PROGRAMM - Beethoven Orchester Bonn

January 14, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Musik, Historische Musikwissenschaft
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Wir spielen für Dich!

1. KONZERT IM KANZLERBUNGALOW Mittwoch, 9. November 2011, 20 Uhr

Britische Sichtweisen NASH ENSEMBLE OF LONDON

PROGRAMM

Wir spielen für Dich!

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Foto: Barbara Aumüller

Jede Note Leidenschaft

PROGRAMM

Britische Sichtweisen Alexander Borodin (1833-1887) Streichsextett d-Moll (Fragment) (1860) Allegro Andante Antonín Dvořák (1841-1904) Streichsextett A-Dur op. 48 B 80 (1878) Allegro moderato Dumka (Elegie): Poco allegretto Furiant: Presto Finale: Tema con variazioni: Allegretto grazioso, quasi andantino PAUSE Johannes Brahms (1833-1897) Streichsextett Nr. 1 B-Dur op. 18 (1860) Allegro ma non troppo Andante, ma moderato Scherzo: Allegro molto Rondo: Poco allegretto e grazioso NASH ENSEMBLE OF LONDON Stephanie Gonley Violine Laura Samuel Violine Philip Dukes Viola Scott Dickinson Viola Paul Watkins Violoncello Pierre Doumenge Violoncello

In Kooperation mit

Aus Heidelberger Burschenherrlichkeit: Borodins unvollendetes Streichsextett d-Moll Von den fünf romantischen Komponisten der russischnationalen Schule, die man unter dem Namen „Das mächtige Häuflein“ zusammenfasst, war Borodin der „Dilettant“ – allerdings ein so begabter, dass man es seinen Kompositionen keineswegs anhört. Borodin war der uneheliche Sohn eines russischen Fürsten. Der hohe Herr hatte ihn unter dem Namen eines Leibeigenen ins Taufregister eintragen lassen. Der junge Alexander wuchs unter der Obhut seiner Alexander Borodin

gut betuchten Mutter auf, und das ermöglichte ihm ein

Hochschulstudium. Ab 1850 besuchte er die medizinischchirurgische Akademie seiner Geburtsstadt St. Petersburg. Acht Jahre später wurde er Doktor der Medizin. Später sollte er es beruflich bis zum Professor bringen. Genauso wie die Komponisten-Kollegen Modest Mussorgsky, Nikolai Rimsky-Korsakow, Mili Balakirew und César Cui (die vier anderen Meister der „russischen Fünf“) bildete er sich autodidaktisch zum Komponisten aus. Dies wiederum empfanden er und seine Kollegen keineswegs als Manko: Ihr Ideal war eine Musik aus russischfolkloristischen Quellen, bei deren Hervorbringung akademische Fähigkeiten ihrer Ansicht nach nur störten und das Ideal der Ursprünglichkeit behinderten. Neben seinem Beruf schrieb

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Borodin Sinfonien, Kammermusik und sein Hauptwerk, die Oper „Fürst Igor“, die ihn viele Jahre lang beschäftigte und die letztlich unvollendet blieb.

Heidelberg, Stahlstich um 1850

Nach ersten Erfolgen als Mediziner flammte seine Liebe zur Musik besonders stark auf, als er ab 1859 nach seiner Promotion in Heidelberg weiterstudierte. Hier nutzte er nicht nur die Gelegenheit, im nahen Mannheim Opernaufführungen zu besuchen – er komponierte auch viel. Einige Kammermusikstücke dieser Zeit entstanden auf Anregung privaten Musizierens. Dazu gehört auch das Streichsextett d-Moll, von dem nur zwei Sätze überliefert sind. Borodin schrieb es wahrscheinlich im Jahre 1860 – sicher nicht ahnend, dass sein deutscher Kollege Johannes Brahms gerade selbst mit einem Werk dieser selteneren Gattung der Streicherkammermusik beschäftig war. Borodin sah sein Werk nach eigenen Worten als in der Art von Mendelssohn komponiert. Das Werk ging nach Borodins Rückkehr nach Russland zwei Jahre später verloren und tauchte erst fast

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hundert Jahre später wieder auf – in einem Moskauer Antiquariat. Ursprünglich umfasste die Komposition sicher mehr als die beiden erhaltenen Sätze, in denen sich neben dem angesprochenen Mendelssohn-Einfluss auch russische Nationalidiome finden – so etwa im zweiten Satz, dessen Themenmaterial auf Volksliedern aus Borodins Heimat beruht.

