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January 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Sozialwissenschaften, Soziologie
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Sozialstruktur u. Soziale Ungleichheit II:

Geschlecht u. Migration, Ethnien/Nation

Prof. Dr. Günter Roth

‚Neue Formen sozialer Ungleichheit‘ I 

Lange dominierten in den Diskussionen zur sozialen Ungleichheit ökonomische Aspekte und so verstandene ‚Armut‘

 Neue Konzepte sozialer Ungleichheit beziehen sich umfassender auf Lebenslagen und insbesondere kulturell begründete soziale Unterschiede, die jedoch auch einer sozialen Logik folgen



‚Neue Formen‘ und Ursachen sozialer Ungleichheit beziehen sich u.a. auf die Dimensionen

 

Geschlecht u. Ethnie/Nation

2

‚Figuration‘ Etablierte u. Außenseiter (Norbert Elias) I 

Ansatz von Norbert Elias mit der ‚Figuration‘ von ‚Etablierten u. Außenseitern‘ (Muster einer Interdependenz)

 Elias analysierte Phänomenen der sozialen Segregation in einer Vorortsiedlung in England 1960 und fand keine ‚üblichen‘ Formen und Ursachen der sozialen Ungleichheit



Auffallend war aber die Unterscheidung zweier Gruppen: ‚Alteingesessene‘ u. später Zugewanderte



Letztere wurden von den ersten stigmatisiert, ohne erkennbare andere soziale Unterscheidungsmerkmale (Einkommen, Bildung, Beruf, Ethnie, Nationalität etc.)

3

Figuration von ‚Etablierten u. Außenseitern‘ II  Allgemein tendieren Gruppen dazu, Gruppenidentität über die Unterscheidung von ‚Wir‘ (‚die Guten‘) u. ‚Andere‘ (‚die Schlechten‘) herzustellen (Experimente von Sherif, s. Intranet)

 Etablierte Gruppen weisen eine feste Sozialstruktur u. soziale Integration sowie Kohäsion u. eine Identität mit der Identifikation von Normen, Werten etc. der eigenen Gruppe auf

 Gruppen entwickeln Zusammenhalt u. Vertrauen in Abgrenzung zu anderen u. halten dieses gegenüber ‚Neuankömmlingen‘ u. ‚Fremdgruppen‘ aufrecht durch soziale Kontrolle (Norm u. Sanktion)

 Die Zugehörigkeit zu etablierten Gruppen verschafft den Mitgliedern Vorteile u. Macht in Abgrenzung zu ‚Außenseitern‘(Lob- u. Schimpfklatsch)

 Außenseitergruppen erfahren eine Benachteiligung (selbst verstärkt) durch Etablierte u. weisen ein geringes Maß an Selbstwertgefühl u. sozialer Integration auf

 Sich selbst erfüllende Prophezeiung oder ‚Soziodizee‘ (Bourdieu) 4

Geschlecht u. soziologische Theorien 

Funktionalismus





Macht- u. Konfliktansätze





Arbeits- u. Rollenteilung (Familie/Öffentlichkeit etc.) sorgt für differenzierte u. effiziente Leistungen, soziale Integration u. Strukturerhaltung in Abgrenzung zu anderen Institutionen (je nach sozialen u. ökonomischen Bedingungen/Anforderungen)

Kampf der Geschlechter um Macht, Anerkennung u. Vorherrschaft

Interpretative Ansätze



Gechlecht wird als ‚Gender‘ konstruiert d. symbolische Interaktion (z.B. Haare, Kleidung); typisch u. unverwechselbar Ähnlichkeit

5

Geschlecht: biologische und gesellschaftliche Ungleichheit I



Biologische Unterschiede bieten keine hinreichenden Erklärungen für die darauf aufbauenden sozialen Unterschiede



z.B. Körperkraft ist im Mittel bei den Männern größer, Varianz ist aber innerhalb der Geschlechter größer als zwischen diesen und kann die sozialen Unterschiede der Rollenteilung (z.B. Militär) nicht erklären



Die biologische Disposition zum Stillen begünstigt zwar die intensivere Zuwendung von Müttern zu Kindern, sie kann die sozialen Unterschiede der Rollenteilung bei der Haus- u. Berufstätigkeit jedoch nicht erklären



Die historische Varianz des sozialen Verhaltens der Geschlechter (vgl. E. Badinter, Die Mutterliebe) legt die Nachrangigkeit der biologischen Prägung nahe

6

Geschlecht: biologische und gesellschaftliche Ungleichheit II



Biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern prägen zwar unser Verhalten und unsere Potenziale,

  

Sie determinieren jedoch nicht unsere Entwicklungsmöglichkeiten ...



