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January 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Darstellende Kunst, Theater
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Abonnement H, 1. Konzert Freitag 04.12.2015 20.00 Uhr · Kleiner Saal Kammermusik des Konzerthausorchesters Berlin STEFAN GIGLBERGER Violoncello JULIANE LAAKE Viola da Gamba BENYAMIN NUSS Klavier und Cembalo DANIEL KURZ Laute

„Überdies bin ich immer fester davon überzeugt, dass die Musik ihrem Wesen nach nichts ist, was man in eine traditionelle und festgelegte Form gießen könnte. Sie setzt sich aus Farben und Rhythmen zusammen.“ CLAUDE DEBUSSY

PROGRAMM Antonín Dvořák (1841 – 1904) Rondo für Violoncello und Klavier g-Moll op. 94 Claude Debussy (1862 – 1918) Sonate für Violoncello und Klavier d-Moll PROLOGUE. LENT SERENADE. MODÉRÉMENT FINALE. ANIMÉ

Joseph Bodin de Boismortier (1689 – 1755) Sonate für Violoncello, Viola da Gamba und Basso continuo D-Dur op. 50 Nr. 3 MODERATO CORRENTE ARIA. AFFETTUOSO MINUETTO CON VARIAZIONI

PAUSE

Fryderyk Chopin (1810 – 1849) Introduction und Polonaise brillante für Violoncello und Klavier C-Dur op. 3 Benyamin Nuss (geb. 1989) Petit Pièce für Violoncello und Klavier op. 6 Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847) Sonate für Violoncello und Klavier D-Dur op. 58 ALLEGRO ASSAI VIVACE ALLEGRETTO SCHERZANDO ADAGIO MOLTO ALLEGRO E VIVACE PREMIUMPARTNER

Mobiltelefon ausgeschaltet? Vielen Dank! Cell phone turned off? Thank you! Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und / oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwiderhandlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar.

Zum Programm Antonín Dvořák: Kleiner Bruder

ANTONÍN DVOŘÁK

Antonin Dvořáks Beziehung zur Bratsche war vielleicht auch „genetisch“ bedingt: Schon sein urmusikalischer Vater, von Hause aus Gastwirt und Metzger, strich das Instrument und trug so später zum Lebensunterhalt der Familie bei. Antonín bewies bereits als Kind seine offensichtliche Begabung und verdiente bis 1871 sein Geld als Bratscher in unterschiedlichen Orchestern – später saß er wie seine Berufskollegen dieses Konzertabends bei den Uraufführungen eigener Stücke eher am Klavier. Von Boismortier, der außer auf dem Cembalo auch auf der Flöte konzertierte, bis zum nachgeborenen Benyamin Nuss vereint der Abend im weitesten Sinne Klavierspieler – die Kompositionen mit Violoncello entstanden meist für befreundete Virtuosen, die nicht selten auch Widmungsträger der Stücke sind. Der Böhme Dvořák stammte aus einfachen Verhältnissen, bekam wegen seines unübersehbaren Talents aber schon als Sechzehnjähriger in Prag ganz gezielt Unterricht. Er studierte einerseits an der Orgelschule und besuchte gleichzeitig eine deutsche Fortbildungsklasse des Franziskanerklosters zu Maria

ANTONÍN DVOŘÁK

Schnee. Dank der tatkräftigen Fürsprache von Johannes Brahms konnte er den Bratschendienst quittieren, von 1874 bis 1878 ebnete ein Staatsstipendium den Weg für eine freischaffende Laufbahn.

