1. Quartal 2010

February 7, 2018 | Author: Anonymous | Category: Sozialwissenschaften, Anthropologie
Share Embed Donate


Short Description

Download 1. Quartal 2010...

Description





1. Quartal 2010

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen ... ein neues Jahr hat soeben begonnen und mit ihm erscheint eine neue Ausgabe des „Newsletters für den wissenschaftlichen Nachwuchs der Anthropologie“. Neben einigen interessanten Ausstellungs- und Tagungsberichten findet Ihr auch dieses Mal wieder Ankündigen für Kongresse, Tagungen und andere interessante Informationen. Vielen Dank an alle fleißigen Schreiber, die diese Art der Kommunikation erst möglich machen. Wir hoffen, dass Ihr weiterhin Freude an der Lektüre des Newsletters haben werdet und wünschen Euch nachträglich ein frohes neues Jahr 2010!

Euer Redaktionsteam

1/2010

Tagungsüberblick

2

Tagungsüberblick Aufgrund der großen Anzahl der Tagungsankündigungen in dieser Ausgabe des Newsletters, findet Ihr an dieser Stelle einen Überblick über die wichtigsten Daten der einzelnen Veranstaltungen. 4. Kongress des wissenschaftlichen Nachwuchses der Anthropologie vom 25.-28.03. 2010 in Freiburg Deadline für Abstracts: 15.02. 2010 Tagungsgebühr: 35,00 € (Gfa-Mitglieder) /40,00 € http://omnibus.uni-freiburg.de/~fe7/Nachwuchskongress2010/de/Start/Start.html

18. European Meeting of the Paleopathology Association vom 23. – 26.08. 2010 in Wien, Deadline für Abstracts: 01.04. 2010 Tagungsgebühr: Studenten 90 €, 120€ ab dem 01.04. www.klbg.com/ppa2010

17. Kongress der European Anthropological Association vom 29.08.-02.09. 2010 in Pozan, Polen Deadline für Abstracts: 15.05. 2010 Teilnahmegebühr: Studenten 120 €, 170 € ab dem 01.05. www.eaa2010.eu

Tagung zur Geschichte und Tradition der Mumifizierung in Europa vom 16.-18.04. 2010 in Kassel Deadline für Abstracts: 01.03. 2010 Teilnahmegebühr: Studenten 75,-- € http://www.sepulkralmuseum.de Ausführliche Ankündigungen zu den einzelnen Tagungen findet Ihr auf den folgenden Seiten!

1/2010

ankündigungen

3

Tagungen, Ankündigungen und Berichte

4. Kongress des wissenschaftlichen Nachwuchses der Anthropologie 25.-28. März 2010

Freiburg sehen und sterben forschen Wie in jedem zweiten Jahr wird auch in diesem der Nachwuchskongress seine Pforten für alle jungen Forschenden und Interessierte öffnen, um einen regen Austausch von Kritik, Meinungen und Hilfestellungen zu ermöglichen.

Logo des 4. Kongresses des wissenschaftlichen Nachwuchses der GfA

Dieser Artikel soll Euch zum einen über den geplanten Ablauf informieren, den Stand der Dinge erläutern, zum anderen den ein oder anderen Unentschlossenen doch noch von den unschlagbaren Vorteilen einer Teilnahme überzeugen.

1/2010

4

ankündigungen

Website

Alles Wissenswerte über den Nachwuchskongress (Informationen zum Programm, dem geplanten Ablauf und Anmeldemodalitäten) kann auf der Homepage der Veranstaltung unter http://omnibus.uni-freiburg.de/~fe7/ Nachwuchskongress2010/de/Start/Start.html eingesehen werden.

Vorträge

Wie auch im vorletzten Jahr in Blaubeuren sind sowohl Posterpräsentationen als auch Vorträge gefragt. Um ein möglichst breites Spektrum abzudecken, das auch die Vielfalt der anthropologischen Forschung (von Paläopathologie über Osteometrie bis hin zu ethischen und forensischen Fragestellungen) gerecht wird, sind all diejenigen gefragt, welche ihre Forschungsergebnisse vor einem fachkundigen Publikum, jedoch in angenehmer Atmosphäre, präsentieren möchten. Auf den Nachwuchskongressen darf jeder Vortragende, aber auch die Zuhörer, auf konstruktive Anregungen hoffen, ohne vernichtende Kritik fürchten zu müssen. Wie von einer wissenschaftlichen Jugend erwartet, sind mutige und visionäre Beiträge gefragt, die auf anderen Veranstaltungen u. U. belächelt würden. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass die Diskussion der Vorträge auf einem sehr konstruktiven Niveau vonstatten geht und die Referenten aus dem Kongress viele anregende Gedanken für ihre weitere Arbeit mitnehmen können. Die Präsentation der Poster soll, ebenso wie in Blaubeuren, nicht in Vortragsform, sondern im direkten Gespräch am Poster vor

sich gehen, was die Kontaktaufnahme erleichtert und persönliche Gespräche mit den Forschenden ermöglicht. Die Deadline für Abstracts zu Vorträgen oder Postern ist der 15. Februar 2010. Abstracts, die nach diesem Datum eingereicht werden, erscheinen nicht im Abstractband, jedoch können die zugehörigen Vorträge trotzdem gehalten werden.

