Referat zur Kasustheorie

January 20, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Schreiben, Grammatik
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am Beispiel des Russischen

werden keine Aussagen darüber gemacht, in welcher linearen Abfolge Komplement- und Adjunktkategorien in einer phrasealen Kategorie auftreten, nach der X-bar Theorie sind also alle folgenden Phrasen wohlgeformt:

a) učeniki Puškinskoij školy vse nosjat sinnye brjuki. b) *Puškinskoij školy nosjat učeniki sinnye brjuki vse. c) Otec Iriny

d) *Iriny Otec e) Rukovodstvo predprijatijem ne vchodit v moi zadači f) *ne predprijatijem v moi zadači rukovodstvo vchodit

Das X-bar-Schema erlaubt, dass Komplemente prinzipiell sowohl links als auch rechts vom Kopf stehen.

Tatsächlich sind nur die Abfolgen a), c), e) grammatisch. Diese Restriktion lässt sich mit Hilfe der Kasustheorie erklären, die als Wohlgeformtheitsbedingung des X-barSchemas dient.

Die Kasustheorie wirkt wie ein Filter auf den Output der X-bar Theorie: Das X-bar Schema generiert unendlich viele Phrasen, von denen nur die wohlgeformt sind, die den Prinzipien der Kasustheorie genügen.

Zwei Prinzipien der Kasustheorie 1.

Kasusfilter: *NP ist ungrammatisch, wenn NP keinen Kasus zugewiesen bekommt.

2.

Kasusparameter: X° weist Kasus sprachspezifisch nach links oder rechts zu.

Generell wird bei der Kasuszuweisung zwischen inhärentem bzw. obliquem Kasus und dem strukturellen Kasus unterschieden.

mit inhärenten Kasus wird die Zuweisung als Besonderheit des Lexems beschrieben, es handelt sich um einen lexikalischer Kasus; ein bestimmtes Verb „verlangt“ immer einen bestimmten Kasus oder es handelt sich um die Zuweisung an eine bestimmte semantische Rolle, z. B. ein „Instrument“ wird immer durch den Instrumental ausgedrückt

bei strukturellen Kasus handelt es sich um Zuweisung abhängig von grammatischer Funktion; z. B. wird dem Verb-Komplement immer der Akkusativ oder dem Subjekt immer der Nominativ zugewiesen. Nur V bzw. INFL können einen strukturellen Kasus zuweisen.

Kasusmerkmale können eine direkte morphologische Realisation haben, wie es in den meisten flektionsreichen Sprachen, z. B. dem Russischen, der Fall ist, oder, in flektionsarmen Sprachen, wie dem Englischen, nicht overt sein, also nicht durch eine morphologische Realisation erkenntlich

die Kasuszuweisung erfolgt in den Einzelsprachen aufgrund von unterschiedlichen Kategorien und auch die Richtungen der Kasuszuweisungen sind unterschiedlich

Die einzigen in allen Sprachen auftretende kasuszuweisende Kategorien sind Verben und Präpositionen. Adjektive und Nomina weisen nur in bestimmten Sprachen Kasus zu.

Im Russischen , wie auch im Deutschen, sind alle lexikalischen Kategorien, die als Kopf einer Konstruktion auftreten können, also V, N, A und P, kasuszuweisend

Die Köpfe sind bei der Kasuszuweisung peripher, d. h. sie stehen am rechten oder linken Rand ihrer Projektion, es gibt also Sprachen, die den Kasus nach links zuweisen, die man kopffinal / head-final nennt, z. B. Japanisch, und Sprachen, die den Kasus nach rechts zuweisen, die man kopfinitial / head-initial nennt, z. B. Englisch.

Schwach flektierende Sprachen unterliegen in der Kasuszuweisung häufig einer besonderen Restriktion: Kopf und Komplement müssen adjazent sein, d.h. ein Komplement erhält nur dann einen Kasus, wenn es unmittelbar neben dem lexikalischen Kopf steht, z. B. im Englischen

die Richtung der Kasuszuweisung bezeichnet man als Kasusparameter: X° weist Kasus sprachspezifisch nach links (head-final) oder rechts (head-initial) zu.

Im Russischen weisen NP und PP die Kasus nur nach rechts zu, sind also head-initial, z. B. Otec Iriny *Iriny otec v zavodje *zavodje v

VP und AP dagegen können die Kasus sowohl nach rechts als auch nach links zuweisen, beide Varianten sind grammatikalisch richtig und weisen nur einen semantischen Unterschied auf z. B. ona rukovodit zavodom ona zavodom rukovodit veren korol‘û korol‘û veren

Der Akkusativ ist der strukturelle Kasus von Verben, alle übrigen von Verben zugewiesene Kasus sind lexikalische Kasus.

Bei der Verneinung allerdings wird die Akkusativzuweisung an die Komplemente blockiert, stattdessen wird der Genitiv zugewiesen, z. B.

Ivan ne čital ètoj knigi ni minuty. Boris ne spal ni odnoj minuty. General ne pravil stranoj ni odnogo goda.

Folgt daraus, dass der Genitiv der strukturelle Kasus verneinter Verben ist?

Komplemente von Nomina oder Adjektiven können im Russischen niemals den Akkusativ erhalten.

