Foyer-Kulturjournal

February 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: Kunst & Geisteswissenschaften, Musik
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3,10 Euro H12719 15.03.2012 bis 15.05.2012

foyer Das Kulturjournal für Bremen und den Nordwesten

94 Bewegte Bronze – Tanzplastiken von Bernhard Hoetger in der Böttcherstraße © VG Bild-Kunst, Bonn 2012 Bernhard Hoetger, Loïe Fuller, um 1901, Kunstsammlungen Böttcherstraße Bremen, Foto: freiraumfotografie, Bremen

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Editorial Konkurrenzdruck Bremen hat, wer wollte das ernsthaft bestreiten, eine große Theater-Tradition. Bedeutende Intendanten, Regisseure und Schauspieler haben hier gearbeitet, mitreißende Operninszenierungen sind hier bejubelt worden. Und auch momentan stehen etliche Stücke auf dem Spielplan, die einen Besuch und somit eine Reise wert sind. Etwa die beiden fesselnden „Blaubart“-Interpretationen, die ungemein eindringliche Britten-Oper „The Turn of the Screw“ oder das originelle Büchner-Schauspiel „Leonce und Lena“.

Kátja Kabanová

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Wer das gegenwärtige Geschehen im Nordwesten aufmerksam beobachtet, kommt jedoch nicht umhin, seinen Blick immer häufiger auf die Bühnen in Oldenburg und Bremerhaven zu richten. Denn dort machen die Intendanten Müller beziehungsweise Mokrusch mit immer neuen Paukenschlägen auf ihre Häuser aufmerksam, weshalb sich zunehmend auch die Feuilletons überregionaler Medien für das Geschehen in der vermeintlichen Provinz interessieren. Da amüsiert sich das Publikum in der Seestadt wie Bolle „Im weißen Rössl“, leidet mit der armen Violetta in „La Traviata“ und erlebt mit „Lady Macbeth von Mzensk“ ein „Opernereignis“ (so der Weser-Kurier). Und da erhebt sich das Oldenburger Ensemble, beflügelt vom Umbau des Hauses und den Erfolgen in der Übergangs-Spielstätte Fliegerhorst, zu immer neuen Höhenflügen. Ob „Anna Karenina“ oder „Die Zauberflöte“, ob „Song of my Life“ oder als jüngster Husarenstreich die gefeierte „Kátja Kabanová“ – mit diesem Staatstheater lässt sich momentan wahrlich Staat machen! Und in Bremen? Die Stadt, die vor gar nicht so langer Zeit gern „Kulturhauptstadt Europas“ und „Musikstadt des Nordens“ werden wollte, muss aufpassen, nicht ins Hintertreffen zu geraten. Denn am Theater ist in den vergangenen beiden Jahren ohne Intendanz zwar manches sehr gut, etliches mehr jedoch grottenschlecht gelaufen. Auf Michael Börgerding, den neuen starken Mann am Goetheplatz, wartet also verdammt viel Arbeit! Peter Schulz Redaktionsleitung

BREMEn tanZt Festival „Tanz Bremen“ tanZ iM DOM Spektakuläres Brahms-Reqiuem PRinZEn-PRÜFUnG Calderón-Stück in Bremen all DiESE taGE Uraufführung am Goetheplatz FROStiGES iM FUnDUS „Eistau“ in Bremerhaven MaGiSCh Vanaev inszeniert „Carmina Burana“ lUStiGE WEiBER im Opern-Klassiker von Nicolai VERSUChUnG DES antOniUS in Oldenburg aBSURD-SURREal Komödie „Avanti Infantilitanti“ OlYMPia RUFt Nachrichten von der Company SZEnE Neues von Bühnen der Region WER KOMMt? Personalien vom Goetheplatz KOlUMnE Da CaPO! Intendanten-Parade OPERnPREMiEREn iM nORDWEStEn SChaUSPiElPREMiEREn „Torquato Tasso“ MEnSChEn iM FOYER

................................................. Musik

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foyer-kulturjournal.de

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PORtRÄt Der Bratscher Nils Mönkemeyer KUltURStaDt WilhElMShaVEn BREMER PhilhaRMOniKER Mozarts Händel aUSZEiChnUnG Kammersänger Loren Lang KiRChEnMUSiK Bach für Einsteiger KOnZERtE in DER GlOCKE KOnZERttiPPS JaZZahEaD Internationale Messe in Bremen JaZZtiPPS ROllEnSPiEl SChaUSPiElRÄtSEl OPERnRÄtSEl

................................................. Kunst 46 48 49 50 52 54 56 57 58 60 62 64 65 68 72 74

litERatUR Buchbesprechungen litERatUR Bühnenbildner Minks über seine Arbeit BUCh UnD MUSiK José Carreras erinnert sich KOlUMnE naChGEDaCht Wörter und andere Gäste WiRtSChaFt Die DKV-Residenz in den Wallanlagen PanORaMa WiSSEnSChaFt KUnSt Kunsthalle Bremen zeigt Dürer-Sammlung KUnSt Ausstellung über die Brüder Findorff KUnSt Oldenburger Kunstverein zeigt Björn Dahlem KUnStWERKE Neues aus Museen und Galerien KinOtiPPS KUltURKalEnDER Premierendaten KUlinaRiSChES „ess.klasse“: Kochen als Erlebnis KUltUR FORUM Kurz notiert MUSiKFESt BREMEn mit Rolando Villazón naChKlanG FOYER-aUtOREn iMPRESSUM

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FESTIVAL Tanz Bremen 2012

Internationales Festival „Tanz Bremen 2012“ vom 16. bis 25. März Text: Peter Schulz

Von Trash bis Brahms 33

Compagnien aus neun Ländern, 34 Produktionen, darunter eine Uraufführung und eine Europa-Premiere – so sehen die Rahmendaten des Festivals „Tanz Bremen 2012“ aus, das vom 16. bis 25. März im Theater am Goetheplatz und in der Schwankhalle, aber auch im Moks und im St.-Petri-Dom stattfindet. Hinzu kommt ein umfangreiches Rahmenprogramm, zu dem Trainings, Workshops, Filme, Vorträge und Publikumsgespräche ebenso gehören wie mehrere Ausstellungen.

die Festivalleitung gern erneut erreichen, wenn nicht gar toppen möchte, weshalb Sabine Gehm und Honne Dohrmann viel Arbeit investiert haben, um wieder international bekannte Choreographen für das aktuelle Programm zu gewinnen.

Hause des Wirtschaftssenators, der 170.000 Euro zuschießt. Weitere 60.000 Euro fließen aus dem Kulturressort. Den Rest steuern Sponsoren wie die Sparkasse Bremen bei, die auf diese Weise, so ihr Vorstandsvorsitzender Dr. Tim Nesemann, „dazu beitragen möchte, Bremens Renommee als Schließlich gilt es auch, den guten Ruf als Tanzstadt zu erhalten.“ Man sei daher froh, eines der wichtigsten Festivals für zeitgedass dies auch in den politischen Gremien nössischen Tanz in Deutschland zu beso gesehen wird – ein deutlicher Hinweis stätigen, mit darauf, dass die dem sich Bre- Liebe, Begierde und Kontrollverlust. Zukunft der „Tanz men seit der Bremen“ in jüngeersten, eher regional ausgerichteten Veran- rer Vergangenheit mehr als einmal auf des staltung im Jahre 1988 zunehmend schmü- Messers Schneide stand. Damit übertrumpft die Neuauflage dieser Tanz-Festspiele die zwei Jahre zurück- cken konnte. Kein leichtes Unterfangen, liegende Veranstaltung mehr als deutlich. denn der Gesamtetat dieses Jahres wird Doch zurück zum aktuellen Programm, mit 315.000 Euro angegeben (2010: 290.000 das laut Festivalleitung eine „exquisite 2010 standen insgesamt 27 Produktionen auf dem Programm, die von rund 5.500 Zu- Euro) und schließt die Einnahmen durch Auswahl experimentierfreudiger Choreoden Kartenverkauf bereits ein. schauern besucht worden waren. Das ergraphen, brillanter Compagnien und chagab unter dem Strich eine Platzauslastung rismatischer Tänzer der internationalen Das Geld kommt in erster Linie aus dem von 95 Prozent. Ein stolzes Ergebnis, das und regionalen Szene“ darstellt und dem

FESTIVAL Tanz Bremen 2012 5 foyer

Publikum „einen Einblick in das aktuelle Spektrum tänzerischer Ausdrucksmöglichkeiten“ bieten soll. Im Fokus stehen dabei als dominierende Themen Liebe, Begierde und Kontrollverlust. „Hinzu kommen“, so Sabine Gehm, „Stücke, die den Körper als Träger von Erinnerung und Erfahrung thematisieren.“ Was darunter zu verstehen ist, soll gleich am Eröffnungswochenende deutlich werden, das durch den New Yorker „Shooting-Star“ Andrea Miller sowie durch Dave St. Pierre geprägt wird, dem der Ruf des „Enfant terrible“ des kanadischen Tanzes vorauseilt. Zum Auftakt am 16. März (19.30 Uhr) stellt Millers Compagnie „Gallim Dance“ im Theater am Goetheplatz die Europapremiere ihrer jüngsten Produktion „Wonderland“ vor, in der sich die Tänzer den Abgründen zwischen Zivilisiertheit und Instinkt widmen. An den folgenden Tagen zeigt die Dave St. Pierre Company im Neuen Schauspielhaus den Menschen als von Reflexen und Begierden gesteuertes Wesen, das dennoch auf der Suche nach ein wenig Zärtlichkeit ist. Zu den weiteren Höhepunkten des Festivals gehört zweifellos die Produktion der französischen Choreografin Catherine Diverrès mit dem Titel „Encor“, die von Anstrengung, Erschöpfung und Glücksmomenten erzählt. In „Alpha Boys“ demonstriert der „Club Guy & Roni“, wie tragikomisch sich trashig-schräge Typen verbiegen müssen, um so richtig „hip“ zu sein. „Animal lost“, eine Arbeit von Yossi Berg und Oded Graf, führt in eine tragikomische Welt voll kultureller Phantasien und Repressalien. Und Britt Rodemund, Deutschlands Tänzerin des Jahres, setzt sich in Helena Waldmanns Stück „revolver besorgen“ mit dem Thema Demenz auseinander. Die hiesige Tanzszene ist durch Akteure des Bremer Theaters vertreten, die einen Abend mit eigenen Stücken mit dem Titel „Short Cuts“ gestalten. Hinzu kommen unter anderem Helge Letonjas „Steptextdance Project“, Birgit Freitag, Claudia Hanfgarn und Martin Kemner. Vor einer besonderen Herausforderung steht Gilles Welinski, der sich eine Woche lang in der Ostertorwache einschließen lässt, um mit einer Performance das Thema Exil aufzugreifen. Besucher können ihn abends besuchen – und durch den Spion seiner Zellentür beobachten. Den Schlusspunkt der Festivals setzt die Uraufführung von Urs Dietrichs Choreografie zu „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms im St.-Petri-Dom (siehe nächste Seite). Im Rahmenprogramm zeigt die Kunsthalle die Ausstellung „TanzKunst“ (siehe nebenstehenden Beitrag), während in der Weserburg Filme von Rebecca Horn laufen und in der Böttcherstraße Tanzplastiken von Bernhard Hoetger zu sehen sind (siehe Rubrik „Kunstwerke auf den Seiten 60/61). Und das Kino City 46 hat Filme über den Tanz im Programm, darunter „Maos letzter Tänzer“ nach einer Autobiographie des Tänzers Li Cunxin. www.tanz-bremen.com

Bewegungsrausch (kom) Wie stellen Künstler Bewegung dar? Antwort gibt die Ausstellung „TanzKunst: Von der klassischen Ballerina zum Lichtballett“, die vom 25. März bis 28. Mai in der Kunsthalle Bremen zu sehen ist. Werke wie die berühmten „Tänzerinnen“ von Edgar Degas, aber auch aktuelle Videoarbeiten versetzen die Besucher in einen Kosmos aus Licht, Lust und Leichtigkeit. 70 Arbeiten der Kunsthalle Bremen plus eine Hoetger-Leihgabe ergeben eine chronologische Lauflinie. Los geht’s in Frankreich um 1900. Das Trauma des Deutsch-Französischen Kriegs war gerade verblasst. Vergnügungslokale wurden eröffnet. Es wurde viel getanzt. Toulouse-Lautrec erfasste die exaltierten Posen der Variété-Tänzerinnen mit schnellem Strich. Jules Chéret zeigte Loïe Fuller, die Pionierin des modernen Tanzes, farbig ausgeleuchtet, den Kopf zurückgeworfen, in schillernden Gewändern – für die Zuschauer ein absolut neues Erlebnis. Jahrzehnte später ist diese Leichtigkeit weg. Max Beckmanns „Großer Apachentanz“ von 1938 zeigt den Kampf der Geschlechter. Ein Mann hat eine Frau geschultert. „Beckmann spielte auf die apaches, die Pariser Zuhälter, an“, sagt die Kuratorin Katja Riemer. Dieses Milieu hatte seine eigenen Tanzformen entwickelt, eine Anspielung auf das Treiben in den Etablissements. Und wie wird Tanz heute dargestellt? Einfach nur die Videokamera drauf halten, wäre zu simpel. Otto Piene bringt mit seinem „Salon de Lumière“ Lichter zum Tanzen. Zero-Künstler Günther Uecker macht seinen „New York Dancer“ zur lärmenden Skulptur. Videokünstlerin Ulrike Rosenbach lässt eine Frau so lange zu Walzerklängen tanzen, bis sie zusammenbricht. Es geht um eine kritische Auseinandersetzung mit Leben und Vergänglichkeit.

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thEatER BREMEn Brahms-Requiem

tanz im dom Das „Deutsche Requiem“ als Kooperationsprojekt zwischen Bremer Theater und den Philharmonikern Text: Stephan Cartier

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uerst war die Idee zur Musik da. Dann kam der Ort. Die Vermutung, es wäre andersherum, liegt bei einer Auf Aufführung des „Deutschen Requiems“ von Johannes Brahms im Bremer Dom immer nah; so eng ist die Geschichte dieses Werkes mit dem Ort seiner Uraufführung am Karfreitag 1868 verbunden. Für Brahms war es der Durchbruch als junger Komponist; für Bremen sein wohl bedeutendster Beitrag als Genius loci zur jüngeren Musikgeschichte.

seinesgleichen in der nachromantischen Musik nicht findet, bietet Orchester, Chor, Solisten und in der Bremer Fassung eben auch Tänzern ein Tableau voller Ausdrucksmöglichkeiten. Dass es keinen besseren Ort für dieses Mammutprojekt von Philharmonikern, Opernchor, Tanztheater und Domchor geben könnte als erneut den Bremer Dom, stand dann aber gleichwohl auch schnell fest.

All dies steht bei Urs Dietrich und seiner getanzten Fassung des Brahm‘schen Requiems auch nicht nur ansatzweise zu befürchten; weder für die Domgemeinde, noch das Publikum. Zu feinsinnig und innerlich sind die Arbeiten des Schweizers, der mit dem „Deutschen Requiem“ zudem seine vorerst letzte Arbeit in Bremen abliefern wird.

„Wir werden die Heiligkeit des Raumes achten“, verspricht Patricia Stöckemann. „Es galt aber zunächst, die verständlichen Zudem sei der Tanz im sakralen Raum Ängste der Domgemeinde gegenüber eiauch nichts per se Ungewöhnliches oder Doch nachdem Markus Poschner, Genenem solchen Unpassendes. In der Antike und ralmusikdirektor der Bremer PhilharmoProjekt mit „Wir werden die Heiligkeit im Mittelalter habe der Tanz niker, und der Haus-Choreograph des Bre- Tanz in ihrer des Raumes achten“ durchaus seinen Platz bei religiömer Theaters, Urs Dietrich, sich zunächst Kirche ernst sen Festen gehabt. „Im Laufe der nicht auf ein Werk als Grundlage für ein zu nehmen“, gesteht Stöckemann. Zu Neuzeit ist er aber aus den Kirchen herausKooperationsprojekt einigen konnten, frisch waren noch die Erinnerungen an gedrängt worden. Vielleicht aus der Körwirkte der letzte, spontane Vorschlag, das den Versuch des Theaters im Jahr 2004, perfeindlichkeit des christlichen Dogmas „Deutsche Requiem“ zu nehmen, wie ein das Stück „Die zehn Gebote“ im Dom von heraus oder der Nähe des Tanzes zur Idee Donnerschlag. „Es machte einfach ‚Popp‘, Johann Kresnik inszenieren zu lassen. Mit von Sünde und Laster“, so Stöckemann. und die Idee hat alle sofort überzeugt“, skandalisiertem Ende: nackte Frauen an erinnert sich Patricia Stöckemann, Chefin Nähmaschinen, die der österreichische Mit dem Bremer „Requiem“ wird also nicht des Bremer Tanztheaters, mit einem Spezialist für gezielte Provokationen hier nur eine Brücke zwischen Chormusik Schmunzeln an das Treffen. auftreten lassen wollte, überspannten den und Tanz gespannt – dies gelang schon künstlerischen Freimut der Gemeinde. 2007 bei „Infini“, als Dietrich zu Rossinis Die überkonfessionelle Glaubensmusik des Das Projekt musste abgesagt und in einem „Petite Messe solennelle“ tanzen ließ und Requiems, dieses Hin und Her zwischen anderen Bremer Gotteshaus, der Friedens- dabei mit Philharmonikern und OpernHimmel und Grab, das in dieser Form gemeinde, aufgeführt werden. chor zusammenarbeitete. Vielmehr ist es

Theater bremen Brahms-Requiem 7 foyer der Versuch, dem sakralen Raum wieder ein Verhältnis zum bewegten Körper als Ausdruck von Spiritualität zu geben, der aus der neuen Kooperation ein bundesweit beachtenswertes Projekt machen wird.

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Das „Ausgangsmaterial“, Brahms eigenwillige Textzusammenstellung und seine hoch emotionale Musik, bieten zu Exzessen ohnehin keinen Anlass. Unter dem späten Eindruck des Todes Robert Schumanns, seines großen Mentors, begann Brahms 1861 mit der Sammlung von Bibelstellen über den Tod und die Erlösung. Es wurde ein von protestantischer Zurückhaltung geprägter Textkorpus, der nichts mit der kanonischen Form der katholischen Totenmesse gemein hat. Vielleicht war auch dies ein Grund für den Durchfall des Werkes beim Publikum in seiner ersten Fassung im habsburgischen Wien.

DU 06.03.2012

Brahms ließ sich aber nicht entmutigen und schrieb drei weitere Sätze für das Requiem. In dieser Fassung wurde das Werk in Bremen zu einem überwältigenden Erfolg, dessen Wirkung in die Musikwelt allein schon durch den Besuch von Größen wie Clara Schumann, Joseph Joachim und dem Musikverleger Jacob Melchior Rieter gesichert war. Hier, in der Hansestadt, wurde der 33-jährige Brahms als begnadeter Komponist sichtbar und schwenkte ästhetisch auf jene „neuen Bahnen“ ein, die Robert Schumann schon nach ihrer ersten Begegnung an seinen Werken entdeckt hatte.

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Durch die erweiterte Dimension des Tanztheaters, die Töne durch Bilder körperlicher Dynamik zu begleiten, birgt das Projekt einen neuen Zugang zur Musik. Er ermöglicht, sie nicht nur hören, sondern auch sehen zu lassen. Zu guter Letzt könnte dieses besondere „Deutsche Requiem“ im Bremer Dom, 144 Jahre nach seiner Uraufführung am selben Ort, einlösen, was Clara Schumann ihrem Freund und lebenslang verdrängten Geliebten Johannes Brahms in einem Brief zu sagen versuchte: „Ich kann‘s, wie Du ja weißt, nie so recht in Worte fassen, aber ich empfinde den ganzen reichen Schatz dieses Werkes bis ins Innerste, und die Begeisterung, die aus jedem Stücke spricht, rührt mich tief, daher ich mich auch nicht enthalten kann, es auszusprechen.“

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Unterstützung für seinen dynamischen Kontrapunkt zur Musik verschafft sich der Choreograph Urs Dietrich durch eine zweite „Bewegungslinie“ mit Filmeinspielungen. Auf der Höhe des Altarraums im Dom werden auf einer Leinwand Video-Collagen zur Totenmesse zu sehen sein, in der die Tänzer wie in Verdoppelung auftreten. Montagen von Landschaften und Choreografien bieten eine erste Visualisierung Dietrichs zu den biblischen Texten über das Leben mit dem Tod. Zugleich werden die Tänzer aber auch im Realraum des Doms eine zweite „Stimme“ tanzen und so gemeinsam mit dem Orchester, den Chören und den Sängern eine Polyphonie aus Ton und Bewegung in Gang setzen.

Foyer Bremen

Doch wie soll diese bewegende Musik durch Bewegung kommentiert werden können? Musikalisch stehen mit den Philharmonikern, dem Opernchor, dem Dom-Chor und einem weiteren Chor sowie den Solisten rund 150 Interpreten für diese gewaltige Musik zur Verfügung. Tänzer dagegen wird es nur wenige geben: zehn. Die Balance der Kräfte zu halten, wird die große Bewährungsprobe dieses Projektes sowohl für die Tänzer aber auch für Markus Poschner als musikalischer Gesamtleiter sein.

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theater bremen Das Leben ein Traum

PrinzenPrüfung

„Das Leben ein Traum“ von Calderón de la Barca im Bremer Schauspielhaus Text: Sven Garbade Robert Schuster

W

enn der spanische Dichter Calderón de la Barca sein 1635 entstandenes Nacht-Stück mit dem Titel „Das Leben ist ein Traum“ überschreibt, dann stellt dies bereits die erste Lüge dar. Denn, und das zählt zu den genialen Doppeldeutigkeiten dieses Bühnenspiels: alles scheint ja völlig real, was dem Zuschauer vorgespielt wird. Illusionen werden zunächst einzig seiner Hauptfigur aufgetischt: einem eingekerkerten Prinzen, dem so manche Täuschung vorgegaukelt wird. Das ist kein Traum, das ist Manipulation. Kein Wunder, dass Calderóns Traumspiel dennoch beste Beziehungen zu einer traum-versessenen Kultur der Moderne unterhält, wo sich seit Sigmund Freud beständig neue Räume im Spiegelkabinett der menschlichen Seele auftun. Doch nicht das Unterbewusste mit seinen Chiffren von unterdrückter Sexual- und Moralproblematik stellen den Kern bei Calderón dar. Bei ihm geht es zunächst vielmehr um eine handfeste Machtfrage. Genauer: um eine Überprüfung der Tauglichkeit zur Macht. Ist Prinz Sigismund überhaupt fähig, als guter Herrscher zu regieren? Vorsichtshalber macht man die Probe vor dem Exempel. Und dies hat seine Gründe. Denn nicht nur die Tragödien des berühmten Renais-

sance-Dichters Shakespeare hatten bekanntlich die Frage nach der Diensttauglichkeit diverser Potentaten zum Theater-Thema gemacht. Auch in Spanien räsonierte man über die Frage von guten Herrschern, schlechten Herrschern. Was könnte von höchster Stelle aus alles angerichtet oder sogar vernichtet werden, wenn ein auf Mord und Totschlag abonnierter Emporkömmling zum Zepter greift? Der spanischen Öffentlichkeit dürften zu diesem Thema nicht nur die vorelisabethanischen Despoten eingefallen sein – sondern beispielsweise auch der spanische Prinz Carlos, Sohn von König Philipp II. Bei diesem Infanten hatten Zeitgenossen bereits hundert Jahre vor Calderon erhebliche Zweifel an dessen Ratio und Güte reklamieren müssen. Wobei die Geistesschwäche des historischen Carlos‘ sich zudem noch erheblich problematischer dargestellt haben dürfte, als es jenes freundliche Bild zeigt, das Friedrich Schiller später von ihm erfand. Prinz Carlos war krank im Geiste – und seine Thronbesteigung wäre ein Stück aus dem Tollhaus geworden. Ein Prinz muss also überprüft werden. In Calderóns Stück kerkert man den jungen Herrn also ein, vertröstet seinen Protest

mit dem Hinweis, er träume vermutlich nur – um ihn dann (wie im Traum!) probehalber König spielen zu lassen. Und siehe: der Mensch ist tatsächlich nur da ganz Mensch, wo er spielt – und so lebt Prinz Sigismund, der sich als König wähnt, sofort seine gemeinen Gewaltphantasien aus. Test verfehlt, oder besser: bestanden! Der Mann sollte tunlichst kein König werden. Bei dieser Mausefalle gerät nicht das Gewissen des Königs in die Schlinge, sondern dessen charakterliche Qualifikation. Dass nun für die Bremer Inszenierung im Schauspielhaus noch weitere Schlenker zu diesem romantisch philosophischen Illusions-Spiel hinzu addiert werden, gilt bereits als fest abgemacht. Regie führen wird Robert Schuster, vielleicht der originellste Theater-Erfinder, den das Bremer Schauspiel zur Zeit vorweisen kann. Zuletzt zeigte Schuster hier mit Ibsens „Volksfeind“ nicht weniger als einen ausfabulierten Kommentar zum eigentlichen Stück; einen philosophischen Diskurs, der die Ideen der Vorlage in ein futuristisches Gedankenexperiment übertrug. Vielleicht kein schlechter Ansatz auch für Calderóns GedankenExperiment. Premiere am 23. März im Bremer Schauspielhaus

theater bremen All diese Tage 9 foyer

Blick in viele Fenster „E

s ist wie ein Spaziergang, bei dem man in verschiedene Fenster hineinschaut“, sagt HansGeorg Wegner, Dramaturg der Zeitoper „All diese Tage“, deren Uraufführung am 28. April im Bremer Theater am Goetheplatz stattfindet. Bis zum 12. Juli sind insgesamt zehn Vorstellungen des 100 Minuten langen Werks geplant. Die Zeitoper basiert auf Alltagsgeschichten von Bremer Jugendlichen. Die Librettistin Andrea Heuser ließ „viel Wortlaut und Originalsprache in den Text einfließen“. Die Geschichten der Jugendlichen verwandelte Heuser in 14 Szenen, die durch eine lockere Klammer miteinander verbunden sind. Der Komponist Moritz Eggert stellte den Alltagstexten „große Opernmusik“ gegenüber. „Die Musik hat sehr viel Humor, sehr viel Dynamik und Rhythmus“, schwärmt Hans-Georg Wegner. Die Komposition verlangt ein „so großes Orchester, dass nicht alle in den Graben passen“. Eingebunden sind neben großem Schlagwerk auch EGitarre, E-Bass, Akkordeon und Sampler. Für den Dramaturgen ist „All diese Tage“ etwas Besonderes. Im Musiktheater hätten „junge Menschen normalerweise keine Plattform. Von Jugendlichen gibt es kaum Opern.“ Dabei sei die Pubertät „eine

Moritz Eggert

42 Jugendliche prägen die Zeitoper „All diese Tage“ am Bremer Goetheplatz Text: Berit Böhme

wahnsinnig spannende, dynamische Zeit“. reografen, Chor- und Musikdirektor zur Bühnenreife geführt. „Wir dachten: 20 junEinerseits sei die Zeitoper „für die jungen ge Leute halten durch. Doch alle 42 sind Leute gemacht“. Andererseits richte sie geblieben“, sich an alle freut sich Generationen. „Die Musik hat sehr viel Humor, sehr viel Hans„Es ist eine Dynamik und Rhythmus“ Georg Oper, die sich Wegner. Im Laufe der Zeit sei die aus mit Familien beschäftigt.“ Erwachsenen böte sich die Möglichkeit, „Familienleben verschiedenen Stadtteilen und kulturellen Hintergründen zusammengewürfelte aus der Sicht ihrer Kinder und Enkel“ zu Truppe „eine schöne Gruppe geworden“. sehen. Anfang Februar begannen für die Jugend„Wir erfahren auch viel über die Sehnsucht lichen die eigentlichen Opernproben. „Die kennen sich jetzt gut aus im Theater und nach Nähe von jungen Menschen“, meint scharren mit den Füßen, weil sie auf die Wegner. „Sie möchten wahrgenommen Bühne wollen.“ und gesehen werden.“ Die Szenen bieten die ganze Bandbreite von Gefühlen. Sie Moritz Eggert hat für die Jugendlichen eireichen von der euphorischen russischen gene Parts „in die Noten reinkomponiert“. Familienfeier über aggressive Momente Durch Körperperkussion, chorisches bis hin zur anrührenden Sehnsucht eines Jungen nach einem Baumhaus. Die „Neuen Sprechen oder das synchrone Aufschlagen von Zeitungen sind sie „Teil des KlangreMedien“ spielen zwar eine Rolle, doch das Verlangen nach gemeinsam verbrach- gisters und voll in die akustische Wirkung des Stückes eingebunden“. Auf der Bühne ter Zeit dominiere. „Es sind die kleinen wird es teilweise eng zugehen. „Zeitweise Geschichten, in denen man die großen Themen entdeckt. Man ist so nah dran am stehen 120 Akteure auf der Bühne: 25 im Kinderchor, 42 Jugendliche, 40 im OpernLeben.“ chor, neun Solisten, sechs Extra-Schlagzeuger...“ Neben den Opernprofis agieren in fast jeder Szene 42 Bremer Jugendliche auf der Uraufführung am 28. April um 19.30 Uhr Bühne. Seit Oktober 2011 wurden sie mit im Theater am Goetheplatz. Workshops von Theaterpädagogen, Cho-

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thEatER BREMERhaVEn Eistau

frostigEs im fundus K

Stadttheater Bremerhaven zeigt „Eistau“ an außergewöhnlichem Spielort Text: Karin Hiller

limawandel, Erderwärmung, Gletbeginnen und die Menschen achtlos mit scherschmelze – Themen, die in der den Schönheiten der Natur umgehen. Er täglichen Medienberichterstattung gibt seine Arbeit als Forscher auf und heuzunehmend präsent sind und an Bedeuert als Expeditionsleiter auf einem Kreuztung gewinnen. Das allgemeine Interesse fahrtschiff an, das Touristen in die Antan Prozessen auf der Erde, die unsere Le- arktis bringt. Dort hofft er, die Menschen bensbedingungen verändern, nimmt zu. durch Vorträge und Ausflüge in die EisWissenschaftler informieren über den ak- landschaften für die Gefahren zu sensibilituellen Stand ihrer Forschungen und war- sieren, die der Natur drohen. nen vor zunehmenden Extremereignissen. Klimakonferenzen versuchen auf der poli- Der Schweizer Till Wyler von Ballmoos, der tischen Ebene einen Konsens für die zu er- „Eistau“ in Bremerhaven inszeniert, sieht greifenden Maßnahmen zu finden, welche in seinem Heimatland, wie real die Gefahr eine Klimakatastrophe verhindern oder des Abschmelzens der Gletscher ist: „Die sie wenigstens so weit wie möglich abmil- Bedrohung ist nah, aber man versucht den dern würde. schönen Kalt- und „Die Bedrohung ist nah, aber man versucht Schein Warmzeiaufrecht den schönen Schein aufrecht zu erhalten.“ ten hat es zu erhalimmer in der Vergangenheit der Erdgeten.“ Der Mensch hat Verlustangst, Angst schichte gegeben. Das Außergewöhnliche davor seine komfortabel funktionierenan der zur Zeit beobachteten Erderwärde Welt aufzugeben, aber, so der Regisseur, mung ist die Geschwindigkeit, mit der sich „wir müssen Verantwortung übernehmen das Klima ändert. Und das hat durch Ein- und damit wir das können, müssen wir das griffe in den globalen Kreislauf der Natur bestehende System verlassen.“ Die Frage ist, auch der Mensch zu verantworten. wie weit jeder bereit ist das zu tun. Und wie man eine Balance findet zwischen den AnIn seinem Roman „Eistau“ erzählt der Au- sprüchen des Menschen an Lebensqualität tor Ilija Trojanow von einem Glaziologen, und Wohlstand und dem Schutz der Natur. der sein Leben mit Leidenschaft und Besessenheit der Erforschung von Gletschern Dramaturgin Natalie Driemeyer hat zuwidmet. Mit Trauer und Zorn muss er ersammen mit Lorenz Langenegger die Thekennen, dass die Gletscher zu schmelzen aterfassung des Romans „Eistau“ erarbei-

tet: „Ziel ist, dass der Zuschauer inhaltlich etwas lernt, aber auch mit einer Geschichte nach Hause geht.“ Driemeyer nahm schon vor Drucklegung des Romans Verbindung zu Trojanow auf und stand auch während der Entwicklungszeit des Projekts in ständigem Kontakt mit dem Autor. „In diesem Stück bewegt man sich immer zwischen Gegensätzen“, erläutert Wyler von Ballmoos, „Stille und Lärm, Lebensfreude und Abgeklärtheit, Weite und Enge. Es ist ein Spiel mit Fiktion und Realität, eine Zusammenarbeit von Experten für Unterhaltung und Wissenschaft.“ Das Stadttheater, das in letzter Zeit mit großem Erfolg Produktionen erarbeitete, die eng mit der Stadt und ihren Institutionen verbunden sind, kooperiert bei „Eistau“ mit dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI), das in räumlicher Nähe zum Theater liegt. Vom Bühneneingang hat man einen direkten Blick in Labore des Instituts. Aus dem AWI sind drei Wissenschaftler in das Projekt eingebunden. Einer von ihnen ist der Physiker und Ozeanakustiker Dr. Lars Kindermann, der in der Antarktis die Geräusche des Ozeans aufzeichnet und erforscht. „Ich mische mich nicht in die künstlerischen Aspekte ein, sondern

theater bremerhaven Im Weißen Rössl foyer 11

rede viel, erzähle, versuche Gefühle rüberzubringen.“ Kindermann war bereits sechs Mal in der Antarktis und versteht es, seine Erfahrungen und Eindrücke bildhaft zu vermitteln. Dass die Wissenschaftler dann auch wirklich auf der Bühne stehen, kostete, wie Driemeyer verrät, einige Überzeugungsarbeit. Sie spielen keine Rollen, sondern sich selbst, referieren, in das Stück integriert, über ihre Spezialgebiete. Ein besonderes Projekt verlangt nach einem außergewöhnlichen Spielort. Der wurde gefunden im Fundus des Stadttheaters, wo auf zwei Ebenen Stellwände, Ku-

lissen, Möbel und andere kuriose Dinge vergangener Aufführungen lagern. Diese Umgebung wird in den Spielverlauf einbezogen (Ausstattung: Emanuel Schulze) und somit Teil des Szenenauf baus. „Der Fundus ist ein Archiv der Möglichkeiten“, so Wyler von Ballmoos, „hier lagert Theatermüll im guten Sinne.“ Der Hornist Samuel Stoll, der die Musik für die Produktion geschrieben hat, arbeitet mit einer Geräuschkulisse, die den Zuschauer atmosphärisch noch tiefer in die Geschichte eintauchen lässt. Über mehrere Lautsprecher sind Klänge, die bruchstückartig aus Musik und Sprache zusammengestellt sind, zu hören, ein Grundrauschen

Meine Versicherung sponsert lieber Action als Aktionäre. Die Bremen Arena heißt jetzt ÖVB Arena.

der Zivilisation. Instrumente wie Alphorn und Signalhorn, die man mit der Bergwelt assoziiert, werden eingesetzt und auch einen Teil der Geräusche, die Lars Kindermann aus den Tiefen des Antarktischen Ozeans aufgenommen hat, nimmt Stoll in seine Klangcollage auf. „Die Aussage am Schluss ist: wir können was verändern“, betont der Regisseur, „und der Zuschauer soll mit der Frage an sich selbst aus dem Stück gehen: was kann ich als Einzelner tun?“ Premiere am 24. März im Fundus des Stadttheaters Bremerhaven

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thEatER BREMERhaVEn Carmina Burana

magischE bildEr

Sergei Vanaev setzt die „Carmina Burana“ mit tänzerischen Mitteln um Text: Karin Hiller

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ächtige Chorszenen, formelhafte Wiederholungen von musikalischen Themen und die treibende Dominanz des Schlagwerks charakterisieren das wohl bekannteste Werk des Münchener Komponisten Carl Orff, die „Carmina Burana“. Die Texte dieser „Lieder aus Beuren“, die Orff vollständig neu vertonte, stammen aus einer mittelalterlichen Handschrift des Klosters Benediktbeuren. Für Orff war der Rhythmus „die einigende Kraft von Sprache, Musik und Bewegung“ und er dachte sich die „Carmina Burana“ als szenische Aufführung „mit magischen Bildern“.