Die Fortsetzung der „Slawischen Tänze“: Dvořák Sextett op. 48 Antonin Dvořák hatte auf seine Entdeckung als Komponist lange warten müssen: 1841 bei Prag als Sohn eines Gastwirtes und Metzgers geboren, konnte er mit 16 Jahren in die Moldaumetropole zum Studium umsiedeln und brachte es nach einigen Jahren immerhin zum Bratscher im Theaterorchester, später zum Organisten an der Antonín Dvořák

Kirche St. Adalbert in Prag.

Doch Dvořák wollte mehr: Ab 1874 bewarb er sich regelmäßig um ein Künstlerstipendium, das von Wien aus bewilligt wurde (das heutige Tschechien gehörte damals bekanntlich zur Donaumonarchie). Unter den Jurymitgliedern waren unter anderem der berühmte Kritiker und Wagner-Gegner Eduard Hanslick und der Komponist Johannes Brahms. Letzterer,

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normalerweise sehr streng mit dem kompositorischen Nachwuchs, setzte sich nicht nur dafür ein, dass dem bis dato unbekannten Böhmen das Stipendium zugesprochen wurde – er sorgte für eine noch bessere Förderung. 1877 empfahl Brahms die Komposition „Klänge aus Mähren“, die Dvořák in Wien eingereicht hatte, seinem Verleger Simrock.

Caspar David Friedrich „Böhmische Landschaft“ (um 1810)

Es wurde eine musikalische Erfolgsgeschichte, die jedoch von persönlichen Schicksalsschlägen überschattet war. 1873 hatte Dvořák geheiratet; 1877 starben seine beiden überlebenden Kinder (eine erste Tochter war schon 1875 bald nach der Geburt gestorben). Die Trauer über diesen Verlust ging in Dvořáks Musik ein: So etwa in das im Oktober 1877 entstandene „Stabat Mater“. 1878 brachte Simrock die „Klänge aus Mähren“ und die erste Folge der „Slawischen Tänze“ mit großem Erfolg. Schon diese ersten Durchbrüche waren eng mit Dvořáks Image als „Böhmischer Musikant“ verbunden – ein Image, das der Komponist bis heute mit sich herumträgt, das allerdings auch

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sicher einen (allerdings wirklich nur einen!) Aspekt seiner Persönlichkeit widerspiegelt. Auch in Dvořáks Streichsextett findet man vieles vom böhmischen Volksidiom. Das Stück entstand mitten in der Hochphase des ersten Erfolges – der kurz nach seiner „Entdeckung“ durch Brahms und die Komposition der „Slawischen Tänze“ op. 46 im Mai 1878 entstand. Dvořák feierte hier sein Böhmentum geradezu – in den Ecksätzen des Stückes mit großer Terzen- und Sextenseligkeit ausschwingender Melodien, in den Mittelsätzen mit ausdrücklichem Bezug auf böhmische Volkstänze (insofern ist op. 48 auch eine kammermusikalische Fortsetzung von op. 46!). Es scheint, als habe der Komponist die große Streicherbesetzung (die ja nie eine so gelehrt-akademische Strenge besaß wie das viel traditionsreichere Streichquartett) absichtlich gewählt, um möglichst locker mit dem volkstümlichen Material umgehen zu können – wobei nicht übersehen werden darf, dass genau diese Elemente auch in Dvořáks Streichquartettschaffen bald eine große Rolle spielen sollten. Auch hier war das Vorbild Brahms wichtig, und vielleicht war die Komposition dieses Werkes sogar als eine Art Reminiszenz der musikalische Danksagung an den deutschen Mentor gedacht: Brahms hatte mit seinen beiden Sextetten gewissermaßen vorgemacht, wie man mit der Sechserbesetzung Kammermusik mit orchestraler Breite schreibt. Das Stück, das 1879 zum ersten Mal in Berlin gespielt wurde und im selben Jahr bereits im Druck erschien, festigte Dvořáks Ruhm endgültig. Zusammen mit den Werken von Brahms gehörte es zu den Klassikern der Gattung und inspirierte noch Arnold Schönberg 1899 zu seinem poetisch aufgeladenen Stück „Verklärte Nacht“.

