Femmes - made Marketing

February 18, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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JugendSinfonieorchester Aargau

Femmes Fatales? Jo a n Towe r (*19 3 8) Fanfare for the Uncommon Woman (1986) Graż yna Bacewicz (1909–1969) Uwertura (1943) Hector Berlioz (1813 –1869) Les nuits d’été H 81 op. 7 (1856) Solistin: Christina Daletska, Mezzosopran Villanelle – Le spectre de la rose – Sur les lagunes – Absence – Au cimetière – L’île inconnue Pause Jo a n Towe r (*19 3 8) Second Fanfare for the Uncommon Woman (1989) Georges Bizet (1838 –1875) (arr. Ernest Guiraud) Carmen Suite Nr. 1 (1882) Prélude – Aragonaise – Intermezzo – Séguedille – Les Dragons d'Alcala – Les Toréadors Carmen Suite Nr. 2 (1887) Marche des Contrebandiers – Habanera – Nocturne – Chanson du Toréador – La Garde Montante – Danse Bohème

Fanfare als musikalische Form und dem Kolossalklang von Blech und Perkussion hat Tower in ihren Fanfaren mit unverschämter Direktheit

Orchester Violine 1 Nora Peterhans (KZM), Gioia Steiner, Qurin Epe, Selina Gretener, Anna Holm, Laura Klingman, Diana Tobler, Larissa Siafakas Violine 2 Jonas Bürgin (Stf.), Nadine Ackermann, Omar Barone, Michael Bettati, Alexandra Bissig, David Müller, Michelle Rahm Viola Flor Stammer (Stf.), Patrick Ackermann, Suleyman Pysthyev, Malte Scheck Cello Ramin Abbassi (Stf.), Rebekka Benz, Xenia Burkhard, Ralf Birrer, Sophia Kohler, Deborah Di Marco, Valentin Roniger, Janine Schneider, Michael Müller

Oboe Mirjam Frei, Sibylle Emmenegger Klarinette Daniela Braun, Francesca Grasso, Kevin Sommer (bcl) Fagott Leonardo Bizzotto, Linus Meier Horn Sandra Güttinger, Noé Lehmann, Raphael Fischer, Maurus Schaffner Tromp e te Andrea Braun, Lucien Erdin, Magdalena Wey Posaune Silvio Benz, Martin Chorell, Miguel Esteve Doménech Tu b a Chin-Tso Lee

Kontrabass Marton Prinyi (Stf.), Lina Humbel, René Näf

Harfe Julia Püntener

Flöte Evamaria Felder, Malena Lötscher, Christina Leistner

Schlagzeug Gabriele Bartezzati, Sebastian Vogel, Isabelle Süess

instrumentalen Ausschlägen und verstecktem Atemholen, abgerundet in einem sehnigen Schlussfurioso.

Christina Daletska, Mezzosopran Christina Daletska, geboren in Lemberg (Ukraine), spielte vorerst Geige und begann 2006 ihr Gesangsstudium mit Ruth Rohner in Zürich. Sie gewann bereits ein Jahr später Preise in drei internationalen Gesangswettbewerben. Sie ist eine der faszinierendsten und vielseitigsten jungen Sängerinnen ihrer Generation. Die Künstlerin gab mit 23 Jahren ihr Bühnendebüt als Rosina in «Il barbiere di Siviglia» am Teatro Real Madrid. Jüngste Erfolge und künftige Projekte umfassen unter anderem ein Solorezital beim Beethovenfest Bonn, die Uraufführung von Philippe Manourys neuer Oper «Kein Licht», Nonos «Prometeo» mit Ingo Metzmacher und SWR, «Cherubino» am Opernhaus Zürich. Christina Daletska ist offizielle Botschafterin für Amnesty International Schweiz. Sie wird unterstützt vom Aargauer Kuratorium.

Hugo Bol lschwei ler, Dirigent Hugo Bollschweiler (Zürich/Luzern) schloss seine Viola- und Dirigierstudien an den Hochschulen von Fribourg, Basel, Baltimore (USA) und Zürich mit dem Solistendiplom ab. Er war Solobratschist beim Schweizer Kammerorchester, dem Peabody Symphony Orchestra (USA) und vielen weiteren Orchestern. Engagements beim Tonhalle-Orchester Zürich, Orches-

auf der Bühne zu sehen waren, wurde gemeuchelt, zugestochen, gelogen und betrogen und verführt. Nicht mal eine tröstliche Schlussrunde wurde der