Schwerpunkt

Zum ersten Mal wird es bei einem Nachwuchskongress neben der üblichen Vielfalt ein Schwerpunktthema geben. Die „Geometrische Morphologie“ ist in der Anthropologie eine noch eher unbekannte Methodik, die jedoch über ein enormes Potential verfügt. Da es sich um einen Arbeitsbereich handelt, welcher ohne Grundkenntnisse nur schwer zugänglich ist, gliedert sich das Schwerpunktprogramm am Sonntag in zwei parallele Veranstaltungen. Zum wissenschaftlichen Austausch derjenigen untereinander, welche bereits Erfahrungen gemacht haben, ist ein Anwendertreffen mit Christian Klingenberg geplant, für Kollegen und Kolleginnen, die Interesse an diesem Gebiet haben, jedoch über keinerlei Vorkenntnisse verfügen, findet zeitgleich ein Einsteigerworkshop unter der Leitung von Andrea Cardini statt. Klingenberg und Caridini sind Gastredner im Rahmen des Schwerpunktes (mehr zu den Schlüsselrednern auf der Kongresswebsite). Der Schwerpunkt „Geometrische Morphologie“ wird bisher von den Teilnehmenden gut angenommen, so dass von einem interessanten Themenblock ausgegangen werden kann.

1/2010

5

ankündigungen

Anmeldung

Zum jetzigen Zeitpunkt scheint es, als sei der Kongress mit einem deutlich internationaleren Publikum besetzt als es die Jahre zuvor der Fall war. Neben Beiträgen aus Österreich, der Schweiz und Deutschland erwarten wir bisher Gäste aus Frankreich, Irland, Schweden und den USA. Die Anmeldung kann noch immer über die Formulare, die auf der Kongresshomepage zum Download bereit stehen, vorgenommen werden (http://omnibus.uni-freiburg. de/~fe7/Nachwuchskongress2010/de/Anmeldung.html). Ein Beitritt zur GfA ist ebenfalls beim Kongress möglich.

Vorläufiges Programm (Auszug) DO 25. März

• Registrierung, Aufhängen der Poster

FR 26. März • Begrüßung • Vortragsblock Prähistorische Anthropologie • Vortragsblock Arbeitsfeld Anthropologie • Versammlung des Nachwuchses in der GfA • Nächtliche Stadtführung

SA 27. März • Vortragsblock Schwerpunktthema • Geometric Morphometrics in Anthropology

• Schlüsselredner A. Cardini



• Schlüsselredner Chr. Klingenberg

• Vortragsblock Forensik

Programm

Neben den Vortragsblöcken der unterschiedlichen Themenbereiche wird zudem eine Sitzung des Nachwuchses der GfA stattfinden, die von Petra Held (Mainz), der Sprecherin des Nachwuchses, geleitet werden wird. Thema dieser Sitzung wird unter anderem der geplante Masters-Studiengang Anthropologie sein, über den mit Frau Prof. Dr. WittwerBackofen diskutiert werden kann, die maßgeblich an der Vorbereitung des Studiengangs beteiligt ist. Gerade für Studierende, die sich zur Zeit in einem Bachelorstudiengang befinden, wird dieser Punkt von Interesse sein. Fr. Wittwer-Backofen ist darüber hinaus eine weitere Gastreferentin des Kongesses und wird über Anthropologie in der Forensik sprechen.



• Schlüsselrednerin U. Wittwer-Backofen

• Vortragsblock Geschichte und Ethik der Anthro pologie • Diskussion zum geplanten Masters-Studiengang Anthropologie mit Prof. Dr. U. Wittwer-Backofen. • Gemeinsames Abendessen

SO 28. März • Einführungsworkshop Geometrische Morphomet rie mit A. Cardini

gleichzeitig

• Anwendertreffen der Fachforschenden in Geomet rischer Morphometrie mit Chr. Klingenberg • Exkursion

Details zu den Themblöcken entnehmt Ihr bitte der Homepage (http://omnibus.unifreiburg.de/~fe7/Nachwuchskongress2010/ de/Programm.html).

1/2010

6

ankündigungen

„Missverständnisse“

Zu guter Letzt …

„Mit der Erreichung des Doktorgrades ist man kein „Nachwuchs“ mehr“ Irrtümlicher Weise wurden in allen Kongresseinladungen junge Forschende nur bis zur Erlangung des Doktorgrades angesprochen. Das Organisationskomitee hatte fälschlicher Weise angenommen, diese Definition habe traditionell bestanden. Tatsächlich gibt es keine offiziellen Regelungen der GfA. Es soll jedem Interessierten möglich sein, sich am Kongress durch Beiträge oder Anwesenheit zu beteiligen. Es tut uns leid, fehlinformiert zu haben und wir hoffen, dass dadurch niemand von einer Kongressteilnahme abgehalten worden ist.

Als eine der ältesten Universitätsstädte Deutschlands ist Freiburg immer eine Reise wert. Neben dem Kongress bietet sie eine große Anzahl an Unterhaltungsmöglichkeiten: Kneipen (von hui bis pfui), Landschaft (von schön anzusehen bis anstrengend zu besteigen), alte und junge Häuser, Plätze und Menschen sowie ein kulturelles Programm, das wenig Wünsche offen lässt (von Theatern bis zu Straßenmusikanten). Mit diesem Wissen wird es den Lesenden nicht verwundern zu hören, dass schon so manche geplante Süddeutschlandtour ihr Ende in Freiburg fand. Nicht viele können sich ihrem Zauber entziehen ...

