Spezifische Phobien

January 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Sozialwissenschaften, Psychologie
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Störungen des Erlebens und Verhaltens

Spezifische Phobien

Prof. Dr. Tanja Michael Fachrichtung Psychologie

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Hätten Sie‘s gewusst? Phobiebezeichnungen und die jeweils gefürchteten Objekte

Angst vor: Acrophobie Agoraphobie Ailurophobie Arachnophobie Anthophobie Antropophobie Aquaphobie Astraphobie Brontophobie Claustrophobie Cynophobie Dementophobie Equinophobie

© Prof. T. Michael Folie 2

Höhen Weiten Plätzen Katzen Spinnen Blumen Menschen Wasser Licht Donner Geschlossenen Räumen Hunden Krankheit Pferden

Angst vor: Herpetophobie Keraunosphobie Mikrophobie Murophobie Mysophobie Numerophobie Nyctophobie Ophidiophobie Pyrophobie Thanatophobie Trichophobie Xenophobie Zoophobie

Reptilien Donner Bakterien Mäusen Schmutz Zahlen Dunkelheit Schlangen Feuer Tod Haaren Fremden Tieren

Nach Marks (1969)

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Anatidaephobie

Anatidaephobie: Die Angst, dass dich irgendwo, irgendwie eine Ente beobachtet. © Prof. T. Michael Folie 3

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Leichte vs. schwere Ängste: Punktprävalenzen (1)

Allgemeinbevölkerung

Klinische Stichprobe

Leichte Ängste

Intensive Ängste

Phobien

Schlangen

39,0

Schlangen

25,3

Krankheit/ Verletzung

3,1

Agoraphobie

50,0

Höhen

30,7

Höhen

12,0

Unwetter

1,3

Krankheit/ Verletzung

34,0

Unwetter

21,1

Fliegen/ Flugz.

10,9

Tiere

1,1

Tod/Menschenmengen

8,0

Fliegen/ Flugz.

19,8

Enge Räume

5,0

Agoraphobie

0,6

Tiere

4,0

Zahnarzt

19,8

Krankheit

3,3

Tod

0,5

Höhen

2,0

Verletzung

18,2

Tod

3,3

Menschenmengen

0,4

Dunkelheit

2,0

© Prof. T. Michael Folie 4

Phobien

Agras et al. (1969)

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Leichte vs. schwere Ängste: Punktprävalenzen (2)

Allgemeinbevölkerung

Klinische Stichprobe

Leichte Ängste

Intensive Ängste

Phobien

Krankheit

16,5

Verletzung

2,3

Höhen

Tod

16,1

Unwetter

3,1

Enge Räume

12,2

Allein reisen

7,4

Allein sein

4,4

Phobien 0,4

Punktprävalenz von leichten Ängsten, intensiven Ängsten und Phobien in der Allgemeinbevölkerung, Vergleich zu einer Stichprobe, die um Behandlung nachgesucht hatte. © Prof. T. Michael Folie 5

Agras et al. (1969)

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Unterschiede zwischen Phobien: Erkrankungsbeginn Alter (Jahre) 50

40

30

20

10

0

© Prof. T. Michael Folie 6

Tier-phobien

situative Phobien

Soziale Phobien

Agoraphobie

I.M. Marks, M.G. Gelder (1966)

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Spezifische Phobien

 Anhaltende Angst vor spezifischem Objekt oder spezifischer Situation  Angst unangemessen stark im Hinblick auf reale Gefahr  Ausgeprägte Vermeidung der Situation oder Ertragen nur unter starker Angst  Beispiele: kleine Tiere, Höhen, enge Räume, Blut/Verletzungen  Beginn oft im Kindesalter

© Prof. T. Michael Folie 7

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Konditionierung von Phobien?

John B. Watson

„Little Albert“

Phobische Reize werden aversiv durch Kopplung mit negativem Ereignis (Trauma?)

„Shuttle Box“ nach Miller und Mowrer

!!

Neal E. Miller

Vermeidungsverhalten wird durch Angstreduktion (negative Verstärkung) aufrechterhalten

© Prof. T. Michael Folie 8

?

