Ausgabe - Harmonia Classica

February 20, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Musik
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ZEITUNG für

harmonische Musik Nummer 85 – November 2015 Vortrag von Alexander Blechinger anlässlich der 5. Jahrestagung der Carl Stumpf Gesellschaft über Harmonie, am 2. Okto-

P.b.b. Verlagspostamt 1130 Wien, GZ 02Z032121 M. Impressum: Medieninhaber, Herausgeber und Redaktion: Harmonia Classica, Helmut Junker, Hirschfeldweg 5, 1130 Wien; Gesamtherstellung: Druckservice Angelika Duchkowitsch GmbH, Schließmanngasse 18/1; 1130 Wien, ZVR-Zahl: 941847506

Götterwelt als Veranschaulichung für die dahinter wirkenden Kräfte, kann man für den Anfang ganz gut damit auskommen. 1.: Ist die Harmonie ein Kind der Götter? Harmonie hat ihr erstes Urbild in Harmonia, zu deutsch: Verbindung, Fügung, richtiges Verhältnis, Ebenmaß, Übereinstimmung, Einklang, Eintracht. Sie ist die Beschützerin der Musen. Harmonia, sie selbst, bei den Griechen als Kind, somit Vereinigung, von Ares und Aphrodite, römisch gesagt: Mars und Venus, verbindet das kriegerische Element des väterlichen Kriegsgottes, das Abstoßende, mit dem Anziehenden der

so zu einem neuen Ganzen zusammengefaßt, wodurch eine neue Dimension des Ausdrucks entsteht. Die Musen sind Töchter des Zeus, des Oberhauptes der griechischen Götter, der seinem Namen entsprechend mit donnernden Blitzen im Himmel andere zur Räson brachte. Deren Mutter war Mnemosyne, auf deutsch: Erinnerung. so sollte Harmonia das bewahren, das der Erinnerung wert war, was in der Folge durch die neun Musen verkörpert wurde. Jede Muse steht für eine besondere Art von Kunst, und durch Übersetzung des jeweiligen Namens ins Deutsche erhellt sich der Zusammenhang merklich.

Harmonie – Ihr Ursprung und ihre Bedeutung im Lichte der Musik ber 2015 in der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Meine Damen und Herren, ich heiße Alexander Blechinger, bin freischaffender Komponist und Musiker und seit über dreißig Jahren Künstlerischer Leiter der Harmonia Classica, dem Verein von Komponisten und Textdichtern für harmonische Musik. Durch diese Praxis bedingt sind auch mehrere Aufsätze zur Musik entstanden. Diverse Vorträge über Musik folgten. Das heutige Thema ist mir natürlich ein besonderes Anliegen. Ich möchte diesen Vortrag mit einem Zitat von Carl Stumpf beginnen: „Es gälte, eine die Natur- und Geisteswissenschaften gleichmäßig durchdringende Ideenwelt zu schaffen, die mit sachlicher Überzeugungskraft die weitesten Kreise der Forscher bezwänge und durch sie die gebildete Menschheit überhaupt mit neuem Lebensblute füllte.“ (Carl Stumpf, „Die Wiedergeburt der Philosophie“, 1907) Ich meine, nimmt man die griechische

Inhalt dieser Ausgabe: Seite

Harmonie – Ihr Ursprung und ihre Bedeutung im Lichte der Musik 1–2 Konzertnachlese 8. 10. 3 Interview mit Prof. Dr. Gerald Langner, Physiker 4 CDs 5 Aktuelles und Kritisches 6 Veranstaltungskalender 6

mütterlichen, befriedenden Liebesgöttin. So ist die gelungene, weil lebensfähige Vereinigung der Gegensätze, die eben den Reiz der Harmonie ausmachen. Eigentlich unabhängiges Konträres wird

KONZERT

Die erste Muse „Erato“, die für Liebeslyrik steht, heißt „Geliebte“, „Euterpe“, für Lyrik mit Flötenbegleitung, „die Angenehme, die Ergötzende“. Fortsetzung Seite 2 >>>

Harmonia Classica Stimmungsvoller Advent Musik von

Johann Sebastian BACH Alexander BLECHINGER Dagnija GREIZA Georg Friedrich HÄNDEL Walter SCHARF vorgetragene Texte von

