Sprache lernen in Bewegung

January 19, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Schreiben, Grammatik
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Sprache lernen in Bewegung Fachvortrag im Rahmen der Veranstaltung „Sprache als Chance – Mehrsprachigkeit in Kindergarten und Grundschule“

Der folgende Text bietet einen kurzen Überblick über die motorischen und sprachlichen Schwerpunkte der Entwicklung von Kindern in den ersten Lebensjahren, um dann die Relevanz

der

Bewegungsentwicklung

für

die

sprachlichen

Aneignungsprozesse

darzulegen. Zum Abschluss werden auf der Basis der zuvor beschriebenen Erkenntnisse konkrete Anregungen für die Fachpraxis aufgezeigt. 1. Selbstaufrichtung - Selbsterforschung – Selbsterfahrung Die ersten Lebensjahre des Menschen sind von einer rasanten motorischen und sprachlichen Entwicklung gekennzeichnet. Zunächst entdecken die Säuglinge selbsttätig ihren eigenen Körper, um sich dann immer mehr der Umwelt und den dort befindlichen Dingen zuzuwenden. Sobald sich die Kleinkinder im Raum fortbewegen können, weitet sich ihr Interesse auf die Dinge und Personen aus, die sich nicht direkt in ihrer unmittelbaren Nähe befinden. Auf ihrer Entdeckungsreise sammeln sie vielfältige Erfahrungen, erkunden Beziehungs- und Verständigungsmöglichkeiten mit anderen und erfahren dabei die Resonanz auf ihr Handeln. 1.1 Erstes Lebensjahr Im ersten Lebensjahr steht das selbsttätige Erforschen des eigenen Körpers und der Gegenstände mit allen Sinnen im Mittelpunkt des Handelns. Darauf aufbauend vollzieht der Säugling die Entwicklung hin zum aufrechten Gang. Nachdem er erste Bewegungen am Ort wie z.B. das Heben des Kopfes und das Drehen von der Bauch- in die Rückenlage durchführen kann, beginnt er, sich fortzubewegen. Er robbt, kriecht und krabbelt und sammelt so nebenbei weitere Erfahrungen über seine Umwelt (Raum, Gegenstände, Personen etc.). Die dabei über ein Objekt gewonnenen Informationen werden miteinander verbunden (kreuzmodale Wahrnehmung) und aufeinander bezogen. „So betrachtet das Kind z.B. einen Schaumstoffball mit den Augen (visuell) und betastet ihn mit seinen Händen (taktil, kinästhetisch). Beide Informationen werden im Gehirn miteinander verknüpft und auf den Ball bezogen.“1 Zum Ende des ersten Lebensjahres erzeugt dann die Verbindung mit der sprachlichen Beschreibung eine Vorstellung von dem Objekt. 1 N. Böcker, „Bewegungsentwicklung…“ S. 12

1

1.2 Zweites Lebensjahr Im zweiten Lebensjahr werden die zuvor gelernten Bewegungen immer koordinierter. So unternimmt

das

Kleinkind

erste

selbstständige

Gehversuche,

steigt

Treppen

im

Nachstellschritt hinauf (später auch hinab), steigt auf Dinge, die hüfthoch sind und lernt so den Raum aus einer anderen Perspektive kennen. Dies ist die Grundlage für die Entwicklung der Raumwahrnehmung. Weiterhin beschäftigt es sich mit der Funktion von Gegenständen, indem es diese z.B. aufhebt, stapelt etc. Im Verlauf des zweiten Lebensjahres entwickelt das Kind so eine innere Vorstellung von den Gegenständen in der Umwelt. Es versteht, dass ein Objekt auch dann noch da ist, wenn man es nicht mehr sieht (Objektpermanenz) und kann deshalb von nun an auch über die bloße Vorstellung von einem Gegenstand kommunizieren. 1.3 Ab dem drittem Lebensjahr Aus motorischer Sicht ist das dritte Lebensjahr durch die Weiterentwicklung und Verbesserung des bereits Erlernten geprägt. Das Kleinkind ist nun z.B. in der Lage, Bälle zufällig zu fangen, auf einem Bein zu stehen und Treppen im Wechselschritt hinauf zu steigen. Im Mittelpunkt der sprachlichen Entwicklung steht die Wortschatzerweiterung und die Grammatikentwicklung.

Von der Lust auf Bewegung zur Wirkung durch Bewegung Betrachtet man die Entwicklung in den ersten Lebensjahren, so beginnt sich das Kind zunächst über die Körpersprache, Gestik, Mimik und Gebärden auszudrücken. Erst nach der sinnvollen körperlichen Erforschung von Dingen erfolgt die sprachliche Begleitung durch die Kinder. Die Worte sind dann idealerweise mit den eigenen, selbst gesammelten Erfahrungen gefüllt. Es handelt sich dabei um 

Substantive, mit denen sie sich auseinandergesetzt haben (Ball etc.)



Handlungsverben (gehen, machen, essen etc.)



Adjektive + Funktionswörter (groß, klein etc.).

2

2.

Sprachbereiche und ihre Bedeutung in der Bewegung

Die folgende Übersicht über die Sprachbereiche ist dem Projekt „Kinder-Sprache stärken!“2 des Deutschen Jugendinstitutes München entnommen. In der entsprechenden Publikation findet sich eine umfassende Beschreibung der Bereiche, auf deren Bedeutung für die Bewegungshandlungen im Folgenden eingegangen wird.

2.1 Laute und Prosodie „Selber zu sprechen und die Sprache anderer zu hören und wahrzunehmen, das ist der Grundgedanke im Bereich >>Laute und Prosodie
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