Dunkle Biene Nordstrandischmoor

February 19, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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JOURNAL

Sonnabend, 12. Juli 2014

Lokführer Thore Siefert brachte den Nordbienentransport sicher über den 3,3 Kilometer langen Bahndamm auf die Hallig Nordstrandischmoor. Fotos Tietgen

Ein besonderes Völkchen usanne und Thor Siefert beherbergen auf ihrem Hof auf der Neuwarft derzeit ein ganz besonderes Völkchen: Am Hang ihrer Warft auf der Hallig Nordstrandischmoor summen für mehrere Wochen Tausende Drohnen um rund 70 Bienenköniginnen von apis mellifera mellifera – besser bekannt als die Nordbiene. Mit der Aktion wollen Imker für jede Menge Nachwuchs einer Honigbienenart sorgen, die ursprünglich im Norden heimisch war und fast ausgerottet wurde. Sebastian Runge hat mit dem Osthang der Neuwarft den optimalen Platz für die sogenannte Reinbegattung festgelegt. „Damit stehen die Bienenstöcke schön im Windschatten des Hauses“, erzählte der 31-jährige Norderstedter. Mit den Imkerfreunden Otto Vollertsen aus Hamburg und der Rendsburgerin Dörte Nibbe brachte Runge ein knappes Dutzend Drohnenvölker und zahlreiche bunt bemalte Kistchen mit Königinnen zur kleinen Hallig in Nordfriesland. Dafür holte sich das Trio Unterstützung von den Halligbewohnern: Die Sieferts kamen mit ihrer eigenen Lorenbahn zur Verladestation Lüttmoorsiel auf dem Festland. Mehrere Dutzend Kisten wurden auf die selbstgebauten Waggons verladen und mit Gurten gesichert, die Imker nahmen Platz im benachbarten Passagierabteil auf den Freiluft-Holzbänken. Gezogen von einer Feldbahnlok ais einem ehemaligen Torfwerk, die Thore Siefert in Niedersachsen

S

Vor 100 Jahren war die Dunkle Biene Nord weit verbreitet in Europa. Dann verdrängte eine andere Art die Nordbiene. Auf der Hallig Nordstrandischmoor wird sie nun wieder gezüchtet. Von Sven Tietgen kaufte und überholte, zuckelten die Waggons in flotterem Fußgängertempo über den Bahndamm durchs Wattenmeer – bis zur Endstation Neuwarft auf Nordstrandischmoor. Dort wurden die aus Hannover abgeholten Drohnenvölker in Reihe aufgebaut. Drumherum platzierten die Imker die Königinnen, die aus Norwegen stammen – und damit von einem der wenigen Orte in Europa, in denen

Mit der roten Feldbahnlok werden die Magazinbeuten mit den Drohnenvölkern und den Nordbienenköniginnen bis dicht an die Neuwarft auf Nordstrandischmoor gefahren.

es noch Restbestände der Nordbiene gibt. Maximal 2000 Völker produzieren derzeit noch Honig bei Imkern in Norwegen, Schweden und Finnland, auf einem Zipfel im Westen Irlands und einer Insel vor der Bretagne. Früher muss es nach Erkenntnissen der Zuchtgemeinschaft Dunkle Biene Nord, in der sich Sebastian Runge und weitere Fans der Nordbiene organisieren, nördlich der Alpen bis in den Ural viele Millionen Völker gegeben haben. Der Rückgang der Nordbiene begann nach dem Ersten Weltkrieg, als Zuchtverbände die Carnica propagierten. Diese aus dem Mittelmeerraum stammende Biene breitete sich rasant in Deutschland und den Nachbarländern aus und verdrängte die Dunkle Biene bis auf wenige Populationen. In den vergangenen Jahren stieg das Interesse an der großen, breit gebauten Biene mit dem schwarzen Chitinpanzer wieder an. Züchter berichteten in Internetforen von langlebigen und flugstarken Bienen, die auch kühler und feuchter Witterung trotzen und keineswegs stechlustig sind. Zudem hätten neuere Untersuchungen ergeben, dass viele einheimische, seltene Pflanzen von der Dunklen Biene bestäubt werden. Im Zusammenspiel mit Ameisen, Hornissen, Hummeln und Solitärbienen erfüllen sie eine unersetzliche Rolle in den hiesigen Ökosystemen. „Die Nordbiene ist eine alte Haustierrasse, die ursprünglich in unserer Region heimisch war. Mit der Aktion auf der Hallig wollen wir eine eigene Königinnenzucht etablieren, damit die Imker nicht teuer aus Norwegen oder

Sebastian Runge zeigt Waben einer Testreihe vor der Reinbegattung. Die Tests ergaben, dass auf der Hallig keine Drohnen anderer Bienenrassen leben.

anderen Ländern importieren müssen“, erläuterte Sebastian Runge. Als Körmeister hat der junge Bienenfreund den Landesverband Schleswig-Holstein/Hamburg überzeugt, der Einrichtung einer sogenannten Belegstelle auf Nordstrandischmoor zuzustimmen. Damit kann auf dem 160 Hektar großen Eiland offiziell die Nordbiene gezüchtet werden. Etwa drei Wochen lang haben die Drohnen Zeit, die Königinnen zu begatten, dann werden sie wieder abgeholt. Während der Paarungszeit werden die Bienenoberhäupter mit einer speziellen Zuckerlösung gefüttert. Mit dem Sperma können die Königinnen bis zu fünf Jahre lang Eier produzieren – und so für jede Menge Nachwuchs bei Imkern sorgen. Familie Siefert hat der Einrichtung der Belegstelle auf ihrer Warft gern zugestimmt. „Unser Hof war früher schon Standort für Bienenzüchter, es ist ja auch interessant für unsere Gäste“, erzählte Thore Siefert, der mit seiner Ehefrau Susanne drei Ferienwohnungen vermietet. Weitere Informationen zur Dunklen Biene und zur Zuchtgemeinschaft gibt Sebastian Runge unter [email protected] und www.nordbiene.de Über Bienen, aber auch Wespen, Hornissen, Hummeln und Libellen gibt es allerlei Vorurteile. Das Journal klärt die Irrtümer auf. Seite 4

Geschützt durch die Schleier, öffnen die Nordbienenimker die Kistchen mit den Königinnen und die Drohnenbeuten – und geben damit den Startschuss für die Reinbegattung.

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