Sven Daigger im WinDgeSpräch mit marcel DuchampS mottenkönig

February 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Musik, Musiktheorie
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Sven Daigger im Windgespräch mit Marcel Duchamps Mottenkönig 8. März bis 21. April 2014

KMD – Kunsthalle Marcel Duchamp Place d’Armes |Quai de l’Indépendance, Cully/Schweiz Office: Rue de l’Indépendance 2, CH–1096 Cully | [email protected]

Das Projekt ist eine Kooperation mit dem Staatlichen Museum Schwerin und Teil ihrer Ausstellung Die Revolution der Romantiker – ­FLUXUS made in USA (13. März – 9. Juni 2014). Im Mittelpunkt von Sven Daigger im Windgespräch mit Marcel Duchamps Mottenkönig steht eine Pflanze, die im Volksmund aufgrund ihres intensiven, Motten und andere Insekten abhaltenden Dufts, Mottenkönig genannt wird. Vor der malerisch-romantischen Naturkulisse des Genfersees tritt eine musikalische Komposition von Sven Daigger in den Dialog mit dieser Pflanze, deren Wurzeln sich beständig weiter verzweigen und durch die kleinen Fenster der Kunsthalle Marcel Duchamp betrachtet werden können. Sein Stück für Sopran, Klavier und Elektronik ist eine musikalische Umsetzung von Christian Morgensterns Gedicht Windgespräch. Mit einer Pflanze zu sprechen fördert ihr Wachstum, so der allgemeine Volksglaube. Der Mottenkönig ist jedoch vielmehr ein vom Geiste Marcel Duchamps beseeltes Wesen. Denn es handelt sich bei dem Gewächs, das hellgrüne Blätter und – bei guter Pflege – lila Blüten trägt, um den Ableger einer Pflanze, die der Künstler in den 1960er Jahren in New York Jasper Johns geschenkt haben soll. Über Umwege fand sie ihren Weg ins DuchampForschungszentrums des Staatlichen Museums Schwerin und wurde schliesslich als Geschenk den Künstlern und Leitern der Kunsthalle Marcel Duchamp – Stefan Banz und Caroline Bachmann – übergeben, die sich seit vielen Jahren mit dem Werk Marcel Duchamps künstlerisch und wissenschaftlich beschäftigen. Obwohl sich der Mottenkönig durch seine Ableger stetig vermehrt, handelt es sich im Grunde noch immer um dieselbe Pflanze. Im Laufe der Zeit aber bildeten sich Geschichten um sie, die mit unterschiedlichen Anekdoten und Bildern aufgeladen sind. Die Pflanze wächst dadurch über ihr reines, natürliches Dasein hinaus und wird zum Mythos, der beim Betrachter zuweilen auch Zweifel an seiner Genealogie hervorruft. Handelt es sich wirklich um den Ableger einer Pflanze, die einmal Duchamp gehörte? Dieser mythenbeladene Mottenkönig trifft in der KMD auf ein ebenso sinnliches wie virtuoses Klavierstück, das an die Klangsprache der Romantik erinnert. Ein zentrales Element der Komposition ist ein Zitat von Johannes Brahms, das dieser bereits dem romantischen Komponisten Robert Schumann entliehen hatte. Ähnlich wie die Ableger des Mottenkönigs, wanderte es also von Station zu Station und – in neuem Kontext verortet – tritt es in den Dialog mit dem Unbekannten. Auch in dem vertonten Gedicht von Christian Morgenstern geht es um den Dialog zwischen zwei Unbekannten: eine unscheinbar wehende Brise trifft auf einen weit gereisten, rastlosen Wind, den es fort in die Welt zieht. Hast nie die Welt gesehn? Hammerfest – Wien – Athen? „Nein, ich kenne nur dies Tal, bin nur so ein Lokalwind – kennst du Kuntzens Tanzsaal?“ „Nein, Kind. Servus! Muss davon! Köln – Paris – Lissabon. Es ist die romantische Idee des Reisens, die in Sven Daigger im Windgespräch mit Marcel Duchamps Mottenkönig im Zentrum steht. Daiggers Komposition ist eine mentale Wanderung, die den Besucher der KMD für einen kurzen Moment in eine andere Welt entfliehen lässt. Sein Luftzug ruft das Flüchtige und Immaterielle, das in ständiger Bewegung Befindliche. Auch Duchamps Mottenkönig ist in permanenter Bewegung: Bei jedem neuen Besitzer eines seiner Ableger entstehen neue Sinn- und Verwendungszusammenhänge, neue Ideen, und er vertreibt – ganz im Sinne Duchamps, der das dialektische, unabgeschlossene Denken stets in den Mittelpunkt stellte – die Motten aus alten Gewändern. Mit anderen Worten: Wenn Daiggers musikalischer Wind in der KMD Duchamps geruchsintensive Pflanze umweht, entsteht nicht nur der Hauch einer Begegnung, sondern auch der Impuls eines künstlerischen Gesprächs, das der Besucher vollendet. Katharina Uhl Sven Daigger, 1984 in Eberbach/Neckar geboren, absolvierte 2007 bis 2012 ein Kompositionsstudium in Rostock und Salzburg. Sven Daigger ist Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und erster Preisträger der Kompositionswettbewerbe „2011 Earplay Donald Aird Memorial Composer Competition“ (USA) und „recherche“ (Österreich 2011). Er ist Stipendiat der Akademie Musiktheater Heute, der Deutschen Bank Stiftung und Träger des Caspar -David -Friedrich–Stipendiums. Gegenwärtig setzt er sein Studium in Musiktheorie bei Dr. Jan Philipp Sprick an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock sowie für Komposition an der Hochschule für Musik in Karlsruhe bei Prof. Wolfgang Rihm fort.

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