Sitzung der Kleingruppe Gassner, Dakic, Franken

January 18, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Schreiben, Grammatik
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Handreichung für den Unterrichtsgegenstand „Österreichische Gebärdensprache“ als Lebende Fremdsprache im Rahmen einer unverbindlichen Übung bzw. der therapeutisch-funktionellen Übungen 1.- 4. Lernjahr

Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur MinRin Mag.a Dipl. Päd.in Christine Seifner, Leiterin des Referates Sonderpädagogik/ Inklusive Bildung, Minoritenplatz 5, 1014 Wien

Zusammenstellung durch die bundesweite Expert/innengruppe: Dipl. Päd.in Cornelia Treiber (Burgenland), Dipl. Päd. SOL Georg Berger (Kärnten), Dipl. Päd.in SOLin Elke Gassner (Niederösterreich), Marianne Dallinger – Dimmel (Oberösterreich), Dipl. Päd.in Anu Dakic (Salzburg), Ing.in Heide Stalzer (Steiermark), Dipl. Päd.in SLin Martina Reischl-Bosin (Tirol), Annegret Franken (Vorarlberg), Dipl. Päd.in Sonja Wagersreiter (Wien), Dipl. Päd.in SLin Karin Kantor (Wien), Dipl. Päd.in SLin Astrid Weidinger (Wien)

Koordination: MinRin Mag.a Dipl. Päd.in Christine Seifner

Erscheinungsjahr: 2013 Internetversion: www.cisonline.at

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Inhaltsverzeichnis Vorwort .................................................................................................................... 5 I. Einleitung ............................................................................................................. 6 II. Bildungs- und Lehraufgabe ................................................................................. 9 III. Ziele im Bereich der Fertigkeiten ........................................................................ 9 Kommunikative Kompetenz ............................................................................... 10 Sozialkompetenz, Identität und interkulturelle Kompetenz ................................. 10 Erwerb von Lernstrategien ................................................................................. 10 Allgemeine Fachziele ......................................................................................... 10 IV. Beitrag zu den Aufgabenbereichen der Schule ................................................ 11 V. Beiträge zu den Bildungsbereichen .................................................................. 11 Mensch und Gesellschaft ................................................................................... 11 Natur und Technik .............................................................................................. 11 Kreativität und Gestaltung .................................................................................. 11 Gesundheit und Bewegung ................................................................................ 11 VI. Didaktische Grundsätze ................................................................................... 12 Kommunikative Kompetenz als übergeordnetes Lernziel .................................. 12 Ausgewogenheit der Fertigkeitsbereiche ........................................................... 12 Kontextualisierung von Wortschatz und Grammatik........................................... 12 Wiederholung ..................................................................................................... 12 Annäherung an die Zielsprache unter Berücksichtigung der Sprache der Schülerinnen und Schüler .................................................................................. 12 Differenzierung der Arbeitsformen ..................................................................... 13 Einbeziehung des individuellen Lernfortschritts ................................................. 13 Vorrang der Zielsprache ..................................................................................... 14 Reflektierender Sprachenvergleich .................................................................... 14 Zusätzliche Gebärdensprachen ......................................................................... 14 Umgang mit Medien ........................................................................................... 14 Umgang mit Lehrmaterialien und Lernhilfen ...................................................... 14 Ganzheitlich-kreatives Lernen ............................................................................ 14 Vielfältige Kommunikationssituationen und Themenbereiche ............................ 15 Einbettung von Kulturkunde ............................................................................... 15 Förderung authentischer Begegnungen ............................................................. 15 Fächerübergreifende Aktivitäten ........................................................................ 15 3

VII. Lehrstoff .......................................................................................................... 15 Allgemeine kommunikative Grundkompetenzen am Ende des 4. Lernjahres .... 15 Sprachliche Kompetenzen am Ende des 4. Lernjahres ..................................... 16 Soziolinguistische Kompetenzen ....................................................................... 19 Pragmatische Kompetenz .................................................................................. 20 VIII. Zusammenfassung ........................................................................................ 21 IX. Literaturangaben und Internetseiten ................................................................ 21 Literatur .............................................................................................................. 21 Internetseiten ..................................................................................................... 22

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Vorwort

Die Sprache eines Menschen ist nicht nur ein Kommunikationsmittel, mit ihr fühlt sich jeder Mensch auch einem bestimmten Land, einem bestimmten Landstrich oder einer Gruppe zugehörig. Sprache gibt Wurzeln, sie gibt uns Identität. Sprache ist Teil unserer Kultur. Das gilt sowohl für Lautsprachen als auch für Gebärdensprachen. Die Österreichische Gebärdensprache ist in Österreich seit 6. Juli 2005 anerkannt und in der österreichischen Verfassung verankert. Sie ist für Menschen mit Hörbeeinträchtigung ein Teil ihrer Kultur, ihrer Identität. Für Kinder und Jugendliche ist es sehr wichtig, sich mit Kultur und Sprache aktiv auseinander zu setzen, um so ihre eigene Identität zu finden. Deshalb ist die Auseinandersetzung mit Lautsprachen und Gebärdensprachen ein wesentlicher Inhalt bei der Bildung von Kindern und Jugendlichen mit Hörbeeinträchtigung. Besonders schwierig ist die Identitätsfindung für schwerhörige Kinder und Jugendliche, da sie meist weder die Lautsprache in vollem Umfang verstehen, noch gebärdensprachkompetent sind. Somit fühlen sie sich weder in der Hörenden- noch in der Gebärdensprachgemeinschaft voll akzeptiert. Sie befinden sich in einer „Grauzone“. Die Auseinandersetzung mit Manual- und Gebärdensystemen ist gerade für diese Kinder und Jugendlichen besonders wichtig, da sie dadurch die Möglichkeit haben, sich in beiden Sprachgemeinschaften zu bewegen, Freunde zu finden und ihre Identität auszubilden.

