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January 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Darstellende Kunst, Theater
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sinfoniekonzert

Modest Mussorgskij Sergej Prokofjew Agunda Kulaeva Mezzosopran Vladislav Sulimsky Bass-Bariton Tschechischer Philharmonischer Chor Brno Gürzenich-Orchester Köln Dmitrij Kitajenko Dirigent

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sinfoniekonzert

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29. Nov 15, 11 Uhr, 30. Nov/01. Dez 15, 20 Uhr Kölner Philharmonie

Modest Mussorgskij/Dmitrij Schostakowitsch Vorspiel zur Oper »Chowanschtschina«  5’ Andante tranquillo Modest Mussorgskij/Edison Denisov »Pesni i pljaski smerti« (»Lieder und Tänze des Todes«) für Bass-Bariton und Orchester  22’ Kolybel’naja (Wiegenlied) Serenada (Serenade) Trepak Polkovodec (Der Feldherr) Pause Sergej Prokofjew »Alexander Newskij« – Kantate für Mezzosopran, Chor und Orchester op. 78  1. Rus’ pod igom mongol’skim (Russland unter dem Mongolenjoch) 2. Pesnja ob Aleksandre Nevskom (Lied über Alexander Newskij) 3. Krestonoscy vo Pskove (Die Kreuzritter in Pskow) 4. Vstavajte, ljudi russkie (Steht auf, ihr Russen) 5. Ledovoe poboišcˇe (Die Schlacht auf dem Eis) 6. Mërtvoe pole (Das Feld der Toten) 7. V’ezd Aleksandra vo Pskov (Alexanders Einzug in Pskow)

Agunda Kulaeva Mezzosopran Vladislav Sulimsky Bass-Bariton Tschechischer Philharmonischer Chor Brno Einstudierung: Petr Fiala Gürzenich-Orchester Köln Dmitrij Kitajenko Dirigent So 10 Uhr und Mo + Di 19 Uhr Konzerteinführung mit Hartmut Lück

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Bilder und Klänge aus Russland Hartmut Lück

Das heutige Konzert bietet ein rein russisches Programm, zwar drei völlig unterschiedliche Werke, aber doch mit gewissen Gemein­ sam­keiten. Dies betrifft schon die historischen Hintergründe des Vorspiels zur Oper »Chowanschtschina« von Modest Mussorgskij (1839–1881) und der Kantate »Alexander Newskij« von Sergej ­Prokofiew (1891–1953), die jeweils weit in die Geschichte Russlands zurückweisen, gleichwohl aber doch ebenso Bezüge zur Gegenwart offenbaren. Aber auch das dritte, im Zentrum stehende Werk, die »Lieder und Tänze des Todes« von Mussorgskij, ist Indiz einer ­illusionslosen Lebenseinstellung, wie sie typisch ist für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die humanistischen Ideale der Aufklärung, die noch Ludwig van Beethoven beflügelt hatten, immer mehr der Skepsis wichen, ob diese Ideale überhaupt erreichbar seien.

Modest Mussorgskij * 21. März 1839 in Karewo (Russisches Kaiserreich) † 28. März 1881 in St. Petersburg Vorspiel zur Oper »Chowanschtschina« Entstehungsjahre: 1872–1880, Komposition nicht beendet; unter anderem durch Nikolaj Rimskij-Korsakow und Dmitrij ­Schostakowitsch komplettiert. Uraufführung: Am 21. Februar 1886 im St. Petersburger Privat­ theater Kononow in der Fassung von Nikolaj Rimskij-Korsakow bzw. am 25. November 1960 in Leningrad, in der überarbeiteten ­Fassung Dmitrij Schostakowitschs. Erstmalige Aufführung durch das Gürzenich-Orchester im heutigen Konzert. Besetzung 3 Flöten, 3 Oboen (3. auch Englischhorn), 3 Klarinetten, 3 Fagotte (3. auch Kontrafagott), 4 Hörner, Pauken, Schlagzeug, Glockenspiel, Celesta, Klavier, 2 Harfen, 14 Erste Violinen, 12 Zweite Violinen, 10 Bratschen, 8 Violoncelli

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Modest Mussorgskij im Jahr 1881, Porträt von Ilya Repin

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Die historischen Hintergründe deuten jeweils auf krisenhafte Phasen der Geschichte Russlands: im 13. Jahrhundert hatte das ursprüngliche Zentrum der Einheit Russlands, das Kiewer Reich, seine Vormacht verloren, das spätere Zentrum Moskau aber seine Bedeutung noch nicht erlangt; zudem war der größte Teil Russlands durch die Mongolen unter Dschingis Khan besetzt oder mindestens ­tributpflichtig. Auch das im Nordwesten gelegene Nowgorod, später ­Hansestadt, hatte sich eine nur relative Unabhängigkeit von den Mongolen durch Wohlverhalten erkauft, sah sich aber den Angriffen des deutschen Schwertritterordens ausgesetzt, der bereits die Stadt Pskow besetzt hatte. In dieser Situation spielt die Geschichte von Alexander Newskij aus der Kantate von Prokofiew. Mussorgskijs »Chowanschtschina« wiederum geht auf den Ausgang des 17. Jahrhunderts zurück, auf die Machtanmaßungen der »Strelitzen«, einer Art Moskauer Nationalgarde unter Führung von Iwan Chowanskij, deren politische Basis erst der gerade zur Macht gekommene Zar Peter I., der »Große«, durch einen blutigen Handstreich beendete. Beide Ereignisse aus dem 13. wie aus dem 17. Jahrhundert haben jedoch eins nicht geändert: das Schicksal des unter feudaler Unterdrückung leidenden russischen Volkes. Das ist zwar bei »Alexander Newskij« kein direkt angesprochenes Thema, wohl aber in der Oper von Mussorgskij, die ihren Zuschauern illusionslos den Eindruck vermittelt, dass sich – egal ob unter Fürst Chowanskij oder unter Zar Peter I. – für die Volksmassen gar nichts ändert. Und diese Haltung des Ausgeliefertseins spricht auch aus Mussorgskijs ­Liederzyklus: der Tod hat verschiedene Ursachen, das Ergebnis aber ist unabänderlich. So entsteht ein latenter Zusammenhang der drei Werke des heutigen »komponierten« Konzerts. Feudale Machtspiele Wird im Russischen dem Wortstamm eines Personennamens die Endung »-schtschina« angehängt, so ist die Bedeutung extrem ­pejorativ. Wenn also aus dem Namen Chowanskij eine »Chowanscht­ schina« wird, so bedeutet das etwa so viel wie »das ChowanskijUnheil« oder »die Chowanskij-Schweinerei«. In Mussorgskijs gleichnamiger Oper bezieht sich dies auf Fürst Ivan Chowanskij und dessen Sohn Andrej, die führenden Figuren der »Strelitzen«; als weitere Konfliktebene der Oper spielt der Gegensatz zwischen dem Reformpatriarchen Nikon und den sogenannten »Altgläubigen«, den »Raskolniki«, eine Rolle, doch ist die Zuordnung der handelnden Personen zu den Lagern »konservativ« oder »fortschrittlich« überhaupt nicht eindeutig, daraus eben resultiert die pessimistische Einstellung des Komponisten, dass sich eigentlich gar nichts ändere. Der Begriff »Chowanschtschina« geht übrigens auf Zar Peter I., den

