sehr geehrTe dAmen und herren, vor Allem: liebe freunde des

February 20, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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11/12 1

Archaischer Torso Apollos Wir kannten nicht sein unerhörtes Haupt, darin die Augenäpfel reiften. Aber sein Torso glüht noch wie ein Kandelaber, in dem sein Schauen, nur zurückgeschraubt, sich hält und glänzt. Sonst könnte nicht der Bug der Brust dich blenden, und im leisen Drehen der Lenden könnte nicht ein Lächeln gehen zu jener Mitte, die die Zeugung trug. Sonst stünde dieser Stein entstellt und kurz unter der Schultern durchsichtigem Sturz und flimmerte nicht wie Raubtierfelle; und bräche nicht aus allen seinen Rändern aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle, die dich nicht sieht. Du muSSt dein Leben ändern. rainer maria rilke, neue gedichte

100 Prozent Karlsruhe

eine statistische kettenreaktion von Rimini Protokoll (Haug / Kaegi / wetzel) Uraufführung

groSSes haus 1. & 2.10.2011 Ein Projekt mit dem Bundesverfassungsgericht Auf der politischen Bühne und ihren medialen Spielorten sind es Zahlen, die die Welt bedeuten, ist Gesellschaft ein flirrendes Gebilde aus gezählten, geschätzten und „repräsentativen“ Werten. 100 Prozent Karlsruhe wagt ein Spiel mit den Kriterien für politische Meinungsabbildung und potentielle Kaufkraft. Ende 2009 lebten in Karlsruhe 302.001 Menschen. Die größten Gruppen der registrierten Ausländer kamen aus der Türkei (6.109), Italien (4.247), Kroatien (2.301), Serbien-Montenegro (1.887), Polen (1.823), Russland (1.578), Frankreich (1.555), Rumänien (1.352) und China (1.231). 19,7 % der Karlsruher sind über 65 Jahre alt, 15,1 % unter 18 Jahren. Die Hälfte der rund 165.050 Haushalte wird von Singles bewohnt und 114.824 Karlsruher sind verheiratet. Was wäre, wenn diese Statistiken Gesichter bekämen? Wie viele davon wären Lehrer, wie viele Topverdiener und wie viele arbeitslos? Wie viele davon zugewandert und wie viele Atheisten? Minderheiten und Mehrheiten werden in Zeitungen gerne mit Kuchenstücken oder Säulen anschaulich gemacht. In 100 Prozent Karlsruhe entsteht eine neue Art des Volkstheaters und so etwas wie die temporäre Volksvertretung von Karlsruhe. 100 Menschen werden sich auf der Bühne des Theaters vorstellen, 100 kleinste Einheiten der Gesellschaft in einem Spiel mit dem Repräsentativen an einem schönen Ort der Repräsentation. Nur ein einziger Mensch wird „gecastet“: ein Mitarbeiter des Bundesverfassungsgerichts, das dieses Jahr 60 Jahre alt wird. Diese Person schlägt nach dem Prinzip der Kettenreaktion einen weiteren Teilnehmer vor, der wiederum dafür sorgt, dass der nächste Mitspieler in das Team kommt, und so weiter. Geschlecht, Alter, Familienstand, Herkunft, Wohnbezirk: In diesen Kategorien sollen die 100 Darsteller genau der Stadt Karlsruhe entsprechen. Wie dieser Bevölkerungsquerschnitt aussieht, das wird sich zeigen, wenn sich am 28. September 2011 zum 60. Jubiläum des Bundesverfassungsgerichts der Vorhang des Staatstheaters hebt, aus dessen Vorläufer – so die Legende – 1951 die ersten roten Roben der Richter geschneidert wurden. Rimini Protokoll arbeitet seit seiner Gründung 2002 mit Experten des Alltags, Helden der Wirklichkeit, die in einer Theatersituation über ihr Leben und ihre Arbeit berichten. Das Kollektiv inszeniert mittlerweile auf fünf Kontinenten und wurde u. a. 2007 mit dem Mülheimer Dramatikerpreis und 2008 mit dem Europäischen Theaterpreis Premio Europa ausgezeichnet. 100 Prozent Karlsruhe ist eine stadtspezifische Weiterentwicklung des Projekts 100 Prozent Berlin, Hebbel am Ufer, Berlin 2008. Weitere Informationen: www.rimini-protokoll.de Inszenierung Helgard Haug, Stefan Kaegi & Daniel Wetzel Bühne Marc Jungreithmeier

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Premieren

Oper Les Troyens

La prise de Troie & Les Troyens à Carthage Grand opéra in 5 Akten von Hector Berlioz 15.10.2011 GroSSes Haus

Rigoletto

Melodramma in 3 Akten von Giuseppe Verdi 6.11.2011 GroSSes Haus

Lohengrin

Große romantische Oper in 3 Aufzügen von Richard Wagner 1.4.2012 GroSSes Haus

Wallenberg

Oper in zwei Akten von Erkki-Sven Tüür 7.7.2012 GroSSes Haus

Ritter Blaubart

Opéra bouffe in 3 Akten von Jacques Offenbach 17.12.2011 GroSSes Haus

Romeo und Julia auf dem Dorfe

Lyrisches Drama in 6 Bildern von Frederick Delius 28.1.2012 GroSSes Haus

Alessandro

Dramma per musica in 3 Akten von Georg Friedrich Händel 17.2.2012 GroSSes Haus

4

Wiederaufnahmen

Oper La Traviata

Tosca

Monolog der Lucile

Don Giovanni

Melodramma in drei Akten von Giuseppe Verdi 18.9.2011 GroSSes Haus

von Wolfgang Rihm Uraufführung

Dantons Tod

Oper in zwei Teilen von Gottfried von Einem 25.9.2011 GroSSes Haus

Katja Kabanowa

Melodramma in drei Akten von Giacomo Puccini November 2011 GroSSes Haus

Dramma giocoso in zwei Akten von Wolfgang Amadeus Mozart 28.4.2012 GroSSes Haus

Der Rosenkavalier

Komödie für Musik in drei Akten von Richard Strauss Juni 2012 GroSSes Haus

Oper in drei Akten von Leoš Janáˇcek 30.9.2011 GroSSes Haus

Hänsel und Gretel Märchenspiel von Engelbert Humperdinck 13.11.2011 GroSSes Haus

5

Les Troyens

La prise de Troie & Les Troyens à Carthage Grand opéra in 5 Akten von Hector Berlioz

15.10.2011 GroSSes Haus

Text vom Komponisten nach Vergils Äneis Uraufführung am 5. und 6. Dezember 1890 am Hoftheater Karlsruhe Als Hector Berlioz seine großartige Oper Die Trojaner schrieb, wusste er schon, dass er in Paris keine Chance haben würde, sie aufgeführt zu sehen. Ja, dass er eine Aufführung nicht einmal wünschen dürfte angesichts der Zustände, in denen die Pariser Opéra sich damals befand. Und tatsächlich kam es in Paris nur zu einer Aufführung der letzten drei Akte im Jahr 1863. Berlioz hatte Karlsruhe gut gekannt, dirigierte er doch die Hofkapelle mehrere Male, vor allem bei seinen Konzerten in Baden-Baden. In Deutschland traf die Musik von Berlioz auf sehr viel mehr Begeisterung als in Frankreich, wo ihm die Rivalität des Etablishments sehr zusetzte. Und so ist es ganz natürlich, dass das Badische Staatstheater Karlsruhe seine neue Spielplanlinie Große französische Oper mit diesem kraftvollen Werk beginnt, das es selbst vor 122 Jahren aus der Taufe hob. Generalmusikdirektor Justin Brown liegt dieses Werk besonders am Herzen: Berlioz war ein Revolutionär in der Behandlung des Orchesters – seine Instrumentierung setzte die Maßstäbe für das gesamte 19. Jahrhundert bis zu Richard Strauss. Aber auch für die Stimmen schrieb er sehr anspruchsvoll. Die trojanische Seherin Kassandra und die karthagische Königin Dido gehören zu den faszinierendsten Partien der Opernliteratur. Das Drama um den Untergang Trojas und den Aufbruch des Helden Äneas nach Italien, um Rom zu gründen, spiegelt sich vor allem in diesen beiden Frauenfiguren. Der Regisseur David Hermann und der Bühnen- und Kostümbildner Christof Hetzer bilden eines der derzeit vielversprechendsten jungen Regieteams, das bei der Ruhrtriennale und den Salzburger Festspielen ebenso gearbeitet hat wie an Opernhäusern wie Basel, Madrid oder Amsterdam. Ihre visionäre Bildkraft widmen sie zum ersten Mal in Karlsruhe einem ebenso visionären Musikwerk. Musikalische Leitung Justin Brown Inszenierung David Hermann Bühne & Kostüme Christof Hetzer Dramaturgie Bernd Feuchtner

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Rigoletto

Melodramma in 3 Akten von Giuseppe Verdi

6.11.2011 GroSSes Haus

Libretto von Francesco Maria Piave nach dem Versdrama „Le Roi s‘amuse“ von Victor Hugo Uraufführung am 11. März 1851 am Teatro La Fenice, Venedig Rigoletto spielt in einer Welt, in der sogar die Liebe eine Maske trägt. Jeder spielt dem Anderen permanent eine Rolle vor. Der Herzog gibt vor seinem Hofstaat den Schürzenjäger, aber vor Gilda produziert er sich als tugendhafter Student. Rigoletto ist in der Öffentlichkeit ein zynischer Narr, der spottend zum Ehebruch antreibt, und spielt privat den überfürsorglichen Vater, der seine Tochter von der Außenwelt abgeschirmt gefangen hält. Ihrem Vater gegenüber präsentiert sich Gilda als unreifes, engelsgleich reines und asexuelles Wesen, das ganz für die väterliche Liebe lebt, aber außerhalb seiner Sichtweite mausert sie sich rasch zum pubertierenden Mädchen, das sehnsuchtsvoll von der ersten Liebe träumt. Die vom Vater erzwungene Jungfräulichkeit Gildas wirkt auf den Herzog wie ein Magnet, weil er letztlich genau wie Rigoletto vom Ideal der jungfräulichen Schönheit besessen ist. Dazwischen wird Gilda zerrissen, deren Beziehung zum Vater durch das gegenseitige Rollenspiel so deformiert ist, dass sie weder ihm noch dem betrügerischen Geliebten offen begegnen kann. Welchen Ausweg kann es für Gilda geben, wenn als Frauenbilder nur die Heilige oder die Hure zur Verfügung stehen? Ihr heldenhaftes Selbstopfer für den untreuen Geliebten, der überdies nie etwas davon erfahren wird, mag ins Bild einer Märtyrerin aus Liebe passen, doch ist es zugleich ein Selbstmord als der einzige Weg, der permanenten Fremdbestimmung zu entkommen. Jim Lucassen ist Preisträger des Ring Award 2008 und gehört zu den derzeit gefragtesten jungen Regisseuren. Seine 2009 in Heidelberg entstandene Inszenierung resultierte aus einem Preis beim Ring Award 2008. Er inszenierte u. a. in Salzburg, Nancy, Montpellier und St. Gallen. Musikalische Leitung Johannes Willig Inszenierung Jim Lucassen Bühne & Kostüme Jeroen van Eck, Anja Koch & Matthias Wulst Dramaturgie Ton Boorsma & Tina Hartmann

7

Ritter Blaubart

Opéra bouffe in 3 Akten von Jacques Offenbach

17.12.2011 GroSSes Haus

Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy Uraufführung am 5. Februar 1866 am Théâtre des Variétés, Paris Aufmüpfig, bissig und frech beginnt der Schwerpunkt Operette am Badischen Staatstheater Karlsruhe mit dem Schöpfer und unübertroffenen Meister des Genres: Jacques Offenbach. Dessen Werke haben nicht nur musikalisch noch immer viel zu sagen, auch die Geschichten, und vor allem wie sie erzählt werden, haben kaum an Sprengkraft verloren. Da hat der König seine kleine Tochter ehedem zugunsten des nachgeborenen männlichen Sprosses einfach auf dem Fluß ausgesetzt, um sie nun, nachdem sich der Sohn als Taugenichts entpuppt, feierlich zu einer Ehe aus Staatsraison heimzuholen. Doch Ritter Blaubart, bekannt für seine Leidenschaft fürs schöne Geschlecht wie für das Unglück seiner Gattinnen, erhebt Anspruch auf die Schöne. Gegen diese Heldenkarikaturen hilft nur geballte Frauenpower in der Figur der mannstollen, pardon, sexuell aktiven Bäuerin Boulotte, die die nur vermeintlich toten Gattinnen Blaubarts befreit und ihn selbst nachhaltig kalt stellt. Das Leichte ist das Schwere. Regisseur Aron Stiehl und sein Bühnenbildner Jürgen Kirner haben an vielen Orten gezeigt, dass sie mit Verspieltheit und Leichtigkeit aus den Operetten Funken zu schlagen verstehen. Ihre Inszenierungen in Klagenfurt, St. Gallen, Magdeburg oder Hamburg wurden Publikumsrenner. Musikalische Leitung Markus Bieringer Inszenierung Aron Stiehl Bühne Jürgen Kirner Dramaturgie Tina Hartmann

8

Romeo und Julia auf dem Dorfe

Lyrisches Drama in 6 Bildern von Frederick Delius

28.1.2012 GroSSes Haus

Libretto vom Komponisten nach der gleichnamigen Novelle von Gottfried Keller Uraufführung am 7. Februar 1907 an der Komischen Oper Berlin Frederick Delius wuchs in England auf, lebte aber vor allem in Frankreich – im Jahr 2012 jährt sich sein Geburtstag zum 150. Mal. Romeo und Julia auf dem Dorfe zählt neben bedeutenden Orchesterwerken zu den schönsten seiner Stücke. In Karlsruhe, wo die Oper bisher nicht gespielt wurde, markiert sie den Anfang der Reihe Meisterwerke des 20. Jahrhunderts, die in jeder Spielzeit mit einem weiteren Werk fortgeschrieben wird. Delius war ein Magier der Orchestration, der musikalischen Atmosphären und der Klangfarben, in der er die Natur in die Sprache des großen romantischen Orchesters übersetzte. Romeo und Julia auf dem Dorfe erzählt die Geschichte der beiden unsterblichen Helden der Literatur auf neue Weise, diesmal als die Geschichte von Vrenchen und Sali, zwei Bauerkindern, deren Väter über die Nutzungsrechte eines Ackers in Streit geraten. Der Prozess, den die Väter gegeneinander führen, treibt beide Familien in den Ruin und macht die Liebe zwischen den Heranwachsenden unmöglich. Als Vrenchens Vater die beiden bei einem Stelldichein überrascht, schlägt ihn Sali mit einem Stein bewusstlos – und macht ihn zu einem Geistesverwirrten ohne Gedächtnis. Von den eigenen Dorfbewohnern geächtet, beschließen Vrenchen und Sali, gemeinsam zu sterben. Die Regisseurin Arila Siegert war zunächst Tänzerin. Als Choreografin verband sie eine enge Zusammenarbeit mit Ruth Berghaus und Peter Konwitschny. Als Opernregisseurin erarbeitete sie herausragende Inszenierungen mit dem Bühnenbildner Hans Dieter Schaal und der Kostümbildnerin Marie-Luise Strandt. Arila Siegerts Inszenierungen zeichnen sich durch großes musikalisches Verständnis, tiefe psychologische Personenführung und großartiges Raumgefühl aus. Sie ist Mitglied der Berliner Akademie der Künste, trägt das Bundesverdienstkreuz und wurde für ihre Inszenierungen Der Freischütz und Der fliegende Holländer in der Zeitschrift Opernwelt als Regisseurin des Jahres nominiert. Für Romeo und Julia auf dem Dorfe arbeitet sie zum zweiten Mal mit Frank Philipp Schlößmann zusammen. Der Bühnenbildner entwarf Ausstattungen u.a. für die Staatsopern in Hamburg, Dresden, München, Berlin, für New York und San Francisco. In Bayreuth schuf er die Bühne für den letzten Ring von Tankred Dorst. Musikalische Leitung Justin Brown Inszenierung Arila Siegert Bühne Frank Philipp Schlößmann Kostüme Marie-Luise Strandt Dramaturgie Joscha Schaback

