Preludes 1.B

January 18, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Musik
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Univ.Prof. Eike Straub Preludes 1.Band

Debussy

1

Debussy Preludes 1.Band Erster Band : 1910 entstanden

zweiter Band 1913

Nicht ohne Grund sind die Titel den Preludes nachgestellt. Sie stellen eine Art unverbindlicher Anmerkung dar, keinesfalls sind sie programmatisches Konzept. 24 an der Zahl wie die Chopin-Preludes oder wie in Bachs Wohltempertiertem Klavier, sind sie doch kein Zyklus. Jedes Stück ist in Form und Ausdruck einzigartig, ohne Bezug auf die anderen Preludes( Einige Ausnahmen ) . Debussy hatte aus diesem Grund auch mit zyklischen Gesamtaufführungen seiner Preludes gar keine Freude. Mehr und mehr … überzeuge ich mich davon, dass die Musik ihrem Wesen nach keine Sache ist, die man in eine strenge und überlieferte Form zwängen kann. Sie besteht aus Farbe und rhythmisierter Zeit.

Danseuses de Delphes

Lent et grave

Tänzerinnen von Delphi

Vorbild des Preludes dürfte ein Foto sein, das Debussy im Louvre entdeckte. Darauf sind drei Tänzerinnen in einem Apollo-Tempel zu sehen. Debussy selbst spielte das Prelude langsam und mit fast metronomischer Strenge, das ist durch Aufnahmen auch belegt. Effekte . Fingerzymbeln T 8+9 und 16+17 müssen strahlend klingen. Lieblich aber verhalten : Die Tänzerinnen schreiten anmutig. Offene Dur – Moll Kadenzen kommen bei Debussy oft als Parodie des Alltäglichen vor. Der äußerste Gegenpol zum Trivialen, das Sakrale findet seine Form im reinen Dreiklang. Auf und niederschwebende Harfenklänge in einfacher Diatonik deuten das Schreiten der Tänzerinnen an. Zwei Thementeile, ein diatonischer und ein chromatischer. 5-taktiges Thema im ¾ Takt, im vierten Takt, wo sich die Melodie zur Quart spannt, ist ein 4/4 Takt eingearbeitet. So wandelt sich das Gewöhnliche ins geheimnisvolle archaische. Dualismus diatonisch-chromatisch, Innen – außen, von innen nach außen, -von außen nach innen, sacral-gewöhnlich.. So wie „Des pass ur la neige“ meinte Debussy auch von den Tänzerinnen von Delphi, das Stück sollte besser nur unter vier Augen gespielt werden. Es sei dahingestellt, ob deshalb, weil er es nicht gut genug fürs Konzert fand, oder ob er meinte, es sei zu introvertiert fürs Konzert.

Univ.Prof. Eike Straub Preludes 1.Band

Voiles

Debussy

2

Modere

Schleier, Segel In einem Tempo ( Rhythmus ) aber ohne Strenge und schmeichelnd

Voiles bedeutet Schleier, auch Segel. Nicht zwingend kann man also von dem nostalgischen Segelschiff ausgehen, das da am Horizont bei Sonnenuntergang… ebenso könnte auch Schleier in jeder Bedeutung gemeint sein. ( Durchsichtig, schwerelos, verbirgt das Dahinterliegende ). Vermutlich ist es sogar die Dualität der Deutungen, die Inhalt dieses Preludes ist. Das Stück ist in der Struktur auf einer Ganztonleiter aufgebaut, nur unterbrochen durch 4 Takte Pentatonik auf den schwarzen Tasten in Ges-Dur. Die Ganztonleiter bringt das Sphärische, das Schwerelose, da es sich nicht zwingend auf einen (Grund)Ton bezieht. Flüchtiges Kreisen der Terzenmotive in der Ganztonreihe, ruhiges Schreiten der Oktaven und ein schweres immer wiederkehrendes B im Bass als dritte Motivebene. Großer Kontrast zum Pentatonik Teil mit den Glissando-Effekten. Das Stück entfaltet seinen hintergründigen Reiz, wenn Tempo und Dynamik große Disziplin wahren.