Mit ironischer Gewinnerpose und einem hämischen Lachen spielt er das Spiel der Menschen mit. Der Tod ist in ihrer Mitte, er fühlt sich als Sieger, wissend, dass sich alles in eine Richtung bewegt, letztlich zum Ende der Existenz. Die Tänzer bewegen sich in einem großen weißen Kreis, hier spielt sich das Leben der Menschen ab. „Der Kreis wirkt wie eine Arena“, beschreibt Vanaev, „dort findet der Lebenszirkus statt. Der Tod ist immer dabei, beobachtet das Treiben der Menschen. Er ist der beständigste Charakter des Stücks, er steht als Symbol für Ewigkeit.“

Das Bühnenbild, das Vanaev zusammen Orffs „Carmina Burana“, die in der Einmit Johannes Bluth entworfen hat, wird fachheit der Rhythmik und Harmonik an getragen von einem starken schwarz-weiß die amerikanischen Minimalisten erinKontrast. Auf dem geschlosnert, inspirierten Choreographen immer wieder zu Liebe, Zärtlichkeit, senen Orchestergraben liegt der weiße Kreis für die Tänzer, neuen Gedanken und tän- Hoffnung. dahinter, im weiten dunklen zerischen Umsetzungen. So Raum der Bühne, sitzen die Orchesterauch Sergei Vanaev, der mit Bewegungen die gewaltige Energie der Musik verstärken musiker. Begrenzt wird der Bühnenraum durch neun meterhohe Türme, auf denen will: „Die Choreographie ist relativ abstrakt und sehr auf solistische Leistungen der Chor steht. 130 Menschen, die sich als Teil des Bühnenbilds empfinden sollen. der Tänzer ausgelegt.“ Die Türme können gleichzeitig als Projektionsfläche für Lichteffekte eingesetzt Mit sinnlicher Körpersprache, tänzerisch werden. auf hohem Niveau, erzählt Vanaev – wie auch die Texte der „Carmina Burana“ – von den großen Emotionen des Lebens: Liebe, Sergei Vanaev regt mit der neuen Deutung Zärtlichkeit, Hoffnung. „Dabei ist die Hoff- der „Carmina Burana“ zum Nachdenken nung“, so Vanaev, „das gemeinste Spiel von an über Leben und Tod, über die Endlichkeit des Daseins und die Antwort auf allen, weil die meisten Hoffnungen sich nicht erfüllen. Wir geben bestimmten Ge- das, was wir nicht verstehen: „Es geht um Schicksal, alles bewegt sich in eine Richfühlen einen Wert, den sie nicht haben.“ tung, in ein schwarzes Loch. Alles zerfällt am Ende zu Asche in einer unendlich In den „Carmina Burana“ wird die schwarzen Kälte.“ Glücks- und Schicksalsgöttin Fortuna als Herrscherin über die Welt besungen, sie bestimmt das Rad des Lebens, entscheidet Premiere am 31. März im Großen Haus. über Glück und Unglück. Bei Vanaev ist der Musikalische Leitung: Stefan Veselka, Tod die dominante Figur, denn: „In jedem Leitung der Chöre: Ilia Bilenko, Werner Moment des Lebens schwingt der Tod mit.“ Dittmann, Eva Schad.

thEatER BREMERhaVEn Die lustigen Weiber von Windsor

traurigEr rittEr falstaff

foyer 13

„Die lustigen Weiber von Windsor“ am Stadttheater Bremerhaven Text: Karin Hiller

spacejunkie / photocase.com

O

tto Nicolais komisch-phantastische Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“, die 1849 in Berlin uraufgeführt wurde, hat in der heutigen Zeit einen eher spießigen Ruf. Die Geschichte der beiden Ehefrauen, die sich einen Spaß daraus machen, den verarmten Ritter Sir Falstaff als Marionette für ihre Intrigen einzusetzen, scheint überholt. Grund genug für den Regisseur Philipp Kochheim, in seiner Inszenierung am Stadttheater Bremerhaven einen radikalen Wechsel in der Bewertung vorzunehmen: „Es ist eines der bösesten Stücke, das ich je gelesen habe.“

Kochheim darin keine positive Entwickfinden sich hier zusammen und feiern ihre lung sehen: „Die Ehepaare finden nicht Rituale.“ Dort findet die endgültige Ausmehr in der Liebe, sondern nur noch in ge- treibung des Falstaff statt. meinsamen Hass zueinander.“ Einen Rest Utopie sieht Kochheim in der Die Inszenierung kippt ständig zwischen jungen Anna, die sich gegen ihre Eltern Lustspiel und Trauerspiel. Der Zuschauer wehrt, sich den Mann wählt und heiratet, soll begreifen, dass hier ein fataler Vorgang den sie liebt und so die Emotionen über stattfindet. Das große Finale samt phantas- Vernunft und Berechnung siegen lässt. tischem Verkleidungsspiel im Wald verlegt Kochheim in eine moderne Wohnung: „Die Premiere am 21. April im Großen Haus. Wohlhabenden, die in Accessoires leben Musikalische Leitung: Stefan Veselka, und selbst zum Accessoire geworden sind, Ausstattung: Barbara Bloch

Falstaff, der in die Jahre gekommene trinkfeste Genießer, trifft auf eine Welt, in der Lust und Emotionen verdrängt werden. „Eigentlich ist er nur ein Romantiker, der die Frauen begehrt. Und dafür wird er aufs Unangenehmste drei Mal abgestraft“, beschreibt Kochheim und verurteilt das Verhalten der Frauen aufs Schärfste: „Ein grauenhafter Vorgang.“ Denn die Ehefrauen haben ihre zynische Freude daran, den lebenslustigen Falstaff zum Gespött zu machen und erteilen ihren Männer damit gleichzeitig eine Lektion in grundloser Eifersucht. Da ist keine Liebe zu spüren, das ist ein Kampf zwischen Mann und Frau. Die Oper steht in der Tradition des Singspiels, in dem musikalische Nummern mit gesprochenem Text verbunden werden. „Wir haben die Texte behutsam modernisiert“, erzählt der Regisseur, „denn das Stück hat viel mit unserer Zeit zu tun, in der die Sinnlichkeit zunehmend verloren geht. Falstaff wirkt hier wie ein letzter trauriger Ritter, der gegen Windmühlen kämpft.“ Im letzten Akt werden die Ehemänner von ihren Frauen eingeweiht und planen zusammen, den armen Falstaff ein letztes Mal zu demütigen. In dieser Aktion sind die Paare zwar wieder vereint, doch kann

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thEatER OlDEnBURG Die Versuchung des Heiligen Antonius

Uraufführung der Oper „Die Versuchung des Heiligen Antonius“ in Oldenburg Text: Till Knipper

Max Ernst: Die Versuchung des Heiligen Antonius, 1946

rEalität und imagination M

it der „Versuchung des Heiligen Antonius“ steht im Oldenburgischen Staatstheater eine Oper der besonderen Art vor ihrer Uraufführung. 2009 hatten 15 begabte Theaterleute im Rahmen des Förderprojekts „Akademie Musiktheater heute“, finanziert durch die Deutsche Bank Stiftung, ein Produktionsteam gebildet, um eine Oper von A bis Z zu entwerfen und auf eine Bühne zu bringen – mit allem, was dazugehört. Über drei Jahre hinweg diskutierten die Kulturmanager, Komponisten, Dramaturgen, Regisseure, Bühnenbildner und Dirigenten ihre Ideen und Entwürfe, um die neu gewonnenen Einsichten in einer Opernproduktion umzusetzen.

räumlich gestaltete Form im Sinne Luigi Nonos, sondern eine richtige Oper!“

auch zu einem kulturgeschichtlich vielfach bearbeiteten Sujet. So lernte auch Gustave Flaubert die Geschichte schon als Kind in Aber was zeichnet einen Opernstoff über- Form eines Puppenspiels kennen, schrieb haupt aus? Hahn: „Wir waren uns schnell 1849 eine erste Fassung seines anspieeinig, dass es ein Stoff sein müsse, der eine lungs- und bilderreichen, szenischen Rogewisse Fantastik beinhaltet, einen Über- mans und arbeitete 25 Jahre lang die Geschuss, der nur musikalisch aufgefüllt wer- schichte immer wieder von neuem um – so den kann. Es sollte ein Stoff sein, der kulwichtig war ihm dieses Projekt geworden. turgeschichtlich so aufgeladen ist, dass er auch mit den geschichtlich aufgeladenen Die gesamte Handlung ist verdichtet auf Mitteln der Oper bearbeitet werden kann; eine Nacht, in der Antonius Versuchungen ein Stoff, der viele heterogene Bestandteile ausgesetzt ist. Schon mit dem Sonnenunzulässt. So kamen wir auf Flauberts szeni- tergang gerät er in eine existenzielle Krischen Roman über den Heiligen Antonius, se, weil ihm mit dem Gebet sein Lebensinder uns geeignet erschien.“ halt abhanden gekommen ist. Es erscheint sein früherer Schüler Hilarion – zunächst Der Heilige Antonius, so die Überliefeals Kind, dann zum Vertreter der WissenPatrick Hahn, neben Martina Stütz und Se- rung, ist ein frühchristlicher Einsiedler in schaft heranwachsend, um schließlich Anbastian Hanusa einer der drei Dramaturder ägyptischen Wüste. Sein Hab und Gut tonius‘ teuflischer Gegenspieler zu wergen, erinnert sich: „Als Ausgangspunkt schenkte er den Armen und lebte fortan den, sein faustischer Advocatus Diaboli. erhielten wir den Auftrag, eine Oper zu enthaltsam mit einem Schwein als Beglei- Auch die erotische Schönheit der Königin schreiben. Das ist heute natürlich eine He- ter in einer Hütte. Die Erzählung von Anvon Saba sucht Antonius auf, doch auch ihrausforderung: Kein postmodernes Musik- tonius wurde später nicht nur zum Vorren Offerten widersteht er. theater entwerfen, keine experimentellbild des christlichen Mönchtums, sondern

THEATER OLDENBURG Die Versuchung des Heiligen Antonius 15 foyer 53°8‘N 8°13‘O

W W W. H O R S T - J A N S S E N - M U S E U M . D E

SAGENHAFT 2. März – 3. Juni 2012

MARKUS LÜPERTZ Zeichnungen & Skulpturen In einem „Jahrmarkt der Religionen“ treten anschließend konkurrierende, frühchristliche Gruppierungen auf, die eine Stellungnahme von Antonius herausfordern. In einer sich anschließenden Götterprozession verspeisen sich die Religionen selbst – eine in der Oper als barockes Festmahl umgesetzte Szenerie, bei der auch musikalisch jeder Gruppe eine eigene barocke Form zugeordnet ist. Auf den Flügeln des Teufels Hilarion fliegt Antonius schließlich bis ans Ende der Welt, um dort festzustellen, dass es die Sphärenharmonie des Universums, von der man ihm oft erzählte, gar nicht gibt. Zuletzt wird es wieder Tag, Antonius erschrickt über sich und widmet sich erneut dem Gebet.

räuschhaften, feingliedrigen Texturen, etwa in Antonius‘ Teufelsflug zum Universum. Andererseits semantisiert er das Geschehen durch Zitate, etwa aus Johann Sebastian Bachs Choral „Ich bin‘s, ich sollte büßen“, dem Jazz-Klassiker „blue in green“ von Miles Davis oder mittels Live-Radios, die eine kleine versteckte Türe aus der Antonius-Geschichte aufstoßen, hinein in die mediale Aktualität. Warum beschäftigen sich junge Menschen mit einer alten Geschichte über eine Entsagung menschlicher Triebe in Form eines rauschhaften Bilderbogens aus dem 19. Jahrhundert? „Uns geht es letztlich um die Widersprüche, die man als Mensch in der Moderne erlebt“, erklärt Patrick Hahn. „Es geht um die Erfahrung, dass einem all diese religiösen Dinge keinen Sinn mehr versprechen.“

Dramaturg Sebastian Hanusa bekennt: „Was Antonius macht, ist uns ja völlig fremd: Er begibt sich auf die Suche nach Die Situation des Heiligen Antonius gleiGott durch Entsagung von Essen, Trinken, che jener der postmodernen Welt. Hahn: Schlaf und Sexualität. Die letzte Versu„Wir können an Buddha glauben, wir könchung ist die der Erkenntnis, das heißt der nen an Mammon glauben: alles ist mögSuche nach dem, was die Welt im Innerslich! Aber letztlich nimmt uns niemand ten zusammenhält. Aus meiner Sicht bleibt die Entscheidung ab, wie wir unser Wissen das Ende bei Flauüber die Welt mit dem Altbacken oder langweilig abgleichen, was wir als bert offen bezüglich der Frage, ob Antoni- wird diese Vorstellung Mensch auch als Glauus nicht doch der letzbensbedürfnis haben. bestimmt nicht. ten Versuchung der ErDarum ist dieser Stoff kenntnis erliegt, aber durch die Erkenntnis bei all seiner Merkwürdigkeit noch brandkeine Befriedigung findet.“ Hatte Antoniaktuell. Die Vorstellung eines Eremiten ist us anfangs noch versucht, sich der Körper- uns so fremd, dass sie uns die Auseinanlichkeit zu entziehen, musikalisch in der dersetzung mit der hinter der GeschichOper umgesetzt durch eine allmählich ins te liegenden Kernfrage wieder ermöglicht: Wanken geratende, „bodenständige“ Quin- Wie entscheide ich mich, zu leben?“ te, will er sich am Ende „in den Grund der Materie senken – die Materie sein!“, wie es Den Auftrag, eine Oper zu schreiben, hat zuletzt in der Oper heißt. die Produktionsgruppe umgesetzt: Der inzwischen zur Tradition gewordenen NegaDie Metamorphose innerhalb dieser Nacht tion einer traditionellen, als zu bürgerlich ist irgendwo zwischen Rausch, Traum, Vi- empfundenen Oper stemmt sie sich entgesion und Realität gelegen. „Wenn man am gen. Ihr Ziel war auch nicht die Erfüllung, Ende nicht mehr weiß wo man ist, dann ist sondern die ungezähmte Übererfüllung man genau richtig!“ ist die Losung des Pro- der Gattung. Bleibt nun noch die Aufgabe jekts. Das ständige Gleiten zwischen Virdes Regisseurs Alexander Fahima, der mittualität und Realität kommt auch musiunter etwas pathetisch wirkenden Sprache kalisch zum Ausdruck. „Es ist immer eine des 19. Jahrhunderts etwas entgegenzuEbene eingewoben, die nicht passt“, sagt setzen. Man darf gespannt sein, denn altUlrich Kreppein, der gerade mit dem Förbacken oder langweilig wird diese Vorstelderpreis der Ernst-von-Siemens-Stiftung lung bestimmt nicht. ausgezeichnet wurde. Musikalische Leitung: Lennart Dohms, Der Komponist versteht es, sich zwischen Barbara Kler (Assistenz). Ausstattung: den Welten zu bewegen und damit vielge- Julia Schnittger. Premiere am 8. Mai im staltig auf das Libretto zu reagieren. Er be- Großen Haus. Weitere Aufführungen: 12., herrscht die ästhetische Klaviatur der ge17. und 26. Mai sowie 1., 8. und 21. Juni

Die Einladung in das Pa r a d i e s . w w w. l e u c h t - g a e r t e n . de 04 2 1 - 8 0 8 96 8

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theater oldenburg Avanti Infantilitanti

Marc Becker stellt mit „Avanti Infantilitanti“ eine absurd-surreale Komödie beim PAZZ Festival vor Text: Sven Garbade

knallgrün / photocase.com

Zaubertricks und Aberwitz E

inen fulminanten „Kindergeburtstag mit Musik“ verspricht das Oldenburger Staatstheater zum Auftakt des PAZZ-Festivals. Hausautor Marc Becker wird für das Performance-Festival eine absurd-surreale Komödie kreieren, die, ähnlich wie seine Produktion „Kraut und Käse“ in der Spielzeit 2007, ganz ohne verständliche Worte auskommen könnte, dafür aber eine Fülle von turbulenten Zwischenfällen, Zaubertricks, grotesken Tanzeinlagen und aberwitzige Pointen präsentiert. Thema ist diesmal die Verkindlichung der Gesellschaft – und die wiederum will Marc Becker in einem großen Spektakel hochleben lassen.

Der aus Bremen stammende Dramatiker len sowie die ganz allgemein auf Comedy abonnierte Unterhaltungskultur sämtlicher Marc Becker (Jahrgang 1969) geht die Sache nun als große Satire an. Seine gewiss Fernsehkanäle. turbulente „Avanti Infantilitanti“-Produktion, die sogar zu einer Zone der „erlösenDoch auch in der Lebenskultur des Alltags leuchten die Chiffren von Jugend-Kult den Gruppeninfantilität“ ausarten dürfe, soll auf dem Vorplatz der Exerzierhalle und Jugend-Wahn in immer dominantestattfinden – jenem Ort, an dem sämtliche ren Farben. Dass dabei tradierte Lebensentwürfe von Reife und Verantwortlichkeit Aktivitäten das PAZZ-Festivals ihr Zentrum haben werden. Hier entsteht ein Conzu verschwinden drohen, könnte in Vergessenheit geraten. Matthias Grön: „Immer tainer-Dorf, wo das Oldenburger Theaterweniger Menschen können sich heute vor- und Performance-Fest der etwas anderen Art heimisch wird. stellen, dass ein selbst bestimmtes Leben aus Tradition und Hingabe an geistige WerDenn so wie JAZZ für die freie Form in der te, wie Respekt oder Verantwortung, für Musik steht, so soll PAZZ (Performing Arts das eigene Tun relevant werden könnte.“ Festival) für die freie Form im Theater steÜber Relevanz verfügt das Thema in jedem Forever young – tatsächlich scheinen viehen. Innovative Theater-Experimente soFall. Immer mehr Menschen würden heute le gesellschaftliche Vorzeichen den Trend wie lautstarke Spektakel werden also anversuchen, ihre Jugend bis „hart an den Vor- zum Kindlichkeits-Kult zu belegen. Dennonciert, Grenzüberschreitungen und ruhestand gegenseitige Befruchtungen zwischen freiken und zu verer Theaterszene und dem Stadttheater aviHandeln Thema ist die Verkindlichung der Gesellschaft längern“, siert. Nichts weniger als das (Er)finden von in langerläutert Dramaturg Matthias Grön den neuen Theaterästhetiken ist dabei erklärfristigen Perspektiven ist immer weniger Grundgedanken der Inszenierung. Unsetes Ziel. Symposien zu weiteren Theatergefragt, die Auseinandersetzung mit den re Zeit sei auf vielen Ebenen geprägt von der eigenen kulturellen Wurzeln tritt bestänThemen, wie beispielsweise zu Fragen der Weigerung des Einzelnen, erwachsen zu dig zurück zugunsten von Ruhm, Geld und Übersetzung und des Umganges mit neuen werden. Jugendkult bis zum Kindischen ist nicht enden wollender Unterhaltung. So Medien, begleiten das einwöchige Festival an zahlreichen medialen und gesellschaftvom 20. bis 29. April. könnte auch der Titel des Erfolgsromans lichen Orten zu beobachten. Zu den promi- von David Foster Wallace programmatisch Premiere „Avanti Infantilitanti“: nentesten Beispielen dürften ewig-juvenile für diesen ewigen Kindergeburtstag ste21. April auf dem Platz vor der ExerzierShowstars wie Thomas Gottschalk zähhalle Oldenburg hen: „Infinite Jest“ – „Endloser Spaß“.

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thEatER BREMEn bremer shakespeare company

Baustelle, Verstärkung und eine Reise: Neues von der bremer shakespeare company Text: Christian Emigholz

„Viel Lärm um nichts“, Foto: Marianne Menke

olymPia ruft

E

s geht voran bei der bremer shakespeare company: Der Teilabriss des vorhandenen Gebäudes am Leibnizplatz ist erfolgt, die Pfahlgründung des „halben“ Neubaus ebenso. Eine ausgiebige Fotostrecke auf der Homepage der Company im Internet zeugt davon. Derweil hat das Ensemble sein Übergangsdomizil in der Concordia bezogen, die Bühne aufgebaut und und den Spielbetrieb aufgenommen – überwiegend Stücke aus dem Repertoire wie „Macbeth“, „Viel Lärm um nichts“, „Verlorene Liebesmüh“ oder „Timon aus Athen“. Für die Concordia wird aber zurzeit auch eine Neuinszenierung geprobt: „Ein Sommernachtstraum“ in der Regie von Benno Ifland (wir berichteten in der vorigen foyer-Ausgabe). Daran beteiligt sind auch zwei neue Kräfte der Company. Die Schauspielerin Ulrike Knospe, die schon an den Theatern in Heidelberg, Mannheim, Lübeck und Zürich engagiert war, aber auch regelmäßig für den Rundfunk und fürs Fernsehen arbeitet. Sie hat bereits eine Rolle im Hamlet übernommen, im „Sommernachtstraum“ spielt sie nun ihre erste eigenständige Rolle, genauer gesagt, Rollen – wie bei der Company üblich.

ble Aquabella, das schon mehrfach in Bremen aufgetreten ist. Die bremer shakespeare company spielt aber nicht nur in der Concordia, sondern außerdem an diversen Orten in und um Bremen, darunter das Lagerhaus in der Schildstraße, wo John von Düffels „Shakespeare, Mörder, Pulp & Fiktion“ immer mal wieder auf dem Programm steht. Ein besondere Produktion an einem besonderen Ort hat im März Premiere: In Zusammenarbeit mit der Universität Bremen findet im „Haus des Reichs“ die vierte szenische Lesung der Reihe „Aus den Akten auf die Bühne“ statt. In der Reihe, die sich mit der Entnazifizierung am passenden Ort beschäftigt (im „Haus des Reichs“ fanden nach dem Krieg die Verhöre der US-Militärregierung statt), wird die Geschichte der Margarete Ries unter dem Titel „Im Lager hat man mich zum Verbrecher gemacht“ erzählt. Es spielen und lesen Peter Lüchinger, Franziska Mencz, Michael Meyer und Petra-Janina Schultz. Premiere am 27. März (19.30 Uhr), weitere Aufführungen am 17., 18. und 24. April.

Mit gewisser Vorfreude erwartet die bremer shakespeare company auch die Auf Auftritte mit „Timon aus Athen“ bei der LonNeu ist auch Erika Spalke, die ebenfalls in doner Kulturolympiade im Globe Theatre. Benno Ilfands Inszenierung zu sehen sein Die wird im Vorfeld der Olympischen Spiewird (Premiere ist am 21. März, 19.30 Uhr) le veranstaltet, wobei sämtliche 37 Stüund die bereits eine Rolle in „Timon aus cke von William Shakespeare gespielt werAthen“ übernommen hat. Erika Spalke hat den, und zwar in 37 Sprachen. So ist dort nach fundierter Schauspielausbildung viel beispielsweise „Titus Andronicus“ in kanals freiberufliche Schauspielerin in Berlin tonesischem Chinesisch zu erleben oder gearbeitet, sich aber zugleich ihrer anderen „Ein Wintermärchen“ in Yoruba. SelbstverBegabung als Musikerin gewidmet: Sie ge- ständlich spielen die Bremer ihr Stück auf hörte einige Jahre zum A-cappella-Ensem- Deutsch, und zwar am 31. Mai und 1. Juni.

BREMER thEatER Szene 19 foyer

VariEté am fluss t

usch, Vorhang auf, die Show beginnt – allerdings erst 2013. Dann will die in Bad Oeynhausen angesiedelte GOP Entertainment Group ein VarietéTheater in der Überseestadt eröffnen und die Unterhaltungsszene in Bremen „auf „aufmischen“. Dafür entsteht gegenwärtig in direkter Nachbarschaft zum Weser-Tower ein „Entertainmentkomplex“, eine Kombination aus Varieté-Theater, Restaurant, Dance Club und dem Vier-Sterne-Superior-Hotel Steigenberger.

Neuheiten von Bühnen der Region Text: Peter Schulz

Essen, Bad Oeynhausen, Münster und Mün- Hommage an die grandiose Sängerin und chen ähnliche Einrichtungen betreibt. Schauspielerin, deren Leben 1969 ein tragisches Ende nahm. Am 20. April (19.30 Die Varieté-Besucher sollen laut VorstelUhr) findet die Premiere im Theater Alte lungen der Betreiber „vor der Show im Molkerei Worpswede statt. Dabei handelt GOP Restaurant abwechslungsreiche und es sich um die zweite Produktion, die eifrische Menükreationen genießen.“ Nach gens für dieses Haus realisiert wird. der Vorstellung könnten sie den Abend im Dance Club mit „traumhaftem Blick auf „End oft the Rainbow“ kreist um die turbudie Weser“ ausklingen zu lassen. lenten letzten Monate im Leben der Judy Garland, die ein Comeback anstrebt und in London ein neues Leben beginnen will. Hommage an Judy Das Stück von Peter Quilter kombiniert die Sie bekam einen Oscar und zahlreiche komischen, tragischen und anrührenden GOP Entertainment will in dem Theater mit Grammys, doch in Erinnerung ist Judy Seiten von Garlands Privatleben mit ihren 400 Plätzen „fantasievolle und berührende Garland mit einem Lied geblieben, nämweltberühmten Songs. Die Titelrolle überShows mit weltweit renommierten Artisten lich „Somewhere over the Rainbow“. Der und Entertainern, hochkarätigen Tänzern, Song aus dem Film „Der Zauberer von Oz“ nimmt Mary C. Bernet, die in Worpswede einzigartigen Comediens und begnadeten wurde zum Evergreen; Ella Fitzgerald, aber bereits als Edith Piaf für Begeisterung Musikern für die ganze Familie präsenauch Keith Jarrett oder Eric Clapton haben sorgte. Regie führt Craig Simmons, der auf dem Theaterschiff Bremen Erfolgsstücke tieren.“ Gesellschafter des Unternehmens ihn interpretiert. wie „Suche impotenten Mann fürs Leben“ ist die Familie Grote, die seit mehr als 30 inszeniert hat. Jahren in der Großgastronomie und Unter„End of the Rainbow – Judy Garland, ihr haltung tätig ist und bereits in Hannover, Leben, ihre Musik“ lautet der Titel einer

Max Kaus

Im Norden und ...

Max Kaus gehört zu den wichtigsten Berliner Malern im 20. Jahrhundert. Die Galerie OHSE zeigt Gemälde aus den 50er und 60er Jahren, die nach Reisen an die Nordsee und nach Italien entstanden waren.

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foyer 20

thEatER BREMEn Personalien vom Goetheplatz

Der künftige Intendant am Bremer Goetheplatz krempelt das Ensemble um Text: Peter Schulz Welle: Asphaltkultur, Samir Akika / Unusual Symptoms

G

börgErding mischt auf

emunkelt wird viel, eindeutig war (noch) nichts: Über dem Spielplan für die kommende Saison lag Anfang März bei Redaktionsschluss dieser foyer-Ausgabe der Schleier der Ungewissheit. Dagegen ließ sich Michael Börgerding, der mit Beginn der Spielzeit 2012/13 den seit zwei Jahren vakanten Stuhl des Intendanten am Bremer Goetheplatz besetzen wird, hinsichtlich seiner künftigen Mannschaft bereits hier und dort in die Karten blicken.

nete, will zunächst eine „Auszeit“ nehmen und strebt dem Vernehmen nach eine verantwortliche Position zur Spielzeit 2013/14 an. Ähnliches ist auch über Marcel Klett zu hören, dessen Arbeit trotz beachtlicher Erfolge wie zuletzt „Leonce und Lena“ häufig im Fokus der Kritik stand.