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I. Einleitung Diese Handreichung richtet sich an Lehrerinnen und Lehrer, die im Rahmen einer unverbindlichen Übung bzw. der therapeutisch-funktionellen Übungen „Österreichische Gebärdensprache“ als Lebende Fremdsprache unterrichten. Diese Handreichung konzentriert sich auf die ersten vier Lernjahre in diesem Fach. Der Österreichische Lehrplan der Sonderschule für gehörlose Kinder bietet innerhalb dieses Rahmens ein Stundenpensum von 1-3 Stunden pro Woche und Schuljahr. Die Lehrerinnen und Lehrer, die dieses Fach unterrichten, müssen über eine sehr hohe Sprachkompetenz (Kompetenzniveau C2 nach GERS) im Bereich der Gebärdensprache verfügen. Wünschenswert ist die Besetzung dieses Faches mit pädagogisch ausgebildeten Muttersprachlern. Diese Handreichung für den Unterrichtsgegenstand „Österreichische Gebärdensprache“ orientiert sich am „Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen“ (GERS) und am Aufbau des Lehrplans „Lebende Fremdsprache“. So gliedert sich diese Handreichung in folgende Kapitel: Bildungs- und Lehraufgabe, Ziele im Bereich der Fertigkeiten, Beitrag zu den Aufgabenbereichen der Schule, Beiträge zu den Bildungsbereichen, Didaktische Grundsätze und Lehrstoff. Das Kapitel „Lehrstoff“ wurde auf der Basis des GERS aufgebaut, der allgemeine Fertigkeiten im Bezug auf den Erwerb einer Sprache in 5 Bereiche zusammenfasst. Diese sind:  Hören/Verstehen  Lesen/Verstehen  An Gesprächen teilnehmen  Zusammenhängendes Sprechen  Schreiben Für den Unterrichtsgegenstand „Österreichische Gebärdensprache“ (ÖGS) wurden diese Bereiche aufgrund der speziellen Sprachform abgewandelt und zum Teil neu benannt.  Sehen/Verstehen  An Gesprächen teilnehmen  Zusammenhängendes Gebärden

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Der GERS definiert für diese Fertigkeitsbereiche 6 Kompetenzniveaustufen (A1, A2, B1, B2, C1, C2). Kompetenzniveau A1 und A2 gehören zur elementaren Sprachanwendung. Die nächst höheren Stufen sind B1 und B2. Diese sind als selbständige Sprachanwendung definiert. Die beiden höchsten Stufen sind C1 und C2, die als kompetente Sprachanwendung bezeichnet werden. Da der Unterrichtsgegenstand „Österreichische Gebärdensprache“ als Lebende Fremdsprache im Rahmen einer unverbindlichen Übung bzw. der therapeutischfunktionellen Übungen mit einer geringen Wochenstundenzahl auskommen muss, ist in den ersten 4 Lernjahren nur die elementaren Sprachanwendung erreichbar. Dadurch werden in dieser Handreichung nur die Kompetenzstufen A1 und A2 für die drei Fertigkeitsbereiche Sehen/Verstehen, An Gesprächen teilnehmen und Zusammenhängendes Gebärden formuliert. Kompetenzniveau A1 Sehen / Verstehen Die Schülerinnen und Schüler können, wenn klar und deutlich gebärdet wird:  einzelne vertraute Gebärden verstehen,  einfache Sätze verstehen und  einfache kurze gebärdete Nachrichten, Aussagen und Texte verstehen. Inhaltlich muss es sich um die Schülerinnen und Schüler (sie selbst), ihre Familie oder auf konkrete Dinge aus ihrer Umwelt und Themen, die schon erarbeitet wurden beziehen. An Gesprächen teilnehmen Die Schülerinnen und Schüler können mit einfachen Mitteln im Rahmen der erarbeiteten Gesprächsstoffe:  mit Kindern oder Erwachsenen Kontakt aufnehmen (z.B. grüßen und sich verabschieden, um etwas bitten, Fragen stellen und beantworten).  sich an einfachen Gesprächen über vertraute Themen wie Familie und Freundeskreis beteiligen.  einfache Gesprächssituationen (z.B einkaufen, erkundigen, Wünsche äußern, Auskünfte geben) bewältigen.  einfache Geschichten und Sketches nachspielen. Zusammenhängendes Gebärden Die Schülerinnen und Schüler können:  mit einfachen sprachlichen Mitteln über bereits erarbeitete Themen und Inhalte kurz berichten 7

 einfache Aussagen über Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse, sich selbst, ihre Familie und ihren Freundeskreis, Schule, Tagesablauf und Jahresablauf, Wetter und Kleidung, Befinden, Gesundheit und Ernährung, Natur und andere Themen machen  einfache Gebärdenpoesie und kurze Geschichten wiedergeben Kompetenzniveau A2 Sehen / Verstehen Die Schülerinnen und Schüler können:  einzelne Sätze und die gebräuchlichsten Gebärden verstehen, wenn es sich um Themen aus dem Umfeld der Schülerinnen und Schüler handelt.  das Wesentliche aus kurzen Mitteilungen und Informationen verstehen.  einfach gebärdete Inhalte aus dem Themenkreis der Schülerinnen und Schüler verstehen. An Gesprächen teilnehmen Die Schülerinnen und Schüler können:  sich auf einfache Art verständigen, wenn ihre Gesprächspartner bereit sind, etwas langsamer deutlich und klar zu gebärden und ihnen bei Formulierungen zu helfen.  einfache Fragen stellen und beantworten, sofern es sich um vertraute Themen handelt.  ein kurzes Kontaktgespräch führen. Zusammenhängendes Gebärden Die Schülerinnen und Schüler können:  bekannte Wendungen und Sätze verwenden, um Personen und Situationen zu beschreiben, zum Beispiel die Wohnsituation, die berufliche Situation, die private Situation oder die schulische Situation.  anhand einer Vorlage kurze Geschichten in chronologischem Ablauf mit einfachen non-manuellen Sprachmitteln lebendig erzählen.

