Das Münchner Bildungsprogramm 2005
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Moral und Kapital – versagen die Manager? Dr. Alexander Klier Vortrag an der Kritischen Akademie Inzell am 24.11.2007
Der Begriff Moral
Moral (v. lat.: moralis die Sitten betreffend; lat.:mos Sitte, Plural mores) = Normen, Werte und Grundsätze menschlichen Zusammenlebens Moral als personale Kategorie (Moral und Verantwortlichkeit des Handelns) Moral keine ökonomische Kategorie / geht nicht im Eigennutz auf
Moral und Ethos
Ethos (griech. ἔθος Gewohnheit, Sitte, Brauch; ἤθος Charakter, Sinnesart) = gelebtes Wert und Normengefüge einer Person oder Gruppe Moralphilosophie = Ethik als Moralkritik Unternehmens- / Wirtschaftsethik = Wertvorstellungen, denen Unternehmen genügen sollen
"Bindestrich Ethik"
Legalität und Moralität (Legitimität)
Der Begriff Kapital
Kapital (lat. caput der Kopf, bspw. Köpfe einer Viehherde zählen) = Einer der drei Produktionsfaktoren (Volkswirtschaft)
Humankapital, Geldkapital, Sachkapital
Marx: G - W ... P ... W' - G' (sich selbst verwertender Wert) Marktwirtschaft Kapitalismus Kapital zunächst sachliche Kategorie keine Moralzuschreibung möglich
Über das Versagen
Versagen = Nichterfüllung von Anforderungen (Technik)
menschliches Versagen = Fehler beim Handeln
Moralisches Versagen = Nichterfüllung der moralischen Anforderungen Zwei Komponenten:
Moralische Anforderungen Erreichbarkeit durch menschliches Handeln
Der Begriff Manager
Manager (engl. manage von it. maneggiare „an der Hand führen“, dies von lat. manus „Hand“) = angestellte Führungskraft in einer Institution Manager Unternehmer
Personalmanager, Projektmanager, mittleres Management etc.
Manager vs. Eigentümer oder Kapitalist (Inhabergeführt, GbR oder Kapitalgesellschaft)
Moral und Kapital
So gestellt ein "Scheinproblem", da nicht direkt aufeinander beziehbare Kategorien
Versagen die Manager?
Managergehalt von 13,2 Mio. € jährlich bei Josef Ackermann Der goldene Handschlag von Herrn Grasso (140 Mio. US-$ - New Yorker Börse) Schmiergeldskandal bei Siemens (= 1,2 – 1,4 Mrd. € ökonomischer Schaden) Die Unternehmenspleite von Enron Offenlegungspflicht in den USA – steigende Managergehälter (Benz & Stutzer 2001)
Max Weber – Die protestantische Ethik
„[...] wenn wir trotzdem für diejenige Gesinnung, welche berufsmäßig systematisch und rational legitimen Gewinn [...] erstrebt, hier provisorisch den Ausdruck ‚Geist des (modernen) Kapitalismus‘ gebrauchen, so geschieht dies aus dem historischen Grunde, weil jene Gesinnung in der modernen kapitalistischen Unternehmung ihre adäquateste Form, die kapitalistische Unternehmung andererseits in ihr die adäquateste geistige Triebkraft gefunden hat“. „Ihre volle ökonomische Wirkung entfalteten [...] jene mächtigen religiösen Bewegungen, deren Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung ja in erster Linie in ihren asketischen Erziehungswirkungen lag, regelmässig erst, nachdem [...] der Krampf des Suchens nach dem Gottesreich sich allmählich in nüchterne Berufstugend aufzulösen begann, die religiöse Wurzel langsam abstarb und utilitaristischer Diesseitigkeit Platz machte [...]“.
Karl Marx – Das Kapital (Band 1)
"Die Personen existieren hier nur füreinander als Repräsentanten von Ware und daher als Warenbesitzer. Wir werden überhaupt im Fortgang der Entwicklung finden, daß die ökonomischen Charaktermasken der Personen nur die Personifikationen der ökonomischen Verhältnisse sind, als deren Träger sie sich gegenübertreten." "Als bewußter Träger dieser Bewegung wird der Geldbesitzer Kapitalist. Seine Person, oder vielmehr seine Tasche, ist der Ausgangspunkt und der Rückkehrpunkt des Geldes. Der objektive Inhalt jener Zirkulation - die Verwertung des Werts - ist sein subjektiver Zweck, und nur soweit wachsende Aneignung des abstrakten Reichtums das allein treibende Motiv seiner Operationen, funktioniert er als Kapitalist oder personifiziertes, mit Willen und Bewußtsein begabtes Kapital."
Menschen und Institutionen
Moral und Kapital – versagen die Manager?
So gestellt ein "Scheinproblem"
Zweiter Versuch: Die zwei Seiten einer Medaille
Die Moralität ökonomischer Institutionen
"The Business of Business is Business"
Probleme: Externe Effekte und Marktversagen
Ethische Richtigkeitsvermutung von Markt, Wettbewerb und des Gewinnprinzips Unternehmen als kulturelle Institutionen der gesellschaftlichen Versorgung mit Gütern
Ökologische Frage (öffentliche Güter) "Soziale Blindheit" des Marktes
Die Notwendigkeit der Rahmenbedingungen
Helfen Tugenden weiter?
Eigenes moralisches Bewusstsein und ethisches Handeln Verhältnis persönliches Verhalten und betriebliche Strukturen Verhaltenskodizes und Transparenz (Öffentlichkeit) Die Rolle des "unparteiischen Dritten" Definition des Zieles
Überhöhung des Gewinnstrebens vs. Lebensdienlichkeit der Wirtschaft Unternehmen als politische Institutionen
Aber auch: Die Rolle der Konsumenten
Alles eine Frage der Ehre?
Moral und Kapital – versagen die Manager?
Zweiter Versuch: Die zwei Seiten einer Medaille
So gestellt ein "Scheinproblem"
Menschen und Institutionen
Tugenden und die Möglichkeiten ihres Vollzugs
Vom Qualitätsmanagement ....
...zur politischen Unternehmung
Stakeholder Value vs. Shareholder Value Stakeholder Value = Unternehmen als quasi öffentliche Institutionen, die u.a. auch soziale und politische Verantwortung tragen Relativierung der Rolle der Anteilseigner Ziel: Nachhaltiges, sinnvolles Überleben des Unternehmens
Unternehmen als quasi-öffentliche Institutionen
Moral und Kapital – versagen die Manager?
Zweiter Versuch: Die zwei Seiten einer Medaille
So gestellt ein "Scheinproblem"
Menschen und Institutionen
Tugenden und die Möglichkeiten ihres Vollzugs Der Stakeholder Ansatz als politisches Modell
Literatur
Benz, M. & Stutzer, A. (2001): Was erklärt die steigenden Managerlöhne? Working Paper Nr. 81 des Instituts für Empirische Wirtschaftsforschung der Universität Zürich Ulrich, P. (32001): Integrative Wirtschaftsethik Ulrich, P. & Streiff, St. (2003): Der unternehmensethisch kompetente Aufsichts- und Verwaltungsrat IGM & FES (2001): Weltweit gegen Sozialdumping – Für Verhaltenskodizes
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