9

Alessandro Dramma per musica in 3 Akten von Georg Friedrich Händel

17.2.2012 GroSSes Haus

Libretto von Paolo Rolli nach Ortensio Mauros La superbia d‘Alessandro Uraufführung am 5 Mai 1726 im King’s Theatre London Die Rolle Alexanders des Großen war eine Paraderolle für den Starkastraten Senesino, Händels stärkstes Zugpferd in London: Acht Arien und hochvirtuose Koloraturen hatte er zu singen! Kein Wunder, dass Alessandro nicht oft auf der Bühne zu sehen ist. Seit dem Barockzeitalter wurde die Oper überhaupt erst viermal wieder aufgeführt (und dann nicht selten gekürzt), zum ersten Mal 1959 in Dresden in einer Inszenierung von Erhard Fischer. Bei den Karlsruher Händel-Festspielen wird Alessandro zum ersten Mal gespielt. Der amerikanische Countertenor Lawrence Zazzo war in Karlsruhe 1999 in einer kleinen Rolle in Rodelinda zu Gast. Seitdem hat er eine Weltkarriere gemacht, die ihn bis nach Paris zum umjubelten Triumph in der Titelrolle von Giulio Cesare getragen hat. Jetzt kehrt er als Alexander der Große nach Karlsruhe zurück – zweifellos die beste Verkörperung dieser HeldenPartie, die man sich heute wünschen kann. Alexander der Große ist in diesem Stück, dessen Vorlage Alexanders Hochmut heißt, nach der Eroberung einer weiteren Stadt so übermütig geworden, dass er sich für den Sohn des Göttervaters Zeus hält. Aber nicht nur damit treibt er seine Umgebung in den Wahnsinn, sondern er spielt auch ungalant mit der Liebe zweier Frauen, zwischen denen er sich nicht entscheiden kann – dass die eine bereits in festen Händen ist, kann ihn natürlich nicht davon abhalten, Ansprüche zu erheben. So werden alle handelnden Personen in Extremzustände getrieben, die bekanntlich am besten dazu geeignet sind, wundervollen Ausdruck in Musik zu finden. Musikalische Leitung Michael Form

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Lohengrin

GroSSe Romantische Oper in 3 Aufzügen von Richard Wagner

1.4.2012 GroSSes Haus

Libretto vom Komponisten Uraufführung am 28. August 1850 am Hoftheater Weimar Lohengrin, die „italienischste“ von Wagners Opern, bildet den Auftakt für einen Wagnerzyklus unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Justin Brown, mit dem das Badische Staatstheater Karlsruhe seine Tradition der WagnerPflege fortsetzt und auf das Wagner-Jahr 2013 einstimmt. Neugierde trieb den Menschen aus dem Paradies und machte ihn doch zugleich erst mündig. Seither leben wir im Zwiespalt zwischen der menschlichen Neigung zum Zweifeln und dem damit verbundenen Streben nach Wissen und Erkenntnis, welchem die Forderung fast aller großer Religionen nach blindem Vertrauen unversöhnlich gegenübersteht. In diesem Widerspruch wird Elsas und Lohengrins Liebe zerrieben. Weil es für den von der Gralsgesellschaft entsandten Ritter keinen Spielraum für Kompromisse und Verhandlung gibt, kippt Lohengrins harte Forderung an Elsa „nie sollst du mich befragen“ zunehmend zum patriarchalen Machtspiel. Dies umso mehr, als Elsa von einer Gesellschaft bedrängt wird, die zugleich wunderhörig ist und in panischer Angst vor dem Gottesgericht hinter dem fremden Wunderhelden schwarze Magie wittert. Als ein trauriger Held muss Lohengrin schon am Morgen nach der Hochzeit von dannen ziehen, überwältigt von Elsas Frage, enttarnt und auf normalmenschliches Maß geschrumpft. Seinen Sieg über den Grafen Telramund und dessen schwarzmagische Gattin Ortrud verdankte er der Macht des Grals, die ihn unbesiegbar machte. Doch an der Aufgabe, Elsas vorbehaltloses Vertrauen zu erringen, ist er gescheitert. Mit Lance Ryan kehrt ein in Karlsruhe besonders geschätzter Sänger zurück, der nach einigen Jahren im Karlsruher Ensemble inzwischen auf den Bühnen der Welt und insbesondere in Bayreuth zuhause ist. Der „liebe Schwan“ wird den „Wagnertenor der Extraklasse“ (Opernwelt) in Karlsruhe sogar erstmals als Lohengrin auf die Bühne ziehen. Der Regisseur Benedikt von Peter hat in Berlin, Basel, Frankfurt, Hamburg, Bremen, Hannover Opern einer grundlegenden Befragung unterzogen und damit weithin beachtete Inszenierungen geschaffen. Der Träger des Götz-Friedrich-Preises für Opernregie 2007 inszeniert erstmals in Karlsruhe. Musikalische Leitung Justin Brown Inszenierung Benedikt von Peter Dramaturgie Tina Hartmann

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Wallenberg

Oper in zwei Akten von Erkki-Sven Tüür

7.7.2012 GroSSes Haus

Libretto von Lutz Hübner Uraufführung am 5. Mai 2001 am Theater Dortmund Im Juli 1944 wird der schwedische Diplomat Raoul Wallenberg nach Budapest geschickt. Seine Regierung beauftragt ihn, Schutzpässe für ungarische Juden auszustellen, die von der Deportation durch die Nazis bedroht sind. Mit Feuereifer und unter Einsatz seines Lebens gelingt es dem jungen Mann, innerhalb eines knappen Jahres rund 100.000 Menschen die rettenden Papiere auszugeben. War die Vergabe zu Anfang noch abhängig von einem Kontakt zum schwedischen Mutterland, stellt Wallenberg, um so viele Menschen zu retten wie möglich, allen Juden einen Pass aus und entreißt sie dadurch der Vernichtungsmaschinerie der Nazis. Nach Einmarsch der Roten Armee wird Wallenberg am 17. Januar 1945 vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet. Aus Sicht der Russen ist er mehrfach verdächtig, denn er hat als Diplomat in den höchsten westlichen Regierungskreisen verkehrt, seine Familie gehört zu den reichsten Schwedens. Außerdem hatte Wallenberg in den USA studiert, seine Rettungsaktionen wurden teilweise durch amerikanisches Geld finanziert. Nachdem er ins Moskauer Lubjanka-Gefängnis gebracht wird, verliert sich seine Spur bis heute. Der estnische Komponist Erkki-Sven Tüür beschreibt im ersten Teil seiner Oper die Taten Wallenbergs in Budapest und konfrontiert ihn mit seinem Gegenspieler Adolf Eichmann in einer fiktiven Zusammenkunft. Der zweite Teil schildert die Zeit nach Wallenbergs Verhaftung in Russland, die grausamen Verhöre und schließlich wie sein Name zum Mythos wird: der Held Wallenberg spaltet sich ab von dem realen Menschen, der im Gulag krepiert. Erkki-Sven Tüür war in den 80er Jahren Komponist, Flötist, Keyboarder und Sänger der Rockgruppe In Spe, die zu den erfolgreichsten Bands Estlands gehörte. Der percussive Sound seiner musikalischen Herkunft ist der Treibstoff der Partitur für großes Orchester. Wallenberg wird von Tobias Kratzer und Rainer Sellmaier in Szene gesetzt, die zuletzt mit großem Erfolg in Bremen und Basel arbeiteten. Musikalische Leitung Johannes Willig Inszenierung Tobias Kratzer Bühne & Kostüme Rainer Sellmaier Dramaturgie Joscha Schaback

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Liebes Publikum, liebe Freunde der Oper! Von Helden lautet unser Spielzeitmotto. Zwei Stücke mit besonderen Heroen rahmen die neue Spielzeit. Äneas aus Berlioz‘ Les Troyens macht den Anfang. Er ist aus Troja geflohen und nach langer Irrfahrt in Nordafrika gelandet. Dort trifft er auf die Liebe seines Lebens. Doch Äneas kann nicht bei Dido bleiben, sondern muss seiner Bestimmung folgen, im nördlichen Mittelmeerraum eine Stadt zu gründen, die die Keimzelle eines Weltreichs werden soll: Rom. Seine Intelligenz, sein Durchhaltevermögen, seine Vision, sein Verantwortungsgefühl, das schwerer für ihn wiegt als sein persönliches Glück, machen ihn zum mythischen Helden, der den Grundstein für die Kultur Europas legte. Ganz anders Wallenberg aus Erkki-Sven Tüürs gleichnamiger Oper. Der schwedische Diplomat Raoul Wallenberg ist eine historische Persönlichkeit. Er wurde zum Helden im Widerstand gegen die Nazis, denen er in Budapest ca. 100.000 tod­ geweihte Juden durch schwedische Schutzpässe entriss. Nachdem die Russen die Stadt befreit hatten, warfen sie ihn ins Gefängnis. Wir wissen bis heute nicht, was aus Wallenberg wurde. Aber sein Name ist zum Mythos geworden, zum Inbegriff von Mut. Mit Wallenberg eröffnen wir eine Reihe mit politischen Opern, deren Stoffe uns bis heute bewegen. Mit Les Troyens bilden wir den Auftakt für eine Reihe großer französischer Opern des 19. Jahrhunderts, die durch Karlsruhes engen Kontakt zu Frankreich besonders nahe liegt. Auch die Stücke zwischen den beiden Werken folgen Leitlinien, die sich in den folgenden Spielzeiten fortsetzen werden: Offenbachs Ritter Blaubart startet den Operettenschwerpunkt im Spielplan des Staatstheaters. Mit Frederick Delius’ Romeo und Julia auf dem Dorfe, der farbenprächtig auskomponierten Adaption von Gottfried Kellers berühmter Novelle, beginnen wir die Reihe „Meisterwerke des 20. Jahrhunderts“. Die bedeutende Wagner-Tradition des Hauses wollen wir fortsetzen: Den Anfang macht Lohengrin mit Lance Ryan in der Titelrolle. Das eigene Leben verändert sich am meisten durch die Menschen, denen man begegnet. Ich fühle mich geehrt, mit Justin Brown zusammenzuarbeiten und mit John Parr, der für die Position des Casting-Direktors von der San Francisco Opera zu uns kommt. Ich freue mich auf unseren neuen Ersten Kapellmeister Johannes Willig, den die Karlsruher noch als Assisten¯ kennen und auf unseren neuen Chefdramaturgen und Leiter der Händel-Festspiele Bernd Feuchtner. ten von Kazushi Ono Das neue Sänger-Ensemble setzt sich aus vertrauten und neu engagierten Künstlern zusammen. Viele von ihnen sind in der internationalen Opernwelt unterwegs und kommen aus Interesse am Badischen Staatstheater Karlsruhe fest in ein Ensemble. So z. B. John Treleaven! Neben dem Kernrepertoire haben wir einige Extras geplant. So werden wir eine Kinderoper in einer Version mit Audio­ deskription für blinde Kinder anbieten. Und neben den Opern-Galas stehen fünf Liederabende auf dem Programm. Vor jeder Vorstellung laden wir Sie zu einer Inszenierungseinführung im Foyer ein. Wer sind die wirklichen Helden des Theaters? Meine persönlichen Helden sind die Sänger, die den Figuren Leben ein­ hauchen, sind die Kollegen hinter der Bühne und im Orchestergraben, die das „Kraftwerk der Gefühle“ mit ihrem Herzblut befeuern. Aber sie wären nicht Helden, wenn das Publikum sie nicht als solche feiern würde!