Vielfalt

in Schönheit

Erwin Guido Kolbenheyer, Margit Margreiter, Christa Meissner und Christine Schmid Ausführende:

Violine: Yuliya Lebedenko Violoncello: Grazyna Milan Sopran: Maria Szepesi Tenor: Alexander Blechinger Orgel: Hikaru Yanagisawa

e b a g s u A Nr. 85

Samstag, 5. Dezember 2015, 15.30 Uhr Deutschordenskirche Singerstraße 7, Wien 1

Karten um 20 Euro mittels beiliegenden Erlagscheins, bei den Mitwirkenden oder an der Abendkassa

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2.: Zeigt uns die Musik harmonische Analogien mit der physikalischen Welt auf? Hier darf ich gleich meine Vorrednerin, Frau Kaiser-el-Safti, zitieren: ... Stumpf paraphrasiert noch 1939 in seiner „Erkenntnislehre“, Lotzes ontologische Sicht der Dinge: „Die Dinge der Außenwelt selbst, die wir als Eigenschaftskomplexe fassen, sind untereinander [...] auch wieder zu höheren Einheiten und Ganzheiten verbunden, und zwar in verschiedenen Graden (...) Auch hierfür haben wir Urbilder in den Sinnesempfindungen, vor allem in den „Verschmelzungsgraden“ der Tonempfindungen, angefangen von der Oktave, die dem Eindruck eines einzigen Tones am nächsten steht, über die unvollkommenen Konsonanzen bis zu den Dissonanzen. Ja man könnte sagen, es sei mehr als ein bloßes Gleichnis oder eine pythagoreische Phantasie, wenn wir einen Wesenszusammenhang zwischen Teildingen innerhalb eines größeren Ganzen auch als Harmonie bezeichnen. (...) Wir wären überhaupt nicht imstande, von Ganzheiten höheren oder geringeren Grades zu sprechen, wenn nicht solche Wahrnehmungen vorausgingen“ (1939- 40/2011: 26-27).

zwischen denen ein Energiefluß besteht. Ein nächster Schritt zur Elektrizität, wo Strom von einem zum anderen Pol fließt, zur Gravitation, wo ein Himmelskörper einen anderen an sich bindet. Bis zur Musik, die durch die Harmonie jetzt Konsonanz und Dissonanz erkennen läßt. Wie beim Sonnensystem werden „festere Körper“ näher gebunden, fester im Sinne von handgreiflich, ähnlicher. Unähnliches, Luftigeres, Gasförmiges wird loser gebunden, bzw. abgestoßen.

Sowohl die harmonischen Beziehungen als auch harmonischen Proportionen des musikalischen Raumes stehen zu jenen des physikalischen Raumes in Analogie:

Die jeweilige Harmonie der Teiltöne bildet nun den Gravitationssog, wonach sich die einzelnen Töne gemäß ihrer Wertigkeit zu verhalten haben. Dies kann von kleinräumig, Harmonie als einzelner Akkord, bis zu großräumig, Harmonie als Tonart, worin ein Werk steht, gesehen werden. Dabei wird Harmonie mit Tonaliät gleichgesetzt, einem bestimmten Tonraum, der nun durch untergeordnete Harmonien, und diese durch untergeordnete Akkorde durchmessen werden. So sind Tonalität und Akkord die beiden Eckpunkte davon, wie Harmonie uns in der Musik begegnen kann.

Nun gibt es Entsprechungen des harmonischen Prinzips der Vereinigung der Gegensätze in verschiedenen Bereichen. Im Magnetismus scheint dieses Prinzip auf: abstoßender und anziehender Pol,

Freude an Musik? Musikalische Hilfe gesucht? Haben Sie eine Melodie, die Sie zu Papier oder auf CD bringen möchten? Brauchen Sie ein Arrangement Ihres Werkes? Unterricht in Harmonie, Kontrapunkt, Instrumentation und Komposition (auch Fernunterricht möglich), aber auch Klavier und Gesang bei Alexander Blechinger. Tel: 01/804 61 68, Fax: 01/802 01 13, oder e-Post: [email protected] schauen Sie auch in die Netzseite: www.alexanderblechinger.at Herbstschnäppchen: Musik als Denkmal: Späte Reife, Österreich, deine Donauschwaben, Kolbenheyer-Lieder, In der Sprache der Verzweifelten beten, Das Lied der Linde, Agnes Miegel Ballade, Der Aufbruch – jetzt kurze Zeit nur 7 Euro bez. Anzeige 2