Biologische Unterschiede werden zur Stabilisierung von Machtverhältnissen benutzt ...



Selbst- u. Fremdzuschreibungen von Gruppen, Z.B. Lob- und Schimpfklatsch u. die Zuschreibung von Charisma ...

Verhältnis der Geschlechter ist eine soziale Konstruktion (‚Gender‘) Verhältnis kann auch als soziale ‚Figuration‘/Feld betrachtet werden (s.o.)

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Erklärung geschlechtsspezifischer Sozialisation 

Nancy Chodorow



Identifikation von Mädchen mit ihren Müttern u. bleibende enge Beziehung im Gegensatz zur Ablösung d. Jungen v. der Mutter u. der Suche nach einer männlichen (distanzierteren) Rolle bewirkt, dass Frauen eher engere Beziehungen pflegen, für andere sorgen etc., während Männer sich auf unpersönliche Arbeiten, Technik etc. konzentrieren

 Carol Gilligan 

Betont den Geschlechterbias und die dem zugrundeliegende Machtverteilung im Urteilen mit der gesellschaftlichen positiven Besetzung abstrakt-genereller Urteile u. Gesetze, dem Männern eher zuneigen, und der negativen Besetzung der persönlicheren Bewertung u. Ableitung moralischer Grundsätze aus individuellen Gegebenheiten bei Frauen 8

Die männliche Herrschaft (Bourdieu)  Soziale Klassifikationen, die der ständigen Naturalisierung unterliegen  System homologer Gegensätze  oben/unten, hart/weich, gerade/krumm, vorne/hinten, öffentlich/privat  z.T. mit Entsprechungen des Körpers u. Bewegungen  Universelle Denkschemata und Unterscheidungsmerkmale -/kriterien, die scheinbar natürliche Unterschiede einordnen

 Verkehrung von Ursache und Wirkung der realen Austausch- und Machtverhältnisse der Geschlechter

 Verkennung von Machtverhältnissen u. Übergang in Fleisch und Blut u. m/w Habitus  ‚Hohe‘ (abgehobene) Theorie u. intuitive Praxis, Herz/Verstand, System/Lebenswelt, Objektivismus/Subjektivismus, Führung/Dienen, Ausführung, Öffentlich/Privat

 Verklärung der Herrschaftsbeziehungen zu affektiven, z.B. in der Verwandlung von Macht in Charisma oder Charme bis zur tiefsten Dankbarkeit oder Zuneigung kann (z.B. ‚geheimnisvolle‘ Anziehung der Krankenschwester zum Chefarzt)

9

Die Männliche Herrschaft u. einige Folgen i.d. Pflege  ‚Natürlich’ ist ca. 80 % der Pflege weiblich – unter meist männlicher Führung  Dilemmata unerkannter Prekarität (das Leiden der sozialen Position)  Dilemmata falscher Alternativen  ‚natürlich‘ u. selbstverständlich gilt das Leitmotiv der einfühlenden, lebensweltlichen oder ganzheitlichen Pflege und der Familie

 und eine habituelle Ablehnung von Dokumentation, Messung, Standardisierung, Technisierung, Objektivierung

 als funktionalistisch-technokratisch institutioneller oder ‚harter‘ Pflegestil (zu

dem bei institutionellen Zwängen oder nach dem ‚Praxisschock‘ oft resignierend gewechselt wird)

 Häufig dumpfes Gefühl der Belastung u. des ‚Mobbings‘ bei Pflegekräften  verkannte Konfliktlinien, z.B. mit ‚klatschenden‘, ‚hinterlistigen‘, ‚zickigen‘, intuitiven Frauen u. ‚aufrecht‘ kämpfenden, ‚coolen‘, sachlich-vernünftigen Männern

 Dogma der ‚Familiarität‘, Paternalismus, Bevormundung, Überversorgung u. Infantilisierung

10

Der lange Kampf um das Frauenwahlrecht...               

