bedient und werden zum Ausschlusskriterium für die Berichterstattung über die Wachstumswende. Die Mediensprache selbst ist eingenommen beziehungsweise kolonialisiert von Wachstumsgedanken. Wirtschaftliches Wachstum wird in der Regel als etwas Gutes dargestellt beziehungsweise nicht hinterfragt. Zweitens ist die in der Medienberichterstattung abgebildete Faktenbasis völlig unzulänglich. Teilweise bestehen unter Medienschaffenden essentielle Wissenslücken über Wachstumsabhängigkeiten und Wachstumszwänge. Es fehlt an Wissen
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über vorhandene Alternativen, etwa den Commons. Lösungen werden häufig zu kleinteilig dargestellt. Doch nicht immer ist es fachliches Wissen, das fehlt. Die vorhandene Berichterstattung zeugt von einer Vermenschlichung beziehungsweise Naturisierung der Wirtschaft. Eine wiederkehrende, verzerrende Wirtschaftssprache (z.B. „Märkte beruhigen“) verhindert den Blick auf grundlegende Wirtschaftszusammenhänge. Es dominieren wachstumsfreundliche Argumentationsmuster, zum Beispiel „Wachstum schafft Arbeitsplätze“. „Wachstum" erfährt eine positive Konnotation, die sehr geschickt anschließt an die menschliche Naturerfahrung des Wachstums, die im Gehirn positiv verankert ist. Wachstum bedeutete ursprünglich Pflanzenwachstum, Paradies, Hülle und Fülle und Erntesegen. Würde man „Wirtschaftswucherung“ schreiben, würden die neuronalen Frames in unserem Hirn weit weniger positiv antworten. Die Auswirkungen von Wirtschaftswachstum auf Umwelt und soziale Gerechtigkeit werden oft nicht erkannt, was zu einer Fragmentierung der Ursachen und der Lösungsansätze führt. Wachstum und der Ausstieg aus dem Wachstum sind komplex. Doch diese Komplexität geht in der Berichterstattung unter. Wiederholt unterstellen Autor*innen der Degrowth-Debatte fehlende Beweise, was häufig in der Forderung mündet, dass die Degrowth-Ansätze erst im Großen bewiesen werden müssen, um ernstgenommen zu werden. In diesem Kontext erfahren die sozialen Bewegungen als treibende Akteure der Wachstumswende eine negative Darstellung in der Berichterstattung, die ihre Wirkmächtigkeit und ihre gesellschaftliche Aufgabe verkennt. Zudem gibt es immer noch einen starken Klimafokus in der Berichterstattung. CO2 ist der dominierende Indikator, der im Angesicht zahlreicher Umweltprobleme jedoch zu einer extremen und gefährlichen Verkürzung und Verzerrung der Lage führt.
Drittens scheitert die Berichterstattung über die Wachstumswende an dem Umgang mit Werten und ihrer gesellschaftlichen Relevanz. So wird etwa die Schmerzhaftigkeit, die ein ernstgenommener Transformationsprozess auch mit sich bringen wird, ausgeblendet und die potentiellen Verlierer*innen des Wandels nicht dargestellt. Schnell gleitet die Berichterstattung ins Moralisieren. Zeigefinger-Manier und der ÖkodiktaturVorwurf werden häufig als K.O.-Kriterien aufgeführt, statt genau zwischen verschiedenen Verantwortungsbereichen und Ebenen von Gerechtigkeit zu differenzieren. „Öko“ und „Degrowth“ werden immer noch als Verzichtsdebatte geführt, was zu einer negativen Darstellung der Alternativen führt. Die gesellschaftspolitische Visionslosigkeit spiegelt sich auch in den Medien wider, statt die existierende Diversität abzubilden. Auch in der Berichterstattung zur Wachstumswende herrscht eine Konzentration auf bestimmte Milieus und damit eine fragmentierte Wahrnehmung durch bestimmte Bevölkerungsgruppen vor. Aus den drei Fallstricken „Medienlogik“, „Faktenbasis“ und „Werte“ folgt ein grundsätzlicher Zweifel daran, ob etablierte Medien überhaupt in der Lage sind, anders über die Wachstumswende zu berichten. Sie zeigen sich selbst als Teil der industriell-kapitalistischen Gesellschaft und befördern damit die Existenz eines wachstumsdominierten Systems. Ein Neudenken auch der journalistischen Arbeit, ähnlich der politischen oder der Erwerbsarbeit, ist notwendig. Wie sieht Medienarbeit unter transformativen Bedingungen aus? Welche journalistischen Fähigkeit werden gebraucht, um wachstumsbefreit zu arbeiten? Aus den Fragen ergeben sich einige grundlegende Schlussfolgerungen: 1. Der Blick auf die Alternativprojekte braucht die Verbindung zu einer größeren gesellschaftlichen Perspektive und muss in eine solche eingebettet werden.