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II. Bildungs- und Lehraufgabe Der Fremdsprachenunterricht „Österreichische Gebärdensprache“ (ÖGS) hat die Aufgaben:  die Motivation zur Beschäftigung mit anderen Sprachen anzuregen und zu vertiefen,  die Fähigkeit zur Kommunikation in Österreichischer Gebärdensprache anzubahnen,  beizutragen, dass die Schülerinnen und Schüler Menschen mit anderer Sprache und Kultur offen und unvoreingenommen begegnen und sich als Teil einer größeren Gemeinschaft, insbesondere der europäischen Gemeinschaft, verstehen. Diese Ziele stehen in engem Zusammenhang und beeinflussen einander. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung, insbesondere der sozialen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler geleistet. Der Fremdsprachenunterricht „Österreichische Gebärdensprache“ soll die Begegnung mit der Gebärdensprache in einer kindgemäßen und zwanglosen Atmosphäre herbeiführen. Die Freude der Schülerinnen und Schüler am Erlernen der ÖGS soll geweckt und eine positive Haltung gegenüber dieser Sprache aufgebaut werden. Das Erlernen der ÖGS wird als konkrete Tätigkeit anhand von Themen, Situationen und Aktivitäten erfahren, die auf die unmittelbaren Interessen des Kindes Bezug nehmen.

III. Ziele im Bereich der Fertigkeiten Das Gebärdensprachlernen hat den Aufbau der Kommunikationsfähigkeit in der Produktion und Rezeption von Gebärdensprache zum Schwerpunkt. Am Ende des 4. Lernjahres sollen die Schülerinnen und Schüler, entsprechend der Kompetenzniveaus A1 und A2, in der Lage sein, - einfache Äußerungen im Rahmen der erarbeiteten Gesprächsstoffe zu verstehen, - einfache gebärdete Inhalte über Medien zu erfassen, sofern sie thematisch an Bekanntes anschließen, - im Rahmen der erarbeiteten Gesprächsstoffe Kontakte mit jemandem aufzunehmen, - Informationen zu geben und einzuholen und - Gefühle, Wünsche und persönliches Befinden zum Ausdruck zu bringen. Das Erlernen einer Sprache ist nicht Selbstzweck und soll nicht nur die sprachlichen und kommunikativen Kompetenzen und Fertigkeiten schulen, sondern beinhaltet auch das Lernen von sozialen und interkulturellen Kompetenzen und den Erwerb von Lernstrategien. 9

Kommunikative Kompetenz Ziel des Unterrichts der Österreichischen Gebärdensprache (ÖGS) als Fremdsprache ist die Entwicklung der kommunikativen Kompetenz in den Fertigkeitsbereichen:  Sehen und Verstehen,  an Gesprächen teilnehmen und  zusammenhängendes Gebärden. Sie soll die Schülerinnen und Schüler befähigen, Alltags- und Unterrichtsituationen in altersgemäßer und dem Lernniveau entsprechender Form situationsadäquat zu bewältigen. Sozialkompetenz, Identität und interkulturelle Kompetenz Der ÖGS-Unterricht hat einen Beitrag zur Entwicklung sozial angemessenen Kommunikationsverhaltens der Schülerinnen und Schüler zu leisten. Der Prozess des ÖGS-Erwerbs bietet auch zahlreiche Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit Themen der Gebärdensprachwelt und ihrer Kultur. Das bewusste Aufgreifen solcher Fragestellungen soll zu einer verstärkten Sensibilisierung der Schülerinnen und Schüler für kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede führen und ihr Verständnis für die Vielfalt von Kulturen und Lebensweisen vertiefen. Dabei ist die Reflexion über eigene Erfahrungen und Gegebenheiten einzubeziehen. Erwerb von Lernstrategien Der ÖGS-Unterricht hat darüber hinaus die Aufgabe, fachliche Grundlagen, Lernstrategien und Lerntechniken für den weiteren selbstständigen Spracherwerb, insbesondere im Hinblick auf lebensbegleitendes und autonomes Lernen, zu vermitteln und zu trainieren. Allgemeine Fachziele - das Verstehen von Gebärdensprache bei durchschnittlicher Sprachgeschwindigkeit in Standard- (vergleichbar mit Hochdeutsch) und/oder Dialektgebärden. - das selbstständige Erschließen und Erfassen von gebärdeten Inhalten verschiedener Art mit Hilfe angemessener Strategien. - die passende Anwendung des gelernten Gebärdensprachrepertoires in für die Schülerinnen und Schüler relevanten Gesprächssituationen. - eine zielorientierte, d.h. auf den ÖGS-Unterricht abgestimmte Einbeziehung der neuen Informationstechnologien (z.B. Internet, Web-Cam, DVDs, CDs).