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»Großen«, zurück, der die Machenschaften dieser Gruppe gnadenlos beendete, indem er hunderte von Strelitzen hinrichten ließ. Mussorgskij konnte seine Oper, an der er von 1872 bis 1880 ­arbeitete, nur im Particell, also einem Partiturentwurf, beenden, die Orchestrierung erfolgte nach seinem Tode auf ganz unterschiedliche Weise, einmal durch Nikolaj Rimskij-Korsakow, der zudem Mussorgskijs Dramaturgie entscheidend veränderte, nicht zum Vorteil des Werkes, zum anderen durch Dmitrij Schostakowitsch. Im heutigen Konzert erklingt das Vorspiel in der Fassung des letzteren. Dieses Vorspiel, betitelt auch als »Morgendämmerung über der Moskva«, verrät von den folgenden Konflikten noch nichts, es ist ein ruhiges, sehr melodisch geprägtes Stimmungsbild, in dessen Mittelteil die Glocken der russischen Hauptstadt machtvoll zu hören sind, bevor die (scheinbar) heitere Morgenstimmung wiederkehrt. Mussorgskijs Oper erklang in der Rimskij-Fassung zuerst am 21. Februar 1886 in St. Petersburg, in Schostakowitschs Fassung am 25. November 1960 in Leningrad (das seit 1993 wieder, in der russischen Schreibung, »Sankt-Peterburg« heißt).

Hinrichtung der Strelitzen durch Zar Peter I. Gemälde von Wassili Iwanowitsch aus dem Jahr 1881

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Ein Tänzchen mit dem Sensenmann Die »Lieder und Tänze des Todes« von Modest Mussorgskij

Mussorgskij komponierte seinen Liederzyklus »Pesni i pljaski smerti« (»Lieder und Tänze des Todes«) wenige Jahre vor seinem Tode zunächst als Werk für Stimme und Klavier; die Texte stammen von dem befreundeten Autor Arsenij Golenischtschew-Kutusow ­(1848–1913). Als erstes entstand »Trepak«, kurz darauf »Kolybel’naja« (»Wiegenlied«) und »Serenada«, alle im Frühjahr 1875; »Polkovodec« (»Der Feldherr«) folgte erst 1877. Der Komponist plante selbst eine Orchestrierung des Werkes, dazu kam es aber nicht mehr, und die erste Orchesterfassung entstand nach dem Tode Mussorgskijs durch Alexander Glasunow und Nikolaj Rimskij-Korsakow, die auch die chronologische Reihenfolge beibehielten, da der Komponist selbst sich dazu nicht geäußert hatte. Bei späteren Aufführungen wanderte dann der »Trepak« (das Wort bezeichnet einen russischen Volkstanz) an die dritte Stelle, während der dramatisch zugespitzte »Feldherr« immer am Schluss stand. Diese Reihenfolge wählte auch Dmitrij Schostakowitsch für seine Orchesterfassung 1962 und nach ihm ebenso Edison Denisov (1929–1996) für seine heute erklingende Fassung, die im Jahre 1983 entstand und ihre Quasi-Uraufführung durch die erste Schallplattenaufnahme im Jahre 1985 erlebte (Jewgenij Nesterenko, Bass, und das Sinfonieorchester des Kulturministeriums unter Gennadij Rozhdestwenskij). Die Lieder beschreiben jeweils eine Situation der Begegnung mit dem Tod: eine Mutter mit ihrem kranken Kind im »Wiegenlied«, eine kranke junge Frau in der vom Tod angestimmten »Serenade«, ein im Schnee erfrierender Bauer im »Trepak« und, als schauriger ­Höhepunkt, der Tod als größter Feldherr auf dem von Leichen übersäten Schlachtfeld, als einziger Sieger aller Kriege. Mussorgskij orientierte sich bei seiner Melodiebildung am Sprachduktus, dies erschien ihm als das einzig Angemessene und Realistische. Das Ergebnis ist entsprechend vielfältig. Im Wiegenlied endet der Refrain »bajuschki, baju, baju« (entspricht etwa dem deutschen »eia popeia«) immer wieder auf der unteren Mollterz, erst das allerletzte endet kurz und knapp auf dem Grundton, wie ein letzter Herzschlag. In der »Serenade« umschmeichelt der Tod das Mädchen, bis er der Sterbenden höhnisch nachruft: »Ty moja!« »Du bist die meine!«) Im »Trepak« gibt es mehrfach bewegte tänzerische Ansätze, die aber immer wieder verebben, und »Der Feldherr« beobachtet

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»Basler Totentanz«, Aquarell von Johann Rudolf Feyerabend aus dem Jahr 1806

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geradezu gierig das Massensterben, bis er mit giftigem Sarkasmus seinen Sieg feiert: »... Eure Knochen (werden) auf alle Ewigkeit nie mehr ihr Grab verlassen; ihr kehrt nie wieder zur Erde zurück!« ­Diese völlig desillusionierte Einstellung – zuvor besangen viele Komponisten das soldatische Heldentum – wird wenig später ­Gustav Mahler weiterführen in den Soldatenliedern aus seinen ­Gesängen nach »Des Knaben Wunderhorn«, vor allem in »Revelge« und »Der Tamboursg’sell«. Edison Denisov, einer der führenden Vertreter der russischen Avantgarde der 1960er und 1970er Jahre, verabschiedet sich mit seiner Orchestrierung vom spätromantischen Klangbild eines Rimskij-Korsakow und auch eines Schostakowitsch; tiefe Holzbläser wie Fagott oder Bassklarinette treten hervor, Streicher übernehmen zuweilen die Rolle eines eher hohlen Pathos, und die letzte Silbe des triumphalen Schlussgesanges reißt, im Gegensatz zu den ­früheren Fassungen, kurz ab. Denisov zeichnet sozusagen das ­Zukunftspotential der Musik Mussorgskijs, und dies auf eine immer wieder geradezu verstörende Weise.

