Systemkonforme Parteien Systemfeindliche Parteien

January 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Sozialwissenschaften
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1. Entstehung von Parteien Abspaltungen oder Verschmelzungen von parlamentarischen oder außerparlamentarischen Parteiorganisationen Initiativen von Bürgern Transformation einer bestehenden Partei - Genese wirkt auf Entwicklung und Charakter der Partei ein

04.05.2010

Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik - Parteitheorien und Parteitypen

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Johannes Gutenberg – Universität Mainz Institut für Politikwissenschaft Hauptseminar: Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik Leitung: Prof. Dr. Jürgen W. Falter Sommersemester 2010

Parteien und Wahlen in der Weimarer Republik

Parteitheorien und Parteitypen

Gliederung 1. Entstehung von Parteien

2. Die deutschen Vorkriegsparteien 3. Parteitypen und die Weimarer Republik

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1. Die Entstehung von Parteien

1. Entstehung von Parteien • Franz. Politikwissenschaftler Maurice Duverger (50er Jahre):  Entstehung als Fraktion im Parlament (création parlementaire) oder  als außerparlamentarische Opposition (création extérieure)

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1. Entstehung von Parteien Abspaltungen oder Verschmelzungen von parlamentarischen oder außerparlamentarischen Parteiorganisationen Initiativen von Bürgern Transformation einer bestehenden Partei - Genese wirkt auf Entwicklung und Charakter der Partei ein

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1. Entstehung von Parteien • Seymour Martin Lipset/ Stein Rokkan (50/60er Jahre) - „Nationale“ Revolutionen und Industrielle Revolution: Entstehen von gesellschaftlichen Konfliktlinien („cleavages“) zwischen sozialen Gruppen:

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1. Entstehung von Parteien Nationale Revolution: Zentrum vs. Peripherie > „Welfenpartei“ Kirche vs. Staat > „ Zentrum“ Industrielle Revolution: Arbeit vs. Kapital > SPD Stadt vs. Land

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1. Entstehung von Parteien Ronald Inglehart u.a.(70er Jahre): Postmaterialismus vs. Materialismus - Prinzipiell: „Einfrieren“ der Parteiensysteme

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2. Die deutschen Vorkriegsparteien

Revolution von 1848/49 • Kampf um ein deutsches Parlament • Verbindung von nationalem Streben und Freiheitsstreben • Vereine zur Unterstützung von einzelnen Abgeordneten • Zunehmend regionale Verbindungen • Zusammenschluss von Abgeordneten  „Parteien“ 04.05.2010

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Das Parteiensystem I • • • • •

Entwicklung eines Zwei-Parteien-Systems? Liberale vs. Konservative Gegensätze der Opposition Differenzierung in Radikale und Gemäßigte Beispiel: – Baden (1846) – Vereinigte Landtag Preußens (1847) – Heidelberger Vorparlament (1848)

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Das Parteiensystem II • Einsetzen der Reaktion: Zurücktreten der Gegensätze • Preußen 1861: Gründung der Deutschen Fortschrittspartei • Preußen 1866: Abspaltung/Gründung der Nationalliberalen Partei • Tendenz zu einem Mehrparteiensystem

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Das Parteiensystem III Konservative Parteienströmung • Aufteilung in zwei Unterströmungen: – Freikonservative Partei (1866) – Deutschkonservative Partei (1876)

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Das Parteiensystem IV Weitere Parteiströmungen • Politischer Katholizismus: – Zentrum, Gründung 1870

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Das Parteiensystem V • Sozialisten/Sozialdemokratie: Erst mit Aufkommen des Industriestaates – Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein (1863) – Sozialdemokratische Arbeiterpartei (1869) – Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (1875) – Sozialdemokratische Partei Deutschlands (1891) – Abspaltung der USPD 1917

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Parteien im ausgehenden 19. Jh. • Erstes Gründungsjahrzehnt 1860-1870 • Ausdifferenziertes Parteiensystem • Kaiserreich: konservative Feudalaristokratie an politischer Spitze • Unterdrückung der politischen Gegner • Ausgebildete Parteien existieren • Funktion der Parteien geht verloren 04.05.2010

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Parteienentwicklung 1. 2. 3. 4.

Elitenparteien (19. Jh./Anfang 20. Jh.) Massenparteien (1880-1960) Volksparteien (1945 - ?) Kartellparteien (1970 - ?)