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IV. Beitrag zu den Aufgabenbereichen der Schule Bei der Vermittlung der ÖGS ist wertorientiertes Denken und Handeln im politischen, sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und weltanschaulichen Umfeld zu entwickeln und zu fördern.

V. Beiträge zu den Bildungsbereichen Mensch und Gesellschaft Die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) ist seit 2005 in der österreichischen Verfassung als Minderheitensprache verankert. ÖGS ist Ausdruck von Kultur- und Lebensform. Der Erwerb der ÖGS dient:  dem Kennen lernen von Gebärdensprachen  der bewussten Auseinandersetzung mit kultureller Verschiedenheit und diesbezüglichen Wahrnehmungen und Wertungen Natur und Technik ÖGS-Kenntnisse eröffnen den Zugang zu Fachinformationen aus verschiedenen Bereichen, die in ÖGS angeboten werden (Medien, Führungen, persönliche Berichte). Deshalb sind auch im ÖGS-Unterricht gelegentlich gezielt ausgewählte und dem Lernniveau entsprechende fachsprachliche Inhalte in ÖGS zu bearbeiten. Kreativität und Gestaltung Der ÖGS-Unterricht soll zu kreativen Aktivitäten, wie zB zu Rollenspielen, Theateraufführungen und Gebärdensprachpoesie, anregen. Gesundheit und Bewegung Kommunikative Anlässe über gesunde Lebensführung und den harmonischen Umgang mit dem gesellschaftlichen Umfeld bzw. der natürlichen Umwelt sind auch im ÖGS-Unterricht zu nutzen bzw. herzustellen. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Sportarten, die regional/national/international von Gehörlosenorganisationen angeboten werden, kann hierbei einen wertvollen Beitrag leisten.

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VI. Didaktische Grundsätze Kommunikative Kompetenz als übergeordnetes Lernziel Als übergeordnetes Lernziel in allen Fertigkeitsbereichen ist stets die Fähigkeit zur erfolgreichen Kommunikation – die nicht mit fehlerfreier Kommunikation zu verwechseln ist – anzustreben. Somit sind die jeweiligen kommunikativen Anliegen beim Üben von Teilfertigkeiten in den Vordergrund zu stellen. Ausgewogenheit der Fertigkeitsbereiche Die Fertigkeitsbereiche „Sehen und Verstehen“, „An Gesprächen teilnehmen“ und „Zusammenhängendes Gebärden“ sind in annähernd gleichem Ausmaß regelmäßig und möglichst integrativ zu erarbeiten und zu üben. Im Anfangsunterricht allerdings sind folgende Teilfertigkeiten u.a. besonders zu fördern:       

Blickkontakt visuelle Wahrnehmung Mimik Mundbild, Mundgestik Raum-Lage-Orientierung Feinmotorik Auge-Hand-Koordination

Kontextualisierung von Wortschatz und Grammatik Der Vermittlung von Wortschatz und Grammatik in vielfältig kontextualisierter und vernetzter Form ist größtes Gewicht beizumessen. Dies bedeutet, dass zB das Vokabular, wo immer möglich, in Kollokationen (Sinnzusammenhängen), Spezialgebärden/Idiome (Redewendungen) und Phrasen mit implizierter (richtiger, aber nicht erklärter) Grammatik einzubetten ist. Grammatische Strukturen sind grundsätzlich ohne Regelformulierung als lexikalische Einheiten zu vermitteln. Der funktionale Aspekt der Grammatik hat Vorrang gegenüber dem formalen Aspekt – das heißt, dass eine gelungene Kommunikation wichtiger ist als ein exakt grammatikalisch richtig formulierter Satz, um u.a. die Freude an der Sprache zu erhalten. Wiederholung Auf eine gezielte und ausreichende Wiederholung ist zu achten. Sie sollte vorwiegend in spielerischer Form erfolgen. Insbesondere muss darauf Bedacht genommen werden, dass der bisher gelernte Sprachschatz stets in neuen Situationen verwendet bzw. erweitert wird (Transfer). Annäherung an die Zielsprache unter Berücksichtigung der Sprache der Schülerinnen und Schüler Die Bereitschaft der Schülerinnen und Schüler, neue sprachliche Strukturen in den Bereichen Lexik und Grammatik anzuwenden und dabei sprachliche Fehler in der 12

ÖGS zu machen, ist im Sinne des übergeordneten Zieles der kommunikativen Kompetenz von zentraler Bedeutung und bei der Evaluation der Schülerleistungen dementsprechend einzubeziehen. Im ÖGS-Unterricht ist weiteres auf allen Lernstufen zu berücksichtigen, dass sich Schülerinnen und Schüler der Zielsprache über Zwischenschritte annähern und dass Fehler ein selbstverständliches Merkmal des Sprachenlernens sind. Dies ist in Übungsphasen und bei der Fehlerkorrektur zu berücksichtigen. Dennoch ist insgesamt und in sinnvollem Maße eine möglichst hohe Qualität und zielsprachliche Richtigkeit der gebärdensprachlichen Äußerungen anzustreben; Abweichungen von der Zielsprache sind dabei stets niveaubezogen und aufgabenspezifisch zu behandeln. Differenzierung der Arbeitsformen Unterschiedliche Voraussetzungen bei den Schülerinnen und Schülern (Lerntypen, Lerntempo, Neigungen und Interessen, soziale Fertigkeiten, Stärken und Schwächen) sowie unterschiedliche Stundendotationen (Anzahl der Unterrichtsstunden pro Woche) müssen durch verschiedene methodische Zugänge, Umfang und Komplexität der Aufgabenstellung bzw. durch entsprechend individualisierte Formen der Arbeitsaufträge und der fachlichen Förderung Berücksichtigung finden. Auch wenn zu Beginn die lehrerzentrierten Phasen im ÖGS-Unterricht überwiegen werden, sollte jedoch immer wieder zu schülerzentrierten Arbeitsformen übergegangen werden. Hierbei sind vielfältige Arbeitsformen wie u.a. Kurzpräsentationen, Partner- und Gruppenarbeiten, eigenverantwortliches Lernen einzusetzen. Durch die Schaffung und die Erhaltung eines positiven Lernklimas sollen Schülerinnen und Schüler entsprechend ihrer individuellen Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft unterstützt, gefordert und gefördert werden. Ein solches Lernklima soll durch Stärkung des Selbstwertgefühls und Fokussierung auf vorhandene Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler erreicht werden. Einbeziehung des individuellen Lernfortschritts Bei der Einschätzung und Bewertung von Schülerleistungen sind der individuelle Lernfortschritt und das Bemühen um die Optimierung von Arbeitsergebnissen zu beachten. Sprachrichtigkeit ist nur eines der Bewertungskriterien und ist für die Gesamtleistung nicht alleine ausschlaggebend. Weitere Gütekriterien wie Verständlichkeit der Äußerungen, angemessene Situationsbewältigung sowie Differenziertheit der verwendeten sprachlichen Mittel sind mit von Bedeutung.