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Brahms betritt Neuland: Das Streichsextett Nr. 1 Als sich Brahms im Jahre 1858 an ein neues Kammermusikwerk machte, da war er sich – wie so oft – über die Besetzung noch nicht im Klaren. In einem Brief an Clara Schumann kündigte er das Werk noch als „Septett“ an; als er es dann im Jahr darauf zur Durchsicht an den befreundeten Geigenvirtuosen Joseph Joachim schickte, war ein Werk in einer Gattung daraus geworden, der wegen ihres Grenzgangs zwischen Kammer- und Orchestermusik bis heute eine gewisse Exotik anhaftet: ein Streichsextett. Brahms hatte für das Werk wahrscheinlich ein bestimmtes Vorbild: das Sextett des in kammermusikalischen Besetzungen gerne experimentierenden Louis Spohr, das 1850 entstanden war. Viel wichtiger als die Frage nach dem Vorbild ist jedoch die Bedeutung, die dieses Werk in Brahms Œuvre einnimmt: Die beiden Streichsextette, Johannes Brahms, 1853

die innerhalb von sieben Jahren entstanden, sind die

ersten kammermusikalische Komposition ohne Klavierbeteiligung, an die sich der selbstkritische, vom Klavier geprägte Brahms wagte. Wie beim jüngeren Kollegen Dvořák könnte man die Entscheidung zur großen Besetzung als Entschluss auffassen, sich nach und nach zur strengeren Vierstimmigkeit des Quartetts vorzuarbeiten. Es gibt sogar

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Autoren, die die These vertreten, bei den Werken handele es sich lediglich um Übungswerke, mit denen Brahms erste Schritte auf dem Gebiet der „reinen“ Kammermusik habe gehen wollen. Dem steht allerdings die Tatsache entgegen, dass der Komponist nur das, von dem er vollkommen überzeugt war, vor der Vernichtung bewahrte. Das Sextett op. 18 erlebte am 20. Oktober 1860 in Hannover seine Uraufführung. Brahms schrieb mit diesem Werk kein Stück spekulativer, motivisch verdichteter Kammermusik, wie sie später für ihn typisch wurde. Man erkennt eher einen lockeren, wenn auch gediegen entwickelten „Serenadenton“, in dem die Themengedanken nach und nach entfaltet, jedoch wenig durchgeführt werden. Ureigenstes Brahms-Gebiet, das der Variation, kommt im zweiten Satz zur Geltung. Das Thema, das hier in vielen klanglichen Schattierungen verändert wird, hat Brahms selbst „ritterlich“ genannt. Nach einem an Beethoven erinnernden fröhlichen Scherzo versucht der Komponist einen deutlichen Rückgriff auf die formalen Konzepte der Mozart-Zeit: Das Finale ist ein Rondo mit Zwischencouplets und – wieder ganz „brahmsisch“ – einer Temposteigerung am Schluss. Oliver Buslau

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Foto: Hanyu Chlala

Nash Ensemble of London

Nash Ensemble of London, alle Mitglieder

Das umfangreiche Repertoire des in wechselnden Formationen spielenden Nash Ensemble of London reicht von der Klassik bis zur Moderne. Die interessanten und oft außergewöhnlichen Programme, darunter insbesondere die zahlreichen Erstaufführungen zeitgenössischer Werke, finden weltweit große Beachtung. Über 255 Werke, darunter 145 Auftragskompositionen, hat das Nash Ensemble of London bereits uraufgeführt. Das Nash Ensemble gewann zahlreiche Preise, wie z.B. den berühmten Royal Society Music Award der Königlichen Philharmonie und den Kritikerpreis beim Edinburgh Festival. 1994 wurde es zum Kammermusikensemble des Jahres ernannt. Das Ensemble unternimmt regelmäßig große Auslandstourneen und gibt Konzerte in ganz Europa, den USA, in Südamerika, Australien sowie im Mittleren und Fernen Osten. In der