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2. Die Akteure der Wachstumswende haben viele Verbindungen zu anderen gesellschaftlichen Debatten und stehen in einem Kontext mit anderen sozialen Bewegungen. Die Transformation kommt aus der Zivilgesellschaft. Mittlerweile gibt es in allen gesellschaftlichen Bereichen Menschen, die Degrowth voll und ganz mittragen (z.B. in Ministerien oder Kirchen). 3. Neue Kommunikationswege und -formate sind erforderlich. Die gängige Kommunikation muss von wachstumsabhängigem Denken dekolonialisiert werden. 4. Medienmacher*innen tragen die Verantwortung, wachstumsunabhängig zu berichten. Dazu gehört es auch, Komplexitäten und Unsicherheiten darzustellen und zu übersetzen. Konkret ergeben sich einige Maßnahmen, um die Medienarbeit in der Wachstumswende zu ermöglichen: ❖ Ein Handbuch über technische und inhaltliche Fallstricke und Trugschlüsse aus der status-quo-Berichterstattung und mögliche Umgangsformen, die diese entkräften und journalistische Alternativen aufbauen. Das Handbuch sollte Medienschaffenden als open source zur Verfügung gestellt werden. ❖ Entwicklung von kurzen Texten und Videos zur Kommunikation in die Öffentlichkeit nach dem Vorbild "story of stuff" (www. storyofstuff.org) - wie beispielsweise eine „story of (de)growth“ ❖ Eine Plattform mit Kernargumenten und grafischen Darstellungen, die die Akteurslandschaft und die Debatte der Wachstumswende darstellen und die notwendige „Übersetzungsleistung“ erbringt.
❖ Weiterbildungsveranstaltungen für Journalist*innen. ❖ Ein Austausch zwischen klassischen Wirtschaftsredaktionen und Degrowth-Journalist*innen. ❖ Aufhänger wie G20-Gipfel-Treffen oder Arbeitslosenstatistiken identifizieren und nutzen, um ihre Wachstumsbezüge darzustellen und andere Argumentationsmuster aufzuzeigen. Dies ist ein Beitrag dazu, eine gesellschaftliche Debatte über eine vielfältige und dringend erforderliche Wachstumswende zu führen, in der auch Medienschaffende und Journalist*innen nicht fehlen dürfen. Bislang ist ihre Stimme kaum hörbar. Tragfähige Ansätze für eine andere journalistische Arbeit können nur im gemeinsamen Dialog mit Akteuren aller gesellschaftlicher Bereiche entwickelt werden. Autorinnen: Anja Humburg Journalistin
[email protected] Annette Jensen Journalistin und Autorin
[email protected] Ute Scheub Journalistin und Autorin
[email protected] Leonie Sontheimer Journalistin | Collectext
[email protected] Nina Treu Konzeptwerk Neue Ökonomie
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POSTWACHSTUMSPOLITIK – WOHLSTAND UND LEBENSQUALITÄT FÜR ALLE
4. Kommunikation in die Politik Von: Jana Holz Das Feld der Postwachstumspolitik greift ein in unterschiedliche Ressorts und Zuständigkeiten der Politik. Das macht die Kommunikation nicht einfach, doch ist auch eine große Gruppe von verschiedenen Akteuren potenziell adressierbar – je nach konkretem Politikvorschlag und damit einhergehendem Ziel. Daraus ergibt sich die Frage: „Wie können zivilgesellschaftliche Akteure wachstumskritische Inhalte und entsprechende Politikvorschläge effektiv in den politischen Prozess einspeisen?“ Die Ergebnisse der folgenden Überlegungen sollen als Anregung zum Weiterdenken, Weiterhandeln und Weitermachen verstanden werden und eine Kommunikation zwischen Zivilgesellschaft und Politik hin zu einer Postwachstumspolitik ermöglichen. Dabei sind zentrale Fragen: ❖ Was sind die Kernbotschaften, worin besteht Einigkeit (sowohl innerhalb der verschiedenen zivilgesellschaftlichen Akteure als auch zwischen Zivilgesellschaft und Politik)? ❖ Was sind die Ziele der Kommunikation, welche strategischen Überlegungen leiten sich daraus ab? ❖ Wer ist die adressierte Zielgruppe? ❖ Welche Organisationen stehen hinter dem Projekt? ❖ An welche politischen Prozesse und Projekte lässt sich anknüpfen? ❖ Welche Form von Lobbying ist dem Thema und dem Ziel angemessen? Lobby-Strategien könnten darin bestehen, Irritationen auszulösen, persönliche Gespräche mit Politiker*innen und Verwaltungsmitarbeitenden in den Ministerien zu führen, diese Netzwerke systematisch auszubauen, Möglichkeiten des Austausches zu schaffen, konkrete und kleine
Vorschläge auszubuchstabieren und wissenschaftlich zu untermauern sowie darzustellen oder ganz konkret hier und jetzt Postwachstumswahlprüfsteine zu formulieren. Zivilgesellschaftliche Organisationen könnten gemeinsam das nötige „Hintergrundrauschen“ erzeugen, sodass die Themen und Fragen der Wachstumswende medial und öffentlich hörbar werden. In jedem Fall gewinnt man in einer Allianz aus zivilgesellschaftlichen Akteuren an Schlagkraft. Zusammen könnten externes Hintergrundrauschen und interne Gespräche politische Weichen stellen. Darüber hinaus könnte die Einbettung der wachstumskritischen Aspekte in eine größere Kampagne z.B. zu einer Agrar- oder Verkehrswende diesen zu breiterer Wahrnehmung in der Öffentlichkeit sowie zu deren besserem Verständnis verhelfen. Die Zielgruppen