Türcke \"Der Mittler I\"

January 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Philosophie
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Christoph Türcke

Vermittlung als Gott zu Klampen, Lüneburg 1994

Teil 2 von 4

Teil 2 von 4

„Der Mittler (1)“

Die antike Philosophie ist gescheitert. Die Metaphysik geht weiter als Christliche Religionsphilosophie.

Das Scheitern der antiken Philosophie Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter verabschieden zu müssen. Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein nur dann vollkommen gedacht werden kann, wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird. Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit zu läutern.

Das Scheitern der antiken Philosophie Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen, wird aber vollends erst in der christlichen Religion/ Religionsphilosophiedurchgeführt .

Jesus als Mittler?

Der religiöse/historische Hintergrund Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit

Der religiöse/historische Hintergrund Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit Das Land, in dem Milch und Honig fließen 2. Mose 3,8 u.a.

Der religiöse/historische Hintergrund Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit Zerstörung des Tempels

„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“ Francesco Hayez (1867)

Der religiöse/historische Hintergrund Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit babylonisches Exil

„The Flight of the Prisoners“ James Tissot (1896-1902)

Der religiöse/historische Hintergrund Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht

Westportal des Freiburger Münsters

Der religiöse/historische Hintergrund Was tat not? Das mosaische Gesetz: Identitätsstiftende Vergegenwärtigung des Willens Gottes.

Der religiöse/historische Hintergrund Was tat not? Das mosaische Gesetz: Strikte Einhaltung ist Voraussetzung für 1. die Vervollkommnung des Bundesschlusses Jahwes mit Israel am Sinai ... Türcke 1994, 72

Der religiöse/historische Hintergrund Was tat not? Das mosaische Gesetz: ... und damit Voraussetzung für 2. die Ankunft des Messias

Türcke 1994, 72

Der religiöse/historische Hintergrund Was tat not? Das mosaische Gesetz: Identitätsstiftende Vergegenwärtigung des Willens Gottes; Rettung des jüdischen Volkes nur durch Gesetzestreue.

Der religiöse Hintergrund Der Wille Gottes im AT

Der religiöse Hintergrund Der Wille Gottes im AT Unterordnung der Menschheit unter seinen Willen durch strikte Befolgung des mosaischen Gesetzes: Der Bundesschluss – eine unendliche Perpetuierung von Zwangshandlungen Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72

Der religiöse Hintergrund Der Wille Gottes im AT Der jüdische Gott

ein strafender Gott

Türcke 1994, 50; ibid. 69

Der religiöse Hintergrund Die späte Revolution

neu!

Türcke 1994, 72 Fußnote 38

Erst sehr viel später hat die jüdische Mystik gefolgert, dass die Tora nur für das Zeitalter der Sünde gelte, im messianischen Zeitalter eine neue Tora in Kraft treten werde.

Der religiöse Hintergrund Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht

Erwartung an das Weltgericht

Westportal des Freiburger Münsters

Der religiöse Hintergrund Erwartung Johannes‘ des Täufers

Der religiöse Hintergrund Erwartung Johannes‘ des Täufers universale Vergeltung

Johannes der Täufer nach Matthäus 3,2 ff: ... Tut Buße ... ... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.* *http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/

Der religiöse Hintergrund Erwartung Johannes‘ des Täufers Abwendung von Gottes Zorn nur durch Abkehr von allen Sünden/ die reinigende Taufe

Der religiöse Hintergrund Jesu‘ Überzeugung universale Versöhnung

Türcke 1994, 50

Der religiöse Hintergrund Jesus von Nazareth: Die Notwendigkeit des Gesetzes ist Ausdruck der Unerlöstheit der Menschheit, denn ...

Türcke 1994, 50; ibid. 69

Der religiöse Hintergrund Jesus von Nazareth: ... wo Geist und Natur ausgesöhnt sind, ist die Welt sündenfrei. Dort bedarf es keiner Gesetzesgewalt.