„Auf dem Kongress wird das Schwerpunktthema in den Mittelpunkt gestellt.“ Die Auswahl des Schwerpunktes für diesen Kongress ist nicht gleichbedeutend mit einer Degradierung anderer Themenbereiche. Nach wie vor ist die Anthropologie eine Disziplin, die sich nur ungern begrenzen lässt, so dass auch auf diesem Kongress jedem Thema die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt werden wird. „Mit unwichtigen Beiträgen nehme ich Kollegen den Platz weg“ Es gibt keine „unwichtigen Beiträge“. Das, was Euch selbst möglicherweise banal und vollkommen klar erscheint, ist vielleicht genau das Puzzleteil, welches einem anderen Teilnehmenden noch für seine Arbeit fehlt. Nur durch viele und unterschiedliche Beiträge kann der Kongress vielseitig und erfolgreich werden.

Das Organisationsteam freut sich auf möglichst viele neue, aber auch bekannte Gesichter, konstruktive Gespräche und einen facettenreichen Kongress! CB

1/2010

7

ankündigungen

18. European Meeting of the Paleopathology Association

17. Kongress der European Anthropological Association

Mit dem Thema „Paleopathology - Shedding light on the past using novel strategies and perceptions“ findet vom 23. – 26.08.2010 das 18. European Meeting of the Paleopathology Association in Wien statt. Nicht nur paläopathologische Fallstudien sollen bei diesem Kongress im Vordergrund stehen, sondern neue Methoden, die uns einen Einblick über den Gesundheitszustand vergangener Bevölkerungen geben, sollen vorgestellt werden. Vorgesehene Themen werden sein: Skeletal dyplasias, Working activities, Application of novel methods to paleopathology, Metabolic disorders, Jaws and teeth, Infectious diseases, Trauma, Tumors, Joint lesions, Ethical issues, Historical issues. Abstracts können bis 01.04.10 eingereicht werden. Für Studenten, die vor dem 01.04. bezahlen beläuft sich der Teilnahmebeitrag auf 90 €, für später Zahlende auf 120 €. Das Abendprogramm beinhaltet Führungen durch die verschiedenen Museen in Wien. Hauptorganisatorin ist Prof. Dr. Maria Teschler-Nicola. Informationen zu dem Kongress gibt es entweder auf der Homepage www.klbg. com/ppa2010 oder per E-mail: ppa2010@ nhm-wien.ac.at.

Der 17. Kongress der European Anthropological Association findet direkt im Anschluss vom 29.08.-02.09.2010 in Pozan, Polen statt. Die Association tagt diesmal unter dem Motto „Biological, Social and Cultural Dimensions of Human Health“. Der Schwerpunkt des Kongresses liegt auf dem Wandel sozialer und kultureller Lebensbedingungen weltweit und zu unterschiedlichen Zeiten der Menschheitsgeschichte und ihre Auswirkungen auf das Gesundheits- und Sozialgefüge. Die Hauptthemen der Symposien sind folgende: Applications of evolution in human health; Health determinants, measurements and trends; Health and illness in cross-cultural perspective; Growth, maturation and ageing; Health and human behaviour; Human skeletal health; Ethical issues and anthropological research; Applied anthropology and human health; Miscellany. Die Deadline für die Abgabe der Abstracts ist der 15.05. Für Studenten kostet die Teilnahme bis zum 30.04 120 € und ab dem 01.05. 170 €. Auch hier sind im Teilnahmebeitrag alle sozialen Aktivitäten mit inbegriffen. Organisiert wird der Kongress von Maria Kaczmarek. Infos findet ihr auf der Homepage www.eaa2010.eu oder per E-mail: [email protected].

PH

PH

Johanna Kranzbühler

Johanna Kranzbühler

1/2010

Ankündigungen

8

Call for Papers bis 01.03.2010

Tagung zur Geschichte und Tradition der Mumifizierung in Europa vom 16.-18.04.2010 im Museum für Sepulkralkultur, Kassel Aus Anlaß der großzügig von k + s unterstützten Ausstellung „Mumien – Körper für die Ewigkeit“ laden das Naturkundemuseum im Ottoneum und das Museum für Sepulkralkultur in Kassel in Zusammenarbeit mit dem German-Mummy-Project der ReissEngelhorn-Museen in Mannheim zu einer Tagung ein. Die Kasseler Tagung wird sich ausschließlich mit dem Thema „Historische europäische Mumien“ befassen. Wissenschaftler, auch Studenten und Doktoranden, die auf diesem Gebiet forschen, sind eingeladen, ihre Arbeiten dort zu präsentieren. Die Tagung gliedert sich in drei Themenblöcke: 1. Mumien und Mumifizierung im histori- schen Europa 2. Im speziellen: Europäische Gruftmumien der Neuzeit 3. Historische Mumien aus Anatomien, Schausammlungen u. ä. Pro Vortrag sind 20 Minuten Redezeit und 5 Minuten direkt anschließende Diskussion vorgesehen.

Bitte richten Sie Ihre Themenvorschläge mit einer halbseitigen (max. 1500 Anschläge), aussagekräftigen Zusammenfassung bis spätestens 01.03.2010 an:

Ulrike Neurath-Sippel und Andreas Ströbl Weinbergstr. 25-27 34117 Kassel Tel. ++49-(0)561)-91893-0 Mail-Adresse für Tagung: [email protected] Die Tagung ist öffentlich. Die Tagungssprache ist deutsch und englisch. Ihre Anmeldung zur Teilnahme richten Sie bitte an obige Anschrift. Es wird ein Teilnahme-Beitrag von 90,-- € bzw. 75,-- € (Studenten u. ä.), incl. Getränke und Mittagsimbiss, erhoben. Für Referentinnen und Referenten entfällt der Tagungsbeitrag. Sollten mehr Vortragsanmeldungen eingehen als Rednerplätze zur Verfügung stehen, dann behalten sich die Tagungsorganisatoren nach Rücksprache vor, bestimmte Themen als Posterpräsentationen zu empfehlen. Das endgültige Programm wird Ende März 2010 bekanntgegeben. Die Vorträge sollen in einem Tagungsband publiziert werden. Prof. Dr. Reiner Sörries Museum für Sepulkralkultur, Kassel Dr. Kai Füldner, Naturkundemuseum, Kassel Dr. Wilfried Rosendahl, Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim

1/2010

Ankündigungen

9

Ausstellung

Mumien – Körper für die Ewigkeit 17.11.2009-18.4.2010 Das Naturkundemuseum und das Museum für Sepulkralkultur in Kassel zeigen erstmals eine gemeinsame Ausstellung: Mumien – Körper für die Ewigkeit. Analog zu den beiden Ausstellungsstandorten gibt es inhaltlich unterschiedliche Schwerpunkte. Das Naturkundemuseum thematisiert naturwissenschaftliche Hintergründe für die natürliche und zufällige Mumifizierung von Lebewesen sowie für die beabsichtigte Erhaltung menschlicher Körper in verschiedenen Zeiten. Gezeigt werden herausragende Mumien aus dem Alten Ägypten, aus Asien und Südamerika sowie deren Grabbeigaben. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Darstellung medizinhistorischer Präparate, beginnend mit Fötenmumien des frühen 18. Jahrhunderts aus der Sammlung des Naturkundemuseums bis hin zu den heutigen modernen Konservierungsformen. Ergänzt wird die Ausstellung im Naturkundemuseum durch Medienstationen mit computertomografischen Aufnahmen, die Einblicke in die einstigen Lebensumstände der Verstorbenen, aber auch über die unterschiedlichen Mumifizierungstechniken geben.

Das Museum für Sepulkralkultur legt seinen Schwerpunkt auf die kulturhistorische Bedeutung von Mumien. Beleuchtet wird ihr Stellenwert im Kontext altägyptischer Jenseitsvorstellungen, vor allem aber in Bezug auf das europäische Totenbrauchtum. Gezeigt werden deshalb nicht nur verschiedene Ägyptiaca – z.B. eine ägyptische Frauenmumie als Geschenk des dänischen Königs 1781 an die Göttinger Universität –, sondern auch Mumien aus bekannten europäischen Kirchen- und Klostergrüften. Ihnen gegenübergestellt ist eine natürlich konservierte Tote aus dem Moor, die aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr. stammende „Frau von Zweelo“. Die Ausstellung verweist außerdem auf heutige Möglichkeiten, den toten Körper zu erhalten – beispielsweise mittels Plastination und Kryonik – und berücksichtigt kunstgeschichtliche Motive, um einstige Vorstellungen vom ewigen Lebenserhalt oder vom Jungbleiben aufzuzeigen. Beispiele zur künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema ‚Mumien‘ runden die Ausstellung ab.

Informationen zur Ausstellung „Mumien – Körper für die Ewigkeit“ finden Sie unter: www.sepulkralmuseum.de www.naturkundemuseum-kassel.de

1/2010

10

Ankündigungen

Vortragsreihe

„Mumien – Körper für die Ewigkeit“ Naturkundemuseum im Ottoneum & Museum für Sepulkralkultur Kassel Mittwoch, 27.01.2010, 19 Uhr, Museum für Sepulkralkultur Moderne interdisziplinäre Forschung an historischen Mumien PD Dr. Dr. Frank Rühli (Zürich) Mittwoch, 10.02.2010, 19 Uhr, Museum für Sepulkralkultur Restaurierung von Mumien – eine Knochenarbeit Dipl. Rest. Jens Klocke (Hildesheim) Mittwoch, 24.02.2010, 19 Uhr, Naturkundemuseum Leben mit den Toten – Mumien von den Anden und derWestküste Lateinamerikas Anna-Maria Begerock M. A. (Mannheim)

Mittwoch, 10.03.2010, 19 Uhr, Naturkundemuseum „Denk an die Kinder“ – Ergebnisse aus der Mannheimer Mumienforschung Dr. Wilfried Rosendahl (Mannheim)

Mittwoch, 24.03.2010, 19 Uhr, Museum für Sepulkralkultur „… seinen Cörper zur Ruhe gebettet.“ Vom Umgang mit Bestattungen in Kirchengrüften Dr. Regina Ströbl (Schwerin)

Mittwoch, 14.04.2010, 19 Uhr, Museum für Sepulkralkultur Altägyptische Mumien – einst und jetzt Dr. Tanja Pommerening (Mainz)

Weitere Informationen unter http://www.naturkundemuseum-kassel.de/museum/sonderausstellung/ausstellungen/Mumien.htm