Modest Mussorgskij * 21. März 1839 in Karewo (Russisches Kaiserreich) † 28. März 1881 in St. Petersburg »Pesni i pljaski smerti« (Lieder und Tänze des Todes) für Bass-Bariton und Orchester Entstehungsjahre: 1875–1877, unter anderem von Dmitrij ­Schostakowitsch und Edison Denisov orchestriert. Uraufführung: Am 12. November 1962 in Gorki in der Fassung Dmitrij Schostakowitschs. Das Uraufführungsdatum der Orchestrie­ rung von Edison Denisov ist nicht zu ermitteln. Vom GürzenichOrchester zuletzt aufgeführt am 2. November 1997 mit der Solistin Olga Borodina unter James Conlon. Besetzung 2 Flöten (2. auch Piccolo), 2 Oboen, 3 Klarinetten (3. auch Bassklarinette), 1 Alt-Saxophon, 2 Fagotte, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, 1 Tuba, Pauken, Schlagzeug (Glocken, Glockenspiel, Vibraphon, Xylophon), 2 Harfen, Celesta, Klavier, 14 Erste Violinen, 12 Zweite Violinen, 10 Bratschen, 8 Violoncelli, 6 Kontrabässe

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Die Schlacht auf dem Eis: Sergej Prokofjews Kantate »Alexander Newskij«

Alexander (1220–1263) war Fürst von Nowgorod; den Beinamen »Newskij« erhielt er, nachdem er im Jahr 1240 ein Heer schwedischer Eindringlinge an der Newa (dem Fluss durch die spätere Stadt St. Petersburg) besiegt hatte. Nachdem der aggressiv nach Osten vorrückende deutsche Schwertritterorden die russische Stadt ­Pskow erobert hatte und auch schon Streifzüge bis in die Nähe von Nowgorod unternahm, sammelte Alexander ein Heer mehrerer russischer Fürstentümer und lockte die Kreuzritter am 5. April 1242 auf den zugefrorenen Peipussee (heute die Grenze zwischen Estland und Russland), wo sein Heer dem Ritterorden eine vernichtende Niederlage zufügte, unterstützt noch durch die Natur, denn der beginnende Frühling ließ das Eis brüchig werden, so dass viele Ordensritter mit ihren Pferden ins eiskalte Wasser stürzten und jämmerlich ertranken.

Sergej Prokofjew * 23. April 1891 in Jekaterinoslaw † 05. März 1953 in Moskau »Alexander Newskij« – Kantate für Mezzosopran, gemischten Chor und Orchester op. 78, nach einem Text von Sergej Prokofjew und Vladimir Alexsandrovic ˇ Lugovskoj Entstehungsjahre: 1938–1939 Uraufführung: Am 17. Mai 1939 in Moskau mit den Moskauer Philharmonikern und der Sopranistin Valentina Gragina unter der Leitung von Sergej Prokofjew. Vom Gürzenich-Orchester zuletzt aufgeführt am 27. Juni 1984 unter Yuri Ahronovitch. Besetzung 3 Flöten (3. auch Piccolo), 3 Oboen (3. auch Englischhorn), 3 Klarinetten (3. auch Bassklarinette), 1 Tenor-Saxophon, 3 Fagotte (3. auch Kontrafagott), 4 Trompeten, 3 Posaunen, 3 Hörner, 1 Tuba, Pauken, Schlagzeug (Triangel, Holztrommel, kleine und große Trommel, Maracas, Becken, Tamtam, Glocken, Glockenspiel, Xylophon), 2 Harfen, 16 Erste Violinen, 14 Zweite Violinen, 12 Bratschen, 10 Violoncelli, 8 Kontrabässe

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Sergej Prokofjew und der Filmregisseur Sergej Eisenstein im Studio bei Besprechungen zur Kantate »Alexander Newskij«

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Dies ist der historische Hintergrund des im Jahre 1938 entstan­ denen Films »Alexander Newskij«; Regie führte Sergej Eisenstein, weltberühmt geworden durch seinen Stummfilm aus dem Jahre 1925 »Panzerkreuzer Potëmkin« über den Matrosenaufstand der zaristischen Schwarzmeerflotte im Jahre 1905 in Odessa. »Alexander Newskij« passte 1938 genau in die politische Landschaft vor dem 2. Weltkrieg, als die Sowjetunion sich durch Adolf Hitlers »Drang nach Osten« bedroht fühlte. Die historische Parallele war offensichtlich, und der patriotische Zug des Films trug dem zuvor umstrittenen Eisenstein das Lob Stalins ein, er sei »doch ein recht guter Bolschewik«. Eisenstein nun bat den Komponisten Sergej Prokofiew um die ­Filmmusik, und es entwickelte sich eine ausgezeichnete Zusammen­ arbeit, die sogar so weit ging, dass nicht nur Musik zu den Film­ sequenzen entstand, sondern auch Sequenzen nach der bereits komponierten Musik – ein Novum in dieser Branche. Eisenstein schwärmte von der Zuverlässigkeit Prokofiews, der nach dem ­Ansehen des Rohschnitts innerhalb einer Nacht die Musik kom­ ponierte – und die Art und Weise, wie er Visuelles geradezu ­idealtypisch in Musikalisches umsetzte, verblüffte den Regisseur: »Nicht die Willkür des Pinsels, sondern die Unbestechlichkeit des Objektivs erscheint in seinen Händen.« Prokofiew nutzte dabei auch aufnahmetechnische Momente wie die Mikrofonstellung und die Beweglichkeit der Musiker im Aufnahmeraum, die entweder aus weiter Ferne zu hören sein sollten oder derart nah an die ­Mikrofone traten, dass der Ton überzeichnet und damit verzerrt wurde. Der fertige Film wurde ein großer Erfolg, aber zunächst nur für kurze Zeit, denn nach dem Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 verschwand der nun »unpassende« Film erst mal in der Schublade – um nach Hitlers Überfall auf die UdSSR 1941 sogleich wieder hervorgeholt zu werden. Vorher bereits hatte Prokofiew aus der Filmmusik eine knapp ­dreiviertelstündige Kantate für Mezzosopran, gemischten Chor und Orchester extrahiert, die wesentliche Partien wie in einer sinfonischen Form gruppiert. Ähnlich der dramatischen Sinfonie »Roméo et Juliette« von Hector Berlioz wird auch hier der Inhalt mehr oder weniger als bekannt vorausgesetzt; einzelne Szenen erzählen nicht den Inhalt nach, sondern folgen nach musikalischen Prinzipien ­aufeinander. Prokofiews Kantate enthält sieben Sätze. Der rein ­instrumentale 1. Satz »Russland unter dem Mongolenjoch« zeigt durch die lang gehaltenen Töne der Holzbläser nicht nur die Situation der Unterdrückung, sondern auch bereits die einsame Landschaft, die später Schauplatz des Kampfes sein wird. Im 2. Satz »Lied über

