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February 7, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Kommunikation, Marketing
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SONJA VÖLKER HERZILEIN WIEN

Mit Liebe gemacht

Unverwechselbare Kindermode statt Unterricht für Kinder. Leuchtend rote Fassaden, kunstvoll gedrechselte Eingangsportale, Schaufenster, in denen putzige Stoffhäschen neben fröhlich-bunten Kinder-T-Shirts hocken, Kristallluster und nostalgisch anmutende Regale, in denen sich liebevoll bestickte Kinderkleidung stapelt: Willkommen in der Welt von Herzilein Wien, seit 2005 Mikrokosmos von Sonja Völker. Damals stand die ehemalige Volksschullehrerin vor der Entscheidung: nach der Karenz zurück in die Schule oder das Hobby Nähen zum Beruf machen? Als erster Probelauf diente ein Weihnachtsmarkt. Nachdem ihr die fantasievolle Kinderkleidung förmlich aus den Händen gerissen wurde, machte sie Nägel mit Köpfen und hängte ihr Lehrerinnendasein an den Nagel. „Ob so was gut geht, kann im Vorfeld niemand sagen. Und ich wollte mir nicht später denken: ‚Hätte ich doch!’ Mein Antrieb war, dass die Leute tatsächlich für etwas von mir Gemachtes bezahlten. Das macht stolz.“ 2005 eröffnete sie das erste Geschäft. Eineinhalb Jahre später bot sich die Gelegenheit, auch ein Lokal in der Wollzeile zu mieten. Mittlerweile zählt das Kindermodelabel drei Standorte in Wien. Diese sollten ebenso unverwechselbar werden wie ihre Mode. Darum verwandelte Völker sie in nostalgische Puppenstuben. Die Liebe zum Detail spiegelt sich nicht nur in der Kinderkleidung wider, sondern auch im Webauftritt oder bei den unter Eltern heiß begehrten Herzilein-Wien-Taschen in sattem Rot mit fröhlichen rosa Tupfen. „Ich könnte auch billige Sackerl mit meinem Logo bekleben, anstatt in teure Kartontaschen zu investieren. Aber wenn jemand um 60 Euro ein in Handarbeit in Wien gefertigtes Kleid bei mir kauft, soll das auch schön verpackt werden.“ Die Kunden verwenden die Taschen meist weiter, „durch den hohen Wiedererkennungswert ist das unbezahlbare Werbung“, erklärt Völker, die ihre Vorstellungen eines gelungenen Markenauftritts kompromisslos umsetzt. Einzige Unterstützung: ein Grafiker, mit dem sie ihr Logo kreierte. Der Rest war kein Entwurf vom Reißbrett, sondern Kreativität aus dem Bauch heraus. Und damit fährt sie gut, trug sich das mit Eigenkapital gegründete Label doch von Anfang an selbst – auch ohne Business Plan.

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trend 5 | Mai 2014

Ihr Auftritt, bitte!

Jetzt geht’s langsam an den Start. Doch vorher ist noch zu klären, wo Sie Ihre Geschäftsidee umsetzen, und in welcher Form Sie Ihren Kunden begegnen.

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ichtig ist es, bei allen Aktivitäten zur Vermarktung des neuen Produktes oder Ihrer Dienstleistung den richtigen Marketingmix zu finden. Die vier klassischen Instrumente dafür sind die vier „P“: Product, Price, Place und Promotion. Ihrem Produkt und der Preisgestaltung haben Sie bei Ideenfindung und im Businessplan wahrscheinlich bereits ausführlich Platz gewidmet. Jetzt geht es an Vertriebsform und Werbung.