1/2010

Ankündigungen

11

Ausstellung

Safari zum Urmenschen Senckenberg Museum Frankfurt a. Main Das Senckenberg Museum in Frankfurt am Main lädt vom 09.10.2009 – 18.04.2010 zur „Safari zum Urmenschen“ ein. Die Besucher sollen hierbei die Geschichte der Menschheit selbst erforschen. In der Ausstellung „Safari zum Urmenschen“ gibt es zwei barrierefreie Reiserouten. Die erste Route führt zu den Ausgrabungsstätten in Afrika, wo Wissenschaftler des Senckenberg Forschungsinstituts die Ursprünge der Menschheit erforschen. Von dort aus geht es weiter auf eine Zeitreise, die vor sieben Millionen Jahren mit dem Sahelanthropus beginnt und über viele Stationen beim heutigen Menschen, dem Homo sapiens, endet. Auf der ersten Reiseroute wird sowohl der neueste Stand der Forschung vorgestellt als auch die Arbeit der Wissenschaftler anschaulich vermittelt. Die aktuellen Projekte der Senckenberg-Forscher können direkt miterlebt werden. Es wird Schritt für Schritt das wissenschaftliche Vorgehen, bis hin zu den Schlussfolgerungen, unmittelbar nachvollziehbar gemacht. Auf der anschließenden Zeitreise werden die wichtigsten Stationen der frühen Menschheitsgeschichte in chronologischer Reihenfolge dargestellt: die Entstehung des aufrechten Gangs, die Entwicklung von Werkzeugen, die Evolution des Gehirns, die Feuernutzung, die geografische Verbreitung der Menschen sowie die Entwicklung von Sprache und Kultur. Hierbei werden spektakuläre Funde, originalgetreue Abgüsse und weitere Exponate zu sehen sein, wie

z. B. die mit 400.000 Jahren ältesten Speere. Während der Zeit der Sonderausstellung gibt es ein reichhaltiges Begleitprogramm. Dazu gehören Diskussionen und Vorträge von Experten aus aller Welt, ein spezielles Kinderprogramm, Führungen, ein Blick hinter die Kulissen und vieles mehr. Die Öffnungszeiten sind Sonntag bis Dienstag 9:00–18:00 Uhr und Mittwoch bis Samstag 9:00–20:00 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt für Erwachsene 6 € und für Studenten 3 €. Informationen erhaltet ihr hier: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberganlage 25 60325 Frankfurt am Main Telefon: +49 69 7542-0

PH

1/2010

12

Berichte

Bericht zum 2. Mitteldeutschen Archäologentag in Halle (Saale) Vom 08. bis 10. Oktober 2009 fand in Halle (Saale) der 2. Mitteldeutsche Archäologentag statt. In Zusammenarbeit des Landesamtes für Archäologie und Denkmalpflege Sachsen-Anhalt/Landesmuseum für Vorgeschichte und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg konnte über den Verlauf der Veranstaltung hinweg eine breite Palette an Vorträgen zum Thema „Anthropologie, Isotopie und DNA – biographische Annäherung an namenlose vorgeschichtliche Skelette?“ gehört werden. Neben geladenen Referenten verschiedener Forschungsstandorte in Deutschland waren auch Vortragende aus dem nahen und fernen Ausland aktiv an der Tagung beteiligt, so dass diese insgesamt nicht nur auf den mitteldeutschen Raum beschränkt blieb. Es ist sehr begrüßenswert, dass auch aus der Archäologie heraus das Interesse an neueren Entwicklungen innerhalb der anthropologischen Forschung deutlich erkennbar wird, wie dieses Beispiel einer archäologischen Tagung mit überwiegend naturwissenschaftlichen Themen zeigt. Dabei standen vor allem die Möglichkeiten der aDNA- und Isotopenanalysen im Vordergrund, welche anhand verschiedener Fallstudien, aber auch durch die Präsentation übergreifender Untersuchungen dem Auditorium nähergebracht wurden. Geographisch wurde dabei ein Bogen von Südamerika bis ins Schwarzmeergebiet geschlagen, wobei durch Funde und Untersuchungen aus dem Gastgeberland Sachsen-Anhalt trotz der Internationalität

der Veranstaltung doch wieder der Bezug zu Mitteldeutschland hergestellt wurde. Ein praktischer Workshop zu Fragen der Bergung, Probenentnahme und dem allgemeinen Umgang mit bioarchäometrischem Probenmaterial schloss den wissenschaftlichen Teil der Veranstaltung ab. Hier konnte vor allem den praktisch im Feld arbeitenden archäologischen Kollegen die hohe Relevanz einer reibungslosen und effizienten DNA-Beprobung der Skelette zeitnah an der Aufdeckung anschaulich demonstriert werden. Es wurde deutlich, dass das bestmögliche Resultat der späteren Analysen nur erzielt werden kann, wenn bereits auf der Grabung die notwendigen Maßnahmen systematisch umgesetzt werden. Den Abschluss der Tagung bildete ein Ausblick auf den bereits in Planung befindlichen 3. Mitteldeutschen Archäologentag und eine Exkursion zur multimedialen „Arche Nebra“ und zur rekonstruierten Kreisgrabenanlage Goseck, die auch bei beständigem Regen ein interessantes Ausflugsziel darstellt.

Christian Meyer

1/2010

Berichte

13

Eiszeit – Kunst und Kultur Vom 18. September 2009 bis zum 10. Janu- sammen mit dem möglichen ersten Nachweis ar 2010 wurden in Stuttgart in der Großen eines domestizierten Wolfs und natürlich eine noch nie geLandesausstellung sehene Samm„Eiszeit – Kunst lung der ältesten und Kultur“ die und berühmtesältesten Kunstwerten Kunstwerk der ke der Menschheit Eiszeit. präsentiert. Mit Die älteste figürüber 1200 Expoliche Kunst der naten von 34 naWelt stammt aus tionalen und 43 den Höhlen der internationalen Schwäbischen Leihgebern aus Alb. 1931 führte über 30 Ländern der Tübinger Urpräsentierte das geschichtsprofesArchäologische sor Gustav Riek L andesmus eum Grabungen in der Konstanz das altVogelherdhöhle steinzeitliche Leim Lonetal durch. ben in der Eiszeit Die Grabung in Baden-Würtdauerte nur drei temberg und EuMonate und der ropa. Aushub aus der Die Ausstellung Höhle wurde vor wurde in vier Abbildung 1 der Höhle aufgeRäumen thema- Plakat zur Landesausstellung © Archäologisches Landesmuseum BadenWürttemberg schüttet. Aus dietisch gegliedert: Forschungsgeschichte, Klima und Umwelt, ser Grabung stammen elf Figuren aus Elarchäologische Methoden sowie Kunst und fenbein, unter anderem auch das Pferdchen, Kultur. Die Highlights der Ausstellung waren das Löwenhalbrelief und mehrere Mammutdie spektakulären Funde, die jeder Student darstellungen. Im Rahmen der Vorbereitunder Urgeschichte aus seinen Büchern kennt: gen für die Ausstellung „Eiszeit – Kunst und Der Neandertaler aus Mettmann (42.000 Kultur“ führte Prof. Nicholas Conard 2005 J.v.H.), die zwei Bestatteten (Vater und Toch- erneute Ausgrabungen des Sediments vor der ter, 14.000 J.v.H.) aus Bonn-Oberkassel zu- Höhle durch. Dabei kamen mindestens fünf