KURZ NOTIERT

Zur Entstehungszeit des Cello-Rondos im Dezember 1891 war der Durchbruch längst geschafft. In Europa bekannt und berühmt, stand der Komponist kurz davor, den Sprung nach Amerika zu wagen, wo ihn die gut dotierte Stelle als Direktor des New Yorker New Conservatory of Music erwartete. Zuvor sollte es noch eine Trio-Abschiedstournee mit dem Geiger Ferdinand Lachner und dem Cellisten Hanuš Wihan geben. Er war einer der besten Cellisten seiner Zeit: Hanuš Wihan (1855-1920), ausgebildet in Prag und Petersburg, erhielt schon als 18-Jähriger einen Cello-Lehrauftrag am Mozarteum in Salzburg. Drei Jahre darauf wurde er Solocellist am Berliner Orchester von Benjamin Bilse, 1880 wechselte er in gleicher Position an die Münchner Hofkapelle, wo er Richard Strauss kennenlernte und so beeindruckte, dass dieser ihm mehrere Werke widmete. 1888 kehrte er als Professor an das Prager Konservatorium zurück. Im Konzertsaal begeisterte er nicht nur als Solist, sondern auch mit seinem Streichquartett.

Für diese Programme komponierte Dvořák das Rondo und hob es auch in diesem Rahmen mit dem befreundeten Cellisten aus der Taufe. Bis heute bewahrt es seinen Reiz mit melancholischer Melodienseligkeit, die virtuose Eskapaden und tänzerischen Schwung nicht vermissen lässt. Und auch der Schöpfer war offenbar überzeugt von dem kleinen Werk, er orchestrierte den Klavierpart 1893 in den USA, wo dann in den folgenden Jahren auch der „große Bruder“ des Rondos entstand, das – ebenfalls Wihan zugeeignete – Violoncellokonzert h-Moll op. 104.

Claude Debussy: Nationaler Stolz

CLAUDE DEBUSSY

Als Neunjähriger war Claude Debussy Klavierschüler bei der Schwiegermutter Verlaines gewesen, im Jahr darauf ging er am Pariser Conservatoire in die Klavierklasse von Antoine François Marmontel, 1880 wurde er in die Kompositionsklasse Ernest Girauds aufgenommen. Trotz Kritik sagten alle Lehrer Debussy Erfolge voraus, die auch nicht auf sich warten ließen. 1883 und 1884 erhielt der junge Komponist den begehrten wie umstrittenen RomPreis. Seine Musik schied die Geister und löste neben Begeisterung auch entsetztes Unverständnis aus. Die späte Sonate für Violoncello und Klavier – im Manuskript hatte er ausdrücklich darauf verwiesen, dass dem Klavier nur Begleitfunktion zukommt und das Cello dominiert – erlebte im März 1916 ihre Uraufführung. Ursprünglich sollte sie den Titel „Pierrot fache avec la lune“ (Pierrot hat sich mit dem Mond überworfen) tragen, was Debussy aber letztlich verwarf. Louis Rossor, ein befreundeter Cellist und Interpret des Stückes, hatte behauptete, der Meister habe ihm folgendes Programm anvertraut: „Pierrot erwacht, springt auf und schüttelt seinen Schlaf ab. Er läuft zu seiner Schönen, um ihr ein Ständchen zu bringen. Als diese ihn trotz seines Flehens nicht erhört, tröstet er sich über seinen Misserfolg mit einem Freiheitsgesang“. Debussy jedoch bestritt dies vehement.

CLAUDE DEBUSSY

Der erste Satz hebt majestätisch wie eine französische Ouvertüre des 18. Jahrhunderts an, ist gleichzeitig schwermütig und von einer gewissen Mattheit. Thematische Motive kehren in beiden Folgesätzen wieder, so dass eine große, in sich geschlossene Form entsteht. An die melancholische Commedia dell’arte-Figur des Pierrot wird man im Klavierpart der Sérénade erinnert, einem ironischen Satz im HabaneraRhythmus mit gitarrenähnlichen Glissandi, und auch das Finale bleibt spanisch, wenn die „Iberia“ aus Debussys eigenem Orchesterwerk „Images“ anklingt. Diese Cellosonate war 1915 die erste von sechs für den Verleger Durand geplanten klein besetzten Sonaten, von denen der krebskranke Debussy nur drei verwirklichen konnte. In Europa tobte der Erste Weltkrieg. Die Deutschen breiteten sich überall aus, so auch in der Musik, schimpfte Debussy. Mit einer Rückbesinnung auf die Arbeiten französischer Komponisten des Barock wie Jean-Philippe Rameau und François Couperin wollte er bewusst das Französische betonen – gegen die allgegenwärtige deutsche Spätromantik. So bedienen seine Sonaten nie das akademische viersätzige Schema, sie haben nur drei formal freie Sätze. Poetische Titel und ein eleganter Stil sollten ebenso für die „Grande Nation“ stehen. Auf dem Titelblatt bei Durand stand „Claude Debussy. Musicien français“ – gedruckt in den typischen Lettern des frühen 18. Jahrhunderts eines Rameau und Couperin.