ter der Oper Zürich, kammerorchesterbasel, Collegium Novum Zürich, der Camerata Bern und dem Freiburger Barockorchester führten ihn in Konzertsäle und Festivals auf fünf Kontinenten. Von 2007 bis 2009 leitete er als Artist-in-Residence und Professor für Viola und Kammer musik die Streicherabteilung der Northern Kentucky University (USA) und als Artistic Director das Norse Chamber Music Festival. Er ist Mitglied des Galatea Quartett, der CHAARTS und der camerata zürich, Guest Artist der Colorado und Coolidge String Quartets und Mitbegründer des Barockorchesters Capriccio. Neben dem Jugend-Sinfonieorchester Aargau ist er auch künst lerischer Leiter und Dirigent des stadtorchesterSCHLIEREN, der Orchestergesellschaft Affoltern am Albis und der Neuen Streicherschule Zürich.

Das Jugend-Sinfonieorchester Aargau Das JSAG wurde 2005 gegründet. Das innovative Vermittlungs- und Bildungsprojekt ist das kantonale Schwerpunktprojekt des Künstlerhauses Boswil im Bereich der musikalischen Nachwuchsförderung. Es bringt jedes Jahr im Januar und im August bis zu 70 motivierte und begabte musikbegeisterte Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Kanton Aargau und Umgebung im Alter von ca. 17 bis 25 Jahren zusammen. Das JSAG konzertiert regelmässig mit aufregenden jungen SolistInnen der Gegenwart, es widmet sich dem Konzertrepertoire für Sinfonieorchester, erforscht die musikalische Landschaft des Kulturkantons Aargau und ist gleichzeitig mit Kompositionsaufträgen und zeitgenössischen Erstaufführungen fest in der Gegenwart verankert.

Programmnotizen

«If I can,t be me, I don,t want to be anybody» – Joan Crawford «Wenn wir ein Frauenzimmer die Violin’, oder das Horn, oder den Baß spielen sehen, so empfinden wir ein gewisses Gefühl des Unschicklichen» (Carl Ludwig Juncker, 1783). Junckers Geisteshaltung hat sich in mäandrierender Form und unterschiedlicher Schärfe bis in die heutige Zeit erhalten. In der Geschichte der klassischen Musik erscheint die Frau als Zuträgerin, Staffage, Vamp oder Muse, selten bis gar nicht als schöpferisches Ich, frei von Männerwille und -wahn. Die Tatsache, dass das Thema «Frau und Musik» überhaupt ein solches ist, kann als plakativer Beweis dafür gelten, dass die künstlerische Selbstverwirklichung von Frauen lange und gerne als attraktives Nice-to-have, kaum je aber als zwingende Notwendigkeit individuellen Ausdrucks gesehen wurde. Die Rollen waren klar definiert. Der Mann schöpft, die Frau leuchtet demütig an der Seitenlinie – gönnerhaft wahrgenommen, jovial komplimentiert. J o a n To w e r : F a n f a r e f o r t h e U n c o m m o n Wo m a n (1 9 8 6 ) S e c o n d F a n f a r e f o r t h e U n c o m m o n Wo m a n (1 9 8 9 ) «Unless it has lyrics, music is genderless.» Die eminente amerikanische Komponistin, Dirigentin und Pianistin Joan Tower verstand sich seit je als pointierte Advokatin von Minderheitspositionen und hat sich unermüdlich für die adäquate öffentliche Wahrnehmung von Frauen im konservativen Universum der klassischen Musik eingesetzt. Mit ihren vier an Coplands «Fanfare for the Common Man» angelehnten Fanfaren hat sie ein unüberhörbares Ausrufezeichen gesetzt für die starke kreative Frau: «All four fanfares are dedicated to women who are adventurous and take risks.» Mit Beethoven als zentrale künstlerische Inspiration, der heldischen Fanfare als musikalische Form und dem Kolossalklang von Blech und Perkussion hat Tower in ihren Fanfaren mit unverschämter Direktheit