des Lobbying sind so vielfältig wie die möglichen Kernbotschaften. Die Verwaltungen und Ministerien in Bund und Ländern können ebenso Ansprechpartner*innen sein wie Parlamentarier*innen und Fraktionen, politische Stiftungen und sog. Vorfeldorganisationen (Verbände etc.). Als nächste mögliche Schritte könnten die „Politikvorschläge für eine Wirtschaft ohne Wachstum“ (s. Abschnitt 1) nach verschiedenen Themenbereichen (Schneidewind 2013) systematisiert werden um auszuloten, ob und inwiefern bezüglich der einzelnen Vorschläge Einigkeit oder eine Vielzahl von Perspektiven vorherrschen. So könnte definiert werden, für welche Politikvorschläge (z.B. Staatsziel verändern oder andere Indikatoren für Wohlstand einführen) mit einigen wachstumskritischen Akteuren gemeinsam Lobby gemacht werden kann. Insbesondere der Nachhaltigkeitsdiskurs der letzten 25 Jahre kann beim Lobbying für eine Wachstumswende hilfreich sein. Hier lassen sich „Dos and Don'ts“
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absehen. Dieses wäre ein weiteres Vorhaben, welchem hier aus Platzgründen jedoch leider keine Rechnung getragen werden kann. Auch hier ist die zielgruppenspezifische Kommunikation zentral, sowie möglichst positiv ausgerichtete Grundbotschaften, die sich auf Begriffe wie Lebensqualität oder sozial-ökologische Transformation beziehen. So kann die Geschichte des Wachstums anders erzählt werden: Wachstum sollte peu à peu nicht mehr als etwas nur Positives, sondern abhängig vom Kontext auch
mit seinen möglichen negativen Auswirkungen auf Mensch und Natur kommuniziert werden. So kann eine Gegenerzählung entstehen.
Autorin: Jana Holz Projektmitarbeiterin Fokus Wachstusmwende
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III. Ausblick: Eine, zwei, viele Enquete-Kommissionen? Wie müsste eine adäquate und Erfolg versprechende Nachfolge-Enquete zur EnqueteKommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ aussehen?
Von: Hermann Ott | Martina Eick | Rudolf Janke Vorbemerkungen Die Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages sind einzigartige Einrichtungen im Schnittfeld von Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Mit ihrer hälftigen Besetzung durch Mitglieder des Bundestages und Sachverständige sind sie vielfach bewährte Instrumente um neue Themen aufzugreifen, diese für den politischen Raum nutzbar zu machen und konfliktbehaftete Politikfelder zu diskutieren. Im Idealfall werden im Zusammenspiel einer Vielzahl gesellschaftlicher Akteure akzeptable Lösungen für politische Herausforderungen erarbeitet. Vielen EnqueteKommissionen ist dies allerdings nicht gelungen und sie sind ohne große gesellschaftliche oder politische Resonanz geblieben. Dies bedeutet allerdings nicht dass sie vergeblich waren: In der Energiepolitik brauchte es z.B. mehrere EnqueteKommissionen in Bund und Ländern über einige Jahrzehnte, ehe die Abkehr von der atomaren und fossilen Energieerzeugung Eingang in den Mainstream fand. Deshalb konnte auch nicht erwartet werden, dass die Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ (WWL, Deutscher Bundestag 2013), die den Anstoß für die Gründung der „Zivilen Enquete“ und für das unterstützende Projekt „Fokus Wachstumswende“ bildete, alle Fragen der „Wachstumsproblematik“ lösen würde. Eher im Gegenteil war von vorneherein klar, dass der gesellschaftliche und politische Prozess ein langer werden würde. Es ist demnach keine Überraschung, dass viele Fragen offen geblieben sind. Deshalb könnte es sinnvoll sein,
einige dieser Fragen durch den nächsten Bundestag (bzw. auch weitere) erforschen zu lassen. Die Themen einer Folge-Enquete sollten hoch relevant für die Wachstums- und Wohlstandsfrage sein, eine echte Chance auf Verwirklichung haben und schließlich auch erfolgreich bearbeitet werden können. Diese Kurzanalyse soll der Vorbereitung einer möglichen Initiative für den nächsten Bundestag dienen, denn erst dieser wird darüber entscheiden. Allerdings kann durchaus auch vor der Wahl schon mit einzelnen Abgeordneten über mögliche Initiativen nach der Wahl gesprochen werden (dazu mehr am Schluss). Im Folgenden sollen zunächst kurz die Bedingungen für den Erfolg von Enquete-Kommissionen analysiert werden. Anschließend wird anhand dieser Kriterien untersucht, welche Themenfelder im Nachgang der Enquete WWL Erfolg versprechend vom nächsten Bundestag nach den Wahlen im September 2017 eingesetzt werden können. Kriterien für erfolgreiche Enquete-Kommissionen Es gibt eine erfreuliche Anzahl von Enquete-Kommissionen der letzten zwei Jahrzehnte die, gemessen an ihrem Ergebnis und ihrer Wirkung für Politik und Gesellschaft, als erfolgreich angesehen werden. Darunter fallen zum Beispiel die Klima-Enquete zum Schutz der Erdatmosphäre (1987-1990), die Bioethik/Medizin-Enquete (20002005), die Enquete zur Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements (1999-2002) sowie die Enquete zur Kulturpolitik in Deutschland (20032007).
