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January 12, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Schreiben, Grammatik
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Morphologie Wörter – alt, neu, einfach, komplex (1) Bullen, zu, Layoutlaie, recyceln, Dachhase, AG, Wegfahrsperre, mächlich, TFT, mobben, Karaoke, Service-Team, outsourcen, andenken, quackelhaft, schneesicher, Seniorenresidenz, ätzend, Window, innovativ, ... Gegenstand der Morphologie • die Struktur und die Eigenschaften von bestehenden Wörtern und unselbständigen Wortteilen • die sprachlichen Mittel zur Bildung von neuen Wörtern/ die Kombinationsmöglichkeiten von bestehenden Wörtern und unselbständigen Wortteilen.

Lexikon

Morphologie

Syntax

Woher bezieht man in der Morphologie das sprachliche Material zur Untersuchung bestehender Wörter und zur Produktion neuer Wörter? • aus dem Lexikon Was wird von morphologische Regeln letztendlich produziert? • In einer sprachlichen Äußerung gebrauchsfähige Wörter – für die Syntax abgeschlossene Wörter.

Lexikon Morphologie Syntax

Was steht im (mentalen) Lexikon? • Einfache Wörter (Simplizia, Wurzeln) Bar, Haft, geben, hoch, auf, ... • (Idiomatisierte) Usuelle Wörter Haustür, Handschuh, ... • Affixe für Derivation und Flexion -bar, -sam, -haft, ... , -er, -en, -te, ... • Abkürzungen, Kürzungen, Akronyme AG, Prof, DIN • Idiome, Kollokationen, lexikalisierte metaphorische Wendungen: sich zwischen alle Stühle setzen, ... eingefleischer Junggeselle, ... Licht am Ende des Tunnels sehen, ... • Wortbildungsregeln?

Lexeme und Lexikoneinträge Lexeme sind im Lexikon gelistete sprachliche Einheiten, auf die ein Sprecher bei der Verarbeitung von sprachlicher Information zugreifen kann. Ein Lexikoneintrag besteht aus: Phonologische Information (PHON): Morphologische Information (MORPH): Syntaktische Information (SYN): Semantische Information (SEM): Pragmatische Information (PRAG):

Lautform(en) Flexionsklasse, Kombinationseigenschaften Kategorie, Subkategorisierung (Valenz) Semantische Klasse, ArgumentStruktur, Valenzzuordnung Stilistische/Gebrauchseigenschaften

Lexeme werden üblicherweise in ihrer Nennform angegeben: Nomen, Adjektive (Nom. Sing.) Hut, Leere, frisch Verben (Infinitiv) singen

Morphem, Wort, Wortform Morpheme: die kleinsten sprachlichen Einheiten, die entweder eine Bedeutung oder eine grammatische Funktion haben (wenigstens eine außerphonologische Eigenschaft haben) Einschlägige Morphemtypen: • Freie und gebundene Morpheme (Wurzeln und Affixe) • Konfixe sind weder Wurzeln noch Affixe, können aber zusammen ein Wort bilden Schwieger+eltern/sohn/..., Mikro+phon • Unikale Morpheme sind gebundene Morpheme, die nur in einer Morphemkombination vorkommen Him(+beere), Brom(+beere) • Morphemvarianten (‘Allomorphe’) wie bei den Pluralvarianten (-e, -en, -n, -er, -s), aber auch Auge, Aug(+apfel), Äug(+lein)

Freie Morpheme und Morphemkombinationen aus Wurzeln und Affixen, denen noch die Flexion fehlt, nennt man Stämme. (1) Hund- (sind gekommen) Wurzel=Stamm Blut+hund- (sind gekommen) Stamm Blut+hund+artig- (sind gekommen) Stamm Flektierte Formen von Stämmen sind Wortformen: (2)

Hund+e (sind gekommen)

Wortform

Ein (grammatisches/syntaktisches) Wort kann man dann als Menge seiner Wortformen beschreiben. Wurzel/Stamm + Flexion Bei flektierbaren Wörtern schließt die Flexion das Wort ab.