Ich freue mich auf Sie und unsere erste Spielzeit in Karlsruhe! Ihr

Joscha Schaback des. Operndirektor

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Premieren

Ballett Siegfried

Ballett von Peter Breuer Uraufführung 19.11.2011 GroSSes Haus

Momo

Ein philosophisches Ballett von Tim Plegge Uraufführung 21.4.2012 GroSSes Haus

Choreografen stellen sich vor

Ein Ballettabend zur Entdeckung neuer Talente Uraufführungen 4.6.2012 Kleines Haus

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Wiederaufnahmen

Ballett Romantik

Ein Ballettabend mit Werken von Demis Volpi, Heinz Spoerli und Christopher Wheeldon 24.9.2011 GroSSes Haus

Der Nussknacker – Eine Weihnachtsgeschichte Ballett von Youri Vámos nach Charles Dickens und E. T. A. Hoffmann 2.12.2011 GroSSes Haus

Schwanensee

Ballett von Christopher Wheeldon nach Marius Petipa und Lew Iwanow Deutsche Erstaufführung 25.1.2012 GroSSes Haus

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Siegfried

Ballett von Peter Breuer Uraufführung

19.11.2011 GroSSes Haus

Die Faszinationskraft des Nibelungenliedes ist ungebrochen. Das Erstaunlichste an diesem Heldenepos aus dem 12. Jahrhundert ist jedoch, dass es das Schicksal einer Frau in den Mittelpunkt stellt. Es beginnt mit Kriemhilds Jugend und endet mit ihrem Tod. Ihre Begegnung mit dem Helden Siegfried ist die zentrale unter den vielen Begebenheiten im Leben dieser Frau. Im Zentrum des Balletts von Peter Breuer steht der Moment, in dem Kriemhild die verwundbare Stelle Siegfrieds an Hagen verrät und ihr klar wird, dass sie ihn damit dem Tode ausgeliefert hat. Aus diesem Moment heraus beginnt sie, ihre Geschichte mit Siegfried vom ersten Eintreffen in Worms an Revue passieren zu lassen. Beleuchtet das Nibelungenlied Kriemhild von außen, ist dieses Ballett eine Innenschau. Es kreist um die Rolle und Stärke einer Frau, die dem Mythos des Helden erliegt und erst zu spät begreift, dass sie selbst stark genug ist, um keines Helden zu bedürfen. Kein anderer Komponist hat das Bild der Nibelungen so stark geprägt wie Richard Wagner. So lag es nahe, sinfonische Teile des Rings zugrunde zu legen. Diese werden allerdings in Bezug zu John Adams’ Orchesterstück Harmonielehre gesetzt, dessen große orchestrale Imagination und rhythmische Energie das ständige Spiel zwischen Erzählung und psychologischer Innenschau in ein neues Spannungsverhältnis setzen. Der Choreograf Peter Breuer begann 1969 seine internationale Karriere als Solotänzer des London Festival Balletts und gehörte bis in die späten 80-er Jahre zu den führenden Tänzern der internationalen Ballettszene. Seine zahlreichen Gastspiele brachten ihm neben der Anerkennung durch die internationale Fachpresse größte Publikumserfolge. Sein Repertoire umfasste alle großen klassischen Rollen, u. a. in Choreografien von John Cranko, Maurice Béjart, Erich Walter und Hans van Manen. Anfang der 80-er Jahre entstanden seine ersten Choreografien an der Bayerischen Staatsoper. Seit Beginn der Saison 1991/92 ist Peter Breuer Ballettdirektor am Salzburger Landestheater, wo er eine Tradition großer Erzählballette begründete, die er seit 2009 mit Andreas Geier als neuem Librettisten erfolgreich fortsetzt. Musik Richard Wagner, John Adams, Franz Liszt Musikalische Leitung Christoph Gedschold Choreografie Peter Breuer Libretto & Dramaturgie Andreas Geier Bühne & Kostüme Dorin Gal

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Momo

Ein philosophisches Ballett von Tim Plegge Nach dem Roman von Michael Ende Uraufführung

21.4.2012 GroSSes Haus

Seine erste Uraufführung am Ballett des Badischen Staatstheaters Karlsruhe zeigte der Choreograf Tim Plegge vor nicht einmal zwei Jahren mit dem ausgesprochen poetischen Ballett And I watch you breathe während des Abends Choreografen stellen sich vor. Nach dieser kleineren Arbeit wird der in Berlin lebende freischaffende Choreograf mit Tänzern des Karlsruher Ballettensembles nun sein erstes Handlungsballett kreieren. Mit Momo hat sich Tim Plegge ein brennend aktuelles Thema gewählt: Zeit-Diebe nehmen den Menschen die Zeit zu leben. Alles wird auf Wirtschaftlichkeit hin geprüft. Der elternlosen Momo, die in einem verfallenen Amphitheater lebt, fällt auf, dass ihre Freunde im Gegensatz zu früher kaum noch Zeit finden, sie zu besuchen. Momo hat ein großes Talent: Sie kann zuhören – sogar so gut, dass sie mit dieser Fähigkeit die Welt um sich herum verbessert. Sie schlichtet Streit, bringt die Fantasie ihrer Freunde zum Blühen, ohne dabei selbst in Aktionismus zu verfallen. In ihrer Gegenwart werden Menschen ehrlich. Auf einer Geheimversammlung beschließt Momo mit ihren engsten Verbündeten Beppo Straßenfeger und Gigi Fremdenführer, zusammen mit dem weisen Verwalter der Zeit, Meister Hora, die dunkle Wolke der Kälte und Lieblosigkeit aufzuhalten. Der 1973 erschienene Roman Momo von Michael Ende ist als Kinder- und Jugendbuch ein Welterfolg geworden, seine Botschaften aber sprechen auch Erwachsene an. Choreografie Tim Plegge

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Choreografen stellen sich vor

Ein Ballettabend zur Entdeckung neuer Talente Uraufführungen

4.6.2012 Kleines Haus

Die Förderung junger Künstler stand und steht immer wieder im Vordergrund der Ballettdirektion. Mit der Gründung ihrer Tanzstiftung sichert Ballettdirektorin Birgit Keil die Förderung und damit die Finanzierung junger Tänzer während des Studiums. Viele Mitglieder des Ballettensembles des Badischen Staatstheaters Karlsruhe waren Stipendiaten dieser Stiftung. Nicht nur Tänzer sind in den Genuss der Förderung gekommen, auch Choreografen haben immer wieder Gelegenheit bekommen, sich am Ballett des Badischen Staatstheaters weiter zu entwickeln. Der Ballettabend Choreografen stellen sich vor folgt der Idee der Stuttgarter Noverre-Gesellschaft und bietet sowohl Compagniemitgliedern als auch Gästen von außerhalb die Gelegenheit, unter professionellen Bedingungen ihre Arbeit zu entwickeln. Wie eine Gala en miniature gestaltete sich vor zwei Jahren dieser Abend der kurzen Uraufführungen. Es ist ein vollwertiger Ballettabend mit vielen Teilen und jeder davon ist eine Überraschung. Denn wer sich aus dem Ballettensemble an eine neue Aufgabe heranwagt oder wer diesen Schritt nach dem vergangenen Erfolg sogar zum zweiten Mal macht, wird sich erst im Laufe der Spielzeit herausstellen. Die Herausforderung ist enorm. Tänzer wechseln die Seiten und sind nicht mehr Medium des Choreografen, sondern haben nun die Aufgabe, ihre eigenen Ideen aus den Kollegen heraus zu arbeiten. Auch die Gäste unter den Choreografen müssen sich erst finden. Sicher ist, dass Sie einige Ihrer Tänzer-Favoriten jetzt als Choreografen wieder entdecken werden und möglicherweise wohnen Sie dem Anfang einer neuen Karriere bei.

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Sehr verehrtes Publikum, liebe Freunde des Balletts, die kommende Spielzeit ist in verschiedener Hinsicht eine besondere. Zum einen freue ich mich auf eine aufregende Ära unter der neuen Generalintendanz von Peter Spuhler. Zum anderen habe ich das Glück, Ihnen gleich zwei große Uraufführungen ankündigen zu können. Mit dem Spielzeitmotto Von Helden begann unsere Suche nach geeigneten Ballettstoffen. Natürlich könnte man sich problemlos bei typischen Ballettklassikern, wie bei den tragischen Helden Romeo und Julia oder bei Scrooge aus Der Nussknacker-Eine Weihnachtsgeschichte bedienen. Die erste Premiere dieser Spielzeit soll allerdings einem zumindest für das Ballett sagenhaft untypischen Helden gewidmet werden: Siegfried. Dieses Heldenepos ist in der Ballettliteratur bisher unbeachtet geblieben. Um so mehr Grund für uns, mit dem Ihnen bereits durch das in unserem Repertoire enthaltenen Ballett Tschaikowski bekannten Peter Breuer einen Choreografen auszuwählen, der sich diesem Mythos stellt. Die sich um Siegfried und seine Frau Kriemhild rankende Geschichte findet sich in dem um 1200 entstandenen Nibelungenlied zu einer Zeit, die man als Blütezeit der höfischen Dichtung bezeichnen kann. Ebenso spannend ist die zweite Premiere im kommenden Frühjahr, für die ich ebenfalls ein Handlungsballett ankündigen darf. Hier steht eine Heldin im Mittelpunkt, wie sie zu dem germanischen Ritter gegensätzlicher kaum sein könnte. Das elternlose Mädchen Momo, welches dem Ballett seinen Titel verleiht, hat auf seine Art auch Riesenkräfte, ist aber bestrebt, mit leisen Mitteln die Welt zu retten. Nachwuchschoreografen bekommen wiederholt die Chance, ihr Talent unter Beweis zu stellen. Wie die begeisterte Reaktion von Ihnen, liebes Publikum, vor zwei Jahren gezeigt hat, lohnt es sich, die Bühne für Experimente frei zu machen. Auch auf besonders erfolgreiche Produktionen der vergangenen Spielzeit müssen Sie nicht verzichten. Der Nussknacker – Eine Weihnachtsgeschichte, Schwanensee und Romantik werden in dieser Saison wieder aufgenommen. Zum Abschluss der Spielzeit präsentiert Ihnen das Ensemble noch einmal alle Stücke der Saison in der Karlsruher Ballettwoche, die mit der Ballett-Gala, zu der wir Ihnen sowohl unsere Tänzer in ausgewählten Beiträgen als auch hochkarätige Gäste der internationalen Tanzlandschaft präsentieren, ihren Höhepunkt findet.

Ich freue mich auf Sie! Ihre

Birgit Keil Ballettdirektorin

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Premieren

Schauspiel Stadt der Zukunft

Der Mann der die Welt ass

Die Hermannsschlacht

Die Verschwörung des Fiesco zu Genua

1. Karlsruher Dramatikerfestival Uraufführungen 1.-3.10.2011 Staatstheater

Ein Drama von Heinrich von Kleist 6.10.2011 Kleines Haus

Der groSSe Marsch von Wolfram Lotz 9.10.2011 Insel

Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück

Ein Lustspiel von Gotthold Ephraim Lessing 9.10.2011 Insel

Herzog Theodor von Gothland Eine Tragödie in fünf Akten von Christian Dietrich Grabbe 20.10.2011 Kleines Haus

Jacques Brel – On n‘oublie rien Inszenierte Chansons mit Natanaël Lienhard Uraufführung Herbst 2011 Insel

von Nis-Momme Stockmann Uraufführung November 2011 Insel

Ein republikanisches Trauerspiel von Friedrich Schiller 24.11.2011 Kleines Haus

Ein neues Stück 27.11.2012 Insel

Amphitryon

Ein Lustspiel von Heinrich von Kleist nach Molière 31.12.11 Kleines Haus

Dylan – The Times They Are A-Changin’ von Heiner Kondschak Uraufführung 7.1.2012 GroSSes Haus

Ein neues Stück 22.1.2012 Insel

20

Orpheus steigt herab von Tennessee Williams 26.1.2012 Kleines Haus

Hamlet

nach William Shakespeare 12.5.2012 Kleines Haus

Auf Kolonos

Ein Wolfgang Rihm-Projekt von Laurent Chétouane Uraufführung 22.3.2012 Kleines Haus

Jakob der Lügner

nach dem Roman von Jurek Becker Deutschsprachige Erstaufführung 14.4.2012 Kleines Haus

Philotas +

von Gotthold Ephraim Lessing & ein neuer Text 26.4.2012 Insel

wiederaufnahme

Schauspiel Mutters Courage von George Tabori Insel

big money (uraufführung) Ein Musical von Peter Lund und Thomas Zaufke Oktober 2011 kleines Haus

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Stadt der Zukunft 1. Karlsruher dramatikerfestival Uraufführungen

1.-3.10.2011 Staatstheater

In Kooperation mit der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg, Ludwigsburg Stadt der Zukunft – zu diesem Thema haben wir 20 junge Dramatiker gebeten, jeweils ein kurzes Auftragswerk zur Eröffnung der neuen Intendanz am Staatstheater Karlsruhe zu schreiben. Die Stadt Karlsruhe, als visionärer Entwurf vor fast 300 Jahren gegründet, hat zukunftsgewandte Ideen und Erfindungen immer befördert. Das Staatstheater selbst, eröffnet 1975, ist ein futuristisches Monument. Beim Autorenfestival Stadt der Zukunft öffnen wir das gesamte Haus und bespielen Orte hinter, über und unter den Bühnen. Gespielt wird drei Tage lang in ganz besonderen Räumen, die den Zuschauern normalerweise nicht zugänglich sind, wie Schneiderei und Orchesterproberaum, Malersaal und Schlosserei, Unterbühne und Lüftungszentrale, Chorgarderobe und Plastikerwerkstatt. Das Publikum ist eingeladen, auf einer abwechslungsreichen Reise Orte und Stücke zu entdecken. Junge Regisseure, sechs davon aus der Akademie für Darstellende Kunst in Ludwigsburg, inszenieren die Texte mit Schauspielstudierenden, Mitgliedern des Ensembles und Gästen. Die eingeladenen Autoren sind anwesend. Die Autorentage zur Stadt der Zukunft werden am 1. und 2. Oktober 2011 abgeschlossen durch das Projekt 100 Prozent Karlsruhe von Rimini Protokoll, für das die Stadtbevölkerung der Gegenwart auf die Bühne des GroSSen Hauses kommt. Das Festival wird künstlerisch geleitet von den Regisseurinnen Nina Gühlstorff und Dorothea Schroeder, die ihre Erfahrungen aus Autorenfestivals in Tübingen, Osnabrück und Basel einbringen. Zuletzt war von beiden die theatrale Demonstration Der dritte Weg zu sehen, eine Produktion des Theaterhauses Jena, eingeladen von der Kulturstiftung des Bundes zum Festival Heimspiel 2011 am Schauspiel Köln. Mit dem Autorenfestival beginnt das Schauspiel am Badischen Staatstheater Karlsruhe eine intensive Zusammenarbeit mit jungen Dramatikern, die in Nachspielen, Uraufführungen und abendfüllenden Auftragswerken ihre Fortsetzung findet. Die gesammelten Auftragswerke werden als Buch und im Internet veröffentlicht. Künstlerische Leitung Nina Gühlstorff & Dorothea Schroeder Produktionsleitung Jenny Flügge Dramaturgie Jan Linders

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Die Hermannsschlacht Ein Drama von Heinrich von Kleist