Nominalisierungen von Verben, die den Akkusativ erfordern, weisen den Genitiv auf, z. B.: čistit' posudu - čistka posudy narušat' zakon - narušenie zakona

NPs können, im Gegensatz z. B. zum Deutschen, auch andere Fälle zuweisen, wenn sie Nominalisierungen von bestimmten Verben sind

Nominalisierungen von Verben, die den Instrumental erfordern, weisen den Instrumental auf, z. B.: rukovodit' zavodom - rukovodstvo zavodom vladet' domom - vladenije domom

Im Deutschen muss die NP in Objektposition immer vor dem Verb stehen: ich glaube, dass er seinem Freund helfen wird *ich glaube, dass er helfen wird seinem Freund

Im Russischen dagegen kann die NP auch hier sowohl vor als auch nach dem Verb auftreten: ja dumaju, čto on svojemu drugu pomožet ja dumaju, čto on pomožet svojemu drugu

Unterliegen auch alle Subjekt-NPs dem Kasusfilter oder nur alle NPs in Objektstellung? In den meisten indoeuropäischen Sprachen erhält das Subjekt immer den Nominativ.

Die Nominativmarkierung des Subjekts ist jedoch keine universelle Eigenschaft natürlicher Sprachen, im Isländischen kommen auch DativSubjekte vor, im Lateinischen können Subjekte in infiniten Sätzen auch im Akkusativ erscheinen (sog. ACI), z.B.: Gallos frequentur bellum gerrere putat die Gallier häufig Krieg führen (er) glaubt (AKK) (AKK) er glaubt, dass die Gallier häufig Krieg führen

Daraus folgt, dass das Subjekt nicht von V zugewiesen bekommt, sondern von INFL, d.h. die Kasuszuweisung erfolgt nicht durch das Verblexem sondern durch die Flexionsform des Verbs.

Beim Russischen spielt dies z. B. bei der Kasuszuweisung in einer Infinitivkonstruktion eine Rolle: Wenn das Subjekt bei einer Infinitivkonstruktion ausgedrückt wird, steht es z. B. im Dativ : Ivanu ujti ? *Ivan ujti?

PPs wirken als Rektionsbarriere, d. h. eine PP blockiert die maximale Projektion innerhalb einer VP zu dem als Adjunkt stehenden NP

im Bsp. My eli èti vkusnye âbloka v St. Peterburg regiert das Verb est` die NP èti vkusnye âbloka, aber nicht die PP v St. Peterburg

Im Russischen können auch Zahlwörter einen bestimmten Kasus zuweisen, so steht das gezählte Substantiv nach dem Nom. oder Akk. der Zahl 1 und allen Grundzahlwörtern, die als letztes Glied eine 1 enthalten, im Nom. bzw. Akk. Sg. z. B. odin dom nach den Grundzahlwörtern 2, 3, 4 und entsprechenden zusammengesetzten Grundzahlwörtern im Gen. Sg. z. B. tri karandaša nach den übrigen Grundzahlwörtern im Gen. Plural z. B. cto cem´desât´devât´učenikov

Wenn eine Präposition 2 Kasus in ähnlicher Bedeutung zuweist, ist der Akkusativ immer ein Teil der Alternanz z. B. v gorod v gorode na vokzal na vokzale pod stol pod stolom za stol za stolom Akkusativ bezeichnet hier immer eine Richtung.

Bedingungen der Kasuszuweisung    

Kasus kann nur zugewiesen werden, wenn eine bestimmte strukturelle Konfiguration vorliegt. Kasus zuweisendes und Kasus empfangendes Element müssen in einer Rektionsbeziehung zueinander stehen. Die Rektion lässt sich über eine hierarchische Kommando-Beziehung ermitteln. Über diese Kommando-Beziehung lässt sich ermitteln, ob eine NP innerhalb des Rektionsbereichs eines potentiellen Kasuszuweisers steht oder nicht.

Das C-Kommando 

Die Kasuszuweisung durch die lexikalischen Kategorien V, A, N und P an Komplement-NPs erfolgt unter der CKommando-Bedingung: „α c-kommandiert β, α ≠ β, genau dann, wenn a) jeder verzweigende Knoten γ, der α dominiert, auch β dominiert, b) α β nicht dominiert“

Das M-Kommando 

Die Kasuszuweisung durch die funktionale Kategorie INFL an die Subjekt-NP erfolgt unter der M-Kommando-Bedingung: „α m-kommandiert β, α ≠ β, genau dann, wenn a) jede maximale Projektion γ, die α dominiert, auch β dominiert, b) weder α β noch β α dominiert“

Fanselow, G. und S. Felix. Sprachtheorie. Eine Einführung in die Generative Grammatik. 2 Bde. Tübingen: Francke, 1987, 1993.

Franks, S. Parameters of Slavic Morpho-Syntax, Cambridge: Cambridge Univ. Press, 2000. Kosta, P. Leere Kategorien in den nordslavischen Sprachen. Zur Analyse leerer Subjekte und Objekte in der Rektions-Bindungs-Theorie. Habilitationsschrift. Frankfurt am Main, 1991 Testelez, Â. G., Vvedenie f obŝij sintaksis. Moskau, 2001 http://www.uni-bielefeld.de/lili/personen/ssahel/theorien_modelle1/

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