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Bei der Durchsicht fällt auf, dass eine Hauptbedingung für den Erfolg oder Misserfolg von EnqueteKommissionen eine weitgehend einvernehmliche Arbeitsweise ist: Wenn eine Verabschiedung des Endberichts im Konsens aller Fraktionen gelingt, so ist dies ein Indikator für eine fruchtbare Zusammenarbeit und die beste Voraussetzung für eine gesellschaftliche Akzeptanz bzw. die politische Weiterführung dieses Konsenses. Umgekehrt gilt, dass im Normalfall ein im Wesentlichen streitiger Bericht keine Wirkung entfalten wird (wie bei der Enquete-Kommission zur Globalisierung der Weltwirtschaft von 1999-2002). Im Falle der Enquete „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ ist die Bilanz gemischt (Soetebeer 2014): Der Großteil des Berichts ist streitig verabschiedet worden und die allgemeine Wirkung deshalb gering. Allerdings zeichnet sich der Teilbericht 3, also die Frage nach der Entkopplung von Wirtschaften und Ressourcenverbrauch, durch ein hohes Maß an Konsens in der Analyse aus (Ott 2013). Dieser Konsens wirkt weiter und wird durch viele beteiligte Mitglieder auch weiter getragen. Nicht zuletzt sind auch die „Zivile Enquete“ und das Projekt „Fokus Wachstumswende“ ein Ergebnis dieses Prozesses (bzw. eines fehlenden Folgeprozesses in Bundestag und Bundesregierung). Demgemäß stellt sich die Frage, welche Bedingungen ein einvernehmliches Ergebnis begünstigen. Förderlich ist natürlich zunächst eine Einsetzung der Kommission im Konsens bzw. durch eine Mehrheit. Das Recht zur Einsetzung einer Enquete ist gemäß §56 der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages ein Minderheitenrecht: Bereits ein Viertel der Mitglieder des Bundestages kann eine Einsetzung erzwingen. Da die Größe der Kommission und ihre Ausstattung jedoch von der Mehrheit des Bundestages bestimmt wird, ist eine Einsetzung mit großer Mehrheit des Hauses die Regel. Bei der Enquete WWL wurde die grundsätzliche Entscheidung für eine solche Kommission von Bündnis 90/Die Grünen und SPD getroffen
(also zusammen mehr als ein Viertel der Abgeordneten), danach allerdings der Antrag den Vorstellungen der Regierungsfraktionen CDU/CSU und FDP angepasst (weil sonst die Kommission mit einer Minimalbesetzung von neun bzw. achtzehn Mitgliedern hätte auskommen müssen). Insofern war zwar die Einsetzung einvernehmlich erfolgt (auch die Fraktion Die Linke hätte zugestimmt, wenn man sie gelassen hätte). Das Hauptinteresse lag jedoch eindeutig bei der Opposition, was die Verhandlungen von Beginn an geprägt hat (vgl. Ott 2013). Für eine Erfolg versprechende Folgekommission wäre es deshalb sinnvoll, einen Themenbereich zu wählen, dessen Bearbeitung von allen Fraktionen unterstützt wird. Neben einer klaren Aufgabenstellung des Einsetzungsbeschlusses ist eine möglichst große Nähe des Themas zum ‚normalen’ politischen Prozess hilfreich, unter anderem weil dies eine bessere mediale Resonanz ermöglicht. Je höher die gesellschaftliche und politische Anteilnahme, desto größer ist auch die Chance auf einen guten Abschluss. Sie ist auch wichtig, um fähige Abgeordnete anzuziehen, weil Parlamentarier*innen darauf angewiesen sind, mit ihrer Arbeit auch wahrgenommen zu werden. Nicht zuletzt ist für den Erfolg einer Enquete auch die mentale Einstellung der Mitglieder entscheidend – ob also bei den Mitgliedern ein Erkenntnisinteresse und ein Bedürfnis nach Kooperation bestehen oder nicht. Gemeinsamkeiten müssen nach vorne gestellt werden und die Erarbeitung der Themen sollte diskursiv und nicht konfrontativ erfolgen. Diese Einstellungen und Arbeitsweisen werden in hohem Maße durch die Vorsitzenden gestärkt oder abgeschwächt – eine Kommission sollte daher möglichst von unabhängigen, starken und ausgleichenden Vorsitzenden geführt werden.