Univ.Prof. Eike Straub Preludes 1.Band

Le Vent dans la plaine

Debussy

3

Anime

suspend son haleine… Der Wind über der Ebene hält seinen Atem an… Debussy greift auf das 1888 entstandene Gedicht von Paul Verlaines zurück, das diesem Prelude seinen Namen gibt.

leichtester Anschlag, feinste Nuancen. Unterbrochen von einem kontrastreichen Mittelteil. Schließt in gewisser Weise an das vorige Prelude an. Hat ein zartes inhaltliches Band zum 2. Prelude. Die ständigen Motive gehen wie oft bei Debussy in die Nähe einer Konzertetüde. Technisch sehr schwierig auszuführen.

Les sons et les parfums tournent dans l`air du soir

Modere

Klänge und Düfte schweben in der Abendluft Melancholischer Walzer und träumerischer Taumel Ein Vers des Gedichtes Harmonie du soir aus Charles Baudelaires Berühmten „Fleurs du mal“ hat dem Prelude seinen Titel gegeben.

Die Melodie – Linie E-A-B-Cis-Fis bildet den Grundstock, für alle vorkommenden Harmonien. T35-36 : Klangwirkung wie Flagolett oder Mixtur. Der Grundschlag ¾ 2/4 ist 5/4 ist als imaginärer Walzer zu deuten. Daher kommt auch die etwas schnellere Tempoangabe. Sie soll immer den Walzer bewahren und helfen, dass der Spieler nicht in schwärmerisches Effektspiel abgleitet.

Univ.Prof. Eike Straub Preludes 1.Band

Les Collines d`Anacapri

Debussy

4

Tres modere – Vif

Die Hügel von Anacapri … stehen als Symbol für Italien. An dieser Stelle steht der einzige Bezug Debussys zu Italien. Vermutlich weil sein Aufenthalt als Rom-Preisträger mehr als traumatisch war. Möglicherweise hat die monotone Anlage des Stückes ihre Wurzeln in der neapolitanischen Volksmusik.

Von Seiten der Harmonik ist auffallend, dass Debussy fast ohne Versetzungszeichen auskommt. Das heißt, dass er die ganze Zeit um H-Dur bleibt. Klangliche Effekte, feine Nuancierungen des Klanges stehen im Vordergrund. Das Sphärische in den langsamen Teilen, wird durch fast triviale Einfälle, Melodien und Stimmungen unterbrochen. Sehr extrem und wichtig. Der helle Ausbruch am Schluss. bis zum H4 und das im fff!

Des pass ur la neige

Triste et lent

Spuren im Schnee Dieser Rhythmus soll den Klangcharakter einer traurigen und vereisten Landschaft haben. … wie ein zärtliches und trauriges Bedauern Zu dieser Zeit erfuhr Debussy von seiner schweren Krankheit, der er dann auch erlag. Möglicherweise spiegeln sich hier erste Gedanken an das eigene Untergehen wieder, zumindest aber die große persönliche Trauer bevorstehender Krankheit.

Bei diesem prelude sind die programmatischen Elemente persönlicher und daher für die Interpretation relevanter. Das d-moll der Stille ( des Todes ) wechselt mit dem Des-Dur des Lebens. Am Ende haucht dann das Prelude kunstvollst sein Leben aus.

Univ.Prof. Eike Straub Preludes 1.Band

Ce qu`a vu le vent d`ouest

Debussy

5

Anime et tumultueux

Was der Westwind gesehen hat Pendant zu Voiles : Die leichte Brise hat sich zum Sturm gewandelt. Geht auf ein Gedicht zurück. Die Wut, die Agressivität des Sturmes zeigt sich in den schnellen Noten und wilden Harmonien, Viele Vortragsanweisungen verdeutlichen den Charakter. Das Kontrastspektrum ist enorm. Aber nicht einfache Klangmalerei steht im Mittelpunkt. Der extreme Kontrast zwischen draussen und drinnen. In manchen stellen mit albtraumhafter Schönheit verwirklicht. Das ganze Stück entfaltet sich großteils auf dem Orgelpunkt Fis :

Die inhaltliche und musikalische Spannung tobt zwischen dem Orgelpunkt Fis und C. Melismen verbreitern sich eruptiv zu Ganztonakkorden und zersplittern wieder bis zum Einklang des Orgelpunktes. Der Kontrast von diesem durch Rauheit und Extreme geprägten Prelude zum nächsten könnte kaum größer sein.