Türcke 1994, 50; ibid. 69

Der religiöse Hintergrund Jesus von Nazareth: Alle Vergeltung im Weltgericht wäre nur die Perpetuierung des bisherigen Weltlaufes mit umgekehrtem Vorzeichen und keine Erlösung. Türcke 1994, 50

Der religiöse Hintergrund Jesus von Nazareth: Göttlicher Wille ist die Erlösung durch Versöhnung von Geist und Natur:

Erlösergott

Türcke 1994, 50; ibid. 69

Der religiöse Hintergrund Jesus von Nazareth: Eine mit Gott versöhnte Menschheit bedarf des mosaischen Gesetzes nicht; es wird überflüssig.

Türcke 1994, 50; ibid. 69

Der religiöse Hintergrund Jesu‘ Provokation Jesus von Nazareth überführt das den Juden Heiligste, ihr mosaisches Gesetz, der Unheiligkeit.

Türcke 1994, 50; ibid. 69

Der religiöse Hintergrund Jesu‘ Provokation Jesus setzt sich in diametralen Widerspruch zum jüdischen Glauben. Er wird als Gotteslästerer verurteilt und gekreuzigt.

Türcke 1994, 50; ibid. 69

Ist in Christus der Mittler gefunden, weil er Versöhnung predigte und dafür hingerichtet wurde?

Christus der Mittler?

Christus der Mittler? Das Erbe der Antike Ideenwelt

Vermittlung

Sinnenwelt

Es gibt ideelles Sein/ objektive Wahrheit.

Vermittler sind „Dritte Menschen“, keine vollkommenen göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/ unbewegterBeweger [Aristoteles]) . Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen. *Türcke 1994, 51

Christus der Mittler? bei Paulus Das ganze Evangelium in zwei Thesen:* 1. Christus ist für unsere Sünden einen Opfertod gestorben** Paulus von Tarsus 5-64 Tarsus/Rom

2. er ist auferweckt worden **Die Beugung der historischen Wahrheit: eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.

*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34

Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung

Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung

• Opfer seiner

selbst: reflexiv • Opfer eines anderen: transitiv • Opfer sein: prädikativ

Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“ Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011

Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung

„Do „Ich gebe

ut des“ damit Du gibst“

Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung

Bei Bedarf

zu wiederholen

Einschub: Das Opfer als Vermittlung

Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle, das Bestimmende. Die einzelnen Menschen sind das Zufällige, das Nichtige. Türcke 1994, 71

Einschub: Das Opfer als Vermittlung

Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur, wenn es sich dem Substanziellen unterwirft. Die Unterwerfung geschieht im Opfer.

Türcke 1994, 71

Einschub: Das Opfer als Vermittlung

Das (religiöse) Opfern zelebriert die Versöhnung von Göttlichem und Menschlichen, es vollzieht Vermittlung als Gewaltakt gegen das Einzelne. Türcke 1994, 71

Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie Das gemeinsame Kernmotiv von Rechtsprechung, Opfer und philosophischem Idealismus: Die Unterordnung des Individuellen unter das Allgemeine mit dem Ziel der Erlösung. Türcke 1994, 72

Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie

Rechtsprechung: Beugung des Täters unter das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)

Religiöses Opfer: Beugung des Sünders unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott) Grundidee des philosophischen Idealismus: Vorrang des Geistes vor der Natur (zur Erlangung wahrer Erkenntnis)** Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1

Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1): zum Opfer Historischer Befund Christliche Deutung • Hinrichtung • eines Schuldigen • zur Stabilisierung des herrschenden Systems

• Sühneopfer • eines Unschuldigen • zur Erlösung der Welt

Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2): des Opfers Antikes Opfer

Christi Sühneopfer

• Geschenk der Menschheit an ihren Gott

• Geschenk Gottes an seine Menschheit

• bei Bedarf zu wiederholen

• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung nicht erforderlich

Türcke 1994, 72

Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers durch die Christen

Christoph Türcke * 1948

Türcke 1994, 73

Weil (so Jesus) alle Vergeltung nur die Perpetuierung des bisherigen Weltlaufes ist, ist mit Jesu‘ Hinrichtung auch keine Vermittlung erfolgt.

Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers durch die Christen

Christoph Türcke * 1948

Jesu Tod: „die Die christliche Theologie Erlösung der gibt die Verhinderung der Menschheit“ Vermittlung für ihr Gelingen aus

Der Sündenfall der christlichen Theologie Türcke 1994, 73

Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers durch die Christen Wer oder was macht diesen Sündenfall ungeschehen? Christoph Türcke * 1948

Türcke 1994, 73

Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers durch die Christen Wer oder was macht diesen Sündenfall ungeschehen? Christoph Türcke * 1948

Türcke 1994, 73

G. W. F. Hegel

Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers durch die Christen Wie?

Christoph Türcke * 1948

Türcke 1994, 73

Mit der Denkfigur der absoluten Vermittlung

G.W.F. Hegel 1770-1831

Bis dahin braucht die Religionsphilosophie noch 1800 Jahre.

So lange müssen wir nicht mehr warten, aber: der Reihe nach!

Christus als Mittler in der Religionsphilosophie bei Paulus Das ganze Evangelium besteht aus zwei Thesen:*

Paulus von Tarsus 5-64 Tarsus/Rom

*Türcke 1994, 51

1. Christus ist für unsere Sünden einen Opfertod gestorben (vermittlungsbedürftig)

2. er ist auferweckt worden (gehörte zum „Erfahrungsschatz“)

Christus als Mittler in der Religionsphilosophie bei Paulus 1. Christus ist für unsere Sünden einen Opfertod gestorben

Paulus von Tarsus 5-64 Tarsus/Rom

*Türcke 1994, 51

Was folgt daraus für unser Verständnis von Christus?

Unter welcher Bedingung ist das möglich?

Christus als Mittler in der Religionsphilosophie bei Paulus Nur wer nicht wie alle anderen Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann andere von der Sünde loskaufen. Paulus von Tarsus 5-64 Tarsus/Rom

*Türcke 1994, 51

Von Sünde frei ist nur Gott.

Christus als Mittler in der Religionsphilosophie bei Paulus Jesus hat die Menschheit von der Sünde losgekauft. Demnach war Jesus sündenfrei. Paulus von Tarsus 5-64 Tarsus/Rom

*Türcke 1994, 52

Wer sündenfrei ist, hat Teil am Sein Gottes.

Demnach hat Jesus Teil am Sein Gottes.

Christus als Mittler in der Religionsphilosophie

Damit ist Gott sowohl als Inbegriff des Ideellen als auch als Subjekt (historische Person/Jesus/Mensch) gefasst; die historische Person wird zum Ideal.* *Türcke 1994, 52

Christus als Mittler in der Religionsphilosophie

IdeGott elles

Christus Ideal

SubMensch jekt

Jesu Tod: die Deutung als Opfer durch die Christen

? ?

• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung nicht erforderlich • erlösendes Geschenk Gottes an die Menschheit, kein Opfer der Menschen an ihren Gott

Jesu Tod: die Deutung als Opfer durch die Christen • ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung nicht erforderlich? ja, denn: durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung vollendet; und was vollendet ist, muss nicht immer wieder neu vollzogen werden.

Jesu Tod: die Deutung als Opfer durch die Christen • ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung nicht erforderlich

?

• erlösendes Geschenk Gottes an die Menschheit, kein Opfer der Menschen an ihren Gott

Jesu Tod: die Deutung als Opfer durch die Christen • erlösendes Geschenk Gottes an die Menschheit, kein Opfer der Menschen an ihren Gott? ja, denn: nicht von Menschen, sondern allein von Gott kann Erlösung geschehen.

Jesu Tod: die Deutung als Opfer durch die Christen • ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung nicht erforderlich

?

• Geschenk Gottes an die Menschheit, kein Opfer der Menschen an ihren Gott

Jesu Tod: die Deutung als Opfer durch die Christen • Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist, dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/ eine Wiederholung nicht erforderlich, • und dann war Jesu Tod ein Geschenk Gottes an die Menschheit.