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Alexander Newskij« rühmt der Chor dessen Heldentaten. Der 3. Satz »Die Kreuzritter in Pskow« zeigt musikalisch nun nicht mehr den an russische Volksmusik angelehnten Wohllaut, sondern schrille Dissonanzen, die, wie Prokofiew selbst äußerte, die Vorstellung ­eines mittelalterlichen Aggressors besser vermitteln konnten als irgendeine Anknüpfung etwa an gregorianische liturgische Musik. Der Chor singt einen lateinischen Text, der zwar nicht sinnlos ist, vom Komponisten und seinem Mitautor V. A. Lugowskoj aber hauptsächlich wegen des rein Phonetischen Klanges ausgewählt wurde. Der heftig bewegte 4. Satz »Steht auf, russische Menschen«, ebenfalls für Chor und Orchester, ist der Appell zur Kampfbereitschaft. Im 5. und längsten Satz der Kantate »Die Eisschlacht« findet nun das zentrale Ereignis statt, der Kampf des russischen Heeres ­gegen die Reiter des Kreuzritterordens. Interessant übrigens, dass diese lange Szene im Film fast wie eine Ballettinszenierung wirkt, in der die beiden Streitmächte in immer neuen Konstellationen ­gegen- und umeinander geführt werden; Eisenstein greift hier ­deutlich seine filmgeschichtlich revolutionären Bildeinstellungen aus dem »Panzerkreuzer Potëmkin« auf. Das ist auch in der rein musikalischen Fassung der Kantate noch herauszuhören. Im langsamen, klagenden 6. Satz »Das Totenfeld« erklingt das Mezzosopransolo, versinnbildlichend eine junge Frau, die nach dem Ende der Schlacht unter den Leichenbergen auf dem See ihren ­Geliebten sucht. Der abschließende 7. Satz »Einzug Alexanders in Pskow« wiederum für Chor und Orchester feiert den Sieg des russischen Heeres und den Einzug des Feldherrn Alexander in die nun wieder befreite Stadt Pskow. Prokofiew betonte die sinfonische Gesamtform der Kantate durch verschiedentliche thematische ­Entsprechungen zwischen den einzelnen Sätzen und die Positio­ nierung der Schlachtszene als quasi Durchführung des Sonatenkonzepts. Die Uraufführung des Werkes fand am 17. Mai 1939 ­unter der Leitung des Komponisten statt; unabhängig von den ­aktuellen Bezügen hat sich das Werk nach dem Kriege auch international als sehr erfolgreich erwiesen, weil es eine letztlich von ­jedem nachvollziehbare Lebenssituation musikalisch überzeugend und auch überaus geschickt im Einsatz der Mittel darstellt.

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»Lieder und Tänze des Todes« von Modest Mussorgskij nach Texten von Arsenij Golenišcˇev-Kutuzov (1848–1913) Kolybel’naja (Wiegenlied) Das Kind stöhnt … Eine Kerze wirft flackernd ein mattes Licht. Die ganze Nacht durch schaukelt die Mutter die Wiege und kommt selbst nicht zur Ruhe. Im ersten Morgengrauen klopft behutsam der mitleidige Tod an die Tür! Die Mutter fährt zusammen, blickt sich erschauernd um … »Fürchte dich nicht, gute Frau! Schon schaut bleich der Morgen ins Fenster … Du hast geweint, gewacht, gebetet und bist ganz erschöpft. Schlummere ein wenig, ich wache für dich. Du hast das Kind nicht beruhigen können. Ich singe ein schöneres Lied als du!« – »Still! Mein Kind ist unruhig, wirft sich hin und her, es zerreißt mir das Herz!« – »Nun, in meinen Armen schläft er bald ganz sanft. Eiapopeia, mein Kind!« – »Die Wangen werden ganz blaß, der Atem wird schwächer … Ach, so schweig doch, ich bitte dich.« – »Ein gutes Zeichen, sein Leiden hört auf. Eiapopeia, mein Kind.« – »Fort mit dir, du Verfluchter. Mit deinen Liebkosungen raubst du mir mein Kind!« – »Nein, ich schenke ihm friedliche Träume. Eiapopeia, mein Kind.« – »Erbarmen, hör wenigstens für einen Augenblick auf, dein gräßliches Lied zu singen!« – »Siehst du, er ist eingeschlafen, bei diesem leisen Gesang! Eiapopeia, schlaf schön, mein Kind!«

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Serenada (Serenade) Zauberhaft zarte Frühlingsnacht, von blauen Schleiern verhangen … Ans Fenster gelehnt, lauscht eine Kranke dem Raunen der nächtlichen Stille. Ihre glänzenden Augen finden keinen Schlaf, das Leben ruft zum Genuß, doch unterm Fenster im Schweigen der Nacht singt der Tod eine Serenade. »Gefangen bist du in trostlosem Dunkel, und deine Jugend welkt dahin; dein unbekannter Ritter will ich sein, dich mit wundersamer Kraft befreien. Steh auf und sieh dich an: Voller Schönheit strahlt dein Gesicht, deine Wangen sind rot, von deinen Locken wird dein Körper wie von einer Wolke eingehüllt. Deine Augen leuchten blauer als der Himmel, brennen heißer als Feuer; heiß wie die Mittagsglut zittert dein Atem. Du hast mich bezaubert, du fandest Gefallen an meiner Serenade, deine Stimme hat mich gerufen. Dein Ritter kam und bringt dir das schönste Geschenk: es schlägt die Stunde der Glückseligkeit. Zart ist deine Gestalt, dein Atem macht mich trunken … O, ich ersticke dich in meinen Armen höre mein Liebeslied! … Schweig! … Du gehörst mir!«

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Trepak (Volkstanz) Wald und Wiesen, alles ringsum verlassen, der Schneesturm weint und stöhnt. Es scheint, als ziehe durchs Dunkel der Nacht dort in der Ferne ein Leichenzug; ja doch, sieh nur! In der Dunkelheit hat der Tod einen Bauern umarmt und liebkost, mit dem Trunkenen tanzt er nun den Trepak und singt ihm ein Lied ins Ohr: »Hoi, Bäuerchen, armes Alterchen, hast zuviel getrunken, taumelst auf dem Weg, und der Schneesturm brach los und tobte, hat dich vom Feld ab in den dichten Wald getrieben. Du bist traurig, verzweifelt, hast keine Kraft, leg dich hin, ruh dich aus, schlaf ein, mein Lieber! Ich deck dich zu mit wärmendem Schnee und lasse die Flocken um dich wirbeln. Bereite das Bett, Schneesturm, aus deinen Schwanenfedern! Hei, sing doch, singe doch, Sturmwind! Ein Lied, ein Wiegenlied, das bis zum Morgen dauert, damit der arme Teufel in tiefem Schnee versinkt. Hoi! Ihr Wälder, Himmel und Wolken, Nacht und Wind, ihr wirbelnden Schneeflöckchen! Webt eine Decke aus daunenweichem Schnee, mit ihr will ich den Alten zudecken wie einen kleinen Jungen. Schlaf, mein lieber Freund, glücklicher Bauer, der Sommer ist da, und alles steht in Blüte! Auf die Felder scheint lächelnd die Sonne; und die Sicheln kommen zügig voran. Lieder erklingen, Tauben fliegen umher.