Komplett ausgewechselt wird das Ensemble des Tanztheaters. Michael Börgerding hatte bereits im Vorjahr angekündigt, der Tanzsparte „neue Impulse“ verleihen zu wollen. Urs Dietrich, bislang künstlerischer Dabei wurde deutlich: Der langjährige Chefdramaturg am Hamburger Thalia-The- Leiter der Compagnie, steht also vor einer Neuorientierung, was angesichts seines exater mischt nicht nur das Ensemble, sonzellenten Leumunds kein Problem darsteldern auch die Leitungsebene kräftig auf. len dürfte. Eine Entwicklung, die allgemein erwartet worden war, gilt am Theater ja durchweg Seine Nachfolge wird der in Algier gebodie Regel: Wenn ein neuer Chef kommt, rene und in Paris aufgewachsene Samir müssen „die Alten“ (meistens) gehen. In diesem Fall trifft es mit Ausnahme von Re- Akika antreten, dessen Produktionen internationales Aufsehen erregen und vielbecca Hohmann (Moks) und des künstlerischen Betriebsdirektors Martin Wiebcke fach ausgezeichnet wurden. Der Choreograph, einst von Pina Bausch gefördert, die verbleibenden Mitglieder der „Fünferrealisiert gern Bühnenprojekte mit Jugendbande“, die das Haus in den vergangenen lichen und gründete 2009 gemeinsam mit zwei Jahren überaus engagiert, aber nicht Alexandra Morales das Ensemble „Unusual immer mit Fortune geleitet haben. Symptoms“. Börgerding hatte ursprünglich Laurent Chétouane favorisiert, was dem Eine neue Aufgabe hat bereits Patricia StöVernehmen nach an zu hohen Gagen- und ckemann gefunden. Die Leiterin des Tanzweiteren Forderungen scheiterte. theaters wechselt ans Stadttheater Osnabrück, wo sie künftig als Dramaturgin und Managerin der dortigen Dance Company ar- Akika, der sich noch nie fest an ein Stadtbeiten wird (siehe foyer 93). Ihre Büros räu- theater gebunden hat und sechs Tänzer mitmen müssen zudem Chefdramaturg Hans- bringen wird, dürfte schon wegen seiner Vorliebe für eine karge Bühnenausstattung Georg Wegner und Marcel Klett, der Leiter des Schauspiels. Wegner, der 2007 mit Hans- besser in den finanziell eng gesteckten Bremer Rahmen passen. Mit der Entscheidung Joachim Frey aus Dresden nach Bremen für den 41-jährigen entspricht Börgerding kam und zuletzt auch als Geschäftsführer zudem seiner Ankündigung, gezielt ein jündes Bremer Theaters verantwortlich zeich-

geres Publikum ansprechen zu wollen, das Akikas stark an Hip-Hop und Rap orientierte Arbeiten eher goutieren dürfte. Als „Artist in Residence“ wird zudem Monika Gintersdorfer in Bremen arbeiten, renommiert als Regisseurin von Tanz- und Theaterprojekten zwischen Westafrika und Europa. Beiden soll mit dem umgebauten Schauspielhaus eine adäquate Spielstätte zur Verfügung gestellt werden. Doch Börgerding, seit 2005 Direktor der Theaterakademie Hamburg und nicht allein deshalb bestens in der Szene vernetzt, hat noch weitere Asse im Ärmel. Nämlich Benjamin von Blomberg (Jahrgang 1978) und den ein Jahr älteren Benedikt von Peter. Blomberg, der vom Thalia-Theater kommt, soll als Chefdramaturg für Oper und Schauspiel zuständig werden, Peter, laut Börgerding „einer der hoffnungsvollsten Regisseure unserer Zeit“, ist als „Hausregisseur“ vorgesehen und soll mindestens zwei Inszenierungen pro Spielzeit abliefern. Beide haben bereits in zahlreichen Produktionen zusammengearbeitet; beide „können“ miteinander, wie es heißt. Benjamin von Blomberg, der historische Musikwissenschaften, Germanistik und Betriebswirtschaftslehre (!) studiert hat, arbeitete mit Ulrich Khuon und betreute auch Opernprojekte, unter anderem mit Christof Loy. Mit Benedikt von Peter realisierte er beispielsweise 2008 an der Oper Frankfurt Verdis „Die Räuber“. Benedikt von Peter, Assistent bei Peter Konwitschny und Peter Mussbach, kommt mit der Empfehlung des Deutschen Theater-

theater Bremen Personalien vom Goetheplatz

Benedikt von Peter

21 foyer

Sebastian Baumgarten

Und die „Berliner Morgenpost“ warf von Pe- Guido Gallmann und Siegfried W. Maschek vor allem versierte Kräfte, die das Publiter gar „Opernschändung“ vor. kum aus vielen Produktionen kennt und Auf das Debüt der beiden neuen „Vormän- schätzen gelernt hat. Die Lücken sollen junge Absolventen der Theaterakademie ner“ in Sachen Oper am Goetheplatz darf man also gespannt sein, wobei sie sich auf sowie einige „gestandene“ Schauspielerindas bewährte, viel gelobte Ensemble stüt- nen und Schauspieler schließen. Michazen können. Denn Michael Börgerding hat el Börgerding drückt dem Theater Bremen also auch hier bereits seinen Stempel auf. seine bereits in der foyer-Ausgabe 92 veröffentlichte Ankündigung wahr gemacht Das gilt auch für die Regisseure, die künfund nahezu alle Sängerinnen und Sänger auch für die nähere Zukunft vertraglich an tig in Bremen arbeiten werden. Zu ihnen wird unter anderem Klaus Schumacher gedas Haus gebunden. hören. Der frühere Chef des Moks leitet Das genaue Gegenteil war sein Lohn für eine „Fidelio“-Regie an der Komischen Oper Ber- Ganz anders sieht es dagegen beim Schau- mittlerweile das Kinder- und Jugendtheater lin. Der „Tagesspiegel“ senkte den Daumen spiel aus, das vor einer umwälzenden Ver- des Hamburger Schauspielhauses. Für das änderung steht. Zwei Drittel des Ensemb- Schauspiel ist zudem Alexander Riemenmit den Worten: „Benedikt von Peter zieht schneider vorgesehen, während in der Oper les müssen dem Vernehmen nach gehen, … die Summe allen Trashs. Warum gibt es wobei es sich durchweg um jüngere Akteu- Sebastian Baumgarten zum Zuge kommen an einem programmatisch so ehrgeizigen Haus niemanden, keinen Intendanten, kei- re handelt. Wie es heißt, bleiben mit Irene soll, der im vergangenen Jahr in Bayreuth Kleinschmidt, Gabriele Möller-Lukasz und eine höchst umstrittene „Tannhäuser“-Innen einzigen Dramaturgen, der Einspruch szenierung abgeliefert hat. Susanne Schrader sowie Martin Baum, erhebt und so viel Schlimmes verhindert?“ preises „Der Faust“ nach Bremen, den er im vergangenen Jahr für seine Inszenierung von Luigi Nonos „Intolleranza 1960“ an der Staatsoper Hannover erhalten hat. Hier gelang ihm in der noch laufenden Spielzeit auch mit Verdis „La Traviata“ ein durchweg bejubelter Erfolg. Foyer-Kritiker Markus Wilks urteilte darüber im „Weser-Kurier“: „Dank Benedikt von Peters ungewöhnlicher Inszenierung ein singuläres Opernereignis. Stehende Ovationen, auch für das Regieteam, am Ende einer denkwürdigen Premiere.“

Max Kaus ... im süden

Max Kaus gehört zu den wichtigsten Berliner Malern im 20. Jahrhundert. Die Galerie OHSE zeigt Gemälde aus den 50er und 60er Jahren, die nach Reisen an die Nordsee und nach Italien entstanden waren.

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KOlUMnE Da capo!

intEndantEn-ParadE Da capo! Erinnerungen des foyer-Kritikers Simon Neubauer

Michael Börgerding

i

n diesen Wochen und Monaten hört man ihn oft, den hässlichen Klageruf „Kündigung!“ Er kommt aus dem Mund enttäuschter Schauspieler und gekränkter Damen und Herren des Leitungsteams. Genau genommen handelt es sich um ein Auslaufen oder eine Nichtverlängerung des Vertrags, was den Betrof Betroffenen schon inmitten der Saison kundgetan worden ist. Freilich, der Existenz bedrohende Effekt bleibt der gleiche. Diese Zäsuren in den Ensembles sind seit alters her üblich, besonders dann, wenn, wie jetzt in Bremen, ein Intendantenwechsel ansteht. Und wer wollte es einem kommenden Bühnenchef verübeln, wenn er sich mit Mitarbeitern seines Vertrauens umgibt, um möglichst seine eigenen künstlerischen Ziele verwirklichen zu können. Nur einmal lief dieses Revirement am Bremer Theater ohne großen internen Protest ab: Als Kurt Hübner der Stuhl vor die Tür gesetzt wurde, nahm er fast sein gesamtes, bekanntlich sehr potentes Schauspielensemble mit nach Berlin. Ein schmerzlicher Verlust! In den vergangenen 50 Jahren meiner kritischen Tätigkeit in Bremen bin ich acht Generalintendanten begegnet – das gegenwärtige Leitungsteam der „Fünferbande“ und die Interimsherrschaft von Rolf Rempe nicht mitgezählt; er hatte es schwer, das von Hansgünther Heyme angerichtete Chaos zu entwirren. Doch erstmal zurück zum 1. Januar 1962. Damals amtierte Albert Lippert nur noch

Hans Joachim Frey

wenige Monate seiner fünfjährigen Bremer Intendanz. Er war vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg gekommen, wo ihn Gustav Gründgens beerbte. Und nun – Ironie des Schicksals – warf erneut ein kompetenter Nachfolger, nämlich Kurt Hübner, mächtige Schatten auf Lipperts Schaffen, dem man immerhin den bis zum heutigen Tag letzten „Ring des Nibelungen“ in der Hansestadt verdankt.

Nachfolger Dr. Peter Stoltzenberg, der einen guten lokalen Ruf hatte, sollte wieder friedliches Theater bieten. Aber wann ist denn schon mal im Schatten eines Felsen ebenso kreativ Großartiges geglückt? Gleichwohl hatte Stoltzenberg (1973/74 bis 1977/78) durchaus Erfolge vorzuweisen. Immerhin verpflichtete der im Wesen umgängliche Mann Peter Brenner an die Spitze der Oper, der dann zusammen mit dem neuen Generalmusikdirektor Peter Schneider bedeutendes Musiktheater garantierte, blieb ferner Hans Kresnik treu, band etwa Barbara Sukowa und Evelyn Hamann ans Haus und ließ George Tabori im Concordia ein Theaterlabor einrichten.

Aber nun lautete das rigorose, einem frechen Musical entnommen Motto: „Die alten Zeiten sind vorbei“. Das waren sie wirklich ganz und gar. Die theatergeschichtlichen Taten Kurt Hübners (1962/1963 bis 1972/73) und seiner über„Guru“ Tabori wollte einen neuen Schauaus kreativen Mitarbeiter sind in vielerspielertyp kreieren: Darsteller, sollten sich lei Dokumenten und Büchern fest verankert. Zusammenfassend lässt sich über die ihre Rollen nicht nur körperlich aneignen, sondern sich Vielzahl der damaligen Interpretationen sagen, „Die alten Zeiten sind vorbei“ auch psychisch in die Figur verdass Darstellungskunst aus dem Rahmen der Ferne und Erhaben- senken. Die wochenlangen Bemühungen, bei Tag und Nacht vollzogen, wurden jeheit herausgelöst und ebenso vehement wie intensiv in gegenwartsnaher Mensch- doch von der Politik als „Seelenkotze“ verunglimpft. lichkeit neu erschaffen wurde. Wie immer, wenn sich ungewohnt Neues offenbart, spaltete sich das Publikum. Dem Jubel der Begeisterten standen die nicht minder laut explodierenden Protestler gegenüber, die schon gar Kulturbolschewismus zu erkennen glaubten. Letztere fanden wohl mehr Gehör bei Senator Thape und vor allem bei seinem Mann für Kultur, Dr. Eberhard Lutze: Hübner musste, trotz Sympathiemärschen und Fackelzügen, gehen.

Künstlerische Fortune leuchtete während der Regentschaft Arno Wüstenhöfers (1978/79 bis 1984/85) hell auf. Dabei hatte er, ein Gentleman, der kühne Träume und vernunftbegabten Pragmatismus verbinden konnte und zugleich den Finanzrahmen (Spitzname: Sparno) genau beachtete, es besonders schwer. Denn er trieb den Neubau eines Schauspielhauses mit Energie voran und überstand eine äußerst be-

kolumne Da capo!

Klaus Pierwoß

drohliche Situtation: Die potenten Schauspieler mit Frank-Patrick Steckel an der Spitze, euphorisch gestimmt nach dem spektakulären Erfolg der Schlachthof-Inszenierung von Shakespeares „Richard III“, und dem Musiktheater bis zur Grußverweigerung mit Neid begegnend, verlangten kategorisch einen eigenen, nur von ihnen verwalteten Etat, eine ihnen überlassene Stückwahl plus entsprechender Terminierung. Da konnte Wüstenhöfer, laut Vertrag als Generalintendant gesamtverantwortlich, nicht nachgeben, worauf das gesamte Schauspielensemble auszog. Wüstenhöfer, in der deutschen Theaterlandschaft ein Mann von Rang und Namen, schaffte schnell das als unmöglich Erscheinende und holte sehr gute Ensemble für En-suiteAufführungen nach Bremen. Tobias Richter, damals der jüngste Generalintendant Deutschlands, ein kultivierter, musikalisch gebildeter Mensch, sorgte von1985/86 bis 1991/92 mit eigenen Inszenierungen und mit Arbeiten anderer gefragter Regisseure auch dadurch für Aufsehen, dass er berühmten bildenden Künstlern wie etwa Jörg Immendorf die Ausstattung anvertraute. Außerdem holte er den Dirigentensohn András Fricsay Kali Son als Leiter des Schauspiels, nachdem die bis zum lautstarken Krach hoch gesteigerten Reibereien mit Günter Krämer zur unweigerlichen Trennung geführt hatten. Das war wohl manchen wieder zu ruhig, weil anschließend ausgerechnet Hansgünther Heyme berufen wurde, obwohl genü-

Hansgünther Heyme

gend andere Bewerber bereitstanden. Hatte man sich vorher wirklich nicht schlau gemacht? Der Flop ließ jedenfalls nicht lang auf sich warten. Heyme und sein bevorzugter Adlatus benahmen sich nach Gutsherren-Manier, wollten den Bremern zeigen, was Luxus im Theater bedeutet und hinterließen schon nach einem Jahr ein Defizit von einer dreiviertel Million Mark. Nachdem der finanzielle Theatertod unter tatkräftiger Mithilfe von Rolf Rempe verhindert worden war, kam mit Klaus Pierwoß die richtige Kämpfernatur. Und er zögerte nicht einen Moment, sich die roten Boxhandschuhe anzuziehen, zumal sich die Schwierigkeiten, die schon manchem seiner Vorgänger den Schlaf geraubt hatten, nun geradezu bündelten: Die ständige Unterfinanzierung eines anspruchsvollen Theaters, das nun fünf Spielstätten (Goetheplatz, Schauspielhaus, Concordia, Moks und Brauhauskeller) aufwies, der Umzug ins Musicaltheater wegen dringender Renovierungen des Hauses am Goetheplatz, und nicht zuletzt die mitunter sträfliche Inkompetenz der politisch Verantwortlichen. Erst in jüngster Zeit trat mit Staatsrätin Carmen Emigholz Besserung ein. Trotzdem, die zwölfjährige Pierwoß-Regentschaft (1994/95 bis 2006/07) war von künstlerischem Ethos geprägt, vollzog sich, wenn auch mitunter angefeindet, auf hohem Niveau, das mehrere Uraufführungen und die Freizügigkeit des zeitgenössisch wuchernden Regietheaters umschloss. Jedenfalls sicherte sich Klaus

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Tobias Richter

Pierwoß einen Ehrenplatz in der Bremer Theatergeschichte und hinterließ seinem Nachfolger zumindest im künstlerischen Bereich ein geordnetes Haus. Nachfolger Hans Joachim Frey, ein hoffnungsfroher Optimist mit vielen Ideen, wollte verständlicherweise andere Ziele möglichst im Hochglanzrahmen ansteuern, damit ein anderes Wunder an der Weser auch auswärtige Kritiker und (Theater)-Besucher anlockt. Doch bald störte der enorme Schuldenberg, den vor allem Musical-Verschwenderin „MarieAntoinette“ weiter aufgestockt hatte: Hals über Kopf wurde schon nach zwei Jahren die Notbremse gezogen. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Einiges hatte Frey zumindest gut gewollt: Versuch der Etablierung einer Seebühne an der Weser oder die regelmäßige Veranstaltung hochkarätiger Liederabende, die allerdings nur die stets weiter schwindende Zahl der Gourmets hoch erfreuten. Die gegenwärtig noch amtierende Leitung des Bremer Theaters konnte nicht verhindern, dass die Besucher-, vor allem auch die Abonnentenzahl einbrach. Einige Flops sind der Schauspielsparte, aber auch schwachen Inszenierungen des Märchens und der noch immer laufenden Operette geschuldet. Aber nun steht Michael Börgerding ante portas. Große Hoffnungen richten sich auf ihn. Wird er sie erfüllen können? In ein paar Monaten wissen wir mehr.

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thEatER in nORDEn Opernpremieren

Neue Inszenierungen auf norddeutschen Bühnen

Herzog Blaubarts Burg/Blaubart; Foto: Jörg Landsberg

Theater Bremen Herzog Blaubarts Burg/ Blaubart Soll man die Bremer Oper für ihren Sachverstand loben, nach Brittens „Turn of the screw“ nun auch Béla Bartóks „Herzog Blaubarts Burg“ in einer exzellenten Produktion vorgestellt zu haben? Oder sollte man zugleich betonen, dass das Theater in den letzten Monaten seinem Stammpublikum, das im Durchschnitt eher an italienischer Oper oder Mozart interessiert sein dürfte, wenig geboten hat? Wie auch immer man die aktuelle Situation individuell beurteilt, die 60 Minuten lange Neuproduktion von Bartóks „Blaubart“ sollte jeder Interessierte gesehen haben, wohingegen der zweite Teil des Kombinationsabends (Franz Hummels „Blaubart“) eher Spezialisten empfohlen werden kann.

ler Spannung, wurde beim finalen Mord und der Erscheinung der Toten leider allzu konkret. Nadja Stefanoff vereint als Judith im Kampf um Blaubarts Seele Präsenz und Sinnlichkeit; mit ihrem dramatisch weiter gereiften Mezzo gelang ihr erneut ein bestechendes Rollenporträt, das vom Schrei beim Öffnen der fünften Tür gekrönt wurde. Doch am Ende „gewinnt“ der als Figur vergleichsweise undurchsichtig angelegte Blaubart, der für Judiths Therapieversuche noch nicht weit genug ist und sie eiskalt ermordet. Für George Stevens liegt die Partie des Blaubarts etwas zu tief, doch bekam er hinreichend viele Gelegenheiten, seinen klangvollen Bariton wirkungsvoll einzusetzen.

GMD Markus Poschner ließ die Bremer Philharmoniker spätromantisch aufblühen und gab den oft zart intonierten Dissonanzen eine besondere Wirkung. Damit gelang dem Theater Bremen eine mustergültige BarIn Béla Bartóks Oper verfolgt man die frisch tók-Produktion, zumal man entgegen dem verheiratete Judith, wie sie nach dem BeTrend publikumsfreundlich auf Deutsch treten von Blaubarts Schloss fast schon be- singen ließ. Eigentlich hätte der Abend nach sessen Türen öffnen und mit der Kraft der diesem Ereignis zu Ende sein müssen. Liebe sein Herz erleuchten will. Ein Psychodrama mit Todesfolge und beängstigenden Bei einer Spieldauer von nur rund 60 MiEinblicken in Blaubarts Seele. Fast schon nuten entscheiden sich die meisten Theasurreal das Bühnenbild (Ausstattung: Carl ter dafür, Bartóks Oper mit einem weiteFriedrich Oberle) mit den im Raum schweren Werk zu kombinieren. In Bremen gab benden Türen, die sich nach dem jeweiligen es mit Franz Hummels „Blaubart“ eine ErÖffnen gespenstisch drehen und die Fanta- gänzung, die es neben Bartoks Monolith sie der Zuschauer anregen. schwer hat. 1984 kam Hummels Ballettoper für Streichquintett zur Uraufführung, Rosamund Gilmore pflegte einen Inszenun hat der Komponist das Werk orchesnierungsstil mit minimalen, aber hochprä- tral um das Streicherkollektiv erweitert. zise choreographierten Bewegungen volDie Bremer Philharmoniker brachten die

Partitur differenziert, expressiv und sehr flexibel spielend zum Klingen; die Solisten Loren Lang (Sigmund), Barbara Buffy (Emmi), Kejia Xiong (Herr K) und Christian-Andreas Engelhardt (Vater) sangen und spielten engagiert. Das junge Ensemblemitglied Steffi Lehmann (geboren im Uraufführungsjahr der Oper) präsentierte in der zentralen Rolle der Dora einen höhensicheren, hellen Sopran voller Mitteilungskraft und würde vermutlich eine vorzügliche Lulu abgeben. Als Dora war sie fast schon zu sicher und präsent, denn immerhin ist Dora Hysteriepatientin bei Sigmund Freud, der ihre traumatischen Erlebnisse zu behandeln versucht. Diese Therapiesitzung, basierend auf einem realen Fall Freuds, ist denn auch Gegenstand der Oper, die intellektuell jedoch kaum anregt oder einen sinnlich packenden Theaterabend ermöglicht. Und Blaubart? Der märchenhafte Frauenmörder tritt gar nicht auf. Blaubart soll für Doras Krankheitsbild stehen und für ihre Auseinandersetzung mit Freud, aus der sie quasi als Siegerin hervorgeht, weil sie sich aus seinen Fängen befreien kann. Damit der Bezug zum Blaubart-Mythos nicht allzu fern erscheint, hat Librettistin Susan Oswell unter anderem Passagen aus Georg Trakls Blaubartfragment ergänzt. Über die Sinnhaftigkeit dieses Arrangements lässt sich trefflich diskutieren. Rosamund Gilmore, die bereits die Uraufführung inszeniert hatte, zeigte mit der Wahl der Gesten und Requisiten inte-

theater in norden Opernpremieren

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Im weißen Rössl

ressante Parallelen zwischen den beiden „Blaubart“-Opern auf, konnte die Hummel-Oper aber nicht aus der Nische für Spezialisten befreien. Markus Wilks

locktem Haarschopf. Wenn er seine Wirtin Josepha, energisch und sympathisch verkörpert von Judith Kuhn, verliebt mit Dackelblick ansingt, fragt man sich, wie sie diesem Charmeur so lange widerstehen kann. Publikumsliebling ist ohne Zweifel Jürgen A. Verch, der den ewig nörgelnStadttheater Bremerhaven den Berliner Trikotagenfabrikanten GiesIm weißen Rössl ecke, Erfinder der Hemdhose Apollo, gibt. Ein echtes Berliner Original mit KodderWer Operetten grundsätzlich in die Kateschnauze und immer für einen Lacher gut. gorie „Generation 60+“ packt, sollte sich Auch die anderen Charaktere sind hinreischnellstens nach Bremerhaven ins Stadtßend herausgearbeitet: der Kaiser als lietheater begeben. Dort hat Regisseur Ralf benswerte Witzfigur im SpielzeugschiffNürnberger das „Weiße Rössl“ aus der Motchen (Christine Dorner), Rechtsanwalt Dr. tenkiste gehoben und daraus eine witzige, Siedler als Golf spielender Beau im weirasante Schlager-Revue gebastelt. ßen Anzug (Ziad Nehme), Gieseckes hübsche Tochter im eleganten Sommerkleid Im Vorfeld hatte er schon angekündigt, (Lilli Wünscher), der schöne Sigismund dass er bei seiner Inszenierung auf keinen mit Glatze (Jan-Friedrich Schaper) und das Fall ins Kitschambiente abdriften werde. süße lispelnde Klärchen (Pinelopi ArgyUnd in der Tat umschifft Nürnberger, der ropoulou). Herrlich auch der immer spielauch das Bühnenbild entworfen hat, gefreudige Chor, der als Touristengruppe mit schickt die Schmalz-Fallen. Schon das AlKamera, Sonnenbrille und Mundschutz (!) penpanorama ist jenseits aller Romantik: in das Weiße Rössl einfällt. eine schwarze Leinwand, auf der mit wenigen weißen Pinselstrichen die Berge an- Den Showcharakter der Inszenierung vergedeutet sind, ein knallblaues Haus mit stärkt das Ballettensemble des Stadttheaweißen Fensterläden, davor quietschgelbe ters, für das Sergei Vanaev temperamentBänke. Dazu die Akteure in leuchtend roten volle Tanzeinlagen irgendwo zwischen Dirndln und Lederhosen, echte Hingucker. Folklore und Jazzdance erdacht hat. Das Alpengrün sucht man hier vergebens, da Städtische Orchester unter der Leitung von blitzt Ironie durch, die ganze Szene wirkt Hartmut Brüsch setzt die Ohrwürmer von fast wie ein Comic. Ralph Benatzky, Robert Gilbert und Robert Stolz mitreißend um, fast möchte man mitIn dieser Kulisse können die Sänger und singen. Viel Applaus für einen unterhaltsamen Spaß – auch für Nicht-Operettenfans. Tänzer sich austoben, allen voran PeKarin Hiller ter Kubik als Zahlkellner Leopold mit ge-

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thEatER in nORDEn Schauspielpremieren

Neue Inszenierungen auf Idomeneo norddeutschen Bühnen

Foto: Jörg Landsberg

Theater Bremen „Torquato Tasso“ Alles sollte etwas leichter gespielt werden. So hatte es das Team um Nora Somaini im Vorfeld versprochen. Vor allem viel Lebendigkeit wünschte man mit dem Goethe-Text herbei zu zaubern, bloß nicht in Ehrfurcht vor dessen Heiligkeit erstarren. Doch der nun gezeigte „Torquato Tasso“ im Bremer Schauspielhaus kann dieses Versprechen nicht recht einlösen. Vor allem durch die oftmals seltsamen Verkleinerungen der Figuren wirkt dieser „Tasso“ unscharf bis albern.

Am auffälligsten ist diese gewollte Umdrehung der Abhängigkeiten in der Figur des Antonio. Jenem bei Goethe so provozierend sonor und machtbewusst geerdeten Gegenspieler des Tasso. Antonio, der Machtpolitiker, der Fels, an dem der kriselnde Künstler am Ende wie ein Ertrinkender Schiffbruch erleiden soll. Zwei Seelen aus Goethes Brust kommen in diesen beiden Männern ja ureigentlich zu Wort – bei Somaini wird jedoch einer der beiden zur Witzfigur.

kräftet Somaini dessen Gegenspieler Antonio, indem sie diesem die Attribute einer volkstümlichen Scherzfigur verpasst: Bedenklich bräunlich sind Hemd und Hose, ledernde Hosenträgern schnüren den Rest des Männleins zusammen. Ist das nicht die Uniform des ewigen Protofaschisten? Oder zumindest die krachlederne Kostümierung eines kleingeistigen Dörflers? Gegen so einen lässt sich leicht Stimmung machen.

Diese Parteinahme zugunsten des Künstlers Tasso bekommt der Gesamt-Balance des Stückes nicht gut. Wobei ja auch der Rest des Hofstaates (unter der Herrschaft von Martin Baum als Herzog) zudem wie Von dem wortgewaltig ausgetragenen eine puppenlustige Bande Teenager daher Konflikt zwischen Künstler und Sponsokommt. Mit scheußlich bunten Bommeln ren, wie man die Mäzene heute nennen sind gleich beide Leonoren (Franziska muss, bleibt hier nur ein etwas nervös Schubert und Varia Linnéa Sjöström) veraufgekratzter Mischmasch übrig. Grelle Dass Tasso hier wie ein zwar angespannter, unstaltet, beide sind kaum in ihrer sozialen Kostüme einerseits, diffuse Beziehungen aber ansonsten recht braver Student der Stellung, ihrem Wollen und Sollen kenntzwischen den Figuren andererseits. Wer ist Kreativwirtschaft daher kommt (Thomas lich gemacht. Ein sonderbarer Jugendclub, hier von wem abhängig? Man weiß es nicht Hatzmann), der zeitweise sogar in ein dem irgendwie das passende Stück zum genau an diesem Abend. Für einen „Tasso“ Lorbeer-Gewächshaus eingesperrt wird, Konzept abhanden gekommen scheint. ist das jedoch fatal. wirkt noch stimmig. Doch gleichzeitig ent- Sven Garbade Denn dieser Antonio (gespielt von Alexander Swoboda) ist auf ganz betriebsame Art dem Künstler zu Diensten, reicht ihm Espresso und muss am Ende für ihn sogar Frondienst am Fotokopierer leisten. Der Künstler ist eben höchst gefragt, so die Botschaft.

Liebe, Sehnsucht, Hoffnung …

Wir wünschen allen Besuchern der romantischen Operette „Das Land des Lächelns“ einen Abend voller bewegender Momente.

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MEnSChEn iM FOYER

Küss mich, Shakespeare Benifiz-Abend mit und für die bremer shakespeare company im Goldenen Saal des ATLANTIC GRAND HOTEL Bremen Fotos: Gabi Ahnert

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PORtRÄt Nils Mönkemeyer

Nils Mönkemeyer: Die Bratsche spricht die leisen Dinge aus Text: Stephan Cartier

E

hang zur sElbstironiE

r lacht gern, und sein Ernst leidet darunter nicht. Vielmehr hat man hat den Eindruck, dass Nils Mönkemeyers Nachdenken über Musik von diesen vielen Lach-Einsätzen im Gespräch profitiert. Seine neue CD mit Aufnahmen barocker Kompositionen heißt – nur nebenbei bemerkt – „Folia“. Im Portugiesischen bedeutet dies „lärmende Lustbarkeit“, die Komponisten für Bratsche geschrieben Franzosen übersetzten es knapper mit haben.“ Das Viola-Konzert Béla Bartóks ist „Wahnsinn“. das dramatischste Beispiel. Er hinterließ Mönkemeyer, 1978 in Bremen geboren, ist das Werk nur auf Zetteln, so dass es postein unkomplizierter Star aus der „posthe- hum ergänzt werden musste. roischen“ Generation mit Hang zur Selbstironie. Auf seiner Homepage bietet er unter Mönkemeyer, mittlerweile mehrfacher „Echo Klassik“-Preisträger, hat es zu seianderem den Blog „Bratschen-Bäckerei“ nem Lieblingsstück gemacht: „Trotz seiner an, mit Rezepten für unverschämt leckeDramatik ist es kein Endzeitwerk, und der re Kuchen. Unbedingt anklicken! (www. zweite Satz, das Adagio religioso, gehört nilsmoenkemeyer.de) zum Schönsten, was es für das Instrument Er kann aber auch anders. Das Programm, gibt.“ Ausgerechnet dieses Werk in seiner Heimatstadt spielen zu können, sah der mit dem der derzeit wohl erfolgreichste deutsche Bratscher unlängst in der Bremer 33-Jährige als Geschenk an. „In der Glocke habe ich meine ersten Konzerte gehört. In Glocke gastierte, spielt am anderen Ende den Rängen hinter dem Klavier habe ich der Gefühlsskala. Schon der Titel „BeMartha Argerich zugehört. Da wusste ich: rühmte letzte Worte“ klingt nur mäßig lustig. „Da ist schon etwas dran“, kommen- Hier willst du auch mal spielen.“ tiert Mönkemeyer die Beziehung zwischen der Bratsche und dem dunklen Sentiment. Das konnte er nun; auf dem Programm standen neben Bartóks Viola-Konzert „Es sind häufig ihre letzten Werke, die

die „Polowetzer Tänze“ von Alexander Borodin und die „Symphonischen Tänze“ Sergej Rachmaninows – zwei weitere Werke mit dem Charme des Finalen. Die Noten der Polowetzer Tänze zieren das Grabmal Borodins, und Rachmaninow schrieb nach diesen Orchester-Tänzen kein weiteres Werk mehr. Ob es ein Zufall ist, dass alle drei Komponisten eines Programms über „letzte Worte“ aus dem slawischen Kulturkreis stammen? Nach dem Lachen folgt eine Pause. „Da ist was dran“, meint Mönkemeyer. Er muss es wissen, Erfahrungen mit Russland und melancholischen Tönen hat der junge Mann reichlich, der aus einer Musikerfamilie stammt und an der Hochschule für Künste in Bremen sein Studium begann und dann in Hannover, München und Salzburg fortsetzte.