Morphologie Flexion Bildung der Wortformen eines Worts (aus einer Wurzel oder einem Stamm)

Wortbildung Komposition: Bildung eines Worts aus zwei (oder mehr) vorhandenen Stämmen/Wurzeln Derivation: Bildung eines Worts aus einem vorhandenen Stamm und einem oder mehr Derivationsaffixen. Konversion: ‘Implizite’ Derivation u.a.

Einige weitere Wortbildungstypen • Kontamination: Verschmelzungen (1) jein (ja+nein) mainzigartig (Mainz+einzigartig) • Kürzung: Tilgung (2) Uni (Universität) Spvgg (Spielvereinigung) • Abkürzungen und Akronyme (3) OB (Oberbürgermeister, ohne Befund) (4) DIN, Bafög, ... • Rückbildung (?): (5) uraufführen (aus: Uraufführung)

Wortarten (1)

Weil ich oft mit dem alten Mann nur rede weil

Konjunktion

nur

Partikel

ich

Pronomen

rede

Verb

oft

Adverb

mit

Präposition

dem

Artikel

alten

Adjektiv

Mann

Nomen

Grammatische Merkmale im Deutschen Numerus

Singular, Plural

Genus

Maskulinum, Femininum, Neutrum

Person Kasus

1., 2., 3. Person Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ

Tempus Modus Komparation

Präsens, Perfekt, Präteritum, Plusquamperfekt, Futur I/II Indikativ, Imperativ, Konjunktiv I/II Positiv, Komparativ, Superlativ

Genus Verbi

Aktiv, Passiv (Medium)

Wortart

flektiert nach

Nomen (N)

Kasus, Numerus, Genus

Adjektive (A)

Kasus, Numerus, Genus Komparation

Pronomen/Artikel Kasus, Numerus, Genus (D bzw. N) Verben (V)

Person, Numerus, Modus, tempus, Genus verbi (finite Verben) (reiner) Inf., zu-Inf., Part. Präs./Perf. Aktiv/Passiv (infinite Verben)

Die anderen Wortarten sind nicht-flektierend.

Wortarten und Kategorien Ein weiteres Kriterium für die Wortartenklassifikation: Zugehörigkeit zu einer syntaktischen Kategorie – Distributionsüberlegungen • Nomen (N), Adjektive (A), Verben (V), meistens auch noch Präpositionen (P) sind Inhaltswörter und werden auch lexikalische (Haupt-) Kategorien genannt. • Konjunktionen, Subjunktionen ( C), Partikeln sind Funktionswörter. • Artikel und Pronomen kann man für unsere Zwecke zur syntaktischen Kategorie D zusammenfassen, Adverbien werden als ADV klassifiziert.

Wörter

flektierbar

deklinierbar

nicht-flektierbar

konjugierbar

Pronomen Artikel Adjektiv Nomen Verb

Adverb Präp. Konj. Partikel

Wortformen werden in Paradigmen (Flexionsparadigmen) geordnet: 1s

sprech-e

Nominativ

das Haus

2s

sprich-st

Genitiv

des Haus-es

3s

sprich-t

Dativ

dem Haus(e)

1p

sprech-en

Akkusativ

das Haus

2p

sprech-t

3p

sprech-en

Einige Realisierungsformen von Flektion (im Dt.): Affigierung:

dreh-e, dreh-st, dreh-t, (des) Herzens, breit-er, ... (Suffixe) ge-such-t (Zirkumfix) tanz-t-e, breit-er-e, ge-such-t-e (Kombination)

Umlaut/Ablaut:Garten – Gärten (Umlaut) singen – sang (Ablaut) ge-sung-en (Kombination Ablaut, Zirkumfix) Null-Flektion: Balkensg. – Balkenpl. Suppletion:

sein, bin, ist, war, ...