Jesu Tod: die Deutung als Opfer durch die Christen

Christoph Türcke * 1948

Türcke 1994, 54

Was aber berechtigt Christen zum Glauben, dass Erlösung tatsächlich geschehen ist, wenn sie die Welt, wie sie ist, betrachten? Lautes Bekennen jedenfalls trägt nichts zur Auflösung dieser Frage bei!

Die Alles-oder-Nichts-Frage

Christoph Türcke * 1948

Türcke 1994, 54

Die alles entscheidende Prämisse, für den Glauben an die vollzogene Erlösung der Menschheit/ihre gelungene Vermittlung mit Gott ist Jesu Göttlichkeit.

Die Alles-oder-Nichts-Frage

Ist die Göttlichkeit Christi begreiflich zu machen? Christoph Türcke * 1948

Türcke 1994, 55

Wie?

Das rechte Verständnis von Vermittlung: Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird

Marcion 85-160 Sinope

Türcke 1994, 55

Das rechte Verständnis von Vermittlung: Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird Die Welt ist erlösungsbedürftig.

Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige Welt schafft, ist kein vollkommener Gott. Marcion 85-160 Sinope

Türcke 1994, 55

?

Deshalb kann Christus, der Bringer der Vollkommenheit, nicht von diesem Schöpfergott abstammen.

Das rechte Verständnis von Vermittlung: Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird Schöpfer und Erlöser mögen beide göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen aber sind sie gegensätzlich. Marcion 85-160 Sinope

Türcke 1994, 55

Das rechte Verständnis von Vermittlung: Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird

Marcion 85-160 Sinope

Türcke 1994, 55

Marcions Vorstellung führt zu einem dualistischen Weltbild, in dem zwei göttliche Prinzipien widerstreiten. Erlösung ist in solch einer Welt nicht möglich.

Das rechte Verständnis von Vermittlung: Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird

Dualismus Türcke 1994, 55

Monarchianismus

Das rechte Verständnis von Vermittlung: Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird

Marcion 85-160 Sinope Türcke 1994, 55

Das rechte Verständnis von Vermittlung: Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird Theodotus von Byzanz: Monarchianismus als Adoptianismus Gott adoptierte den Menschen Jesus zu seinem Sohn Theodotus 2. Jhd. Byzanz Türcke 1994, 56

Christus: Adoptivsohn Gottes

Das rechte Verständnis von Vermittlung: Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird Theodotus von Byzanz: Monarchianismus als Adoptianismus Defizit: Gott und Jesus sind nur äußerlich zusammengefügt, nicht vereint. Theodotus 2. Jhd. Byzanz Türcke 1994, 56

Das rechte Verständnis von Vermittlung: Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.) Monarchianismus als Patripassianismus: Gott ist Alleinherrscher; Christus ist Gottes andere Seinsweise

Türcke 1994, 56

Das rechte Verständnis von Vermittlung: Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.) Monarchianismus als Patripassianismus: Gott ist Alleinherrscher; Christus ist Gottes andere Seinsweise

Türcke 1994, 56

Defizit: ungeschaffener und unwandelbarer Gott zugleich wandelbar und sterblich: Gott hat keine Einheit

Das rechte Verständnis von Vermittlung: Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich wo wir stehen: Der Monarchianismus ist gescheitert, denn in ihm bleibt Gott den Menschen äußerlich (Adoptianismus) oder er vernichtet sich (Patripassianismus). Von dem rein und in sich verharrenden Gott aber kann nichts gewusst werden.