PORTRÄT Nils Mönkemeyer 31 foyer

tradingopportunities! 19 ➜ 22 April 2012 Messe Bremen

Jazzahead! meets Glocke JAZZNights Tomatito sextet ›Luz de Guía‹ (ES) fr 20 april / 20 Uhr Die Glocke

Seinen internationalen Durchbruch erlebte er in Moskau 2006, als er den ersten Preis beim Yuri-Bashmet-Wettbewerb gewann. Die ersten drei CD-Einspielungen, die allesamt zu großen und „Echo“preisgekrönten Erfolgen wurden, sprechen in einem melancholischen Ton: „Ohne Worte“, „Weichet nur, betrübte Schatten“ und „In dunklen Träumen“ heißen sie. Um den Radius seines Instruments zu erweitern, hat Mönkemeyer, der mittlerweile als Professor für Bratsche an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden unterrichtet, Lieder unter anderem von Schumann und Brahms adaptiert.

„Sie ist eine Liebeserklärung der Musik an sich selbst“ Es muss eine Affinität der Unbeschwertheit zur Melancholie geben, anders ließe sich die Kombination zwischen diesem gelöst wirkenden Interpreten und seiner Auswahl an leicht tragischen Werken schwer erklären. Sein Instrument, die Bratsche, ist der gemeinsame Nenner. Denn sie ermögliche ihm besondere Dinge: „Mit ihrem dunklen Klang kann man musikalisch etwas erzählen, was man nicht laut sagen möchte. Sie ist eine Liebeserklärung der Musik an sich selbst“, sagt er. Und lacht; er muss es ernst meinen.

Spanish Night Do 19 april ➜ kulturzentrum schlachthof / ab 20 Uhr Alborada: tribute to Ramón Montoya with Dani de Morón / Benavent-Di Geraldo-Pardo / Dead Capo / Filthy Habits Ensemble / Gutierrez GErman Jazz Expo

fr 20 april ➜ Messe bremen / ab 14:30 Uhr Carsten Daerr Trio / Céline Rudolph / Florian Weber: Minsarah electric / Lebi Derya / Lisbeth Quartett / Mo’ Blow / Omer Klein / schultzing feat. Mateusz Smoczynski / Sebastian Gille Quartett / Trio 120 Vocal Jazz

➜ maritim hotel / ab 20 Uhr Cécile Verny Quartett (ger) / Coda (es) / Kolektif Istanbul (tur) / Sara Colman Quintett (uk) / Simin Tander Quartett (af, nl)

Overseas Night

➜ kulturzentrum schlachthof / ab 20 Uhr Edmar Castaneda Trio (usa, ger) / François Bourassa Quartett (ca) / Oran Etkin (usa) / Trio Corrente (br) / Vinx (usa)

European Jazz Meeting

Sa 21 april ➜ Messe bremen / kulturzentrum schlachthof / ab 14:30 Uhr Defekt (fi) / E ´mile Parisien Quartett (fr) / Fattigfolket (no) / François Corneloup Trio (fr) / Hildegard lernt Fliegen (ch) / Journal Intime (fr) / Just East (uk) / Kepera Trio + Yoram Lachish ›Levantasy‹ (nl) / Kit Downes Group (uk) / Malcom Braff Trio (ch) / Marius Neset Golden Xplosion (dk) / Slo Motive (fi) / Solveig Slettahjell/Morten Qvenild (no) / Spinifex Quintett (nl) / Trondheim Jazz Orchestra (no) jazzahead! škoda clubnight ➜ 17 clubs / ab 17 Uhr

Tickets und Infos www.jazzahead.de veranstalter: messe bremen / wfb gmbh; glocke veranstaltungs gmbh; kulturzentrum schlachthof e.v.

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KULTURSTADT WILHELMSHAVEN Sinfoniekonzerte

Wellenbuchhaltung (sk) Parallel zur Jubiläumsschau mit Landschaftsmalerei um 1900 von Otto Modersohn, Walter Leistikow, Paul Baum und Johann-Georg Siehl-Freystett stellt die Kunsthalle Wilhelmshaven im Kulturstadt Wilhelmshaven: Spannende Ausstellungen, ein Konzert mit Weltstar Sol Gabetta und ein buntes Veranstaltungsprogramm Texte: Peter Schulz

Sol Gabetta

„SCHAUfenster der Region“ eine Gegenwartskünstlerin vor: Natascha Kaßner, die bei Valie Export in Berlin studiert hat und heute in Oldenburg lebt. Im Kabinett der Kunsthalle sind zwei Bleistiftgruppen zu sehen, die beide poetisch analytisch wirken. In der Serie „Formen des Nordens“ hat Kaßner alle 16 Bundesländer zeichnerisch erfasst, allerdings jeweils nur das obere Drittel jeden Bundeslandes. Dadurch entwickeln die schraffierten Formen ein Eigenleben. Bisweilen erinnern sie an Tiere und Pflanzen. Kaßners zweiter Zyklus heißt „Wellenbuchhaltung“. Als Stipendiatin in Venedig hatte die Künstlerin die Bewegungen der Wellen mit dem Stift in Linien übersetzt. Etwa alle drei Minuten war eine neue Zeichnung entstanden, die sie später im Atelier einem buchhalterischen Prozess unterworfen hat. Wie eine Wissenschaftlerin hat Kaßner dort Linien nummeriert, nachgezeichnet, geordnet, verkleinert, neu kombiniert. Mit einem Faden hat sie einzelne Linien nachgemessen und als „Trockenwellenkonzentrat“ eingetütet. Chaos wurde zu Ordnung. Ein Auslöser für diesen Zyklus sei in Venedig ihr winziges Zimmer im Palazzo der Deutschen Studienstiftung gewesen, sagt sie. „Da musste ich manchmal die Flucht antreten und bin zum Lido gefahren, wo ich völlig frei und ohne Zwang mit dem Stift und den Wellen tanzen wollte.“ Bis 9. April, Kunsthalle Wilhelmshaven

Die Sonne geht auf W

o immer sie auftritt, ob mit dem Kammerorchester Basel, dem Münchner Kammerorchester oder dem Tokyo Philharmonic Orchestra, erobert sie ihr Publikum im Sturm. Sol („die Sonne“) Gabetta besitzt die Gabe, Menschen auf Anhieb für sich einzunehmen – nicht nur dank ihres exzellenten Cellospiels, sondern auch wegen ihrer charmanten Ausstrahlung. Am 8. Mai (20 Uhr) tritt die junge Argentinierin in der Stadthalle Wilhelmshaven mit dem BBC Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Juanjo Mena auf. Das Konzert setzt den Schlusspunkt unter eine an Höhepunkten reiche Saison 2011/12, die Künstler von Weltrang wie Neeme Järvi, Martin Fröst oder Arcadi Volodos sowie Orchester wie Le Cercle de l’Harmonie oder die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen geprägt haben. Nun also Sol Gabetta, die 1981 als Tochter französisch-russischer Eltern im argenti-

nischen Córdoba geboren worden ist. Die dreifache Echo-Klassikpreisträgerin von 2011, die sechs Sprachen spricht, versteht sich als Weltbürgerin und lebt heute in der Schweiz. Noch während ihres Studiums bei David Geringas an der Hanns Eisler Musikhochschule in Berlin war ihr 2004 mit den Wiener Philharmonikern beim Lucerne Festival der internationale Durchbruch gelungen. Sol Gabetta spielt ein Guadagnini-Cello von 1759 und wird in Wilhelmshaven mit dem Konzert Nr. 1 Es-Dur op. 107 für Cello und Orchester von Dmitri Schostakowitsch zu hören sein. Nach der Pause steht mit der Sinfonie Nr. 5 eines der bekanntesten Werke von Gustav Mahler auf dem Programm, nicht zuletzt deshalb, weil das Adagietto im Filmklassiker „Tod in Venedig“ von Luchino Visconti gleich mehrmals erklingt. www.sinfoniekonzerte-wilhelmshaven.de

KULTURSTADT WILHELMSHAVEN Küstenmuseum 33 foyer

Imponierende Soulstimme „Mir so nah“ lautet der Titel des aktuellen Albums, mit dem Cassandra Steen auf Tournee geht. Die Pop- und R&B-Sängerin mit der prägnanten Soulstimme machte zunächst mit der Gruppe „Glashaus“ auf sich aufmerksam, arbeitete mit Szenegrößen wie Bushido und Xavier Naidoo zusammen und schaffte es 2009 mit ihrer Single „Stadt“ bis auf Platz zwei der deutschen Charts. „Mir so nah“ ist ihr drittes Solo-Album. 22. März, 20 Uhr, Stadthalle Wilhelmshaven

Text: Berit Böhme

Martenstein liest

Eiszeit und Container K

üstenmuseum Wilhelmshaven – eintauchen in die Geschichte der Stadt Wilhelmshaven, der Nordseeküste und der Seeschifffahrt. Die 1951 gegründete, interaktive Einrichtung ist seit der Jahrtausendwende in einer ehemaligen Marine-Exerzierhalle an der Maritimen Meile zu Hause und gleichermaßen für Freunde der Naturkunde wie der Kulturgeschichte interessant. Im Erdgeschoss erwartet die Besucher die Dauerausstellung „Siedlungsgeschichte an der Küste“. Sie spannt den Bogen von der Entstehung der Küste seit der Eiszeit über Wissenswertes zum Naturraum Nordsee bis hin zu frühen Besiedlungsspuren. In einem „Labor“ können die Besucher selber in die Rolle von Küstenforschern schlüpfen und chemische und physikalische Experimente durchführen. Ein Bereich der Dauerausstellung dreht sich um die Entwicklung der Marinestadt Wilhelmshaven. Zudem sind unter dem

Motto „Souvenirs von fremden Küsten“ die Mitbringsel von Seefahrern zu bewundern. Wer sich für Containerschiffe, Hafenlogistik und die Arbeitsabläufe des bald in Betrieb gehenden Jade-Weser-Ports interessiert, wird im Küstenmuseum ebenfalls fündig. Dem einzigen Tiefwasserhafen Deutschlands ist eine separate Abteilung mitsamt Schiffsmodellen gewidmet. Das Museum kooperiert auch mit anderen Kultureinrichtungen. Für die noch bis zum 15. April laufende Sonderausstellung „Juden in Deutschland heute“ arbeitete das Wilhelmshavener Team mit der „Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ zusammen. Zu sehen sind Fotografien des US-Amerikaners Edward Serotta, der „die Vielfalt jüdischen Lebens im Deutschland der 1990er Jahre“ dokumentiert hat. Öffnungszeiten Di.-So. 11-17 Uhr (März) bzw. 11-18 Uhr (ab April). Eintritt: 4,70 Euro (Erw.), 2,10 Euro (ermäßigt). Telefon 04421 - 400940. www.kuestenmuseum.de

Witzig, nachdenklich, manchmal auch wütend – die Kolumnen von Harald Martenstein in der „Zeit“ und im Berliner „Tagesspiegel“ thematisieren den deutschen Alltag, balancieren dabei häufig zwischen Literatur und Nonsens. Im Buch „Ansichten eines Hausschweins“ sind seine besten Glossen aus den vergangenen Jahren zusammengefasst. 29. März, 20 Uhr, Pumpwerk

Uraufführung Die Landesbühne Nord setzt ihre viel beachtete Serie von Uraufführungen fort. Mit „Die Jüdin von Toldeo“ erlebt nun ein Stück von Kristo Šagor seine Weltpremiere, dessen Werke hierzulande mittlerweile zu den meistgespielten gehören. Der im niedersächsischen Stadtoldendorf geborene Autor griff für seine neueste Arbeit einen Roman von Lion Feuchtwanger auf. Premiere 5. Mai, 20 Uhr, Stadttheater Wilhelmshaven

Verlängert Werbung auf Blechdosen, Emailschildern und Spielzeug stehen im Mittelpunkt einer Sonderausstellung des Küstenmuseums Wilhelmshaven, die jetzt bis zum 20. Mai verlängert worden ist. „Bunt verpackt“ lautet der Titel der Präsentation, die unter anderem ein Wiedersehen mit Werbefiguren wie dem Sarotti-Mohr oder dem Rüger-Hansi ermöglicht. Geöffnet Di. bis So. jew. 11-17 Uhr (im März) bzw. 11-18 Uhr (ab April)

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musik Bremer Philharmoniker

1788 oder Mozarts Händel Doppelkonzert der Bremer Philharmoniker wird zum krönenden Finale der Zusammenarbeit mit Christopher Hogwood Text: Markus Wilks

Christopher Hogwood

M

an müsste ins Jahr 1788 reisen können! Sicherlich wären auch andere Zeitsprünge interessant, doch 1788 ist ein bedeutendes Jahr im kurzen Leben des Wolfgang Amadeus Mozart: Er komponierte in diesen zwölf Monaten unter anderem seine drei großen Sinfonien und bekam Aufträge zur Beschäftigung mit den Werken Händels. Aber er erlebte in dieser Zeit auch seelische und finanzielle Achterbahnfahrten. 1788 ist quasi auch das Jahr des nächsten Doppelkonzertes der Bremer Philharmoniker in der Glocke, die mit Mozarts Sinfonie Nr. 39 und seiner Bearbeitung von Händels „Ode auf St. Caecilia“ zwei Werke aus dieser Zeit vorstellen (Sonntag, 15. April, 11 Uhr/ Montag, 16. April, 20 Uhr). Ein spannendes Programm, an dem sich exemplarisch nachvollziehen lässt, wie eigentlich Konzertprogramme entwickelt werden. Denn Intendant Christian KötterLixfeld zielte darauf ab, einen Kontrast zu den anderen Konzerten zu finden, die in diesem Frühjahr veranstaltet werden und mit Mahlers 4., Schostakowitschs 5. und Chaussons 1. Sinfonie im weitesten Sinne spätromantische Züge aufweisen. Ein Programm mit Werken aus der Klassik lag vor diesem Hintergrund nahe. Christopher Hogwood, einer der großen Meister der historischen Aufführungspraxis und gern gesehener, regelmäßiger Gast bei den

Philharmonikern, war erste Wahl für dieses Konzert. „Wir freuen uns, dass Christopher Hogwood uns bei seinem Abschiedskonzert mit einem so festlichen Programm für die langjährige Zusammenarbeit dankt“, erzählt Christian Kötter-Lixfeld. Der unermüdliche Maestro will sich nämlich zumindest teilweise zur Ruhe setzen und auf seine editorischen Tätigkeiten konzentrieren. Als Herausgeber von wissenschaftlich überarbeiteten Partituren hat der inzwischen 70-jährige Musiker freilich gut zu tun und beschränkt sich auch nicht auf das barocke oder klassische Repertoire, wie seine jüngste Arbeit beweist, die Urtextausgabe von Brahms‘ Horntrio op. 40.

543) ist das festlichste der drei Werke. Bezüge der drei letzten Sinfonien zu Mozarts persönlicher Situation sind immer wieder gesucht, aber nicht konkret gefunden worden. Immerhin büßte der Komponist in seiner Wahlheimat Wien zunehmend seine gesellschaftliche Bedeutung ein, konnte seinen aufwändigen Lebensstil nicht halten, verlor erneut eines seiner Kinder und war wohl depressiv.

Allerdings trug das Jahr 1788 für Mozart auch positive Züge. Baron Gottfried van Swieten war in Wien so etwas wie ein Minister für kulturelle Angelegenheiten und zugleich ein Förderer Mozarts. Er regte ihn zum Studium der damals als unmodern geltenden Werke von Bach und Händel an und leitete damit die Erweiterung In Bremen dirigiert Hogwood nun ein Movon Mozarts kompositorischem Handwerk zart-Programm, das zum Abschluss seiner ein. Außerdem übertrug van Swieten ihm hiesigen Gastspiele entsprechend festlich ausfallen sollte. So kam man laut Christian 1788 das Direktorium der durchaus wichtigen Privatkonzerte und beauftragte ihn, Kötter-Lixfeld auf die große Es-Dur-Sinfoeinige große Werke Georg Friedrich Hännie aus dem Sommer 1788. In dieser Zeit schrieb Mozart seine drei letzten Sinfonien, dels zu bearbeiten, also für den Zeitgeschmack attraktiver zu machen. die von Musikwissenschaftlern auch deshalb als besonders wertvoll eingestuft werMozart begann 1788 mit der Kurzoper den, weil sie abwechslungsreich Mozarts kompositorische Errungenschaften bündel- „Acis und Galatea“, es folgten recht bald der „Messias“ sowie 1790 das „Alexanderten und zugleich als Wegbereiter zur Mofest“ und schließlich die „Ode auf St. Caederne, sprich Beethoven, gelten. cilia“. Dieses knapp einstündige Werk steht nach der Pause auf dem Programm Jede dieser Sinfonien hat ihren eigenen des Philharmoniker-Doppelkonzerts. Mit Charakter, ihre eigene Klangwelt. Die für drei Gesangssolisten, einem Chor und Bremen ausgewählte Sinfonie Nr. 39 (KV

Musik Bremer Philharmoniker

35 foyer

Limburger Domsingknaben

dem Orchester ist die „Caecilien-Ode“ groß besetzt, spieltechnisch anspruchsvoll und damit genau richtig für die gewünschte Zusammenstellung. Nach welchen Kriterien wählt man eigentlich die Besetzung für ein solches Werk aus? Christian Kötter-Lixfeld erklärt, dass man einen Knabenchor engagieren wollte, so wie es zu Mozarts Zeiten üblich war. „Die Bremer Philharmoniker beschäftigen sich ja seit mehreren Jahren mit der historisch informierten Aufführungspraxis, was wir zu einem Teil auch Christopher Hogwood zu verdanken haben. So sind wir auf die Limburger Domsingknaben gekommen, die erfahren sind, die nötige Qualität besitzen und das Konzert sicherlich bereichern werden“, sagt der Intendant. Bei den Solisten gibt es ein Wiedersehen mit dem Tenor Benjamin Bruns, der seinerzeit das Theater Bremen als Sprungbrett bis hin zur Wiener Staatsoper und in diesem Sommer auch zu den Bayreuther Festspielen genutzt hat. Die Sopranistin Marisol Montalvo habe man auf eine Empfehlung hin engagiert und den Bariton Dominik Köninger kennt man bereits aus einem Sonderkonzert.

Für Christian Kötter-Lixfeld gehört es jedoch zur Vielseitigkeit des Orchesters, häufig, aber eben nicht immer Kooperationen mit Bremer Musikern einzugehen, stattdessen regelmäßig neue Gäste einzuladen und so „einen bewährten Mix“ aus bekannt und unbekannt zu komponieren. Zu erleben sind die genannten Gäste in der Ode zu Ehren der Caecilia, die als christliche Patronin der Musik gilt. Ihr wurde traditionell in England der Caecilien-Tag gewidmet – mit der Musik als Zeichen für göttliche Schönheit und Harmonie und mit Kompositionen von Purcell bis Händel. Im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts erfreute man sich nun an prachtvollen und groß besetzten Werken. Mozarts Bearbeitung von Händels rund 50 Jahre zuvor uraufgeführter Ode zeichnet sich dementsprechend durch eine umfangreichere Besetzung und damit mehr Klangfarben aus. Zudem wurde das Original gekürzt und ins Deutsche übertragen.

Dabei ging Mozart erwartungsgemäß gezielt vor und veränderte kaum die Grundstruktur des Werkes, auch wenn Händels „englische“ Musik an den deutsch-österreichischen Geschmack angepasst wurde. Christopher Hogwood, der Dirigent der Bremer Aufführung, hat Mozarts HänVielleicht fragen sich nun manche Musidel eingespielt und wird seine Erfahrung kliebhaber, warum die Philharmoniker auswärtige und nicht hiesige Solisten ein- ganz sicher gewinnbringend an die Bremer laden, zumal im Ensemble des Theaters si- Philharmoniker und damit das Publikum cherlich geeignete Solisten zu finden sind. der Glocke weitergeben.

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musik Kammersänger Loren Lang

Bremer Bass-Bariton Loren Lang als Kammersänger ausgezeichnet Text: Peter Schulz

photoca

Szenenbild: Loren Lang mit Steffi Lehmann

Mama wird stolz sein E

va Gilhofer und Maria Sandulescu haben ihn, Katherine Stone, Karsten Küsters, Hermann Schnok und Mihai Zamfir ebenso. Nur sieben Mal ist in Bremen während der vergangenen 50 Jahre der Titel „Kammersänger“ vergeben worden. Nun ist mit Loren Lang ein weiteres Mitglied des Goetheplatz-Ensembles hinzugekommen.

Damals kam Lang aus Braunschweig, wo er nach seinem Würzburger Bühnendebüt 1982 als Ottone in der „Krönung der Poppea“ engagiert war. Zuvor hatte er an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover sein in den USA aufgenommenes Gesangsstudium abgeschlossen. In Bremen hat er seither etliche Rollen mit Bravour gemeistert, etwa zuletzt den Biterolf in Wagners „Tannhäuser“ oder mo-

Seine nächste Herausforderung stellt der schurkische Scarpia in der Puccini-Oper „Tosca“ dar, die am 26. Mai ihre Premiere feiert. „Eine Rolle, die mich schon immer gereizt hat“, bekennt Loren Lang, der Mozarts Figaro als seine Lieblingspartie bezeichnet.

Vor der heißen Probenphase für die „Tosca“ geht es aber erst noch in die alte Damit gerechnet habe er nicht, sagt der im Heimat, in die USA. Mama US-Bundesstaat Washington unweit der „eine wirklich hohe Auszeichnung für wird 90 – Lang will zusammen kanadischen Grenze geborene Bass-Barimit seinem Sohn persönlich jahrelange gute Leistungen.“ ton. „Als ich plötzlich zu Geschäftsführer gratulieren. Wie er ihr den Wegner ins Büro kommen sollte, habe mentan den Siegmund Freud in „Blaubart“ Titel „Kammersänger“ erklären soll, weiß ich nur gedacht: ‚Was haben die nun mit von Franz Hummel. er noch nicht, die Bezeichnung ist in den mir vor?’ Als es dann hieß, man habe eine Staaten nicht geläufig. „Ich werde es wohl tolle Nachricht für mich, bin ich fast vom Zu seinem Repertoire gehören aktuell damit belassen, dass es eine wirklich hohe Stuhl gefallen“, bekennt der sympathische Partien wie der Sharpless in „Madama Auszeichnung für jahrelange gute LeistunSänger, der vor 23 Jahren vom damaligen Butterfly“, der Besenbinder in „Hänsel und gen ist.“ Und darauf kann er mit Fug und Intendanten Tobias Richter nach Bremen Gretel“, der Kotschubai in „Mazeppa“ oder Recht stolz sein. „Mama sicher auch!“ geholt worden war. Nono in der Uraufführung von „Kryos“.

kirchenmusik 37 foyer

Wenn Licht singt Veranstaltungsreihe „FensterKlänge“ erinnert an das Werk von Alfred Manessier Text: Ulrich Matyl

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E

r gehört zu den bedeutenden Malern der modernen Abstraktion in Frankreich, seine Gemälde finden sich in Museen auf der ganzen Welt. Aber nicht nur das, in Zusammenarbeit mit dem Glasatelier von Chartres schuf Alfred Manessier darüber hinaus einzigartige Fensterzyklen für französische, schweizerische und deutsche Kirchen. Sein erster monumentaler Fensterzyklus und eines seiner Hauptwerke entstand zwischen 1965 und 1979 für die alte Bremer Marktkirche Unser Lieben Frauen. Die 20 abstrakten Kirchenfenster gelten mit ihrer ausdifferenzierten Farbigkeit und spirituellen Konzentration als ein Meisterwerk europäischer Glaskunst. Am 5. Dezember 2011 wäre Alfred Manessier 100 Jahre alt geworden. Grund genug für die Kirchengemeinde Unser Lieben Frauen, zusammen mit Bremer Kulturinstitutionen ein ganzes Jahr mit Veranstaltungen und Veröffentlichungen den Künstler und die Fenster zu feiern. So gibt es am 18. März, 29. April und 20. Mai jeweils um 12 Uhr eine musikalische Matinée unter dem Motto „FensterKlänge“ mit dem Organisten Jörg Jacobi und Vorträge zum Thema „Macht der Bilder“ von Arnd Brummer (26. 3.), Eugen Drewermann (19. 4.) und Ingrid Riedel (2. 5.).

Das „Jahr der Kirchenmusik“ mit der Musik Martin Luthers findet mit zahlreichen Motetten, Orgelkonzerten und Gottesdiensten seine Fortführung. Einer der Höhepunkte wird der Bremer Orgelsonntag am 13. Mai sein: Unter dem „Orgel pedaliter“ haben sich die Kirchenmusiker eine geführte Fahrradtour durch den grünen Bremer Osten zu vier Konzerten mit Johann Sebastian Bachs Choralbearbeitungen von Luther-Liedern ausgedacht. Stationen sind die Kirche in Oberneuland, die Christuskirche in der Vahr, die Alt-Hastedter Kirche und schließlich die St. Remberti-Kirche. Es spielen Katja Zerbst, Prof. Wolfgang Baumgratz, Jürgen Marxmeier und Rolf Quandt.

Weitere ausgewählte Kirchenmusiktermine: 18. März, 17 Uhr: Variationen zu Psalm 130 in Wort und Musik, Kirche Oberneuland 18. März, 18 Uhr: Cherubini-Requiem, Martin-Luther-Kirche Findorff 18. März, 20 Uhr: J. S. Bach: JohannesPassion, Kulturkirche St. Stephani 25.-29. März, 20 Uhr: Brahms: „Ein Deutsches Requiem in Szene gesetzt“, St. Petri Dom (siehe Seite 6) 29. April, 17 Uhr: Isabella Leonarda: Marienvesper (1678), Kirche Unser Lieben Frauen

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MUSiK Glocke

glockE

John Malkovich (Foto Bernd Preiml)

Geschichten eines Liebhabers John Malkovic ist Casanova in „The Giacomo Variations“ (hip) Der alte Casanova, der nostalgisch und weise auf sein Leben zurückblickt, ist eine beliebte Figur in den darstellenden Künsten. In Ettore Scolas „Flucht nach Varennes“ wurde er etwa von Marcello Mastroianni verkörpert. In diesem Film aus dem Jahr 1982 war er auf dem Weg zu seinem Altersruhesitz, dem Schloss seines Gönners, des Grafen von Waldstein, in dem er 1790 seine Memoiren unter dem Titel „L’Histoire de ma vie“ verfasste. In „The Giacomo Variations“ ist er nun dort angekommen, erholt sich von einem Schlaganfall und erinnert sich als 70-Jähriger an seine Abenteuer, Eroberungen, Sünden und Sinnesfreuden. Die Lebenserinnerungen des berühmtesten Liebhabers aller Zeiten sind die Basis für dieses Singspiel in zwei Akten, das im Rahmen der Reihe „GLOCKE Spezial“ zur Aufführung kommt. Dabei lässt der Autor und Regisseur Michael Sturminger den gealterten Verführer auf die deutsche Schriftstellerin Elisa von der Recke treffen, die ihn als attraktive Stichwortgeberin zu pikanten und geschliffen formulierten Reminiszenzen ermuntert. „The Giacomo Variations“ ist bereits die zweite Zusammenarbeit zwischen Malkovich und Sturminger. Der in Wien lebende Autor, Theaterregisseur und Filmema-

Thomas Tatzl

cher schrieb und inszenierte 2010 das Musiktheaterprojekt „The Infernal Comedy“, bei dem Malkovich den österreichischen Serienmörder Jack Unterweger verkörperte. Schon für dieses Projekt wählte Martin Haselböck, österreichischer Dirigent und Spezialist für Barockmusik, als musikalischer Leiter Kompositionen von Vivaldi, Haydn, Gluck und Mozart aus. Bei „The Giacomo Variations“ war es nun fast schon zwingend, für das musikalische Konzept Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart zu verwenden. Casanova war 1787 bei der Uraufführung von „Don Giovanni“ in Prag anwesend, er war ein guter Freund von Mozarts Librettisten Lorenzo da Ponte, und die Parallelen zwischen Don Giovanni und Casanova haben über die Jahrhunderte zu vielen Legenden und Spekulationen Anlass gegeben. So etwa bei Hanns-Josef Ortheils Roman „Die Nacht des Don Juan“, in dem Casanova selber insgeheim das Libretto für Mozarts Oper verfasst. Für „The Giacomo Variations“ bedient sich Haselböck bei den Opern „Così fan tutte“, „Le nozze di Figaro“ und „Don Giovanni“. Bei den Arien verstärken auch die Texte von Lorenzo da Ponte die dramatische Wirkung des Geschehens auf der Bühne. Gesungen werden sie von dem Bariton Thomas Tatzl und der Sopranistin Sophie Klußmann, die als musikalische Doubles immer dann in den Vordergrund treten, wenn die vom Orchester Wiener Akademie gespielte Musik anhebt.

Sophie Klußmann (Foto: Rainer Spitzenberger)

Malkovich und die litauische Schauspielerin Ingeborga Dapkunaite, die neben Elisa von der Recke noch drei ehemalige Geliebte von Casanova spielt und bei den vielen Kostümwechseln eindeutig den arbeitsintensivsten Part dieses Stückes bewältigen muss, fügen sich dann möglichst homogen in das Bühnengeschehen ein, indem sie etwa zärtlich miteinander schmusen. Einige Passagen singt Malkovich aber auch selber, und dabei wird dann aus der Not seiner nicht trainierten und eher brüchigen klingenden Stimme eine Tugend gemacht, wenn er etwa am Ende des Stückes als Casanovas Schwanengesang das „Deh, vieni alla finestra“ aus „Don Giovanni“ anstimmt. Seit seinem Auftritt als intriganter Verführer in dem 1988 entstandenen Spielfilm „Gefährliche Liebschaften“ gilt John Malkovich als einer der wenigen zeitgenössischen Schauspieler, die mit einer gepuderten Perücke auf dem Kopf nicht im Geringsten lächerlich wirken. Die Rolle des Casanova scheint nicht nur für ihn maßgeschneidert zu sein, sie ist es auch. Gesungen wird in Italienisch, gesprochen in Englisch, beides ist deutsch übertitelt. Das Bühnenbild beherrschen drei riesige Reifröcke, unter die sich die Akteure zurückziehen können, um so die Liebesszenen, auf die man bei einem Stück über Casanova nicht verzichten kann, zumindest anzudeuten. 27. April, 20 Uhr, Glocke

MUSiK Glocke

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Weitere Veranstaltungen in der Glocke So., 1. 4. 2012 | 19.30 Uhr | Großer Saal Matthäus-Passion Gesangssolisten Bremer Kinder- und Jugendkantorei Bremer RathsChor Bremer RathsOrchester Wolfgang Helbich, Leitung J. S. Bach: „Matthäus-Passion“ BW V 244 Sa., 7. 4. 2012 | 19.30 Uhr | Kleiner Saal Bremen Chamber Orchestra Dr. Henning Scherf, Rezitation J. Haydn: „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ „OsterGLOCKE“

OsterGLOCKE – Bühne frei für Kids Osterferien-Programm für Teilnehmer von 7 bis 13 Jahren (cp) Kinder haben ein natürliches Bedürfnis nach Musik. Sie singen, musizieren und bewegen sich gerne und längst sind dabei auch die positiven Effekte klassischer Musik wissenschaftlich erwiesen. Neurobiologen, Mediziner und Musikpädagogen sind sich einig, dass die Auseinandersetzung mit klassischer Musik nicht nur den musikalischen Talenten von Kindern und Jugendlichen dient, sondern sie vielmehr in ihrer ganzen Persönlichkeit, Kreativität, Lernfreude und ihren sozialen Fähigkeiten gefördert werden. Doch trotz des hohen Stellenwertes, den man der musikalischen Bildung in der Theorie beimisst, ist Musikvermittlung für Kinder und Jugendliche längst nicht mehr selbstverständlicher Bestandteil der Schulbildung in Deutschland. Hier sind mehr denn je Konzerthäuser, Orchester und Weiterbildungsinstitutionen gefragt – und da setzen die Angebote der Musikvermittlung der Glocke an. Seit Jahren konzipiert das Team der Abteilung „Musik im Ohr“ der Glocke verschiedene Veranstaltungsformen, um junge Menschen nachhaltig mit klassischer Musik, mit Musikern und Instrumenten vertraut machen. Das beliebte Ferienprogramm „OsterGLOCKE – Bühne frei für Kids“ gehört in Bremen mittlerweile zu

den Osterferien wie die Osterwiese oder die Schoko-Osterhasen und findet in diesem Jahr bereits zum 13. Mal statt. Und so haben in der ersten Ferienwoche von Dienstag, 27. März, bis Donnerstag, 29. März, erneut Teilnehmer von 7 bis 13 Jahren das Sagen im Bremer Konzerthaus. Von 9.30 Uhr bis 13 Uhr erobern sie die Glocke und erleben vielfältige Einblicke in die Welt der Musik. Im Mittelpunkt steht mit Hilfe von kundigen Instrumentenbauern das Kennenlernen und Ausprobieren unterschiedlicher Instrumente. Außerdem treffen die Teilnehmer auf Berufsmusiker der Bremer Philharmoniker, schauen hinter die Kulissen und machen in vielen verschiedenen Workshops mit versierten Profis selber Musik – von Gospel-Gesang über Breakdance und Samba-Trommeln bis hin zu den erstmals angebotenen Themen Improtheater, Schwarzlicht-Tanz und Harfe. Die drei Tage des Osterferienprogramms sind nach Themenschwerpunkten geordnet: Am ersten Tag stehen die Holz- und Blechblasinstrumente im Mittelpunkt, am zweiten die Streichinstrumente und abschließend am dritten Tag die Familie der Schlaginstrumente. Parallel zum Kinderprogramm können Eltern und Großeltern an einer Sonderführung durch das Konzerthaus teilnehmen und dabei ebenfalls einen Blick hinter die Kulissen der Glocke werfen. 27. bis 29. März, 9.30 Uhr, Glocke

Mi., 11. 4. 2012 | 20 Uhr | Kleiner Saal 7. Philharmonisches Kammerkonzert Nils Mönkemeyer & Friends Werke von M. R. Delalande, A. Corelli, G. Brunetti, D. Speer, J. S. Bach u. a. Fr., 13. 4. 2012 | 20 Uhr | Großer Saal Meisterkonzert – Martin Stadtfeld Martin Stadtfeld, Klavier Philharmonisches Kammerorchester München Lorenz Nasturica-Herschcovici, Leitung Werke von J. S. Bach, C. P. E. Bach und F. Mendelssohn So., 15. 4. 2012 | 20 Uhr | Großer Saal Landesjugendorchester Bremen Stefan Geiger, Dirigent Werke von G. Mahler und F. Schubert Fr., 20. 4. 2012 | 20 Uhr | Großer Saal jazzahead! meets GLOCKE JAZZnights Tomatito Sextet „Luz de Guía“ Mi., 30. 5. 2012 | 19 Uhr | Großer Saal GLOCKE Sonderkonzert: „Eine Sommernacht“ Schüler managen – Schüler musizieren Mit Schülerinnen und Schülern des Wahlpflichtkurses Musik 9 des Gymnasiums Horn So., 3. 6. 2012 | 11 Uhr | Kleiner Saal GLOCKE Familienkonzert: „Vier auf einen Streich oder warum das Pferd über die Brücke läuft“ Geigen- und Bratschenklassen der Hochschule für Künste Bremen

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MUSiK Konzerttipps

konzErttiPPs

LJO stemmt Mahler

Spannender Dialog

Zweimal Alte Musik

(mw) Nur junge Leute, die sich an großer Musik versuchen… Falsch gedacht! Wenn das Landesjugendorchester Bremen (LJO) auftritt, darf man professionelles Niveau erwarten. Rund 90 junge Leute treffen sich regelmäßig in den Osterferien, um unter der Leitung von Stefan Geiger Werke der musikalischen Weltliteratur einzustudieren.