!!

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Konditionierung phobischer Ängste (Watson, Mowrer)  Phobische Reize sind CS, die ihre aversive Qualität durch Kopplung mit einem traumatischen Ereignis (UCS) erworben haben.  Angstreaktion ist CR. Motiviert Vermeidungsverhalten. Dies wird durch negative Verstärkung (Angstreduktion) aufrecht erhalten.

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Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Probleme der Konditionierungstheorie (1)

 Problem der mangelnden Äquipotentialität:  Phobien nicht gleich auf alle Stimuli verteilt (z.B. Spinnen, Schlangen vs. Strom, Pistolen, Herdplatten)

Manche Stimuli leichter konditionierbar?

© Prof. T. Michael Folie 10

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Schlangenphobie

 Im Labor geborene Rhesusaffen fürchten sich nicht vor Schlangen, Wildfänge fürchten sich.  Schlangenfurcht offenbar nicht angeboren  Aber: Im Labor geborene Rhesusaffen entwickeln sehr schnell eine dauerhafte Schlangenphobie, wenn sie einen anderen Affen sehen, der sich fürchtet (Mineka et al. 1980).

 Und: Furcht vor potentiell gefährlichen Stimuli (Spielzeugschlangen oder –krokodilen) lernen Affen bereitwillig, Furcht vor harmlosen Stimuli (Blumen oder Kaninchen) dagegen nicht (Cook & Mineka 1989).  Schlangenfurcht beruht auf einer bereichsspezifischen Lerndisposition. © Prof. T. Michael Folie 11

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Modellernen und Phobien

 Mineka et al. (1984)  im Labor aufgewachsene Affen: Keine Angst vor Schlangen  aber: Angst wird sehr schnell gelernt (teilweise 1 Durchgang), wenn sie ihre wild aufgewachsenen Eltern/andere Affen beobachten, die Furcht zeigen.  spezifisch für Schlangen, nicht auf neutrale Objekte

 Öst & Hughdal (1984)  ein Teil der Phobiker gibt Modelllernen an (10-30%).

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Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Vermeidungsverhalten im WGTA* Mittlere Latenz, mit der in Gegenwart von 6 verschiedenen Objekten nach Nahrung gegriffen wird (7 in Wildnis vs. 4 im Labor aufgewachsene Affen) Sekunden

70

Wild

60

Labor

50 40 30 20 10 0 Echte Schlange

Spielzeug

Modell

Schwarze Schnur

Gelbe Schnur

Neutrales Objekt

*Wisconsin General Test Apparatus © Prof. T. Michael Folie 13

Mineka, Davidson, Cook and Keir (1984)

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Angstverhalten im WGTA Mittlere Anzahl von „Störungsverhaltensweisen“ in Gegenwart 6 verschiedener Stimuli: 5 Elternmodelle im Prätest vs. 5 Nachkommen-Beobachter im Posttest Durchschnitt aller Angstverhaltensweisen 16 Eltern

14

Nachkommen

12 10 8 6 4 2 0 Echte Schlange © Prof. T. Michael Folie 16

Spielzeug

Modell

Schwarze

Gelbe

Schnur

Schnur

Neutral

Mineka, Davidson, Cook and Keir (1984)

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Emotionen und Evolution

 Emotionen sind durch natürliche Selektion geformte Anpassungen an Situationen, die im Laufe der Evolution immer wieder auftraten und die für die genetische Fitness von Bedeutung waren.  The environment of evolutionary adaptedness (EEA) is the environment in which a species lived while its existing characteristics, including behavioural systems, were being evolved, and is the only environment in which there can be any assurance that activation of a system will be likely to result in the achievement of its biological function. (J. Bowlby 1973: Attachment and Loss, Vol. 2)

 Angstmodule  sitzen in der Amygdala  werden automatisch aktiviert durch Reize, die evolutionsbiologisch relevant sind  sind rationalen Einflüssen gegenüber weitgehend resistent

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Nesse (1990), Tooby & Cosmides (1990), Öhman & Mineka (2001)