• Grenzen der Typen 3 und 4 werden offengelassen • Die Parteitypen können sich überlappen 04.05.2010

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1. Elitenparteien • Elitäre Kader- und Honoratiorenparteien prägen die Zeit bis 1918 • Alte politische Klasse auf der Basis von Besitz- und Erwerbsklassen • Ziele: Sicherung vs. Beseitigung von Privilegien • Wahlkämpfe Nebensache ohne großen Geld- und Arbeitsaufwand • Finanzierung durch Eigenkapital • Kontrolle der Partei durch pol. Kandidaten • Geringe Mitgliederstärke 04.05.2010

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2. Massenparteien • Vergleichsmäßig große Mitgliedschaft • Starke lokale Organisation • Kampf um Durchsetzung alternativer Gesellschaftskonzepte • Mobilisierte Massenpartei, Führung von unten kontrolliert • Wahlkämpfe Materialschlachten • Finanzierung durch Beiträge und Spenden • Parteieigene Kommunikationsnetze/Medien 04.05.2010

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3. Volksparteien • Entstanden unter Auflösung der alten Lager • Durchsetzung von fragmentierten politischen Inhalten • Wahlkämpfe medienwirksam als Materialschlacht • Stärkung der Macht der Parteiführung • Interessengruppen treten mehr in Vordergrund • Bedeutungsverlust der Mitglieder im innerparteilichen Willensbildungsprozess. • Finanzierung durch staatliche Mittel und Spenden 04.05.2010

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3. Parteitypen und die Weimarer Republik

3. Parteitypen und die Weimarer Republik • Viele Typologisierungen möglich • Keine Einigkeit in der Forschung • Im Folgenden Einteilung in fünf Dimensionen (nach Lucardie)

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3. Parteitypen und die Weimarer Republik • • • • • •

Einteilung nach… …Ursprung/Genese der Partei …Ziele und Funktionen im politischen System … Programmatik/Ideologie …Wählerschaft/soziologische Basis der Partei … Aufbau/Struktur der Parteiorganisation

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3.1 Ursprung oder Genese einer Partei • - nach Duverger (1958): - Parteien entstehen zuerst als Fraktion im Parlament oder: • - Parteien entstehen zuerst als außerparlamentarische Organisation

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3.2 Ziele oder Funktion einer Partei • - Ideologie als höchstes Gut  Partei als Werkzeug • - pragmatische Parteien ideologiefrei, betreiben „sachliche“ Politik • - Mischform  Kompromiss zwischen Ideologie und Anpassung

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3.3. Programmatik oder Ideologie • • • • • •

- Konservative Parteien - Liberale Parteien - Sozialdemokratische/sozialistische Partien - Christliche Parteien - Kommunistische Parteien - Rechtsextreme/Nationalistische Parteien

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Was ist mit den Parteien der Weimarer Republik? • • • • • • • • •

Zentrum? SPD? KPD? NSDAP? DNVP? DDP ? DVP ? USPD? BVP?

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3.3. Programmatik oder Ideologie • Konservative Parteien  DNVP • - Liberale Parteien  DDP (linksliberal), DVP (nationalliberal) • - Sozialdemokratische/sozialistische Parteien SPD, USPD (sozialistisch) • - Christliche Parteien Zentrum, BVP • - Kommunistische Parteien  KPD • - Nationalistische Parteien  NSDAP 04.05.2010

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3.4 Wählerschaft und soziologische Basis der Partei • Sozioökonomische Interessen/Klasse – Arbeiter – Unternehmer

• Kulturelle und religiöse Interessen – Religionsanhänger

• Ethnische und regionale Minderheiten • (Alter/Geschlecht)

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3.5 Aufbau und Struktur der Parteiorganisation • • • •

Honorations- oder Kaderpartei Massenpartei Volkspartei (Professionalisierte Wählerpartei)

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3.5 Aufbau und Struktur der Parteiorganisation • • • •

Honorations- oder Kaderpartei  DVP/ DDP? Massenpartei  SPD, Zentrum, DNVP Volkspartei  NSDAP? (Kartellpartei)

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Weitere Möglichkeit: • Einteilung nach Einstellung zum politischen System: • Systemkonform vs. systemfeindlich Systemkonforme Parteien

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Systemfeindliche Parteien

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Was ist mit den Parteien der Weimarer Republik? • • • • • • • •

Zentrum? SPD? KPD? NSDAP? DNVP? DDP ? DVP ? USPD?

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Anwendung auf Weimar Systemkonforme Parteien SPD DVP Zentrum DDP

Systemfeindliche Parteien KPD NSDAP USPD

DNVP

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Literatur Boldt, Hans (1981): Stein Rokkans Parteitheorie und die Vergleichende Vefassungsgeschichte. In: Politische Parteien auf dem Weg zur parlamentarischen Demokratie in Deutschland. Entwicklungslinien bis zur Gegenwart. Hrsg. v. Lothar Albertin/Werner Link. S. 91-109. Düsseldorf. Gusy, Christoph (1993): Die Lehre vom Parteienstaat in der Weimarer Republik, Baden-Baden. Neumann, Sigmund (1965): Die Parteien der Weimarer Republik. Stuttgart. Saalfeld, Thomas (2007) Parteien und Wahlen. Baden-Baden. von Beyme, Klaus (2000): Parteien im Wandel. Von den Volksparteien zu den professionalisierten Wählerparteien. Wiesbaden. von Alemann, Ulrich (2003): Das Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland. Opladen. Wirsching, Andreas (2008): Die Weimarer Republik. Politik und Gesellschaft. 2. Auflage. München. 04.05.2010

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