Ego-State-Therapie bei (histrionischen) Persönlichkeitsstörungen
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Workshop Ego-State-Therapie und Resilienz Dr. med. Dipl.-Psych. R. D. Trautmann Praxis für Psychotherapeutische Medizin Landsberg
Verhaltenstherapie bei (histrionischen) PersönlichkeitsStörungen mit Hilfe von Ideen, die ich aus der EgoState-Therapie geklaut habe
3
Grundsätze bei der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen 1.
Frühe Verdachtsdiagnose
2.
Therapeutische Beziehung darauf ausrichten
3.
Gemeinsames Problemverständnis entwickeln
4.
Behandlungsbedingungen klären (Verträge)
5.
Beiderseitige Entscheidung zur Behandlung
6.
Störungsspezifische Behandlung
In Längsschnittstudien gesicherte Risikofaktoren Autoren
Jahr
n
KG
Ergebnisse
Baydar u. Brooks-Gunn
1991
1181
ja
mütterliche Berufstätigkeit (> 10 j/Woche) im ersten Lebensjahr
Furstenberg u. Teitler
1994
950
ja
Ehescheidung, elterliche Erziehungsprobleme, häufige elterliche Konflikte, ökonomische Probleme
Lösel et al.
1989
776
ja
unvollständige Familien, Armut, Erziehungsdefizite, Alkoholmissbrauch, Gewalttätigkeit
Werner u. Smith
1992
698
ja
• längere Trennung von der primären Bezugsperson im ersten Lebensjahr • Geburt eines jüngeren Geschwisters in den beiden ersten Lebensjahren • ernste oder häufige Erkrankungen in der Kindheit • körperliche und psychische Erkrankungen der Eltern • Geschwister mit einer Behinderung, Lern- oder Verhaltensstörung • chronische familiäre Disharmonie • väterliche Abwesenheit • elterlicher Verlust der Arbeit • Umzüge, Schulwechsel, Trennung der Eltern • Wiederverheiratung (Stiefvater oder Stiefmutter) • Verlust eines älteren Geschwisters oder engen Freundes • außerfamiläre Unterbringung • für Mädchen: Schwangerschaft in der Jugendzeit
In Längsschnittstudien gesicherte Risikofaktoren Autoren
Jahr
n
KG Ergebnisse
Elder
1974 381
ja
• väterliches tyrannisches Verhalten • moderierend: kindliches Temperament, Mutter-KindBeziehung, physische Attraktivität bei Mädchen • Jungen in früher Kindheit vulnerabler, Mädchen in Adoleszenz
MeyerProbst u. Teichmann
1984 279
ja
• prä- und perinatale biologische Belastungen, niedriger sozioökonomischer Status • Jungen vulnerabler als Mädchen
In Querschnittstudien gesicherte Risikofaktoren Autoren
Jahr
n
KG
Ergebnisse
Dührssen
1984
906
ja
• • • • • • •
Geburtsstatus Alter und Gesundheit der Eltern Stellung in der Geschwisterreihe Verlust wichtiger Bezugspersonen sozioökonomische Faktoren soziale Unterschiede zwischen Eltern Verlust der Eltern in der Kindheit
Lösel et al.
1989
776
ja
• • • • •
unvollständige Familien Armut Erziehungsdefizite Alkoholmissbrauch Gewalttätigkeit
Schepank
1990
600
ja
• • • •
niedriger sozioökonomischer Status psychopathologisch Züge der Eltern deutliche Störungen der elterlichen Beziehung erhebliche Belastungen durch Geschwister
Walper u. Silbereisen
1987
101
ja
• ökonomische Einbußen
Lieberz
1988
80
ja
• • • •
schlechtere Schulbildung der Eltern junge Mütter bei der Geburt des ersten Kindes körperliche und psychische Erkrankungen der Eltern Altersabstand < 18 Monate zum nächsten Geschwister
In Längs- bzw. Querschnittsstudien gesicherte protektive Faktoren Autoren
Jahr
n
KG Ergebnisse
Lösel et al.
1989 776
ja
• • • • • • •
Werner u. Smith
1992 698
ja
• • • • •
Farber u. Egeland
1987 267
ja
„sicheres“ Bindungsverhalten nach 12 bzw. 18 Lebensmonaten reduziert Auswirkung von im Vorschulalter einwirkenden Belastungsfaktoren
Intelligenz, Leistungsmotivation flexibles und annäherungsorientiertes Temperament geringes Gefühl der Hilflosigkeit positives Selbstwertgefühl aktiv-problemlösender Coping-Stil soziale Unterstützung wenig konflikthaftes, offenes und auf Selbstständigkeit orientiertes Erziehungsklima
Aktivitätsgrad und gutes Sozialverhalten mindestens durchschnittliche Intelligenz gute kommunikative Fähigkeiten (Sprache, Lesen) internale Kontrollüberzeugung liebevolle Beziehungen (zu Elternteil, Geschwister, Partner, Freund) • Unterstützung von außen (Schule, Arbeit, Kirche)
In Längs- bzw. Querschnittsstudien gesicherte protektive Faktoren Autoren
Jahr
n
KG Ergebnisse
Seifer et al.