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Vorrang der Zielsprache Die Österreichische Gebärdensprache ist im Unterricht so viel wie möglich zu verwenden. Die Techniken der Übertragung und Übersetzung sind lediglich punktuell als Verständnis- und Lernhilfe einzusetzen. Reflektierender Sprachenvergleich Ein bewusster und reflektierter Umgang mit Sprache (auch im Vergleich mit der Unterrichts- bzw. Muttersprache) ist zu fördern. Komparative und kontrastive Methoden sind vor allem dort angebracht, wo sie zu einem verbesserten sprachlichen Bewusstsein der ÖGS gegenüber führen und den Lernerfolg wesentlich verstärken. Falls sich Schülerinnen und Schüler im Klassenverband befinden, denen die Gebärdensprache als Muttersprache bzw. als Zweitsprache dient, sind deren besondere Kenntnisse und Fähigkeiten im Unterricht zu nutzen. Dadurch erhalten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, den Umgang mit verschiedenen Varianten der Gebärdensprache zu lernen und direkte Informationen über kulturelle Hintergründe zu beziehen. Die Förderung einer positiven Einstellung zu individueller Mehrsprachigkeit und Sprachenvielfalt ist auf mannigfache Weise anzustreben. Zusätzliche Gebärdensprachen Im Falle, dass im Umfeld der Schule Gebärdensprachbenutzer aus anderen Bundesländern und/oder aus anderen Nationen leben und die Möglichkeit besteht, ihnen und der Gebärdensprache ihrer Heimat zu begegnen, sollte diese Chance wahrgenommen werden. Dieses sich Öffnen für die Vielfalt von Sprachen in gesprochener und/oder gebärdeter Form ist ganz im Sinne des GERS (Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen). Umgang mit Medien Die Beachtung des Prinzips der Anschaulichkeit ist im weitgehend einsprachig geführten ÖGS-Unterricht besonders wichtig. In Betracht kommen alle visuellen Medien. Umgang mit Lehrmaterialien und Lernhilfen Die Schülerinnen und Schüler sind möglichst früh in den eigenständigen Umgang mit Lehr-, Lern- und Übungsmaterialien sowie mit Wörterbüchern (in Print- und OnlineVersionen) einzuführen. Damit wird das selbstständige Erarbeiten von unbekanntem Gebärdenmaterial gefördert. Ganzheitlich-kreatives Lernen Der Einsatz von spielerischen und poetischen Elementen bzw. ganzheitlich-kreativen Methoden ist auch im ÖGS-Unterricht notwendig, um möglichst förderliche Lernbedingungen für Schülerinnen und Schüler zu schaffen. Multisensorisches Lernen vermag die Aufnahmebereitschaft, Erinnerungsleistung und Motivation zu aktivieren und bringt daher vielschichtigen lernpsychologischen Gewinn.

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Vielfältige Kommunikationssituationen und Themenbereiche Die Schülerinnen und Schüler sind durch die Einbindung der sprachlichen Mittel in vielfältige situative Kontexte mit verschiedenen Themenbereichen vertraut zu machen (wie Familie und Freunde, Wohnen und Umgebung, Essen und Trinken, Kleidung, Körper und Gesundheit, Jahres- und Tagesablauf, Feste und Feiern, Kindheit und Erwachsenwerden, Schule und Arbeitswelt, Hobbys und Interessen, Umgang mit Geld, Erlebnisse und Fantasiewelt, Gedanken, Empfindungen, Gefühle, Einstellungen und Werte, Umwelt und Gesellschaft, Kultur, Medien, Literatur). Dies entspricht den „vertrauten Themenbereichen“ in den Kompetenzbeschreibungen des GERS. Einbettung von Kulturkunde Kulturkundliche Informationen sind mit den Themen und kommunikativen Situationen des ÖGS-Unterrichts zu verbinden, handlungsorientiert zu vermitteln und bewusstseinsbildend zu nutzen. Förderung authentischer Begegnungen Direkte persönliche Begegnungen (z.B. Einsatz von „native signer”) und anderen Personen, mit denen die Kommunikation in der Zielsprache erfolgt, Schülerinnenund Schüleraustausch, Intensivsprachwochen) sowie die Nutzung von audiovisuellen Medien und neuen Technologien wie Internet und Web-Cam sind im Sinne möglichst großer Authentizität zu empfehlen. Fächerübergreifende Aktivitäten Ziel ist es, in fächerübergreifenden Aktivitäten die ÖGS als authentisches Kommunikationsmittel anzunehmen.