1870: Bundesstaat Wyoming  1934: Kuba, Türkei, 1935: Indien 1893: Neuseeland  1937: Philippinen 1906: Finnland  1942: Dominikanische Republik 1908: Australien (Weiße, ab 1967 alle)  1944: Frankreich 1913: Norwegen  1945: Liberia, 1946: Albanien, Italien, 1915: Dänemark, Island Jugoslawien, Südafrika 1917: Russland  1947: Argentinien, Bulgarien, Burma, 1918: Deutschland, Irland, Rumänien, China, Japan, Venezuela Ungarn  1948: Belgien, Israel, Korea 1919: Luxemburg, Niederlande,  1949: Chile, Costa Rica Österreich, Polen, Tschechoslowakei 1920: Kanada, USA, 1921: Schweden  1952: Griechenland 1924: Mongolei  1953: Mexiko (eingeschränkt ab 1947) 1928: Großbritannien  1971: Schweiz, in Appenzell erst 1990 1929: Ecuador  1974: Portugal, 1984: Liechtenstein 1931: Sri Lanka (Ceylon), Spanien  2002: Bahrein 1932: Brasilien, Thailand, Uruguay Quelle: Fischer, Weltalmanach 11

Geschlechterrollen

Quelle: Nunner-Winkler, G.: Geschlecht und Gesellschaft, in: Joas, H (Hg.): Lehrbuch der Soziologie, Frankfurt 2001, S. 273.

12

Geschlechtsspezifische Berufswahl

Quelle: Nunner-Winkler, G.: Geschlecht und Gesellschaft, in: Joas, H (Hg.): Lehrbuch der Soziologie, Frankfurt 2001, S. 281

13

Einstellungen nach Geschlecht

Gesamt Männer Frauen

Die Wichtigkeit einzelner Lebensbereiche (Prozentwerte für die Angabe "Sehr wichtig") Arbeit Familie West Ost West Ost 1998 2001 1998 2001 1998 2001 1998 50 42 70 66 80 74 85 56 47 77 73 77 73 84 44 38 64 59 82 75 86

2001 81 77 85

Quelle: Wohlfahrtssurvey 1998, 2001, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002, S. 455

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Einstellungen zu Rollen von Mann und Frau "Es ist besser, wenn der Mann voll im Beruf steht und die Frau zu Hause bleibt..." Anteile "Stimme voll und ganz zu" und "Stimme eher zu" in % Ost West 1991 1996 2000 1982 1991 1996 2000 Insgesamt 33 26 31 70 50 50 49 Männer 35 27 35 71 51 53 51 Frauen 30 26 27 70 49 47 47 18-30-Jährige 22 18 21 48 33 30 29 31-45-Jährige 26 18 25 65 39 35 38 46-65-Jährige 37 31 34 79 60 62 54 über 65-Jährige 53 38 46 90 77 80 78 Hauptschule 45 38 46 80 64 66 61 Abitur 19 16 17 44 27 25 33 Quelle: ALLBUS, nach Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002, S. 537 15

Einstellungen zur Frauenerwerbstätigkeit I

Insgesamt Männer Frauen

Konsequenzen der Erwerbstätigkeit der Frau (Anteil moderner Äußerungen in %) Ost West 1991 1996 2000 1982 1991 1996 74 80 83 29 43 46 70 76 81 25 37 40 77 84 85 32 49 52

2000 53 46 60

Quelle: ALLBUS, nach Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002, S. 535 

Fragestellungen:

 

„Ein Kleinkind wird sicherlich darunter leiden, wenn seine Mutter berufstätig ist“ „Eine berufstätige Mutter kann ein genauso herzliches und vertrauensvolles Verhältnis zu ihren Kindern finden wie eine Mutter, die nicht berufstätig ist“