Joseph Bodin de Boismortier: Reichlich Goldstaub

Joseph Bodin de Boismortier war ein Zeitgenosse und Landsmann von Rameau und Couperin, der nicht nur auf ein reiches Œuvre und einige musikalische Lehrwerke, sondern ebenso auf ein bewegtes Leben verweisen konnte. Er war Flötist, Cembalist und Tonsetzer, zudem zeitweise auch Steuereintreiber für die Königliche Tabakgesellschaft. Geboren im lothringischen Thionville, erhielt er in Metz erste musikalische Unterweisungen und kam über höfische Dienste beispielsweise in Nancy und Perpignan schließlich nach Paris. Die Stadt bot ihm – inzwischen EheJOSEPH BODIN DE BOISMORTIER. GEMÄLDE VON mann und Vater – beste MöglichJEAN RANC keiten zur Entfaltung seiner kompositorischen Kunst, zwischen 1724 und 1747 entstanden mehr als einhundert Werke, darunter – 1734 gedruckt – auch die „Six Sonatas pour Violoncello ou Basson et Basso continuo“, von denen die dritte Sonate erklingen wird. „Boismortier, 1691 geboren, traf auf eine Zeit, in der einfache, anspruchslose Musik in Mode war. Der begabte Musiker wusste sich diese Tendenz zu Nutze zu machen und schrieb zahlreiche Airs und Duette für die Massen, gespielt auf Flöten, Violinen, Oboen, Dudelsäcken, Drehleiern etc. (...) Er nutzte die Naivität seiner Kunden aus, so dass man schon über ihn sagte: ‚Glücklich ist Boismortier, aus dessen Feder

JOSEPH BODIN

jeden Monat ohne Anstrengungen eine Air nach Belieben fließt.‘ Boismortier wusste nichts zu antworten als: ‚Ich verdiene Geld‘“, schrieb Jean-Benjamin de La Borde, was zunächst nicht sehr schmeichelhaft klingt. Aber der Kollege fügte hinzu: „Wenn sich jemand die Mühe machen würde, in dieser reichhaltigen Mine zu schürfen, würde er darin so viel Goldstaub finden, um daraus einen Barren zu gießen“.

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Fryderyk Chopin: Überarbeitetes Frühwerk

KURZ NOTIERT

„Das Klavier ist mein zweites Ich!“ – ein Satz, der ohne Einschränkung als Credo für Fryderyk Chopins Leben stehen könnte. Nur ein anderes Instrument spielt in seinen Kompositionen noch eine erwähnenswerte Rolle: das Cello, das er auch in der Sonate g-Moll op. 65 und dem Klaviertrio g-Moll op. 8 bedacht hat. Und wieder waren es Interpreten, die ihn beflügelt (und kurzzeitig vom bloßen Tasteninstrument abgelenkt) hatten. Da war zunächst 1829, noch in der Warschauer Zeit, der Graf Antonin Radziwill, für den und dessen Tochter Wanda die Polonaise brilFRYDERYK CHOPIN 1826. ZEICHNUNG VON ELIZA RADZIWILL lante op. 3 entstand, zu der Chopin bald darauf die Introduktion hinzusetzte. Später gab es noch Josef Merk, einen österreichischen Cellisten (und Widmungsträger des Stücks), und schließlich Auguste-Joseph Franchomme, dem die Sonate von 1846 zugeeignet ist. Josef Merk (1795-1852) war vermutlich der erste Cellist, der Chopin begeisterte. „Merk machte die Musik durch sein Spiel wieder noch schöner, als sie auf dem Notenblatt ist. Es ist so voller Seele. Er ist der einzige Cellist, den ich wirklich respektiere“, hieß es Anfang der 1830er nach einem Konzert. Später wurde Franchomme ein enger Freund und dürfte den illustren Kreis der respektierten Spieler erweitert haben. Mit diesem Cellisten konzertierte Chopin auch und beide schrieben gemeinsam ein Grand Duo concertant E-Dur nach Meyerbeers Oper „Robert der Teufel“, das unter beider Namen veröffentlicht wurde.