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Zwei Bahnen der Informationsverarbeitung beim Erschrecken 1. ThalamusAmygdala: Schnell, aber ungenau Reflexhafte Schreckreaktion (grüne Bahn) 2. ThalamusSehrindeAmygdala: langsame, aber gründliche Verarbeitung  komplette Angstreaktion © Prof. T. Michael Folie 18

J. Ledoux

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Bereichsspezifische Ängste und ihr evolutionärer Hintergrund  Panik

 Unmittelbar bevorstehender Angriff durch Feind oder Raubtier

 Platzangst

 Umgebung, die keinerlei Sicherheit bietet

 Sozialangst

 Bedrohung von Sozialstatus oder Gruppenzugehörigkeit

 Kleintierphobien, Schlangenphobie

 Risiken durch giftige Kleintiere oder Schlangen

 Hypochondrie

 Vitalitätsverlust durch Krankheit

 Trennungsangst

 Verlust eines wertvollen Sozialpartners

 Fremdenangst

 Bedrohung durch Fremde

 Blutangst

 Verletzungsrisiko

 Schmutzphobie

 Infektionsrisiko

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Nesse (1990)

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Das Konzept der „Umwelt der evolutionären Angepasstheit“ erklärt  Warum Kinder Angst vor dem „Monster unter dem Bett“ haben und davor, allein im Dunkeln zu schlafen („irrationale Ängste“)  Warum es außerordentlich schwer fällt, ihnen Angst vor Dingen, die objektiv sehr viel gefährlicher sind (z.B. Steckdosen, Autos), beizubringen

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Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Keine Phobien bei neuartigen Gefahren

40 20 0

 Phobien vor Autos, Pistolen, Herdplatten oder Steckdosen gibt es fast nicht.

Verkehrsunfälle Southwark 1968

V e rl et z u n g sh ä u fi g k e i t (% )

 Kinder zwischen vier und acht Jahren haben ein fünfmal höheres Risiko Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden als erwachsene Fußgänger.

0-2

3-5

6-8

9-11

12-14

Alter in Jahren

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Bowlby (1973), Marks (1988)

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

„Fremdeln“

 Beginnt im Alter von 5 – 6 Monaten  Verschwindet im 3. bis 4. Lebensjahr  Äußert sich in Abwenden, Weinen, Schreien, erhöhter Pulsrate etc.  Wird durch Annäherung verstärkt  Ist abhängig von der Alters-/Geschlechts-/Klassenzugehörigkeit des Fremden (Männer>Frauen>Kinder)

 Ist unabhängig von Erfahrungen  Ist eine „transkulturelle Universalie“

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Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

„Fremdeln“: Erklärungsansätze

 Gehört zu den „neurotischen“ Ängsten der Kindheit: S. Freud  Ist Ausdruck von Trennungsangst: R. Spitz

 Ist Ausdruck eines „kognitiven Diskrepanzerlebnisses“: z. B. J. Kagan, H.R. Schaffer  Ist Ausdruck eines „vorsprachlichen Kommunikationsproblems“: T.G.R. Bower  „Fremdsein ist im Allgemeinen für sich schon ein Grund, sich zu fürchten“: J. Bowlby

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Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Aber: Neue Objekte bleiben interessant, lösen oft gar eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus.

„Animate strangers are the major source of fear for infants in the second half of the first year.“ D. Freedman 1974

„Primate infants show fear, avoidance, and/or ambivalence towards new males“ Gomendio & Colmenares 1989

... und sie haben allen Grund dafür: © Prof. T. Michael Folie 24

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Tod durch „Fremde“ bei nichtmenschlichen Primaten  Opfer: fast ausschließlich noch nicht entwöhnte Jungtiere  Anteil an Säuglingsmortalität: bis über 40 Prozent  Verbreitung: sämtliche größeren Taxa (Halbaffen, Neuweltaffen, Altweltaffen, Menschenaffen)  Alter und Geschlecht der Täter: fast ausschließlich adulte Männchen  Sozialer Status der Täter: neu eingewanderte Männchen oder soziale Aufsteiger (85%), seltener gruppenfremde Männchen  Verhalten der Mütter: Angst, Meiden, erhöhte Protektivität

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Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Fremde Männer ein Risiko für Kleinkinder?