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Polkovodec (Der Feldherr) Es tobt der Kampf, es blitzen die Waffen, gefräßig donnern die Kanonen, die Soldaten stürmen, die Pferde jagen, die Flüsse fließen rot von Blut. Verbissener Kampf in der Mittagsglut; die Sonne neigt sich, sie kämpfen noch immer; die letzten Strahlen schwinden, doch wütender noch rasen die Feinde. Dann senkt sich die Nacht auf das Schlachtfeld. Die Truppen weichen im Dunkel … Alles ist still, und im Schatten der Nacht steigen die Schmerzensschreie zum Himmel. Da rast der Tod daher auf seinem Schlachtroß, im Mondlicht blitzt weiß sein Gerippe; und in der Stille vernimmt er die Schreie und Klagen und ist zufrieden und stolz. Wie ein siegreicher Feldherr reitet er über das Schlachtfeld. Reitet auf einen Hügel, schaut sich um, hält ein und lächelt … Und durch die Ebene dröhnt seine Stimme: »Der Kampf ist vorbei! Ich habe alle besiegt! Ihr habt euch alle mir ergeben! Das Leben hat euch getrennt, ich will euch vereinen! Formiert euch Hand in Hand zum Triumphzug, ihr Toten! Zieht vorbei in feierlichem Marsch, ich möchte meine Truppe zählen; dann schichtet eure Knochen in die Erde, es ist herrlich, in der Erde sich vom Leben zu erholen! Jahr um Jahr zieht unbemerkt dahin, die Menschen werden euch vergessen. Nur ich vergesse euch nicht und bereite mit großem Getöse, wenn’s Mitternacht schlägt, ein Festmahl zu eurem Gedächtnis! Tanzend stampfe ich die feuchte Erde so hart und fest, daß eure Knochen auf alle Ewigkeit nie mehr ihr Grab verlassen. Ihr kehrt nie wieder zur Erde zurück!«

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Die russische Mezzosopranistin Agunda Kulaeva studierte zunächst am Staatlichen Rachmaninow-Konservatorium in Rostow am Don, wo sie im Jahr 2000 ihre Ausbildung zur Chordirigentin abschloss. Anschließend wechselte sie an das Moskauer ­Wichnewskaja-Zentrum für Operngesang und beendete 2005 ihr ­Gesangsstudium. Kurz darauf debütierte sie als Sonja in Sergej Prokofjews Oper »Krieg und Frieden« am Bolschoi-Theater Moskau, an dem sie bis heute zahlreiche wichtige Opernpartien ihres Fachs übernimmt. Dazu gehören u. a. die Eboli in Giuseppe Verdis »Don Carlo«, die Konchakovana in Alexander Porfirjewitsch Borodins »Fürst Igor« und Polina in Pjotr Iljitsch Tschaikowskijs »Pique Dame«. An der Neuen Oper Moskau sang sie zudem verschiedene Rollen in mehreren Verdi-Opern, darunter die Amneris in »Aida«, Fenena in »Nabucco«, trat aber auch in russischsprachigen Bühnenwerken wie »Eugen und Onegin« (Pjotr Iljitsch Tschaikowskij) und »Chowanschtschina« (Modest Mussorgskij) auf. 2014 debütierte Agunda Kulaeva als Liubasha in Nikolai Rimskij-Korsakows Oper »Die Zarenbraut« an der New Yorker Avery Fisher Hall. 2016 wird sie in der Rolle der Carmen an der Deutschen Oper Berlin ­debütieren. Auch im Konzertbereich ist Agunda Kulaeva aktiv: Hier sang sie unter anderem in Guiseppe Verdis »Requiem« unter der Leitung von Xian Zhang, Ludwig van Beethovens »Missa solemnis« mit Jan Willem de Vriend und Johann-Sebastian Bachs »Messe in h-Moll« unter Vladimir Fedoseev. Agunda Kulaeva debütiert mit diesem Konzert beim Gürzenich-Orchester Köln.

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Vladislav Sulimsky wurde in Belarus (Weißrussland) geboren und erhielt seine musikalische Ausbildung am Rimskij-KorsakowKonservatorium in Sankt Petersburg. Meisterklassen führten den Bariton u. a. zu Elena Obraztsova, Dimitry Hvorostovsky und Dennis O’Neal. 2010 gewann er den ersten Preis des Giacomo Lauri-Volpi-Wettbewerbs in Rom. Seit 2004 ist Vladislav Sulimsky Mitglied des Mariinski-Theaters in Sankt Petersburg und sang dort zahlreiche wichtige Rollen des russischen und italienischen Opernrepertoires, darunter Onegin in Pjotr Iljitsch Tschaikowskijs »Eugen und Onegin«, Ebn-Hakir in »Jolanthe«, Kovalev in Dmitrij Schostakowitschs Bühnenwerk »Die Nase« sowie den Silvio in Ruggero Leoncavallos »Pagliacci«, Giorgio Germont in Guiseppe Verdis »La Traviata« und Enrico in Gaetano Donizettis »Lucia di Lammermoor«. An der Deutschen Oper Berlin sang Vladislav ­Sulimsky den Pantalone in Sergej Prokofjews »Die Liebe zu den drei Orangen«; an der Opéra de Paris und am Teatro Real in Madrid begeistere er in der Rolle des Onegin (»Eugen und Onegin«). 2013 sang er im Rahmen einer Europa-Tournee gemeinsam mit Anna Netrebko in Pjotr Iljitsch Tschaikowskijs Oper »Jolanthe« und ­gastierte mit ihr gemeinsam zudem beim Baden-Baden Festival, wo beide Sänger in Giuseppe Verdis »Don Carlo« unter der Leitung von Valery Gergiev zu hören waren. In der Spielzeit 2015/2016 führen Vladislav Sulimsky Engagements an die Malmö Opera, wo er jüngst in »Eugen Onegin« unter der Leitung von Michail Jurowski sang; am Opernhaus Basel debütiert er als Macbeth in Giuseppe Verdis gleichnamigem Bühnenwerk. ­Vladislav Sulimsky war zuletzt am 19. Oktober 2015 (»Jolanthe«) zu Gast beim Gürzenich-Orchester Köln.

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Der Tschechische Philharmonische Chor Brno wurde 1990 gegründet und gehört zu den renommiertesten Vokalensembles Europas. Zuhörer und Kritiker loben insbesondere den kompakten Klang, über den der Chor verfügt. Das Ensemble tritt bei vielen renommierten euro­päischen Festivals auf, u. a. in Grafenegg, Wien, Linz, Paris und London und bestreitet rund 90 Konzerte pro Jahr im In- und ­Ausland. Begründer, Musikdirektor und Dirigent des Tschechischen Philharmonischen Chores Brno ist Petr Fiala, Absolvent des B ­ rünner Konservatoriums. Sein Assistent ist Jan Ocetek. Das vielfältige ­Repertoire des Chores umfasst in erster Linie Oratorien und Kantaten; zuletzt auch immer häufiger Opern aller Musik­epochen. Dabei ­arbeitet das Ensemble mit allen tschechischen und vielen aus­län­di­ schen Orchestern und Dirigenten zusammen, darunter u. a. ­Petr ­Altrichter, Jakub Hru˚ša, Christoph Eschenbach, Nikolaus Harnoncourt, Manfred Honeck und Ingo Metzmacher. Eine umfang­rei­che Disko­ graphie für bedeutende tschechische wie europäische Labels belegt die künstlerische Vielfalt des Chores: Zuletzt erschienen u. a. eine Aufnahme zahlreicher französischer Opernarien mit dem Tenor Bryan ­Hymel und eine konzertante Einspielung der Oper »Alfred« von ­Antonín Dvorˇák. 2007 erhielt der Tschechische Philharmonische Chor Brno den »ECHO Klassik« als bestes Vokalensemble für die Aufnahme von Anton Bruckners Motetten sowie für das Oratorium »Christus« von Franz Liszt. Die bedeutendste japanische Kritikerzeitschrift ­»Geijutsu Disc Review« hat im September 2011 dem Tschechischen Philharmonischen Chor Brno für die Live-Aufnahme von Dvorˇáks ­Requiem die renommierte Auszeichnung »TOKUSEN« verliehen. Mit diesem Konzert tritt der Tschechische Philharmonische Chor ­Brno erstmals gemeinsam mit dem Gürzenich-Orchester Köln auf.