FRYDERYK CHOPIN

Geboren in der Nähe von Warschau, ließ Chopin sich 1831, nachdem er auf einer Reise von der Revolution in Polen erfahren hatte, 21jährig in Paris nieder. Damals hatte er sich als blutjunger Ausnahme-Pianist schon in Polen und Wien einen Namen gemacht – mit Glück, einflussreichen Freunden und dem passenden Naturell und Auftreten fand er schnell Zugang zu den wichtigen Salons und der obersten Gesellschaft der Stadt. Kulturbeflissene Aristokraten schmückten sich gern mit dem Tastenzauberer – 1829 folgte er einer Einladung des Fürsten Radziwill auf dessen Jagdschloss in der Provinz Posen. „Ich habe ihm eine alla polacca mit Violoncello geschrieben. Nichts außer Blendwerk darin, für den Salon, für die Damen, – siehst Du, ich wollte, dass die Prinzessin Wanda es lernt, ich gab ihr quasi in dieser Zeit Unterricht.“ Nichtsdestotrotz führte auch der Komponist das Stück gern auf. Zuerst war in Chopins op. 3 das Klavier der eindeutig führende Part, was die Cellisten dazu veranlasste, eigene Bearbeitungen zu versuchen, um ihre virtuosen Fähigkeiten besser vorführen zu können. Schließlich nahm sich auch Chopin, nachdem er 1833 in Paris Franchomme begegnet war, sein Opus noch einmal vor und erstellte mit Unterstützung des Freundes eine überarbeitete Version – nun lagen beide Instrumente in dem vitalen und brillanten Wurf auf Augenhöhe.

Benyamin Nuss: Ruhig und träumerisch

BENYAMIN NUSS

Benyamin Nuss – er ist auf das Jahr genau 300 Jahre jünger als Boismortier – beweist in diesem Konzert live seinen pianistischen Rang. Er stammt aus einer Musikerfamilie und hat von Kindesbeinen an vorgeführt, dass er in „normalen“ Konzerten viel Gespür für impressionistische, romantische und klassische Töne mitbringt. Die Reihe der Preise, Auszeichnungen und Stipendien kann sich sehen lassen. Aufsehen erregte der junge Pianist aber vor allem mit seinem 2010 erschienenen Debütalbum „Benyamin Nuss plays Uematsu“ bei der ehrwürdigen Deutschen Grammophon, auf dem er Werke des japanischen Videospielkomponisten Nobuo Uematsu interpretiert. Für ihn gibt es keine Zweifel: „Videospielmusik ist die logische Fortsetzung klassischer Meister.“ Ausverkaufte Konzerte und begeisterte Fans bei der anschließenden Tournee geben ihm Recht. Sein Petit Pièce komponierte er im September des vergangenen Jahres. „Ich wollte für einen Abend, den ich mit einer Duopartnerin am Cello spielte, noch in kürzester Zeit eine Zugabe komponieren. Das Stück ist sehr impressionistisch angehaucht, zum Teil mit Klängen, die manchmal an Messiaen oder Debussy erinnern, oder an den Jazz. Das Programm mit der Cellistin war ein ziemlich wildes und verrücktes Programm, deswegen wollte ich die Leute mit etwas Ruhigem und Träumerischem nach Hause schicken.“