1/2010

Berichte

weitere Figuren aus Elfenbein ans Licht, u.a. auch das kleine, perfekt erhaltene Mammut – das Maskottchen der Eiszeitausstellung – ein Fisch und ein kleines Tier, welches an einen Igel erinnert. Die älteste Frauenstatuette der Welt stammt aus dem Hohle Fels und ist 36.000-40.000 Jahre alt. Sie wurde im Sommer 2008 gefunden. Statt Kopf und Hals wurde in diesem Bereich eine Öse ausgearbeitet. Diese ist ein Anzeichen dafür, dass sie tatsächlich an einem Band getragen wurde. Die weiblichen Merkmale wie die voluminösen Brüste und die Vulva sind sehr detailliert dargestellt. Außerdem ist die Figur mit vielen Ritzungen überzogen, unter anderem im Hüftbereich; dies wird auch als Gürtel oder Kleidung gedeutet. Diese Art der Ritzungen bedecken auch die

14

Tierfiguren aus dem Vogelherd und könnten auch als eine Art der Kommunikation gedeutet werden. Während im Aurignacien die Tierfiguren überwogen, ist das Gravettien die Blütezeit der Frauenstatuetten: In der Ausstellung sind rund 20 der Schönsten aus ganz Europa zu sehen – von Sibirien in Form von Venusstatuetten aus Mal’ta bis in die Pyrenäen mit der spektakulären Venus von Laussel. Ihre Deutung ist noch umstritten, am häufigsten werden sie als Fruchtbarkeitssymbole interpretiert – getragen von Frauen, die schwanger werden wollten oder als Schutz, um eine sichere Schwangerschaft und Geburt herbeizuführen. Männer werden sehr selten dargestellt und wenn, dann in stark reduzierter Form wie der Phallus aus dem Hohle Fels

Abbildung 2b Das Mammut aus Mammutelfenbein ist die einzige vollständig erhaltene Figur unter den aurignacienzeitlichen Kleinkunstwerken der Schwäbischen Alb. Wie die meisten anderen Elfenbeinfiguren ist sie sehr klein. Sie misst nur 3,7 cm und wiegt 7,5 g. (Fundort Vogelherd-Höhle, ca. 35 000 Jahre). (© Institut für Ur- und Frühgeschichte, Universität Tübingen; Foto: Juraj Lipták).

1/2010

Berichte

(27.000 bis 28.000 J.v.H.) oder das französische Pendant aus dem Abri Pataud. Um eine Ecke und nun stehen wir im Magdalénien. Auch hier dominieren die Frauenfiguren, allerdings wird die Kunst sehr viel

15

stellt – ein wunderschönes Stück, das älteste Kunstwerk aus Norddeutschland. Man flaniert an den berühmten Flöten aus dem Hohle Fels und dem Geißenklösterle vorbei. Als ehemalige Studentin der Urgeschichte war es ein unglaubliches Erlebnis den Stars der Eiszeit so nahe gewesen zu sein! Die Ausstellung bietet eine enorme Fülle an Wissen und Information über die Eiszeit – über deren Forschungsgeschichte, Klima und Umwelt, Ausgrabungs- und Auswertungstechniken, Fossilgeschichte, Kulturgeschichte und, last but not least, die Kunst! Wer sie verpasst hat, kann auf den ausführlichen Katalog zurückgreifen (erhältlich über den Museumsshop im Archäologischen Landesmuseum Konstanz [email protected]).

Abbildung 7 Stilisierte Venusfiguren aus Gagat (fossiles Holz), zT. mit Aufhängeöse (ca. 15.000 Jahre Fundort: Petersfels, Engen) (© Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg, Foto: Yonne Mühleis, LAD).

abstrakter. Dafür wird nun so gut wie alles dekoriert – Bodenplatten, Werkzeuge und Waffen. Die Schlichtheit der Frauenfiguren aus Gagat sind mindestens genauso beeindruckend wie die ausgeprägten Merkmale ihrer Vorgängerinnen. Dabei sollte man sich an die Mammutritzung auf der Mammutrippe aus La Madeleine (~17.000 J.v.H., gefunden 1864) erinnern, welche im 1. Raum der Ausstellung den Besucher in das Zeitalter von Darwin versetzte! Gegen Ende der Ausstellung ist der Bernstein Elch aus Weitsche (ca. 12.000 J.v.H.) ausge-