Es kann der Dissonanzbegriff zum Teil durch Betrachtung der Obertöne verstanden werden. Je näher die Obertöne zum Grundton sind, desto eher verschmelzen sie mit ihm, also werden von ihm angezogen. Erster Oberton: Oktave, 2. quasi Quinte, 3. Doppeloktave, dann 4. Terz, darüber kommen neben Wiederholungen dieser Intervalle immer dissonantere zum Zug. Durch die Zuordnung von Tönen zu den Polen Konsonant – Dissonant kann nun ein Spannungsfluß entstehen, der die Musik nachvollziehbar und erlebnisreich gestalten kann.

3.: Wie verhält sich Harmonie zu schöner alter und neuer Musik? Wie stehen aber nun die schöne alte und neue Musik zur Harmonie? Als direkte Verbindung zu Harmonia und dem heutigen Hörer. Schöne Musik hat Melodie, Harmonie (Metrum) und Rhythmus. Durch die Nichtaufgabe von Harmonie und das Zulassen von Dreiklängen und Dreiklangsfolgen jeglicher, auch typisch „klassischer“ Art wird die musikalische Raumschaffung in jeder Weise bestärkt und in keinster Weise eingeschränkt. Harmonie wird erkennbar als Verräumlichung und als räumliche Strukturierung der musikalischen Idee, die dadurch eine

wesentliche, ihren Inhalt verstärkende, neue Dimension erhält und eine zusätzliche Entfaltungsmöglichkeit beinhaltet. Die Verkörperlichung, die Versinnlichung, dies ist es, was Harmonie bedeuten kann. So wie die Harmonie mit der Erde, zwischen Venus und Mars stehend, verglichen werden kann, so auch mit dem Menschen, der, Gegensätze in sich vereinend, zum harmonischen Menschen werden kann, wenn diese Vereinigung gelungen ist. Ein weiterer Aspekt ist sicher auch der schöne Mensch, wo, nun ins Bildliche abgleitend, das Ebenmaß der Proportionen ihn zum Objekt der Bewunderung werden läßt. Ebenmaß in der Proportion ist das auch sichtbare Pendant zur Harmonie in der Musik, die sich natürlich auch in den musikalischen Proportionen ausdrückt. So sind sowohl die ägyptischen, als auch die marsianischen Pyramiden - bekannt geworden durch die NASA Aufnahmen und wodurch oder durch wen auch immer erschaffen - nach Expertenmeinung nach dem Kürzel für Proportion in der sichtbaren Kunst, dem „goldenen Schnitt“, geformt. Harmonie gilt so als „menschlich-göttlicher“ Aspekt im weitesten Sinne des Wortes: Das Idealbild vor Augen, als das zu erreichende Ziel, ermöglicht die Schwierigkeiten zu meistern, die dem Erreichen noch im Wege stehen. Gleichsam als Leuchtturm steht Harmonia und bewahrt die Musen, das sind die verschiedenen Aspekte der Musik, die heute in großem Maße ebenso wieder aktuell gesehen werden können. Ich konnte in meiner dreiunddreißigjährigen Tätigkeit als Künstlerischer Leiter der Harmonia Classica oft erfahren, wie vielfältig schöne neue Musik sein kann, und der Trend dazu wird weltweit immer stärker. Da die Macht und Politik Enkel der Philosophie und Kinder der Ideologie sind, kommen wir nun auch in diesen Bereich, der wieder logisch an den neurologischen anknüpft, da die Nerven auch mit betroffen sind. Fortsetzung folgt in der nächsten Nummer der Zeitung.