„Es ist für ein Kind sogar gut, wenn seine Mutter berufstätig ist und sich nicht nur auf den Haushalt konzentriert“ 16

Einstellungen zur Frauenerwerbstätigkeit II "Ein Kleinkind wird darunter leiden, wenn seine Mutter berufstätig ist" Anteile "Stimme voll und ganz zu" u. "Stimme eher zu" in % Ost West 1991 1996 2000 1982 1991 1996 2000 Insgesamt 58 49 41 88 76 76 71 Männer 59 49 43 88 79 80 77 Frauen 57 49 39 87 73 72 66 18-30-Jährige 47 45 42 82 68 67 58 31-45-Jährige 55 43 39 87 70 69 66 46-65-Jährige 64 54 40 90 83 81 76 über 65-Jährige 63 54 47 93 85 88 84 Hauptschule 63 52 45 88 81 82 76 Abitur 56 48 32 84 65 64 64 Quelle: ALLBUS, nach Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002, S. 539

17

Erwerbsquoten in Deutschland nach Geschlecht (1950-2000)

Quelle: Mikrozensus, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002: 89 18

Entwicklung der Frauenerwerbsquote nach Alter

Quelle: Mikrozensus, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004: 100 19

Frauenerwerbsquoten und Alter der Kinder

Quelle: Mikrozensus n. BMFSFJ 2003, Familie im Spiegel der Statistik, S. 106

20

Frauenerwerbsquoten, Alterskohorten und Einkommen des Ehemannes

Entnommen aus: Nunner-Winkler, G.: Geschlecht und Gesellschaft, in: Joas, H (Hg.): Lehrbuch der Soziologie, Frankfurt 2001, S. 279.

21

Soziale Ungleichheit u. Geschlecht an Hochschulen

Quelle: Mikrozensus, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002: 74 22

Bruttomonatsverdienst nach Geschlecht (produzierendes Gewerbe)

Quelle: Statistisches Jahrbuch 2000, nach: Nunner-Winkler, G.: Geschlecht und Gesellschaft, in: Joas, H (Hg.): Lehrbuch der Soziologie, Frankfurt 2001, S. 279. 23

Einkommensungleichheit und Geschlecht: Hintergrund  Früher: Offene Diskriminierung von Frauen (z.B. Leitbild ‚Männlicher Ernährer‘) und klassische Rollen- und Machtaufteilung

 Heute: V.a. indirekte und kumulative Folgen von geschlechtsspezifischer Sozialisation und ungleichen Machtverhältnissen:

 Werte, Rollen, Karriereorientierung, Vorbilder u.s.w.  Geschlechtstypische Berufsorientierung  Unstete Erwerbstätigkeit u. Karriere (v.a. wg. Kindern) --> Defizite der Ausbildung u. Berufserfahrung --> Geringere Karrierechancen

 Machtstrukturen (offene und versteckte Diskriminierung)  Sexismus

Vgl. dazu auch: Pfaff, Anita: Frauen, in: Allmendinger/Mayerhofer (Hg.), Soziologie des Sozialstaats, Weinheim/München 2000, S. 282 f. 24

Zeitverwendung von Frauen u. Männern (Werktage)

Quelle: Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004: 549 25

Zeitverwendung von Frauen u. Männern (Wochenende)

Quelle: Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004: 550 26

Zeitverwendung von Frauen u. Männern (Wochenende)

Quelle: Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004: 551 27

Einschätzung der Zeitverwendung von Frauen u. Männern

Quelle: Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004: 553 28

Zeit für Kinderbetreuung n. Geschlecht

Quelle: Mikrozensus n. BMFSFJ 2003, Familie im Spiegel der Statistik, S. 134

29

Ethnien: Begriff  

Ethnisch: „einem Volke eigentümlich“



entgegen einer ‚essentialistischen‘ Definition, die auf die (oft nicht vorhandene) Gemeinsamkeit bestimmter Merkmale abhebt,



wird heute die Selbst- oder Fremdzuschreibung als verwandte Volksgruppe (Erblichkeit der Zuordnung) als einziges konstitutives Merkmal anerkannt

traditionell: Volksgruppe, die sich durch kulturelle Praktiken oder Einstellungen (v.a. Sprache, Geschichte, Herkunft, Religion, Kleidung) von anderen unterscheidet