6.10.2011 kleines Haus

Widerstandskämpfer oder genialer Stratege und Feldherr, Befreier Germaniens oder Symbol der Einheit aller Deutschen – Hermann der Cherusker ist seit seiner „Wiederentdeckung“ im 15. Jahrhundert ein Held vieler Lesarten, eine ebenso sagenumwobene wie umstrittene Figur der deutschen Klassik und als „Begründer“ einer deutschen Geschichte höchst fragwürdig. Heinrich von Kleist hatte sein Drama Die Hermannsschlacht für den „Augenblick berechnet“, der erfolgreiche Aufstand der Germanen gegen die römische Besatzung galt ihm und seinen Zeitgenossen als Vorbild für den deutschen Widerstand gegen Napoleons Heere. Spätestens nach der Reichsgründung 1871 wandelte sich das Bild Hermanns. Der Fürst ersetzte den Krieger, sein rebellisches, anarchisches und auch gewalttätiges Potential wurde gezähmt, er wurde zum Denkmal. Ein Deutsches Reich, das selbst politische Vorherrschaft anstrebte, hatte für einen antiimperialistischen Hermann keine Verwendung mehr. Aus dem „Versprechen“ der Hermannschlacht, „dass Widerstand nicht nur möglich, sondern zuletzt auch erfolgreich sein würde“, wie der Politikwissenschaftler Herfried Münkler in seinem Buch Die Deutschen und ihre Mythen schreibt, wurde ein Symbol für die Bildung nationaler Identität und die Abgrenzung gegen Einflüsse von außen. Kleist zeigt uns Hermann als brillanten Strategen. Nach außen hin ein Freund und Verbündeter des römischen Feldherrn und Statthalter Germaniens, Quintilius Varus, plant Hermann insgeheim den bewaffneten Widerstand; gegen die Tücke der Römer setzt er seine eigene List und schlägt seinen Feind mit dessen eigenen Waffen. Er führt Krieg nach innen und nach außen zugleich, gegen die Besatzer und gegen die „Abtrünnigen“ in den eigenen Reihen. 200 Jahre nach Heinrich von Kleists Tod ist Hermann noch immer ein Politikum. Was für ein Held kann Hermann heute jenseits deutschen Nationalgetöses für uns sein? Um welche Identität ringen wir im Zeitalter der globalen Märkte und digitalen Vernetzung? Gegen welche „Besatzung“ richtet sich unser Widerstand? Für welche Freiheit kämpfen wir? Und mit welchen Mitteln? Der junge Regisseur Simon Solberg hat sich mit Klassikerbearbeitungen einen Namen gemacht, die die Denkmalpflege der Literatur zugunsten einer aktuellen und politisch brisanten Lesart in Frage stellen. Dabei entsteht unterhaltsames, rasantenergetisches Theater, das uns im besten Sinne den Spiegel vorhält. Solberg inszenierte u. a. am Nationaltheater Mannheim, Schauspiel Frankfurt, Maxim Gorki Theater Berlin, Deutschen Theater Berlin und Staatsschauspiel Dresden. Er war bereits zweimal zu „Radikal Jung – Das Festival junger Regisseure“ in München eingeladen. Bühnenbildnerin Maike Storf arbeitete u.a. in Berlin im HAU und an der Volksbühne, am Theater Oberhausen, am Thalia Theater Hamburg, am Theater Heidelberg und der Skala Leipzig. Für Maschinenwinter in Leipzig wurde sie von „Theater heute“ als Nachwuchsbühnenbildnerin nominiert. Inszenierung Simon Solberg Bühne Maike Storf Kostüme Sara Kittelmann Dramaturgie Kerstin Grübmeyer

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Der groSSe Marsch von Wolfram Lotz

9.10.2011 Insel

„Was also haben wir zu fordern in unseren Theaterstücken: Dass die Bäume blühen im Winter, dass die Straße nicht aufhört, wo das Feld beginnt, die Bombe implodiert ... dass grünes grünes Moos auf unseren Köpfen wächst, der Pelikan bellt, unsere Spucke nach oben fliegt, wir wandern können durch die Zeit, querfeldein, wie durch den Raum, dass das Sterben nicht mehr gilt, man uns das nicht mehr nimmt, was uns das Einzige ist: Unser Leben“, ruft Wolfram Lotz uns in seiner Rede zum unmöglichen Theater zu – und bläst zum großen Marsch. Aufräumen ist angesagt, mit dem Theater, der Realität, mit Gott und der Welt. Neben Ackermann höchstpersönlich, dem Anarchisten Bakunin, einer Gruppe Sozialhilfeempfänger und einem Regisseur nebst Schlange finden sich auch der Autor und seine Mutter zu einer Art Talk Show auf der Bühne ein. Lotz ist ein komischer Revolutionär, der uns aufruft, mit Fiktionen der Unmöglichkeit die Welt zu verändern. Seine Rebellion ist eine gegen die reine Vernunft und für die Vorbildfunktion der unsterblichen Seegurke, für den Sinn im Unsinn und gegen den Tod als unerschütterliche Tatsache. Er ist ein heldenhafter Phantast, der sich Buletten in die Taschen stopft und bekennt: „Bei allem Klamauk den man macht, gibt es etwas, das zu tun hat mit Schmerz. Und Traurigkeit. Und man macht sich lächerlich, wenn man es sagt.“ Wolfram Lotz, 1981 in Hamburg geboren, studiert am Leipziger Literaturinstitut. Für sein Debüt Der große Marsch wurde er mit dem Werkauftrag des Stückemarkts beim Berliner Theatertreffen 2010 und mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Außerdem erhielt er den Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker 2011. Die Uraufführung wurde im Mai 2011 bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen und am Staatstheater Saarbrücken gezeigt. Sein zweites Stück Einige Nachrichten an das All, 2010 eingeladen zu den Werkstatttagen am Wiener Burgtheater, kam im Februar 2011 am Nationaltheater Weimar zur Uraufführung und wurde zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen. Simone Blattner bringt Der große Marsch zur Spielzeiteröffnung im Doppel mit Lessings Minna von Barnhelm auf die Bühne. Dasselbe Schauspielerensemble konfrontiert Lotz’ Entwurf eines „unmöglichen“ Theaters mit Lessings Lustspiel, das der Dichter 1767 fertig stellte, im gleichen Jahr, in dem er mit seiner Hamburgischen Dramaturgie dazu aufrief, im Theater neue Wege zu beschreiten. Lessings radikale Vision war die einer „wahrscheinlichen“ Handlung – eines „möglichen“ Theaters also? Inszenierung Simone Blattner Bühne Anna Rudolph Kostüme Claudia González

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Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück Ein Lustspiel von Gotthold Ephraim Lessing

9.10.2011 Insel

Mit Wolfram Lotz‘ „unmöglichem“ Theaterstück Der große Marsch sind sie aufgebrochen in den theatralen Ausnahmezustand, jetzt setzen Simone Blattner und ihre Schauspieler sich mit Lessings Lustspiel Minna von Barnhelm und dem Versuch einer Rückkehr in die Normalität auseinander. In seinem 1763-67 infolge des Siebenjährigen Krieges entstandenen Stück hinterfragt Lessing kritisch den Heldenbegriff seiner Zeit und führt mit viel Humor die fatalen Auswirkungen festgefahrener Traditionen und Wertesysteme auf eine Gesellschaft und ihre Individuen vor Augen. In Zeiten, in denen Kriegsheimkehrer und ihr schwieriger Weg zurück in ein normales Leben wieder Teil unserer deutschen Realität geworden sind, erfährt Lessings Stück eine neue Aktualität. „Ich ward Soldat aus Parteilichkeit, ich weiß selbst nicht für welche politische Grundsätze, und aus der Grille, dass es für jeden ehrlichen Mann gut sei, sich in diesem Stande eine Zeitlang zu versuchen, um sich mit allem, was Gefahr heißt, vertraulich zu machen und Kälte und Entschlossenheit zu lernen.“ Major Tellheim ist aus dem Krieg heimgekehrt, ein gebrochener Held, verwundet und entehrt. Weil man ihn wegen einer ungerechten Anschuldigung aus der Armee entlassen hat, steht er plötzlich mittellos und scheinbar ohne Lebenssinn in einer Welt, die er nicht mehr versteht. Zutiefst verletzt in seiner Ehre, verbietet er sich fortan seine Liebe zu Minna von Barnhelm, mit der er seit einiger Zeit verlobt ist. Er will sie nicht in sein Unglück hineinziehen, eine Heirat unter diesen Umständen verträgt sich nicht mit seiner strengen Vorstellung, wie die Welt und er selbst darin zu sein hat. Obgleich Tellheim weiß, dass Minna keine von den Frauen ist, „die in ihren Männern nichts als den Titel und die Ehrenstelle lieben“, weist er ihre Liebe zurück. Aber Minna gibt so schnell nicht auf. Sie reist ihrem Verlobten nach – und mit Einfallsreichtum, List und Humor stellt eine junge, selbstbewusste Frau sich den starren, traditionsgeprägten Mustern männlicher Vernunft. Da Tellheim sich nicht helfen lassen will, heckt Minna einen verwegenen Plan aus, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Die Schweizerin Simone Blattner inszenierte u. a. am Bayerischen Staatsschauspiel München, Züricher Theater Neumarkt, Basler Theater, Nationaltheater Mannheim, Schauspiel Frankfurt, Staatsschauspiel Dresden und Berliner Ensemble. Ihre Uraufführungen der Stücke Schieß doch, Kaufhaus! und Kränk von Martin Heckmanns wurden zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. Inszenierung Simone Blattner Bühne Anna Rudolph Kostüme Claudia González

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Herzog Theodor von Gothland Eine Tragödie in fünf Akten von Christian Dietrich Grabbe

20.10.2011 Kleines Haus

„Ihr Werk hat mich angezogen, sehr interessiert, abgestoßen und erschreckt“, schreibt Ludwig Tieck dem Dichter Christian Dietrich Grabbe 1822 über dessen Drama Herzog Theodor von Gothland, das sich „durch seine Seltsamkeit, Härte, Bizarrerie sehr von dem gewöhnlichen Tross unserer Theaterstücke unterscheidet.“ Grabbe ist 21, als er sein Debüt vorlegt, und ein rebellischer junger Dichter, radikal in seiner Weltsicht, tief erschüttert in seinem Glauben an die Menschen. Bestechend in seiner kraftvollen und direkten Sprache, ist Grabbes erstes Stück eine Abrechnung mit den Idealisten seiner Zeit und die pessimistische Analyse einer Welt, die – wie sein vom Glauben abgefallener Held erkennt – „allmächtige Bosheit lenkt“. Es ist eine Tragödie von gewaltiger Sprengkraft, schrill und rasant, maßlos und desillusionierend. „Es wird mich gewiß sehr berühmt machen!“, schreibt Grabbe an seine Eltern. Doch erst 70 Jahre später wird das bis heute selten gespielte Stück in Wien uraufgeführt. Kriegslandschaft Europa. Der Afrikaner Berdoa, oberster Feldherr der heidnischen Finnen, landet mit seinem Heer an der Küste Schwedens. Der einstige Sklave plant, sich am „zivilisierten Europa“ für das an den Afrikanern begangene Unrecht zu rächen. Sein erstes Angriffsziel: Theodor von Gothland, „der Größte der Europäer“, Held der christlichen Schweden. Berdoa lässt den Herzog glauben, einer seiner beiden Brüder habe den anderen hinterhältig ermordet. Die Intrige gelingt: Der vermeintliche Brudermord stellt das Weltbild des Idealisten auf den Kopf. Das Wertesystem gerät aus den Fugen, das Gute ist gescheitert, das Paradies verloren. Der entfesselte Held stürzt ins Bodenlose. Alle Mahnungen seiner Frau wie seiner engsten Vertrauten von sich weisend, erkennt Gothland das Böse als unvermeidliches Schicksal an. Um im Kohlhaas‘schen Sinne das Recht wiederherzustellen, beginnt er seinen einsamen Rachefeldzug. Nicht einmal der schwedische König kann ihn noch aufhalten. Den ersten Brudermord durch einen zweiten zu sühnen, wird logische Konsequenz für einen Menschen, dessen Welt von einem Moment zum nächsten lichterloh in Flammen steht. Martin Nimz studierte Schauspiel in Rostock und arbeitete als Schauspieler und Regisseur in Gera, Eisenach und Berlin. 2002 bis 2004 war er Schauspieldirektor am Staatstheater Kassel. In den letzten Jahren inszenierte er u. a. am Staatstheater Cottbus, Theater Heidelberg, Schauspiel Frankfurt, Volkstheater Rostock, Staatsschauspiel Dresden und zum Neustart von Schauspieldirektor Kay Voges am Theater Dortmund. Der junge Bühnenbildner Flurin Borg Madsen studierte Szenografie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, Bühnenbild an der Züricher Hochschule der Künste und arbeitete bereits als Video-Designer für Michael Simon am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Bühnenbilder von ihm waren u. a. in Graz, Mannheim und Schwetzingen zu sehen. Inszenierung Martin Nimz Bühne Flurin Borg Madsen Dramaturgie Nina Steinhilber

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Jacques Brel – On n‘oublie rien

Inszenierte Chansons mit Natanaël Lienhard Uraufführung

Herbst 2011 Insel

Ein Chanson – das ist ein Drama in drei Minuten. Kaum einer konnte es so musikalisch und so poetisch erzählen wie Jacques Brel, geboren 1929 in Brüssel, gestorben viel zu früh 1978 in Paris. Er war der Held unter den Chansonniers: Groß in seinem Schmerz, seinen Frechheiten, seiner Zärtlichkeit und seinem Drang nach Freiheit und Abenteuer. Alt sein ohne je erwachsen zu werden. Jedem Mädchen Bonbons statt Blumen anbieten, denn Bonbons welken nicht, Verliebtheit schon. Das flache Land lieben, wo der Wind aus allen Himmelsrichtungen kommen kann, um seine Geschichten zu erzählen. Über die untreuen Frauen in Amsterdam weinen, anstatt auf sie zu pissen. Die Eleganz von Schwarzen und den Mut von Juden bewundern. Sich fragen, warum die Menschen in der Métro aussehen wie Ertrunkene und ob der Frühling eine gute Zeit fürs Sterben ist. Auf die Verrücktheit der ermüdeten Bürger warten, die Rückkehr der Geliebten und den ältesten Tango der Welt. Natanaël Lienhard, neu im Karlsruher Schauspielensemble, ist halber Franzose von Geburt und mit französischen Chansons aufgewachsen. Nun singt er einen ganzen Abend lang Jacques Brels Musik und erzählt die Geschichten seiner Lieder. Begleitet wird er von einem Streichertrio aus Musikern der Badischen Staatskapelle und vom jungen Pianisten und Komponisten Jacob Bussmann, der die 16 musikalischen Miniaturen raffiniert und einfühlsam arrangierte. Pia Donkel war nach Regieassistenzen bei Martin Nimz und Christoph Frick Mitarbeiterin von „pvc Tanz Freiburg Heidelberg“ in der Spielzeit 09/10 und wechselte anschließend als Regieassistentin ans Theater Konstanz. Dort realisierte sie bereits den Abend Tiefer gehen. Arrangements & Musikalische Leitung & Klavier Jacob Bussmann Inszenierung Pia Donkel Bühne & Kostüme Pia Donkel & Katharina Simmert Video Olivier Hamaker Dramaturgie Jan Linders

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Der Mann der die Welt ass von Nis-Momme Stockmann Uraufführung