Das rechte Verständnis von Vermittlung wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird

Monarchianismus Agnostizismus

? Türcke 1994, 57

Das rechte Verständnis von Vermittlung: Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird wo müssen wir hin? • Vater und Sohn müssen real unterschieden sein. • Der Unterschied muss in den einen Gott fallen. • Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben. Türcke 1994, 57

Das rechte Verständnis von Vermittlung: Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird

Monarchianismus Agnostizismus spekulative Philosophie Türcke 1994, 57

Das rechte Verständnis von Vermittlung: Die spekulative Philosophie

Gessmann, 2009, 677/1, 2

Das rechte Verständnis von Vermittlung: Die spekulative Philosophie

Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Gessmann, 2009, 677/1, 2

Spekulation (Augustinus): Der Mensch ist Ebenbild Gottes, ... Spiegel göttlicher Wahrheit, ... durch den Sündenfall getrübt, ... durch Glauben wieder klarer und heller. speculum (lat.): Spiegel, Abbild

Das rechte Verständnis von Vermittlung: Die spekulative Philosophie Spekulation (Mittelalter): Form höchster Erkenntnis, ... nur durch Teilhabe am göttlichen Denken begriffen.

speculari (lat.): spähen, auskundschaften Gessmann, 2009, 677/1, 2

Das rechte Verständnis von Vermittlung: Die spekulative Philosophie Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit und Differenz sein?

Das rechte Verständnis von Vermittlung: Die spekulative Philosophie Die Luft wird dünner, die Schritte werden kleiner.

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit und Differenz sein? Christi Zeugung: ein innergöttlicher Vorgang. Christus ist ein Gewordener, deshalb Gott untergeordnet. Tertullian 155-240 Karthago

„Subordinatianismus“

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit und Differenz sein? „Subordinatianismus“: realer Unterschied bei erhaltener Göttlichkeit. Tertullian 155-240 Karthago

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit und Differenz sein?

 Tertullian 155-240 Karthago

„Subordinatianismus“ Der Sohn als Mittler: - Problem gelöst? Nein, denn so wäre Christus ein Mittelwesen zwischen Gott und Welt

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit und Differenz sein?

 Tertullian 155-240 Karthago

„Subordinatianismus“ Die Auferstehung des Dritten Menschen

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze: „Christus ist Geschöpf mit besonderer Vollkommenheit aber keineswegs gleichen Wesens mit dem Schöpfergott.“ Arius 260-336 Alexandria/ Konstantinopel

Türcke 1994, 57

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Der Subordinatianismus: ein Skandal

 Arius 260-336 Alexandria/ Konstantinopel

Ist der Sohn weniger als der Vater, so ist weniger als Gott Mensch geworden. Gott hat sich also nicht ganz gegeben. Die Erlösung hat gar nicht stattgefunden. Türcke 1994, 57

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Voraussetzungen für gelingende Vermittlung: Der Heilsmittler darf kein Dritter Mensch sein,

sondern Vater und Sohn müssen völlig wesensgleich sein. 298-373 Alexandria

Türcke 1994, 59

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Voraussetzungen für gelingende Vermittlung: Die Zeugung des Sohnes muss ein Vorgang im innersten, von Zeit und Raum unberührten Wesen Gottes sein. 298-373 Alexandria

Türcke 1994, 59

Wie aber ist da noch realer Unterschied denkbar?

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie

Basilius 336-365 Ankara Türcke 1994, 60

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Der reale Unterschied zwischen • (1) dem im innersten, von Zeit und Raum unberührten Wesen Gottes gezeugten Sohn • und (2) dem Vater: Basilius 336-365 Ankara Türcke 1994, 60

Vater und Sohn sind Hypostasen, die in gleicher Weise am göttlichen Wesen Anteil haben.

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Das Allgemeine ist das Wesen. Das Besondere des Vaters ist das Ungezeugtsein. Das Besondere des Sohnes ist das Gezeugtsein. Basilius 336-365 Ankara Türcke 1994, 60

Vater und Sohn haben also unterschiedliche Merkmale, die zu ihrem Wesen hinzutreten.

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie

 Basilius 336-365 Ankara Türcke 1994, 60

Defizit: In Gott kann es keine Merkmale (= Akzidenzien) geben, denn: Nichts, was er ist, kommt ihm von außen zu; Gott ist sein Wesen (und hat es nicht), und zwar als Vater wie als Sohn.