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Eine neue Enquete „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“? Unter der Annahme, dass in der Enquete-Kommission der letzten Legislaturperiode nicht alle Fragen bezüglich des Komplexes „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ geklärt worden sind, wäre zu untersuchen, welche Fragen dieses Themenfeldes noch einmal vertiefend oder sogar zum ersten Mal vom nächsten Bundestag erörtert werden sollten. Zunächst jedoch muss eine einfache Frage geklärt werden: Wäre es nicht sinnvoll, durch eine neue Enquete mit ähnlichem Auftrag diesen Komplex noch einmal untersuchen zu lassen? Die Antwort lautet vermutlich „ja“, wenn man den Begriff ‚sinnvoll’ auf die grundsätzliche Sinnhaftigkeit einer solchen Untersuchung anwendet. Allerdings wären die Aussichten auf Einsetzung einer echten Folgekommission (anders als es z.B. im Falle der Kommission zum Schutz der Erdatmosphäre von 1990 der Fall gewesen ist) nicht besonders rosig, denn die Grundbedingungen haben sich entscheidend geändert. 2010 war die Welt noch geschockt von der Finanzkrise, in der sich vormals unzerstörbar geglaubte FinanzInstitutionen plötzlich als extrem verwundbar erwiesen hatten. Dies führte einerseits zu einem gewissen Zweifel an den wirtschaftlichen Grundlagen unserer Zivilisation. Auch meldeten sich grundsätzliche Zweifel am ungebrochenen Fortschrittsglauben (insbesondere bei der SPD). Andererseits hatte die Banken- und Finanzkrise auch zu einer gewissen Beunruhigung hinsichtlich anderer, als sicher geltenden Systeme geführt: die ökologischen Krisen bedrohten nach Ansicht von Bündnis 90/Die Grünen nicht nur die wirtschaftliche, sondern auch die Lebensgrundlage unserer Spezies Mensch insgesamt. Aus dieser Gemengelage an Interessen ist die Enquete Eine Zusammenstellung der offenen Forschungsfragen (ebenso wie eine ‚best of’ – Zusammenstellung von 150 Seiten des Enquete-Berichts) findet sich auf 1
WWL entstanden. Mittlerweile allerdings (und auch schon bei Abschluss des Berichts 2013) ist ‚Ruhe’ eingekehrt, business-as-usual, die Angst ist gewichen und „Wachstum“ wieder zum Mantra der Politik geworden – in Deutschland, Europa und global. Als nächstes wäre deshalb zu untersuchen, ob nicht statt des gesamten Themenkomplexes gewisse Teilbereiche des Wachstums- und Wohlstandsthemas durch eine neue Enquete-Kommission weitergeführt werden könnten und sollten. Eine Einschränkung der Themenbreite muss nicht schlecht sein, denn eine Schwierigkeit der Enquete WWL bestand ja gerade in der ungeheuren Vielfalt und Komplexität des Themas. Im Folgenden werden mögliche Themenfelder für eine zukünftige Enquete kurz erörtert: Ressourcenpolitik, die Zukunft der sozialen Sicherungssysteme sowie die Zukunft der Arbeit. Auch eine Enquete zum Finanz- und Geldssystem wurde in der Arbeitsgruppe diskutiert, ist jedoch als sehr unwahrscheinlich nicht ausgearbeitet worden. Eine Enquete zur Ressourcenpolitik? Bei den in der „Zivilen Enquete“ versammelten Menschen stehen die externen Grenzen des Wachstums im Vordergrund. Es soll demnach zuerst gefragt werden, ob vielleicht eine Enquete zum Thema „Ressourcenpolitik“ erfolgreich lanciert werden könnte. Die Enquete „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ hat in diesem Bereich zumindest in der Analyse der Problematik eine sehr gute Vorarbeit geleistet, an die ohne Probleme angeknüpft werden könnte (Ott 2013, 2014). Auch offene Fragestellungen sind detailliert benannt (Deutscher Bundestag 2013, S. 406f, 416, 430, 454, 514f).1 Hier würden die Themen „planetare Grenzen“, die Verfügbarkeit von Ressourcen, die Chancen einer der Webseite des Autors: https://hermann-eott.de/cms/category/wachstum-wohlstand/.