November 2011 Insel

„Ich wollte es alles hinkriegen. Aber wisst ihr. Ich kann es nicht gut machen. Ich kann es nur schlecht machen. Ich fresse alles auf.“ Der Sohn ist 35 Jahre alt und erfolgsverwöhnt, aber eines Tages gerät er aus der Bahn und das Leben prüft ihn erbarmungslos. Von seiner Frau und seinen Kindern hat er sich bereits getrennt, dann wird er arbeitslos. Sein Vater wird immer dementer und hilfsbedürftiger. Der kranke Bruder ist in seinen Augen ein Simulant, mit seinem besten Freund zerstreitet er sich. Ohne Geld, ohne Perspektive, den Vater pflegend, den Bruder verlierend, steht er zuletzt ganz allein da. Der Mann der die Welt aß ist die berührende Geschichte eines gefallenen Helden. Die Leistungsgesellschaft, deren Teil er ist, lässt keine Kapitulation zu. Die Ökonomisierung aller Verhältnisse, längst bis in die Familie vorgedrungen, bietet keine Angriffsfläche gegen das eigene Funktionieren. Wer aus der Tretmühle des Kapitalismus aussteigen will, der fällt aus der Welt. Mit der Auszeichnung seines Erstlings Der Mann der die Welt aß begann beim Heidelberger Stückemarkt 2009 und kurze Zeit später beim Berliner Theatertreffen der künstlerische Werdegang des jungen Autors Nis-Momme Stockmann. Die Uraufführungsinszenierung von Dominique Schnizer wurde von der Presse hoch gelobt. Gerhard Stadelmaier schrieb in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Daniel Stock gibt den Sohn als nacktschneckigen Kotzbrocken mit Sehnsuchts- und Verzweiflungszuckerguss, Ronald Funke den dementen Vater als Gemütsnarr mit sanft klingelnden Abgrundschellen. In Stockmanns Welt sind die Kinder verlassen, die Väter fallen aus, die Mütter sind gestorben. Es ist die Welt der Alleinlebenden. Nichts Ungewöhnliches. In Heidelberg zeigt sich das fabelhaft einfach, berührend. Das Theater dient dem Autor, indem es über seine Geschöpfe staunt, ihnen nahe kommt, ihnen aber Luft lässt für noch ganz andere Möglichkeiten.“ Der Mann der die Welt aß war zu den Festivals „Neue Stücke aus Europa“ in Wiesbaden, „Maximierung Mensch“ in Trier und „Kaltstart“ in Hamburg eingeladen. Für Stockmann folgten weitere Uraufführungen am Schauspiel Frankfurt, am Staatstheater Stuttgart und am Staatstheater Braunschweig. Er gilt heute als einer der wichtigsten Gegenwartsdramatiker. „Theater heute“ ernannte ihn zum Nachwuchsdramatiker des Jahres 2010, das Land Baden-Württemberg zeichnete ihn mit der Fördergabe zum Schiller-Gedächtnispreis aus, 2011 erhielt er den Friedrich-Hebbel-Preis. Inszenierung Dominique Schnizer Bühne & Kostüme Christin Treunert Dramaturgie Jan Linders

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Die Verschwörung des Fiesco zu Genua Ein republikanisches Trauerspiel von Friedrich Schiller

24.11.2011 Kleines Haus

Ein „großer furchtbarer Kopf“, der unter „der täuschenden Hülle eines weichlichen epikurischen Müßiggängers, in stiller, geräuschloser Dunkelheit, gleich dem gebärenden Geist auf dem Chaos einsam und unbehorcht eine Welt ausbrütet“ – so beschreibt Friedrich Schiller Fiesco, den Helden seines zweiten, selten gespielten und wohl komplexesten Dramas. Es handelt von drei verschiedenen Verschwörungen, von Liebesintrigen, verletzter Ehre, republikanischem Geist und Größenwahn. Die Masken bestimmen das Spiel – jede Figur trägt eine andere und die undurchsichtigste ist die Fiescos. Täuscht er den Befreier Genuas gegen die drohende Tyrannei Gianetto Dorias nur vor, um sich selbst zum Herrscher aufzuschwingen? Ist er der Verächter der Demokratie, der er vorgibt zu sein? Hat er den Tod, den sein Mitverschwörer und Republikaner Verrina für ihn geplant hat, verdient? Wird Fiesco sich nach der erfolgreichen Entmachtung der Dorias in den Dienst einer Republik stellen oder sich den „Purpurmantel“ umhängen? Drei Enden des Stücks sind überliefert und zeugen von der Spielernatur Fiescos und seines Autors Schiller. Die drei Verschwörungen des Dramas laufen nicht einem Ziel entgegen, sondern mehreren möglichen. Es gibt keine Sicherheit über ein „richtiges Ende“, so wie es keine Sicherheit über den Charakter Fiescos geben kann: Er wird entweder ins Hafenbecken gestoßen oder erdolcht – oder aber als „glücklichster Bürger“ Genuas und Held der Demokratie das Zepter der Alleinherrschaft zerbrechen. Der Literaturwissenschaftler Jürgen Wertheimer spricht von einem „Kleiderschrank der Möglichkeiten“ als dem Grundmotiv des Stücks: Spiel, Täuschung, Maske – doch nicht als Manöver, eher als zweite Natur des Menschen, der nur da „ganz Mensch ist, wo er spielt“. Felix Rothenhäusler, Absolvent der Hamburger Theaterakademie, gewann während seines Studiums den 1. Preis beim Internationalen Regiekongress in Moskau und wurde zum Festival Universo Teatro in Benevento, Italien eingeladen. 2009 folgten Einladungen zum „Körber Studio Junge Regie“ und zu „Radikal Jung – Das Festival junger Regisseure“ in München; 2010 zum Festival „Premières“ in Straßburg. Er inszenierte u. a. am Staatstheater Saarbrücken, Theater Kiel, Theater Bielefeld und am Deutschen Theater in Göttingen und hat eine Regiesprache entwickelt, die an einem verspielten Diskurs interessiert ist, an Leichtigkeit und Durchlässigkeit der Körper auf der Bühne und der Schärfe des Gedankens. Die Ästhetik des Spiels in Schillers selten gespieltem Meisterwerk, die Unentschiedenheit Fiescos zwischen dem Eigeninteresse und dem Interesse der Gemeinschaft steht im Zentrum seiner Lesart.  Inszenierung Felix Rothenhäusler Dramaturgie Kerstin Grübmeyer

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Ein neues Stück 27.11.2011 Insel

Im Frühjahr 2011 werden bei Festivals und Stückemärkten im deutschsprachigen Raum wieder spannende neue Theatertexte vorgestellt. Wir beobachten die Entwicklung und werden zwei herausragende Stücke uraufführen oder nachspielen. Zeitgenossenschaft steht in der Insel im Zentrum der Arbeit. Dabei geht es uns um die Förderung junger Talente ebenso wie um kontinuierliche Weiterarbeit mit bereits erfolgreichen Entdeckungen wie Wolfram Lotz, Oliver Kluck und Nis-Momme Stockmann. Aktuelle gesellschaftspolitische Fragen, die unsere Arbeit in allen Spielstätten und Sparten in den nächsten Jahren schwerpunktmäßig begleiten – zusammengefasst unter dem Leitsatz Du musst dein Leben ändern – sind bei der Auswahl der Werke maßgeblich. Inszeniert werden die zwei Neuen Stücke von den jungen Regisseuren Gernot Grünewald und Dominik Günther im November 2011 und im Januar 2012. Gernot Grünewald, geboren 1978 in Stuttgart, studiert seit 2007 Regie an der Theaterakademie Hamburg, zuvor absolvierte er bereits ein Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Im Rahmen seines Regiestudiums entstanden die performativen Stückuntersuchungen Penthesilea 1170ff, Endstation Wirklichkeit und Die Sonne, der Tod und das Meer sowie freie Arbeiten wie Hildegardsgarten oder Liebe07. Grünewald wurde mit seinen Projekten zu Festivals nach Berlin, Salzburg, Moskau und zuletzt zu „Fast Forward“ in Braunschweig eingeladen. Auf Kampnagel, Hamburg, realisierte er 2011 seine Diplominszenierung Dreileben. Im März 2011 hatte er Premiere mit Werner Schwabs Die Präsidentinnen am Jungen Theater Göttingen und im April 2011 war er zum „Körber Studio Junge Regie“ nach Hamburg eingeladen. Im Fokus von Grünewalds Arbeiten steht neben dem Thema immer auch der Darstellungsvorgang an sich. Inszenierung Gernot Grünewald

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Amphitryon

Ein Lustspiel von Heinrich von Kleist nach Molière

31.12.11 Kleines Haus

Es ist eine Nacht, die alles ins Schwanken bringt: Göttervater Jupiter kommt vom Olymp herab auf die Erde und verführt die Sterbliche Alkmene in Gestalt ihres Gatten Amphitryon. Die glaubte ihren Liebsten noch im Krieg gegen die Athener und ist nach Monaten des Verzichts beglückt über die unerwartete Heimkehr des Helden. Alkmene ist noch vollkommen berauscht von der außergewöhnlichen Liebesnacht, als am Morgen plötzlich der wirkliche Amphitryon vor ihr steht. Ein tragisch-komisches Verwirrspiel beginnt. Alkmene kann sich selbst und ihrem Gefühl nicht mehr trauen, Amphitryon quält die Eifersucht. Und Jupiter will eigentlich nur eins: geliebt werden. Skurrile Züge trägt vor allem die Parallelhandlung um das Dienerehepaar Sosias und Charis. Nach elf Ehejahren ist hier die feurige Verliebtheit längst vorbei. Auch Charis wird von einem Gott in Gestalt ihres Ehemannes besucht – doch Merkur hat weit weniger Lust als Jupiter, sich auf erotische Abenteuer einzulassen. Lieber bringt er den Prügelknaben Sosias durcheinander. Mit hintersinnigem Humor treibt Kleist seine Figuren in existenzielle Ausnahmesituationen. Sie unterliegen Täuschungen und werden auf sich selbst verwiesen, ohne zu wissen, was dieses Selbst ist. Sie gehen auf schwankendem Boden. Am Ende kehrt Jupiter zurück auf den Olymp, nachdem er zuvor verkündete, Alkmene werde seinen Sohn Herkules zur Welt bringen – und lässt die Menschen mit den irdischen Konsequenzen seiner göttlichen Launen allein. Die Unfassbarkeit der Geschehnisse kann Alkmene nur noch mit einem kurzen „Ach“ kommentieren. Nach der Hermannsschlacht, mit der das Schauspiel zum Kleist-Jahr 2011 die Spielzeit eröffnet, steht mit Amphitryon ein weiterer Kleist auf dem Programm. Das Lustspiel um Schein, Identität und Wahrheit war vom Dichter zunächst als reine Übersetzung der Bearbeitung von Molière geplant. Doch in seiner Auseinandersetzung mit dem bekannten mythologischen Stoff ging er darüber hinaus und erweiterte Molières satirisch-burleske Gesellschaftskomödie um die Tragik von Identitätsverlust und Entfremdung. Mit feinem Gespür für Kleists Ironie, Rhythmus und prägnante Sprache inszenierte Simone Blattner, die zur Spielzeiteröffnung in der Insel Der große Marsch von Wolfram Lotz zusammen mit Lessings Minna von Barnhelm auf die Bühne bringt, Amphitryon für die Heidelberger Schlossfestspiele. In einer neuen Version ist die Inszenierung nun auch im KLEINEN HAUS des Staatstheaters zu erleben. Inszenierung Simone Blattner Kostüme Claudia Gonzáles Dramaturgie Katrin Breschke & Nina Steinhilber

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Dylan – The Times They Are A-Changin’ von Heiner Kondschak Uraufführung

7.1.2012 GroSSes Haus

Unter den musikalischen Heroen des 20. Jahrhunderts ist Robert Allen Zimmerman, der sich seit 1959 Bob Dylan nennt, eine Ausnahmegestalt. Wie kein Zweiter stand er an der Spitze vieler Protestbewegungen, war die vielzitierte Stimme des Widerstands – und überrascht seine Fans noch bis heute mit immer neuen Wendungen, vom Folksong zur Protestballade, vom christlichen Rock bis zur „Never Ending Tour“. „Life is a carnival“, das Karussell des Lebens dreht sich – dies ist das Motto der musikalischen Biografie, die Heiner Kondschak geschrieben, arrangiert und inszeniert hat, überbordend, bunt, facettenreich und poetisch wie das Leben des größten aller Singer-Songwriter. Bob Dylan – mittlerweile siebzig und doch „forever young“ – hat bislang 461 Songs komponiert; die zwanzig berühmtesten kommen nun auf die Bühne des GroSSen Hauses, versetzt mit Sketchen aus seinem bewegten Leben – und aus der Weltgeschichte rundherum. Anlässlich der Heidelberger Premiere schrieb die Mainzer Allgemeine Zeitung: „Treibende Kraft hinter diesem erstaunlichen Musikalien-Zirkus ist Autor und Regisseur Heiner Kondschak. Wie der sich im Hintergrund mit Gitarre oder Mandoline in eine Melodie hineinlegt, den nächsten Rhythmuswechsel mit der Flöte vorgibt, um dann zur Mundharmonika zu greifen und ihr ein Heulen wie aus der Einsamkeit der Prärie zu entlocken – das hat schon Klasse. Florian Hertweck in der Rolle des Bob Dylan davor und daneben: Der entwickelt gar nicht erst den Ehrgeiz, des Meisters Genäsel zu imitieren – der folgt einfach einem folktauglichen Mainstream und ist damit bestens beraten. Am besten sieht er in der Blonde On Blonde-Phase aus, erstaunlich authentisch dann mit strichdünnem Oberlippen-Bärtchen als der Dylan der späten 90er.“ Der in Karlsruhe geborene Florian Hertweck kommt als Bob Dylan zurück in seine Heimatstadt und steht mit seiner Gitarre zum ersten Mal auf der Bühne des GroSSen Hauses. Vier Schauspieler und fünf Musiker spielen dazu auf allen erdenklichen Instrumenten. „Heiner Kondschaks Band, zu der auch die Darsteller gehören, surft virtuos auf der Retro-Welle und läuft bei den Dylan-Evergreens „Blowin‘ In The Wind“, „Knockin‘ On Heaven‘s Door“, „Like a Rolling Stone“ und vor allem bei „Hurricane“ zu großer Form auf. Lauter Titel, deren poetische Kraft mit dazu beigetragen hat, dass Dylan seit längerem als Kandidat für den Literatur-Nobelpreis gehandelt wird.“ Rhein-Neckar-Zeitung Inszenierung & Musikalische Leitung Heiner Kondschak Bühne Nadja Fistarol Kostüme Ilona Lenk Dramaturgie Jan Linders

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Ein neues Stück 22.1.2012 Insel