(mpg) Der aus Hamburg stammende Geiger Christian Tetzlaff (Foto) gilt als führender Interpret wichtiger Werke vom Barock bis in die Gegenwart. Er wird regelmäßig zu den bedeutendsten Musik-Festivals weltweit eingeladen. Für den Pianisten Lars Vogt gilt das gleiche, er hat sich als einer der bekanntesten Pianisten seiner Generation etabliert.

(hil) Die „Tage Alter Musik“, jährlich von Eva Schad (Foto) organisiert, sind fester Bestandteil des musikalischen Lebens in der Christuskirche Bremerhaven. Unterschiedliche Kammermusikensembles und Solisten präsentieren in historischer Auf Aufführungspraxis Konzerte von Komponisten des 16. bis 18. Jahrhunderts.

Zunächst kümmern sich Dozenten, allesamt erfahrene Mitglieder in Ensembles wie dem NDR-Sinfonieorchester oder der Bremer (Kammer-)Philharmoniker, in Stimmproben um die Schulung der einzelnen Orchestergruppen. Danach sorgt Prof. Stefan Geiger, seines Zeichens Soloposaunist beim NDR, für den Zusammenbau.

Wenn die beiden Musiker neben ihren vielfältigen weltweiten Konzertverpflichtungen die Zeit finden, gemeinsam aufzutreten, so darf man sich auf feinfühlige Interpretationen freuen. Sie kennen sich mittlerweile so gut, dass der Begriff Dialog angemessener wäre.

Selten Aufgeführtes gibt es am 22. April mit dem Trompetenensemble Jürgen Hartmann zu entdecken: „Festliche Musik der Trompeter- und Paukerzunft“, die für die Fürstenhöfe Europas geschrieben wurde. Auf historischen Instrumenten sind Werke unter anderem von Telemann, Torri und Pezel zu hören. Die Musiker spielen in der Kirche verteilt aus verschiedenen Richtungen, um für den Zuhörer einen besonders räumlichen Klang zu erzeugen. Ein Erlebnis für Leib und Seele verspricht das Konzert am 13. Mai, wenn „Cembalomusik und Kulinarisches aus sieben Ländern Europas“ zelebriert wird. Kreiskantorin Eva Schad spielt unter anderem Werke von Dowland, Frescobaldi, Rameau, Bach und Mozart auf dem Nachbau eines Cembalos von 1710. Für das leibliche Wohl sorgen in den Pausen kleine Köstlichkeiten aus verschiedenen Regionen Europas. 22. April, 18 Uhr/13. Mai, 20 Uhr, Christuskirche Bremerhaven

Mit Mahlers 5. Sinfonie hat man sich nun einen besonders schweren Brocken ausgewählt, der den Musikern ein Maximum an Konzentration und Spielkunst abverlangen und dem Publikum sicher einige Schauer über den Rücken jagen wird. Vom spektakulären Trompetensolo zu Beginn über das unvergleichlich romantische Adagietto bis zum ergreifenden Finale ein echter Orchesterreißer. Vielleicht das perfekte Stück für die LJOMusiker, die in Mahlers komplexe Gefühlswelten mit jugendlicher Lust an Emotionen und Gefühlen eintauchen werden. 15. April, 20 Uhr, Glocke Bremen

Wie auch schon bei ihrem Konzert im vergangenen Jahr im Bremer Sendesaal stehen auch diesmal Werke von Robert Schumann und Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programm. Besonders interessant dürfte die Interpretation der Sonaten für Violine und Klavier von Mozart werden. Mozarts Kompositionen für diese Besetzung sind nicht so oft zu hören. Für Liebhaber zu schwer, für Profis zu leicht – das ist eine Formel, die unterschlägt, dass Mozarts Violinsonaten eine besonders akribische Herangehensweise erfordern. Dies in Kombination mit Schumanns Werken kann nur spannend werden. 25. April, 20 Uhr, Sendesaal Bremen

MUSiK Konzerttipps

Erstaunliche Stimme

Mittelalter-Folk

(hip) Sie verfügt über eine der erstaunlichsten Stimmen unserer Tage, die vier Oktaven umfasst, in den Höhen ebenso ausdrucksstark wie in den Tiefen ist und so unmittelbar wirkt, dass man die Virtuosität von Rebekka Bakken (Foto) gleich nach den ersten Tönen vergisst. In Oslo geboren ging sie in den 90er Jahren nach New York, wo sie ihre Gesangskarriere begann und erste Songs schrieb. Bekannt wurde sie zuerst durch die Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Wolfgang Muthspiel und der Pianistin Julia Hülsmann.

(che) Um die Beziehungen zwischen europäischer, arabischer und jüdischer Musik des Mittelalters kümmern sich mittlerweile etliche Ensembles. Gemeint ist dabei die Musik aus dem damals unter arabischer Herrschaft stehenden Andalusien, wo die drei Religionen vertreten waren und es zu einem fruchtbaren künstlerischen Austausch kam.

Dennoch versteht sie sich nicht als Jazzmusikerin: „Ich kenne keinen einzigen Standard, kann nicht improvisieren und keinen Bebop phrasieren“, sagte sie vor kurzem in einem Interview. So ist der Jazz eine der vielen Stilformen, die sie zu einer ganz eigenen Melange verarbeitet. Ohne je auf Klischees zurückgreifen zu müssen, mischt sie Pop, Folk und Rhythm & Blues in ihren eigenen Kompositionen sowie souverän interpretierten Coverversionen. So singt sie Songs von Bruce Springsteen und Alphaville und überraschte bei ihren letzten Konzerten mit einer wunderschön elegischen und auf deutsch gesungenen Version von „Der Schnee draußen schmilzt“ von Ludwig Hirsch. 20. April, 21 Uhr, Musik Hall Worpswede

In den 1960er Jahren hatte die „Schola Cantorum Basiliensis“ mit dieser Musik Akzente gesetzt, der sich jetzt auch das deutsch-spanische Ensemble „Al Andaluz Project“ (Foto) widmet. Ein Oktett, das neben den typischen Instrumenten des Mittelalters wie Drehleier und Blockflöte auch diverse arabische wie Ud, Qanun und Saz spielt. Das „Al Andaluz Project“ ist aus dem Zusammenschluss der spanischen Gruppe „L’Ham de Foc“ mit dem Münchener Ensemble „Estampie“ entstanden. Kopf des Ganzen ist der Multiinstrumentalist Michael Popp, der lässig zwischen den Stilen pendelt: Er war früher Mitglied in der Dark-Wave-Band „Deine Lakeien“, betreibt heute noch die Mittelalter-Avantpopband „Qntal“, ist aber auch Spezialist für historische Aufführungspraxis. Herzstück des „Al Andaluz Projects“ sind die drei Sängerinnen aus Spanien, Marokko und Deutschland. 26. März, 20 Uhr, Sendesaal Bremen

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MUSiK Jazzahead

Messe Jazzahead vom 19. bis 22. April: Erstklassige Bands und ein üppiges Rahmenprogramm Text: Christian Emigholz

Siggi Loch

Céline Rudolph

wEnn brEmEn jazzt W

enn den Besuchern der Jazzahead in diesem Jahr manches spanisch vorkommen sollte, so ist das kein Wunder. Spanien ist nämlich Partnerland der Bremer Messe rund um das Thema Jazz. Die Idee eines Partnerlandes wurde bereits im vorigen Jahr geboren – da war es die Türkei – und bedeutet, dass es neben dem eigentlichen Messegeschehen noch ein Rahmenprogramm gibt, das rund um die Messe gelegt wird, teils schon im Vorfeld stattfindet, teils nach deren Ende. Zu diesem Rahmenprogramm gehören Ausstellung, Lesung, ausgewählte spanische Filme im City 46 sowie ein Tanzprojekt in der Schwankhalle.

in der Glocke, zu dem der Gitarrenvirtuose Rolle, während bei der fünften Band der Tomatito erwartet wird (siehe nebensteFlamenco-Jazz ganz ohne Gitarre erforscht henden Jazz-Tipp). wird. Im Zentrum des Abends steht das achtköpfige Filthy Habits Ensemble, zu Jazzahead geht in diesem Jahr ins – hofdem gleich fünf Bläser gehören und das fentlich nicht verflixte – siebte Jahr, und auch Stücke von Frank Zappa im Prodie Messe ist allen Unkenrufen zum Trotz gramm hat. ein Erfolgsmodell, das längst weltweit Interesse geweckt hat, da sie in Sachen Jazz die Am 20. April kommt es dann knüppeldick: einzige ihrer Art ist. Von Beginn an haben Gleich morgens um 11 Uhr wird Siggi Loch, die künstlerischen dem Labelchef von ACT Leiter Uli Beckerhoff Der Jazz regiert die Stadt! Music, der 7. Jazzaheadund Peter Schulze Skoda-Award verliehen, und das Team der Messe Bremen um Hans und direkt im Anschluss spielen das fabelPeter Schneider und Sybille Kornitschky hafte Londoner Lighthouse Trio und das dabei kontinuierlich und konsequent an Jens Thomas Duo den Tusch dazu. Nahezu der Veränderung von Jazzahead gearbeitet: pausenlos geht es in den neuen Baustein Was nicht passte, wurde beim nächsten Aber natürlich ist Spanien auch bei der „German Jazz Expo“ über, bei dem sich zehn Mal herausgenommen, und immer wieder deutsche Bands mit halbstündigen Sets im Messe selbst prominent vertreten. Das beginnt schon mit dem kleinen spanischen Neues eingefügt. Auch in diesem Jahr gibt schnellen Wechsel in zwei Sälen der Messe es zwei Neuerungen, zwei neue Bausteine: präsentieren (wer jede hören will, hat für Stier, der das Programmheft der Messe „German Jazz Expo“ heißt der eine, der ziert, die vom 19. bis 22. April stattfinjede nur knapp 15 Minuten Zeit). Darunter andere trägt den Titel „Vocal Jazz“. det. Und gleich zur Eröffnung findet im ist die Sängerin Céline Rudolph, Florian Schlachthof eine spanische Nacht statt, die Weber mit seinem Trio, das im vorigen Jahr Aber der Reihe nach: Am 19. April wird in der international gültigen englischen beim JazzFest Berlin gefeierte Lisbeth QuarDiktion von Jazzahead natürlich „Spanish Jazzahead von der „Spanish Night“ im tett und das Carsten Daerr Trio. Schlachthof eröffnet. Bei Spanien denkt Night“ heißt und bei der bis tief in die man zuerst an die Gitarre, und so spielt Nacht insgesamt fünf Bands zu erleben Am Abend muss sich der Jazzfan entscheiauch bei den ersten beiden der fünf Bands den zwischen dem neuen Baustein „Vocal sind. Und noch einmal steht Spanien im die Flamenco-Gitarre eine entscheidende Jazz“, der in der Brasserie des Maritim Mittelpunkt, nämlich beim Galakonzert

jazztipps

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Jazztipps

Flinkes „Tomätchen“

Kreative Partnerschaft

Flamenco-Jazz mit dem Tomatito Sextett bei Jazzahead meets Glocke

Susanne Menzel & Klaus Ignatzek jazzen im Vegesacker KITO

(che) Spanier haben durchaus einen eigenwilligen Humor: Weil sein Vater und Hotels zu erleben ist oder der „Overseas Großvater als Musiker jeweils den Beinamen Night“ im Schlachthof, die gleichzeitig El Tomate, also die Tomate, trugen, wird José stattfindet. Jeweils sind fünf Acts zu hören, Fernández Torres kurzerhand Tomatito, also beim „Vocal Jazz“ ist neben anderen die „Tomätchen“, genannt. Die liebevolle Verwundervolle Sängerin Cécile Verny mit kleinerung erfolgte allerdings nicht grundihrem Quartett zu erleben, sowie das los, denn Tomatito stand schon als Zehnjähsechsköpfige Kollektif Istanbul und die riger mit seiner Gitarre auf der Bühne. sechs Spanierinnen der A-cappella-Gruppe Coda. Bei der „Overseas Night“ darf man Der 1958 in Almeria geborene Gitarrist ist sich auf den fabelhaften Sänger und Perkussionisten Vinx freuen. Wie er kommen nach und nach zu einem der Erneuerer des auch die vier anderen Bands aus Amerika, Flamencos geworden, gewissermaßen als und zwar den USA, Kanada und Brasilien. Nachfolger seines berühmten Landsmannes Paco de Lucia, der gut zehn Jahre älter ist. Dem Flamenco Nuevo und dem FlamencoAm 21. April findet das „European Jazz Jazz hat sich Tomatito dabei besonders Meeting“ mit 16 Bands aus sieben Längewidmet, lange Zeit gemeinsam mit dem dern in zwei Teilen statt: Zunächst sind nachmittags zehn Bands in zwei Sälen der legendären Flamenco-Sänger Camarón de la Isla, der 1992 mit nur 42 Jahren starb. Messe in schnellem Wechsel zu erleben, darunter als Größte das furiose Trondheim Gemeinsam mit Camarón hat Tomatito eine Jazz Orchestra. Am Abend findet dann der Reihe wegweisender Alben aufgenommen. Inzwischen ist der famose Virtuose häufig zweite Teil im Schlachthof statt, wo noch in Solo-Konzerten zu erleben. einmal sechs Bands zu erleben sind, von denen die norwegische Sängerin Solveig Slettahjell mit ihrem Pianopartner am bekanntesten sein dürfte. Zeitgleich findet derweil in 17 Clubs in Bremen und umzu die Jazzahead Clubnight statt mit geradezu unzählbar vielen Bands: Der Jazz regiert an diesem Abend die Stadt!

Zu seinem Gala-Konzert im Rahmen der Messe Jazzahead bringt Tomatito sein Sextett mit, zu dem neben einem weiteren Gitarristen, einem Perkussionisten, auch zwei Sänger und ein Tänzer gehören. 20. April, 20 Uhr, Glocke Bremen

(hip) „In-Tandem“ nannten Susanne Menzel und Klaus Ignatzek vor sechs Jahren ihre erste gemeinsame Studioproduktion. Die Sängerin schrieb die Texte, der Pianist komponierte, und seitdem spielen die beiden immer wieder in verschiedenen Formationen und Projekten. 2007 gaben sie im Bremer Schlachthof ein viel beachtetes Konzert mit den Streichern der Bremen Philharmonic Strings. Im „Jazzpodium“ wurde das „von eindrucksvoller Individualität geprägte jazz-vokalistische Format“ der jungen Musikerin gelobt. Der 1954 in Wilhelmshaven geborene Ignatzek ist dagegen ein alter Hase der norddeutschen Jazzszene. Der ehemalige Student der Oldenburger Uni lehrt jetzt dort Jazz-Theorie und Klavier. Seit den späten 70-er Jahren hat er in verschiedenen Formationen gespielt und war mit internationalen Jazzgrößen wie Joe Henderson, David Liebman und Bobby Watson auf Tournee. Mit mehr als 200 eigenen Kompositionen und über 50 Plattenaufnahmen ist Ignatzek ein sehr produktiver Musiker. Doch auf der Bühne ist er in seinem Element, seine Spielfreude ist mitreißend, er improvisiert mit subtilen Läufen und überzeugt mit einem immensen Einfallsreichtum. 14. April, 20 Uhr, KITO Vegesack

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ROllEnSPiEl

Schauspielrätsel (SN) Das Stück basiert auf einer wahren Begebenheit, über die nicht nur ganz Deutschland herzlich lachte. Da möchte ein herumgestoßener, eben aus dem Knast entlassener Mann endlich ein guter Bürger werden. Aber er braucht zunächst eine Aufenthaltsgenehmigung, die er jedoch nur bekommt, wenn er Arbeit nachweisen kann. Und die kriegt er nur, wenn er eine Aufenthaltsgenehmigung besitzt. In der Not, aus dem Teufelskreis behördlicher Willkür heraus zu kommen, hat er eine Idee: Er geht zu einem Trödler und kauft sich eine Uniform. Nicht eben die eines einfachen Soldaten, sondern die eines respektablen Offiziers.

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Kaum auf der Straße, sieht die Welt gleich anders aus. Den schnarrenden Kommandoton und überhaupt militärisches Ritual hat er im Zuchthaus gelernt, denn dort “geht es zu wie beim Militär”. Schließlich marschiert er in einen Vorort der Hauptstadt, um diesen Pass zu bekommen – aber im dortigen Stadtamt kann man sie gar nicht ausstellen. Also wieder in den Knast. Der Autor dieses “preußischen Märchens” hat die Geschichte gegenüber dem späspä teren Rühmann-Film für die Bühne weswes entlich vereinfacht, denn hier geht es dem “zackigen Offizier” nicht um das Geld der Stadtkasse, sondern, wie gesagt, um einein en Pass. Auch mit einem kurz nach dem letzten Weltkrieg viel gespielten, jedoch ernsten Stück war der Autor sehr erfolgreich. Wie heißt er, wie lautet der Titel dieser die UniUni form als Fetisch entlarvenden Komödie? Antworten bitte bis zum 15. April 2012 an foyer, Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die Teilnahme ist auch onon line möglich: www.rolandverlag.de (Publikationen/Foyer) Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das Bremer Schauspiel. Die Auflösung des Schauspielrätsels in foyer 93 lautet: „Medea“ von Euripides Gewonnen haben: Bärbel Bartels, Bremen Sibylle Hoberg, Bremen Katharina Matthes, Achim Klaus Stühn, Alsbach-Hähnlein Horst Weege, Oldenburg

(kh) Der Physiker Lars Kindermann, der am Alfred-Wegener-Institut für Polarund Meeresforschung arbeitet, ist nicht nur begeisterter Wissenschaftler, sondern bringt die Ergebnisse seiner Forschungen mit Leidenschaft und großem Engagement in Kulturprojekte ein. Sein Spezialgebiet ist die Ozeanakustik. Auf der Messstation „Palaoa“ in der Antarktis zeichnet er Geräusche von Walen, Robben und Eisbergen auf, um sie für Forschungszwecke auszuwerten. An diesen Klangteppichen haben Künstler, die sich mit besonderen Formen von Komposition und Soundgenerierung auseinandersetzen, großes Interesse. So setzte Kindermann die Gesänge von Robben in der Unterwasseroper „AquAria Palaoa“ ein, die 2011 in Berlin uraufgeführt wurde.

(ps) Der Akademische Senat der Hochschule für Künste Bremen (HfK) hat „mit klarer Mehrheit“ einen neuen Rektor für die Einrichtung gewählt. Professor Dr. Herbert Grüner soll die Nachfolge von Professor Dr. Manfred Cordes antreten, dessen fünfjährige Amtszeit am 15. Mai 2012 endet. Grüner, geboren 1959, lehrt derzeit als Professor für Wirtschaftswissenschaften mit dem Fachgebiet Theorie und Geschichte an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und ist zugleich Rektor der bbw Hochschule Berlin. Schwerpunkte seiner aktuellen Forschungstätigkeiten sind die berufliche Selbständigkeit von Kreativen und Unternehmensgründungen in der Kreativwirtschaft. Dazu hat Grüner bereits zahlreiche wissenschaftliche Publikationen vorgelegt.

Bei der „Ruhr 2010“ gestaltete Dr. Kindermann mit dem Künstler Andreas Kaiser zusammen die Insel „Iceberg“ auf dem Baldeneysee in Essen. Zum Festival „Hydrophonia“ in Barcelona, das die Bereiche Musik und Wasser miteinander verknüpfte, holte man sich Kindermann als wissenschaftlichen Berater. Aktuell sind seine Aufzeichnungen von Robbengesängen in die Produktion „Eistau“ des Stadttheaters Bremerhaven eingebunden (siehe Seite 10).

Sein Vorgänger Manfred Cordes hatte sich neben seiner Leitungstätigkeit an der HfK vielfältigen Konzerttätigkeiten gewidmet, insbesondere mit dem von ihm begründeten Ensemble „Weser-Renaissance“. Zudem initiierte Cordes zahlreiche Konzerte und CD-Produktionen mit Studierenden der HfK. Seiner Leidenschaft für die musikalische Lehre und neue KonzertProjekte wird er künftig noch stärkere Bedeutung schenken.

ROllEnSPiEl 45 foyer

Opernrätsel (SN) Zugegeben, den Verfechtern des Regietheaters ist die Frage, was in der Oper wichtiger ist, die Musik oder das Libretto, völlig egal, weil sie ohnehin die eigene Meinung dem zu inszenierenden Werk überstülpen. Andererseits gab es in früheren Jahrhunderten über die Frage „Prima la musica, poi le parole“ heftige Debatten, nicht nur wenn eine Premiere anstand. Hier nun sollte just zum Geburtstag der ebenso charmanten wie kunstsinnigen Gräfin ein Stück über dieses Thema aufgeführt werden. Der Theaterdirektor, den eine Entscheidung in diesem Falle überhaupt nicht interessiert – Hauptsache, die Kasse stimmt! – hat zwei junge Männer mit aufs Schloss gebracht, einen Poeten und einen Komponisten. Beide stellen sich und ihre Künste mit dem Feuer der Jugend vor, der eine mit Gedichten, der andere mit Liedern. Nun waren die beiden Kunstjünger durch ihre heftige Liebe zur Gräfin auch noch Rivalen, warteten jeder für sich auf die gräfliche Gunst. Weil es schon spät geworden war, bittet die Gräfin für nächsten Morgen jeden der Beiden getrennt zu einem Rendezvous zur gleichen Zeit und am gleichen Ort. (kom) Henrike Weyh ist neue Leiterin des Bremer Dom-Museums. „Klein, aber fein“ sei der Schatz, den sie dort betreut, sagt die 40-jährige Kunsthistorikerin: „Die Sammlung ist unglaublich facettenreich mit all den wunderbaren Textilien, den spannenden Altargeräten, den Bildern, die eine intensive Auseinandersetzung lohnen.“ Sie verweist auf Kostbarkeiten wie den „Schmerzensmann“ von Lucas Cranach dem Älteren. Und sie hat viel vor mit dem Museum, das vom Dom aus zu betreten ist. Wie schon unter ihrer Vorgängerin Ingrid Weibezahn soll es regelmäßige Sonderausstellungen geben, die Künstler des 20. Jahrhunderts in den Mittelpunkt rücken.

(ps) Die Universität Bremen hat Dr. Heiko Staroßom die Honorarprofessur „Corporate Finance” verliehen, die er im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft wahrnehmen wird. Staroßom betritt damit kein Neuland: Bereits seit mehreren Jahren lösen seine Vorlesungen und Projektveranstaltungen zu seinem Spezialgebiet großes Interesse bei Studierenden aus.

Heiko Staroßom gehört seit Oktober 2001 dem Vorstand der Sparkasse Bremen an und ist für die Bereiche Marktfolge, Kreditmanagement, Firmenkunden (Corporate Finance) und Treasury verantwortlich. Zuvor war er unter anderem Leiter der Kreditabteilung der WestLB in New York, Filialleiter der deutschen Niederlassung der Darüber hinaus würde sich die neue Chefin Banque Paribas und Bereichsleiter „Firmen gern mit Norddeutschland, den Niederland- und Kommunen“ bei der Sachsen LB. en und Dänemark auseinandersetzen. Was hat diese Länder verbunden, was getrennt? Auf wissenschaftlichem Gebiet beschäftigt sich Staroßom, der sich auch bei den „uniWie wurden in diesem Raum religiöse Mofreunden“ und der Wolfgang-Ritter-Stiftive weitergereicht? Klar, dass es in diesem tung engagiert, mit dem Umgang der Bank Kontext auch um die Rembrandt-Zeit gemit Schuldnerkrisen. Dieses Thema hatte hen würde, eine hochproduktive Phase er bereits in seiner Dissertation „Die Bank der Kunst. Henrike Weyh, Mutter von zwei in der Krise ihres Schuldners – Eine entscMädchen, will zudem den Bereich der Muheidungsorientierte Analyse“ aufgegriffen. seumspädagogik ausbauen. Mit MitmachWeitere Arbeitsschwerpunkte gelten dem Aktionen und speziellen Führungen sollen Themenfeld Unternehmensfinanzierung. Kinder egal welcher Religion an die Kirchenschätze herangeführt werden.

In dieses amüsante Geschehen sind noch weitere Gedanken über das Theater eingeeinge woben, so dass sich eine kapriziöse, alleraller dings nicht sehr oft inszenierte Oper erergibt, von einem Komponisten, der bis dadahin schon Furore gemachte hatte. Wie heißt er, wie lautet der Titel dieser Oper? Bitte schreiben Sie Ihre Antwort bis zum 15. April 2012 an foyer, Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die Teilnahme ist auch online möglich: www.rolandverlag.de (Publikationen/Foyer) Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das TheThe ater Bremen, das Stadttheater BremerhaBremerha ven und das Oldenburgische Staatstheater. Die Auflösung des Opernrätsels in foyer 92 lautet: „Rusalka“ von Antonín Dvorák. Gewonnen haben: Hans Bühler, Bremen Mario Eisbrich, Delmenhorst Gudrun Huskamp, Bremerhaven Dr. Angela Mikosch, Bremen Jürgen Meier, 29223 Celle Agnes Möhr, Oldenburg Hans Neukam, Varel Gerhard Primus-Frerichs, Nordholz Randi Sander, Oldenburg Manfred Scheuermann, Bremerhaven Kurt Schmerbach, 28816 Stuhr Jürgen Schwerte, Bückeburg Wieland Schmidtke, Friedrichsfehn Gisela Stockem, Oldenburg Heide Strechel, Bremerhaven

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literatur Katzentisch / Das geheime Prinzip der Liebe

literatur Text: Inge Zenker-Baltes

Die wundersame Reise des jungen M. Michael Ondaatjes Roman mit autobiografischem Hintergrund Durch seinen verfilmten Bestseller „Der englische Patient“ gelangte Michael Ondaatje zu Weltruhm. Buch und Film hätten, wie er launig erzählt, sein Leben verändert, kann er doch seitdem von seiner Schriftstellerei leben. Auf seine farbige Herkunft verweisend sei er „ein Mischling im Hinblick auf Ort, Rasse, Kultur, auf alles Mögliche.“ Und in der Tat repräsentiert Ondaatje, der sowohl Lyrik als auch Prosa verfasst, mehrere Kulturen: 1943 in Sri Lanka, dem damaligen Ceylon, geboren, lebt er, nach einigen Kindheitsjahren in England, heute in Toronto, ist kanadischer Staatsbürger. Sein jüngstes Werk erzählt die Geschichte einer Schiffsreise Anfang der fünfziger Jahre. Der kleine Michael, genannt Mynah, muss Ceylon verlassen, um bei seiner Mutter in London zu leben. Der Autor selbst hat diese Reise mit elf Jahren angetreten, nachdem seine Eltern sich getrennt hatten. Die Erinnerung daran sei verschwommen, kokettiert Ondaatje mit seiner Vergangenheit, die Handlung sei reine Erfindung und Autobiographisches im Roman gebe es

nicht. Und doch waren es Michael Ondaatjes Kinder, die ihn zu diesem Buch inspirierten, weil sie mehr über die Kindheit ihres Vaters wissen wollten.