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Dmitrij Kitajenko gehört zu den großen Dirigentenpersönlichkeiten unserer Zeit. In Leningrad geboren, studierte er an der Glinka-­Musik­ schule und am Rimskij-Korsakow-Konservatorium seiner Heimatstadt, außerdem bei Hans Swarowsky und Karl Österreicher in Wien. 1969 war er Preisträger beim 1. Internationalen Herbert von ­Karajan-Dirigierwettbewerb und wurde mit 29 Jahren Chef­dirigent des Stanislawski-Theaters. 1976 übernahm er die Chefdirigentenposition der Moskauer Philharmoniker. 1990 ging er in den Westen und wurde u. a. Chefdirigent des hr-Sinfonieorchesters, des Bergen Philharmonic Orchestra sowie Erster Gastdirigent des Dänischen Nationalen Radiosymphonieorchesters. Dmitrij Kitajenko dirigiert die bedeutenden Orchester Europas, Amerikas und Asiens. Mit dem Gürzenich-Orchester Köln, dessen Ehrendirigent er seit 2009 ist, verbindet Dmitrij Kitajenko eine jahrzehntelange Zusammenarbeit, die u. a. herausragende CD-Einspielungen hervorbrachte. Ihre ­Gesamtaufnahmen der Schostakowitsch-Sinfonien und ihr ProkofjewZyklus stießen auf große Begeisterung. Der als Referenzeinspielung gehandelte Tschaikowskij-Zyklus, bereichert durch die Veröffent­ lichung des Operneinakters »Jolanthe«, wurde durch einen Rach­ maninow-Zyklus ergänzt. Zahlreiche CDs liegen außerdem u. a. mit den Moskauer Philharmonikern, dem RSO Frankfurt und dem Dänischen Nationalorchester vor. Für sein Lebenswerk und seine herausragenden Aufnahmen wurde Dmitrij Kitajenko im März 2015 mit dem Lifetime Achievement Award der ICMA (International ­Classical Music Awards) ausgezeichnet. Seit 2012 ist Dmitrij ­Kitajenko Erster Gastdirigent des Konzerthausorchesters Berlin. Dmitrij Kitajenko dirigierte das Gürzenich-Orchester Köln zuletzt im Mai 2015.

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orchesterbesetzung

I. VIOLINEN Torsten Janicke, Alvaro Palmen, Dylan Naylor, Dirk Otte, Chieko Yoshioka-Sallmon, David Johnson, Andreas Bauer, Adelheid Neumayer-Goosses, Demetrius Polyzoides, Wolfgang Richter, Judith Ruthenberg, Colin Harrison, Anna Kipriyanova, Toshiko Tamayo, Guglielmo Dandolo Marchesi, Nina Mrosek** II. VIOLINEN Sergei Khvorostuhin, Christoph Rombusch, Marie Daniel, Andreas Heinrich, Cornelie BodamerCahen, Marek Malinowski, Friederike Zumach, Joanna Becker, Hae-Jin Lee, Anna Isabel Fritz, Katharina Jäckle, Lucas Barr**, Christoph S ­ chlomberg**, Ann-Sophie Mundt** BRATSCHEN Bernhard Oll, Sophie Pas**, Martina Horejsi-Kiefer, Gerhard Dierig, Annegret Klingel, Antje Kaufmann, Ina Bichesu, Maria Scheid, Sarah Aeschbach, Felix Weischedel, Iryna Bayeva**, Uta Wise** VIOLONCELLI Bonian Tian, Johannes Nauber, Klaus-Christoph Kellner, Franziska Leube, Georg Heimbach, Daniel Raabe, Sylvia Borg-Bujanowski, Katharina Apel-Hülshoff, Salome Schneider**, Johannes Rapp ** KONTRABÄSSE Johannes Seidl, Johannes Esser, Konstantin Krell, Greta Bruns, Otmar Berger, Wolfgang Sallmon, Jason Witjas-Evans, Olga Karpusina**

HARFEN Saskia Kwast, Christine Steinbrecher** FLÖTEN Freerk Zeijl, André Sebald, Christiane Menke OBOEN Tom Owen, Sebastian Poyault, Ikuko Yamamoto KLARINETTEN Oliver Schwarz, Ekkehardt Feldmann, Tino Plener FAGOTTE Rainer Schottstädt, Klaus Lohrer, Denis Plangger* HÖRNER Marcus Wittgens, Andreas Jakobs, Willy Bessems, Jörn Köster TROMPETEN Bruno Feldkircher, Herbert Lange, Klaus von der Weiden POSAUNEN Aaron Außenhofer-Stilz, Markus Lenzing, Jan Böhme TUBA Karl-Heinz Glöckner PAUKEN Carsten Steinbach SCHLAGZEUG Alexander Schubert, Christoph Baumgartner, Bernd Schmelzer, Ulli Vogtmann, Camillo Anderwaldt**, Torsten Blumberg**, Egmont Kraus**, Michael Schmidt** CELESTA Roderick Shaw**

* Praktikant ** Gast Stand: 23. November 2015

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orchesteraktuell

Limelight nominiert die »Gurre-Lieder« als »Recording of the Year« Das australische Musik-Magazin Limelight hat die Einspielung der »Gurre-Lieder« von Arnold Schönberg von Markus Stenz und dem Gürzenich-Orchester als »Recording of the Year« nominiert. Ausgangspunkt dieser CD, die im Juni 2015 beim ­Label ­Hyperion erschien, waren die vier ausverkauften Abschlusskonzerte des ehemaligen ­Gürzenich-Kapellmeisters Markus Stenz, der sich damit im Juni 2014 nach elfjähriger Amtszeit von seinem Kölner Publikum ­verabschiedete. Das Magazin Rondo über die Aufnahme: »Klang­ sinnlich malen der Maestro und seine Musiker in verführerischen Farben, gönnen dem Hörer orchestrales Schwelgen bis hin zur – kontrollierten – Ekstase. Das alles zudem aufnahmetechnisch hervorragend eingefangen, gut aufgefächert, auch in den Ausbrüchen perfekt durchhörbar. Dazu gesellen sich hochklassige Solisten …«