Im Frühjahr 2011 werden bei Festivals und Stückemärkten im deutschsprachigen Raum wieder spannende neue Theater­ texte vorgestellt. Wir beobachten die Entwicklung und werden zwei herausragende Stücke uraufführen oder nachspielen. Zeitgenossenschaft steht in der Insel im Zentrum der Arbeit. Dabei geht es uns um die Förderung junger Talente ebenso wie um kontinuierliche Weiterarbeit mit bereits erfolgreichen Entdeckungen wie Wolfram Lotz, Oliver Kluck und Nis-Momme Stockmann. Aktuelle gesellschaftspolitische Fragen, die unsere Arbeit in allen Spielstätten und Sparten in den nächsten Jahren schwerpunktmäßig begleiten – zusammengefasst unter dem Leitsatz „Du musst dein Leben ändern“ – sind bei der Auswahl der Werke maßgeblich. Inszeniert werden die zwei Neuen Stücke von den jungen Regisseuren Gernot Grünewald und Dominik Günther im November 2011 und im Januar 2012. Dominik Günther, geboren 1973 in Bonn, studierte Sozialwissenschaften und Germanistik an der Universität Bielefeld. Nach Regieassistenzen am Thalia Theater Hamburg, Theater Bielefeld und Schauspiel Bonn arbeitet er seit 2005 als freier Regisseur, u. a. am Thalia Theater Hamburg, am Deutschen Theater Berlin, Theater Heidelberg, Theater Heilbronn, Theater junge Generation Dresden, Theater Bern und Theater Lübeck. 2008 wurde er mit Hikikomori von Holger Schober für den deutschen Theaterpreis „Der Faust“ nominiert, 2009 gewann er den österreichischen Theaterpreis für Kinder- und Jugendtheater „Stella“ und den „bestOFFstyria“ -Sonderpreis der Jury in Graz. Seine Inszenierung Frühlings Erwachen nach der Fassung von Nuran David Calis war 2010/11 zu fünf Festivals eingeladen, darunter die 17. Werkstatt-Tage des Kinder- und Jugendtheaters in Leipzig und das „Augenblick Mal!-Festival“ in Berlin. Inszenierung Dominik Günther

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Orpheus steigt herab von Tennessee Williams

26.1.2012 Kleines Haus

Eine Kleinstadt im amerikanischen Süden: Im Gemischtwarenladen des todkranken tyrannischen Jabe Torrance und seiner Frau, Tochter eines italienischen Einwanderers, taucht ein junger Mann auf. Val Xavier, reisender Musiker, wird von Lady Torrance als Verkäufer angestellt. Die Lady fühlt sich zu dem Fremden hingezogen, für einen Moment scheint es sogar, als könnte er der Held sein, der sie aus ihrer trostlosen Kleinstadthölle erlöst. Dann erfährt sie, dass ihr Mann als Anführer einer „mystischen Heerschar“ fanatischer Rassisten für den Brandanschlag verantwortlich ist, bei dem ihr Vater vor Jahren ums Leben kam. Jetzt will Lady Torrance Rache. Val erkennt die Gefahr und plant, die Stadt zu verlassen. Doch eine unerwartete Nachricht hält ihn zurück. Er zögert – und besiegelt damit sein Schicksal. Das kräftige, emotionale Drama, das von einem außergewöhnlichen Kampf um etwas Lebendiges in einer dem Tod geweihten Welt erzählt, ist die 1957 umgearbeitete Version von Tennessee Williams‘ erstem Stück Schlacht der Engel. Williams übersetzt den Orpheus-Mythos in eine amerikanische Südstaaten-Kleinstadt und zeichnet das Bild einer gnadenlosen, fremdenfeindlichen Gesellschaft. In dieser Unterwelt regieren Stumpfsinn, Brutalität und Hoffnungslosigkeit, ihre Bewohner sind tickende Zeitbomben. Val Xavier, der Mann in der Schlangenhaut, ist Williams‘ Orpheus, der hinabsteigt, um Eurydike zurück ins Leben zu holen. Im Mythos wird es Orpheus verboten, sich beim Verlassen der Unterwelt nach Eurydike umzudrehen. Weil er es dennoch tut, verliert er sie für immer. Bei Tennessee Williams trifft die leidenschaftliche Heldin am Ende eine radikale Entscheidung. Mit dem Mut der Verzweiflung befreit sie sich selbst von ihren Fesseln – und triumphiert für einen kurzen Augenblick über den Tod. Sebastian Schug studierte Regie an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“. Seine Abschlussinszenierung von Lorcas Sobald fünf Jahre vergehen wurde 2005 bei der „Woche junger Schauspieler“ mit dem Bensheimer Theaterpreis der Akademie der Darstellenden Künste ausgezeichnet und zum Internationalen Theaterfestival Warschau eingeladen. Für seine Heidelberger Inszenierung von Tschechows Iwanow wurde er in der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift „Theater heute“ als Bester Nachwuchskünstler nominiert, mit Lars von Triers Idioten kam er in die Vorauswahl zum Berliner Theatertreffen. Er arbeitet u. a. am Schauspielhaus Wien und an den Staatstheatern Kassel, Braunschweig und Hannover. Inszenierung Sebastian Schug Bühne Thimo Plath Kostüme Nicole Zielke Musik Johannes Winde Dramaturgie Nina Steinhilber

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Auf Kolonos

Ein Wolfgang Rihm-Projekt von Laurent Chétouane Uraufführung

22.3.2012 Kleines Haus

Europäische Kulturtage 2012 „Was für eine Gegend? Welchem Gott gehört sie?“ Ein Fremder landet an einem Ufer, das ihn erst abweist und dann aufnimmt. Was hat er diesem Land zu geben, in dem er Zuflucht sucht? Unter welchen Bedingungen wird er aufgenommen? Ödipus auf Kolonos ist das letzte Werk des antiken Dichters Sophokles und nach König Ödipus und Antigone die Vervollständigung seiner Bearbeitung des Ödipus-Mythos. Der blinde, von Theben ausgestoßene Ödipus findet nach lebenslanger Wanderung eine Zuflucht auf Kolonos, im heiligen Hain der Eumeniden, der früheren Rachegöttinnen und jetzigen Schutzgeister Athens. Der „schuldlos Schuldige“ sucht Schutz und einen Ort zum Sterben. Dem Herrscher Athens, Theseus, verspricht er Glück, wenn dieser ihm gestattet, im heiligen Hain seine Sterberituale zu vollziehen. König Kreon, der Ödipus aus Eigennutz überzeugen will, nach Theben zurückzukehren, schickt er weg, ebenso seinen Sohn Polyneikes, der im Begriff ist, gegen Theben Krieg zu führen. Einzig Ödipus’ Tochter Antigone ist bis zum Ende an seiner Seite. Das 2008 als Auftragswerk für das Musikfestival „Rossini in Wildbad“ entstandene Werk Kolonos von Wolfgang Rihm greift den Moment der Ankunft des Ödipus auf Kolonos und die Idee der Zuflucht auf, die dieser Ort für ihn bietet. „Auf Kolonos weißem Boden bist du angekommen.“ Als Text für sein Kolonos verwendete Rihm Fragmente der Übersetzung des Dramas von Friedrich Hölderlin. Rihms Werk wird anlässlich der Europäischen Kulturtage 2012 zum Zentrum eines spartenübergreifenden Projekts des französische Regisseurs Laurent Chétouane. Mit Schauspieltexten aus der Ödipus-Trilogie, zeitgenössischem Tanz und weiteren Musikstücken Rihms werden das Thema der Fremdheit und ihrer Integrierbarkeit umkreist. Verweist uns die Begegnung mit dem Fremden auf das, was in uns selbst fremd ist? Gibt es ein Drittes jenseits der Trennung von Eigenem und Fremdem? Laurent Chétouane arbeitete als Regisseur u. a. am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, an den Münchner Kammerspielen und weiterhin am Schauspiel Köln. Zuletzt inszenierte er am Nationaltheatret Oslo und am Griechischen Nationaltheater in Athen. Seit 2006 entwickelt Chétouane Projekte mit Tänzern, seine Tanzstücke 1-4 waren u. a. an den Berliner Sophiensaelen und im PACT Zollverein Essen zu sehen. 2008 war er der Hauptpreisträger des NRW-Festivals „Favoriten 08-Theaterzwang“ und wurde mit dem Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für hervorragende junge Künstlerinnen und Künstler in der Sparte Theater ausgezeichnet. Inszenierung & Choreografie Laurent Chétouane Dramaturgie Kerstin Grübmeyer & Bernd Feuchtner

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Jakob der Lügner nach dem Roman von Jurek Becker Deutschsprachige Erstaufführung

14.4.2012 Kleines Haus

Jurek Becker, 1937 in Łódź geboren, im dortigen Ghetto aufgewachsen und später mit seiner Mutter in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert, verortet die Geschichte seines ersten und weltweit bekanntesten Romans in einem namenlosen polnischen Ghetto: Wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die Verordnungen wird Jakob gezwungen, sich auf dem gefürchteten Revier zu melden, wo er im Radio zufällig vom Vorrücken der russischen Truppen hört. Zurück im Ghetto, verbreitet sich schnell die freudige Nachricht – und das Gerücht, Jakob besitze verbotenerweise ein Radio. Weil die Menschen in seiner Umgebung ihn bedrängen, sie weiter mit Informationen zu versorgen, beginnt Jakob, gute Nachrichten zu erfinden. Als Held wider Willen setzt er für die hoffnungsvolle Illusion von Freiheit und Zukunft sein Leben aufs Spiel. Dank Jakob schöpfen viele im Ghetto neuen Lebensmut, die Selbstmordrate sinkt, man wartet voller Zuversicht auf die Befreier. Aber verhindern Jakobs Lügen auch den Versuch, selbst etwas zu unternehmen um die Situation zu verändern, Widerstand zu leisten, womöglich einen Aufstand zu organisieren? „Ich bin leider keiner von den Besonderen, die zum Kampf aufrufen“, kommentiert der Erzähler in Beckers Roman die Sehnsucht, aus dem Zustand des Wartens herausgerissen zu werden. „Warum findet sich bloß der Mann nicht, der ,mir nach!‘ ruft?“ Die Fragen, die Jurek Becker aufwirft, machen die Geschichte vor dem Hintergrund unterschiedlicher politischer und gesellschaftlicher Systeme lesbar. Martin Nimz‘ Inszenierung konzentriert sich auf das Modellhafte der Handlung. Sie zeigt eine Gruppe Menschen in einem Transitraum. Gemeinsam warten sie auf eine bessere Zukunft, die Befreiung, das Leben danach, ein Haus mit Garten, Kartoffelpuffer und bemalte Wände, auf den Erlöser – auf Godot. Und inmitten ihrer Hoffnung kämpft Jakob mit Humor gegen die eigene Verzweiflung – denn das Wissen, dass sein Radio eine Attrappe und seine Wahrheit eine Illusion ist, macht ihn zu einem einsamen Helden. Jurek Becker wurde für seine „optimistische Tragödie“ mit dem Heinrich-Mann-Preis und dem Schweizer Charles-VeillonPreis ausgezeichnet. Frank Beyers Verfilmung des 1969 erschienenen, ursprünglich als Drehbuch konzipierten Romans gilt als Meisterwerk der DDR-Filmgeschichte. Der Film erhielt 1975 den Silbernen Bären und wurde für einen Oscar nominiert. Martin Nimz, Regisseur von Herzog Theodor von Gothland, nimmt seine deutschsprachige Erstaufführung aus Heidelberg im Kleinen Haus des Badischen Staatstheaters wieder auf. Inszenierung Martin Nimz Bühne Bernd Schneider Kostüme Ricarda Knödler Video Achim Naumann d‘Alnoncourt Dramaturgie Nina Steinhilber

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Philotas +

von Gotthold Ephraim Lessing & ein neuer Text

26.4.2012 Insel

Königssohn Philotas möchte nichts sehnlicher, als ein Held werden. „Das Feuer der Ehre, fürs Vaterland zu bluten“ verzehrt ihn – und im Überschwang seiner Jugend überredet er den besorgten Vater, ihn in den Krieg ziehen zu lassen. Der Einsatz des eiligen Prinzen auf dem Schlachtfeld fällt jedoch denkbar kurz aus: Kaum losgestürmt, wird er leicht verletzt und gerät in Gefangenschaft. „Ein würdiger Anfang meiner kriegerischen Lehrjahre!“, verspottet Philotas das eigene Schicksal und grämt sich, dass die Wunde nicht wenigstens tödlich war. Er fürchtet, als königliche Geisel den Interessen der Feinde nützlich zu sein und denen des Vaters zu schaden. Während der König bereits die Freilassung seines Sohnes verhandelt, beschließt Philotas, diesem Plan zuvorzukommen und für die vermeintliche Rettung seiner Ehre bis zum Äußersten zu gehen. „Mein lieber frühzeitiger Held, du bist noch Kind“, mahnt eine kluge Stimme den leichtsinnigen Prinzen. Doch Philotas will kein Kind mehr sein. Philotas will sterben, für Ehre, König, Vaterland. Lessing veröffentlichte seinen Einakter während des Siebenjährigen Krieges 1759 zunächst anonym. Ironisch unterläuft er darin die traditionelle Heldenidealisierung seiner Zeit, verbindet Pubertätsgeschichte und Heldendrama, fragt nach den Folgen eines streng auf Pflichterfüllung und heroische Ideale ausgerichteten Wertesystems. Sein naiver jugendlicher Protagonist ist Produkt und Opfer einer Erziehung, deren erschütternde Konsequenz selbst der eigene Vater nicht mehr verhindern kann. In der Insel konfrontiert der junge Regisseur Jan Christoph Gockel Philotas mit Themen und Fragen unserer Gegenwart. Er verbindet Lessings Heldenparodie mit dem aktuellen Text eines zeitgenössischen Dramatikers und wagt das spannende Experiment, beide Stücke an einem Theaterabend gemeinsam auf die Bühne zu bringen. Jan Christoph Gockel, Regieabsolvent der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin, machte zuletzt vor allem mit Uraufführungen neuer Stücke u. a. an der Berliner Schaubühne, am Theaterhaus Jena, Theater Osnabrück und Staatstheater Mainz auf sich aufmerksam. Inszenierungen von ihm waren zum „Festival de Liège“ in Belgien, zum „Körber Studio Junge Regie“ und zum „Kaltstart“ Festival in Hamburg sowie zum Festival „theaterszene europas“ in Köln eingeladen. Für sein dokumentarisches Theaterprojekt Psychiatrie ! aus Wien, 2011 eingeladen zum Heidelberger Stückemarkt, wurde er für den österreichischen Nestroy-Theaterpreis nominiert.

