Wie Menschen Socialmedia nutzen - Online

January 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Sozialwissenschaften, Soziologie
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Umgehen mit Social Media Wie Menschen soziale Netzwerke nutzen

Gabriele Hooffacker

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Erweiterte Realität 

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Was die Sozialen Netzwerke leisten, wird unter anderem mit dem Begriff „erweiterte Realität“ (augmented reality oder AR, enhanced reality) beschrieben: eine technisch erweiterte Sinneswahrnehmung für den Menschen. Dabei umfasst AR zusätzlich Techniken, die in die Wahrnehmung der äußeren Welt in Echtzeit eingreifen. Ergebnis: Die Menschen rezipieren Online-Welten als wahr. Zumindest als ähnlich wahr wie andere Medien.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Erweiterte_Realit%C3%A4t

Die Nutzung ist altersabhängig... 





Shell Jugendstudie 2010: „Prägend für die aktuelle Jugendgeneration in Deutschland sind Leistungsorientierung und ein ausgeprägter Sinn für soziale Beziehungen.“ Welche Rolle spielen Internet und Soziale Netzwerke? Hier unterscheiden sich die Jugendlichen stark nach ihrer sozialen Herkunft. Bei der Art der Nutzung des Internets zeigt sich eine soziale Spaltung.

...aber nicht nur das. 







Die „Gamer“ (24 Prozent der Jugendlichen mit Netzzugang) – vor allem jüngere männliche Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien – verbringen ihre Zeit im Netz hauptsächlich mit Computerspielen. „Digitale Netzwerker“ (25 Prozent) – vor allem jüngere weibliche Jugendliche – nutzen vor allem die sozialen Netzwerke (Facebook, StudiVZ). Für Funktions-User (17 Prozent) – eher ältere weibliche Jugendliche – ist das Internet Mittel zum Zweck: Sie gebrauchen es für Informationen, EMails und Einkäufe von zu Hause aus. Die „Multi-User“ (34 Prozent) – eher ältere männliche Jugendliche aus den oberen Schichten – nutzen schließlich die gesamte Bandbreite des Netzes mit all seinen Funktionalitäten.

Studie: „Sozialer Raum im Digitalen“

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Die virtuelle Welt stellt eine Erweiterung und Fortsetzung des sozialen Raums im Digitalen dar. Das Mitmachen auf Netzwerkplattformen ermöglicht Heranwachsenden sich sozial zu integrieren, über persönlich wichtige Themen zu diskutieren und damit nicht zuletzt an der (Medien-) Gesellschaft teilzuhaben. Quelle: Studie von Bernd Schorb, Univ. Leipzig, www.medienkonvergenz-monitoring.de (2006; 2010f.)

Bildungshintergrund und Online-Realität

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Quelle: Bernd Schorb a.a.O. Nur zur Sicherheit: BH = Bildungshintergrund

Alter und Online-Realität



Quelle: Bernd Schorb a.a.O.

Schlechte Erfahrungen mit den Online-Netzwerken



Quelle: Bernd Schorb a.a.O.

Fake-Profile und IdentitätsDiebstahl  

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8 Prozent berichteten, dass sie „auf Fakes hereingefallen“ sind. Personen sind unter falschem Namen oder mit falschen persönlichen Angaben (Alter, Geschlecht, Aussehen) im Schutz der Internet-Anonymität mit den Jugendlichen in Kontakt getreten. 5 Prozent haben erlebt, dass eine andere Person die eigene Identität (im Wortsinn) im sozialen Netzwerk gefährdet hat: Zum einen durch „Account-Hacking“ und „Passwortklau“: „...dass man meine Seite gehackt hat und ein paar dämliche Bilder rein gestellt hat“, „jemand hat mein Passwort geknackt und mich gelöscht sowie meinen Freunden fiese Nachrichten geschrieben!“. Zum anderen haben andere sich als ‚sie‘ ausgegeben: „von mir gibt es vier Seiten im schülerVZ, davon sind drei nicht von mir“ berichtet z. B. einer der Jugendlichen. Ein anderer schreibt: „Ich wurde gefaked!“

Fazit von Bernd Schorb    

Die soziale Realität spiegelt sich in den Sozialen OnlineNetzwerken. Die Nähe von digitaler und physischer Realität zeigt sich bei der Betrachtung sozialer Zusammenhänge: Das Repertoire an Artikulationsmöglichkeiten ist auch im Netz bei Jugendlichen mit höherer formaler Bildung breiter und reichhaltiger. Auch die Geschlechterunterschiede reproduzieren sich in den Sozialen Online-Netzwerken. Die Mädchen bewerten die sozialkommunikativen Funktionen der Netzwerkplattformen höher als die Jungen.