1992 152
ja
• positive Selbsteinschätzung • soziale Unterstützung • niedrige Werte bezüglich externaler oder unklarer Kontrollüberzeugung • gute elterliche Erziehungsstile und niedrige Werte elterlicher Kritik und mütterlicher Depressivität • wenige kritische Lebensereignisse
Cederblad et al.
1994 148
ja
• • • • •
kindliches positives Selbstkonzept erfolgreiche Bewältigungsstrategien internale Kontrollüberzeugungen intellektuelle Kapazität vertrauensvolle Beziehung mit einem Elternteil
Wyman et al.
1992 136
ja
• • • •
positive Beziehungen zu primären Bezugspersonen stabile familiäre Umwelt, fürsorgende Mutter konsequenter und induktiver Erziehungsstil positive Erwartungen hinsichtlich Zukunft
In Längs- bzw. Querschnittsstudien gesicherte protektive Faktoren Autoren
Jahr
n
KG Ergebnisse
Gribble et al.
1993 131
ja
• positive elterliche Einstellung (Wärme, Akzeptanz, Achtung) • elterliche Teilnahme an wichtigen Teilen des Lebens ihres Kindes und gemeinsame Aktivitäten • autoritativer Erziehungsstil
Rutter u. Quinton
1984 130
ja
• positive Schulerfahrungen • Charakter des späteren Partners und Heirat (Schutzfaktoren bei Heimerziehung)
Lieberz
1988 80
ja
• gute Beziehung zu einer primären Bezugsperson • gute Schulbildung und berufliche Stellung
Tress
1986 40
ja
• keine Geschwister im Altersabstand < 2 Jahre • stabile gute Bezugsperson
Kauffmann et al.
1979 12
ja
• emotional warme Beziehung zur Mutter • große Kompetenz, Kreativität und Talent • enge Bezugsperson außerhalb der Familie
Kindheit
Sicherheit
von außen
Erwachsener
Vertrauen
von innen
„Mut“
Angst Panik Hilflosigkeit
11
Biosozial-evolutionäres Modell von Millon 1. Dimension: Ziele der Existenz „Life Enhancement“ vs. „Life Preservation“
2. Dimension: Formen der Anpassung Ökologische Akkomodation vs. Ökologische Modifikation
3. Dimension: Strategien der Vermehrung Reproductive Individuation and Reproductive Nurturance
4. Dimension: Abstraktion
12
1. Dimension: Existenz Schmerzvermeidung
Persönlichkeitsstörung
(Ich muss ..., sonst ist meine Existenz bedroht)
Wohlbefinden
Persönlichkeitsstil (Ich möchte)
negative Verstärkung (ständige Angstvermeidung)
positive Verstärkung 13
Ergebnis von Therapieforschung • All have won and all must have prizes • (Lewis Carroll: Alice in Wonderland)
Die histrionische Störung
(Bayerisch: Hati-dati-wari-Störung)
Situation 1
D Situation 2
Definition Ego-State Watkins und Watkins (2003) definieren einen EgoState oder Ich-Zustand als „organisiertes Verhaltensund Erfahrungssystem, dessen Elemente durch ein gemeinsames Prinzip zusammengehalten werden und das von anderen Ich-Zuständen durch eine mehr oder weniger durchlässige Grenze getrennt ist.
Definition Ego-State „…, dass ein Ego-State aus einem Niederschlag von prototypischen Szenen der Vergangenheit besteht; diese Szenen sind die aus dem biografisch-episodischen Gedächtnis in einer Auslösesituation im Hier und Jetzt leicht abrufbar, und zwar mit den dazugehörigen affektiven bewussten und unbewussten Reinszenierungen. Die Ich-Zustände stellen also ein Konzentrat aus übereinandergeschichteten Interaktionsmustern dar, die durch ein gemeinsames Thema und einen gemeinsamen Affekt zusammengehalten werden.“ (Peichl, 2007, S.9)
Ego-State-Therapie „Die Grundidee ist, dass das Ich oder das Selbst eines Menschen nicht nur aus einem konsistenten, identitätsstiftenden Zustand sich aufbaut, sondern aus verschiedenen Teilen, Rollen, Ich-Zuständen (Ego-States), Selbstanteilen zusammengesetzt ist… Die Ego-State-Theorie lässt sich nach Watkins und Watkins als ein Energie- oder Teilemodell der Persönlichkeit beschreiben, eine Selbstfamilie, die aus umgrenzten und beschreibbaren Subselbsten besteht.“ (Peichl, 2007, S.7)
Verschiedene Theorien zum multidimensionalen Selbst (1) Psychotherapieschule
Autor
Name für innere Teile oder Selbstanteile
Psychoanalyse
Sigmund Freud
Es – Ich – Über-Ich
Jungianische Psychotherapie
Carl Gustav Jung
Archetypen, Komplexe
Objektbeziehungstheorie
Melanie Klein, Otto F. Kernberg
Innere Objekte, abgespaltene Teile
Ego-State-Therapie
John und Helen Watkins, Paul Federn
Ich-Zustände bilden eine Selbstfamilie
Psychosynthesis
Roberto Assagioli, Piero Ferrucci
Subpersonalities, Teilearbeit
Transaktionsanalyse
Eric Berne
Eltern-Ich – Erwachsenen-Ich – Kind-Ich
International Family System Therapy
Richard Schwarz
Innere Familie
Voice Dialogue
Hal und Sidra Stone
Primäre Selbstanteile, abgelehnte Selbstanteile
Verschiedene Theorien zum multidimensionalen Selbst (2) Psychotherapieschule Autor
Name für innere Teile oder Selbstanteile
Gestalttherapie
Fritz Perls
z.B. Underdog, Topdog
Innere Kindarbeit
Whitney Hugh Missildine, John Bradshaw
Säuglings-, Kind-, Schulkind-, Erwachsenen-Selbst usw.