Wir danken unserem Förderer

Konzertnachlese des Konzerts „Operetten, Wienerlieder und andere Schmankerln“, am 8. Oktober 2015 im Haus der Heimat

Das Herbstkonzert der Harmonia Classica unter dem Motto „Operetten, Wienerlieder und andere Schmankerln“, eine gelungene Mischung von Bekanntem und Neuem, fand im Haus der Heimat statt. Von den zeitgenössischen Komponisten war der junge Wiener Lorenz Huber mit zwei kurzen ansprechenden Liedern nach Texten von Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller vertreten, die er selbst am Klavier spielte. Außerdem konnten wir sechs sehr schöne kurze Stücke für Oboe und Englischhorn von Walter Scharf, hervorragend interpretiert von Alfred Hertel Lorenz Huber, Petra Halper-König, und Hanns Fischer, hören. Von Alexander Blechinger gelangten zwei neue spritzige Wienerlieder nach Texten von Brigitte Pixner zur Aufführung, ein neues Lied nach einem Text von Eleonore Zuzak anlässlich ihres 90. Geburtstags, eine Arie aus dem Musical „Mütter“ nach einem Text von Ingrid Heinisch, ein zeitkritisches Lied „Ihr habt uns 1000 Mal belogen“ und besonders eindrucksvoll war der 2. Satz aus seinem Violinkonzert,

Alexander Blechinger, Aya Mesiti, Alfred Hertel, Hanns Fischer

meisterhaft gespielt von Yuliya Lebedenko. Der 2. Teil des Konzerts war vor allem den bekannten Komponisten wie Robert Stolz, Franz Lehar, Emmerich Kalman, Franz Böhm, Heinrich Strecker, Johann Strauß und Carl Zeller gewidmet. Die Sopranistin Petra Halper-König und der Tenor Alexander Blechinger sangen bravourös Duette und Soloarien und begeisterten sowohl darstellerisch als auch stimmlich das Publikum. Frau Halper-König brillierte vor allem bei den beiden Arien „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“ von Robert Stolz und „Heia in den Bergen“ von Emmerich Kalman, Alexander Blechinger überzeugte besonders bei „Drunt in der Lobau“ von Heinrich Strecker und bei „Wenn es Abend wird“ von Emmerich Kalman. Aya Mesiti begleitete sehr gekonnt und gefühlvoll die Sänger. Der starke Applaus am Ende des Konzerts sprach für die gelungene Auswahl der Stücke und den Erfolg dieses abwechslungsreichen Abends. Petra Halper-König, Alexander Blechinger, Aya Mesiti

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Prof. Dr. Gerald Langner Physiker Redaktion: Können Sie sich bitte unseren Lesern kurz vorstellen. Prof. Dr. Gerald Langner: Ich studierte von 1964 – 1971 Physik an den Technischen Universitäten in Braunschweig und München. In meiner Doktorarbeit am Max-Plank- Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen untersuchte ich die neuronale (zu einer Nervenzelle gehörig) Verarbeitung akustischer Kommunikationssignale bei Vögeln. Nach meiner Habilitation in Neurobiologie an der Technischen Universität Darmstadt bekam ich 1983 ein Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Zahlreiche Forschungsaufenthalte brachten mich in den folgenden Jahren nach Manaus, San Francisco, Helsinki, Canberra, Neu-Guinea, Tainan und Kyoto. Sie waren vor allem der Elektroortung von Fischen, der Tonhöhenkodierung (Tonhöhenentschlüsselung) im Hörsystem von Katze und Mensch, sowie der Entdeckung der Elektrorezeption des Schnabeltiers gewidmet. Von 1988 bis 2008 untersuchte ich als Professor an der TU Darmstadt mit meiner Arbeitsgruppe die zeitliche Verarbeitung und die räumliche Repräsentation akustischer Signale im Hörsystem. Redaktion: Wie ist Ihr persönlicher Bezug zur Musik und was hat Sie zu Ihren Untersuchungen zum Hörsystem angeregt? Prof. Dr. Gerald Langner: Schon als Jugendlicher habe ich Gitarre gespielt und eine klassische Gesangsausbildung begonnen. Diese habe ich zwar für mein Physikstudium aufgeben müssen, aber mein Interesse für Musik hat mich dann dazu motiviert, einen Studienschwerpunkt auf die Akustik zu legen und später die Analyse akustischer Signale im Gehirn zu untersuchen. Redaktion: Helfen uns Ihre Untersuchungen des Hörsystems zu verstehen, wie wir Musik wahrnehmen?  Prof. Dr. Gerald Langner: Zwar beschränkt sich die Wahrnehmung von Musik nicht auf das Hörsystem, doch lässt sich am auditorischen System (akustisches System, Hörbahn) – von der Cochlea (Innenohr, Hörschnecke) zum Cortex (hier: Großhirnrinde) - erkennen, wie unsere Nervenzellen Tonhöhen und Klänge aufnehmen, zeitlich analysieren und schließlich in sogenannten neuronalen Karten repräsentieren. Redaktion: Hat Harmonie in der Musik eine neuronale Grundlage oder ist sie 4