Kanada (1974-1990) 400 392

K inde r und J a h r

A nz a h l ge tö t e te r K ind e r pro M illio n

Infantizid

 Sie laufen ein bis zu 100fach höheres Risiko getötet zu werden als Kinder, die mit beiden leiblichen Eltern aufwachsen (s. aber Temrin et al. 2000, für Schweden).

300

200

100 6.3 0 Kind lebt mit Vater

Kind lebt mit Stiefvater

Quelle: Daly & Wilson 1994 © Prof. T. Michael Folie 26

 Kinder, die mit einem Stiefelternteil leben, haben einen signifikant erhöhten Cortisolspiegel (Flinn & England 1995)

 Säuglinge und Kleinkinder sind überproportional betroffen.

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„Angst gehört zur Gruppe der phylogenetisch alten Lebensschutzinstinkte . . .“

. . . aber warum haben wir vor so vielen Dingen bzw. Situationen Angst, die keinerlei Gefahr für Leib und Leben bedeuten?

Emotionen sind nicht dazu angelegt, Glück und Überleben des Einzelnen zu fördern, sondern einzig dazu, die maximale Weitergabe der sie kontrollierenden Gene zu sichern. (E.O. Wilson 1975: Sociobiology – The New Synthesis)

Daraus folgt: Angst auslösen sollten nicht nur Situationen, die im EEA eine Gefahr für Leib und Leben darstellten, sondern auch solche, die unseren Reproduktionserfolg beeinträchtigt hätten: © Prof. T. Michael Folie 27

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Angst und Reproduktion

 Sexuelle Versagensängste  „Torschlusspanik“  Angst vor Partnerverlust  Angst um Kinder

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 unmittelbare Bedrohung des Reproduktionserfolges

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Angst und Status

 Statusverlust  Verlust sozialer Unterstützung

 Versagensängste Angst vor Blamage „Gesichtsverlust“ „Lampenfieber“

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 erschwert Zugang zu Ressourcen, die für die erfolgreiche Weitergabe der eigenen Gene notwendig sind (soziale Abhängigkeit der Primaten)

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Probleme der Konditionierungstheorie (2)

 Problem der mangelnden Äquipotentialität  Seligman (1971): Preparedness-Theorie  bestimmte Reiz-Reaktions-Verbindungen biologisch vorbereitet („prepared“), evolutionäre Bedeutung

 Öhman et al. (1979):  Dias mit Schlangen, Spinnen vs. Blumen gepaart mit Schock  Extinktion der SCR langsamer bei Schlangen und Spinnen  ebenso: Ärgerliche vs. neutrale Gesichter

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Probleme der Konditionierungstheorie (3)

 Kritik an der Preparedness-Theorie:  Auch negative Ergebnisse  Biologische Vorbereitung nicht bewiesen (belongingness, selective associations)  Tomarken, Mineka & Cook (1989): Evtl. kognitiv mediiert: Versuchspersonen überschätzen Häufigkeit, mit der Schock auf Schlangendias im Vergleich zu neutralen Dias folgt.

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Illusorische Korrelationen: Standard Experiment Wahrscheinlichkeitsschätzungen

hoch ängstlich

niedrig ängstlich

0.55 0.5 0.45 0.4

Basis-

0.35

rate

0.3 0.25 0.2 0.15 0.1 0.05 0 Schlange/Ton

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Schlange/Nichts

Schlange/Schock

Pilz/Schock

Blume/Schock

Tomarken, Mineka & Cook

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Probleme der Konditionierungstheorie (4)

 Aufrechterhaltung phobischer Ängste  Problem: Phobische Ängste sehr stabil, im Labor sehr schnelle Extinktion konditionierter Reaktionen  Aber: Wenn Vermeidung möglich ist, sind auch konditionierte Reaktionen sehr stabil  Phobische Reize als Serie von CS, sehr schwer zu löschen  Evtl. auch kognitive Interpretation (Erwartungen nie revidiert)