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Der Standort: Treffpunkt mit dem Kunden Die Wahl Ihres Unternehmensstandorts hängt natürlich stark von der Art Ihrer Geschäftstätigkeit ab. Bei diesem Gründungsschritt bietet die Wirtschaftskammer Unterstützung an. Sie vermittelt nicht nur Geschäftslokale, sondern Berater nehmen gemeinsam mit den Jungunternehmern passende Objekte vor Ort unter die Lupe. Wer lediglich ein Büro benötigt, ist nicht auf Laufkundschaft angewiesen und bei der Wahl des passenden Ortes

TITELGESCHICHTE

Hilfreiches für die Außenwirkung

> Constanze Wolff, Roland Panter: „Social Media für Gründer und Selbständige“ Xing, Facebook, Twitter & Co. - Wie Sie das richtige Netzwerk finden und nutzen. Linde Verlag, 19,90 Euro. > Reto Stuber: “Erfolgreiches Social Media Marketing” mit Facebook, Twitter, Google+, XING, LinkedIn & YouTube. Data Becker, 29,95 Euro. >e  ko.at bietet ein Corporate-Design-Paket für Existenzgründer von der Logoentwicklung bis zum Webhosting um 549 Euro. >d  esigntiger.at umfasst im Gründerpaket Website, CMS, Suchmaschinenwerbung und Content Management. Kostenpunkt: 2180 Euro. >e  shop2pro.com bietet professionelle Software zur Installierung eines Onlineshops auch für Anfänger ohne jede Programmierkenntnisse um 150 Euro, ist aber nur ein Beispiel unter einer großen Anzahl von angebotenen Lösungen.

flexibler. Ein Geschäftslokal sollte hingegen möglichst dort an­ gesiedelt sein, wo auch die Zielgruppe vermutet wird. So kamen für Maria Scholz und Christian Mayer, die Gründer der bereits erwähnten Zuckerlwerkstatt, lediglich der erste oder siebente ­Wiener Gemeindebezirk in Frage. Nach einer genauen Standort­ analyse wurde es letztlich ein Geschäft im ersten Hochhaus der Stadt, in der Herrengasse. Um herauszufinden, ob sich der Stand­ ort rechnet, nahmen sie die Passantenfrequenz unter die Lupe, die bei 10.000 Passanten pro Tag liegt. Damit das Geschäft läuft, muss jeder 105. zumindest das kleinste Glas Zuckerl kaufen – eine durchaus realistische Einschätzung und eine Rechnung, die ­bislang auch aufging. Ein eigener Onlineshop als standortunabhängige Vertriebsform kam für die beiden nicht in Frage: „Das wäre uns zu aufwendig gewesen“, so Scholz, „wir haben aber eine passende Lösung mit austria.com, einer Plattform für ausgewählte Produkte aus Österreich, gefunden.“ Dort liefert die Zuckerlwerkstatt ihre Produkte ab, und der Onlineshop kümmert sich um den Rest.

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Das Erscheinungsbild: Alles aus einem Guss Als Existenzgründer müssen Sie beim Start in die Selbst­ ständigkeit auch den perfekten Außenauftritt planen und eine stim­ mige Corporate Identity entwickeln. Denken Sie dabei daran, dass der erste Eindruck zählt. Corporate Identity bezeichnet den ein­ heitlichen Auftritt Ihres Unternehmens und das damit transpor­ tierte Selbstverständnis sowie die damit verbundene Selbst­ darstellung. Das Corporate Design ist das visuelle Auftreten eines Unternehmens. Die Palette des Corporate Design umfasst die ­Gestaltung von Logo, Schrift, Visitenkarten, Briefpapier oder ­Website. Aber auch die Arbeitskleidung, die Außenfassade Ihres Geschäfts bis hin zu den Einkaufssackerln und Ihrem Webshop, alles sollte unverwechselbar für Ihr und nur Ihr Geschäft stehen. Wie bei Sonja Völkers Kindermodengeschäft Herzilein (siehe Por­ trät links), bei dem sich das Logo auf Geschäftsfassaden, im Webauf­ tritt, bei den Klebeherzen für die Rabattmarkensammlung bis zu den Einkaufstaschen wie ein roter Faden in allen Bereichen des Außenauftritts wiederfindet: „Durch den hohen Wiedererken­ nungswert ist das unbezahlbare Werbung“, ist Völker überzeugt.