Synthetische und Analytische Formen: sehen/sah

vs. habe/hatte/werde ... gesehen

Einige der Varianten können durch MorphemAlternationen/Variation abgeleitet werden: • Morphologisch bedingt(Umlaut) [haut] hat zwei phonologische Varianten • phonologisch bedingt (Auslautverhärtung) • eine Kombination beider Faktoren Rad[t] – Räd[d]er Trotzdem können wir festhalten: • Flektionsparadigmen können defektiv (geworden) sein, Morpheme können durch Allomorphe realisiert werden, Morpheme können nicht markiert werden, ... • Morpheme müssen abstrakt gesehen werden: Merkmale

Infigierung und Reduplikation: Ein Beispiel aus Tagalog Verbstamm

Infigierung

Reduplikation

sulat ‘schreiben’

sumulat

su-sulat

basa ‘lesen’

bumasa

trabaho ‘arbeiten’

ta-trabaho

gradwet ‘graduieren’

grumadwet (Infinitiv)

(Futur)

Wortbildung – Komposition Erstglied HolzN RotA DrehV AufP

Zweitglied HausN LichtN GriffN WindN

Kompositum HolzhausN RotlichtN DrehgriffN AufwindN

Was fällt auf? • Unabhängig von der Kategorie des Erstglieds ist die Kategorie des Kompositums durch das Zweitglied gegeben

Wortbildung – Komposition Erstglied HolzN RotA DrehV AufP

Zweitglied HausN LichtN GriffN WindN

Kompositum HolzhausN RotlichtN DrehgriffN AufwindN

Was fällt auf? • Unabhängig von der Kategorie des Erstglieds ist die Kategorie des Kompositums durch das Zweitglied gegeben • Bei der Wortbildung gibt es einen Kopf, der die Kategorie des komplexen Worts bestimmt. (Kopfprinzip) • Das rechte Kompositionsglied ist der Kopf.

Weitere Kompositionstypen Adjektiv-Komposition: A ! N+A

sach+kundig,

A ! A+A

rosa+rot, alt+klug

A ! V+A

trink+freudig

Verb-Komposition: V ! N+V

bau+sparen, rad+fahren (Pseudokomposita)

V ! A+V

froh+locken

V ! V+V

mäh+dreschen

Ein umstrittener Fall – Adverb-Komposition: X+-her/hinADV: daADV+her/hin, weiterA+hin, ... X+P:

herADV+auf, durchP+aus, bergN+an, ...

Regeln und Strukturen Wortbildungsregeln: N ! N+N, N ! A+N, N ! V+N, N ! P+N Generalisierung: N ! X+N N

X Haus Blöd Hinter Web

N frau mann list stuhl

Kopfprinzip Allgemeine Form: X ! ... X ... X

X

X

Y

X

• Binäre Verzweigung Auf die Komposition im Deutschen angewandt: • Jedes Kompositum hat einen Kopf, der die Kategorie (und damit die grammatischen Eigenschaften) des Kompositums festlegt. • Der Kopf steht in binär verzweigenden Strukturen rechts.

Rekursion • Wortbildungsregeln können rekursiv angewendet werden: (1)

Rotsteinpass:

Rot+stein+pass N

(Stamm)

(Stamm) N

A

N

Rot

stein

pass

(Wurzel)

(Wurzel)

(Wurzel)

N

Ambiguität Ein Lehrbuch-Beispiel: Mädchen+handels+schule • Eine Handelsschule für Mädchen • Eine Schule für Mädchenhandel N

N

N

N

N

Mädchen handels

N

N schule

N

N

N

Mädchen handels schule

• Zwei mögliche Ableitungen (Derivationen) – 2 Lesarten

Fugenmorpheme/-elemente (1) Handel-s-schule, Weg-e-zoll, Bild-er-rahmen, ... Fugenelemente: -e-, -n-, -en-, ens-, -s-, -es(2) Kinderwagen und -sitz *Kinderwagen und -ersitz (3) Hühnerei, Freundeskreis, Liebesbrief Nmask Nneutr Nneutr Rind

Nmask braten Fm -er

Komposition zwei (oder mehr) freie Morpheme bzw. Stämme werden kombiniert Schulbuch, Leselampe, Tassenhenkel, Henkeltasse, ... Die Operation ist rekursiv: Schulbuchverlag, Großraumflugzeug, Vereinsneugründung, ... Der Kopf des Kompositums steht im Normalfall rechts.

Flexion folgt der Komposition: Wortform: Npl

N = Stamm

N

N

Auto

fahrt

PluralFlexiv -en

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