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orchesteraktuell

Porträt des Gürzenich-Orchesters in der Neuerscheinung »Die grossen Deutschen Orchester« Die deutsche Orchesterlandschaft ist in Dichte und Qualität weltweit einzigartig und zählt zweifellos zu den größten kulturellen ­Errungenschaften dieses Landes. Faszinierend ist die Vielzahl ­herausragender Klangkörper, die sich über die Jahrhunderte entwickelt haben und die bis heute das Musikleben enorm ­bereichern. Mit diesem Buch, ­erschienen im Laaber-Verlag, lädt Arnold Werner-Jensen zu ­einer Reise zu den wichtigsten deutschen Orchestern ein, stellt ihre Geschichten und Traditionen vor und beschreibt ihre Besonderheiten in Repertoire und Klang. In zahlreichen Interviews kommen Intendanten, Manager, Chef­dirigenten und Orchestermitglieder zu Wort. Auch das Gürzenich-Orchester ist in diesem Buch vertreten. Neben einem Blick auf die geschichtsträchtigen Vergangenheit des Kölner Klangkörpers stellen Patrick Schmeing (Geschäfts­führender Direktor), Matthias Greß (Ehemaliger Orchesterdirektor), J­ ohannes Wunderlich (Pressesprecher) und die Musiker Georg ­Heimbach ­(Cello) und Alja Velkaverh (Solo-Flötistin) das aktuelle Profil des ­Gürzenich-Orchesters als Konzert- und Opernorchester vor. Arnold Werner-Jensen: Die großen deutschen Orchester. Geschichte, Dirigenten, Repertoire, Spielstätten und Besonderheiten. Laaber-Verlag 2015. 423 Seiten. 46 €. ISBN 978–3–89007–867–0

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Das Gürzenich-Orchester Köln dankt Lufthansa und der Concert-Gesellschaft Köln e.V. für ihr kulturelles Engagement und ihre großzügige Unterstützung.

Ehrenmitglieder des Kuratoriums Jürgen Roters I Oberbürgermeister der Stadt Köln Dr. h. c. Fritz Schramma I Oberbürgermeister der Stadt Köln a.D.

Kuratoren Bechtle GmbH I IT Systemhaus, Waldemar Zgrzebski Ebner Stolz Partnerschaft mbB I Dr. Werner Holzmayer Excelsior Hotel Ernst AG I Henning Matthiesen Generali Investments Deutschland Kapitalanlagegesellschaft mbH I Dr. Ulrich Kauffmann HANSA-REVISION Schubert & Coll. GmbH I Wirtschafts­prüfungs- und Steuerberatungs­gesellschaft, Dipl.-Kfm. Bernd Schubert ifp I Personalberatung und Managementdiagnostik, Jörg Will Kirberg GmbH Catering Fine Food I Jutta Kirberg Kölner Bank eG I Bruno Hollweger Koelnmesse GmbH I Gerald Böse Kreissparkasse Köln I Alexander Wüerst Gerd Lützeler I Dipl.-Kaufmann – Wirtschafts­prüfer – Steuerberater Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA I Dr. Wolfgang Leoni Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG I Heinrich Becker ROLEX Deutschland GmbH I Peter Streit TÜV Rheinland AG I Prof. Dr. Bruno O. Braun

Firmen l Verbände l Vereine August Hülden GmbH & Co. KG I Dr. Paul Kellerwessel Henze & Partner I Jürgen Henze Freie Volksbühne I Astrid Freudenberger Freytag & Petersen I Prof. Dr. Hugo Heinrich Best Kölner Bank eG I Bruno Hollweger Kreissparkasse Köln I Dr. Klaus Tiedeken P. J. Tonger Haus der Musik GmbH I Lutz Wentscher Philharmonischer Chor e.V. I Prof. Horst Meinardus Richard-Wagner-Verband Köln I Gerhard Idolski Sparkasse KölnBonn I Dr. Christoph Siemons Theatergemeinde Köln I Norbert Reiche ifp Will und Partner GmbH & Co. KG I Jörg Will

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Mitglieder Konrad und Petra Adenauer I Claudia und Joachim von Arnim I Erika Baunach I Helge und Thekla Bauwens I Dr. Regine Blaß I Barbara Blumberg I Wolfgang und Ellen Böttcher I Birgit Boisserée I Dr. Rudolf von Borries I Sabine Bourry I Ursula Breunig I Prof. Dr. T. Brusius I Dr. Michael und Marita Cramer I Anna Dünnebier-von Paczensky I Klaus und Hella Dufft I Brigitte Eldering I Dr. Ben und Sigrun Elsner I Heinz Christian Esser I Maria-Hildegard Falderbaum I Brigitte Feierabend I Dr. Klaus Fleischmann und Krista Scheepers-Fleischmann I Christoph Gallhöfer und Katrin Preuß-Neudorf I Hubertus von Gallwitz I Dr. Marie-Louise Gaul I Hans und Dr. Helga Gennen I Jutta Geyr I Erwin und Heidi Graebner I Bernd und Gisela Grützmacher I Hans-Georg und Ursula Gülke I Dr. Klaus und Theodora van Haag I Christa Hackenbruch I Dr. Rolf-D. Halswick I Bernd Hannemann I Hermann Hauke I Monika und Michael Hegel I Doris und Dieter Heithecker I Professor Dr. Klaus Heubeck I Markus Hilgers I Ulrike Höller I Gerd und Ursula Hörstensmeyer I Prof. Dr. Rolf Huschke-Rhein und Dr. Irmela Rhein I Prof. Dr. Rainer Jacobs I Klaus und Dagmar Jaster I Prof. Dr. Hermann Kämmerer und Dr. Mireya Schmickler I Prof. Michael und Rose Kaufmann I Werner und Gisela Kiefer I Prof. Dr. Hans-Friedrich Kienzle und Dr. Sabine StaemmlerKienzle I Hildegard Kilsbach I Dirk Klameth I Hans-Josef Klein I Dres. Marlies und Jobst Jürgen Knief I Hermann und Ute Kögler I Cornelia und Gerald Köhler I Dr. Peter Konner I Dr. Klaus Konner I Bernd Krükel I Dr. Bernd Küppers I Dr. Arnd Kumerloeve I Dr. Lydia Kunze I Dr. Anke Leineweber I Ute Linack I Susanne Lührig I Dres. Andreas und Henriette Madaus I Dr.-Ing. Heinz und Rosemarie Mathiak I Johanna von Mirbach-Reich I Hermann-Reiner Müller I Christian Münster und Bianca Schönemann I Dr. Jochen und Astrid Nacken I Theo und Leni Nettekoven I Dr. Günther Ocker I Annemarie Opitz I Margarethe Parseghian I Dr. Jürgen Pelka I Manfred und Christine Pfeifer I Dr. Wolfgang und Doris Postelt I Dres. Hans-Michael und Elisabeth Pott I Julia Priemer-Bleisteiner I Beate Reitz I Ingeborg Richter I Prof. Dr. Ulrich Richter I Ulrich Rochels I Axel Rodert und Hedwig Rodert-Rutt I Andreas Röhling I Dr. Dirk Sagemühl I Dr. Bernd Schäfer und Ulrike Schäfer-Trüb I Dr. Bernhard Schareck I Margarete Schönenborn I Prof. Ulrich Schröder I Bernd und Marianne Schubert I Gerd-Kurt und Marianne Schwieren I Siegfried Seidel I Burkhard Sondermeier I Louis und Bettina Spillmann I Dr. Angelika Sprüth I Rolf Stapmanns I Gabriele Stroß I Hans Jürgen und Edelgard Thiel I Peter und Monika Tonger I Hans-Ulrich und Gisela Trippen I Dr. Detlef Trüb I Markus Ulrich I Heinz-Peter und Andrea Verspay I Egon Peter Wagner I Helmut Wexler I Michael und Friedlinde Wienand I Gabriele Wienhenkel-Pfeiffer I Lotte Wiethoff I Hans-Peter Wolle und Brigitte Bauer