die heiligen Männer-Kühe der klassischen Musik geschlachet. Musik ist geschlechtsneutral, in der Tat. Towers Musik ist geprägt durch pulsierende Rhythmen und schillernde Orchesterfarben, beeinflusst von ihrer in Südamerika verbrachten Kindheit. Tower schreibt ganz bewusst für ihre jeweiligen Interpreten. Diese Nähe hat ihren Werken zu unangepasster Fasslichkeit verholfen, eine seltene Qualität, die nicht unwesentlich scheint für den unverminderten Erfolg bei Kritik und Publikum: «One of the most successful woman composers of all time» (New York Times). G r a ż y n a B a c e w i c z : U w e r t u r a (1 9 4 3) «In Polen hat Grażyna die Türen weit aufgestossen für Komponistinnen... Nach ihr hatten wir einen offenen Weg, und niemand würde überrascht ausrufen: ‹Meine Güte, eine Komponistin!› Bacewicz war schon da, also hatten alle nach ihr auch ein Recht, zu existieren» (Bernadetta Matuszczak). Grażyna Bacewicz gilt als eine der wichtigsten Stimmen des polnischen Musikschaffens der Neuzeit und als eine der wenigen Frauen, die sich international nachhaltig im männerdominierten Komponisten-Kanon etablieren konnte. Nach Abschluss ihrer Violin- und Kompositionsstudien in Warschau und Paris bei Carl Flesch und Nadia Boulanger begann für Bacewicz eine spektakuläre Karriere als Solistin und Konzertmeisterin im In- und Ausland, bis sie sich in den späten 1950er Jahren ausschliesslich dem Komponieren zuwandte. Während des 2. Weltkriegs blieb sie in Warschau, wo sie weiterhin komponierte und illegale Konzerte im Untergrund gab. Sie blieb auch hinter dem eisernen Vorhang eine unabhängige Stimme und widersetzte sich allen stalinistischen Konformitätszwängen. Ihre Musik verbindet neoklassizistische Elemente mit folkloristischen Motiven und wirkt durchwegs vital und schlank. Bacewicz lässt ihre Musik durchsichtig atmen, instrumentale Klangballungen vermeidet sie, fettabweisend sind ihre genau getimten Orchestrierungen. Zwölfton-Techniken, aleatorische Elemente und stilistische Experimente und Collagen waren in der späten Phase natürliche Teile ihres kompositorischen Stoffes. Immer aber musste die Form stimmen: «There is a saying: the house will fall down if it were to be built without principles.» Die Ouvertüre für Orchester ist Hochleistungsturnen für Orchester: ein kompaktes Bravourstück, gnadenlos angetrieben durch einen moto perpetuo-ähnlichen Sechzehntelmotor, irrlichternd zwischen instrumentalen Ausschlägen und verstecktem Atemholen, abgerundet in einem sehnigen Schlussfurioso.

H e c t o r B e r l i o z : L e s n u i t s d ’ é t é H 81 o p . 7 (1 8 5 6 ) Berlioz hat sich oft und gerne zu allem Möglichen geäussert. Auf der Suche nach den Umständen, die zur Entstehung des Liederzyklus «Les nuits d’été» geführt haben, begegnen wir allerdings einer grossen Leerstelle. Selbst in seinen teilweise exhibitionistischen Memoiren finden sich kaum Spuren der mysteriösen Sommernächte. Das hat gute Gründe: Es ist eines seiner persönlichsten und intimsten Werke geblieben. Les Nuits d’été – in Anlehnung an Shakespeare’s Midsummer Night’s Dream – stehen im Fadenkreuz von zwei Frauen: Im Beziehungsraum von Berlioz, seiner Frau Harriet Smithson und der Geliebten Marie Recio spielten sich zur Entstehungszeit des Liederzyklus entscheidende Szenen ab, die schliesslich zu Trennung und neuer Liebe führten. Mit dem Liederzyklus trug Berlioz seine Liebe zu Harriet Smithson, einst Muse der «Symphonie fantastique», künstlerisch zu Grabe. Die Midsummer Night’s Dream-Referenz ist vor dem Hintergrund von Smiths Karriere als gefeierte Shakespeare-Interpretin zu sehen. Der Strauss höchst melancholischer Gesänge verströmt den Duft von Abschied, Erinnerung und Wehmut. Berlioz, ein begnadeter Instrumentationskünstler, erreicht in den sechs Liedern, die er schrittweise aus den originalen Klavierfassungen ins Orchestrale übertrug, einsame Höhen in der Orchesterbehandlung: weniger spektakulär als in seinen oft pathetischen und plakativen sinfonischen Monumenten, dafür umso plastischer, leuchtender und verfeinerter. Ein fast kammermusikalisches Gefühl flutet sanft durch die polyphonen Strukturen des Werks, während der grosse Klangapparat nur sporadisch zu voller Blüte kommt und dabei immer als ebenbürtiger quasi-vokaler Partner zur Singstimme aufsteigt. G e o r g e s B i z e t : C a r m e n S u i t e n N r . 1 u n d 2 (1 8 8 2 / 8 7 ) «Als Musiker kann ich Ihnen versichern, dass sie ohne Verwendung von Ehebruch, Fanatismus, Verbrechen, bösem Willen und Aberglaube keine einzige Note mehr schreiben könnten.» Georges Bizets musikdramatisches Credo liesse sich auch als maximal verdichtete Inhaltsangabe seiner Jahrhundertoper Carmen lesen. Der drastische Realismus und die unverhüllt zur Schau gestellten moralischen Verwerfungen haben das zeitgenössische Publikum nachhaltig schockiert und verärgert. Abgesehen von der empörenden Tatsache, dass rauchende Frauen auf der Bühne zu sehen waren, wurde gemeuchelt, zugestochen, gelogen und betrogen und verführt. Nicht mal eine tröstliche Schlussrunde wurde der