‚nur’ ein kulturelles Erbe? Prof. Dr. Gerald Langner: Angeblich hat schon Pythagoras angenommen, dass wir harmonische Beziehungen in der Musik favorisieren, weil unser Geist – heute würde man ‚Gehirn’ sagen- denselben Gesetzmäßigkeiten gehorcht wie unsere Umwelt. Unsere Untersuchungen konnten das im Prinzip bestätigen. Die zeitliche Tonhöhenverarbeitung folgt bestimmten mathematischen Regeln und schlägt sich daher zwangsläufig in harmonischen Beziehungen der neuronalen Reaktionen nieder. Diese Gesetzmäßigkeiten definieren sowohl den Dur- als auch den Moll-Modus. Mit Kultur hat das zunächst gar nichts zu tun. Redaktion: Kann man aus neurologischer Sicht die besondere Rolle der Musik für den Menschen verstehen? Prof. Dr. Gerald Langner: Musikalische Rhythmen und Periodizitäten (regelmäßige Wiederkehr, hier: eines akustischen Zustands), inklusive derjenigen, die Tonhöhenempfindungen auslösen, regen die neuronalen Netze unseres Hörsystems zum Mitschwingen an. Die moderne Neurophysiologie geht davon aus, dass ähnliche Schwingungen auch bei allen anderen Prozessen in unserem Gehirn auftreten – wie zum Beispiel im EEG zu beobachten. In anatomischen Untersuchungen konnten wir – nicht nur im Hörsystem, sondern auch in anderen Hirngebieten - spiralförmige Strukturen nachweisen, die verblüffend der aus der Musikpsychologie bekannten Tonhöhenspirale (Tonhöhe und Chroma veranschaulichende, in Oktavschritten steigende räumliche Spirale) ähneln. Vermutlich kontrollieren diese Spiralen nach harmonischen Regeln die neuronalen Oszillationen (Schwingungen) und steuern dadurch unter anderem unsere Aufmerksamkeit. Redaktion: Lassen sich aus Ihren Untersuchungen bisher unbekannte Eigenschaften des musikalischen Gehörs ableiten? Prof. Dr. Gerald Langner: Bei der zeitlichen Analyse periodischer Signale im Hirnstamm des Hörsystems spielen rasche neuronale Oszillationen eine wichtige Rolle. Diese führen zu Präferenzen für ganz bestimmte Tonhöhen, die sich unter anderem bei den Formantfrequenzen (die Obertöne, die bei einem Instrumentalklang oder einem Sprachelement

(Vokal) besonders laut sind und so deren Klangfarbe bestimmen) unserer Vokale und der Chinesischen Tonsprache nachweisen lassen. Auch alte Flöten etwa aus der Südsee, aus Lateinamerika, ja selbst Steinzeitflöten, sind häufig auf genau diese Tonhöhen abgestimmt. Offenbar sind diese Tonhöhen wichtig und es stellt sich die Frage, welche Rolle diese Präferenzen in der Musik spielen. Redaktion: Für welchen Leserkreis ist Ihr neues Buch über den neuralen Code von Tonhöhe und Harmonie geschrieben? Prof. Dr. Gerald Langner: Einerseits enthält mein Buch eine Reihe von neuen Befunden, die auch in Fachkreisen noch weitgehend unbekannt sind. Andererseits habe ich mich bemüht, einen breiten Leserkreis, insbesondere aus musikalischen Kreisen, anzusprechen und deshalb viele Erläuterungen aufgenommen, die das Verständnis erleichtern sollen. Redaktion: Wollen Sie unseren Lesern noch etwas mitteilen? Prof. Dr. Gerald Langner: Aus meinen Untersuchungen zum Hörsystem habe ich folgenden Schluss gezogen: Die modernen Komponisten machen einen großen Fehler, wenn sie die harmonischen Beziehungen zwischen Tonhöhen als historischen Ballast betrachten, den man abwerfen muss. Das Hörsystem ordnet sich in zwei Dimensionen: Tonhöhe und Klang. Beide sind offenbar gleichwertig in neuronalen Schichten geordnet. Harmonische Beziehungen sind das Ordnungsprinzip, das sich zwangsläufig aus der zeitlichen Analyse von Tonhöhen ergibt. Ignoriert man diese Fakten, dann geht man an den fundamentalen Bedürfnissen der Menschen vorbei. Redaktion: Herzlichen Dank für das Interview. Buchtipp: Gerald Langner: The Neural Code of Pitch and Harmony, Cambridge University, Press