Michael Ondaatjes „Katzentisch“ ist ein von Melanie Walz wunderbar übersetztes Buch voller Höhepunkte, ein Feuerwerk lebendiger Ideen, ein realistisches Märchen von geradezu explodierender erzähleriDem Knaben Mynah werden auf seiner scher Brillanz. Seine erwachsen gewordene Überfahrt nach England zwei gleichaltrige Hauptfigur lässt Ondaatje sagen: „Wir haJungen an die Seite gestellt, Ramadhin mit ben alle einen alten Knoten im Herzen, den dem schwachen Herzen und der wilde Cas- wir gern lockern und auflösen würden.“ sius. 21 Tage lang sind sie sich selbst über- Michael Ondaatje: Katzentisch. Ü: Melalassen, erobern „wie ausgelaufenes Queck- nie Walz. Hanser, 301 S.,Euro 19,90 silber“ das Schiff, nehmen die Mahlzeiten am „Katzentisch“ ein, stecken neugierig Liebe, Hass und Leidenschaft ihre Nasen in Geheimnisse, die Mitreisen- Ein Debütroman wird zum Bestseller de zu verbergen suchen und erleben dabei manches Abenteuer. Hélène Grémillons literarisches Debüt hat Doch inmitten der zum Teil schrulligen Passagiere und trotz seiner Freunde ist der heimwehkranke kleine Junge auf dem Weg in ein unbekanntes Land zu der ihm fremd gewordenen Mutter voller Angst, „ob sie da sein würde.“ Viele Jahre später versucht Myah, den rebellischen Cassius von einst in dessen berühmt gewordenen Gemälden wiederzufinden und stellt bewegt fest, dass eines der eindringlichsten Erlebnisse von damals, die Fahrt durch den Suezkanal, von dem arrivierten Maler aus dem „subjektiven Blickwinkel des kleinen Jungen“ festgehalten worden war.

alles, was einen guten Roman ausmacht: Es ist elegant geschrieben, spannend, voller Poesie und raffinierter Dramaturgie. In Frankreich eroberte die 1977 in Poitou geborene Autorin damit auf Anhieb die Bestsellerlisten. Das fesselnde Geschehen wird rückblickend als eine 1975 angesiedelte Rahmenhandlung erzählt. Camille Werner, eine junge Verlegerin, ist schwanger von Nicolas, der eigentlich keine Kinder möchte. Soeben hat sie ihre geliebte Mutter durch einen Autounfall verloren, kramt wie betäubt in den zahlreichen Kondolenzschreiben und stößt auf einen dicken Brief ohne

literatur Der wandernde Turm

Anrede und ohne Absender. Ein Mann namens Louis erzählt darin von seiner bis in die Kindheit zurückreichenden Liebe zur etwa gleichaltrigen Annie. Camille glaubt zunächst an eine Verwechslung und geht, als die Geschichte dann jeden Dienstag in immer ausführlicheren Briefen ihre Fortsetzung findet, davon aus, ein anonymer Autor wolle ihr auf diesem Wege sein Manuskript aufzwingen. Der Unbekannte berichtet vom Schicksal der Malerin Annie, die von der wohlhabenden Madame M. in eine ungleiche Freundschaft verstrickt wird und sich, voller Mitgefühl angesichts deren ungewollter Kinderlosigkeit, anbietet, für sie ein Kind zu empfangen, es heimlich auszutragen und dann ihrer Gönnerin zu überlassen. Vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges und Hitlers Einmarsch in Paris gerät das Leben der an diesem Komplott Beteiligten aus den Fugen. Die Beziehung zwischen den beiden Frauen wird schleichend vergiftet, schlägt schließlich in Hass um, und diabolische Intrigen der einen richten bald die andere zugrunde. Immer tiefer gerät Camille in den Sog der in wöchentlichen Briefen mit viel Herzblut geschilderten Tragödie, mutmaßt schließlich erschreckt, sie selbst sei darin verwoben und macht sich zögernd auf Spurensuche. Perfekt beherrscht Hélène Grémillon die Klaviatur unerwarteter Wendungen und Anz_allge_184x70 20.10.11 09:11 Seite 1

dramatischer Höhepunkte. Ihr Roman ist Liebesgeschichte, Thriller und historisches Dokument zugleich. Nur eine Handvoll subtil gezeichneter, in sich stimmiger Figuren trägt die mitreißende Handlung, die noch auf den letzten Seiten in einen Eklat mündet. Hélène Grémillon: Das geheime Prinzip der Liebe. Ü: Claudia Steinitz. Hoffmann und Campe. 256 S., Euro 19,99

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und Riten auf, mokiert sich über die sogenannten ehrenwerten Leute, über Selbstgerechtigkeit, menschliche Schwächen und Eitelkeiten.

Ein brillanter Gelehrter aus Paris, der über den Wolken schwebt und sich fühlt „wie ein Koffer, dem man die Geige entnommen hat“, der fliegende Eiffelturm und die wandernde Pyramide samt aus der Zeit gefallenem Pharao, ein von seiner „furchtbar süßen Lili“ nur scheinbar betrogener Ehemann, mit einem Herzen „so leer wie die Wüste Gobi“, Komponist und Poet dazu der Uhrmacher in der Hölle, ein sprechenProkofjevs neu entdeckte Erzählungen der Fliegenpilz, Arthur Schopenhauer und „Eine Weltpremiere“, jubelt der Verlag und sein Pudel, der Mann ohne Knochen, und bezeichnet die Entdeckung der seit 5. März dann die Geschichte vom Abt und dem mysteriösen Dentisten, der so perfekt das Fagott erhältlichen geschmackvoll illustrierzu bedienen weiß – das ist der Stoff, aus dem ten Erzählungen von Sergej Prokofjev als Sergej Prokofjevs Prosa ebenso feinsinnig „kleine Sensation“. Lucian Plessner, Kölwie süffisant gesponnen ist. ner Konzertgitarrist von internationalem Rang, Herausgeber und Mitübersetzer des Lauter kleine Tragikomödien, sauber nach Bändchens, fand die bislang unveröffentlichten Geschichten unter anderem in der dem klassischen Vorbild durchkomponiert. Moskauer Wohnung – heute Museum – des Sie lesen sich so, wie seine Musik sich anhört: mal samtig weich und märchenhaft, großen Regisseurs Sergej Eisenstein und mal bewusst gegen den Strich gebürstet, erkannte sofort deren Brisanz. mal angefüllt mit zarten, dann wieder leidenschaftlich kräftigen Tönen, und immer Denn die literarische Hinterlassenschaft von wunderbarer Musikalität auch sie – ein des 1953 mit 61 Jahren gestorbenen Komponisten ist nicht nur ob ihrer bloßen Exis- wahres Kleinod. tenz etwas ganz Besonderes, auch schrift- Sergej Prokofjev: Der wandernde Turm. Ü: Lucian Plessner und Alexandra stellerische Qualität, poetische Kraft und Kravtsova. Edition Elke Heidenreich bei Fantasiereichtum sind begeisternd. HuC. Bertelsmann, 192 S.,Euro 16,99 morvoll, skurril und mitunter surreal spießt Prokofjev gesellschaftliche Normen

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LITERATUR Wilfried Minks – Bühnenbauer

Text: Christian Emigholz

Der groSSe Bühnenbauer D

ieser Titel kommt sehr handwerklich und ausgesprochen bodenständig daher: „Wilfried Minks – Bühnenbauer“ steht auf dem Buch über Deutschlands vielleicht bekanntesten Bühnenbildner, der sich auch als Regisseur einen guten Namen gemacht hat. Auf dem Umschlag ist das Bühnenbild zu sehen, das Minks für Zadeks Bremer Inszenierung von Shakespeares „Maß für Maß“ im Jahr 1967 schuf: Ein Kasten mit zahlreichen bunten Glühbirnen; eines der Bühnenbilder von Minks, die den so genannten Bremer Stil mitprägten, jene damals neue, aufregende Form des Theaters.

mit dem Kabarettisten Peter Ensikat, daraus wird dann jeweils ein Buch. Dieser Fall liegt aber anders, denn Ulrike Maack ist vom Fach, will sagen, sie ist selbst Regisseurin, war früher Assistentin von Minks, der auch für eine ihrer Inszenierungen ein Bühnenbild „gebaut“ hat.

um und erste Arbeiten als Bühnenbildner in Ulm, bevor die Bremer Zeit mit Hübner, Zadek und all den anderen begann. Natürlich enthält der Band – beinahe überflüssig zu erwähnen – zahlreiche Abbildungen seiner Bühnenbilder (teils farbig, teils in schwarz-weiß), aber auch Skizzen.

Folglich erinnert ihr Gespräch über das Wilfried Minks erzählt freimütig von seiTheater und seine Entwicklungen ein we- nen Erfolgen, aber auch seinen Niedernig an Truffauts berühmtes Gesprächslagen, außerdem verrät er viel von seiner buch mit Hitchcock („Mr. Hitchcock, wie räumlichen Vorstellung von einem Thehaben Sie das gemacht?“). Bei allem Bioaterraum. Seine humorvolle Antwort auf graphischen, das Minks/Maack in ihrem die Schlussfrage, warum er Theater mache, Werkstattgespräch auch behandeln – besoll nicht verschwiegen werden: „Warum handeln müssen, sonst wäre die Entwicklebt man? Warum spielt ein Kind? Man will Bis heute hat Minks mit seinem ganz eige- lung von Wilfried Minks kaum nachzuetwas erfahren über das Spiel, will etwas vollziehen nen Stil und seiner überbordenden Phantasie ganze Generationen von Bühnenbild- – geht es „Wie haben Sie das gemacht?“, an die sich folgerichtig nern beeinflusst – auch weil er viele Jahre hier auch die Frage nach dem „Warum“ anschließt. um die an der Hamburger Akademie der Künste Bühnenbild gelehrt hat. Der „Bühnenbau- Frage „Wie haben Sie das gemacht?“, an die ausprobieren: wie es ist, ein König zu sein er“ im Buchtitel kommt also nicht von un- sich folgerichtig die Frage nach dem „War- oder ein Indianer.“ Ein sehr aufschlussreium“ anschließt. gefähr, denn das Bauen ist für Minks von ches und liebevolles Buch über einen grogroßer Bedeutung. ßen Theatermann, der im Februar 82 Jahre Das Buch streift die Kindheit von Minks, alt geworden ist. der 1930 in dem kleinen, damals deutschDie Biographie basiert auf einem Geböhmischen Dorf Binai geboren wurde, die Ulrike Maack & Wilfried Minks: Wilfried spräch, das Ulrike Maack mit Wilfried Vertreibung daraus am Ende des Krieges, Minks geführt hat. Nun sind solche GeMinks – Bühnenbauer. Suhrkamp, 274 S., sprächsbücher zurzeit sehr beliebt: zu Gut- Minks’ Lehr- und Wanderjahre als Pro39,90 Euro. spektmaler an kleinen Theatern, Studitenberg redet mit di Lorenzo, Egon Bahr

BUCh UnD MUSiK Aus vollem Herzen

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er Inhalt beglaubigt ausführlich, was der Titel verspricht: „Aus vollem Herzen“ berichtet José Carreras über „das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik“. Sicher findet er überall offene Ohren, in diesem Falle genügend Leser. Die Opernfreunde bejubeln ihn ohnehin, seit er als Riccardo („Ein Maskenball“) den bekannt rigorosen Publikumstest in der Mailänder Scala triumphal überstanden hatte; die Anhänger des Fußballs freuen sich über Carreras Leidenschaft für diesen Sport. Und nicht zuletzt bewundern ihn viele gesunde, kranke und wohltätige Menschen, weil er geradezu heldenhaft seine schwere Leukämie überstanden hat.

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Text: Simon Neubauer

gen Chemotherapien verkürzte er sich die Zeit mit dem Durchgehen seiner Lieblingspartien vom „Eiskalten Händchen“ über die Blumenarie seines Namenvetters José aus „Carmen“ bis zu Kalafs „Nessun dorma“. Aber es halfen ihm nicht nur die Ärzte, sondern auch die tausende Genesungswünsche aus aller Welt und natürlich auch von seinen Kollegen Placido Domingo und Luciano Pavarotti; nicht zuletzt trug die stete Anwesenheit von Bruder und Schwägerin, die sich in einem benachbarten Hotel eingemietet hatten, zur Gesundung bei.

Die größte Sorge „Kehrt meine Stimme wieder?“ war schließlich überholt, als er, kaum gesund, große Feste feiern konnte: Als Carreras Dank für die „Wiedergeburt“ Die Rückkehr unter dem Triumphbogen in gründete er die inzwischen mit großen Summen ausgestattete José-Carreras-Stif José-Carreras-Stif- Barcelona, wo ihn hunderttausend Landstung, die vornehmlich bei der Beschaffung leute begrüßten, das 30jährige Jubiläum seiner Auftritte an der Wiener Staatsoper, des Heilung versprechenden Knochendie Feier der in 25 Jahren mit Montserrat marks hilft und der weiteren Erforschung einer zum Tode führenden Krankheit dient. Caballé gemeinsamen 300 Auftritte; sie hatte ihm ja schon geholfen, die ersten Erfolge am heimatlichen Gran Teatre Liceu Das Schicksal traf Carreras auf dem ersBarcelona einzuheimsen. ten Höhepunkt einer Karriere, die ihn an die bedeutendsten Opernhäuser der Welt führte. Die Leukämie wurde in seiner Hei- Mitautor Màrius Carol schreibt journalistisch die Etappen und Begegnungen Carmatstadt Barcelona gottlob von kundigen Ärzten rasch festgestellt, die den Erkrank- reras vor, der Star gesteht dann, wie bewegt er nach der Zustimmung von Publikum ten in das berühmte Hutchinson-Krebsforschungszentrum in Seattle überwiesen. und Persönlichkeiten war. Aber so richtig Wie es ihm dort erging, hat er schon in ei- lernt man José Carreras erst in einem Interview am Ende des Buches kennen, das nem früheren Buch geschildert. der Journalist nach einem Treffen mit den Doch auch jetzt liest man hoch interessiert, Freunden aus alten Tagen geführt hat. wie man den Prominenten nach einer neuen, damals noch unerprobten Methode be- José Carreras, Màrius Carol: „Aus vollem handelte, nachdem sich die Blutkörperchen Herzen“. Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik. Siedler Verlag. nach der ersten Knochenmark-Übertra256 Seiten, Euro 19,99. gung nicht vermehrten. Während der lan-

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Als die Stadtmusikanten in Bremen ankamen ...

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KOlUMnE Nachgedacht

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Nachgedacht: Text: Stephan Cartier

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wörtEr und andErE gästE D

ie Zukunft spricht englisch. Computer und Smart-Phones, die ja selbst sprachlich Zugereiste sind, gaukeln uns zwar mildtätig vor, dass auch Anhänger des deutschen Wortreinheitsgebotes sie bedienen könnten. So kann man Dateien noch anstandshalber „herunterladen“ statt „downloaden“. Aber irgendwann ist es vorbei mit der umständlichen Übersetzung ins Deutsche. Spätestens beim „Chatten“, „Simsen“ oder „Twittern“ wäre die Grenze zur sprachpuristischen Albernheit überschritten. Wer will sich schon tatsächlich gegenseitig etwas „zwitschern“? Klingt doch besoffen.

det Dateien“. Da schmuggelt man eben die entsprechende Endung an das unschuldige Fremdwort, das solche kosmetische Behandlung aus seiner Heimatsprache nur ganz dezent kennt.

Hart an den Rand der Spracheleganz gerät man aber unversehens mit dem Partizip, der ultimativen Einbürgerungsurkunde eines jeden Wortes: „Ich habe etwas downgeloadet.“ Das schmerzt, ehrlich gesagt. Umso mehr, da nicht gänzlich geklärt ist, ob es nicht „gedownloadet“ heißen müsste – oder sicherheitshalber gleich: „gedowngeloadet“? Wählt man dann auch noch die Frageform und zieht das Wort auseinander zu: „LoaDer erbitterte Widerstand gegen die Eindest Du etwas down?“, kippt die Harmowanderung fremder, vor allem englischer nie zwischen Heim- und Fremdidiom vollWörter in den aktiven Sprachschatz des ends. Aber wer sagt auch, dass Integration deutschen Volkes, der zu den Lieblingshob- leicht sei? bys pensionierter Studienräte zählt, muss also aufgegeben werden. Vielmehr sollte an Niemand! Einer der größten Schleuser für einer Integrations-Agenda für solche BeFremdwörter in den Geltungsbereich des griffe gearbeitet werden, damit sie sich bei Duden hat sich sogar vehement für die uns wohlfühlen. Denn wie unumgänglich Nichteinbürgerung solcher Exoten ausgesolche verbalen Zuwanderer sind, zeigt sich sprochen. Theodor W. Adorno, gefürchallerspätestens, wenn wir nicht mehr umtet für seine durch alle greif baren Fremdhin können, sie mit allen Konsequenzen wörter angereicherte Philosophenprosa, grammatikalisch zu betreuen, sprich zu wusste gut zu begründen, warum „kontindeklinieren und zu konjungieren. Oder ty- gent“ etwas anderes bedeutet als „zufälpisch deutsch gesprochen: sie zu beugen! lig“, oder Soirée“ eben etwas anders meint als „Abendgesellschaft“: „In jedem FremdDer „download“ als Substantiv passt sich wort steckt der Sprengstoff von Aufklänoch vergleichsweise geschmeidig in den rung“, schrieb er 1959 in seinem RadiovorSprachalltag ein. Schwieriger wird es dann trag „Wörter aus der Fremde“. Stets führten aber beim Verb, wenn es heißt: „Ich muss Fremdwörter einen Überschuss an Bedeuetwas downloaden“. Oder „Er downloatung mit sich, der sie von ihren vermeint-

lichen Übersetzungen unterscheide. Darum, so schob er in einem Aufsatz später nach, gelte es, bei den Wortneuzugängen aus anderen Sprachen „deren Fremdes nicht zu leugnen, sondern zu nutzen.“ Die heilsamste Wirkung des Fremdwortes sah Adorno darin, die Gesellschaft zu erinnern, dass „in seinem kontrollierten Gebrauch das Wissen, dass Unmittelbares nicht zu sagen, sondern nur durch alle Reflexion und Vermittlung hindurch noch ausgedrückt sei“ vermittelt wird. Wörter bezeichnen generell nicht einfach nur Dinge, sondern stets den kulturell gelenkten Prozess ihrer Entstehung gleich mit. Bei Fremdwörtern fällt dies nur deutlicher auf als bei eingeborenen Begriffen. Vor allem dann, wenn das fremde Wort etwas ausdrückt, was es bislang in der eigenen Sprache nicht gab. Klar wird dies, wenn man einmal vice versa den Blick auf die Auswandererwörter aus deutschen Landen richtet, die in anderen Sprachen als Gäste aufgenommen wurden wie beispielsweise im Englischen „the bratwurst“, „the sauerkraut“ und „the blitzkrieg“. Eben typisch deutsches Kulturgut. Wenn wir Glück haben, erleben wir also in Deutschland noch den ganz selbstverständlich dahingesagten Satz: „Ich habe gerade eine Ladung Sand vom Laster downgeloadet.“ Und wenn wir darüber lächeln können, wissen wir, dass die Aufklärung an uns nicht spurlos vorbei gegangen ist.

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WiRtSChaFt DKV-Residenz

Die elegante DKV-Residenz in den Wallanlagen überzeugt auch durch hochklassige kulturelle Veranstaltungen

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ersierte Musikfreunde wissen den Termin schon seit langem zu schätzen: Jeweils am letzten Sonntag im Monat wird immer um 17 Uhr in der Bremer DKV-Residenz ein Kunstgenuss der besonderen Art geboten. Im Rahmen der Reihe „Weltklassik am Klavier!“ geben talentierte Pianisten, die vor dem Sprung an die Weltspitze stehen, in dem exklusiv eingerichteten Gebäude an der Contrescarpe eine Kostprobe ihres Könnens.

wohnern immer wieder neue Gelegenheiten, recht. Das bedeutet: Leben in einer angeinteressante Menschen kennenzulernen und nehmen, vitalen Atmosphäre, in der sich Alleinstehende und Paare gleichermaßen anregende Gespräche zu führen. wohlfühlen können. Alle Wohnungen sind Doch auch jenseits dieser Veranstaltunmit einem Notrufsystem ausgestattet, das gen sind Gäste in der DKV-Residenz stets Haus ist rund um die Uhr mit Fachpersonal gern gesehen. So wird an jedem Dienstag besetzt. Allen Mitarbeitern liegt das Wohl um 15 Uhr eine Führung durch das archi- der Bewohner am Herzen, denen zudem ein tektonisch ansprechende und hochwertig sehr gut funktionierendes Ärztenetzwerk gestaltete Haus angeboten, das in Bremens zur Seite steht. bester Innenstadtlage in den Wallanlagen errichtet worden ist. Ein Zuhause für Men- Zur Ausstattung der natürlich barrierefreiDie Konzertserie ist mit gutem Grund in en Wohnungen gehören unter anderem Parschen, die selbständig und weltanschauder 2004 eröffneten Residenz etabliert workettböden, Einbauküchen, lich ungebunden den. Denn sie ergänzt nicht nur das umfang- in ihrer eigenen Leben in einer angenehmen, Loggien und – nicht selbstreiche Programmangebot für die Bewohverständlich in EinrichWohnung leben vitalen Atmosphäre ... ner des Hauses, sondern fügt sich zudem tungen dieser Art – eigene und dabei das sihervorragend in den Reigen der vielen kulchere Gefühl haben möchten, jederzeit die Briefkästen. Die bodentiefen Fenster ermögturellen Veranstaltungen ein, die – ob Ausnötige Unterstützung abrufen zu können. lichen einen ungehinderten Blick auf die stellung, Vortrag oder Gesprächsforum – naWallanlagen. Bewegliche Lamellen-Wände Die insgesamt 138 hochwertigen Mietwoh- vor den Fenstern verhindern eine eventuell türlich auch für die Öffentlichkeit gedacht sind. Und genau dadurch bieten sich den Be- nungen werden höchsten Ansprüchen geunerwünschte Sonneneinstrahlung.

WIRTSCHAFT DKV-Residenz

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In fußläufiger Entfernung zur Innenstadt verbindet die Residenz die Vorzüge des Stadtlebens mit hoher Lebensqualität und fürsorglicher Pf lege. Die Bewohner genießen Einrichtungen wie den Laden, das gepf legte „Rosencafé“ mit der schönen Terrasse oder die Diskussionen im Kaminzimmer, wo beispielsweise unter der Leitung von Magda Venzke der offene Gesprächskreis „Kriegskinder“ über eigene Erfahrungen aus der Vergangenheit spricht. Abgerundet wird das Angebot der hausinternen Einrichtungen durch einen Friseursalon, Physiotherapie, Fitnessraum, Schwimmbad und Sauna. Der ambulante Pflegedienst miCura kümmert sich mit großem Engagement um die professionelle und liebevolle Unterstützung der Bewohner in ihren Wohnungen. So ist es grundsätzlich möglich, auch bis zur Pflegestufe III in den

eigenen vier Wänden zu bleiben. Ergänzt wird dieses Angebot durch eine stationäre Pflegeabteilung mit insgesamt 29 Plätzen in ansprechend eingerichteten Einzelzimmern oder auch Pflegeappartements. In der hauseigenen Küche wird – auch dietätisch – auf hohem Niveau gekocht, was auch verwöhnte Gaumen mehr als zufrieden stellt. Besucher wissen das öffentliche Rosencafé zu schätzen, das auch für spezielle Ereignisse wie Geburtstage, Jubiläen oder andere Feierlichkeiten gebucht werden kann. DKV-Residenz an der Contrescarpe Am Wandrahm 40-43 28195 Bremen Telefon 04 21 – 3 22 90 www.dkv-rc.de

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PANORAMA WISSENSCHAF

Text: Stephan Cartier

Luca Lombardi

„Mare“ und mehr

Der Islam und seine Geschichte Guter Rat für die Wissenschaft

Die Beziehungen zwischen Wissenschaft – dies heißt in der Regel noch immer: Naturwissenschaft – und Kunst stehen seit gut zwei Jahrzehnten an Universitäten und Akademien unter verschärfter Pflege. Die Rückwirkungen der einen auf die andere und vice versa zählen zum großen Einmaleins der Interdisziplinarität. Der italienisch-israelische Komponist Luca Lombardi wird seine Auseinandersetzung mit der Meereswissenschaft nun in einem Stück präsentieren, das in Oldenburg seine Uraufführung erlebt. Der Titel: „Mare“.

Die Alternative klingt ziemlich hart: „Zivilisation oder Barbarei?“ Doch sein neues Buch, das Alexander Flores, Professor für Wirtschaftsarabistik an der Hochschule Bremen, im honorigen Verlag der Weltreligionen unter dem Dach des Hauses Suhrkamp publiziert hat, bildet damit nur das schizophrene Bild des Islam ab, das in westlichen Ländern existiert. Hier ist der Autor Realist, nicht Extremist.

Flores trägt mit seiner Arbeit seit 1995 in Bremen als Spezialist für die Kultur, Geschichte und das Wirtschaftsleben Die Wurzeln – oder sollte man besser sagen: des arabischen Raumes ganz praktisch Quellen? – des einsätzigen, etwa 20-minüzur Verständigung bei. Er weiß, wovon er tigen Orchesterwerks für große Besetzung schreibt und lehrt: Mehrere Jahre arbeitete liegen an einem Ort, der der Begegnung er auch im palästinensischen Gebiet an der verschiedener Disziplinen und der Kunst Universität Birzeit bei Ramallah. programmatisch verpflichtet ist: dem Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK) in DelAlexander Flores verschließt in seinem menhorst. Lombardi, 1945 in Rom geboren, Buch nicht die Augen vor dem Auseinanzählt zu den einflussreichsten Komponisten derleben der westlichen und der islamiItaliens und war als Fellow mehrfach Gast schen Welt. Pointenreich dreht er dabei des HWK. Hier ließ er sich auch zu der Aufdie übliche Perspektive auf den Konflikt tragskomposition des Oldenburger Staatsmit dem Islam um und sieht in Europa theaters inspirieren. Aufgeführt wird das und dem Westen die eigentlichen Störenaufwändige Werk in Kooperation mit dem friede des Weltfriedens. Spätestens seit Orchester der Stadt Bielefeld. der Eroberung Ägyptens durch Napoleon 1798 sei die wirtschaftliche und politische Kolonialisierung des arabischen KulturDer Meisterschüler Paul Dessaus, der einen sehr variantenreichen Stil als Mixtum kreises so weit vorangetrieben worden, Compositum ehemals streng getrennter dass die islamischen Länder in eine wirtSchulen von der Atonalität bis zur Seschaftliche Rückenlage gerieten und so fundamentalistische Strömungen mit ihrer rialität entwickelt hat, bietet in „Mare“ Europakritik gefördert wurden. „Der Islam keine Lautmalerei, wie Lombardi betont. Vielmehr forscht er marinen Strukturen im historischen Kontext“, so der Untertitel wie Wellenbewegungen nach und bindet von Flores Buch, erscheine dagegen viel sie zu einer großen musikalischen Collage friedlicher als das Bild, das wir uns von ihm gemacht haben. zusammen. Als terrestrisches GegengeAlexander Flores: Zivilisation oder Barwicht gibt es zusammen mit „Mare“ die „Alpensinfonie“ von Richard Strauss. barei? Der Islam im historischen Kontext. 25. März, 11.15 Uhr/26. März, 19.30 Uhr, Verlag der Weltreligionen, 260 Seiten, 18 Euro Weser Ems-Halle Oldenburg

Nicht nur zu den letzten, sondern auch klügeren Entscheidungen des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff zählt die Berufung des Bremer Soziologen Steffen Mau in den Deutschen Wissenschaftsrat. Für drei Jahre gehört Mau nun dem erlesenen Gremium an, das die Bundesregierung und die Länderkabinette bei ihren Entscheidungen zur Forschung und Lehre berät. Die Auszeichnung, die zwar viel zusätzliche administrative Arbeit mit sich bringt, aber schlussendlich ein wissenschaftspolitischer Ritterschlag ist, hat sich Mau durch seine umfassenden Arbeiten im Bereich der Wohlfahrtsforschung und Gesellschaftsanalyse verdient. 2003 als Juniorprofessor nach Bremen berufen, wechselte er schon zwei Jahre später auf einen „Senior“-Lehrstuhl für politische Soziologie. Damit führt der 1968 geboren Mau die Tradition engagierter und politisch aktiver Soziologie an der Bremer Universität fort. Auch als Wissenschaftsmanager hat Mau Meriten gesammelt. So gründete er als Dekan die Bremen International Graduate School, die immerhin das Kunststück fertig bringt, von der öffentlichen Universität Bremen und der privaten Jacobs University gemeinsam getragen zu werden. Steffen Maus Schwerpunkt bildet die Forschung zur sozialen Ungleichheit. Neben der Berufung in den Wissenschaftsrat ist das Frühjahr 2012 auch für Maus wissenschaftliche Arbeit ertragreich. In Kürze erscheint sein neues Buch „Lebenschancen. Wohin driftet die Mittelschicht?“ im Suhrkamp Verlag.

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KUnSt Dürer-Zeit

VErlorEnEs kEhrt zurück

Dürer-Zeit: Die bewegte Geschichte der DürerSammlung in der Kunsthalle Bremen Text: Maike Rotermund

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ine fröhliche Gesellschaft zu Pferd in einer hügeligen Landschaft. Albrecht Dürer hat sie im Jahr 1489 zu Papier gebracht; es handelt sich also um eine sehr frühe Arbeit des Nürnbergers, der darin das ganze Spektrum seines zeichnerischen Könnens präsentiert: Landschaft, Figuren im Bezug zueinander, Perspektive, auch Bildnisse sind hier zu finden, ist doch in der Figur mit Federbusch auf der rechten Seite ein verkapptes Selbstbildnis zu sehen. „Es ist ein kleines Kunststück. Dürer zeigt, was er kann“, erläutert die Kunsthistorikerin Dr. Anne Röver-Kann die Funktion dieser virtuosen, querformatigen Federzeichnung in braunschwarzer Tusche als Demonstrationsobjekt für potentielle Auftraggeber. Die langjährige Kustodin des Kupferstichkabinetts der Bremer Kunsthalle hat die Ausstellung „DürerZeit“ kuratiert, die bis zum 13. Mai in den erweiterten Räumen des Kabinetts zu sehen ist. „Ich möchte mit dieser Ausstellung einen sehr wichtigen Teil der alten Sammlung aus der Vergangenheit holen“, lenkt die Kunsthistorikerin den Blick auf die wechselvolle Geschichte des Bremer Kabinetts, das im 19. und frühen 20. Jahrhundert eine der umfangreichsten Sammlungen

an Dürergrafik umfasste. Der kostbarste Teil der insgesamt rund 1750 Zeichnungen umfassenden Bestände ging allerdings 1945 verloren. Wurde doch das Depot im Brandenburgischen, wohin die Bremer Sammlung ausgelagert worden war, nach Kriegsende geplündert. „Damit ist es keine Beutekunst, sondern Diebstahlgut“, verweist die Kustodin auf die rechtliche Seite als wichtige Verhandlungsbasis für die Rückführung der Blätter. Dennoch müsse bei den Kunstwerken, die inzwischen auf ganz unterschiedlichen Wegen den Museen angeboten werden, immer wieder neu verhandelt werden. „Es gibt Finderlohn“, sagt die Kustodin und fügt hinzu: „Es ist eine Frage der Geduld.“ Dabei erweist es sich als Vorteil, dass die Blätter allesamt gestempelt sind, so dass sie auf dem freien Kunstmarkt gar nicht zu veräußern sind. Im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte haben so rund 250 Blätter den Weg zurück an die Weser gefunden. Darunter auch das farbenfrohe Aquarell „Trient von Norden“, das 1495 während Dürers erster Italienreise entstand.

ab Ende der 1820er Jahre sehr weitsichtig Dürers Graphiken, obwohl der Nürnberger Maler zu dieser Zeit überhaupt nicht „en vogue“ war. Neben zahlreichen druckgraphischen Werken konnte Klugkist auch 61 Zeichnungen von und nach Dürer erwerben, darunter rund 40, die sicher aus der Hand dieses Ausnahmekünstlers stammen. „Es ist ein Wunder, dass diese Werke damals verkauft wurden“, freut sich die Kustodin. Hinzu kam ein weiterer Glücksfall: Der ehemalige Direktor Gustav Pauli ließ später sehr gute Lichtdrucke der Bremer Zeichnungen herstellen, so dass die Sammlung besonders gut dokumentiert ist. Diese bilden nun auch die Vorlagen für die Faksimiles, die in der Schau zum Teil die – noch – verlorenen Blätter ersetzen.

Zur Ausstellung, die insgesamt 100 Arbeiten von und nach Dürer sowie aus dessen Umkreis zeigt, erscheint ein umfangreicher Katalog, in dem die einzelnen Blätter von der Provenienz bis zur Ikonographie umfassend besprochen werden. Die Publikation, die auf langjährigen Recherchen der Kustodin beruht, präsentiert zudem Die Bremer Dürer-Sammlung geht zurück zahlreiche Vergleichsabbildungen: eine auf den Gründer des Bremer Kunstvereins, fundierte Dokumentation mit schönen Hieronymus Klugkist. Er sammelte bereits Bildern.