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Social Media: Kunden als Fangemeinde Als Jungunternehmer brauchen Sie vor allem eines: direkten Kontakt zu Ihrer Zielgruppe. Deshalb können Sie auf eine Präsenz in den Social-Media-Netzwerken nicht verzichten. „Ich war privat nie auf Facebook, aber aus Unternehmersicht ist es super, weil man immer ein direktes Feedback bekommt“, schwärmt Vera Ziegler, die sich vor kurzem mit ihrem Schmucklabel veralie selbstständig gemacht hat: „Ich habe zwei- oder dreimal für jeweils drei Tage

Facebook-Werbung gemacht und für jeden Tag sieben Euro ­bezahlt“, berichtet Ziegler, „aber allein dadurch sind 200 Fans ­dazugekommen.“ Mit ihnen kann sie nun Ideen oder Vorschläge zum Schmucklabel austauschen, aber auch auf Kritik reagieren. Doch nicht nur Facebook bietet sich an, um Inhalte zu verbreiten und eine Marke bekannt zu machen, sondern auch Google+, das zur Zeit ein starkes Nutzerwachstum verzeichnet. Wie bei der Facebook-Fanpage sollten Unternehmen auch bei Google+ darauf achten, dass das Profil regelmäßig mit nutzerrelevantem Content gefüllt wird. Marketing in sozialen Netzwerken ist aber kein Selbstläufer, sondern erfordert eine gut durchdachte Strategie, auch, um die eigenen Ressourcen zu schonen. „Das oberste Gebot lautet: Mit dem Kopf des Kunden denken“, erklärt Social-Media-Expertin Judith Zingerle. Sie bietet Do-it-yourself-Coaching-Stunden >

Richtige Rechtsform

Teamgröße, Haftung, Außenwirkung und Kosten als wichtige Einflussfaktoren. Einzelunternehmen sind nach wie vor die beliebteste Rechtsform für Gründungen. Für sie sprechen relativ nied­rige Kosten und weniger Pflichten hinsichtlich der Bilanzierung, des Gesellschaftervertrages oder der Trans­parenz. Wer alleine gründet, kann zwischen einem Einzelunternehmen und ­einem im Firmenbuch eingetragenen Unternehmen (e. U.) wählen. Barbara Huber, Unternehmensberaterin und Autorin des Buches „So starten Sie Ihr Unternehmen erfolgreich“, rät zur Eintragung, weil die Transparenz größer sei und die ­Außenwirkung erhöht werde. Bei diesen beiden Gesellschaftsformen sollte man aber ­bedenken, dass die Gründer mit ihrem privaten Vermögen für die Schulden des Unternehmens haften. Wer eine auf das Stammkapital der Gesellschaft begrenzte Haftung vorzieht, für den kann die Rechtsform der GmbH in Frage kommen. Durch die Schaffung der GmbH light wurden die Mindest­ kapitalvorschriften gelockert. Sie liegen bei 10.000 Euro, die Hälfte davon muss zum Zeitpunkt der Gründung bar ein­ gezahlt werden. Diese Gründungsprivilegierung ist auf zehn Jahre begrenzt. Danach beträgt das geforderte Stammkapital 35.000 Euro beziehungsweise 17.500 Euro in bar. Neben weiteren Vorteilen wie reduzierten Körperschaftssteu­ ersätzen gelten für die Light-Version der GmbH aber genauso auch die hohen Anforderungen, die eine ­normale GmbH er­ füllen muss. Dazu gehört die Pflicht zur doppelten Buchfüh­ rung oder zur Bilanzierung, unabhängig von den erzielten Umsätzen. Insofern ist die Gründung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung mit höherem Aufwand und höheren Kosten verbunden als die eines Einzelunternehmens.

