finden Sie die Stellungnahme des Kreisveterinäramtes auf Anfrage

February 4, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Postanschrift: Kreis Siegen-Wittgenstein • 57069 Siegen

Kreis Siegen-Wittgenstein Der Landrat Gesundheitsamt

Herrn Kreisjagdberater Frank Siebel

Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt

Dienstgebäude Kohlbettstr. 17 57072 Siegen



12. September 2012 Betreff: Ihre Anfrage vom 11.09.2012 zu Infektionen bzw. Befall des Schwarzwildes mit Tuberkulose u. Dunkerschem Muskelegel

Ihr Ansprechpartner: Dr. Wilhelm Pelger Zimmer: 3.13 Telefon: 0271 333-2863 Telefax: 0271 333-2860 E-Mail: [email protected] Mein Zeichen: 53.6 Ihr Zeichen

Sehr geehrter Herr Siebel, für Ihr Interesse möchte ich mich herzlich bedanken. Nach der Beprobung eines kürzlich auffällig krank erlegten Wildschweines in der Gemarkung Neunkirchen-Altenseelbach wurden erstmals Bakterien des Mycobakterium tuberculosisKomplexes festgestellt. Zu dieser Bakteriengruppe zählen u.a. diejenigen Erregertypen, welche sowohl bei Menschen wie bei Tieren Tuberkulose hervorrufen können, aber auch atypische Erreger, die in der Regel keine Erkrankungen bewirken. Es handelt sich hier um eine meldepflichtige Erkrankung, Sperrmaßnahmen und staatliche Bekämpfung sind rechtlich nicht vorgesehen. Von einer Veröffentlichung wird daher abgesehen. Welche Auswirkungen hat diese Art Tuberkulose auf den Menschen und welche Schutzmaßnahmen sollten hier von Jägern (insbesondere beim Aufbrechen) getroffen werden? Zur Übertragbarkeit der Tuberkulose auf den Menschen ist anzumerken, dass Tuberkulose zu den Zoonosen gezählt werden muss, d.h.es ist grundsätzlich ein Infektionsweg vom Tier zum Menschen und umgekehrt vorhanden. In den meisten Fällen wird der Erreger über die Atemluft aufgenommen, daher ist beim Aufbrechen von abgemagerten Stücken besonders wichtig, dass Handschuhe und Mundschutz benutzt werden.

Zentrale Telefon: 0271 333-0 Telefax: 0271 333-2500 www.siegen-wittgenstein.de Parkmöglichkeiten: alle umliegenden Parkhäuser Bankverbindung: Sparkasse Siegen Kto. 10 090 BLZ 460 500 01 IBAN: DE54 4605 0001 0000 0100 90 SWIFT/BIC: WELADED1SIE Volksbank Siegerland eG Kto. 755 000 501 BLZ 460 600 40 Umsatzsteuer-Nr. 342/5811/0883

-2Weiterhin ist zu empfehlen, verdächtige Tiere bei guter Beleuchtung aufzubrechen und dies in einem leicht zu reinigenden u. desinfizierenden Raum wie z.B. einer Wildkammer vorzunehmen. Im Zweifelsfall ist Hinzuziehung eines amtlichen Tierarztes dringend anzuraten. Weitere Abstimmungen mit dem Veterinäramt über die Verfahrensweise bei der Einsendung von Proben sind erforderlich. In der Regel werden Proben von allen Organen eines Aufbruchs benötigt, auf eine dichte, auslaufsichere Verpackung des Probenmaterials ist unbedingt zu achten. Als Anhaltspunkte für tuberkulosebedingte Organveränderungen bei einem erkrankten Wildschwein können Beobachtungen entsprechend der beigefügten Abbildung dienen. Der Lymphknoten ist hier stark durchsetzt mit verkalkten Knötchen. Ähnliche Knötchen von verschiedener Größe können auch in Lunge, Leber oder Milz vorgefunden werden.

Stufen Sie die Gefahr der Tuberkulose für den Menschen geringer ein als die KSP oder der Trichinen? Im Gegensatz zur Tuberkulose handelt es sich bei der klassischen Schweinepest nicht um eine Zoonose. Eine Infektion des Menschen durch KSP-Erreger kann mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Die besondere Gefahr der klassischen Schweinepest liegt in ihrem extrem hohen Ansteckungspotenzial für Schweine untereinander und damit der Gefährdung von landwirtschaftlichen Nutztierbeständen. KSP entwickelt eine hohe Ausbreitungsgeschwindigkeit und richtet in Beständen von Hausschweinen große Schäden durch hohe Sterblichkeitsraten an. Dabei sind insbesondere enorme wirtschaftliche Auswirkungen zu bedenken, weil der Infektionsausbreitung grundsätzlich durch Handelsrestriktionen begegnet wird, welche den betroffenen Mitgliedstaaten von Seiten der EU auferlegt werden. Wie stufen Sie die Gefahr für den Menschen durch den Dunkerschen Muskelegel ein? Wieso untersucht das Veterinäramt die erlegten Stücke Schwarzwild nicht auf Tuberkulose und Dunkerschen Muskelegel? Bei dem Schwarzwild befallenden Dunkerschen Muskelegel handelt es sich um die Larve eines Saugwurms (Alaria alata), der im Darm von Füchsen, Mardern oder Katzen vorkommen kann. Die Eier dieses Wurms werden mit dem Kot ausgeschieden. Für ihre weitere Entwicklung benötigen die Eier eine Umgebung aus Süßwasser. Dort werden sie von Schnecken aufgenommen, die als ...

-3erster Zwischenwirt in der Verbreitungskette auftreten. Die Larven verlassen die Schnecken nach einer bestimmten Entwicklungszeit und über ihren zweiten Zwischenwirt, Frösche oder Kaulquappen weiter gegeben. Da Frösche oder Kaulquappen auch zum Nahrungsangebot für Wildschweine zählen, werden hierdurch Larven auf Wildschweine übertragen und können bei Verzehr von infiziertem Wildschweinfleisch letztlich auch den Menschen befallen. Je nach Anzahl aufgenommener Larven sind erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen bis hin zu tödlichem Verlauf des Parasitenbefalls zu befürchten. Fleisch mit einem Befall durch Dunkerschen Muskelegel ist absolut untauglich für den menschlichen Verzehr, deshalb wird im Rahmen der Trichinenuntersuchung gleichzeitig auf Dunkerschen Muskelegel geprüft. Ich hoffe, hiermit ihre Anfragen beantwortet zu haben und stehe für weitere Auskünfte jederzeit gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen Im Auftrag

Dr. Wilhelm Pelger

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