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Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Überprüfung der Konditionierungstheorie phobischer Ängste  Kann man durch Konditionierung Phobien erzeugen?  Kleiner Albert (Watson & Rayner)  aber: fehlgeschlagene Replikationsversuche  erfolgreiche Konditionierung bei extrem intensiven Stimuli

 Stimmen die Merkmale klinischer Phobien mit Konditionierungshypothese überein?  Öst & Hugdhal (1984): Viele, aber nicht alle Phobiker erinnern traumatisches Ereignis  45% bei Blut-/Spritzenphobiker  81% Agoraphobiker (i.a. Panikanfälle)

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Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Akquisitionswege klinischer Phobien (n=310) % aller Patienten

90

Konditionierung Modell Instruktion Unbekannt

80 70 60 50 40 30 20 10 0

Tier (n=40)

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Blut (n=22)

Dental (n=51)

Claustro (n=37)

Sozial (n=80)

Agora (n=80)

Öst & Hughdahl (1984)

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Probleme der Konditionierungstheorie (5)

 Gradueller Beginn/kein Trauma phobische Ängste/Vermeidungsverhalten im Lauf der Zeit stärker ohne weitere traumatische Erlebnisse viele Phobiker erinnern sich an kein Trauma  Inkubationstheorie (Eysenck, 1979): CR selbst ist so aversiv, dass sie als UCS zu weiteren Konditionierung führt, auch wenn ursprünglicher UCS nicht vorhanden  Reinstatement-Phänomen (Rescorla) Wiederauftreten der CR, wenn nach Extinktion UCS allein gegeben wird (auch anderer UCS)

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Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Erweiterungen der Konditionierungstheorien

 Postconditioning inflation (Rescorla)  stärkere CR, wenn nach Konditionierung anderer stärkerer UCS gegeben wird

 Konditionierung auf unangenehmen Allgemeinzustand (Frustration) statt auf konkretes Ereignis (Wolpe, 1958)  Konditionierung 2. Ordnung (Rizley and Rescorla)  Davey (1989):  UCS-Reevaluation

 CR-Rehearsal (internes Wiederholen, Grübeln), Basis: Feedback CR-Stärke

 Andere Lernprozesse:  Informationen (z.B. Elterliche Instruktionen)

 Modellernen

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Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Modifikation von konditionierten Reaktionen

 Traditionell  Stärke der konditionierten Reaktion hängt ab von der Häufigkeit der assoziativen Kopplung von CS-UCS, d.h. umso stärker, je häufiger beide zusammen auftraten und je seltener CS alleine

 Heute  auch nicht assoziative Prozeduren, die die Wahrnehmung der CSUCS Verbindung beeinflussen (z.B. Informationen) beeinflussen Stärke der konditionierten Reaktion

*aktuelle Übersichtsarbeiten bei: Field (2006). Clinical Psychology Review; Michael & Ehlers (2008). Klinische Psychologie und Psychotherapie.

© Prof. T. Michael Folie 38

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Wie lassen sich Angststörungen erfolgreich behandeln? - Ergebnisse

 Kognitiv-behaviorale Therapien (KVT)  weisen besonders hohe Effektstärken auf und gelten als therapeutische Methode der Wahl

© Prof. T. Michael Folie 39

Hofmann, Jasper & Smits (2008), Norton & Price (2007)

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Exposition

Spezifische Intervention, die am besten belegt ist.

© Prof. T. Michael Folie 40

Michael, Munsch & Margraf (2008)

Störungen des Erlebens und Verhaltens- Spezifische Phobien

Definition Exposition

 Die Begriffe Exposition und Konfrontation werden synonym verwendet und bezeichnen eine Interventionsmethode, die zur Behandlung von unangemessenen Ängsten entwickelt wurde. Während der Expositionstherapie werden Patienten mit objektiv sicheren Situationen, die aber starkes subjektives Unbehagen (z.B. Angst) auslösen, konfrontiert bis das Unbehagen zurückgeht.

© Prof. T. Michael Folie 41

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