Gender: Unterschiedliche Selbstdarstellung 



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Beide Geschlechter möchten sich möglichst positiv darstellen, jedoch unterscheiden sie sich dabei in ihren Strategien. Frauen nutzen zur Selbstrepräsentation die Profilbilder, die personenbezogenen Angaben und vor allem die Mitgliedschaft in Interessensgruppen. Frauen möchten sich eher authentisch darstellen. Männer verbergen ihre Identität häufiger, weil sie auf sich neugierig machen möchten. Quelle: Elisabeth Prommer, HFF Potsdam (2010)

Pinocchio auf Facebook

Quelle: http://www.glasbergen.com/cart oons-about-social-networking/

Warum Menschen in Sozialen Netzwerken kaum schwindeln,   





beantwortet Mitja Back von der Johannes-GutenbergUniversität in Mainz: „Zum einen, weil sie (...) ein stärkeres Bedürfnis haben, sich so zu zeigen, wie sie sind.“ „Zum anderen ist es sehr schwierig, sich auf OnlineProfilen zu verstellen: Viele Informationen auf dem eigenen Profil kommen von anderen Personen (Pinnwand!) Man kann nicht einfach hunderte neue Bekannte oder zahlreiche Fotoalben von Partys erfinden, um sich möglichst extrovertiert darzustellen – diese sind entweder vorhanden (weil man extrovertiert ist) oder nicht (weil man es nicht ist).“ Quelle: Studie der Persönlichkeitspsychologin Juliane Stopfer und des Psychologen Mitja Back von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (2010f.)

Sozial-Netzwerke sind keine Spielerei   



„Es sind tatsächliche Beziehungen, die dort ausgehandelt werden.“, so Mitja Back. Falsche Angaben zu machen, liege nicht im Interesse der Nutzer. „Es gibt ein Grundbedürfnis, wahrgenommen zu werden und sich so darzustellen, wie man ist“ sagt Back. Achtung, diese Aussage stammt von 2010! 15 von 43

Nutzerverhalten ändert sich rasch  





Methodischer Hinweis: Solche Aussagen sind eingeschränkt (Ort, Zeit) gültig. Alice Ruddigkeit von der Univ. Mannheim et al. weisen darauf hin, dass sich das Verhalten in sozialen Netzwerken im Verlauf von drei Jahren dramatisch verändert hat. („Dinge, die meine Eltern nicht sehen sollten“, in: Publizistik 58. Jg. Heft 3, September 2013, S. 306f.) Beispiel: Als Facebook im September 2012 die Funktion der Timeline so veränderte, dass alte Einträge in der Chronik wieder sichtbar waren, glaubten viele Menschen, ihr Facebook-Profil sei gehackt worden. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass sie vor wenigen Jahren selbst so ungeschminkt Auskunft über sich gegeben hatten.

Nutzertypologie (2013) von Alice Ruddigkeit       

Die Mitteilsame Blogger Der Netzwerker Die Gruppensortiererin Die Passive Der Bedenkenlose Internetunerfahrene

Quelle: Alice Ruddigkeit von der Univ. Mannheim et al.: „Dinge, die meine Eltern nicht sehen sollten“, in: Publizistik 58. Jg. Heft 3, September 2013, S. 316f.

Studiendesign   

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Online-Befragung von 684 Personen, Alter zwischen 15 und 42 Jahren 60 Prozent Frauen, 40 % Männer Faktorenanalyse in Bezug auf die Dimension Informational Privacy, Social Privacy, Psychological Privacy, Physical Privacy. Clusteranalyse. Ergebnis: Sechs Strategien konditionaler Selbstauskunft in sozialen Netzwerken.

Strategien der Selbstauskunft: 1. Die Mitteilsame (n=169)   

Überdurchschnittlich hohe und zeitnahe Selbstauskunft Ziel: Bestehende Kontakte online weiterführen Zum größten Teil weiblich.

(ähnliches Ergebnis bereits bei einer Studie von Michael Meyen, Univ. München, 2009)

Strategien der Selbstauskunft: 2. Blogger (n=72)  

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One-to-many-Kommunikation Ziel: politische Ereignisse verbreiten und kommentieren Wenig persönliche Freunde Eher älter, formal hohe Bildung

Strategien der Selbstauskunft: 3. Der Netzwerker (n=43)  

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Kommentiert viel, sammelt Kontakte Vermutung: Berufsgruppe, in der soziales Kapital (Bourdieu) wichtig ist Überdurchschnittlich hohe Zahl von Kontakten Zum größten Teil männlich.