Inszenierung Jan Christoph Gockel Dramaturgie Nina Steinhilber

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Hamlet

nach William Shakespeare

12.5.2012 Kleines Haus

Es ist was faul im Staate Dänemark – Hamlets Vater ist tot, die Umstände seines Todes sind ungeklärt. Hamlets Mutter hat nach kürzester Zeit einen anderen geheiratet. Der neue König versucht, Hamlet auf seine Seite zu ziehen; Hamlets alte Freunde versuchen, ihn auszuspionieren, seine Freundin Ophelia wendet sich plötzlich von ihm ab. „Es ist nicht gut und wird es nie mehr werden.“ Sagt sich Hamlet und nimmt den Kampf auf – gegen ein System, das ihm nicht geheuer ist und das nicht nur seinen Vater auf dem Gewissen hat. Was ist eigentlich faul im Staate Dänemark? Und wie kann man dem Unrecht, der Intrige, der Verstellung und Vertuschung begegnen? Mit den Mitteln des Theaters will Hamlet ein Zeichen setzen – die „mousetrap show“ ist eine Falle für König Claudius. Doch der weiß sich zu wehren und erstickt Hamlets Widerstand im Keim. Als Hamlet im Affekt Polonius erschlägt, ist die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten. Hamlet in der Bearbeitung Simon Solbergs, Regisseur der Spielzeiteröffnung Die Hermannsschlacht im KLEINEN HAUS, war die Erfolgsinszenierung der Heidelberger Schlossfestspiele 2010. Das „Drama aller Dramen“ dient als Ausgangspunkt, um die Hamlet-Geschichte und ihre Konflikte in der Gegenwart zu erzählen. Dänemark ist vielleicht ein Staat, vielleicht aber auch eine Firma, ein Konzern. Claudius ist vielleicht ein Mörder, aber auf jeden Fall der neue Konzernchef, der den Platz des Alten eingenommen und auch gleich dessen Frau und damit die Hauptanteile geheiratet hat. Ophelia ist die Tochter des Claudius, der ihre Beziehung mit dem aufmüpfigen und gefährlichen Hamlet verhindern will. Laertes und Polonius sind zugleich Rosenkranz und Güldenstern – ein Brüderpaar, ehemals Hamlets Freunde, nun Handlanger des Claudius. Hamlets einziger Verbündeter bleibt Horatio. Hamlet ist ein Aktivist, sein Angriffziel ist ein entfesselter Kapitalismus, der weltweite Ausbeutung, Umweltzerstörung und Ungleichheit hervorbringt und sich in Claudius personifiziert. Die Inszenierung spitzt die Konflikte des Stücks auf die Frage zu, warum wir alle uns nicht wehren, gegen Verbrechen und politisches Versagen, die Tag für Tag vor unseren Augen passieren. Nicht mehr die Rache Hamlets ist dabei das Thema, sondern die Konsequenzen des politischen Handelns für Hamlet: Welche Mittel will ich anwenden? Bin ich mir meiner selbst sicher? Wem kann ich trauen? Mit Zitaten aus der Popkultur und anderen Klassikern angereichert wird die Geschichte eines wütenden Nestbeschmutzers erzählt, der tragisch im Widerstand gegen ein korruptes System scheitert. Inszenierung & Bühne Simon Solberg Kostüme Sara Kittelmann Dramaturgie Kerstin Grübmeyer

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Der vierte raum

Der Vierte Raum ist unser Label für Projekte, die sich den klassischen Räumen und Formaten des Mehrspartenbetriebs bewusst entziehen und stattdessen versuchen, das „Dazwischen“ zu besetzen: mit lustvollen, spielerischen Grenzüberschreitungen. Er soll ein innovativer Raum sein, in dem man sich nicht um Genres, Repertoirepositionen oder Zuschauerzahlen scheren muss, sondern die künstlerische und poetische Kraft von Zwischenräumen produktiv machen kann. In der Kulturtheorie bezeichnet vierter Raum den Ort des Gleich-Gültigen – nicht zu verwechseln mit dem Gleichgültigen. Es ist ein sozialer Raum, in dem Oben und Unten, Zentrum und Peripherie noch nicht ausgehandelt, die Positionen noch nicht verteilt sind. Es ist ein Raum vor der Hierarchie, vor der Moral, vor allen geltenden Gesetzen – ein Raum, in dem selbst Gottes Gesetz (noch) nicht gilt. Es geht nicht um Resultat, Regel, Form oder Position; worauf es ankommt, ist der Sprung ins Ungewisse, die Expedition in unbekannte Welten, das Gehen auf unsicherem Boden, die Tatsache, dass noch alles offen ist: Ein „Gewimmel von Möglichkeiten” mit enormem utopischen Potential. Im Vierten Raum werden hybride Projekte zwischen Philosophie und Theater, zwischen Recherche und Experiment, zwischen Literatur und Wissenschaft ein Zuhause finden. Konzerte oder Lesungen, Wissenschaftsoperetten oder Tanzdebatten, Live-Hörspiele oder Pamphlet-Partys – jede Form ist denkbar: Ob als Frei-Raum oder Rumpelkammer, als Ort für Schnellschüsse oder Langzeitstudien, als Zukunftslaboratorium, utopische Werkstatt oder Präsentationsplattform für den Nachwuchs aus dem Theater und anderswo – der Vierte Raum schafft Platz für Quereinsteiger oder Profis, er ist ein Gästezimmer für Verwandte im Geiste und Verbündete in der Stadt.

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liebe zuschauer! Liebes publikum! Du musst dein Leben ändern heißt der Leitsatz unserer Theaterarbeit der nächsten Jahre. Der letzte Satz in Rilkes Gedicht spricht über ein Kunstwerk und seine Zuschauer. Erst im Auge des Betrachters ereignet sich das Werk, und gerade weil es Fragment ist, entfaltet es eine Wirkung, die über das Ganze hinausgeht. Der kühle Marmor glüht und strahlt, Unterarme und Unterschenkel, Kopf und Geschlecht sind abgeschlagen. Aber die Abwesenheit der Glieder tötet das Bild nicht, sondern verleiht ihm Leben. Rilke beschreibt einen archaischen Torso, einen Heldenkörper aus alter Zeit, aus der Zeit des Anfangs. Wir sehen ihm die Spuren der Zeit an, seine Geschichtlichkeit, und darum ist er für uns ganz gegenwärtig, mehr noch: Er zwingt uns zur Zukunft, lässt uns die Augen von ihm abwenden, die Rolle des Zuschauers als solche erkennen – und aufgeben. Du musst dein Leben ändern. Wie wir unser Leben ändern sollen, in welche Richtung, mit welchen Mitteln, das sagt uns der derart beredt schweigende Stein nicht. Aber er, der vor Zeiten erschüttert wurde, erschüttert jetzt uns, bewegt uns, fesselt uns – und befreit uns. Befreit uns zu den Möglichkeiten unseres Lebens. Wir können auch anders. Und darum müssen wir es. Nicht uns selbst müssen wir ändern, sondern unsere Erscheinungsform, die wir „Leben“ nennen. Und nicht im Privaten, sondern öffentlich – coram publico. Wir sind also mehr als Zuschauer. Daher die erneute Anrede: Liebes Publikum! Die Stücke, die das Schauspiel in der kommenden Saison auf die Bühne bringt, können Sie als Torsi ansehen und verstehen, als fragmentarische Kunstwerke, die in den Inszenierungen zusammen mit Ihrem öffentlichen Blick vervollständigt lebendig werden. Wenn der Abend gelingt, strahlen diese Texte also über sich selbst hinaus. Wie Rilkes archaischer Torso sind sie in ihrer Sprache, in ihrem Stoff geschichtlich, aber wirken ganz gegenwärtig. Sie geben keine Antworten, sondern stellen Fragen. Sie fordern jeden Einzelnen von uns persönlich heraus: Du musst dein Leben ändern. Allesamt setzen sich die Stücke mit dem Begriff des Helden auseinander. Helden sind Frauen und Männer, die etwas Außergewöhnliches tun. Sie handeln im Dienste einer Idee, sie besitzen oder entwickeln übermenschliche Fähigkeiten, und selbst wenn sie an ihrer Aufgabe scheitern, zerbrechen, haben sie doch etwas Erzählenswertes getan. Im Mythos werden die Helden unsterblich, in einer Geschichte also, die öffentlich erzählt und gehört, gespielt und gesehen wird. Ohne Zuhörer und Zuschauer gäbe es keine Helden, gäbe es kein Theater. Das Schauspiel wird von Helden ganz unterschiedlicher Art erzählen: Von Strategen wie Hermann, dessen Kalkül zur Befreiung seines Volkes den Krieg unvermeidbar macht. Von Minna, die gegen den Ehrbegriff ihrer Zeit ins Feld zieht und um ihre Liebe zum Kriegsheimkehrer Tellheim kämpft. Vom Verschwörer Fiesco, der sich nicht entscheiden kann, wie seine Verschwörung enden soll. Von den „unmöglichen Figuren“ aus dem Großen Marsch, darunter „die Wirklichkeit“ in Form einer Gruppe von Sozialhilfeempfängern. Aber auch vom Vorsänger der Protestbewegungen seit den Sechzigern, Bob Dylan. Von der italienischen Migrantin Lady Torrance, die sich in einen modernen Orpheus verliebt, um sich zu befreien. Von Ödipus, dem tragischen Helden der Selbsterkenntnis. Von Superhelden, wie Spiderman, und Helden von gestern, wie den Veteranen des KSC. Vom Mann der die Welt aß und dem plötzlich nichts mehr gelingt. Von Jakob dem Lügner, dem Antihelden des Widerstands im Ghetto. Von Hamlet schließlich, dem Rebell, der seine Zweifel gewaltsam überwinden muss. Viele dieser Dramen sind historisch wie der archaische Torso, sind vergessene Werke großer Klassiker. Junge Regisseure werden die Stücke über sich selbst hinaus strahlen lassen. Ein neu aufgestelltes Ensemble, darunter vertraute Gesichter aus Karlsruhe und Heidelberg und vier Absolventen der Hochschule „Ernst Busch“ in Berlin und der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig, werden mit ihrer Kunst zu Ihnen sprechen. Mit der Stadt der Zukunft beschäftigen sich im Auftrag des Staatstheaters an die 20 junge Dramatiker. Ihre Visionen eröffnen die Spielzeit und zugleich die geheimnisvolle Stadt in der Stadt: das Staatstheater mit seinen normalerweise verbotenen Räume hinter der

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Bühne. Mit interdisziplinären Projekten wollen wir die Stärken des Mehrspartentheaters betonen. Mit partizipativen Aktionen in und mit der Stadt wird die Spielzeit enden. Um diese Ideen Wirklichkeit werden zu lassen, brauchen wir Ihren Blick, liebes Publikum. Unser Ensemble, unsere Regieteams, unsere Kollegen und ich wünschen Ihnen eine Saison voll großer Theatererlebnisse – im Sinne Rilkes ansprechend und herausfordernd zugleich.

Herzlich grüßt Ihr

Jan Linders des. Schauspieldirektor

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Sehr geehrte Damen und Herren, vor allem: liebe Freunde des Staatstheaters! Du musst dein Leben ändern ist der Titel eines der jüngsten Bücher von Peter Sloterdijk und zugleich die letzte Zeile eines berührenden Gedichts von Rainer Maria Rilke, das wir als Leitmotiv unserer Theaterarbeit gewählt haben. Die wichtigen Momente unserer künstlerischen Arbeit, und die Vorbereitung einer Intendanz allen voran, stehen immer unter der Frage: „Warum?“ Was wollen wir mit unserer Arbeit aussagen? Warum ist unsere Kunst wichtig? Welche Erfahrungen und Gedanken wollen wir Ihnen vermitteln? (Der Blick auf das, was in diesen Tagen geschieht, beschäftigt jeden von uns. Unter dem Blick auf die Katastrophe stellen sich Fragen besonders intensiv und drängend. Es ist klar – so wie wir jetzt leben, können wir nicht weiter machen. Aber was sind die Alternativen?) Im antiken Griechenland, als Theater – bei freiem Eintritt – für die (männlichen) Bürger der Stadt Mittel der Meinungs­ bildung und der gesellschaftlichen Aufklärung war, dienten Helden in ihrem beispielhaften Handeln und Scheitern als Vorbilder, ja als lebendige Verkörperung gesetzesbildender Erkenntnisse über das menschliche Zusammenleben. Wo aber finden wir diese Helden heute? Brauchen wir sie und ihr beispielhaftes Handeln? Oder haben wir, berechtigt, eine Distanz zu Helden entwickelt? Wie halten wir es mit Heldinnen, Super- und Antihelden? In unserer ersten Spielzeit will das Motto Von Helden die Aktivitäten aller Sparten miteinander verbinden und Ihnen ein Kaleidoskop des Helden- und Antiheldentums durch die Jahrhunderte vor Augen führen. Dabei interessieren uns gleichermaßen die großen Klassiker – und hier insbesondere die unbekannten, die Raritäten – wie die in unserer Zeit entstandenen Werke. Und wir bitten Sie, das Programm in Konzert, Schauspiel, Oper, Ballett, Theater für Kinder und Jugendliche zusammenzudenken – hoffentlich mit viel Freude, Bezüge und Querverbindungen zu erkennen. Der Intendanzstart steht gleichsam beispielhaft für dieses Bemühen der Verbindungen und Vernetzung und er zeigt, was dem neuen Team wichtig ist: die Arbeit mit Bürgern der Stadt zur Erforschung der Wirklichkeit. Der Start eines eigenen Kinder- und Jugendtheaters unmittelbar nach dem Theaterfest als eine der ganz wichtigen Aufgaben. Ein Festival der jungen Dramatiker als Auftakt der Arbeit im Schauspiel und gelebte Zeitgenossenschaft, die mit ihrem Thema in die Zukunft weist. Dann der Blick auf die große Tradition des Staatstheaters in der Oper: die Umsetzung der vermutlich wichtigsten Uraufführung, die neben Brahms 1. Sinfonie hier stattgefunden hat: Les Troyens - Die Trojaner von Hector Berlioz – eines des gewaltigsten und fordernsten Werke der Musiktheaterliteratur. In der Folge schenkt uns das Ballett, erstmals in der Ära von Birgit Keil in Karlsruhe, zwei große Kreationen in einer Spielzeit. Und die Jahreswende der ersten Spielzeit leitet den Höhepunkt des Jahres 2012 ein: das 350. Jubiläum der Badischen Staatskapelle – eines der ältesten Orchester überhaupt. Sie sehen, wir werden den Blick voraus immer eng mit dem Blick zurück verbinden. Das, was ist, und das, was sein könnte, ist nur zu verstehen im Wissen um das, was war. Alle Ideen sind nichts ohne die Künstler, die sie vertreten und mit Leben füllen. Ich bin sehr stolz auf die Ensembles, die sich in allen Sparten zusammengefunden haben. Uns ist es gelungen, hochinteressante Kollegen für die Arbeit in Karlsruhe zu begeistern – und dass sich zu den noch ganz jungen, vielversprechenden Absolventen der Hochschulen und den erfahrenen Künstlern des Staatstheaters künftig auch Kollegen wie John Treleaven gesellen, empfinden wir als große Ehre. Sicher freut es unsere Zuschauer, dass viele vertraute Gesichter wie Lance Ryan dem Haus weiter verbunden blieben. Ich bin mir sicher, dass Sie die „Neuen“ herzlich willkommen heißen, die sich freuen, für Sie ihr Bestes zu geben. Dass neben dem neuen Operndirektor Joscha Schaback und dem neuen Schauspieldirektor Jan Linders sowie Chef­ dramaturg Bernd Feuchtner und Orchesterdirektor Axel Schlicksupp auch unsere charismatische Ballettdirektorin und