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Wigmore Hall hat das Nash Ensemble eigene Konzertreihen und stellt somit einen bedeutenden Teil des britischen Musiklebens dar. Das breite Repertoire des Nash Ensembles zeigt sich auch in der großen Anzahl an CD-Aufnahmen, die in der Presse jeweils hoch gelobt wurden. Die künstlerische Leiterin des Nash Ensemble of London, Amelia Freedman erhielt zahlreiche Auszeichnungen für ihre Tätigkeiten. Ihr wurden die Titel MBE (Member of the British Empire), CBE (Commander of the British Empire) und FRAM (Fellow of the Royal Academy of Music) verliehen. 1993 wurde sie von der Universität Bath zur Ehrendoktorin für Musik und 1996 vom Präsidenten Frankreichs für ihre Verdienste um die französische Musik zum Chevalier dans l'Ordre National du Mérite ernannt. Im gleichen Jahr erhielt sie von der Worshipful Company of Musicians die Cobbett Gold Medal für ihre Leistungen im Bereich der Kammermusik.

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Musik-Kultur braucht

gute Freunde Wir in Bonn sind stolz auf unser wunderbares Orchester, das zur Spitzenklasse der deutschen Klangkörper zählt und uns immer wieder bei großen Konzerten berührende Momente und unvergessliche Musikerlebnisse schenkt. Davon möchten wir ein wenig zurückgeben: Indem wir zum Beispiel herausragende Einzelprojekte des Orchesters unterstützen und die Konzertpädagogik fördern. Gerade in unserer Zeit braucht Musik-Kultur gute Freunde. Schon ab 50 € Jahresbeitrag heißen wir Sie in unserem Kreis herzlich willkommen und freuen uns über den Beginn einer neuen Freundschaft.

Gesellschaft der Freunde des Beethoven Orchesters Bonn e. V. c/o Kanzlei Bietmann/Kaupert Karl-Carstens-Straße 10, 53113 Bonn Tel. 0228 - 180 5599 Mobil: 0177 - 422 9853 [email protected] www.beethoven-orchester.de/freunde

THEATER- UND KONZERTKASSE Tel. 0228 - 77 8008 Windeckstraße 1, 53111 Bonn Fax: 0228 - 77 5775, [email protected] Öffnungszeiten: Mo - Fr 9.00 - 18.30 Uhr, Sa von 9.00 - 16.00 Uhr Tel. Vorbestellung: Mo - Fr 10.00 - 15.30 Uhr, Sa 9.30 - 12.00 Uhr Kasse in den Kammerspielen Am Michaelshof 9, 53177 Bad Godesberg Tel. 0228 - 77 8022 Öffnungszeiten: Mo - Fr 9.00 - 13.00 Uhr und 14.00 - 18.00 Uhr, Sa 9.00 - 12.00 Uhr

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IMPRESSUM Beethoven Orchester Bonn Generalmusikdirektor Stefan Blunier Wachsbleiche 1 53111 Bonn Tel. 0228 - 77 6611 Fax 0228 - 77 6625 [email protected] www.beethoven-orchester.de Redaktion Markus Reifenberg Brigitte Rudolph Texte Oliver Buslau Gestaltung res extensa, Norbert Thomauske Druck Druckerei Carthaus, Bonn Bildnachweise: Für die Überlassung der Fotos danken wir den Künstlern und Agenturen.

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HINWEISE Wir möchten Sie bitten, während des gesamten Konzertes Ihre Mobiltelefone ausgeschaltet zu lassen. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir Konzertbesucher, die zu spät kommen, nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns darum, den Zugang zum Konzert so bald wie möglich – spätestens zur Pause – zu gewähren. In diesem Fall besteht jedoch kein Anspruch auf eine Rückerstattung des Eintrittspreises. Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwiderhandlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar. Das Beethoven Orchester Bonn behält sich notwendige Programmund Besetzungsänderungen vor.

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