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circular economy, Suffizienz und die Regionalisierung von Stoffkreisläufen angesprochen und es bestünde mithin ein direkter Bezug zur Postwachstumsdebatte. Auch könnte unmittelbar an reale wirtschaftliche Prozesse wie die Verfügbarkeit von kritischen Rohstoffen und dem bevorstehenden Strukturwandel im Bereich der fossilen Energieerzeugung und deren Nutzung angeknüpft werden. Ferner agieren in diesem Bereich starke zivilgesellschaftliche Akteure, die das Thema auf die Tagesordnung setzen und für einen starken medialen Widerhall sorgen könnten. Allerdings ist im Moment die Sensibilität von Öffentlichkeit und Politik für das Ressourcenthema nicht besonders ausgeprägt: Der Ölpreis hält sich auf relativ hohem Niveau aber steigt nicht und die Aufregung um so genannte ‚kritische’ Rohstoffe hat sich weitgehend gelegt. Insofern fehlt es im Moment an politischen Debatten, an die angeknüpft werden könnte. Allerdings könnte, abhängig von der Zusammensetzung des nächsten Bundestages, eine starke Minderheit eine solche Enquete nichtsdestotrotz durchsetzen. Es käme demnach darauf an, nach der Wahl eine entsprechende Formulierung bereits in einen Koalitionsvertrag zu schreiben oder, im Falle eines Minderheitsantrags, eine entsprechende ‚Koalition der Willigen’ zu schmieden. Dies könnte schon in dieser Legislaturperiode mit möglicherweise interessierten Abgeordneten beginnen. Eine Enquete zur Zukunft der sozialen Sicherungssysteme? Im Folgenden sollen zwei mögliche Themen für eine Folge-Enquete vorgestellt werden, die sehr ähnlich sind und im Grunde dieselbe Problematik von unterschiedlichen Gesichtspunkten aus beleuchten: Die Zukunft der sozialen Sicherungssysteme und die Zukunft der Arbeit. Beide sollen kurz skizziert werden und beide sind gleichermaßen geeignet als Kandidaten für eine Enquete des nächsten Bundestages.
Die „Zukunft der sozialen Sicherungssysteme“ behandelt eines der zentralen Themen jedweder Postwachstumsagenda. Denn eine Politik jenseits des Wachstums wird – ganz abgesehen von der Grundschwierigkeit sich ein solches Wirtschaftssystem vorzustellen – häufig vor allem deshalb als praktisch unmöglich eingeschätzt, weil die sozialen Sicherungssysteme ohne ökonomisches „Wachstum“ (also Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, BIP) nicht finanzierbar seien. Die Abkoppelung des Sozialsystems von Konjunktur und BIP ist deshalb auch zentrale Voraussetzung jeder Postwachstumspolitik. Hier hat die Enquete „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ eine ernsthafte Auseinandersetzung vermieden. Gleichzeitig herrscht auch unabhängig von der Wachstumsfrage ein großer Problemdruck, da die Grenzen des bisherigen Umlagesystems schon seit vielen Jahren sichtbar sind: Zusätzlich zum demographischen Wandel, wo z.B. in der Rentenkasse immer weniger Arbeitnehmer*innen immer mehr Empfänger*innen bedienen müssen, wo die Kosten der deutschen Einheit im Wesentlichen aus den Sozialkassen finanziert worden sind, kommen immer stärker die Herausforderungen der „Industrie 4.0“ in den Blick. Die zunehmende Roboterisierung der manuellen Arbeit (Stichwort: autonom fahrender Lieferverkehr) und die ‚Algorithmisierung’ geistiger Arbeit in den staatlichen und privaten Verwaltungen, im Journalismus und sogar in der Wissenschaft werden zu einer Gefahr für den sozialen Frieden in bisher nicht vorstellbarer Weise. Ideen wie die des bedingungslosen Grundeinkommens werden heute auch von Unternehmer*innen und eher wirtschaftsnahen Kommentator*innen ins Spiel gebracht, ebenso eine mögliche Finanzierung über eine Maschinensteuer. Aus all diesen Gründen ist das allgemeine Interesse an diesem Thema bei allen Parteien bzw. Fraktionen groß. Es mögen unterschiedliche Motive und Lösungsvorstellungen hinter diesem Interesse stehen, aber diese können sich im Einsetzungsbeschluss für