30

Nation: Begriff 

Nation als Herrschaftsverband über ein Volk in einem vorhandenen oder erstrebten Staat über ein Gebiet mit einem Gewaltmonopol, einem überzeitlichem Anspruch, Zugehörigkeitsregeln (meist exklusiv) und reziproken Verpflichtungen sowie allgemeinen und gleichen Rechten seiner Mitglieder



Modernes Verständnis von Nationen ist multikulturell, multiethnisch und integrativ für dauerhaft auf einem Staatsgebiet lebende Menschen

31

Minderheit: Begriff  

Minderheit: Bezeichnet nicht lediglich eine numerische Größe

 

Minderheiten entwickeln ein Gefühl der Gruppensolidarität

Gruppen, die gegenüber der Mehrheit kraft ihrer distinkten Merkmale (z.B. Religion, Sprache, kulturelle Praktiken) gegenüber der Mehrheit unterschieden sind Vergleichsgröße ist meist die als homogen vorgestellte Mehrheitsbevölkerung moderner Staaten; die Zuschreibung resultiert oft aus der statistischen Erfassung und ist mit dem Zuweisen oder Versagen von Rechten verbunden sozialer u. politischer Kampf

32

Rassenbegriff  Meist mehr oder weniger willkürliche Zuordnung von Volksgruppen anhand körperlicher oder askriptiver Merkmale (z.B. Hautfarbe, Haar, Gesicht, Größe)

 Religiöse Ursprünge in der ‚Reconquista‘ (spanische Rückeroberung) 1492 mit dem Zwangsbekehrungsedikt und der Forderung der ‚Reinheit des Blutes‘ gegen Juden

 Der Begriff lebt wieder auf in den Adelsgesellschaften in Frankreich und der Anthropologie d. 19. Jahrhunderts u. schließlich im diffusen, biologistisch verbrämten NS-Rassen-Antisemitismus

33

Nationalstaat und ethnische Ungleichheit  Der moderne Nationalstaat als (legale rationale) Herrschaft über ein Volk und ein Gebiet (Gewaltmonopol) ist u.a. eine

 Folge zahlreicher und langwieriger religiöser, ethnischer und wirtschaftlicher Auseinandersetzungen und Kriege

 Einerseits stellt der Nationalstaat dem Anspruch nach einen integrierenden

Kompromiss dar, der allen Mitgliedern formal gleiche Rechte und Pflichten auf seinem Gebiet garantiert

 Andererseits ermöglicht er die ethnische Differenzierung oder Ausgrenzung durch  gemeinsame soziale und kulturelle Institutionen (Sprache, Schulen, Nationalfeiertage u.s.w.)

 die in der Regel exklusive Mitgliedschaft  die Setzung allgemeiner Regeln und Werten  und dem Widerspruch zwischen formal gleichen Rechten und materieller

Ungleichheit (z.B. Recht auf Eigentum bei ungleicher Verteilung, Vorherrschaft best. kultureller Praxis) 34

‚Wir-Gruppen‘ und Ethnozentrismus  Auf ethnische, nationale oder sonstige Unterschiede begründete Gruppen weisen eine Gemeinsamkeit als ‚Wir-Gruppen‘ auf

 Wir-Gruppen sind Gruppen, deren Mitglieder ein Gefühl der Zusammengehörigkeit (Wir-Gefühl) entwickeln und über längere Zeit relativ kontinuierlich kommunizieren und inter-agieren, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Die Gemeinsamkeit kultureller oder körperlicher Merkmale ist keine notwendige Bedingung für die Entstehung einer Wir-Gruppe

 Die nötige Anpassung der Individuen an die eigene Gruppe geht mit einer Ausgrenzung anderer Gruppen einher, die Individuen unterscheiden zwischen ‚ihrer‘ Gruppe und der der ‚anderen‘

 Die Eigengruppe wird aufgewertet, die Fremdgruppe abgewertet (z.B. Begriff der ‚Barbaren‘ bei den Griechen, abwertend für ‚Fremde‘)