Wachstumsorientierte Familientherapie
Virginia Satir
Teile, Gesichter, Theater des Inneren
Kommunikationstheorie
Friedemann Schulz von Thun
Innere Mannschaft, inneres Team
Systemische Therapie
Gunther Schmid
Konferenz der inneren Familie, inneres Parlament
NeoDissoziationstheorie
Ernest R. Hilgard
Hidden observer, executive egos state
Neuere Psychotherapien • Schematherapie (Young) • Metakognitive Therapie (Wells) • Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (McCullough) • Mindfulness-based Cognitive Therapy (Segal, Teasdale, Williams) • Acceptance und Commitment Therapy
Situation 1
D Situation 2
Metakognitive Therapie • Das metakognitive Modell nimmt Abstand von der Frage nach den konkreten Inhalten der Kognitionen und fokussiert stattdessen den Umgang mit den Kognitionen. Es geht nach diesem Modell somit nicht um die Frage, was jemand denkt, sondern wie jemand mit seinen Gedanken umgeht.
CBASP • einen durchgängig „ich-zentrierten“ Denkstil, der durch die Verhaltensweisen vonPartnern nicht beeinflusst werden kann • monologisierende verbale Kommunikation • Schwierigkeit zu authentischer Empathie • globales und prälogisches Denken • Intoleranz für Stress und mangelnde emotionale Kontrolle
Mindfulness-based CT • Die Achtsamkeitsfertigkeiten sind darauf ausgerichtet, einen dezentrierten Umgang in Bezug auf dysfunktionale Denkmuster einzunehmen und so früh das Einsetzen dieser Muster zu beeinflussen • Meditations- und Achtsamkeitstechniken
Beschreibungsebenen für einen Ego-State Typische Situationen, die den ego-state aktivieren Gedanken Gefühle Körperliche Empfindungen Ausdruck (Mimik, Gestik, Körperhaltung) Verhaltenstendenz oder -impuls Interaktionstendenz (wie würden andere Personen auf diesen Persönlichkeitsanteil reagieren?)
Die passiv-aggressive (negativistische) Störung (Ja, aber …-Störung)
Was ich brauch, das krieg ich nicht,
was ich krieg, das brauch ich nicht.
Problem: Der schwierige Patient
Depression/ Resignation
Aggression
Problemlösen
Hilflosigkeit
Irgendwas tun
Transtheoretisches Modell (Prochaska und DiClemente, 1982) Vor-intentionales Stadium (Precontemplation): wird nicht in Erwägung gezogen.
Verhaltensänderung
Stadium der Absichtsbildung (Contemplation): Verhaltensänderung wird ernsthaft erwogen.
Vorbereitungsstadium (Preparation): Absicht zur Verhaltensänderung besteht und Voraussetzungen dafür werden hergestellt. Handlungsstadium (Action): Aktive Versuche der Verhaltensänderung Aufrecherhaltungsstadium (Maintenance): Aktive Beibehaltung einer positiven Verhaltensänderung
„Stage matched interventions“
Behandlungsprinzipien des Motivational Interviewing • • • •
Express Empathy Develop Discrepancy Roll with Resistance Support Self-Efficacy
Krisenintervention
Psychotherapie
Stabilisierung
Destabilisierung
Gegenwart
Vergangenheit
Sicherheit
Vertrauen
Struktur
Weniger Struktur
Direktiv
Weniger direktiv
Verantwortung Therapeut
Verantwortung Patient
Mitspielen
Nicht mitspielen
Gezwungen
freiwillig
Was ist Resilienz? • Die Fähigkeit, Konflikte stehen lassen zu können zwischen unterschiedlichen Emotionen und Bedürfnissen
Das ego-state-Modell Situationsanforderungen
egostates
Ich will
Ich muss
Ich muss
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