Theater-Bourgeoisie zugestanden: Carmen liegt im Sterben, ohne mit einer letzten ergreifend-schönen Todesarie dem Publikum versichern zu dürfen, dass die Tragik ja auch sein ästhetisch Gutes habe. Die originalen schnörkellosen Dialoge, die anstelle der nach Bizets Tod von seinem Freund Ernest Guiraud nachträglich eingefügten schwerfälligen Rezitative die Handlung vorantrieben, taten ein Übriges, um dem Stück eine proletarische Direktheit und einen dramatischen Schub zu verleihen, der jegliches sentimentale Verharren verunmöglichte. Mittlerweile ist Bizets Opus Maximum Legende, Carmen als Figur ein Mythos. Nicht zuletzt aufgrund seiner ungezähmten Hauptdarstellerin hat das Stück damals zum Skandal geführt. Unstet und aggressiv nimmt sich Carmen, was sie will und gibt mit ihrem sittenwidrigen Lebenshunger Bizets genialer Musik das perfekte Figurengefäss. Powerfrau, Vamp, Psychopathin: Carmen verkörpert wie keine zweite Opernfrau das Faszinosum Femme fatale. Trotz scharfer Typisierung der einzelnen Figuren verschieben sich die Sympathiewerte immer wieder aufs Neue. Alle bleiben sie Gefangene eines Systems, das letztlich nur Carmen mit ihrem kompromisslosen Wahrheitsanspruch zu sprengen versteht. Der Preis ist gesellschaft licher und physischer Tod. Die Radikalität von Bizets Oper wurde nach den ersten Geburtswehen schnell erkannt und hinlänglich gewürdigt. Tschaikowskis magistrale Segnung steht stellvertretend für die globale Popularität, die dieses Werk zu einer der meistgespielten Opern der Musikgeschichte gemacht hat: «Carmen ist in jeglicher Hinsicht ein Meisterwerk... eine dieser raren Schöpfungen, die die Anstrengungen einer ganzen musikalischen Epoche ausdrücken.» Letztlich und entscheidend aber bleibt es die unmissverständlich-rigorose One-Woman-Show von Carmen, der Frau, für die gilt, was Joan Crawford als Femme fatale des Hollywoodschen Film Noir gelebt hat: «If I can,t be me, I don,t want to be anybody». Hugo Bollschweiler

Dank und Impressum Dank Das JSAG bedankt sich herzlich für die Unterstützung: Kanton Aargau (Swisslos Fonds) NEUE AARGAUER BANK (Hauptsponsorin) Josef Müller-Stiftung Muri Theodor und Bernhard Dreifuss-Stiftung Gönnerverein Pro JSAG

Kontakt Stiftung Künstlerhaus Boswil Flurstrasse 21 5623 Boswil 056 666 12 85 [email protected] www.kuenstlerhausboswil.ch www.jsag.net

Impressum Künstlerische Leitung: Hugo Bollschweiler Orchestermanagement und Redaktion: Stefanie C. Braun Design: Büro für Kommunikationsdesign FHNW Basel Druck: Kasimir Meyer AG, Wohlen

Dirigent: hugo.bollschweiler@ kuenstlerhausboswil.ch Orchestermanager: stefanie.braun@ kuenstlerhausboswil.ch PRO JSAG: Elisabeth Widmer, [email protected] Josef Müller-Stiftung Muri; Pro JSAG; Theodor und Bernhard Dreifuss-Stiftung

RAIFFEISEN KLASSISCHES KONZERT Dieses Jahr feiern die Raiffeisenbanken Aare-Rhein und Böttstein gemeinsam ihr 100-jähriges Jubiläum. Dies haben wir vielen engagierten Mitarbeitern, loyalen Mitgliedern und speziell unserer treuen Kundschaft zu verdanken. Ein besonderer Geburtstag soll mit Besonderem geehrt werden. Das Konzert des Jugend-Sinfonieorchesters ist Teil einer Veranstaltungsreihe im Jubiläumsjahr 2016.

Unser nächster Anlass: 3. September, ab 16 Uhr, in Rietheim Volksfest Brauerei Kündig

www.100-jahre.ch

Aare-Rhein & Böttstein

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