Abgesicherte Risiken

Schäden, die zum Existenzverlust führen können, sollten abgesichert werden. „Für die Wahl des richtigen Versicherungspaketes ist es ­ ichtig, zunächst die Unternehmenssituation genau zu w ­analysieren. Welche Schäden kann ich finanziell verkraften, welche stürzen mich in den Ruin? Letztere sollten in jedem Fall versichert werden“, sagt Franz Starritz von der Wiener Agentur Nanke und Partner. Wer sich in Versicherungsfragen beraten lassen will, kann sich entweder an einen Makler, direkt an die Versicherung oder an die jeweiligen Fach­ gruppen der WKO wenden. Einige Fachgruppen wie Werbung oder Unternehmensberater (UBIT) haben für ihre Mitglieder spezielle Versicherungslösungen im Angebot. Für neu gegründete Unternehmen, die mit teuren Maschinen oder einem großen Warenlager arbeiten, ist eine Betriebsversicherung sinnvoll. Diese versichert die Ausstattung gegen Gefahren wie Feuer, Einbruchsdiebstahl, Leitungswasser, Sturm oder Glasbruch. Im Schadensfall wird der Neuwert der Gegenstände ersetzt. Für Selbständige im beratenden Bereich wie Consulter, Makler oder Vermögensberater ist eine ­Betriebshaftpflichtversicherung wichtig. Sie schützt vor Schadensersatzansprüchen, die aus der beruflichen Tätigkeit resultieren. Darüber hinaus kann – je nach Branche und ­Tätigkeit - eine Versicherung bei Betriebsunterbrechung sinnvoll sein. Sie deckt die Kosten und den entgangenen Betriebsgewinn nach einem Sachschaden oder bei Invalidität ab. Darüber hinaus sollte sich der Betriebsinhaber selbst ­absichern, indem er eine Unfallversicherung und/oder eine Berufsunfähigkeitsrentenversicherung abschließt.

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für Jungunternehmer auf dem Weg zur perfekten Nutzung der sozialen Netzwerke an. Dabei sollte besonders die Frage im Vordergrund stehen, über welche Kanäle die unternehmensrelevante Zielgruppe am besten erreicht wird und durch welche Marketingaktionen, von Spielen bis zu Kampagnen, man diese langfristig an sein Unternehmen bindet. Wichtig ist dabei, ein Gespür für die Sprache der User zu entwickeln und Nutzer stets mit aktuellem Content zu versorgen.

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Webauftritt: Präsenz am größten Marktplatz der Welt Für die Webdesignexperten von Platypus gibt es vier Grundregeln zum gelungenen Webauftritt: ein stimmiges Design, Benutzerfreundlichkeit, speziell auch im Webshop, die Möglichkeit zur problemlosen Aktualisierung der Inhalte und die Suchmaschinenoptimierung, um von der Zielgruppe leichter gefunden zu werden. Ein Basispaket für einen perfekt gestalteten userfreundlichen Internetauftritt gibt es bereits ab 250 Euro. Gabriele Buchas von Wiensehen, die sich mit Führungen durch den Wiener Zentralfriedhof selbstständig gemacht hat, weiß über die Wirkung der Suchmaschinenoptimierung Bescheid: „Seit meine Website für Google optimiert wurde, kann ich mich vor lauter Kunden kaum mehr retten!“ Auch E-Mail-Marketing hat für Gründer Vorteile. Newsletter können schnell an eine Vielzahl von Kunden verschickt werden und bieten genügend Raum, um Informationen in Bild und Text zu vermitteln. Der in der E-Mail eingebundene Hyperlink führt den Empfänger bei Interesse zum Onlineshop oder zur Website, wo der Leser das Produkt direkt kaufen kann oder weitere Informationen erhält. Im Gegensatz zu klassischen Werbemitteln lassen sich Newsletter personalisieren, um eine gezieltere Kundenan­ sprache zu erreichen.

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Offlinewerbung: Persönliche Kontakte Wesentlich zur Steigerung des Bekanntheitsgrads eines jungen Unternehmens trägt die Präsenz in regionalen Medien bei. Versorgen Sie daher Journalisten mit Informationen über Ihre ­Neueröffnung und besondere Events und zeigen Sie dabei Ihr ­Alleinstellungsmerkmal, auch wenn Sie tägliches Brot erzeugen. Davon kann Bäcker Josef Weghaupt ein Lied singen, vor dessen Bäckerei in der Landstraßer Hauptstraße in Wien die Kunden Schlange stehen. Ein erstklassiges Produkt und ein einziger Bericht in einer Tageszeitung haben dafür gesorgt. Über welche Medien man aber auch immer um seine Kunden wirbt, die beste Werbung ist nach wie vor die Mundpropaganda, die zufriedene Kunden für Ihr Unternehmen machen. Setzen Sie daher an oberste Stelle Ihrer Vermarktungsstrategie immer den perfekten Dienst am Kunden.

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