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie wo stehen wir? Vater und Sohn müssen gleichen Wesens sein. Dieses Wesen darf nicht ein Drittes sein, das beide nicht selbst schon sind.

Türcke 1994, 60

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie

Apollinaris 315-390 Laodicea/ Antiochien

Türcke 1994, 64 f

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie

Apollinaris 315-390 Laodicea/ Antiochien

Türcke 1994, 64 f

Wenn Christus ganz Gott ist, kann er nicht gleichzeitig auch noch ganz Mensch sein, denn: dann zerfiele Christus in zwei Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen nicht anbetungswürdigen Teil (Mensch).

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie

Apollinaris 315-390 Laodicea/ Antiochien

Also hat Christus von der menschlichen Natur nur das belebte Fleisch angenommen, an die Stelle des menschlichen Intellektes ist der Göttliche Geist getreten. (vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie

Apollinaris 315-390 Laodicea/ Antiochien

Türcke 1994, 64 f

Defizit: So ist der Erlöser zwar ganz Gott, aber nicht ganz Mensch. Er wird zum Dritten neben beiden: Der Dritte Mensch

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Synode zu Rom 382

Apollinaris 315-390 Laodicea/ Antiochien

Türcke 1994, 64 f

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie

Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 61

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Augustinus Frage:

Was ist es, das die Wesensgleichheit von Vater und Sohn ausmacht? Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 61

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Augustinus Antwort:

Der Heilige Geist macht die Wesensgleichheit von Vater und Sohn aus. Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 61

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie

Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 61

„Im Vater ist die Einheit, im Sohn die Gleichheit, im Heiligen Geist die Eintracht der Einheit und Gleichheit; und alle drei sind eins wegen des Vaters, gleich wegen des Sohnes, verbunden wegen des Heiligen Geistes.“

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie

Vater, Sohn, Geist: drei aufeinander bezogene Momente der göttlichen Substanz Türcke 1994, 61

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Die Trinität als Resultat konsequent aufeinander folgender Negationen:

Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 61

1. Negation: Gott darf nicht in zwei widerstreitende Mächte auseinanderfallen !

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Die Trinität als Resultat konsequent aufeinander folgender Negationen:

Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 61

2. Negation: Gott darf nicht ausschließlich Vater sein !

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Die Trinität als Resultat konsequent aufeinander folgender Negationen:

Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 61

3. Negation: Der Sohn darf kein Drittes neben Gott und Welt sein !

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Die Trinität als Resultat konsequent aufeinander folgender Negationen:

Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 61

4. Negation: Der Geist darf kein Drittes neben Vater und Sohn sein !

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Zugleich gilt: Ohne Unterschied in Gott kein Wissen von Gott und keine Menschwerdung. Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 61

Ohne vollständige Eintracht des Unterschiedenen keine Einheit Gottes/ kein Monotheismus

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Wenn die Göttlichen Personen alles das nicht sind: Was sind sie dann?

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie In Gott betrifft nicht jede Aussage die Substanz, sondern kann eine Beziehung betreffen. Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 61

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Hieße der Vater „Vater“ in Bezug auf sich selbst, oder hieße der Sohn „Sohn“ in Bezug auf sich selbst, Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 61

so würden diese Aussagen die Substanz betreffen.

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Da der Vater „Vater“ in Bezug auf den Sohn, und der Sohn „Sohn“ in Bezug auf den Vater heißt, Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 61

so betreffen diese Aussagen nicht die Substanz, sondern die Relation.

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Die Verschiedenheit von Vater und Sohn ist deshalb keine Verschiedenheit der Substanz sondern ausschließlich eine Verschiedenheit der Relation. Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 62

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Augustinus zu Ende gedacht:

Die spezifische Differenz der Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander. Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 62

Ihr Sein ist Relationsein.

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Augustinus zu Ende gedacht:

Die Bezogenen (Vater, Sohn, Heiliger Geist) sind Bezug. Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 62

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Augustinus zu Ende gedacht:

Die Bezogenen (Vater, Sohn, Heiliger Geist) sind nichts als Bezug. Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 62

Und was nichts als Bezug ist, ist nicht Substanz.