VII. Lehrstoff Allgemeine kommunikative Grundkompetenzen am Ende des 4. Lernjahres Im ÖGS–Unterricht sollen die Schülerinnen und Schüler folgende allgemeine Kompetenzen im Zusammenhang mit dem Unterrichtsgegenstand „Österreichische Gebärdensprache“ erlangen:  Offenheit für und Interesse an neuen Erfahrungen, anderen Menschen, Kulturen und ihren Sprachen  Bereitschaft die eigene kulturelle Sichtweise und das eigene kulturelle Wertesysteme zu relativieren  Bereitschaft auf gehörlose Menschen zuzugehen und ein Gespräch in Gebärdensprache zu beginnen Um diese Haltung zu entwickeln, benötigt es Wissen über die eigene und fremde Kultur bzw. Gemeinschaft. In Bezug auf die Welt der Gehörlosen bedeutet das ua:

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 die Geschichte der Gehörlosengemeinschaft und deren große Persönlichkeiten kennen  wissen, dass jedes Land, sogar jede Region ihre eigene Gebärdensprache entwickelt hat, und trotzdem grenzüberschreitende Kommunikation in Gebärdensprache möglich ist  wichtige Internetseiten kennen, die Gehörlose als Plattform nutzen, zB, www.oeglb.at  die technische Medien kennen, mit denen Gehörlosen untereinander in Kontakt treten, zB Chaträume und Videotelefon-Anbieter wie beispielsweise Skype, oovoo, msn  Zeitschriften, Literatur und Filme kennen, die von Gehörlosen gestaltet wurden bzw. Gehörlose zum Thema haben, zB life in sight, …  Vereine, Verbände und Organisationen im regionalen, nationalen und internationalen Bereich kennen  große und kleine Veranstaltungen der Gehörlosen kennen, an denen Sport, Theater, Poesie in Gebärdensprache erlebbar sind  sich im Bereich „Einsatz von Dolmetschern“ auskennen, zB wie und wo man sie bestellt und was ihre Aufgabe ist Sprachliche Kompetenzen am Ende des 4. Lernjahres Die sprachlichen Kompetenzen werden im Anschluss überblickshalber in die folgenden Themen untergliedert, auch wenn sie im Unterricht selber stets ganzheitlich vorkommen:    

Manuelle und non-manuelle Kompetenz Lexikalische Kompetenz Grammatische Kompetenz Orthographische Kompetenz

Manuelle und non-manuelle Kompetenz Diese Kompetenz beinhaltet zum einen die differenzierte Wahrnehmung des eigenen Körpers wie auch die des Gesprächspartners. Dies gilt im Besonderen für den Bereich des Oberkörpers. Zum anderen gehört auch die Umsetzung und Produktion der wahrgenommenen feinmotorischen Bewegungen dazu. Für die Gebärdensprache sind das vor allem folgende Parameter:     

Körperhaltung Kopfhaltung Mimik Hände: Handform, Handstellung, Ausführungsstelle, Bewegung Mundbild und Mundgestik

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Ziel ist die exakte Ausführung von Gebärden. Denn wird ein Parameter verändert, kann sich die Bedeutung einer Gebärde ändern. Das ist vergleichbar mit der phonologischen Kompetenz beim Erwerb einer gesprochenen Sprache. Kompetenzstufe A1 Schülerinnen und Schüler können sich trotz fehlerhafter Ausführung einzelner Gebärden verständlich machen und werden von gebärdensprachkompetenten Personen verstanden. Kompetenzstufe A2 Die Gebärden sind im Allgemeinen klar genug, um verstanden zu werden. Manchmal wird aber der Gesprächspartner nachfragen und um Wiederholung bitten müssen. Lexikalische Kompetenz Die lexikalische Kompetenz umfasst nach dem GERS „Die Kenntnis des Vokabulars einer Sprache, das aus lexikalischen und aus grammatischen Elementen besteht, sowie die Fähigkeit, es zu verwenden.“ (GERS, S.111, 2001) Lexikalische Elemente sind das Gebärdenvokabular. Dazu gehören auch die Spezialgebärden („Redewendungen“). Grammatische Elemente sind geschlossene Wortklassen, in der ÖGS: zB POSS (Possessivpronomen); IX (Index – Personalpronomen, Demonstrativpronomen usw.). Kompetenzstufe A1 Die Schülerinnen und Schüler verfügen über einen elementaren Vorrat an einzelnen Gebärden und Spezialgebärden, die sich auf bestimmte Situationen beziehen. Kompetenzstufe A2 Die Schülerinnen und Schüler verfügen über genügend Wortschatz, um elementaren Kommunikationsbedürfnissen gerecht zu werden und einfache Grundbedürfnisse zu befriedigen. Die Schülerinnen und Schüler verfügen über einen ausreichenden Wortschatz, um in vertrauten Situationen und in Bezug auf vertraute Themen alltägliche Angelegenheiten zu erledigen. Grammatische Kompetenz Unter grammatischer Kompetenz versteht man nach dem GERS „die Kenntnis der grammatischen Mittel einer Sprache und die Fähigkeit, diese zu verwenden.“ (GERS, S.113, 2001) Dazu gehören ua folgende grammatikalische 17