Iris Trautmann

1/2010

Berichte

16

Neues zum Schülerworkshop Stammesgeschichte und der Anthropologischen Abgusssammlung Freiburg Seit dem letzten Newsletter, genauer gesagt seit Oktober letzten Jahres, hat sich bei uns in Freiburg einiges getan. Die Entwicklung des zuletzt angekündigten Schülerworkshops zur menschlichen Stammesgeschichte geht in großen Schritten ihrem vorläufigen Ende entgegen. Die ersten zwei bis drei Monate meiner Neuanstellung als wissenschaftliche Hilfskraft der Anthropologie mit Arbeitsbereich Workshop verbrachte ich damit, das zuvor mit Kommilitonen im Rahmen des Forschungspraktikums 2009 entwickelte Pädagogische Konzept für das Schülerprojekt zu überdenken und neue Ideen zu gewinnen. Arbeitstitel des damaligen Sommerpraktikums war „Die anthropologische Abgusssammlung – Wie kann man Schülern Stammesgeschichte vermitteln?“ gewesen. Nach der guten Erfahrung der Science Days im Europapark Rust vom 15. bis 17. Oktober 2009, wo Jung und Alt an zwei Aktionstischen selbst Zahnabgüsse des Gigantopithecus herstellen und das Schädelvolumen von zwei Hominidenvertretern messen konnten, sowie zwei erkenntnisreichen Schulbesuchen bei insgesamt vier 6. Klassen eines Gymnasiums und einer Realschule aus dem Freiburger Raum ebenfalls im Oktober letzten Jahres wurde mir rasch klar, dass noch vieles getan werden musste. Beides, sowohl die „Testläufe“ in den Schulklassen, die gerade die Steinzeit als Lernstoff behandelten und mit denen wir u.a. Hirnschädelvolumina vom Nussknackermensch und Cro-Magnon-Mensch maßen,

als auch die Science Days, waren für mich pädagogisch gesehen ein echter Erfolg und brachten mich unseren zukünftigen Workshopteilnehmern ein gutes Stück näher. Doch ein Schülerprojekt auf die Beine zu stellen, erfordert, wie sich schnell zeigte, viel Kreativität und didaktisches Einfühlungsvermögen – und das als Nicht-Lehramtsstudentin . Innerhalb dieser kreativen Schaffensphase war ein Treffen mit unserem Kooperationspartner, dem Neandertalmuseum Mettmann, Anregung, Hilfe und Bestätigung zugleich. Der Workshop soll sich an 6. Klassen richten und ihnen durch eigenständiges Erarbeiten und Begreifen die (menschliche) Evolution näher bringen. Er wird mobil angelegt sein, so dass wir Schulklassen sowohl besuchen als auch in unseren eigenen Räumlichkeiten begrüßen können. Voraussichtlich im Herbst dieses Jahres, rechtzeitig zu Beginn des neuen Schuljahres 2010/11, dürfte das Schülerprojekt anlaufen. Aktuelles zum Workshop kann stets unserer Website unter http://www.uniklinikfreiburg.de/anthropologie/live/workshop. html entnommen werden.

1/2010

Berichte

Apropos Räumlichkeiten: Die zentralen Stücke unseres Workshops, Schädelabgüsse von Lucy, Turkana Boy & Co. sowie unsere detailgetreue Kopie aller gefundenen Skelettteile der soeben erwähnten bekannten Dame der Stammesgeschichte, sollen auch neu präsentiert werden. Vor unserem Umzug in die Hebelstraße fristete ein Großteil unserer über 150 cranialen sowie postcranialen Abgüsse platzbedingt noch ein Dasein in Kartons. Durch die neuen und geräumigeren vier Wände fanden alle Kopien Platz in drei gläsernen Vitrinen. Weiteres Ziel wird es nun sein, diese momentan noch etwas tristen Schaukästen für den Betrachter ansprechender zu gestalten.

17

Bleibt also gespannt abzuwarten wie sich dies alles entwickeln wird! Vielleicht können wir schon zu einem der nächsten Newsletter Fotos der umgestalteten Fossilvitrinen sowie einen ersten Erfahrungsbericht zum Start des Workshops beisteuern. Bei Fragen und Interesse an Workshop und/ oder unserer Anthropologischen Abgusssammlung wendet Euch gerne an mich.

Monika Kondziella

1/2010

18

Personalia

Neue Professorin für Paläoanthropologie und Bioarchäologie an der Universität Tübingen:

Prof. Dr. Katerina Harvati-Papatheodorou

Im Oktober 2009 übernahm Dr. Katerina Harvati-Papatheodorou den Lehrstuhl von Professor Hans-Peter Uerpmann am Zentrum für Naturwissenschaftliche Archäologie in Tübingen und ist damit die erste Professorin an der Geowissenschaftlichen Fakultät der Universität. Ihren Abschluss in Anthropologie machte sie 1998 in New York, gefolgt von ihrem Doktor 2001. Ihre Forschungen im Bereich der Evolution des Neandertalers führten sie 2004 an das Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Neben Lehraufträgen in den Vereinigten Staaten leitete sie Grabungsprojekte in Europa und Afrika. Als Paläoanthropologin ist sie spezialisiert auf die Entwicklung des Neandertalers, die Ursprünge des modernen Menschen und auf die Anwendung von dreidimensionalen geometrischen und morphometrischen Systemen in der Anthropologie. Zu ihren ersten Aufgaben in Tübingen gehört neben der Lehre der Aufbau eines neuartigen, bildgebenden Labors, das sich auf die Analyse von Skelettresten aus fossilem und archäologischem Kontext spezialisieren wird.