KUnSt Kunstschau Wümme-Wörpe-Hammen

malErEi und moor

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Doppelausstellung in Lilienthal erinnert an die Brüder Findorff Text: Berit Böhme

Altargemälde in der Hofkirche Ludwigslust

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Johann Dietrichs „auffälligstes Werk“ ist uf dem Worpsweder Weyerberg erinnert ein Obelisk an ihn, in Bremen das Altargemälde in der Hofkirche Ludwigslust, obwohl er vor dessen Fertigstellung sogar ein ganzer Stadtteil. Jürgen Christian Findorff (1720-1792) entwässerte starb. Von Findorff selber stammt das obere Drittel, seine Schüler vollendeten die Arbeit das Teufelsmoor, schuf Lebensraum für Tausende von Siedlern. Dass er einen talen- nach Findorffs Skizzen. In der Ausstellung tierten Bruder hatte, ist hierzulande kaum ist der Entwurf des Kirchenbildes zu sehen. Anbekannt. Die „Kunstschau Wümme-Wör- Dass er einen talentierten Bruder hatte, sonsten stellt pe-Hamme“ erinnert ist hierzulande kaum bekannt. das jetzt an beide – an den Moorkommissar und an den Hofmaler Staatliche Museum Schwerin den Lilienthalern 17 Gemälde und zehn Radierungen Johann Dietrich Findorff (1722-1772). zur Verfügung. In Schwerin seien insgesamt noch 60 Findorffsche Werke erhalten, „Jürgen Christian Findorff ist für uns die erzählt Cordes. bedeutendste Persönlichkeit in der ElbeWeser-Region der letzten 250 Jahre“, sagt Johann Dietrich malte neben LandschafHans Adolf Cordes, Vorsitzender der Lilienthaler Kunststiftung. In der Ausstellung ten, Tieren und Stillleben auch ausdrucks„Erinnerungen an die Brüder Findorff“, die starke Porträts einfacher Leute. Seine vom 18. März bis zum 30. September im Li- Arbeiten sind detailreich und spielen mit lienthaler Ortsteil Trupe zu sehen ist, wird Licht und Schatten. Im Gegensatz zum ihr Lebenswerk erstmals gegenübergestellt. Moorkommissar war der ebenfalls als Kammerdiener tätige Johann Dietrich verheiratet, die Ehe blieb kinderlos. Über das Johann Dietrich war Tischlergeselle, Verhältnis der Brüder ist nichts überliefert. seine Wanderschaft führte ihn bis an „Angeblich hatten sie noch Kontakt, aber den herzoglichen Hof von Schwerin. Dort es gibt keine Dokumente dazu.“ zeigte er neben der Tischlerei „Neigung und Können zum Malen und Zeichnen.“ Der Herzog förderte Findorff und entsand- Hans Adolf Cordes gerät ins Schwärmen, wenn er über den Moorkommissar spricht. te ihn zur Akademie nach Dresden. Mit dem Kommentar „den Menschen könne er „Findorff hat Schulen und Kirchen gebaut nichts mehr lehren“ soll ihn der Lehrmeis- und sich stark um die sozialen Belange der Moorbauern gekümmert. Er galt als Vater ter wieder zurückgeschickt haben.

der Moorkolonisten.“ Der französische Reiseschriftsteller Jean André de Luc habe ihn 1778 trefflich charakterisiert: „Welchen Glücks darf sich Herr Findorff erfreuen. Alle Gesichter beleben sich, wenn er sich nähert.“ Findorffs Schaffensdrang war unermüdlich, er gründete Dörfer bis hinauf in den Bremervörder Raum. Die Ausstellungsmacher trugen Dokumente aus regionalen Archiven und Museen zusammen. Auf rund 80 Tafeln sind neben Landkarten einige Baupläne zu sehen, darunter die der Gnarrenburger Kirche. Auch das ausgeklügelte Geflecht von Gräben und Kanälen wird dargestellt. Gemälde und historische Fotografien spiegeln außerdem den harten Alltag der Moorbauern. Zur Ausstellung erscheint ein 135 Seiten starkes Buch. Zudem organisiert die Kunststiftung ein umfangreiches Rahmenprogramm. Es reicht von Torfkahnfahrten über Vorträge und Filmabende bis hin zu Freiluft-Aufführungen des Musicalthrillers „Das Geheimnis des Schwarzen Vogts“. Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen 5 Euro Eintritt, Kinder und Jugendliche 1 Euro. Informationen sind unter der Telefonnummer 04298/ 907641 erhältlich.

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kunst Oldenburger Landesmuseum

Oldenburger Kunstverein zeigt die Videosequenz „Silencio“ von Björn Dahlem in neuer Form Text: Sabine Komm

Alchimist im Bankhaus E

s ist eine verrückte Geschichte. Vor zehn Jahren gewinnt Künstler Björn Dahlem den Wettbewerb einer Bank. Die Videoinstallation „Silencio“ entsteht, eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem, was in solchen Geldinstituten vor sich geht. Doch kaum ist die Arbeit in der Eingangshalle der Londoner Filiale installiert, wird dieser Standort geschlossen. „Silencio“ verschwindet im Depot. Neun Jahre später ist die Videosequenz jetzt erstmals wieder zu entdecken: im Oldenburger Kunstverein, wo sie vom 30. März bis zum 20. Mai zu sehen ist.

Entstehungsgeschichte dieser fast verges- Ein anderes Mal läuft Dahlem wie in einem Agentenfilm mit Aktenkoffer durch senen Arbeit. Mehrmals sei er dafür nach die Gänge der Londoner Bank. Dort durfte London gereist und durch das neo-neoer nur nach Dienstklassizistischluss drehen, sche Bank- „Silencio“ wird aus dem Depot gebäude geholt und endlich wieder gezeigt. erzählt der 37-Jährige, ohne Publikumsvergelaufen. In den Büros habe er Menschen gesehen, die kehr, und auch dann nur in bestimmten Bereichen. So eine Bank sei eben wie ein an ihren Computern sitzen und etwas an Heiligtum. der Börse machen, was ihm weit entfernt schien von jeder Realität. „Das hat mich spontan an Leute erinnert, die in Las Vegas „Silencio“ heißt Dahlems Arbeit. Denn sie kommt ohne Ton aus, wie ein Stummfilm. an Spielautomaten sitzen“, sagt Dahlem. „Und genau das interessiert mich: das Irra- Irritierend auch, wie unscharf die Bilder wirken. Auch das ein Kunstgriff. Dahlem tionale im Materialismus.“ Der Coup ist der Kunstvereinsvorsitzenden spielt auf die mäßige Videoqualität vieler Gertrude Wagenfeld-Pleister gelungen. Überwachungskameras an. Für die „Silencio“-Videos ist der Künstler Seit längerem beobachtet sie den inzwiin rätselhafte Rollen geschlüpft. Wie ein schen gefeierten Berliner Künstler und Alchimist sitzt er an einem Tisch und hält Um Kritik an Börsenpoker und Finanzposeine raumgreifenden Installationen aus litik gehe es ihm in seinen sieben Kurzfilsich schwarze Spielkarten vors Gesicht. Neonröhren, Dachlatten und Styropor, die Unheimlich erscheinen auch Baumkronen, men aber nicht, betont Dahlem: „Kunst von außerirdischen Welten erzählen. Irdie sich vor einem Nachthimmel bewegen steht über der Politik. Sie verleibt sich alles gendwann ist es dann beschlossene Sache: und so wie eine lebendige Tapete wirken. ein und schwebt darüber.“ Er habe nur die „Silencio“ wird aus dem Depot geholt und Und dann sind da noch all die flirrenden Atmosphäre spürbar machen wollen, die endlich wieder gezeigt. Diesmal mit Unter- Zahlen und eine Kamerafahrt durch einen er in der Bank als so seltsam empfunden stützung der Bremer Landesbank. habe, schon damals, lange vor der großen klaustrophobischen Gang, die bei einer Dahlem, der in Düsseldorf studiert hat, Bankenkrise. mysteriösen Figur endet. erzählt in einem Interview mit foyer die

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KUnSt Ausstellungen

Text: Sabine Komm

kunstwErkE Unbekannter Radziwill

Federn tanzen

Eben erst war das Werk von Franz Radziwill (1895-1983) in fünf norddeutschen Ausstellungshäusern zu sehen. Trotzdem gibt es jetzt Neues: unbekannte Kunst vom Meister. Das Künstlerhaus Franz Radziwill in Dangast zeigt 40 Werke, 27 davon waren noch nie öffentlich zu sehen, einige galten als verschollen.

Anlässlich des Festivals Tanz Bremen zeigt die Weserburg Bremen die Ausstellung „Rebecca Horn: Federn tanzen auf den Schultern“. Zu sehen sind frühe Fotos, Zeichnungen und so noch nie gezeigte Collagen aus dem Privatbesitz der Künstlerin. Darunter das Motiv „Federn tanzen auf der Schulter“, nach dem die Ausstellung benannt ist.

Für die Ausstellung „Entdeckungen – Zum 25-jährigen Jubiläum des Künstlerhauses Franz Radziwill“ hat Kuratorin Birgit Denizel in Werkverzeichnissen, bei Kunstvereinen, Auktionshäusern, Kunstsammlern und deren Nachkommen recherchiert. Zu ihren Überraschungsfunden zählen fünf bisher unbekannte Postkarten. Radziwill hatte sie 1921 und 1922 einer befreundeten Fotografin geschickt. Eines dieser kleinen Aquarelle zeigt Akte am Strand. Eine Entdeckung ist auch das Stillleben, das Wegerich und Pfingstrosenknospe vor schwarzem Hintergrund zeigt. Das Großformat „Bahnübergang bei Düsseldorf“, ein Bild im Stil des Magischen Realismus, war zuletzt 1937 in Hamburg zu sehen.

In ihren Fotos, Performances und Filmen lotet Rebecca Horn (geb. 1944) die Grenzen des menschlichen Körpers aus. Seit Beginn der 70er Jahre filmt sie ihre Performances. Bei ihrem „Handschuhfinger“ (1972) reichen die mit Hilfe von Stäben verlängerten Finger bis zum Boden. Der Mensch wird zum sinnlichen Spinnenwesen. In einer anderen Performance schreitet eine nackte Frau mit gigantischem „Einhorn“ auf dem Kopf durch ein Kornfeld. Es gibt Inszenierungen wie ein Federkleid, das sich wie zur Balz öffnet und so einen Einblick ermöglicht auf einen unbekleideten Körper. Eine Frau zeichnet mit ihrer „Bleistiftmaske“ mechanisch hin und her – ein Sinnbild für Zwanghaftigkeit.

Und dann ist da noch das frühe Aquarell „Ostfriesische Landschaft“, darin Menschen, eine Häusergruppe und ein Segel, auf dem eine Rückenfigur ohne Hose zu sehen ist. Wohl eine Anspielung auf ihn selbst. 1921 schreibt Radziwill: „Jeden Tag ziehe ich 2-4 Stunden hinaus mit dem abziehenden Wasser aufs Watt ganz nackt... Das Watt ist sehr elastisch und mit mir fällt Sonne und Mond.“ 25. März bis 13. Januar. Künstlerhaus Franz Radziwill in Dangast.

Später ersetzt Rebecca Horn den menschlichen Körper durch rätselhafte Objekte. Da ist der Tango tanzende Tisch in ihrem Spielfilm „Der Eintänzer“ von 1978. Tatsächliches und Tagtraum gehen ineinander über. Ergänzt werden diese wandfüllenden Projektionen durch Installationen wie „Dialog der Silberschaukeln“, die seit Gründung des Museums permanent in den Sammlungen zu sehen ist. Bis 1. Juli. Weserburg – Museum für moderne Kunst in Bremen.

Kunst Ausstellungen61 foyer

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Bewegte Bronze

Antike Provokation

In seinem bildhauerischen Werk hat sich Bernhard Hoetger (1874-1949) auf intensive Weise von Tanz und Tänzerinnen inspirieren lassen. Parallel zum Festival Tanz Bremen zeigt das Paula Modersohn-Becker Museum deshalb die Ausstellung „Bewegte Bronze – Tanzplastiken von Bernhard Hoetger“.

Nach Jörg Immendorff oder Sigmar Polke widmet sich das Horst-Janssen-Museum wieder einer großen Persönlichkeit: dem 70-jährigen Malerfürsten Markus Lüpertz. Neben Zeichnungen und Druckgrafiken sind ausgewählte Plastiken zu sehen. Kleinformatige Modelle für seine Figuren, sogenannte Bozzetti, spiegeln die „sagenhafte“ Welt der antiken Mythologie. Sie treten in der Oldenburger Inszenierung in Dialog zu Lüpertz’ grafischen Arbeiten. In beiden Gattungen fasziniert die grobe, gestische Umsetzung klassischer Vorbilder.

„Der moderne Tanz hat damals eine ebenso rasante Entwicklung durchgemacht wie die Kunst“, sagt Kuratorin Simone Ewald. Früh setzt sich Hoetger mit der amerikanischen Tänzerin Loïe Fuller auseinander. Ihr wirbelnder Tanz inmitten von Musik und Lichteffekten ist um 1900 die Sensation auf den Pariser Bühnen. Hoetger lässt in seiner Plastik „Loïe Fuller“ das Kleid wie ein stürmisches Meer um die Tänzerin toben. Geprägt von Jugendstil und der impressionistischen Bildhauerei Rodins, ermöglicht die lebendige Oberfläche ein Spiel von Licht und Schatten. Andere HoetgerBronzen wirken voluminöser, erinnern an Aristide Maillol und asiatische Plastiken. Eine andere künstlerische Form wählt Hoetger später für seine Darstellung der Sent M’Ahesa. Die Schöne aus dem Baltikum bringt damals altägyptische Tänze auf die Bühne. Ihr nähert sich der Bildhauer mit einer expressiven, sehr ägyptisch anmutenden Formensprache. Das klar komponierte Porträt erinnert an Nofretete. Wer diese Ausdruckstänzerinnen waren, die Hoetger so faszinierten, macht das Paula Modersohn-Becker Museum mit Texten, Fotos und Filmen deutlich. Bis 3. Juni. Paula Modersohn-Becker Museum Bremen. Katalog.

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Lüpertz, der Mann mit dem Hang zum Genialischen, hat seine Leidenschaft für antike Themen stets auf seine Art ausgelebt. So respektlos übersetzt er die Antike in die Gegenwart, dass einige Betrachter angesichts solch körperprallen Figuren befremdet sind. Lüpertz, vor kurzem noch Leiter der Kunstakademie Düsseldorf, liebt Plastiken, die provozieren. Seine mythologische Figuren besitzen exzentrische Proportionen und gewaltige Muskelpakete. Ihre bunte Fassung signalisiert Dynamik. So hatte auch seine große „Aphrodite“ die Stadt Augsburg gespalten, bis die Bronze schließlich aus dem öffentlichen Raum entfernt wurde – Skandal und Armutszeugnis zugleich. Jetzt ist das Modell für die Plastik dieser Göttin der Liebe und Schönheit ein Höhepunkt in der Oldenburger Lüpertz-Ausstellung. Bis 3. Juni. Horst-Janssen-Museum Oldenburg.

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KinO Dame, König, As, Spion

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Warum Ali Alexander hilft

Text: Wilfried Hippen

sich zusammenraufen, der Titel verrät auch schon, ob diese Annäherung gelingt. Sympathisch an diesem Debütfilm ist, wie anrührend und intensiv der aus Russland stammende Leo Khasin seine KerngeDieser Film ist fast schon zu politisch reschichte inszeniert. Immer wenn er sich levant. Seine Prämisse mutet wie ein Fallbeispiel an für kluge Diskussionen über die auf seine beiden Protagonisten konzentriert, ist sein Film sehenswert. Hier inszeSituation von Emigranten in der Bundesrepublik und den Konflikt zwischen Palästi- niert er authentisch und es gelingt ihm, glaubwürdig den Prozess zu dramatisienensern und Juden. Erzählt wird von dem ren, der die beiden dazu bringt, ihre Vorvierzehnjährigen Ali, der in einem palästiurteile und religiösen Dogmen in Frage nensischen Flüchtlingslager aufgewachsen zu stellen und zu überwinden. Dafür finist und nun in Berlin-Kreuzberg lebt. det er einen ruhigen Erzählrhythmus, der den beiden Darstellern viel Freiraum bieSein Nachbar ist der 84-jährige russische tet. Ryszard Ronczewski und Neil BelakJude Alexander, ein ideales Hassobjekt für hdar gelingt es, diese außergewöhnliche Ali und seine arabische Jugendgang. DieFreundschaft eben nicht wie eine polise bringt ihn für eine Mutprobe dazu, bei tische Parabel, sondern wie eine gelebte Alexander einzubrechen. Nachdem die Jugendlichen dessen Wohnung verwüstet ha- Utopie wirken zu lassen, die nie die Bodenhaftung dieser beiden authentisch in ben, wird Ali als einziger vom alten Mann ihren Kulturen geerdeten Figuren verliert. erwischt. Da ihm bei dem drohenden Ärger mit der Polizei die Abschiebung droht, Da verzeiht man gerne die dramaturmuss er irgendwie Alexander dazu bewegischen Ungeschicklichkeiten. Teilweigen, seine Anzeige zurückzuziehen. se mäandert die Geschichte zu sehr zwischen den Milieus umher, und die NebenAlexander hat Schwierigkeiten mit dem figuren wirken unausgegoren. So werden Sozialamt, das ihn in ein Altersheim stedie arabischen Altersgenossen von Ali arg cken will. Ein junger Mann, der ihm bei den alltäglichen Besorgungen helfen wür- klischeehaft dargestellt (müssen sie unbedingt auch noch die blonden, deutschen de (nachdem er erst einmal die mit Hassparolen beschmierten Zimmerwände neu Mädchen anpöbeln?), sein Vater ist zu eindimensional in seiner ständigen Wut, und gestrichen hat), würde ihm aus der Patdie deutschen Behördenmenschen sind sche helfen. So entsteht eine zuerst nur genau so gezeichnet, wie man es erwartet. auf Ablehnung und Misstrauen basierenSo ist dies kein durchgängig gelungener de Zweckgemeinschaft zwischen den beiFilm, aber es blitzten in ihm immer wieden. Der Film erzählt nun davon, wie sie „Kaddisch für einen Freund“ von Leo Khasin

der Momente auf, bei denen Khasin sowohl mit dem Drehbuch wie auch bei der Inszenierung genau trifft, sodass man auf keinen Fall sagen kann, „Kaddisch für einen Freund“ sei besser gemeint als gemacht. Kinostart: 15. März

Verhängnisvolle Affäre „Die Königin und der Leibarzt“ von Nikolaj Arcel Fast jede Monarchie wurde einmal von einem verrückten König regiert. Die Bayern hatten ihren geliebten „Kini“ Ludwig, die Briten George III. und die Dänen Christian VII. Von ihren Regentschaften können natürlich die schönsten Geschichten erzählt werden, an ihren Mythen wird auch heute noch kräftig gestrickt. In der skandinavischen Version ist der König allerdings eher eine Nebenfigur, wie auch schon der Titel des Romans „Der Besuch des Leibarztes“ belegt, den Per Olov Enquist über diese Phase der dänischen Geschichte geschrieben hat. Tatsächlich ist der deutsche Mediziner Johann Friedrich Struensee die faszinierende Person in dieser Geschichte, die 1957 schon einmal unter dem Titel „Herrscher ohne Krone“ mit O.W. Fischer als Struensee und Horst Buchholz in der Rolle des wirren Königs verfilmt wurde. Struensee wurde wegen seiner originellen Behandlungsmethoden zum Vertrauten des Königs, der von den anderen Ärzten mit ih-

KinO Faust

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Wohnen

Essen den dafür eher die Kulisse. Doch Arcel gelingt es, beiden Ebenen gerecht zu werden, indem er immer nah an den handelnden Figuren bleibt. Und da er zudem sehr klar und pointiert erzählen kann, gehen auch solche Details wie die historisch verbürgte „fanmail“ von Voltaire an den König nicht verloren. Ein romantischer Ausritt von Königin und Leibarzt endet etwa in einer brutalen Szene, in der sie auf die blutige Leiche eines Leibeigenen stoßen, der von seinem Herren für eine Bagatelle auf dem Die mussten für ihre Intrigen überhaupt nicht allzu raffiniert vorgehen, denn Stru- „hölzernen Pferd“ zu Tode gepeitscht wurde. Auch wegen solcher geschickt gesetzensee machte es ihnen einfach. Er beten Wendepunkte wurde der Film auf der gann eine Liebesaffäre mit Königin CaBerlinale für das beste Drehbuch prämiert. roline Mathilda, und als dies öffentlich Mikkel Boe Folsgaard bekam einen zweiten bekannt wurde, war sein Ende unausBären für seine Darstellung des Königs. Die weichlich. Er wurde auf das Rad geflochten, gevierteilt und geköpft. Während En- Irren und Seltsamen sind halt die dankquist in seinem Buch diese Tortur fast un- barsten und höchstprämierten Rollen… erträglich realistisch schildert, erspart der Regisseur Nikolaj Arcel dem Zuschauer in Dabei tragen Alicia Vikander und vor „En Kongelig Affaere“ dieses schreckliche allem Mads Mikkelsen den Film. Sie als eine sensible, moderne Aristokratin, die vom Ende und beendet die Hinrichtungs-Seweltgewandten britischen Hof in die düquenz schon nach dem schnellen Schnitt stere dänische Provinz verheiratet wird des Fallbeils. Dies entspricht seinem Erund in Struensee einen Seelenverwandzählstil, der eher klug distanziert als melodramatisch daherkommt. So beginnt der ten erkennt; er als ein liberaler Geist, dessen Idealismus droht, durch Macht und Film mit der todkranken Königin, die einen Brief an ihre vom Hof verbannten Kin- Sex korrumpiert zu werden. Übrigens beder schreibt, die sie nie wieder sehen wird. ginnt der Film in Altona, das damals zum In diesem Brief schildert sie die Vorkomm- dänischen Königreich gehörte. Und am nisse, die dann in einer Abfolge von Rück- Schluss wird die Königin dann ausgerechnet nach Celle in die Verbannung geblenden erzählt werden. Aus ihrer Perspektive steht natürlich die illegitime Lie- schickt. Niedersachsen scheint damals das Sibirien Dänemarks gewesen zu sein. besgeschichte im Mittelpunkt, und die politischen Umwälzungen des Landes bil- Kinostart: 19. April ren ständigen Aderlässen enttäuscht war. Zwischen 1770 und 1772 hatte der Mediziner quasi als Regent das Sagen im Lande und begann eine Reihe von Reformen, die das damals noch nahezu mittelalterlich wirkende Land zu einem Modell der Aufklärung und bürgerlichen Freiheiten werden ließ. Damit schuf Struensee sich natürlich Feinde am Hof und in den konservativen Adelskreisen.

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kulturkalender

KULTUR TERMINE FORUM ................................................... Bremerhaven

Premierendaten 15. März bis 15. Mai 2012

................................................... Bremen 15. 3. 23. 3. 25. 3. 30. 3. 21. 4. 28. 4

(S) Anton Tschechow: Platonow. Neues Schauspielhaus (S) Pedro Calderón de la Barca: Das Leben ist Traum. Theater am Goetheplatz (M/T) Johannes Brahms: Ein deutsches Requiem. St. Petri-Dom (S) Stephan Seidel: Wenn du mir meine Stimme nimmst. Brauhauskeller (S) Ein Projekt von Gintersdorfer/Klaßen. Moks (M) Moritz Eggert: All diese Tage (UA). Theater am Goetheplatz

24. 3. 30. 3. 31. 3. 14. 4. 20. 4. 21. 4. 12. 5.

(S) nach Ilja Trojanow: Eistau (UA). Theater-Fundus (M) Für mich soll’s rote Rosen regnen. Kleines Haus (T) Sergei Vanaev: Carmina Burana. Großes Haus (S) Paul Schurek: De kloke Anna. Kleines Haus (S) Martin Kemner/Alexandra Luise Gesch: Charra – ich bin dann immer noch da (UA). die theo (M) Otto Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor. Großes Haus (S) Anton Tschechow: Die Möwe. Großes Haus

................................................... Oldenburg 15. 3. 21. 4. 8. 5.

(T) Igor Strawinsky: Die Geschichte vom Soldaten. Kleines Haus (S) Marc Becker: Avanti Inflagranti (UA). Exerzierhalle (M) Ulrich Kreppein: Die Versuchung des heiligen Antonius (UA). Großes Haus

(Abkürzungen: M = Musiktheater, S = Schauspiel, T = Tanztheater)

Abkürzungen: P = Premiere WA = Wiederaufnahme z.l.M. = zum letzten Mal w.n.a.a. = wenn nicht anders angegeben Terminschluss: 1. Mai

Bremen Theater Bremen Tel. 04 21 – 36 53 – 3 33

...................................... Theater am Goetheplatz (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) Tanz Bremen Gallim Dance März 16. Das Land des Lächelns März 17.; April 7.; Mai 13. (18 h) Der Rosenkavalier März 18. (15.30 h); April 8. (15.30 h), 20. (18 h) Das Leben ein Traum März 23. (P), 25. (18 h), 29.; April 4., 14., 21., 27., 29. (18 h); Mai 3.

Gastspiel Gayle Tufts März 24. Herzog Blaubarts Burg/Blaubart März 30.; April 1. (15.30 h), 15., 22. (15.30 h) Perpetuum Mobile März 31. Die Zauberflöte April 5., 9. (18 h), 13.; Mai 6. (15.30 h), 11. AltArmArbeitslos April 12. All diese Tage (UA) April 28.; Mai 2., 5., 12. Der Gott des Gemetzels Mai 4.

...................................... St. Petri-Dom Ein deutsches Requiem März 25., 26., 27., 28., 29. (jew. 20 h)

...................................... Neues Schauspielhaus (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Platonow März 15. (P), 25. (18.30 h), 29.; April 14., 18., 21., 29. (18 h) Frühlings Erwachen März 16. Tanz Bremen Dave St. Pierre Company März 17., 18.

Tanz Bremen Compagnie Catherine Diverres März 20. Tanz Bremen Helena Waldmann März 21. (19.30 h) Tanz Bremen Club Guy & Roni März 22. (19.30 h) Tanz Bremen Yossi Berg und Oded Graf März 23. Tanz Bremen Louise Lecavalier März 24. Hauptsache Arbeit! März 27.; April 13., 22. (18.30 h) Torquato Tasso März 28.; April 9. (18.30 h), 12., 26. Leonce und Lena März 30.; April 20., 25. Endspiel März 31.; April 27. Ein Volksfeind April 1. (18.30 h), 19. Blaumeier April 4., 5., 7., 8. (18 h) Die Glasmenagerie April 15. (18.30 h) Glaube Liebe Hoffnung (WA) April 17., 28.

KUlinaRiSChES „ess.klasse“

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Wie Guido Albrecht in der „ess.klasse“ Kochen als gemeinsames Erlebnis inszeniert

EinE klassE für sich D

er Blick ins tägliche TV-Programm beweist es: Kochen ist „in“. Ausgewiesene Könner wie Johann Lafer oder Vincent Klink zeigen in ihren mal mehr, mal weniger turbulenten Sendungen mit Witz und Ideenreichtum auf, dass man in der Küche mehr erleben kann als nur eine Tiefkühlpizza in den Ofen zu schieben oder Tütensuppen anzurühren – vor allem, wenn man in fröhlicher Gesellschaft kocht.

Auf dem Programm stehen dann beispielsweise Kochabende wie „1001 Nacht“, „La dolce vita“ oder „Spaniens Tapas“, wobei Guido Albrecht natürlich auch auf spezielle Wünsche eingeht oder jahreszeitliche Themen und Klassiker der internationalen Küche aufgreift. Doch die Räumlichkeiten in der von zwei knallroten Kücheninseln Ein Konzept, das rundum gelungen ist, zu- dominierten und von Albrechts Geschäftspartner Ronald Schlockermann/Küchenmal es nicht allein für Hobbyköche gestudio „Küchen und Kochen“ in Horn-Lehe dacht ist, die etwas Neues lernen wollen. Denn Guido Albrecht inszeniert die Koch- gestalteten „ess.klasse“ können auch für Guido Albrecht, Spitzenkoch aus LeidenFeiern, Jubiläen oder private Anlässe wie abende und -seminare in der „ess.klasse“ schaft und Überzeugung, setzt genau an als gemeinsame Erlebnisse, um etwa eine beispielsweise eine Hochzeit genutzt werdiesem Punkt an. Der weit gereiste KüAbteilung aus einem Unternehmen abseits den. Darüber hinaus hält Guido Albrecht chenmeister, der auf Kreuzfahrtschiffen auch ein Catering-Angebot bereit. des Arbeitsalltags stärker zusammenzuund in Sterne-Restaurants ein enormes führen und als Gruppe zu etablieren. Wissen über sein Metier erworben hat, verHoch im Kurs stehen auch die regelmäßig sammelt in seiner Kochschule „ess.klasse“ „Teambuilding Events“ heißen diese Firauf Nachfrage ausgerichteten „Basiskurim Bremer Stephaniviertel bis zu 30 Perso- menveranstaltungen, die der frühere Küse Wein“ oder die „Weinreisen durch drei nen um sich, die gleichzeitig arbeiten, eschenchef internationaler Spitzenhotels mit Kontinente“, bei denen sich alles um die sen und sich in jeder Hinsicht wahrhaft viel Geschick und großem Einfühlungsver- wichtigsten Rebsorten dreht, die selbstreköstlich amüsieren können. mögen leitet. Denn er verfügt über eine jah- dend stets von den passenden Speisen berelange Erfahrung im Umgang mit den un- gleitet werden. Und das heißt: Lernen mit Arbeiten ist dabei wörtlich zu nehmen, Auge, Nase und Gaumen – eine „Klasse“, in terschiedlichen Persönlichkeiten und der denn Guido Albrecht kocht nicht vor, son- Dynamik in einer Gruppe. Ein Seminar in die man mit Vergnügen geht! dern bezieht seine Gäste vom ersten Moder 2011 im Breparkhaus am Doventor eress.klasse ment an ins Geschehen ein. Wie schneiöffneten „ess.klasse“ hat schon so manche Doventorstraße 9 de ich eine Schalotte richtig, was muss ich zerstrittene Abteilung wieder zusammenbeim Anbraten beachten, warum ist ein geführt und quasi zwischen Gemüseschnip- 28195 Bremen Telefon 04 21 – 365 100 00 guter Fond die „Seele“ einer Sauce – der ge- peln und Sauceabschmecken ein besseres www.essklasse-bremen.de bürtige Wangerooger erklärt, wie es geht, Verständnis unter den Kollegen bewirkt. gibt Tipps, zeigt Tricks – und zieht sich dann von „Pott un Pann“ zurück, um auf Nachfragen und „für alle Fälle“ bereit zu stehen. „Mir ist es wichtig, dass die Kursteilnehmer Spaß am Kochen haben und die Angst vor angeblich schwierigen Zubereitungsarten verlieren“, sagt er.

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KUltURKalEnDER

...................................... ...................................... Moks Glocke

Glocke Ferienprogramm „Oster-Glocke“ März 27.+28.+29. (9.30 h) Chai v dvoem März 29. (19.30 h) (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Tel. 04 21 – 33 66 99 Swing Dance Orchestra März 30. Struwwelpeter März 16.+19.+22. (10.30 h), (Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Bremer RathsChor April 1. (19.30 h) 17.+18. (16 h) Hans Liberg März 15. Bremen Chamber Orchestra April 7. (19.30 h) Moks Box März 31. (19 h) Glocke Kindertag März 17. (9.30 h/Foyer) 7. Philharmonisches Kammerkonzert Nils Weiße Magie April 27. (P), 29., 30. (10.30 h) Glocke Backstage März 17. (14 h); April 14. Mönkemeyer & Friends. April 11. (14 h) 5. Meisterkonzert Martin Stadtfeld, . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. Philharmonisches Konzert Bremer Klavier. April 13. Brauhauskeller 9. Philharmonisches Konzert Bremer Philharmoniker; Markus Poschner, DiriPhilharmoniker; Christopher Hogwood, (Beginn, w.n.a.a.: 20.30 h) gent + Solisten. März 19., 20. Das ist! März 16.; April 22. (19 h) 5nachSechs Bremer Philharmoniker; Mar- Dirigent, Limburger Domsingknaben + Die Bürgschaft März 17., 18. (19 h); kus Poschner, Dirigent + Solisten. März 21. Solisten. April 15. (11 h), 16. Landesjugendorchester Bremen Stefan April 20., 25. (18.05 h) Mein Kampf März 24.; April 5., 23. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bre- Geiger, Dirigent. April 15. Die Deutsche Kammerphilharmonie BreWenn du mir meine Stimme nimmst men Pekka Kuusisto, Violine; Paavo Järvi, men Martin Grubinger, Perkussion; David März 30. (P); April 1. (19 h), 18., 29. (19 h) Dirigent. März 23. Afkham, Dirigent. April 19. Drei Sekunden April 2., 9. (19 h) Wiener Klassik Konstanze Jarczyk, Harfe; Jazzahead! Tomatito Sextet April 20. Klassische Philharmonie Bonn; Heribert Die Durstigen April 12. (20 h), 13. (10.30 Ralf Schmitz April 21. Beissel, Leitung. März 24. h), 14. (20 h) Glocke Jazznights Chucho Valdés & The musica viva März 25. (15.30 + 19.30 h) Eisberg voraus! April 15. (19 h) Afro-Cuban Messengers April 22. Glocke Spezial The Giacomo Variations April 27. Mathias Riechling Mai 1. musica viva Mai 5. (19.30 h), 6. (15.30 + 19.30 h) Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Maria Joao Pires, Klavier; Trevor Pinnock, Dirigent. Mai 8. Florian Krumpöck Mai 12. 10. Philharmonisches Konzert Xavier de Maistre, Harfe; Bremer Philharmoniker; Michel Plasson, Dirigent. Mai 14., 15.