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Generalmusikdirektor Justin Brown ihre ausgezeichnete Arbeit in den kommenden Jahren fortsetzen werden, macht mich glücklich und wird Sie mit Freude erfüllen. Wir freuen uns unsererseits auf die Zusammenarbeit mit allen Abteilungen des Hauses, allen voran mit Verwaltungsdirektor Michael Obermeier und dem Technischen Direktor Harald Faßlrinner – und natürlich vor allem auf Sie, unser Publikum. Unsere Inszenierungsteams arbeiten zum ersten Mal in Karlsruhe, haben sich jedoch bereits deutschlandweit, teilweise international einen Namen gemacht und wurden mit Preisen und Festivaleinladungen ausgezeichnet. Uns ist es ein Anliegen, Ihnen höchst unterschiedliche, aber immer sehr charakteristische Handschriften moderner Inszenierungsarbeit vorzustellen. Denn die Theaterarbeit braucht – wie jede Kunst – das Neue, braucht die Zeitgenossenschaft wie auch den Blick in die Zukunft, wenn sie ihrer Aufgabe gerecht werden will, nicht allein ein Spiegel der Gesellschaft zu sein, sondern auch Ideen aufzuzeigen, wie wir zusammenleben und unsere Welt gestalten. Wir – Sie, die Zuschauer, wie auch wir, die Theaterleute – wollen von den Visionen, die die von uns eingeladenen Gäste entwickeln, bereichert, bewegt, zur Reflexion angeregt werden. Unser Ziel ist, das Theater für viele Menschen zu öffnen – und alle Altersgruppen dabei zu berücksichtigen. Theater kann bei den Jüngsten beginnen. Haben Sie schon einmal eine Inszenierung für Zuschauer ab zwei Jahren erlebt? Sie halten das nicht für vorstellbar? Noch in diesem Jahr werden Sie die Gelegenheit dazu haben. Theater beginnt „von Anfang an“ – auch aus diesem Grund haben wir eine neue Sparte ins Leben gerufen: das JUNGE STAATSTHEATER. Dieser Schritt wurde von vielen bereits dringend erwartet. Alle Sparten werden gemeinsam zum JUNGEN STAATSTHEATER beitragen. Es wird also Junge Oper, Ballett, Schauspiel sowie Konzerte für Kinder- und Jugendliche geben. Endlich ist es also möglich, dass junge Zuschauer das ganze Jahr hindurch die Vielfalt unserer Theaterarbeit genießen können. Dies ist kein kleiner Schritt, denn die Gründung des JUNGEN STAATSTHEATERS musste vollständig aus den vorhandenen Ressourcen erfolgen. Den Kollegen aller Abteilungen danke ich bereits jetzt für ihre tätige Mithilfe! Schüler aus Karlsruhe und Umgebung werden ab Oktober das Staatstheater „entern“ oder „Theaterstarter“ sein. Hinter beiden Begriffen verbirgt sich ein bereits in Mannheim und Oldenburg erprobtes Modell zur umfassenden Heranführung von Kindern und Jugendlichen ans Theater, um mindestens einmal im Jahr das Theater zu besuchen! Ziel ist es, in naher Zukunft die Karlsruher Schulklassen umfassend zu erreichen und für uns zu begeistern. Zusammen mit dem Schulamt sind die ersten Schritte hierfür bereits gemacht. Um den Zusammenhalt der Sparten zu stärken, und weil wir das Staatstheater als EIN Haus verstehen, heißen die Spielstätten künftig wieder GROSSES HAUS und KLEINES HAUS. Die INSEL wird, wie gewohnt, als Ort der neuen Dramatik genutzt, aber auch als wesentliche Spielstätte und neues Zuhause des JUNGEN STAATSTHEATERS. Ein weiterer Ort kommt hinzu, der VIERTE RAUM. Er ist gleichzeitig Gedankenraum und räumlich verortet, wenn auch zu Beginn der Spielzeit voraussichtlich noch in von Projekt zu Projekt wechselnden Gebäudeteilen des Badischen Staatstheaters. Im VIERTEN RAUM sollen neue Formen erprobt werden; unsere Assistenten verwirklichen hier erste Ideen und junge Autoren testen ihre Texte. Er wird das Labor des Staatstheaters sein. Die Initiativen der verschiedenen Spielclubs und die Arbeit mit Laien, die wir ausbauen, wollen wir unter dem Begriff VOLKSTHEATER zusammenfassen. Besonders freue ich mich hier auf ein Projekt mit den „vergessenen Helden“ des KSC. Partizipation ist eine der wichtigen Aufgaben unserer Zeit – somit auch für das Staatstheater. Wir halten es für wichtig, dass möglichst viele, auch weniger theaternahe Bevölkerungsgruppen von uns profitieren. Das setzt voraus, dass die pädagogischen Initiativen insgesamt gestärkt werden.

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Wir haben fest vor, das Theater in die Stadt zu vernetzen und eine freundschaftliche Institution für viele Partner in Karlsruhe und der Region zu sein. Viele Freunde haben wir dabei bereits gefunden. Wir werden mit dem KIT, dem ZKM, den Hochschulen für Musik und für Gestaltung, der Akademie für Darstellende Kunst in Ludwigsburg, dem Zentrum für angewandte Kulturwissenschaften ZAK und vielen anderen zusammenarbeiten. Unersetzliche Partner haben wir bereits jetzt zur Verwirklichung unserer Ideen gefunden. Die badischen Banken tragen zusammen mit einem nicht unerheblichen Betrag zu Finanzierung des JUNGEN STAATSTHEATERS bei. Aus den Fördermitteln der Europäischen Union finanziert sich unser deutsch-französisches Klassenzimmerstück. Der Baden-Württemberg Stiftung haben wir entscheidende Hilfe für unser Orchesterjubiläum zu verdanken. Viele weitere Menschen und Institutionen wären zu nennen, ohne deren Unterstützung unser umfangreiches Programm nicht zu realisieren wäre. Ihnen allen sei herzlich gedankt. Mein Dank gilt auch Chris Rehberger, Gastprofessor an der Hochschule für Gestaltung, und seiner Agentur Double Standards für unsere neue Optik. Sie nimmt das einzigartige Hauptgebäude des Staatstheaters zum Ausgangspunkt für ein unverwechselbares Design und feiert seine Architektur. Die Fotos für das Spielzeitheft stammen von Laura Morcillo, Alina Schmuch und Nicolas Fehr, Studierende der Hochschule für Gestaltung, vermittelt und begleitet durch ihren Professor, Armin Linke. Einen intensiven, neuen Blick auf den Bätzner-Bau und die INSEL wollen auch die Architekten und Künstler von Raumlabor Berlin zum Spielzeitbeginn erzielen. Mein Team und ich sind davon überzeugt, dass gutes Theater immer den Ort meint, an dem es stattfindet. Im gleichen Maße, wie wir uns der Zeitgenossenschaft verpflichtet fühlen, gilt es, die vorhandenen Traditionen zu pflegen (selbstverständlich wird es weiter das Theaterfest zur Eröffnung der Spielzeit, den Opernball, die Opern-Galas, die Händel-Festspiele und eine intensive Wagner-Pflege geben). Und es gilt, sich an der jeweiligen Individualität der Region und den starken Institutionen vor Ort zu orientieren. Idealerweise fällt dies zusammen. Unser gemeinsam mit dem Bundesverfassungsgericht realisiertes Projekt 100 Prozent Karlsruhe ist so ein Glücksfall – 100 Karlsruher Bürger, einen repräsentativen Querschnitt der Stadtbevölkerung, wird die renommierte Gruppe Rimini-Protokoll zum Spielzeitbeginn mit ihren Geschichten auf die Bühne bitten – anlässlich des 60. Jubiläums der Verfassungsinstitution und unseres 1. Karlsruher Dramatikerfestivals Stadt der Zukunft. Danach werden Sie, werden wir mehr wissen, wer wir sind, um vielleicht einen ersten Schritt zu tun: WILLST DU DEIN LEBEN ÄNDERN?

Ihr

Peter Spuhler des. Generalintendant

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Auszug aus der Personalübersicht 2011/12 Generalintendant Peter Spuhler Chefdramaturg & Künstlerischer Leiter der Händel-Festspiele Bernd Feuchtner

OPER Generalmusikdirektor Justin Brown Operndirektor Joscha Schaback Casting-Direktor & Musikalischer Assistent des Generalmusikdirektors John Parr Operndramaturgin Dr. habil. Tina Hartmann Gastdramaturg Ton Boorsma Erster Kapellmeister & Stellvertreter des Generalmusikdirektors Johannes Willig Erster Koordinierter Kapellmeister Christoph Gedschold Zweiter Kapellmeister Markus Bieringer Chordirektor & Kapellmeister Ulrich Wagner

Ensemble Oper Barbara Dobrzanska Stefania Dovhan Sarah Hudarew Heidi Melton Christina Niessen Kammersängerin Tiny Peters Veronika Pfaffenzeller Rebecca Raffell Stefanie Schaefer Ina Schlingensiepen Katharine Tier Ewa Wolak Andrew Finden Kammersänger Edward Gauntt Kammersänger Konstantin Gorny Lucas Harbour Seung-Gi Jung Avtandil Kaspeli Sebastian Kohlhepp Armin Kolarczyk Luiz Molz Eleazar Rodriguez Kammersänger Klaus Schneider Andrea Shin John Treleaven Gabriel Urrutia Benet Jaco Venter Kammersänger Hans-Jörg Weinschenk Matthias Wohlbrecht Gäste Susan Anthony Renatus Meszar Lance Ryan Tobias Schabel Lawrence Zazzo

Gastdirigent Michael Form

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Regie David Hermann Jim Lucassen Tobias Kratzer Benedikt von Peter Arila Siegert Aron Stiehl John Dew* Dominique Mentha* Georg Köhl* Alexander Schulin* Robert Tannenbaum* Achim Thorwald* Ausstattung Jeroen van Eck, Anja Koch & Matthias Wulst Christof Hetzer & Julie Weideli Jürgen Kirner Frank Philipp Schlößmann Rainer Sellmaier Marie-Luise Strandt Heinz Balthes* Christian Floeren* Ute Frühling* Bettina Meyer* José Manuel Vázquez* Peter Werner* Ursina Zürcher*

BALLETT Ballettdirektorin Kammertänzerin Prof. Birgit Keil Künstlerischer Berater Prof. Vladimir Klos Dramaturgie Esther Dreesen-Schaback Ensemble Ballett 1. Solist Flavio Salamanka

Gruppe mit Solo Alisia Bignami Elisiane Büchele Sabrina Delafield Xue Dong Markéta Elblová Jussara Fonseca Su-Jung Lim Harriet Mills Larissa Mota Blythe Newman Rafaelle Queiroz Shiri Shai Arman Aslizadyan Kamill Chudoba Filipe Frederico Bram Koch Vlastimil Lejsek Jason Maison Reginaldo Oliveira Ronaldo dos Santos Andrey Shatalin Zhi Le Xu Choreografie Peter Breuer Tim Plegge Heinz Spoerli* Youri Vámos* Demis Volpi* Christopher Wheeldon* Ausstattung Dorin Gal Florian Etti* Ian Falconer* Adrianne Lobel* Jean-Marc Puissant* Katharina Schlipf* Michael Scott* Heinz Spoerli*

Solisten Bruna Andrade Barbara Blanche Patricia Namba Sabrina Velloso Admill Kuyler

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SCHAUSPIEL Schauspieldirektor & Stellvertreter des Generalintendanten in künstlerischen Angelegenheiten Jan Linders Dramaturgie Kerstin Grübmeyer Nina Steinhilber Michael Nijs Tobias Schuster Ensemble Schauspiel Ute Baggeröhr Eva Derleder Cornelia Gröschel Ursula Grossenbacher Joanna Kitzl Sophia Löffler Antonia Mohr Lisa Schlegel Jan Andreesen Simon Bauer Benjamin Berger Robert Besta Klaus Cofalka-Adami Hannes Fischer Ronald Funke Paul Grill Thomas Halle Georg Krause Matthias Lamp Natanaël Lienhard Jonas Riemer Gunnar Schmidt Timo Tank André Wagner Frank Wiegard

Pia Donkel Jan Christoph Gockel Gernot Grünewald Nina Gühlstorff & Dorothea Schroeder Dominik Günther Heiner Kondschak Ingrid Lausund Mareike Mikat Martin Nimz Romero Antu Nunes Rimini Protokoll (Helgard Haug, Stefan Kaegi & Daniel Wetzel) Tobias Rausch Felix Rothenhäusler Dominique Schnizer Sebastian Schug Tomas Schweigen Simon Solberg Patrick Wengenroth Matthias Bauerkamp*

Ausstattung Pia Donkel & Katharina Simmert Nadja Fistarol Claudia González Marc Jungreithmeier Sara Kittelmann Ricarda Knödler Ilona Lenk Flurin Borg Madsen Thimo Plath Anna Rudolph Bernd Schneider Simon Solberg Maike Storf Christin Treunert Nicole Zielke

Gäste Monika Wiedemer

Lukas Sander*

Florian Hertweck Jens Koch Matthias Rott Daniel Stock Staatsschauspieler Stefan Viering Hagen von der Lieth

* Wiederaufnahmen

Regie Simone Blattner Laurent Chétouane

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Das Badische Staatstheater Karlsruhe freut sich auf die künftige Zusammenarbeit mit

neuen Sponsoren und Unterstützern / künstlerischen Kooperationspartnern / nationalen und internationalen Netzwerken BBBank, Partner des Jungen Staatstheaters Baden-Württemberg Stiftung Europäische Kommission, Programm „Kultur“ Sparda-Bank Baden-Württemberg eG, Partner des Jungen Staatstheaters Sparkasse Karlsruhe-Ettlingen, Partner des Jungen Staatstheaters Akademie für darstellende Kunst Baden-Württemberg Bundesverfassungsgericht ETC, European Theatre Convention Théâtre Jeune Public, Straßburg ASSITEJ, Internationale Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche Badischer Blinden- und Sehbehindertenverein V.m.K. Dramaturgische Gesellschaft Netzwerk Junge Ohren NPN, National Performance Network reseo, European Network for Opera and Dance Education und weitere…

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