Themen/Elemente, die im nachstehenden Abschnitt überblickshalber nach Wortebene, Satzebene und Textebene sortiert sind. Wortebene:  Prinzip der Inkorporation bei Zahlen, Eigenschaften, speziellen Verbgebärden etc.  Gruppen von Klassifikatoren, zB für Formen und Größen, für Körperteile, für Fahrzeuge  Bildungsregeln der Steigerungsformen von Eigenschaften Satzebene:          

Die grundlegende Satzbauregel: Zeit – Ort – S – O – P Verschiedene Darstellungsformen für Zeitangaben (Zeitgebärden, Zeitlinien) Grundlegende Satzbauregeln für Ergänzungs- und Entscheidungsfragen Verschiedene Formen der Verneinung von Aussagen und Fragen Non-manuelle Elemente als Bausteine der Grammatik, zB Körperhaltung bei Konditionalsätzen, Mimik bei Fragen Kausalsätze mit der Gebärde WARUM Sätze mit FERTIG und SCHON, die das Ende einer Tätigkeit ausdrücken Nutzung des Gebärdenraumes (Fixierung von Personen, Gegenständen und Orten in einem fiktiven Raum, auf die man immer wieder verweisen kann.) Prinzip der Direktionalität Prinzip der Simultanität

Textebene:     

„Thema–Rhema“-Regel Regeln der direkten und indirekten Rede Einsatz der rhetorischen Frage Prinzip der Fokussierung Regeln der Festlegung und Wechsel der Perspektive

Die grammatische Kompetenz wird im GERS auf den einzelnen Kompetenzstufen wie folgt definiert: Kompetenzstufe A1 Die Schülerinnen und Schüler zeigen nur eine begrenzte Beherrschung einiger weniger einfacher grammatischer Strukturen und Satzmuster in einem auswendig gelernten Repertoire.

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Kompetenzstufe A2 Die Schülerinnen und Schüler können einige einfache Strukturen korrekt verwenden, machen aber noch elementare Fehler, trotzdem wird in der Regel klar was sie/er ausdrücken möchte. Orthographische Kompetenz Unter orthographische Kompetenz ist zu verstehen, dass die Schülerinnen und Schüler individuelle Notationssysteme und verschiedene Transkriptions-Systeme kennen und lesen lernen. Für die Gebärdensprache gibt es auch solche Systeme wie zB Sign Writing oder die Glossenschrift. Es wurde aber bisher in der Gebärdensprachwelt keines der vorhandenen Systeme zur Standardform der Verschriftlichung erhoben. Ob und in wie weit der unterrichtende Lehrern bzw. Lehrerin eines dieser Notationssysteme verwendet, liegt in seiner Entscheidungsfreiheit. Die Orthographischen Kompetenzniveaus sind darum für die Gebärdensprache nicht relevant. Soziolinguistische Kompetenzen Die soziolinguistische Kompetenz umfasst die Kenntnisse und Fertigkeiten, die zur Bewältigung der sozialen Dimension des Sprachgebrauches erforderlich sind. Hier ist auch auf Registerunterschiede (formelhaft, formell, neutral, informell, freundschaftlich, sehr vertraut) und Varietäten (soziale Schicht, regionale/nationale Herkunft, ethnische Zugehörigkeit, Berufszugehörigkeit) zu achten. Beispiele zur soziolinguistischen Kompetenz:  verschiedene Formen der Kontaktaufnahme kennen und adäquat anwenden können  seine eigenen besonderen Bedürfnisse aufgrund der Gehörlosigkeit bzw. die des Gesprächspartners kennen und sich entsprechend verhalten können  das Umfeld so gestalten können, dass für alle eine reibungslose Kommunikation möglich wird, zB Beleuchtung, Lärm, Sitzordnung  Gesprächsregeln der gehörlosen und der hörenden Welt kennen und anwenden können  Gesprächsregeln selber situationsangepasst aufstellen und beachten können  Konventionen der Höflichkeit kennen und anwenden können, zB Gesprächspartner ausreden lassen  Formen des sich Entschuldigens kennen und adäquat anwenden können  Stimmung eines Gesprächs in seinem Verlauf erfassen und entsprechend reagieren.  Unsicherheiten und Unklarheiten wahrnehmen und durch Mimik und einfache Gebärdenäußerungen ihnen Ausdruck geben  Konfliktsituationen mit einfachen Strategien weitestgehend lösen 19

 mit unterschiedlichen Gesprächspartnern und in unterschiedlichen Gesprächssituationen adäquat kommunizieren können (sprachlichen Ausdrucksweise variieren) Im GERS findet man unter soziolinguistische Kompetenz folgende Fähigkeiten: Kompetenzstufe A1 Die Schülerinnen und Schüler können einen elementaren Kontakt herstellen, indem sie einfache, alltägliche Höflichkeitsformeln zur Begrüßung und Verabschiedung benutzen, „bitte“ und „danke“ sagen, sich vorstellen oder entschuldigen. Kompetenzstufe A2 Die Schülerinnen und Schüler können kurze Kontaktgespräche bewältigen, indem sie bekannte Höflichkeitsformeln der Begrüßung und der Anrede benutzen. Sie können Einladungen oder Entschuldigungen aussprechen und auf sie reagieren. Die Schülerinnen und Schüler können elementare Sprachfunktionen ausführen und auf sie reagieren, zB Informationen austauschen, Bitten vorbringen, Meinungen und Einstellungen ausdrücken. Sie können auf effektive Weise an Kontaktgesprächen teilnehmen, indem sie bereits gelernte Redewendungen benutzen und elementaren Routinen folgen. Pragmatische Kompetenz Die Pragmatische Kompetenz bezieht sich auf die Fertigkeit zusammenhängend zu gebärden und um das Wissen, wie man einen gebärdeten Text gestaltet. Bei diesem gebärdeten Text handelt es sich beispielsweise um:   

die Beschreibung eines Gegenstandes, einer Person oder eines Erlebnisses die Erzählung einer Geschichte oder eines Witzes einen poetischen Text.