Felix Mendelssohn Bartholdy: Geballte Leidenschaft

Auch Felix Mendelssohn Bartholdy war mit dem Pariser Cellisten Franchomme befreundet, seine zweite Cello-Sonate op. 58 jedoch ist dem russischen Grafen Mateusz Wielhorski zugeeignet, einem herausragenden Instrumentalisten europäischen Ranges, der zudem in Petersburg als Mäzen und beschlagener Musikkenner einen renommierten Kammermusiksalon veranstaltete. Wegen seiner hochgestellten gesellschaftlichen Position wurde er allerdings bei der Uraufführung der Sonate durch Carl Wittmann, einen Wiener Cellospieler, „vertreten“. FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY. GEMÄLDE VON EDUARD Seit dem Frühjahr 1841 arbeitete MAGNUS, 1846 der Gewandhauskapellmeister Mendelssohn an seiner zweiten Cellosonate, und sie sollte ihn länger als zwei Jahre beschäftigen, bevor sie 1843 – und damit fünf Jahre nach dem Schwesternwerk – erschien. Es war eine für den Komponisten schwierige und aufreibende Zeit, weil er zwischen Leipzig und Berlin pendeln musste – möglicherweise sind Teile des Werkes tatsächlich in der Eisenbahn entstanden. König Friedrich Wilhelm IV. plante, Berlin zur Kulturhauptstadt des deutschsprachigen Raumes zu machen. Dabei sollte Mendelssohn etwa die Reformierung der Königlichen Akademie der Künste voranbringen – letztlich scheiterten die hochfliegenden Pläne an der höfischen Bürokratie und der Unentschlossenheit des Monarchen. Der nunmehr auch

FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY

KURZ NOTIERT

Preußische Generalmusikdirektor Mendelssohn ging nach Leipzig zurück und gründete hier am Gewandhaus das Konservatorium, wo neben ihm beispielsweise auch Robert und Clara Schumann unterrichteten. Tatsächlich war die Musikerschmiede für etwa vierzig Jahre gewissermaßen im Gewandhaus, genauer in einem Hofgebäude, beheimatet. Das änderte sich erst, als das Gewandhausorchester 1885 in einen neuen Konzertsaal umzog. Nun wurde über ein eigenes Domizil für die Lehranstalt nachgedacht – realisiert wurde es in der Grassistraße und wieder in der Nähe des Gewandhauses in einem von Hugo Licht entworfenen Gebäude, das 1887 eröffnet werden konnte. Bis heute wird die Zusammenarbeit beider Institutionen sehr ernst genommen.

Die Berliner Zeit, in der er häufig bei seinem Bruder Paul – einem respektablen Cellisten – unterkam, brachte jedoch die Begegnung mit Wielhorski. Offenbar hatte er mit diesem die Sonate gespielt und war angetan von seinem Können, da er sie sich „gleich beim ersten Blick ganz zu eigen“ gemacht und „vom Blatt gespielt“ hätte. Wielhorski wiederum dankte für die „erhabene Sonate, die sie die Güte hatten, mir zu widmen“ und gab an, dass er „aufs Genaueste den tiefen Eindruck bewahren“ wolle, den er erhielt, „als ich sie begleitet habe …“ Auch bei der ersten öffentlichen Aufführung der Sonate im November 1843 am Leipziger Gewandhaus spielte Mendelssohn das Klavier. Das leidenschaftliche Werk scheint etwas von den Spannungen und Aufregungen der Zeit wiederzugeben. Auch wenn es das traditionelle Schema bedient, verhehlt es nicht den romantischen Überschwang. Am bemerkenswertesten ist das auf das geschwinde Intermezzo des zweiten Satzes folgende Adagio, in dem sich der arpeggierte Klavierchoral und ein rührendes Cellorezitativ abwechseln und an Oratorien und Bach gemahnen.

FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY

Und so wie weiter vorn von Debussys Selbstbewusstsein die Rede war, soll hier am Schluss Ferdinand Hiller das Wort zu Mendelssohn haben: „Seine Bescheidenheit erreichte manchmal, besonders im Glanz des Weltruhmes, absurde Formen. Er verbot, auf Programme sein Porträt zu drucken; er erlaubte nicht, dass seine zweite Cello-Sonate ‚Grande Sonate‘ vom Verleger genannt werde …“

Im Porträt STEFAN GIGLBERGER studierte an der Musikhochschule München und an der Saarbrücker Musikhochschule. Er gewann Preise bei Wettbewerben sowie verschiedene Stipendien, unter anderem der European Mozart Foundation in Prag. Konzerte gab er im In- und Ausland, so beim Schleswig-Holstein Musik Festival und im Théâtre des Champs-Elysées. Als Solist konzertierte er unter anderem mit der Mährischen Kammerphilharmonie, den Münchner Sinfonikern und dem Münchner Kammerorchester. Seit 1997 ist er Solo-Cellist des Konzerthausorchesters Berlin. JULIANE LAAKE studierte Viola da gamba bei Hille Perl an der

Hochschule für Künste Bremen sowie bei Philippe Pierlot am Königlichen Konservatorium von Den Haag. Die Preisträgerin des Internationalen Telemannwettbewerbs Magdeburg konzertierte beim Leipziger Bachfest und zahlreichen anderen renommierten Festivals für Alte Musik unter anderem in Utrecht, Kopenhagen, Stockholm, Zürich, Tel Aviv und Sydney und arbeitet regelmäßig mit Ensembles wie der Lautten

IM PORTRÄT

Compagney, Weser-Renaissance und der Akademie für Alte Musik Berlin sowie mit Solisten wie Hille Perl, Harry van der Kamp und Dorothee Mields zusammen. Juliane Laake unterrichtet sowohl Anfänger als auch nach deren Erwerb der ersten Kenntnisse in einem Schülerconsort im Raum BerlinPotsdam. BENYAMIN NUSS

Der in Bergisch-Gladbach geborene Benyamin Nuss studierte an der Musikhochschule Köln/Aachen bei Ilja Scheps. Erste Preise erhielt er unter anderem beim internationalen Wettbewerb „Prix d’amadeo de piano“ (2006) sowie ein Stipendium der Hochbegabtenstiftung „Best of NRW“. Rolando Villazón stellte ihn in der TV-Produktion „Die Stars von Morgen“ dem europäischen Publikum vor. Im In- und Ausland konzertierte Benyamin Nuss seitdem als Solist mit renommierten Orchestern. 2014 standen Konzerte mit dem London Symphony Orchestra im Barbican Center London, zwei Solo-Konzerte beim Davos Festival sowie eine umfangreiche Chinatournee auf dem Programm. Benyamin Nuss ging 2015 zum zweiten Mal in China auf Tournee und reiste Ende August mit dem japanischen Dirigenten Kazuki Yamada und Gershwins Rhapsody in Blue und Ravels Klavierkonzert in G-Dur durch Japan, und er tritt beim Piano Festival Biarritz mit einem japanischen Programm auf. Beim Konzerthausorchester war er schon 2013 unter Wayne Marshall mit einem Bernstein-Programm zu Gast. DANIEL KURZ studierte klassische Gitarre an der Hochschule

für Musik Hanns Eisler bei Rainer Feldmann und Laute bei Wolfgang Katschner an der Musikhochschule Dresden „Carl Maria von Weber“ sowie in Frankfurt/Main bei Sigrun Richter am Konservatorium „Dr. Hoch‘s“. Später absolvierte er

IM PORTRÄT

ein Studium bei Hopkinson Smith an der Schola Cantorum Basiliensis in der Schweiz. Er gründete das Lautenduo „Campanella“ und das Ensemble „Celeste Sirene“. Beide Ensembles erhielten mehrfach Preise. Er ist Mitglied in verschiedenen Ensembles für Alte Musik und wirkte bei zahlreichen Konzert- und Opernproduktionen im In-und Ausland als Solist und Continuospieler mit. Er spielte unter anderem beim Thüringer Musiksommer, den Musikfestpielen Potsdam, den Arolser Festspielen, den Musikfestspielen Uckermark und den Internationalen Basler Lautentagen. Daniel Kurz lebt und arbeitet als freischaffender Musiker und Pädagoge in Berlin.

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