METEORITEN

EINSCHLAG

...................................... bremer shakespeare company © Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

Außerirdische Steine im Landesmuseum Oldenburg

31. März bis 16. September 2012

Niedersächsische Landesmuseen Oldenburg

Landesmuseum Natur und Mensch Damm 38–44, 26135 Oldenburg, www.NaturundMensch.de Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur

Förderverein Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg

Tel. 04 21 – 50 03 33 (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)

Spielort Concordia Der Kaufmann von Venedig März 16.; April 20. Ende gut, alles gut März 17.; April 21. Ein Sommernachtstraum März 21. (P), 23., 24., 29.; April 9., 14., 27. Autorenlesung Max Goldt März 27., 28. Timon aus Athen März 30. Verlorene Liebesmüh März 31. Gastspiel Alvaro Solar April 5., 7. Mario und der Zauberer April 11., 12. (13 + 19.30 h) Viel Lärm um nichts April 13. Kabale und Liebe für zwei April 16.

kulturkalender

Macbeth April 19. Williams Montag April 23. Gastspiel Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos April 25., 26. Hamlet April 28.

Spielort Kulturzentrum Lagerhaus Shakespeare, Mörder, Pulp & Fiction März 25.; April 22., 29. (jew. 20 h)

Haus des Reichs Szenische Lesung „Im Lager hat man mich zum Verbrecher gemacht“. März 27.; April 17., 18., 24.

Waldorfschule Touler Straße Verlorene Liebesmüh April 15. (15 + 18 h)

...................................... theaterlabor bremen Stauerei im Überseehafen, Cuxhavener Str. 7 Tel. 04 21 - 9 86 89 66, www.theaterlab.de Die berühmtesten Dramen der Welt. Für die Gegenwart bearbeitet und radikal gekürzt von Tom Peuckert (UA). März 23. (P), 24., 27., 29., 30., 31.; April 3., 4., 5. (jew. 19.30 h)

Nana Mouskouri April 11. 3. Bremer Hochzeitsball April 14. Jazzahead! Skoda Clubnight April 21. (23 h) Musical Rocks April 26. Max Raabe April 28. (20 h), 29. (18 h) Peter Kraus Mai 7., 8. Stefan Gwildis Mai 11. Lachen Machen Mai 12. Tommy – Das Musical Mai 26.

...................................... Gerhard-Marcks-Haus Am Wall 208, Tel. 04 21 – 32 72 00 www.marcks.de Di-So 10-18 h Yuji Takeoka Zum Nullpunkt der Bildhauerei. Bis 10. Juni Edzard Hobbing Form und Grazie. Bis 10. Juni Ausstellung im Pavillon Eberhard Szejstecki: Wandobjekte. Bis 22. April

...................................... DKV-Residenz in der ...................................... Contrescarpe Tel. 04 21 – 3 22 90 Moments Weltklassik am Klavier Lieder ohne Worte und Bilder einer Ausstellung Mit Mikhail Mordvinov. März 25., 17 h Children’s Corner: Kinderszenen & Träumerei Mit Mizuka Kano. April 29., 17 h

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Vor dem Steintor 65 Tel: 0421 7926633 www.club-moments.de (Beginn, w.n. a.a.: 20h ) „Jazzheads“ März 23. Stefan Max Wirth Ensemble März 30. Jazzmoments: The Westcoast 4 April 11.

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...................................... THEATRIUM Figurentheater Hans-Böckler-Str. 9 Tel. 04 21 - 32 68 13; Bürozeit Mo. bis Fr. 10 - 13 h Gulliver in Lilliput März 15., 16., 20., 21., 22. (jew. 10 h), 17., 18., 24., 25. (jew. 15 h), 20., 21. (jew. 16 h) Aschenputtel März 31. (15 h), April 1. (15 h) Henriette April 7., 8. (15 h) Hexe Lisbet April 14., 15., 21., 22., 28. (jew. 15 h), 17., 18., 24., 25., 26., 27. (jew. 10 h), 17., 18., 24., 25. (jew. 16 h) Ellis Biest April 29. (15 h) Freunde – Abenteuer in Mullewapp Mai 5., 6., 12., 13. (jew. 15 h), 8., 9., 10., 11., 15. (jew. 10 h), 8., 9., 15. (jew. 16 h)

...................................... Musical Theater Bremen Tel.: 0421 – 3337 590 Tickets: www.musicaltheater-bremen.de (Beginn, w.n.a.a.: 20 Uhr) Elisabeth – Das Musical Bis 25. März (Di.Fr. 19.30 h; Sbd. 15 u. 19 h; So. 14.30 u. 19 h)

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Haferwende 7 28357 Bremen www.schreiber-gruppe.de mo-fr: 09-18h, sa: 10-14h

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kulturkalender

..................................... Kultur Forum (ps) Ein lange verschollenes Werk von Fritz Overbeck ist wieder aufgetaucht. Es handelt sich um das 1906 entstandene Bild „Mondnacht VII“ (Foto), das ein Jahr später nach St. Petersburg verkauft wurde. Dort verlor sich die Spur des Gemäldes. Nun erhielt das Bremer Overbeck-Museum die Nachricht, dass die „Mondnacht“ im Depot des Staatlichen Kunstmuseums im russischen Nischni Nowgorod entdeckt worden ist. Das lückenhafte Werkverzeichnis des Künstlers kann somit an einem Punkt ergänzt werden. 153.000 Besucher haben die Munch-Sonderausstellung in der Kunsthalle Bremen (Foto) gesehen. Damit wurde die selbst gesetzte Zielzahl erreicht.

16 kulturell interessante Projekte in der Region hat die Stiftung Kunst und Kultur der Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) 2011 gefördert. Dafür standen 117.000 Euro bereit. In den 25 Jahren ihres Bestehens hat die Stiftung damit 377 Kulturprojekte mit insgesamt 5,2 Mio. Euro begleitet. „Zum Nullpunkt der Bildhauerei“ führt bis zum 10. Juni eine Ausstellung von Yuji Takeoka im Bremer Gerhard Marcks-Haus. (Foto) Präsentiert werden fünf markante Werkzyklen aus dem bisherigen Schaffen des Künstlers, darunter frühe Terrakottaund Bronzearbeiten, lackierte Holzskulpturen und neueste Werke aus Plexiglas, Kunststein und vergoldetem Edelstahl. Im Ostfriesischen Landesmuseum Emden sind ab dem 18. März in der Sonderausstellung „Marilyn Monroe – Hinter den Kulissen“ u.a. Akt- und Modefotografien aus dem legendären „Last Sitting“ von Bert Stern sowie die vollständige Fotoserie „Drei Tage mit Marilyn“ von Manfred Linus Kreiner zu sehen.

nismus im Norden zählte, sind vom 1. April bis 3. Juni im Vegesacker Overbeck-Museum zu sehen. Der Titel: Farblandschaften. Die Oldenburger Pianistin Elena Nogaeva spielt am 17. April (19 Uhr) „Musikalische Reisebilder“ im Atrium der Kunsthalle Emden. Über 70 Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland nehmen an der 4. Kap-Hoorn-Art am 12./13. Mai teil. Auf 2000 qm Fläche in zwei Lagerhallen präsentieren sie ihre Arbeiten zum Thema „TRAgweite“. (Kap-Hoorn-Straße 9 im Hafengebiet Übersee/Gröpelingen) Das 16. Internationale Musikfestival „Oldenburger Promenade“ findet vom 2. bis 10. Juni statt. Vorgesehene Spielorte: Der Schlosssaal, der Marmorsaal und die Lambertikirche.

Helge Letonja bringt sein neues Ensembletanzstück „The Drift“ nach der Uraufführung in Ludwigshafen auch in der Bremer Schwankhalle auf die Bühne (Termine Seine Strandszenen haben den Berliner siehe Kulturkalender). Dazu gibt’s ein RahMaler Max Kaus in den 1920-er Jahren menprogramm aus Vorträgen, Workshops, bekannt gemacht. Die Bremer Galerie Ohse Kunstaktionen und Diskussionen. zeigt nun vom 24. März bis 31. Mai seine Reisebilder der 50er und 60er Jahre. Titel: Der Theaterfotograf Jörg Landsberg hat zu „Im Norden und im Süden.“ Ehren des Choreographen Urs Dietrich, der das Bremer Theater verlässt, einen FoKlassiker der Opernwelt stehen auf dem toband mit dem Titel „Da war plötzlich…“ Programm der nächsten „Musica viva“zusammengestellt. Das Buch enthält MoKonzerte in der Bremer Glocke. Am 25. mentaufnahmen aus den 27 Tanzwerken, März ist ein konzertanter Querschnitt aus die Dietrich in seinen 18 Jahren mit dem Verdis Frühwerk „I Lombardi alla prima Bremer Ensemble geschaffen hat. crociata“ zu hören (zwei Vorstellungen: 15.30 und 19.30 Uhr). Am 5. Mai (19.30 Uhr) Das Computerspiel „Vom fehlenden Fisch“ und 6. Mai (15.30 und 19.30 Uhr) kommt es der Kunsthalle Bremen ist für den Deutzum „Festival der Opernchöre“. schen Computerspielpreis 2012 nominiert worden. Das Abenteuerspiel führt Kinder „mundart“ im Alten Fundamt Bremen in die „geheimnisvolle Welt der Gemälde.“ zeigt vom 31. März bis 6. Mai Gemälde der Künstlerin Marion Heuer unter dem Titel In einer Abstimmung unter 35 japanischen „sichtbar“. Die Kunsthistorikerin Britta Musikjournalisten wurde die Deutsche Petersen eröffnet die Ausstellung am 30. Kammerphilharmonie Bremen noch vor März um 18 Uhr. den Berliner Philharmonikern zum besten deutschen Orchester des vergangenen Bilder von Willi Oltmanns, der zu den he- Jahres gewählt. rausragenden Malern der Nachexpressio-

kulturkalender

Yuris-Night 2012 Raumfahrtenthusiasten feiern an diesem Tag weltweit. Party mit Infos und Ausstellungen. April 12. (19 h) Jazzmoments: Session Moderation: Klaus Fey; Rhythm Section: Maxi Suhr (dr), Moritz Zopf (bass), Jan Olaf Rodt (git), Olice Poppe (Piano). April 20. (21 h) Jazzahead! clubnight April 21. (19 h). Karsten Jahnke Konzertdirektion GmbH mit einem Jazznights Special. Ab ca. 24 h offene Jam-Session Mark Scheibe Weserlust-Revue: Boogie Woogie, Chanson, Expressionismus. April 23. Radio Bremen/Nordwestradio präsentiert Vijay Iyer Trio April 26. Jazzmoments: Konzert der MIB Mai 9.

...................................... swb-Kundencenter Sögestraße/Am Wall Tel. 04 21 - 83 11 41 (LeseArt) Tel. 04 21 - 4 49 08 (energiejazz) Tel. 04 21 - 34 31 70 (bremer hörkino) LeseArt (19 h): März 15.: Prof. Dr. Thomas Rommel liest aus „Das Tagebuch des Samuel Pepys“ April 19.: Dr. Hanno Rauterberg liest aus „Und das ist Kunst?!“ hörkino (20 h): April 4.: „Familienbande“ von Detlef Michelers

Mai 2.: „Erste Garnitur Blau“ von Regina Leßner energiejazz (20.15 h / Lemon Lounge, Am Wall 164) März 22.: Oliver Kuiper und Elke Glatzke. Blues & Beyond April 5.: Julia y Rodrigo. Latin-Jazz-Weltmusik-Fusion aus der Hauptstadt April 19.: Atmospheres. Himmlisch moderne und individuelle Musik-Konzeptionen Mai 3.: Reimhaus. Norddeutscher Folk-Blues

...................................... Schwankhalle


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Mischa-Sarim Verollet „Das Leben ist keine Waldorfschule“.
Lesung Mai 1. (18 h) Baila España Tanzgastspiele im Rahmen von „dancing roads compact“. 3. bis 5. Mai
 Wolfgang Müller Ein Abend über Valeska Gert.
Mai 11. Oliver Uschmann „Überleben auf Festivals“.
Lesung. Mai 14.


...................................... Kulturkirche St. Stephani

www.kulturkirche-bremen.de Reformation und Musik Kulturgottesdienst zum Luther-Jahr. April 15. (18 h) Buntentorsteinweg 112 Ausstellung Kunst trotzt Demenz 18. April www.schwankhalle.de
 bis 30. Mai (11-18 h, außer Mo.); Vernissage Tel. 0421 – 700 141 18. April (19 h) (Beginn, w.n.a.a.: 20 Uhr) Danziger Kirchenmusik Psalmen – MotetReinhold Beckmann & Band März 30.
 ten – Konzerte. Ensemble Weser-RenaisThe Drift Neue Ensembletanzproduktisance. April 19. (20 h) on von Helge Letonja.
April 12., 13., 14., 15., Jazzahead! Clubnight Blues Company Aku21., 22.
 stisch April 21. (19+21+23 h) Christiane Rösinger & Band „Liebe wird Gevatter Tod – Ein Figurenspiel Mai 3. oft überbewertet“.
Konzert, Multimedia(19.30 h) show & Lesung April 24. Mo’ Blow (Berlin) & GOMO Park (Stuttgart).
Doppelkonzert im Rahmen der Jazza- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . head! Clubnight. April 21. (20.30 h) Café K Theater-Gastspiel des Monats Nackt unter Rotes Kreuz Krankenhaus Kokosnüssen von Stéphane Bittoun. April Tel. 04 21 - 55 99-0, Tägl. 7.15-19.30 h 25., 27., 28. Raum. Ergreifend Bilder von Helmut Jasmin Ramadan „Das Schwein unter den Helmes, Skulturen von Dietrich Heller. Fischen“.
Lesung. April 30. (18 h) Bis 8. Juli

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Céline Rudolph & Marie Séférian April 21. Worpswede Schné Ensemble April 27. Songs and Whispers Mai 2. ...................................... Bremen-Überseestadt, Kap-Horn-Straße 9 Lutz von Rosenberg Lipinsky Mai 4. www.atelier-kaphoorn.com Das Blaue Haus Dave Goodman Mai 5. Kunst in der Halle „Die Vierte“ „TRAgKunstverein e.V. Worpswede Lyambiko Mai 11. weite“ mit über 70 Künstlern aus dem In- Podium Gitarre Mai 13. (Beginn 11 Uhr) Findorffstr. 9 und Ausland. 12. Mai (15-22 h), 13. Mai Fr. 10-18 h, Sa. + So. 9-18 h Kulturbahnhof (11-18 h) Retrospektive Uwe Hässler Bilder + ZeichRichard Rogler März 22. nungen aus den Jahren 1970-2010. Bis 20. Mai . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Shakespeare Company April 13. Shakespeare Company April 14. Overbeck-Museum Verden Frau Jahnke April 28. Tel. 04 21 – 66 36 65 Horst Schroth Mai 12. Tägl. 11-18 h außer Mo ...................................... „Farblandschaften“ 1. April bis 3. Juni

...................................... Kap-Hoorn-Art 2012

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . CasarettoArt Brückstr. 4-6, Tel. 0 42 31 – 21 44 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kunstschaufenster
HAVEN www.casaretto-art.de Kulturbüro Bremen Nord HÖÖVT Vegesack
 Armin Müller-Stahl „Menschenbilder“. 9. Tel. 0421 – 65 48 48 www.kulturbuero-bremen-nord.de (Beginn, w.n.a.a.: 20 h)

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Tel. 04 21 – 65 14 38 Wind, Wasser und Mee(h)r
Arbeiten von Bärbel Kock mit regelmäßig
wechselnden Künstlern. 9.30 – 20 h

Show Of Hands März 15. Jean Claude Séférian März 16. Stephan Bauer März 17. Frank Grischek März. 23. Podium Gitarre März 25. (Beginn 11 Uhr) Songs and Whispers April 4. Andreas Krämer April 5. Hans Scheibner April 13. Klaus Ignatzek April 14. Die Dreigroschenoper April 20.

Oldenburg

...................................... Lilienthal Oldenburgisches Staatstheater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tel. 04 41 – 22 25 111 (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) Kunstschau Trupe 6 www.kunststiftung-lilienthal.de Tägl. 11-18 h außer Mo. Die Findorffbrüder 18. März bis 30. September

ALL

DIESE

März bis 7. April

Hamlet März 15., 22.; April 13., 27.; Mai 5. Kátja Kabanová März 16., 21., 28.; April 12., 28.; Mai 11. Die Zauberflöte März 17.; April 17., 21.; Mai 6., 13.

TAGE

Uraufführung Zeitoper von Moritz Eggert Musikalische Leitung: Florian Ziemen Regie: Michael Talke Premiere 28.04.2012 Theater am Goetheplatz

www.theaterbremen.de

kulturkalender

3. Familienkonzert März 18. (11.15 h) Faust (Margarethe) März 18. (WA), 23., 27.; April 11., 22. Song of my Life März 20.; April 15.; Mai 3. Anna Karenina März 25. (z.l.M.) 6. Sinfoniekonzert April 15. (11.15 h), 16. Aida April 20. I Capuleti e i Montecchi (konzertant) April 29. Die Versuchung des heiligen Antonius (UA) Mai 8. (P), 12.

Exerzierhalle

Kleines Haus

Spielraum

(Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Die Geschichte vom Soldaten März 15. (P), 17.; April 18.; Mai 13. Niederdeutsches Schauspiel Betahlt warrt nich! März 18., 22., 28. Biedermann und die Brandstifter März 23., 25. (z.l.M.) Aus der Mitte der Gesellschaft März 24.; April 14., 17., 28.; Mai 9. Polar Bears März 27.; April 11., 13., 15., 22., 26.; Mai 5. 4. Kammerkonzert Mai 6. (11.15 h) Niederdeutsches Schauspiel Charleys Tante Mai 12. (P) Konzert Große Pianisten im Kleinen Haus: Andreas Staier. Mai 13. (11.15 h)

(Beginn, w.n.a.a.: 20 h) Extra-Nacht März 16. (22.30 h) Full Body März 17., 20. Go West Der (kommende) Aufstand März 21., 22.; April 13., 14. Niederdeutsches Schauspiel Die Wanze März 23. (22 h) Die Allbeschenkten – Die Tür März 24., 25.+26. (jew. 18 h) Avanti inflagranti (UA) April 20. (P/19.30 h)

Erwin und Frosch (WA) März 18. (11.30 h), 20.+21.+22. (jew. 10 h) Ein Schaf fürs Leben April 13.+16. (10.30 h), 15.+22. (11.30 h), 20. (10 h)

Offizierscasino Fliegerhorst Der Kirschgarten Mai 4., 10., 11. (jew. 19.30 h)

...................................... Oldenburger Kunstverein Tel. 04 41 – 27 109 www.kunstverein-oldenburg.de Björn Dahlem „Silencio“. 30. März bis 20. Mai

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...................................... Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg, Schloss Tel. 04 41 – 2 20 73 00 www.landesmuseum-oldenburg.niedersachsen.de Di-So 10-18 h Jugendstil im Taschenformat Ausgewählte Miniaturen aus der Sammlung Giorgio Silzer. Bis 29. Mai. Marmorsaal im Schloss Zwanzig Jahre: Das Gefäß und sein Bild Keramische Arbeiten von Martin McWilliam.
25. März bis 3. Juni.
Dachgeschoss des Schlosses

...................................... Landesmuseum Natur und Mensch Tel. 04 41 – 92 44-300 www.naturundmensch.de Di-Fr 9-17 h, Sa + So 10-18 h Sonderausstellung Meteoriteneinschlag Außerirdische Steine im Landesmuseum. Ab 31. März

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kulturkalender

........................................................ Horst-Janssen-Museum Tel. 04 41 – 2 35 28 91 www.horst-janssen-museum.de Di-So 10-18 h Markus Lüpertz „Sagenhaft“. Zeichnungen & Skulpturen. Bis 3. Juni

........................................................ Stadtmuseum Oldenburg Tel. 04 41 – 2 35 28 81 www.stadtmuseum-oldenburg.de Di-So 10-18 h Heiner Meyer „Private Eyes“. Bis 9. April

Rolando Villazón beim 23. Musikfest Bremen (ps) Rolando Villazón – ein Name, der nicht nur Musikfreunde elektrisiert, sondern auch Lesern der Klatschpresse ein Begriff ist. Galt doch der stimmgewaltige Tenor gemeinsam mit Anna Netrebko als das „Traumpaar der Oper“, was auch zu einer Fülle mehr oder weniger erfundener Nachrichten führte. Schließlich lieferten die gemeinsamen Auftritte – etwa bei den Salzburger Festspielen – immer neuen Stoff für allerlei Spekulationen. Mitterweile hat sich der Hype etwas gelegt. Gleichwohl dürfte die – offiziell bestätigte – Nachricht, dass der 40-jährige zu den Gästen beim 23. Musikfest Bremen vom 1. bis 22. September 2012 zählt, für gebührendes Aufsehen sorgen. Villazón gehört damit zu den erklärten Weltstars des Festivals, das zudem durch renommierte Interpreten wie Diana Damrau und François Leleux bereichert wird. Unklar war bei Redaktionsschluss noch der geplante Auftritt der Sopranistin Christine Schäfer. Zu den weiteren Höhepunkten des Musikfestes zählen neben dem traditionellen Eröffnungsabend in der Bremer Innenstadt das Arp-Schnitger-Festival sowie aller Voraussicht nach eine konzertante Aufführung von Mozarts „Le nozze di Figaro“ mit Le Cercle de l’Harmonie und Jérémie Rhorer. Angekündigt werden zudem die deutsche Erstaufführung von Pascal Dusapins szenischem NietzscheLiederzyklus „O Mensch!“ mit Georg Nigl sowie Konzerte der Ensembles wie Les Talens Lyriques und Les Musiciens du Louvre-Grenoble.

........................................................ Edith-Russ-Haus für Medienkunst Tel. 04 41 – 2 35 32 08 www.edith-russ-haus.de Di-Fr 14-18 h, Sa + So 11-18 h Das Digitale Unheimliche/The Digital Uncanny. Bis 20. Mai

Bad Zwischenahn ........................................................ Galerie Moderne Am Delft 37, Tel. 0 44 03 – 54 29 www.galeriemoderne.de Verborgene Schätze 20 Künstler zeigen Bilder, Grafiken und Plastiken. Bis 14. April Andreas Decke Bilder. Leonard Wübbena Eisenplastiken. 20. April bis Mitte Juni

Schwarme ........................................................ Kulturzentrum Robberts Huus EULE e.V. Hoyaer Str. 2 0 42 58 – 98 35 74 www.robberts-huus.de Die vier Jahreszeiten Vivaldi trifft E.T.A. Hoffmann, Tucholsky, Heine u.a. Trio LiMUSiN. April 14. (19 h) Heinrich Heine Stationen eines Lebens. Lesung mit Juraj Sivulka, Gitarrenduo BalDür. Mai 5. (19 h)

Rastede ........................................................ Palais Rastede Tel. 0 44 02 – 8 15 52 www.palais-rastede.de Mi-Fr + So 11-17 Uhr u.n.V. Manuela Karin Knaut „Wie lange dauert Glück“. Malerei, Collagen, Objekte und Rauminstallationen. Bis 22. April

kulturkalender

Gennady Karabinskiy „Spaziergänge in Einsamkeit“. Malerei und Grafik. 13. Mai bis 8. Juli

Emden ...................................... Kunsthalle Emden Tel. 0 49 21 – 97 50 0 www.kunsthalle-emden.de Di-Fr 10-17 h (jeder 1. Di 10-21 h). Sa, So, Feiertage 11-17 h Karl Hofer „Von Lebensspuk und stiller Schönheit“. Bis 17. Juni

...................................... Ostfriesisches Landesmuseum Emden Tel. 0 49 21 – 87 20 58 www.landesmuseum-emden.de Di-So 10-18h Karfreitag, Ostersonntag u. Ostermontag geöffnet Sonderausstellung: Marilyn Monroe – Hinter den Kulissen 18. März bis 24. Juni Durchgehend: Sammlungsausstellung und Emder Rüstkammer

Wilhelmshaven ...................................... Kunsthalle Wilhelmshaven Tel. 0 44 21 – 4 14 48 www.kunsthalle-wilhelmshaven.de Di 14-20 h, Mi-So 11-17 h. Karfreitag und über Ostern geöffnet. Zwischen Kaiseranspruch und Secession Paul Baum, Walter Leistikow, Otto Modersohn, Johann-Georg Siehl-Freystett. Bis 9. April SCHAUfenster der Region seit 12. Februar: Natascha Kaßner 22. April bis 10. Juni (Hauptausstellung)

Dangast ...................................... Franz Radziwill Haus Sielstr. 3, Tel. 0 44 51 – 27 77 www.radziwill.de

Do-Sa 15-18 h, So u. Feiertage 11-18 h „Entdeckungen“ Unbekannte Werke zum 25-jährigen Bestehen des Künstlerhauses. Ab 25. März

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...................................... Kirchenkreis Bremerhaven

Christuskirche Bremerhaven, Schillerstraße 1, Tel. 04 71 – 20 02 90 Passionskantate „Der sterbende Heiland“ von Johann Wilhelm Hertel im RahBremerhaven men eines Passionsgottesdienstes. Bremerhavener Kammerchor, Bremerhavener . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kammerorchester + Solisten; Leitung: Eva Stadttheater Bremerhaven Schad. April 6. (17 h) Tel. 0471 – 49 00 1 Tage alter Musik, 3. Konzert: Musik für vier Trompeten, Pauken und Orgel Trompetenensemble Jürgen Hartmann. April Großes Haus 22. (18 h). Eintritt: Euro 7,– (6,–) (Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h) Im weißen Rössl März 15., 17., 30.; April 8. Tage alter Musik, 4. Konzert: Cembalomusik aus sieben Ländern Europas Werke (15 h), 28. (15 h); Mai 4. 6. Sinfoniekonzert März. 19. (20 h), 20., 21. von Sweelinck, Dowland, Frescobaldi, Lady Macbeth von Mzensk März. 24.; April Rameau, Bach u.a. Cembalo: Eva Schad. Mai 13. (20 h). Eintritt: Euro 5,– 13., 26.; Mai 13. Carmina Burana März. 31. (P); April 14., 15. (15 h), 22., 25.; Mai 3., 5. (15 h) La traviata April 4., 9. Verbrennungen April 5., 20. Die lustigen Weiber von Windsor April 21. (P); Mai 2. (15 h), 6. (15 h) 7. Sinfoniekonzert Mai 14. (20 h), 15.

Kleines Haus 100 Watt und ein bisschen Meer März. 15., 29.; April 15., 18., 26. Die 39 Stufen März. 16., 31.; April 4., 21., 27. Der goldene Drache März 18. Für mich soll’s rote Rosen regnen März 30. (P), April 9.

Pferdestall Feiert! Facebooked! Folgt! (UA) März. 20., 21. (10 h), 23.; April 24., 25., 26. (10 h)

Andere Spielorte Eistau (UA) März. 24. (P), 26.; April 10., 11., 28., 29. (16 h) Charra – Ich bin dann immer noch da April 20. (P/20 h), 26. (20 h), 27. (20 h)

...................................... Kunsthalle Bremerhaven Tel. 0471 – 4 68 38 www.kunstverein-bremerhaven.de Di-Fr 11-18 h, Sa+So 11-17 h Beat Zoderer „Sæulen nach Athen“. 13. Mai bis 24. Juni

FOYER-tiPP für Konzert-Freunde Man kennt ihn aus dem Fernsehen, er inszeniert mit Jugendlichen aus dem Bremer Problem-Stadtteil Tenever die „Melodie des Lebens“. Nun ist der Pianist und Entertainer Mark Scheibe mit seinem Programm „Weserlust“ zu erleben, einer Mischung aus „Konzert, Orgie und Andacht“ mit Orchester und Gästen. Am 23. April (20 Uhr) im Bremer Club „Moments“.

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Herausgeberin Marie-Clothilde Kronenberg (v.i.S.d.P.) 1 Redaktionsleitung Peter Schulz 2 Kfm. Leitung Sonja Chrobok 14 Anzeigenverkauf Martina Ch. Radeke 23, Inge Sasse 25

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Autoren dieser Ausgabe Berit Böhme 22, Dr. Stephan Cartier 16, Christian Emigholz 3, Sven Garbade 17, Michael Pitz-Grewenig 11, Karin Hiller 4, Wilfried Hippen 5, Till Knipper 19 Dr. Sabine Komm 6, Christine Krause 7, Dr. Ulrich Matyl 8, Simon Neubauer 15, Carsten Preisler 10, Dr. Meike Rotermund 18, Ute Schalz-Laurenze 9, Peter Schulz 2, Markus Wilks 24, Inge Zenker-Baltes 12

Bremen-Loriot Nachdem Präsident Wulff zurückgetreten ist und definitiv feststeht, dass Werder in dieser Saison keinen Titel holt, können wir in Bremen wieder zu den wichtigen Themen zurückkehren. Nämlich zur Frage einer wirklich angemessenen Huldigung für Herrn von Bülow. Schließlich haben sich bislang alle Vorschläge als minderwertig erwiesen. Parkplatz, Vorstadt-Denkmal, Kneipen-Deko – nicht mehr als klägliche Versuche, den großen Humoristen zu ehren. Höchste Zeit also für den richtig großen Wurf. Nicht ein Platz, nicht eine Straße – nein, für Loriot sollte es schon ein Stadtteil sein, nämlich: Bremen-Nord! Eine Region mit dem Charme des Mauerblümchens, weil „man“ da weder wohnt noch einkaufen geht. Und wenn tatsächlich mal ein Sack Reis umfällt, ist das dem Lokalteil der hiesigen Gazette höchstens eine Kurzmeldung wert. Würde dagegen der beliebteste Künstler der Deutschen statt der simplen Himmelsrichtung im Namen stehen, ergäben sich ungeahnte Möglichkeiten. Bremen-Loriot – ja, das klingt, das hat Stil, das würde Aufsehen machen und den Tourismus beflügeln! Man stelle sich nur die Schilder an den Autobahn-Abfahrten vor! Natürlich müssten dafür einige Lokalitäten nach den Protagonisten der Loriot’schen Geschichten benannt werden. Der Sedanplatz heißt künftig Evelyn-Hamann-Quartier, das Haven Höövt (versteht ohnehin kein Mensch) erhält die Bezeichnung Müller-Lüdenscheid-Mall. Und der Vegesacker Junge könnte endlich in Rente gehen, weil Wum und Wendelin seine Rolle als Maskottchen übernehmen. Allerdings müssen sich die Leute jenseits der Lesum jetzt ziemlich sputen, sonst schnappt ihnen ein Aspirant weiter nördlich den Loriot glatt weg: Bremerhaven. Peter Schulz

imPrEssum

Verlag, Vertrieb, Redaktion und Anzeigenverwaltung Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen, Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17 E-mail [email protected] www.rolandverlag.de

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Basislayout Haase & Knels, Bremen Druck ASCO STURM DRUCK Bremen

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Vertriebsstruktur Theater- und Vorverkaufsstellen Bremen, Bremerhaven und Oldenburg, Theater, Museen, Konzerthäuser und -büros, Ticket-Service-Center, Hotels, Abonnementvertrieb, Fach-Zeitschriftenhandel Bremen, Bremerhaven und Oldenburg

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Gestaltung und Satz Birgit Holtkötter 20, Carl designbüroholtkötter Telefon 025 32 - 200 709 www.bueroholtkoetter.de

Bezugspreis Einzelpreis 3,10 Euro Jahresabonnement 15,00 Euro Auflage 10.000 Exemplare Erscheinungsweise zweimonatlich Nächste Ausgabe 15. Mai 2012 Redaktionsschluss 15. April 2012 ISSN-Nr. 1618-0852 Titelmotiv Bernhard Hoetger, Loïe Fuller, um 1901, Kunstsammlungen Böttcherstraße Bremen Foto: freiraumfotografie, Bremen © VG Bild-Kunst, Bonn 2012 Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. Bei Veröffentlichung wird nur presserechtlich Verantwortung übernommen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos keine Gewähr. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die des Herausgebers wieder.

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