 Mythen begründen die Überlegenheit der eigenen Gruppe; Stigmatisierung als Mittel des sozialen Kampfes um Macht und Vorherrschaft, wobei die Unterlegenen ihre Unterlegenheit z.B. durch Devianz, unfeines Verhalten etc. lfd. ‚bestätigen‘ 35

Formen ethnischer Abgrenzung 

Vorurteile: Meinungen oder Einstellungen, die Angehörige einer Gruppe aufgrund selektiver Wahrnehmung und Generalisierung gegenüber den Mitgliedern einer anderen hegen



Rassismus: Die Anschauung, dass gewisse physische Merkmale mit moralischen, geistigen und anderen nichtphysischen Eigenschaften assoziiert sind, die ihre Träger anderen unter- oder überlegen machen

 Diskriminierung: Signifikante soziale Entscheidungen und Handlungen, die auf der mutmaßlichen rassischen oder ethnischen Identität ihrer Adressaten basieren (positive oder negative)



Rechtliche u. administrative Regelungen: Rechte und administrative Praktiken, die auf der mutmaßlichen ethnischen Identität ihrer Träger gründen (Staatsbürgerschaftsrecht, Gruppenrechte, Quotenregelungen) 36

Entwicklung der ausländischen Wohnbevölkerung i. Deutschland

Quelle: Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004, S. 49 37

Anteil ausländischer Bevölkerung i. d. Bundesländern (2002)

38

Asylsuchende und Anerkennung in Deutschland

39

Einstellungen zur Zuwanderung nach Deutschland

40

Befürwortung der völligen Unterbindung der Zuwanderung

41

Einstellungen geg. in Deutschland lebenden Ausländern (West)

Quelle: ALLBUS 2002, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004, S. 586 42

Einstellungen geg. in Deutschland lebenden Ausländern (Ost)

Quelle: ALLBUS 2002, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004, S. 587 43

Tendenzen der Segregation u. Endogamie 

Von 9,9 Millionen Ehepaaren mit Kindern waren im Jahr 2000

 85,6% beide Partner deutsch  9,5% beide Partner ausländisch  2,4% mit deutschem Mann und ausländischer Frau  2,5% deutscher Frau und ausländischem Mann

 Die Zahl der ‚gemischten‘ Eheschließungen sank seit 1999 wieder, nachdem sie bis dahin kontinuierlich zugenommen hatte (StaBu)

44

Einstellungen zu Konfessionen in D (2002)

Quelle: ALLBUS 2002, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004, S. 591 45

Kontakte zu i. D lebenden Ausländern (West-D)

Quelle: ALLBUS, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004, S. 592 46

Kontakte zu i. D lebenden Ausländern (Ost-D)

Quelle: ALLBUS, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004, S. 593 47

Bevölkerung in Armut und Niedrigeinkommen in % Deutschland neue Bundesländer Anteil 50%-Grenze 75%-Grenze 50%-Grenze 75%-Grenze Insgesamt 100,0 7,7 30,6 100 9,5 40,4 Deutsch 92,4 6,6 28,4 99,3 9,2 40,1 Nicht deutsch 7,6 21,6 57,9 0,7 45,2 72,6 Bevölkerung ab 17 Jahren Quelle: SOEP 2000, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2002, S. 589

48

Arbeitslosenquoten (früheres Bundesgebiet)

49

Ausländische Bevölkerung und Bildungschancen Anteile der 1996 erreichten Bildungsabschlüsse Ausländische Wohnbevölkerung Wohnbevölkerung insgesamt Keinen Schulabschluß 20% 9% Hauptschulabschluß 44% 27% Mittlerer Abschluß 28% 44% Allgemeine Hochschulreife 9% 24% Quelle: Kultusministerkonferenz 1997, nach: Klemm, K., Bildung, in: Allmendinger, J./Mayerhofer, W.L. (Hg.): Soziologie des Sozialstaats, Weinheim/München 2000, S. 158.

50

Ausländische Bevölkerung u. Bildungsabschlüsse

Quelle: SOEP, Statistisches Bundesamt, Datenreport 2004, S. 578 51

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