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Augustinus zu Ende gedacht:

Die Bezogenen (Vater, Sohn, Heiliger Geist) sind Bezug, nicht Substanz. Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 62

Ist das ein Problem? Ist nicht ein rein geistiger Gott gut vorstellbar?

Einschub: Der Begriff der Substanz

Einschub: Der Begriff der Substanz In der griechischen Philosophie: Substanz

Materielles.

Substanz (ousía): „causa sui“: auf sich beruhend, keines anderen bedürfend: Merkmale des Göttlichen! Gessmann 2009, 697/2

Einschub: Der Begriff der Substanz Im Rationalismus:

Baruch de Spinoza 1632 - 1677 Amsterdam/Den Haag

„Unter Substanz verstehe ich das, was in sich ist und durch sich begriffen wird; d.h. etwas, dessen Begriff nicht den Begriff eines andern Dinges nötig hat, um daraus gebildet zu werden.“

Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Augustinus zu Ende gedacht:

Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien

Das ewige sich aus sich selbst heraus Erhalten zeigt sich als dreifaltiges Sichbeziehen auf Sichbeziehendes, als nichts als Relation, als Relation von Substanzlosem zu Substanzlosem.*

Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Augustinus zu Ende gedacht: Vater, Sohn und Heiliger Geist sind als substanzlos gedacht:

Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 62

Das Absolute/Göttliche wird zum Nichts.

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie

Der Supergau der Religionsphilosophie Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 62

Das Absolute ist das Leere - Gott ist Nichts -

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie

?? ?

?

Das Absolute ist das Leere?? Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 62

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie

Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 62

„Wenn man ... fragt, was diese drei sind, dann wird die große Armut offenbar, an welcher die menschliche Sprache leidet. ... man hat die Formel geprägt: drei Personen, nicht um den wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht schweigen zu müssen“

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Begriffsbestimmung der Trinität Metapher Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 63

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Lieber ein unbegründeter Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten als die begründete Einsicht in eine absolute Leere. Augustinus 354-430 Tagaste/Hippo Numidien Türcke 1994, 64

Vernunft ade?

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie was haben wir verstanden? Die göttliche und die menschliche Natur Christi müssen bereits als geeinte in Raum und Zeit getreten sein, denn nur so ist die Einheit des Erlösers vollkommen, und die vollkommene Einheit des Erlösers ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie was haben wir verstanden? Keine der bisher entwickelten Vorstellungen von der Göttlichkeit Jesu leisten dies. Entweder ist Gott nicht ganz Gott, oder Christus ist nicht ganz Mensch, oder beide sind beides nicht, oder einer von beiden oder beide werden zum Dritten Menschen.

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie

Kyrillos 375-444 Alexandria

Türcke 1994, 66

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Zum Ansich der göttlichen Natur soll Einheit mit der menschlichen, zum Ansich der menschlichen Natur Einheit mit der göttlichen gehören. Kyrillos 375-444 Alexandria

Türcke 1994, 66

(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten communicatio idiomatum)

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Defizit: Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein: Vermittlung von nichts mit nichts. Kyrillos 375-444 Alexandria

Türcke 1994, 66

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie

!!! ??? Türcke 1994, 64

Substanzverlust Gottes Konzil zu Chalcedon 451

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie

Konzil zu Chalcedon 451

Türcke 1994, 67

Göttlichkeit Christi und spekulative Philosophie Das kirchliche Machtwort:

Konzil zu Chalcedon 451

Unvermischt, unverwandelt, ungetrennt und ungesondert

sind die zwei Naturen Christi!!! Türcke 1994, 67

Wer mit solcher Bastapolitik der Kirche nicht einverstanden ist, möge weiterblättern zu Teil 3 dieser Foliensammlung



Literatur:

Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw, Frankfurt/Main 1969

Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994 de Spinoza, Baruch: Ethik

Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994 Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997

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