Strategien der Selbstauskunft: 4. Die Gruppensortiererin (n=183)    

Arbeitet gezielt mit Sichtbarkeitsrechten Trennt soziale Sphären Erhöhte Kontrolle der Social Privacy Zum größten Teil weiblich.

Strategien der Selbstauskunft: 5. Die Passive (n=183)    

Reaktiv, keine Normbrüche Selbstauskunft wird toleriert Hohe Aktivität anderer wird als Grenzüberschreibung empfunden Zum größten Teil weiblich.

Weitere Strategien der Selbstauskunft 6. Der Bedenkenlose (n=36)  Selbstinszenierung durch betonte NichtRegulierung  größten Teil männlich. 7. Internetunerfahrene (n=32)  Vertrauen in das Wohlwollen anderer Nutzer  Nicht für Konsequenzen sensibilisiert.

Wenn‘s nicht wahr ist 





Ein klassischer Hoax (Falschmeldung): Es gibt keinen realen Hintergrund. Menschen verbreiten ihn aus Hilfsbereitschaft. Siehe auch Moderne Legenden. Zum Weiterrecherchieren: www.hoax-info.de

Informationen aus Social Media checken   

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Social Media nutzen, aber richtig: Kontakte finden Bei Verwendung: 1. innerhalb, 2. außerhalb des Internets gegenprüfen (Telefon, Mail, persönliches Gespräch) Kontakte halten: aber nur die unverfänglichen. Vorsicht vor „modernenen Legenden“ bzw. Hoaxes, vgl. www.hoax-info.de

Social Media Guidelines 

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Viele Unternehmen geben inzwischen eigene Social-Media-Guidelines für ihre Mitarbeiter heraus. Sie raten: Privat- und öffentliche Sphäre trennen. Netiquette einhalten Vertrauliches vertraulich behandeln (also: schweigen). Privatsphäre-Tools der Social Media nutzen.

Wenn bewusst Pseudonyme eingesetzt werden 





Wikipedia erlaubt grundsätzlich Pseudonyme und schützt die Anonymität. Das steht in Widerspruch zur angestrebten Seriosität. Immer mehr WikipediaMitarbeiter schreiben deshalb unter Klarnamen – oder legen sich Pseudonyme zu, die wie ein Klarname aussehen.

Tipp: Pseudonyme    

Man kann Pseudonyme (Nicknames) nutzen. Auch hier werden reale Beziehungen ausgehandelt! Verhalten Sie sich so, dass es kein Problem wäre, wenn Ihr Pseudonym auffliegen würde. Tun Sie auch unter Pseudonym nur Dinge, die Sie auch unter Ihrem richtigen Namen tun würden.

Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache, aber richtig  



Nicht so wie WeTab-Chef Helmut Hoffer von Ankershoffen. Er hat unter falschen Namen euphorische Besprechungen seines Tablet-PCs auf Amazon geschrieben. Jetzt ist er den Job als Geschäftsführer los.

Tipp: Kein „Astroturfing“ (Kunstrasen) 

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„Falscher Rasen“ täuscht „Graswurzelbewegung“ vor. Tipps: Glaubwürdig sein. Auf Information setzen, nicht auf Lobhudelei. Auf Kommunikation setzen, nicht auf einseitiges Senden von Botschaften. Gut vernetzen.

Studien, Ratgeber, Tipps 

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Für Eltern: Bayerische Landeszentrale für neue Medien, http://www.blm.de/de/pub/medienkompetenz/total_digital/the men/soziale_netzwerke.cfm mit ausgewählten weiterführenden Links Jugendarbeit: Sonderheft der Zeitschrift medien+erziehung 2011, teilw. online http://merz-zeitschrift.de/?HEFT_ID=112 Verbraucherschutz: Kritik an sozialen Netzwerken (fortlaufend) http://www.test.de/suche/?q=soziale+netzwerke Für Unternehmen: Bitkom-Leitfaden (2012) http://www.bitkom.org/de/publikationen/38337_73802.aspx

Was tun? (Version 2.0) -

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Social Media ist Öffentlichkeit! Welche Rolle spiele ich? Glaubwürdig sein Informieren statt werben Gut vernetzen, Netzwerk nutzen



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Nicht vom scheinbar persönlichen Ton verwirren lassen. Private und berufliche Rollen nicht mischen Was Sie im öffentlichen Raum nicht tun würden, sollten Sie auch in sozialen Netzwerken nicht tun.

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