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eine Enquete sehr gut wiederfinden. Gleichzeitig ist gesichert, dass eine Befassung mit diesem Thema immer genügend Bezüge zum täglichen Politikgeschäft aufweist und insofern reizvoll für Parlamentarier*innen ist. Die gesellschaftlichen bzw. zivilgesellschaftlichen Akteure sind zahlreich und zum Teil sehr einflussreich, was für eine große Resonanz in der Gesellschaft sorgen würde. Als negativ könnte sich auswirken, dass die Debatte um die sozialen Sicherungssysteme hochgradig ideologisch besetzt ist und deshalb in Gefahr gerät, in den Sog aktueller politischer Debatten hineingezogen zu werden. Die Nähe zur aktuellen Politik hätte deshalb neben dem positiven Impuls für die Einrichtung einer solchen Enquete auch negative Aspekte hinsichtlich der Erfolgschancen. Auch ist die internationale Dimension nicht so einfach zu erschließen – allerdings zeichnen sich Enquete-Kommissionen selten durch einen globalen Blickwinkel aus, auch die Enquete WWL war hier keine Ausnahme. Insgesamt spricht also sehr viel dafür, dass eine solche EnqueteKommission nicht nur eine Minderheit finden würde um sie einzurichten, sondern sogar von der Mehrheit der zukünftigen Fraktionen im Deutschen Bundestag befürwortet würde. Eine Enquete zur Zukunft der Arbeit? Sehr ähnliche Argumente können auch für und wider eine Enquete zur „Zukunft der Arbeit“ angeführt werden: Für die Möglichkeit einer Einrichtung durch den Bundestag sprechen der hohe Problemdruck durch die rasanten technischen Entwicklungen, die enge Anbindung an aktuelle politische Debatten, die Gefahr der Arbeitslosigkeit großer Teile der Erwerbsbevölkerung und ein damit evtl. einhergehender zunehmender Rechtspopulismus und Nationalismus sowie das große Interesse starker und gut vernetzter gesellschaftlicher Akteure (Gewerkschaften, Arbeitgeber* innenvereinigungen, Sozial- und Wohlfahrtsverbände). Hinzu kommt die Nähe zu realen gesell-
schaftlichen Entwicklungen und einem fundamentalen Wertewandel, wie er sich im Wunsch nach Entschleunigung, besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf und einer Aufwertung von Care- und Familienarbeit etc. ausdrückt. Auch von Seiten der Ökologie bzw. des Ressourcenschutzes besteht ein hohes Interesse an der gesellschaftlichen Organisation von Arbeit, zum Beispiel bei der Frage ob weniger Arbeit zu mehr Autarkie, zu weniger Produktion, weniger Materialdurchsatz und evtl. zu suffizienteren Lebensstilen führt, wie es von manchen Postwachstumsdenker*innen postuliert wird. Hinsichtlich der Sozialpolitik ist die Frage nach der Arbeit nur die Kehrseite der Medaille – auch die Zukunft der sozialen Sicherungssysteme müsste bei der Frage nach der Zukunft der Arbeit mitgedacht werden (wie umgekehrt übrigens auch). Die philosophische, gesellschaftspolitische und nicht zuletzt religiöse und spirituelle Rahmung dieser Fragen („Wie wollen wir leben? Wodurch bekommen wir Anerkennung und Wertschätzung?“) würden für eine lebhafte gesellschaftliche Debatte von erheblicher Relevanz sorgen. Als negativ könnte sich erweisen, dass auch für diese Enquete die Komplexität und Vielschichtigkeit der Materie eine Herausforderung wäre. Natürlich könnte die Fragestellung – ebenso bei den Sozialsystemen – präzisiert werden. Andererseits darf die Fragestellung nicht zu eng geführt werden – es sollte z.B. vermieden werden, nur die eher ‚technischen’ Aspekte zu behandeln, sondern gerade auch die Frage nach dem ‚Sinn’ von Arbeit zu stellen. Es gilt, wie bei der vorherigen Fragestellung auch, dass dieses Thema stark ideologisch besetzt ist, was eine kooperative Herangehensweise erschwert. Der Bezug zu den ökologischen Fragen müsste sehr deutlich im Einsetzungsbeschluss hergestellt werden.