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WICHTIGER AUFRUF! Da wir auch in diesem Jahr wieder keine Subvention vom Bund und der Stadt Wien bekommen haben, bitten wir Sie dringend um Ihre Unterstützung. Vor allem wegen des Kompositionswettbewerbs mit dem Preisträgerkonzert im Palais Palffy, der uns neben den anderen Konzerten, CDs und Zeitungsausgaben viel Geld gekostet hat und noch kosten wird. Bitte helfen Sie uns mit Ihrem Mitgliedsbeitrag oder Ihrer Spende! Mitgliedsbeiträge: Unterstützende Mitglieder: € 24,– (zusätzlich 10 % Ermäßigung auf Karten und CDs) Fördernde Mitglieder: € 220,– (zusätzlich Nennung in Zeitung und Abendprogramm) Mäzen/Sponsor: ab € 750,– Jahresabo/Zeitung für harmonische Musik: € 8,– Wir bitten Sie, uns nach Möglichkeit Adressen von interessierten Personen zuzusenden. Wenn Sie die Zeitung nicht mehr erhalten wollen, geben Sie uns das bitte bekannt, um uns Porto sparen zu helfen. Haben Sie einen Beitrag, der in unsere Zeitung passen würde? Falls ja, schicken Sie ihn uns bitte zu. Wir freuen uns über Ihre Mithilfe! Kontaktadresse: Mag. Eva-Maria Blechinger, Hirschfeldweg 5, 1130 Wien, Tel: 01/804 61 68, Fax: 01/802 01 13, e-mail: [email protected] Homepageadresse: www.harmoniaclassica.at Bankverbindung: IBAN: AT43 6000 0000 0178 4662, BIC:OPSKATWW

„Schöne neue Musik“ – sowohl abwechslungsreich als auch melodisch, harmonisch, kontrapunktisch und rhythmisch.

Veranstaltungskalender 6. 11.: Wien 1, Hanuschg. 3/4.Stg./4. Stock, Öst. Ges. f. Musik, 19 h, Pelinka 13. 11.: Wien 21, Bezirksmuseum, Prager Str. 33, 19 h, Pattenhausen, Pelinka 21. 11.: Klosterneuburg, Evang. Kirche, Franz Rumpler Str. 14, 19 h, Pelinka 23. 12.: Mönchhof (Bgld.), Abteikirche Marienkron, 19.15 h, Pattenhausen, Pelinka