In Bezug auf die Gebärdensprache gehören ua folgende Gestaltungselemente dazu:  Benutzung der Thema-Rhema Regel auf den gesamten Text bzw. einzelne Passagen  Prinzip der Raumnutzung  Gestaltung differenzierter Szenarien  Prinzip der Fokussierung innerhalb einer Szene  Chronologischer Aufbau  Prinzip des Perspektivenwechsels  Prinzip der Rollenübernahme  Wechsel von Rollen innerhalb eines Textes  Einsatz non-manueller Sprachelemente, um Stimmungen widerzugeben 20

Kompetenzstufe A1 / Die Schülerinnen und Schüler können Wörter und Wortgruppen durch sehr einfache Verbindungsgebärden (Konnektoren) wie zB DANN oder UND verbinden. Kompetenzstufe A2 Die Schülerinnen und Schüler können erzählen oder etwas beschreiben, indem sie die einzelnen Punkte in Form einer einfachen Aufzählung aneinander reihen. Die Schülerinnen und Schüler können ihre einfache Erzählung oder Beschreibung mit Hilfe erster non-manueller Sprachelemente ausschmücken.

VIII. Zusammenfassung Diese Handreichung stellt einen groben Rahmen im Sinne des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen dar und lässt den Lehrenden in Bezug auf die Themenwahl einen großen Spielraum. Somit können die Themen immer auf die zu unterrichtende Gruppe, deren Alter, Interessen und Bedürfnisse, abgestimmt werden. Dies ist wichtig zu betonen, da gerade im Unterrichtsfach „Gebärdensprache“ die Lernvoraussetzungen, das Einstiegsalter und der soziale Hintergrund (hörend bis gehörlos) sehr unterschiedlich sein können. Dementsprechend muss auf die unterschiedlichsten Klassensituationen eingegangen werden können. Die Freude an der Kommunikation in der neu erworbenen Sprache soll für die Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt stehen.

IX. Literaturangaben und Internetseiten Literatur  Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen: lernen, lehren, beurteilen Joseph Sheils, John Trim, Brian North, Daniel Coste, 2001, Langenscheidt Verlag, ISBN 3-468-49469-6  GK4-Grundkompetenzen „Lebende Fremdsprache“ 4. Schulstufe Maria Felberbauer, Evelin Fuchs, Arnold Gritsch, Gudrun Zebisch, 2012, ÖSZ Graz, www.oesz.at, http://www2.vobs.at/ludescher/Planning/Grundkompetenzen_final_12maerz201 1.pdf 21

 Lehrplan der Volksschule Achter Teil - A. Grundschule – Verbindliche Übung „Lebende Fremdsprache“ (1.-4. Schulstufe) BGBI. Nr. 134/1963 in der Fassung BGBI. II Nr. 303/2012, http://www.bmukk.gv.at/medienpool/14053/vs_lp_8_lebende_fremdsprache.pdf  Lehrplan der AHS Unterstufe 6. Teil: Lehrpläne der einzelnen Unterrichtsgegenstände: A. Lehrpläne für die Pflichtgegenstände –„Lebende Fremdsprachen“ BGBI. Nr. 133/2000, http://www.bmukk.gv.at/medienpool/782/ahs8.pdf  Das europäische Sprachenportfolio für Grundschule (ESP) Maria Felberbauer, Silvia Grabner, Arnold Gritsch, Christina Kolroser, Deborah Pelzmann, 2008, ÖSZ Graz  Das europäische Sprachenportfolio für die Mittelstufe (ESP) Mag. Gunther Abuja, et.al., 2005, ÖSZ Graz, ISBN 978-3-7011-1444-3  Lehrplan der Sonderschule für gehörlose Kinder BGBI. Nr. 137 vom 30. April 2008 http://www.cisonline.at  Grammatik der Österreichischen Gebärdensprache Universität Klagenfurt, 2002, Veröffentlichungen des Forschungszentrums für Gebärdensprache und Hörgeschädigtenkommunikation  Grammatik der Deutschen Gebärdensprache aus der Sicht gehörloser Fachleute Chrissostomos Papspyrou, Alexander von Meyenn, Michaela Matthaei, Bettina Herrmann, 2008, Signum Verlag, ISBN 978-3-936675-21-4

Internetseiten

Österreich: Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen Schulwesens www.bifie.at  Österreichischer Gehörlosenbund www.oeglb.at  Gebärdenwelt TV www.gebaerdenwelt.tv 22

 Gehörlos erfolgreich studieren http://www.gestu.at/  Universität Klagenfurt http://www.uni-klu.ac.at/zgh/inhalt/1.htm

Deutschland  DEAFREAD-mach dich schlau!.de www.dearfread.de  DEAFKIDS – die Site für gehörlose und schwerhörige Kids www.deafkids.de  Kultur und Geschichte Gehörloser e.V. www.kugg.de  Taubenschlag – da heben die Tauben ab www.taubenschlag.de  Sehen statt Hören http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/sehen-statthoeren/sehen-statt-hoeren-100.html  TW Taub Wissen http://www.taubwissen.de/  Signum Verlag http://www.signum-verlag.de/

Schweiz  Hochschule für Heilpädagogik http://www.hfh.ch/projekte_detail-n70-i1825-sD.html

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