La fille aux cheveux de lin

tres calme et doucement expresseif

Das Mädchen mit den flachsblonden Haaren Auch dieses Prelude geht auf eine dichterische Vorlage zurück, auf die gleichnamige Chanson ecossaise aus Leconte. Schon 1882 hatte sich Debussy mit diesem Gedicht beschäftigt und es als Kunstlied in Musik gesetzt.

Keinesfalls sollte dieses Stück zum Salonstück mutieren. Billige Effekte sind auf jeden Fall zu vermeiden. Wichtig bleiben der kühle Schleier, die schlichte Eleganz, das Gespräch „unter vier Augen“, wie Debussy es selbst gern nannte. In pentatonischen Melismen hallen alte schottische Volkslieder nach.

Univ.Prof. Eike Straub Preludes 1.Band

Serenade interrompue

Debussy

6

Moderement anime

Das unterbrochen Ständchen Zeugnis der Liebe von Debussy für Spanien. Manuel de Falla : Zwei Sänger streiten mit ihren Gitarren um die Gunst eines Mädchens, die verborgen hinter ihrem Blumengitter bleibt und das galante Turnier aufmerksam verfolgt.

Vom Tempo auf keinen Fall zu schnell, damit jede Saite wirklich ausschwingen kann. ( quasi guitarra ). Ein Meisterwerk von andalusischem Anmut. Dreiachtel Rhythmus der spanischen Jota. Als tonale Basis die Zigeunertonleiter : F-Ges-A-B-C-Des-E. Das ganze Stück spielt ( ganz im Sinne der Gitarre ) innerhalb drei Oktaven. Ist also in dieser Weise komprimiert auf das Wesentliche. Kontrastreich durchdringen die ruppigen Motive das zärtliche Werben.

La Cathedrale englooutie

Profondement calme

Die versunkene Kathedrale geht auf eine bretonische Legende zurück, die Debussy in Ernest Renans Souvenirs d`enfance et de jeunesse 1883 entdeckte.. Manchmal, so berichtet die Sage, taucht beim ersten Licht des Tages die versunkenen Kathedrale von Ys aus den Fluten des Meeres von Dournaz wieder empor und durch den morgendlichen Nebel erklingt das Geläut der Glocken.

Im Gensatz zum vorigen Prelude spielt die Kathedrale über 7 Oktaven. Alles an dem Stück ist groß, imposant und geheimnisvoll. Dreiteilig die Geschichte und das Prelude. Die Kathedrale kommt aus dem Nebel, taucht auf und versinkt wieder. Auf dem Glockengrund C entsteht eine Hymne.

Univ.Prof. Eike Straub Preludes 1.Band

La Danse Puck

Debussy

7

Capricieux et leger

Pucks Tanz In William Shakespearse Am Midsummer Nights dream treibt ein lustiger Kobold sein Unwesen. Seine Sprünge und Eskarpaden zeichnet Pucks Tanz in einem brillanten Scherzo nach.

Auch hier wieder vom tänzerischen Geist durchsetzt. Aber , wie auch in den anderen Preludes, durchbrochen von anderen Motiven, Kapriolen. Tonale Achse ist Es. Es Dur wird aber fast nie erreicht. Es ist ein schemenhaftes Umspielen.. Thema, wie ganz viele Stücke von Debussy : Prim Sekund Quart – fallendes Intervall. ( Cathedrale ) Einige Orgelpunkte stützen das bunte Treiben.. Saubere Ausführung der Phrasierungen und Artikulationen verbieten eine allzu hastige und virtuose Darstellung – keine zu schnellen Tempi.

Minstrels

Modere

Musikanten knüpft an Galliwogs Cake aus Childrens Corner an. Dieser Tanz war außerordentlich populär und steht so am Ende des ersten Bandes. Gruppen verm. schwarzer Musikanten aus den Frühtagen des Jazz fallen langsam in dieses Prelude ein. Kontraste im Charakter sind essentiell.

Die Groteske hat mit diesem Stück Einzug in die Konzertliteratur gefunden.

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