Aktuelles und Kritisches

* aus „Der neue Merker“ 08 + 09/2015: Fidelio - Großes Festspielhaus Salzburg - Nun war er da, in voller Wucht. Der zeitgemäße Zugang! Ein solcher kann ja manchmal ganz interessant sein, wenn er gut gemacht ist, aber das passiert in den seltensten Fällen. Zumeist, wie auch in diesem „Fidelio“, kommt eineVerballhornung, ja eine präpotente, mutwillige Zerstörung eines großen Werkes heraus.Claus Guths Welt ist ein Irrenhaus, in dem wir alle gefangen sind. Lange nach dem magischen Datum 1984 öffnet sich ein steriler, weißer Raum mit einem bedrohlichen fahrbaren schwarzen Block und einem darunterliegenden schwarzen Abgrund ... Auf der Bühne herrscht Öde und Leblosigkeit. der berfrackte Rocco ist schon durch einen Stock als schwer beweglich gekennzeichnet.,Marzelline und Jacquino veschwinden, wenn sie nichts zu singen haben, und Leonore wird durch ihren aggressiv mit Händen fuchtelnden Schatten zu einem Schatten ihrer selbst. Die ärgste Attacke auf das Werk erfolgt aber gar nicht szenisch, sondern durch Ersetzen der Sprechtexte durch elektronisches Gesäusel, was geradezu lähmend wirkt, weil die Abstände zwischen den Musiknummern dadurch noch länger erscheinen ... * aus „Musikergilde“ 20. 8. 2015: Partnerschaft für Kultur - von Peter Paul Skrepek - ... Kunst und Kultur, diese dekadenten Anmaßungen, „in die Steinzeit zurückzubomben“, die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft, TTIP, hat das Potenzial dazu. Das Know how ist vorhanden. Verhandelt wird hinter verschlossenen Türen. Vom Pöbel ungestört. Die Dokumente sind geheim. Alle müssen wirklich nicht alles wissen! Wissen belastet unnötig. Verwirrung, Angst und Panik wären die Folge ... Mein Appell ist einfach und beruht auf folgender Beobachtung: Wenigstens ein Musiker, den ich kenne, sagt »Ich höre kein Radio. Das brauche ich nicht. Die ganze Musik ist ja ohnehin in meinem Kopf.« Und ist sie nicht in meinem Kopf, dann ist sie irgendwo, antwortet André Heller. Er weiß es, er hat es schon immer gewußt. Er muß es wissen. In diesem Sinn. Bieten wir den Partnern in den USA – besser gesagt: ihren Eigentümern – ein Förderprogramm an: Partnerschaft für Kultur. Wir wissen, wie es geht – und sie, wie der Hase läuft. Schicken wir ehemalige Opern- und Burgtheaterdirektoren nach Übersee, dann ist ein Anfang gemacht. Später können alle unsere Kultur- und Finanzminister nachkommen, und als Praktikanten auch gern die Ö3-Chefs der letzten zwanzig Jahre. Zeigen wir der ganzen Welt, wo der Bartl den Most holt. Auf geht‘s!

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HELLMUTH PATTENHAUSEN Komponist und Schriftsteller



Lied vor dem Wiederfinden

Ich geh mit lauter kleinen Alabastern Singend um den Mond der Räume. Vor meiner Hoffnung weichen Himmelspflanzen Bückt sich Schwarz: Die nachtverbrämten Bäume. Wie war die Trauer schwer verklungen Und alle Sehnsucht wild und laut! Nun spielt die Anmut florumsungen Mit der Nacht die langsam niederblaut. Der Vollmond schmiegt die spiegelnden Gesichte in das Laub: Die dunkle Flut. O öffne deine müden Augenlichte! Ich fülle deine fernen Schlüchte Leise mit Perlmutterblut. CDs und LPs von Hellmuth Pattenhausen: KKM 3092: Die Laute (Klavier) nach Tagore, Aricord CDA 19301: Goethetrio nach Gedichten von Goethe (Violine, Horn und Klavier) und 3 Träume von Trakl, HC 1: Konzert für 2 Soloviolinen und Orch. HC 2: Konzert für Bläser und Streicher, HC 5: Tango Argentino für Klavier, HC 8: Variationen über 2 Themen in C-Dur und F-Moll für Streichorchester, Choral und Fuge, HC 11: Variationen für Streichquartett, HC16: Präludium und Fuge aus dem Konzert in F-Dur für Streicher, HC 18: Konzert f.2 Vl+ Orch., HC 21: Suite in A-Moll f. Klavier, HC 22: Konzert in F-Dur für Streichorchester, HC 25: Notturno, Legende, HC 27: Sonetto, HC 28: Shakespeare Gesänge, HC 29: Ave Maria, Maria zu lieben, Marienlied, HC 31: Sonate für Violine und Klavier in A-Dur: 2. und 3. Satz, HC 32: 3 Lieder nach Rabindranath Tagore, HC 33: Gesänge zu Worten Tagores. HC 36: Choral und Fuge über 2 Themen in C-Dur und F-Moll Kontaktperson: Mag. Dr. Werner Pelinka, Tel: 01/914 86 74 Bezahlte Anzeige

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