Weitere Informationen finden Sie auf ihrer Website: http://www.urgeschichte.uni-tuebingen.de/ index.php?id=445

Michael Franken

1/2010

Pressemeldungen

19

Pressemeldungen Ein spektakulärer Schädelraub ohne Aufklärung

Die Suche nach dem echten Schiller-Schädel ist beendet Freiburg, 17.11.2009 Seit Mai vorigen Jahres steht fest, dass keiner der Schädel, die bisher Schiller zugeschrieben wurden, der „echte“ Schiller ist. Zu diesem Ergebnis kamen Forscher wie Prof. Ursula Wittwer-Backofen vom Institut für Anthropologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. In Kooperation mit dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) und der Stiftung Weimarer Klassik untersuchte die Anthropologin Schädel, die in der Fürstengruft in Weimar gefunden wurden. Ebenfalls an dem Projekt beteiligt war die Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universität Freiburg mit Dr. Marc Christian Metzger. Der Schädel von Schiller wurde offensichtlich vertauscht mit einem Schädel, der ähnliche morphologische Züge und ein vergleichbares Gebiss aufwies. Nur einem ausgewiesenen Schädelexperten, der zudem Zugang zum Kassengewölbe in Weimar hatte, trauten die Anthropologen einen solchen Coup zu. Die Frage stellte sich, wo der echte Schädel hingekommen sei und ob es Spuren gäbe, die zu ihm hinführten. Die Spurensuche war Thema des Folgeprojektes „Schillers SchädelSchicksal“ des Mitteldeutschen Rundfunks, das vergangenen Sonntagabend ausgestrahlt wurde. Ausgehend von den großen Schädelsammlern des 19. Jahrhunderts, geriet vor allem ein Schädelgelehrter ins Visier der Wis-

senschaftler. Der Anatom August von Froriep hatte nicht nur Zugang zum Kassengewölbe, er war es, der im Jahre 1826, 21 Jahre nach Schillers Tod, aufgerufen war, die Echtheit des Schädels festzustellen. Er identifizierte einen Schädel als Schillers Schädel, den Goethe im gleichen Jahr aus dem Kassengewölbe holte. Die Anthropologen fügten alle Puzzelsteine zusammen und kamen zu dem Schluss, dass der Austausch schon vor der Echtheitsbestimmung erfolgt sein musste. Alle Abgüsse, vermutlich auch die Totenmaske Schillers[A1] , beruhen auf dem falschen Schädel. Mit kriminalistischem Spürsinn kam Prof. WittwerBackofen mit Froriep einem Schädelexperten auf die Spur, der die nötigen Kenntnisse besaß, Zugang zum Gewölbe hatte, Schillers Gebiss kannte und vor allem ein Motiv hatte. Als Schüler des berühmten Schädelsammlers Franz Joseph Gall wusste er, wie begehrt zu jener Zeit der Schädel eines Prominenten war und wie sehr seine eigene Sammlung an Wert gewinnen würde. „Die Anatomen haben zu jener Zeit Schädel wie Briefmarken gesammelt“, sagt Wittwer Backofen. Für Verblüffung sorgte, dass der falsche Schädel das gleiche Schwermetallmuster aufwies wie es Schillers echter Schädel aufgrund der blei- und arsenhaltigen Tapete in seinem Arbeitszimmer wohl gezeigt hätte. Der Anatom Froriep hatte in eine Tuchhändlerfamilie eingeheiratet und die Arbeiter waren aufgrund

1/2010

20

Pressemeldungen

der Produktionsbedingungen mit Schwermetallen belastet. Möglicherweise hatte er sogar einem toten Arbeiter die Totenmaske abgenommen, den Schädel abgetrennt, in das Kassengewölbe geschafft und dafür Schillers Schädel entwendet. Frorieps Sammlung gelangte durch seinen Enkel an die Tübinger Universität, wo sich noch etwa 200 der ursprünglich 1.500 Schädel umfassenden Sammlung befinden. Die Freiburger Anthropologen analysierten tagelang aufgrund der Morphologie und anhand des Gebisses die Reste der Sammlung mit Unterstützung des Tübinger Anthropologen Dr. Alfred Czarnetzki und des Kurators Dr. Michael Francken und wählten zwei Schädel für die DNA-Analyse aus. Beide stimmten nicht mit Schillers Gencode überein, so dass fest steht: In der Tübinger Sammlung ist der Schädel nicht mehr. Er kann als Tauschobjekt in andere Sammlungen dieser Zeit gewandert oder verloren gegangen sein. „Damit ist die Suche jetzt offiziell beendet“, sagt WittwerBackofen. Der Aufwand stehe in keinem Verhältnis mehr zu einem möglichen Ergebnis. Die Spur des vermutlich spektakulärsten Schädelraubes des 19. Jahrhunderts führt ins Nichts.

Portait Friedrich von Schillers. Quelle http://www.goethezeitportal.de

Pressestelle Universität Freiburg im Breisgau http://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2009/pm.2009-11 -17.399/ (23.01.2010)

1/2010

Impressum

Der nächste Newsletter erscheint voraussichtlich im 2. Quartal 2010. Beiträge bitte bis zum 15.04.2010 an: [email protected] oder [email protected]

Impressum Redaktionsteam Christiane A. Buhl Birgit Großkopf Petra Held Nicole Nicklisch, Denise Olbrich Jutta Pepperl Postanschrift Petra Held Institut für Anthropologie Colonel Kleinmann Weg 2 / SBII Johannes Gutenberg-Universität Mainz 55099 Mainz

21

View more...

Comments

Copyright � 2017 NANOPDF Inc.
SUPPORT NANOPDF