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Schlussfolgerungen Es bestehen also gute Voraussetzungen dafür, dass der nächste Bundestag eine EnqueteKommission zur Zukunft der sozialen Sicherungssysteme oder zur Zukunft der Arbeit einsetzen könnte. Die Themen sind ‚heiß’, der Problemdruck ist hoch, die gesellschaftlichen Akteure sind zahl- und einflussreich und fast alle zukünftigen Fraktionen werden ein großes Interesse an der Lösung mancher einschlägiger Fragen haben. Zwischen den beiden Komplexen ist eine Entscheidung schwierig, jedoch haben die Verfasser*innen eine Präferenz für eine Enquete zum Thema ‚Arbeit’, verstanden in einem umfassenden Sinne auch als Frage nach dem Sinn des Arbeitens und dem was Wohlstand und Gutes Leben auszeichnet (über den Bericht der Bundesregierung zur Lebensqualität in Deutschland hinaus, vgl. Bundesregierung 2016). Ein Kompromiss könnte auch in der Verbindung beider Themen bestehen (mit dann natürlich noch deutlicherer Komplexität). Mit einer derartigen Kommission bestünde in jedem Fall die Chance, eine große Leerstelle der Enquete „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ zu füllen, Wachstumszwänge zu mindern und die Gesellschaft insgesamt resilienter gegen zu erwartende externe Schocks zu machen. Eine Enquete zur Ressourcenpolitik erscheint im Moment nicht sehr aussichtsreich, wenn sich nicht im nächsten Jahr der Problemdruck extrem erhöht. Allerdings bestünde hier die Chance einer fraktionsübergreifenden Allianz, die nach der Wahl auf eine Aufnahme einer RessourcenEnquete in den Koalitionsvertrag drängt oder das Thema als oppositionellen Minderheitenantrag in den Bundestag bringt. In jedem Fall aber gilt, dass diese EnqueteKommissionen nicht von allein kommen werden, sondern Treiber innerhalb des Bundestages brauchen. Es sind also Gespräche schon vor der Wahl
angezeigt, um die Chancen für die verschiedenen Modelle auszuloten und die Abgeordneten zu sensibilisieren. Die Wahrscheinlichkeit zur Einsetzung erhöht sich signifikant, wenn es gelänge, die Fraktionsspitzen für eine solche Idee zu gewinnen. Dies gilt natürlich vor allem nach der Wahl und bei der Verhandlung des Koalitionsvertrages. Doch auch vor der Wahl kann in vielen Fällen schon mit einiger Sicherheit abgeschätzt werden, wer von den Mitgliedern einer Fraktionsführung auch im nächsten Bundestag bzw. der Fraktionsspitze sein wird. Diese sollten bereits sehr kurzfristig auf die Idee einer Enquete zur Zukunft der Arbeit angesprochen werden. Mit der Einsetzung einer Enquete-Kommission zur Ressourcenpolitik, zur Zukunft der Arbeit oder der sozialen Sicherungssysteme würde der Bundestag wieder zu einer Plattform werden, auf der zentrale Zukunftsfragen unserer Gesellschaft öffentlich verhandelt werden können. Wo also gestritten, geforscht und sich vielleicht auch geeinigt wird. Gleichzeitig würde dies einem weiteren Ziel der Zivilen Enquete und dieser Broschüre entgegenkommen, nämlich die Anliegen wichtiger und jüngerer Teile der Gesellschaft an einer Wirtschaft jenseits der Wachstumszwänge in die Politik zu tragen. Und weniges braucht unsere Demokratie mehr als eine bessere Verzahnung von Gesellschaft und Politik. In diesem Sinne dient das Ringen um die bessere Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung nicht nur der Erhaltung unserer Lebensgrundlagen, sondern auch der Stärkung des sozialen und politischen Zusammenhalts unserer Gesellschaft. Autor*innen: Hermann Ott | Wuppertal Institut |
[email protected] Martina Eick | Umweltbundesamt |
[email protected] Rudolf Janke | Liberia Freunde e.V.
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Impressum Entstanden im Projekt „Fokus Wachstumswende“: www.fokus-wachstumswende.de im Rahmen der „Zivilen Enquete Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ Veröffentlicht im Juli 2017 Herausgeber: Förderverein Wachstumswende e.V. | c/0 Andreas Siemoneit | Schlesische Straße 32 | 10997 Berlin www.wachstumswende.org |
[email protected] Projektverantwortliche und V.i.S.d.P.: Miriam Boschmann |
[email protected] Ansprechpartner für die Zivile Enquete: Prof. Dr. Hermann Ott |
[email protected] Redaktion: Miriam Boschmann, Jana Holz, Nora Lust, Prof. Dr. Hermann Ott
Autor*innen2: Miriam Boschmann Martina Eick Gerolf Hanke Elena Hofmann Jana Holz Anja Humburg Rudolf Janke Theresa Klostermeyer Kai Kuhnhenn Dr. Steffen Lange Wolfgang Lührsen Nora Lust Prof. Dr. Hermann Ott
Graphische Gestaltung: Laura Theuer, Jana Holz Copyright: © Fokus Wachstumswende Druck: DDZ Digital-Druck-Zentrum GmbH Berlin | Juli 2017
Dieses Projekt wurde gefördert durch das UBA und BMUB.
Die Verantwortung für den Inhalt dieserVeröffentlichung liegt bei den Autor*innen.
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An der Erarbeitung der Inhalte der Broschüre haben weitaus mehr Menschen mitgewirkt, als hier als Autor*innen genannt werden. Die hier genannten Personen sind nur diejenigen, die die Beiträge zu dieser Broschüre verfasst haben. Die Autor*innen haben das Papier in ihrer persönlichen Eigenschaft verfasst. Die Inhalte des Papiers stimmen daher nicht automatisch mit der offiziellen Meinung der Organisationen überein. Viele weitere Mitglieder des Netzwerks haben durch Feedback an dem Papier mitgewirkt. Hier werden jedoch nur die Hauptverfasser*innen namentlich aufgelistet.