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sinfoniekonzert 05 Sonntag, 20. Dez 15, 11 Uhr Montag, 21. Dez 15, 20 Uhr Dienstag, 22. Dez 15, 20 Uhr Kölner Philharmonie Konzerteinführung So 10 Uhr, Mo u. Di 19 Uhr mit Kerstin Klaholz

Maurice Ravel »Ma mère l’oye« – Cinq pièces ­enfantines Maurice Ravel Konzert für Klavier und Orchester G-Dur Hector Berlioz »Symphonie fantastique« op. 14 Steven Osborne Klavier Gürzenich-Orchester Köln Louis Langrée Dirigent

Dr. phil. Hartmut Lück, geboren 1939 in Posen. 1959–1966 Studium der Musikwissenschaft, Slavistik und Germanistik in Hamburg, Marburg und München. Seit 1972 als freiberuflicher Autor und Rundfunkmitarbeiter in Bremen ansässig. Juror beim »Preis der deutschen Schallplattenkritik«. Letzte Buchpublikation, gemeinsam mit Dieter Senghaas: »Den Frieden komponieren?« (Mainz 2010). IMPRESSUM Herausgeber Gürzenich-Orchester Köln, Geschäftsführender Direktor Patrick Schmeing Redaktion Johannes Wunderlich (verantwortlich), Ben Duven, Patrick Hahn Textnachweis Der Text von Hartmut Lück ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Abdruck des Librettos auf S. 18–21 mit freundlicher Genehmigung der Sikorski Musikverlage. Bildnachweis Titel, S. 27: Klaus Rudolph, S. 24: IMG-Artists, S. 25: Opera-Connection, S. 26: Pavel Nesvabda Gestaltung, Satz parole gesellschaft für kommunika­tion mbH Druck Schloemer + Partner GmbH Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Euro 2,-

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silvesterkonzert Donnerstag, 31. Dez 15, 18 Uhr Kölner Philharmonie Gürzenich-Orchester Köln und KölnMusik in Kooperation

William Walton Fanfare aus der Filmmusik zu Hamlet Felix Mendelssohn Bartholdy Ein Sommernachtstraum – Ouvertüre op. 21 Hector Berlioz »Je vais le voir« aus der Oper Béatrice et Benedict Antonín Dvorˇák Otello – Ouvertüre op. 93 Jean Sibelius The Tempest – Vorspiel für Orchester op. 109 Charles Gounod »Je veux vivre« aus der Oper Roméo et Juliette Leonard Bernstein Symphonic Dances aus West Side Story Siobhan Stagg Sopran Katharina Knap Moderation Gürzenich-Orchester Köln Michael Francis Dirigent

für musikalische weihnachten Mit dem bevorstehenden Weihnachtsfest beginnt die alljährliche Suche nach den passenden Geschenken. Wir stellen Ihnen wunderbare Möglichkeiten vor, Musik zu schenken. Das Gürzenich-Orchester live erleben Das traditionelle Weihnachtsabonnement – Fünf Dienstagskonzerte der Saison 2015/2016 mit einem Preisvorteil von 20% auf den regulären Kartenpreis. Das Abonnement ist unter guerzenich-orchester.de sowie im Magazin des Kölner Stadtanzeigers in den Ausgaben 02. und 05. Dez. erhältlich. Nur solange der Vorrat reicht. Das 4aus25-Auswahlabonnement – Vier Gutscheine für unsere Sinfoniekonzerte am Montag und Dienstag in der Kölner Philharmonie, die Sie ganz nach Ihren Vorlieben für sich und andere einsetzen können. Das Wahlabonnement Konzert & Schauspiel – Hier kommen Theaterund Konzertliebhaber auf ihre Kosten: Das Abo beinhaltet 3 Karten für das Schauspiel Köln und 3 Karten für die Konzerte des GürzenichOrchesters Köln. Musik zu Hause genießen Arnold Schönberg: Die Abschieds-CD von Markus Stenz mit dem Gürzenich-Orchester. Eine reine Schönberg-CD mit dem eindrucksvollen Violinkonzert mit Kolja Blacher sowie der Sinfonischen Dichtung »Pelleas und Melisande«. Pjotr Iljitsch Tschaikowskij: »Jolanthe« Der krönende Abschluss der Tschaikowskij-Gesamtaufnahme mit Dmitrij Kitajenko.

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sinfoniekonzert 06 Sonntag, 10. Jan 16, 11 Uhr Montag, 11. Jan 16, 20 Uhr Dienstag, 12. Jan 16, 20 Uhr Kölner Philharmonie

Franz Schubert Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485 Dmitrij Schostakowitsch Sinfonie Nr. 8 c-Moll op. 65 Gürzenich-Orchester Köln Hartmut Haenchen Dirigent

Konzerteinführung So 10 Uhr, Mo u. Di 19 Uhr mit Bjørn Woll

kammerkonzert 03 Samstag, 20. Feb 16, 15 Uhr Podium der Kölner Philharmonie Konzerteinführung um 14 Uhr mit Peter Tonger

Carl Frühling Trio für Klavier, Klarinette und Violoncello a-Moll op. 40 Franz Schmidt Klavierquintett G-Dur (in der Urfassung für Klavier linke Hand allein) Oliver Schwarz Klarinette Demetrius Polyzoides, Elisabeth Polyzoides Violine Alvaro Palmen Viola Daniel Raabe Violoncello Janna Polyzoides Klavier

Karten erhalten Sie bei der Gürzenich-Orchester-Hotline: Tel (0221) 280 282, beim Kartenservice der Bühnen Köln in den Opernpassagen, im Internet unter: www.guerzenich-orchester.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

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